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Das Werk Suhrkamp

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Das Werk Suhrkamp

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»Das Ziel war, Schriftsteller zu werden und zu sein« – so unbedingt beschrieb Peter Hand-

ke seinen Lebenswunsch als Zwanzigjähriger. Dabei war die

Erfüllung dieses Wunsches eher unwahrscheinlich: »Es gibt

Lebensläufe«, meint er selbst im Rückblick, »bei denen im

großen und ganzen eintrifft, was durch Geburt, Herkunft und

Umgebung vorgezeichnet ist. Daneben gibt es seltsame Leben,

die man weniger ›Läufe‹ nennen kann als ›Sprünge‹, ›Verset-

zungen‹ oder ›Fälle‹. So ein Fall bin vielleicht ich.«

Die Daten: Geburt am 6. Dezember 1942 in Altenmarkt/Grif-

fen, in Unterkärnten, Österreich. Der Großvater mütterlicher-

seits, Tischler und Nebenerwerbsbauer, ist slowenischer Ab-

stammung, der Ehemann der Mutter Maria, Bruno Handke,

ist Deutscher und nicht der leibliche Vater. 1944 übersiedelt

die Mutter mit ihrem Sohn zu den Eltern Bruno Handkes nach

Berlin, 1948 kehrt die Gesamtfamilie nach Altenmarkt zurück.

Zwischen 1954 und 1959 besucht er das Gymnasium in Tanzen-

berg und das dazugehörige Internat (dessen Zöglinge für den

Priesterberuf bestimmt sind), 1959 bis 1961 ist er Schüler des

humanistischen Bundesgymnasiums in Klagenfurt. Nach dem

Abitur nimmt er im Wintersemester 1961 in Graz das Jura-Stu-

dium auf.

Seinem Ziel, Schriftsteller zu werden, hatte er sich durch Sam-

melbesprechungen im Österreichischen Rundfunk und erste

Erzählungen, gedruckt von Alfred Kolleritsch in den Manu-

skripten, genähert. Adolf Haslinger, Literaturwissenschaftler

und Freund seit der späteren Salzburger Zeit, berichtet, Peter

Handke habe in einem Gespräch mit ihm den Beginn seines

literarischen Schreibens auf das Jahr 1963 datiert, auf das

1966

»Eine engagierte Literatur gibt es nicht. Der Begriff ist ein Widerspruch in sich. Es gibt engagierte Menschen, aber keine engagierten Schriftsteller.«

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schreiben. Ein Mann hat vor Jahren ein Buch gelesen … Nun

aber … wird er, vielleicht durch eine Übereinstimmung dessen,

was ihm selber zustößt, mit dem, was dem blinden Helden des

Romans zugestoßen ist, eben an jenes verschollene Buch ge-

mahnt.«

In Princeton erklärt Peter Handke den versammelten Schrift-

stellern und Literaturkritikern: »Ich bemerke, daß in der ge-

genwärtigen deutschen Prosa eine Art Beschreibungsimpotenz

vorherrscht. Man sucht sein Heil in einer bloßen Beschreibung,

was von Natur aus schon das Billigste ist, womit man über-

haupt nur Literatur machen kann.«

Die Kritik der Uraufführung der Publikumsbeschimpfung be-

ginnt mit den Sätzen: »›Gute Nacht‹ war ihr letztes Wort. Sie

»Literatur ist für mich lange Zeit das Mittel gewesen, über mich selber, wenn nicht klar, so doch klarer zu wer-den. Sie hat mir gehol-fen zu erkennen, daß ich da war, daß ich auf der Welt war.«

1966 1967

Gelingen der ersten Sätze der Erzählung Über den Tod eines

Fremden (zuerst publiziert in Begrüßung des Aufsichtrats, wie-

der aufgenommen in Prosa Gedichte Theaterstücke Hörspiel

Aufsätze). »In den Überresten eines Bunkers fand ein Junge,

der seinen Ball suchte, einen Mann; er erblickte ihn, bevor er

noch ganz hinuntergestiegen war durch die dichten Brennes-

seln zu dem Wasser auf dem Boden des Bunkers. Vielleicht war

er gerade stehen geblieben unter den Nesseln auf dem steilen

Hang, ein wenig nach hinten geneigt, damit er nicht falle; den

Arm stützte er in die Hüfte, sorgsam ging sein Blick über die

schillernde Fläche des Wassers.«

Von Alfred Kolleritsch stammt eine Anekdote aus demselben

Jahr: Nach einer Lesung Herbert Eisenreichs wurde in Graz

über die Notwendigkeit einer Erneuerung in der österreichi-

schen Prosa diskutiert. Eisenreich fragte, wohl eher rhetorisch,

wer denn diesen neuen österreichischen Roman schreiben

solle. Darauf sei Peter Handke aufgestanden und habe gesagt:

»Ich.«

Ende 1965 nimmt der Suhrkamp Verlag das Manuskript Die

Hornissen zum Druck an. Peter Handke beendet sein Studium

ohne Schlußexamen.

Drei Tage aus dem Leben Peter Handkes in den ersten sechs

Monaten des Jahres 1966 seien herausgegriffen: Am 24. März

werden Die Hornissen an die Buchhandlungen ausgeliefert, am

23. April ergreift er auf der Tagung der Gruppe 47 in Princeton

das Wort, am 8. Juni wird, in der Regie von Claus Peymann, das

erste Theaterstück, Publikumsbeschimpfung, im Frankfurter

Theater am Turm uraufgeführt.

Der Klappentext des Buches informiert: »›Die Hornissen‹ sind

der erste Roman eines jungen, 1942 in Kärnten geborenen Au-

tors. Sie sind der Versuch, die Entstehung eines Romans zu be-

Peter HandkeDie Hornissen Roman

Suhr

kam

p

Heiß macht ihn nur, was er nicht

weiß. Was er weiß, läßt ihn kalt.

Wenn er zwar von etwas weiß,

aber nicht erfahren kann, was

es ist und wie es ist, so verlockt

es ihn, zu wissen. Das Uner-

reichbare lockt. Das scheinbar

Vergessene lockt. Bisweilen lockt

ihn nur der unwegsame Weg, der

in dem Buch beschrieben ist.

Die Publikumsbeschimpfung ist

kein Stück gegen das Theater. Es

ist ein Stück gegen das Theater,

wie es ist. Es ist nicht einmal ein

Stück gegen das Theater, wie es

ist, sondern ein Stück für sich.

Die Publikumsbeschimpfung ist

ein Stück gegen das Theater,

wie es ist, und ein Stück für das

Theater, wie es ist und war.

Roman. st 416. 247 Seiten. € 8,50 (D) es 177. 112 Seiten. € 7,- (D)

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sagten es sehr freundlich, sogar mit verstecktem Lächeln, und

drehten dem Publikum den Rücken, das sie eine gute Stunde

lang mit Schimpfwörtern beworfen, gefoppt, gereizt, gekitzelt

und mit Sentenzen und Gegensentenzen, mit Wiederholungen,

Steigerungen und Reihungen, in allen musikalischen Gang-

arten, von lente bis zum Crescendo und dieses hinauftreibend

bis in den Beat-Krampf, geplagt hatten.«

1967 nennt Peter Handke einen Aufsatz Ich bin ein Bewohner

des Elfenbeinturms. Dort finden sich programmatische Äuße-

rungen zu Literatur und Lesen, die bis heute für ihn und sein

Werk Gültigkeit besitzen: »Ich erwarte von einem literarischen

Werk eine Neuigkeit für mich, etwas, das mich, wenn auch ge-

ringfügig, ändert, etwas, das mir eine noch nicht gedachte, noch

1968 1968

nicht bewußte Möglichkeit der Wirklichkeit bewußt macht,

eine neue Möglichkeit zu sehen, zu sprechen, zu denken, zu

existieren. … Eine Möglichkeit besteht für mich jeweils nur

einmal. Die Nachahmung dieser Möglichkeit ist dann schon

unmöglich.«

Als im selben Jahr der zweite Roman Der Hausierer erscheint,

stellt der Autor ihn Lesern und Buchhändlern vor: »›der hau-

sierer‹ hat eine geschichte. aber diese geschichte habe ich nicht

erfunden; es ist eine gefundene geschichte, und zwar im großen

und ganzen die übliche geschichte in einem kriminalroman.

dieses geschichtenschema ist das modell für die darstellung

von furcht, angst, schrecken, verfolgung, folterung, beklem-

mung, schmerz gewesen.«

»Das engagierte Theater findet heute nicht in Theaterräumen statt …, sondern zum Beispiel in Hörsälen, wenn einem Professor das Mikrofon weggenommen wird, wenn Professoren durch eingeschlagene Türen blinzeln, wenn von Galerien Flugblätter auf Versammelte flattern.«

es 322. 112 Seiten. € 5,50 (D)

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Nicht ohne Unterton beginnt der Schriftstellerkollege Hans

Christoph Buch eine Rezension dieses Romans mit dem Zäh-

len: »Wenn Produktivität das Genie ausmacht, dann ist Peter

Handke ein Genie. Seit seiner spektakulären ›Entdeckung‹

vor anderthalb Jahren bei der ›Gruppe 47‹-Tagung in Prince-

ton hat Handke vier Bücher veröffentlicht, unter anderem ei-

nen Band mit drei Theaterstücken (Publikumsbeschimpfung),

zwei Romane (Die Hornissen, Der Hausierer) und einen Band

Prosatexte (Begrüßung des Aufsichtsrats), nicht gerechnet ein

ästhetisches Manifest (Die Literatur ist romantisch), Beiträge

zu Zeitschriften und Anthologien und Antworten auf Umfra-

gen wie ›Haben die jungen Autoren nichts mehr zu sagen?‹.

Außerdem schreibt Handke Gedichte, die er gelegentlich in

Begleitung einer Beatkapelle rezitiert. Premiere und Buchaus-

gabe eines Kaspar-Hauser-Stücks sind angekündigt.«

Kaspar erschien noch im selben Jahr als Band 322 der edition

suhrkamp, die Uraufführung fand am 11. Mai 1968 an zwei Or-

ten gleichzeitig statt, erneut im Frankfurter Theater am Turm

in der Regie von Claus Peymann sowie an den Städtischen

Bühnen Oberhausen (Regie Günther Büch). Die Innenwelt

der Außenwelt der Innenwelt benannte Handke das Buch, das

seine zwischen 1965 und 1968 entstandenen Gedichte ver-

sammelt: Es wird 1969 publiziert. Hier erschließt er der lyri-

schen Gattung neue Formen, etwa durch die Aufnahme der

Aufstellung des 1. FC Nürnberg vom 27. Januar 1968 oder der

japanischen Hitparade vom 25. Mai 1968. Im selben Jahr ver-

sammelt ein Band der »Bücher der Neunzehn« auf 355 Seiten

eine Auswahl aus seinen bisherigen Texten: Prosa Gedichte

Theaterstücke Hörspiel Aufsätze.

Angriffe auf den Autor, seine Bücher und sein Auftreten blie-

ben nicht aus. Peter Hamm, später ein enger Freund, legt unter

der Überschrift Der neueste Fall deutscher Innerlichkeit: Peter

Handke 1969 so los: »Peter Handke: ›Das Lieblingskind der

westdeutschen Kritik‹ (FAZ), ›längst Signal-Figur seiner Ge-

neration‹ (Christ und Welt), ›Showboy der jungen Literatur‹

(Abendzeitung), ›Handke hat es in sich‹ (Rheinischer Mer-

kur), ›alle lieben Peter Handke‹ (Tagesspiegel), ›Handke ist

in‹ (FAZ), ›der Erfolgreichste‹ (Spiegel). Kein Zweifel: Nach

Günter Grass hat Peter Handke von allen deutschsprachigen

Autoren die meiste Publicity.« Und er endet: »Die Bombe, mit

der Handke der Außenwelt drohte, wurde in der Innenwelt ge-

bastelt, sie stammt aus dem gräßlichsten ›Labyrinth spätbür-

gerlicher, sehr gepreßter, sehr heilloser Subjektivität‹ (Ernst

Bloch), in dem Peter Handke immer noch gerne wandelt. Las-

1969

es 307. 160 Seiten. € 7,50 (D)

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»An irgend einem Moment erkennt man, daß die Schreibarbeit gar kein Mitsprechen mit der histo-rischen Epoche ist, sondern im-mer ein Heraus-treten … : es ist immer ein Wider-stand.«

Stadtparlament eine Schmierenkomödie, die Peter Handke

zum Mittelpunkt haben sollte: Abgeordnete des Parlaments

diskutierten, ob sie der Entscheidung einer Jury, dem Autor den

Heinrich-Heine-Preis im Dezember desselben Jahres zu ver-

leihen, folgen sollten. Peter Handke verzichtet daraufhin auf

den Preis und schrieb an den Düsseldorfer Oberbürgermeister:

»Schade ist vielleicht nur, daß ich im Dezember einiges hätte

darlegen können zum Unterschied zwischen journalistischer

und literarischer Sprache, und daß ich nun in Düsseldorf-Rath

sowie in der Gartenstraße beim Hofgarten meine Streunereien

vor 35, 40 Jahren nicht wiederholen kann.«

1969 folgte ein Umzug nach Berlin (im April 1969 wird die

Tochter Amina geboren), 1970 ein erster Aufenthalt in Paris,

bevor Peter Handke, nach einer kurzen Zwischenstation in

Köln, 1971 ein Haus in Kronberg/Taunus, über Frankfurt ge-

legen, baute. 1971 ist auch das Jahr, in dem die Mutter Peter

Handkes Selbstmord begeht. Ende 1973 übersiedelt er mit

Tochter, von seiner Frau lebt er getrennt, nach Paris.

In den siebziger Jahren dominierte die Prosa im Werk von Pe-

ter Handke. Das schloß jedoch die Fertigstellung zweier Thea-

terstücke nicht aus: Am 23. Januar 1971 hatte in der Schaubüh-

ne am Halleschen Ufer in Berlin, unter der Regie von Claus

Peymann und Wolfgang Wiens, Der Ritt über den Bodensee

Premiere. Unter der Überschrift Das Leben ein Trauerspiel re-

sümiert Rolf Michaelis in der Zeit: »Was ist das für ein Spiel?

Ein oberflächliches Plauderrätsel? … das Stück variiert Hand-

kes altes Thema der Sprachlosigkeit des Menschen. Edith Cle-

ver, Jutta Lampe, Bruno Ganz, Günter Lampe, Otto Sander,

dieses Quintett von Darstellern, die zu den besten ihrer Ge-

neration gehören, spielen mit der Sicherheit von Virtuosen.

Sie vermitteln das Erschrecken, das Handke zu diesem Stück

beste Buch, das in der deutschen Sprache nach Thomas Bern-

hards ›Verstörung‹ und ›Ungenach‹ geschrieben wurde.« (Pe-

ter Hamm, Neues Forum) Und so lauten die ersten Sätze des

Buchs: »Dem Monteur Josef Bloch, der früher ein bekannter

Torwart gewesen war, wurde, als er sich am Vormittag zur Ar-

beit meldete, mitgeteilt, daß er entlassen sei. Jedenfalls legte

Bloch die Tatsache, daß bei seinem Erscheinen in der Tür der

Bauhütte, wo sich die Arbeiter gerade aufhielten, nur der Po-

lier von der Jause aufschaute, als eine solche Mitteilung aus

und verließ das Baugelände.«

Der Autor war 1966 von Graz nach Düsseldorf gezogen, wo er

1967 die Schauspielerin Libgart Schwarz heiratete. Fast vierzig

Jahre später, im Sommer 2006, inszenierte das Düsseldorfer

Suh

rkam

p Peter HandkeDie Angst desTormannsbeim Elfmeter

sen wir ihn wandeln.« Der Angesprochene kann auch exzellent

polemisieren: »Peter Hamm nennt sich links. Es muß gefragt

werden: Wie kann die Linke es dulden, daß solch abgelebte

Kulturgangster sich zu ihnen zählen? … Von Hamm kann man

fürwahr behaupten, daß er nur zufällig links ist.«

Im März 1970 erscheint die Erzählung Die Angst des Tormanns

beim Elfmeter in der Startauflage von 25 000 Exemplaren, und

ein halbes Jahr später hat sich die Auflage verdoppelt. Die Auf-

nahme fällt einhellig aus: »Diese Erzählung gehört zu dem Be-

stechendsten, was in den letzten zehn Jahren deutsch geschrie-

ben worden ist.« (Karl Heinz Bohrer, Frankfurter Allgemeine

Zeitung) »Um das vorweg zu sagen: ich halte ›Die Angst des

Tormanns beim Elfmeter‹ ohne jede Einschränkung für das

1970 1971

Erzählung. st 27. 120 Seiten. € 6,- (D) es 509. 102 Seiten. € 7,- (D) st 452. 139 Seiten. € 7,- (D)

Peter HandkeChronik der laufenden Ereignisse

Suh

rkam

p

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»… ich konnte das alles ja gar nicht wissen, es ist ja meine eige-ne Geschichte, Wunschloses Unglück. Sonst hätte ichs auch gar nicht erzäh-len können.«

angetrieben hat. Sie machen die Uraufführung zu einem gro-

ßen schönen Abend.« Und 1974 erlebte in der Regie von Horst

Zankl Die Unvernünftigen sterben aus (geschrieben im Winter

und Frühling 1973) seine Uraufführung. Uwe Schultz schreibt

zum Stück: »Der Titel … lenkt in den Doppelsinn, ja in die

Vieldeutigkeit ab. Fortgesetzt wird damit die indirekte Aktion,

die bereits im Titel ›Der Ritt über den Bodensee‹ überdeut-

lich sichtbar ist. Da zudem im Zentrum der Handlung Unter-

nehmer stehen, liegt die angeblich logische Gleichung Unter-

nehmer=Unvernünftiger nahe. Handke lockt das schnell – er

würde es auch vorschnell nennen – einordnende Bewußtsein

in die Falle, die zugleich Fehlschluß und doch Indiz der Auto-

renabsicht ist. Wirksam ist damit ein weiteres Mal Peter Hand-

kes Weigerung, sich mit eingängig-modischen Formeln an der

politischen Parteinahme zu beteiligen und im künstlerischen

Kommentar einen Beitrag zum ›Klassenkampf‹ zu liefern, d. h.

zur ideologischen Abschaffung des ›Klassenfeindes‹ Unter-

nehmer verbal-aggressiv tätig zu werden.«

Im Oktober/November 1970 führte Peter Handke – seit sei-

ner Grazer Studienzeit ein Kinogeher (1980 übersetzt er den

gleichnamigen Roman des amerikanischen Schriftstellerkolle-

gen Walker Percy) – zum ersten Mal Regie, und zwar bei einem

Fernsehfilm. Auch das Drehbuch der Chronik der laufenden

Ereignisse (den Titel hat der Autor von einer sowjetischen Un-

tergrundzeitung übernommen) des vom Westdeutschen Rund-

funk am 10. Mai 1971 ausgestrahlten Films (Kamera: Bernd

1972

BS 834. 102 Seiten. € 11,80 (D) 195 Seiten. Klapp.-Brosch. € 14,80 (D) st 56. 233 Seiten. € 8,- (D)

Suhr

kam

p

PeterHandke

Ich bin einBewohner desElfenbeinturms

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»Wenn ich nicht ich wäre und nur wüßte, was über mich geschrieben worden ist, dann würde ich diese ganze Sache mit dem Handke wohl auch sehr über-trieben und sehr zweifelhaft finden.«

Fiedler, in den Hauptrollen Rüdiger Vogler, Ulrich Gressieker,

Didi Petrikat und Libgart Schwarz) stammt von ihm. Und das

kam so: »Gegen Ende 1968 wurde ich gefragt, ob ich Lust hätte,

das Drehbuch für einen Fernsehfilm zu schreiben. Damals

schaute ich, bis auf die Fernsehspiele, noch fast alle Sendungen

an und war schon manchmal neugierig gewesen, darüber etwas

zu schreiben. … So sagte ich also, daß ich gern einen Fernseh-

film schreiben würde. Er sollte vom Fernsehen und meinem

Fernsehen handeln, es aber nicht abhandeln. … Die ›Chronik

der laufenden Ereignisse‹ entstand so einmal als eine Chronik

der Fernsehbilder, die in der Bundesrepublik in den Jahren 1968

und 1969 von den politischen Vorgängen, vor allem von der

Bewegung der Studenten gezeigt wurden, dann als eine Chronik

der scheinbar so zeitlosen, inzwischen aber in vielem veränder-

ten Bilder von Fragespielen, Diskussionen, Tierschau, Tierfil-

men und Show aus jener Zeit, und schließlich aus der Chro-

nik der Bilder meiner Gefühle, Wünsche und Befürchtungen

von damals, die ich, wollte ich nicht einen kritischen Lehrfilm

über das Theater schreiben, in dem Drehbuch berücksichti-

gen mußte.«

Im Juli und August 1973 verfaßte Handke erneut das Dreh-

buch zu einem Fernsehfilm mit dem Titel Falsche Bewegung,

den wiederum der WDR ausstrahlte, bei dem Wim Wenders

die Regie innehatte, Robby Müller die Kamera führte, die

Hauptrollen Rüdiger Vogler, Hanna Schygulla, Hans Chri-

stoph Blech, Peter Kern und Ivan Desny spielten (Erstsen-

dung: 14. März 1975). Vom Drehbuchautor stammt die Zu-

sammenfassung der Geschichte der Filmerzählung: »Wilhelm

Meister lebt mit seiner Mutter in der Heide so dahin, unlustig

und voller Sehnsucht. Er möchte Schriftsteller werden. Unter-

wegs trifft er den alten Mann mit Mignon und der Schau-

1973 1974

Ich habe das Gefühl, der einzig

Übriggebliebene zu sein, und daß

es außer mir nichts mehr gibt,

ist unappetitlich. Wenn es dafür

wenigstens eine appetitliche Er-

klärung gäbe – aber mein Selbst-

bewußtsein ist das Bewußtsein

von einem Haufen Unrat in einem

unendlichen leeren Raum.

Es ist also zu unterscheiden: was

mich unfähig und unwillig zu

einer politischen Existenz macht,

ist nicht der Ekel vor der Gewalt,

sondern der Ekel vor der Macht;

die Macht erst, indem sie es sich

erlauben kann, aus der Gewalt

ein Ritual zu machen, läßt diese

als das Vernünftige erscheinen.

st 168. 100 Seiten. € 6,50 (D) st 208. 128 Seiten. € 5,50 (D)

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spielerin Therese Farner. … Therese bleibt mit Mignon zurück,

als Wilhelm seine Reise durch Deutschland fortsetzt und auf

der Zugspitze im Schneesturm mit dem eigentlichen Schreiben

beginnt.«

Doch, wie gesagt, die siebziger Jahre sind vor allem das Jahr-

zehnt der Prosa: Der kurze Brief zum langen Abschied (1972),

Wunschloses Unglück (1972), Die Stunde der wahren Empfin-

dung (1975), Die linkshändige Frau und Langsame Heimkehr

(1979).

Ein schwarzer Umschlagfond rahmt ein leuchtend farbiges

Gemälde eines Sees in Hügellandschaft (von Peter Pongratz)

ein, auf dem unteren Drittel des Umschlags steht:

Peter Handke

Der kurze

Brief

zum langen

Abschied

somit die zwei Kapitel des Buches im Zeilenfall trennend und

auf Raymond Chandlers Krimiklassiker The Long Goodbye

anspielend. Auf der Rückseite nimmt das Gemälde die unteren

zwei Drittel ein, das obere Drittel druckt den ersten Absatz

des Buches. Öffnet man dieses, vorne wie hinten, entfaltet sich

eine Innenklappe, schwarzer Grund, weiß eingezeichnet die

Grenzen der USA, in gestrichelter Linie zusätzlich offensicht-

lich eine Reiseroute. In einem Oval oberhalb der Karte steht:

»Ich bin Schriftsteller geworden und habe mehr denn je das Gefühl, es den anderen schuldig zu sein, für sie zu schreiben. Es geht gar nicht anders.«

1975 1975

BS 773. 167 Seiten. € 11,80 (D)st 258. 81 Seiten. € 5,50 (D)

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»Ich habe immer schon vorgehabt, durch das Schreiben mutiger zu mir persönlich zu wer-den. Das Schreiben hat mir auch gehol-fen, unverschämter zu werden.«

unabhängigen Reise … die Vorstellungen eines Entwicklungs-

romans aus dem neunzehnten Jahrhundert möglich wären.«

Der zweite Absatz der im Januar und Februar 1972 entstan-

denen Erzählung Wunschloses Unglück hält deren Schreib-

situation fest: »Es ist inzwischen fast sieben Wochen her, seit

meine Mutter tot ist, und ich möchte mich an die Arbeit ma-

chen, bevor das Bedürfnis, über sie zu schreiben, das bei der

Beerdigung so stark war, sich in die stumpfsinnige Sprachlosig-

keit zurückverwandelt, mit der ich auf die Nachricht von dem

Selbstmord reagierte.« Später wird das Schreibprinzip offenge-

legt: »Ich vergleiche also den allgemeinen Formelvorrat für die

Biographie eines Frauenlebens satzweise mit dem besonderen

Leben meiner Mutter; aus den Übereinstimmungen und Wi-

dersprüchlichkeiten ergibt sich dann die eigentliche Schreibtä-

tigkeit. Wichtig ist nur, daß ich keine bloßen Zitate hinschreibe;

die Sätze, auch wenn sie wie zitiert aussehen, dürfen in keinem

Moment vergessen lassen, daß sie von jemand, zumindest für

mich, Besonderem handeln – und nur dann, mit dem persönli-

chen, meinetwegen privaten Anlaß ganz fest und behutsam im

Mittelpunkt, kämen sie mir auch brauchbar vor.«

Im Oktober 1973 nahm Peter Handke als bis heute immer

noch jüngster Autor den Georg-Büchner-Preis im Auditorium

der Technischen Universität Darmstadt entgegen. In seiner

Dankesrede formulierte er eine poetische Grundeinstellung:

»Ich bin überzeugt von der begriffsauflösenden und damit

zukunftsmächtigen Kraft des poetischen Denkens. … Sowie

United States 1971. Zwischen dem 24. April und dem 18. Mai

1971 reiste Peter Handke (in Begleitung von Libgart Schwarz

und Alfred Kolleritsch) zumindest anfänglich auf dem in der

Karte eingezeichneten Weg durch die Vereinigten Staaten.

Doch hier wäre eine biographische Lektüre (auch eine solche,

die nach Abweichungen sucht) der Werke dieses Autors sinn-

los. Der Vorschau-Text des Suhrkamp Verlags nennt gleich drei

Gattungen, denen das Buch zuzurechnen ist: Entwicklungsro-

man, Beziehungsroman und Kriminalroman – und belegt so in-

direkt, daß dieser Roman alle vorgängigen Kategorien sprengt.

Der Autor selbst hat dies in die Sätze gefaßt: »In meinem Buch

versuche ich, eine Hoffnung zu beschreiben – daß man sich so

nach und nach entwickeln könnte. Daß wenigstens auf einer

1976 1977

Sie war dreißig Jahre alt und

lebte in einer terrassenförmig

angelegten Bungalowsiedlung

am südlichen Abhang eines

Mittelgebirges, gerade über dem

Dunst einer großen Stadt. Sie

hatte Augen, die, auch wenn sie

niemanden anschaute, manch-

mal aufstrahlten, ohne daß ihr

Gesicht sich sonst veränderte.

Heute nacht, zur Unzeit aus

einem Traum erwacht, sah ich

den Wurm, der für den Traum

verantwortlich war, wie man

durch einen Schnitt in die Baum-

rinde den Schädling überrascht.

131 Seiten. Klapp.-Brosch. € 14,80 (D) Ein Journal. st 500. 284 Seiten € 9,50 (D)

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beim Schreiben auch nur der Ansatz eines Begriffs auftaucht,

weiche ich – wenn ich kann – aus in eine andere Richtung, in

eine andere Landschaft, in der es noch keine Erleichterungen

und Totalitätsansprüche durch Begriffe gibt.« (Die Rede ist

abgedruckt in Als das Wünschen noch geholfen hat.) Ein An-

wesender grübelte darüber, ob Rolf Michaelis, der Laudator,

Peter Handke zu Recht als einen politischen Autor bezeichne-

te oder man doch der Dankesrede folgen sollte, in der es heißt:

»Der Ekel vor der Macht macht mich unfähig zur politischen

Existenz.«

Peter Handke hat auf die Sprünge in seinem Leben und in

seinem Werk hingewiesen: 30 Jahre später zeigte sich, daß er

ein politischer Mensch sein konnte. In der Nacht vom 24. auf

den 25. März 1999 bombardierte die NATO (unter Beihilfe des

Mitgliedsstaats Deutschland) Ziele im Kosovo unter Berufung

auf »ethnische Säuberungen«. Am 6. April 1999 veröffentlichte

Peter Handke eine Mitteilung: »Der Papst verurteilt in seiner

Osterbotschaft am 12. Tag des Krieges gegen Jugoslawien den

›Bruderkrieg‹ (Serben gegen Kosovaren), aber nicht den All-

rohrüberfall der NATO gegen ein kleines Land. … ich aber,

der Schriftsteller Peter Handke, erkläre dementsprechend

meinen Austritt aus dieser momentanen Kirche. Gegen jedwe-

de Ethik-Kommission: Es lebe das Recht. Andere Kleinigkeit:

Das Preisgeld für den mir 1973 gegebenen Büchnerpreis gebe

ich an die Deutsche Akademie zurück (zum Glück waren’s da-

mals nur 10 000 DM).«

In die chronologische Ordnung der Romane zurückkehrend,

ist Die Stunde der wahren Empfindung aus dem Jahre 1975 zu

nennen. Hat Peter Handke, grob simplifizierend, in den ersten

Romanen und Erzählungen die Betonung auf die Zurichtung

von Mensch und Gesellschaft durch Sprache und Rituale ge-

legt und die Möglichkeit einer Überwindung von Stereotypen

erkundet, trägt der neue Roman die wahre, also unentstellte,

reine Empfindung bereits im Titel. Er beginnt mit dem inzwi-

schen klassisch zu nennenden Satz: »Wer hat schon einmal

geträumt, ein Mörder geworden zu sein und sein gewohntes

Leben nur der Form nach weiterzuführen?« Diesen Traum hat

Gregor Keuschnig, der mit Frau und Kind als Pressereferent

an der österreichischen Botschaft in Paris lebt. Die Folge: »Auf

einmal gehörte er nicht mehr dazu.« Doch auf seinen Wegen

in Paris sieht er plötzlich »drei Wunderdinge«: ein Kastanien-

blatt, ein Stück von einem Taschenspiegel und eine Kinder-

zopfspange, und sie rufen bei ihm die »Idee eines Geheimnis-

ses« hervor. »Indem die Welt geheimnisvoll wurde, öffnete sie

1978/79

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»Reportagen des Bewußtseins«: Die Geschichte des Bleistifts,

Phantasien der Wiederholung, Am Felsfenster morgens (und

andere Ortszeiten 1982–1987) und, 2007 als suhrkamp taschen-

buch vorgelegt: Gestern unterwegs. Aufzeichnungen November

1987–Juli 1990.

Über den November 1978 hält Peter Handke fest: »Ich (oder

der gemeinhin ›ich‹ Genannte) im 21. Stockwerk eines Hotels in

New York, inzwischen Appartmenthaus geworden. … Name des

Hotels: ›Adams Hotel‹, gut passend zu der den Anfang der An-

fänge suchenden Erzählung Langsame Heimkehr, mein Thema,

nein, mein Vorwurf (= mein Problem) in jenen Schreibmonaten;

ich dazu am Tisch dort sitzend dafür (fast) Tag und Nacht.« In

drei Kapitel ist diese 1979 publizierte Suche nach den Ur-Grün-

den jeder Existenz, nach der Berechtigung des einzelnen wie

dem Verhältnis zur Gesellschaft, unterteilt, die diese Ursprungs-

suche in ihrer existentiellen wie literarischen Bedeutung veran-

schaulichen: I. Die Vorzeitformen, II. Das Raumverbot, III. Das

Gesetz. Mit diesem Buch ereignet sich ein erneuter Sprung in

Handkes Werk. Auch hier wird eine Reise erzählt: Valentin Sor-

ger, Geologe, schon lange ohne Beziehung zu anderen, beendet

seine Arbeit in Alaska, reist zuerst an die Ostküste der USA

und dann nach New York. Der formsuchende Geologe erfährt

dort einen »gesetzgebenden Augenblick: mich lossprechend von

meiner Schuld, der selbstverantworteten und auch der nachge-

fühlten, verpflichtete er mich, den einzelnen, immer nur zufällig

Teilnahmsfähigen, zu einer so stetig wie möglich geübten Ein-

mischung. Es ist zugleich mein geschichtlicher Augenblick: ich

lerne (ja, ich kann noch lernen), daß die Geschichte nicht bloß

eine Aufeinanderfolge von Übeln ist, die einer wie ich nur ohn-

mächtig schmähen kann – sondern auch, seit jeher, eine von je-

dermann (auch von mir) fortsetzbare, friedensstiftende Form.«

Und du wirst unter tausend andern MICH sehen / Und wir

werden endlich aufeinander zugehen.«

Die siebziger Jahre sind auch deshalb in Handkes Werk das

Jahrzehnt der Prosa zu nennen, weil er mit dem 1977 publi-

zierten Das Gewicht der Welt. Ein Journal (November 1975

– März 1977) ein neues Genre schuf: Bei Notaten in seine

Notizbücher, die zunächst als mögliche Bestandteile eines

Romans oder Theaterstücks gedacht waren, eröffnete sich

Peter Handke »eine mir bis dahin unbekannte literarische

Möglichkeit. Ich übte mich nun darin, auf alles, was mir zu-

stieß, sofort mit Sprache zu reagieren, und merkte, wie im

Moment des Erlebnisses gerade diesen Zeitsprung lang auch

die Sprache sich belebte und mitteilbar wurde.« Die weiteren

sich und konnte zurückerobert werden.« Und so wird es dem

Traum-Mörder möglich, »sich plötzlich als der Held einer un-

bekannten Geschichte« zu erleben.

Die Plötzlichkeit, das Blitzartige einer bisher nie gedachten

oder geahnten Möglichkeit findet sich ein Jahr später ebenfalls

zentral in der Erzählung Die linkshändige Frau: Die Überset-

zerin Marianne hat »eine seltsame Idee, eine Art Erleuch-

tung«: In deren Konsequenz bittet sie ihren Mann Bruno, sich

von ihr und ihrem Sohn zu trennen, sie allein zu lassen. »In der

Nacht saß die Frau allein im Wohnzimmer und hörte Musik,

immer wieder dieselbe Platte: ›The Lefthanded Woman‹. …

Ich möchte dich IN EINEM FREMDEN ERDTEIL sehen /

Denn da werde ich dich unter den andern endlich allein sehen /

»Jeder einzelne Augenblick meines Lebens geht mit jedem anderen zusammen – ohne Hilfsglieder. Es existiert eine unmittelbare Verbindung; ich muß sie nur freiphantasieren.«

1980 1981

139 Seiten. Klapp.-Brosch. € 14,80 (D) 106 Seiten. Klapp.-Brosch. € 17,80 (D)137 Seiten. Klapp.-Brosch. € 14,80 (D)

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»Es ist ja auch die Herrlichkeit des Erzählens, daß Dinge wie am ersten Tag sind, auch wenn sie in der Tatsachenwelt oder in der Nachrichtenwelt zerstört sind.«

letztes Drama gewesen, das gerade Gesagte sei ungesagt. …

Geht langsam und werdet so selber die Form, ohne die keine

Ferne Gestalt annimmt: ohne Linie seid ihr nicht ihre Meister.

… Die Natur ist das einzige, was ich euch versprechen kann –

das einzig stichhaltige Versprechen. … Sie kann freilich weder

Zufluchtsort noch Ausweg sein. Aber sie ist das Vorbild und

gibt das Maß: dieses muß nur täglich genommen werden.« (Die

Polaroids auf den S. 21 und 22 waren Merkhilfen für die Nie-

derschrift des Stücks.)

1980 sammelte Peter Handke – nach Ich bin ein Bewohner des

Elfenbeinturms und Als das Wünschen noch geholfen hat – in

einem dritten Band an ganz unterschiedlichen Stellen erschie-

nene und zu diversen Anlässen verfaßte Aufsätze, Gedichte

In New York besteigt Sorger das Nachtflugzeug nach Europa.

(Der ursprüngliche Titel dieses Buchs lautete Ins tiefe Öster-

reich, s. Abb. S. 19.) »Nach Europa zurückgekehrt, brauchte ich

die tägliche Schrift.« Sorger hat sich auf dem alten Kontinent,

wie dieser erste Satz der Lehre der Sainte-Victoire aus dem Jahr

1980 mitteilt, in den Ich-Erzähler verwandelt, der auf seiner

langen Heimkehr zunächst in der Provence, der Landschaft

des Malers Paul Cézanne, Station macht. Hier wird ihm deut-

lich, daß für den Schriftsteller auf seine Weise schreiben gleich-

bedeutend ist mit des Malers Maxime der »Realisierung« der

Menschen und Dinge im Gemälde: Erzählen heißt also, den

Zusammenhang zwischen den Menschen und Dingen in der

gemäßen Form herzustellen. Eine Probe für solches Schreiben

ist das Schlußkapitel der Lehre der Sainte-Victoire: Der große

Wald, bei dem der Morzger Wald bei Salzburg realisiert wird.

Der letzte Satz dieses Kapitels: »Zu Hause das Augenpaar?«

Mit »wahrscheinlich« ließe sich diese Frage beantworten, denn

in der ein Jahr später erschienenen Kindergeschichte erzählt

Peter Handke von den ersten zehn Lebensjahren eines Kindes –

eines Mädchens, das nach einem Umzug in Österreich lebt

– und den Erfahrungen des zu ihm gehörenden Erwachsenen

im entsprechenden Zeitraum. Den vierten Teil dieser Tetra-

logie – vom Autor wie deren erster Teil Langsame Heimkehr

genannt – bildet das »dramatische Gedicht« Über die Dörfer

(1981). Das Drama spielt zwischen drei Geschwistern: Es geht

um das elterliche Haus, das der eine Bruder zugunsten der

Schwester veräußern, das der erbende andere Bruder jedoch

nicht verkaufen will. Schließlich willigt dieser resigniert in den

Verkauf ein. Doch nicht in die Resignation mündet das Stück,

sondern in einen Aufruf, die Rede von Nova, die ein neues

Zeitalter verkündet. »Das zwischen euch Vorgefallene sei euer

1982 1983

Sorger, ohne Blut, nur noch

Hitze, sah sich in dieser Nacht der

Rückkehr in die westliche Welt,

ohne Traum, ausgeboren zu einem

atmosphärelosen Planeten (Karst

und groteske Leere), steinschwer,

ohne zu fallen; nicht allein auf

der Welt, sondern allein ohne

Welt; und in ihm – Unzeit – stehen

die Sterne und Spiralnebel, als

Augen, die ihn nicht anschauen.

Mit dem Licht jenes Augenblicks

wurde es still. Die wärmende

Leere breitete sich aus, welche ich

so nötig habe. Es war wie ein Auf-

klaren, oder, wenn es dieses Wort

gäbe, ein »Urheben«. Die Stirn

brauchte die stützende Hand nicht

mehr. Es war eigentlich keine

Wärme, sondern ein Glanz; kein

Sich-Ausbreiten, sondern ein Auf-

wallen; keine Leere, sondern ein

Leer-Sein; weniger mein persönli-

ches Leersein, als eine Leer-Form.

Erzählung. 200 Seiten. Geb. € 18,80 (D) 255 Seiten. Geb. € 19,80 (D)

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»Übersetzen: im Zentrum des Geschehens; Schreiben: am Rand, mit dem fortwährenden Versuch, sich einem Zentrum zu nähern, das ungewiß bleibt – bleiben muß?«

ten, werden erst 1992 publiziert), konzentriert er sich nun für

diese Zwischenphasen auf das Übersetzen: Zunächst überträgt

er Walker Percys Kinogeher, es folgen, zwischen 1981 und 1984,

drei Bücher von Emmanuel Bove (Meine Freunde, Armand

und Bécon-les-Bruyères), er übersetzt einen Roman seines

französischen Übersetzers Georges Arthur Goldschmidt (Der

Spiegeltag), Patrick Modiano (Eine Jugend), Francis Ponge und

René Char, er übersetzt aus dem Slowenischen (Gustav Januš

und Florjan Lipuš), aus dem Englischen (Shakespeare, Das Win-

termärchen), er übersetzt aus dem Griechischen (Aischylos,

Prometheus, gefesselt sowie Sophokles, Ödipus in Kolonos).

Nicht nur Valentin Sorger kehrt nach Österreich zurück – auch

sein Schöpfer siedelte 1979 von Paris nach Salzburg (auf den

Mönchsberg, einen der drei Stadtberge) um, damit die Tochter

Amina in einer deutschsprachigen Schule ihr Abitur ablegen

kann. Und wie der Geologe sich mit Raumformen beschäf-

tigt, so erkundet Peter Handke nun verstärkt die Topogra-

phie; Land und Landschaften werden zu Protagonisten seiner

Bücher. Während der Entstehung der Langsamen Heimkehr

notierte er in eines seiner Notizbücher: »Manchmal die Vor-

stellung, ein Schriftsteller hätte vor allem die eine Pflicht: eine

Landschaft zu verewigen – Aber wie? – Mit den Geschichten

von Menschen.« In seiner ersten in Salzburg (Ende 1982) ent-

standenen Erzählung Der Chinese des Schmerzes setzt er diese

Vorstellung um. Salzburg und seine Umgebung präsentieren

sich gleich zu Beginn des Buches: »Es ist noch nicht Nacht.

Rezensionen, Laudationes und Dankreden: Das Ende des Fla-

nierens. Jeder der in den drei Bänden wiederabgedruckten Tex-

te hatte Wirkung gezeigt: z. B. seine Kritik an der engagierten

Literatur im allgemeinen, an Bertolt Brecht im speziellen (Ich

bin ein Bewohner des Elfenbeinturms), z. B. sein Porträt des

Kollegen Hermann Lenz, das diesen bekannt machte (Als das

Wünschen noch geholfen hat), z. B. persönliche Bemerkungen

zum Jubiläum der Republik (Das Ende des Flanierens). Dieses

Buch markiert zugleich eine Umorientierung Peter Handkes

bei den Zwischenarbeiten, seinem Schreiben »zwischen« dem

Abschluß eines Buches und dem Beginn der Niederschrift

eines neuen: Statt Bücher von Kollegen zu besprechen (die

nächsten »Gesammelten Verzettelungen«, Langsam im Schat-

1984 1985

Keiner wird vom Schicksal dafür

bestraft, daß / er den straft, von

dem er was erlitten hat; / ein

Betrug aber durch mehr Betrug /

überspielt, das schafft, statt

Freude, im Gegenteil Last. / Ab

mit dir vom Ort hier, marsch,

weg von meinem / Boden, auf

daß du nicht meine Polis mit /

deiner Schuld verknüpfst.

Wenn ich von zu Hause weggehe,

rechne ich immer mit einem Er-

eignis, das mein Leben von Grund

auf ändern wird. Ich erwarte es

bis zum Moment meiner Rück-

kehr. Das ist der Grund, daß ich

nie im Zimmer bleibe. Leider ist

dieses Ereignis nie eingetreten.

it 3134. 155 Seiten. € 8,- (D) st 3628. 466 Seiten. € 13,50 (D)BS 744. 224 Seiten. € 13,80 (D)

»Einmal mehr, mit ironischem Witz, zeigt uns Walker

Percy die moderne Welt durch den Zerrspiegel, den

ebenjene moderne Welt fälschlicherweise Realität

nennt.« The New York Times

st

Wal

ker

Perc

yD

erId

iotd

esSü

den

s

9 783518 456286

ISBN 3-518-45628-8

€ 13,50 [D]

Walker PercyDer Idiot desSüdens RomanÜbersetzt von Peter Handke

Suh

rkam

p

3628

st3628_Percy_CTP 22.03.2006 10:00 Uhr Seite 1

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»Ich kämpfe täglich um meine Erfah-rungen, verliere sie wieder, ver-suche, ihnen Form zu geben. In der Form finde ich meine Erfahrungen wieder.«

achtziger Jahre für ihn charakteristisch ist. Auf S. 10 ist die letz-

te Seite der »Urschrift« des Buches faksimiliert: Sie zeigt, daß

der Autor zunächst mit der Schreibmaschine seine Geschichte

ohne Zeilenabstand niedergeschrieben hat. 47 Seiten umfaßt

der gesamte Text (in der Buchausgabe werden daraus 254 Sei-

ten), der in einem zweiten Arbeitsgang handschriftlich korri-

giert und erweitert wird. In einem dritten Schritt wird diese Ver-

sion überarbeitet und in eine Typoskript-Form gebracht – mit

anderthalbzeiligem Abstand –, die als Satzvorlage dient. Im Lauf

der Drucklegung nimmt der Autor dann weitere, größere oder

kleinere Korrekturen vor. Und welche weitreichenden Folgen

scheinbar geringfügige Änderungen mit sich bringen, verdeut-

lichen die Schlußabsätze. Diese lauten in der »Urfassung«:

»Der Nachzügler ist eine junge Frau mit hochgestecktem Haar,

in dem die vielen verschiedenfarbigen Kämme, als sie über die

Brücke geht, nur so glänzen. Der Frau folgt im Abstand ein

girlandengeschmückter Pferdewagen, voll mit Musikanten, auf

dem Weg von einem Festort zum nächsten; sie haben Klari-

netten, Trompeten und Tschinellen beiseitegelegt und blicken

müde; nur der Ziehharmonikaspieler, welcher hinten auf der

Deichselstange sitzt, sein Instrument im Arm, öffnet auf der

Brücke den Fächer zu einem langgezogenen Ton. Der mittel-

alterliche Kanal vermittelt nun, ähnlich wie die romanischen

Steinfiguren über dem Kirchenportal in der Innenstadt, Ruhe,

Verschmitztheit, Verschwiegenheit, Langsamkeit und Geduld.

Hier sind wir mit den Indianern eins.

Dieses Wasser muß siegen!«

Die Druckfassung hat die Textgestalt: »Der Nachzügler ist eine

junge Frau mit hochgestecktem Haar, in dem die vielen ver-

schiedenfarbigen Kämme, als sie über die Brücke gehen, nur

so glänzen.

Der leere Brückenpaß ist flüchtig erfüllt von weiblichem Par-

fum.

Im Abstand folgt ein girlandengeschmückter Pferdewagen,

voll mit Musikanten, auf dem Weg von einem Auftrittsort zum

nächsten; sie haben Klarinetten, Trompeten und Tschinellen

beiseitegelegt und blicken müde; nur der Ziehharmonikaspie-

ler, welcher hinten auf der Deichselstange sitzt, sein Instru-

ment in der Armbeuge, öffnet auf der Brücke den Fächer zu

einem langgezogenen Ton.

Dem mittelalterlichen Kanal entströmen nun – ähnlich wie

den entsprechenden Steinfiguren über dem Kirchenportal in

der Innenstadt – Ruhe, Verschmitztheit, Verschwiegenheit, Fei-

erlichkeit, Langsamkeit und Geduld.«

Mann entgegengekommen, der, mit einem Blick auf den leicht

überhängenden Fels und die ausgekolkten Höhlungen darin,

sagte: ›Die Welt ist alt, nicht wahr, Herr Loser?‹« Andreas

Loser, Lehrer für alte Sprachen, beurlaubt von seiner Schule

nach einem Angriff auf einen Passanten, tötet auf dem Weg

zur monatlichen Tarock-Partie auf dem Mönchsberg einen

Hakenkreuz-Sprayer. Zunächst sollte dieses Buch den Ti-

tel Schwellengeschichte tragen, begreift sich doch der Ne-

benarbeits-Archäologe Loser als »Schwellenkundler«, als je-

mand, der die Übergänge zwischen den Zonen, die zugleich

auch eigene Orte sind, besonders aufmerksam studiert.

Anhand des Chinesen des Schmerzes ist auch ein Blick in die

Arbeitsweise von Peter Handke möglich, wie sie bis Ende der

Im ganzen Stadtbereich sind die Lichter wie üblich sehr früh

angegangen. In der Horizontsenke zwischen dem Untersberg

im Süden und dem Staufen im Westen stehen noch die oran-

gefarbenen Streifen. Am Untersbergrücken, der ansonsten

schon dunkel ist, schimmern die Felsstürze in Dreiecksform,

wie Segel. Über der Schuttmulde des Gipfelkars fährt die letz-

te Seilbahngondel talwärts. Der Staufen, weiter weg, hinter der

deutschen Grenze, ist schwarzblau; hell nur noch die Kalkrin-

nen im Oberbereich; auf der Spitze das Lichtflimmern einer

Berghütte. … Am Fuß des Gaisbergs, schon nach dem Über-

gang der unfruchtbaren Moorerde zur fruchtbaren Lehmer-

de, fließt die Salzach in der Dämmerung. Da am Flußufer, auf

der Höhe des Felskopfs, der ›Urstein‹ heißt, ist mir einmal ein

1986 1987

Ein Märchen. 225 Seiten. Geb.€ 19,80 (D)

BS 930. 59 Seiten. € 9,80 (D)BS 1230. 99 Seiten. € 9,80 (D) 172 Seiten. Brosch. € 15,80 (D)

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»Gute Literatur kommt aus dem Erleben der Dinge und der Gerech-tigkeit diesem Erlebnis gegenüber, aus nichts anderem. Sonst ist es nur Spielerei, Sprach-begabung, und das ist für mich etwas ganz Grausliges.«

Inhalt eine zusätzliche Ebene auf, die für die weiteren Werke

dieses Autors charakteristisch ist und ihre erste deutliche Aus-

prägung im Chinesen des Schmerzes findet: die der Betrach-

tung über Sinn und Funktion des Erzählens selbst. Dort steht

zu lesen: »Erzählung hieß: Es war; es ist; es wird sein – hieß:

Zukunft!« Der 1986 veröffentlichte Roman Die Wiederho-

lung endet mit dem Lobgesang auf die Erzählung: »Erzählung,

nichts Weltlicheres als du, nichts Gerechteres, mein Allerheilig-

stes. Erzählung, Patronin des Fernkämpfers, meine Herrin. …

Es lebe die Erzählung. Die Erzählung muß weitergehen.

Die Sonne der Erzählung, sie stehe für immer über dem erst

mit dem letzten Lebenshauch zerstörbaren neunten Land.

Nachfahr, wenn ich nicht mehr hier bin, du erreichst mich im

19891988

80 Seiten. Geb. € 13,80 (D) 160 Seiten. Klapp.-Brosch. € 14,80 (D)

Die Salzburger Stadt- und Naturlandschaft ist als Haupt-

akteur in zwei weiteren Büchern Peter Handkes präsent: in

der Erzählung Nachmittag eines Schriftstellers (Originalausga-

be 1987) und in dem zehn Jahre später erschienenen Roman In

einer dunklen Nacht ging ich aus meinem stillen Haus. In der

Erzählung macht sich der Schriftsteller nach seinem Schreib-

vormittag auf den Weg ins Zentrum der Stadt, um dort seinen

Übersetzer zu treffen. Im Roman bricht ein Apotheker aus

dem Salzburger Vorort Taxham auf zu einer Reise, zunächst

mit Gefährten, dann allein durch eine Steppe im Süden Euro-

pas, zugleich aber durch eine an Wundern reiche Landschaft,

die aus einem mittelalterlichen Epos stammen könnte.

Beide Bücher weisen neben dem erzählten und erzählbaren

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»Vielleicht ist das eine Gefahr, daß das, was man niederschreibt, beim Heraufbe-schwören und Niederschreiben schon wieder verschwindet.«

Land der Erzählung, im neunten Land. Erzähler in deiner ver-

wachsenen Feldhütte, du mit dem Ortssinn, magst ruhig ver-

stummen, schweigen vielleicht durch die Jahrhunderte, hor-

chend nach außen, dich versenkend nach innen, doch dann,

König, Kind, sammle dich, richte dich auf, stütze dich auf die

Ellenbogen, lächle im Kreis, hole tief Atem und heb wieder an

mit deinem allen Widerstreit schlichtenden: ›Und …‹«

Und erzählt wird der Aufbruch des 45jährigen Filip Kobal aus

seinem südkärntnerischen Heimatort nach Jugoslawien, genau-

er nach Slowenien, noch genauer: in den Karst, die Hochfläche

über dem Golf von Triest, die ihm zur »Savanne der Freiheit«

wird.

Die letzten in Salzburg geschriebenen Bücher: Die Abwesen-

heit (publiziert im Jahr 1987) und das Langgedicht An die Dau-

er (geschrieben im März 1986): »Noch gestern hörte ich auf

dem Waagplatz in Salzburg / in dem Geschiebe und Gerassel

des immerwährenden Einkaufstags, / eine Stimme wie vom

entfernten Ende der Stadt her / meinen Namen rufen, / begriff

im selben Moment, / daß ich den Text der Wiederholung, / mit

dem ich zur Post unterwegs war, / am Marktstand vergessen

hatte, / vernahm, zurücklaufend, jene andere Stimme, / welche

vor einem Vierteljahrhundert, / in der Nachtstille eines Außen-

bezirks von Graz, / vom entfernten Ende der leeren langen

geraden Straße / ähnlich fürsorglich, wie von oben herab, mir

entgegenkam, / und konnte das Gefühl der Dauer umschreiben /

als ein Ereignis des Aufhorchens.«

Blindtext Werte für großflächige kulturelle Räume geschaffen hat. Er ist ein praktisches Meditations-system, das durch unterschiedliche Methoden

1990 1990

BS 1421. 113 Seiten. € 11,80 (D)Erzählung. 139 Seiten. Geb. € 14,80 (D)

Peter Handke

Noch einmal für Thukydides

Bibliothek Suhrkamp

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»Der Nationalis-mus, das habe ich jetzt über die Jahre in Slowe-nien erfahren, ist wirklich die schrecklichste Kellerassel der Menschheit.«

1987 gibt Peter Handke seine Wohnung in Salzburg auf: »Un-

gewöhnlich, aber wahr ist, daß ich nach 18 Jahren, nachdem

meine Tochter das Gymnasium beendet hatte, frei war und ich

nicht in einem fort an einem Ort bleiben mußte. Schon lange

hatte ich mir gewünscht, einmal um die Welt zu reisen, aber

langsam, so, daß ich längere Zeit an einem Ort bleiben wür-

de und ihn kennenlernen könnte. Das ist mir jetzt geglückt …

Im letzten November [1987] bin ich durch Jugoslawien gereist,

in Griechenland war ich im Winter, von Griechenland bin ich

nach Ägypten gefahren, später habe ich mich nach Japan aufge-

macht, von wo ich meine Pilgerfahrt nach Amerika fortgesetzt

habe und über Portugal, Spanien, Südfrankreich im Mai wieder

nach Österreich zurückgekommen bin. Das Ungewöhnliche an

dieser Reise war, daß ich von jedem Tag dieser zehnmonatigen

Reise erzählen kann, von jedem Tag besonders: was an jedem

Tag los war, morgens, mittags, abends, ich könnte annähernd

erzählen, was sich am 23. November 1987 ereignet hat, was ich

gesehen habe, ob die Sonne geschienen, ob es geregnet, ob der

Wind geweht hat usw. Das ist das Ungewöhnliche: von jedem

Tag weiß ich, was sich ereignet hat, im Gegensatz dazu aber

von den Tagen, die ich ununterbrochen Monate um Monate sei

es in Salzburg, sei es in Paris verlebt habe, wüßte ich fast nichts

zu sagen. Wahrscheinlich ist das Reisen das, was bewirkt, daß

die Erinnerung so lebendig ist. Und vielleicht liegt die Ursache

auch darin, daß ich auf dem Weg allein war.«

Einen ersten literarischen Niederschlag fand diese Weltreise

19921991

Wer hat schon einen geglückten

Tag erlebt? Sagen werden das

zunächst von sich wahrscheinlich

die meisten. Und es wird dann

nötig sein, weiterzufragen. Meinst

du »geglückt« oder bloß »schön«?

Sprichst du von einem »geglück-

ten« Tag oder einem – es ist wahr,

ebenso seltenen – »sorglosen«?

Ist für dich ein geglückter Tag allein

schon, der ohne Probleme verlief?

Ein Wintertagtraum. 91 Seiten. Geb.€ 14,80 (D)

64 Seiten. Klapp.-Brosch. € 14,80 (D)51 Seiten. Brosch. € 10,80 (D) 208 Seiten. Geb. € 17,80 (D)

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in dem Band Noch einmal für Thukydides: Hier hält der Autor

in der Haltung des Geschichtsschreibers Thukydides (dessen

erzählerisches Reihungsverfahren, »Damit endete der Som-

mer. Im darauffolgenden Winter …« ihm bereits einmal, in der

Kindergeschichte, als Vorbild gedient hatte) keine Haupt- und

Staatsaktion in der globalisierten Welt fest, vielmehr die un-

scheinbarsten Geschehnisse oder auch bloß Gegenstände: z. B.

die Ereignisse des Vormittags am 23. März 1987, »Die Tauben

von Pazin«, die »Geschichte der Kopfbedeckungen in Skopje«,

»Einige Episoden vom japanischen Schneien«, »Kleine Fabel

der Esche von München«. Auf eineinhalb oder auch auf sieben

Seiten führen diese Stücke einer großen Erzählung das Alltäg-

lich-Wirkliche vor Augen – und retten es vor dem Vergehen

und Vergessen.

Noch vor der erneuten Ansiedlung in einem kleinen Ort zwi-

schen Paris und Versailles im Jahre 1990, in Chaville, erprobt

Peter Handke eine neue Gattung, die des Versuchs, des Essays,

des Umrundens und Umzirkelns eines Gegenstandes durch die

Vergegenwärtigung von dessen Bildern in der eigenen Vergan-

genheit und Gegenwart.

In Spanien, in der Zeit zwischen Weltreise und Hauskauf, ent-

standen die beiden ersten »Versuche« Peter Handkes: In Lina-

res, Andalusien, im März 1989 der Versuch über die Müdigkeit

(erschienen im selben Jahr), in Soria, Ende 1989, der Versuch

über die Jukebox (erschienen 1990). Die allgemein gefürchtete

Müdigkeit wird im ersten Versuch, einem Dialog über Formen

und Bilder der Müdigkeit, zu einer Grundvoraussetzung er-

füllten Lebens: »Die Inspiration der Müdigkeit sagt weniger,

was zu tun ist, als was gelassen werden kann.« Und die Juke-

box ist für den Autor, seit seiner Jugend, das Inbild der Frei-

heit, weshalb der zweite Versuch das angemessene Thema für

Peter Handke im geschichtsmächtigen Jahr 1989 ist, »daß in

Europa von Tag zu Tag und Land zu Land so vieles, und so

wunderbar leicht, anders zu werden schien, daß er sich vorstell-

te, jemand, eine Zeitlang ohne die Weltnachrichten gewesen

… würde dann beim Lesen der ersten Zeitung diese für eine

Sonderausgabe halten, worin fingiert war, die Wunschträume

der geknechteten und getrennten Völker des Kontinents seien

über Nacht Tatsachen geworden. Dieses Jahr … war das Jahr

der Geschichte: Es war einmal, als könne diese, neben all ih-

ren anderen Formen, auch ein sich selbst erzählendes Märchen

sein, das wirklichste und wirksamste, das himmlischste so wie

irdischste der Märchen sein.«

Den 1991 publizierten Versuch über den geglückten Tag leitet die

1993/941993

Ein Märchen aus den neuen Zeiten. 1066 Seiten. Geb. € 40,80 (D)

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der Ich-Erzähler (das Manuskript wurde mit Bleistift, wie ab

1989 bis zur neuen, im Januar 2008 erschienenen Erzählung Die

morawische Nacht alle Prosatexte, zwischen Januar und Dezem-

ber 1993 verfaßt) innerhalb eines Jahres am Teichrand und in

dessen Umkreis erlebt hat – und was ihm in dem Jahrzehnt davor

zugestoßen ist oder was er entdeckt hat. Das Inhaltsverzeichnis

vermittelt einen ersten Einblick in die Struktur des Romans: I

Wer nicht? Wer? / II Wo nicht? Wo? Und die Geschichte meiner

ersten Verwandlung / 1 Wo nicht? Wo? / 2 Die Geschichte mei-

ner ersten Verwandlung / III Die Geschichte meiner Freunde / 1

Geschichte des Sängers / 2 Geschichte des Lesers / 3 Geschichte

des Malers / 4 Geschichte meiner Freundin / 5 Geschichte des

Architekten und Zimmermanns / 6 Geschichte des Priesters /

einfache Frage: »Wer hat schon einen geglückten Tag erlebt?«

Auf die Versuche folgte 1994 das zeit- und raumausgreifende

große, umfangreiche Epos, dessen Entstehung sich der Welt-

reise wie dem erneuten Seßhaftwerden verdankt oder, umge-

kehrt: die Weltreise und die Wahl des Wohnortes in der Nähe

von Paris sind bereits Bestandteil und Vehikel: Mein Jahr in

der Niemandsbucht. Ein Märchen aus den neuen Zeiten, 1066

Seiten stark in der Originalausgabe. Dieses Buch entzieht sich

jeder Kategorisierung: Zu einem großen Teil ist es Reiseerzäh-

lung, zu einem genauso großen Teil Schilderung der Erlebnisse

am Rande eines Teiches südlich von Paris; auf einer Ebene ist es

Erzählen über die Möglichkeit von Erzählen in der Gegenwart

überhaupt, auf der anderen ein Gelegenheitsroman: all das, was

»Ich mag nicht gerne theo-retisieren oder politisieren, aber Serbien war wahr-scheinlich das, was der inneren Leere vieler, die sonst überhaupt kein Engagement, keine Leiden-schaft, keine Vision vor allem, hatten, gefehlt hat. Da war diese Mattscheibe, die einsetzte durch den künstlich erzeugten Aggres-sor Serbien, gerade recht.«

19961995

136 Seiten. Brosch. € 12,80 (D) 92 Seiten. Brosch. € 12,80 (D)

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»Ich war schon im-mer, was jetzt kon-kreter dazukommt, ein problematischer Erzähler. Ich habe erzählt mit Proble-men, mit Problemen des Blicks, Proble-men der Sprache …«

en; nichts als eine vollendete Tatsache. Und ebenso sehe ich

nicht die Gründe für einen ›Staat Kroatien‹.«

Mit diesen Satz ist im Leben und Schreiben Peter Handkes ein

weiterer Sprung vollzogen. Um dessen Auswirkungen zu be-

greifen, sind zeithistorische Anmerkungen erforderlich: Verlief

die Loslösung Sloweniens aus Jugoslawien noch relativ unkrie-

gerisch, führte die im selben Monat erfolgte Unabhängigkeits-

erklärung Kroatiens zu kriegerischen Auseinandersetzungen,

da die Serben eine eigene Republik innerhalb des Staatsge-

biets beanspruchten. Die Spannungen zwischen muslimischen

Bosniaken, Kroaten und Serben in Bosnien und Herzegowi-

na mündeten 1992 in die Ausrufung einer Republik Bosnien-

Herzegowina, der gleichzeitigen Konstitution einer serbischen

Republik auf dem Territorium von Bosnien-Herzegowina,

Unabhängigkeitsbestrebungen der dort lebenden Kroaten –

wodurch ein Bürgerkrieg zwischen den Parteien ausbrach, in

dessen Verlauf Nato-Bombeneinsätze und -Schutzzonen »eth-

nische Säuberungen« und die Fortsetzung des Krieges nicht

verhindern konnten. In dem im amerikanischen Dayton ab-

geschlossenen Vertrag wurde im Dezember 1995 die serbische

Republik in Kroatien aufgelöst sowie die bosnisch-kroatische

Föderation einerseits, die serbische Republika Srpska ande-

rerseits als Bestandteile von Bosnien-Herzegowina anerkannt.

Ab dem Frühjahr 1996 führte die »Befreiungsarmee des Ko-

sovo« im Kosovo, einer autonomen Region in der Teilrepublik

Serbien, bewaffnete Operationen gegen jugoslawische Ein-

7 Geschichte meines Sohnes / IV Mein Jahr in der Niemands-

bucht / 1 Das Jahrzehnt / 2 Das Jahr / 3 Der Tag.

Den Ich-Erzähler des Buches drängt es, in »die Zeit einzugrei-

fen« – Peter Handke hatte dies Ende Juli 1991 durch einen

Artikel in der Süddeutschen Zeitung unter der Überschrift

Abschied des Träumers vom Neunten Land getan. Einen Mo-

nat zuvor, im Juni, hatte sich die ehemalige jugoslawische Re-

publik Slowenien zu einem unabhängigen Staat erklärt, jenes

Land, das in der Wiederholung als Inbegriff der Freiheit vor

Augen geführt wird und in dessen Sprache »das neunte Land«

das Ziel aller gemeinsamen Sehnsüchte bezeichnet. Gleich zu

Beginn seines buchlangen Artikels steht die Aussage: »Und ich

sehe keinen Grund, keinen einzigen … für den Staat Sloweni-

»Ein Traum ist immer das Wirklichste und bringt die wirklichsten Bilder hervor. Was der Träumer erzählt – mit offenen Augen natürlich –,ist oft das, was am meisten Gültigkeit hat, am längsten dauert.«

19981997

Das Epos von ››Ivain oder der

Löwenritter« aufgeschlagen. Wo

war er nur damals stehengeblie-

ben? So jäh war er also aufge-

brochen, daß er vergessen hatte,

ein Lesezeichen einzulegen?

Endlich fand er die Stelle. Er las

weiter. Auf einmal aber hielt er

inne und begann zu zittern. Jetzt

zitterte er. Jetzt erst zitterte er.

Mein Vater ist ein Ausländer. Er

ist tot. Nur als ich neulich, am

Bach dort bei der Viehweide

draußen, das Nachbarmädchen

auszog, hat meine Mutter, bei all

dem Auflauf und dem Geschrei

dann um das Haus herum, in

einem fort gesagt: »Dein Vater

lebt!« Angeblich sehe ich ihm

ähnlich. Nur möchte ich ein ganz

anderer werden als er. Ein Erster.

Ein Allererster. Und dann wieder

möchte ich schon tot sein.

134 Seiten. Klapp.-Brosch. € 16,80 (D) Roman. 316 Seiten. Geb. € 24,80 (D)

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»Es ist die Zeit nach den letzten Tagen der Menschheit, unabsehbare Zeit.«

In der »Weltöffentlichkeit« dominierte eine Meinung: »die

Serben« waren die Kriegstreiber, die Massenmörder, und jede

abweichende Haltung galt als Unterstützung von Verbrechern

und Diktatoren. Als Peter Handke 1996 seine Winterliche

Reise zu den Flüssen Donau, Save, Morawa und Drina oder

Gerechtigkeit für Serbien veröffentlichte, war das Skandalon

groß, da er sich, wie der Titel andeutet, nicht in den Chor der

Serbien-Hasser einreihte. Die übelsten und bösartigsten Be-

schimpfungen seiner Person und seines Schreibens gehörten

zum guten Ton in der veröffentlichten Meinung. Von ihr ließ

sich Handke gleichwohl, erneut, wie seine Anwesenheit beim

Begräbnis von Miloševic bezeugt, nicht beirren: Im selben Jahr

1996 erscheint Sommerlicher Nachtrag zu einer winterlichen

19991999

127 Seiten. Brosch. € 16,80 (D) 92 Seiten. Hln. € 29,90 (D)

richtungen durch, worauf die jugoslawische Bundesarmee im

März und im Juli 1998 massiv im Kosovo eingriff. Nachdem

im Februar 1999 die Pariser Vermittlungsversuche zwischen

der jugoslawischen Regierung und der Führung der Kosova-

ren gescheitert waren, begann die Nato im März mit der Bom-

bardierung Jugoslawiens, die erst eingestellt wurde, als sich

die jugoslawischen Truppen am 10. Juni 1999 aus dem Kosovo

zurückzogen, in das Uno-Truppen einrückten. Im Juni 2001

wurde der jugoslawische Staatspräsident Slobodan Miloševic,

nachdem vom Den Haager Tribunal zur Verurteilung von

Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien 1999 gegen ihn

Anklage erhoben worden war, in die Niederlande ausgeliefert,

wo er im März 2006, während des Prozesses, starb.

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2000

Reise, 2000 Unter Tränen fragend, 2003 Rund um das Große

Tribunal und 2006 Die Tablas von Daimiel.

In einem Interview 2006 antwortet Peter Handke auf die Frage

nach dem Grundantrieb seines Serbien-Engagements: »Es ist

die Sprache. Daß man so nicht schreiben darf über Jugosla-

wien. Daß die Sprache mit einem Schlag verkommen ist. Es

gibt journalistische Artikel, bei denen mir das Herz aufgeht

oder die den Geist befeuern, aber da ist etwas Furchtbares ge-

schehen. Ich habe, als ich meine ›Winterliche Reise‹ schrieb,

Serbien unter dem Embargo erlebt, wie ich es nicht kannte.

Später hat man sich lustig gemacht, daß ich schreibe, wie die

Nudeln am Markt von Belgrad ›andersgelb‹ sind. Sie sind es

wirklich. Es ist das Land, das solches erzählt.« Frage: Um aufs

Haager Kriegsverbrechertribunal zu kommen: Sie haben ihm

als Ganzem die Legitimität abgesprochen. »Nein, nur in bezug

auf Miloševic. In den Gerichtssälen, wo es um die konkreten

Kriegsverbrechen geht, wird gute Aufklärungs- und juristische

Arbeit geleistet. Aber im Prozeß gegen Miloševic wurden viele

Fehler begangen aus Voreingenommenheit. Ich hätte mir ge-

wünscht, daß der Prozeß in Serbien stattgefunden hätte.«

Die öffentliche Ächtung – ein Beleg ist die erwähnte Groteske

um den Düsseldorfer Heinrich Heine-Preis (siehe S. 8 f.), ein

anderer die Absetzung eines der Stücke des Autors vom Spiel-

plan des Theaters der Pariser Académie française nach des-

sen Anwesenheit beim Begräbnis von Slobodan Miloševic –,

die Peter Handke veranlaßte, die mit dem 1973 verliehenen

»Ich habe wirklich Befürchtungen, wie die Geschichte in Europa weiter-gehen wird. Indem man Jugoslawien zerstört hat, hat man das wirkliche Europa zerstört.«

2001

158 Seiten. Geb. € 18,80 (D)

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»›Der Verlust der Bilder ist der schmerzlichste der Verluste.‹ – ›Es bedeutet den Welt-verlust.‹«

2002

Das neue Jahrtausend beginnt für den Theaterautor Peter

Handke mit dem Untertagblues (2003) sowie, uraufgeführt im

Februar 2007, mit den Spuren der Verirrten. Der Prosaautor

stellt seinem Buch Mein Jahr in der Niemandsbucht im Jahr

2002 ein weiteres ausgreifendes Werk zur Seite: Der Bildver-

lust oder Durch die Sierra de Gredos. Dieses Mal reisen nicht

die Freunde des Ich-Erzählers, sondern eine Bankfrau durch

die im Titel genannte Gegend: Wir erfahren von den Begeg-

nungen der wundersamen Abenteurerin mit den Menschen in

der Sierra, vom Busfahrer und seinem Sohn, vom wandernden

Steinmetz, dem Maultrommelspieler, vom Stadtrandidioten

und Liebhaber und nicht zuletzt vom Bruder, der lange im

Gefängnis gesessen hat, und der Tochter, die verschwunden ist

und doch immer wieder ganz anwesend in der Erinnerung und

Sehnsucht. Vergangenheit und Zukunft, Jetztzeit und geträum-

te Zeit fließen ineinander in einer von den Bildern erhöhten

Gegenwart. Die Besonderheit dieses Romans: Jeder einzelne

Absatz wird betont, indem er durch eine Leerzeile vom vor-

gehenden und nachfolgenden getrennt ist: Erzählen wird bei

Peter Handke, so wird deutlich, zu einer großen Folge kleiner

Einheiten, die zunächst für sich allein betrachtet und gelesen

werden müssen, um dann in den größeren und ganz großen

Zusammenhang gerückt zu werden.

Während der Arbeit am Roman schreibt er (am 10. Januar

1998) an Hanne und Hermann Lenz: »Naval de la Mata. Lie-

be Hanne, lieber Hermann, etwa vorgestern, als ich mich wie-

der einmal verirrt hatte im Eiswind der Sierra de Gredos, und

schon die Dämmerung drohte, dachte ich unwillkürlich: ›Auch

nicht schlecht!‹ (= Au net schlecht), und so grüße ich Euch

beide etwas zittrig aus der Kleinstadt der Extremadura (so

hart ist es nicht) und wünsche ein paar kleine Winterfreuden

münchenwärts – Euer Peter«. Am 14. Februar 1998, drei Mo-

nate vor seinem Tod, antwortet Hermann Lenz: »Lieber Peter,

während Du Deinen Leib von Spaniens Winterkälte durchdrin-

gen liessest, sass ich in der Dachstube und war froh, die warme

Heizung neben mir zu haben. Ein bisschen Schnee zierte die

Ziegel vor meinem Fenster, auch die Dächer des Nachbarhau-

ses und der Zinshäuser jenseits des Schülersportplatzes hat-

ten sich winterlich getarnt, und kein grüner Grasflecken gau-

kelte mir Frühling und Sommer vor. Da war’s hart, Dir beim

Stapfen und Gehen auf Feldwegen einen möglichst undurch-

dringlichen Pullover zu wünschen. Ich tat’s trotzdem, sagte zu

mir: er schafft’s – und bemühte mich, ein knisterndes und sau-

sendes Holzfeuerlein mit meiner Phantasie für Dich anzu-

»Jeder poetische Text ist problematisch, ist im Grunde skandalös. Ich wäre gern noch viel skandalöser.«

2003

Georg-Büchner-Preis verbundene Geldsumme zurückzuzahlen,

beeinträchtigte sein Schreiben nicht. So waren die neunziger Jah-

re des 20. Jahrhunderts auch ein großes Jahrzehnt des Stücke-

schreibers Peter Handke: Auf Über die Dörfer folgten Das Spiel

vom Fragen oder die Reise zum Sonoren Land (1989), Die Stun-

de da wir nichts voneinander wußten (1992), Zurüstungen für die

Unsterblichkeit (1997), Die Fahrt im Einbaum oder Das Stück

zum Film vom Krieg (1999) – bei den Uraufführungen aller ge-

nannten Stücke führte erneut Claus Peymann Regie.

Das 21. Jahrhundert ist erst wenige Jahre alt, so daß hier mit

diesem Einschnitt die strikte chronologisch-thematische Re-

konstruktion in den Hintergrund treten soll zugunsten einer

Aufzählung der Bücher.

Don Juan war kein Verführer. Er

hatte noch nie eine Frau verführt.

Zwar waren ihm welche begeg-

net, die ihm das dann nachge-

sagt hatten. Aber diese Frauen

hatten entweder gelogen, oder

sie wußten nicht mehr, wo ihnen

der Kopf stand, und hatten damit

eigentlich etwas ganz anderes

sagen wollen. Und umgekehrt

war Don Juan auch noch keinmal

von einer Frau verführt worden.

Und schon wieder ihr. Und schon

wieder muß ich mit euch zusam-

men sein. Halleluja. Miserere.

Ebbe ohne Flut. Ihr verdammten

Unvermeidlichen. Wärt ihr wenig-

stens Übeltäter. Nichts da: ohne

eine spezielle Übeltat seid ihr das

Übel der Übel. Erlöse mich von

eurem Übel. Mach mich die Leute

da meiden. Einmal wenigstens,

wenigstens für einen Augenblick.

Roman. 760 Seiten. Geb. € 29,90 (D) 166 Seiten. Geb. € 19,90 (D) 80 Seiten. Brosch. € 14,90 (D) 158 Seiten. Geb. € 16,80 (D)

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2004

»Was ich spüre, muß festgehalten werden in der Form, in der es sich jetzt zeigt. Dem gehe ich nach, dem gebe ich Luft durch Sprache, und zugleich ver- festige ich es.«

2004/05

st 3886. 550 Seiten. € 15,- (D)es-Sonderdruck. 64 Seiten. € 6,- (D) 87 Seiten. Klapp.-Brosch. € 14,80 (D)

Peter HandkeGestern unterwegs Aufzeichnungen November 1987 bis Juli 1990

Suhr

kam

p

Inzwischen steht fest: Ich werde

in diesem Prozeß gegen Slo-

bodan Milosevic nicht Zeuge

sein. Ich möchte es nicht. Ich

will es nicht. Ich kann es nicht.

Dabei habe ich den Zeugenstand,

Tribunal hin, Tribunal her, eine

Zeitlang durchaus erwogen.

Und immer noch, wie damals

vielleicht mit siebzehn, möchte

ich die Seiten eines zu schrei-

benden Buches füllen mit nichts

als Wind und zwischen die

Seiten treibenden Schneeflok-

ken (26. Mai, Monfalcone)

Das ist jetzt mein Moment. Ich,

der Zuschauer trete auf. In der Tat

habe ich stark auftreten müssen,

um mich den Verirrten auf der

Szene bemerkbar zu machen.

Bin ich gelaufen gekommen oder

gar eingeflogen? Ich erinnere

mich nicht, es ist wie die Lücke

in einem Traum. Am ehesten

bin ich wohl hereinspaziert.

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2006/07

heizen, damit Dein Übernachtungszimmer von allen Eis-

geistern, die sich in Dir zusammengedrängt hatten, befreit

werde. Hoffentlich ist’s mir wenigstens halbwegs gelungen,

obwohl ich nicht weiss, ob ›halbwegs‹ nicht bloss im Schwä-

bischen verstanden wird. … – Übrigens wird all dies von mir

mit einem exzellenten Parker-Füllfederhalter geschrieben, den

mir ein gewisser P. H. geschenkt hat.«

Fortsetzung der Aufzählung: Don Juan (erzählt von ihm selbst)

(2004), die »Vorwintergeschichte« Kali (2007) und zu Beginn

des Jahres 2008 Die morawische Nacht. Erzählung, kurz nach

dem 65. Geburtstag des Autors.

Und da wäre noch zu nennen der Filmdrehbuchautor und Re-

gisseur Peter Handke, der Laudator von Kollegen, der Erzäh-

ler von Begegnungen mit Freunden, der Briefeschreiber und

und und.

In einem Interview mit André Müller in der Frankfurter Rund-

schau vom 31. August 2007 kommt Handke auf diese Not-

wendigkeit zur Wandelbarkeit, zur Richtungsänderung auch,

zu sprechen: »Ein Künstler ist nur dann ein exemplarischer

Mensch, wenn man an seinen Werken erkennen kann, wie das

Leben verläuft. Er muß durch drei, vier, zeitweise qualvolle Ver-

wandlungen gehen. An Goethe kann man das gut studieren.«

»Ein Schriftsteller muß guttun. Er muß nicht unbe-dingt Gutes tun. Aber er muß guttun, so wie ein Ding guttut. Ein Buch tut gut. Ein Mensch kann guttun, auch wenn er nichts Gutes tut. Das Guttun ist mein Ideal.«

2008

Die Verlassenheit

Ruckhaft stand ich auf

(mit dem heißen Gesicht

eines Wahnsinnigen)

Der Boden des Raums spiegelte

und die Dinge lagen zur Hand

wie ausgerissene Pflastersteine

In die wegstiebende Katze

schlug mein Messer ein

Es gab bis über die

Höhe der Augen

keine Außenwelt mehr

Allmählich setzt das Gedächtnis

ein, und ich höre sie, noch ohne

sie zu sehen. Und was höre ich

von ihr? Ist das ihre Stimme? Oder

ein Instrument? Der Ton, eher der

Klang, hat etwas von beidem. Es

ist eine Art von Zusammenklang,

von Instrument und Stimme.

Oder nichts als ein Instrument,

das sich darüber hinaus als

Stimme anhört? Gesang? Nein,

Stimme, wie nur je eine …

160 Seiten. Klapp.-Brosch. € 16,80 (D) st ����. ��� Seiten. € ��,– (D) 623 Seiten. Brosch. € 25,– (D) 560 Seiten. Geb. € 28,– (D)

suhrkamp

Peter Handke

Gedichte

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Abschied des Träumers vom Neunten Land Eine Wirklichkeit, die vergangen ist: Erinne-rung an Slowenien. �� S. Brosch. € �0,�0 (���-�-���-�0���-�)

Abschied von Jugoslawien. Enthält die drei Einzelbände: Abschied des Träumers vom Neunten Land. Eine Wirklichkeit, die vergangen ist: Erinnerungen an Slowenien. �� S. Kt. / Eine winterliche Reise zu den Flüssen Donau, Save, Morawa und Drina oder Gerechtigkeit für Serbien. ��� S. Brosch. / Sommerlicher Nachtrag zu einer winterlichen Reise. �� S. Kt. Zusammen € ��,�0 (���-�-���-�����-�)

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Unter Tränen fragend. Nachträgliche Aufzeich-nungen von zwei Jugoslawien-Durchquerungen im Krieg, März und April ����. ��� S. Geb. € ��,�0 (���-�-���-�����-0)

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Versuch über den geglückten TagEin Wintertagtraum. �� S. Geb. € ��,�0 (���-�-���-�0���-�)

Versuch über die Jukebox. Erzählung ��� S. Geb. € ��,�0 (���-�-���-�0���-�)

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Die Wiederholung ��� S. Geb. € ��,�0 (���-�-���-0���0-�) • BS �00�. ��� S. € ��,�0 (���-�-���-��00�-�) • st �0�0. Romane des Jahrhunderts ��� S. € �0,– (���-�-���-����0-�)

Eine winterliche Reise zu den Flüssen Donau, Save, Morawa und Drina oder Gerechtigkeit für Serbien ��� S. Brosch. € ��,�0 (���-�-���-�0��0-�)

Wunschloses Unglück. Erzählung BS ���. �0� S. € ��,�0 (���-�-���-0����-�)• st ����. �� S. € �,�0 (���-�-���-�����-�) • N Wunschloses Unglück. Erzählung. Großdruck. st ����. �0� S. € �,�0 (���-�-���-�����-0)

Wunschloses Unglück. Erzählung Mit einem Kommentar von Hans Höller unter Mitarbeit von Franz Stadler. SBB ��. ��� S. € �,– (���-�-���-�����-�)

Zurüstungen für die Unsterblichkeit Ein Königsdrama. ��� S. Klapp.-Brosch. € ��,�0 (���-�-���-�0���-�)

Handke, Peter /Hermann LenzBerichterstatter des TagesBriefwechsel. Herausgegeben von Helmut Böttiger, Charlotte Brombach und Ulrich Rüdenauer. Mit einem Nachwort von Peter Hamm. Mit zahlreichen Abbildungen. ��� S.Geb. € ��,�0 (���-�-���-�����-�)

Peter Handke / Wim Wenders Der Himmel über Berlin. Ein Filmbuch ��� S. Brosch. € ��,�0 (���-�-���-0��0�-�)

Page 28: Das Werk Suhrkamp · 2015-10-25 · 1967 nennt Peter Handke einen Aufsatz Ich bin ein Bewohner des Elfenbeinturms. Dort finden sich programmatische Äuße-rungen zu Literatur und

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Peter Handke als Übersetzer

Bruno Bayen. Die VerärgertenRoman. Aus dem Französischen. BS ���� ��� S. € ��,�0 (���-�-���-�����-�)

Emmanuel Bove. Armand Roman. Aus dem Französischen BS ���. ��0 S. € ��,�0 (���-�-���-0����-0)• Bécon-les-Bruyères. Eine Vorstadt Aus dem Französischen. BS ���. �� S. € �0,�0 (���-�-���-0����-�)• Meine Freunde. Aus dem Französischen BS ���. ��� S. € ��,�0 (���-�-���-0����-�)

Patrick Modiano. Eine JugendRoman. Aus dem FranzösischenBS ���. ��� S. € ��,�0 (���-�-���-0����-�)

Walker PercyDer Idiot des Südens Roman. Aus dem Amerikanischen st ����. ��� S. € ��,�0 (���-�-���-�����-�)

• Der Kinogeher. Roman Aus dem Amerikanischen. BS �0�. ��� S. € ��,�0 (���-�-���-0��0�-0)

Francis Ponge. Das Notizbuch vom Kiefernwald und La Mounine. Aus dem Französischen. BS ���. ��� S. € �,�0 (���-�-���-0����-�)

William Shakespeare. Das WintermärchenAus dem Englischen. ��� S. Klapp.-Brosch. € ��,�0 (���-�-���-�0���-�)

Sophokles. Ödipus in KolonosAus dem AltgriechischenMit einem Anhang: »Die Reise nach Kolonos«. it ����. ��� S. € �,– (���-�-���-�����-�)

Zu Peter Handke

Noch einmal für Jugoslawien: Peter HandkeHerausgegeben von Thomas Deichmannst ��0�. ��� S. € �,�� * (���-�-���-���0�-�)

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N = Neuerscheinung 2007/2008, BS = Bibliothek Suhrkamp, st = suhrkamp taschenbuch, it = insel taschenbuch

Suhrkamp Verlag · Postfach 10 19 45 · 60019 Frankfurt am Main · Lindenstraße 29-35 · 60325 Frankfurt am Main · www.suhrkamp.deAlle Rechte, Lieferbarkeit, Preisänderungen vorbehalten. Der angegebene Ladenpreis in Euro gilt für die Bundesrepublik Deutsch-land. Von Importeuren im Ausland festgelegte Euro-Preise können abweichen. Bei dem in der Preisumrechnungstabelle angege-benen Euro-Preis für Österreich (A) handelt es sich um eine Preisempfehlung, die endgültigen Euro-Preise in Österreich werden vom Importeur festgesetzt. Der angegebene Schweizer Frankenpreis ist eine unverbindliche Preisempfehlung.Bei den mit Sternchen gekennzeichneten Preisen handelt es sich um empfohlene Ladenpreise. Sollten Sie diese Titel nicht über Ihre Buchhandlung bestellen können, wenden Sie sich bitte direkt an den Verlag. Redaktionsschluß: Januar 2008. Wir bedauern, wenn das angekündigte Erscheinen eines Buches sich verzögert. Bittehaben Sie Verständnis dafür, daß es sich bei unseren Preisangaben zu Neuerscheinungen nur um Zirkaangaben handeln kann. Fotonachweis: Lillian Birnbaum, Paris: 30, 42; Otto Breicha, Wien: 32; Thomas Deichmann, Frankfurt am Main: 37; Alfred Kolleritsch, Graz: 5, 13; Robert Lebeck/stern/Picture Press, Hamburg: 14; Isolde Ohlbaum, München: 28, 49; Dieter Sander: 9; Ruth Walz,Berlin: 25. Alle anderen Abbildungen stammen aus Privatbesitz oder aus dem Archiv des Suhrkamp Verlags. (91016) 1/2008Redaktion: Raimund Fellinger. Dank an Katharina Pektor und Hans Widrich. Gestaltung: Jutta Schneider. FR** – Frankenpreis für Bücher, die nach dem �. �. �00� erscheinen

Sämtliche am oberen Seitenrand plazierten, rot gedruckten Zitate stammen aus Essays von PeterHandke oder aus Interviews mit ihm. Die Texte unter den abgebildeten Buchumschlägen sindZitate aus den jeweiligen Büchern.