Die Geologie von Deutschland – ein...

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  • 32Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland Relief, Boden und Wasser

    Die Geologie von Deutschland ein FlickenteppichKristine Asch, Lothar Lahner und Arnold Zitzmann

    Die geologische Geschichte vonDeutschland ist komplex, interessantund genau so vielfltig wie das Muster,das uns die Karte zeigt. Wenn mandiese geologische Karte von Deutsch-land betrachtet, erblickt man eine er-staunliche Vielfalt von bunt gefrbtenFlchen und Strukturen, die sich auchin der Tiefe fortsetzen (Querschnitt ).Dieses Muster ist das Resultat von vie-len, seit Hunderten von Jahrmillionenandauernden Prozessen, die unseren ge-ologischen Untergrund geprgt haben: Sedimentation, Gebirgsbildung, Auf-dringen von Magma und Vulkanaus-brche, Metamorphose, Abtragungund Vergletscherung.

    In der Geologie werden Gesteine undGesteinsgruppen in der Reihenfolge ih-res Alters beschrieben, beginnend mitdem ltesten. Dieser zeitlichen Rei-henfolge folgt auch die nachstehendeBeschreibung. In den Legenden geologi-scher Karten werden jedoch ganz obendie jngsten Schichten und die ltestenganz unten aufgefhrt, so wie siezumeist in der Natur vorkommen.

    Im Verlauf der geologischen Ge-schichte wurde das Gebiet des heutigenDeutschlands immer wieder von Mee-ren berflutet und von Gebirgsbildun-gen beeinflusst. Die dabei entstandenenGesteine lassen diese vielschichtigeEntwicklung erkennen, die im Folgen-den kurz beschrieben wird (vgl. undGeologische Zeittafel, S. 154/155).

    Gesteine Zeugen der Erdge-schichteDie ltesten Gesteine Deutschlandsentstanden im Prkambrium (vor mehrals 540 Mio. Jahren). Man findet sie inden Kristallingebieten, die sowohl aus metamorph umgewandelten Sedi-mentgesteinen als auch aus graniti-schen Tiefengesteinen bestehen. Dazu

    zhlen der Bayerische und der Oberpfl-zer Wald, das Erzgebirge und das Lausit-zer Bergland, das schsische Granulitge-birge, die Mnchberger Gneismasse, derSchwarzwald sowie Teile des Odenwaldsund Spessarts. Diese Gesteinskomplexehaben seit ihrer Entstehung starke Ver-nderungen durch Druck, Temperaturund wechselnden Chemismus erfah-ren und bilden heute jene metamor-phen Gesteine, nach denen sie zum Teilsogar benannt sind (Granulitgebirge,Gneismasse).

    Verborgen unter den mchtigen Sedi-mentmassen des Norddeutschen Tief-landes sind zudem durch BohrungenGesteine zu Tage gefrdert worden, diezu den Auslufern der Kaledonidengehren, die vor etwa 500 bis 370 Mio.Jahren entstanden sind und sich vonSchottland und Norwegen bis nachNorddeutschland ausdehnen.

    Vom Kambrium bis ins Silur (vor540 bis 410 Mio. Jahren) berflutetenflache Meere den deutschen Raum, wo-von heute Tonschiefer und Sandsteinein Sachsen und Nordostbayern zeugen.

    Im Devon (vor 410 bis 355 Mio. Jah-ren) vertieften sich diese Meere zu gro-en Becken, in denen sich mchtige Se-dimente anhuften, die heute im Rhei-nischen Schiefergebirge und im Harzsowie im Thringisch-Frnkisch-Schsi-schen Schiefergebirge als Tonschiefer,Sandsteine und Kalksteine zu findensind.

    Im Unterkarbon (vor 355 bis 320Mio. Jahren) verstrkte sich die Bildungvon Meeresbecken, die sich mit sandig-tonigen und kalkigen Sedimenten fll-ten. Zugleich wurden die seit dem Kam-brium entstandenen Sedimentgesteineallmhlich aufgefaltet. Dadurch ent-stand der variszische Gebirgsgrtel, inden teilweise auch die Kristallingebieteeinbezogen wurden. Diese Varisziden

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    ziehen sich von Deutschland berFrankreich und Sdengland bis nachSpanien und verlaufen (geologisch: strei-chen) in der Regel von Sdwesten nachNordosten, wie z.B. im RheinischenSchiefergebirge.

    Im Oberkarbon (vor 320 bis 295 Mio.Jahren) war das Klima sehr warm. Gro-e Teile Deutschlands waren von Ur-wald und Smpfen bedeckt. Abgestor-bene Bume und anderes organischesMaterial sammelte sich in Senken undverwandelte sich im Laufe der Jahrmil-lionen durch die Auflast von berla-gernden Sedimentpaketen zu Stein-kohle, wie wir sie aus dem Ruhrgebietkennen.

    Die darauf folgende Zeit des Permwar durch ein warmes, trockenes Ws-tenklima geprgt. Die rtlichen Ws-tensandablagerungen des unterpermi-schen Rotliegend (vor 295 bis 260 Mio.Jahren), die oft wie z.B. im Saar-Nahe-Gebiet mit Vulkangesteinenvergesellschaftet sind, zeugen davon. Inder anschlieenden Zechstein-Zeit (vor260 bis 250 Mio. Jahren) stieen vonNorden her wiederholt flache Meerevor, die allmhlich verdunsteten undKalkstein, Dolomit und Salz hinterlie-en, z.B. die Stein- und Kalisalze, dienoch heute in Norddeutschland und imRaum Hessen-Thringen abgebaut wer-den ( Beitrag Ellenberg, S. 56).

    Auch in der Trias bestand Deutsch-land hauptschlich aus Festland, vor al-lem whrend der Epochen des Bunt-sandsteins (vor 250 bis 240 Mio. Jah-ren) und Keupers (vor 230 bis 203 Mio.Jahren), als in Flssen und Seen Sand-und Tonsteine entstanden. Nur in derZeit dazwischen berflutete das Meerunser Gebiet und hinterlie die Kalk-und Tonsteine des Muschelkalks.

    Im Jura (vor 203 bis 135 Mio. Jah-ren) war hier wieder grtenteils

    Ammonit (Xylophonerites) aus dem mittleren Jura

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  • 34Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland Relief, Boden und Wasser

    Wie entsteht eine geologische Karte?

    Die geologische Aufnahme eines Gebie-tes erfolgt in der Regel auf der Basis amt-licher topographischer Kartenbltter derLnder im Mastab 1:25.000. Die berre-gionale Geologie wird in den Mastben1:200.000 und kleiner dargestellt.Grundlage der geologischen Erfassungist die Begehung des Gelndes. Der Geo-loge bzw. die Geologin fhrt an Stellen,an denen Gesteine zu Tage treten (Auf-schlsse), eine erste Bestimmung mitHammer und Lupe durch, er/sie misst dieLagerung (das Streichen und Einfallen)der Schichten mit einem speziellen Geo-logenkompass, nimmt Proben und trgtdie Grenzen der Verbreitung der geologi-schen Einheiten in die topographischeKarte ein.

    Weitere wesentliche Arbeitsschritte fin-den dann in den Laboratorien unter Ein-beziehung verschiedener Spezialdiszipli-nen statt. Fossilien ( Foto), die einenHinweis auf das Alter der Schichten ge-ben knnen, werden palontologisch be-stimmt, Gesteinsproben werden minera-logisch auf ihre Zusammensetzung un-tersucht und nach bestimmten Typenklassifiziert, und ihr Stoffbestand wirdgeochemisch ermittelt. Gegebenenfallserfolgt auch eine Altersbestimmung mitIsotopenmethoden (K/Ar, C14 usw.).

    Sobald diese Bausteine ermittelt sind,werden sie unter Einbeziehung weitererDaten z.B. aus Bohrungen, geophysikali-schen Messungen oder mineralogischenBefunden zu einem einheitlichen Ganzenzusammengefgt. Die fertige geologi-sche Karte zeigt dann die Verbreitungder Gesteine an der Oberflche, wobeidie einzelnen Einheiten nach Alter, Stoff-bestand und Entstehung in der Legendemit Farben, Symbolen und einer Kurzbe-schreibung dargestellt werden. Mit Hilfe

    von Schnitten und Tiefenprofilen wirdeine rumliche Vorstellung ber den Un-tergrund und den Bau der Schichten ver-mittelt.

    Nutzen der Geologie und der geolo-gischen Karte

    Geologische Karten haben seit jehergrundstzliches Wissen zur Verteilungnatrlicher Ressourcen wie z.B. von Erz,l, Wasser oder Kohle enthalten. Sieknnen, richtig gelesen und interpretiertsowie durch geophysikalische und geo-technische Methoden untersttzt, vornatrlichen Gefahren wie z.B. Hangrut-schungen oder Erdbeben warnen. Sieenthalten aber auch wichtige Informatio-nen ber die bestmglichen Standortezur Einrichtung von Wasserschutzgebie-ten, fr Straen, Deponien und Bau-grund. Geologische Karten sind dieGrundlage fr Umwelt- und Regionalpla-nungen. Fr Experten stellen sie nichtnur die Oberflchenverteilung von Ge-steinen dar, sondern geben auch Hinwei-se zur Verteilung der Gesteine in der Tie-fe und erlauben eine dreidimensionaleVorstellung.

    Zunehmend werden geowissenschaftli-che Daten in computergesttzten Infor-mationssystemen (GIS) vorgehalten, sodass die geologische Karte nur mehreine von verschiedenen Abfragemglich-keiten darstellt. Die geologischen Datenknnen mit den Daten anderer Fachge-biete (z.B. Bodenkunde, Hydrologie, Na-turschutz) relativ einfach verglichen undkombiniert werden. So knnen bei aku-ten Fragestellungen, wie z.B. bei ber-schwemmungen, Erdbeben oder auchbei Standortfindungsprozessen, Sofort-manahmen ergriffen bzw. die Entschei-dungsfindung schnell und effektiv unter-sttzt werden.

    Meeresgebiet. In diesem Zeitraum wur-den mchtige Schichten aus Kalk-,Sand- und Tonsteinen abgelagert, diezusammen mit denen der Trias dieSchichtstufen und Schichtrippen inSddeutschland und im Weser- und Lei-nebergland prgen ( Beitrag Beyer/Schmidt, S. 84).

    Die berflutungen hieltenwenigstens im Norden bis in die Kreide(vor 135 bis 65 Mio. Jahren) an. Nebender Schreibkreide, wie sie von Rgenbekannt ist, entstanden Kalk- undTonsteine und in damaliger KstennheSandsteine, die z.B. im TeutoburgerWald und Eggegebirge, im Deister und

    am Harzrand sowie im Elbsandsteinge-birge und bei Zittau oft zu bizarr ge-formten Felsgebilden ausgewaschenwurden.

    In der Kreide begann im Sden Euro-pas die Entstehung der Alpen, die bisheute andauert. Die Alpen sind als geo-logisch junges Gebirge vergleichsweisehoch und noch nicht so weit durch Erosion abgetragen worden wie die l-teren Gebirgszge der Varisziden, dieuns heute nur als Mittelgebirge bekanntsind. Die Alpen sind ein typisches Fal-tengebirge, unter anderem charakteri-siert durch die Bildung ausgedehnterGesteinskrper, die aus ihrem Verbandgerissen, verschoben und zu Deckenbereinander gestapelt wurden.

    Im mittleren und sdlichen Deutsch-land waren im Tertir (vor ca. 65 bis1,75 Mio. Jahren) zahlreiche Vulkaneaktiv. Die Vulkanite von z.B. Vogels-berg, Knll, Rhn, Habichtswald undMeiner in Hessen, in der Lausitz undin Nordbayern, im Westerwald und demrheinischen Siebengebirge, vom Kaiser-stuhl im Breisgau und dem Hohentwielin Schwaben (vgl. historische Abb.S. 61) zeugen davon, und nicht zuletztdie Kraterseen der Eifelmaare, derenEntstehung bis tief ins Quartr reicht.Im Tertir bildete sich die Braunkohleder Niederrheinischen, Mitteldeut-schen, Lausitzer und Helmstedter Re-viere.

    Auch die Absenkung des Rheingrabensund seine allmhliche Fllung mit Sedi-menten geschah im Tertir, whrend imAlpenvorland die Schuttmassen aus denaufsteigenden Alpen als Molasse ab-gelagert und teilweise noch in die Fal-tung der Alpen einbezogen wurden.

    Im Jungtertir (vor ca. 14,7 Mio. Jah-ren) schlug bei Nrdlingen ein Meteo-rit ein und vernderte Gesteine undLandschaft der Umgebung nachhaltig.Noch heute zeugt der Krater des Nrd-linger Rieses mit einem Durchmesservon etwa 23 Kilometern von der Wuchtdes Einschlags .

    Als jngste und bis heute andauerndegeologische Periode begann das Quartrvor 1,75 Mio. Jahren. Im Pleistozn, bisvor 10.000 Jahren, wurde Deutschlanddurch Ablagerungen und Landschafts-formen des Eises geprgt, wie z.B.

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    Der Brocken Ausschnitt aus der geologi-schen bersichtskarte 1 : 200.000 von 1986

  • 35Die Geologie von Deutschland ein Flickenteppich

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