Brot Und Spiele - Der Zusammenhang zwischen Sport und Politik

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7/21/2019 Brot Und Spiele - Der Zusammenhang zwischen Sport und Politik http://slidepdf.com/reader/full/brot-und-spiele-der-zusammenhang-zwischen-sport-und-politik 1/3 1 Kapitel 1 Die Spiele in Rom 1.1 Herkunft des Begriffs Der Begriff „Brot und Spiele“ kommt von dem römischen Dichter Juvenal und war als Kritik an dem Kaiserreich gedacht. Das Originalzitat lautet „panem et circenses“ 1  was so viel bedeutet wie Brot und Circusspiele. Damit sind das Verteilen von Nahrung und das Unterhalten des Volkes im Austausch gegen das politische Mitsprachrecht der römischen Bürger gemeint, welches Juvenal kritisierte und darauf aufmerksam machen wollte. Auch Marcus Fronto, ein lateinischer Anwalt, kritisiert, dass das römische Volk insbesondere durch zwei Dinge, Getreide und Schauspiele, sich im Bann halten lasse" 2  Auch heute versteht man darunter die Ablenkung des Volkes durch Decken der Grundbedürfnisse und der Unterhaltung. 1.2 Entstehung der Spiele Die Idee der Spiele stammt nach römischen Quellen von den Etruskern ab. Diese hielten Zweikämpfe zu Ehren Verstorbener ab, was im römischen Adel auch sehr beliebt wurde. Sie sollten die Attribute eines Römers unterstreichen, die als mutig, standhaft und furchtlos dem Tod ins Auge blickend galten 3 . Diese Art der Unterhaltung wurde im Römischen Reich immer beliebter und letztendlich auch als legitime Art der Unterhaltung angesehen. Auch an der Tierhetzte fand das Volk gefallen. Erste größere Inszenierungen wurden noch von wohlhabenden Privatpersonen geplant, um ihren Ruf zu bessern und damit den Einfluss beim Volk zu erhöhen. Den Erfolg dieser Kämpfe als Einflussmittel auf das Volk bemerkten römische Politiker. Augustus, der erste römische Kaiser, führte neben dem bereits existierenden Wagenrennen auch die Gladiatorenspiele ein und machte sie nun erstmals zur Staatssache. Von nun an werden keine größeren Gladiatorenkämpfe oder Tierhetzten privat veranstaltet. Kaiser Augustus verbietet es Privatpersonen solche Spiele zu organisieren, dies blieb den Senatoren und dem Kaiser vorbehalten. Doch selbst die Senatoren wurden eingeschränkt, ihre Spiele durften lediglich 120 Gladiatoren beanspruchen. Damit wollte er den Einfluss des Senats auf das Volk schwächen und seine Position stärken, da es nun alleine ihm Vorbehalten war, riesige Spiele zu inszenieren die das Volk beeindrucken konnten 4 . Wer es wagte, privat Spiele zu veranstalten, musste mit Konsequenzen rechnen. Gladiatorenkämpfe blieben durch die damit Verbundenen hohen Kosten jedoch eine Seltenheit, man konnte 1  Juvenal: Satiren, 10,81 2  Fronto: Prinzipa historiae 18, S199f 3  Servivus: Kommentar zu Vergil , Aeneis 10 4  GEOEpoche, Das Römische Imperium, S62ff

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In dieser Seminararbeit wird der Zusammenhangzwischen Sport und Politik anhand von Beispielen wie der Fußball - Weltmeisterschaft in Deutschland erklärt.

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Kapitel 1 Die Spiele in Rom

1.1 Herkunft des Begriffs

Der Begriff „Brot und Spiele“ kommt von dem römischen Dichter Juvenal und war als

Kritik an dem Kaiserreich gedacht. Das Originalzitat lautet „panem et circenses“1 was

so viel bedeutet wie Brot und Circusspiele. Damit sind das Verteilen von Nahrung und

das Unterhalten des Volkes im Austausch gegen das politische Mitsprachrecht der

römischen Bürger gemeint, welches Juvenal kritisierte und darauf aufmerksam machen

wollte. Auch Marcus Fronto, ein lateinischer Anwalt, kritisiert, „dass das römische Volk

insbesondere durch zwei Dinge, Getreide und Schauspiele, sich im Bann halten lasse"

2

 

Auch heute versteht man darunter die Ablenkung des Volkes durch Decken der

Grundbedürfnisse und der Unterhaltung.

1.2 Entstehung der Spiele

Die Idee der Spiele stammt nach römischen Quellen von den Etruskern ab. Diese hielten

Zweikämpfe zu Ehren Verstorbener ab, was im römischen Adel auch sehr beliebt

wurde. Sie sollten die Attribute eines Römers unterstreichen, die als mutig, standhaft

und furchtlos dem Tod ins Auge blickend galten3. Diese Art der Unterhaltung wurde im

Römischen Reich immer beliebter und letztendlich auch als legitime Art der

Unterhaltung angesehen. Auch an der Tierhetzte fand das Volk gefallen. Erste größere

Inszenierungen wurden noch von wohlhabenden Privatpersonen geplant, um ihren Ruf

zu bessern und damit den Einfluss beim Volk zu erhöhen. Den Erfolg dieser Kämpfe als

Einflussmittel auf das Volk bemerkten römische Politiker. Augustus, der erste römische

Kaiser, führte neben dem bereits existierenden Wagenrennen auch die Gladiatorenspiele

ein und machte sie nun erstmals zur Staatssache. Von nun an werden keine größeren

Gladiatorenkämpfe oder Tierhetzten privat veranstaltet. Kaiser Augustus verbietet es

Privatpersonen solche Spiele zu organisieren, dies blieb den Senatoren und dem Kaiser

vorbehalten. Doch selbst die Senatoren wurden eingeschränkt, ihre Spiele durftenlediglich 120 Gladiatoren beanspruchen. Damit wollte er den Einfluss des Senats auf

das Volk schwächen und seine Position stärken, da es nun alleine ihm Vorbehalten war,

riesige Spiele zu inszenieren die das Volk beeindrucken konnten4. Wer es wagte, privat

Spiele zu veranstalten, musste mit Konsequenzen rechnen. Gladiatorenkämpfe blieben

durch die damit Verbundenen hohen Kosten jedoch eine Seltenheit, man konnte

1 Juvenal: Satiren, 10,812 Fronto: Prinzipa historiae 18, S199f3

 Servivus: Kommentar zu Vergil , Aeneis 104 GEOEpoche, Das Römische Imperium, S62ff

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Tierhetzten und Wagenrennen mit einem deutlich geringeren Aufwand veranstalten.

Kaiser Augustus selbst sagt:

„Dreimal ließ ich in meinem eigenen Namen Gladiatorenspiele veranstalten und

 fünfmal in dem meiner Söhne oder Enkel. Bei diesen Spielen kämpften etwa zehntausend Menschen … Tierhetzen [...] in meinem Namen oder in dem meiner Söhne und Enkel

[...] im Amphitheater für das Volk sechsundzwanzigmal durchführen, wobei ungefähr

dreitausendfünfhundert Tiere erlegt wurden.“5 

29 vor Christus wurde das erste Amphitheater in Rom eingeweiht, weitere folgten im

ganzen Römischen Kaiserreich. Den Höhepunkt des Arenenbaus bildete der 72 nach

Christus von Vespasian in Auftrag gegebene Bau des Kolosseums in Rom. Die Arena

wurde im Jahr 80 fertiggestellt, die nötigen Geldmittel zum Bau stammten unter

Anderem von der Ausbeute aus dem Jüdischen Krieg6. Die Fertigstellung der Arena

wurde mit hunderttägigen Spielen gefeiert. Es wurden Seeschlachten nachgestellt,

Gladiatorenkämpfe abgehalten und Tierhetzten gezeigt, bei denen mehr als 5000 Tiere

ihr Leben ließen. Das Kolosseum war von nun an 450 Jahre fast ununterbrochen in

Betrieb, dies leutete die Blütezeit der Spiele in Rom ein. Jeder freie Bürger Roms durfte

die Kämpfe kostenlos sehen. Wahrscheinlich ließen mehr als 300.000 Menschen und

viele Millionen Tiere ihr Leben im Kolosseum7.

Heute dient das Kolosseum als Denkmal gegen die Todesstrafe. Immer, wenn ein Staat

die Todesstrafe abschafft, wird es 48 Stunden lang in bunten Farben bestrahlt8.

1.3 Ende der Spiele

 Nach dem Zerfall des Römischen Reiches in zwei Teile wurde das Kolosseum weiterhin

genutzt, jedoch wurden die Spiele nun vom Senat veranstaltet. Es gab jedoch immer

wieder Widerstand gegen die Kämpfe, da einige Christen im mittlerweile

christianisierten Römischen Reich die Spiele nicht mit ihrem Glauben vereinbaren

konnten. Unter Kaiser Honorius wurden die Spiele letztendlich eingeschränkt, es fanden

nur noch Tierhetzten statt. Das letztendliche Ende der Spiele wurde nicht durch die

Ablehnung der Christen gegenüber den brutalen Spielen herbeigeführt, sondern durch

den extremen Bevölkerungsschwund Roms im Fünften und Sechsten Jahrhundert. Es

gab mehrere Kämpfe um Rom in denen das Kolosseum zerstört wurde. Die Ostgoten

reparierten die Arena noch, nach den Rückeroberungsversuchen von Kaiser Justinian

wurde die Arena jedoch endgültig aufgegeben, da weder ein Kaiser noch ein Senat in

der Stadt herrschte. Tierhetzten und Wagenrennen blieben jedoch auch nach dem

5 Donald G. Kyle: Spectacles of Death in Ancient Rome, Routledge, 1998, S946  http://www.uni-koeln.de/phil-fak/ifa/zpe/downloads/1995/109pdf/109195.pdf7

 Fik Meijer: Gladiatoren. Das Spiel auf Leben und Tod . Artemis & Winkler 8 Licht gegen die Todesstrafe. Die Welt, 14. Dezember 1999

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Abschaffen der Gladiatorenspiele im Reich eine beliebte Unterhaltungsart unter dem

Volk.

1.4 Gladiatorenleben

Bei Gladiatoren handelte es sich zuerst meist um Sklaven oder Kriegsgefangene, später

gab es allerdings auch freiwillige und Verbrecher, die in der Arena kämpften.

Zeitweilen lag die Anzahl der Freiwilligen unter den Gladiatoren sogar bei der Hälfte

aller Kämpfer, was dadurch zu erklären ist, da ein Gladiator im Durchschnitt ein- bis

dreimal im Jahr kämpfen musste und den Rest der Zeit versorgt wird. Außerdem wurde

ihnen eine medizinische Versorgung zugesagt. Gesellschaftlich waren Gladiatoren sogar

unter Sklaven eingeordnet.