ChrisCare 2012-2

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Berufung – Karriere und das liebe Gel d 2/2012 Berufung – Karriere und das liebe Geld Chris Care Magazin für Christen im Gesundheitswesen Berufung – Karriere und das liebe Geld ChrisCare Mai 2012 // (D) € 5,80 // (A) € 6,00 // (CH) SFr 10.30 // www.chriscare.info // ISSN 1869-9944 // ZKZ 18 381 BESONDERE AUFGABE CHRIST UND UNTERNEHMER GLAUBE LEBENSGRENZEN MENSCH SEIN CHRISTUS MEDICUS KARRIERE BEDÜRFTIGE HEILUNG ÖKONOMIE PFLEGE VERANTWORTUNG KIRCHE ALS SERVICEAGENTUR HILFE NACH KALKÜL PATIENT

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Berufung – Karriere und das liebe Gel d

2/2012

Berufung – Karriere und das liebe Geld

ChrisCareM a g a z i n f ü r C h r i s t e n i m G e s u n d h e i t s w e s e n

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Mai 2012 // (D) € 5,80 // (A) € 6,00 // (CH) SFr 10.30 // www.chriscare.info // ISSN 1869-9944 // ZKZ 18 381

BESONDERE AUFGABE CHRIST UND UNTERNEHMER GLAUBE

LEBENSGRENZEN MENSCH SEIN CHRISTUS MEDICUS KARRIERE BEDÜRFTIGE HEILUNG ÖKONOMIE PFLEGE VERANTWORTUNG

KIRCHE ALS SERVICEAGENTUR HILFE NACH KALKÜL PATIENT

2

Inhalt

Inhal t

S. 4

S. 6

S. 8

S. 10

S. 12

S. 16

S. 20

S. 22

S. 26

S. 28

S. 31

S. 34

S. 35

S. 39

S. 42

S. 45

S. 46

S. 49

S. 50

Kunst: Der barmherzige Samariter von Lisbeth Zwerger

Mauern und Windmühlen

Nur das Geld ausgeben, das Gott uns gibt

Christ und Unternehmer

Berufung – Karriere und das liebe Geld

Wann ist der Mensch ein Mensch?

Stärkung des diakonischen Profils

Hilfe nach Kalkül?

Kirche als Serviceagentur für Gesundheit?

Besondere Aufgabe

Christen im Gesundheitswesen (CiG)

Gastkommentar: Engagieren wir uns!

3. Christlicher Gesundheitskongress

Nachrichten

Literatur: Rezension und Buchtipps

Impressum & Glosse: Berufung contra Karriere und Geld?

Aussteller beim 3. Christlichen Gesundheitskongress

Termine und Personen

Leserbriefe

Herausgeberkreis: Sr. Patricia Baumann (Untermarchtal), Pflegeheimleiterin; Pastor Frank Fornaçon (Ahnatal), Redaktion ChrisCare;

Dr. theol. Astrid Giebel (Berlin), Pastorin und Krankenschwester, Referentin Diakonie Bundesverband; Bettina Gundlach (Aumühle), Ärztin

im Sozialpsychiatrischen Dienst, Vorstand Christen im Gesundheitswesen (CiG); Günther Gundlach (Aumühle), Geschäftsführer CiG;

Annette Meussling-Sentpali (München), Dipl.-Pflegewirtin, MScN, Referentin Caritasverband (München), Fortbildung Caritas; Dr. med.

Georg Schiffner (Aumühle), Internist, Vorsitzender CiG; Hans-Arved Willberg (Karlsruhe), Theologe und Pastoraltherapeut; Dr. med. Monika

Windsor (Berlin), Anästhesistin, palliative care

Fachbeirat: Dr. theol. Peter Bartmann (Berlin), Gesundheitsökonom, Diakonie Bundesverband; Reinhild Bohlmann (Hofgeismar), Bund

freiberuflicher Hebammen Deutschlands BfHD e.V.; Prof. Dr. med. Andreas Broocks (Schwerin), Ärztl. Direktor Carl-Friedrich-Flemming-Klinik,

HELIOS-Kliniken; Ulrike Döring (Wiesbaden), Vorsitzende Arbeitsgemeinschaft christlicher Schwesternverbände und Pflegeorganisationen in

Deutschland e.V.; Paul Donders (Niederlande), Leitung xpand international; Prof. Dr. theol. Ralf Dziewas (Bernau), Theologisches Seminar

(Fachhochschule) Elstal; Heribert Elfgen (Aachen), Physiotherapeut, Dipl. Musiktherapeut; Claudia Elwert (Karlsruhe), Physiotherapeutin,

Mitarbeiterin Zentrum für Gesundheit-Therapie-Heilung; Sr. Hildegard Faupel (Springe), Theologin, Pädagogin; Dr. med. Martin Grabe

(Oberursel), Chefarzt Psychosomatik Klinik Hohe Mark, Vorsitzender Akademie für Psychotherapie und Seelsorge e.V.; Dr. med. René Hefti

(Langenthal), Chefarzt SGM Klinik Langenthal, Ltg. Forschungsinstitut Spiritualität & Gesundheit; Sr. M. Basina Kloos (Waldbreitbach),

Franziskanerin, Generaloberin; Sr. Anna Luisa Kotz (Untermarchtal), Vorstand Genossenschaft der Barmherzigen Schwestern vom Hl.

Vinzenz von Paul; Reinhard Köller (Aumühle), Arzt für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren; Pfarrer Ulrich Laepple (Berlin), Referent

Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste; Dipl.-Kfm. Cord Meyer (Reinbek), Hauptgeschäftsführer Albertinen-Diakoniewerk e.V.;

Dr. med. Gabriele Müller (Frankfurt a. M.), Anästhesistin am Schmerz- und Palliativzentrum Rhein-Main; Rolf Nussbaumer (Herisau), Schule

für christlich ganzheitliche Heilverfahren; Weihbischof Thomas Maria Renz (Rottenburg), Diözese Rottenburg-Stuttgart; Dr. theol. Heinrich-

Christian Rust (Braunschweig), Pastor der Evangelisch Freikirchlichen Gemeinde Braunschweig, Friedenskirche; Dr. med. Claudia Schark

(Tübingen), Internistin, Geriatrie, Oberärztin Reha-Klinik Böblingen; Oberin Andrea Trenner (Berlin), Oberin Johanniter Schwesternschaft;

Dr. phil. Michael Utsch (Berlin), Psychotherapeut, Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen

2/2012 CHRISCARE 3EDITORIAL

Inhal t

Liebe Leserin, lieber Leser,

es kommt immer öfter vor, dass Hausärzte ihre Praxis schließen, weil Aufwand, Risiko und Ertrag in keinem angemessenen Verhältnis mehr stehen. Die Ausga-ben steigen, viele Leistungen werden nicht bezahlt, die Quartalsabrechnungen führen zu roten Zahlen. Patientenorientiertes Arbeiten wird zu einer ideellen und finanziellen Herausforderung. Die gesetzlichen Vorgaben müssten zu Minutenabrechnung führen. Es gab vielleicht einmal Zeiten, in denen der Doktor relativ schnell zu persönlichem Reichtum kam. In der Frankfurter Allgemeinen war allerdings Ende April zu lesen, dass eine sinnvolle Tätigkeit für die heutigen Berufsanfänger mehr Bedeutung hat als ein hoher Verdienst.

Eine weitere Baustelle im Gesundheitswesen ist der Mangel an qualifizierten Pflegemitarbeitern und -mitarbeiterinnen. Besonders knapp: Pflegende, die auch führen wollen. Man spricht zwar überall von der notwendigen Akade-misierung der Pflege, aber die Gehälter entsprechen am Ende nicht dem betriebenen Aufwand. Keiner braucht sich zu wundern, dass die Pflegeberufe keinen größeren Zulauf haben. Forderungen und Wirklichkeit klaffen zu weit auseinander und die Attraktivität der Pflegeberufe hängt auch von der Höhe des möglichen Gehalts ab. Immer mehr Stellen entstehen im ambulanten Bereich, der aus Kostengründen für die Pflegekassen besonders attraktiv ist, aber oft nur Teilzeitstellen bietet. Davon lässt sich keine Familie ernähren und die daraus folgende Rente reicht auch nicht.

Gilt der Diakonissenspruch Wilhelm Löhes aus dem 19. Jahrhundert immer noch oder wieder? Dort heißt es: „Mein Lohn ist, dass ich darf“. Mit Menschen zu arbeiten, die in einer gesundheitlichen und damit existentiellen Notlage sind, ist in der Tat ein Privileg. Kaum einer anderen Berufsgruppe wird so viel Ver-trauen entgegengebracht. Wenige Tätigkeiten haben eine so große Bedeutung für die Menschen. Diese sind nicht Kunden, sondern Patienten oder Bewohner. Aber es gibt auch nur wenige Berufe, die so sehr die ungeteilte Aufmerksam-keit der Mitarbeiter verlangen, wie die in Medizin, Pflege und Therapie. Tägliche Sorgen um den Kontostand schmälern diese Fähigkeit.

Mit der aktuellen Ausgabe von ChrisCare möchten wir unterschiedliche Blick-winkel zu „Berufung – Karriere und das liebe Geld“ ermöglichen und Ihnen Mut machen, Ihren Weg in Gottes Berufung weiter zu gehen. Es wird immer deut-licher, dass dieser Weg auch ein gemeinsamer Weg ist. Über viele Reaktionen, Ideen, Kommentare und Leserbriefe freuen wir uns sehr.

Ihre

P.S.: Haben Sie den 3. Christlichen Gesundheitskongress verpasst? Viele Vorträge gibt es zum Nachsehen oder Nachhören unter: www.christlicher-gesundheitskongress.de

Günther Gundlach,

Geschäftsführer

Christen im Gesund-

heitswesen

Dr. med.

Monika Windsor,

Anästhesistin, arbei-

tet in der Palliativ-

medizin

4 KUNST

Das Notwendige tunLukas 10, 25-37

Einer hielt an, sah hin, stieg vom hohen Ross herunter und tat das Notwendige. Mit dem Samariter wen-dete sich das Blatt zum Guten. Vorher waren da nur Feinde. Die Räuber, die allein das Geld des Opfers sahen. Der Priester und der Levit, die sich auf den Kult konzentrierten. Sie sahen den Schmutz, den Ekel, die Unreinheit. Die Geistlichen waren auf dem Weg ins Wochenende. Sie gingen von Jerusa-lem hinab nach Jericho. Dort wartete das Wochenendhaus, das warme Bad. Jericho war bekannt als Sommersitz der Jerusalemer Oberschicht. Ausge-rechnet kurz vor Feierabend ein Notfall. Soll ihn doch ein anderer versorgen. Man muss auch mal nein sagen kön-nen. Es können nicht immer dieselben die Drecksarbeit machen.

Der Samariter war nicht vom Fach. Als Kaufmann war er aufs Handeln spezialisiert, nicht aufs Behandeln. Auch er kam aus Jerusalem. Dort hatte er einge- oder verkauft. Im- und Export waren sein Geschäft. Die Rendite muss stimmen, sonst knurrt den Kin-dern der Magen. Auch dem Kaufmann passte der Misshandelte nicht in den Kram. Die Termine gerieten durchei-nander. Der nächste Kunde würde wohl warten müssen. Der Samariter sieht den Niedergeschlagenen. Viele Fragen stellen sich ihm gleichzeitig: Ist das eine Falle, um mich zum Opfer zu machen? Wer haftet für meine Behandlungsfehler? Werde ich den Mann jemals wieder los? Der Sama-ritaner hatte noch nicht Saint-Exupery gelesen, der in „Der kleine Prinz“ den Fuchs sagen lässt: „Du bist stets ver-antwortlich für das, was du dir einmal vertraut gemacht hast.“

Doch der Mann wird später der „barm-herzige Samariter“ genannt werden. Barmherzigkeit hat es mit dem Herzen

zu tun: alle Skrupel beiseite schieben und der Stimme des Herzens folgen. Das ist sein Programm. Auf das Jam-mern des Geschlagenen macht der Retter keine großen Worte. Wo Not ist, da muss einer das Notwendige tun. Absteigen, hingehen, den bestmögli-chen Griff anwenden, die eigene Angst überwinden. Das tut der Samariter. Er hat keine Zeit, über die Frommen zu schimpfen, die sich aus dem Staub gemacht haben. Es kommt auf jede Minute an. Ein jüdisches Sprichwort sagt: „Wer einen einzigen Menschen rettet, der rettet die ganze Mensch-heit.“ Hier wird die Welt mit Salbe und Alkohol gerettet. Anstelle von Mullbinden wird das Hemd in Streifen gerissen. Da ist keine professionelle Distanz, sondern menschliche Nähe.

Der Weg nach Jericho ist noch weit. Zunehmend wird der Kranke krän-ker. Die Hoffnung auf seine Rettung schwindet mit jedem Schritt des Esels. War es nicht sinnlos, den Esel einzusetzen? Darf man das Betriebskapital aufs Spiel setzen, wenn am Ende vielleicht nichts dabei herauskommt? Betriebswirtschaftli-che Überlegungen haben hier Pause. Von Überstunden ist nicht die Rede, geschweige denn von bezahlten Überstunden. Der Lohn für diesen Einsatz hat eine andere Qualität. Die beiden werden zu Mitmenschen. Sie gehören unlösbar zu einander. Eine Gemeinschaft entsteht zwischen Leuten, die sich bislang fremd waren, vielleicht einen weiten Bogen umein-ander gemacht hätten. Sie werden zur Keimzelle einer neuen Menschheit.

Vor den beiden liegt der Weg nach Jeri-cho. Für ein paar Kilometer werden sie zu einem Team. Dann wird der Händler aus Samaria sein Portmonee öffnen und die weitere Behandlung bezahlen. Ohne Limit, nur am Bedarf des Kran-ken orientiert. In der Verhandlung mit dem Wirt von Jericho ist der Samari-

taner wieder ganz Kaufmann. Da wird man um den fairsten Preis geschachert haben, bis man sich auf zwei Silber-groschen geeinigt hatte. „Ein jeder Arbeiter ist seines Lohnes wert“, wird der Wirt in die Diskussion geworfen haben, ein biblisches Sprichwort.

Ob sich der Helfer und der Patient je wieder begegnet sind? Starb der Niedergeschlagene vielleicht an den Folgen des Überfalls? Hat er in Jericho auf die Rückkehr seines Retters gewartet? Blieben bleibende Schäden zurück von den Schlägen der Räuber? Wenn er wieder gesund wurde: Wie hat er sich selbst ver-halten, wenn er andere Kranke und Verwundete zu Gesicht bekam?

Frank Fornaçon

Buchillustration, Aquarell. Das Bild zur Geschichte vom barmherzigen Samariter ist der „Bibel mit Bildern von Lisbeth Zwerger“ entnommen, die im Katholischen Bibelwerk erschienen ist.

2/2012 CHRISCARE 5KUNST

Und wo bin ich?Der barmherzige Samariter von Lisbeth ZwergerDer Hintergrund

des Bildes zeigt eine kahle, triste Hügellandschaft in braun-grauen Farbtönen. Die vereinfachten For-men und Flächen werden nur durch wenige horizontale Linien strukturiert. Im oberen Teil des Bildes sind die Far-ben der Landschaft heller als im unte-ren Teil. Am rechten oberen Rand öffnet sich der grau-weiße Horizont des Himmels.

Durch die Hori-zontale zieht sich ausgehend von

besetzten langen blauen Mantel sowie eine Kopfbedeckung, die an einen wohlhabenden Kaufmann erinnern kann. Dazu trägt die Person feste Schuhe und eine Hose, was aber durch die Rückenansicht nur angedeu-tet bleibt. In einigem Abstand zu dieser Person geht ein geistlicher Würden-träger auf dem Weg. Er liest vertieft in einem roten Buch. Sein überlanges reichlich verziertes goldgelbenes Gewand schleift über den Weg. Durch das helle Licht im oberen Teil des Bildes wird die wertvolle Kleidung des Mannes noch einmal hervorgehoben. Die Mitra und das weiße Unterkleid weisen den Mann als hohen christli-chen Würdenträger aus.

Am Ende des im Horizont verschwin-denden Weges stürmen zwei nur noch schwer zu erkennende Perso-nen davon. Der hintere von ihnen trägt ein Bündel mit Kleidungsstü-cken oder Tüchern im Arm. Außerhalb des Bildes stehen an der unteren rechten Ecke einer Vignette ähnelnd drei verschiedenfarbige Gefäße: eine mit einem Korken verschlossene braune Flasche, auf der ein rotes Kreuz zu erkennen ist, ein heller Kelch mit rotem Wein und ein grüner Krug, der vermutlich Wasser enthält.

Mit dem Bild Lisbeth Zwergers gelingt es aufgrund seiner ästhetischen und inhaltlichen Reduzierungen problemlos, in die Geschichte vom barmherzigen Samariter einzutauchen. Das „unter die Räuber gefallene Opfer“ liegt uns unübersehbar vor den Füßen. Das Bild entwickelt die Dramatik dieses Geschehens in einer eigenen unver-wechselbaren Weise. Der Mann liegt wie eine Barriere auf dem Weg. Der Wohlhabende, der eben den Weg entlang kam, muss über ihn hin-weg gestiegen sein. Statt ihn dabei

anzusehen und ihm zu helfen, hat er offensichtlich über ihn hinweggesehen. Auch der Geistliche, der sich in sein Gebets- oder Gottesdienstbuch vertieft hat, muss ähnlich gehandelt haben. Fast könnte er über den Verletzten gestolpert sein, ohne ihn dabei wahr-zunehmen. Kein Blick zurück und kein Blick nach vorn ist an ihm zu erkennen. Den Räubern, die davonflüchten, ist er nicht auf der Spur. Sie zur Rechen-schaft zu ziehen, könnte zumindest Gerechtigkeit herstellen.

Im Ablauf der Geschehnisse, die sich auf dem rot-braunen Band aneinander reihen, gewinnt die Geschichte etwas Zeitloses. Was Jesus erzählt, ist nicht etwas Vergangenes, sondern etwas, das bis heute immer wieder geschieht. Die gegenwartsbezogene Darstellung der Beteiligten hat dabei einen kritisch- provozierenden Charakter. Sowohl die institutionelle Religion als auch die wohlstandsbezogene Gesellschaft sieht über die Opfer, die auf dem Weg liegen, häufig hinweg. Die Gründe werden in der Symbolik des Bildes nur angedeutet. Sie machen aber deut-lich, dass es sich bei der Darstellung letztlich nur im vordergründigen Sinn um eine Illustration der biblischen Geschichte handelt. Die Darstellung drängt vielmehr zu einer eigenen Beteiligung am Bild. Denn was zur traditionellen Darstellung der bibli-schen Geschichte zählt, fehlt hier: das vorbildliche Handeln des Samariters selbst. Das Bild von Lisbeth Zwerger stellt den Betrachter quasi selbst auf den Weg. Niemand anderes als er bzw. sie ist der barmherzige Samariter – womit die Künstlerin nicht besser bei der biblischen Geschichte sein könnte (Lukas 10,37)!

Steffan Marklein, Religionspädagogi-

sches Institut, Loccum

der rechten unteren Ecke in einem weiten nach links führenden Bogen ein Weg – wie ein rot-braunes Band – durch die Landschaft. Er endet in der Ferne der Hügel.

Auf diesem klar abgegrenzten Weg befinden sich mehrere Personen und Gegenstände. Unübersehbar im Vordergrund liegt exakt quer zum Weg ein Mann auf dem Rücken. Kopf und Füße ragen über den Weg hinaus. Als einziges Kleidungsstück trägt er eine schlichte dunkle Alltagshose. Die Augen des Mannes sind verschlos-sen. Eine Gesichtshälfte scheint mit Blut verschmiert zu sein. Vor dem Mann liegt ein Wanderstab, der am unteren Ende ebenfalls Blutspuren aufweist. Neben dem Mann liegt geöffnet ein leerer Koffer, aus dem lediglich noch ein unscheinbares Klei-dungsstück heraushängt.

Mit großen Schritten voranschreitend sieht man eine Person. Sie trägt einen mit einem Pelzkragen und Pelzärmeln

66 TITELTHEMA

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Mauern und WindmühlenWirtschaften für den Menschen

Wichtige Entscheidungen zu treffen, erfordert manchmal eine ganz ordentliche Portion Mut – das ist bei unterneh-merischen Entscheidungen zunächst einmal nicht anders als bei wichtigen Entschlüssen im Privatleben.

Und hier wie da bleibt nicht selten zunächst die bange Frage offen, ob man sich richtig entschieden hat. Wurde da eine Tür aufgestoßen zu neuen Wegen mit glänzender Perspektive oder hat man sich möglicherweise auf ein Abstell-gleis manövriert? Oftmals lässt sich diese Frage erst in der Zukunft

beantworten. Die Abwägung aller „Für und Wider“ ist jedoch eine Aufgabe, die bereits in der Gegen-wart – vor der Entscheidung – erfol-gen muss. Die Albertinen-Kran-

die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi als auch der Marburger Bund drängten auf einen Tarifvertrag, ein erster Warnstreik von Verdi fand im Juli statt.

kenhaus/Albertinen-Haus gGmbH stand im letzten Sommer vor einer solchen Entscheidung: Sowohl

Arbeitsrechtlich wäre es einfach gewesen, auf die bestehenden Arbeitsvertragsrichtlinien (AVR) zu verweisen und darauf, dass in kon-fessionellen Einrichtungen weder Streik noch Aussperrung gestattet seien. Das wäre einfach, möglicher-weise aber auch zu einfach und in jedem Fall nicht zielführend gewe-sen. „Wenn der Wind der Verände-rung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen“, so lautet ein chinesisches Sprichwort. Vorstand und Hauptgeschäftsfüh-rung haben sich seinerzeit dafür entschieden, den artikulierten Willen nach einer neuen Grundlage für das gedeihliche Miteinander in unseren Einrichtungen anzuerken-nen und keine Mauern zwischen Dienstgebern und Dienstnehmern zu errichten.

Wir wollten und wollen gemeinsam mit der Mitarbeiter/innenvertretung und der Ärzteschaft einen konstruk-tiven Weg gehen, der, getragen von dem gegenseitigen Respekt fürei-nander, Lösungen zum Wohle aller ermöglicht. Ich sage an dieser Stelle offen, dass erst die Zukunft darüber entscheiden wird, ob die so getrof-

„Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen.“ Chinesisches Sprichwort

7TITELTHEMA

fene Entscheidung richtig war. Die Veränderung wird Geld kosten, viel Geld, das wir an anderer Stelle erst einmal wieder verdienen müssen. Es wird ebenso Kraft kosten, die organi-satorische Trennung von Ärzteschaft und übrigen Beschäftigtengruppen auf Tariffragen zu beschränken und nicht zuzulassen, dass das großartige Miteinander aller Berufsgruppen bei Albertinen darunter leidet. Dabei braucht es keiner fremder Dritter, die uns sagen müssten, wie wir mitei-nander umzugehen haben. Ich bin froh, dass dieses auch von unseren Tarifpartnern bei Verdi und dem Mar-burger Bund so gesehen wird.

Nicht zuletzt hängt jetzt vieles davon ab, ob es gelingt, auch zukünftig in einem konstruktiven Miteinander um die beste Lösung

trennen, grenzen aus und versperren den Blick auf das Wesent-liche. Das Wesent-liche aber ist unser diakonischer Auftrag gegenüber den uns anvertrauten Men-schen, wie er auch in unserem Leitbild formuliert ist: „Wir helfen einander, so zu handeln, wie Jesus es gesagt hat: ‚Alles was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch!‘ (Mt. 7,12).“ Das ist unsere Grundhaltung gegen-über unseren Patien-ten, Bewohnern und Gästen. Vor allem aber

Dipl.-Kfm. Cord Meyer, Hauptgeschäftsführer des

Albertinen-Diakoniewerks

„Auch die Errichtung von Mauern kostet Geld – ebenso wie die Fertigung von Windmühlen. Aber während letz-tere hochproduktiv sind, stehen Mauern oftmals nur sinnlos herum, trennen, grenzen aus und versperren den Blick auf das Wesentliche. Das Wesentliche aber ist unser diakonischer Auftrag.“ Cord Meyer

zu streiten und dabei das gemein-same große Ganze nicht aus den Augen zu verlieren. Hätte es aber eine Alternative gegeben? Auch die Errichtung von Mauern kostet Geld – ebenso wie die Fertigung von Windmühlen. Aber während letztere hochproduktiv sind, stehen Mauern oftmals nur sinnlos herum,

ist es auch die Haltung, mit der wir uns gegenseitig in einer gelebten Dienstgemeinschaft begegnen wollen: berufsübergreifend im Team, auf Station, in der gesamten Einrichtung. „In besten Händen“ lautet das Motto von Albertinen, ein Zusatz, ohne den unser Logo in den seltensten Fällen benutzt wird. Er

steht für einen hohen Anspruch im Umgang mit den vielen Menschen, die sich uns anvertrauen, aber auch im Umgang untereinander. Was uns deshalb eint, ist die große Heraus-forderung, diesem hohen Anspruch jeden Tag erneut gerecht werden zu wollen. Und das geschieht unabhän-gig von AVR oder Tarifvertrag.

2/2012 CHRISCARE

8 ERFAHRUNGEN

Nur das Geld ausgeben, das Gott uns gibt„Neues Land“ in Hannover

ChrisCare hat Jochen Buhrow, den bisherigen Leiter des Neuen Landes in Hannover, gebeten, die Erfahrungen dieses christlichen Werkes zum Zusammenhang von Glaube und Geld zu beschreiben.

Das Neue Land entstand inmitten einer Gemeindearbeit als eine christ-liche Drogenarbeit. In der vorange-gangenen offenen Teestubenarbeit wurde den Mitarbeitern deutlich, dass Menschen aus sozialen Rand-gruppen nicht nur Worte, sondern konkrete Lebenshilfe brauchen. Die Mitarbeiter beschlossen daraufhin, eine Lebensgemeinschaft auf Zeit zu gründen, in der bedürftige Menschen

tragfähiges Land als Grundlage für ihr Leben mitzugeben.

Unsere nächsten Schritte gingen wir dann zum einen aus den Notwendig-keiten der Arbeit und den sich daraus ergebenden Erkenntnissen und zum anderen aus dem heraus, was wir im Hören auf Gott verstanden. Wenn wir etwas erkannten, versuchten wir es umzusetzen. Immer so weit, wie wir es schaffen konnten. Wir vertrauten dann darauf, dass Gott uns entspre-chend weiterführt, denn immerhin war die Arbeit ja sein Anliegen und sein Werk. Wir wollten Gott dienen und nicht umgekehrt.

Das Neue Land entwickelte sich weiter – Jahr für Jahr. Immer wieder waren Entscheidungen nötig und immer wieder ging es voran. Wenn auch manchmal durch ganz schöne Tiefen und Herausforderungen. Zum Beispiel waren nach einem ¾ Jahr von anfangs 12 Mitarbeitern nur noch drei dabei. Aber unsere Beauftragung von Gott und die daraus spürbare Berufung für uns war uns so sicher, dass wir den Fortgang der Arbeit nicht infrage stellten.

Das Neue Land entwickelte eine von den Sozialleistungsträgern aner-kannte Drogentherapie. Um sie leben und gestalten zu können, brauchten wir vollzeitiges und fachlich qualifi-ziertes Personal. Das kostete viel Geld. Und das ergab sich auch nicht auf einmal, sondern war eine Ent-wicklung von Jahren.

Wir lebten und arbeiteten weiter im Vertrauen zu Gott, dass er unser Ver-sorger und eigentlicher Leiter ist.

Einige Prinzipien wurden uns deutlich und wichtig, zum Beispiel, dass wir keine Schulden machen wollten. Wir wollten immer nur das Geld ausge-ben, das Gott uns anvertraute.

Das war und ist ein spannender Weg. Wir erlebten konkrete Wegführungen und Wunder von unserem HERRN. Über allen Entwicklungen konnten wir immer sagen: Das hat Gott geführt. Zum Beispiel hat jedes Haus seine eigene besondere Geschichte, wie auch jeder Mitarbeiter die Geschichte seiner Berufung ins Neue Land erlebte.

Eines Tages wurde uns ein Haus zur Miete angeboten. Eine Prüfung durch unseren Trägerverein ergab: „Hier will Gott Geschichte schreiben. Das Haus ist eine Gebetserhörung zur Aufnahme von Menschen, die noch nicht für eine Therapie motiviert sind. Es ist nötig und wichtig. Wir sollen es mieten.“

In den Monaten vorher hatten wir unser Therapiehaus auf dem Lande (Schorborn) gekauft, was wir nur mit einem Kredit finanzieren konnten. Wir hatten also Schulden. Und das Haus in Schorborn verlangte nach einer kostenaufwändigen Sanierung. Und nun sollten wir dieses Haus zusätzlich mieten. Wovon sollten wir die Miete bezahlen? Wir hatten kein Geld und würden für das neue Haus auch keine Finanzierung bekommen. Als Geschäftsführer haderte ich mit Gott und dachte: „Nein, das können wir nicht machen. Das ist unverant-wortlich. Wir dürfen das Haus nicht mieten.“ In dieser Situation bekam ich Besuch von einer Person, die ich bis dahin kaum kannte. Ihr war in einer Stillen Zeit vor Gott deutlich gewor-den, dass sie uns den Erlös ihres Sparbuches bringen sollte. In dem Umschlag befanden sich 20.000 DM! Ich war den Tränen nahe. Nie hätte ich mit einer solchen Spende gerechnet. Durch diese Spende machte Gott mir persönlich und damit auch uns im Neuen Land deutlich: „Du sollst nicht rechnen. Du sollst vertrauen. Wenn ich euch führe, sorge ich auch

Waltraut und Jochen Buhrow

unter gewissen Bedingungen mit leben und ihr Leben unter die Füße bekommen könnten.

Als Mitarbeiter finanzierten wir uns selbst. Jeder Mitarbeiter beteiligte sich an der Miete, den Hauskosten und dem Haushalt. Personalkosten hatten wir damals noch nicht. Und als Neues Land waren wir ein Anliegen der Gemeinde, die sich im Gebet und mit ihrer Liebe hinter uns stellte.

So marschierten wir mit ihrem Rückenwind voran. Unsere Liebe gehörte den Menschen, die wir aufnahmen. Wir dienten ihnen so gut wir konnten, um ihnen neues und

2/2012 CHRISCARE 9ERFAHRUNGEN

Nur das Geld ausgeben, das Gott uns gibt

für euch.“ Ich erkannte es als Reden Gottes und konnte der Anmietung des neuen Hauses zustimmen. Gott hat ca. 30 Jahre für uns in diesem Haus gesorgt. Wir haben immer die Miete zahlen können und haben seine Versorgung erlebt. Hunderte von dro-genabhängigen Menschen haben hier Hilfe für ihr Leben erfahren.

Geschichten wie diese haben wir mehrere erlebt. Sie ließen uns glauben, hoffen und unseren Weg bauen. Gott machte mit uns Geschichte. Es hat nie bedeutet, dass wir unsere Hände in den Schoß legten. Es war viel Arbeit und es gab

immer wieder große Herausforde-rungen. Aber wir hatten Vertrauen und konnten voran gehen. Und wir brauchten nie mehr zu tun und zu geben als unser Bestes. Gott hat dann seinen Segen dazu gegeben. Es hat uns viel Freude bereitet und uns das Erleben geschenkt, wie in einer großen Familie zu einander zu stehen, uns zu ergänzen, zu fordern und zu fördern.

Neben den Förderungen, die wir ein-mal durch die Sozialleistungsträger für die Therapien bekamen, wurden wir in anderen Bereichen von Stadt und Land gefördert und von Freun-den und Gemeinden mit Spenden bedacht. Wir machten uns als Neues Land transparent für einen wachsen-den Freundeskreis, der zunehmend hinter uns stand und steht.

Wir lebten Beziehung auf meh-reren Ebenen:

•ZuGott,der uns berufen und beauf- tragt hatte und unser Liebhaber und Versorger war, •unterunsMitarbeitern in der kon- kreten Arbeit, •zudenehrenamtlichen Mitarbei- tern, die uns in den Aufgaben unse- rer Arbeit ergänzen, •zudenGemeinden und Freunden, die mit uns des Weges waren, •zudenAbhängigen in der Drogen- szene und damit zu den Menschen, die unserer Hilfe bedurften, •zuderÖffentlichkeit, der Verwal- tung und den politischen Verant- wortungsträgern in Stadt und Land. •zudenNachbarn, die in unserem Umkreis leben, •zudenMenschen, die in unseren Häusern waren. Für sie versuchten wir so etwas wie eine Großfamilie zu sein, in der sie beziehungsmä- ßig ein Stück zuhause sein können, •deutschlandweitzu Menschen, die einen ähnlichen Auftrag haben und leben wie wir.

Im Neuen Land arbeiten an den Stand-orten Hannover, Schorborn und Amelith 40 hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ergänzt von ca. 100 Freiwil-ligen. Gut 20 Gemeinden, Firmen und Gruppen unterstützen das Neue Land. 4.000 Rundbriefe werden regelmäßig versandt. Mehr über das Neue Land, das auch zu den Bewerbern um den 2. Christlichen Gesundheitspreis gehörte, unter www.neuesland.net

Inzwischen sind 40 Jahre vergan-gen. Wir feierten im Mai unser 40-jähriges Bestehen als Neues Land mit dem Motto: „Es gibt kei-nen hoffnungslosen Fall!“

Unser finanzieller Bedarf ist gestie-gen. Die Bedingungen für eine soziale Arbeit, die wir geworden sind, haben sich geändert. Mit dem 40-jährigen Jubiläum stehen wir auch in einem Leitungswechsel. Wir haben die Grundlagen der Arbeit verändert und der Zeit angepasst. Es gibt eine neue Satzung. Neue Strukturen. Eine Trennung zwischen Leitung (Geschäftsführung) und Kontrolle (Aufsichtsrat). Wir werden sehen müssen, wie wir bestehen.

Eine Grundlage ist geblieben und bleibt: Wir stehen auf dem Funda-ment des Evangeliums und wissen, dass Gottes Liebe immer mehr ver-mag, als wir denken. Es gibt keinen hoffnungslosen Fall und auch wir als Mitarbeiter und Verantwortliche des Neuen Landes fallen nie in die Hoff-nungslosigkeit. Wir werden getragen von IHM, dem Anfänger und Vollen-der unseres Glaubens.

Jochen Buhrow, Sozialarbeiter und bis

Anfang 2012 Leiter des Neuen Landes.

Eine Mitarbeitergruppe beim Start der Sommereinsatzwoche „Summer in the City“ in der Drogenszene

Gespräche vor dem Kontaktcafé BAU-WAGEN hinter dem Hbf Hannovers

Am „Tag der Begegnung“ im Therapie-haus in Amelith

Tischgemeinschaft in der Clearing-Sta-tion des Neuen Landes

10 INTERVIEW

Christ und Unternehmer Praxen in der Spannung

In der Beratung von niedergelas-senen Ärzten, die sich bewusst als Christ verstehen, stößt der Unternehmensberater auf inter-essante ethische Fragestellungen rund ums Geldverdienen im Gesundheitswesen. Die Teilneh-mer des Gesprächs sind zwar frei erfunden, kommen aber in der Wirklichkeit immer wieder vor:

Matthias D. ist niedergelassener Zahn-arzt, ein Landzahnarzt, und gehört in seiner Gemeinde zum Leitungskreis. Er meint: „Wenn ich in der Gemeinde mal etwas Handwerkliches zu tun habe, bin ich in meinem Element – eben genauso wie in der Praxis.“

Andreas Riebe: „Wo wirkt sich dein Christsein im Beruf konkret aus? Was ist dir dabei wichtig?“

Matthias D.: „Das betrifft die Art, wie ich mit meinen Mitarbeiterinnen umgehe, mein Blick für den – ganzen – Patienten, die ärztliche Versorgung soll optimal sein und zugleich seinem Geldbeutel entsprechen. Aber ich wünsche mir auch, dass die Praxis nicht meine gesamte Zeit auffrisst, sondern auch die Familie und die Gemeinde genug Platz finden.“

Andreas Riebe: „Aber was in der Gemeinde gut ist – sich in andere hineinzuversetzen, zuzuhören – , heißt in der Praxis plötzlich: 'zu gut-mütig' oder aber 'führungsschwach'.“

Matthias D.: „Eine christliche Prä-gung kann zu einer Gutmütigkeit führen, die Patienten, Mitarbeiter oder Fremdlabore ausnutzen. Anders-herum kann es den Mitarbeitern auch an konkreten Zielen fehlen, am Fördern und Fordern, wenn Ärztinnen und Ärzte Nachsicht und Nachgiebig-keit mit Christsein verwechseln.

Gelebter Glaube ist aber sehr wert-voll für die Praxis und kann viele Gesichter haben. Eine christliche Prägung und gelebten Glauben sollten wir nicht miteinander verwechseln. Als Christ und Chef generell nachgie-big zu sein, ist nicht unser Auftrag. Aber zu überlegen, was Jesus in einer bestimmten Situation tun würde, ihn um Weisheit zu bitten (Jakobus 1,5) und danach zu handeln, das schon.“

Dirk S., der 1993 die Praxis von seinem Vater übernommen hat: „So brauche ich als Christ zum Beispiel nicht jeden 'Knoten durchzuhauen', nur weil ich der Chef bin. Guten Ideen meiner Mitarbeitern kann ich zuhören (aha! siehe oben) und von ihren Erfahrungen profitieren. Sie sind noch näher am Patienten und wissen dadurch noch genauer, was er oder sie sich wünscht.“

Andreas Riebe: „Praxisführung bein-haltet eine ganze Reihe von Dingen:

• sich selbst zu führen • strategische Planung • Organisation • Mitarbeiter- und Teamführung • Kommunikation und Konflikt- kompetenz • Controlling, Finanzen

Dies betrifft alle Praxisinhaber. Hier aber als Christ überall die eigenen

Werte einbringen zu können, sehe ich als eine besondere Möglich-keit, Aufgabe und Freude an. Dabei denke ich an das Bild eines geweb-ten Stoffes. Die Fäden, die in die eine Richtung verlaufen, stellen die Praxisführung dar – die Fäden in der Querrichtung sind der Glaube, der alle anderen Fäden berührt und sie zu einem stabilen Gewebe macht. Beide Fadenrichtungen haben eine wichtige Bedeutung. Ich kann sie wechselseitig nicht ersetzen: ‚Wenn ich nur genug bete, wird Gott schon die Unzulänglichkeiten in der Praxis heilen.‘ Oder: ‚Weil mein Mitarbei-tergespräch perfekt vorbereitet ist, schaffe ich das schon – beten brau-che ich nicht.‘ Beide Fadenrichtungen gehören zusammen.

Trotzdem wissen wir, dass der Glaube kein Allheilmittel ist. So wie ein Gewebe eine Belastungsgrenze hat, ab der es Risse bekommt oder durchreißt, erleben auch Christen Fehler als Behandelnder, im Umgang mit Mitarbeitern oder sogar, dass eine Praxis Pleite geht.“

Dorke S.: „Als Ärztin bin ich zugleich auch Unternehmerin und achte darauf, wie sich der Umsatz und die Kosten entwickeln. Das habe ich in der Uni nicht gelernt, das musste ich mir anders aneig-nen. Die Zeit für Gespräche mit dem Patienten oder Mitarbeitern, sind – ökonomisch gesehen – eng begrenzt. Aber auch solche Grenzen gehören zu meinem Praxisalltag.“

Andreas Riebe: „Die Gesundheit des Patienten, die menschliche und fachliche Führung der Mitarbeiter, die eigene Berufung, das ethische Handeln, der wirtschaftliche Druck sind alles Fäden in dem Tuch, das ‚Arztpraxis‘ heißt. Sie haben dieselbe

2/2012 CHRISCARE 11INTERVIEW

Christ und Unternehmer oder unterschiedliche Webrichtun-gen. Haben sie den richtigen Platz gefunden, dienen sie der Leistungs-fähigkeit der Praxis“.

Andreas Riebe fragt Silke N., die in einer Gemeinschaftspraxis tätig ist: „Nach deinem Examen bist du mit deinem Mann ins Ausland gegangen und bist erst spät, nach eurer Rück-kehr, in den Beruf eingestiegen. An der Praxisführung hast du dich nicht beteiligt. Wie kam das?“

Silke N.: „Ich war einfach froh, erst ein-mal den fachlichen Einstieg zu fi nden. Dazu kam ja auch der Umgang mit den Patienten und den Mitarbeitern.“

Andreas Riebe: „Wodurch wurde dieses Thema für dich trotzdem wichtig?“

Silke N.: „Für mich war es wich-tig, mich mehr mit den Zahlen der Praxis zu beschäftigen und zu sehen, wovon das Ergebnis beeinfl usst wird. Können wir uns eine weitere Mitar-beiterin leisten? Oder umgekehrt: Inwieweit bieten zusätzliche Mitar-beiterinnen die Chance, ein besseres Ergebnis zu erzielen?“

Andreas Riebe: „Wieviel ‚darf‘ man denn deiner Meinung nach als Christ verdienen?“

Silke N.: „Entscheidend ist für mich, wie man sein Geld verdient, z.B. nicht dadurch, Behandlungen so mangelhaft durchzuführen, dass der Patient bald wiederkommen muss.

Daneben fi nde ich wichtig, was ich mit dem Geld mache. Wir stellen ja auch Arbeitsplätze zur Verfügung. Bil-den wir Rücklagen von einem guten Gewinn, sind die Gehälter im nächs-ten Jahr bereits sicherer. Genauso ist es mit den Familieneinkommen

der Behandler. Darin sehe ich sowohl vernünftiges als auch christlich ver-antwortliches Handeln.“

Andreas Riebe: „Matthias, du bezeich-nest dich als sehr gewissenhaft. Du sagst, dass es dir besonders wichtig ist, Fehler zu vermeiden und dass du vieles, was dir begegnet, zuerst sehr kritisch unter die Lupe nimmst.“

Matthias D.: „Ja, und damit hängt auch ein hoher Qualitätsanspruch an meine Arbeit zusammen.“

Andreas Riebe: „Wie wirkt sich das aus? Kannst du mir Beispiele dafür nennen?“

Matthias D.: „Ich denke an die Situation, wenn ich sehe, dass mein Patient eine bestimmte medizini-sche Versorgung bräuchte, aber eine richtig gute Qualität kaum wird bezahlen können. Entweder er bekommt nicht die Top-Qualität oder ich lege etwas dabei drauf.“

Andreas Riebe: „Eine Zuzahlung für Zahnärzte?“

Matthias D. lacht: „Wenn du so willst.“

Andreas Riebe: „Beratung und Coaching hast du anfangs gesucht, weil du zwar viel gearbeitet hast, aber die Praxis trotzdem nicht viel abwarf. Welcher Anteil an dem schlechten Betriebsergebnis, schätzt du, kommt durch diese Gewissenhaftigkeit zustande?“

Matthias D.: „Vielleicht 30 Prozent.“

Andreas Riebe.: „Ist an der Stelle dein Glaube ein Hindernis für dich?“

Matthias D.: „Das ist eine gute Frage...! Ich merke, dass ich

mein Verhalten vom Glauben her begründe, obwohl ja z.B. Maria und Martha in der Bibel da zum Nach-denken einladen. Eine Prägung zum Gewissenhaften habe ich sicherlich ohnehin. Und auch in der Gemeinde wird gewissenhaftes Verhalten gern gesehen und belohnt.“

Andreas Riebe: „Wichtig ist mir, aus-einanderzuhalten, was uns geprägt hat – auch im Raum der Gemeinde –und wie Gott sich tatsächlich in seinem Wort zeigt. Nicht nur das wahrzunehmen, was meinen Einstel-lungen ohnehin entspricht. Gar nicht leicht! Aber erst dann kann ich klarer sehen, wo mein Christsein im Beruf wichtig ist und Gott mich leiten will.

All die ‚Fäden‘ in der Praxis erleben Sie ja als Christ. Sie berühren sich untereinander. Schauen Sie sich doch die jeweiligen „Fäden“ oder Anforderungen Ihrer Praxis näher an. Ordnen Sie sie ein und entscheiden Sie sich dann, was in der jeweiligen Situation den Ausschlag geben sollte. So werden diese Anforderungen nicht in falscher Weise verquickt noch gegeneinander ausgespielt.

So bleibt das ‚Tuch‘ unter Spannung, aber es reißt nicht so leicht.

Ich persönlich bin froh über Ärzte, die zugleich Christen sind und diese tägliche Spannung leben!“

Andreas Riebe

ist selbständiger

Praxiscoach in

Bonn und Trainer

und Berater bei

xpand.

12 ERFAHRUNGEN

Berufung – Karriere und das liebe GeldSechs Berichte

Mit meiner Berufung Geld verdienen – darf ich das? Die Antwort auf diese Frage ist eindeutig und kurz zu geben: Ja. Viel bedeut-

samer stellt sich eine andere Frage: Ist mein Beruf meine Berufung? Ich hinterfrage das in unregelmä-ßigen Intervallen, für mich selber, im Zwiegespräch mit Gott und im Zwiegespräch mit Menschen, denen ich in solchen Momenten mein ganzes Vertrauen gebe. Für die Zeit bis zu dem Augenblick, in dem ich diesen Artikel schreibe, empfi nde ich meinen Beruf – ausgebildet als Mediziner und in der Reife auf dem Weg zum Arzt – als Teil meiner Berufung. Jesus nimmt eindeutig Stellung: „Man zündet ja keine Lampe an und deckt sie dann zu. Im Gegenteil: Man stellt sie so auf, dass sie allen im Haus Licht gibt.“ (Matth. 5,15). Wenn ich in meiner Berufung als Lampe angezündet bin, dann um in meiner Arbeit Licht für die Patienten zu geben, das Gehalt meiner Kolleginnen und Kollegen zu bezahlen und meine Familie zu begleiten. Bislang ist es dem Herrn gelungen, mich dabei in einer maß-vollen Haushaltung zu lenken und ich vertraue darauf, dass das auch in Zukunft so sein wird.

Dr. med. Matthias Pein,

Facharzt für Innere Medizin,

Diabetologe, Hamburg

Mit der Wende veränderte sich meine Berufung – Zahnarzt und Christ – in eine neue Herausfor-derung: eigene Zahnarztpraxis und Christ.

Damit begann auch eine neue Verant-wortung für meine Mitarbeiter und Patienten. Um die Praxis betreiben zu können (Investition, Mitarbeiter, Material etc.) musste ich mit meiner Berufung Geld verdienen. Gott stellt uns immer wieder vor den Anspruch, unser Christsein nicht nur sonntags zu leben, sondern gerade im Alltag soll es sich bewähren. Das bedeutet für mich: Wie gehe ich mit meinen Mitarbeitern, wie gehe ich mit mei-nen Patienten um? Haben sie den Eindruck, dass sie mir als Personen wertvoll und wichtig sind, oder laufe ich Gefahr, dass ich in ihnen nur Objekte zur Gewinnmaximierung sehe? Der Spagat zwischen Zeit für den Patienten und Geld verdienen bedeutet immer wieder eine Span-nung, die ich aushalten muss.

Eva-Maria Mieth,

Zahnärztin, Freiberg

Als wir uns 1992 als Phy-siotherapeuten selbständig machten, war viel therapeutische Begeisterung und wenig fi nanzieller Sachverstand

dabei. Jahre später hatten wir zwar eine große Praxis, aber das Finanz- und Personalmanagement erdrückte uns. Reich waren wir auch nicht gewor-den, aber darum ging es auch nicht in erster Linie. Wie konnten wir unseren Fähigkeiten entsprechend gute Arbeit leisten, in einem Rahmen, der auch uns gut tat, und dabei ohne fi nanzi-ellen Dauerstress über die Runden kommen? Der Umsatz eines Thera-peuten im Kassenbereich ist (leider) nicht dazu geeignet, Praxiskosten zu decken und eine mittlerweile fünfköp-fi ge Familie zu ernähren. 20-Minuten-Takt auf Dauer? Wir suchten nach anderen Lösungen und bezogen einen externen Berater mit ein. Letztendlich entschieden wir uns, alleine zu arbei-ten. Uwe stieg aus dem gesetzlichen Kassensystem aus, machte seine Heilpraktikerprüfung und hat nun eine gesetzliche Grundlage, die Therapie inhaltlich, zeitlich und fi nanziell freier gestalten zu können. Klaudia arbeitet in Teilzeit weiter als Physiotherapeutin. Diese Mischung hat sich bewährt und tut auch uns gut. Gottes Leitung und Frieden haben wir durch die Beratung und in vielen ganz praktischen Details erfahren. Es war unser Weg, aber so ist Gott ja auch – ganz persönlich.

Klaudia und Uwe Schall,

Heilpraktiker und Physiotherapeuten,

Koblenz am Rhein

2/2012 CHRISCARE 13ERFAHRUNGEN

SichtweisenSeit 6 Jahren arbeite ich als Allgemeinmedi-ziner in Praxis, Notfallversor-gung und auch zeitweise in internistischen Notfallambulan-

zen im Krankenhaus in Deutschland und England. Da ich mich nicht einer Krankenhauskarriere unterwor-fen habe, kann ich die derzeitigen flexiblen Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt frei nutzen. Hier geht es mehr darum, zwischen Entfer-nung vom Heimatort, Arbeitsfreude und Verdienstmöglichkeiten zu jonglieren. Allerdings habe ich noch keinen Frieden oder Gottes Zusage, die Finanzen für eine eigene Praxis zusammen zu sammeln.

Meine „Karriere” als Allgemeinme-diziner gestaltete sich über viele Umwege, und ich habe dies voll und ganz als die von Gott für mich bestimmte Berufung anerkannt. So etwas wie Karriereplanung war für mich nach dem Ende des Studiums 1994 ein Fremdwort. In Vorlesungen erschreckte man uns damit, das nur jeder zweite eine Stelle im Kranken-haus bekommen würde. Ich konnte nach vielen Bewerbungen eine Arzt-im-Praktikum-Stelle in der Chirurgie in einem Krankenhaus in Hamburg bekommen. Dies entsprach meinem damaligen Fachinteresse. Ebenfalls konnte ich auch weiterhin eine mir sehr wichtig gewordene christliche Studentenarbeit weiterführen. Ich war also dankbar, überhaupt eine Ausbil-dung zu bekommen, einschließlich einem bescheidenen Einkommen

von 650 Euro. Nach 18 Monaten AiP war es dann trotz massiver Bewerbungsversuche unmöglich, deutschlandweit eine chirurgische Assistenzarzt-Ausbildung zu bekom-men. Nur ein Pharmakonzern hätte mich sofort in die klinische Forschung bei einem Jahresanfangsgehalt von ca. 60.000 Euro eingestellt. Doch hier spürte ich Gottes eindeutige Stellungnahme, dass meine Berufung einer patientenbezogenen Tätigkeit gelten sollte und er ermutigte mich, diesen Weg weiter zu gehen. Mit Mut und Abenteuerlust sind meine Frau und ich dann beide zusammen nach Devon in England gegangen. Schmerzhaft war der Abschied von der christlichen Studentenarbeit, in die meine Frau und ich in den Uni-Jahren hineingewachsen waren. Meine Frau hatte im AiP schnell erkannt, dass ein operatives Fach wie Frauenheilkunde nichts für sie ist und war dankbar für eine sehr gute allgemeinmedizinsche Ausbildung an Englands Südküste. Ich durfte dann für drei Jahre eine sehr praktisch orientierte chirurgische und urologische Rotation durchlaufen und war trotz 72h-Diensten einmal im Monat in der akuten Versorgung immer wieder enthusiastisch, Neues zu lernen. Sauer verdientes Geld wurde dann in Telefonate und Reisen nach Deutschland investiert (es gab noch keine Billigflieger oder die Mög-lichkeit, billig zu telefonieren). Nach mehreren Job-Angeboten in Deutsch-land keimte doch noch Hoffnung auf, ich könnte meine Ausbildung in unse-rem Heimatland weiter fortführen. Allerdings musste ich dann im deut-schen Krankenhaus erfahren, dass mir die deutsche Arbeitsweise, die nicht existente Ausbildung und das Hoch-

dienen fremdgeworden waren. Hier war ich eigentlich das erste Mal über die Ausbildungssituation und spätere Berufsperspektive in Deutschland sehr frustiert. Gott schien mir jetzt zu zeigen, dass meine medizinische Berufung wohl nicht im chirurgisch urologischen stationären deutschen Krankenhausbereich liegen sollte. Mir fehlte jedoch die Kraft, nach dieser Erkenntnis und einigen Monaten deutscher Krankenhaus „Leidkultur”, wieder zurück nach England zu gehen. An dem Punkt stellte er mir das Vorbild meiner Frau zur Seite, die als Allgemeinmedizinerin ganz glücklich zu sein schien. Sollte ich nach über 4 Jahren in ein anderes Fach wechseln? Hier kam mir das allererste Mal der Gedanke, dass ich nicht nur die Ausbil-dung wechsle, sondern auch einen Karrierewechsel vornehme. Raus aus dem Handwerklichen und wieder lernen, ein EKG zu lesen und richtige Anamnesen zu erheben. Diese geis-tige Umstellung dauerte mehrere Monate. Nach einigen Jahren noch im stationären Bereich der Inneren Medizin habe ich dann Gottes Plan für mich verstanden. Mir lagen die für Innere und Allgemeinmedizin benötigten Fähigkeiten wesentlich besser als die im chirurgischen Bereich. Auch die Palette an Arbeits-möglichkeiten erweiterte sich erheb-lich. Als fertiger Allgemeinmediziner zog es mich dann erstmal wieder nach England, wo ich mit einem stabilen allgemeinmedizinischen Rückgrat Freude an verschiedenen Tätigkeiten haben konnte.

Dr. med. Marcus Hassemer,

Allgemeinmediziner, Devon (Süd-

england), Scharbeutz (SH)

14

„Er sorgt für euch“ERFAHRUNGEN

„Wie gehe ich damit um, für unbegrenzte Befürfnisse nur begrenzte Mittel zu haben?“ Bedürfnisse gibt es viele. Ich muss sie wahr-

nehmen und entscheiden, ob ich sie befriedigen will bzw. muss oder nicht, sonst werden sie unbewusst mein Leben bestimmen.

Wenn ich mich zu etwas berufen fühle, dann habe ich auch jemanden, der mich dazu berufen hat, einen „Auftraggeber“. In der Regel sprechen wir, wenn wir als Christen von Berufung sprechen, von einem Gerufenwerden durch Gott.

Wenn ich dazu „Ja“ sage, wird Gott mein Arbeitgeber. Arbeitgeber sind in der Regel auch für die Entloh-nung ihrer Mitarbeiter zuständig. Ich habe den Eindruck, dass es wichtig ist, dass auch ich bewusst zu Gott, seinem Arbeitsplatzangebot und zu ihm als Arbeitgeber „Ja“ sage, ihn als solchen annehme. Dann darf und kann mein Vertrauen wachsen, dass er weit treuer und fürsorglicher ist, als ein menschlicher Arbeitgeber es oft sein kann. Seine Arbeitgeberpfl icht/-fürsorge umfasst mehr als monat-liches Gehalt, Fortbildungsgeld und –zeiten, Urlaube, Anschaffungen, Dienstkleidung und Dienstwagen, Erholungszeiten, Arbeitsrhythmen…

Ich habe es erlebt, dass mein Vertrauen wachsen kann auf Gottes Treue und Fürsorge. Zu Anfang meiner Selbstän-digkeit habe ich mir große Sorgen gemacht. Wenn die Anfragen ausblie-

ben oder auf sich warten ließen, wurde ich unruhig und startete „Notfallpläne“. Ich habe viel agiert, gerechnet und gespart. Eines Tages habe ich mir in Erinnerung gerufen, dass ich den Schritt in die Selbständigkeit gewagt hatte, weil ich überzeugt war, dass Gott mir damit eine Tür geöffnet hatte. Dann ist ja Gott auch mein Arbeitgeber und damit hängt nicht mehr alles nur von mir ab! Entweder es geht mit dem Maß an Einsatz, den ich geben kann, ohne daran kaputt zu gehen, oder es zeigt sich ein anderer Weg. Denn Gott scheint gewollt zu haben, dass ich hier

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Anzeigegenau diese Arbeit tue. Ich beschloss bei meinem Tun und Planen, bei allem was mich berufl ich bewegt, ihn mehr zu suchen, nach ihm und seinem Plan zu fragen. Ich begann mich in Vertrauen zu üben, dass Gott für mich sorgen wird.

Seither darf ich es immer erfahren, dass es wahr ist: Gott sorgt für mich, für alles was ich brauche und immer zur rechten Zeit! Es ist wahr, was Matthäus im 6. Kapitel schreibt: „Sorgt

euch zuerst um das Reich Gottes, alles andere wird euch dazu gegeben“, „Werft all eure Sorgen auf Ihn, er sorgt für euch“. Mittlerweile kann ich „Flauten“ genießen, sie zur Erholung nutzen. Ich lerne es, mich frei und großzügig zu Fortbildungen, und Urlaub anzumelden. Zu kaufen, was ich brau-che, ohne zu rechnen. Gott ist großzü-gig – wir sind es, die klein denken und ängstlichen Herzens gehen.

Odile Deyber, Sonderpädagogin, Legasthe-

nietherapeutin, staatlich geprüfte Atem-,

Sprech- und Stimmlehrerin, Freiburg

2/2012 CHRISCARE 15ANZEIGEN

TschadFür die von der lokalen Bevölkerung hochgeschätzte Arbeit in unserem Waisenhaus in Abéché / Tschad suchen wir dringend • Gesundheits- u. Kinderkrankenpfleger/-innen • Gesundheits- u. Krankenpfleger/-innen, sowie Hebammen Sie sind bereit, sich in die medizinische Betreuung von Waisenkindern, dem Mutter-Kind-Bereich sowie der Pflege von Frühgeborenen und unterernährten Kindern einarbeiten zu lassen und einheimisches Personal anzuleiten.

KamerunFür unser Netz von Gesundheitszentren im Norden Kameruns suchen wir dringend • Ärztin / Arzt im Bereich Allgemeinmedizin / Gynäkologie / Innere Medizin / evtl. Pädiatrie Das medizinische Niveau der Arbeit soll durch Konsultationen, praktische Anleitung u. klinischen Unterricht angehoben werden. Ziel ist, eine oder mehrere Afrikaner/Afrikanerinnen zu finden, die am Ende des Einsatzes die Arbeit übernehmen können.

KamerunIm „Hôpital de Meskine“, einem Krankenhaus in privater konfessioneller Trägerschaft von Medical Centers of West Africa im Norden Kameruns, wird eine weitreichende medizinische Versorgung angeboten, einschließlich Chirurgie, Gynäkologie und einer umfangreichen Ambulanz, in der Tag für Tag über 100 Menschen behandelt werden. Wir suchen dringend • Ärzte / Ärztinnen im Fachbereich Chirurgie, sowie im Fachbereich Gynäkologie Sie sind Arzt und verfügen über Kenntnisse in einem der beiden Bereiche und wenn möglich in tropischer Medizin. Sie operieren zusammen mit einem erfahrenen Team von einheimischen Mitarbeitern und bilden einheimisches Personal aus. Organisatorische Aufgaben machen Ihnen ebenso Freude wie der direkte Kontakt mit Patienten und Mitarbeitenden.

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Lebensgrenzen akzeptierenLebensgrenzen akzeptierenLebensgrenzen akzeptieren

ERFAHRUNGEN

Wann ist der Mensch ein Mensch?Ein persönlicher Beitrag aus theologischer Sicht

Wenn ein Mensch ein Kranken-haus oder eine Praxis betritt, so verändert sich seine Stellung. Seit ich, durch meine Krankheit bedingt, in den vergangenen knapp 3 Jahren immer wieder diverse Praxen und häufi ger auch für längere Zeit ein Kran-kenhaus besuchen musste, habe ich dies sehr deutlich erlebt. Von jemandem, der in seinem Beruf und seiner Position gewohnt war und ist zu agieren, zu handeln, der selbstverständlich sein Leben gestaltet, wurde ich zu jeman-dem, der behandelt werden soll, muss und will. Tatsächlich funk-tioniert „das System“ weitest-gehend auch nur, wenn ich mich als Kranker „ganz in die Hände“ der pfl egerischen und ärztlichen Fachkräfte begebe. Wie behält man eigentlich sein Menschsein als „Objekt“ medizinischen Han-delns und wird nicht zur berühmt berüchtigten „Niere auf Zimmer 12“? Und wie kann das ärztli-che und pfl egerische Personal Mensch bleiben angesichts der manchmal schier übermächtigen Erwartungen, die an sie herange-tragen werden und sie zu „Göt-tern in Weiß“ stilisieren?

Als Theologe möchte ich hierzu meine

Erfahrungen in einen Zusammenhang

mit zwei Aspekten christlicher Anthro-

pologie bringen: Es geht zum einen um

die Begrenztheit und Endlichkeit des

Menschen und zum anderen um die

jedem Menschen gebührende Achtung.

Mit großer Nüchternheit und weitge-

hend unter Vermeidung von Pathos

betrachtet und realisiert die christ-

liche Tradition die Begrenztheit und

Endlichkeit des Lebens. Hierzu dient

keineswegs allein die Wahrnehmung

der letzten, durch den Tod gesetz-

ten Grenze. Vielmehr durchzieht die

Klage über die Erfahrung der Grenzen

allgemein menschlicher wie auch ganz

individueller Möglichkeiten die schriftli-

chen Zeugnisse der Heiligen Schriften,

der jüdisch-christlichen Tradition. Die

letzte Grenze des Lebens bricht sich

in diesen vielen kleinen alltäglichen

Grenzerfahrungen: die Wahrnehmung

der Bosheit anderer Menschen, das

Erleben sozialer und gesellschaftlicher

Ungerechtigkeit, das Erleiden körperli-

cher Krankheiten oder das Erschrecken

vor der eigenen Unfähigkeit, im kon-

kreten oder umfassenden Sinn gerecht

oder auch nur richtig zu handeln. Diese

Begrenztheit menschlicher Existenz

ist nach dem biblischen Zeugnis keine

allgemeine negative Wertaussage über

das Menschsein. Dort wo der Mensch

seine Grenze und Endlichkeit erfährt,

ist nie das Menschsein des Menschen

in Frage gestellt. In christlicher Tradition

sagen weder Krankheit noch behand-

lungsbedingte Passivität, aber auch

keine Erfolglosigkeit ärztlichen oder

pfl egerischen Bemühens etwas über

das Menschsein des Menschen aus.

Aber diese Feststellung genügt noch

nicht. Vielmehr muss festgestellt

werden, dass die Anthropologie der

biblischen Schriften dort eine ihrer Spit-

zen hat, wo die Aussage der Grenze

und Endlichkeit menschlicher Existenz

geradezu einen grundlegenden Aspekt

des Menschseins an sich zur Sprache

bringt. Zugespitzt formuliert: Erst durch

die Wirklichkeit von Begrenzung wird

und bleibt der Mensch nämlich was

er ist – ein Mensch. Seine Endlichkeit

bewahrt ihn vor der Überforderung,

„Gott“ und damit etwa omnipotent

und fehlerfrei sein zu müssen oder

auch nur sein zu wollen. Sie bewahrt

ihn damit davor, immer „noch nicht

ganz Mensch“ zu sein.

Freilich kann man fragen, ob nicht

genau dieses Charakteristikum des

Menschen, eben seine Begrenzt-

heit, überwunden werden muss.

Das berühmte „Ihr werdet sein wie

Gott“ der legendären Schlange im so

genannten Sündenfallbericht der Bibel

2/2012 CHRISCARE 17

Lebensgrenzen akzeptierenLebensgrenzen akzeptieren

ERFAHRUNGEN

Wann ist der Mensch ein Mensch?

bringt diese Perspektive zur Sprache.

Gehört der Mensch nicht eigentlich zu

den Göttern? Muss der Mensch nicht

eigentlich immer über seine Grenzen

hinauswollen? Gewinnt der Mensch

sein Menschsein nicht gerade erst in

der Überwindung dieser Grenzen?

Fördert solche positive Aufnahme der

Wahrnehmung von Begrenztheit und

Endlichkeit nicht einen Fatalismus und

hemmt, ja verhindert jede Entwicklung

und jeden Fortschritt? Keineswegs! Die

Achtung der Endlichkeit menschlichen

Lebens und Mühens hat keineswegs

eine Festschreibung des Gegebenen

zur Folge, sie ist nicht identisch mit

einer Kapitulation vor dem, was ist.

Sie führt vielmehr zu einer Achtung

des Lebens im Hier und Jetzt und

fordert eine Verantwortung gegenüber

diesem gegenwärtigen Leben – mit

der Herausforderung, alles für dieses

gegenwärtige Leben zu tun (vgl. Ps

90,2). Menschsein verwirklicht sich

nicht in der Überwindung der End-

lichkeit, sondern in der bewussten

und verantwortlichen Gestaltung des

Lebens im Kontext der individuellen

und sozialen Gegebenheiten. Die

Aussage der Begrenztheit hilft damit

Wenn man als Arzt zum Patienten wird: vom Behandeln und Behandeln lassen.

18 ERFAHRUNGEN

zur Konzentration auf das gegenwärtige

Leben und hindert das Schüren falscher

und unrealistischer Hoffnungen.

Ich habe es daher als einen sehr

menschlichen Umgang mit mir erlebt,

wenn mir Ärzte ehrlich, deutlich und

klar meine gesundheitliche Situation

erklärten und hierbei auch die Gren-

zen medizinischer Möglichkeiten in

Diagnose und Behandlung zugeben

konnten. Und ich habe umgekehrt

versucht, auch mit ihnen insofern

menschlich umzugehen, als dass ich

keine Erwartungen an sie herange-

tragen habe, die sie nach aller Wahr-

scheinlichkeit nicht erfüllen konnten.

Keine Behandlung und keine Ärzte

können meine mir gegebene Endlich-

keit letztlich aufheben.

Gerade das medizinische System mit

allen Seiten der Betroffenen – Ärzte,

Pfleger, Patienten – scheint mir jedoch

für eine gewisse „Unmenschlichkeit“

sehr anfällig zu sein. Der Medizin ist

in unserer kulturellen Tradition immer

noch geradezu ein Zwang zur Über-

windung der Lebensgrenzen auferlegt.

Dies wird durch die mediale Öffent-

lichkeit zusätzlich geschürt, wenn von

angeblichen oder tatsächlichen großen

Fortschritten berichtet wird. Diese

aber befinden sich bei genauerem

Hinsehen häufig noch in der Entwick-

lung und weit weg von der praktischen

Realisierbarkeit im gegenwärtigen

medizinischen Alltag. Beim Patienten

werden damit jedoch Hoffnungen und

Erwartungen gegenüber Ärzten und

Krankenhäusern geweckt, die diese

wiederum gar nicht erfüllen können.

Ein unmenschliches Geschehen für

alle Beteiligten.

Ich habe es dagegen als sehr hilfreich

erlebt, als an einem bestimmten

Punkt der Behandlung der Begriff der

„Lebensqualität“ dem der „Lebensver-

längerung“ zur Seite gestellt wurde.

In dem Therapieziel „Lebensqualität“

erkannte und erkenne ich die Achtung

vor den Grenzen, die mir durch meine

Krankheit gesetzt sind, aber auch die

Achtung vor der Grenze ärztlicher Kunst,

die diese Grenzen – aller Wahrschein-

lichkeit nach – nicht aufheben können.

So bin ich Mensch geblieben, denn

inmitten meiner gesetzten Grenze hat

mein Leben, dank der ärztlichen Kunst,

immer noch Qualität. Und diejenigen

aus Ärzteschaft und Pflege, die sich auf

dieses Therapieziel einlassen konnten,

sind ebenfalls „Mensch“ geblieben,

weil sie von sich nicht mehr fordern

mussten, als sie zu geben in der Lage

waren. Ich halte es für einen wesentli-

chen Aspekt der internen Arbeit einer

Klinik, dass bei allen Beteiligten zu

einem positiven Umgang mit den gege-

benen Grenzen ermutigt und begleitet

wird. Hier hat die seelsorgerliche bzw.

therapeutische Begleitung der Pati-

entinnen und Patienten ihre Aufgabe,

hier aber helfen auch entsprechende

Angebote für Ärzteschaft und Pflege-

kräfte etwa in Form von Supervision.

Solche Möglichkeiten zur Bearbeitung

der Endlichkeitserfahrungen für alle im

Krankenhaus lebenden Menschen sind

nach meinem Eindruck nicht „zusätzli-

che“ Angebote (und Kosten), sondern

gehören zu den natürlichen Aufgaben

einer Klinik, die Menschlichkeit ermög-

lichen und leben möchte. Wo dies so

selbstverständlich ist oder wird, wie z.B.

im internen Controlling, dort entsteht

eine menschliche Klinik.

Und der zweite Aspekt zum Mensch

sein in Klinik und Praxis: Das Leben

des Patienten, durch was und wie

auch immer es begrenzt ist, verdient

alle Achtung und Ehre, ganz gleich wie

gesund oder krank, wie noch aktiv

oder auch nur noch pflegebedürftig er

oder sie ist. Diese Achtung vor dem

Menschen ist ebenfalls eine zentrale

Aussage christlicher Anthropologie. Die

biblischen Berichte zeichnen immer

wieder einen Umgang Gottes mit den

Menschen, der enorm hohes Anse-

hen der jeweiligen Person und Situ-

ation erkennen lässt. Nach biblischer

Tradition ist der Mensch nicht Diener,

sondern Gegenüber Gottes. Zu dieser

Achtung der Situation und des Willens

des Menschen gehört die Achtung und

der Respekt vor seinen Möglichkeiten

und Kompetenzen im Ganzen seines

Menschseins, in unserer Tradition also

den körperlichen wie aber auch den

seelischen und geistigen.

Hierbei ist nun zu beachten, dass diese

Möglichkeiten und Kompetenzen bei

einem Kranken zwar an einigen Stellen

– der Krankheit geschuldet – begrenzt,

an anderen aber normal vorhanden,

an wieder anderen gerade durch die

Erfahrung der Krankheit eventuell auch

deutlich intensiviert sein können. Wo

Krankenhäuser und Praxen allein zu

körperlichen Wiederherstellungsein-

Pastor Dr. theol. André Heinze (51), Hildes-

heim, Professor für Neues Testament und

Prorektor des Theologischen Seminars

Elstal (FH).

(Seit 2009 wegen eines Karzinoms mit

Rezidiv und Metastase in onkologischer

Behandlung.)

Autor

2/2012 CHRISCARE 19ERFAHRUNGEN

richtungen mutieren, sich so verstehen

und sich so darstellen, geht die Ach-

tung vor dem Menschsein verloren, die

eben viel mehr als nur diesen körperli-

chen Aspekt umfasst.

Diesen menschlichen Umgang mit mir

habe ich in den vergangenen Jahren

immer dort erlebt, wo Ärztinnen und

Ärzte sowie Pfl egekräfte mich in all

meinen gegebenen Grenzen als aktiven

Teil der Therapie betrachteten. Dies

reichte von der Erklärung der Vorgänge

in Klinik und Praxis durch Verwaltungs-

und Pfl egekräfte, bis hin zu Ärzten,

die mich geduldig in die Unsicherheit

verschiedener Behandlungsmöglichkei-

ten einführten und es mir zutrauten,

mit ihrer Hilfe Entscheidungen über

meine Behandlung zu fällen. Dass die

mich Behandelnden Verständnis auch

für meine zwischenzeitlich immer ganz

unterschiedlichen seelischen Prozesse

zeigten, mich ermutigten, diesen

nachzugehen, war für mich zwar sehr

herausfordernd, zugleich aber wichtig.

Es holte mich heraus aus der Rolle des

Inaktiven, des Passiven und gab mir

etwas von der Achtung, dass ich auch

als Schwerstkranker noch Möglichkei-

ten und Kompetenzen habe. Es war

die Achtung vor einem Menschen, der

eben nicht auf die Krankheit, nicht auf

die körperliche Schwäche reduziert

wurde. Diese erfahrene Achtung mir

gegenüber motivierte mich dann zu

einem eigenen bewussten, verantwort-

lichen Umgang mit meiner Krankheit

und mit meinen Grenzen. Solch ein

achtungsvoller Umgang lässt mich

Mensch sein. Ein Mensch, dem signa-

lisiert wird, dass seine Grenzen nicht

sein Menschsein negieren, sondern es

abseits dieser Grenzen geradezu zum

Leuchten bringen. Ein Kranker ist nicht

weniger Mensch, nur weil er krank

ist – aber er ist anders Mensch als ein

Gesunder. Und vor diesem Anderen

kann und sollte man Achtung haben.

Menschlichkeit im medizinischen

„Betrieb“ braucht vor dem Hinter-

grund christlicher Anthropologie die

Akzeptanz eigener Endlichkeit von

Leben und Handlungsmöglichkeiten

sowie die unbedingte Achtung und

Ehrung des Menschen trotz seiner

Begrenzungen durch Krankheit oder

der gegebenen Grenzen des medizi-

nisch Möglichen. Dort wo Kliniken und

Praxen Patienten und Behandelnden

Hilfen geben, Endlichkeit und Begren-

zung anzunehmen und Achtung und

Ehre zu vermitteln, sind wichtige

Schritte für Menschlichkeit in der

medizinischen Praxis getan.

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20 DOKUMENTATION

Stärkung des diakonischen ProfilsCharakteristika einer diakonischen Kultur

Wirtschaften und HaushaltenMenschen sind zur Bewahrung der Schöpfung aufgerufen. Dieses ver-pflichtet zu einem verantwortlichen Umgang mit Ressourcen. Das trifft auf die ökologischen Ressourcen unserer Erde ebenso zu, wie auf die zur Aufrechterhaltung und Weiter-entwicklung der Dienstleistungen notwendigen finanzwirtschaftlichen, personalwirtschaftlichen und organi-satorischen Grundlagen und die sich daraus ergebenden Herausforderun-gen. Ziel des diakonischen Handelns ist es, Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen Hilfe zu leisten. Aus dia-konischem Selbstverständnis heraus ist die Unterstützung von Menschen ein eigenes Anliegen. Der Staat hat dieses Anliegen teilweise in der Sozi-algesetzgebung als selbstgesetztes Staatsziel aufgenommen. Wo sich der Staat selbst zur Unterstützung von Menschen im Sinne von Bedarfsde-ckung und Existenzsicherung verpflich-tet, kann diakonisches Handeln auch in der Umsetzung der Sozialgesetzge-bung wirken. Das setzt in der Diakonie die Beachtung finanzwirtschaftlicher, personalwirtschaftlicher und organisa-torischer Vorgaben voraus. Über die staatlichen Unterstützungssysteme hinaus können die Bedarfslagen der Menschen diakonisches Handeln erforderlich machen. Zu erinnern ist aber auch daran, dass diakonische Arbeit oft mit leeren Händen begann (Mt 14,13-24). Das Engagement folgte dem Impuls, Menschen zu helfen und dafür Zeit und Kraft einzusetzen. Im Vertrauen auf Gottes Hilfe und in der Hoffnung auf Unterstützung und Spenden wurden die Fragen nach finanziellen Sachzwängen zunächst zurückgestellt und es wurde aus dia-konischem Selbstverständnis heraus geholfen. Allerdings muss sich in einer verlässlichen diakonischen Arbeit der

Mut des ungesicherten Beginnens durch die Klugheit des vorausschauen-den Haushaltens ergänzen.

Gemeinwohl und GemeinnutzDas Prinzip der Gemeinnützigkeit ist ein wichtiges Element deutscher Gesellschaftskultur. Die besonderen steuerrechtlichen Regeln sind insofern nur ein Symptom eines gesellschaftli-chen Konsenses darüber, dass soziale Dienstleistungen zum gemeinen Nut-zen und nicht in erster Linie profitorien-tiert erbracht werden sollten und dass es gesellschaftliche Bereiche gibt, die zwar den Grundsätzen der Wirtschaft-lichkeit und Effizienz folgen, sich aber reinem Markt- und materiellem Profit-denken entziehen. Wie andere Akteure der freien Wohlfahrtspflege handelt auch die Diakonie gemeinwohlorien-tiert. Sie handelt zum gesellschaftli-chen Nutzen, indem sie sich verpflich-tet fühlt, ihre Einnahmen und Gewinne zeitnah ihren gemeinwohlorientierten Zwecken zufließen zu lassen und nicht an Einzelpersonen auszuschütten. Das Gemeinwohlverständnis der Diakonie ist aus den eigenen evangelischen Wurzeln erwachsen und muss nicht mit steuerrechtlichen Kriterien iden-tisch sein. Wichtige Elemente der diakonischen Gemeinwohlorientierung sind die innovative Orientierung an den Bedarfen der Menschen, die gesell-schaftliche und kirchliche Vernetzung und die systematische Einbindung von Betroffenenvertretungen, Ehren-amtlichen und anderen freiwillig engagierten Menschen. Die Diakonie nimmt damit eine wichtige Integra-tions- und Sozialisationsaufgabe wahr. Die Gemeinnützigkeit ist ein Gestal-tungselement der Zivilgesellschaft, die unter anderem der Entlastung des Staates dient, der sonst in höherem Maße sozialstaatliche Aufgaben selbst erfüllen müsste.

Daher stehen der teilweisen Entlas-tung von Steuerzahlungen unter ande-rem eine Reihe von gemeinwohlorien-tierten Bindungen gegenüber, wie zum Beispiel das Verbot unverhältnismäßig hoher Vergütungen sowie das Gebot der zeitnahen Mittelverwendung.

Die Diakonie ist gefordert, neu auftretende beziehungsweise sich ändernde Bedarfe Hilfebedürftiger zu erkennen und entsprechende Dienst-leistungen anzubieten. Vor dem Hintergrund der zur Verfügung ste-henden Mittel muss sie ihr Handeln ständig reflektieren. Um möglichst passgenaue Dienstleistungen anbie-ten zu können, ist ein wirtschaftlicher Einsatz der Mittel erforderlich.

Ressourcen schonen und effizient wirtschaften

Zur Erreichung des Ziels, Menschen möglichst bedarfsgerechte und pass-genaue Dienst- und teilweise Sach-leistungen zur Verfügung zu stellen, müssen die Leistungen ausreichend finanziert sein. Diakonische Einrichtun-gen benötigen auskömmliche finanzi-elle Mittel, Sachmittel und vor allem auch motivierte Mitarbeitende. Soweit sich diakonisches Anliegen mit den in der Sozialgesetzgebung festgelegten Leistungsverpflichtung deckt, muss der Staat seiner Finanzverantwortung gerecht werden. Darüber hinaus müs-sen vor dem Hintergrund einer Vielfalt von Bedarfen Hilfesuchender immer wieder neue Ressourcen erschlossen werden. Das gilt insbesondere für das Einwerben von Spenden und Social Sponsoring in den unterschiedlichsten Hilfebereichen. Innovative, am sich verändernden Bedarf ausgerichtete Professionalität und Ehrenamtlichkeit ergänzen einander. Vor diesem Hinter-grund ist es erforderlich, die verfügba-ren Mitarbeitenden genauso wie die Sach- und Finanzmittel bestmöglich für die Betroffenen einzusetzen. Oft fehlen aber auch genügend Finanzmit-

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tel, um die Bedarfe der Menschen zu decken. Auch die Kräfte hauptamtlich Mitarbeitender und freiwillig Engagier-ter sind begrenzt.

Effizient wirtschaften bedeutet dem-nach nicht sparen um jeden Preis, son-dern das Streben nach einem möglichst optimalen Verhältnis von Kosten und Leistungen. Wirtschaftlichkeit muss also jeglichem diakonischen Handeln zugrunde liegen – völlig unabhängig davon, ob gegebenenfalls auch gesetzli-che Grundlagen für bestimmte Hand-lungsfelder ein Wirtschaftlichkeitsgebot vorsehen. Wirtschaftlichkeit stellt ein Merkmal diakonischer Kultur dar. Das bedeutet gleichzeitig, dass die Diakonie nach Möglichkeiten sucht, ihre Wirt-schaftlichkeit ständig zu verbessern.

Betriebswirtschaftliche Instrumente und Methoden müssen im Hinblick auf ihre Verwendbarkeit in der Diakonie überprüft, gegebenenfalls modifiziert, in den Einrichtungen tatsächlich umge-setzt und darüber hinaus für die Wei-terentwicklung innovativer Dienstleis-tungen genutzt werden. Sich bereits im Einsatz befindende Methoden und Instrumente sind ständig zu überprü-fen und weiterzuentwickeln. Auch die Vernetzung verschiedener Angebote und Anbieter ist fortzuführen.

Fair und gerecht entlohnenAuf der Basis des im Grundgesetz verankerten kirchlichen Selbstbe-stimmungsrechts ist es der Diakonie möglich, eigene, mitarbeitergerechte Dienstrechtsregelungen verbunden mit einer entsprechenden Fürsorgepflicht sowie ein paritätisches Verfahren zur Festlegung der Arbeitsbedingungen der Mitarbeitenden zu verankern. Die Dienstrechtsfragen werden meist im so genannten „Dritten Weg“ gere-gelt, der durch eine vertrauensvolle,

partnerschaftliche Zusammenarbeit aller Beteiligten sowie das paritätisch von Dienstgebern und Dienstnehmern praktizierte Verfahren zur Festlegung der Arbeitsbedingungen der Mitarbei-tenden gekennzeichnet ist. Ergebnis sind diakoniespezifische arbeitsrecht-liche Regelungen. Mitarbeitende der Diakonie haben im Rahmen der diakoniespezifischen Regelungen zum einen ihren jeweiligen Auftrag zur erfüllen, zum anderen steht ihnen jedoch auch eine entsprechende Fürsorge und Entlohnung durch ihren Arbeitgeber zu. Die Ansprüche an den Interessenausgleich zwischen Dienst-gebern und Dienstnehmern haben sich in den letzten Jahren aufgrund der nur unzureichend zur Verfügung gestellten Leistungsentgelte der Kostenträger zugespitzt. Dies ist umso bedeutender, weil die Personalkosten mit ca. 60 bis 80 Prozent den größten Kostenfaktor eines Trägers darstellen. Verschärft wird die Situation durch den Wettbe-werb diakonischer Träger mit gewinno-rientierten Anbietern aus dem In- und Ausland. Vor diesem Hintergrund setzt sich Diakonie nach außen in Staat und Gesellschaft als Anwalt für die Betrof-fenen ein. Diakonieintern ist der Kon-flikt zwischen einem von den Dienst-gebern angestrebten ausgeglichenen Jahresergebnis einerseits und dem Interesse der Mitarbeitenden an aus-kömmlichen Vergütungen andererseits auszugleichen. Die Art des Umgangs mit diesem Spannungsverhältnis muss mit den Merkmalen einer diakonischen Kultur vereinbar sein, das heißt Betei-ligung statt Konfrontation suchen und ausgrenzende Arbeitskampfmittel, wie Streik und Aussperrung vermeiden.

Neben einer fairen und gerechten Entlohnung ist für eine diakonische Kultur die Frage der Anerkennung von großer Bedeutung. Die Wertschätzung

Mitarbeitender kann auf vielfältige Weise ausgedrückt werden, von der Würdigung zu Geburtstagen und Jubi-läen, der Beachtung von Feedbacks im Rahmen von Mitarbeiter- beziehungs-weise Zielvereinbarungsgesprächen, der Gratulation zu erfolgreichen Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen bis zur Honorierung besonderer Leistun-gen durch Urlaubstage.

WeiterarbeitDie Diakonie ist gefordert, sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten in die poli-tische Diskussion einzubringen, um die sozialpolitischen Rahmenbedingungen zu verbessern. Dabei ist insbesondere darauf zu achten, dass auch in Zukunft eine faire und gerechte Entlohnung der Mitarbeitenden gewährleistet ist. Wich-tig ist, dass auch die Weiterentwicklung des Dienst- und Tarifrechts in Zusam-menhang mit den Fragen diakonischer Kultur in Verbindung gesehen wird. Die rechtliche und tarifliche Gestaltung von Beschäftigungsverhältnissen muss mit den Merkmalen einer diakonischen Kultur vereinbar sein. Basis für die Bewertung der Spannungen sowie Hilfen zur Entscheidungsfindung bei Konflikten sind die Leitbildaussagen der Diakonie. Dabei kommt dem Leitbild, dass diakonisches Handeln aus einer Gemeinschaft heraus geschieht, eine hohe Bedeutung zu. Die Zusammenge-hörigkeit aller in der Diakonie Lebenden und Arbeitenden, das Wissen um die gemeinsame Verantwortung, wird gerade auch über dienst- und tarifrecht-lichen Fragen kommuniziert.

Der vorstehende Text ist ein Auszug aus Diakonie Texte 1.2008, Herausgeber: Diakonisches Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland e.V.. Diese enthält auch für zahlreiche andere Handlungsfelder Analysen und Anregungen. Zu beziehen ist die vollständige Dokumentation unter: www.diakonie.de/Texte.

22 HINTERGRUND

Hilfe nach Kalkül?Zur Aushöhlung des sozialen Grundgedankens der Medizin durch die Übermacht der Ökonomie

Medizin zu betreiben heißt vor allen Dingen, Sorge zu tragen für hilfsbedürftige Patienten. Die-ser Sorge liegt unweigerlich ein Moment des Gebens zugrunde. Diese Sorge um den Anderen und damit die karitative Grund-lage, auf der die Medizin als eine genuin soziale Praxis der Gabe steht, wird heute grundlegend in Frage gestellt, weil wir in einem Zeitalter der Ökonomie leben. Die heutige Denkströ-mung setzt ganz auf die Kate-gorien des Marktes und stülpt die Konzepte, die eigentlich nur für die Industrie gedacht waren, zunehmend über alle Bereiche der Gesellschaft, und das betrifft die Medizin in besonderer Weise. Was heißt es aber, wenn wir sozi-ale Bereiche ökonomisch über-formen lassen? Wie verändern die ökonomischen Leitkategorien das Denken in der Medizin?

1. Tendenz zur Standardisierung Unter dem Diktat des Marktes werden die Abläufe in den Kliniken so verstanden wie in der Industrie, nämlich als reine Produktionspro-zesse. Wenn nun nach einem rein marktwirtschaftlichen Denken die Medizin nur noch eine rein her-stellende Tätigkeit sein soll, dann bleibt das nicht ohne Folgen für die Bewertung dessen, was da herge-stellt wird. Denn – so lernen wir es im Zeitalter des Qualitätsmanage-ments – das Herzustellende ist nicht etwas Einzigartiges, was nur von einem persönlichen Arzt hergestellt werden kann, sondern es muss etwas Austauschbares sein, etwas was vom einzelnen Arzt unabhängig sein muss, etwas beliebig Wieder-holbares, etwas Kontrollierbares, etwas Garantierbares, weil man

eben nur die Produkte kauft, bei denen ein Garantiestempel mitge-liefert wird. Das Resultat all dieser Bestrebungen ist nichts anderes, als eine zunehmende Standardisierung der Behandlungen. Letztlich geht es genau darum, dass die gegenwärtige Medizin vor allen Dingen standar-disiert werden soll, damit man sie besser messen, überprüfen und dann auch effizienter machen kann.

Diese Standardisierungsbestrebungen laufen aber genau dem entgegen, was man als eine gute Behandlung von Patienten bezeichnen würde. Grundmoment einer jeden Behand-lung ist doch gerade, dass man sich der unverwechselbaren Person zuwendet und eine Therapieentschei-dung fällt, die eben nur und gerade für diese Person die geeignete ist und die nicht eine Therapie von der Stange sein kann. Diese unabding-bare Ausrichtung auf den Einzelfall stört heute eher, weil sie aus Sicht der Politik und der Krankenkassen die Gefahr der Ineffizienz in sich birgt. In einem System, in dem es vor allem um Effizienz gehen soll, kann die Beachtung der Individualität eines Menschen eine Bedrohung sein, weil diese Beachtung den schnellen Fluss des standardisierenden Machens unterbricht und sozusagen den gan-zen Betrieb aufhält.

2. Tendenz zur BeschleunigungDie Ökonomie und mit ihr die Bestrebungen der Effizienzstei-gerung zwingen unaufhaltsam zur Beschleunigung. Das Diktat des Marktes ist ein Diktat der Zeitöko-nomie; das heißt nichts anderes, als dass alle Abläufe in den Kliniken so beschleunigt werden, dass am Ende das wegrationalisiert wird, worauf es bei der Behandlung

von Menschen zentral ankommt, nämlich die Zeit für das Gespräch zwischendurch, für das Gespräch, das nicht sein muss, das aber doch zum Wesentlichen einer persönli-chen Betreuung dazugehört. Die Ökonomisierung der Medizin ist ein Zug in Richtung der Wegrationali-sierung der persönlichen Zuwen-dung zum Kranken, ein Zug in Rich-tung einer industriellen Betätigung, bei der die persönliche Zuwendung immer mehr als idealistisches Sahnehäubchen betrachtet wird, auf das man in unseren Zeiten auch verzichten kann, weil es Wesentli-cheres gibt, nämlich die Einhaltung von Qualitätsstandards. Und zu die-sen Standards kann die persönliche Zuwendung kaum gezählt werden, weil sich diese schlecht messen lässt. Und was nicht gemessen werden kann, das existiert schlicht-weg nicht im Zeitalter des Quali-tätsmanagements.

3. Ökonomische Überformung der medizinischen Leitkategorien

Selbstverständlich ist das ökono-mische Denken auch und gerade in der Medizin sehr wichtig. Ohne ökonomisches Denken würde man sonst einfach zu viele kostbare Ressourcen verschwenden. Daher gehört die Ökonomie zur Medizin unabdingbar dazu, aber man muss der Ökonomie ihren Raum zuteilen. Der Raum der Ökonomie ist dort, wo sie der Medizin hilft, ihre Ziele ohne Verschwendung zu erreichen. Die Ökonomie ist also eine Dienerin der Medizin, eine Disziplin, die der Medizin hilft. Tatsächlich aber ist es heute so, dass die Ökonomie nicht mehr der Medizin dient, sondern dass die Medizin vielmehr der Ökonomie dient. Die Lokomotive sozusagen ist nicht mehr die Medi-

2/2012 CHRISCARE 23HINTERGRUND

Hilfe nach Kalkül?

zin, die da sagt, wo es lang geht, sondern die Lokomotive ist jetzt nur noch die Ökonomie, die Vorga-ben macht und genau diktiert, was sich rentiert, was sich lohnt und wie genau zu behandeln ist, damit am Ende die Zahlen stimmen. Das ist die verkehrte Welt, in der die moderne Medizin sich gerade bewegt. Und diese verkehrte Welt ist gefährlich, nicht nur für die Ärzte und Behandler, sondern für die gesamte Gesellschaft. Wenn nicht mehr das Medizinische, sondern das Ökonomische zum Eigentlichen wird, dann verabschieden wir uns auch von bestimmten Werten in der Gesellschaft. Als Ideale für die Medizin hatten bisher Werte gegol-ten, wie Hilfe, Fürsorge, Begleiten, Beistand; all diese Werte gelten heute mehr und mehr als antiquiert und mehr noch – solche Werte erscheinen heute geradezu störend für eine ärztliche Tätigkeit, die eine rein leistungsbezogene sein soll. Das, was ja der eigentliche Grund

war, Arzt zu werden, wird manch-mal gar zum lästigen Hindernis, das gelegentlich der Effizienzsteigerung und der Rentabilität im Wege steht.

4. Von der Fürsorge zur markt-förmigen Dienstleistung

Das Gravierendste dieser ökonomi-schen Überformung des Ärztlichen, der Heilberufe ist die Tatsache, dass eine fürsorgliche Praxis zur marktför-migen Dienstleistung transformiert wird. Dies hat schon Niklas Luhmann treffend auf den Punkt gebracht, als er sagte: „Mit dem Pathos des Helfens ist es vorbei, denn Geld gilt heute als das effektivere Äqui-valent für Hilfe und Dankbarkeit“ (Luhmann 1973, S. 37). Das heißt ja nichts anderes, als dass es heute in Zeiten der Ökonomie gleichgültig zu sein hat, ob man als Arzt das innere Bestreben hat zu helfen oder nicht. Die Haltung soll irrelevant sein, weil heute etwas anderes vom Arzt verlangt wird. Viele Patienten werden immer darauf angewiesen sein, in

ihrer existentiellen Grunderfahrung auf eine Persönlichkeit zu stoßen, nicht nur auf einen Könner, sondern auf eine Persönlichkeit, bei der sie sich menschlich aufgehoben fühlen. Denn die Begegnung von Arzt und Patient bleibt unweigerlich auf Ver-trauen angewiesen, weil es hier oft um existentielle Erfahrungen geht, die mehr erfordern.

Hier sehen wir, wo die Grenzen öko-nomischen Denkens liegen, das sind die Grenzen der sich verändernden Grundhaltungen. Das Gefährliche der Ökonomisierung ist zunächst einmal, dass die Ökonomie die Charaktere, die Grundeinstellungen verändert. In einem ökonomisierten System gibt es keine Helfer mehr, sondern Dienstleistungsanbieter. In einem ökonomisierten System gibt es keine Sorge um den Anderen mehr, sondern es gibt eine Lieferung einer bestellten und vertraglich verein-barten Gesundheitsware. Was über die Ökonomisierung stillschweigend

Wenn Arztpraxen und Kliniken, in denen eigentlich die Heilung von Menschen die zentrale Rolle spielt, überwiegend als ökonomi-

sches Institut betrachtet werden, wird der kranke Mensch zu einer Nummer und seine Behandlung abhängig vom Budget.

24 HINTERGRUND

eingeführt wird, ist nicht weniger als ein neues Arzt-Patient-Verhältnis, das dann eben kein Vertrauensverhältnis mehr sein kann, sondern nur noch ein reines Vertragsverhältnis.

5. Unparteilichkeit statt Anteilnahme

Der nächste damit verbundene Schaden, den das rein ökonomi-sche Denken anrichtet, ist letzten Endes die emotionale Distanzie-rung vom Patienten. Im Sinne einer neuen Unternehmenskultur erfolgt die Einführung eines perfekten Services, aber ohne Mitimplemen-tierung des Wesentlichen, nämlich der persönlichen Anteilnahme am Schicksal des kranken Menschen. Die Ökonomie führt neue Werte ein: Anstelle des empathischen Engagements wird die unpartei-ische Dienstleistungserbringung gepriesen. Das ist nicht weniger

als der Ersatz des Mitgefühls durch eine hinter perfektem Outcome gut maskierte, aber salonfähig gemachte Teilnahmslosigkeit, ja manchmal gar Gleichgültigkeit. Wenn Medizin ein Unternehmen sein soll, so müssen wir bedenken, dass in einem Unternehmen allen beigebracht wird, dass man kal-kulieren, rechnen, berechnen und dass man klug investieren muss. Keine Selbstverständlichkeit und Unmittelbarkeit des Gebens, son-dern eine Hilfe nach Berechnung, eine Hilfe nach Kalkül. Aber passt das überhaupt zusammen: Hilfe und Kalkül? – Viele Patienten spü-ren, dass das möglicherweise nicht zusammenpasst, denn viele Pati-enten fragen sich immer häufiger, wenn ihr Arzt ihnen eine Therapie empfiehlt, ob diese Empfehlung dem Kalkül für die Klinik oder der Hilfe für sie als Patient gilt.

Prof. Dr. med. Giovanni Maio, M.A.

(phil.), Institut für Ethik und Geschichte

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2/2012 CHRISCARE 25

Die Gleichzeitigkeit von Hilfe und Kalkül ist insofern eine ständige Gefährdung der Grundfesten der Medizin als Disziplin der Hilfe, als Disziplin der Sorge und damit als eine Gefährdung des unabdingba-ren Vertrauensverhältnisses. Ein guter Arzt wird derjenige sein, bei dem man das Gefühl hat, dass er mit der größten Selbstverständlich-keit das Gute tut, ohne zu berech-nen, ohne Vorbehalt. Ein guter Arzt gibt etwas, er gibt seine Zeit, er verschenkt seine Aufmerksamkeit, er verschenkt sein mitmenschli-ches Interesse. Ich denke, dass die moderne Medizin sehr viel inves-tiert in die Verrichtung der korrekten Verfahren, aber sie investiert viel zu wenig in diese Grundhaltung des für den anderen da sein Wollens. Das ist letztlich auch nicht verwun-derlich, denn wenn Medizin nun-mehr ein wirtschaftliches Unterneh-men sein soll, also zum „Business“ werden soll, dann ist es klar, dass es im „Business“ auch nichts zu verschenken gibt. Im Business, wie das Wort schon sagt, ist man beschäftigt, man hat somit nicht nur keine freie Zeit zu vergeben, man hat überhaupt nichts zu verschen-ken, denn in einem Business lautet die Devise: Zeit ist Geld, alles ist Geld. Das selbstverständliche, nicht berechnende Geben wäre hier sozusagen am falschen Platz.

Damit läuft aber die moderne Medizin den Grundbedürfnissen vieler Menschen zuwider, weil die Verheißung einer guten Medizin doch gerade in der Verbindung von Können und Sein liegt, vom Können einer Fertigkeit und dem Sein einer Persönlichkeit. Einer Persönlichkeit, von der man weiß, dass man bei ihr in guten Händen ist, und eben nicht nur, weil die guten Hände das Rich-tige tun werden, sondern weil den guten Händen ein Geist zugrunde liegt, dem man vertrauen kann. Nur

einem solchen Geist des Gebenwol-lens wird man sich sozusagen blind übergeben können.

Die letzte Konsequenz einer komplett ökonomisierten Medizin besteht darin, dass nicht mehr selbstverständlich und nicht mehr allen geholfen wird, sondern nur noch dort, wo es sich rentiert. Stichwort Patientenselektion. Die Kunst einer ökonomisierten Medi-zin besteht nicht mehr allein darin, gute Behandlungen vorzunehmen, sondern die eigentliche Kunst ist es, eine gute Patientenselektion zu erreichen: Patienten zu akquirieren, die eine gute Bilanz versprechen, Patienten, die für eine gute Statis-tik taugen, Patienten, denen man womöglich noch Zusatzleistungen anbieten kann. Am Ende ist es dann eben so, dass die Medizin ökonomisch motiviert dazu tendie-ren wird, genau die Patienten von vornherein aus ihrem Fokus zu ver-bannen, die vielleicht der ärztlichen Betreuung am meisten bedürften (Maio 2012).

Mit diesen Hinweisen möchte ich verdeutlichen, dass die Medizin ihre ureigene Aufgabe, nämlich Anwalt des Patienten zu sein, nicht der Ökonomie überlassen kann, denn die Ökonomie ist immer nur Anwalt der guten Bilanzen und das ist nicht immer gleichbedeutend mit dem Anwalt des Patienten. Und je mehr die Ärzte dem ökonomischen Denken folgen, desto mehr werden eben auch sie Anwälte ihrer Klinik sein und nicht mehr selbstverständ-lich Anwälte ihrer Patienten. Dass wir heute ein Patientenrechtsge-setz diskutieren, ist ja ein Zeichen dafür, dass die Politik den Arzt längst nicht mehr als Anwalt des Patienten sieht. Ich denke, dass die Medizin diese ihre Funktion, Anwäl-tin des Patienten zu sein, nicht zu leichtfertig aufgeben sollte.

Literatur: Luhmann, Niklas: Formen des Helfens im Wandel gesellschaftlicher Bedin-gungen. In: H.-U. Otto/S. Schneider (Hrsg.), Gesellschaftliche Perspektiven der Sozialarbeit, 1. Halbband, Neu-wied/Berlin 1973, S. 21-43

Maio, Giovanni: Mittelpunkt Mensch: Ethik in der Medizin. Stuttgart: Schattauer, 2012

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26 STANDPUNKT

Heike Ernsting, Pfarrerin aus Witten (Westfalen) hat in der Zeitschrift „Junge Kirche“ kri-tisch zum Modebegriff Heilung in der Kirche Stellung genommen. Ernstings Dissertation zum Thema „Salbungsgottesdienste in der Volkskirche“ entstand im Rahmen des NRW-Exzellenzwettbewerbes „Geisteswissenschaften gestal-ten Zukunftsperspektiven!“ als Projekt „Deutungen von Krank-heit in der postsäkularen Gesell-schaft“ von Prof. Dr. Dr. Günter Thomas und Prof. Dr. Isolde Karle an der Ruhruniversität Bochum. Ernsting, deren Beitrag wir hier gekürzt wiedergeben, begrüßt die zunehmende Beschäftigung der Kirche mit Heil und Heilung, warnt aber vor einer Überbe-tonung eines ganzheitlichen, „erweiterten“ Heilungsbegriffs.

Die Ausweitung des Heilungsbe-griffs will den geistlichen, sozialen und leibseelischen Dimensionen geschöpflicher Existenz gerecht werden. Heilung bedeutet demnach nicht nur, dass jemand von einer Krankheit wieder gesund wird, sondern auch, ob er oder sie sich von einer Gemeinschaft getragen weiß, die sich liebevoll kümmert, die betet, die beisteht. Gemeinschaft und das Gefühl des Angenommen-seins können eine heilsame Wirkung haben, es ist jedoch nicht hilfreich, diese Dimension als „Heilung“ zu verstehen. Der Begriff Heilung verliert seine erforderliche Schärfe, wenn alles, was Menschen guttut und stärkt, als Heilung bezeichnet wird. Heilung findet dann allum-fassend und ständig statt, alle gemeindlichen Aktivitäten werden unter der Überschrift der „heilen-den Gemeinde“ gestellt. Wenn

jedoch alle gleichermaßen auf ihre Heilungsbedürftigkeit angespro-chen werden, besteht die Gefahr, dass alle wirklich Kranken und ihr Wunsch, von einer belastenden Krankheit zu genesen, aus dem Blick geraten. Die Intention, die geschöpf-liche Dimension von Gottes Heils-handeln stärker zu berücksichtigen, wird auf diese Weise nicht eingelöst.

krank oder krankhaft bezeichnet wer-den. Die Gesellschaft würde dadurch völlig unangemessen und undifferen-ziert „krankgeschrieben“. Zugleich sollte die christliche Gemeinde ihre Zustän-digkeit nicht überschätzen und nicht den Anspruch erheben, im Rahmen ihres postulierten Heilungsauftrags für sämtliche Probleme der Gesellschaft ein rettender Ort zu sein.

Kirche als Serviceagentur für Gesundheit?Gastkommentar

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Der erweiterte Heilungsbegriff hat vielmehr unbeab-sichtigt eine neue Engführung zur Konsequenz, wenn vor allem die geist-lichen und psycho-sozialen Dimensi-onen von Heilung betont werden.

Die erweiterte Rede von Heilung hat außerdem zur Folge, dass damit tendenzi-ell allgemeine Nöte von Menschen in der modernen Gesell-schaft (Einsamkeit, Traurigkeit, Stress, fehlende Orientie-rung, Überdruss und Ermüdungserschei-nungen, geistliche Armut) pathologisiert werden. Diese Nöte von Menschen ernst zu nehmen, ist eine wichtige seelsorgerliche und sozialethische Auf-gabe der Kirche. Es führt jedoch zu einer Pathologisierung der Gesellschaft, wenn sämtliche Probleme von Menschen als

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Kirche als Serviceagentur für Gesundheit?

Heike Ernsting

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darin, Menschen ganzheitlich und erfahrungsreich die Liebe und den Beistand Gottes zu verkündigen, schwer erträgliche Erfahrungen von Krankheit und der prekären Anfäl-ligkeit der Kreatur auszuhalten, im Licht des Evangeliums zu deuten, der Hoffnung auf Heilung Ausdruck zu geben sowie auch der Klage über die brutale Sinnlosigkeit von Schmerzen und unheilbarer Krankheit.

Dass die Kirchen hierzulande eher zurückhaltend auf das Heilungsthema zugehen, ist in dieser Hinsicht nicht notwendigerweise als ein Defi zit zu beurteilen, das man durch einen verstärkten Einsatz für die Ausübung des kirchlichen Heilungsauftrages bearbeiten müsste. Vielmehr kann in der kritischen Zurückhaltung auch eine Stärke liegen, die das Poten-tial hat, eine mitunter emphatische Hochschätzung des Heilungsthemas heilsam zu relativieren.

HeilungsbedürftigkeitBemerkenswert ist, dass die meisten der geforderten Aktivitäten des neu entdeckten Heilungsdienstes ohnehin in Gemeinden geschehen. Was mit großen Worten als Wiederentdeckung des biblischen Heilungsauftrages gefordert wird, erweist sich bei Licht betrachtet lediglich als Intensivierung bzw. Aufwertung selbstverständlicher gemeindlicher Angebote.

Ich sehe als weitere Gefahr, dass das Heilungspotential von Reli-gion und Glauben systematisch nutzbar gemacht werden soll. Es ist durchaus nachvollziehbar, dass eine religiöse Praxis eine gesund-heitsfördernde Wirkung hat. Der Glaube kann jedoch nicht wie eine alternative Behandlungsmethode eingesetzt werden. Das Gebet dient dann nicht mehr der Kom-munikation mit Gott, sondern der Förderung von Gesundheit. Damit würde jedoch nicht das therapeuti-sche Potential der Religion besser erschlossen, vielmehr wird aus Religion Therapie, wird aus der Kirche eine religiöse Serviceagentur des Gesundheitssystems. Proble-matisch ist dies insbesondere auch vor dem Hintergrund der modernen Gesellschaft, in der Gesundheit ein Dauerthema ist und Menschen in einer Art „freiwilligem Zwang“ sich ständig mit der Förderung und Erhaltung ihrer Gesundheit beschäf-tigen, um vital, aktiv, leistungs- und genussfähig zu bleiben. Gesundheit hat hohe und höchste Bedeutung in der modernen Gesellschaft und wird zum säkularen Kultobjekt.

Würde die Kirche die Sehnsucht nach Heilung unkritisch bedienen und ihrerseits ihr Potential zur Gesund-heitsförderung programmatisch erschließen, würde sie im Grunde dem Gesundheitskult der Gesell-schaft dienen und ihn sogar noch religiös und spirituell überhöhen.

Angesichts der skizzierten Ambi-valenzen liegt die Herausforderung an die Kirche darin, die Sehnsüchte und Bedürfnisse von Menschen seelsorglich sensibel wahrzuneh-men, ohne sie unkritisch zu bedie-nen. Die Herausforderung besteht

28 STANDPUNKT

Besondere AufgabeKirche und Gesundheitswesen gemeinsam als Impulsgeber für ganzheitliche Heilung

„Die christliche Kirche hat eine besondere Aufgabe auf dem Gebiet des Heilens.

Das bedeutet, dass Einsichten in das Wesen von Heilung gegeben sind, die nur in Verbindung mit dem Glauben an Christus zu gewinnen sind. Die Kirche kann sich ihrer Verantwortung auf dem Gebiet des Heilens nicht

und gleichzeitig jeden von uns exis-tenziell betrifft. „Hauptsache gesund“ scheint zwar banal, aber die Hoff-nung auf Gesundheit ist doch jedem Menschen in seiner Sehnsucht nach glücklichem Leben zu eigen.

Wenn Kirche den Menschen nahe sein will – und das ist ihr Auftrag –, dann sollte sie dieses Thema keines-wegs hintenan stellen, sondern mit ganz vorne auf die Tagesordnung. Nicht zufällig wachsen die Kirchen gerade dort, wo dies geschieht – ins-besondere auf der südlichen Halbku-gel unserer Erde. Hier wird vielerorts ernst genommen, was unter dem Ausruf „Christus Medicus“ auch die dynamische Ausbreitung der Christen der ersten Jahrhunderte geprägt hat: Christus der Arzt, der nicht nur symbolisch-geistig, sondern auch ganz real bis in die Körperlich-keit hinein sich unserer Leiden und Krankheiten annimmt.2 Bis in die Epoche der sogenannten Klosterme-dizin des Mittelalters hinein prägte die christliche Kirche das Zusammen-wirken naturheilkundlicher Medizin, hingebungsvoller Krankenpflege und seelsorgerlich-geistlicher Dienste.

Die dann folgende jahrhundertelange Trennung zwischen naturwissen-schaftlich sich entwickelnder Medizin und kirchlich-geistlichen Diensten hat in unserer Gesellschaft ein Vakuum entstehen lassen, das entsprechend der Sehnsucht der Menschen nach ganzheitlicher Heilkunde automa-tisch von Anbietern nicht-christlicher Weltanschauungen gefüllt wird. Die Herausforderung ist groß, auf dem jetzt weltanschaulich weitgehend offe-nen Gesundheitsmarkt als Kirche sich zurück zu besinnen auf den außeror-dentlichen Glaubens- und Erfahrungs-reichtum christlichen Heilungsdiens-

tes und diesen in verständlicher und einladender Weise einzubringen.

Dies setzt eine christlich-ganzheitliche Weitung des Gesundheitsverständ-nisses voraus, welches sowohl dem biblischen Menschenbild als auch dem christlichen Heilungsauftrag entspricht. „Gesundheit bedeutet, in allen menschlichen Beziehungsebe-nen – zu sich selbst, zu den Mitmen-schen, zur Umwelt und zu Gott – sein Leben entfalten zu können und damit dem von Gott ursprünglich gemein-ten Menschsein nahe zu kommen.“3 Hier wird der Mensch in seiner Körper-Seele-Geist-Einheit angespro-chen als Beziehungswesen, zu Gott ebenbildlich geschaffen. Gesundheit als Lebensentfaltung – auch wenn manche Bereiche des Lebens mitun-ter von schwerer Not oder Krankheit gezeichnet sind. Gesundheit also nicht statisch – die wir wie einen Besitz gewinnen oder verlieren könnten –, sondern dynamisch, als Weg der Lebensentfaltung trotz Einschrän-kungen oder Bedrohungen. Solange wir leben, können wir unser Leben entfalten – aber auch darüber hinaus. Denn die Dimension der Transzen-denz, der Ewigkeit gehört untrennbar dazu. Eines Tages im Zugehen auf das ewige Sein bei Gott zu sterben, kann durchaus weitere Lebensentfaltung und ganzheitliches Heilsein bedeuten.

Es ist unsere Erfahrung in vielen Jahren christlicher Arbeit sowohl mit kranken Menschen als auch mit professionellen Berufskollegen im Gesundheitswesen, dass diese Sicht zu einer starken Entlastung und Berei-cherung im eigenen Gesundheits- und Lebensverständnis führen kann.

Trotz Behinderungen und Leid mein Leben entfalten und so der Vision

Dr. med Georg

Schiffner, Chefarzt

Geriatriezentrum

und Palliativbereich,

Wilhelmsburger Kran-

kenhaus Groß-Sand,

Hamburg, Vorsitzen-

der CiG e.V.

entledigen, indem sie diese anderen Organisationen überträgt.“1 Diese Erklärung des Ökumenischen Rates der Kirchen aus dem Jahr 1966 ist aus einem intensiven Prozess theologi-scher und medizinischer Reflexionen hervorgegangen. Sie gründet im Heilungsauftrag Jesu („Heilt die Kranken und sagt den Menschen: Das Reich Gottes ist nahe.“ Luk. 10,9), reflektiert die medizinischen Entwicklungen in unterschiedlichen Gesellschaften und Kulturen der Welt und vermittelt eine Vision christlich-ganzheitlichen Heilungsdienstes weltweit für die Zukunft.

In unserer postmodernen Zeit ist das Thema Gesundheit nicht zufällig in aller Munde. Es verbindet naturwis-senschaftliche Forschung mit persön-lichem Ergehen, Politik und Wirtschaft mit privatem Lebensstil, sportliche oder intellektuelle Höchstleitung mit bedrohlicher Krankheit… – eine Welt von Gegensätzen, die faszinierend ist

2/2012 CHRISCARE 29

und dem Ziel Gottes für mein Leben nahekommen – was für eine einla-dende Perspektive! Wer sich darauf einlässt, wird erfahren, dass es für einen Neuanfang nie „zu spät“ ist. Denn durch Jesus Christus ist mir „Erlösung“ von aller Zielverfehlung (griech. „harmatia“, im Deutschen auch übersetzt mit „Sünde“) mei-nes bisherigen Lebens angeboten. Dies ist eine gute Basis, um sich der Vielfalt gesundheitlicher Fragen und Herausforderungen zu stellen.

Die moderne Pflege, Therapie und Medizin hat übrigens vielerorts das biopsychosoziale Verständnis von Krankheit und Gesundheit ebenfalls erweitert um die spirituelle Dimen-sion: also hin zu einem spiritupsycho-somatischen Verständnis. Bis hin zur Weltgesundheitsorganisation hat sich dieser Prozess fortgesetzt4 und im deutschen Gesundheitswesen u.a. die moderne Palliativmedizin grundle-gend geprägt.5

Im Dialog zwischen Mitarbeitern aus Gesundheitswesen und Kirchen sowie von Krankheit und Behinde-rung betroffenen Menschen entstand die Skizzierung einer Christlichen Heilkunde, die aktuelle Erkenntnisse der Pflege, Therapie und Medizin verbindet mit dem biblisch begründe-ten Glaubens- und Erfahrungsreich-tum pastoral-seelsorgerlicher und gemeindlich-heilender Dienste der Kirchen.6 Wie in einer guten Ehe geht es nicht darum, dass Mitarbeitende aus dem Gesundheitswesen oder aus den Gemeindediensten ihre besonde-ren Gaben und Aufgaben verwischen oder gar verlassen. Kirche ist kein Medizinbetrieb und Gebet kein Medi-kament. Aber: Durch das bewusste und verlässliche Zusammenwirken entsteht ein Neues – eine „Ehe“, die

BIBEL

Besondere AufgabeKirche und Gesundheitswesen gemeinsam als Impulsgeber für ganzheitliche Heilung

unter dem Segen Gottes Größeres ermöglichen kann.

Ohne Zweifel ist dieser Weg nur im fortgesetzten Dialog zwischen Gesundheitswesen und Kirchen einerseits sowie Befürwortern und Kritikern andererseits zu gehen. Aber auch historisch gesehen liegt hier eine besondere Chance, die vielerorts erkannt und zunehmend genutzt wird. Neu entstehende Projekte, wie lokale ökumenische Patientengottesdienste in Zusam-menarbeit von Mitarbeitern aus Gesundheitswesen, Gemeinden und Patienten7, regionale Netzwerke oder Zentren christlicher Heilkunde mit Beteiligung von Gemeinde, geistlicher Gemeinschaft bzw. Klos-ter und zahlreichen Mitarbeitern des Gesundheitswesens8 oder überre-gionale Projekte wie die deutsch-landweiten Christlichen Gesund-heitskongresse mit der Verleihung der Christlichen Gesundheitspreise9 kennzeichnen einen Aufbruch, den unser Land, unsere Kirche und unser Gesundheitswesen brauchen.

Und so erweist es sich als fast prophetische Herausforderung, dass nach wie vor eine große Zahl von Ein-richtungen des Gesundheitswesens in christlich-kirchlicher Trägerschaft steht. Werden wir gemeinsam diese strukturelle Chance nutzen können für einen weiterführenden inhaltli-chen Aufbruch?

Christus Medicus – von hier kommen Auftrag und Vision, die auch heute unseren ganzen Einsatz lohnen! Lassen Sie sich inspirieren für Ihr Engagement in Gesundheitswesen oder Gemeinde. Anregungen finden Sie viele – z.B. in den verschiedenen Ausgaben von ChrisCare.

Christliche Heilkunde (CHK)CHK integriert die körperliche, psychi-sche, soziale und spirituelle Dimen-sion des Menschen unter besonderer Berücksichtigung ihrer Wechselwirkun-gen. Sie unterstützt auf dem Boden des christlichen Menschenbildes eine umfassende Lebensentfaltung in Bezug auf Vorsorge, Beschwerdelinderung und ganzheitliche Heilungsprozesse.

Pflege, Therapie und Medizin, psychoso-ziale Hilfen und geistlich-seelsorgerliche Angebote wirken in der CHK zusam-men. Deshalb fördert die CHK das enge Zusammenwirken von Christen in den vielfältigen Gesundheitsberufen mit Mitarbeitern in pastoral-seelsorgerlichen und gemeindlich-heilenden Diensten.

Hierbei sind Kirchengemeinden und geistliche Gemeinschaften herausgefor-dert, den biblisch begründeten und im Laufe der Kirchengeschichte gewach-senen Reichtum spezifischer Angebote für kranke Menschen einzubringen.

Reinhard Köller, Bernd Meyjohann,

Georg Schiffner 2008

Literatur / Fußnoten: 1 Ökumenischer Rat der Kirchen, Auftrag zu heilen (Studien des ÖRK Nr. 3) 1966, S.372 B. Jakob, Christus Medicus, Difäm, 20083 G. Schiffner, CiG-Denkanstoß Nr. 2, 2008, S.7 nach J. Bittner, An Leib und Seele heil werden, 19964 Executive Board der WHO 19975 Definition Palliativmedizin, WHO 1990 und 20026 R. Köller, G. Schiffner (Hrsg.), Christliche Heilkunde – Zugänge 2011, S. 6 7 V. Brandes, Patientengottesdienste in Ham-burg, CiG 20108 Beispiele: Netzwerk Christliche Heilkunde Oberschwaben, Zentrum für Gesundheit, The-rapie und Heilung Karlsruhe, Wochenenden für Kranke und Angehörige Kloster Nütschau (SH), 9 Christliche Gesundheitskongresse 2008, 2010, 2012, Kassel

Christus Medicus

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Endlich Ferien – im Sommerlager.

Eine wertvolle Zeit.Ermöglichen Sie Kindern in Osteuropa Ferien im Sommerlager: Ferien für 1 Kind CHF 50.–Ferien für 2 Kinder CHF 100.–Ferien für 3 Kinder CHF 150.–Tagesausflug für ein Heim CHF 1000.–Spendenkonto PC 60-12948-7 IBAN CH57 0900 0000 6001 2948 7 Vermerk «ChrisCare»

Stiftung Pro Adelphos Palmstrasse 16 8400 Winterthur, Schweiz Telefon +41 (0) 52 233 59 00 E-Mail [email protected] Web www.proadelphos.ch

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Kohlhammer

W. Kohlhammer GmbH · 70549 Stuttgart · Tel. 0711/7863 - 7280 · Fax 0711/7863 - 8430 [email protected] · www.kohlhammer.de

Medizin

Ärzte, Pfl egekräfte und Psychotherapeuten erheben in Europa bislang im Rahmen ihrer Diagnostik in aller Regel keine spiritu-elle Anamnese und gehen in der Behandlung nur selten auf die spirituellen Bedürfnisse ihrer Patienten ein. Angehörige der Gesundheitsberufe betrachten Religiosität und Spiritualität entweder nicht als ihren Zuständigkeitsbereich oder sind unsi-cher im Umgang damit. Dieses Buch gibt Grundlagen zum Thema und bietet allen Berufsgruppen innerhalb des therapeutischen Teams konkrete Hilfestellungen zum Umgang mit den spirituel-len Bedürfnissen ihrer Patienten. Auch problematische As-pekte werden beleuchtet. Gesundheitsrelevante Informati-onen zu ver schiedenen Religionen und ein Muster-Curriculum runden das Werk ab.

Harold G. Koenig

Spiritualität in den Gesundheitsberufen Ein praxisorientierter Leitfaden Bearbeitet und mit einem Geleitwort von René HeftiÜbersetzt ins Deutsche von Christoph Witzig und Henriette L. Ludwig

Bibliografi e

2012. 236 Seiten. Kart.€ 39,90ISBN 978-3-17-022279-3

Die Autoren

Dr. med. Harold G. Koenig lehrt als Professor Medizin am Duke University Medical Center. Er ist Direktor des dortigen Zentrums für Spiri-tualität, Theologie und Gesundheit und außer-ordentlicher Professor an der King Abdulaziz University in Jeddah, Saudi-Arabien.Dr. med. René Hefti, Facharzt für Innere Medizin, Chefarzt Psychosomatik in der Klinik SGM in Langenthal und Dozent für psychosozi-ale Medizin an der Universität Bern, ist Leiter des Forschungsinstituts für Spiritualität und Gesundheit (FISG).

Aus dem Inhalt

1 Warum Spiritualität einbeziehen?2 Wie bezieht man Spiritualität ein?3 Wann bezieht man Spiritualität ein?4 Was könnte daraus hervorgehen?5 Grenzen und Hindernisse6 Wenn Religion bzw. Spiritualität

schadet7 Geistliche und Seelsorge8 Spiritualität in der Pfl ege9 Spiritualität in der Sozialarbeit10 Spiritualität in der Rehabilitation11 Spiritualität in der Psychiatrie12 Ein Muster-Lehrgang13 Informationen zu spezifi schen

Religionen14 Zusammenfassung der wichtig sten

Punkte

Dr. Harold G. Koenig

Dr. René Hefti

Zum Webshop

2/2012 CHRISCARE 31CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN

CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN

• PatientenundKollegendie heilende Liebe Jesu Christi erfahrbar machen,• inEinheitmitKirchenund Gemeinden den biblischen Auftrag von Diakonie, Caritas und Hei- lungsdienst in unserem Land wahrnehmen.

Die ökumenische Arbeit von CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN verbindet seit über 25 Jahren Christen im Umfeld des Gesund-heitswesens – inzwischen rund 10.000 in regionaler sowie in bundesweiter Vernetzung.

Das Rückgrat unserer Arbeit sind die CiG-Regionalgruppen, die von Mitarbeitern vor Ort geleitet und verantwortet werden und die sich in unterschiedlichen, z.B. monatlichen Abständen treffen. Berufl icher Aus-tausch, biblischer Impuls und Gebet sind wiederkehrende Bestandteile der Treffen. Einige Gruppen bieten Regionalveranstaltungen an, zu denen öffentlich eingeladen wird.

Kontakt zu den Regionalgruppen vermittelt die Geschäftsstelle.

Die bundesweit ausgerichtete Arbeit von Christen im Gesund-heitswesen wird von Mitarbeitern aus unterschiedlichen Gesundheits-berufen verantwortet und geleitet.

In der Geschäftsstelle in Aumühle bei Hamburg wird die Arbeit

Wo treffen Sie Christen, die vom Fach sind? Die Arbeit von CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN stellt sich vor

Günther Gundlach, Geschäftsführer Christen im Gesundheitswesen

(CiG) e.V. ist eine bundesweite konfessionsverbindende Initiative von Mitarbeitern unterschiedlicher Berufsgruppen im Gesundheitswe-sen: Pfl egende, Ärzte, Therapeuten, Mitarbeiter aus Management und Verwaltung, Seelsorger, Sozialarbei-ter und weitere Berufsgruppen des Gesundheitswesens.

Basis der Zusammenarbeit sind die Bibel, das apostolische Glau-bensbekenntnis sowie die Achtung des Einzelnen in seiner jeweiligen Konfessionszugehörigkeit.

Wir CHRISTEN IM GESUNDHEITS-

WESEN wollen

• einanderfördern,unserenGlau- ben im Berufsalltag zu leben, • zurNeubelebunganderBibel orientierter Werte im Gesund- heitswesen beitragen,

koordiniert. Hauptamtliche, gering-fügig Beschäftigte und rund 130 Ehrenamtliche sorgen für die Umsetzung von Projekten und unterstützen die Arbeit des Bundes-weiten Leitungskreises.

Die Arbeit von CiG fi nanziert sich wesentlich aus Spenden. Ein Kreis von z.Zt. 500 Förderern bildet hierfür die Grundlage, indem sie den gemeinnützigen Verein jeweils mit einem Mindestbeitrag von 60 € im Jahr fi nanziell unterstützen.

Förderer können an den Fortbildungsseminaren der CiG-Akademie für den ermäßigten Beitrag teilnehmen und erhalten das ChrisCare-Abo kostenfrei. Wir laden Sie herzlich ein, dem Förderkreis beizutreten!

CHRISTEN IM

GESUNDHEITSWESEN e.V.

Bergstraße 25, D-21521 AumühleTel.: (+49) (0) 4104 917 09 30 Fax: (+49) (0) 4104 917 09 39Email: [email protected],Internet: www.cig-online.de

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Kohlhammer

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Harold G. Koenig

Spiritualität in den Gesundheitsberufen Ein praxisorientierter Leitfaden Bearbeitet und mit einem Geleitwort von René HeftiÜbersetzt ins Deutsche von Christoph Witzig und Henriette L. Ludwig

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2012. 236 Seiten. Kart.€ 39,90ISBN 978-3-17-022279-3

Die Autoren

Dr. med. Harold G. Koenig lehrt als Professor Medizin am Duke University Medical Center. Er ist Direktor des dortigen Zentrums für Spiri-tualität, Theologie und Gesundheit und außer-ordentlicher Professor an der King Abdulaziz University in Jeddah, Saudi-Arabien.Dr. med. René Hefti, Facharzt für Innere Medizin, Chefarzt Psychosomatik in der Klinik SGM in Langenthal und Dozent für psychosozi-ale Medizin an der Universität Bern, ist Leiter des Forschungsinstituts für Spiritualität und Gesundheit (FISG).

Aus dem Inhalt

1 Warum Spiritualität einbeziehen?2 Wie bezieht man Spiritualität ein?3 Wann bezieht man Spiritualität ein?4 Was könnte daraus hervorgehen?5 Grenzen und Hindernisse6 Wenn Religion bzw. Spiritualität

schadet7 Geistliche und Seelsorge8 Spiritualität in der Pfl ege9 Spiritualität in der Sozialarbeit10 Spiritualität in der Rehabilitation11 Spiritualität in der Psychiatrie12 Ein Muster-Lehrgang13 Informationen zu spezifi schen

Religionen14 Zusammenfassung der wichtig sten

Punkte

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32 CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN

Einladung

CiG-Jahrestagung 15.–17.Juni 2012

Liebe Freunde, liebe Kolleginnen und Kollegen,

zu unserer diesjährigen CiG-Jahrestagung laden wir Sie wieder ganz herzlich in die familienfreundliche Tagungsstätte „Haus Solling“ ein unter dem Thema:

„Wachsen in Beruf und Berufung“.In unserem Garten steht ein gewaltiger Walnussbaum. Von ihm heißt es, dass er niemals zu wachsen aufhört. So ist das doch auch mit uns. In unseren Lebens- und Arbeitszusammenhängen stoßen wir ständig auf neue Heraus-forderungen, die uns ermutigen, unsere Möglichkeiten zu erweitern, also zu wachsen. Dies geht aber nur bei gleichzeitigem Wachstum unserer Wurzeln, die uns Standfestigkeit geben.

So wollen wir uns bei dieser Jahrestagung nach dem ausstrecken, was vor uns liegt und uns dabei auch durch den 3. Christlichen Gesundheitskongress (März 2012) inspirieren lassen. Und wir wollen unsere Wurzeln vertiefen und uns unserer Berufung und der Gründungscharismen der Bewegung Christen im Gesundheitswesen erinnern.

Als Referenten haben wir den Theologen Dr. Wolfgang Bittner, einen der Gründer des deutschlandweiten „Netzwerks christliche Spiritualität“, Berlin, eingeladen.

Wir erwarten Impulse zu einer Vertiefung des christlichen Glaubens, der uns auch im Berufsalltag trägt. In Workshops und Plenum werden wir das Thema in verschiedenen Formen vertiefen.

Wir freuen uns, wenn möglichst viele Freunde der CiG-Bewegung mit ihren Familien an dieser Tagung teilnehmen können. Für unsere Kinder (ab 4 J.) und Jugendlichen bieten wir jeweils ein attraktives Programm an. Bitte laden Sie großzügig ein, Gäste sind herzlich willkommen!

Den Einladungsflyer finden Sie auf unser Homepage www.cig-online.de

Im Namen des Bundesweiten Leitungskreises grüßen wir Sie herzlich

Ihre Susanna und Dr. med. Bernd Meyjohann, Günther Gundlach

und Dr. med. Georg Schiffner

Begegnen – Ausspannen – Feiern – Glauben vertiefen

2/2012 CHRISCARE 33

Dr. theol. Wolfgang J. Bittner,

Studienleiter der Fritz Blanke

Gesellschaft (Zürich), Autor,

Meditationsleiter, Referent.

Viele Jahre war er Beauftragter

für Spiritualität der Ev. Kirche

Berlin-Brandenburg-schlesische

Oberlausitz sowie Lehrbeauf-

tragter für christliche Spiritua-

lität an der Freien Universität

Berlin und an der Humboldt-

Universität in Berlin. Infos unter

www.wolfgang-bittner.net

Termine

15. – 17.6. Dassel, CiG-Jahrestagung „Wachsen in Beruf und Berufung“ 21. – 26.6. Maihingen, CiG-Akademie in Zusammenarbeit mit Lumen Christi, „Semi-nar für erkrankte Menschen und pflegende Angehörige“

12.8. Hamburg, Patientengottesdienst, Ev.-Luth. Kirchengemeinde Hamburg-Horn 22.9. Chemnitz, CiG-Akademie, „Christliche Heilkunde – eine ‚Not-wendende‘ Erweite-rung für Medizin und Krankenbegleitung?“ 29.9. Frankfurt / Main, CiG-Akademie, „Christliche Heilkunde – Glaube im Alltag leben“ 26.– 28.10. Rotenburg / Fulda, CiG-Akademie, Fachgruppe Hebammen

20.10. Stuttgart, CiG-Akademie, Fachgruppe Therapeuten (Pysio-Ergotherapeuten und Logopäden)

19.– 21.10. Kloster Nütschau / SH, CiG-Aka-demie „Gesunder Umgang mit Krankheit – Schritte der Heilung gehen“ 28.10. Geesthacht, Patientengottesdienst, Ev.-Luth. Christus Kirche, Düneberg

18.11. Hamburg, Patientengottesdienst, Hauptkirche St. Michaelis

28.11. Hamburg, Fortbildungsabend „Als Christen psychisch kranke Menschen beglei-ten in Gesundheitswesen und Gemeinde“

Besuchen Sie uns auf unserer Home-page www.cig-online.de, hier finden Sie weitere Termine und Infos!

Die Veranstaltungen der Akademie werden dezentral meist in Zusammenarbeit mit den CiG-Regionalgruppen angeboten. Wenn Sie in Ihrer Region ein Seminar initiieren wollen, nehmen Sie gern mit uns Kontakt auf.

Weitere Infos: www.cig-online.de.

CHRISTEN IM GESUNDHEITSWESEN

Das Netzwerk Christliche Heilkunde Bodensee/Oberschwaben hat bereits zwei Trainingskurse Christliche Heilkunde durchgeführt. In diesen Kursen geht es um das Kennenler-nen und Einübung einer „Christlichen Heilkunde“ im Berufsalltag.

O-Ton einiger Kurs-teilnehmer:

• „Ich bin froh, das „Netzwerk Christliche Heilkunde“ kennen- gelernt zu haben, es vermittelt mir eine neue Perspektive auf das Gesundheitswesen. Der Austausch unter Fachkräften hat mir viele neue Impulse vermittelt und mich ermutigt. Der Kurs ermöglicht Christen, Rückhalt zu finden, in dem, was sie leben und hilft, die eigenen Werte im Alltag gemein- sam einzuüben.“

• „Hilfreich waren für mich das ganz neue Verständnis von Gesundheit und Krankheit sowie der ganzheitli- che Aspekt des Glaubens.“

• „Ich habe Möglichkeiten kennen- gelernt, wie ich kranke Menschen als Christ begleiten kann, v.a. durch die praktisch orientierten Inhalte sowie den Erfahrungsaustausch.“

• „Ich bin gestärkt worden im Ver- trauen darauf, dass Gott bei meiner Arbeit dabei ist. Ein Ergebnis mei- ner Teilnahme ist, dass ich versu- che, Gott im Alltag mehr zu suchen und ‚einzubeziehen‘– auch in meinem Beruf.“

Christen im Gesundheitswesen e.V.

CHRISTLICHE HEILKUNDECHRISTLICHECHRISTLICHE CHRISTLICHECHRISTLICHE HEILKUNDEHEILKUNDEHEILKUNDEHEILKUNDE

Das Buch zum Kurs

Trainingskurs für Mitarbeiterim Gesundheitswesen

Christen im Gesundheitswesen e.V., Christliche Heilkunde – Das Buch zum Kurs, Trainingskurs für Mitarbeiter im Gesundheitswe-sen, ISBN 978-3-8423-4947-6, BOOKS ON DEMAND GmbH, 2011, 52 Seiten, € (D/A) 6,90

34 GASTKOMMENTAR

Jesu Gebot der Nächsten-liebe und die Geschichte vom barmherzigen Samariter, der die Not des unter die Räuber Gefallenen sah und das Not-wendige (Not wendende) tat, hat Christen zu

Engagieren wir uns! Gastkommentar von Ulrike Döhring

vor mehr als 100 Jahren, und uns den aktuellen gesellschaftlichen Anforderungen an die Pflege aus christlichem Selbstverständnis her-aus zu stellen.

Heutige Pflege jeglicher Art ist gesamtgesellschaftlicher Auftrag, geregelt in den Sozialgesetzbüchern. Die Leistungserbringung erfolgt durch Einrichtungen und Dienste, und es gibt gut ausgebildete Pfle-gende. Also, alles in Ordnung!?

Warum „jammert“ die Pflege dann? Warum wollen so wenig Jugendliche einen Pflegeberuf lernen oder warum wird ihnen davon abgeraten?

Die Not von Pflegebedürftigen und Pflegenden ist wahrlich eine andere als die im 19. Jahrhundert, und dennoch ist es eine Not, die es zu wenden gilt.

Es gibt heute viele Gründe für kurz-zeitige oder dauerhafte Pflegebedürf-tigkeit verschiedenster Ausprägung mit dem Angewiesensein auf Pfle-gende. Die Komplexität der erforder-lichen Pflege und die Anforderungen an fachliches Können und vielfältige Kompetenzen der Pflegenden sind gestiegen, die verfügbaren Budgets nicht. Es soll immer mehr in immer weniger Zeit und in noch besserer Qualität getan werden. Pflegende geraten durch stetige Arbeitsverdich-tung zunehmend unter Druck – und sie rufen mehr oder weniger laut nach Änderung!

Es lässt sich etwas ändern! – Und im Interesse der Pflegebedürftigen und der Berufsgruppe ist es an uns Pflegenden, dafür etwas zu tun.

Wer, wenn nicht wir, kann den Mit-menschen im Allgemeinen und den

Ulrike Döring

Politikern im Besonderen deutlich machen, was Pflege ausmacht und was unter den gegeben Rahmenbe-dingungen möglich ist und was nicht. Mit dem Gebot der Nächstenliebe, das nur unter der Beachtung von Jesu Hinweis auf die dazu erforderli-che Selbstliebe gilt, haben wir starke Argumente zum Einfordern ange-messener Arbeitsbedingungen.

Es ist ein mühsamer Weg, der einen langen Atem braucht, aber ohne das Gehen kommen wir nicht ans Ziel. Durch die kontinuierliche Zusammenarbeit der verschiedenen Pflegeberufsverbände und insbeson-dere über den Zusammenschluss im Deutschen Pflegerat (DPR), der zum Ansprechpartner der Politik in allen Belangen der Pflege und der Berufs-gruppe der Pflegenden auf Bundes- und Länderebenen geworden ist, haben wir inzwischen viele Einfluss-möglichkeiten, die es zu nutzen gilt.

Als Christen in der Pflege können wir hier unserem aus dem Evangelium und der Tradition beschrieben Auftrag nachkommen: So gilt es zum einen, über die Mitgliedschaft in einem der Berufsverbände die berufspolitische Arbeit finanziell mit abzusichern und damit überhaupt zu ermöglichen, zum anderen wird jede und jeder, der es will und kann, zur Mitarbeit gebraucht.

Engagieren wir uns! Nur gemeinsam sind wir stark!

Dipl.-Pflegewirtin Ulrike Döring,

Wiesbaden, Vorsitzende Arbeitsge-

meinschaft christlicher Schwestern-

verbände und Pflegeorganisationen

in Deutschland (ADS) e.V., Präsidi-

umsmitglied im Deutschen Pflegerat,

Mitglied im Fachbeirat von ChrisCare

allen Zeiten bewogen, sich der Not ihrer Mitmenschen zu stellen und sich ihnen helfend zuzuwenden. Sie taten das überwiegend im persön-lichen Umfeld oder innerhalb von Ordensgemeinschaften.

Im Wandel der Zeiten fand sich aus dieser Kraft des Evangeliums heraus dann auch die Antwort auf die große soziale Not des 19. Jahrhunderts: Die Ausübung von Pflege als Beruf auf der Grundlage einer Ausbildung und die Sorge um angemessene Rahmenbedingungen für diese Arbeit nahmen ihre Anfänge in der Mutter-hausdiakonie in Kaiserswerth durch Theodor, Friederike und Caroline Fliedner, wie später unter anderem auch mit der Gründung des Evangeli-schen Diakonievereins durch Vertre-terinnen der Frauenbewegung und Friedrich Zimmer. Die Möglichkeit für Frauen, außerhalb der Familie als Pflegende einen Beruf auszuüben, dafür ausgebildet zu sein und dies aus einer sie stützenden Gemein-schaft heraus tun zu können, war für die damalige Zeit revolutionär.

Als Christen in der Pflege haben wir mit diesen Traditionen sowohl Kraft gebende Wurzeln als auch die große Verpflichtung, genau so innovativ zu reagieren wie Fliedners und andere

2/2012 CHRISCARE 35CHRISTLICHER GESUNDHEITSKONGRESS

3. Christlicher Gesundheitskongress Begeisterte Teilnehmer – zufriedene Veranstalter

Zum dritten Mal kamen über 1200 Teilnehmer ins Kasseler Kongress-palais zum Christlichen Gesund-heitskongress. Darunter waren etwa ein Viertel der Teilnehmer Mediziner, ein Drittel kamen aus pflegerischen Berufen. Die übrigen waren haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter unterschiedlichster Profession. Vom 21. – 24. März wurde in Plenen, 10 Vorkongres-sen und 60 Seminaren mitein-ander gearbeitet. 110 Aussteller informierten über ihre für den Gesundheitsbereich und dessen Mitarbeiter relevanten Angebote. Der Schwerpunkt dieses Kongres-ses: die Begleitung von Menschen mit chronischen Erkrankungen und Behinderungen. Inklusion, die in der Gesellschaft überall disku-tiert wird, soll auch im Gesund-heitswesen selbstverständlich sein. Wir bringen im Folgenden einige Nachrichten. Mitschnitte der Veranstaltungen sind auf der Inter-netseite www.christlicher-gesund-heitskongress.de zu bestellen.

Abschied vom perfekten MenschenProfessor Dr. med., Dr. phil. Klaus Dör-ner (Hamburg), einer der populärsten Psychiater zeigte, dass die Vorstellung eines perfekten Menschen im Schwin-den ist. Das endlichkeitsbewusste Leit-

bild könnte der Illusion der Gottgleich-heit folgen. Das Gesundheitswesen sei immer noch geprägt vom atemberau-benden Tempo des Fortschritts. „Wir haben davon geträumt, eine leidens-freie Gesellschaft zu schaffen“. Darin seien die Diktaturen der 30er Jahre Vor-reiter gewesen, die durch das Töten von Unheilbaren das Leid ausrotten wollten. Der medizinische Fortschritt führe bei immer mehr Menschen zum Leben als Dementer oder chronisch Kranker. „Wir wachsen in eine Gesellschaft hinein, in der wir immer mehr Hilfebedarf haben.“ Darum könne unser Gesundheitssys-tem nicht mehr durch professionelle Helfer allein geleistet werden. „Es ist ein Wunder, dass immer mehr Men-schen sich freiwillig für Pflegebedürftige einsetzen“, erklärte Dörner und verwies auf die wachsende Zahl von ehrenamt-lichen Aktivitäten. Ein Bürger-Profi-Mix sei hilfreich. Dabei könnten Kirchenge-meinden eine einmalige Chance der Wiederbelebung erleben. Gottesdienst und Menschendienst könnten hier Hand in Hand gehen. Seit den 80er Jahren, so Dörner, wachse diese Form bürgerschaftlichen Engagements. Er regte an, dass zum Beispiel Arztpraxen mit Nachbarschaftsinitiativen zusam-menarbeiten. Künftig werde in allen Generationen die klassische Trennung von Lernen, Arbeiten und Ruhestand aufgehoben. Außerdem verliere die

Beschleunigung von Arbeit immer mehr an Bedeutung. Der Wechsel vom Leitbild des perfekten zum Leitbild des imperfekten Menschen habe die Einsicht gefördert, dass Behinderte und Nichtbehinderte miteinander Bildung, Wohnen und Arbeiten teilen müssten. Die durch die UN-Behindertenrechts-konvention bestimmte Forderung nach Inklusion müsse zum Leitbild künftigen Handelns werden.

„Gut, dass du da bist“Die Berliner Pfarrerin Geertje-Froken Bolle berichtete, wie Kirchengemein-den auf die Herausforderung durch die zunehmende Zahl Demenzkran-ker reagieren können, indem sie das Modell von Gottesdiensten für Men-schen mit Demenz vorstellte. „Gut, dass du da bist“, war das Motto des Gottesdienstes zum Tag der Behin-derten, bei dem immer wieder der Kernsatz wiederholt wurde, um das Thema auch für Teilnehmer mit Handi-cap erfahrbar zu machen. Die Referen-tin leitet das Zentrum für Menschen mit Demenz in Berlin-Schöneberg, das unter anderem diese besonderen Gottesdienste anbietet, die auch für Nichterkrankte eine große Bedeutung haben. Sie plädierte dafür, demente Menschen in ihren Gottesdiensten willkommen zu heißen. „Eine Rampe zu bauen, ist oft leichter, als dementen Besuchern eine Teilnahme am Got-tesdienst zu ermöglichen.“ Im Got-tesdienst müssten sich Menschen zu Hause fühlen, die Nähe Gottes und der Menschen erfahrbar werden. „Jeder soll in seiner Unverwechselbarkeit wertgeschätzt werden.“ „Kennt auch dich und hat dich lieb“. Diese Zeile aus dem Abendlied „Weißt du wie viel Sternlein stehen“ könne Menschen berühren, berichtete die Pfarrerin.

Pflegeversicherung schützt die Reichen

Professor Dr. Bernd Raffelhüschen (Freiburg i.Br.), Fachmann für die

36 CHRISTLICHER GESUNDHEITSKONGRESS

wirtschaftlichen Rahmenbedin-gungen des Gesundheitswesens appellierte an die Kirchen, die Herausforderungen des demogra-phischen Wandels anzunehmen. Die starke Zunahme alter Menschen bei gleichzeitig abnehmender Zahl der Erwerbstätigen führe zu einer stark veränderten Zusammensetzung. Die hervorragenden Voraussetzungen für ein längeres Leben verstärken den Effekt. Dadurch entstünde ein finanzieller Engpass, der zu Vertei-lungskonflikten führen werde. „Von ¾ der Kongressteilnehmer ist anzu-nehmen, dass sie pflegebedürftig werden. Wir sind in goldenen Zeiten der Demographie, weil wir zur Zeit viele Beitragszahler haben, die noch relativ wenig Rentenempfänger finanzieren.“ Diese Entwicklung wird zur starken Reduktion der Kirchen-steuer führen. Bestenfalls wird das Kirchensteueraufkommen stabil bleiben, aber im Niveau absinken. Auch die Gesundheitskosten werden wesentlich stärker steigen als das allgemeine Aufkommen an Kranken-kassenbeiträgen. Raffelhüschen for-derte eine Verlagerung der Lasten auf die Verursacher des Problems. Die gegenwärtige starke mittlere Gene-ration muss stärker an den Kosten beteiligt werden. Im Hinblick auf die Pflegeversicherung seien die Ent-wicklungen noch dramatischer. „Die

heutigen Pflegefälle sind die großen Gewinner der Pflegeversicherung.“ „Die Pflegeversicherung ist eine Schutzmaßnahme für die Reichen.“

Biblischer Impuls: Ich bin der Herr, dein Arzt

Landesbischof Dr. Frank Otfried July, Stuttgart, berichtete über seine persönlichen Erfahrungen mit dem Bibelwort „Ich bin der Herr, dein Arzt.“ Während er zu seinen Studienzeiten die Heilungsgeschichten der Bibel eher als Illustrationen des Herrschafts-anspruches Jesu wahrgenommen hatte, weitete sich später sein Blick: Die lebensbedrohliche Erkrankung eines Studienfreundes weckte in ihm die Frage, wie der Heilungsanspruch Jesu in den Alltag hineinwirkt. Eine weitere Erfahrung war für den würt-tembergischen Bischof die Teilnahme an christlichen Heilungsgottesdiens-ten in Westafrika. Dort sei zu spüren gewesen, dass die großen Fragen von Endlichkeit, Krankheit und Tod zwar nicht endgültig gelöst werden, aber die Hoffnung auf Gottes Hilfe die Wirklich-keit verändern. July leitete vor seiner Wahl zum Landesbischof ein Diakonie-werk. Die betriebswirtschaftlichen und seelsorgerlichen Erfahrungen standen für ihn in einer ständigen Spannung. Die entscheidende Klammer, so der Bischof, sei die Proklamation der Herrschaft Jesu. In der aktuellen

medizinethischen Diskussion habe der hohe Stellenwert von Heilung eine besondere Bedeutung. Mit Jesus habe das Reich Gottes seinen Anfang genommen. „Mit diesem Reichgot-tesblick sehen wir die Welt in einem anderen Licht.“ Persönliche Erfahrun-gen schilderte July aus den Krankheits-erfahrungen seiner Frau. Während ihrer Krankheit standen für ihn die Klage und die Furcht vor dem Verlust der geliebten Partnerin im Raum. In dieser Situation werde die Hoffnung auf den Herrn, den Arzt zum Halt. Daran hatte ihn die Spruchkarte mit dem Bibelwort erinnert, die ihm eine Diakonisse in die Hand gedrückt hatte.

Heiles Leben auch im RollstuhlGute Laune auf der Bühne, Begeis-terung im Publikum. Der Gospel Chor „baseline“ aus Oldenburg setzte einen fröhlichen Akzent beim zweiten Abend des Kongresses. Fenster zum Leben – Schritte zur Heilung war der Abend überschrie-ben. Die Fernsehmoderatorin Andrea Schneider fragte in ihrer Anmodera-tion, wie das Leben gelingen kann, wenn chronische Krankheit und Behinderung keine Heilung erwar-ten lassen. Eine Besonderheit: Viele der Mitwirkenden leben mit einem Handicap. Die Dirigentin des Chors rappt im Rollstuhl, die Moderatorin berichtet von ihrer MS-Erkrankung, ein Gesprächsgast muss ohne Arme leben und eine Interviewpartnerin begleitet ihr dauerbeatmetes Kind zu Hause. „Das war ein entscheidender Impuls für den Kongress: Christen hoffen auf Heil, aber erfülltes Leben ist nicht von körperlicher Unversehrt-heit abhängig,“ meinte ein Besucher.

Die Präventologin Marlen von Kunhardt (Malente) forderte eine Gebrauchsanweisung für den Men-schen. „Viel früher müsste unseren Kindern die Bewegungsfreude bei-gebracht werden.“ Die Fachfrau für vorbeugende Gesundheitsfürsorge Dr. med. Klaus Richter mit Moderatorin Andrea Schneider

2/2012 CHRISCARE 37CHRISTLICHER GESUNDHEITSKONGRESS

berichtete von eigenen Erfahrungen: Diagnose Krebs, Operation, Chemo folgten Schlag auf Schlag. Ihr Glaube half ihr, die schwierige Zeit zu überstehen. „Seitdem kann ich mein Leben erst richtig genießen.“

Bernd Hock, der im Fernsehen mit einer sprechenden Puppe Erwin auf-tritt, war ohne seine Begleitung nach Kassel gekommen. Er selbst bezeich-net sich als Entertainer, der anderen Mut machen will. Körperlich ist der Hamburger Fernsehmoderator Hock behindert. Arme und Hände sind nicht ausgebildet. „Ich habe mit der Mutter-milch eingesogen, zu lernen um Hilfe zu bitten.“ Hock berichtet davon, wie er angefangen hat, nicht nur an Gott zu glauben, sondern Gott zu glauben. „Es ist wichtig, wie wir uns in die Katastrophe hineinbegeben.“ „Dank Gottes Hilfe führen wir ein weitge-hend normales Leben“, erzählte Hock von seiner Familie. Sein zweites Kind wurde ebenfalls ohne Arme geboren. „He loves me – Er liebt mich“, antwor-tete der Gospel Chor.

Christiane Gering (Hann Münden) berichtete aus der Sicht einer Mut-ter des 10jährigen Hannes, dessen Muskeln nicht funktionieren. Er ist beim Atmen und beim Schlucken auf maschinelle Hilfe angewiesen. „Als uns der Arzt 4 Monate nach der Geburt sagte, dass Hannes nicht lange leben würde“, berichtete die Mitarbeiterin der Geistlichen Gemeindeerneue-rung, wäre die erste Frage gewesen: „Muss der Junge leiden?“ Dass der Kinderarzt ihr versprach, alles in seiner Macht stehende zu tun, um Leiden zu verhindern, beruhigte sie ebenso wie die Stationsärztin, die ihre Rolle als Ärz-tin verließ und die Mutter in den Arm nahm. 10 Jahre später ist Hannes als Rollstuhlfahrer im Kindergarten gewe-sen und besucht nun die Grundschule. „Ans Ende meiner Kraft komme ich oft – genauso wie jeder, dem die Anforde-rungen einer Familie manchmal zu viel

werden.“ Christine Gering hat erfahren, dass Menschen für Hannes gebetet haben. Das abendliche Gebet mit ihren beiden Söhnen sei oft dadurch gekenn-zeichnet, dass sie dankbar ist und sagen kann: „Dieses Leben ist gut“.

Ulrich Neugebauer, der die 100 ehren-amtlichen Mitarbeiter der Berliner Kältehilfe koordiniert, berichtete von den Menschen auf der Straße der Hauptstadt. „Ich bin froh, dass der Winter vorbei ist!“, erzählte er. Aller-dings sei das Hauptanliegen der Kälte-hilfe, Menschen nachhaltig zu helfen. „Die Situation der wohnungslosen Menschen in Berlin hat sich dramatisch verändert. 80 % der Gäste bei 35 000 Übernachtungen im vergange-nen Winter, hätten keinen Anspruch auf Hilfen der Sozialsysteme. Die Moderatorin des Abends staunte, dass in der Kältehilfe die Mitarbeiter Gästen die Füße waschen, ganz nach dem Vorbild Jesu. Die Mitarbeiterin, die diesen Dienst angeregt hatte, berich-tete später: „Nie habe ich ein so tiefes seelsorgerliches Gespräch geführt wie in den 20 Minuten, in denen die Füße unseres Gastes im Seifenwasser standen.“ Neugebauer berichtete vor dem aufmerksamen Publikum: „Mich motiviert, dass unsere Gäste Gottes Liebe mit Wort und Tat erfahren.“

Das Thema Glaube und Heilung löste unterschiedliche Reaktionen aus: Die

Mutter von Hannes betet nicht um Heilung. Stattdessen wünscht sie sich vor allem, dass er weiter ein fröhli-ches Kind bleibt. Bern Hock ist dank-bar, dass er leben darf und bedauert, dass Menschen wie er heute nur noch eine sechsprozentige Chance haben, nicht abgetrieben zu werden. Der Kältehilfekoordinator meint, er könne die Arbeit mit den Gästen nicht tun, ohne Kraft von oben. „Ich glaube, dass Gott uns schenkt, mit Freude und Lust bei der Arbeit zu sein.“ Die Präventologin hat erfahren, dass Freunde nach biblischem Vorbild für sie gebetet und sie gesalbt hatten. „Dass es heiles Leben geben kann in einem nicht unversehrten Körper, muss in die Gesellschaft hineingetra-gen werden“, resümierte Bernd Hock und erntete spontanen Applaus.

„Wir sind dazu da, die Liebe Gottes weiterzugeben“, sang der Chor unter Leitung von Kerstin Prause schließ-lich zum Abschluss. Zu ihrer eigenen Motivation meinte die Chorleiterin: „Ich habe den Chor gegründet, um Menschen von Jesus zu erzählen. Es ist ein Menschenrecht, dass alle Menschen erfahren, dass Gott sie liebt.“ Seitdem sie 32 Jahre alt ist, lebt die Mutter von vier Kindern mit einer Querschnittlähmung. Dass sie fast immer unter starken Schmerzen leidet, ist für die Chorleiterin keine Frage mehr. Sie habe zu Gott gesagt:

Sorgten für die musikalische Begleitung des Kongresses: die Band um Maria Koschwitz

38 CHRISTLICHER GESUNDHEITSKONGRESS

„So wie es ist, ist es in Ordnung, aber du musst mir helfen.“

Wir haben keine Krankheit. Wir sind krank

Mit Spannung erwartet wurde Profes-sor Dr. Jürgen Moltmann, Tübingen, der in den 70er Jahren mit seinem Buch „Theologie der Hoffnung“ die Bedeutung der Botschaft Jesu für die Veränderung der Gesellschaft deutlich gemacht hatte. Er warnte davor, die Krankheit vom Kranken abzuspalten. Man sage zwar „Ich habe eine Krank-heit“, aber zunächst einmal sei man krank. Jede Krankheit ist Teil einer Lebensgeschichte und der Kranke muss sie als Teil seiner Lebensge-schichte annehmen, wenn er ver-stehen will, was sie ihm sagen will. Moltmann sprach sich auch gegen eine einseitige Wertschätzung der Gesundheit aus: „Unser Leben wird ärmer, wenn wir nur unsere gesun-den Zeiten schätzen.“ Dass Heilung bei Jesus besondere Wertschätzung erfährt, zeigen die Berichte des Neuen Testaments. Bei Jesus stehen diese Heilungen in einem besonderen Horizont. In der Heilung der Kranken wird das Reich Gottes leibhaftig. Und in einer Heilung will die Lebenskraft Gottes den Körper durchdringen. Der Theologe, der auch von eigenen Krankheitserfahrungen berichtete, sagte: „Die Krankenheilungen sind Vorboten der Auferstehung“.

Moltmann kritisierte einen Gesund-heitsbegriff, der sich auf die Arbeits- und Genussfähigkeit bezieht. Das unterscheide sich von den Vorstel-lungen von Gesundheit in Afrika und Asien. Er warnte vor falschen Ideal-vorstellungen, die allseitiges Wohlbe-finden versprechen. Vielmehr müss-ten Altern und Sterben als Teil des Menschseins gesehen werden. „Nicht die Abwesenheit von Störungen, son-dern die Kraft mit diesen Störungen umzugehen und zu leben, ist wichtig“. Ohne Krankheiten zu bagatellisieren,

ermutigte Moltmann die Teilnehmer, Krankheiten auch als Chance zu sehen, die wirklich tragenden Fundamente des Lebens zu erkennen: „Dem Leben dient nicht, was im Sterben nicht tröstet.“ Als Resümee eigener Erfahrungen schloss Moltmann: „Je mehr einen im Alter die eigenen Kräfte verlassen, umso mehr merkt man, dass man getragen wird.“

führer des Albertinen-Diakoniewerkes in Hamburg, in seiner Laudatio. Der mit 2.000 Euro dotierte Preis wird an Initiativen vergeben, die ein Mitein-ander von christlicher Gemeinde und Gesundheitswesen modellhaft praktizieren. Der zweite Preis ging an den Helferkreis Kaan-Marienborn bei Siegen. In dieser Einrichtung haben sich mehr als 30 freiwillige Mitarbei-

Gesundheitspreis ging in die Schweiz

Gewinner des diesjährigen Christli-chen Gesundheitspreises waren die Diakonischen Wohngemeinschaften in Riehen bei Basel. In sechs Häusern leben dort Menschen mit und ohne Unterstützungsbedarf zusammen.Dabei wollen die Mitarbeiter den urchristlichen Aspekt des gemein-samen Lebens und die Probleme der Gesellschaft in eine fruchtbare Beziehung bringen. Irene Widmer, die zusammen mi ihrem Mann Thomas die Hausgemeinschaften gegründet hat, dankte einem der Hauptreferen-ten des Gesundheitskongresses, dem 87-jährigen Theologen Jürgen Molt-mann: Seine Texte zum gemeinsamen Leben hätten den Anstoß zur Grün-dung gegeben. „Gemeinschaft und Freundschaft sind in Riehen der thera-peutischen Beziehung vorangestellt”, erklärte Cord Meyer, Hauptgeschäfts-

terinnen und Mitarbeiter zusammen-geschlossen, um unter dem Dach der evangelischen Kirchengemeinde Men-schen beizustehen, die Hilfe benöti-gen. „Wir machen das, was Angehö-rige und Nachbarn auch tun”, erklärte die Koordinatorin Krankenschwester Isolde Knebel, die wie alle anderen ehrenamtlich mitarbeitet. Allein 2011 seien 4.000 Stunden Alltagshilfe und 1.000 Stunden entlastende Dienste für Angehörige von Demenzkranken geleistet worden. In seiner Laudatio lobte der Vorstandsvorsitzende der Agaplesion AG, Bernd Weber: „Sie sind da, wenn andere Feierabend machen.” Mehr über die beiden Preis-träger ist unter www.offenetuer.ch / www.mossrain.net und www.kaanmarienborn.kirchenkreis-siegen.de zu erfahren. Über die weiteren 20 Bewerber informiert: www.christlicher-gesund-heitskongress.de

Alle zwanzig Bewerber für den Christlichen Gesundheitspreis gemeinsam auf der Bühne

2/2012 CHRISCARE 39

Erforschen

NACHRICHTEN

Achtsamkeit mindert Schmerz

Gießen: Wie Achtsamkeitsmeditation das subjektive Leiden unter Schmerz auf neuronaler Ebene vermindert, hat ein Team aus Wissenschaftlern des Bender Institute of Neuroimaging der Justus-Liebig-Universität Gießen, des Massachusetts General Hospital, der Harvard Medical School in Boston und der Universität Maastricht nun her-ausgefunden. Die Forscher konnten zei-gen, dass Probanden im Zustand der Achtsamkeit den Schmerz sehr wohl spüren, aber nicht so stark darunter leiden, weil die für die Bewertung des Schmerzreizes verantwortlichen Hirn-areale weniger stark aktiviert werden. Die Ergebnisse wurden in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Cerebral Cortex“ veröffentlicht. Achtsamkeit ist eine besondere innere Haltung, in der allem Erlebten genau so begegnet wird, wie es sich im gegenwärtigen Moment darstellt. Die Aufmerksamkeit wird beispielsweise auf Sinnesempfin-dungen gelenkt und diesen wird mit Neugierde und Akzeptanz begegnet.

Religiosität besser messbar machen

Bielefeld/Bad Schussenried: Der an der Universität Bielefeld lehrende Theologe und Psychologe Constantin Klein und die in Bad Schussenried tätige Cornelia Albani haben ein

Modell entwickelt, wie die Bedeu-tung von Religion für die psychi-sche Gesundheit sichtbar gemacht werden kann. Dabei gehen die Forscher davon aus, dass Religio-sität eine hohe Bedeutung für den Gesundheitszustand eines Menschen hat. Je zentraler die Religiosität für den Betroffenen ist, umso stärkeren Einfluss hat sie. Das kann sowohl zu positiven wie auch negativen Effekten führen. Dabei zeigt sich, „dass Religiosität insbesondere für Hochreligiöse und für Menschen, die an einen wohlwollenden und gütigen Gott glauben, eine gesundheitliche Ressource darstellen kann, während es eine kleinere Gruppe Gläubiger zu geben scheint, deren Religiosität und Gottesvorstellungen eher zu vermehrter psychischer Belastung beitragen.“ In der Zeitschrift für Nach-wuchswissenschaftler fassen sie ihre Ergebnisse zusammen: Es werden „mögliche psychologische Mecha-nismen, die als Erklärungsansätze für die dargestellten Befunde in der Forschungsliteratur diskutiert werden, vorgestellt. Verschiedene Facetten der Religiosität kommen dabei sowohl als individuelle und soziale Ressourcen sowie als Lebensstilfaktoren, Coping-Strategien und auch als Risikofakto-ren in Betracht.“ Mehr unter: http://www.nachwuchswissenschaftler.org/2011/1/20/ZfN-2011-1-20.pdf

Berlin: In der Diakonie engagieren sich weitaus mehr Ehrenamtliche als bisher angenommen. Rund 700 000 Bürger seien freiwillig in Einrichtun-

Positive und negative Effekte

Neuronale Ebene

Bewertung des Schmerzreizes

Engagement

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Kampagne des Diakonischen Werks

Mehr Ehrenamtliche als angenommen

gen und Diensten aktiv, teilte das Diakonische Werk Bundesverband mit. Bisher war die Diakonie davon ausge-gangen, dass die Zahl der ehrenamtlich Tätigen etwa ebenso hoch sei wie die der Hauptamtlichen – nämlich rund 450 000. Grundlage für die neue Zahl ist eine repräsentative Befragung bei 1 500 diakonischen Einrichtungen und Diensten sowie 1 000 Ehrenamtlichen. Sie ergab ferner, dass die freiwillig Engagierten in der Diakonie meist weiblich, verheiratet, älter als 60 Jahre und im Ruhestand sind. Sie arbeiteten im Schnitt unentgeltlich bis zu zehn Stunden monatlich. Am häufigsten betätigten sie sich in der Altenhilfe.

Bitte keine „niederländischen Verhältnisse“

Köln: Der Umgang mit Schwerkran-ken und Sterbenden in den Niederlan-den darf kein Vorbild für Deutschland sein. Das erklärte die Bundesvorsit-zende der Aktion Lebensrecht für Alle (ALfA), die Ärztin Claudia Kaminski. Anlass war die Anfang März geplante Eröffnung einer „Sterbeklinik“ und die Einführung „mobiler Sterbehel-fer“ in den Niederlanden. Kaminski appelliert an Politiker und Ärzte, jede Form aktiver Sterbehilfe abzulehnen. Eine Gesellschaft, in der der Tod bestellt und geliefert werden könne, verliere ihr menschliches Antlitz. Statt Sterbehilfe fordert die Lebens-rechtsorganisation ALfA, die nach eigenen Angaben mehr als 11 000 Mitglieder hat, Sterbebegleitung. Dazu dienen ein Ausbau der Palliativ-medizin und der Hospizarbeit sowie bessere Pflegebedingungen.

Aktive Sterbehilfe

Sterbebegleitung statt aktive Sterbehilfe

40

Eingriffe

Behinderungen

LebensqualitätNACHRICHTEN

Religiosität ist Gesundheitsressource

Berlin: Der wissenschaftliche Befund, nach dem ein regelmäßi-ger Gottesdienstbesuch eine etwa um sechs Jahre höhere Lebens-erwartung zur Folge hat, wird in Deutschland kaum ernst genom-men. Darauf weist der Referent der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, Michael Utsch hin: Zwar seien die statisti-schen Nachweise eindeutig, aber über die Ursachen dieser erstaunli-chen Wirkung streiten die Experten. Darüber hinaus stammen die Daten aus den USA, und ohne Zweifel ließe sich die amerikanische Religi-onskultur nicht ohne weiteres auf Deutschland übertragen. Deshalb lassen die Befunde des Medizinso-ziologen Ronald Grossarth-Maticek aufmerken, auch wenn sie bei vielen Kollegen umstritten sind. Er führte von 1973 bis 2010 in Heidelberg mehrere aufwändige Längsschnitt-studien durch, in denen Krank-heitsverläufe untersucht wurden. Besonders interessierten sich die Forscher für diejenigen körperlichen und seelischen Faktoren, die der Krankheitsbewältigung dienten. Schwerkranke Patienten, die das von Grossarth-Maticek entwickelte „Autonomietraining“ anwendeten, berichteten eine deutliche Verbesse-rung ihrer Lebensqualität und lebten auch länger. Ganz im Sinne des Grundgedankens von Autonomie gingen die Forscher zunächst von der Hypothese aus, dass Atheis-mus, verstanden als Ausdruck einer Ungebundenheit von Gott, sich positiv auf die Gesundheit auswirke. Die Ergebnisse jedoch belegen,

Amerikanische Religionskultur übertragbar?

dass sich neben anderen Faktoren besonders „eine Wohlbefinden erzeugende Gottesbeziehung“ und „Beten für Heilung“ sowohl auf die Lebensdauer als auch die Lebens-qualität positiv auswirkten. Mehr in: Wege zum Menschen 6 2011, www.v-r.de/

“Nicht alles ist moralisch gerechtfertigt”

Wien: Wie weit darf Chirurgie, speziell plastische Chirurgie gehen und wo verläuft die Grenze zwischen Therapie und Enhancement – zu diesen Fragen hat der Wiener Theo-loge und Medizinethiker Ulrich H.J. Körtner in einem Gastbeitrag Anfang des Jahres in der Tageszeitung „Die Presse” Stellung genommen. Jeder chirurgische Eingriff stelle eine Grenzüberschreitung dar, hält Körtner fest. Es handle sich immer um eine Verletzung der körperlichen und see-lischen Unversehrtheit eines Men-schen. Allerdings sei dies notwendig, um Heilung zu erreichen. „Doch in welchen Fällen sind solche Eingriffe medizinisch gerechtfertigt?”, fragt der Medizinethiker in Hinblick auf die plastische Chirurgie. „Anhand welcher Kriterien wird dem subjek-tiven Leiden eines Menschen an seinem Äußeren ein Krankheits-wert zugemessen?” Wenn Chirurgie glaubt, psychische Probleme allein durch Operationen behandeln zu kön-nen, überschreite sie jedenfalls eine ethische Grenze. Bei der Frage nach den ethischen Grenzen der Medizin in diesem Teilbereich gehe es um „jene zwischen medizinisch indizier-

Schönheitsoperationen zum Heilwerden?

ter Therapie und anderen Formen der Manipulation des Körpers, die zwar medizinisches Können vorausset-zen, aber nicht mehr als Therapie zu betrachten sind”, schreibt Körtner. Die Debatte um Enhancement, darunter versteht man medizinische oder medikamentöse Eingriffe zur schein-baren Verbesserung des Körpers ohne medizinische Notwendigkeit, drehe sich letztlich um Fragen der persönlichen Identität, des Selbst-wertgefühls und der verschiedenen Formen des Selbst. Die ethischen Grenzen der Chirurgie würden durch die Achtung der Menschenrechte bestimmt, stünden aber nicht ein für alle Mal fest, sondern seien in kommunikativen Prozessen stets neu zu bestimmen, erklärt Körtner. „In solchen Aushandlungsprozessen zeigt sich freilich, dass nicht alles, was chi-rurgisch machbar ist, auch moralisch gerechtfertigt ist.” (Quelle: epdÖ)

Inklusion: Thema der Kirche

Heidelberg: Die „Kirche als Akteur für Inklusion“ stand im Mittelpunkt des Kongresses „Wissenschaft trifft Praxis: Behinderung – Theologie – Kirche“, der am 8. und 9. März an der Universität Heidelberg stattfand. In einer Meldung der Veranstalter heißt es: „Inklusion ist heute zentraler Bezugspunkt der behindertenpoli-tischen Debatten. Das theologische Nachdenken über „Behinderung“ ist ebenso wie die diakonisch-caritative Praxis herausgefordert, sich auf die neuen Erkenntnisse der Sozialwissen-schaften, die sich mit dem Stichwort „Inklusion“ verbinden, zu beziehen.

Gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen

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Soziale Netze

Anonymität

NACHRICHTEN

Es ist daher grundsätzlich zu diskutie-ren, inwiefern „Inklusion“ eine trag-fähige theologische Leitkategorie dar-stellt und welche Folgen sich daraus für das sozialpolitische Engagement der Kirche ergeben.“ Welche Rolle kann Kirche als Akteur für die gesell-schaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderung spielen? Und was bedeutet das für Gemeinden vor Ort, aber auch für Kirche, Diakonie und Caritas in ihrer Rolle als Arbeitgeber? Auch spezifi sch theologische Fragen, z.B. ob Behinderung als Teil der guten Schöpfung Gottes verstanden werden kann, sind behandelt worden. Mehr unter www.dwi.uni-heidelberg.de/kongress2012

Für eine integrative Pfl ege

Stuttgart: „Diakonie und Kirche sind zwei Seiten der gleichen Medaille. Dies macht es nötig, auf einer gemeinsamen geistlichen Grundlage zu arbeiten und die gleichen Werte-vorstellungen zu teilen”, sagte der württembergische Landesbischof Frank Otfried July im März bei den Feierlichkeiten anlässlich des 60-jäh-rigen Bestehens der Evangelischen Heimstiftung, dem größten Anbieter von Altenhilfedienstleistungen in Baden-Württemberg. Er machte sich gleichzeitig für eine stärkere Ver-netzung im Sozialbereich und ein Modell integrativer Pfl ege stark.

Zur Grundlage integrativer Pfl ege gehöre, dass kein Mensch zum Objekt des Helfens degradiert werde, sondern immer Subjekt bleibe. „Nur so behält er seine Würde”, sagte July.

Sich als Teil des Ganzen verstehen

Das Recht auf Würde und Teilhabe lasse sich aber nur verwirklichen, „wenn alle Beteiligten gut zusam-menarbeiten und sich als Teil des Ganzen verstehen: Pfl egeberatung, ambulante Dienste und stationäre Einrichtungen, Nachbarschaftshilfe, Kirchengemeinden und Ehrenamtli-che, Angehörige und Nachbarn, Ärzte und Krankenkassen.”

Der Bischof formulierte „Anregungen für eine Weiterentwicklung diakoni-scher Arbeit”. So sollten diakonische Einrichtungen soziale Netze stärken. „Gemeinwesenorientierung ist ein Qualitätsmerkmal jeder diakonischen Arbeit”, betonte er. Darüber hinaus gelte es, die Grenzen der eigenen Möglichkeiten zu kennen und andere mit ins Boot zu holen. So seien „intensive gemeinsame Anstrengun-gen” gefragt, um etwa dem Fachkräf-temangel in der Pfl ege zu begegnen. Auch sollten „die Wohlfahrtsver-bände, die Kirchen und andere gesell-schaftliche Gruppen immer wieder gemeinsam und mit Durchsetzungs-kraft für gerechte fi nanzielle Rahmen-bedingungen streiten.”

Gegen „Medizin-Tafeln“

Berlin: „Das Krankheitsrisiko steigt und die Lebenserwartung sinkt, wenn Menschen lange arbeitslos sind oder in prekären Beschäftigungs-verhältnissen arbeiten, wenn sie über wenig oder kein Einkommen verfü-gen oder der Bildungsstand niedrig

ist.“ Dies machte Caritas-Präsident Peter Neher bei der Präsentation der Caritas-Kampagne 2012 deutlich. „In einem der reichsten Länder der Welt ist die Tatsache, dass Armut krank macht, ein provozierender Zustand“, so Neher. Zwar habe Deutschland ein solidarisches Gesundheitssystem von hoher Qualität. Doch gebe es gravie-rende Unterschiede zwischen den Einkommensgruppen: So liege die Lebenserwartung einer Frau aus der Armutsrisikogruppe rund acht Jahre unter der von Frauen aus einer hohen Einkommensgruppe. Bei Männern sind es elf Jahre.

„Jährlich 300.000 Euro für Hospizfonds“

München: Bei der Abschlussver-anstaltung des Projekts Christliche Hospiz- und Palliativkultur am 14. Mai in München zeigte sich Erzbi-schof Kardinal Marx sichtlich zufrie-den mit den Ergebnissen, die von den Einrichtungen an Infoständen vorgestellt wurden. „Die humani-täre Kultur einer Gesellschaft muss sich daran messen lassen, wie sie mit dem Sterben umgeht“, so Marx. Seinen Beitrag hierzu wird das Erzbistum noch verstärken und so verkündete Kardinal Marx vor über 200 Gästen, dass ein Erzbischöfl icher Hospiz- und Palliativfonds eingerich-tet werde, der die Akteure im Pallia-tive Care-Bereich unterstützt. Mehr: www.caritasmuenchen-hospizkultur.de

Motiv der Caritas-Kampagne 2012: Jeder verdient Gesundheit

Palliative Care

Erzbischof Kardinal Marx

42 REZENSION

„Christliche Heilkunde – Zugänge“von Cornelia Coenen-Marx

Ganzheitlich, integrativ, ökumenisch – mit solchen Begriffen verbindet sich ein neues Verständnis christlicher „Gesundheitsarbeit“, die über die bisherigen Vorstellungen von Profes-sionalität in den Gesundheitsberu-fen weit hinausgeht. Internationale Erfahrungen mit einem ganzheit-lichen und spirituellen Heilungs-verständnis in den Ländern des Südens und die gesellschaftliche und weltanschauliche Pluralisierung unserer wissenschaftsbetonten Wohlfahrtsstaaten im Norden wir-ken dabei zusammen. Viele haben den Eindruck, dass eine gute medi-zinische Versorgung nicht genügt, wenn es darum geht, Menschen in gesundheitlichen Krisen zu helfen oder ihnen Wege zu zeigen, mit chronischen Erkrankungen zu leben oder auch getröstet sterben zu können. Nicht zuletzt in der Onkolo-

Solche Erfahrungen sind es, die die Suche des Ökumenischen Rates der Kirchen und verschiedener Missions-werke nach einer neuen theologischen Auseinandersetzung mit dem christli-chen Verständnis von Heil und Heilung, die seit Mitte der 1960er Jahre im Gange ist, auch hierzulande aktuell werden lassen. Es ist das Verdienst von „Christen im Gesundheitswesen“, dass hier Angehörige unterschiedlicher Gesundheitsberufe, die verschiedenen Konfessionen angehören, gemein-sam um diese Fragen ringen. Neben der Ausrichtung der gut besuchten Christlichen Gesundheitskongresse gibt die Gruppe auch mit „ChrisCare“ und einer kleinen Buchreihe wesent-liche Anstöße. In dieser Reihe ist nun das Büchlein „Christliche Heilkunde – Zugänge“ erschienen.

Mit Recht weist Dr. Peter Bartmann, DW EKD, in seinem Beitrag darauf hin, dass schon der Begriff „Christliche Heilkunde“ eine Provokation ist – über-schreitet er doch die sorgsam gezo-genen Grenzen der Wissenschaftsdis-ziplinen von Medizin und Theologie, deren Zuständigkeiten im Blick auf das ( Seelen)Heil einerseits und die körperliche Gesundheit andererseits in der Moderne strikt getrennt wurden. Aber schon die sozialwissenschaftli-chen und epidemiologischen Studien des letzten Jahrzehnts zur Bedeutung spiritueller Erfahrungen für Gesundheit und Heilungsprozesse haben dieses Arrangement nachhaltig irritiert und deutlich gemacht, dass es nicht nur im Blick auf psychosomatische Zusam-menhänge, sondern auch im Blick auf die Bedeutung von Beziehungen für die Gesundung wichtige Schnittmen-gen zwischen den Disziplinen gibt. Wie wichtig deshalb interdisziplinäre wissenschaftliche Arbeit, aber auch interprofessionelle Zusammenarbeit ist, ist für die Pflegewissenschaft und -pra-xis seit langem deutlich, denn Pflege ist, im wesentlichen, Interaktions- und

Beziehungsarbeit; historisch betrachtet ist sie aus gutem Grund im Kontext von Gemeinschaften entstanden. Der Beitrag von Annette Meussling-Sentpali über die Frage, was aus diesen christ-lichen Pflegetraditionen geworden ist und was es heute heißen kann, als Christen zu pflegen, nimmt den Traditionsgehalt eines diakonischen und caritativen Verständnisses von Gesund-heitsberufen auf und konfrontiert ihn bewusst mit den heutigen Arbeitsab-läufen in der Gesundheitsbranche.

Mit der Krankheit des Gesundheitssys-tems und dem Mangel an persönlicher Verantwortung, Kooperation, Vernet-zung und Quartiersarbeit befassen sich Georg Schiffner und Reinhard Köller in ihren Aufsätzen. Dabei zeigen beide große Perspektiven auf, wenn sie die Schwachstellen der Gesundheitspo-litik debattieren, Vorschläge für eine Neuaufstellung von Teams machen und darüber hinaus ein christliches Verständnis von Medizin debattieren. Diese Themen wären eigentlich durch-aus eigene Publikationen wert. Es ist besonders wichtig, dass über die beiden ökumenischen Beiträge von Dr. theol. Dietrich Werner, ÖRK, und Dr. med. Beate Jakob, DIFÄM, die das Buch rahmen, hinaus in vielen Beiträ-gen auch ein Fokus auf der Arbeit der Kirchengemeinden, ihren Chancen und Möglichkeiten liegt. Denn ganz unab-hängig von der Weiterentwicklung des Gesundheitssystems wird in Zukunft von der Versorgung Demenzerkrankter bis zur ambulanten Palliativpflege viel davon abhängen, dass Gemeinden ihre Verantwortung für ein christliches Verständnis von Heil und Gesundheit neu wahrzunehmen lernen.

Reinhard Köller, Georg Schiffner (Hg.), Christliche Heilkunde –Zugänge, 2011, Ahnatal, Verlag Frank Fornaçon, 108 Seiten, ISBN 978-3-940232-06-9, Euro (D) 9,80, SFr 13.00. Bestellungen über jede

Cornelia Coenen-Marx,

Oberkirchenrätin EKD,

Hannover

Buchhandlung oder bei der Geschäftsstelle von CiG, Bergstraße 25, 21521 Aumühle.

gie, in der Hilfe für HIV-Aidskranke, aber auch in der Palliativmedizin und der Pflege für Demenzerkrankte spielen deshalb komplementäre und alternative Heilverfahren, aber auch spirituelle Begleitung eine zuneh-mende Rolle. Über Religionen und Weltanschauungen hinweg suchen auch Christinnen und Christen Hilfe in der Traditionellen Chinesischen Medizin oder der Anthroposophie.

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Pathologische Religiösität Welche Faktoren wirken, wenn an sich gesundheitsfördernder Glaube negative Auswirkungen zeigt? In zwei Überblicksartikeln beschreiben Michael Utsch (Fakten und Folgen) und Peter Kaiser (Besonder-heiten in der Behandlung) den aktuellen Stand der Forschung. Daneben berichten Susanne Bauer und Henning Freund von ihren Untersuchungen zur Colonia Dignidad, einer von Deutschen gegründeten Siedlung in Chile. Dort lebten 300 Menschen mit einer fundamentalistischen evangelischen Religiosität unter dem diktatorischen Einfluss des Gründers. In der Abgeschiedenheit entwickelte sich eine patho-logische Form evangelikaler Religiosität, über deren Mechanismen und Therapie die Autoren berichten. Das Buch behandelt vor allem psychische Folgen negativer Religion, bietet aber auch Ansätze, wie diese somatische Auswirkungen haben kann. Michael Utsch (Hg.), Pathologische Religiosität, Genese, Beispiele, Behandlungsansätze, Kohlhammer, 2012, 147 S., ISBN 978-3-17-022077-5, € (D) 34,90, SFr 46.90

LITERATUR

Angehörige ermutigen

Der Begriff Pflegen kommt aus dem Altdeutschen und hat mit der Übernahme von Verantwortung zu tun. Diese Verantwortung hat die Autorin für ihren pflegebedürftigen MS-kranken Mann übernommen. Die Einsichten und Erfahrung in dieser Aufgabe haben sie zu dem kleinen Buch inspiriert, in dem sie ihre Leser ermutigt, die Herausforderung anzunehmen und dabei geistliche Erfahrungen zu machen. Dabei geht sie zum Beispiel auf die Bedeutung der Vergebung ein oder auch auf die Trösterin Musik. Auf den ersten Blick überraschend und dann doch sehr verständlich: Die Autorin schreibt an ihren ver-storbenen Mann und versteht es so, auch sehr persönliche Dinge in den Text einzuflechten. Lore Bartholomäus, Ich bin an deiner Seite, Ermutigung für pflegende Angehörige, Ein Erfahrungsbe-richt, Brunnen, 2010, 80 S., ISBN 978-3-7655-5458-2, € (D) 5,95, SFr 8.90

Caritas und Gemeinde Lebendige Seelsorge heißt die Zeitschrift für praktisch-theologisches Handeln, die im Echter-Verlag erscheint. In der letzten Ausgabe von 2011 widmet sich die Zeitschrift der Beziehung von Caritas und Gemeinde zuein-ander. „Vom gegenseitigen Fremdeln zur Wertschätzung“ ist ein Beitrag von Klaus Baumann überschrieben. Und Herbert Haslinger und Karl Bopp kommentieren sich wechselseitig in ihren Beiträgen zu Auswirkungen neuer pastoraler Großräume, wie sie derzeit überall in der katholischen Kirche entstehen: „Zerstören oder fördern neue pastorale Großräume diakonisches Handeln?“ oder sind sie „Lernräume für eine diakonische Pastoral?“ Schließlich fragt Günter Grimme: „Wann ist eine kirchliche Institution kirchlich?“ Für mich als Pro-testanten haben die Beiträge interessante Einblicke in die Umbrüche der katholischen Diakonie geboten. Die Diskussion über die Aufgaben der Gemeinde in der Diakonie ist noch längst nicht zu Ende. In der Zeitschrift Neue Caritas 3 2011 wird ebenfalls nach der diakonischen Gestaltung pastoraler Räume gefragt. Dabei geht es vor allem um die Wiederentdeckung der Verantwortung der Pfarrgemeinde und die Vernetzung mit anderen Akteuren im sozialen Raum. Die Gemeinde darf nicht zum Rückzugsort werden, sondern soll aktiv das Leben in ihrem Umfeld mitgestalten. Lebendige Seelsorge 6 2011, Echter Verlag, € 6,40, Bestellungen: www.echter.de, neue Caritas spezial 3 2011, Bestellungen: www.neue-caritas.de

Hospiz gestalten Wer eine Einführung in die Hospizbewegung sucht, wird in diesem Buch fündig. Historische und praktische Fragen werden hier sehr praxisnah behandelt. Dabei kommen Autoren zu Wort, die selbst maßgeblich an der Entwicklung des modernen ehren- oder hauptamtlich betriebenen Hospizes beteiligt waren und sind. Der Titel „Hospiz ist Haltung“ macht darauf aufmerksam, dass nicht die Einrichtung als solche oder die Organisation im Vordergrund stehen soll, wenn Menschen einander in der letzten Phase des Lebens beglei-ten. Vielmehr kommt es auf die persönliche Zuwendung an. Um die zu erleichtern, enthält das Buch zahlrei-che hilfreiche Anregungen. Wie überall in der Hospizbewegung wird auch hier die Spiritualität einbezogen. Dass das Buch mit vielerlei Elementen gestaltet wurde, macht es leider etwas unübersichtlich. Trotzdem eine lohnende Lektüre. Marie Lusise Bödiker u.a. (Hg.), Hospiz ist Haltung. Kurshandbuch Ehrenamt, Ludwigsburg, Hospiz-Verlag, 2011, 208 S., ISBN 978-3-941251-44-1, € (D) 28,00, SFr 38.40

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2/2012 CHRISCARE 45Glosse

„Ich werde berufen“ ist Passiv-Form. Ich kann dabei weder Art, Ort noch Zeitpunkt aussuchen – ein Unding in unserer Zeit der Selbstbestimmung! Dann mache ich eben Karriere. Das ist eine „Rennbahn“ (so die Bedeutung), die ich beeinflussen kann. Das Wort war mal lateinisch: „car-rus“, auf Deutsch natürlich „Karren“. Vor welchen lasse ich mich spannen? Vor den der Ambition – vielleicht ohne zu mer-ken, zu wessen Diener ich mich mache, um die Stationen meines Aufstiegs zu schaffen? Die Mühe wird mit umso mehr Geld versüßt, je weiter „oben“ man ankommt. Aber ist das von Bedeutung? Fragen wir mal nach der Karriere Jesu. Erst Zimmermann, naja. Dann Anführer einer Gruppe von Fischern, Zöllnern usw. – Plötzlich als Messias gehandelt, vom gan-zen Volk bejubelt, die Gegner machtlos! Menschlich gesehen der Höhepunkt sei-ner Karriere. Dann jäh die schlimmste Anti-karriere: als Gotteslästerer mittels Kreuz aus dem Weg geschafft. Man höre und staune: Er lebte so, wie er berufen war. Auch wir haben etliche Berufungen! Vor den „besonderen“ haben wir gemäß Bibel „allgemeine“, z.B.: „zum Frieden“, „zur Demut“, „zur Freiheit“, „zur Hoff-nung“, „zum ewigen Leben“. Christen haben das Vorrecht, diese Berufungen im Beruf auszuleben! Bringt es etwas für die Karriere? Das ist unsicher. Kann man damit gut verdienen? Vielleicht nicht. Außer allgemeinen gibt es auch spezielle Berufungen: was ich wann wo wie tun soll. Spüre ich diesbezüglich Gottes sou-veränen Ruf, muss ich mich entscheiden. Auch darin, ob ich meiner Berufung folge, wenn es keinen Aufstieg und weniger Geld dafür gibt. Bedenkenswert: Für Geld kann ich mir keine Gesundheit kaufen, Karriere schützt nicht vor Burnout, doch in meiner Berufung lebe ich gesund und brenne nicht aus.

Was kann man machen? Karriere – mit Beziehun-gen oder Beharrlichkeit. Geld – mit Fleiß oder Glück. Berufung? Da ist nichts zu machen.

Berufung contra Karriere und Geld?

Dr. med. Günther Riedl, Uelzen

Herausgeber und Verlag: ChrisCare erscheint im Verlag Frank Fornaçon, Ahna-tal, und wird von Christen im Gesund-heitswesen e.V. herausgegeben. Chefredaktion: Frank Fornaçon (FF) (V.i.S.d.P.), Korrektorat Julia Fornaçon. Die Beiträge wurden sorgfältig ausgewählt, dennoch übernimmt die Redaktion keine Haftung für die Inhalte. Verantwortlich ist der jeweilige Autor. Zur leichteren Lesbarkeit wird bei Begriffen, die männlich und weib-lich gemeint sind, in der Regel eine gemein-same Form verwendet, z.B. „Patienten“. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos übernimmt der Verlag keine Haftung. Copyright: Christen im Gesundheitswesen e.V., ChrisCare wird in CareLit ausgewertet: www.carelit.de Redaktionsanschrift: Verlag Frank Fornaçon, Am Gewende 34, 34292 Ahnatal, Deutschland, Tel.: (+49) (0) 56 09 806 26, [email protected], www.verlagff.de Gestaltung: Frank.Communication., Alemannenstraße 2, 78224 Singen, Deutschland, www.frank-com.de Druck: Graphische Werkstatt von 1980 GmbH, Yorkstraße 48, 34123 Kassel, Deutschland Anzeigenverwaltung Deutschland und Österreich: Verantwortlich: Günther Gundlach, Christen im Gesundheitswe-sen e.V., Aumühle, Bergstraße 25, 21521 Aumühle, Tel.: (+49) (0) 4104 91 709 30, Fax: (+49) (0) 4104 91 709 39, [email protected], www.cig-online.de. Anzeigenverwaltung Schweiz: Verantwortlich: Niklaus Mosimann, bvMedia Christliche Medien, Rämismatte 11, Postfach 128, CH-3232 Ins, Tel.: (+41) (0) 43 288 80 15 [email protected], www.bvmedia.ch. Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 1/2010. Trotz sorgfältiger Prüfung kann der Verlag keine Verantwortung für die veröffentlichten Anzeigen, Beilagen und Beihefter überneh-men. ChrisCare erscheint jeweils in der Mitte eines Quartals. Preise: Einzelheft € (D) 5,80, € (A) 6,00, SFr (CH) 10.30. Jahresabonnement (4 Ausgaben) € (D) 19,20, € (A) 19,80, SFr (CH) 31.30 jeweils zuzüglich Versand-kosten. Anschriftenänderungen sind recht-

zeitig vor Erscheinen des nächsten Heftes dem ChrisCare-Aboservice in Deutsch-land, der BMK Wartburg Buchhandlung in Österreich oder bvMedia in der Schweiz mitzuteilen. Die Post liefert Zeitschriften nicht automatisch an die neue Anschrift. Bestellungen aus Deutschland: ChrisCare-Aboservice, Bergstraße 25, 21521 Aumühle, [email protected], Tel.: (+49) (0) 4104 917 09 30, Fax: (+49) (0) 4104 917 09 39, Vertrieb auch über die J.G.Oncken Versand-buchhandlung, Postfach 20 01 52, 34080 Kassel, Tel.: (+49) (0) 561 5 20 05-0, [email protected] Bestellungen aus der Schweiz: bvMedia Christliche Medien, Rämismatte 11, Post-fach 128, CH-3232 Ins, [email protected], www.bvmedia.ch, Tel.: (+41) (0) 43 288 80 10, Fax: (+41) (0) 43 288 80 11 Bestellungen aus Österreich: BMK WART-BURG, Vertriebsges.m.b.H., Trautsongasse 8, A 1082 Wien, Tel.: (+43-1) 405 93 71, Fax: (+43-1) 408 99 05, [email protected] Konto Deutschland: Christen im Gesundheitswesen, Evangelische Darlehnsgenossenschaft Kiel, BLZ 210 602 37, Konto 2126217 Konto Schweiz: Postkonto 85-622703-0, IBAN CH90 0000 8562 2703 0, BIC: POFICHBEXXX Konto Österreich: Kontonummer für Abon-nenten: 7477326, BLZ 32000,RLB NÖ-Wien ISSN 1869-9944 Heft 2 / 2012: Fotos: S.1: © istockphoto.com / acilo; S.4/5: © Lis-beth Zwerger – Rechte bleiben gewahrt; S.16/17: © fotolia.com / Andres Rodriguez; S.23: © fotolia.com / N-Media-Images; S.35-38: © Christlicher Gesundheitskongress; S.39: © istockphoto.com /DKart, © istock-photo.com /dlewis33, © Diakonisches Werk, © fotolia.com /Alexey Klementiev; S.40: © fotolia.com /detailblick, © istockphoto.com /deanm1974; S.41 © Caritas; S.42/43 © jeweiliger Verlag, S.45: © istockphoto.com /Thomas Vogel; S.50 © istockphoto.com /Kontrec; alle anderen Bilddaten: privat und Frank.Communication.Illustrationen: Frank.Communication. Beilage: APS Heft 3/2012 erscheint mit dem Thema „Extrem gefordert“ im August 2012.

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Die Aussteller des 3.Christlichen Gesundheitskongresses haben mit ihrer Präsenz zum Gelingen des Kongresses beigetragen.Danke!

CHRISTLICHER GESUNDHEITSKONGRESS46

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Kirche

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Produkte Gesundheitswirtschaft

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1/2010 Heilkraft des Glaubens

2/2010 Macht und Ohnmacht

3/2010 Leid und Schmerz

4/2010 Heilen in einer multikulturellen Gesellschaft

1/2011 Besser miteinander

2/2011 Krisen bewältigen

3/2011 Am Lebensende

4/2011 Kraftquellen erschließen

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1/2012 Spiritualität im Alltag

Heilkraf t

ChrisCareM a g a z i n f ü r C h r i s t e n i m G e s u n d h e i t s w e s e n

Heilkraft des Glaubens

März 2010 // € (D/A) 5,80 // SFr (CH) 10.30 // www.chriscare.info // ISSN 1869-9944 // ZKZ 18 381

MEDIZIN AKTUELL BETEN SEELSORGE STREIT LIEBE SEGEN

ANSTOSS ERFAHRUNG GESUNDHEITSKONGRESS IMPULSE ALTERNATIVE

HEILVERFAHREN PFLEGE ÖKUMENISCH SPIRITUALITÄT GOTT ZUWENDUNG

INFORMATION GESUNDHEIT WACHSEN PATIENTEN GLAUBE ANGEHÖRIGE

1/2010

Leid und Schmerz

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September 2010 // € (D/A) 5,80 // SFr (CH) 10.30 // www.chriscare.info // ISSN 1869-9944 // ZKZ 18 381

LEBEN MIT MS LICHTBLICKE SCHMERZFORSCHUNG SOAKING MUSIC

WOCHENENDE FÜR KRANKE KRAFTQUELLE IM PFLEGEALLTAG

GLAUBE GOTT LEIDEN WERTEMANAGEMENT HILFE PASSION & COMPASSION REMBRANDT BEISTAND NÄCHSTENLIEBE

GEBETSTAGE SCHMERZ & SPIRITUALITÄT ERFÜLLENDE ARBEIT

3/2010

Leid und Schmerz

Besser mi teinander

1/2011

Besser miteinander

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Februar 2011 // (D) € 5,80 // (A) € 6,00 // (CH) SFr 10.30 // www.chriscare.info // ISSN 1869-9944 // ZKZ 18 381

PID HEILSAMES VERTRAUEN IN GUTEN HÄNDEN HOFFNUNG

ZUVERSICHT SEGEN CHRISTUS ALS APOTHEKER GESUNDHEITSKONGRESS

LERNENDE ORGANISATIONEN WÜNSCHE US-KLINIKSEELSORGE

LEBEN MIT KREBS PFLEGE SEELSORGE FÖRDERT LEBENSQUALITÄT

ZUWENDUNG NATURHEILPRAXIS PATIENTEN HIOB WACHKOMA

Chr

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Am Lebensende

3/2011

Am Lebensende

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Leb

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August 2011 // (D) € 5,80 // (A) € 6,00 // (CH) SFr 10.30 // www.chriscare.info // ISSN 1869-9944 // ZKZ 18 381

SALBUNG HEILIGER GEIST DIE RECHTE STERBENDER FÜRBITTEBEDÜRFNISSE BETROFFENER VERSORGUNGSSTRUKTUREN DEPRESSION

SPIRITUELLE RESSOURCEN SCHWERE STUNDEN ETHIK VERGEBUNG VERSÖHNUNG PALLIATIVSTATION RAUM DES HEILENS

HALT DURCH DEN GLAUBEN VIS-À-VIS GEPFLEGTE UND PFLEGENDE

Spiri tuali tät im All tag

1/2012

Spiritualität im Alltag

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Februar 2012 // (D) € 5,80 // (A) € 6,00 // (CH) SFr 10.30 // www.chriscare.info // ISSN 1869-9944 // ZKZ 18 381

KIRCHEN FEIERN ERFAHRUNGEN LEBENSREGEL HEFATA

EHRENAMT GESUNDHEIT KOSMAS & DAMIAN SPANNUNGSFELD SYSTEME THERAPIE AUFMERKSAMKEIT WISSEN & WEISHEIT

WAHRNEHMUNG SINN MEDIZINFENSTER GEFÜHLE

ALLTAG FRÖMMIGKEIT VIELFALT METHODEN VERSORGUNG

1/2010 Heilkraft des Glaubens

3/2010 Leid und Schmerz

1/2011 Besser miteinander

3/2011 Am Lebens-ende

Macht und Ohnmacht

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Juni 2010 // € (D/A) 5,80 // SFr (CH) 10.30 // www.chriscare.info // ISSN 1869-9944 // ZKZ 18 381

WERTE AKTUELL LEITUNG RATIONIERUNG STREIT LIEBE

SEGEN SORGEN TRANSFORMATION HEBAMMEN VOR DEM AUS

IMPULSE BERNER KONGRESS HAUSGEMEINSCHAFT PFLEGE

INNERE HEILUNG SPIRITUALITÄT HUMOR ZUWENDUNG INFORMATION

PHYTOTHERAPIE VAN GOGH PATIENTEN DENKEN HAUSARZT

2/2010

Macht und Ohnmacht

Heilen in einer mul tikul turellen Gesellschaf t

November 2010 // € (D/A) 5,80 // SFr (CH) 10.30 // www.chriscare.info // ISSN 1869-9944 // ZKZ 18 381

STATIONSALLTAG KULTURSENSIBLE PFLEGE AFRIKANER HEILEN IN

EUROPA RÜCKSICHTNAHME AUFTRAG DER CHRISTEN MUSLIME BEIM

KINDERARZT CHRISTLICHE HEILKUNDE SPRACHLOSIGKEIT IN DER PFLEGE

SPIRITUELLER NOTFALLKOFFER FORSCHUNGSBERICHTE

4/2010

Heilen in einer multikulturellen Gesellschaft

ChrisCareM a g a z i n f ü r C h r i s t e n i m G e s u n d h e i t s w e s e n

Krisen bewäl tigen

2/2011

Krisen bewältigen

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Mai 2011 // (D) € 5,80 // (A) € 6,00 // (CH) SFr 10.30 // www.chriscare.info // ISSN 1869-9944 // ZKZ 18 381

WIE EIN SCHMETTERLING IM KÄFIG DER LIEBE GOTT KRISE

HEILUNG WENN DIE SEELE NICHT MEHR WILL PATIENTENGOTTESDIENSTE

MIT EINER VISION IN DIE ANDEN KRISE ALS CHANCE AKUPUNKTUR NOTFALLSEELSORGE SPIRITUALITÄT AM LEBENSENDE

LIEBER FREI ALS GESUND CHRISTLICHES MENSCHENBILD ROSENKRANZ

Kraf tquellen erschließen

4/2011

Kraftquellen erschließen

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November 2011 // (D) € 5,80 // (A) € 6,00 // (CH) SFr 10.30 // www.chriscare.info // ISSN 1869-9944 // ZKZ 18 381

GEDANKEN EXERZITIEN CHRISTLICHE SPIRITUALITÄT TRIALOGWIDERSTANDSKRAFT KREUZ BURNOUT KRISEN ÜBERWINDEN

TIEFE ANGST ERMUTIGUNG KRAFTRESERVEN AUSWEG GOTTES HAND HEILIGER GEIST BELASTUNGEN MEDITATION

KRANKENGEBET MAMMON ALLTAG AUFTRAG UND SEGEN

2/2010 Macht und Ohnmacht

4/2010 Heilen in einer multikulturellen Gesellschaft

2/2011 Krisen bewältigen

4/2011 Kraftquellen erschließen

1/2012 Spiritualität im Alltag

AUSVERKAUFT!

AUSVERKAUFT!

2/2012 CHRISCARE 49

Maga

zinTERMINE + PERSONEN

Maga

zin30.5.–4.6.: München, Meditationstage: In der Ruhe liegt die Kraft, www.caritas-institut.de

4.6.: Stuttgart, Orientierung durch Sinneser-fahrung − Andacht mit dementiell veränder-ten Menschen, www.diakonisches-institut.de

31.5.–2.6.: Kassel, Kongress Sexualethik und Seelsorge, www.weisses-kreuz.de 2.–9.6.: Bad Saulgau, Bibel - Franziskus - INTENSIV – Menschsein, eine Woche der vertieften Auseinandersetzung mit dem Menschsein. Im eigenen Leben, in der Bibel, bei Franziskus und Klara. Alter: 18–35 Jahre, www.klostersiessen.de

4.–6.6.: Düsseldorf, Professionelle Trauerbe-gleitung, www.kaiserswertherseminare.de

6.–7.6.: Hannover, Tagung: Das Fremde verstehen, Interkulturalität und ethische Konfl ikte in Medizin und Pfl ege, www.zfg-hannover.de

10.–21.6.: Schwäbisch Gmünd, Dialyse-Freizeit, www.schoenblick-info.de

11.–12.6.: Zürich, Was die Seele gesund hält – Heilkräfte der Seele, www.weiterbildung-palliative.ch

11.–12.6.: Zürich, Gesundheitspsychologie, Salutogenese, Resilienzforschung – Grund-wissen für die Beratung und Begleitung von Menschen in Krisensituationen und bei Krankheit, www.weiterbildung-palliative.ch

12.–14.6.: Bad Waldsee, Unterwegs zur Mitte, www.tabor-reute.de

15.–16.6.: Freiburg i.B., Ethik der Gabe, 2. Freiburger Symposium zu Grundfragen des Menschseins in der Medizin, www.igm.uni-freiburg.de

15. – 17.6.: Dassel, CiG-Jahrestagung „Wachsen in Beruf und Berufung“, www.cig-online.de

18.6.: Bielefeld, Spiritualität, Gesundheit und Führung. Empfehlungen für die Praxis in diakonischen Einrichtungen, www.gesundheit.fh-diakonie.de

20.6.: Stuttgart, „Über den Wolken statt auf dem Zahnfl eisch“ – Impulstag für Leitende in der Pfl ege, www.diakonie-klinikum.de

Termine Tagungen, Seminare & Konferenzen

21.–24.6.: Maihingen, Seminar für erkrankte Menschen und pfl egende Angehöringe, www.lumenchristi.de

20.6.: Berlin, In der Diakonie den Glauben weitergeben – durch Kurse, Hearging, [email protected]

22.–27.6.: Asendorf, Träume als Weg zum Inneren Kind, www.gge-nord.de

26.–27.6.: Neuendettelsau, Glück – Seminar zu den Seligpreisungen der Bergpredigt, www.akademiedialog.de

29.–30.6.: Bad Herrenalb, Diagnose: Ausgebrannt. Wenn Arbeit und Leben über den Kopf wachsen, www.ev-akademie-baden.de

24.6.–6.7.: London, Healthcare in resource-poor settings for doctors, nurses, midwives and therapists, www.cmf.org.uk

3.–4.7.: Bad Waldsee, „Die paar Jahre schaffe ich noch…” Innehalten und Wei-chen stellen für die letzte Berufsphase, www.tabor-reute.de

12.8.: Hamburg, Patientengottesdienst, Ev.-Luth. Kirchengemeinde Hamburg-Horn, www.cig-online.de

8.–22.9.: St. Wolfgang, Salzkam-mergut, Bibelsemiar: Wenn die Seele schweigt, schreit der Körper. Psychosomatische Zusammenhänge, www.gruene-au-christen.eu

16.–20.9.: Schwäbisch Gmünd, Gesund und vital, Erlebnisprävention, www.schoenblick-info.de

22.9.: Chemnitz, „Christliche Heilkunde –eine ‚Not-wendende‘ Erweiterung für Medizin und Krankenbegleitung“, www.cig-online.de

27.–29.9.: Hamburg, Jahrestagung AG Ethik in der Medizin: Ethik und Psyche, www.aem-online.de

29.9.: Frankfurt / Main, „Christliche Heil-kunde – Glaube im Alltag leben“, www.cig-online.de

25.–26.10.: Hannover, Lebensqualität (im) Alter, Gerontologische und ethische Perspektiven auf Alter und Demenz, www.zfg-hannover.de

PersonenAnnette Dobroschke-Bornemann wurde Anfang April in Berlin das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Die Diplom-Theologin und Therapeutin ist Gründerin von TABEA, einem Verein, der sich der Trauerbegleitung widmet.

Orden: Mit hohen päpstlichen Orden wur-den im April im Lorenz-Werthmann-Haus in Freiburg Georg Cremer, General-sekretär des Deutschen Caritasverbandes, und Niko Roth, Finanz- und Personal-vorstand, geehrt. Georg Cremer erhält die Auszeichnung „Komtur des St. Gregorius-Ordens“ und Niko Roth wird mit der Auszeichnung „Komtur des St. Silvester-Ordens“ geehrt. Weihbischof Bernd Uhl, der die Orden überreichte, würdigte damit im Namen von Papst Benedikt XVI. das große persönliche Engagement der beiden Vorstandsmitglieder in Beruf und Gesell-schaft. „Über die Anerkennung der beiden Vorstandskollegen freue ich mich sehr. Diese Würdigung durch Papst Benedikt ist auch ein Zeichen der Wertschätzung der Arbeit der gesamten deutschen Caritas“, so Caritas-Präsident Peter Neher bei der Überreichung der päpstlichen Orden.

28.10.–1.11.: Rothenburg o.d.T., Heilwerden in Gottes Gegenwart. Netzwerk Inkarnation und Seelsorge, www.nis-netzwerk.de

1.–2.11.: Rochester, Minnesota, Mayo Spiritual Care Research Conference, http://calendar.cne-registration.com/events/2012-mayo-spiritual-care-research-conference/

8.–11.5.2013: Würzburg, Zeit.Geist.Zeitgeist – Neue Herausforde-rungen in Psychotherapie und Seelsorge, www.akademieps.de

AUSVERKAUFT!

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Zu CC 1 2012: Fünf Berichte zu „Wie (er-)leben Sie Ihren Alltag mit Gott?“

Mich haben die fünf Berichte zu der Frage „Wie (er-)leben Sie Ihren Alltag mit Gott?“ sehr berührt. Die fünf Berichte sind alle verschieden und den-noch wird eines klar: Gott ist in ihrem Alltag, wo auch immer sie sind und was auch immer sie tun. Und es geht darum, Gottes Zeichen und Wirken wahrzunehmen und außerdem in Ihm einfach zu sein, so wie es in einem der Berichte beschrieben wird. Mich bewegen diese Erlebnisberichte, denn da wird der Glaube ganz praktisch und deutlich im Alltag erkennbar! Und diese Berichte motivieren mich, Gottes Gegenwart und Führung auch in mei-nem Alltag wahrzunehmen. Ein großes Dankeschön für diese Berichte. Rika Stückrath, Dipl. Sozialpäda-

gogin, Bienenbüttel

Zu CC 3 2011 DepressionWie Frau Dr. Jakob halte ich das Thema Depression in der heutigen Zeit für sehr wichtig. In der Begeg-nung mit vielen Patienten und auch im Umgang mit Nicht-Patienten kann ich nur bestätigen, dass psychische Krankheiten im Laufe der Zeit immer mehr zunehmen. Obwohl sich die Menschen mit depressiven Krankhei-ten eher zurückziehen, sollte man erkennen, dass Mitteilungsbedürfnis und der Wunsch nach Offenheit, auf die man versuchen sollte einzuge-hen, vorhanden sind. Es lohnt sich, trotz der fehlenden Zeit und des vorhandenen finanziellen Drucks im Gesundheitswesen sich die Zeit dafür zu nehmen. In kirchlichen Kreisen trauen sich viele nicht, über ihre Krankheit zu reden, aus Angst ab- oder zurückgewiesen zu werden. So kann immer mehr eine innere Ein-samkeit entstehen, die eine Depres-sion noch verschlimmern kann. Gerade deshalb ist die Aufklärung

und Unterstützung in solchen Berei-chen extrem wichtig. Menschen, die an Depressionen leiden, sollte eher die Angst genommen werden und Verständnis dafür aufgebaut werden. Eine gute Zusammenarbeit zwischen Gesundheitswesen und Kirchenge-meinden ist daher anzustreben. Als Christen haben wir da eine beson-dere Chance, solche Menschen zu ermutigen und sie auf den Halt im Glauben hinzuweisen. Neben der Depression ist es zudem wünschens-wert, wenn auch Mobbing (an Schule oder am Arbeitsplatz) und Angst-störungen mehr thematisiert wer-den. Diese können oft Ursache für Depressionen und andere psychische Erkrankungen sein. Solche Themen dürfen nicht weiter tabuisiert wer-den, sondern es muss auch dort Möglichkeiten geschaffen werden, sich mitzuteilen. Eve Hassemer, Ärztin für Allgemein-

medizin, Scharbeutz

Zu CC 4 2010 YogaMit großem Interesse habe ich kürz-lich Ihren Artikel „Kontrovers“ – alter-native Heilverfahren aus christlicher Sicht und die darauf folgenden zum Thema „Yoga“ gelesen. Ihre Ansicht, dass hinter jeder therapeutischen Handlung letztendlich eine Weltan-schauung steht, die diese prägt, teile ich uneingeschränkt. Als Physiothe-rapeutin und Heilpraktikerin ist es für mich immer wichtig, wie meine Handlungen/Therapien mit meinem Glauben vereinbar sind, da ich selbst von Kindheit an bekennende und prak-tizierende Christin bin.

Aus gesundheitlichen Gründen prakti-ziere ich seit meinem 15. Lebensjahr Yoga. Es hat aus mir nach einer von Krankheit erfüllten Kindheit eine gesunde Frau gemacht! Die Frage, ob Yoga mit meinem Christsein vereinbar ist, kam mir jedoch tatsächlich auch.

Da ich mich zur Zeit in einer Ausbildung zur Yogalehrerausbilderin befinde, beschäftige ich mich auch intensiv mit der Philosophie des Yoga. Dabei geht es grundsätzlich um einen Weg, innerlich zur Ruhe zu kommen und alle Blockaden, körperliche und mentale, abzubauen, in Frieden mit sich und der Umwelt zu sein und die „Lebensener-gie“ ungehindert durch sich fließen zu lassen. Yoga ist keine Religion, sondern „nur“ eine Philosophie. Daher ist sie auch mit jeder Religion vereinbar! Das heißt für mich, dass ich Herrn Dr. phil. Reinhard Scheerer ganz klar wider-sprechen muss, wenn er behauptet, das Christ sein und Yoga eher nicht zusammenpassen. Er zitiert daraufhin auch noch Paulus „was nicht aus dem Glauben kommt, ist Sünde“.

Yoga an sich ist wie oben erklärt nicht unvereinbar mit dem christlichen Glauben – es sind verschiedene Prak-tiken, die es durchaus sein können. Z.B. das Mantrasingen, wenn andere Gottheiten angebetet werden, oder „Lichtanbetungen“. Außerdem ist die mentale Einstellung des Yogalehrers entscheidend. Das berücksichtigt er nicht ausreichend, sondern verallge-meinert auf Yoga im Ganzen.

Auch das Pauluszitat bezieht sich auf die innere Einstellung zu bestimmten Speisen, nicht auf die Speisen an sich. Das volle Zitat lautet: „Wer aber Zweifel hat, wenn er etwas isst, der ist gerich-tet, weil er nicht aus der Überzeugung des Glaubens handelt. Alles, was nicht aus Glauben geschieht, ist Sünde.“ Übe ich mich nun stattdessen im Bewusst-sein, alles „Weltliche“ abzulegen und meine Augen ganz nach innen zu wenden und näher bei meinem Gott im Tempel meines Leibes zu sein, durch Yoga, so ist dies christlich! Bettina Decher, Praxis für Physio-

therapie und Naturheilkunde,

Frankfurt am Main

Leserbriefe

2/2012 CHRISCARE 51ANZEIGEN

Fernsehen: ERF 1 Radio: ERF Plus, ERF Pop

Lebenshilfe für Patienten durch christliche Radio- und Fernsehprogramme.

Infobroschüre für Krankenhaus-Leitungen anfordern: [email protected] oder 01805 161718. (Der Anruf aus dem deutschen Festnetz kostet 14 Cent/Min., Mobilfunk max. 42 Cent/Min.)

ERF Medien e. V., 35573 Wetzlar, www.erf.de

Wir müssen ins Krankenhaus!

52 RUBRIK

EIN SCHÖNES GEFÜHL.

RÜCKHALT.

Man kann Leben einfach versichern. Man kann es aber auch einfach sicherer und lebenswerter machen.

Gemeinsam tun wir das und unterstützen kirchliche und soziale Projekte.

Telefon 0180 2 153456*www.vrk.de* Festnetzpreis 6 Cent je Anruf, Mobilfunkpreis maximal 42 Cent je Minute (60-Sekunden-Takt)