Burnout – Ausgebrannt - UKH · Versicherte und Beiträge Öffentlichkeitsarbeit Heft 2 · Juni...

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Unfallkasse Hessen Partner für Sicherheit Das Magazin der Unfallkasse Hessen Versicherungsschutz Beim Jobben versichert - aber sicher! Prävention Suchtmittel im Betrieb Mitgliedsunternehmen Stadt Linden D43991 · ISSN 1437-594X Heft 2 · Juni 2004 Titelthema Burnout – Ausgebrannt

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Unfallkasse HessenPartner für Sicherheit

Das Magazin der Unfallkasse Hessen

Versicherungsschutz

Beim Jobben versichert -aber sicher!

Prävention

Suchtmittel im Betrieb

Mitgliedsunternehmen

Stadt Linden

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Heft 2 · Juni 2004

Titelthema

Burnout –Ausgebrannt

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„Burnout“ beschreibt eigentlich dasDurchbrennen von Reaktorbrennstäbenauf Grund zu hoher Wärmeentwicklungoder zu geringer Kühlung. In den 90erJahren wurde dieser Begriff auf dieMedizin übertragen. Er charakterisiertseitdem ein Phänomen unserer Zeit,bei dem Idealismus, Begeisterung undArbeitseifer schwinden und zugleichzahlreiche körperliche Beschwerdenauftreten.

Fühlen Sie sich auch manchmalleer, ausgebrannt und müde – einfachfix und fertig? Ihnen könnte der Burn-out drohen – nehmen Sie sich Zeit,über Wege nachzudenken, diesemSchicksal zu entgehen. Wichtige Hilfe-stellungen liefert der Bericht auf denSeiten 4 bis 7.

Ein nicht minder „brennendes“Problem und eine große Gefahr für dieArbeitssicherheit stellen Suchtmittelim Arbeitsalltag dar. Suchtproblemewerden verdeckt, verdrängt und ver-schwiegen. Wir zeigen auf den Seiten8 bis 10 Lösungsansätze für möglicheSuchtprävention im Betrieb auf.

Auch die Autorinnen unseresSchulseitenthemas – Schülerinnen derMarienschule Fulda – beschäftigensich mit Suchtgefahren, die bereits inder Schule drohen. Auf den Seiten16 bis 18 stellen sie ein Schulkonzeptvor, das zur Nachahmung animiert.

Gerd Ulrich

Geschäftsführer Unfallkasse Hessen

Liebe Leserinnen und Leser,

Prävention Reha/Entschädigung

Wir sind gerne für Sie da:Service-Telefon Prävention

069 · 29972-233

Rufen Sie uns an:Call-Center Reha/Entschädigung

069 · 29972-440

25 Krankenwagen oder Taxi?

Krankentransport verletzter Schüler

29 Neuregelungen für Rentner und Pflegegeldempfänger im Jahr 2004

30 Optimale Kommunikation

DALE-UV – Modernste Technik zum Wohle unserer Kunden

4 Burnout – Ausgebrannt

8 Gefahr für die Arbeitssicherheit!

Suchtmittel im Betrieb

14 3. Fachtagung

„Schule und Gesundheit“

19 Unfallkasse Hessen unterstützt Club-of-Rome-Schulen

Gesünder und sicherer: Die „CoR-Schulen“

26 Schriftenreihe der Unfallkasse Hessen, Band 9

Die sichere Schule

27 Projekt:Sicher ein- und aussteigen

28 Auswirkungen auf die betriebliche Praxis

Die neue EU-Richtlinie „Lärm“

32 Anzahl und Kosten von Schulunfällen deutlich gesenkt

34 Unfallkasse Hessen zeichnet Preisträger von Sicherheitswett-bewerb aus

Mehr Sicherheit bei der Jugendfeuerwehr

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ÖffentlichkeitsarbeitVersicherte und Beiträge

Heft 2 · Juni 2004

Informationen finden Sie im Internet unter

www.ukh.de

Seite 4: Titelthema

Burnout – Ausgebrannt

11 Serie: Mitgliedsunternehmen der Unfallkasse Hessen

Stadt Linden

16 Die Schulseite

Die Lions Questler der Marienschule Fulda zum Thema:„Die Jugend von heute“

33 Zwei herausragende Jubiläen

40 Jahre hessische Jugendfeuerwehr50 Jahre Landesfeuerwehrverband Hessen

Umweltaktionstag der Kreisjugend-feuerwehr Untertaunus

„Das kannst du in die Tonne kloppen ...... aber nicht in unsere Umwelt!“

35 Am Rande bemerkt

Fit für den Sport!

20 Versicherte Tätigkeiten von Schülern

Die Hausaufgaben

22 Versicherungsschutz bei Ferienspielen

Sommer, Sonne, Ferienzeit – Zeit der Ferienspiele

24 Ferienjobs

Beim Jobben versichert – aber sicher!

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Seit Jahren ist zu beobachten, dass ein immergrößerer Anteil der Beschäftigten vor Erreichendes regulären Rentenalters aus dem Beruf aus-scheidet – oft wegen psychischer Probleme.Dies gilt insbesondere für Lehrkräfte in Schulensowie für Fachkräfte in sozialen Berufen. DieBetroffenen fühlen sich körperlich geschwächt,psychisch leer, ohne berufliche Initiative undPerspektive und stark belastet durch ihr Klientel.In der Fachliteratur hat sich hierfür der Begriff„Burnout“ (ausgebrannt sein) eingebürgert. Indiesem Artikel sollen das Phänomen „Burnout“beschrieben und begünstigende Faktoren eben-so dargestellt werden wie Möglichkeiten derPrävention.

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Burnout –Ausgebrannt

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Einleitung und Definition„Irgendwann hatte ich von den Schülerndie Nase voll. Es kostete mich eine un-endliche Überwindung, mich morgens zurArbeit zu begeben. Schon alleine die Vorstellung meiner Klasse bereitete mirkörperliches Unbehagen. Ich hatte Kopf-und Magenschmerzen, Schweißausbrücheund fühlte eine totale Leere in mir.“So beschrieb Volker S. seine Symptome,die vor zwei Jahren zu einer Frühberentungmit 55 Jahren führten. Volker S. war Lehrerfür Deutsch und Gemeinschaftskunde in einer südhessischen Haupt- und Realschule.Anfang der siebziger Jahrein den Beruf eingestiegen,war er jahrelang einer derLeistungsträger seines Kol-legiums.

Er bot an den Nachmit-tagen Arbeitsgemeinschaf-ten an, führte mit seinenKlassen zahlreiche Exkur-sionen und Klassenfahrtendurch, nahm für „seine“Schüler Kontakte mit mög-lichen Ausbildungsbetrieben auf und warauch außerhalb der regulären Arbeitszeitfür Schüler und Eltern jederzeit ansprechbar. Volker S. war ein beliebter Lehrer, der sichmit den älteren Schülern duzte und sicheher als deren Kumpel und weniger als„Respektsperson“ ansah. Berufsleben undPrivatleben überschnitten sich deutlich.

Mitte der achtziger Jahre beganndas Engagement nachzulassen. Volker S.belastete zunehmend, dass viele seinerSchüler trotz seines hohen Engagementsden Abschluss nicht schafften, reagiertestark auf Kritik an seinen Noten undseinem (sehr schülerorientierten) Unter-richtsstil und war ratlos, als sich hand-greifliche Auseinandersetzungen unterden Schülern häuften. Er begann, seinEngagement einzuschränken, und rea-gierte gereizt auf die „undankbaren“Schüler. Deren verbalen Angriffen begeg-nete er mit sarkastischen Bemerkungenund teilweise unangemessener Strenge.Er beschränkte sich zunehmend auf seine„Kernaufgaben“, schränkte Elternkontaktestark ein und weigerte sich, Klassen aufFahrten zu begleiten. Trotzdem stelltensich zunehmend die o. g. Symptome ein,die dann zu einer Frühberentung führten.

Das im Fallbeispiel beschriebenePhänomen des Burnouts ist nicht neu.Bereits 1961 beschrieb der SchriftstellerGraham Greene in „A burned-out-case“desillusionierte Helfer in einer Lepra-kolonie. Eigentlicher Schöpfer des Be-griffs ist aber der amerikanische Psycho-analytiker Freudenberger, der 1974 alsehrenamtlicher Mitarbeiter von Selbst-hilfeeinrichtungen den Wandel von auf-opferungsvollen, engagierten Mitarbeiternzu zynischen, schnell erschöpften undreizbaren und den Klienten gegenüberzu rigidem Verhalten neigenden Personenschilderte. Andere Autoren sehen Burnout

als einen Prozess, in wel-chem sich ein ursprünglichengagierter Professionellerals Reaktion auf in derArbeit erfahrener Stressvon seiner oder ihrerArbeit zurückzieht, oderals defensive Form derStressbewältigung, dievon Helfern gewählt wird,die sich wenig wirksamund hilflos fühlen und psy-

chologischen Erfolg vermissen.Somit ist Burnout bis heute ein zwar

populärer aber unscharfer Begriff ohneeinheitliche Definition und einheitlichesErklärungsmodell geblieben. Trotzdemgibt es einige typische Symptome undeinen typischen Verlauf.

Burnout ist eine Reaktion auf einehohe emotionale Belastung im Zusammen-hang mit langfristigem und intensivemEinsatz für andere Menschen. Diese Über-lastung ist mit physiologischen und psycho-logischen Stressindikatoren verbunden.

� Typisch ist eine körperliche Erschöp-fung, die sich in Energiemangel, chronischer Ermüdung, Schwäche und Überdruss, erhöhter Anfälligkeit für Krankheiten, Verspannungen in Hals- und Schultermuskulatur, Rückenschmerzen, der Veränderungenvon Essgewohnheiten und Gewicht,psychosomatischen Beschwerden, der Kombination von Ermüdung und Schlafschwierigkeiten (tagsüber müde, nachts wach) und Alpträumen äußert. Die Betroffenen haben eine erhöhte Herzfrequenz, höhere Choles-terinwerte und rauchen mehr.

� Ein zweites wichtiges Symptom ist eine emotionale Erschöpfung. Dazu zählen Niedergeschlagenheit, Gefühleder Hoffnungslosigkeit, psychische Störungen und Suizidgedanken, Reiz-barkeit, Nervosität und eine geringereArbeits- und Lebenszufriedenheit.

� Langfristig noch belastender ist das dritte Symptom, die geistige Erschöp-fung. Dazu zählen eine negative Ein-stellung zu sich selbst, zur Arbeit und zum Leben. Bei helfenden Berufen kommt die Ausbildung einer dehu- manisierenden Einstellung gegen Klienten (Missachtung der persön- lichen Identität der Klienten) dazu. Die Betroffenen sehen diese nicht alsMenschen sondern als Probleme an, vermeiden die Arbeit durch Zuspät-kommen und entwickeln einen starkenZynismus und Negativismus. Ihre Be-ziehungen leiden, da höhere Anforde-rungen an den Partner gestellt werden.Teilweise kommt es auch zu Fehlern in der Informationsverarbeitung und zu kognitiven Störungen.

Wann und bei wemtritt Burnout besondershäufig auf?Die meisten Fälle von Burnout sind beiPersonen in sozialen, pädagogischenund helfenden Berufen zu beobachten.Daher ist der Gesundheitsdienst, öffent-liche Dienste sowie das Unterrichtswesenbesonders betroffen.

Kennzeichen der o. g. Berufe ist diehohe emotionale Belastung, eine Klienten-zentrierung und die gegenseitige Durch-dringung von Berufs- und Privatleben.Die Betroffenen fühlen sich für die Hand-lungen ihrer Klienten mit verantwortlichund setzen sich stark für diese ein. Sieentwickeln freundschaftliche Beziehungenmit diesen, die aber auch leicht enttäuschtwerden können.

Burnout betrifftmeist ehemals

engagierte und aktive

Beschäftigte.

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In den letzen Jahren wurden aber auchFälle aus anderen Berufen geschildert, die ähnliche Symptome ausbildeten, z. B.von Angestellten in bürokratischen Orga-nisationen, die über den Mangel anBelohnung für ihre Anstrengungen klagtenoder von Zahnärzten, die nur eine mini-male Anerkennung er-halten, da in der Regelnur bei Fehlern eineRückmeldung erfolgt.Von einigen Autorenwurde in diesem Zu-sammenhang die Un-terscheidung zwischen„Burnout“ und „Über-druss“ eingeführt: Über-druss ist danach ehereine Reaktion auf büro-kratisch strukturierteArbeitsprozesse, Burn-out eher auf Arbeit mit anderen Menschen.

Auf jeden Fall müssen die Betroffenenentflammt gewesen sein, um auszubren-nen. Burnout betrifft somit meist ehemalsengagierte und aktive Beschäftigte.

Besonders hoch war bei helfenden undsozialen Berufen die Burnout-Quote, wenndie Betroffenen eine längere Zeit direktmit den Klienten arbeiteten (nicht dieArbeitszeit an sich war belastend, sonderndie Zeit mit Klienten) oder wenn sie ander Arbeitsstelle wohnten.

Eine höhere Burnout-Quote wurdeauch bei Personen festgestellt, die eine(belastende) Aufgabe zeitlich unbegrenztübernommen hatten. Konnte die Arbeits-aufgabe hingegen frei gewählt werden,sank die Burnout-Quote ab.

Wie erklärt man dieEntstehung von Burnout?Je nach theoretischer Herkunft wird dieEntstehung von Burnout unterschiedlicherklärt.

So sehen psychoanalytische AnsätzeBurnout als eine „Krankheit des Überen-gagements“ an. Die Betroffenen steckensich Ziele, die nicht oder nur mit hohemKraftaufwand erreicht werden können,daher bleibt die Belohnung für den Auf-wand (partiell) aus. Sie vernachlässigendie Wahrnehmung der negativen Aspekteder Berufssituation sowie der eigenenWünsche und ersetzen das Privat- durchdas Berufsleben in der unrealistischenAnnahme der eigenen Unabkömmlichkeit.

Wenn nun bei Belastungen eine realisti-sche Auseinandersetzung mit den frustrierenden Aspekten des Berufs un-umgänglich wird, verlassen sie entwederdiesen oder reduzieren ihr Engagement(„it’s just a job“).

Das Konzept arbeits- und organisati-onsbezogener Ansätzesieht die Wurzeln vonBurnout eher in derArbeitsunzufriedenheitund dem Stress, diesich aus besonderenAnforderungsprofilensozialer Berufe er-geben. Gründe sindweiter die großeAnforderung an dieEmpathie, die direkteemotionale Konfron-tation und ein intensi-

ves Engagement in diesen Berufen. Die Bewältigung durch distanzierte Anteil-nahme wird als wichtigste Möglichkeitder Prävention von Burnout betrachtet.

Stresstheoretische Konzepte gehenhingegen von drei Kategorien der Verur-sachung von Burnout aus:

� Arbeitsumfeld mit den Komponenten Rollenstruktur, Machtstruktur und normative Struktur. Hierbei verur- sachen Rollenkonflikte (Rollenüber- forderung) und Rollenambiguität Arbeitsstress, die eigene Qualifikationund eigene Rollendefinition entspre-chen nicht den realen Anforderungen der Rolle. Bürokratisch-hierarchische Strukturen und geringe Entschei-dungsspielräume erhöhen die Nei-gung zum Burnout, die Möglichkeit zum Lernen und Experimentieren sowie eine für sorgliche Führung verringert sie.

� Individuelle Faktoren wie Persönlich-keit, Berufsorientierung, Geschlecht und Alter. Neurotische Ängstlichkeit (wählen passiver Formen von Problem-bewältigung, geringe Frustrations-toleranz, niedriges Selbstwertgefühl),Introversion (eher Rückzug als Be- wältigung von Stress), eine inaktive Stressbewältigungsstrategie, eine geringe Flexibilität der Persönlichkeit, eine externale Kontrollüberzeugung und das so genannte „Typ-A-Syndrom“(Wettbewerbsorientierung, Zeitdruck, Ungeduld).

Auf jeden Fall müssen

die Betroffenen entflammt

gewesen sein, um auszubrennen.

Wie ist der charakteristischeAblauf von Burnout?

Die Betroffenen von Burnout durchlaufenbis zur vollen Ausbildung der beschrie-benen Symptome vier Stadien der Des-illusionierung. Dieser Ablauf ist für sozialeund helfende Berufe typisch.

1. Stadium: Enthusiasmus Der Betroffene ist ständig verfügbar,arbeitet eine hohe Stundenzahl (12 bis16), nimmt bei Bedarf Arbeit mit nachHause. Dadurch verkümmert das Privat-leben – der Beruf wird zum Privatleben.Durch die Vermischung von Privat- undBerufsleben gerät er in einen Nähe-Distanz-Konflikt mit Klienten mit der Folge, dass Helfer und Klienten anfälligfür gegenseitige Manipulationenwerden. Der Betroffene wird abhängigvom Dank der Klienten als Lohn fürseinen unermüdlichen Einsatz.

2. Stadium: StagnationDie Wirklichkeit (Vorgesetzte, Bürokratie,Rückfälle der Klienten) beginnt denBetroffenen einzuholen. Durch die damitverbundene Ernüchterung geraten Familieund Freizeit wieder ins Blickfeld. Ein in sozialen Berufen vergleichsweise gerin-ges Einkommen und soziale Isolation wird wahrgenommen.

3. Stadium: FrustrationDie Betroffenen stellen fest, daß sie nicht annähernd die Arbeit verrichten,die sie sich vorstellten (ungünstige Arbeitszeiten, geringes Einkommen,unbezahlte Überstunden). Diese Phasewird als krisenhaft erlebt. Es folgen„kleine Fluchten“, ein „Sich- distanzieren“von den Klienten und psychosomatischeBeschwerden. Hierzu gibt es zwei Wegedes Entkommens: Entweder es folgt einhöheres Engagement (mit erneuterFrustration) oder ein Wechsel der beruf-lichen Situation – z. B. durch zusätzlicheQualifikationen.

4. Stadium: Apathie Dies ist das Endstadium der Desillusio-nierung und gekennzeichnet durch emo-tionale Gleichgültigkeit gegen den Be-ruf, durch moralische Gleichgültigkeitund ein „Aufgeben“ durch die Erfahrung,nichts bewegen zu können. GravierendsteFolge ist der Rückzug vor Klienten bis zuvölliger Teilnahmslosigkeit, Dehumani-sierung und Verlust der Empathie. Diese Apathie kann auch an die eigeneArbeitsgruppe weitergegeben werden(als „Gruppenapathie“).

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� Historisch-kulturelle Entwicklungen – Verfall des Gemeinwesens, sowie von Normen und Werten. Durch den Verfall des Gemeinwesens Erosion informeller sozialer Unterstützungssysteme wie Großfamilie oder Nachbarschaftshilfe, Nimbus des Helfers und unwahre Mythen über beruflichesHelfens (Klienten sind dankbar und kooperativ, Arbeit ist interessant und bedeutsam, Beziehungen zu Kollegen supportiv und kollegial, beruflicher Status garantiert persönliche Autono-mie und Kontrolle).

Mehrere Autoren sehen darüber hinausden so genannten Praxisschock als einewichtige Ursache späteren Burnouts an.Gerade bei Absolventenwenig praxis-orientierterStudienfächer verwan-deln sich zunächst vor-handene optimistischeErwartungen und Kom-petenzgefühle im Be-rufsalltag in ein Gefühlder Verunsicherung –insbesondere wenn dieBerufsanfänger mit Prin-zipien und Verfahrenbürokratisch organisier-ter Institutionen kon-frontiert werden. Unter-suchungen belegen, dass ein Burnoutwahrscheinlich ist, wenn der Betroffenenicht fähig ist, emotionale Belastungen desBerufs zu bewältigen.

Intervention und PräventionWie bereits oben ausgeführt, sind diestarke Vermischung von Privat- undBerufsleben sowie ein überstarkes undunrealistisches Engagement für KlientenHauptgründe für Burnout. Aus diesemGrund zielen die meisten Vorschläge indie Richtung, diese persönliche Verquick-ung zu reduzieren:

� Erlernen der besseren Trennung von Privat- und Berufsleben

� Abbau unrealistischer Erwartungen an den Beruf und die Klienten

� Veränderung persönlicher Ziele und Präferenzen bzw. Setzen eigener realistischer Ziele

� Erwerb höherer Kompetenz

� Reduktion der Zeiten mit Klienten-kontakt

Dabei kann der Arbeitgeber die Betroffenenunterstützen.

Supervision

Da viele der Möglichkeiten zur Präventionvon Burnout in der Veränderung von Ein-stellungen und Erwartungen liegen, kommteiner Supervision eine besondere Rolle zu.Die Betroffenen sollen zunächst lernen,äußere Gegebenheiten zu akzeptieren undeigene Möglichkeiten realistisch einzu-schätzen (Verantwortung nur noch füreigene Arbeit, nicht mehr für Klienten oderInstitution oder gesellschaftliche Miß-stände). In der Supervision können auchdie Probleme bei der angestrebten stär-keren Trennung von Privat- und Berufs-leben und eine „distanzierte Anteilnahme“gegenüber den Klienten im Kreis gleicher-maßen betroffener Personen besprochen

werden.

Soziale Unterstützung

Die Unterstützungdurch Freunde, aberauch durch Kollegen,reduziert in besonde-rem Maße Burnoutund Überdruss.Wichtig ist dabei dasZuhören und die sach-liche und emotionaleUnterstützung vonKollegen und kennt-nisreichen Vorgesetz-

ten, eine faire Kritik und die Vermittlungeiner Botschaft, die dem Betroffenendas Gefühl verleiht, dass er beachtet undgeschätzt wird und an der innerbetrieb-lichen Kommunikation teilnimmt. Für denArbeitgeber ist es leicht, diese notwendigesoziale Untersützung zu fördern – etwadurch regelmäßige Besprechungen oderdurch die Unterstützung informellerKontakte im Team (z. B. in Angeboten der Gesundheitsförderung).

Organisatorische Unterstützung

Gerade in größeren Institutionen ist esmöglich, die Arbeit direkt mit den Klientenauf mehrere Personen zu verteilen. Insbesondere der Wechsel von Arbeit mitund ohne Klienten (Job-Rotation) ist hierhilfreich. Da eine belastende Arbeit besserertragen wird, wenn die Perspektive be-steht, auf eine weniger belastende Stellewechseln zu können (z. B. Stelle ohneKlientenkontakt), sollten derartige Mög-lichkeiten (ggf. temporär) vorgesehenwerden. Weiterhin reduzieren selbstver-ständlich positive (ergonomische) Arbeits-bedingungen, ein ausgebautes internesKommunikationsnetz und eine guteArbeitsorganisation die Belastungen.

Verbesserung Ausbildung

Wie oben ausgeführt, kennen viele Berufs-anfänger die Belastungen (insbesonderepsychischer und emotionaler Art) nicht.Hier sollte die Ausbildung in die Richtungmodifiziert werden, dass die Auszubil-denden bzw. Studierenden besser aufdie konkreten Probleme am Arbeitsplatz,auf Belastungen und Berufsstress vor-bereitet werden. Bei Ausbildungsbeginnwäre auch eine Reflektion des Wunsches,eng mit Klienten zu arbeiten, sinnvoll.Durch die Verdeutlichung unrealistischerErwartungen und Vorstellungen nochvor Beginn der Ausbildung wäre eineKorrektur des Berufsziels noch relativunproblematisch möglich.

FazitBurnout ist ein Phänomen insbesonderepädagogischer, helfender und sozialerBerufe, das zu einer hohen Quote an Früh-berentungen sowie zu einer Demotivationder Mitarbeiter führen kann. Grundsätz-lich ist es möglich, durch eine Verbesse-rung der Ausbildung, durch organisatori-sche Verbesserungen, durch den Aufbauinstitutionalisierter sozialer Unterstüt-zung und das Angebot von SupervisionBurnout zu vermindern oder verhindern.Diese Maßnahmen sind verhältnismäßigeinfach und preiswert, der Ertrag hoch.Aus diesem Grunde ist es allen Arbeitge-bern dieser besonders betroffenenBerufsgruppen angeraten, sich hier zuengagieren.

Die Unfallkasse Hessen wird imRahmen der Prävention arbeitsbedingterGesundheitsgefahren über die genanntenMöglichkeiten informieren und daraufdrängen, dass in den Betrieben Burnout-reduzierende Maßnahmen tatsächlichumgesetzt werden.

Autor: Dr. Torsten Kunz

Die Maßnahmen, Burnout zu

vermindern oder gar zu verhindern,

sind verhältnis-mäßig einfach und

preiswert.

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Suchtmittel im BetriebSucht ist kein Thema, das sich auf das private Umfeld beschränkt. Auch in der Arbeitswelt sind Beschäftigte oderFührungskräfte mit Mitarbeitern konfrontiert, die suchtgefährdet oder bereits süchtig sind bzw. waren. Dabeizeigen sich oft große Berührungsängste. Suchtprobleme werden häufig verdeckt, verdrängt oder verschwie-gen. Der Umgang mit den betroffenen Mitarbeitern ist nicht selten von einem Gefühl der Hilflosigkeit geprägt.

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Für Betriebe und Organisationen ist dasThema Sucht deswegen besonders rele-vant, weil

� Suchtmittelgebrauch/-missbrauch zu einem erhöhten Unfallrisiko führt, durch das nicht nur der Konsument selbst, sondern auch Dritte geschädigtwerden können,

� Sucht häufig zu erhöhten Fehlzeiten und verminderter Arbeitsleistung führt.

Die Arbeitsbedingungen und das sozialeArbeitsumfeld haben einerseits einengroßen Einfluss auf das persönliche Wohl-befinden und damit unter bestimmtenBedingungen auch auf die Entstehung unddas Ausmaß süchtigen Verhaltens. An-dererseits bietet der betriebliche Bereicheinen guten Ansatzpunkt, um der Entste-hung von Suchterkrankungen vorzubeugen(Primärprävention) oder aber bereits be-stehende Erkrankungen zu erkennen undeiner angemessenen Therapie zuzuleiten(Sekundär- und Tertiärprävention).

Die wichtigsten Suchtmittel im Betriebsind Alkohol, Nikotin, illegale Drogen undverschiedene Medikamente.

Alkohol als Alltagsdroge Nr.1Nach Schätzungen der Deutschen Haupt-stelle für Suchtfragen e. V. (DHS) sind inDeutschland ca. 1,6 Millionen Menschenim Alter zwischen 18 und 59 Jahren (3 %)behandlungsbedürftig alkoholabhängig.Ca.2,7 Millionen Menschen (5%) betreibenAlkoholmissbrauch. Von einem riskantenAlkoholkonsum geht man bei 9,3 MillionenMenschen aus (16 %). Laut Statistik habenvon 100 Beschäftigten 5 bis 7 ein ernstesAlkoholproblem.

Die Übergänge vom Alkoholgenuss überden riskanten Konsum bis hin zu Alkohol-missbrauch und -abhängigkeit sind dabeifließend.

Alkoholmissbrauch ist durch ein re-gelmäßiges und auffälliges Trinkverhaltenmit negativen Auswirkungen auf die sozi-ale und berufliche Situation gekennzeich-net. Kommen die Gewöhnung an immerhöhere Alkoholmengen, der Kontrollver-lust über das Trinkverhalten und das Auf-treten von Entzugserscheinungen hinzu,gerät der Betroffene in die Abhängigkeit.Alkoholabhängigkeit ist eine behandlungs-bedürftige Krankheit. Nur in seltenen Ausnahmefällen schaffen die Betroffenenden Weg aus der Abhängigkeit ohne Hilfevon außen.

Jährlich sterben ca. 42.000 Menschen,deren Tod direkt (z. B. durch Alkoholmiss-brauch) oder indirekt (z. B. durch alkoho-lisierte Unfallverursacher) mit Alkohol inVerbindung steht.

Bereits geringe Alkoholmengen habenAuswirkungen auf Körperfunktionen undVerhalten. Alkoholkonsum führt z. B. zueiner erheblichen Verlangsamung desReaktionsvermögens, einem Nachlassender Aufmerksamkeit, einer Beeinträch-tigung des Gleichgewichts und des Seh-vermögens. Gleichzeitig verändert sichdie psychische Verfassung.

Es kommt zum Verlust der Selbstkon-trolle, zu Enthemmung, falscher Selbst-einschätzung und erhöhter Risikobereit-schaft. Mit diesen körperlichen und psy-chischen Veränderungen geht ein bedroh-licher Anstieg der Unfallgefährdung amArbeitsplatz und im Straßenverkehr einher.

Fachleute schätzen, dass bei 30 bis50 % der Arbeitsunfälle Alkohol zumindesteine Mitursache darstellt. Längerfristigealkoholbedingte Gesundheitsschäden sindu. a. Leberschädigungen bis hin zur Leber-zirrhose, erhöhtes Risiko für Krebserkran-kungen von Mund, Rachen und Speise-röhre, Schädigung der peripheren Nervenund des Gehirns.

Gesetzliche Regelungen über denGenuss von Alkohol am Arbeitsplatz findensich in der Unfallverhütungsvorschrift„Allgemeine Vorschriften“ (GUV-V A1).Dort heißt es in § 38: „Versicherte dürfensich durch Alkoholgenuss nicht in einenZustand versetzen, durch den sie sich oderandere gefährden können. Versicherte,die infolge Alkoholgenusses oder andererberauschender Mittel nicht mehr in derLage sind, ihre Arbeit ohne Gefahr fürsich oder andere auszuführen, dürfenmit Arbeiten nicht beschäftigt werden.“

Weitere Einzelheiten zu dieser Vor-schrift (z. B. Alkoholverbote in bestimmtenBetriebsbereichen) sollten durch Betriebs-vereinbarungen zwischen Unternehmerund Personalvertretung geregelt werden.

Die Arbeitnehmer sollten darauf hin-gewiesen werden, dass der Versicherungs-schutz erlischt, wenn der Versicherte der-art betrunken ist, dass er zu keiner demUnternehmen förderlichen Arbeit mehrfähig ist. Dies dürfte bei Volltrunkenheitin der Regel der Fall sein. Ist durch dieTrunkenheit des Versicherten nur ein Leis-tungsabfall eingetreten, besteht dann keinVersicherungsschutz, wenn die Trunken-heit die wesentliche Ursache des Unfallswar. Weitere Konsequenzen können einemögliche fristlose Kündigung und beiverschuldeten Unfällen gar straf- undzivilrechtliche Folgen sein.

Gefahr für die Arbeitssicherheit!

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Für den Vorgesetzten ergibt sich dieVerpflichtung, aufgrund seiner Beobach-tungen und Erfahrungen zu entscheiden,ob ein angetrunkener Beschäftigter nochin der Lage ist, seine Arbeit ohne Gefahrfür sich selbst oder andere auszuführen.Verbietet er die Weiterbeschäftigung, darfer den Betroffenen jedoch nicht sich selbstüberlassen, sondern muss je nach Graddes Rauschzustandes entweder für eineärztliche Behandlung, eine beaufsichtigteUnterbringung im Betrieb oder den ge-sicherten Nachhauseweg sorgen.

Bei der Teilnahme am Straßenver-kehr gelten strengere Maßstäbe. Nachder Rechtsprechung ist hier nämlich dieTrunkenheit als rechtlich allein wesent-liche Ursache des Unfalls dann ohneWeiteres anzunehmen, wenn der Ver-sicherte absolut fahruntüchtig gewesenist. Die absolute Verkehrsuntüchtigkeitbeginnt für Kraftfahrer in Anlehnung anZivil- und Strafrecht bei 1,1 ‰.

Illegale Drogen undMedikamente sind nicht zuunterschätzenWas rechtlich für den Konsum von Alkoholam Arbeitsplatz gilt, ist selbstverständlichauch auf den Missbrauch von Drogen undMedikamenten übertragbar.

Folgende illegale Drogen werden amhäufigsten konsumiert:

� Cannabis, z. B. Haschisch, Marihuana

� Psychostimulanzien, z. B. Ecstasy (als „Partydroge“ bekannt)

� Opiate, z. B. Heroin

� Halluzinogene, z. B. LSD

� Kokain

Ca. 30 % der 18- bis 39-Jährigen habenmindestens einmal illegale Drogenkonsumiert. Bemerkenswert ist, dass inDeutschland 34 % der Opiatkonsumenten,43 % der Kokainkonsumenten und 63 %der Cannabiskonsumenten Vollzeitbe-schäftigte sind.

Je nach Droge ist die Wirkungsweiseunterschiedlich: Sie kann aufputschendoder beruhigend wirken, oft kommt es zuVeränderungen der Sinneswahrnehmungund Halluzinationen, häufig mit langenNachwirkzeiten oder so genannten Flash-backs. Unter Drogeneinfluss ist die Unfall-gefährdung erhöht.

Medikamente werden ärztlich verord-net als Heilmittel oder aber auch miss-bräuchlich als Suchtmittel eingenommen.Die Übergänge können hier fließend sein.Ca. 1,5 Millionen Menschen in Deutsch-land sind medikamentenabhängig, wobeivon einer hohen Dunkelziffer auszugehenist. Im Gegensatz zu einer Alkoholauffäl-ligkeit ist ein Medikamentenmissbrauchschwer zu erkennen.

Werden die Medikamente vom Arztverordnet, fehlt den Betroffenen oft völligdas Problembewusstsein. Dabei könnenauch diese Medikamente zu Nebenwirkun-gen führen, welche die Arbeitssicherheitbeeinträchtigen. Besondere Vorsicht istbei der Medikamenteneinnahme dann ge-boten, wenn auf deren Beipackzettel fol-gender Satz zu finden ist: „Dieses Arznei-mittel kann auch bei bestimmungsgemä-ßem Gebrauch das Reaktionsvermögenso weit verändern, dass die Fähigkeit zuraktiven Teilnahme am Straßenverkehroder zum Bedienen von Maschinen beein-trächtigt wird.“ Dies ist z. B. häufig beibestimmten Schlaf-, Beruhigungs- oderSchmerzmitteln und Psychopharmaka derFall. Zu beachten ist auch die Wirkungs-dauer der Medikamente. Ist diese lang,kann z. B. die Medikamenteneinnahmeam Abend noch bis in den nächsten Taghinein Wirkungen zeigen.

Im Jahre 1985 wurde vom Bundessozi-algericht nach dem tödlichen Unfall einesKraftfahrers, der vor dem Unfall derartigeMedikamente einnahm, ein Schutz durchdie gesetzliche Unfallversicherung mitder Begründung abgelehnt, durch dieEinnahme derartiger Medikamente trete(analog zur Volltrunkenheit) „eine Lösungdes Zusammenhanges zwischen Unfallund versicherter Tätigkeit ein“.

Wer derartige Medikamente ärztlichverordnet einnehmen muss, sollte daherweder Fahrzeuge noch Maschinen bedie-nen. Falls dies nicht möglich ist, sollte erdarauf bestehen, dass der Arzt ihm eineArbeitsunfähigkeitsbescheinigung aus-stellt.

Tabakrauch, der gesundheits-gefährdende QualmUnter den Suchtmitteln ist Nikotin dasVerbreitetste. Im betrieblichen Zusam-menhang steht beim Tabakkonsum nichtdie erhöhte Unfallgefährdung im Mittel-punkt wie etwa beim Alkohol, sondernseine gesundheitsschädigende Wirkung,welche auch die nichtrauchenden Kolle-gen im Raum trifft. Der Tabakrauch ent-faltet sowohl über das eigentlich sucht-erzeugende Nikotin als auch über weiteremehr als 4000 Schadstoffe seine gesund-heitsschädliche Wirkung u. a. auf dasHerz-Kreislauf- und Gefäßsystem, dieBronchien und Lungen. Insbesonderesteigert der Tabakkonsum das Risiko fürLungenkrebs und andere Krebserkran-kungen ganz erheblich. Erwiesenermaßengilt die erhöhte Gesundheitsgefährdungauch für das so genannte Passivrauchen.

Der Gesetzgeber hat daher in derArbeitsstättenverordnung den Nichtrau-cherschutz verankert. Dort heißt es in§ 3 a: „Der Arbeitgeber hat die erforder-lichen Maßnahmen zu treffen, damitdie nichtrauchenden Beschäftigten inArbeitsstätten wirksam vor den Gesund-heitsgefahren durch Tabakrauch ge-schützt sind.“

In Arbeitsstätten mit Publikumsver-kehr hat der Arbeitgeber solche Schutz-maßnahmen insoweit zu treffen, als dieNatur des Betriebs und die Art der Be-schäftigung es zulassen. Die zu treffen-den Maßnahmen sind unter Beteiligungder Personalvertretung festzulegen. Siekönnen von der räumlichen Trennung vonRauchern und Nichtrauchern bis hin zueinem Rauchverbot in bestimmten oderallen Betriebsteilen reichen.

Betriebliche Maßnahmenim Umgang mit suchtkrankenoder suchtgefährdetenMitarbeitern – Hilfen fürBetroffeneSuchtmittelmissbrauch (Alkohol, Drogen,Medikamente) gefährdet nicht nur dieArbeitssicherheit von Konsumenten undDritten, sondern hat weitere negativeFolgen für den gesamten Betrieb. DieArbeitsleistung der Betroffenen schwanktbzw. fällt ab, die Arbeitsqualität sinkt,Fehl- und Krankentage nehmen zu. Für den Betrieb entstehen dadurch nichtunerhebliche zusätzliche Kosten.

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Daneben kann es zu negativen Auswir-kungen auf das Betriebsklima und zu einemImageverlust des Betriebes kommen.

Ziel betrieblicher Maßnahmen mussalso sein, den Suchtmittelmissbrauch amArbeitsplatz abzubauen, um die betrieb-lichen Abläufe und die Arbeitssicherheitaufrecht zu erhalten. Im Rahmen der Für-sorgepflicht des Unternehmers muss esjedoch ebenso Ziel sein, die suchtkrankenBeschäftigten zu einer Therapie zu be-wegen und ihnen den Erhalt Ihres Arbeits-platzes zu ermöglichen. Dies gelingt er-wiesenermaßen in erster Linie über dieProblemverschärfung am Arbeitsplatz,da der Verlust des Arbeitsplatzes als be-sonders schwerwiegend empfunden wird.Der Leidensdruck im Betrieb wird dannhöher als der Gewinn aus dem Suchtmittel.

Beim Entwurf einer übergreifendenHandlungsstrategie ist die Einbindungaller relevanten betriebsinternen Institu-tionen und Personen wichtig, insbeson-dere von Geschäftsführung, Vorgesetzten,Personalvertretung, Betriebsarzt undSozialdiensten oder Suchtberatern, z. B.in Form eines „Arbeitskreises Sucht“.

In vielen Betrieben und Organisatio-nen existieren Betriebs- bzw. Dienstver-einbarungen zum Problemkreis Sucht,die den konfrontierten Personen Hand-lungsorientierung bieten und den Rahmender betrieblichen Maßnahmen verbindlichabstecken. Insbesondere für Führungs-kräfte, aber auch alle anderen Beteilig-ten, ist in diesem Zusammenhang eineSchulung sehr wichtig.

Folgende wichtige Punkte sollten bei be-trieblichen Maßnahmen beachtet werden:

� Vorgesetzte und Kollegen solltenden suchtkranken oder -gefährdetenMitarbeiter nicht decken (etwa durchÜbernahme von dessen Arbeit), son-dern den Betroffenen konkret auf seinSuchtproblem ansprechen.

� Der Betroffene sollte über die Gefähr-dung durch eine Suchterkrankunginformiert und auf konkrete Hilfsange-bote hingewiesen werden. Sinnvoll istdie Aushändigung von schriftlichemInformationsmaterial wie Broschüren,Adressen von Selbsthilfegruppen undTherapieeinrichtungen, ggf. auch eineweitere Hilfestellung bei der Wahrneh-mung von diesen Hilfsangeboten.

� Arbeitsvertragliche Verletzungenmüssen vom Vorgesetzten angespro-chen werden. Über diese Fakten kannauf den Betroffenen Druck ausgeübtwerden, eine Therapie zu beginnen.

� Falls der Betroffene die Therapiean-gebote nicht wahrnimmt und erneutVerletzungen des Arbeitsvertrags auf-treten, sollte der Druck auf ihn schritt-weise erhöht und dabei gleichzeitigweitere Hilfestellung gegeben werden.Während am Anfang ein vertraulichesGespräch zwischen Vorgesetztemund Betroffenem steht, sollte nun einbetriebsinterner oder -externer Sucht-berater hinzugezogen und schließlichder eingebundene Personenkreisum Personalleitung, Betriebsarzt undPersonalvertretung erweitert werden.

� Dem Betroffenen sollte vom Arbeit-geber garantiert werden, dass ihmsein Arbeitsplatz für die Dauer der

Therapie frei gehalten wird und ihmkeine beruflichen Nachteile entstehen.Nach erfolgreicher Therapie muss fürden Betroffenen die Wiedereingliede-rung in den Beruf sichergestellt sein.

� Die Personalvertretung sollte demBetroffenen klar machen, dass eineVertretung und Unterstützung inarbeitsrechtlichen Fragen nur beiTherapiewilligkeit möglich ist.

Suchtprävention als wichtigesbetriebliches HandlungsfeldNeben betrieblichen Hilfsmaßnahmenfür bereits suchtkranke bzw. -gefährdeteMitarbeiter sollte der Betrieb auch seineMöglichkeiten zur Primärprävention, d. h.Vorbeugung nutzen. Diese können z. B.sein:

� Information und Aufklärung der ge-samten Belegschaft über Suchtpro-bleme und deren Folgen, z. B. durchVorträge, Filme, Fortbildungsveran-staltungen, Beiträge in Mitarbeiter-zeitungen, Broschüren, Plakate, Info-stände usw.

� Kein Angebot von alkoholhaltigenGetränken in der Kantine oder ausdem Automaten

� Abbau missbrauchsfördernderArbeitsbedingungen wie Monotonie,ständige Unter- oder Überforderung,Stress oder schlechtes Arbeitsklima

� Etablierung einer Unternehmenskultur,die klare Signale gegen Missbrauch undSucht setzt

� Maßnahmen zur betrieblichen Gesund-heitsförderung, Bildung von Gesund-heitszirkeln

Autorin: Marianne Kühn

Literatur und weiterführende Informationen

Deutscher Verkehrssicherheitsrat e.V., Hauptverband der gewerblichen Berufsge-nossenschaften, Bundesverband der Unfall-kassen (Hrsg.): Suchtprobleme im Betrieb – Alkohol, Medikamente, illegale Drogen

Unfallkasse Post und Telekom (Hrsg.): Gute Gründe gegen Suchtprobleme in der Arbeitswelt (Leitfaden und CD-Rom mit Powerpoint-Vorträgen)

Ausführliche Informationen, Literaturlisten,Adressen von regionalen Selbsthilfegruppen,Beratungsstellen und Therapieeinrichtungenbei der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragene.V. (DHS), Westring 2, 59065 Hamm, Tel.: 02381 · 9015-0, www.dhs.de

Informationsmaterialien zur Suchtpräventionbei der Bundeszentrale für gesundheitlicheAufklärung (BzgA), Ostmerheimer Str. 220,51109 Köln, Tel.: 0221 · 8992-0, www.bgza.de

� Leistungsschwankungen, nachlassende Arbeitsleistung

� Konzentrations- und Aufmerksam-keitsstörungen, Vergesslichkeit

� Koordinationsschwierigkeiten, verlängerte Reaktionszeit

� Häufiges Zuspätkommen

� Zunahme von Fehl- bzw. Kranken-tagen, wiederholtes Kurzzeitfehlen

� Entschuldigung der Fehlzeiten durch Dritte

� Häufiges Entfernen vom Arbeitsplatz

� Unzuverlässigkeit

� Alkoholfahne oder Versuche, diese zu überdecken

� Starke Stimmungsschwankungen

� Nervosität, Zittern oder Schweiß-ausbrüche bei Abstinenz,Besserung nach Alkoholkonsum

� Große Trinkmengen bei Festen

� Führerscheinentzug wegen Alkohol

� Sozialer Rückzug

Mögliche Anzeichen für eine Alkoholgefährdung

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Aber Achtung: Diese Auffälligkeitenkönnen, müssen jedoch nicht auf Alkohol-probleme hinweisen. Es kommt immerauf die Gesamtschau der Symptome

und nicht auf das einzelne Merkmal an.Die Diagnose „Alkoholabhängigkeit“kann nur ein Arzt oder Suchttherapeutstellen.

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Zum 1. Januar 1977 entstand durch gesetzlichen Zusammenschluss der Stadt Großen-Linden und der GemeindeLeihgestern die Stadt Linden. Gebrauchsgegenstände, die in den Gemarkungen gefunden wurden, geben Aus-kunft darüber, wann in dieser Gegend erstmals Menschen lebten: Erste Funde datieren aus der Steinzeit (10.000– 2.000 v. Chr.). Die ersten schriftlichen Belege über die beiden heutigen Stadtteile Lindens stammen aus denJahren 790 bzw. 805 n.Chr.

Serie: Mitgliedsunternehmen der Unfallkasse Hessen

Stadt Linden

HistorischesAm 27. Februar 790 wurde nach Auf-zeichnungen eines Mönches („LorscherCodex“) dem Kloster Lorsch Grundbesitzin „Villa Lindun“ geschenkt. Am 11. Juni805 erfolgte ebenfalls eine Schenkungan das Kloster Lorsch, und hier erscheinterstmals der Name „Letkestre“ – dasspätere Leihgestern.

Linden birgt eine Erfolgsgeschichte –mit besonderen Anekdoten und einer sehrungewöhnlichen Vorgeschichte, dennbeide Gemeinden waren sich über Jahr-hunderte hinweg nicht gerade hold. Durchden nach Großen-Linden benannten undauf Leihgesterner Gemarkungsgrundstehenden Bahnhof erreichten die Aus-einandersetzungen im 19. Jahrhundertihren Höhepunkt. Die größte Ungerechtig-keit war für die Bürger in Oberhessender Zwangszusammenschluss der StadtGroßen-Linden mit der Gemeinde Leih-gestern. So bestand auch die Hauptauf-gabe des Stadtoberhauptes, Dr. UlrichLenz, in seinen ersten Amtsjahren darin,die Bürger von der gemeinsamen Sachezu überzeugen.

Es dauerte dann auch neun Jahre, bisdurch die Einweihung des neuen Rat-hauses im Stadtzentrum im August 1986ein erstes Zusammengehörigkeitsgefühlentstand und die Bürger eine gemeinsameAnlaufstelle nutzen konnten.

Dr. Ulrich Lenz: „Die Krönung meiner Er-fahren mit dem Zusammenführen zweierStadtteile war die Geschich-te des – angedrohten –„Lindener Fenstersprungs“:Noch jung im Amt ereiltemich der Anruf dreier Bür-ger, die mich dringend zusprechen wünschten. Diesehatten sich privat getroffenund einen ganz besonderenWunsch: „Herr Bürgermeis-ter, können wir denn nichtGroßen-Linden und Leih-gestern wieder auseinandermachen?“. Ich war so über-rascht, dass ich gar keinesofortige Antwort parat hatte. Gleich-zeitig las man mir aus der Chronik desStadtteils Leihgestern einige Passagen vor,die die Wichtigkeit dieses Stadtteils ein-deutig darstellten. Ich versuchte dem Trioklarzumachen, dass ich zum Bürgermeisterder Gesamtstadt gewählt worden sei mitdem eindeutigen Auftrag, die Bürgerbeider Teilbereiche zusammen zu führen.Doch wir schienen uns nicht zu verstehen...

Einer der drei schloss die Tür ab, zogden Schlüssel ab, steckte ihn in die Hosen-tasche und wollte sich einem weiterenintensiven Dialog mit mir widmen. MeinProtest blieb ohne Reaktion. „Herr Bürger-meister, Sie sollen die Stadt Linden wiederauseinanderbringen, das verlangen wirvon Ihnen!“. Ich sah mich gezwungen

aufzustehen, zum Fensterzu gehen (das Fensterging auf die Straße, warnicht besonders hoch,dafür aber klein) und diewilde Drohung auszuspre-chen: „Wenn die Tür nichtsofort aufgesperrt wird,springe ich aus demFenster“. Mit meiner Ent-schlossenheit hatte wohlkeiner der drei gerechnet.Die Tür wurde geöffnetund einer der drei beglei-tete mich sogar zum Auto.

Er entschuldigte sich vielmals und stiegsogar zu mir ins Auto, um zu retten, wasnoch zu retten war.“

„Die Krönung meiner Erfahren

mit dem Zusammenführenzweier Stadtteilewar die Geschich-

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„Lindener Fens-tersprungs“.

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links: Lindener Schulkinder gratulieren ihrem Bürgermeisternachträglich zum 60. Geburtstag.

oben: Die Bürger besprechen ihre Anliegen direkt mitdem Bürgermeister.

rechts: Linden verfügtüber einen Ganztags-Integrationskindergarten.

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Linden 2004Inzwischen haben sich die Einwohnerbeider Stadtteile nach Aussage von Bürger-meister Lenz „zusammen gerauft“. DieEinwohnerzahl erhöhte sich in den ver-gangenen 30 Jahren um 4.000 auf nun13.000. Die sehr gute Verkehrsanbindung– Linden liegt unmittelbar an den Auto-bahnen A 4 und A 485 und verfügt über den berühmten Bahnhof –sorgte für den Zuzug vielerim Rhein-Main-Gebiet täti-ger Pendler mit ihren Fami-lien. Auch die Gewerbe-ansiedlungsausgangssi-tuation ist optimal. ZweiGroß- und zwei Einzel-händler sowie mehrere IT-Dienstleistersorgten seit dem Zusammenschluss derStadtteile für einige Tausend Arbeits-plätze. Dr. Lenz: „Für die Gewerbesteuer-einnahmen nehmen wir den Lärm derAutobahnen gern in Kauf, zumal geradein Mittelhessen, in und um Gießen, vieleArbeitsplätze weggefallen sind.“

In Linden stimmt die Bilanz noch:Es gibt Arbeitsplätze, die Gewerbesteuerfließt, die Einwohnerzahl nimmt wegenkostengünstiger Bauplätze zu. Obwohldie Gewerbesteuereinnahmen nichtwachsen und die Einkommensteueran-teile niedriger werden, sind die Lindener,im Vergleich mit anderen Städten undGemeinden, noch zufrieden mit derfinanziellen Situation ihrer Stadt. Dr. Lenz:„Wir haben seit 15 Jahren keine neuenSchulden gemacht. Die Stadt Linden istnahezu schuldenfrei.“

Linden bietet eine funktionierendeInfrastruktur mit vielen Einkaufs- undFreizeitmöglichkeiten; die Stadt fordertaußerdem die geringsten Steuern undGebühren. So wird z. B. die „GrundsteuerA“ nicht erhoben, zum wirtschaftlichenVorteil der landwirtschaftlichen Betriebe,die mit jedem Euro rechnen müssen.

Vier Kindertageseinrichtungen, zweiGrundschulen, eine Sonderschule sowie

eine Gesamtschule biszur Mittleren Reife stehenden Lindener Bürgern zurVerfügung. Linden richteteauch als eine der erstenGemeinden einen Ganz-tags-Integrationskinder-garten ein.

Rathaus, Stadthalle, Kindergarten,Bauhof und Sportanlage sind im Stadt-zentrum zusammen gefasst. Dr. Lenz:„Durch die zentrale Bündelung der Ein-richtungen sparen wir Geld:Einkäufe werden z. B. zen-tral getätigt. Nur eine Per-son ist damit beschäftigt,und nicht fünf. 35 Verwal-tungsmitarbeiter – davon25 in Teilzeit – sorgen fürden reibungslosen und kos-tengünstigen Verwaltungs-ablauf. Die Auszubildendenwerden übernommen. Wirhaben in Linden ausgewo-gene politische Verhältnisseund arbeiten Hand in Hand zusammen. Ent-scheidungen treffen wir in der Regel ge-meinsam, zum Besten unserer Stadt.“

Die Lindener sind besonders stolz aufdie inzwischen vier Städtepartnerschaften,die zu intensivem Austausch und zur Kon-

taktpflege genutzt werden. Seit 1993 be-steht die Partnerschaft mit der GemeindeSosnicowice; seit 1995 mit Loucna nadDesnou/Wiesenberg und seit 2001 mitMacheren Petit-Ebersviller. Nach einerfast 25-jährigen „Verlobungszeit“ ist seitSeptember 2002 nun auch offiziell die amdichtest besiedelte Stadt Japans, Warabi,die vierte Partnerstadt Lindens.

Der BürgermeisterSozio-Ökonom Dr. Ulrich Lenz ist verhei-ratet und Vater eines 20-jährigen Sohnes.Er wollte schon in jungen Jahren die Ver-bindung zwischen Mensch, Landwirtschaftund Ökonomie in Einklang bringen. So arbeitete er an mehreren Projekten imEntwicklungsdienst mit, die dazu dienten,die Produktion von einheimischen Erzeug-nissen in den Entwicklungsländern zu ver-bessern und zu erhöhen. Die Projekte

waren zwar erfolgreich:Die Honig-, Tomaten- oderauch Hähnchenproduktio-nen konnten gesteigert,die Einnahmen der Produ-zenten somit erhöht wer-den. Dr. Lenz: „Ich stelltemir aber immer öfter dieFrage, ob die Menschennicht glücklicher waren,bevor sie sich mehr leistenkonnten.

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„Wir haben seit 15 Jahren keine neuen Schulden

gemacht.“

„Ich stellte miraber immer öfter

die Frage, obdie Menschen

nicht glücklicherwaren, bevor siesich mehr leisten

konnten.“

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Durch die verbesserte Einkommenssitua-tion wurden kommerzielle Wünsche erstgeweckt. Ich hatte den Eindruck, wir habenmit unseren Projekten nicht unbedingtzum Glück dieser Menschen beigetragen.“

1977 wurde Dr. Ulrich Lenz zum erstenBürgermeister der neuenGesamtgemeinde Lindengewählt. 1994, bei der ers-ten Bürgermeisterdirekt-wahl, sprach ihm die Bevöl-kerung für weitere sechsJahre ihr Vertrauen aus.Noch eindrücklicher fiel dasErgebnis im Jahr 2000 aus:Nahezu 70 % der Bürger gaben Dr. Lenz ihreStimme. Am 1.Juni2001 begann seine fünfteAmtszeit.

Welches Geheimnis steckt hinter die-sem Erfolg? Dr. Lenz: „Ich bin z. B. sehrsparsam. Als wir 1986 das neue Stadtzen-trum gebaut haben, trennten wir uns vonallen Gebäuden, Arbeiten, Fremdfirmenusw., die nicht direkt für die Verwaltungs-geschäfte gebraucht wurden. Bestimmte Aufgaben, wie z. B. der Winterdienst oderauch Bauaufträge, werden im Bedarfsfallextern vergeben. So sparen wir die

Bereithaltung teurer, selten genutzterMaschinen und Geräte im Bauhof; unser„Bauamt“ besteht aus einer einzigenMitarbeiterin.

Außerdem bin ich der größte Papier-feind in unserem Rathaus. Man sollte

so viel wie möglich digitalerledigen können. An-tragsformulare sind mirein Greuel. Die EinwohnerLindens können ihre An-liegen über das Interneterledigen, wenn sie dasmöchten, schnell undunkompliziert. Die Ver-

waltungsmitarbeiter haben VHS-Kursebesucht, um die Technik so schnell wiemöglich zu beherrschen. Es funktioniert.

Ich bin ein Freund von Absprachenund deren Einhaltung. Die Mitarbeiterklären untereinander, wie sie sich dieArbeit einteilen. Einzige Bedingung:Zu den Öffnungszeiten ist immer einAnsprechpartner anwesend. Außerdemgibt es eine Notfallnummer für alle BürgerLindens, unter der man mich auch amWochenende erreichen kann. Manchmalbraucht man eben sonntags einen Reise-pass ... Genauso funktioniert die Zusam-menarbeit im Stadtparlament. Die Partei-en arbeiten mit- und nicht gegeneinander.

Als Bürgermeister vertrete ich einegesellschaftspolitisch kritische Haltung.Dinge, die mich aufregen – als Bürger-meister, als Bürger, als Mensch – versucheich zu ändern. Ich rede mit den Menschenund wende mich, manchmal recht streit-bar, an die verantwortlichen Politiker.Persönlich bin ich der Meinung, dassunsere Berliner Politiker den Bürgern ihreEntscheidungen nicht vermitteln können.Das hat auch auf mich als BürgermeisterAuswirkungen. Aber auch für mich sindviele Entscheidungen, die auf Bundes-ebene gefällt werden, ein Buch mit siebenSiegeln. Die Politiker dort sind von derPraxis sehr weit entfernt. Bei uns im Kom-munalbereich ist das anders. Sitzungen,auf denen nur geschwätzt wird, gibt esbei uns nicht. Die finden gar nicht erststatt.“

Die Bürger Lindens honorieren dieseCharakterzüge ihres streitbaren Bürger-meisters: Sie wählen ihn immer wieder.Zum Wohle der Stadt Linden.

Autorin: Sabine Longerich

Mehr über die Stadt Linden erfahren Sie unterwww.linden.de.

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„Ich bin einFreund von Absprachen und deren

Einhaltung.“

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Am 24. März 2004 fand die dritte Fach-tagung „Schule und Gesundheit“ in derLandessportschule in Frankfurt am Mainstatt. Mehr als 450 Teilnehmer verfolgtenam Vormittag die Fachvorträge und konn-ten nachmittags an einem der zwölf Work-shop-Angebote teilnehmen. Für die Vor-träge konnten Dr. med. Bernd Frederich,Facharzt für Familienpsycho-somatik, aus Darmstadt (The-ma: Gesundheit von Schüle-rinnen und Schülern: Wert-schätzung, Motivation undFreiheit), Prof. Dr. Uwe Schaar-schmidt, Institut für Psycho-logie der Universität Potsdam(Thema: Gesundheit von Leh-rerinnen und Lehrern) und Prof.Dr. Michael Schratz, Leiter desIns- tituts für LehrerInnenbil-dung und Schulforschung ander Universität Innsbruck (The-ma: Gesunde Schule brauchtSchulentwicklung), gewonnenwerden.

Eröffnet wurde die Veran-staltung von Joachim Jacobi,Staatssekretär im Hessischen Kultusmini-sterium, und Gerd Ulrich, Geschäftsführerder Unfallkasse Hessen. Beide betontenin ihren Beiträgen, dass Prävention,Gesundheit und Gesundheitsförderung

aller Schulangehörigen bzw. Versichertenwichtige Ziele ihrer Institutionen sind.

Die Unfallkasse Hessen ist eine Orga-nisation, die eine lange Tradition in derPrävention hat. Hierbei hat sich eine Reihevon Kernkompetenzen und Handlungs-schwerpunkten herausgebildet. Zu diesengehören das Erkennen von Gefährdungen

und das Aufzeigen vonLösungen für die Praxis.Gefährdungen sind dabeiin einem umfassenden Sinnalle Arten von Belastungen,die sich nachteilig auf die Ge-sundheit auswirken können.Gefährdungen können sichsowohl aus den Umgebungs-bedingungen (Lärm, Hygie-ne, räumlich und baulicheVerhältnisse, Ergonomie,Arbeitsmittel, fehlendeBewegungsanreize) als auchaus den psychosozialenBedingungen (Stress, Über-forderung, Aggression, Mob-bing), aber auch aus dempersönlichen Verhalten des

Einzelnen ergeben.In Schulen kann immer wieder fest-

gestellt werden, dass die Verhältnis- unddie Verhaltensbedingungen in einem zirku-lären Zusammenhang stehen.

In Schulen, die schlechte bauliche,räumliche und psychosoziale Verhältnissebieten, können Gesundheits- und Sozial-kompetenzen der Schüler nur schwer ge-deihen. Dies wiederum führt auf Grundvon Vandalismus und fehlendem Verant-wortungsgefühl zu noch schlechteren Um-gebungsbedingungen und zu weiterenpsychosozialen Belastungen. Schulendagegen, in denen sich die Angehörigensicher und wohlfühlen, haben ein besseresKlima. Aggression und Gewalt gegenüberMenschen und Sachen sind seltener undauch das Gesundheitsverhalten des Ein-zelnen wird positiv beeinflusst. Dies wie-derum bewirkt eine weitere positive Ent-wicklung der Umgebungsverhältnisse.

Aufgaben einer erfolgreichen Gesund-heitsförderung sind sowohl die Verbes-serung der Verhältnisse als auch die desEinzelnen. Das eine kann nicht ohne dasandere funktionieren.

Das Thema „Schule und Gesundheit“ rückt unter den verschiedenstenPerspektiven mehr und mehr in den Vordergrund der Betrachtung. Diewachsende gesundheitliche, ökologische und psychosoziale Belastungvon Kindern, Jugendlichen und Lehrern verstärkt den Bedarf an schul-bezogenen und zielgruppenspezifischen Konzepten. Schulische Ge-sundheitsförderung bezieht alle Bereiche des schulischen Lebens einmit dem Ziel, die Kompetenz zur Förderung der eigenen Gesundheit zuentwickeln und zu stärken. Zum dritten Mal veranstaltete die UnfallkasseHessen eine Fachtagung, in deren Rahmen vielfältige Angebote undAnregungen zur Entwicklung einer Schulgesundheitskultur gegebenwurden. Wie bereits im Vorjahr war das Hessische Kultusministeriumwiederum Mitveranstalter.

3. Fachtagung

„Schule und Gesundheit“

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Aufgaben einererfolgreichen Gesundheits-

förderung sind sowohl die Ver-

besserung der Verhältnisse

als auch die Entwicklung des

Einzelnen. Das eine kann

nicht ohne das andere

funktionieren.

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Aus Sicht der gesetzlichenUnfallversicherung ist inder Gesundheitsdiskus-sion noch ein weitererPunkt von Relevanz. Risi-ko und Sicherheit müs-sen, entgegen der land-läufigen Meinung, keine unvereinbarenGegensätze sein. Sicher verhalten kann sichnur, wer über Risikokompetenzen verfügt.Risikokompetenz heißt, sowohl die Situa-tion als auch die eigenenFähigkeiten beurteilen undverantwortungsbewusste Ent-scheidungen treffen zu können.Diese Art von Kompetenz kannnur sehr eingeschränkt durchtheoretische Methoden erwor-ben werden. Ein angemessenesund reflektiertes Zulassen von Risiken inSchulen, z.B. im Sport, dient also durchausder Förderung von Sicherheit und somit derGesundheit.

Diese Themen spie-gelten sich auch in den Workshop-Angeboten, z. B.„Belastungen durchLärm in der Schule“von Uwe Naujokatund Markus Ober-dörster, „Wahrneh-mung und Bewe-gung als Grundlagefür Lernen und Verhalten“ vonDorothea Beigelund Dr. DieterBrethecker, „Ringenund Kämpfen imKindergarten undin der Grundschule“vom MareileNiermeyer und„Auffällige Schüler-innen und Schülerprofessionell be-obachten“ von LonaRothe-Jokisch, wider.

Neben den Vor-trägen und Work-shops fand beglei-

tend eine Ausstellung statt. Über 30 Schulenund Schulämter präsentierten hier auf viel-fältige und phantasievolle Art und Weiseihre Projekte zur Gesundheitsförderung.

Das Interesse an der Ver-anstaltung hatte bereits imVorfeld die Vorbereitungs-gruppe vor große Herausfor-derungen gestellt. Bei derPlanung war ursprünglich voneiner Teilnehmerzahl vonca. 250 Personen ausgegan-

gen worden. Bis zum Anmeldeschluss am 15. Februar 2004 waren bereits über 650Anmeldungen eingegangen. Freundlicher-weise konnten von der Landessportschule

zusätzliche Räumlichkeiten zur Verfügunggestellt werden, so dass unter Ausnutzungaller vorhandenen Kapazitäten letztendlich450 Personen die Teilnahme ermöglichtwerden konnte. Zwar überstieg der er-forderliche Aufwand zur Vorbereitungder Tagung die Erwartungen erheblich. Die vielen positiven Rückmeldungen undDanksagungen zeigen jedoch, dass dieArbeit erfolgreich und sinnvoll war.In diesem Jahr gab es erstmals einenoffiziellen Tagungsband mit allgemeinenInformationen, den Beiträgen der Refe-renten und einem ausführlichem Aus-stellungsteil, in dem sich die beteiligtenSchulen und Schulämter mit ihren Pro-jekten vorstellen. Wer an der Veranstal-tung nicht teilnehmen konnte, jedoch dieBeiträge nachlesen möchte, kann dies tun.Der komplette Tagungsband wird auf derInternetseite des Hessischen Kultusmini-steriums (www.kultusministerium.hessen.de) in der Rubrik „Schule undGesundheit“ eingestellt.

Autorin: Ortrun Rickes

Die 4. Fachtagung „Schule und Gesundheit“ findet am 22. März 2005 statt!

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Der Geschäftsführer der UKHGerd Ulrich (1. von links) und der Staatssekretär im Hessischen KultusministeriumJoachim Jacobi (2. von links) bei der Eröffnungsveranstaltung

Risiko und Sicherheit sind keine

unvereinbaren Gegensätze!

Interessierte Teilnehmerinnen amInfo-Stand der UKH

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„Die Jugend liebt heutzutage den Luxus, sie hat schlechte Manieren, ver-achtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten undschwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf,wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern,schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen,legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.“ (Sokrates,470 – 399 v. Chr., frei zusammengefasst nach Platons 8. Buch vom Staat)

Die Lions Questler der Marienschule Fulda zum Thema:

Erwachsen werden –Persönlichkeitsentfaltungbei JugendlichenSeit Jahren sind Veränderungen in derArt des Miteinander-Umgehens bei Kin-dern und Jugendlichen zu beobachten.Es fällt ihnen schwer, sich in einer Gruppezurechtzufinden, mit sich und anderenrücksichtsvoll, angemessen umzugehen.Häufig sind sie in ihrer Selbstwahrneh-mung gestört, haben Schwierigkeitenim Umgang mit Gleichaltrigen undErwachsenen oder Schwierigkeiten,mit den eigenen Gefühlen angemessenumzugehen.

Oft fehlt es ihnen an Einfühlungs-vermögen, Rücksichtnahme und Konflikt-fähigkeit. Verstärkt zeigen sie Aggressio-nen, Suchtverhalten oder andere sozialeAuffälligkeiten. Die alleinige Vermittlungvon Fakten und Fachwissen durch dieSchule reicht heute offensichtlich nichtmehr aus, um Kinder und Jugendliche aufihre Zukunft angemessen vorzubereiten.Das „Erwachsen-werden-Programm“, auchkurz LQ (Lions Quest)-Programm genannt,versucht diesen Problemen gezielt näherzu kommen.

Junge Menschen in ihrer Fähigkeitzu fördern, ihr Leben verantwortlich in dieHand zu nehmen, eigene Entscheidungenzu treffen und umzusetzen, ist eines derHauptanliegen dieses Programms. WeitereZiele liegen in der Stärkung des Selbst-vertrauens und des Selbstwertgefühles,Konflikt- und Risikosituationen im Alltagzu begegnen, für Probleme eine positiveLösung zu finden. Erreicht werden soll diesdurch eine positive Bewusstmachung undAnerkennung bzw. Stärkung der persön-lichen Qualitäten.

Ein bewusster und angemessener Um-gang mit eigenen und fremden Gefühlensoll gefördert werden, damit verbundendie Integration in eine Gruppe Gleichaltri-ger, die Fähigkeit zur Solidarität auch mitAndersdenkenden und Menschen fremderKulturen. Ganz wichtig ist dabei, die Aus-bildung der Kritikfähigkeit sich selbst und der Gruppe gegenüber zu fördern, um ne-gativem Gruppendruck leichter wider-stehen zu können. Die Entscheidung fürein Leben ohne Sucht steht ebenso imMittelpunkt dieses Programms wie dieFörderung von Toleranz, Achtung, Ver-lässlichkeit und Diskretion anderenMenschen gegenüber.

Seit 2001 wird dieses Pro-gramm an der Marienschule ineiner sogenannten LQ-Stundein einzelnen Klassenstufendurchgeführt. Das Echo derSchülerinnen fällt dabei übe-raus positiv aus, denn Ge-danken, Ideen und Gefühleeinander mitzuteilen, mitein-ander auszukommen und zu-sammen arbeiten zu können,ist nicht angeboren und nichtselbstverständlich.

„Es gibt Versuchungen,entscheide dich“Ziel dieser Stunde ist es, die protektivenFaktoren der Jugendlichen zu stärkenund so den Einfluss von Risikofaktorenzu vermindern. Jede Stunde beinhaltetneben der Vermittlung von sachlichenInformationen auch vertrauensförderndeSpiele. Es geht um schwierige Gefühlewie Trauer, Eifersucht, Streit, Gruppen-zwang, Schulfrust, Liebeskummer, Ein-samkeit. Wir lernen über diese Gefühlezu sprechen, sie zu erklären und gegen-einander abzugrenzen. Dieser Umgangsoll uns helfen, mit unangenehmen Ge-fühlen umgehen zu können und Lösungs-möglichkeiten zu finden, die nicht imRauchen, Trinken oder Konsumieren an-derer Drogen enden. Wir erfahren, dassdiese Gefühle vielen von uns bekannt sindund wir nicht alleine mit ihnen dastehen.Wir erkennen, dass es noch andere Wegegibt, als das Verdrängen mit Hilfe vonDrogen.

„Die Jugendvon heute“

DieSchulseite

Annabelle Bohn,Josefine Geiger, Ann-Sophie Haentjens,Kristin Seng, Anna Steinacker, Tamara Wiegand, Yvonne Wiegand, Katharina Witzel; Leitung: Christel Thieße.

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Verantwortung übernehmen –Die Geschichte mit dem EiEin wichtiger Schritt ins Erwachsenwerdenist auch, Verantwortung zu übernehmen.Zu diesem Thema mussten wir eine Wochelang ein rohes Ei überall mit hinnehmen.Nachdem einige ihr Ei schon nach ein oderzwei Tagen verloren oder kaputt machten,schafften es andere, ihr Ei eine Woche langgut zu behüten und überall mit hinzuneh-men.

Am Ende dieser interessanten undauch aufschlussreichen Woche tauschtensich dann alle über die ganz persönlichenErlebnisse aus. Es waren überwiegendpositive Erfahrungen, aber jedem einzel-nen wurde bewusst, wie schwer es ist,Verantwortung zu übernehmen! Aber auchdas gehört zum Erwachsenwerden ...

Mit Gefühlen umgehen!Gefühle entdecken und mit ihnen um-gehen ist das Thema im 3. Teil des Lions-Quest-Programms. Dieses Kapitel ist vonden vorhergehenden Stunden abhängig,

denn man muss seine Gruppe sehr gutkennen und ihr vertrauen. Doch brauchtman auch das Selbstbewusstsein, zuseinen Gefühlen zu stehen, was geradejungen Menschen sehr schwer fällt, weilsie sich so oft in einem Gefühlschaosbefinden. Das Programm beinhaltet vieleGeschichtsbeispiele, die zeigen sollen,dass sich andere in genau der gleichenLage befinden. Da das Lions-Quest-Pro-gramm ausschließlich für 10- bis 16-jährigeerarbeitet wurde, geht es hier oft um dasGefühlschaos in der Pubertät. Wie ent-decke ich meine Gefühle? Ordne ich sierichtig zu? Wie bringe ich meine Gefühlezum Ausdruck, ohne meine Mitmenschendabei zu verletzen? Die Schüler und -Schülerinnen spielen hier Situationennach, in denen Kinder mit ihren Eltern überJugendprobleme diskutieren. Sie merkenso, wie ihre Eltern sich fühlen, nämlichhilflos, überfordert und manchmal auchverzweifelt. Es ist nachweisbar, dass vieleSchüler und Schülerinnen nach Bespre-chung dieses Themas besser mit ihrenGefühlen und auch mit ihren Eltern umge-hen können.

Natürlich soll das Programm helfen,die Schüler und Schülerinnen selbststän-dig werden zu lassen, es soll ihnen aberauch zeigen, dass es keine Schwäche ist,professionelle Hilfe bei ernsten Problemenin Anspruch zu nehmen, z. B. den Rat derEltern oder einer Beratungsstelle.

„Ein Tag voller Gefühle“So nennt sich die Geschichte, die miteinem Spiel („Energizer“) verbunden ist.Die Gruppenleiterin liest die Geschichtevor und jedes Mal, wenn eine Stellekommt, in der der Gemütszustand derHauptperson Nina geschildert wird, machtsie eine Pause. An dieser Stelle müssensich die Schüler und Schülerinnen, dieBonbons oder ähnlich kleines zum WerfenGeeignetes in den Händen halten, ent-scheiden, wie sie sich fühlen würden undeinen Bonbon etc. in den für ihren Gemüts-zustand vorgesehenen Eimer, der in derMitte des Stuhlkreises steht (in Lions Questsitzt man so, dass man allen ins Gesichtschauen kann) werfen. Es sind zwei Eimer:„angenehm“ und „unangenehm“. EinSatz in der Geschichte kann z. B. lauten:„Nina denkt an den vor ihr liegenden Tag:Ein Test in Biologie, das Volleyballspielgegen die 7 b, Rückgabe der Deutsch-arbeit und Pizza zum Mittagessen, sie istganz genervt“. Die Betonung bei diesemSatz liegt auf dem Wort sie, denn jederfühlt sich in solch einer Situation anders:Es gibt Menschen, die mögen Biologieund hassen dafür Pizza; Menschen, dieDeutsch nicht mögen, aber Volleyballlieben. Dieses Spiel soll zeigen, wie unter-schiedlich Menschen reagieren, dass manaber jede Reaktion akzeptieren muss.

Lions Quest

Lions-Quest ist ein gemeinsames Pro-jekt von Lions Clubs International undQuest International. Während QuestInternational für die pädagogischeArbeit verantwortlich ist, kümmertsich Lions Clubs International um dieVerbreitung des Programms in denSchulen und um die Finanzierung desUnterrichtsmaterials und der Semi-nare für die Lehrerinnen und Lehrer.Seit Sommer 2000 ist Lions-QuestDeutschland im „Hilfswerk der Deut-schen Lions e. V.“ ein eigenständigesRessort, das für Inhalt und Umsetzungdes Programms „Erwachsen werden“verantwortlich ist. Mehr infos unterwww.lions-quest.de .

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Warum „Erwachsen werden“in der Schule?

Die Schule spielt bei der „Lebens-vorbereitung" eine Hauptrolle. VieleLehrerinnen und Lehrer spüren täg-lich im Verhalten der Jugendlichen ihreProbleme und haben daher ein natür-liches Interesse, mit ihnen Lösungs-wege zu suchen und zu finden:

Soziales Verhalten kann mannicht allein erlernen, sondern nurdurch Erfahrungen im Umgang mitanderen.

Hier sind auch Maßnahmen zurSuchtvorbeugung am wirkungsvolls-ten, da im sozialen Verband der Klas-se die Weichen für Werte und Sozial-verhalten der ganzen Gruppe gestelltwerden.

„Erwachsen werden“ gehört alsoin die Schule. Dadurch rücken Lehre-rinnen und Lehrer näher ans Zentrumder Erziehung. Erziehung ist schonimmer auch Aufgabe der Schule ge-wesen. Nur steht Erziehung nicht imStundenplan; Lehrerinnen und Lehrererhalten in diesem Bereich ihrer Arbeitnur wenig Hilfe durch geeigneteMaterialien und Fortbildungsange-bote.

Energizer – AktivierungsspieleEnergizer sind Spiele/Übungen, die dieKonzentration fördern und helfen, Span-nungen abzubauen. Viele davon wurdenaus dem Buch von Carol Apacki entnom-men; wir haben ein paar hinzugefügt. DieEnergizer sind vier verschiedenen Themenzugeordnet:

� Kennenlernen – Gemeinschaft fördern

� Paare/Gruppen einteilen

� Entspannung und Konzentration fördern

� Kooperation fördern

Sie werden eingesetzt für das Miteinander,um leichter, von sich aus, anderen seineIdeen, Gefühle und Gedanken mitteilen zukönnen. Man „lernt“ dabei, mit anderenMenschen in Kontakt zu kommen und, wasauch möglich ist, seine Berührungsängstezu überwinden.

Ein Beispiel: „Zip, Zap, Zup“Bei diesem Energizer, der zur Gruppe„Kennen lernen – Gemeinschaft fördern“gehört, muss man den Befehlen Zip, Zap,und Zup gehorchen. Bei Zip muss man einenStuhl nach rechts, bei Zap einen Stuhl nachlinks rutschen. Weil man beim Lions-Quest-Unterricht meist im Stuhlkreis sitzt, kannman es ganz einfach mal zwischendurchspielen. Wenn der Spielführer aber „Zup“ruft, muss man sich einen ganz neuen Platzsuchen.

Dieser Energizer bringt viel Bewegung indie Klasse und man kann andere Mit-schüler/Mitschülerinnen kennenlernen,weil man keinen festen Platznachbarn hat.Außerdem macht die Energie viel Spaß (vorallem, wenn man das Spiel richtig schnellspielt) und man kann seinen Kopf ein biss-chen vom Schulstress befreien.

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Der dreibeinige Hockerzur Stärkung des Selbst-vertrauensSelbstvertrauen oder Selbstbewusst-sein kann für viele Schüler und Schüle-rinnen im Alter von zehn bis zwölfJahren ein Fremdwort sein. Dies kannzu erheblichen Problemen im späterenLeben führen, da diese Personen nichtoder nur sehr wenig an sich glaubenund keinen Mut haben, etwas zuwagen, einen neuen Weg einzuschla-gen, der natürlich auch mit Risikenverbunden ist.

Um dieses Problem zu mildernoder sogar ganz abzuschaffen, istdieses Kapitel in der Unterrichtsreihevon Lions Quest ein sehr wichtigesThema. Zur Verständnishilfe ist fürdie Schüler und Schülerinnen eindreibeiniger Hocker vorgegeben. EinUnterrichtsbeispiel: Jede/r soll sichfrei im Raum auf ein Bein stellen. DerLehrer geht nun durch die Menge undstößt einzelne an. Sie beginnen zuwackeln und müssen das zweite Beinzur Hilfe nehmen, um nicht umzufallen.Jetzt nimmt sich jede/r einen Partnerund sie stellen sich wieder auf einBein. Allerdings halten sie sich jetztan der Hand. Der Lehrer geht wiederzwischen den Schülern und Schüler-innen hindurch und stößt abermalseinige an. Sie fangen erneut an zuwackeln; diesmal aber nicht so starkwie im vorigen Durchgang. Beim drit-ten Durchgang sind es Dreiergruppen,die auf einem Bein stehen und sichan den Schultern halten. Der Lehrergeht erneut durch die Menge undwiederholt den Vorgang. Anschließendwerden die Ergebnisse zusammengetragen.

Beim dritten Versuch sind dieSchüler/innen stehen geblieben.Genauso ist es mit dem dreibeinigenHocker: Wenn er weniger als dreiBeine hat, fällt er um. Beim Selbst-vertrauen hat jedes Bein des Hockerseinen Namen, nämlich Selbstver-trauen, Verantwortung und Selbst-bewusstsein.

Autorinnen: Annabelle Bohn, Josefine Geiger,Ann-Sophie Haenjens, Kristin Seng,Anna Steinacker, Tamara Wiegand, KatharinaWitzel, Yvonne Wiegand. Leiterin des Projektes:Christel Thieße

Die Lions Questler zeigen aufder UKH-Fachtagung Energizerfür mehr Konzentration.

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Unfallkasse Hessen unterstützt Club-of-Rome-Schulen

Gesünder und sicherer: Die „CoR-Schulen“

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Der Club of Rome wurde 1968 von demitalienischen Industriellen Aurelio Pecceigegründet. Er wurde in den Folgejahrenvor allem mit der Studie „Grenzen desWachstums“ bekannt, in der erstmalsdie Folgen von Umweltverschmutzungund Bevölkerungswachstum umfassendwissenschaftlich belegt wurden. Die welt-weit erschienene Studie war in vielenLändern Anlass, sich mit den gesundheit-lichen, ökologischen und auch ökonomi-schen Folgen einer ungebremsten Indus-trialisierung zu beschäftigen – sie wardamit Wegbereiter der internationalenUmweltbewegung. Der Club of Romeinitiierte und veröffentlichte in den Folge-jahren noch zahlreiche weitere wissen-schaftliche Arbeiten zu ökologischen,sozialen, demografischen und ökonomi-schen Themen.

Die BausteineDa auf all diesen Gebieten Bildung eineSchlüsselrolle bei der Bewältigung deranstehenden Probleme spielt, entwickeltedie deutsche Sektion des Club of Rome seit rund zwei Jahren ein Konzept für eine

völlig neue Art von Schule. Zum einen solldamit der ungehinderte Zugang zur Bil-dung für alle Schüler/innen einer Schulegarantiert werden. Dabei spielt die ganz-heitliche Vermittlung von Lerninhalten –gerade an praktischen Beispielen – einebesondere Rolle. Zum anderen sollen CoR-Schulen demokratisch aufgebaut sein, dieMitwirkung aller Mitglieder der Schulge-meinschaft garantieren und zur Empathiehinsichtlich kultureller Unterschiede er-ziehen. Weiterhin ist die enge Zusammen-arbeit von Schule und Elternhaus sowievon Schule und relevanten Institutionenim regionalen Umfeld ein weiterer wichtigerBaustein der CoR-Schulen.

Viele der Ziele sind wichtig für die För-derung des Schulklimas und damit auchindirekt für die Bereiche Sicherheit undGesundheit. Direkte Überschneidungenin der Zielsetzung des Club of Rome undder Unfallkassen ergeben sich bei denAngeboten der CoR-Schulen: Diese ver-pflichten sich zu täglichen Bewegungs-zeiten – auch außerhalb des Faches Sport–, zur Sicherheitsförderung als einer zeitge-mäßen Behandlung des Themas Sicherheit

vor Unfällen sowie zu Aktivitäten zurVerbesserung der Gesundheit der Schul-gemeinde und zu Aktionen gegen Gewalt.Da diese Themen bereits seit vielen Jahrenvon den Unfallkassen behandelt werden,existieren dort umfangreiche Erfahrungenund Materialien, die den teilnehmendenSchulen unterstützend zur Verfügung ge-stellt werden können.

Ursprünglich dachte der Club of Romedaran, das beschriebene Konzept in neugegründeten Schulen zu erproben.Da Schulneugründungen aber zurzeit dieabsoluten Ausnahmen sind, sollen nun„normale“ Schulen zu CoR-Schulen „um-gegründet“ werden. Diese erarbeiten aufder Basis der beschriebenen Grundthesenein eigenes Konzept, das dann im Laufevon ca. fünf Jahren umgesetzt wird.

Neue Wege für einbesseres SchulklimaCoR-Schulen müssen organisatorischund pädagogisch neue Wege gehen. Siebrauchen dabei die Freiheit, Dinge anderszu regeln, als dies in den „Behörden“-Schulen sonst vorgeschrieben ist. DasKultusministerium hat eine Unterstützungdes Projektes gerade durch eine flexibleGestaltung von Regelungen signalisiert.

In Hessen interessieren sich zurzeitvier Schulen für den Titel „Club-of-Rome-Schule“. Sie sollen nun zunächst internabklären, ob eine „Umgründung“ tatsäch-lich intern erwünscht und machbar ist.Bei einem positiven Votum erarbeiten dieSchulen dann „ihr“ Konzept und stimmendieses mit dem Club of Rome ab. Ent-spricht das Konzept der Philosophie desProjektes, erhalten die Schulen zunächsteine vorläufige Lizenzurkunde. So könnendie Schulen nach und nach die notwendi-gen Umgestaltungen vornehmen. DerProzess wird dabei vom Club of Romeevaluiert - fallen die Grundlagen weg,wird auch der Titel wieder entzogen.

Autor: Dr. Torsten Kunz

Am 1. und 2. März 2004 fand in Frankfurt die Auftaktveranstaltung zurGründung der so genannten Club-of-Rome-Schulen (CoR-Schulen) statt.Mehr als 200 Schulleiter/innen und Lehrkräfte aus 60 Schulen in elfBundesländern diskutierten auf Einladung des renommierten Club ofRome mit nationalen und internationalen Experten über Wege, „Schule“zu verändern und Bildungschancen zu verbessern. Schulen, die ein beson-ders fortschrittliches pädagogisches Konzept umsetzen, wird der Titel„Club-of-Rome-Schule“ verliehen. Da das Konzept auch die tägliche Förde-rung von Bewegung, Sicherheit und Gesundheit beinhaltet, unterstützendie Unfallkasse Hessen, der Bundesverband der Unfallkassen sowieeinzelne andere Unfallkassen das Projekt – insbesondere in fachlicherHinsicht.

oben: Dr. TorstenKunz, UnfallkasseHessen, erläutert die Ziele der Zusammenarbeit.

links: Vertreter von Club of Rome undUKH zusammen mit Kultusministerin Karin Wolff und Ex-perten aus mehrerenLändern.

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Der Schulunfall„Warum wurde denn der Unfall als Schul-unfall abgelehnt? Er hat sich doch in derSchule ereignet!“ Nicht selten erreicht unsdiese Frage von aufgeregten Eltern, dieunsere Entscheidung nicht nachvollziehenkönnen.

Schüler gehören während des Besuchsvon allgemeinbildenden Schulen zum Kreisder versicherten Personen. Dies gilt auchfür die Teilnahme an Betreuungsmaßnah-men, die unmittelbar vor oder nach demUnterricht von der Schule oder im Zusam-menwirken mit ihr durchgeführt werden.Zu beachten ist aber, dass ein im Schul-gebäude oder auf dem Schulgelände ge-schehener Unfall nicht schon deshalb ein„Arbeitsunfall“ ist, weil er in der Schuleoder während des Besuches der Schuleeingetreten ist. Grundsätzlich muss sichder Unfall während einer Tätigkeit ereignethaben, die im organisatorischen Verant-wortungsbereich der Schule gelegen hat.Was heißt das im Einzelnen?

Der organisatorischeVerantwortungsbereichDer Gesetzgeber will keinen „allumfas-senden“ Versicherungsschutz für Schüler.Dieser soll auf den Verantwortungsbereichder Schule begrenzt sein. Die Schule or-ganisiert die räumlichen und zeitlichenRahmenbedingungen der Tätigkeiten derSchüler. Schulische Aufsichtsmaßnahmenmüssen hierbei gewährleistet sein. Hier-unter fällt in erster Linie der planmäßigeUnterricht, sowohl inner- als auch außer-halb der Schule. Doch wie sieht es mitdem Erledigen der Hausaufgaben aus?Eigentlich ist das doch eine Tätigkeit, diedurch den Schulbesuch bedingt ist! Undwenn sie in der Schule erledigt werden,dürfte doch alles klar sein, oder etwa nicht?

Thema HausaufgabenHausaufgaben gehören zum Schulalltag,wie die Luft zum Atmen. Grundsätzlich sindfür die Beurteilung des Versicherungs-schutzes bei der Erledigung von Hausauf-gaben mehrere Aspekte zu beachten. ImRegelfall werden Hausaufgaben im häus-lichen Bereich erledigt. Dies zieht grund-sätzlich keinen Versicherungsschutz nachsich, da die Tätigkeit außerhalb des orga-nisatorischen Verantwortungsbereichesder Schule stattfindet, also rein privaterNatur ist.

Daneben besteht in einigen Schulendie Möglichkeit, die Hausaufgaben nachUnterrichtsende im Schulgebäude zuerledigen. Hierbei ist folgender Gesichts-punkt zu beachten: Es muss sich um einevon der Schule organisierte und durchge-führte Hausaufgabenbetreuung handelnunter organisatorischer Verantwortungder Schule. Es reicht nicht aus, dass dieSchule die Räumlichkeiten zur Verfügungstellt. Das wäre vergleichbar mit dem Er-ledigen der Hausaufgaben im häuslichenBereich.

� Hausaufgaben im häuslichen Bereichsind nicht versichert.

� Hausaufgaben in der Schule sind nur versichert, wenn die Schule Hausaufgabenhilfe durchführt und organisiert.

Wie hat das Bundessozial-gericht entschieden?Auch bei Hausaufgaben, die weder inder Schule noch zu Hause erledigt werden,sind die o. g. Kriterien zu prüfen. Nichtselten kommt es vor, dass Schüler aneinem mehrwöchigen Projekt in ihrerFreizeit arbeiten und sich ihre Zeit freieinteilen können. Hierüber hat das Bundes-sozialgericht (BSG) in seinem Urteil vom30.05.1988 entschieden:

Eine Schülerin hatte an einer Foto-AGteilgenommen. Die AG bekam von derLehrerin den Auftrag, zwei zueinander-gehörige Gegenstände oder Personenzu fotografieren. Es war jedem Teilnehmerfreigestellt, wann und wo er die fotogra-fischen Arbeiten durchführte.

Welche Voraussetzungen müssen vorliegen, um Versicherungs-schutz bei der Anfertigung von Hausaufgaben zu gewähren?

Versicherte Tätigkeiten von Schülern

Die Hausaufgaben

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Die AG erhielt lediglich eine Fristvorgabevon zwei Wochen, in denen die Aufgabeerledigt sein sollte. Innerhalb dieser Fristbegab sich die Schülerin in die Stadt, umdie Aufgabe zu erledigen. Hierbei wurdesie von einem Auto angefahren. Das BSGhat diesen Unfall als Arbeitsunfall abge-lehnt. Warum?

Eigentlich handelte es sich doch umeine Tätigkeit, die durch den Schulbesuchhervorgerufen wurde! Und es lag sogarein Auftrag der Lehrerin vor. Genau hierlag aber das Problem: Die Leiterin der AGhatte es den Schülern freigestellt, wannund wo sie die Fotos machten. Somitwar die Erfüllung der Aufgabe unmiss-verständlich aus dem organisatorischenVerantwortungsbereich der Schule her-ausgenommen und dem privaten Bereichzugeordnet worden. Es lag zwar ein kon-kreter Auftrag der Lehrerin vor, die Ent-scheidung über die zeitliche und inhalt-liche Durchführung der Hausaufgabe lagjedoch bei den Schülern. Es handelte sichsomit um eine reine Hausaufgabe.

Ein anderes Beispiel: Ein Lehrer erteilteinem Schüler den Auftrag, Material fürden gemeinsamen Unterricht zu besorgen.Man könnte durchaus meinen, dass auchdiese Materialbesorgung einer Hausauf-gabe gleichzusetzen ist, doch weit ge-

fehlt. Mit diesem Problem hatte sichdas BSG in seiner Entscheidung vom31.03.1981 auseinander zu setzen. DasGericht erkannte folgenden Sachverhaltals Arbeitsunfall an: Ein Schüler hattevon seinem Lehrer die Aufgabe erhalten,Material zu besorgen, das zwei Tagespäter im Unterricht mikroskopisch unter-sucht werden sollte. Während der Besor-gung wurde er von einem Auto angefahrenund schwer verletzt. Entgegen dem erst-genannten Sachverhalt lag hier ein kon-kreter Auftrag des Lehrers vor, Materia-lien für einen bestimmten Tag für denUnterricht zu besorgen, so dass von einerHausaufgabe im eigentlichen Sinne nichtmehr gesprochen werden konnte. Daherwurde das Besorgen des Unterrichts-materials, auch wenn es außerhalb derUnterrichtszeit erledigt wurde und derSchüler frei in seiner Entscheidung war,wann er den Auftrag erfüllte, dem organi-satorischen Verantwortungsbereich derSchule zugeordnet.

Wir haben die Kriterien dargestellt,die für die Beurteilung des Versicherungs-schutzes bei Hausaufgaben zu beachtensind. An der BSG-Rechtsprechung erkenntman, wie schmal der Grat zwischen demUrteil „versichert“ oder „nicht versichert“ist. Sollten Sie unsicher sein, ob bei einem

Schulunfall Versicherungsschutz besteht:Gehen Sie auf Nummer sicher und meldenSie uns den Unfall. Alle gemeldeten Un-fälle werden mit Sorgfalt geprüft.

Autor: Ralf Eickhoff

Haben Sie Fragen? Rufen Sie einfach an!Das Call-Center Reha/Entschädigung ist montags bis freitags von 7:30 Uhr bis 18:00Uhr besetzt: 069 · 29972-440

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Immer wieder erhalten wir kurz vor Beginnder Sommerferien Anfragen zum Versiche-rungsschutz bei der Teilnahme an gemeind-lichen Ferienspielen.

Leider müssen wir den Betroffenenmitteilen, dass die Teilnehmer an diesenVeranstaltungen nicht gesetzlich unfall-versichert sind. Gemeindliche Ferienspielesind dem privaten Bereich zuzuordnen.Hierbei stehen die Kinder grundsätzlichnicht unter dem Schutz der gesetzlichenUnfallversicherung. Die private Freizeit-gestaltung ist immer dem persönlichenLebensbereich zuzurechnen. Tätigkeitenim Rahmen des privaten Lebensbereichssind aber ausnahmslos vom Versicherungs-schutz der gesetzlichen Unfallversicherungausgeschlossen.

Sind die Kinder nicht überden Kindergarten oder dieSchule versichert?Auch hier lautet die Antwort klar und ein-deutig: Nein! Versicherungsschutz überdie jeweilige Bildungseinrichtung bestehtimmer nur für die Tätigkeiten oder Veran-staltungen, die im Verantwortungsbereichdieser Einrichtungen durchgeführt werden.Bei den Ferienspielen handelt es sich abergerade nicht um eine Veranstaltung einesKindergartens oder einer Schule. DieKinder nehmen daran nicht als Schüleroder als Kindergartenkind teil, sondernals „Privatperson“. Dies zeigt sich schondaran, dass das Angebot der Ferienspieleallen Kindern einer Kommune offen steht.

Gilt dies auch für die Betreu-ungsangebote der Schulen?Die Aktivitäten im Rahmen der Betreu-ungsangebote von Schulen sind nur danngesetzlich unfallversichert, wenn dasBetreuungsangebot unmittelbar vor odernach dem Schulunterricht stattfindet.Deshalb sollten Betreuungsangebote auchnur während der üblichen Schulzeit undnicht in den Ferien durchgeführt werden.Geschieht dies trotzdem, so sind dieseVeranstaltungen – nach der derzeitigenRechtslage – niemals vom Schutz dergesetzlichen Unfallversicherung erfasst.Der Gesetzgeber hat eine enge Anbindungan den Schulbesuch gefordert. Dies kommtim Gesetzestext klar zumAusdruck. Tätigkeiten, beiwelchen diese enge An-bindung an denSchulbesuchnicht gegebenist, sind damitunversichert. Esliegt in der Naturder Sache, dass diesselbstverständlichauch für die Teil-nahme an denFerienspielengilt.

Zusammen-fassend bleibtalso festzustel-len, dass Kinderbei der Teilnah-me an gemeind-lichen Ferien-spielen nichtgesetzlichunfallver-sichert sind!

TippsDies heißt aber nicht, dass bei einemUnfall Kosten für die Stadt oder Gemeindeals Träger des Betreuungsangebots oderfür die Verletzten selbst entstehen. Unfällewährend der Teilnahme an Ferienspielensind zu betrachten wie Privatunfälle.Es liegt ein klassischer Versicherungsfallfür die Krankenversicherung vor.

Bald ist es wieder soweit. Zahlreiche hessische Kommunen bieten in den Sommerferien den daheim gebliebe-nen Kindern die Möglichkeit zur Teilnahme an gemeindlichen Ferienspielen. Verschiedenste Freizeitaktivi-täten werden geplant und mit einem Heer von begeisterten Kindern durchgeführt. Zeltlager, Besichtigungen,Fahrten in Freizeitparks gehören ebenso zum Programm wie Nachtwanderungen, Schwimmbadbesuche oderKreativkurse. Diese gemeindlichen Veranstaltungen erfreuen sich großer Beliebtheit, bieten sie doch den daheimgebliebenen Kindern eine sinnvolle Möglichkeit der Freizeitgestaltung.

Versicherungsschutz bei Ferienspielen

Zeit der FerienspieleSommer, Sonne, Ferienzeit –

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Demnach gehen die Kosten der ärztlichenBehandlung zu Lasten der jeweiligen Kran-kenkasse. Bei Privatversicherten zunächstzu Lasten der Betroffenen selbst, die sichanschließend die Kosten von der privatenKrankenversicherung oder von Beihilfe-stellen zurückerstatten lassen können.

Sollte für diese Veranstaltungen einzusätzlicher Schutz erwünscht sein, kön-nen die Kommunen darüber hinaus eineUnfallversicherung bei einem privatenVersicherungsunternehmen abschließen.Die Unfallkassen und Berufsgenossen-schaften haben jedoch keine Möglichkeit,den gesetzlichen Versicherungsschutzdurch private Vereinbarungen oder Ver-träge auszuweiten.

Versicherungsschutz fürHelfer und BetreuerHier gestaltet sich die Rechtslage andersals oben beschrieben. Die bei den Ferien-spielen eingesetzten Helfer und Betreuerleisten bei ihrer Tätigkeit einen Dienst fürdie Kommune. Im allgemeinen Sprachge-brauch werden sie „ehrenamtlich“ für dieStadt oder die Gemeinde tätig.

Das Recht der gesetzlichen Unfall-versicherung sieht dies allerdings etwasdifferenzierter. Nicht jede unentgeltlicheTätigkeit ist eine „ehrenamtliche“ Tätig-keit im Sinne des Sozialgesetzbuches.Wir sprechen in diesem Falle von einer„arbeitnehmerähnlichen Tätigkeit“. Washierunter zu verstehen ist, haben wir inder Ausgabe 1/2002 von „inform“ aus-führlich beschrieben.

Helfer und Betreuer bei Ferienspielensind in der Regel „wie ein Arbeitnehmer“tätig. Die Veranstalter müssten nämlicheigene Beschäftigte, also eigene Arbeit-nehmer, hierfür einsetzen, wenn sich nichtBürger aus den Kommunen freiwillig zurVerfügung stellen würden. Diese freiwilli-gen Helfer sind dann in die Organisation

und Durchführung der Ferienspiele ein-gebunden – ähnlich wie Beschäftigte. D. h.es wird ihnen ein bestimmter Verantwor-tungsbereich übertragen oder sie werdenmit bestimmten Tätigkeiten betraut. Sieerbringen eine wirtschaftlich als Arbeitzu wertende Tätigkeit, die im Sinne undInteresse der Gemeinde ist. Deshalb sinddiese Personen genauso versichert wiedie anderen Beschäftigten der Gemeindeauch.

Da es sich bei den gemeindlichen Fe-rienspielen um eine kommunale Aufgabehandelt und die Kommune die organisato-rische Verantwortung trägt, ist die Unfall-kasse Hessen der zuständige Unfallver-sicherungsträger. Diese Ausführungengelten natürlich nur für die Personen, dieim Auftrag und nach entsprechender Ein-weisung durch Beauftragte der Gemein-den während der Ferienspiele tätig werden.

Gelegentlich werden auch Beschäftig-te der Gemeinde selbst für Betreuungs-aufgaben im Rahmen der Ferienspieleabgestellt. Für diesen Personenkreisergibt sich gesetzlicher Unfallversiche-rungsschutz gemäß § 2 Abs. 1 Nr. 1 SGBVII im Rahmen des bestehenden Beschäf-tigungsverhältnisses zur jeweiligen Stadtbzw. Gemeinde. Sofern also eine „Ent-sendung“ zu den Ferienspielaktionen imRahmen des Beschäftigungsverhältnisseszur Gemeinde vorliegt, bestehen hinsicht-lich der versicherungsrechtlichen Beur-teilung keinerlei Schwierigkeiten. DiesePersonen sind im Rahmen des bestehen-den Beschäftigungsverhältnisses bei derUKH gegen Arbeitsunfall versichert.

Kein Versicherungsschutz!Etwas anderes gilt, wenn die VeranstalterAngebote von kommerziellen Anbieternannehmen und diese in die Durchführungder Ferienspiele einbinden. So könnte z.B.eine Surfschule im Rahmen der Ferien-spiele den Teilnehmern einen kostenlosen

Surfkurs anbieten. Die Beschäftigtendieser Surfschule und der Unternehmerselbst sind selbstverständlich nicht überdie Kommune zu versichern. Sie erbringenzwar eine Tätigkeit im Auftrag und imSinne der Gemeinde, sie sind aber immernoch im Wirkungskreis des eigenen Un-ternehmens tätig und deshalb vorrangigüber dieses versichert.

Auch Eltern, die z. B. nur die Gelegen-heit nutzen, bei einer Fahrt ihre Kinderin einen Freizeitpark zu begleiten, ohnedass sie dabei die Betreuung oder dieBeaufsichtigung von Kindern übernehmen,sind bei dieser Fahrt natürlich nicht ver-sichert.

Noch Fragen?Der gesetzliche Unfallversicherungs-schutz im Rahmen von Ferienspielen isteine vielschichtige rechtliche Angelegen-heit. Wir haben versucht, Ihnen die grund-sätzlichen Beurteilungskriterien darzu-stellen. Aus Erfahrung wissen wir, dasses noch eine Vielzahl von anderen Mög-lichkeiten gibt, wo und wie Personenbei Ferienspielen eingesetzt werden.Es würde den Rahmen sprengen, hieralle Konstellationen zu beleuchten.

Autorin: Alexandra Rebelo

Haben Sie Fragen, weil Sie vielleicht selbst in die Ferienspielaktion Ihrer Gemeinde ein-gebunden sind oder Sie sich freiwillig als Hel-fer oder Betreuer engagieren wollen? TragenSie selbst die Verantwortung zur Organisation und Durchführung der Ferienspiele in Ihrer Gemeinde? Scheuen Sie sich nicht, uns an-zurufen. Ansprechpartnerin ist Diane Wittorf, Telefon 069 · 29972-425

Ferienspiele bieten Spaß und Unterhaltung.Die Kinder sind dabei nicht gesetzlich unfallversichert!

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Die Sommerferien – Für die Einen Zeit zur Erholung und zum Abspannen. Fremde Länder, Meer und Strand.Für Andere die Gelegenheit, zum ersten Mal im Leben eigenes Geld zu verdienen. Wünsche gibt es genug: Einerster PC, ein neues Handy oder der Führerschein. Dafür braucht man Geld! Wie jedes Jahr werden wiederzahlreiche Schülerinnen und Schüler in den verschiedensten Unternehmen und Betrieben als Ferienaushilfenoder Praktikanten tätig sein. Deshalb hier die gute Nachricht: Um den Unfallversicherungsschutz müssen Sie sichbeim Jobben keine Sorgen machen.

Ferienjobs

Beim Jobben versichert – aber sicher!

Versicherungsschutzbeim FerienjobFür alle Jobber haben wir als Träger dergesetzlichen Unfallversicherung eine guteNachricht: Auch kurzzeitige Aushilfskräfteund Praktikanten sind automatisch, d. h.ohne besonderen Antrag, bei den Berufs-genossenschaften versichert.Hierbei spielt es keine Rolle,in welchem Betrieb man aus-hilft. Ob in der Gastronomie,im städtischen Bauhof, imSupermarkt oder beim Arbeit-geber der Eltern: Das spieltkeine Rolle.

Der gesetzliche Unfallver-sicherungsschutz besteht un-eingeschränkt auch für die Ferienjobber.Jeder Betrieb ist mit seinen BeschäftigtenMitglied einer Berufsgenossenschaft(gewerbliche Berufsgenossenschaft, land-wirtschaftliche Berufsgenossenschaftoder Unfallkasse). Diese entschädigennicht nur die Unfälle der „richtigen Arbeit-nehmer“, sondern auch diejenigen derAushilfen und Ferienjobber. Und das bestedaran ist: Es werden exakt die gleichenLeistungen gewährt.

Nicht entscheidend ist nämlich dieForm der Beschäftigung zwischen Arbeit-geber und Arbeitnehmer. Es ist unwesent-lich, ob es sich um Vollzeit- oder Teilzeit-job oder gar um eine unregelmäßigeBeschäftigung auf Stundenbasis handelt.Die Unfallversicherung bei der Berufs-genossenschaft gilt hier in jedem Fall.

Als Schüler ist man doch schonbei der Unfallkasse versichert?Dies ist grundsätzlich richtig. Der Versi-cherungsschutz im Rahmen der Schüler-unfallversicherung besteht aber nur fürdie schulischen Veranstaltungen; d. h.die Veranstaltungen müssen im organi-satorischen Verantwortungsbereich derjeweiligen Schule durchgeführt werden.

Für Ferienjobs und Praktika, die sich dieSchüler selbst auswählen, besteht dieseVerantwortung der Schule nicht, mit derFolge, dass die sonst gültige Schülerunfall-versicherung nicht greifen kann.

Das heißt aber nicht, dass die Aushilfenund Ferienjobber nicht versichert sind.Es ändert sich lediglich etwas an der Zu-

ständigkeit, also welcher dergesetzlichen Unfallversiche-rungsträger eintrittspflichtigist. Die Leistungen der ge-setzlichen Unfallversicherungsind ohnehin im Sozialgesetz-buch festgelegtund damit abso-lut gleich, unab-hängig davon,

welcher Träger tatsächlich Ent-schädigungsleistungen ge-währt. Schülerinnen und Schü-ler sind also bei ihren Ferien-jobs in den Unternehmen ge-nauso gesetzlich gegen Ar-beitsunfälle geschützt, wie dieanderen Beschäftigten dortauch. Sie erhalten im Scha-densfalle die gleichen Leistun-gen von der für den Betriebzuständigen Berufsgenossenschaft. Eine vorherige Anmeldung ist dabei nichterforderlich. Dieser Versicherungsschutzgilt nicht nur während der Tätigkeit imBetrieb, sondern auch auf allen erfor-derlichen Wegen von und zur Firma. BeiArbeits- und Wegeunfällen übernehmendie Berufsgenossenschaften genausowie die Unfallkassen und die landwirt-schaftlichen Unfallversicherungsträgerdie Kosten und steuern aktiv den Reha-bilitationsprozess.

Sie beschäftigen Ferienjobber?Auch kommunale oder staatliche Einrich-tungen in Hessen bieten zahlreiche Mög-lichkeiten für Ferienjobs. Man kann alsAushilfe im gemeindlichen Bauhof, in derGemeinde-, Stadt- oder Kreisverwaltung,

dem städtischen Schwimmbad oder alsBetreuer bei gemeindlichen Ferienspielenarbeiten. Für alle Einrichtungen und Be-triebe, die von der öffentlichen Hand ge-führt sind, ist die UKH zuständig. Darumentschädigen wir auch Unfälle von Aus-hilfen und Praktikanten in diesen Einrich-tungen. Eine vorherige Anmeldung istfür den Versicherungsschutz nicht erfor-derlich. Auch die Namen derjenigen, dievorübergehend in öffentlichen Einrich-tungen im Rahmen eines Ferienjobs tätigwerden, müssen Sie uns nicht bekanntgeben. Der Versicherungsschutz besteht

vielmehr automatisch „kraftGesetzes“ und kostet die öf-fentlichen Institutionen keinezusätzlichen Beiträge.

Jobben ja –aber bitte mitSicherheit!Aus Erfahrung wissen wir,dass jeder, der neu an einenArbeitsplatz kommt, ein hö-heres Unfallrisiko trägt alsdie „alten Hasen“. Damitder Job nicht vorzeitig durch

einen Unfall beendet wird, sollten geradeAushilfen und Ferienjobber in die ört-lichen Gegebenheiten und Arbeitsabläufeausführlich eingewiesen werden. GenaueErläuterungen über die Handhabungtechnischer Geräte und die bestehendenSicherheitsbestimmungen haben schonviele Unfälle verhindert. So erhaltenSie sich die Freude am Ferienjob! Wirwünschen viel Spaß beim Geldverdienen.

Autor: Alex Pistauer

Haben Sie Fragen zum Umfang des Versiche-rungsschutzes oder zu den Leistungen dergesetzlichen Unfallversicherung? Wir informie-ren Sie gerne und stehen für weitere Erläute-rungen zur Verfügung. Das Call-Center Reha/ Entschädigung ist montags bis freitags von 7:30 Uhr bis 18:00 Uhr besetzt: Telefon: 069 · 2997-440.E-Mail-Adresse des Autors: [email protected]

Der gesetzlicheUnfallversiche-

rungsschutz besteht uneinge-schränkt auch fürdie Ferienjobber. Damit der Job nicht

vorzeitig durch einen Unfall been-det wird, sollten gerade Aushilfenund Ferienjobber

in die örtlichen Ge-gebenheiten und

Arbeitsabläufeausführlich einge-

wiesen werden.

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Es war kurz nach seinem achten Geburtstag. Oliver P. hatte sichauf seinen Schultag gefreut. Auf seine Freunde, die Feier imKlassenzimmer, alles war vorbereitet. Doch dann das: Aufdem Weg ins Klassenzimmer rutschte er auf der Treppe ausund stürzte. Eine äußere Verletzung war nicht sichtbar, dennochschrie Oliver aus Leibeskräften. Was tun, fragten sich die Lehrer.Sie waren unsicher und wollten nichts falsch machen. Alsoriefen sie den Krankenwagen, es hätte ja auch eine innere Verletzung vorliegenkönnen. Wie sich im Nachhinein herausstellte, hatte Oliver keine schwerwiegendeVerletzungen, lediglich eine kleine Prellung. Jetzt stellten sich die Lehrer die Frage:War es richtig, den Krankenwagen zu rufen? Hätte nicht auch ein anderer Transportausgereicht? Wie verfahren wir in Zukunft?

Krankenwagen oder Taxi?

Krankentransport verletzter Schüler

Wirtschaftlichkeit undSparsamkeitWie heißt es so schön im Sozialgesetz-buch VII? „Der Unfallversicherungsträgerhat mit allen geeigneten Mitteln seineLeistungen zu erbringen.“ Gegenüber dem Leistungsspektrum dergesetzlichen Krankenkassenist das ein Vorteil, durch denunsere Versicherten in den Ge-nuss der besten Heilbehand-lung kommen. Allerdings sinddie gesetzlichen Unfallversi-cherungsträger auch dazu an-gehalten, die Regeln der Wirt-schaftlichkeit und Sparsamkeitzu beachten. Es sind deshalbsowohl auf gesetzlicher alsauch auf vertraglicher Grund-lage Vorkehrungen zu treffen, um entspre-chend der Art und Schwere der Verletzungdie angemessenen Maßnahmen sicher-zustellen. Dies gilt auch für die Wahl desArztes sowie des erforderlichen Transport-mittels unmittelbar nach dem Unfall.

Es gibt keine abschließenden, alle Ein-zelfallumstände erfassenden rechtlichenRegelungen. Vielmehr gilt, dass Ersthelferan der Unfallstelle nach ihrem besten

Wissen aufgrund der Umstände amUnfallort das geeignete Transportmittelanfordern sollen. Ein schneller und fach-gerechter Transport des Verletzten zumArzt bzw. ins Krankenhaus kann entschei-dend für den Erfolg der Heilbehandlungsein. Die Art der Verletzung, der Zustand,

ggf. die örtlichen Verhältnisseund die Entfernung zumnächstgelegenen Arzt sindbei der Auswahl des Trans-portmittels zu beachten.

So kann bei leichtenVerletzungen eine Schülerinbzw. ein Schüler zum Beispielzu Fuß, mit dem Privatwagen,öffentlichen Verkehrsmittelnoder Taxi zum behandelndenArzt gebracht werden.Verletzte sollten möglichst

durch eine weitere Person begleitetwerden. Bei schwereren Verletzungen, dieeinen besonderen Transport bzw. sachkun-dige Betreuung während des Transporteserfordern, sollte dieser durch Rettungs-wagen oder Notarztwagen erfolgen.Bestehen nach schweren Unfällen Zweifelan der Transportfähigkeit, sollte grund-sätzlich ein Arzt über das Transportfahrzeugund die Art des Transportes entscheiden.

Diese Empfehlungen hat der Bundesver-band der Unfallkassen in seiner Broschüre„Erste Hilfe in Schulen“ ausgesprochen.Die Broschüre kann bei der UnfallkasseHessen bezogen werden: www.ukh.de / service / Druckschriften.

Die TaxigutscheineZurück zu unserem aktuellen Fall. Kostenvon mehreren hundert Euro waren dieFolge. Nicht, dass nur ein Krankenwagengerufen wurde; auch ein Notarzt warvor Ort, der eigens mit seinem Fahrzeuganreiste. Wie können solche immensenKosten vermieden werden? Es kommtnicht selten vor, dass Gebühren für Kran-kentransporte im vierstelligen Bereichliegen. Die Unfallkasse Hessen hat daherdas von der ehemaligen Eigenunfallver-sicherung der Stadt Frankfurt initiierteTaxigutscheinverfahren übernommen.

Das Taxi-Gutschein-Verfahren soll denTransport leicht verletzter Kinder zum Arztoder in ein Krankenhaus vereinfachen.Die Schulen haben Fahrscheinhefte, dieTaxigutscheine beinhalten, des weiterenKontaktadressen der teilnehmendenTaxiunternehmen.

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Ein schneller undfachgerechter

Transport des Ver-letzten zum Arzt

bzw. ins Kranken-haus kann ent-

scheidend für denErfolg der Heil-

behandlung sein.

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Handbuch zu den Seminaren der Unfallkasse Hessen für den Bereich der Schülerunfallversicherung

Der richtige Transport nacheinem Unfall

Bei leichten Verletzungen

� zu Fuß, mit dem Privat-PKW, öffentlichen Verkehrsmitteln oderdem Taxi

� Immer mit Begleitperson!

� Bei schweren Verletzungenmit dem Rettungswagen

Schriftenreihe der Unfallkasse Hessen, Band 9

Die sichere SchuleAllerdings soll sich das Verfahren nurauf Kinder und Jugendliche beschränken,die sich relativ leichte Verletzungen zu-gezogen haben, und die als solche auchvom Ersthelfer erkannt werden: z. B.Splitter unter der Haut, Zerrungen, kleineSchürfwunden. Sinnvoll ist allerdingsin jedem Fall die Begleitung durch eineandere Person (Schüler, Lehrkraft). Beischwereren Verletzungen und in Zweifels-fällen können und müssen natürlichweiterhin die bekannten Rettungsdienstegerufen werden.

Wichtig: Kein Ersthelfer wird für einemöglicherweise unangemessene Wahleines Transportmittels zur Rechenschaftgezogen. Das Taxigutscheinverfahren wirdnoch nicht hessenweit angewandt, sollaber in Zukunft flächendeckend ausgebautwerden.

ResümeeNatürlich ist derjenige, der die Wahldes Transportmittels trifft, einer gewissenVerantwortung ausgesetzt. Wir sind je-doch der Meinung, dass die Mehrzahlder geringfügigen Verletzungen durchauszweifelsfrei durch den Ersthelfer erkanntwerden könnte. Die Schulen gaben unshier durchaus positive Rückmeldungen.

Die Einrichtungen, die noch nicht amTaxigutscheinverfahren teilnehmen, solltentrotzdem eine Entscheidung darüber tref-fen, wie sie bei einer kleineren Verletzungvorgehen wollen. Welches Transportmittelist erforderlich? Reicht nicht ein herkömm-licher Transport mit dem PKW aus? Unnötighohe Kosten werden dadurch vermieden.Doch in erster Linie steht der Mensch imVordergrund. Im Zweifelsfall sollten Sieimmer einen Krankenwagen anfordernoder einen Arzt zu Rate ziehen. Im Falldes kleinen Oliver P. hat die Lehrerin durch-aus richtig gehandelt.

Autor: Ralf Eickhoff

Haben Sie Fragen? Rufen Sie einfach an!Das Call-Center Reha/Entschädigung ist montags bis freitags von 7:30 Uhr bis 18:00Uhr besetzt: 069·29972-440

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Jedes Jahr veranstaltet die UnfallkasseHessen eine Vielzahl von Seminaren fürdie bei ihr versicherten Mitgliedsunter-nehmen. Seit über 30 Jahren stehen u. a.auch Schülerinnen und Schüler, für derenSchutz die Schulleitungen verantwortlichsind, unter dem gesetzlichen Versiche-rungsschutz. Um die Verantwortlichenauf dem Gebiet des Arbeits- und Gesund-heitsschutzes zu informieren und bei derErfüllung ihrer Aufgaben zu unterstützen,wurde das vorliegende Handbuch konzi-piert.

Die Inhalte des Handbuches gebeneine Kurzfassung der wichtigsten Seminar-inhalte wider, die die Unfallkasse Hessenfür den Schülerbereich veranstaltet.Neben einer Einführung in die Aufgabenund Pflichten der gesetzlichen Unfallver-sicherung, wird darin die UnfallkasseHessen vorgestellt. In einem weiterenKapitel wird ausführlich auf die jeweiligenVerantwortlichkeiten bei Unfall- und Gesundheitsgefahren in Schulen einge-gangen.

Darüber hinaus befinden sich in demHandbuch Verweise auf zahlreiche Vor-schriften und Gesetze sowie geltendePrüfverpflichtungen. Ebenfalls sehr aus-führlich werden die Themen „Erste Hilfe“,„Transport zum Arzt“ sowie „Unfallanzei-gen“ behandelt. Im Anhang sind sowohldie wichtigsten Verwaltungsvorschriftendes Hessischen Kultusministeriums imWortlaut als auch die Unfallanzeigeabgedruckt.

Jede allgemein bildende und berufs-bildende Schule in Hessen wird durchdie Unfallkasse Hessen mit einem kosten-losen Exemplar des Handbuches ausge-stattet.

Die Schrift steht auf der Internetseiteder Unfallkasse Hessen (www.ukh.de/Service/Infomaterial/ Schriftenreihe)zum Download zur Verfügung. Nicht beider UKH Versicherte können sich dort perLink an die Universum Verlagsanstalt,Wiesbaden, wenden und haben die Mög-lichkeit, die Schrift zum Preis von 8 Eurozu beziehen.

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Seit März 2003 traf sich regelmäßig eineProjektgruppe, um das Thema „Sicher ein-und aussteigen“ zu bearbeiten. Diese Pro-jektgruppe bestand aus den zuständigenAufsichtspersonen der Unfallkasse Hessenund den Sicherheitsfachkräften einigergroßer Entsorgungsbetriebe. In einemersten Schritt wurden die Unfallstatistikenausgewertet, um einen Überblick überden Anteil der Unfälle beim Ein- und Aus-steigen zu erhalten. Es wurde deutlich,dass bis zu 10 % aller Unfälle beim Be-steigen und Verlassen von Fahrzeugenpassieren. Als Unfallursache wurde da-bei nur selten ein technischer Mangel,sondern viel häufiger ein Verhaltensfehlerausgemacht.

Als Maßnahme zur Prävention wurdedaher gemeinsam ein Medienpaket ent-wickelt, das gezielt zur Verhaltensände-rung in den Betrieben eingesetzt werdenkann. Es wurden ein Plakat und ein Auf-kleber erstellt, auf denen anschaulich diewichtigsten Aspekte dargestellt werden,die zu berücksichtigen sind:

� Handgriffe benutzen

� Warnkleidung tragen

� Trittstufen sauber und rutschfrei halten

� Sicherheitsschuhe mit Profil tragen

Darüber hinaus wurde ein Kurzfilm ge-dreht, der diese Aspekte in anschaulicherWeise darstellt. Der Film kann für gezielteUnterweisungen im Betrieb eingesetztwerden und steht als VHS-Video oderals DVD zur Verfügung. Er kann bei derUnfallkasse Hessen oder den Landesbild-stellen ausgeliehen werden.

Autor: Oliver Heise

Haben Sie Fragen? Rufen Sie einfach an!Dr. Gerlinde Brunke: 0561 · 72947-21Oliver Heise: 069 · 29972-212Thomas Rhiel: 069 · 29972-210

Unfälle beim Ein- und Aussteigen machen einen nicht unerheblichenAnteil des Unfallaufkommens bei Betrieben der kommunalen Entsor-gung aber auch auf Bauhöfen und auf dem Frankfurter Flughafen aus.Daher wurden in Zusammenarbeit mit Sicherheitsfachkräften aus Ent-sorgungsbetrieben Medien entwickelt, die Mitarbeiter und Vorgesetztenaus diesen Betrieben für das Thema sensibilisieren sollen und als Hilfs-mittel für gezielte Maßnahmen zur Verhaltensbeeinflussung in denBetrieben eingesetzt werden können.

Sicher ein- und aussteigen

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Sicher ein- undaussteigen

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Die EU-Richtlinie „Lärm“ nennt untereund obere Auslösewerte für Maßnahmenund führt neue Expositionsgrenzwerte ein(siehe Tabelle 1). Angegeben wird jeweilsein Tages-Lärmexpositionspegel LEX, 8h

und ein C-bewerteter Spitzen-Pegel Lc, peak.Der A-bewertete Tages-Lärmexpositions-pegel LEX, 8h wird über 8 Stunden gemessenbzw. berechnet. Der C-bewertete Spitzen-Pegel Lc, peak wird auf sehr kurz auftretendeSpitzenschallpegel angewendet. Durchdie Bewertung der Messergebnisse werdennicht alle Tonhöhen (Frequenzen) desLärms gleichwertig in die Messung einbe-zogen. Bei der A-Bewertung werden dieje-nigen Frequenzen stärker gewichtet, fürwelche unser Gehör am empfindlichstenist. Damit entsprechen A-bewertete Pegel

eher unserem Höreindruck als C-bewertete.Die C-Bewertung dagegen berücksichtigtein breiteres Frequenzspektrum linear undbewertet tiefe Frequenzen stärker als dieA-Bewertung. Die Art der Bewertung wirdin Klammern hinter der Einheit dB angeben,z.B. 87 dB(A) für einen A-bewerteten Pegel.

Die Auslösewerte der Richtlinie sindgegenüber der UVV „Lärm“ um 5 dB(A)abgesenkt. Dies bedeutet, dass in Zukunftschon ab einem Tages-Lärmexpositions-pegel LEX, 8h von 80 dB(A) Lärmschutz-maßnahmen erforderlich sind. Bishermussten erst ab 85 dB(A) Maßnahmeneingeleitet werden. Welche Maßnahmenbei Überschreitung der unteren undoberen Auslösewerte zu ergreifen sind,gibt Tabelle 2 wieder.

Zur Berücksichtigung von Impulsspit-zen führt die Richtlinie C-bewertete Spitzen-Pegel Lc, peak als Auslöseschwelle ein.Während bisher erst ab einem unbewerte-ten Spitzenpegel von 140 dB Maßnahmenerforderlich waren, muss der Arbeitgeberin Zukunft ab einem Spitzen-Pegel von135 dB (C) handeln.

Die neu eingeführten Expositions-grenzwerte von LEX, 8h = 87 dB(A) bzw.Lc, peak = 140 dB(C) müssen unter Einbe-ziehung der dämmenden Wirkung desGehörschutzes unbedingt eingehaltenwerden. Bei einem Tages-Lärmexpositions-pegel LEX, 8h von 107 dB(A) wäre also einGehörschutz mit einer Dämmwirkung vonmindestens 20 dB(A) erforderlich, um denExpositionsgrenzwert von LEX, 8h = 87 dB(A)zu erreichen. Wird der Expositionsgrenz-wert trotz aller Maßnahmen nicht ein-gehalten, hat der Arbeitgeber unverzüglichMaßnahmen zur Senkung der Lärmexpo-sition zu ergreifen.

Die EU-Richtlinie fordert die Berück-sichtigung einer möglichen Wechsel-wirkung zwischen Lärm und zusätzlichenSchädigungswirkungen bei der Gefähr-dungsermittlung. Hierzu zählen Schwin-gungen, die auf den Körper übertragenwerden sowie Stoffe mit schädigendenEinfluss auf das Ohr, so genannte ototoxi-sche Substanzen.

Maßnahmen zur Senkungder Lärmexposition

Gehörschutz

Künftig muss der Arbeitgeber ab einemTages-Lärmexpositionspegel LEX, 8h = 80 dB(A) Gehörschutz stellen. Bisher wardies erst ab 85 dB(A) gefordert. Ab einemTages-Lärmexpositionspegel von 85 dB(A)besteht eine Tragepflicht für Gehörschutz.Bisher bestand diese erst ab 90 dB(A).Die Auswahl von Gehörschutz muss unter Beteilung der Arbeitnehmer bzw.der Personalvertretung erfolgen.

Die neue RICHTLINIE 2003/10/EG DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 6. Februar 2003über Mindestvorschriften zum Schutz von Sicherheit und Gesundheit der Arbeitnehmer vor der Gefährdungdurch physikalische Einwirkungen (Lärm) muss bis zum 15. Februar 2006 in nationales Recht umgesetztwerden. Sie wird die aktuelle Unfallverhütungsvorschrift (UVV) „Lärm“ , (GUV-V B3) ablösen. Da die EU-Richtlinieniedrigere Auslösewerte als die aktuelle UVV „Lärm“ nennt und einen neuen Expositionsgrenzwert einführt,wird sie Auswirkungen auf alle Betriebe haben, in denen Beschäftigte lärmexponiert sind. Sie erhöht deutlichdas Schutzniveau für lärmexponierte Beschäftigte. Im Folgenden stellen wir die wichtigsten Neuerungen vor.

Auswirkungen auf die betriebliche Praxis

Tabelle 1: Vergleich der Auslöse- und Expositionsgrenzwerte

Auslösewerte und EU-Richtlinie „Lärm“ UVV „Lärm“Expositionsgrenzwerte

Untere Auslöseschwelle LEX,8h = 80 dB(A) oder Lr = 85 dB(A) oderLc, peak = 135 dB(C) Lc, peak = 140 dB

Obere Auslöseschwelle LEX,8h = 85 dB(A) oder Lr = 90 dB(A) oderLc, peak = 137 dB(C) Lc, peak = 140 dB

Expositionsgrenzwerte LEX,8h = 87 dB(A) oder(dämmende Wirkung des Lc, peak = 140 dB(C) nicht vorhandenGehörschutzes muss berücksichtigt werden)

Tabelle 2: Maßnahmen im Überblick

Maßnahme Untere ObereAuslöseschwelle Auslöseschwelle

Gehörschutz stellen

Gehörschutz muss getragen werden

Information und Unterweisung

Kennzeichnung von Lärmbereichen

Arbeitsmedizinische Vorsorge- Anspruch der Beschäftigten bei erhöhtem Risiko- Verpflichtend

Lärmminderungsprogramm

Die neue EU-Richtlinie „Lärm“

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Information und Unterweisung

Wurde bisher eine Information und Unter-weisung der Beschäftigten ab einemTages-Lärmexpositionspegel von 85 dB(A)gefordert, so fordert die EU-Richtlinie diesschon ab 80 dB(A) und nennt Vorgaben für die Themen der Unterweisung. Die Unterweisung hat zu erfolgen über

� die Höhe der gemessenen Pegel,

� die Risiken der Lärmexposition,

� die Maßnahmen zur Minimierung der Gefährdung durch Lärm,

� das Erkennen von Anzeichen einer Gehörschädigung,

� den Anspruch auf arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen,

� sichere Arbeitsverfahren zur Minimie-rung der Exposition gegenüber Lärm.

Kennzeichnung von Lärmbereichen

Eine Kennzeichnung von Lärmbereichenist künftig ab einem Tages-Lärmexposi-tionspegel von 85 dB(A) vorzunehmen.Bislang wurde eine Kennzeichnung erstab 90 dB(A) gefordert.

Arbeitsmedizinische Vorsorge

Vorbeugende arbeitsmedizinische Unter-suchungen werden wie bisher ab einemTages-Lärmexpositionspegel von 85 dB(A)verlangt. Bei erhöhtem Risiko habenBeschäftigte ab 80 dB(A) einen Anspruchauf arbeitsmedizinische Vorsorgeunter-suchungen, wenn für sie ein Gesundheits-risiko besteht.

Lärmminderungsprogramm

Ein Lärmminderungsprogramm musskünftig ab dem oberen Auslösewerte von85 dB(A) erstellt werden. Bisher wurde eserst 90 dB(A) gefordert. Die EU-Richtliniefordert im Rahmen des Lärmminderungs-programms die Entstehung von Lärm unter Berücksichtigung des Standes derTechnik auszuschließen oder so weit wiemöglich zu verringern. Dazu werden folgende Maßnahmen vorgeschlagen:

� Alternativere Arbeitsverfahren ein-führen, die weniger Lärmerzeugen

� Leisere Arbeitsmittel auswählen

� Arbeitsstätten lärmmindernd gestalten

� Über die Handhabung von Arbeits-mitteln unterweisen

� Technische Lärmminderungsmaß-nahmen, wie Kapselungen oder Körperschalldämmung durchführen

� Arbeitsorganisation ändern, z. B. Aufenthaltsdauer in Lärmbereichen begrenzen

Die Richtlinie finden Sie bei Eu-Lex,dem Portal zum Recht der EuropäischenUnion, unter http://europa.eu.int/eur-lex/de/index.html.

Autor: Wolfgang Rothe

RechtsänderungenIn der gesetzlichen Rentenversicherung haben sich ab 1. April 2004 für die bisherigen und künftigen Rentnereine Reihe von Änderungen ergeben. Welche Auswirkungen haben diese Maßnahmen zur Kostenstabilisierungauf die Leistungsempfänger in der gesetzlichen Unfallversicherung (GUV)? Hier die wichtigsten Änderungenim Überblick:

Kranken- und Pflege-versicherung der RentnerRechtsänderungen im Bereich der Kranken-und Pflegeversicherung der Rentner führenab 1. April diesen Jahres zu einer Vermin-derung des monatlichen Auszahlungs-betrags der Rente. Betroffen sind 19 Mil-lionen Rentnerinnen und Rentner in dergesetzlichen Rentenversicherung, die imLaufe des Monats März einen Bescheidmit dem neuen Auszahlungsbetrag ihrerRente erhalten haben. Da Rente undPflegegeld der GUV nicht der Beitrags-pflicht unterliegen, ergeben sich fürdie Leistungsempfänger der UnfallkasseHessen hieraus keine Änderungen.

Aussetzung derRentenanpassungDie zum 1.7.2004 anstehende Anpassungder Renten wird ausgesetzt. Die Renten-höhe bleibt also auch ab dem 1.7.2004unverändert. Als nächster Anpassungster-min ist der 1.7.2005 vorgesehen. Dies giltsowohl für die Rentner in der gesetzlichenRentenversicherung als auch in der GUV.

Neuer AuszahlungstagWer ab 1. April erstmals eine Rente erhält,bekommt seine Altersbezüge erst zumMonatsende statt wie bisher am Monats-anfang überwiesen. Das gilt auch für dieLeistungsbezieher der GUV.

Von der Verschiebung nicht betroffensind alle Rentner, die vor diesem Termin(1. April 2004) bereits eine Rente bezogenhaben.

Für alle Rentner gilt ein neuer Auszah-lungsmodus, der für Bezieher laufenderRenten bereits Ende März erstmals griff:Wurde die Rente bisher am vorletztenBankarbeitstag überwiesen, so erfolgtdie monatliche Gutschrift auf dem Kontojetzt erst am letzten Arbeitstag der Bankenund Sparkassen.

Dadurch kann sich der Eingang desGeldes auf dem Bankkonto verschieben.Wegen dieser Änderung sollten alle Rent-ner mit ihrem Kreditinstitut sprechen,damit vorhandene Daueraufträge undAbbuchungen weiterhin termingerechtausgeführt werden können.

Autor: Thiemo Gartz

Haben Sie Fragen? Rufen Sie einfach an!Das Call-Center Reha/Entschädigung ist montags bis freitags von 7:30 Uhr bis 18:00 Uhrbesetzt: 069 · 29972-440

Neuregelungen für Rentner und Pflegegeldempfänger im Jahr 2004

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Was verbirgt sich hinter DALE-UV?DALE-UV ist ein von allen gesetzlichenUnfallversicherungsträgern (Hauptver-band der gewerblichen Berufsgenossen-schaften-HVBG-, Bundesverband derUnfallkassen-BUK- und Bundesverbandder landwirtschaftlichen Berufsgenossen-schaften-BLB-) gemeinsam entwickeltesVerfahren, welches das heute existierendepapiergebundene Berichts- und Abrech-nungssystem der Ärzte gegenüber denUnfallversicherungsträgern ablöst undeine elektronische Übermittlung derBerichte und Abrechnungen ermöglicht.

Durch diese gemeinsame Lösung istes den Ärzten möglich, jeden Bericht undjede Abrechnung elektronisch an jedengesetzlichen UV-Träger zu übermitteln.DALE-UV ist damit das erste flächen-deckend eingeführte Verfahren zurelektronischen Kommunikation zwischenLeistungserbringern (Ärzten) undLeistungsträgern (UV-Trägern).

Das Ziel, möglichst vielen Leistungs-erbringern die elektronische Kommunika-tion zu ermöglichen, ist nicht mit einemSchritt erreichbar. Die erste derzeit reali-

sierte Stufe ist die elektronische Kommu-nikation mit den D-Ärzten und seit 1.1.2004auch mit den H-Ärzten. Weitere Stufen sindderzeit in der Realisierungs- bzw. Planungs-phase. Z. B. wird zurzeit an der Beteiligungder Allgemein- und HNO-Ärzte gearbeitet.

Für die teilnehmenden Kommunika-tionspartner ändert sich am grundsätz-lichen Ablauf wenig, da lediglich dasTransportmedium Papier durch die elek-tronische Kommunikation abgelöst wird.Entscheidet sich ein Arzt zur Teilnahmeam DALE-UV-Verfahren, so ist für die rea-lisierten Berichtstypen ausschließlich dieelektronische Übersendung vorgesehen.Selbstverständlich ist es z. B. bei tech-nischen Schwierigkeiten auch weiterhinmöglich, Berichte in Papierform zu über-senden.

Die Teilnahme am DALE-UV-Verfahrenist freiwillig. Im Gegensatz zur gesetz-lichen Krankenversicherung existiert keingesetzlicher Zwang zur Teilnahme. Rechteund Pflichten, welche sich aus dem Ver-trag gemäß § 34 Abs. 3 SGB VII zwischenÄrzten und Unfallversicherungsträgernüber die Durchführung der Heilbehand-lung, die Vergütung der Ärzte sowie dieArt und Weise der Abrechnung der ärzt-

lichen Leistungen oder anderen recht-lichen Vorgaben ergeben, bleiben durchdie Teilnahme am DALE-UV-Verfahrenunberührt.

Das Verfahren – Stufe 1Grundsätzlich kann jeder D- und H-Arztam Verfahren teilnehmen. Die Unfallver-sicherungsträger haben zentrale Daten-annahmestellen (universelle Datenannah-mestellen – UNI-DAVen) eingerichtet, andie der D- oder H-Arzt die Berichte undAbrechnungen per E-Mail übersendet.Von den UNI-DAVen erfolgt dann dieWeiterleitung an den jeweiligen Unfall-versicherungsträger.

Es sind zwei UNI-DAVen in Betrieb:eine für die UV-Träger der gewerblichenBerufsgenossenschaften und der öffent-lichen Hand, und eine für den Träger derlandwirtschaftlichen Berufsgenossen-schaften. Die einzelnen UV-Träger habenebenfalls Annahmestellen (Mini-Daten-annahmestellen – Mini-DAVen) eingerich-tet. Die grafische Darstellung der auf-gebauten Infrastruktur und des Verfah-rensablaufs zeigt Abbildung 1.

Die elektronische Kommunikation ist auch bei der Unfallkasse Hessen Alltag. Das Projekt DALE-UV (Daten-Austausch mit Leistungserbringern in der gesetzlichen Unfall-Versicherung) hat zum Ziel, einen sicheren undverbindlichen elektronischen Datenaustausch zunächst zwischen Durchgangsärzten und Unfallversicherungs-trägern zu gewährleisten. Seit mehr als einem Jahr erhalten wir von mittlerweile neun hessischen Durchgangs-ärzten (D-Ärzten) Berichte und Rechnungen in elektronischer Form. Das System funktioniert einwandfrei,zur Zufriedenheit aller Beteiligten.

Optimale Kommunikation

DALE-UV – Modernste Technik zum Wohle

Abb.1DALE-UV-Infrastrukturund Verfahrensablauf

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Vorteile des Verfahrensfür den ArztEine Analyse der Abläufe ergab, dassbeim D-Arzt verschiedene Fehlerquellenbestehen und unnötige Arbeitsschrittebei der Berichts- und Rechnungserstellungauftreten. Beim Erfassen bzw. Ausfüllender Berichte führen z. B. Ungenauigkeitenzu zeitverzögernden Rückfragen. DALE-UV fördert die vollständige und fehler-freie Erfassung und Übermittlung derDaten. Für den Arzt ergeben sich keinegravierenden Änderungen im Praxisab-lauf. Aufwändige Verwaltungsarbeitenwerden vielmehr optimiert. Der Informa-tionsfluss wird beschleunigt. Entschei-dungen im Interesse von Arzt und Patientkönnen schneller getroffen werden.Durch die Weiterentwicklung von DALE-UV werden sich für den Arzt weitere Vor-teile ergeben.

SicherheitDas gesamte Verfahren DALE-UV wurdevom Bundesdatenschutzbeauftragten ge-prüft und freigegeben.

Alle derzeit existierenden Regelungenzum Datenschutz und zur elektronischenSignatur werden eingehalten. Damit istDALE-UV eines der ersten bundesweitenVerfahren, das mit der elektronischen Sig-natur arbeitet. Die elektronische Signaturund die Verschlüsselung des Datensatzesstellen die Authentizität des Absendersund die Wahrung der Persönlichkeitsrechteder Verletzten sicher.

Das Projekt DALE-UV hat mit demVerband Deutscher Arztpraxis-Software-hersteller e.V. (VDAP) eine Kooperations-vereinbarung geschlossen. Diese stelltzum einen sicher, dass die heute einge-setzte Arztsoftware mit dem DALE-UV-Modul ausgerüstet und zum anderen dieKommunikationsschnittstelle VCS (VDAPCommunication Standard) für die Ver-schlüsselung und Signatur genutzt wird.

Wie in Abbildung 1 dargestellt, erfolgteine verschlüsselte Übermittlung desBerichtes oder der Rechnung vom Arztzur UNI-DAV. Die Verschlüsselung istwegen der Nutzung des Mediums Inter-net zwingend erforderlich.

Die Übermittlung von der UNI-DAVzum UV-Träger (Mini-DAV) kann dagegenunverschlüsselt erfolgen, da die Kommuni-kation zwischen der UNI-DAV beim HVBG,BLB und den Mini-DAVen der einzelnenUV-Träger im gesicherten Netzwerk derUV-Träger stattfindet.

Wie kann man teilnehmen?Das Zulassungsverfahren zu DALE-UVist in Abbildung 2 dargestellt.

Ein Antragsformular zur Zulassungzum DALE-UV Verfahren ist beim zustän-digen Landesverband erhältlich. Derausgefüllte Antrag wird an den HVBGgesandt, der die Uni-DAV betreibt. DerHVBG veranlasst, dass der Arzt bei allenUV-Trägern (Mini-DAVen) als Teilnehmeram DALE-UV-Verfahren registriert wird.Spätestens mit Absendung des Antragssollte sich der Arzt mit seinem Soft-

warehersteller (i.d.R. über den Service-/Vertriebspartner) in Verbindung setzen,damit das Praxissystem mit den DALE-UV-Komponenten ausgestattet werden kann.

Grundsätzlich ist für alle Ausstattungs-fragen der Vertriebs- bzw. Servicepartnerdes Arztes zuständig.

Die Entwicklung bei derUnfallkasse HessenDie Unfallkasse Hessen war nicht nuran der Entwicklung, sondern auch an derPilot- und Testphase beteiligt. So konntenbereits im Vorfeld Störungen erkannt undbehoben werden.

Wie bereits erwähnt, sind zurzeitneun hessische Durchgangsärzte in dasVerfahren eingebunden. Weitere werdenfolgen. Auch Gespräche mit ärztlichenAbrechnungszentren werden zu einerErweiterung des elektronischen Daten-austausches führen.

Das innovative Verfahren verbessertnicht nur die Kommunikation zwischenden behandelnden Ärzten und den Unfall-versicherungsträgern. Es dient auch derBeschleunigung der Verfahren innerhalbder Berufsgenossenschaften und kommtauf diese Weise direkt den Verletztenzugute.

Autor: Claus Eichler

Nähere Informationen zu DALE-UV erhalten Sie im Internet unter www.dale-uv.de oderbeim Projektmitarbeiter der UKH, Claus Eichler,Tel.: 069 · 29972-330.

unserer Kunden

Abb.2Die DALE-UV-Komponenten

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Das auf fünf Jahre angelegte Projekt sollexemplarisch den Einsatz von Anreizsyste-men (z.B. Prämien) zur Senkung der Unfall-zahlen und -kosten in Schulen erproben.Die Unfallkasse Hessen – als Trägerin derSchülerunfallversicherung – war Initiatorindes Modellversuchs.

Zum Gelingen des Projektes trägtwesentlich die Transparenz des Unfallge-schehens sowie der Unfallkosten bei:So erhalten alle 76 Schulen des Schwalm-Eder-Kreises für die Projekt-dauer Quartalsberichte, dieden einzelnen Schulen ihrespezielle Unfallbelastung imVergleich mit anderen Schu-len aufzeigen. Nur die Kos-ten werden aufgeführt, dievon der Schule selbst aktivbeeinflusst werden können.

Kosten für Wegeunfälle,Unfälle vor 2002 sowie Ren-tenlasten werden aus die-sem Grund nicht berück-sichtigt. Der Schwalm-Eder-Kreis verpflichtete sich, innerhalb der nächs-ten vier Jahre die Kosten für Schülerunfällein das bestehende System der Budgetierungder Sachmittel für Schulen zu integrieren.Begleitend stehen die Präventionsfach-leute der UKH während der Dauer des Projekts den Schulen mit Beratung undInformation zur Seite.

Die ZahlenDas Konzept, den Schulen „ihre“ Unfälletransparent zu machen, sie damit verstärktzu eigenen Präventionsanstrengungen zumotivieren und dabei zu unterstützen,hatte Erfolg: Bereits im ersten Projektjahr– 2003 – konnten die Kosten für die obenbeschriebenen Schulunfälle im Schwalm-Eder-Kreis gegenüber dem Jahr 2002 umfast 45.000 Euro oder 13,13 % gesenkt

werden. Bei nahezu gleichbleibender Schülerzahlwurde eine Senkung derUnfallzahlen um ca. 3 %(2002: 2.548; 2003: 2.477Unfälle) erreicht. Die posi-tive Tendenz setzte sichim ersten Quartal 2004fort: Unfälle und Kostensanken im Vergleich zumVorjahr nochmals. Die durch-schnittlichenKosten proSchülerunfall

sanken somit deutlich. In den anderen Städtenund Kreisen Hessensstieg die Zahl der Un-fälle 2003 im Vergleichzu 2002 an.

Der Schwalm-Eder-Kreis erhielt einePrämie, die für weitere Präventionsmaß-nahmen in den Schulen in den Jahren 2004bis 2006 verwendet wird. Nur diejenigenSchulen werden von der Prämie profitieren,die nachweislich dauerhaft die Unfallbe-lastung senken. Dadurch ist gesichert,dass sich die Schulen des SEK auch in denFolgejahren mit dem Thema „Präventionvon Schulunfällen“ aktiv auseinandersetzen und gemeinsam mit dem Kreis undder UKH notwendige Maßnahmen ergreifen.

Pressemeldung der Unfallkasse Hessen

Die erste Phase des am 14.2.03 zwischen der Unfallkasse Hessen, dem Schwalm-Eder-Kreis und sowie demzuständigen Staatlichen Schulamt vereinbarten Modellversuchs konnte erfolgreich abgeschlossen werden.Anzahl und Kosten der Schulunfälle im Schwalm-Eder-Kreis wurden deutlich gesenkt.

Das Konzept, denSchulen „ihre“

Unfälle transparentzu machen, sie

damit verstärkt zueigenen Präventions-

anstrengungen zumotivieren und da-bei zu unterstützen,

hatte Erfolg.

Anzahl und Kosten von Schulunfällen deutlich gesenkt

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Der Vorstandsvorsitzende der UKH,Hartmut Jungermann (2. v.r.), überreicht die Prämie an Landrat Frank Neupärtl (3. v.l.).

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Umweltaktionstag der Kreisjugendfeuerwehr Untertaunus

Unter diesem Motto streiften rund900 Jugendliche und ihre Betreuer am24. April im Rahmen des Umweltakti-onstages durch den Untertaunus,um die Landschaft von achtlos weg-geworfenem Müll zu befreien. An-schließend wurde der „gesammelte

Erfolg“ begutachtet und der Mülleiner fachgerechten Entsorgungzugeführt. Die Unfallkasse Hessenunterstützte die Aktion und verteilteInfomaterial am eigenen Stand.

„Das kannst du in die Tonne kloppen ...

... aber nicht in unsere Umwelt!“

40Zwei herausragende Jubiläen

50Die hessischen Feuerwehrfrauen und-männer absolvieren Jahr für Jahr vielezehntausend Einsätze. Mit ihrem Enga-gement sind sie Vorbild für alle, die sichpersönlich für das Wohlergehen unsererGesellschaft einsetzen möchten. Zumgemeinsamen Jubiläum überreichteGeschäftsführer Gerd Ulrich daher imNamen des Vorstands der UnfallkasseHessen den beiden OrganisationenSchecks für ihre weitere Arbeit. Er be-dankte sich bei den Verantwortlichen –insbesondere beim Präsidenten desLandesfeuerwehrverbandes, Ralf Acker-mann, und beim Landesjugendfeuer-wehrwart, Willi Donath, – für denehrenamtlichen Einsatz aller Feuerwehr-frauen und -männer in Hessen.

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Der Wettbewerb „Sicher und fit. Wir machen mit“ ging am 15.5.2004 auf dem zehnten Aktionstag der Hessi-schen Jugendfeuerwehren in Michelstadt mit der Preisverleihung zu Ende. Den mit 500 Euro dotierten Haupt-preis erhielt die Jugendfeuerwehr Frankfurt am Main für eine CD-ROM mit einem interaktiven Lernprogrammmit Filmsequenzen. Die Jugendfeuerwehren Groß-Bieberau und Villmar-Langhecke wurden jeweils mit zweitenPreisen ausgezeichnet.

Unfallkasse Hessen zeichnet Preisträger von Sicherheitswettbewerb aus

Mehr Sicherheit bei der Jugendfeuerwehr

Der von UKH und Hessischem Jugend-feuerwehrverband gemeinsam ins Lebengerufene Wettbewerb hatte zum Ziel,Jugendfeuerwehren zu motivieren, sichmit den Themen Sicherheit und Gesund-heit zu beschäftigen, Erfahrungen zurPrävention von Unfällen und Gesund-heitsgefahren auszutauschen und so dasUnfallgeschehen zu reduzieren. Da vieleAngehörige der Jugendfeuerwehren in denaktiven Dienst der freiwilligen Feuerwehrenwechseln, soll die Beschäftigung mit denThemen Sicherheit und Gesundheit lang-fristig auch in diesen Bereich ausstrahlen.Den Jugendlichen war es frei gestellt, inwelcher Form sie sich am Wettbewerbbeteiligten: Sowohl Beiträge in schrift-licher Form, als Bilder oder Fotos alsauch in elektronischer Form als CD-ROMs,Videos und DVDs waren möglich.

Auch konnten sich die Vorschläge sowohlmit dem Einsatzdienst bzw. den Vorberei-tungen darauf als auch mit den Wegen zumFeuerwehrhaus, mit Wanderfahrten oderanderen Veranstaltungen beschäftigen.

Bis zum Einsendeschluss am 20.2.2004gingen 34 Beiträge bei der UKH ein, dievon einer Jury aus Experten von UKH undFeuerwehrverband bewertet wurden. Auf-fällig war die hohe Qualität der meistenEinsendungen. Dies führte dazu, dass sichin vielen Preisgruppen gleich mehrerePreisträger befinden und die UKH dasGesamt-Preisgeld um 2.000 Euro auf ins-gesamt 7.000 Euro aufstockte. Von demursprünglichen Plan, die Preisträger mitSachprämien wie z. B. DVD-Playern aus-zuzeichnen, kam man im Laufe des Wett-bewerbs ab, da die Einsendungen mithohem technischen Aufwand produziertworden waren und daher eine gute tech-nische Ausstattung der Jugendfeuerwehrenvorausgesetzt werden konnte. So wurden

die Sach- in Geldpreise umgewandelt. Einwichtiger Grund für den Wettbewerb wares, eine Plattform zu schaffen, auf der dieJugendfeuerwehren sich – auch über dieThemen Sicherheit und Gesundheit – aus-tauschen können. Der Landesfeuerwehr-verband und die Unfallkasse Hessen wer-den den Hessischen Jugendfeuerwehrendie besten Beiträge zugänglich machen –z. B. über Internet oder CD-ROM. Um dasZiel des gegenseitigen Austausches guterBeispiele zwischen den Jugendfeuerweh-ren auch über den Wettbewerb hinaus imAuge zu behalten, werden diese gebeten,der UKH auch weiterhin Vorschläge zurVerbesserung der Sicherheit und Gesund-heit zu übersenden. Die Vorschläge wer-den allen hessischen Jugendfeuerwehrenzur Verfügung gestellt.

Autor: Dr. Torsten Kunz

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Präventionsleiter Dr. Torsten Kunz zeichnet vor dem historischen Rathaus in Michelstadt die Gewinner derHauptpreise aus. Rechts im Bild: Landesjugend-feuerwehrwart Willi Donath.

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Halten die „Power-Mittel“,was sie versprechen?Heute geht man davon aus, dass zumin-dest Freizeit- und Breitensportler (zwei- bisdreimal pro Woche etwa 60 - 90 Minuten)keinen höheren Eiweißbedarf haben alsnicht-Sport-treibende Menschen. Die durchschnittliche tägliche Eiweißzufuhrliegt bereits deutlich über dem Mehrbedarf,der für einen Muskelaufbau nötig ist.Selbst Vegetarier, die ihren Eiweißbedarfaus pflanzlichen Lebensmitteln (Kartoffeln,Hülsenfrüchte, Getreide) und Milch undEiern decken, kommen mit dieser Mengegut aus.

Energieriegel werden als langanhalten-de Energielieferanten vor, während undnach sportlichen Leistungen angepriesen.Untersuchungen zeigen jedoch, dass diekleinen „Kraftpakete“ häufig zu kalorien-reich sind, zu viel Fett und Zucker enthaltenund auch durch die Zugabe von Vitaminenund Mineralstoffen nicht gesünder werden.

Als „Power-Mittel“ werden auch Ei-weißpräparate wie L-Carnitin, Kreatin, CLAoder anregende Substanzen wie Coffeinoder Guarana empfohlen. Bisher gibt eskeine wissenschaftlich gesicherten Studi-en, die positive Wirkungen dieser

Produkte ohne unerwünschte Nebenwir-kungen belegen. Coffeinhaltige Sportler-getränke, die die Wirkung von zwei TassenKaffee haben, sind mehrfach teurer alsdieser. Doch was können Sportler tun, umbei der ersten Anstrengung nicht gleichumzufallen?

Eine vollwertige Ernährungist die Grundlage für FitnessGrundlegende Ernährungsfehler könnennatürlich nicht durch Energieriegel aus-geglichen werden. Eine vollwertig Ernäh-rung mit viel frischem Obst und Gemüse,Kartoffeln und Vollkornprodukten ist dieGrundlage für Fitness und körperlichesWohlbefinden. In Obst und Gemüsestecken neben Vitaminen und Mineral-stoffen noch jede Menge wertvolle bio-aktive Substanzen sowie Ballaststoffe.Diese sind auch in Vollkorngetreideenthalten und sorgen für eine gute Verdauung und eine langsame Abgabevon Glucose ins Blut.

Auf diese Weise wird ein zu hoherBlutzuckerspiegel vermieden. Um denOrganismus nicht zu belasten, solltengrößere Mahlzeiten zwei bis drei Stundenvor dem Sport eingenommen werden. Als kleiner Imbiss vor der Anstrengungeignet sich Joghurt mit Obst oder einVollkornbrot mit Frischkäse. Als Zwischenmahlzeit und Energielieferantbei mehrstündigen Aktivitäten bieten sichTrockenobst, Fruchtschnitten oder Voll-kornkekse an.

Besonders wichtig ist auch eine aus-reichende Flüssigkeitszufuhr: Statt über-flüssigen Sportlergetränken bietet sicheine Saftschorle aus 1 Teil Saft (Apfel,Orange) und 2 Teilen Mineralwasser an.

Autorin: Dipl. oec. troph. Susanne Sachs,Verbraucherzentrale Hessen

Am Rande bemerkt

Fit für den Sport!Ob Inline-Skaten, Radfahren, Fußball spielen oder Schwimmen – Sport treiben ist „in“. Ursprünglich nur einBewegungsausgleich für den modernen Büromenschen, hat sich das Sport treiben inzwischen zum neuenLebensstil entwickelt. Immer mehr Menschen wollen fit, attraktiv und erfolgreich sein und schwitzen dafürin Fitness-Studios, Sporthallen, Wald und Wiese. Diesen Trend nutzen die Anbieter spezieller Sportlernah-rungsmittel und versprechen den Freizeitsportlern mehr Leistung durch den Verzehr ihrer Produkte. Dochbewirken Kraftriegel, Eiweißpräparate oder Energy-Drinks wirklich die versprochenen Wunder?

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Unfallkasse HessenPartner für Sicherheit

Opernplatz 1460313 FrankfurtTelefon 069 · 29972-0Fax 069 · 29972-905Internet www.ukh.deE-Mail [email protected]

Besuchen Sie die Unfallkasse Hessen auf dem Hessentagvom 18.-27. Juni in Heppenheim

Sie finden unseren Movie-Point in Halle 9, Stand 920, direkt nebendem Zelt der Landesausstellung.

Beim Filmquiz und der Kinder-Olympiade warten attraktive Preise auf die ganze Familie!