Demokratiegebot? Das „Europäische Referenzsprachenmodell“ von Dr. Karin Luttermann

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Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Germanistisches Institut Demokratiegebot? Das „Europäische Referenzsprachenmodell“ von Dr. Karin Luttermann Gruppenseminararbeit für das Hauptseminar „Verständlichkeit als Bürgerrecht? Rechts- und Verrwaltungssprache“ Leitung: Prof. Gerd Antos eingereicht von Gesine Müller 1. Hauptfach: Italianistik 1. Nebenfach: Germanistische Literaturwissenschaft 2. Nebenfach: Germanistische Sprachwissenschaft Anschrift: Schmeerstr. 28, 06108 Halle (Saale) Email: [email protected] und Maria Wagner 1. Hauptfach: Germanistische Sprachwissenschaft 2. Hauptfach: Germanische Literaturwissenschaft Anschrift: Mansfelder Str. 44, 06108 Halle (Saale) Email: [email protected] WS 2007/ 2008

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Die Arbeit zeigt, dass das "Europäische Referenzsprachenmodell" entwickelt wurde, um Deutsch auf EU-Gesetzesebene zu einer der mächtigsten Sprachen in der EU zu erheben.

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Martin­Luther­Universität Halle­Wittenberg

Germanistisches Institut

Demokratiegebot?

Das „Europäische Referenzsprachenmodell“ von Dr. Karin Luttermann

Gruppenseminararbeit für das Hauptseminar

„Verständlichkeit als Bürgerrecht? Rechts­ und Verrwaltungssprache“

Leitung: Prof. Gerd Antos

eingereicht von

Gesine Müller

1. Hauptfach: Italianistik

1. Nebenfach: Germanistische Literaturwissenschaft

2. Nebenfach: Germanistische Sprachwissenschaft

Anschrift: Schmeerstr. 28, 06108 Halle (Saale)

Email: [email protected]

und

Maria Wagner

1. Hauptfach: Germanistische Sprachwissenschaft

2. Hauptfach: Germanische Literaturwissenschaft

Anschrift: Mansfelder Str. 44, 06108 Halle (Saale)

Email: [email protected]

WS 2007/ 2008

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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung................................................................................................................................3

2. Das luttermannsche Referenzsprachenmodell.........................................................................4

a) Rechtslinguistischer Kontext..............................................................................................4

b) Funktionsweise...................................................................................................................6

3. Textanalyse..............................................................................................................................7

a) Argumentationsrahmen......................................................................................................8

b) Persuasive und stilistische Mittel.....................................................................................10

4. Kulturpolitische Perspektive..................................................................................................18

5. Schluss...................................................................................................................................22

6. Literatur.................................................................................................................................24

a) Quellen aus der Internetpräsentation der EU...................................................................24

b) Sekundärliteratur..............................................................................................................24

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1.  EinleitungAuf dem Symposion Verständlichkeit als Bürgerrecht? Die Rechts­ und Verwaltungssprache  

in der öffentlichen Diskussion1  stand das Verhältnis von Sprache und Recht im Mittelpunkt. 

Während sich die anderen Beiträge auf dem Symposion mit einzelsprachlichen Problemen der 

deutschen Rechts­ und Verwaltungssprache beschäftigten, nahm Frau Dr. Luttermann als ein­

zige eine übereinzelsprachliche, und zwar europäische Perspektive ein. 

Ihr   Vortrag  Demokratiegebot:   Muttersprachen   und   Europäisches   Referenzsprachenmodell 

stellte einen Reformansatz für einen effizienteren Umgang mit der Mehrsprachigkeit innerhalb 

der EU vor. Hauptanliegen dieses Reformvorschlages ist es, Zeit und Geld innerhalb juristi­

scher (und politischer) Prozesse auf EU­Ebene zu sparen, ohne jedoch die Demokratie oder 

die Sprachenvielfalt innerhalb der EU einzuschränken. Dazu sollen die derzeitigen 23 Amtss­

prachen der EU um die beiden Referenzsprachen Deutsch und Englisch ergänzt werden.

Um zu zeigen, dass die Entwicklung des Referenzsprachenmodells der Statuserhöhung des 

Deutschen zu einer der europäischen Hauptsprachen dient, nimmt der vorliegende Aufsatz zu­

nächst eine stilistisch orientierte Argumetationsanalyse vor (3). Im Anschluss (4) wird aufge­

zeigt, warum das Referenzsprachenmodell aus kulturpolitischer Perspektive nicht vertretbar ist 

und plädiert entsprechend der Politischen Agenda für Mehrsprachigkeit der EU für eine gedul­

dige Haltung bei interkulturellen Verständigungsprozessen. Bevor Ergebnisse der Argumenta­

tionsanalyse im Detail vorgestellt werden, nimmt der folgende Abschnitt (2) eine Einordnung 

der in den Aufsätzen verhandelten Gegenstände vor und gibt einen grundlegenden Überblick 

über die Funktionsweise des Referenzsprachenmodells.

Als Untersuchungsgrundlage dienen die zwei Aufsätze, die das Referenzsprachenmodell vor­

stellen: 2004 veröffentlichten Karin und Claus Luttermann2 gemeinsam in der Juristenzeitung 

den Aufsatz Ein Sprachenrecht für die Europäische Union. Und 2007 publizierte Karin Lutter­

mann im Sammelband  Studien zur Rechtskommunikation  den Aufsatz  Mehrsprachigkeit am 

Europäischen Gerichtshof. Das Referenzsprachenmodell für ein EU­Sprachenrecht.

1 Symposion der Gesellschaft für deutsche Sprache  in Zusammenarbeit mit dem Germanistischen Institut der Martin­Luther­Universität Halle­Wittenberg am 1. und 2. November 2007 in Halle (Saale)

2 Prof. Claus Luttermann ist Jurist, Dr. Karin Luttermann ist Linguistin. Die Aufsätze und auch der Vortrag auf dem Symposion nehmen also eine rechts­linguistische Perspektive ein.

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2.  Das luttermannsche Referenzsprachenmodell

a)  Rechtslinguistischer Kontext

Die EU ist eine vertraglich geregelte Staatengemeinschaft, in der viele verschiedene Sprachen 

gesprochen werden. Schon innerhalb der einzelnen Mitgliedsstaaten kommen den einzelnen 

Sprachen verschiedene Status zu: Es gibt offiziell gebrauchte Sprachen, dies sind die Amtss­

prachen in denen die Bürger eines Staates mit dessen Organen kommunizieren können/ müs­

sen; des weiteren gibt es sogenannte „Minderheitensprachen“, denen nicht der offizielle Status 

einer Amtssprache zukommt. Welche Sprachen nun auf EU­Ebene zu den offiziellen Sprachen 

gerechnet werden, klären die verfahrensrechtlichen Sprachregelungen der EU:

Der  Vertrag über die Europäische Union  (Artikel 55) bestimmt, im Wortlaut welcher Spra­

chen dieser Vertrag verbindlich ist (Absatz 1)3. Diese Sprachen werden daher als Vertragsspra­

chen bezeichnet. Tritt ein weiterer Staat der EU bei, kann er eine seiner Amtssprachen zu ei­

ner Vertragssprache der EU bestimmen (Absatz 2).

Der  Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union  (Artikel 20, Absatz 2, Punkt d) 

verpflichtet die Organe sowie die beratenden Einrichtungen der EU mit den EU­Bürgern „in 

einer der Sprachen der Verträge“ zu kommunizieren, wobei der jeweilige Bürger sprachwahl­

berechtigt ist. Um funktionell zwischen dem Bereich der Auslegung des EU­Vertrages (Ver­

tragssprachen) und dem der externen Kommunikation zu unterscheiden, werden diese Spra­

chen als Amtssprachen bezeichnet; faktisch sind sie identisch. Die Verordnung Nr. 1 zur Rege­

lung der Sprachenfrage für die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft  bestimmt ferner, dass 

„Verordnungen und andere Schriftstücke von allgemeiner  Geltung“ (Artikel  4   )  sowie das 

Amtsblatt der Europäischen Union in allen Amtssprachen veröffentlicht werden (Artikel 5).

Die  Verordnung Nr.  1 zur Regelung der Sprachenfrage für die Europäische Wirtschaftsge­

meinschaft setzt Amts­ und Arbeitssprachen gleich (Artikel 1), bestimmt jedoch auch, dass die 

Organe der Gemeinschaft in ihren Geschäftsordnungen festlegen können, welche Sprache(n) 

sie für die interne Kommunikation verwenden (Artikel 6).4

3 Momentan sind dies: Bulgarisch, Dänisch, Deutsch, Englisch, Estnisch, Finnisch, Französisch, Griechisch, Irisch,   Italienisch,   Lettisch,   Litauisch,   Maltesisch,   Niederländisch,   Polnisch,   Portugiesisch,   Rumänisch, Schwedisch, Slowakisch, Slowenisch, Spanisch, Tschechisch, Ungarisch.

4 In der Praxis orientiert sich der interne Sprachgebrauch an den Sprachkapazitäten der jeweiligen Mitarbeite­rInnen, zumeist wird in Französisch, Englisch und Deutsch kommuniziert.

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Die Verfahrensordnung des Europäischen Gerichtshofes regelt, dass alle Vertrags­ und Amtss­

prachen der EU bei Verhandlungen vor dem Europäischen Gerichtshof zugelassen sind (Arti­

kel 29, §1), wobei der Kläger jeweils sprachwahlberechtigt ist (Artikel 29, §2). Die von ihm 

gewählte Sprache wird jeweils als Verfahrenssprache bezeichnet. Im Wortlaut dieser ist das je­

weilige Urteil eines Verfahrens verbindlich (Artikel 31), d.h. rechtskräftig.

Das luttermannsche Referenzsprachenmodell sieht nun vor, europäische Rechtsakte5 verbind­

lich in zwei Referenzsprachen zu fassen. Gewissermaßen lässt sich dieser Reformvorschlag in 

die Reihe der Sprachmodelle einordnen, die die Zahl der gültigen Vertrags­, Amts­, Verfah­

rens­ und Arbeitssprachen auf wenige Sprachen reduzieren.  Vordergründige Motivation all 

dieser Reduzierungsvorschläge ist, den Übersetzungsaufwand6 innerhalb der EU­Institutionen 

zu verringern. Folgende, von Linguisten und Juristen entwickelte, Modelle existieren bereits: 

Das Einsprachenmodell präferiert Englisch als „Weltsprache“ oder Latein als lingua franca.7 

Das Dreisprachenmodell nennt Englisch, Deutsch und Französisch. Im Fünfer­Modell schließ­

lich werden die Sprachen des Dreiermodells um Italienisch und Spanisch erweitert. Lutter­

mann schlägt nun ein Zwei­Sprachenmodell vor, das sich vordergründig durch die Einführung 

eines Systems aus Referenz­ und nationalstaatlichen Amtssprachen von den bisher entwickel­

ten Modellen unterscheidet: Die bisher gültigen Vertrags­, Amts­, Arbeits­, und Verfahrens­

sprachen sollen um die zwei Referenzsprachen Deutsch und Englisch ergänzt werden.

Wie genau das „System aus Referenz­ und Muttersprachen“ (LUT 2007: 69) nach Vorstellung 

der Autoren funktionieren soll, zeigt der nächste Abschnitt, wobei lediglich die Eckpunkte des 

Modells für ein besseres Verständnis der Argumentationsanalyse vorgestellt werden.

5 Rechtsakte können sein:  Gesetz,  Vertrag,  Verwaltungsakt,  Statut,  Verordnung, Satzung,  Gerichtsentschei­dung.

6 Zuständig für Übersetzungen und Verdolmetschungen innerhalb der EU ist der Europäische Übersetzungs­dienst.

7 Ebenfalls in der Diskussion ist die Einführung einer konstruierten Welthilfssprache wie Esperanto oder Vola­pük.

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b)  Funktionsweise

Konkret fasst der Europäische Übersetzungsdienst jeden Rechtsakt in den beiden Sprachen 

Deutsch   und   Englisch   ab.   Bei   der   Erstellung   dieser   zwei   Sprachfassungen   geht   er 

(rechts)sprachvergleichend zwischen diesen zwei Referenzsprachen vor. Im Ergebnis gilt dann 

ausschließlich der Wortlaut jeder dieser zwei Fassungen als verbindlicher Standard. Ausge­

hend von mindestens einer dieser verbindlichen Fassungen fertigen die einzelnen Mitglieds­

staaten anschließend Übersetzungen in ihre jeweiligen Amtssprachen selbst an, wozu wieder 

(rechts)sprachvergleichend vorgegangen wird.

Kommt es zu Auslegungsfragen des Europäischen Rechts, die Sprache oder das Recht an sich 

betreffend, sind diese vergleichend – und zwar zwischen den Fassungen der beiden Referenz­

sprachen – zu lösen. Dazu wird ein zweigliedriges Interpretationsverfahren aus Sprachen­ und 

Rechtsvergleich angewendet, zunächst in Form einer multilingualen Analyse entsprechend der 

traditionell grammatischen Auslegung. Können z.B. bestimmte Begrifflichkeiten auf Grund 

abweichender Sprachfassungen nicht adäquat übersetzt werden, schließen sich systematische 

und teleologische Auslegung – wieder vergleichend zwischen den Fassungen der beiden Refe­

renzsprachen – gemäß der juristischen Auslegungspraxis8  an. Kern der Funktionsweise des 

Referenzsprachenmodells ist also die Methode des (Rechts)Sprachenvergleich, der die Über­

setzung zu Grunde liegt. Denn:

„Im rechtssprachlich vergleichenden Vorgang des Übersetzens [...] sind wir bildlich gefor­dert, den Sinngehalt hinüber­zu­tragen in die andere Sprache; wir sind gezwungen, mehr­dimensional zu denken, die überkommenen Schablonen der eigenen Sprache zu durch­leuchten, die zu regelnde Sachfrage schärfer zu (er­)fassen. [...] Mutter­ und Fremdsprache können so fruchtbar zusammen wirken.“ (LUT 2004: 1008; Hervorhebung im Original)

Wie  die  Anwendung  dieser  Methode  begründet  und  eine  notwendige  Statuserhöhung  des 

Deutschen gerechtfertigt wird, zeigt der nächste Abschnitt. Im Vordergrund stehen dabei per­

suasive Strategien und stilistische Mittel, die die Dringlichkeit eines Handlungsbedarfs sugge­

rieren.

8 Wie diese Auslegungsmethoden im einzelnen aussehen, ist hier nicht relevant und wird daher auch nicht nä­her erläutert. Wichtig ist, zu sehen, dass grundsätzlich bei jedem Schritt die Methode des Vergleichs ange­wendet werden soll.

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3.  TextanalyseInhaltlich und argumentativ besteht der Aufsatz Luttermanns aus drei zentralen Teilen: Zu­

nächst wird eine gegenwärtig reformbedürftige, negative Wirklichkeit konstruiert; für diese 

steht sinnbildlich die Metapher „Brüsseler Sprachenbabel“. Der zweite Teil zeigt in Gegen­

wart   und  Theorie   existente,   künftig   ausbaufähige  Lösungen   auf:  Dies   ist   zum  einen  der 

Rechtssprachenvergleich des Europäischen Gerichtshofes und zum anderen diverse reduktio­

nistische Sprachenmodelle aus der Rechtslinguistik. Schließlich konstruiert der letzte Teil eine 

künftig reformierte, positive Wirklichkeit: Gemäß dem „Mehrheitsgebot“ werden Deutsch und 

Englisch als die verbindlichen europäischen Rechtssprachen gesetzt. Dabei stehen Problemau­

friss, Lösungsherleitung und Problemlösung in einem ungleichem Verhältnis zueinander, wie 

Abbildung 1 veranschaulicht9:

Quantitativ kommt der Problemlösung also weniger als ¼ des Gesamttextes zu, was im Ge­

gensatz zum in der Einleitung formulierten Anspruch steht: „Kern dieses Beitrags ist das neue 

Referenzsprachenmodell [...] (Punkt 8)“ (LUT 2007: 48). 

9 Unberücksichtigt sind Einleitung und Schluss, da in diesen Abschnitten jeweils ausblickend bzw. zusammen­fassend alle drei Bestandteile der Argumentation enthalten sind. Ebenso unberücksichtigt bleibt der Anhang des Aufsatzes von 2007, da er Auszüge aus verschiedenen Verordnungen und Verfahrensordnungen der EU­Organe enthält, die ähnlich wie Einleitung und Schluss zu allen drei Bestandteilen der Argumentation beitra­gen.

Die Abschnitte im Einzelnen (unberücksichtigte in grau): LUT 2004: I. Einführung – II. Sprachenregime der EU – III. Perspektiven – IV. Internationale Dimension – V. Europäischer Gerichtshof – VI. Rechtspraxis – VII. Zwischenfazit – VIII. Recht und Kommunikation: Muttersprache – IX. Sprachenmodelle – X. Das Refe­renzsprachenmodell – XI. Ergebnis und Zukunft; LUT 2007: 1. Einleitung – 2. Sprachenrecht der Europäi­schen Union – 3. Historische Entwicklung des Sprachenregimes – 4. Europäischer Gerichtshof – 5. Zwi­schenfazit – 6. Kommunikation in der Muttersprache – 7. Sprachliche Situation am Europäischen Gerichtshof – 8. Referenzsprachenmodell für ein EU­Sprachenrecht – 9. Ergebnis – 10. Zukunft – 11. Anhang.

Abbildung 1: Quantitative Gewichtung der Argumentation

Seiten 2004

Seiten 2007

Gliederungspunkte 2004

Gliederungspunkte 2007

0% 20% 40% 60% 80% 100%

4

14

6

4

1

6

2

2

2

5

1

1

Bestandteile der Argumentation

Quantitative Aufteilung

ProblemlösungLösungsherleitung

Problemaufriss

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Dies lässt die Annahme zu, dass nicht das Referenzsprachenmodell den „Kern dieses Bei­

trags“ bildet, sondern seine Rechtfertigung. Weiter kann angenommen werden, dass die Auto­

rin darum bemüht ist, ein Problembewusstsein bei den antizipierten Rezipienten zu schaffen 

und diese gleichzeitig für ihren Lösungsansatz zu gewinnen. Demnach müssten die Texte ver­

schiedene Überzeugungsstrategien beinhalten, die der Apellfunktion des Textes dienen: Die 

Existenz des Problems muss bewiesen, der Lösungsansatz umworben werden. Dieses persua­

sive Sprechen ist Gegenstand der folgenden Betrachtung, die aufzeigt, dass die untersuchten 

Aufsätze mehr oder weniger explizit darauf abzielen, den Status der deutschen Sprache inner­

halb der EU zu erhöhen.

a)  Argumentationsrahmen

Luttermanns Ausführungen legen die als rhetorische Frage formulierte Befürchtung nahe, dass 

die „sprachliche Integration Europas“ (LUT 2007: 47) gefährdet ist, woran sich die These an­

schließt: „Zwanzig und mehr als authentisch gesetzte Sprachen sind in der Praxis [...] nicht 

mehr beherrschbar, schaffen Illusionen und Handlungsunfähigkeit.“ (LUT 2007: 69) Dieser 

These liegt die teilweise explizierte Schlussregel zu Grunde, dass die Demokratie eines Ge­

meinwesens nur dann gewährleistet ist, wenn es handlungsfähig ist, d.h. auf Effizienz beruht 

und Rechtssicherheit gewährleistet. Dies sei in der EU nicht gegeben. Luttermann argumen­

tiert, dass der Umgang der EU mit ihrer Mehrsprachigkeit chaotisch, verwirrend, ineffizient, 

ungerecht und undemokratisch ist. Gestützt werden diese Argumente mittels Beispielen aus 

der europäischen Rechtspraxis, einer statistischen Hochrechnung der möglichen Sprachkombi­

nationen, eines Vergleichs zwischen Anspruch und Realität in der europäischen Rechtsspre­

chung sowie einer Auflistung der Übersetzungskosten des Sprachendienstes am EuGH. Von 

der so aufgezeigten Handlungsunfähigkeit der EU leitet Luttermann einen Reformbedarf des 

europäischen Sprachenrechts ab, auf den sie schon vorwegnehmend im jeweils einleitenden 

Abschnitt der Aufsätze verweist: „Not tut ein tragfähiges, praktikables Sprachenrecht für das 

Gemeinschaftsrecht“ (LUT 2004: 1002) bzw. „Wege aus dem amtlichen Sprachenbabel sind 

zu beschreiten. Die Europäische Union ist dauerhaft ohne eine tragfähige Sprachenregelung 

undenkbar“ (LUT 2007: 47f.). 

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An Beispielen illustriert zeigt die Argumentation auf, wie die Methode des Rechtssprachen­

vergleichs am EuGH funktioniert und stößt damit zum „Kern des Beitrags“, dem Referenz­

sprachenmodell, vor. Dem Plädoyer für dieses liegt wieder oben benannte Schlussregel zu­

grunde, allerdings im Umkehrschluss: Insofern Handlungsfähigkeit und Demokratie eines Ge­

meinwesens  gefährdet   sind,  wenn es  weder  Effizienz  noch Rechtssicherheit  gewährleisten 

kann, sind Demokratie und Handlungsfähigkeit eines Gemeinwesens gewährleistet, wenn es 

auf Rechtssicherheit und Effizienz beruht. Geht es im Problemaufriss also darum, Demokra­

tiegefährdung und Handlungsunfähigkeit der EU zu beweisen, zeigt die Argumentation für 

das Referenzsprachenmodell, dass es aufgrund seiner Effizienz und gewährleisteten Rechtssi­

cherheit   den   Ansprüchen   eines   demokratischen,   handlungsfähigen   Gemeinwesens   genügt. 

Folglich nennt  Luttermann das Referenzsprachenmodell  „eine angemessene Methode“,  mit 

der „ein angemessener Ausgleich zwischen Pluralität und Effizienz“ (LUT 2004: 1009) gesi­

chert sei. 

Luttermanns Forderungen bleiben jedoch nicht beim auf Rechtssprachenvergleich beruhenden 

Referenzsprachenmodell  stehen.  Sondern sie macht zusätzlich und scheinbar nebenbei  (im 

vergleichsweise äußerst knapp gehaltenem Abschnitt zur konkreten Ausgestaltung des Refe­

renzsprachenmodells) den Anspruch geltend, Deutsch „zwingend“ (LUT 2007: 72) als erste 

und Englisch als zweite Referenzsprache zu setzen. Begründet wird dies mit dem „demokrati­

schen Prinzip der Mehrheit“ (LUT 2007: 71) sowie der Relevanz der Muttersprache. Dass es 

in den Aufsätzen nicht nur um die Etablierung eines Referenzsprachenmodells, sondern vor 

allem um eine Statuserhöhung des Deutschen innerhalb der EU geht, wird auch daran deut­

lich, dass Hinweise auf die Benachteiligung der deutschen Sprache und der Deutsch Sprechen­

den die gesamte Argumentation durchziehen.

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Gesine Müller und Maria Wagner: Demokratiegebot? Das „Europäische Referenzsprachenmodell“ von Dr. Karin Luttermann

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b)  Persuasive und stilistische Mittel

Um das Problem zu benennen, bemüht die Autorin die Metapher „Brüsseler Sprachenbabel“ 

(LUT 2007: 47). Brüssel als Hauptsitz des Europäischen Parlaments und des Rats der EU, wel­

che zusammen die Legislative der EU bilden, sowie der Europäischen Kommission, welche 

die Exekutive innerhalb der EU darstellt, wird hier als pars pro toto für die Europäische Union 

eingeführt. Das Kompositum „Sprachenbabel“ verweist dabei auf die Autorität Bibel/ Gott, 

die zu Grunde liegende biblische Geschichte ist  dem Aufsatz von 2007 als Motto vorange­

stellt:

„‚Alle Welt hatte nur eine Sprache und dieselben Laute. [...] Der Herr sprach: ‚Siehe, sie sind ein Volk, und nur eine Sprache haben sie alle [...]. Wir wollen dort ihre Sprache ver­wirren, dass keiner mehr die Rede des andern versteht!‘ Und der Herr zerstreute sie von da aus über die ganze Erde hin.‘ (Genesis 11, 1­8)“ (LUT 2007: 47)

Anschließend wird dieses Bibelzitat gedeutet und dann auf das gegenwärtige Europa übertra­

gen. Der Turm von Babel steht dabei für die EU, die am Turmbau beteiligten Menschen kön­

nen als Mitgliedstaaten der EU aufgefasst werden. Im zitierten Motto erscheint Gott als Ursa­

che für das Scheitern des Turmbaus, in der Bibelexegese ist dafür allerdings die Ruhmsucht 

und der Hochmut der Menschen verantwortlich. Mehrsprachigkeit erscheint entsprechend als 

Strafe Gottes für dieses sündige Verhalten. Im Zitat sind die entsprechenden Textstellen zwar 

ausgelassen, dem Leser dürfte dieser Zusammenhang jedoch auf Grund seines Weltwissens 

deutlich sein. Implizit kann also geschlussfolgert werden, dass sich die Mitgliedstaaten der EU 

ein zu hohes Ziel gesteckt haben, was von von Anbeginn zum Scheitern verurteilt ist – wie die 

biblische Geschichte zeigt. Jedoch ist dafür nicht ihr Hochmut in Bezug auf die Schaffung der 

EU (= Turmbau) verantwortlich, sondern der Anspruch alle Amtssprachen der einzelnen Mit­

gliedstaaten gleichwertig zu behandeln:

„Die Bibel erklärt  Mehrsprachigkeit mit dem Turmbau zu Babel. Gott ließ die Men­schen in unterschiedlichen Sprachen sprechen, damit sie  nicht mehr sich verständigen und den Turm nicht vollenden konnten. In der Gegenwart ist vom Brüsseler Sprachen­babel die Rede. Soll hieran die sprachliche Integration Europas scheitern? Die Rechts­grundlagen betonen Einheit in Vielfalt.“ (ebd.)

Die Metapher stellt also ein Europa vor, dessen Umgang mit Mehrsprachigkeit die Verständi­

gung unter den Mitgliedstaaten einschränkt. Folglich findet die Metapher Verwendung, um 

Schwierigkeiten beim Übersetzten von Rechtsakten zu verdeutlichen: Im Zusammenhang mit 

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den von Luttermann „beachtlich“ genannten „Kosten und [...] Grenzen der Übersetzungsleis­

tung“ ist vom „amtlichen Sprachenbabel“ (LUT 2007: 47) die Rede. Angesichts zwanzig gülti­

ger Rechtssprachen spricht sie von „babylonischer Sprachverwirrung“ (LUT 2004: 1002), in 

der keine Rechtssicherheit gewährleistet werden könne. Statt dessen gerieten Rechtstexte ange­

sichts der „babylonischen Sprachenvielfalt“ (LUT 2004: 1003) zu „Trugbildern“ (ebd.). 

Schon in der Einleitung des 2004er Aufsatzes weist Luttermann darauf hin, dass verbindliche 

Rechtssprechung „keine Beliebigkeit“ verträgt und somit „eine bestimmte Sprache“ erfordert, 

was dem Anspruch der EU auf Mehrsprachigkeit entgegensteht (LUT 2004: 1002). Entspre­

chend finden sich Gegenüberstellungen des einsprachigen Ideals und der mehrsprachigen Rea­

lität: 

„Das Recht der Europäischen Union und ihrer fünfundzwanzig Mitgliedsstaaten braucht klare Aussagen. Doch in  welcher Sprache? – Die Menschen in Europa sprechen  viele Sprachen.“ (ebd.)

„Recht lebt und wirkt durch eine bestimmte Sprache. Im mehrsprachigen Rechtsraum herrscht die Übersetzung, in der Europäischen Union jetzt zwischen zwanzig Sprachen.“ (ebd.; Hervorhebung Kursivdruck im Original, Fettdruck von M.W./ G.M.) 

So wird suggeriert, dass die Übersetzung als Methode nicht geeignet ist, Rechtssicherheit im 

mehrsprachigen Europa zu gewährleisten. Im Anschluss an die Gegenüberstellung von Ideal 

und Realität lässt einerseits die Metapher „babylonische Sprachverwirrung“ die Realität der 

europäischen Mehrsprachigkeit als etwas Negatives erscheinen und andererseits wird das Ideal 

„einer vollkommenen Sprache“ (ebd.) als „Utopie“ bezeichnet. Diese Kombination der Prä­

supposition, dass es einen „Menschheitstraum einer vollkommenen Sprache“ gibt, mit deren 

Entlarvung als „Utopie“ wird später in der Argumentation wieder aufgenommen und als un­

natürlich abqualifiziert, da eine „Welthilfssprache (z.B. Esperanto, Volapük) [...] niemandes 

Muttersprache ist“ (LUT 2004: 1008). 

Das gelingt auch dadurch, dass zuvor die „praktische Bedeutung der Muttersprache“ als „klar“ 

für  „jedermann“ und auf  „Naturgesetzlichkeiten“  beruhend heraus  gestellt   ist   (LUT 2004: 

1007). In diesem Zusammenhang wird auf den besonderen Respekt, den die deutsche Recht­

sprechung gegenüber der Muttersprache zeigt, hingewiesen: 

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„Bereits im  Sachsenspiegel  konnte jeder vor Gericht Antwort verweigern, der nicht in seiner Muttersprache beschuldigt wurde; wer sich auf  deutsch eingelassen hatte, musste weiter auf  deutsch handeln – außer vor dem König, denn dort hatte jeder Recht ‚seiner Geburt entsprechend’.“ (ebd.)

Dass die deutsche Rechtsprechung traditionell dem muttersprachlichen Ansatz verpflichtet ist, 

impliziert, dass die deutsche Rechtsprechung gerecht geregelt ist, weil sie der menschlichen 

Natur entspricht. Dem Konzept Muttersprache liegt hier die Präsupposition zugrunde, dass der 

Mensch eine einzige Muttersprache spricht, angezeigt mit der Kombination aus Singular und 

bestimmten Artikel: „die erste Sprache“ (ebd.)10. Mit dem Verweis auf „Naturgesetzlichkeiten“ 

wird also eine Kunstsprache nicht aber eine lebende Sprache als Lösung des Problems ausge­

schlossen.

Das Argument „Natürlichkeit“ dient auch der Rechtfertigung für eine Reduktion der rechtsver­

bindlichen Sprachen. Dabei erscheinen Demokratie und Effizienz im Argumentationszusam­

menhang nicht als Errungenschaften der Vernunft des Menschen, sondern als der EU von Na­

tur aus mitgegebene Eigenschaften und die EU selbst wird zum lebendigen Subjekt:

„Ebenfalls natürlich entwickelt ist die Konzentration auf Referenzsprachen. Kernelement europäischer Gemeinschaft ist – auch zu Sicherung der Demokratie – ein effizientes Ge­meinwesen (s. Präambel EUV).“ (LUT 2004: 1009) 

„Die Europäische Union ist vor allem kein fixes Datum; ihre Entwicklung in Pluralität und Effizienz verläuft naturgemäß prozesshaft. Entsprechend ist das Referenzsprachen­modell evolutionär gestaltbar.“ (ebd.)

Auch wird eine Sonderstellung der Muttersprachen innerhalb der EU, insbesondere der euro­

päischen Rechtssprechung hergeleitet, indem die Seme >natürlich< bzw. >menschlich< suk­

zessive vom Lexem >Muttersprache< auf das Lexem >Hauptsprache< und schließlich auf die 

Lexeme >Staatssprache< sowie >Amtssprache< übertragen werden und damit die Seme >na­

tionalstaatlich< bzw. >amtlich< ersetzen bzw. ergänzen:

„Gemeinschaftsgesetzgeber und europäische Rechtsprechung bauen auf muttersprachliche Verständigung. Die Unionsbürger sollen in ihrer eigenen Sprache kommunizieren können. Das Sprachenregime gleichrangiger Verständlichkeit in der Europäischen Union spiegelt 

10 Muttersprachliche Mehrsprachigkeit bzw. frühes Erlernen von Zweit­ und Drittsprachen, die dann ebensogut beherrscht werden wie die Muttersprache, werden innerhalb der luttermannschen Argumentation lediglich in einer  Fußnote   zur  Unterscheidung zwischen   formellen  und  materiellen  Sprachenrecht   abgehandelt   (LUT 2007: 49, Anm. 7).

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den Gedanken der Muttersprache. Sie gilt jeweils als Hauptsprache eines Mitgliedstaa­tes; daraus folgt in der Regel der Status  Vertrags­ oder Amtssprache  [...].“ (Lut 2007: 62)

Gleichzeitig wird das Sem >amtlich< vom Lexem >Amtssprache< auf das Lexem >Mutter­

sprache< übertragen. Der Träger der Muttersprache ist in dieser Konstruktion nicht mehr ein 

einzelner Mensch, sondern ein Nationalstaat:

„[Die Muttersprache] ist in der Tradition der Nationalstaaten regelmäßig die Staats­ oder Amtssprache eines Mitgliedstaates und hat landesweit oder in einer Region Amtsstatus.“ (LUT 2007: 70)

Somit ist der Weg geebnet, um einerseits die Referenzsprachen entsprechend der am häufigs­

ten  gesprochenen  Muttersprachen  auszuwählen  und  andererseits,   um  für  die  Sprache  den 

höchsten  Status  einzufordern,  die  die  meisten  Muttersprachler   innerhalb  der  EU aufweist: 

Deutsch als Referenzsprache steht zwar dem geforderten muttersprachlichen Ansatz, d.h. dem 

Recht auf die eigene Sprache entgegen, wird aber durch das Mehrheitskriterium relativiert, da 

die Muttersprache der meisten EU­Bürger ohnehin Deutsch ist.

„Demgemäß ist aber für die Wahl der Referenzsprachen das Mehrheitskriterium das de­mokratische Prinzip [...].“ (LUT 2004: 1009)

„Im Gegensatz zu herkömmlichen Sprachenmodellen gründet das Referenzsprachenmo­dell bei der Wahl der Referenzsprachen auf dem  demokratischen Prinzip der Mehr­heit.“ (LUT 2007: 71)

Dazu ist es außerdem notwendig das zuvor eingeführte und eingeforderte Prinzip gleichrangi­

ger Verständlichkeit mit dem Mehrheitsprinzip zu vereinbaren. Dies geschieht jedoch nicht, 

sondern es wird sugeriert, dass das Referenzsprachenmodell beiden Prinzipien gerecht wird, 

indem beide unter dem Oberbegriff „demokratisches Prinzip“ gefasst werden:

„Ein Kernelement ist das demokratische Prinzip (s. Präambel und Art. 6 EUV), nament­lich als Möglichkeit der Mitsprache – hier gesichert in dem muttersprachlichen Ansatz: Das Recht bleibt gewahrt, nach Wahl des Bürgers sich in einer der geltenden Amtsspra­chen an Organe der Gemeinschaft zu richten und eine gleichsprachige Antwort zu erhal­ten.“ (LUT 2004: 1008f.)

Zwar bleiben die Nicht­Referenzsprachen im Rechtsverkehr präsent, jedoch ist ihr Status nicht 

dem der Referenzsprachen vergleichbar. Denn „zumindest eine der Referenzfassungen ist als 

Prüfmaßstab anzulegen.“ (LUT 2004: 1008) Desweiteren bezieht sich das Mehrheitskriterium, 

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welches zu Legitimation für die Wahl der Referenzsprachen heran gezogen wird, nicht auf die 

Gesamtsprecher einer Sprache innerhalb der EU, sondern auf die Muttersprachler. Würde al­

lein das Mehrheitskriterium für die Bestimmung der Referenzsprachen relevant sein, müssten 

zwar ebenfalls Deutsch und Englisch bestimmt werden, jedoch würde Englisch dann an die 

erste und Deutsch an die zweite Stelle treten. Somit treten nicht nur die beiden Referenzspra­

chen  „in   supranationaler  Dimension  aus  dem Kreis  der  bisherigen  Amtssprachen hervor“ 

(LUT 2004: 1008), sondern dem Deutschen kann der höchste Status unter den Sprachen der 

EU zugeschrieben werden, wie folgende Übersicht illustriert11:

Anteil Muttersprachler(erste Referenzsprache)

Anteil Fremdsprachler

(zweite Referenzsprache)

Gesamtsprecher

(a) nach LUT 2004: 1009 [Zahlen von 2001]

Deutsch 24 32 [56]

Englisch 16 47 [63]

Französisch 16 28 [44]

Italienisch 16 18 [34]

Spanisch 11 15 [26]

Aufzählung im Fließtext Auflistung in Fußnote nicht angegeben

(b) nach LUT 2007: 72 [Zahlen von 2007]

Deutsch 18 14 32

Englisch 13 38 51

Französisch 12 14 26

Italienisch 13 3 [16]

Polnisch „erreicht den spanischen Sprecheranteil“[9]

[1] „um 5% hinter Spanisch“[10]

Spanisch 9  6 [15]

Um die mit dem Referenzsprachenmodell einhergehende Ungleichbehandlung der Amtsspra­

chen der EU zu beschönigen, finden sich immer wieder aus der EU­Politik bekannte patheti­

sche Floskeln, die die „europäische Einheit in Vielfalt“ (LUT 2004: 2010) betonen: So „wahrt 

[das Referenzsprachenmodell] die kulturelle Sprachenvielfalt in Europa“ (LUT 2004: 2010), 

dient der „Sicherung kultureller Vielfalt“ (LUT 2004: 1009), ist dazu da „Vielfalt zu bewah­

11 Angaben in %. Zahlen in eckigen Klammern werden im Text nicht explizit benannt, sind aber erschließbar.

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ren“ und gleichzeitig „die Einheit für den transnationalen Verkehr zu fördern“ (LUT 2004: 

1008).

Außerdem suggeriert die Argumentation, dass der derzeitige Status, der der deutschen Spra­

che gegenwärtig innerhalb der EU zukommt, nicht gerechtfertigt ist.  Explizit, aber in einer 

Anmerkung   versteckt,   nennt   Luttermann   die   Verwendung   des   Deutschen   „unzureichend“ 

(LUT 2004: 1003, Anm. 7). Im Vordergrund beschäftigt sich die Argumentation an dieser 

Stelle mit der Sprachpraxis innerhalb der EU­Organe, die dem Anspruch, dass alle Amtsspra­

chen gleichberechtigt nebeneinander stehen, nicht gerecht wird: 

„Alle  Amtssprachen  stehen  – offiziell  –  gleichberechtigt  nebeneinander.  Bei  Rat  und Kommission wird aber zunehmend in den zahlenmäßig dominierenden Sprachen Fran­zösisch, Englisch und auch Deutsch gearbeitet.“ (LUT 2004: 1003) 

So wird schon hier das zum Schluss der Ausführungen wieder aufgenommene Argument des 

Mehrheitskriteriums eingeführt,  wobei  mittels  der  Konjunktion  auch  impliziert  wird,  dass 

Deutsch nicht  im gleichen Maße verwendet wird wie die  ebenfalls  aufgezählten Sprachen 

Englisch und Französisch. Im Aufsatz von 2007 nimmt die Argumentation nicht das Mehr­

heitskriterium vorweg, doch auch hier werden Englisch und Französich als dem Deutschen ge­

genüber übervorteilt dargestellt, was einerseits offiziellen Regelungen entgegen steht, anderer­

seits durch diese befördert wird: 

„So hat zum Beispiel die Kommission offiziell festgelegt, dass alle internen Dokumente in Deutsch, Englisch und Französisch erscheinen  müssen. Aber selbst von dieser Rege­lung wird abgewichen; bei Erstkontakten nutzen Kommissionsmitarbeiter regelmäßig nur Englisch oder Französisch. Im internen Verfahrenshandbuch der Kommission ist Deutsch als Dritte Arbeitsprache nicht bestimmt.“ (LUT 2007: 51)

Welch schweren Stand das Deutsche als Arbeitssprache hat, veranschaulicht außerdem das in 

beide Aufsätze aufgenommene Beispiel des „im Juli 1999 unter finnischer Ratspräsidentschaft 

entflammten Sprachenstreit um Deutsch als Arbeitssprache [...], weil angeblich Übersetzungs­

kapazität mangelte“ (LUT 2004: 1003). Der Modaloperator  angeblich  wird im Aufsatz von 

2007 durch den nachgestellten Satz „Erst als Deutschland und Österreich drei Sitzungen boy­

kottierten, wurde Deutsch gedolmetscht.“ (LUT 2007: 51) ersetzt. Beide Varianten implizie­

ren, dass die Übersetzungskapazitäten zwar vorhanden waren, aber nicht selbstverständlich, 

sondern erst nach einem Kampf – konnotativ im Partizip entflammt enthalten – genutzt wur­

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den. Diese Implikation zu Gunsten der Verwendung des Deutschen steht jedoch dem Kosten­

argument zu Gunsten einer Reduzierung der verbindlichen Rechtssprachen entgegen. Der so 

entstehende Widerspruch wird durch das Mehrheitskriterium aufgelöst.

Abschließend sei noch darauf verwiesen, dass sich das Bestreben den Status des Deutschen zu 

erhöhen zugleich als Bestreben zeigt, den Status des Englischen und vor allem des Französi­

schen zu vermindern. Das zeigt sich beispielsweise im Abschnitt zur Sprachpraxis der EU­Or­

gane an den unterschiedlich konnotierten Prädikate  dient und  herrscht  bei Beibehaltung der 

Satzstruktur (Lokalbestimmung + Prädikat + attributiertes Subjekt) zeigt:  „Bei den europäi­

schen   Organen  gilt  traditionell   der   Grundsatz   der   Mehrsprachigkeit.   […]

In der  europäischen Gerichtsbarkeit  herrscht  traditionell  Französisch.“  (LUT 2004:  1003) 

Während gelten die neutrale Konnotation wirken von allgemein anerkannten Regelungen ent­

hält,  beinhaltet  herrschen  die  negative Konnotation  etwas anderes  dominieren bzw.  unter­

drücken. Somit wird die Sprachpraxis der europäischen Organe der Sprachpraxis des EuGH 

gegenüber gestellt und letztere als ungerechtfertigt abqualifiziert.

An einer anderen, rezeptionssteuernd entscheidenden Stelle (letzter Absatz des Aufsatzes von 

2004) heißt es: „Über  nationale Gewohnheiten,  Egoismen und politisch motivierte Trug­

bilder  hinaus ist der Integrationsgedanke der Europäischen Union umzusetzen [...].“ (LUT 

2004: 1010) Damit zielt Luttermann auf die französische Sprachgesetzgebung, denn in der da­

zugehörigen Anmerkung 73 ist der Titel  Französische Sprachgesetzgebung und europäische 

Integration angegeben. Selbst wenn der Rezipient nicht mit dem Inhalt desselben vertraut ist, 

kann sein Weltwissen um den französischen Sprachpurismus zu folgender Lesart beitragen: 

Die französische Sprachgesetzgebung ist  eine nationale Gewohnheit,  die  auf französischen 

Egoismen beruht und politische Trugbilder über die Reinhaltung von Sprache produziert, was 

der europäischen Integration entgegensteht. 

Weitere Seitenhiebe werden Frankreich beim Abriss der „Historischen Entwicklung des Spra­

chenregimes“ erteilt: „Frankreich leitet aus der Fassung des Montanvertrags die sprachliche 

Vorherrschaft  ab, kann sich aber nicht durchsetzen.“   (LUT 2007: 53)  Die „Vorherrschaft“ 

des Französischen wird am Bereich der Arbeitssprachen innerhalb des EuGH verdeutlicht. 

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Kurze elliptische Sätze, ein Ausrufungszeichen und das hier negativ konnotierte Verb reduzie­

ren unterstreichen das Ausmaß der Übervorteilung des Französichen:

„Für den internen Gebrauch  reduziert  [der Europäische Gerichtshof] die momentan 21 Verfahrenssprachen  um  20 Sprachen.  Französisch ist Arbeitssprache. Allerdings aus Gewohnheit, ohne explizite Rechtsgrundlage! Denn es gibt keine Vorschrift, die sagt, dass eine Sprache innerhalb des Gerichtshofs einen Sonderstatus einnehmen soll.“ (LUT 2007: 67)12

Im Anschluss wird das Wortfeld >Domination, Herrschaft< wieder aufgenommen, dem Fran­

zösischen zugeschrieben und mündet schließlich in der Behauptung, dass die alleinige Ver­

wendung des Französischen dem Diskrimminierungsverbot der EU entgegen steht:

„Die Wahl des Französischen als interne Arbeitssprache ist undemokratisch, weil sie auf traditionellen Erwägungen basiert und Mehrheitsverhältnisse (als Parameter einer De­mokratie) völlig außer Acht lässt. Das diskriminiert die übrigen Amtssprachen und damit letztlich die Unionsbürger.“ (ebd.)

Schließlich mündet die Argumentation in der Forderung, den Status des Französischen ent­

sprechend den statistischen Sprecherzahlen innerhalb der EU zu mindern und dabei die Fakto­

ren, die den hohen Status des Französischen rechtfertigen, zu vernachlässigen bzw. vorsätzlich 

nicht anzuerkennen:

„Das demokratische Prinzip der Mehrheit ergibt Deutsch und Englisch mithin als Refe­renzsprachen. Ihr ‚Kommunikationspotential‘ übersteigt Französisch, dessen Gesamtspre­cheranteil  lediglich  26% beträgt. Frankreichs Bedeutung in der Europäischen Union ist unbestritten [...].  Dennoch  ist die französische Sprache in der Gegenwart  faktisch  (aus der Perspektive der Sprecherzahlen) nur noch an dritter Stelle. Die jüngste Süd­Ost­Er­weiterung hat die Sprachverhältnisse nachhaltig verändert: ‚German has caught up French as the second most spoken foreign language in the EU due to its more widely spread use in the ‚new‘ Member States.‘“ (LUT 2007: 72f.)

Dass genau die Argumente, die gegen eine bevorzugte Verwendung des Französischen inner­

halb der EU im Grunde auch gegen die Einführung von Referenzsprachen sprechen, bleibt in 

der luttermannschen Argumentation außen vor. Der folgende Abschnitt betrachtet daher das 

Referenzsprachenmodell unter kulturpolitischer Perspektive. Dabei wird überprüft, ob es den 

von Luttermann geforderten Prinzipien Demokratie und Gleichbehandlung aller EU­Bürger 

gerecht wird.

12 Der letzte Satz dieses Textausschnittes zeigt zudem eine Inkonsistenz in der Argumentation. Wird hier ein­deutig verneint, dass eine Sprache einen Sonderstatus innerhalb eines europäischen Organs einnehmen darf, verlangt Luttermann diesen für die Referenzsprachen .

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4.  Kulturpolitische PerspektiveJeder der EU­Mitgliedsstaaten ist eine eigenständige Nation, die sich durch Faktoren wie Ge­

schichte, Kultur, Territorium und Sprache eine kollektive Identität geschaffen hat und bestrebt 

ist, diese zu erhalten. Die politischen Ordnungen der einzelnen Nationalstaaten mit bürokrati­

scher Verwaltung und dem obersten Gebot der Rationalität und Effizienz besitzen je ihr eige­

nes Rechtssystem, welches dem Anspruch auf Gleichheit vor dem Gesetz folgt (vgl. Schreiner 

2006: 42). Ferner müssen die geltenden Gesetze für die Bürger verständlich sein. Jeder Staat 

ist um möglichst ökonomisches Handeln bemüht, wobei der Hauptbezugsraum das eigene Ter­

ritorium darstellt (vgl. ebd.). Ein wichtiges Merkmal des Zusammengehörigkeitsgefühls der 

Nation ist die  Nationalsprache. Sie ist konstituiv für jeden Staat und grenzt gleichzeitig eine 

Nation von der anderen ab (vgl. ebd.).

In der EU sind nun alle diese eigenständigen und sich voneinander abgrenzenden Staaten zu 

einer Gemeinschaft zusammengeführt und wirken ähnlich wie ein Einzelstaat in einer politi­

schen Ordnung zusammen. Folglich gelten für diese Verbindung ebenfalls die Charakteristika 

wie: bürokratische Verwaltung, effizientes Handeln, ein einheitliches Rechtswesen mit dem 

Anspruch auf Gleichheit und Verständlichkeit für jeden, ein Wirtschaftsraum und eine Spra­

che. Betrachtet man sich diese Faktoren fällt sofort auf, dass das Kriterium der Sprache und 

damit eng verbunden die Kommunikation z.B. auf der Rechtsebene ein gewisses Problem dar­

stellt. Die EU­Bürger haben keine einheitliche Sprache und müssen sich somit als Mitglieder 

einer Gemeinschaft identifizieren, welche vielsprachig ist. Diese Tatsache bringt einige Hin­

dernisse mit sich, die zwar aufwändiger als auf nationalstaatlicher Ebene, aber nicht unüber­

windbar sind. 

Eine solche politische Ordnung zeichnet sich durch die Besonderheit der  Mehrsprachigkeit 

aus und genauso wird dieses Phänomen auch von der EU bewertet: „Ideologisch setzt  sie 

sprachliche und kulturelle Vielfalt als höchsten Wert; eine solche Vielfalt (und Vielsprachig­

keit) wiederum ist ein wesentlicher Bestandteil der Idee einer kulturellen Einheit Europas: ‚In 

Vielfalt geeint “ (Schreiner 2006: 43). Dabei ist es selbstverständlich, da‛ ss alle Amtssprachen 

der  einzelnen  Mitgliedsstaaten  als  Amtssprachen  in  dieser  Gemeinschaft  gelten  und zwar 

gleichberechtigt nebeneinander. Wie funktioniert das aber z.B. wenn auf europäischer Ebene 

Recht gesprochen wird, wenn alle Sprachen den gleichen Status besitzen? 

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Die Recht sprechende Instanz der EU ist der Europäische Gerichtshof (EuGH). Er verfügt in 

Anbetracht der vielen Amtssprachen über einen eigenen  Sprachdienst, der sich in Überset­

zungsdienst und Dolmetscherdienst aufteilt. Die Mitarbeiter dieser Institution müssen neben 

dem besonders guten Beherrschen mehrerer europäischer Amtssprachen auch über juristische 

Kenntnisse verfügen (vgl. LUT 2007: 66). Ihre Aufgabe ist es, die Urteile und Beschlüsse des 

EuGH in alle Amtssprachen zu übersetzen und somit „den Grundsatz der Gleichheit des Zu­

gangs aller Bürger zur Gemeinschaftsjustiz“ (EuGH 2008: 12) zu gewährleisten. 

In diesem Zusammenhang sieht Luttermann ein Kernelement der EU, nämlich ein effizientes 

Gemeinwesen als nicht gegeben an (vgl. LUT 2004: 1009). Sie hält jährliche Kosten, Ende der 

90er Jahre, von 37,6 Millionen Euro für den Übersetzungsdienst und 4,9 Millionen Euro für 

den Dolmetscherdienst für bedenklich (vgl. LUT 2007: 66). Auf der Internetseite der EU hin­

gegen findet man zum Problem des Übersetzungsaufwandes und seinen Kosten folgende Aus­

sage: „Außerdem wurden sehr strenge Regeln eingeführt, um die Effizienz dieser Dienstleis­

tungen zu gewährleisten und die entsprechenden Haushaltskosten in vernünftigen Grenzen zu 

halten.“  (PARL 2008: 2) Auch die EU­Kommission betrachtet die Übersetzungskosten nicht 

als Problem, sondern hält es für möglich, in noch mehr Amtssprachen zu arbeiten. In der Mit­

teilung  Eine neue Rahmenstrategie für Mehrsprachigkeit der EU­Kommission  heißt es ent­

sprechend: 

„Die Kosten für die Übersetzungs­ und Dolmetschdienste aller Organe zusammengenom­men belaufen sich auf  1,05% des Gesamtbudgets der EU für 2004 oder 2,28 € pro Bürger/in pro Jahr. Für diesen Betrag erhalten alle Bürger/innen uneingeschränkten Zu­gang zur gesamten Rechtsetzung der EU sowie das Recht zu kommunizieren, beizutragen und sich zu informieren.“ (KOM 2005: 14). 

Weiteren Anstoß findet Luttermann an der Tatsache, dass der EuGH, als europäisches Rechts­

sprechungsorgan, intern nur in einer Arbeitssprache, dem Französischen, kommuniziert (LUT 

2007: 67). Französisch ist traditionell die Sprache der europäischen Gerichtsbarkeit und gilt 

als  Gründersprache der Europäischen Gemeinschaft (EG). Da es keine rechtliche Grundlage 

für die Sonderstellung des Französischen als interne Arbeitssprache gibt, bewertet Luttermann 

dieses  Vorgehen als undemokratisch und als diskriminierend gegenüber den übrigen  Amtss­

prachen und Unionsbürgern (ebd.: 67). Was bekommt aber der Unionsbürger von der internen 

Arbeit des EuGH in seinem täglichen Leben mit? Da alle Urteile anschließend in alle Amtss­

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prachen übersetzt werden und damit jedem Bürger in seiner eigenen Sprache zur Verfügung 

stehen, spielt es regulär für die Bevölkerung keine Rolle, in welcher Sprache das Urteil gefällt 

wurde. Luttermanns Referenzsprachenmodell mit deutschem und englischem Standard würde 

die übrigen Sprachen zunächst genau so diskriminieren, wie es momentan das Französische 

tut. Um allen Sprachen gerecht zu werden, müsste der EuGH in allen Amtssprachen verhan­

deln, was nur mit einem enormen Aufwand an Zeit und Kosten für Simultanübersetzer zu ge­

währleisten wäre. 

Des Weiteren kritisiert Luttermann den ohnehin schon immensen Übersetzungsaufwand von 

der jeweiligen Verfahrenssprache in die interne Arbeitssprache und wieder zurück (vgl. LUT 

2007: 67). Den würde ihr Modell jedoch auch nicht verringern, da jeder Unionsbürger das 

Recht hat, sich in einer europäischen Amtssprache seiner Wahl an den Gerichtshof zu wenden, 

wobei die Antwort in derselben Sprache zu erfolgen hat (vgl. RAT 2008). Würden auch in die­

sem Fall nur Deutsch und Englisch erlaubt sein, wäre dies eine Diskriminierung der übrigen 

Unionsbürger, von den Schwierigkeiten eines Durchschnittseuropäers, ein juristisches Anlie­

gen zusätzlich noch in einer Fremdsprache zu formulieren, ganz abgesehen. 

Ein weiterer Kritikpunkt Luttermanns ist der große Übersetzungsaufwand für die französische 

Sprachabteilung, wodurch Zeitprobleme entstehen und die in Eile übersetzte Version deshalb 

fehleranfällig macht. Problematisch wird das, wenn aus einer fehlerhaften Grundlage in die 

anderen Sprachen übersetzt wird. Das schafft  Rechtsunsicherheit  (vgl. LUT 2007:  68). Tat­

sächlich ist das ein Problem, welches eine Kettenreaktion hervorruft. Luttermann schlägt des­

halb vor, alle europäischen Rechtsakte auf allen Ebenen (Vertrags­, Amts­, Arbeits­ und Ver­

fahrenssprache) in den zwei Referenzsprachen abzufassen (vgl. LUT 2007: 69). Der Aufwand 

ist dann aber für die englische und die deutsche Sprachabteilung genau so groß wie jetzt für 

die französische. Es müsste eventuell eher über eine Aufstockung der Mitarbeiter für die fran­

zösische Abteilung nachgedacht werden, als Sprachen einfach auszutauschen. 

Das luttermannsche Modell sieht vor, die beiden Referenzsprachen als Übersetzungsstandards 

zu setzen und nach deren Vorlage in die anderen Amtssprachen zu übersetzen. Die dafür not­

wendigen Übersetzungsdienste würden demnach von der EU an die einzelnen Mitgliedstaaten 

delegiert werden. Es wäre also nur eine Arbeits­ und Kostenverlagerung, zumal das EU­Bud­

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get ohnehin von den Nationalstaaten aufgebracht wird. Somit findet auch Luttermanns Modell 

keine Lösung was Effizienz und Kosten angeht. 

Ihren Kritikpunkt des nicht­demokratischen, internen Vorgehens am EuGH, in dem Franzö­

sisch als  Arbeitssprache benutzt  wird,  begründet  Luttermann mit  Zahlen,  die  ein  geringes 

Mehrheitsverhältnis für die deutsche Sprache gegenüber der französischen aufweisen. In den 

letzten Jahren hat das Deutsche in seiner Verbreitung durch die Südost­Erweiterung einige 

Prozentpunkte dazu gewonnen, sodass sich im Jahr 2007 für das Deutsche ein Sprecheranteil 

(Muttersprache und Fremdsprache) in der EU von 32 % ergibt und für das Französische 26 % 

(vgl. 2.a). Englisch steht mit einer Sprecherzahl von 51 % innerhalb der EU unangefochten an 

erster Stelle. Damit liegt Französisch nur noch an dritter Stelle und das Deutsche müsste laut 

Luttermann (LUT 2007: 72) „zwingend“ eine der Referenzsprachen werden (vgl. ebd.). 

Der EuGH spricht traditionell Französisch und müsste sich, wenn Luttermanns Modell durch­

gesetzt werden würde, auf einmal umstellen und in einer anderen Sprache kommunizieren. Of­

fenbar gibt es aber intern keine Probleme mit der bisherigen Sprachlösung, warum soll man 

dann Probleme von außen herbeiführen? Es geht Luttermann also, wie die Textanalyse gezeigt 

hat, um Macht und Prestige; sie betreibt unter dem Deckmantel demokratischer Zahlen Status­

politik für das Deutsche und gegen das Französische: „Statuspolitik umfasst diejenigen Maß­

nahmen, die den politischen und gesellschaftlichen Status einer Sprache zu bestimmen su­

chen: beispielsweise die verbindliche Festlegung einer Sprache als  Amts­, Arbeits­,  Schul­ 

oder Gerichtssprache.“ (Schreiner 2006: 45). In der EU kommt der Statuspolitik folgende Be­

deutung zu: 

„…sie kann bestimmte Sprachen zu ihren Amtssprachen machen, ihnen also den Status einer offiziellen EU­Sprache zukommen lassen. Darüber hinaus kann sie bestimmte Spra­chen durch häufigeren internen Gebrauch in EU­Gremien, ­Organen oder ­Behörden fak­tisch aufwerten.“ (ebd.)

Innerhalb der EU­Organe betreibt man mit der Festlegung auf eine oder wenige Arbeitsspra­

chen eine sinnvolle und gerechtfertigte, wenn auch inoffizielle Statuspolitik, da eine Kommu­

nikation in allen Amtssprachen gar nicht zu bewältigen wäre. Natürlich versuchen Staaten, die 

ihre Amtssprache nicht zu den internen Arbeitssprachen zählen dürfen, in Anbetracht der in­

zwischen großen politischen Bedeutung der EU eine solche Arbeitssprachenregelung zu be­

einflussen. Der Status, eine EU­Arbeitssprache zu sein, ist ein nicht unerheblicher Faktor für 

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die Bedeutung der dazugehörigen Nationalsprache und für den entsprechenden Nationalstaat 

(vgl. ebd. 46). 

Frankreich versuchte beispielsweise noch in den 70er Jahren, als  das Französische dominie­

rende Arbeitssprache war, diese Einsprachenregelung aufrecht zu erhalten. Allerdings nützte 

das gegen den unaufhaltsamen Vormarsch des Englischen nichts und Englisch hat Französisch 

in vielen Bereichen überholt (vgl. ebd.). Trotz einigem Machtgerangel der größeren EU­Staa­

ten, wird sich an der Vormachtstellung des Englischen zunächst nichts ändern. Es ist die meist 

gesprochene Fremdsprache in der Europäischen Gemeinschaft, viele Fachsprachen benutzen 

das Englische und auch auf internationaler Ebene spielt Englisch eine entscheidende Rolle. 

5.  SchlussDie Argumentationsanalyse hat gezeigt,  dass es im luttermannschen Reformvorschlag zwar 

vordergründig um eine effizientere und damit „demokratischere“ Gestaltung der Arbeit der 

EU­Organe geht. Hintergründig fordert er jedoch eine Statuserhöhung der deutschen Sprache 

bei gleichzeitiger Statusminderung des Französischen. Offensichtlich wird diese Haltung v.a. 

im polemisch­pathetischen Aufsatz von 2004 in der  Juristenzeitung.  Doch auch im 2007er 

Aufsatz, der Polemiken in rhetorische Fragen umwandelt und die Pathetik auf ein Minimum 

reduziert, sind die Argumente teilweise inkonsistent, gibt es Leerstellen, werden themen­irre­

levante Informationen gegeben. Und genau an diesen Brüchen konnte nachgewiesen werden, 

dass das vordergründige Streben nach „mehr“ Demokratie für alle EU­Bürger in erster Linie 

ein Streben nach Vorteilen für die Deutsch sprechenden EU­Bürger ist, also auf mehr Macht 

und Einflussnahme der deutschen  Sprache zielt.  Aus transferwissenschaftlicher Perspektive 

lässt sich zudem festhalten: Nicht Verständlichkeit ist das Thema der untersuchten Aufsätze, 

sondern interkulturelle Verständigung – und diese soll über die Mittelssprache Deutsch (und 

Englisch) erfolgen.  Zugespitzt   formuliert,   soll  Deutsch zu der Europasprache werden,  soll 

über  die  Sprache die  Wahrnehmung der  Realität  dominieren  und also  zum (sprachlichen) 

Herrscher über Europa werden.

Vernachlässigt werden dabei aktuelle Entwicklungen, so z.B. die weit verbreitet Akzeptanz 

des Englischen als internationales Hilfsmittel zur Verständigung. Da es in Europa schon viele 

mehrsprachige Unternehmen gibt, boomt derzeit die Sprachenindustrie. Arbeiten im europäi­

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schen Ausland erfordert fremdsprachliche Kenntnisse, die als Schlüsselqualifikation für Er­

folg im Beruf, gerade auf dem europäischen Markt unerlässlich sind. Denn er ist der Markt ei­

ner vielsprachigen Gemeinschaft. Deshalb gibt es auch eine Reihe von Initiativen und Pro­

grammen seitens der EU, die den Fremdsprachenerwerb der EU­Bürger gezielt fördern. Dies 

ist auch und v.a. für ein gleichberechtigtes Miteinander (nicht Nebeneinander!) der EU­Staa­

ten notwendig. Zudem erscheint es sinnvoll ausreichend Dolmetscher und Übersetzer für die 

einzelnen Organe bereit zu stellen. Diese müssen wiederum eine entsprechende, hochwertige 

Ausbildung durchlaufen, was gegenwärtig auch schon der Fall ist, jedoch noch ausgebaufähig 

ist.

Schließlich sei betont, dass Integration ein Prozess ist, der Zeit braucht. Auch wenn es für Ju­

risten zur Zeit etwas chaotisch im Europarecht zugeht, Referenzsprachen als Übergangslösung 

würden diesen Prozess eher aufhalten als begünstigen. Mit etwas Zeit und Geduld sowie ge­

zielter Fremdsprachenförderung lassen sich die Sprachhindernisse der in Vielfalt geeinten Eu­

ropäischen Union auch überwinden.

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6.  Literatur

a)  Quellen aus der Internetpräsentation der EU

Internetportal der Europäischen Union: http://europa.eu/; 18.02.2009. Sigel: EU

EUROPA­Portal 2008: MEMO 07/08. Eine politische Agenda für Mehrsprachigkeit. Brüssel. (http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=MEMO/07/80&format=PDF&aged=1&language=DE&guiLanguage=en; 19.01.2008 sowie online­Ankündigung: http://europa.eu/languages//de/document/99; 19.01.2008) Sigel: MEMO 07/08

Gerichtshof der Europäischen Gemeinschaften 2008: Ihre Fragen. Gerichtshof der  Europäischen Gemeinschaften. (http://curia.europa.eu/de/instit/services/dpi/faq1.htm; 19.01.2008) Sigel: EuGH

Kommission der Europäischen Gemeinschaften (2005): Mitteilung der Kommission an den Rat, das Europäische Parlament, den Europäischen Wirtschafts­ und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen. Eine neue Rahmenstrategie für Mehrsprachigkeit. Brüssel. (http://europa.eu/languages/servlets/Doc?id=915; 19.01.2008) Sigel: KOMM

Europäisches Parlament 2008: Mehrsprachigkeit beim Europäischen Parlament. (www.europarl.europa.eu/parliament/public/staticDisplay.do?id=155; 19.01.2008)

Sigel: PARL

Rat der Europäischen Union 2008: Anwendung der Sprachenregelung im Rat. (http://www.consilium.europa.eu/showPage.aspx?id=1255&lang=de; 19.01.2008)

Sigel: RAT

b)  Sekundärliteratur

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Arntz, Reiner 1998: Das vielsprachige Europa. Eine Herausforderung für Sprachpolitik und Sprachplanung. Hildesheim.

Loehr, Kerstin 1998: Mehrsprachigkeitsprobleme in der Europäischen Union. Eine empirische und theoretische Analyse aus sprachwissenschaftlicher Perspektive. Frankfurt/M. u.a.

Luttermann, Claus / Luttermann, Karin 2004: Ein Sprachenrecht für die Europäische Union. In: Juristenzeitung 20. Tübingen. S. 1002­1010. Sigel: LUT 2004

Luttermann, Karin 2007: Mehrsprachigkeit am Europäischen Gerichtshof. Das Referenzsprachenmodell für ein EU­Sprachenrecht. In: Studien zur Rechtskommunikation. Hg. von Dorothee Heller und Konrad Ehlich. Bern u.a. S. 47­80. (= Linguistic Insights. Studies in Language and Communication, Vol. 56.)

Sigel: LUT 2007

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Mertens, Heinrich A. 1997: Handbuch der Bibelkunde. Literarische, historische, archäologische, religionsgeschichtliche, kulturkundliche, geographische Aspekte des Alten und Neuen Testamentes. [Sonderausgabe] Düsseldorf.

Müller, Friedrich; Burr, Isolde (Hg.) 2004: Rechtssprache Europas. Reflexion der Praxis von Sprache und Mehrsprachigkeit im supranationalen Recht. Berlin.

Ross, Andreas 2003: Europäische Einheit in babylonischer Vielfalt. Die Reform des  Sprachenregimes der Europäischen Union im Spannungsfeld von Demokratie und Effizienz. Frankfurt/M.

Schreiner, Patrick 2006a: Deutsch im Konzert europäischer Sprachen. Über die  Sprachenpolitik der EU und die Situation der deutschen Sprache auf europäischer Ebene. In: Der Sprachdienst. Heft 4­5/ Jg. 50. Wiesbaden. S. 41­51.

ders. 2006b: Staat und Sprache in Europa. Nationalstaatliche Einsprachigkeit und die Mehrsprachenpolitik der Europäischen Union. Frankfurt/M. u.a.

Schübel­Pfister, Isabel 2004: Sprache und Gemeinschaftsrecht. Die Auslegung der mehrsprachig verbindlichen Rechtstexte durch den Europäischen Gerichtshof. Berlin.

Stickel, Gerhard 2002: Europäische Hochsprachen und mehrsprachiges Europa. Mannheim, 14. ­ 16.12.2000, Institut für Deutsche Sprache. Mannheim.

Witt, Jörg 2001: Wohin steuern die Sprachen Europas? Probleme der EU­Sprachpolitik. Tübingen.