«cash VALUE» 2/2015

36
Fr. 8.– 8. September 2015 – www.cash.ch Anlagen für die nächsten zehn Jahre Experten sagen, worauf Sie achten müssen Finanz-News, die Sie nie lesen werden cash VALUE nennt sechs Börsenevents, die (wahrscheinlich) nicht eintreffen «Aktien sind immer risikoreich» Investor Gregor Greber im Interview Das Wichtigste zur Altersvorsorge Vorsorge ist kompliziert: Wir beantworten die wichtigsten Fragen – kurz und klar «Mit Raiffeisen bleibe ich immer verbunden.» Pierin Vincenz, CEO Raiffeisen-Gruppe

description

Tiefe Zinsen bleiben noch lange bestehen. Immer wichtiger wird dabei die Eigenverantwortung in Finanzfragen. Im Magazin «cash VALUE» 2/2015 erfahren Sie unter anderem, wie sie echte uns selbstgekrönte Dividendenkönige unterscheiden können, wie die Bank der Zukunft ausssieht und wie Sie an der Börse richtig investieren.

Transcript of «cash VALUE» 2/2015

Page 1: «cash VALUE» 2/2015

Fr. 8.– 8. September 2015 – www.cash.ch

Anlagen für die nächsten zehn Jahre

Experten sagen, worauf Sie achten müssen

Finanz-News, die Sie nie lesen werden

cash VALUE nennt sechs Börsenevents,

die (wahrscheinlich) nicht eintreffen

«Aktien sind immer risikoreich»

Investor Gregor Greber im Interview

Das Wichtigste zur Altersvorsorge

Vorsorge ist kompliziert: Wir beantworten

die wichtigsten Fragen – kurz und klar

«Mit Raiffeisen bleibe ich immer verbunden.» Pierin Vincenz, CEO Raiffeisen-Gruppe

Page 2: «cash VALUE» 2/2015

Viel mehr als ein neuer Name. Der neue GLE.Erleben Sie den Nachfolger der legendären M-Klasse. Der neue GLE beeindruckt mit unübertroffenem Komfort und zahlreichen Neuerungen, zum Beispiel dem Seitenwind- Assistenten und dem optionalen Fahrassistenz-Paket Plus. Der neue GLE ist ebenfalls als PLUG-IN HYBRID erhältlich. www.mercedes-benz.ch/GLE

Eine Marke der Daimler AG

cash VALUE | deutsch | GLE | Format 210x282mm | DU: 12.08.2015 | Ersch.: 08.09.2015

01841015060_GLE_cash-VALUE_210x282_D_ZS.indd 1 03.08.15 13:46

Page 3: «cash VALUE» 2/2015

3

EDITORIAL – IMPRESSUM

3

Doch das kann noch Jahre dauern, und auf der Schattenseite der Tief- und Negativzinsen stehen je länger, je mehr Pensionskassen, Versicherer und Sparer. Sie erhalten kaum noch Erträge auf ih-ren Einlagen, Grossinvestoren müssen gar draufzahlen. Gerade bei Pensionskassen wird in den nächsten Jahren mit einer deutlichen Verschlechterung der Deckungsgrade gerechnet. Umso wichtiger ist daher das persönliche Engagement und die Ei-genverantwortung mit Blick auf die Altersvorsorge und die Ver-mögensvermehrung. Diese Ausgabe von cash VALUE bietet Ihnen wie immer eine Fülle von Artikeln und Experten-Interviews mit Tipps, wie Sie trotz Tiefzinsumfeld mehr aus Ihrem Geld machen können – vor allem auf mittel- und langfristige Sicht.

Ich wünsche Ihnen viel Lesevergnügen mit dem cash VALUE.

Daniel Hügli, Chefredaktor cash

EDITORIAL

Impressum

cash VALUE vom 8. September 2015: Gedruckt als Spezialversand an Finanzindustrie und Anleger (Auflage: 25 000), als PDF auf www.cash.ch Herausgeber: cash zweiplus ag, Bändliweg 20, 8048 Zürich, Telefon: 044 436 77 77, Mail: [email protected] Geschäftsführer: Urban Scherrer (CEO) Chefredaktor: Daniel Hügli Redaktion: Marc Forster, Ivo Ruch, Pascal Züger Mitarbeit: Daniel Dubach Layout: Haus der Kommunikation, Hinterdorfstr. 9, 8702 Zollikon Produktion/Bildredaktion: Thomas Demuth, Dominik Hertach Titelbild: Paolo Dutto, Zürich Anzeigen: Marco Spadacini, Head of Sales, [email protected]; Pascal Weder, Senior Account Manager, [email protected]; Urs Wolperth, Key Account Manager, [email protected] Marketing: Silvan Franchetto Werbung: www.cash.ch/werbung Druck: Passen & Partner Copyright: cash zweiplus ag

Tiefe Zinsen bleiben noch lange bestehen. Immer wichtiger wird dabei die Eigenverantwortung in Finanzfragen.Abschaffung der Kursuntergrenze zum Euro und Einführung von Negativzinsen: Kein anderes Ereignis prägte das Schweizer Fi-nanzjahr 2015 dermassen wie der geldpolitisch historische Akt der Schweizerischen Nationalbank von Mitte Januar. Die Märkte ha-ben sich nach wochenlangem Ausnahmezustand inzwischen weit-gehend beruhigt. Doch Tief- oder Negativzinsen beschäftigen Anleger weiter, und das Thema zieht sich wie ein roter Faden durch diese Ausgabe von cash VALUE, dem zweimal jährlich erscheinenden Magazin für Geld und Anlageentscheide von cash. Zinsveränderungen be-einflussen Sparkontenerträge, Devisenkurse, Obligationenrendi-ten, Aktienmärkte, Edelmetallkurse. Und Zinsänderungen können ganze Geschäfte beflügeln. Das erfuhr auch die Raiffeisen-Gruppe, die dank des Tiefzinsum-felds ihr Hypothekenwachstum in den letzten Jahren massiv ge-steigert hat. «Wir haben da Chancen gepackt, und ich bin zuver-sichtlich, dass unser Wachstum gesund ist», sagt der abtretende Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz im Interview. Er hält im cash VALUE Rückschau auf seine 16 Jahre als Chef der drittgrössten Bankengruppe der Schweiz. Wie sicher das Hypotheken-Wachs-tum ist, wird sich zeigen, wenn es zu Zinserhöhungen kommt.

Page 4: «cash VALUE» 2/2015

Ausführliche Hinweise zu Chancen und Risiken entnehmen Sie bitte dem letztgültigen Verkaufsprospekt. Massgeblich sind die Angaben im Verkaufsprospekt sowie der aktuelle Halbjahres- und Jahresbericht. Den Verkaufsprospekt, die Berichte sowie die Wesentlichen Anlegerinformationen erhalten Sie kostenlos bei der Verwaltungsgesellschaft ETHENEA Independent Investors S.A., 16, rue Gabriel Lippmann, L-5365 Munsbach oder bei der Vertreterin in der Schweiz IPConcept (Schweiz) AG, In Gassen 6, CH-8022 Zürich. Zahlstelle in der Schweiz ist die DZ PRIVATBANK (Schweiz) AG, Münsterhof 12, Postfach, CH-8022 Zürich.

Ein gutes Fondsmanagement besitzt die Eigenschaften eines Elefanten. Deshalb handeln wir mit Besonnenheit, Erfahrung und Gespür. Überzeugen Sie sich selbst: der vermögensverwaltete Mischfonds Ethna-AKTIV von ETHENEA. ethenea.com

Besonnen und zuverlässig. Gute Eigenschaften für Ihren Fonds.

ETHEN_15001_Anz_Cash Value_CH-de_AKT_3-Eigensch_210x282.indd 1 11.08.15 10:59

Page 5: «cash VALUE» 2/2015

5

SCHWERPUNKTE – INHALT

INHALT

14

3008 INTERVIEW PIERIN VINCENZ

Der abtretende Raiffeisen-CEO blickt auf seine 19 Jahre bei der Bank zurück.

11 DIVIDENDEN: VON KÖNIGEN UND PERLEN

Bei Dividendenaktien können die Begriffe nicht edel ge-nug klingen. Doch das kann trügerisch sein.

14 DIE FIEBERMESSER DER AKTIENMÄRKTE

Aktienindizes sind für Anleger Orientierungspunkte. Sie wirken wie Fiebermesser für ganze Länder.

17 AN DER BÖRSE RICHTIG INVESTIEREN

Wer sich blindlings in die Börsen stürzt, kann leicht Schiff-bruch erleiden. So grenzen Sie das Risiko ein.

18 EIN TAG IM LEBEN EINER ANALYSTIN

Aktien-Analystin Sibylle Bischofberger plaudert aus dem Nähkästchen.

20 ALLE KÖNNEN FONDSMANAGER SEIN

Mit Social Trading werden die Grenzen zwischen Profis und Laien verwischt.

22 ANLEGEN IM NÄCHSTEN JAHRZEHNT

Sechs Experten geben Anlage-Tipps.

24 FINANZPLANUNG KANN GELD WERT SEIN

Eine Finanzplanung ist nicht nur etwas für Millionäre.

26 INTERVIEW GREGOR GREBER

Der Aktienspezialist Gregor Greber über sein Engagement als Aktionär und Kaufmöglichkeiten an der Schweizer Börse.

28 DIE BANK DER ZUKUNFT

Die Banken sind im digitalen Umbruch.

30 BÖRSENEVENTS, DIE NIE EINTREFFEN

Es gibt Events in der Schweizer Börsenwelt, die schlicht nicht möglich sind. Oder vielleicht etwa doch?

32 VORSORGE: DAS MÜSSEN SIE WISSEN

Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Vorsorge.

34 INTERVIEW ROLF HILTL

Der Gastronom über Erfolg und Investments.

32

Page 6: «cash VALUE» 2/2015

banking by bank zweipluswww.cash.ch/geschenkideeBanking-Line 00800 0800 55 55

Jetzt

Konto eröffnen

und sich einen

Wunsch mit

geschenkidee.ch

erfüllen

Hohe Bank-Gebühren können Sie sich schenken.Beschenken Sie sich lieber selbst.

Eröffnen Sie Ihr Bankkonto und suchen Sie sich ein Geschenk aus. Sie haben die Wahl zwischen einer Million Geschenken aus den Bereichen Elektronik, Erlebnis, Lifestyle, Spielen und Wohnen.

Beilage_Value.indd 1 13.08.15 08:17

Page 7: «cash VALUE» 2/2015

7 7

IN KÜRZE NEWS

Zum Horten von Bargeld besonders ge-eignet: die 1000er-Note. Keystone

Nicht nur News: cash.ch ist auch Heimat einer grossen Community. cash

UND EWIG LOCKT DIE «AMEISE»Die Schweizer horten mehr Bargeld. Die 1000er-Noten sind beliebt wie nie zuvor.

Das Porträt auf der Vorderseite der Schweizer 1000-Franken-Note zeigt den Kulturhistoriker Jacob

Burckhardt. Doch noch heute wird die Note umgangssprachlich «Ameise» genannt, an-gelehnt an das Sujet auf der 1976 einge-führten Banknotenserie. Die «Ameise» (oder der «Burckhardt») ist mittlerweile die wertvollste und schwerste Banknote der Welt, seit Singapur die Produktion des 10 000-Dollar-Scheins (etwa 7500 Fran-ken) gestoppt hat.Bereits in den letzten zehn Jahren war die Anzahl der 1000er-Noten im Umlauf um 70 Prozent gestiegen. Die Einführung von Negativzinsen der Schweizerischen Natio-nalbank führte zu einer weiteren sprung-haften Nachfrage nach 1000er-Noten ge-rade seit Dezember 2014. Mehr Bargeld horten seither tendenzi-ell Grossanleger wie Pensionskassen, die die Strafzinsen der SNB damit umgehen wollen. Aber auch Private, weil das Spar-konto kaum noch Zinsen abwirft und weil

VON DANIEL HÜGLI

seit der Finanzkrise generell ein diffuses Misstrauen gegenüber dem Finanzsystem herrscht. So lässt sich das Phänomen des Bargeldhortens etwa auch in Deutschland beobachten. Keinen Gefallen findet die SNB am Hor-ten der 1000er-Noten. Denn im Extremfall kann Bargeldbunkern die Stabilität des Fi-nanzsystems bedrohen. Und je mehr Cash gehortet wird, desto weniger wirken die Negativzinsen der Nationalbank.

Seit 15 Jahren – genauer seit September 2000 – gibt es Exchange Traded Funds

(ETF) an der Schweizer Börse. Schon län-ger sind ETF an den Börsen in den USA kotiert, wo sie in den frühen 1970er-Jah-ren erfunden wurden. ETF bilden Indizes (Aktien, Geldmarkt, Obligationen, Immo-bilien, Hedgefonds, Währungen oder Roh-stoffe) eins zu eins ab.Die Schweiz ist in den letzten 15 Jahren zum grössten ETF-Markt Europas empor-gestiegen. Etwa 25 Prozent der rund 500 Milliarden Dollar, die in Europa in ETF angelegt sind, sind über die Schweizer

Börse geflossen. Anfang Jahr wurde an der Schweizer Börse erstmals die Marke von 1000 gehandelten ETF übertroffen. Dennoch spielen ETF im Anlageuniversum der Schweizer eine relativ kleine Rolle. Der Marktanteil der ETF am gesamten Schweizer Fondsmarkt liegt bei etwa 10 Prozent – eine geringe Zahl im Vergleich zu den USA. ETF in der Schweiz sind vor allem ein Ding der ins titutionellen Investoren (Banken, Versi-cherer, Pensionskassen) – Privatanlegern fehlt oft das nötige Wissen für einen Kauf-entscheid zugunsten von ETF. Sie setzen in der Regel lieber auf Einzeltitel.

15-Jahr-Jubiläum für kotierte Indexfonds

Treten Sie der cash-Community bei

Das Finanzportal cash.ch liefert sei-nen Besuchern nicht bloss topaktu-

elle News zum Wirtschaftsgeschehen so-wie Bankdienstleistungen. Seit Jahren ist cash.ch auch fest verbunden mit seiner Leserschaft – via Community mit Leserfo-rum oder via Social Media. Hier ein Über-blick:

ForumGegründet 1999, über 1000 aktive Schrei-ber, mehr als 100 Beiträge pro Tag: Das cash-Forum ist das grösste und älteste Bör-senforum der Schweiz. Diskutieren Sie mit! (cash.ch/community)

LeserkommentareSeit Jahren kommentieren die Leser eifrig die Artikel auf cash.ch. Jüngst wurde die Kommentarfunktion modernisiert.

Social Media Finden Sie die cash-News und Videos auf Twitter, Facebook, Google+ und Youtube.

Social TradingSie möchten eigene Anlagestrategien erstel-len, andere daran teilhaben lassen – oder beobachten, welche Firmen im Netz am meisten diskutiert werden? Dann benutzen Sie Wikifolio und Sentifi auf cash (siehe auch Seiten 21 und 22).

Page 8: «cash VALUE» 2/2015

8

INTERVIEW PIERIN VINCENZINTERVIEW PIERIN VINCENZ

«DER KAUF VON WEGELIN WAR AUCH EIN RISIKO»Pierin Vincenz blickt auf seine Zeit als Raiffeisen-CEO zurück. Er sagt, was die Grundpfeiler seines Managementstils sind.

Herr Vincenz, in 19 Jahren bei Raiff-eisen haben Sie häufig zu Politik und Gesellschaft Stellung genommen. War die Politik nie ein Thema für Sie? Das «Milizsystem» erlaubt es, die Funkti-onsweise der Politik kennenzulernen. Da-rum müssen wir auch junge Banker für eine politische Karriere motivieren. Bei mir hat sich dies damals nicht ergeben – vielleicht, wenn ich im Kanton Graubünden geblie-ben wäre, hätte ich die nötigen Kontakte

gehabt. Ich war aber damals nicht «sess-haft»: Ich war in Chicago, ich arbeitete in der Industrie und war viel unterwegs. Erst als ich 1996 zu Raiffeisen ging, war dies ein bewusster Entscheid, in der Schweiz zu bleiben. Erst dann hätte Politik wieder ein Thema werden können.

Bei Themen wie dem Bankgeheimnis, dem automatischen Informationsaus-tausch oder der Geldpolitik äusserten

Sie umstrittene Überlegungen. Liegt es in Ihrer Natur, bewusst anecken zu wollen? Ich glaube, wenn man Trends, nicht Mode-trends, langfristig beobachtet, dann muss man sich positionieren. Zur unternehme-rischen Verantwortung gehört es, Positio-nen zu beziehen, Klartext zu reden. Banken sind keine eigene Welt: Wir sind im Grunde genommen wie ein Bäcker oder ein Elektri-ker – also jemand mit einem Produkt oder

INTERVIEW: MARC FORSTER, IVO RUCH

BILDER: PAOLO DUTTO

Im Lauf der Jahre wurde er als Raiffeisen-CEO einer der bekanntesten Banker der Schweiz: Pierin Vincenz.

Page 9: «cash VALUE» 2/2015

9

PIERIN VINCENZ INTERVIEWPIERIN VINCENZ INTERVIEW

einer Leistung für den täglichen Gebrauch – und sind so Teil der Gesellschaft.

Glauben Sie, in der Diskussion, etwa um das Bankgeheimnis, etwas zur Entwicklung beigetragen zu haben? Für den Finanzplatz war sehr wichtig, sich dem Trend zu deklarierten Geldern an-zupassen. Das ist in einem entwickelten Land auch eine ge-sellschaftspolitische Frage.

Was lief falsch?Hätte man mit diver-sen Ländern früher zu verhandeln an-gefangen, hätte man im Sinne der Kun-den mehr herausholen können. Denn diese Kunden vertrauten ja uns, den Schweizer Banken. Man sperrte sich zu lange und handelte am Ende unter Zwang. Jetzt ha-ben wir den automatischen Informations-austausch, der zu lange als Unwort galt, aber wir haben wenig dafür bekommen, wie beim EU-Marktzutritt.

Berichte, dass Sie mit dem Helikopter zu Terminen flogen, kollidierten mit dem bodenständigen Raiffeisen-Bild. Störte Sie solche Kritik? Ich sagte immer: Auch bei Raiffeisen kom-men wir nicht mit dem Traktor. Es ging mir darum, Selbstbewusstsein zu stärken, da-her waren solche Dinge auch ein bisschen provoziert. Man sollte ja nicht das Gefühl haben, Raiffeisen sei «weniger» als die an-deren. Aber klar, die Kritik kam und war heftig. Gerne hat man das nicht, aber es ist unvermeidlich. Und mir war schon be-wusst, dass man nicht beliebig provozieren konnte. Zu weit ging ich dann auch nicht, ich habe daraus gelernt.

Wie beschreiben Sie Ihren Managementstil – und warum ist dieser der richtige? Ich setze stark auf unternehmerische Ver-antwortung und Freiheit. Das heisst auch, dass die Mitarbeiter Ideen bringen und Chancen packen müssen. Für mich gilt der Satz: Kontrolle ist gut, aber Vertrauen ist besser, und nicht umgekehrt. Man muss auch interessante Arbeiten weiterdele-

gieren. Damit habe ich gute Erfahrungen gemacht, zum Beispiel, als ich 2013 ein zweimonatiges Sabbatical machte.

Entscheiden Sie gerne? Ja, ich entscheide gerne, ich sage auch den Führungskräften, sie sollen Entscheidun-gen fällen. Die können auch mal weh tun. Es ist eine Stärke von Raiffeisen, dass wir

schnell entscheiden können, trotz dezentra-ler Organisation.

Beim Kauf eines Teils der Bank Wegelin 2013 attestierte man Ihnen eine gewisse Kaltblütigkeit. Ist auch das Teil Ihrer Persönlichkeit?

Bei Wegelin entschied gemäss der Gover-nance natürlich der Verwaltungsrat, als operativ Verantwortlicher sass ich aber auf dem Fahrersitz. Wir konnten damals nicht abschliessend beurteilen, ob nicht ameri-kanische Rechtsfälle auf Raiffeisen über-schwappen könnten. Das Risiko ging man bewusst ein, und wäre es schiefgelaufen, wäre es für mich ungemütlich geworden. Dessen war ich mir bewusst. Aber auch das ist unternehmerische Verantwortung!

Raiffeisen ist ein dezentraler Cluster kleiner Banken, aber Sie wurden über die Jahre immer prominenter. Wie verträgt sich das?Wissen Sie, in Délémont ist der Banklei-ter vor Ort das Gesicht von Raiffeisen. Ich bin ja nicht deren Chef, die Banken sind selbstständig. Wir schauten, dass die Ban-ken ihre regionale Identität behalten. In den Belangen der Raiffeisen-Gruppe war es aber schon so, dass ich in den Fokus ge-langt bin.

Lag dies auch an den allgemeinen Veränderungen in der Schweizer Bankenwelt? Das Wachstum, die Strategie oder auch die Finanzkrise führten dazu, dass jemand die Marke vertreten musste. Heute braucht man ein Gesicht, einen Namen. Die Fokus-sierung auf Personen ist natürlich viel stär-ker geworden. Mein Nachfolger Patrik Gi-sel wird sofort in diese Rolle eintreten.

Raiffeisen ist 2014 als systemrelevant eingestuft worden. Gibt das nicht Kritikern recht, die sagten, Raffeisen nehme zu viele Risiken auf sich? Wenn man so wächst und über viele Jahre eine Erfolgsgeschichte schreiben kann wie Raiffeisen, dann hat man auch Kriti-ker und Neider. Das Hypothekenwachstum war ein solches Thema. Aber unser Port-folio ist ausbalanciert, wir finanzieren vor allem das selbstbewohnte Wohneigentum. Wir haben pro Jahr 70 000 bis 80 000 Zu-wanderer, und die wohnen nicht in Zelten, sondern in Beton. Wir haben da Chancen gepackt, und ich bin sehr zuversichtlich, dass unser Wachstum gesund ist. Die Sys-temrelevanz ist auch ein Zeichen, dass Raiffeisen gross und bedeutend geworden ist. Eigentlich sind das Good News. Der Kunde weiss auch, dass wir dadurch noch sicherer geworden sind.

In Ihre Zeit als CEO fällt ein Digita-lisierungsschub bei den Banken. Haben Sie schnell genug reagiert? Die Bankenwelt ist vorerst stark damit be-schäftigt, zu industrialisieren und zu au-

Mit dem Helikopter zu Terminen?

«Ich sagte immer: Auch bei Raiffeisen kommen wir nicht mit dem Traktor.»

FORTSETZUNG AUF SEITE 10

Geboren 1956 im Kanton Graubünden, begann der Betriebswirtschafter seine Lauf-bahn 1979 bei Banken in der Schweiz und im Ausland. 1996 ging er zu Raiffeisen und wurde 1999 Vorsitzender der Geschäftslei-tung. Anfang Oktober gibt er sein Amt ab und wird Präsident der Helvetia Versiche-rungen. Der begeisterte Sportler spielte in jungen Jahren unter anderem beim FC Chur.

PIERIN VINCENZCEO RAIFFEISEN-GRUPPE

Page 10: «cash VALUE» 2/2015

10

INTERVIEW PIERIN VINCENZ

tomatisieren. Digitalisierung ist eine Ent-wicklungsphase, in der noch vieles offen und schwer abschätzbar ist.

Was heisst dies für Raiffeisen?Ob «physisches» Bankgeschäft oder di-gital, es geht immer um einen Markenna-men und um die Kunden und den Inhalt: Die Marke Raiffeisen erweckt Sympathie und steht für Kompetenz. Wir haben vier Millionen Kunden in der Schweiz, davon die Hälfte Eigentümer. Das ist eine starke «Community». Und was den Content be-trifft: Wir sind mehr als nur ein Bank-dienstleister, wir bewegen im Jahr 1,5 Mil-lionen Menschen zu Events. Wir müssen aber agil bleiben und die Community wei-ter an uns binden, aber auch den Content weiterentwickeln. Das wird auch im digita-len Geschäft weitergehen.

Wie reagieren Ihre mehrheitlich auf dem Land ansässigen Kunden darauf? Wir haben es schon bei der Einführung des E-Bankings gesehen: Die ländliche Bevöl-kerung braucht diese digitalen Möglich-keiten viel mehr, als man denkt. Das liegt daran, dass dort die Bank örtlich meistens weiter weg ist. Digital kommt man näher an den Kunden.

Mussten Sie angesichts dieser Veränderungen, Entscheidungen und Initiativen Raiffeisen nicht letztlich zentralisieren? Wir haben nach wie vor die Autonomie und die Agilität von rund 300 selbststän digen Banken, aber

schliesslich haben wir auch eine Gruppe gebildet. Das Verhältnis von Mitarbeitern in den Banken und in der Zentrale – drei Viertel zu einem Viertel – ist immer in etwa gleich geblieben. Klar, die Informatik und teilweise die Verarbeitung sind zen tralisiert. Die Regulierung führt auch zu einer gefühlten Zent ralisierung.

Wie haben Sie dann die Raiffeisen-Beson derheiten be-wahrt?Der unternehmerische Spirit und die Kompe-tenzen sind ausgeprägt und bewusst vor Ort ge-blieben. Das Wachstum mussten wir na-türlich über die Gruppe sicherstellen, weil wir erst dann kapitalmarktfähig wurden.

Hätten Sie rückblickend gewisse Dinge anders gemacht? Gibt es verpasste Chancen? Das sind immer Sachen, die man etwas verdrängt (lacht). In einer unternehmeri-schen Entwicklung gibt es immer wieder Entscheidungen, die man auch hinterfra-gen kann. Aber für mich ist wichtig, dass man Initiativen ergreift. Es läuft auch mal etwas nicht so gut. Das muss es auch ge-ben. Aber es gibt substanziell nichts, wo ich einen grossen Fehler sehe.

Sie bleiben über Ihr Mandat bei der Private-Equity-Gesellschaft Investnet stark mit Raiffeisen ver-bunden. Ganz

loslösen können oder wollen Sie sich offenbar doch nicht?Mit Raiffeisen bleibe ich immer verbun-den. Die Aufgabe bei Investnet ist eine interessante und fruchtbringende Kombi-nation. Ich kenne den Finanzpartner und

seine Anliegen bestens und kann unternehme-rische Initiativen för-dern.

Hören wir weiter von Ihnen als Präsident der Helvetia Ver-sicherungen? Die Rollen eines Ver-waltungsratspräsiden-

ten und eines CEO sind verschieden. Ich möchte sie bei der Helvetia so spielen wie bei Raiffeisen, also dass der CEO sich öf-fentlich engagiert. Das ist auch gut so. Es wird eine neue Herausforderung sein, eine neue Rolle als Verwaltungsratspräsident zu bekleiden. Aber das ist auch gewollt.

Werden Sie Ihren Status in der Öffentlichkeit auch etwas vermissen? Ich bin überzeugt, dass ich sehr gut vor-bereitet bin. Das macht mir keine Sorgen. Die Präsenz war immer auch Aufwand, ich musste dies pflegen. Es hat positive Seiten, wenn dies nicht mehr so stark ist.

Ist der Schritt zum Helvetia- Präsidium eine Art «Früh-pensionierung» oder arbeiten Sie nur noch Teilzeit?Ich gehe davon aus, dass ich weiterhin 100 Prozent arbeite. Mein Modell war: 30 Jahre ging ich zur Schule und hatte auch viele Freiheiten, dann habe ich 30 Jahre inten-siv gearbeitet, und wenn es die Gesundheit erlaubt, kommen noch einmal 30 Jahre. Diese müssen auch noch gestaltet wer-den. Ich werde meine Zeit anders einteilen müssen, und natürlich werden nicht mehr die meisten Termine auf ein Jahr hinaus fi-xiert sein. Darauf freue ich mich.

Sieht man Sie auch wieder auf dem Fussballplatz? Nur als Zuschauer, spielend eher nicht, so schnell bin ich nicht mehr (lacht). Aber ich werde mehr in der Natur sein, Ski fahren oder Golf spielen.

FORTSETZUNG VON SEITE 9

Pierin Vincenz (rechts) im Gespräch mit den cash-Redaktoren Ivo Ruch (links) und Marc Forster.

«Die ländliche Bevölkerung braucht

die digitalen Möglichkeiten mehr, als man gemeinhin

denkt.»

Page 11: «cash VALUE» 2/2015

11

DIVIDENDEN RENDITE

DIVIDENDE IST NICHT GLEICH DIVIDENDEAristokraten, Könige, Perlen: Bei Dividendenaktien können die Begriffe nicht edel genug tönen. Doch das kann trügerisch sein.

Die historisch tiefen Zinsen bedeu-ten Anlagenotstand für Investoren. Bei ihrer Suche nach Rendite sind

die Anleger in den letzten Jahren immer häufiger auf Aktien mit hohen Dividenden gestossen. Jahr für Jahr robuste Auszah-lungen zu bekommen, ist verlockend. Doch Dividende ist nicht gleich Dividende. Denn das alleinige Lechzen nach möglichst viel Gewinnbeteiligung führt nicht selten in die falsche Richtung. Anleger müssen bei ho-hen Dividendenrenditen aufpassen.

Nebst der Höhe ist auch die Konstanz der Dividende entscheidendDenn eine zu hohe Ausschüttung des Ge-winns an die Aktionäre kann die Substanz einer Firma aushöhlen. Hohe Dividenden können zudem auch ein Zeichen sein, dass Firmen ihre Probleme zuschütten und die Aktionäre zufriedenstellen wollen.Für Anleger ist deshalb neben der Höhe der Ausschüttung vor allem ihre Konstanz entscheidend. Nur Unternehmen, die auf einem gesunden Fundament stehen und einen regelmässigen Cashflow generieren, können die Dividende über einen langen Zeitraum garantieren. Hinzu kommt, dass

VON IVO RUCH

die Beliebtheit von dividendenstarken Ti-teln vielerorts zu hohen Bewertungen der Aktien geführt hat. Am Schweizer Akti-enmarkt ist dies beispielsweise bei Kaba, Valora oder Burkhalter der Fall.

Auch Starinvestor Warren Buffett steht auf die Coca-Cola-AktieNeben Dividenden muss eine Aktie somit auch Potenzial in ihrem zukünftigen Kurs-verlauf aufweisen. Erst dann wird sie zur «Perle». Um solche Titel zu identifizieren, lohnt sich ein Blick auf den Ausschüt-tungsverlauf vergangener Jahre. Börsianer nennen Aktien «Aristokraten», wenn sie in den mindestens letzten 25 Jahren ihre Aus-schüttung regelmässig erhöhten. «Könige» schafften das sogar während 50 Jahren. Solche Musterschüler sind häufig in Bran-chen wie Nahrungsmittel oder Konsum-güter zu finden, wie zum Beispiel Coca-Cola. Der Getränke-Gigant hat in diesem Jahr die Dividende zum 53. Mal gestei-gert. Seit 1920 erhalten die Aktionäre nun schon eine Dividende, zuletzt wurde sie um 9 Prozent erhöht. Kein Zufall also, dass Staranleger Warren Buffett ebenfalls An den Börsen gibt es echte und selbst

gekrönte Dividendenkönige. Pixabay

So funktioniert die Dividendenzahlung

Beantragung: Der Verwaltungsrat schlägt eine Dividende vor, die an der Generalver-sammlung zur Abstimmung kommt.

Generalversammlung (GV): Aktionäre stim-men der Dividende zu oder lehnen sie ab.

Ex-Dividend-Day: Die Aktie wird «Ex-Divi-dende» gehandelt, das heisst, der Wert der Auszahlung wird vom Aktienkurs abgezogen. An und nach diesem Tag haben neue Aktien-käufer keinen Anspruch mehr auf die aktuelle Dividende.

Stichtag: Die Aktiengesellschaft legt fest, wel-che Aktionäre Anrecht auf eine Dividende ha-ben. In der Regel ist der Stichtag zwei Börsen-tage nach «Ex-Dividende».

Auszahlung: Die Ausschüttung wird ausgelöst.

Beantragung

unterschiedliche Dauer 1 Börsentag 1 Börsentagca. 2 Börsentage

Ex-Tag Stichtag AuszahlungGV

FORTSETZUNG AUF SEITE 13

Page 12: «cash VALUE» 2/2015

12

GASTBEITRAG UBS

TIEFE ZINSEN RUFEN NACH ALTERNATIVENLangfristig stehen die AHV und auch einige Pensionskassen vor grossen Problemen. Private Vorsorge wird daher immer wichtiger.

AHV und wohl einige Pensionskas-sen können ihre Verpflichtungen langfristig nur noch bedingt erfül-

len. Umso wichtiger ist die private Vor-sorge, besonders über die steuerbegüns-tigte Säule 3a. Doch die Kontozinsen sind auf einem Rekordtief. Eine Alternative stellen Vorsorgefonds dar, mit denen Sie an der Entwicklung der Finanzmärkte teil-haben und langfristig von höheren Ertrags-chancen profitieren können.Unsere Altersvorsorge basiert auf drei Säu-len: der AHV (1. Säule), der Pensionskasse (2. Säule) und dem privatem Vorsorgespa-ren (3. Säule). Doch das staatlich propa-gierte Bild von den drei Säulen ist un-glücklich gewählt. Denn eigentlich müsste unser Vorsorgesystem eher von drei Bäu-men mit kräftigen Wurzeln, einem mäch-tigen Stamm und weit ausladenden Ästen getragen sein. Statt statischen Säulen, die unter Wind und Wetter leiden und mit dem Alter bröckeln, brauchen wir viel eher ge-sunde Bäume, die sich den Umwelteinflüs-sen anpassen, wachsen und viele Früchte tragen.

Notwendigkeit einer Reform scheint unausweichlichOhne das Bild zu strapazieren, zeigt sich rasch, dass zwei der Bäume an ihre Wachs-tumsgrenzen gelangt sind und teils kräftige Verwitterungszeichen zeigen: Die AHV kann ihre heutigen Leistungen in abseh-barer Zukunft wahrscheinlich nicht mehr erbringen. Die Zahl der erwerbstätigen Prämienzahler sinkt, die Zahl der Ren-tenbezüger steigt. Wo heute noch 3,5 Bei-tragszahler auf einen AHV-Rentner kom-men, werden es bereits in 20 Jahren bloss noch zwei sein. Die Notwendigkeit einer Reform scheint unausweichlich. Nicht viel besser steht es um die berufliche Vorsorge: Aus dem ursprünglichen Topf, in den jeder

für sein eigenes Alter einzahlt, ist längst eine Umverteilungsmaschinerie entstan-den – vor allem von Jung zu Alt, denn die heute und künftig ausbezahlten Renten sind längst nicht mehr selbstfinanziert. Die garantierten Leistungen sind zu hoch und die sicher erzielbaren Kapitalerträge sind zu gering, um das entstandene Loch stop-fen zu können.

Vorsorgekonten der Säule 3a bringen nur noch bescheidenen ZinsUmso wichtiger ist, dass sich der dritte Stamm – die private Vorsorge –, gesund entwickeln kann und möglichst viele Früchte trägt. Doch Zinsen gibt es auf den steuerbegünstigten Konten der Säule 3a kaum mehr. Einige Anbieter sind sogar zu einer Nullverzinsung übergegangen, nach-dem sich die Zinsen weltweit bereits seit Längerem auf historisch tiefem Niveau be-wegten. Auslöser war der Negativzins für Giroguthaben, den die Nationalbank ver-fügt hat. Damit wollte sie der Aufwertung des Schweizer Frankens entgegentreten.

Vorsorgefonds eröffnen deutlich hö-here RenditechancenInteressant könnten Vorsorgefonds sein, welche unter Einhaltung der BVG-Richt-linien breit diversifiziert über Anleihen, Aktien und Immobilien mit Fokus auf welt-weite Anlagen investieren. Damit nehmen Sie an der Entwicklung der Finanzmärkte teil und können dadurch von höheren Er-tragschancen profitieren – vor allem dann, wenn Ihr Anlagehorizont noch viele Jahre beträgt. Investitionen in Aktien bergen je-doch auch Risiken. Ihre Kurse schwanken in der Regel stärker als etwa jene von An-leihen. Das setzt eine entsprechende Ri-sikofähigkeit voraus. Deshalb sollten Ihre Reserven gross genug sein, um einen mög-lichen Verlust oder temporäre Schwankun-

gen zu kompensieren. Ebenso wichtig ist es, dass Anleger trotz steigender oder fal-lender Kurse noch ruhig schlafen können. Fachleute sprechen von der Risikotoleranz. Ist das eine oder das andere nicht gegeben, empfiehlt sich eine tiefere Aktienquote.

Gibt es einen optimalen Zeitpunkt für den Einstieg in Vorsorgefonds?Der optimale Zeitpunkt kann leider nicht vorhergesehen werden. Um das Risiko des falschen Einstiegszeitpunkts zu minimie-ren, können die Einzahlungen mittels ei-ner automatisierten Anlageinstruktion in-vestiert werden. So erhöhen Sie die Chance eines günstigen durchschnittlichen Ein-standspreises. Einige wenige Vorsorgelösungen bieten die Flexibilität, bei Erreichen des Pensionsal-ters über einen Verkauf, Teilverkauf oder Übertrag ins private Wertschriftendepot zu entscheiden.Nehmen Sie mit den UBS Vitainvest Vor-sorgefonds an der Entwicklung der Finanz-märkte teil und profitieren Sie langfristig von höheren Ertragschancen. Die Fonds bieten sich für das gesamte Vorsorgespek-trum an und sind besonders beim langen Anlagehorizont der 2. und 3. Säule die op-timale Ergänzung zur Kontolösung.

Infos: ubs.com/vitainvest

VINCENT DUVALUBS

Vincent Duval ist Portfolio Manager von UBS Vitainvest Funds bei UBS Global Asset Management.

Page 13: «cash VALUE» 2/2015

13

DIVIDENDEN RENDITE

Immer Ende Jahr wird abgerechnet. © Gina Sanders/fotolia.com

Dividendenträume können sich sehr

schnell in Luft auf-lösen. Transocean ist ein Beispiel dafür.

Coke-Aktien in seinem Portfolio hat. Ähn-lich beeindruckende Zahlen kann der US-Konsumgüterkonzern Procter & Gamble liefern. Die Dividendenrendite – also das Verhältnis von Dividende pro Aktie zum Aktienkurs – liegt sogar noch höher. Wei-tere internationale Dividendenperlen sind Danone, Novo Nordisk oder McDonald’s.

Regelmässig höhere Dividenden sind positiv für den AktienkursDie kanadische Bank of Montreal gibt ih-ren Eigentümern sogar seit 1829 Gewinn-anteile ab. Und der Werkzeughersteller Stanley Black & Decker beweist seit 1877 Ausschüttungsdisziplin. Daten aus den USA zeigen überdies, dass Firmen, die ihre Dividenden regel-mässig erhöhen, eine bessere Kursperfor-mance hinlegen als der Gesamtmarkt. Gleich-zeitig kann eine Di-videndenkürzung ein deutliches Warnsignal sein, sich von einem Investment zu trennen. Eine Studie zum amerikanischen Aktien-markt über einen Zeitraum von 40 Jahren ergab eine deutlich schlechtere Perfor-mance von Aktien, die ihre Dividenden kürzen oder sogar streichen mussten. Auch am Schweizer Aktienmarkt gibt es Dividendentitel mit internationalem Top-Format.Als Vorbild schlechthin galt lange Zeit Swisscom. Zwischen dem Börsengang 1998 und 2011 ist die Dividende kontinu-ierlich gewachsen und hat sich von 11 auf

Was ist die Strategie «Dogs of the Dow»?Dogs of the Dow» ist eine Anlagestra-

tegie in den USA. Dabei kaufen In-vestoren am ersten Handelstag des Jahres jene zehn Aktien des Leitindex Dow Jones (oder eines anderen Index), die die bes-ten Dividendenrenditen aufweisen. Diese Aktien werden ein Jahr gehalten. Nach ei-nem Jahr schaut man sich die Liste der zehn renditestärksten Aktien nochmals an und ergänzt die Top Ten im eigenen Port-folio mit Aktienverkäufen oder -käufen. Dieses Vorgehen wird jedes Jahr wieder-holt. Langfristig soll eine bessere Perfor-mance als der zugrunde liegende Index erreicht werden.

Knausrige Firmen in EuropaD ie liquiden Mittel der Firmen, die im

europäischen Aktienindex Stoxx Eu-rope 600 enthalten sind, haben die Summe von 2,2 Billionen Euro erreicht. Das ist so viel wie seit 2003 nicht mehr. Dennoch werden die Firmen bloss etwa 30 Prozent ihres Cashflows in diesem Jahr für Divi-dendenausschüttungen und Aktienrück-käufe ausgeben. Das ist der geringste An-teil seit 2010. In den USA geben Firmen fast doppelt so viel Geld zurück. Firmen wollen erst abwarten, bis die Wirtschafts-erholung in Europa real ist, begründet die Bank of America in einer Studie die Zu-rückhaltung europäischer Firmen.

Dividenden werden in der Schweiz mit 35 Prozent Verrechnungssteuer belangt, die aber von den Behörden zurückverlangt wer-den kann. Die ausbezahlte Dividende muss allerdings als Einkommen versteuert werden. Eine Ausnahme gibt es: Seit der Unterneh-menssteuerreform vom Februar 2008 ist es Schweizer Firmen möglich, den Aktionären steuerbefreite Dividenden in Form von Ka-pitalrückzahlungen auszurichten. Beim Kauf von ausländischen Dividendenaktien werden die Steuerfragen noch kniffliger.

22 Franken verdoppelt. Doch seither sta-gniert die Dividende. Mit einer Dividen-denrendite von 4,1 Prozent ist Swisscom aber immer noch ein beachtenswerter Di-videndentitel. Ebenfalls interessant sind die Schwergewichte Nestlé, Novartis und Roche. Nicht in erster Linie wegen der Höhe ihrer Ausschüttungen, sondern weil die Aktien defensiven Charakter haben und die Unternehmen einen soliden Cash-flow erwirtschaften. Wer vor zehn Jahren eine Nestlé-Aktie gekauft und die Divi-dende jedes Jahr reinvestiert hat, konnte sein Geld locker ver doppeln.

Dividendenfonds oder Indexfonds bieten sich anWie schnell sich Dividendenträume in-des in Luft auflösen können, zeigt das Bei-

spiel von Transocean. Die Ölservicefirma war 2014 noch die grosszü-gigste Firma des Swiss Market Index (SMI). Nach massiven Wert-berichtigungen und Abschreibungen sowie einem heftigen Kurs-sturz wurde die Divi-

dende von 3 Dollar auf 0,6 Dollar herun-tergekürzt.Wem die Beschäftigung mit Einzeltiteln zu aufwendig oder kompliziert ist, sollte einen Dividendenfonds oder einen bör-sengehandelten Indexfonds (ETF) kaufen. Die Schweizer Börsenbetreiberin SIX er-stellt seit einigen Monaten einen Dividen-denperlen-Index, der die zwanzig besten Aktien des Schweizer Aktienmarktes ab-bildet. Voraussetzungen: stabile Dividen-denzahlungen und solide Rentabilität.

DIVIDENDENAKTIEN IM SMI

TitelDividenden- rendite in %

Performance 2015 in %

Swiss Re 5,7 +5

Zurich 5,7 –4

Transocean 4,6 –33

Swisscom 3,9 +9

ABB 3,8 –6

SGS 3,7 –10

Quelle: cash.ch, Stand Ende August

FORTSETZUNG VON SEITE 11

AUF DIE STEUERN ACHTEN

Page 14: «cash VALUE» 2/2015

14

ANLEGEN SCHWEIZER INDIZES

Anleger sollten auf der Hut sein, der SMI steht vor einer Korrektur: Während Börsenkenner genau wis-

sen, wie mit so einer Meldung umzugehen ist, sind Börsenlaien damit schnell einmal überfordert. Was ist überhaupt der SMI? Wieso sollte dessen Korrektur Einfluss auf die Investitionen haben?In der Börsenwelt nehmen Aktienindizes wie etwa der Schweizer Leitindex Swiss Market Index (kurz SMI) oder der US-Leit-index Dow Jones eine bedeutende Stellung ein. Sie stehen für einen Korb von Aktien aus einzelnen Ländern oder Branchen. Sie sind somit auch ein Gradmesser für die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes oder einzelner Sektoren. In Spitzenjahren kann der SMI durchaus um 20 Prozent zulegen, so geschehen im Jahr 2013. Der Verlauf eines Index hängt

VON PASCAL ZÜGER

DIE FIEBERMESSER DER AKTIENMÄRKTEAktienindizes sind für Anleger wichtige Orientierungspunkte. Sie wirken wie Fiebermesser für ganze Länder oder Branchen.

zum einen von den einzelnen Kursen der im Index enthaltenen Aktien ab. Zum an-deren aber auch davon, welches Gewicht die Einzelaktien im Index haben. Eine Kursveränderung des Grossunternehmens Novartis wirkt sich stärker auf den Index SMI aus als eine Aktienkursschwankung der um einiges kleineren Firma Swatch, die ebenfalls Teil des SMI ist. Man unterscheidet des Weiteren Kursindi-zes, (auch Preisindizes genannt) von Perfor-manceindizes. Erstere bilden die reine Verän-derung der Kurse der enthaltenen Aktien ab. Performanceindi-zes zählen Dividenden und sonstige Ein-nahmen, die mit dem Aktienbesitz einher-

gehen, dazu. Performanceindizes werden deshalb erstellt, weil die ausbezahlten Dividenden häufig wieder in die Aktie reinvestiert werden.Aktienindizes sind für Anlage-Profis wich-tige Orientierungspunkte: Die Indizes neh-men eine Benchmark-Funktion ein, in-dem zum Beispiel die Performance einer

Einzelaktie oder eines Anlagefonds mit derje-nigen des Index vergli-chen wird.In der Schweiz existie-ren verschiedene Akti-enindizes, die sich auf eine unterschiedliche Zahl Aktientitel fokus-

sieren und zum Teil Kursindizes, zum Teil Performanceindizes sind – was einen di-rektenVergleich der Indizes erschwert.

Aktienindizes zeigen an, ob sich das investierte Geld vermehrt hat. © dessauer/fotolia.com

In Spitzenjahren kann der SMI

schon mal 20 Prozent oder mehr zulegen.

Page 15: «cash VALUE» 2/2015

15

SCHWEIZER INDIZES ANLEGEN

«Mit den ETF auf Indizes setzen»

Wie kann man in Aktien-indizes inves-tieren?Mit Exchange Traded Funds, oder kurz ETF, mit Indexfonds und mit Index-zertifikaten.

Wieso sollen Anleger auf indexbasierte Anlagen setzen?Man erhält kostengünstig die Performance des breiten Aktienmarkts. Unzählige Stu-dien zeigen, dass 80 bis 90 Prozent der aktiven Anlagefonds ihre Vergleichsindi-zes nach Kosten nicht schlagen. Langfris-tig verschlechtert sich der Performancever-gleich noch mehr.

Was sollten Anleger beachten, wenn sie auf ein Indexprodukt setzen?Fünf Kriterien spielen hier eine Rolle: der zugrunde liegende Index, die Höhe der Ge-bühren, die Replikationsmethode, die Li-quidität des Fonds und das Domizil des Fonds wegen Steuerimplikationen.

Spielt es eine Rolle, ob man in Kurs- oder Performanceindizes investiert?Ja, weil Dividenden langfristig die wich-tigste Performancekomponente darstellen. Da aber die meisten Indexprodukte die vereinnahmten Dividenden an die Anleger weitergeben, kann der Anleger auch bei ei-nem Preisindex die gesamte Performance vereinnahmen. Nur bei manchen Indexzer-tifikaten kann es Ausnahmen geben.

Alex Hinder, Inhaber Hinder Asset Manage-ment in Zürich. zvg

TIPPS FÜR INDEX-ANLAGENIndex Produktname Valor

SMI UBS ETF CH-SMI CHF 1714271

SPI Swissc. CH SPI Index 11101051

SLI UBS ETF CH-SLI CHF 3291273

SMIMC * UBS ETF CH-SMIM CHF 11176253

* Swiss Market Mid Caps Total Return Index

Swiss Performance Index (SPI)

Der Swiss Performance Index (SPI) wurde Mit-te 1987 eingeführt und enthält nahezu alle an der Schweizer Börse, der SIX Swiss Exchange, gehandelten Aktien aus der Schweiz. Er gilt deshalb als Gesamtmarktindex für den schwei-zerischen Aktienmarkt. Auch ausländische Fir-men, die an der Schweizer Börse kotiert sind, können auf Antrag aufgenommen werden. Der österreichische Halbleiterhersteller AMS ist ein Beispiel hierfür. Aktuell finden sich 208 Aktien im SPI. Der SPI ist, wie der Name bereits sagt, ein Performanceindex. Das heisst, dass Divi-dendenzahlungen bei der Indexentwicklung berücksichtigt werden.

Swiss Market Index (SMI)

Der Swiss Market Index (SMI), der Leitindex und damit auch das international bekannteste Aktienbarometer der Schweiz, startete Mitte 1988 bei einer Indexbasis von 1500 Punkten. Er hat sich seither versechsfacht. Der SMI beinhaltet die 20 liquidesten und grössten Titel – auch Blue-Chips genannt – aus dem SPI. Im Gegensatz zum SPI ist der SMI ein Kurs index. Der Indexstand wird also aufgrund der Aktienkurse ermittelt, Dividendenzahlun-gen sind nicht im Index enthalten. Die drei Schwergewichte des wichtigsten Index der Schweiz bilden die Pharmaunternehmen No-vartis und Roche sowie der Nahrungsmittel-konzern Nestlé. Mit einer Indexgewichtung von über 60 Prozent beeinflussen diese drei Flaggschiffe den SMI-Kurs massgeblich. Der SMI gilt als repräsentativ für den Schweizer Markt und wird als Basiswert für zahlreiche

Finanzprodukte herangezogen. Der SPI und

vor allem der SMI stehen bei Börsenbetrach-

tungen in der Schweiz klar im Vordergrund, es

gibt jedoch noch zahlreiche weitere Indizes:

Swiss Leader Index (SLI)

Er enthält die 30 grössten Titel des Schweizer

Aktienmarktes. Die vier grössten Titel haben je

9 Prozent Indexgewicht, die restlichen im SLI

vertretenen Titel je 4,5 Prozent. Der SLI wurde

2007 wegen der ausgeglicheneren Gewichtung

der Einzeltitel als Alternative zum SMI einge-

führt.

Swiss Market Mid Caps Index (SMIM)

Der SMIM, oder SMI Mid, besteht aus den 30

grössten Mid-Cap-Titeln des Schweizer Aktien-

marktes, die nicht schon im Blue-Chip-Index

SMI vertreten sind. Er wurde 2004 aus der

Taufe gehoben.

Special Industry Index (SXI)

Im SXI sind Branchen enthalten, die für die

Schweizer Wirtschaft von besonderer Bedeu-

tung sind. So gibt es den SXI Life Sciences,

den SXI Real Estate und den SXI Bio+Medtech.

Swiss All Share Index

Dieser Index beinhaltet sämtliche Aktien der

Schweiz, also auch Aktien von Firmen, de-

ren Anteil frei handelbarer Aktien unter der

Schwelle von 20 Prozent des Firmenkapitals

liegt, was eine Aufnahme in den SPI verun-

möglicht. Der Index wurde 1998 eingeführt.

ÜBERBLICK: DIE WICHTIGSTEN AKTIENINDIZES DER SCHWEIZ

Anleger verlieren bei der Fülle von Indizes bald einmal den Überblick. Keystone

Page 16: «cash VALUE» 2/2015

In Aktien aus der ganzen Welt zu investieren war für Schweizer Anleger noch nie so einfach: Unser Sponsored Foreign Shares Segment ermöglicht Ihnen, über 500 der attraktivsten interna-tionalen Aktien direkt an SIX Swiss Exchange zu handeln. Mehr erfahren: www.six-swiss-exchange.com/sfs

Die ganze Welt an einer BörseJetzt Sponsored Foreign Shares handeln!

Inserat_SFS_210x282+5mm_fuer_CashValue_4f_de.indd 2 31.07.15 06:46

Page 17: «cash VALUE» 2/2015

17

BÖRSENAUFTRÄGE INVESTIEREN

In Aktien aus der ganzen Welt zu investieren war für Schweizer Anleger noch nie so einfach: Unser Sponsored Foreign Shares Segment ermöglicht Ihnen, über 500 der attraktivsten interna-tionalen Aktien direkt an SIX Swiss Exchange zu handeln. Mehr erfahren: www.six-swiss-exchange.com/sfs

Die ganze Welt an einer BörseJetzt Sponsored Foreign Shares handeln!

Inserat_SFS_210x282+5mm_fuer_CashValue_4f_de.indd 2 31.07.15 06:46

MIT BÖRSENAUFTRÄGEN DIE KLIPPEN UMSCHIFFENWer sich blindlings in die Börsen stürzt, kann leicht Schiffbruch erleiden. Mit diesen Auftragsarten navigieren Sie richtig.

Titelauswahl, Trading-Gebühren, Zeitpunkt der Anlage: Auf dem Börsenparkett lauern viele Fallgru-

ben. Das richtige Handling beim Kaufen und Verkaufen von Aktien ist aber genauso wichtig. Denn je nach Auftragsart können die Gewinne zusätzlich erhöht oder Ver-luste eingedämmt werden. Folgende Auf-tragsarten gehören deshalb zum Basiswis-sen jedes Traders:

Der Bestens-AuftragFür diejenigen Trader, die eine Aktie oder eine andere Wertschrift schnellstmög-lich verkaufen oder kaufen wollen. Der Trade wird ausgeführt, sobald im Order-buch eine Gegenpartei auftaucht – unab-hängig davon, wie sich der Aktienkurs in der Zwischenzeit verändert hat. Die Krux bei diesem Instrument ohne Kurslimite: Die Kontrolle über den finalen Preis geht verloren. Denn die Aktie muss eventuell zu einem überhöhten Preis gekauft oder zu einem unerwartet tiefen Preis verkauft werden. Gerade bei Aktien mit einem tie-fen Handelsvolumen kann die fehlende Li-quidität zu überraschenden Kurssprüngen führen. Deshalb sollten Bestens-Aufträge nur bei häufig gehandelten Titeln einge-setzt werden. Ein Blick ins Orderbuch vor dem Trade ist zudem immer zu empfehlen.

Der limitierte KaufauftragAnders verhält es sich bei einem Auftrag mit Limite. Dabei wird eine Kurslimite ge-setzt und ein Zeitfenster definiert. Bei ei-nem Kaufauftrag bestimmt die Limite den maximalen Kurs, die der Trader zu zahlen bereit ist. Wenn man also für eine Aktie bei einem Kurs von aktuell 52 Franken nicht mehr als 50 Franken bezahlen will, setzt man die Limite von 50. Sobald der Kurs

VON IVO RUCH

die Marke von 50 Franken berührt, wird der Kaufauftrag ausgeführt. Achtung: Bei limitierten Aufträgen kann es zu Teilaus-führungen kommen – je nach Stückzahl der in Auftrag gegebenen Aktien und je nach Nachfrage der Gegenpartei.

Der limitierte VerkaufsauftragDiese Order stellt sicher, dass der Trader einen bestimmten Betrag für sein Wertpa-pier erhält. Erreicht der Kurs diese Limite nicht, kommt kein Handel zustande. Limi-tierte Aufträge machen besonders bei Ak-tien kleiner Unternehmen Sinn, die in ge-ringer Stückzahl gehandelt werden. Zudem

schützt der limitierte Auftrag davor, dass man zu hohe Preise bezahlt oder zu wenig für ein Produkt erhält. Speziell für Investo-ren, die ihr Portfolio nicht ständig überwa-chen können, sind solche Aufträge sinnvoll.

Der Stop LossGeeignet für etwas geübtere Trader. Stop-Loss-Aufträge kommen in der Regel beim Verkauf von Wertschriften zum Einsatz und werden erst dann ausgelöst, wenn der Wertschriftenkurs eine bestimmte Schwelle (Trigger) berührt. Dieses Instru-ment wird genutzt, um mögliche Verluste einzugrenzen.Ein Beispiel: Wenn man eine Wertschrift mit aktuellem Kurs bei 120 Franken gegen einen Absturz absichern möchte, kann man einen Stop Loss bei 80 Franken setzen. So-bald der Kurs diese Marke nach unten durchbricht, wird die Aktie «bestens» ver-kauft. Allerdings ist auch diese Strategie nicht ganz sicher. Wenn sich ein Kurs im freien Fall befindet (zum Beispiel der Eu-rokurs nach der Aufhebung der SNB-Kurs-untergrenze), ist eine Preisbildung nicht möglich. Der Stop-Loss-Auftrag wird erst ausgeführt, wenn wieder ein stabiler Han-del möglich ist – unter Umständen deutlich unter der angegebenen Schwelle.Daneben gibt es den Alternative Stop Loss mit Limite. Dieser Auftrag wird nicht bes-tens, sondern bis zu einer vordefinierten Limite verkauft. Fällt der Kurs unter diese Schwelle, wird der Verkauf gestoppt.Market-to-Limit, One-Cancels-Other, Or-der-on-Event oder Iceberg-Order sind wei-tere Varianten von Auftragsarten. Doch nicht auf allen Trading-Plattformen ist die Auswahl an diesen Orders gleich gross. Verwenden Sie deshalb nur Instrumente, die Sie auch verstehen.

Auch beim Aktienhandel gilt: Vorsicht vor Untiefen! © Wouter Tolenaars/fotolia.com

Page 18: «cash VALUE» 2/2015

18

PORTRÄT ANALYSTIN

EINE GEHÖRIGE PORTION STRESSRESISTENZIhr Urteil kann Aktienkurse erschüttern und Manager entlarven: Ein Tag im Leben der Aktien-Analystin Sibylle Bischofberger.

Nein, für Morgenmuffel ist dieser Job nichts. Wenn Sibylle Bischof-berger in ihr Büro im Zürcher

Kreis 5 kommt und ihren Computer hoch-fährt, ist es manchmal erst kurz vor halb sieben. Häufig ist es einer dieser Tage, an denen Sonova, Straumann oder Actelion ihre Geschäftszahlen vorlegen. Sibylle Bi-schofberger analysiert Aktien von zehn Schweizer Medizinaltechnik- und Biotech-Unternehmen und gibt ihren Kunden eine Investitionsempfehlung ab. Sie tut das seit 2006 bei der Zürcher Kantonalbank.Auf das Studium der Biochemie an der ETH liess Bischofberger einen Master in Wirtschaft folgen, weil es ihr im Labor «zu einsam» war. Heute sind beide As-pekte ihrer Ausbildung gleich wichtig. Sie muss Medikamente, Hörgeräte oder Zahn-implantate genau verstehen. «Schliesslich muss ich dieses Wissen in Zahlen ausdrü-cken, um zu empfehlen, ob sich ein Invest-ment lohnt oder nicht», wie sie sagt.

Um sieben Uhr morgens geht der Zahlensturm losIn der Ruhe vor dem Zahlensturm öffnet die Analystin vorbereitete Text- und Tabel-lendokumente: Es sind Schätzungen zum Geschäftsverlauf der Gesellschaft. Landet dann gegen sieben Uhr die Mitteilung der Firma in ihrer Mailbox, überträgt sie die of-fiziellen Kennzahlen zu Umsatz, EBIT, Ge-winn etc. in ihre Dokumente und vergleicht sie mit den vorab gemachten Prognosen. Gleichzeitig folgt die eigentliche Analyse: nach Gründen für die Abweichung zu den Schätzungen zu suchen, diese zu gewich-ten und in Worte zu fassen.Am Ende einer aufwendigen Analyse steht der faire Wert einer Aktie. Ist dieser höher als der aktuelle Aktienkurs, empfiehlt Si-

VON IVO RUCH

Für Analysten in einer Bank beginnt der Arbeitstag oft schon frühmorgens. zvg

bylle Bischofberger ihren Kunden, den Ti-tel zu kaufen. «Wenn dieser tiefer ist, lau-tet mein Urteil: Hände weg von der Aktie.» Und für den Fall, dass die Bewertung fair ist, kommt das Rating «Marktgewichten» zum Zuge.Noch vor acht Uhr muss die erste Ein-schätzung den in-ternen und externen Kunden zugeschickt werden, genauso wie ein Audiodokument mit den wichtigsten Informationen. Eine halbe Stunde später folgt eine ausführ-lichere Beurteilung mit den wichtigsten

Kennzahlen und weiteren Erwartungen für die Gesellschaft. Ebenfalls vor der Börsen-eröffnung um neun Uhr steht eine Bespre-chung mit der Handelsabteilung der ZKB und mit externen institutionellen Kunden

an. Auch diese wer-den von Sibylle Bi-schofberger bezüg-lich der betreffenden Aktie auf den neus-ten Stand gebracht.Es gibt Firmen, die zittern vor den Ein-

schätzungen der Analysten. Verändern diese ihr Rating, kann der Aktienkurs hef-tig reagieren. Entscheidend sind aber die

Wenn der faire Wert tiefer ist als der Aktien-kurs, heisst es: Hände weg vom Wertpapier.

Page 19: «cash VALUE» 2/2015

19

ANALYSTIN PORTRÄT

Grösse einer Firma und die Anzahl Analys-ten, die das Unternehmen abdecken. Früher kam es vor, dass sich Analysten für wohlwollende Ratings belohnen liessen. Heute ist das aufgrund strenger Regeln kaum mehr möglich. Der intensive Kon-takt mit dem Management der analysier-ten Firma gehört aber nach wie vor zum Arbeitsalltag. Genauso wie Produktionsbe-sichtigungen oder Kongresse – schlicht al-les, was dazu dient, ein Unternehmen bes-ser zu verstehen. Auch wenn der Analysten-Beruf viel mit Kopfarbeit zu tun hat, ist das Bauchgefühl mitentscheidend. «Ich muss einschätzen können, wann mich das Management an-lügt oder mir etwas verschweigt», sagt Ana-lystin Bischofberger.

Bischofbergers Job: Die Zukunft eines Kurses voraussagenNach neun Uhr ist der Handel an der Börse in vollem Gange. Bischofbergers nächster Termin ist eine Analystenkonferenz, wo sie mit Berufskollegen das Management einer Firma mit Fragen löchern kann. Danach – am Nachmittag – beginnt ihr Arbeitsalltag erst richtig. Die Analystin bringt Modelle auf den neusten Stand, beantwortet Kun-denfragen oder publiziert eine Studie. Schliesst die Börse um halb sechs, ist ein erstes Fazit möglich. Stimmt die eigene Schätzung mit der Performance an der Börse überein? Daran wird eine Analystin gemessen. Ob sie richtig oder falsch liegt, ist Teil ihrer Zielvereinbarung. «Mein Job ist es, die Zukunft einer Aktienkursentwick-lung vorherzusagen», sagt Sibylle Bischof-berger. Da das ja nicht möglich ist, sei es ihr Ziel, öfter richtig als falsch zu liegen. «Da-mit gehören Misserfolge automatisch dazu.»

«Mein Beruf befindet sich in einer grossen Umbruchphase»

Sibylle Bischofberger, welche Eigenschaften muss eine Analystin mitbringen?Man muss stressresistent sein, darf keine Mühe mit Schreiben haben und muss ana-lytisch denken können. Auch das ständige kritische Hinterfragen von Aussagen ist sehr wichtig.

Arbeiten Sie in einem Traumberuf?Ja. Er ist sehr abwechslungsreich. Am Mor-gen weiss ich oft nicht, was mich erwartet. Vielleicht trifft eine Gewinnwarnung ein, vielleicht passiert sonst etwas Unerwarte-tes. Zudem erhalte ich Einblick in viele Details eines Unternehmens und dessen Entwicklung.

Welche Veränderungen kommen auf Ihren Beruf zu?Er ist in einer grossen Umbruchphase. Als ich in den 1990er-Jahren anfing, gab es in der Schweiz etwa 20 Medizinaltechnolo-gie-Analysten, heute sind es noch vier. Die meisten Banken haben diese Arbeit ent-weder ins Ausland ausgelagert oder bieten das Research nicht mehr an.

Welche Grundregeln geben Sie Privatanlegern mit auf den Weg?Für nicht spezialisierte Privatanleger ohne Be ratung sind Aktieninvestments risiko-reich. Mir haben schon Leute angerufen, die das wenige Geld, das sie gespart hatten, mit Biotech-Aktien verloren haben. Wer keine Ahnung hat, sollte Expertenrat zuziehen.

Sonova

Der weltweit führende Anbieter von Hörsyste-men ist auch Markt-leader in der drahtlosen Kommunikation und entwickelt sowie produ-ziert Cochlea-Implan-tate. Sibylle Bischofberger empfiehlt die Aktie zum Kauf. Im ersten Halbjahr 2015 hat sie 13 Prozent verloren.

Straumann

Die Basler stellen Zahnimplantate im Premiumbereich her, was ein kleiner, sehr kompetitiver Markt ist. Laut Bischofberger hat Straumann langfristig gute Wachstumsaussichten. Rating: «Markt-gewichten», Performance in den ersten sechs Monaten: plus 2 Prozent.

Galenica

Einerseits Pharmaunter-nehmen, andererseits Apotheken- und Logistik-Dienstleister. Eisen-medikamente sind das wichtigste Geschäft, in dem sich aber vermehrt Konkurrenten tummeln. Rating: «Unterge-wichten», Performance in den ersten sechs Monaten: plus 23 Prozent.

DREI AKTIEN AUS DEM ANALYSE-UNIVERSUM VON SIBYLLE BISCHOFBERGER

Wie stehen Sie persönlich zu Aktienanlagen?Es gibt strikte Regeln zu meinen persön-lichen Investments. Ich darf nur in Ak-tien aus dem Swiss Leader Index investie-ren und muss jede Transaktion im Voraus absegnen lassen. Zudem gilt eine lange Haltefrist, und Aktien aus meinem Ana-lyse-Universum sind tabu.

Bevor Sibylle Bischofberger zur ZKB stiess, analysierte sie bei den Banken Leu und Von-tobel Firmen in den Bereichen Medizinal- und Biotechnologie sowie Chemie. Zuvor studierte sie von 1986 bis 1995 Biochemie an der ETH Zürich sowie Wirtschaft an den Unis Zürich und St. Gallen. Nach einem Abstecher in die Unternehmensberatung stieg die Zürcherin im Jahr 2000 in die Finanzindustrie ein.

SIBYLLE BISCHOFBERGERANALYSTIN

Page 20: «cash VALUE» 2/2015

20

SOCIAL TRADING WIKIFOLIO

Social Trading hat längst Einzug ge-halten in die Welt der Anlageent-scheide. Privatanleger und profes-

sionelle Vermögensverwalter können auf speziellen Online-Plattformen Investment-strategien von anderen Anlegern nicht bloss einsehen oder kom-mentieren. Anleger können solche Strate-gien übernehmen oder selber Anlageideen ent-wickeln. In Europa führend für Online-Anlagestrate-gien ist die 2012 in Wien gegründete Firma wikifolio.com. Seit März 2015 können auch Schweizer Anleger die Wikifolio-Dienste in Anspruch nehmen. cash.ch ist in der Schweiz Wikifolio-Kooperationspartner. Wie aber funktioniert Wikifolio? Teilneh-

VON PASCAL ZÜGER

JETZT KÖNNEN ALLE FONDS-MANAGER SEINFacebook und Co. ebneten den Weg: Social Trading wird in der Anlagewelt immer grösser und beliebter.

mer setzen ihre Handelsideen in Muster-portfolios, das heisst in sogenannte Wi-kifolios um. Wenn ein Wikifolio Anklang findet in der Community, also bei min-destens zehn potenziellen Anlegern, die

gemeinsam eine Min-destsumme investieren würden, und wenn es eine interne Wikifolio-Prüfung besteht, kann es investierbar werden. Auf seine Wertentwick-lung wird ein Index als Basis für das Wikifolio-Zertifikat berechnet.

Diese kann man schon ab etwa 100 Euro erwerben.Aktuell stehen dem Social Trader über 3100 investierbare Wikifolios zur Aus-wahl, ein paar Hundert sind in der Schweiz zum Vertrieb zugelassen. Als Anleger hat

man also die Chance, sein Geld in ein Wikifolio-Zertifikat zu investieren und an der Wertentwicklung teilzuhaben. Hand-kehrum kann jeder auch selbst zum Fonds-manager werden, indem er sein eigenes Wikifolio veröffentlicht und für andere zu-gänglich macht. Die Macher dieser Platt-form generieren ihre Einnahmen durch eine Zertifikate-Gebühr und eine Perfor-mance-Gebühr, die zwischen 5 und 30 Pro-zent der Gewinne beträgt.

Wikifolio eines Molekularbiologen ist äusserst erfolgreichDie Fülle von Wikifolio-Anlagestrategien kann Hobby-Anleger schnell einmal über-fordern. Mit einer Suchfunktion kann man die Auswahl der Wikifolios aber beschrän-ken. Dazu fallen erfolgreiche Wikifolios schnell einmal auf: bei der Performance des Depots, der Anzahl gekaufter Index-

Anleger können beim Social Trading

Strategien über-nehmen oder selber Ideen entwickeln.

Privatanleger und professionelle Vermögensverwalter präsentieren ihre Anlagestrategien im Internet. © Rawpixel/fotolia.com

Page 21: «cash VALUE» 2/2015

21

WIKIFOLIO SOCIAL TRADING

Eine Gruppe als Ganzes ist intelligenter als ihre einzelnen Mitglieder. Dem Grundsatz der «Wis-dom of the Crowd» («Weisheit der Masse» oder «Schwarmintelligenz») folgt die Schwei-zer Firma Sentifi. Sie bezeichnet sich selber als «Finanzmarktintelligenz-Plattform». Aus dem breiten Strom von Twitter, News und Blogs fil-tert Sentifi, deren Dienste auch cash.ch in An-spruch nimmt, die relevanten Meldungen über ein Unternehmen heraus. Somit kann man als Beobachter die heiss diskutierten Themen, Ak-

tien oder Personen mitverfolgen und den Puls des Marktes besser fühlen. Mehr als sechs Mil-lionen Nachrichten werden täglich analysiert. Sentifi stellt danach die TOP 5 Tweets, Nach-richten und Blogs auf Basis von Ranking-Algo-rithmen von Autoren und Inhalten auf. Diese Marktinformationen sollen Anleger zu besse-ren Investitionsentscheidungen verhelfen.Sentifi erfasst auch den Schweizer Markt. Über diese Schweizer Aktien wurde im ersten Halb-jahr 2015 am meisten diskutiert:

SENTIFI: DIE WEISHEIT DER MASSE HAT DAS WORT

Quelle: Sentifi.com

zertifikate und beim Total des investierten Kapitals. Zu den erfolgreichsten Zertifika-ten im Wikifolio-Universum gehört «Umb-rella» von Richard Dobetsberger, einem Molekularbiologen. Der Fokus liegt auf Pharmawerten und Hightech-Aktien welt-weit. Über 8 Millionen Euro steckten An-leger bis anhin in diese Investment-Idee. Die Performance seit der Emission im Sep-tember 2012 liegt bei 280 Prozent. Wich-tigster Einzeltitel ist Apple mit einem An-teil von 15 Prozent.

Auch beim Social Trading gilt: Sich nicht vom Erfolg blenden lassenBeim Social Trading gelten die gleichen Regeln wie beim anderen Anlegen: Eine hohe Rendite geht immer auch mit einem hohen Risiko einher. Diversifikation ist das A und O einer guten Investmentstrategie. Ausserdem sollten Anleger, die noch über wenig Finanzmarkterfahrung verfügen, den Verstand walten lassen: Die Strategien der Trader, denen man folgt, sollten zumindest ansatzweise verstanden werden.

Der Schwarm findet den Weg besser als der Einzelne – darauf setzt Sentifi. © Matthias Krüttgen/fotolia.com

SENTIFI-SPITZENREITERSMI Name SPI Name

1. Nestlé 1. Logitech

2. UBS 2. Valiant

3. Syngenta 3. Siegfried

4. Credit Suisse 4. Sika

5. Transocean 5. Comet

6. Roche 6. Kuoni

Page 22: «cash VALUE» 2/2015

22

ANLEGEN EXPERTENMEINUNGEN

AKTIEN, OBLIGATIONEN – ODER GIBTS NOCH ALTERNATIVEN? cash VALUE möchte wissen, wie man in den nächsten zehn Jahren sein Geld anlegen soll. Die Meinung von sechs Experten.

AUFGEZEICHNET VON MARC FORSTER

Florian Schubiger, geschäftsführender Partner Vermögens partner

Wer einen Anlagehorizont von mehr als zehn Jahren hat, kommt an Aktien

auch künftig nicht vorbei. Langfristig be-trachtet haben die Beteiligungspapiere mit Sachwertcharakter vor allem zwei Vorteile: Die Renditechancen sind hoch und es be-steht indirekt ein kosteneffizienter, krisen-resistenter Inflationsschutz. Wir empfehlen ein weltweit diversifiziertes Portfolio. Für Frankenanleger ist ein Übergewicht der Schweiz im Vergleich zum Weltaktienmarkt sinnvoll. Die Umsetzung erfolgt am besten mit ETF (Exchange Traded Funds). So sind Risiken breit gestreut und die Kosten tief. Wer nicht risikofreudig ist, kann sein Geld aktuell auf einem möglichst gut verzinsten Konto belassen. Der Zins ist nach Abzug aller Gebühren höher als bei vielen Obli-gationen. Und steigen die Zin-sen,

profitiert man mit dem Konto relativ rasch davon. Nach einem allgemeinen Zinsan-stieg ist ein Wechsel in Obligationen möglich.

Thomas Stucki, Anlagechef St. Galler Kantonalbank

Die Balance ist entscheidend – die Zinsen liegen bei oder gar unter null

Prozent. Dennoch ist auf der Suche nach ‹Zusatzrendite› vorsichtig vorzugehen. Der Teil des Vermögens, der unbedingt gehalten werden muss, sollte auf dem Konto bei der Bank oder in normalen Franken-Anleihen guter Schuldner angelegt sein, auch wenn damit über die nächsten fünf Jahre nichts verdient wird. Dies gibt den nötigen Spiel-raum, um den anderen Teil des Vermögens in riskantere Anlagen zu investieren und damit eine Mehrrendite zu erzielen. Dabei bevorzuge ich Aktien. Die drei Argumente, die für gute Aktienmärkte sprechen, sind nach wie vor intakt: Die Weltwirtschaft, angeführt von den USA, wächst solide. Die Zentralbanken werden trotz Zinserhöhun-gen in den USA die Geldmenge im System weiter hoch halten, und die attraktiven Al-ternativen zu den Aktien und ihren Dividenden werden immer weniger.

Christian Gattiker, Chefstratege Bank Julius Bär

Warum denn in die Ferne schweifen? Wer Geld langfristig anlegen möchte,

muss sich zunächst überlegen, wie viel netto überhaupt zur Verfügung steht. Zuerst sollte man den Notgroschen vom Vermögen abzie-hen und in bar auf dem Konto halten. Ide-alerweise eine Summe, die einen während mindestens sechs Monaten über Wasser hält. Dann stellt sich die Frage nach dem Zinseinkommen. Falls man nicht über ein regel mässiges Einkommen verfügt, sollte man hier den nötigen Betrag identifizieren und in Unternehmensanleihen guter Boni-tät investieren. Wer über die nächsten fünf Jahre nicht auf das Ersparte zurückgreifen muss, kann sich den Aktien zuwenden. Die Vergangenheit zeigt, dass Schweizer An-leger mit Schweizer Ak tien am besten ge-fahren sind, wenn man Währungseffekte be rücksichtigt. Ein ausgewogenes Portfolio von Quali tätsaktien hat die höchs-te Chance zur Wertsteigerung.

««

«

«««

Page 23: «cash VALUE» 2/2015

23

EXPERTENMEINUNGEN ANLEGEN

Thomas Steinemann, Anlagechef Bank Bellerive

Seit der globalen Rezession 2009/2010 hat sich die Weltkonjunk-

tur nicht zuletzt wegen beherzter geld- und fiskalpolitischer Massnahmen erholt. Die USA sind einmal mehr die Wachstumslo-komotive und werden daher als Erste eine geldpolitische Normalität herstellen und vermutlich noch 2015 die Leitzinsen anhe-ben. Das ist ein gutes Zeichen! Bis Europa, Japan, China und die Schweiz folgen, wird es noch einiges länger dauern – früher oder später wird es aber auch da passieren. Ob-ligationen-Renditen werden zwangsläufig steigen. Dies bedeutet langfristig Verluste bei Obligationen, und wir empfehlen da-her, keine zu halten. Für einen Zeitrahmen bis zu zehn Jahren sollte der grösste Teil des Depots mit Aktien bestückt sein. Wir empfehlen Blue Chips 40 Pro-zent

Schweiz, 30 Prozent Europa, 20 Prozent USA und 10 Prozent Schwellenländer, wo-bei die Fremdwährungen weitest-gehend abgesichert sein sollten.

Samy Ibrahim, Leiter Asset Management Alternative Bank Schweiz

Für Anlegerinnen und Anleger, die mit ihrem Geld etwas Sinnvolles be-

wirken wollen, bietet sich im Moment eine interessante Ausgangslage: Einerseits ver-unsichert die politische Entwicklung in Europa die Finanzmärkte. Niemand weiss, ob und wie sich die Schuldenkrisen auf die Aktienmärkte durchschlagen. Andererseits dämpft das anhaltend tiefe bis negati ve Zinsniveau die Renditeerwartungen. In die- sem Umfeld sind Anlagen vielverspre-chend, deren Entwicklung nicht von den Finanzmärkten abhängt. Dazu zählen Titel, die einen hohen positiven Einfluss auf Um-welt und Gesellschaft haben. Zu nennen sind etwa Engagements im Bereich Mik-rofinanz oder Windenergie. Aber auch In-vestitionen in Banken und weitere Unter- nehmen mit einem ausschliess- lich

sozial und ökologisch orientierten Ge-schäftsmodell können attraktiv sein. Fazit: Die Zeiten waren noch nie so gut, um verantwortungsbewusst zu investieren.

Daniel Kalt, Chefökonom Schweiz UBS

Was macht einen Anleger erfolg-reich? Das Wichtigste ist ein sys-

tematisches Vorgehen. Am Anfang wird immer die Fähigkeit des Anlegers, Wert-schwankungen zu tragen, definiert. Dann wird ein passendes, breit diversifiziertes Portfolio aufgebaut, mit Fokus auf Aktien, Unternehmensanleihen und auch alterna-tiven Anlagen wie Hedge Fonds. Staatsan-leihen sollten je nach Risikoprofil nur in geringem Ausmass beigemischt werden, denn bei steigenden Zinsen werden diese leiden. Von Rohstoffanlagen wie Gold oder Öl raten wir seit zwei Jahren ab; Immobi-lienfonds weisen zwar attraktive Ausschüt-tungsrenditen aus, sind aber derzeit recht teuer. Wir empfehlen keine zu hohe Bar-geldquote. Die einmal definierte Anlage-verteilung muss konsequent durchgezogen und die strategische Ausrichtung alle ein bis zwei Jahre überprüft und wenn nötig angepasst werden.

Für welche Schweizer Aktien steht es 2015 gut? Bei der Industrie ist die Stimmung ge-mischt. Der starke Franken prägt die Schweizer Exportwirtschaft weiterhin. Nach über einem halben Jahr ohne die Kursuntergrenze von 1.20 Franken zum Euro ist die Währungssituation aber in den Aktienkursen meist eingepreist. Zudem können sich die Unternehmen darauf einstellen, dass sich die Eurozone auf einem leichten Erholungskurs befindet. Unter Druck stehen Unternehmen, die ihre Kunden in der

Gas- und Ölindustrie haben. Die Uhrenindus-trie hat im ersten Semester ihre Exporte hin-gegen erhöht und geht mit verbesserten Vor-zeichen ins weitere Jahr. Industriekonzerne mit hochwertigen und ge-fragten Produkten werden sich ebenfalls gut schlagen. Die grossen Banken haben im ersten Halbjahr mit soliden Zahlenausweisen über-zeugt. Sie sind aber angewiesen auf eine gute Stimmung an den Finanzmärkten sowie eine nur behutsame Anhebung der Leitzinsen in den

USA. Bei den Versicherungen ist entscheidend, dass sich keine grossen Katastrophen ereig-nen. Auf die Auswirkungen der Tiefzinsen ha-ben sich die Versicherer hingegen schon längst eingestellt. Ein Fels in der Brandung ist die Pharmabranche. Die Nahrungsmittelbranche hält sich ebenfalls gut und profitiert nach wie vor von ihrem Ruf als defensives Investment. Auch die Telekombranche hat sich im ersten Halbjahr von den Marktturbulenzen weitge-hend unbeeindruckt gezeigt.

Frankenstärke und Geldpolitik der US-Notenbank prägen die Börsen im zweiten Halbjahr 2015

««

«

«« «

Page 24: «cash VALUE» 2/2015

24

VORSORGE FINANZPLANUNG

EINE FINANZPLANUNG KANN GELD WERT SEIN Pensionskasse, Steuern, Versicherungen: Wem diese Dinge zu kompliziert sind, sollte einen Finanzplaner engagieren.

Finanzplanung ist eh nur etwas für Leute mit Millionenvermögen: Die-sen Satz hört man immer wieder.

Meist wegen mangelnder Kenntnis über wichtige Fragen behandeln die Schwei-zer ihre persönliche Finanz- und Vorsorge-planung stiefmütterlich. Doch spätestens ab Mitte Vierzig, wenn man in die zweite Hälfte der Berufskarriere einmündet, stel-len sich immer häufiger Fragen zur lang-fristigen, finanziellen Absicherung. Für sich und seine Familie. Ob dabei der Versicherungs- oder Bank-berater, den man eben so kennt, wirklich weiterhelfen kann und ob dieser auch den unabhängigen Blick wahrt, muss meist angezweifelt werden. Besser ist es, sich einer Fachperson anzuvertrauen, die sich mit der gesamten Palette der Fragestel-lungen auskennt und die unabhängig von Produkteanbietern arbeitet.

Fragen, um die sich ein Finanzplaner kümmertEine seriöse Finanzplanung beginnt mit ei-ner Analyse der aktuellen Lebenssituation sowie den Bedürfnissen und Zielen. In ei-nem persönlichen Erstgespräch versucht der Finanzplaner zuerst, sich ein Bild vom Klienten zu verschaffen. Er fordert alle notwendigen Daten und Unterlagen ein wie etwa Angaben zur Familie, Vermögenssi-tuation, Versicherungspolicen, Steuerer-klärung oder Angaben zur Pensionskasse. Wichtig ist, dass die einzelnen Parameter wie Budgetsituation, Steuerfragen, Erb-recht, Vorsorgesituation und Wohneigen-tum gesamtheitlich mit ihren Wechselwir-kungen betrachtet und zu einem Ganzen ineinander verwoben werden. Nur so lässt sich das persönliche Optimierungspoten-zial erkennen. Der Optimierungsweg hängt

VON DANIEL DUBACH

Geruhsam dem Ruhestand entgegenblicken? Dazu sollte die Vorsorgeplanung früh-zeitig in Angriff genommen werden. Keystone

Page 25: «cash VALUE» 2/2015

25

FINANZPLANUNG VORSORGE

Budget und Liquidität

❒ Wie hoch sind meine fixen und variablen Ein-nahmen und Ausgaben heute und zukünftig?

❒ Wo habe ich Sparpotenzial?❒ Wie hoch soll meine Hypothek zukünftig

sein?❒ Wann brauche ich zukünftig welche Geldbe-

träge?❒ Wann und woher erhalte ich zukünftig meine

Geldbeträge zum Leben?

Vorsorgeberatung

❒ Mit wie viel Pensionskassenrente oder -kapi-tal kann ich bei der Pensionierung rechnen?

❒ Genügen die Renten aus der 1. und 2. Säule, um meinen Lebensstandard zu sichern?

❒ Welche Möglichkeiten gibt es für ein zusätz-liches, gesichertes Einkommen im Ruhe-stand?

❒ Wie sieht meine Einkommenssituation im Invaliditätsfall aus?

❒ Wird bei Invalidität meines Ehe- oder Konkubinatspartners eine Rente oder ein Kapital bezahlt?

❒ Was erhält mein Ehe- oder Konkubinatspart-ner im Falle mei-nes Todes?

❒ Ist meine Familie im Falle meines Todes genügend abgesichert?

❒ Welche Steuern fallen für die Begünstigten bei den verschiedenen Versi-cherungen an?

Versicherungs- und Anlageberatung

❒ Welches ist unter Berücksichtigung der Steu-ern meine Risikofähigkeit und -willigkeit?

❒ Habe ich Potenzial für Direktanlagen oder eher Fonds?

❒ Welcher Versicherungsschutz ist für welches Risiko notwendig?

❒ Welche Versicherungsgesellschaft zahlt die besten Zinsen auf Einmaleinlagen?

❒ Welches sind für meine Situation geeignete Fonds und Versicherungsprodukte?

Erbrechtliche Fragen❒ Brauche ich einen Ehevertrag oder ein Testa-

ment?❒ Wie kann ich meinen Partner über den

Pflichtteil hinaus optimal begünstigen?❒ Wie regle ich meinen Nachlass möglichst

steuergünstig?❒ Wen setze ich für die Teilung meines Nach-

lasses ein?

CHECKLISTE FÜR EINE SERIÖSE FINANZPLANUNG Wie finde ich einen Finanzplaner?Geschützter TitelFinanzplaner kann sich jeder nennen. Es gibt jedoch Lehrgänge und Titel, die auf eine seriöse Ausbildung und daher eine ge-wisse Qualität des Beraters hinweisen, wie eidg. dipl. Finanzplanungsexperte (höchste Stufe), dipl. Financial Consultant NDS FH oder Finanzplaner mit eidgenössischem Fachausweis.

Unabhängige ProdukteauswahlUnabhängige Finanzplaner sind keiner Bank oder Versicherung verpflichtet und können Produkte nach den Bedürfnissen der Kunden im Markt selektieren.

Kosten für eine FinanzplanungFinanzplaner arbeiten auf Honorarbasis. Die Stundenansätze variieren zwischen 150 und 250 Franken. Das Erstgespräch ist gratis. Darauf folgt eine detaillierte Offerte. Ein einfacher Finanzplan, der in ein paar Stunden erstellt ist, kostet einige Hundert Franken. Komplexere Fälle können auch mehrere Tausend Franken kosten.

Offenlegung von ProvisionenEine Gratisberatung, die durch Provisio-nen der angebotenen Produkte finanziert wird, ist wenig seriös. Provisionen und Kommissionen sollten dem Kunden in je-dem Fall offengelegt oder vergütet werden.

Geeigneten Beratungspartner findenAuf der Internetseite des Finanzplaner-Verbands (www.myfinancepro.ch) lässt sich eine Namensliste möglicher Berater erstellen (ohne Qualitätsgewähr).

MundpropagandaBewährt hat sich auch, bei Freunden und Bekannten nach geeigneten Beratern nach-zufragen, mit denen sie gute Erfahrungen gemacht haben.

Qualitätsstandards für FinanzplanerDer Finanzplaner-Verband Schweiz hat für seine Mitglieder Standesregeln entwi-ckelt. Ob jemand Mitglied im Finanzpla-ner-Verband Schweiz ist, lässt sich auf der Verbands-Homepage (www.fpvs.ch) durch Eingabe des Namens überprüfen.

direkt von den individuellen zukünfti-gen Zielen und Bedürfnissen ab. Idealer-weise hält der Kunde einen Kompass in der Hand, der zeigt, wie sich seine finanziellen Lebensumstände entwickeln und ob sich seine Ziele und Wünsche zukünftig reali-sieren lassen. Der Weg dorthin ist mit kon-kreten Empfehlungen versehen.

Geld sparen bei der Umsetzung des PlanesErst nach eingehender Besprechung der Ist-Situation und dieses Finanzplanes geht es in einem zweiten Schritt in die Umsetzungsphase, bei der geeignete Ver-sicherungs- und Bankprodukte gekauft werden. Der Finanzplaner begleitet hier die Umsetzung und zeigt mit Produktver-

gleichen auf, wie Geld gespart werden kann. Der Finanzplan zeigt aber oft noch viel grundsätzlicheres Potenzial zum Geldsparen auf. Ein Beispiel: Durch das Einrichten mehrerer Säule-3a-Konti und die geschickte Planung eines zeitlich ge-staffelten Bezugs der Gelder aus der zwei-ten und dritten Säule lassen sich mehrere Tausend Franken Steuern einsparen. Oder man erhält bei der Frage «Lebenslange Rente versus Kapitalbezug aus der beruf-lichen Vorsorge» eine gezielte Antwort, weil sie auf einer Berechnung der eige-nen Lebens- und Steuerumstände beruht. Eine Fehlberatung durch einen unqualifi-zierten Berater kann einem in dieser ent-scheidenden Frage buchstäblich lebens-länglich teuer zu stehen kommen.

© anoli/fotolia.com

Page 26: «cash VALUE» 2/2015

26

INTERVIEW GREGOR GREBER

«AKTIENANLAGEN SIND IMMER RISIKOREICH»Aktienspezialist Gregor Greber über sein Engagement als aktiver Aktionär und Kaufmöglichkeiten an der Schweizer Börse.

Herr Greber, Sie haben mit Veraison Capital 2015 einen Vermögens-verwalter und den Sicav-Fonds gegründet. Bekannt wurden Sie als Aktionärsrechtler wegen Ihrer früheren Firmen zRating und zCapital. Weshalb die Neugründung?Es ist ein konsequenter und logischer Schritt auch in meiner beruflichen Karri-ere. Ich sagte mir: Man soll nicht bloss Ver-antwortung predigen, die Aktionäre sollten die Rechte auch tragen. Deshalb die Grün-dung von Veraison Capital als engagierter und verantwortungsvoller Aktionär.

Im Vergleich zu angelsächsischen Ländern gehen Schweizer Aktionäre mit Firmen immer noch sanft um.Das ist so und ist auch nicht falsch. Schwei-zer sind etwas diskreter und zurückhalten-der. Man zieht die Diskussion am runden Tisch dem Schritt an die Öffentlichkeit vor. Dieser Weg ist sehr konstruktiv und zielori-entierter. Asset Manager bei den Schweizer Banken müssen sich aufgrund der bank-internen Interessenkonflikte zurückhalten.

Andere Grossinvestoren wie Pensions kassen haben diese Konflikte aber weniger. Sollten die ihre Aktionärsrechte nicht mehr wahr-nehmen?Ich will nicht über andere urteilen. Mit dem Kauf einer Aktie erwirbt der Aktionär nicht nur Chancen auf Kapitalgewinne oder Di-videnden, sie bietet auch ein Mitsprache-recht. Unser Einsatz früher schon bei zRa-ting oder zCapital war, für den Grundsatz «Eine Aktie, eine Stimme» einzustehen. Der Aktionär erhebt sich in vielen Fällen erst dann, wenn der Schaden angerichtet

INTERVIEW: DANIEL HÜGLI

BILDER: NIK HUNGER

Gregor Greber: «Schweizer Aktionäre sind etwas diskreter und zurückhaltender. Man zieht die Diskussion am runden Tisch dem Schritt an die Öffentlichkeit vor.»

Page 27: «cash VALUE» 2/2015

27

GREGOR GREBER INTERVIEW

ist. Beispiele in der Schweiz sind die Fälle Petroplus, Aryzta oder Sika. Verantwortung wahrnehmen als Aktionär ist auch verbun-den mit hohem Aufwand und Kosten. Das lohnt sich offensichtlich nicht für Anleger, die sehr indexnah oder passiv investieren. Tiefe Gebühren stehen über allem.

Jemand aus der Branche soll Sie mal als «selbst ernannter Aktionärsrechtler» bezeichnet haben. Es finden offenbar nicht alle toll, wie Sie sich exponieren.Wer keine Neider oder Feinde hat, der hat auch keine Freunde. Das muss man sich erarbei-ten. In der Vergangen-heit konnten wir bei Firmen einige Dinge bewirken, sei es öffentlich mit Traktandie-rungsbegehren oder dann still und leise im Dialog. Viele Erfolge oder solche Begeh-ren stossen nicht immer auf sofortiges Ver-ständnis.

Der Fonds «Veraison Sicav», mit dem Sie bislang in Firmen wie Orell Füssli oder Goldbach investiert haben, ist laut Eigenwerbung in der Schweiz einzigartig. Weshalb?Wir haben eine Sicav-Struktur, die in der Schweiz für Aktienanlagen noch nicht be-kannt ist. Es ist eine Kombination aus einer Aktiengesellschaft mit flexiblem Kapital-band und einem bewährten, transparenten Anlagefonds. Der Anleger erhält ein Stimm-recht wie bei einer Beteiligungsgesellschaft. Zudem kann eine Sicav grössere Positio-nen eingehen. Unsere Geldgeber haben ein langfristiges Investment mittels Lock-ups zugesichert. Ihre investierte Summe ist für eine bestimmte Zeit blockiert. Dies ermög-licht ein langfristiges Anlegen.

Sie legen Geld von Investoren in unter bewertete Firmen an. Ist das nicht riskant? Diese Firmen werden vom Markt ja nicht grundlos abgestraft.Aktienanlagen sind stets risikoreich. Wir werden nie jemandem erzählen, Aktien-anlagen seien ein Ersatz für Bargeld oder Obligationen. Wir betreiben einen grossen Aufwand, bevor wir in eine Firma investie-

ren. Zudem investieren wir das Kapital un-serer Geldgeber erst dann in eine Firma, wenn wir deren Aktien zu einem Abschlag von 30 bis 50 Prozent zum intrinsischen Wert des Unternehmens an der Börse er-werben können.

Wie lange werden die Titel gehalten?Unsere Fonds-Anleger haben sich zu lang-fristigem Anlegen im Schnitt von über drei

Jahren ohne fixen Aus-stieg verpflichtet. Dies ermöglicht uns die Po-sitionierung als insti-tutioneller Ankerakti-onär bei den Firmen. So müssen wir uns beim Kauf nicht schon über den Ausstiegs-zeitpunkt kümmern.

Das Bewertungsniveau und die Chancen der Firmen stehen im Vordergrund. Es kann sein, dass die Aktie beim ersten Einstiegs-zeitpunkt etwas teurer war und es dann zu einer Börsenkorrektur kommt. Wichtig ist dann, dass wir der Firma die Stange halten und nicht verkaufen müssen, um in Panik geratene Geldgeber zu befriedigen.

Wie viele von den insgesamt 260 im Swiss Performance Index kotierten Firmen sind auf Ihrem Radar?Wir meiden Aktien von Kantonalbanken und Stromversorgern. Hier spielt die poli-tische Komponente hinein, die der Aktio-när kaum beurteilen kann. Wir wären auch nicht die besten Eigentümer bei Biotech-Aktien, dafür gibt es genügend Spezialis-ten. Es bleibt eine Liste von etwa 160 Fir-men. Von diesen kaufen wir konsequent nur unterbewertete Value-Aktien. Derzeit sehen wir bei drei, vier Dutzend Firmen eine Unterbewertung. Wir disziplinieren uns auf acht bis zwölf Engagements.

Wir haben seit Jahren steigende Börsen. Gibt es überhaupt noch so viele unterbewertete Firmen?Die Börse hat eine Art Zweiteilung hin-ter sich. Das Geld der Investoren wurde in den letzten Jahren vor allem in passive Anlagen, indexnah und in ETF angelegt. Gros se Firmen wurden deutlich teurer. Da-neben handelt fast ein Drittel aller kotier-ten Schweizer Unternehmen zu tieferen Aktienkursen als vor sechs Jahren. Diese

«Fast ein Drittel aller kotierten Schweizer Firmen handelt zu

tieferen Aktienkursen als vor sechs Jahren.»

Firmen wurden vernachlässigt oder haben ganz offensichtlich ihre Hausaufgaben noch nicht vollständig erledigt.

Wie sehen Sie die Entwicklung der Aktienmärkte bis 2020?Langfristig setze ich persönlich immer auf Aktienanlagen. Mein Credo ist: Unterneh-men sind immer besser aufgestellt und handeln haushälterischer und langfristiger als der Staat oder die Politik. Derzeit ha-ben wir an den Märkten sicher keine Un-terbewertung mehr, es ist aber auch keine Überbewertung feststellbar. Wir sehen etli-che Anlagechancen.

Ihre andere Passion ist der Fussball. 2012 traten Sie nach einem verlo-renen Machtkampf gegen FC-Zürich-Präsident Ancillo Canepa als Vize-präsident zurück. Kehren Sie beim FCZ in eine Top-Position zurück? Der FCZ ist in erster Linie eine persönliche Herzensangelegenheit. Als Verwaltungsrat darf man aber nicht wie ein Fan handeln. Da-ran krankt der Fussball. Ich fühlte mich bei meinem Abgang vor drei Jahren nicht mehr wohl in der Finanzierungs- und Führungs-struktur. Es war kein Machtkampf, sondern eine strategische Überlegung. Prinzipiell schliesse ich im Leben nie etwas aus. Bloss möchte ich nie zweimal das Gleiche tun. Das Original ist immer besser als das Remake.

Gregor Greber ist Chairman der 2015 von ihm mitgegründeten Veraison Capital in Zü-rich. Zuvor war er Aktienspezialist und Leiter Aktien bei diversen Banken und Corporate-Finance-Chef bei der Bank am Bellevue. Da-nach gründete er den Vermögensverwalter zCapital und den Aktionärsberater zRating.

GREGOR GREBERÖKONOM UND VERMÖGENSVERWALTER

Page 28: «cash VALUE» 2/2015

28

ZUKUNFT BANKING 2.0

DER BANKER DER ZUKUNFT IST EIN INFORMATIKERCrowdfunding, digitale Brieftasche, Online-Anlagen: Die Banken sind im technologischen Umbruch. Das sind die Trends.

Von einem Tsunami ist die Rede, vom Ende einer Ära und immer wieder vom Kampf Mensch ge-

gen Maschine. Keine Frage, die Banken-branche ist im Umbruch. Weltweit haben Tausende von Kleinunternehmen vor, die Finanzwelt zu revolutionieren. Sie set-zen dabei auf neue Technologien, kreative Ideen und einen einfacheren Umgang mit Geld. Man nennt sie Fintechs. Sie entwi-ckeln beispielsweise Software, um in Se-kundenschnelle die Kreditwürdigkeit von Antragstellern zu prüfen. Oder sie erstel-len digitale Plattformen, die Kreditnehmer und Privatleute zusammenbringen.

Crowdfunding kontra Bankkredit – Alternative der FinanzierungGerade diese Crowdfunding genannte al-ternative Form der Finanzierung könnte die Banken dereinst Umsatz kosten. Denn sie ermöglicht es, für verschiedenartige Projekte Geld zu beschaffen – ob es nun die Unterstützung eines Musikprojekts, die Anschubfinanzierung eines Start-ups oder der Kleinkredit für einen Sportplatz ist. Gegenstand des Deals ist in der Regel auch eine Gegenleis-tung. Sie ist entweder monetärer (Zinsertrag) oder nicht-monetärer Art (Produkte, Dienst-leistungen).In der Schweiz hat sich diese Art der Kredit-vergabe in den letz-ten drei Jahren ver-fünffacht. 15,8 Millionen Franken wurden 2014 durch Crowdfunding vermittelt – 36 Prozent mehr als im Vorjahr. Weltweit be-trug das Volumen im letzten Jahr 14,8 Milliarden Franken, wobei der Schweizer

Markt im internationalen Vergleich noch wenig entwickelt ist. Insbesondere eine massvolle Regulierung fehlt hierzulande. Zu diesem Resultat kommt eine Studie der

Hochschule Luzern in Zusammenarbeit mit der Swisscom. Am weitesten fortge-schritten ist der Crowd-funding-Markt in den USA. Man rechnet dort bis 2025 mit ei-nem Wachstum bis auf 150 Milliarden Dollar.

Kommt dieser Trend in ähnlichem Ver-hältnis in der Schweiz an, könnten auf Klein- und Privatkredite spezialisierte Banken unter Druck geraten. Dass sich die Art und Weise, wie wir mit Geld um-

gehen, derzeit stark verändert, zeigt schon das Verschwinden der klassischen Bank-filiale. Schweizer Banken dampfen zu-nehmend ihr Filialnetz ein und schlies-sen Standorte, genauso wie europäische Grossbanken. Mit entsprechenden Folgen wie Jobabbau.

Auch der Zahlungsverkehr befindet sich im UmbruchAuch das Ausführen von Zahlungen ist im Umbruch. Mit Selbstverständlichkeit kau-fen wir heute Dinge übers Internet. Zahlen aus Deutschland zeigen, dass ein Viertel aller Online-Einkäufe bereits über Paypal laufen. Zudem wollen Apple Pay, Google Wallet und andere Anbieter das Bezahlen per Smartphone in Bars und Res taurants etablieren. Auch in der Schweiz gibt es

VON IVO RUCH

Der Markt von Crowdfunding hat

sich in den letzten drei Jahren

verfünffacht.

Online-Banking: Vieles ist heute über das Smartphone möglich. © pictoores/fotolia.com

Page 29: «cash VALUE» 2/2015

29

BANKING 2.0 ZUKUNFT

mehrere Lösungen für eine digitale Brief-tasche oder für das elektronische Über-weisen von Geld zwischen Privatpersonen.Weiteres Ungemach droht der Bankenwelt vom Trend zu digitaler Vermögensverwal-tung, der sich in ver-schiedenen Ausprä-gungen zeigt. Dazu gehört auch das in der Schweiz prä-sente Wikifolio. Ähn-lich wie bei sozialen Netzwerken kann da-bei die Anlagestrategie eines anderen Users verfolgt oder nachgebildet werden (siehe auch Seite 20). Daneben gibt es vollstän-dig automatisierte Online-Anlageplattfor-men, wie sie etwa die Zürcher Firma True Wealth anbietet.

Die Universalbanken wollen den Anschluss nicht verpassenAm meisten Zukunftspotenzial dürfte aber die Online-Vermögensverwaltung in Kombination mit Beratung haben. Denn Bankkunden informieren sich vor Anlage-entscheiden noch immer am liebsten via Kundenberater, wie eine Umfrage des Zuger Instituts für Finanzdienstleistungen (IFZ)

zeigt. In vielen dieser erwähnten Finanz-bereiche mischen nebst kleinen Anbietern auch die etablierten Bankinstitute selbst mit. So ist beispielsweise die Glarner Kan-tonalbank mit mehreren digi talen Produk-

ten am Start. Mit weni-gen Klicks ist dort der Abschluss eines Pri-vatkredits oder einer Hypothek möglich. Während für kleinere Retail-Banken digitale Angebote durchaus ei-nen bedeutenden Teil zum Umsatz beitragen

können, sind sie für globale Universal-banken wie die UBS noch nicht match-entscheidend. Diese mischen viel eher im digitalen Markt mit, um den Anschluss nicht zu verpassen, falls die Nachfrage rasant zunehmen sollte. Die UBS tut das vor allem im Bereich der digitalen Ver-mögensverwaltung mit ihrer Anwendung «UBS Advice».

Markt für digitales Anlegen noch im AnfangsstadiumAuch wenn sich der Schweizer Markt für digitales Anlegen insgesamt noch in einem Anfangsstadium befindet, soll er in Zukunft stark wachsen. Bis im Jahr 2020 soll das digital angelegte Vermögen in der Schweiz auf 54 Milliarden Franken, in einem pro-gressiven Szenario gar auf 89 Milliarden ansteigen, wie Zahlen der IFZ-Studie an-deuten. Was die Studie auch sagt: Die Gewin-ner dieses Trends dürften die etablierten Banken sein – und nicht die innovativen Fintech-Unternehmen. Denn die Kunden schätzen die Erfahrung eines Anbieters als wichtig ein. Dafür und für das jahrelange Know-how sind Kunden im Moment noch bereit, in die Tasche zu greifen.Die Banken sind noch in anderen Berei-chen Platzhirsche. Sie beackern komplexe Geschäftsfelder wie Fusionen von Unter-nehmen, Übernahmen oder Börsengänge. Und noch einen Trumpf haben die etab-lierten Geldhäuser: persönliche Daten. Mit den Unmengen von Informationen, die sie während langer Zeit über ihre Kunden in Erfahrung gebracht haben, wissen sie genau, woran diese interessiert sind und woran nicht. Und woher im Banking der Wind weht.

Mit wenigen Klicks ist der Abschluss

eines Privatkredits oder einer

Hypothek möglich.

Umkämpfter Markt fürs digitale Zahlen

Der Schweizer Markt fürs Bezahlen via Smartphone ist in Bewegung. Wegen

Erfolglosigkeit bietet Swisscom die mit Salt und Sunrise lancierte App «Tapit» nur noch bis Sommer 2016 an. Stattdessen schliesst sich Swisscom der Bezahllösung «Paymit» an, die von SIX, UBS und der Zürcher Kantonalbank ins Leben gerufen wurde. Paymit soll ein Schweizer Gegengewicht zur internationalen Konkurrenz wie Apple, Google oder Facebook sein, deren Lösun-gen in der Schweiz noch nicht funktionie-ren. Im Schweizer Markt der Bezahl-Apps tummeln sich zudem einige Start-ups.

Investoren stehen auf Fintech

Die Fintech-Branche lockt zunehmend Geld an. Das jährlich in Fintech-Fir-

men fliessende Risikokapital stieg zwi-schen 2008 und 2014 von 1,5 Milliarden auf mehr als 12 Milliarden Dollar weltweit an. Allein zwischen 2013 und 2014 haben sich die Investitionen mehr als verdrei-facht. Wer als Anleger auf den Fintech-Zug aufspringen will, sollte sich am «Solactive FinTech 20 Total Return Index» orientie-ren. Der Index bildet die Wertentwicklung der 20 grössten kotierten Fintech-Unter-nehmen eins zu eins ab. Die UBS bietet ein Zertifikat auf den Index an.

Crowdinvesting

Beteiligung über Kapital an einem Unterneh-men. Oft Firmen in einem frühen Entwick-lungsstadium. Als Gegenleistung erhalten Investoren Anteile am Unternehmen oder sie haben am möglichen Erfolg teil.

Crowdsupporting

Besonders beliebt bei kreativen, kulturellen oder kommerziellen Projekten. Der Investor erhält ein Kunstwerk, ein Produkt oder eine Dienstleistung.

Crowddonating

Die bezahlten Beträge sind reine Spenden ohne Gegenleistung. Hier stehen soziale oder karitative Motive im Vordergrund.

Crowdlending

Die Kapitalgeber erhalten für ihr Darlehen Zinsen, die abhängig sind vom Risiko des Kapitalnehmers. Besonders beliebt bei Unter-nehmen oder Privaten.

DIE VIER ARTEN VON CROWDFUNDING

Mit der Smartphone-App «Paymit» digital Geld verschieben. Keystone

Page 30: «cash VALUE» 2/2015

30

ORAKEL BÖRSENEVENTS

WIRTSCHAFTS-NEWS, DIE SIE SICHER NIE LESEN WERDEN!Es gibt Events in der Schweizer Börsenwelt, die schlicht nicht mög-lich sind. Oder vielleicht doch? Sechs News aus der Fantasiewelt.

Die Welt der Finanzmärkte und das Leben der Firmenchefs ist voller Überraschungen. © mitrija/fotolia.com

Nick Hayek (Bild) hat die Nase voll: Immer diese Banken, immer dieser Börsenkurs! Hayek be-schäftigt unzählige Mitarbeitende, welche die

Börsen regulierung umsetzen müssen, Inves-torenbeziehungen pflegen und endlos Ge-schäfts- und Quartalsberichte schreiben. Dabei sollten sie doch das tun, wofür der glanzvolle Name Swatch steht: flippige Plastik uhren herstellen, edle Chronometer zusammensetzen und Schmuckstücke unter die Leute bringen, und zwar auf der ganzen Welt. Ein tieferer Aktienkurs – seit Anfang 2014 eine Tatsache im Konzern, dessen Füh-rung Nick 2010 von seinem erfinderischen Vater Nico las Hayek übernommen hat – hilft dem CEO

bei seinem Plan: Er kauft die Swatch Group von der Börse zurück. Bei einem Börsen-wert von über 20 Milliarden Franken kein leichtes Unterfangen. Aber Hayek bringt die Mittel zusammen, auch wenn er da-

für hohe Schulden bei den ungeliebten Banken machen muss. Gemunkelt

wird, dass es noch andere Geld-quellen gibt. Dass die Uhren-marke Omega ausgerechnet ihre Präsenz in der qatari-schen Hauptstadt Doha und in Singapur vergrös sert hat, wird dabei aber als reiner Zufall abgetan.

VON MARC FORSTER UND DANIEL HÜGLI

Page 31: «cash VALUE» 2/2015

31

BÖRSENEVENTS ORAKEL

Traum: Tanner lässt die Bombe platzenErnst Tanner

kommt zur Ein-sicht: Die Namen aktie des Schokoladenrie-sen Lindt & Sprüngli aus Kilchberg ZH ist mit einem Preis von gegen 70 000 Franken endgültig zu «schwer» geworden. Er kün-digt den lange ersehnten Aktiensplit im Verhältnis 1:50 an. Das Papier ist nun für 1400 Franken zu haben. Heimatverbun-dene und schokoladensüchtige Kleinanle-ger greifen nun in Scharen nach der Aktie der traditionsreichen Firma. Versüsst wird ihnen der Besitz mit einer zusätzlichen Na-turaldividende in Form von 10 Kilogramm Edel-Schoggi. Der Kurs steigt bald wieder auf 2000 Franken, die Analysten bleiben weiterhin voller Lob. Da kann CEO Tanner getrost die nächste Bombe platzen lassen: Er verzichtet auf sein Doppelmandat und bleibt nur noch für zwei Jahre Verwaltungs-ratspräsident. Die frei gewordene Zeit ver-bringt er häufig auf der Terrasse über dem Zürichsee mit dem ebenfalls nicht mehr vollbeschäftigten Ex-Fifa-Boss Sepp Blat-ter. Die Anlagestiftung Ethos preist Lindt zum ersten Mal als Vorbild in Sachen Cor-porate Governance.

Utopie: Banken haken ihre Rechtsfälle ab

Bald ist Griechenland wieder solvent, die Euro-Krise vorüber und die Staatshaushalte sind wieder im Plus. Wer denkt da noch an

unversteuertes Geld auf Schweizer Banken? Und weil die Trader sich an alle Regeln halten, geht den Regulatoren die Arbeit aus. Credit-Suisse-Präsident Urs Rohner (Bild) fliegt nur noch für Opernauffüh-rungen in der New Yorker «Met» über den Atlantik. Auf der Bühne sieht er alte Bekannte: US-Juristen in Diensten der UBS und der CS sind mittlerweile arbeitslos und versuchen sich im Kulturbetrieb.

Fiktion: Hildebrand wird UBS-Präsident

Philipp Hildebrand war 2008 Direktoriumsmitglied der National-bank, als diese die UBS vor dem Untergang rettete. Später musste

Hildebrand als SNB-Präsident wegen einer Devisenaffäre abtreten. Diese Schmach hat er nie verschmerzt. In seinem Streben nach ge-sellschaftlicher Anerkennung will er unbedingt wieder eine Schwei-zer Spitzenposition. Die UBS erinnert sich an die guten Dienste und schanzt Hildebrand den Posten des VR-Präsidenten zu. Somit löst ein Ex-Zentralbankchef einen Ex-Zentralbankchef (Axel Weber) ab.

Da war im Jahr 2001 dieser Angriff von Daniel Vasella auf Roche. Auf einmal besass Novartis 33 Prozent am Basler Lokalkonkur-

renten. Novartis-CEO Vasella wollte die Fusion der Pharmakonzerne, bei der noblen Roche biss er auf Granit. Nun, fast 15 Jahre später, ist vieles anders. Vasellas Erzfeind bei Roche, Franz Humer, ist (fast) weg, der Konsolidierungsdruck steigt, die Roche-Familienaktionäre wollen Bares. Novartis-Ehrenpräsident Vasella zieht im Hintergrund die Fäden, und eines Morgens wacht Basel mit der «Novaroche» auf.

Fantasie: Vasella vollendet sein Lebenswerk

Wunschdenken: ABB-Aktie steigt nachhaltig über die Marke von 20 Franken

Die Aktionäre des Industrie- und Technologieriesen ABB haben die Hoffnung auf Performance längst aufgegeben. Seit Mitte 2009 klebt der Aktienkurs von ABB an der Marke von 20 Franken, mit gelegentlichen Zuckungen nach unten und

oben. ABB-Aktionäre sind geduldig und brav. Zu nachhaltig ist ihnen der Nahtod von ABB im Jahr 2002 eingefahren, als der Kurs auf 1,12 Franken absackte. Nun aber kommt «Deus ex Machina» Peter Voser (Bild), der wie in der antiken Tragödie in letzter Sekunde als Gott auf die Bühne schwebt und die als un-vermeidlich angesehene (Aktien-)Katastrophe abwendet. Voser, als ABB-Präsident seit April 2015 im Amt, nimmt die Dinge entschlossen in die Hand. Er verkauft Unternehmensteile und fokussiert die konglomeratsähnliche ABB auf die wesentlichen Geschäfte. Voser hievt die ABB-Aktie damit auf derartige Höhen, dass die Investoren das Augenwasser kriegen. Ganz uneigennützig werden Vosers Taten aber nicht sein. Denn in seinen viereinhalb Jahren als CEO von Royal Dutch Shell stand Voser in permanenter Kritik von Aktionärsrechtlern, dass er zu viel Bonus (auch in Form von Aktien der Firma) im Verhältnis zum Fixlohn kassierte.

Bilder Keystone

Page 32: «cash VALUE» 2/2015

32

VORSORGE WICHTIGE FRAGEN

WAS SIE ÜBER DIE VORSORGE WISSEN MÜSSENVorsorge ist kompliziert. cash VALUE beantwortet die wichtigsten Fragen zur Altersfinanzierung.

Was ist eigentlich mein Ziel? Zentral ist die Finanzplanung zum Erhalt des Lebensstandards im Alter. Es gilt also, rechtzeitig eine Abschätzung über den Be-trag zu treffen, den man nach der Pensio-nierung benötigt. Damit lässt sich klarer ein Sparziel festlegen. Das Altersvermögen setzt sich zusammen aus den Beträgen und finanziellen Anrechten, die sich aus den drei Säulen AHV, Berufsvorsorge und pri-vate Vorsorge ergeben. Es muss in zwei Tei-len betrachtet werden: Geld, das man zum täglichen Leben braucht und das sich da-mit im Laufe der Jahre reduziert, und Geld, das man möglichst lange erhalten will.

Warum muss ich überhaupt sparen? AHV und Berufsvorsorge reichen meist nicht, um den Lebensstandard zu erhalten. Regelmässig Geld zur Seite legen lohnt sich. Mit einem Säule-3a-Konto, bei dem pro Jahr maximal 6768 Franken einbezahlt werden können, spart man zudem Steuern. Nicht zu unterschätzten ist auch der Zins-effekt: Zahlt man ab dem 25. Lebensjahr im Monat 100 Franken auf ein Säule-3a-Konto ein, das bis zur Pensionierung im Schnitt 3 Prozent Zinsen gibt, hat man mit 65 Jahren (vor Steuern) 92 000 Franken. 44 000 Franken ergeben sich dank Zinsen und Zinseszinsen.

Wann muss ich anfangen? In jungen Jahren ist es wichtig, rechtzeitig einen Grundstock zu legen: Schon ein dis-zipliniert geführtes Jugendsparkonto kann den Anfang bilden. Wer studiert hat, muss sich auch bewusst sein, dass er während der Ausbildung länger nicht in die AHV und die Pensionskasse einbezahlt hat als Menschen, die Anfang 20 ins Berufsleben eingetreten sind.

VON MARC FORSTER

Steigt mit dem Alter das Einkommen, wird der finanzielle Spielraum grösser: Vor al-lem Lebensversicherungsprodukte richten sich zum Teil gezielt an Menschen über 45 Jahre. Es ist ratsam, zwischen 45 und 50 Jahren eine Zwischenbilanz vorzunehmen und sich vertieft mit der weiteren Finanz-planung auseinanderzusetzen. Wer eine Frühpensionierung, einen Kapi-talbezug oder Einkäufe in die Pensions-kasse ins Auge fasst, sollte sich auch schon

Es genügt nicht, einfach etwas Geld fürs Alter beiseitezulegen. Wichtig ist, ein Ziel zu definieren und sich dafür einen Plan zurechtzulegen. © sakkmesterke/fotolia.com

in diesem Alter die ersten Gedanken über die Umsetzung machen.

Was für Produkte soll ich wählen? Möglichkeiten zum Alterssparen gibt es zahlreiche. Banken und Versicherungen halten dafür eine grosse Palette bereit. Säule-3a-Konten gehören zu den gängigs-ten Vorsorgeformen, bei denen man sich aber bewusst sein muss, dass ein Bezug vor dem Pensionsalter nur etwa beim Wegzug

Page 33: «cash VALUE» 2/2015

33

WICHTIGE FRAGEN VORSORGE

in ein anderes Land, für gewisse Immobi-lienfinanzierungen oder für die berufliche Selbstständigkeit möglich sind. Lebensversicherungen enthalten die Ga-rantie, dass das Geld einmal ausbezahlt wird. Man muss aber genau darauf achten, welche regelmässigen Zahlungsverpflich-tungen man eingeht, denn aus Lebens-versicherungen vorzeitig auszusteigen ist kostspielig. Fonds und Bankenangebote können für die Vorsorge verwendet werden, sind streng ge-nommen aber Anlageprodukte und damit etwa nicht steuerbegünstigt. Bankprodukte sind, salopp gesagt, so sicher wie die Bank, die sie zur Verfügung stellt.

Ist ein Pensionskassen-Einkauf sinnvoll? Wem Beitragsjahre fehlen, beispielsweise durch einen späten Beginn des Berufsle-bens oder eine Mutterschafts- oder Vater-schaftspause, sollte sich überlegen, wie er die Lücken schliessen kann. Zusätzlich in die Pensionskasse einzu-zahlen kann aber auch mit der Überlegung zu tun haben, dass die Renten künftig eher kleiner werden: Der Umwandlungssatz, mit dem Pensionsguthaben verzinst wer-den – aktuell mit 6,2 Prozent berechnet – wird ziemlich sicher sinken. Oder man will eine zusätzliche Absiche-rung für den Fall, dass man länger lebt als gedacht. Der Vorteil von Pensionskas-sen-Einkäufen ist, dass sie steuerbegüns-tigt sind. Der Nachteil ist wie etwa beim Säule-3a-Konto, dass Vorbezüge erschwert sind. Wichtig ist auch: Beim Einkauf müs-sen der zusätzliche Finanzbedarf und der Netto-Steuereffekt ausgerechnet werden.

«Man muss beim Bezug von Kapital vorsichtig sein»

Willi Graf, wann kann ich mir eine Früh pensionierung erlauben?Wenn die Einnahmen aus Renten das Haushaltsbudget decken. Darunter ver-stehen wir alle Ausgaben für den Lebens-standard inklusive Steuern. Bei den Ren-ten zählt man die nach Alter 64 bei Frauen und Alter 65 bei Männern zustehende AHV-Rente und die beim geplanten Pensi-onierungsdatum aus dem Pensionskassen-ausweis heute schon ersichtliche Rente zu-sammen. Sind diese beiden höher als das Haushaltsbudget, ist eine Frühpensionie-rung möglich. Falls genügend Geld in der Säule 3a angespart ist, eine Erbschaft aus-stehend ist oder sonst genügend zusätzli-che Mittel verfügbar sind, dürfen die Ren-teneinnahmen ausnahmsweise unter dem Haushaltsbudget liegen. Eine unabhängige Beratung ist aber auf jeden Fall sinnvoll.

Soll ich Pensionskassengeld für Wohneigentum beziehen?Was heute in Beton gegossen wird, kann in der Pension nicht zur Deckung des Haus-haltsbudgets beigezogen werden. Also auf-gepasst! Wenn die Renteneinnahmen aus AHV und Pensionskasse das Budget trotz Bezugs decken, dann ist das problemlos möglich. Sonst gilt es, vorsichtig mit dem Kapital umzugehen. Man sollte zudem bei einer Rentenlücke das Bezogene wenigs-tens teilweise wieder in die Pensionskasse einzahlen. Der Bezug kann dann ein Vorteil sein, wenn jemand über genügend andere

Mittel verfügt, weil dann die Hinterbliebe-nen bei einem Todesfall über das Kapital verfügen können und es nicht in der Pensi-onskasse verbleibt.

Soll ich Kapital oder Rente wählen?Das ist eine der schwierigsten Fragen in der Vorsorgewelt und kann nur individuell be-antwortet werden. Das Kapital kann beim Tod vererbt werden. Andererseits wird man immer gesünder älter und so gesehen ist die Rente wohl attraktiver, weil die Pen-sionskasse die Rente lebenslänglich zahlt. Möglich ist eine Mischform. Die Lücke bei einem teilweisen Kapitalbezug berechnet man, indem man den Umwandlungssatz mit der gewünschten Kapitalmenge multi-pliziert. Ein Beispiel: Man bezieht 100 000 Franken bei einem Umwandlungssatz von 6 Prozent, dann reduziert sich die Rente um 6000 Franken pro Jahr.

Willi Graf ist Inhaber und Geschäftsführer der Beratungsfirma VVK Vorsorge- und Vermögenskonzepte in Teufen AR. zvg

Aktien, Fonds und Obligationen sind ein Mit-tel zur Geldvermehrung. Aber eignen sie sich auch, um Vorsorge zu betreiben? Im Gegensatz zu typischen Vorsorgeprodukten bieten Finanzmarktgeschäfte vordergründig keine Garantien. Aktienkurse können drastisch sinken, auf den sicheren Obligationen erhält man kaum noch Rendite. Im schlechtesten Fall geht ein Unternehmen Konkurs und des-sen Aktien und Unternehmensanleihen wer-den wertlos. In dramatischer Weise geschah dies 2001 mit der Swissair, auf deren Aktien manche Anleger zwecks Vorsorge setzten. Das

sind aber Ausnahmen. In der langen Frist sind Aktien oder Obligationen valable Alternativen – oder besser: Ergänzungen – zu den klassi-schen Vorsorgelösungen. Eine Aktie berechtigt zum Bezug von Dividenden und kann ihren Wert über die Jahre enorm steigern. Das Wich-tigste bei Wertschriften ist aber, nur in Aktien und Strategien zu investieren, die man kennt und versteht. Viele Langfristanleger setzen auf sogenannte Qualitätsaktien wie etwa Nestlé, Novartis oder Coca-Cola.Stichwort Zinsen: Die aktuellen Tief- und Ne-gativzinsen lassen Sparanstrengungen hoff-

nungslos frustrierend erscheinen. Auf einem Bankkonto gibt es im Moment kaum noch Zins, und mehr und mehr Banken und Ver-sicherungen senken auch die Zinsen auf den Vorsorgeplänen. Zu bedenken gilt aber, dass die Vorsorge auf 20, 30 oder 40 Jahre angelegt ist. In einem solchen Zeitraum schwanken die Zinsen be-trächtlich. Vor der Finanzkrise 2007/2008 lag der Leitzins der Schweizerischen Nationalbank bei 2,75 Prozent, jener der US-Notenbank Fed bei 5,25 Prozent. Gewiss ist: In den nächsten 40 Jahren werden Zinsen auch wieder steigen.

Soll man für die Vorsorge an den Finanzmärkten anlegen? Und welche Rolle spielen die Zinsen?

Page 34: «cash VALUE» 2/2015

34

INTERVIEW ROLF HILTL

Der Zürcher Rolf Hiltl (50) führt die Hiltl AG in vierter Generation. Er absolvierte eine Kochlehre im Grand Hotel Dolder in Zürich. Nach der Hotelfachschule in Lausanne und mehreren Stationen im Ausland übernahm er 1998 die volle Verantwortung für das älteste vegetarische Restaurant der Welt. Hiltl be-zeichnet sich selbst als «Flexitarier» – ein Vegetarier, der gelegentlich auch Fleisch isst.

ROLF HILTLGASTRONOM

«EIN BÖRSENGANG KÖNNTE EINE VERLOCKUNG SEIN»Gastronom Rolf Hiltl über die Konkurrenz unter Vegi-Restaurants, das Problem mit dem Filet und einen möglichen Börsengang.

Rolf Hiltl, das Hiltl-Restaurant gibt es seit mehr als 100 Jahren. Was ist das Erfolgsrezept?Wir haben einerseits eine tolle Geschichte. Gegründet wurde das Unternehmen von meinem Urgrossvater 1898, damit sind wir das älteste vegetarische Restaurant der Welt. Andererseits sind wir immer sehr in-novativ geblieben. Schon meine Vorfahren haben die Dinge hinterfragt. Ganz wich-tig ist auch unser Menschenbild. Für uns steht der Mensch im Vordergrund. Natür-lich geht es auch ums Finanzielle, aber wir wollen in erster Linie die Leute begeistern.

Wird sich der Trend zu vegetarischer und veganer Küche in Zukunft noch verstärken?Es ist wirklich unglaublich. Ursprünglich wurde das Hiltl als Wurzelbunker, seine Gäste als Grasfresser bezeichnet, die das Restaurant oft durch den Hintereingang betraten. Mein Urgrossvater würde sich im Grab umdrehen, wenn er wüsste, wie es heute abgeht. Der Trend zum Veganen ist sehr gross, insbesondere bei jungen Leuten in Grossstädten. Diese Entwicklung wird sich vor allem in aufgeklärten Gesellschaf-ten im Westen noch verstärken.

Gleichzeitig strömt immer mehr Konkurrenz auf den Markt. Wie behaupten Sie sich?Ich finde es gut, dass es mehr vegane und vegetarische Restaurants gibt. Denn wir verfolgen auch ein übergeordnetes Ziel. Es ist nicht in Ordnung, wenn alle ständig Filet essen und die Fleischindustrie völlig aus dem Ruder läuft. Ich wundere mich, dass es nicht mehr Konkurrenz gibt, denn vegetarische Ernährung ist definitiv kein Nischenthema mehr.

INTERVIEW: IVO RUCH

Gibt es in der Lebensmittelindustrie spannende Entwicklungen?Die Fleischindustrie überlegt sich, auch vegetarische oder vegane Optionen anzu-bieten. In unserer vegetarischen Metzgerei hatten wir schon Besuch von Grossmetz-gern. Es gibt neue Hersteller von Fleisch-ersatzprodukten. In den USA wird viel Geld in die Erforschung von Laborfleisch gesteckt. Mich stört, dass viele Leute beim Fleischkonsum sehr heikel sind und nur die schönsten und teuersten Stücke essen.

Die Schweizer essen viel Fleisch ...Da spielt die Tradition mit. Leute, die sagen, sie bräuchten immer Fleisch, finde ich amüsant. Sie brauchen es nicht. Sie sind es sich einfach gewohnt.

Bei Familienunternehmen stellt sich früher oder später die Frage der Nachfolge. Haben Ihre Kinder Interesse am Geschäft?Wie es momentan ausschaut, ja. Wir haben drei Kinder. Die älteste Tochter möchte die Hotelfachschule in Lausanne absolvieren, was mich sehr freut. Die mittlere Tochter hat bereits eine Schnupperlehre in unse-rem Betrieb gemacht. Und unser Sohn hat kürzlich gesagt, er wolle entweder Auto-rennfahrer, Fussballer oder Hiltl-Chef wer-den. Die Chancen stehen also gut. Unsere Kinder sind frei. Sie sollen und dürfen sel-ber entscheiden, was sie tun wollen.

Haben Sie je daran gedacht, mit Hiltl an die Börse zu gehen?Nein, grundsätzlich nicht. Wir sind eigen-ständig und wollen unser Geschäft selber steuern. Natürlich könnte es eine Ver-lockung sein.

Sind Sie selber an der Börse aktiv?Vor ein paar Jahren habe ich entschieden, dass ich vor allem in meine eigenen Gas-tronomie-Projekte investieren will.

Das hat sich offenbar gelohnt.Ja, sehr. Wir profitieren vom aktuellen Zeitgeist und sind sehr dankbar, dass es so gut läuft.

Welche Tipps können Sie jungen Unternehmern geben?Das Wichtigste ist, dass man am Ball bleibt. Viele haben gute Ideen, aber ent-scheidend ist die hartnäckige Umsetzung. Zweitens sollte man nur das tun, was man gerne macht und wofür man Talent hat. Und drittens sollte man nicht andere ko-pieren, sondern einzigartig bleiben.

zvg

Page 35: «cash VALUE» 2/2015

Viel mehr als ein neuer Name. Der neue GLE.Erleben Sie den Nachfolger der legendären M-Klasse. Der neue GLE beeindruckt mit unübertroffenem Komfort und zahlreichen Neuerungen, zum Beispiel dem Seitenwind- Assistenten und dem optionalen Fahrassistenz-Paket Plus. Der neue GLE ist ebenfalls als PLUG-IN HYBRID erhältlich. www.mercedes-benz.ch/GLE

Eine Marke der Daimler AG

cash VALUE | deutsch | GLE | Format 210x282mm | DU: 12.08.2015 | Ersch.: 08.09.2015

01841015060_GLE_cash-VALUE_210x282_D_ZS.indd 1 03.08.15 13:46

immoscout24.ch

JETZT ÜBER

74 000 ANGEBOTE ENTDECKEN!

Auch via App

Page 36: «cash VALUE» 2/2015

Mode machen wir nicht.Aber rund um Ihre Anlagen treffen Sieauch bei uns dank Expertenberatungdie besseren Entscheide.

Klar, kompetent, individuell. Wir beraten Sie mitausgewiesener Expertise für die beste Anlagelösung.Unser Ziel ist Ihr nachhaltiger finanzieller Erfolg.

Beratungstermin vereinbaren unter www.zkb.ch/anlagen