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Der informierte Patient Darmkrebserkrankungen Dickdarmkrebs (Kolonkarzinom) Enddarmkrebs (Rektumkarzinom) R. Rosenberg, H. Friess, M. Ebert, R. Schmid, Klinikum rechts der Isar, TU München

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Der informierte Patient

DarmkrebserkrankungenDickdarmkrebs (Kolonkarzinom)Enddarmkrebs (Rektumkarzinom)

R. Rosenberg, H. Friess,M. Ebert, R. Schmid, Klinikum rechts der Isar, TU München

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Leinenweberstr. 579108 FreiburgGermany

FALK FOUNDATION e.V.

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E-Mail: [email protected]

Herausgeber

1. Auflage 2009

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Autoren und Koautoren

Klinikum rechts der IsarTechnische Universität MünchenIsmaninger Str. 2281675 München

Chirurgische Klinik und Poliklinik:

Univ.-Prof. Dr. med. Helmut FriessPriv.-Doz. Dr. med. Robert RosenbergDr. med. Güralp CeyhanDr. med. Ralf GertlerDr. med. Matthias MaakDr. med. Georg Weber

II. Medizinische Klinik und Poliklinik:

Univ.-Prof. Dr. med. Roland Schmid Univ.-Prof. Dr. med. Matthias EbertPriv.-Doz. Dr. med. Leopold Ludwig

III. Medizinische Klinik: Univ.-Prof. Dr. med. Christian PeschelPriv.-Doz. Dr. med. Christian Meyer zum BüschenfeldeDr. med. Nicolas Graf

Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Sektion Psychosoziale Onkologie:

Prof. Dr. Dipl. Psych. Peter Herschbach

Institut für Humangenetik:

Dr. rer. nat. Sabine Langer Dr. med. Maja Hempel

Else-Kröner-Fresenius-Zentrum für Ernährungsmedizin - Klinik für Ernährungsmedizin:

Christine Hinsky

Gesundheits- und Krankenpflegerin für Stoma- und Inkontinenzpflege:

Christel Trenz

Danksagung

Besonderer Dank gilt Herrn Arno Reinsbach für die wichtigen Anregungen und die kritische Durchsicht des Textes.

© Copyright der Zeichnungen bei Dr. med. Matthias Maak, das der Abbildungen bei den Verfassern.

Federführend für die Broschüre: Priv.-Doz. Dr. med. Robert Rosenberg

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DarmkrebserkrankungenDickdarmkrebs (Kolonkarzinom)Enddarmkrebs (Rektumkarzinom)

Der informierte Patient

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Inhalt

1. Einleitung: Was Sie wissen sollten 61.1 Was sind der Dickdarm und der Mastdarm und wo befinden sie sich? 71.2 Welche Bedeutung haben Blutgefäße und Lymphgefäße bei Darmkrebserkrankungen? 91.3 Wie ist die Darmwand aufgebaut? 91.4 Wie funktioniert die Verdauung? 101.5 Wie entwickelt sich ein Adenom zum Karzinom? 111.6 Wie wird Darmkrebs erforscht? 13

2. Darmkrebs 142.1 Was ist Krebs? 152.2 Was ist Darmkrebs und wie häufig ist er? 152.3 Risikofaktoren für die Entstehung von Darmkrebs 162.4 Was sind die Krankheitszeichen? 162.5 Wie kann man Darmkrebs früh erkennen (Vorsorge)? 172.6 Welche Untersuchungen stehen zur Vorbeugung und Früherkennung zur Verfügung? 182.7 Welche Untersuchungen erwarten mich bei Darmkrebs? 19

3. Wie erfolgt die Behandlung von Darmkrebs? 323.1 Behandlungsprinzipien 333.2 Was ist zur Operationsvorbereitung erforderlich? 343.3 Offene (klassische) oder laparoskopische (minimalinvasive) Operation? 353.4 Welche Operationen gibt es? 373.5 Wie verläuft die Behandlung nach der Operation? 47

4. Risiken und Komplikationen einer Operation 504.1 Welche Komplikationen können nach einer Darmoperation auftreten? 514.2 Was sind die bleibenden Folgen? 54

5. Welche Informationen liefert die pathologische Untersuchung des Operationspräparats? 56

6. Wie sind die Heilungschancen? 62

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Inhalt

7. Wie erfolgt die Nachsorge bei Darmkrebs? 647.1 Allgemeine Empfehlungen 657.2 Was beinhaltet eine Tumornachsorge? 66

8. Brauche ich eine zusätzliche Therapie nach der Operation? 688.1 Wann empfiehlt man eine Chemotherapie? 698.2 Wie erfolgt eine Chemotherapie? 708.3 Welche Nebenwirkungen gibt es? 718.4 Wann empfiehlt man eine Strahlentherapie? 72

9. Ernährungsempfehlungen nach einer Darmoperation 749.1 Allgemeine Empfehlungen 759.2 Hinweise zur Ernährung bei Dünndarmstoma 789.3 Merkmale der mediterranen Ernährung 79

10. Wie lebe ich mit einem künstlichen Darmausgang? 8010.1 Allgemeine Empfehlungen 8110.2 Einteiliges Versorgungssystem 8210.3 Zweiteiliges Versorgungssystem 8310.4 Tipps und Tricks 8410.5 Ernährungsempfehlungen bei künstlichem Darmausgang 8610.6 Künstlicher Darmausgang und Psyche 87

11. Darmkrebs und Lebensqualität – Was kann mir die Psychoonkologie bieten? 88

12. Haben meine Familienangehörigen ein erhöhtes Darmkrebsrisiko? 9212.1 Allgemeine Anmerkungen 9312.2 Erbliche Darmkrebserkrankungen 9312.3 Haben meine Familie und ich ein erhöhtes Darmkrebsrisiko? 94

13. Weitere Informationen zu Darmkrebs 96 Selbsthilfegruppen 98

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1.1 Was sind der Dickdarm und der Mastdarm und wo befinden sie sich? 1.2 Welche Bedeutung haben Blutgefäße und Lymphgefäße bei Darmkrebserkrankungen? 1.3 Wie ist die Darmwand aufgebaut? 1.4 Wie funktioniert die Verdauung? 1.5 Wie entwickelt sich ein Adenom zum Karzinom? 1.6 Wie wird Darmkrebs erforscht?

Wurmfortsatz (Appendix) 1 Blinddarm (Zökum) 2 Aufsteigender Dickdarm (Colon ascendens) 3 Rechte Dickdarmbiegung (rechte Kolonflexur) 4

Quer verlaufender Dickdarm (Colon transversum) 5 Linke Dickdarmbiegung (linke Kolonflexur) 6 Absteigender Dickdarm (Colon descendens) 7 Sigma (Colon sigmoideum) 8 End- oder Mastdarm (Rektum) 9 Obere Mesenterialarterie 10 Untere Mesenterialarterie 11

Einleitung:Was Sie wissen sollten

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Einleitung: Was Sie wissen sollten

1.1 Was sind der Dickdarm und der Mastdarm und wo befinden sie sich?

Der Dickdarm (auch Kolon genannt) und der Enddarm (auch Mastdarm oder Rektum genannt) sind am Ende des Verdauungstraktes lokalisiert. Der Dickdarm ist ca. 1,5 m lang und liegt wie ein Rahmen im Bauchraum. Der verdaute Speisebrei wird vom Dünndarm kommend in den aufstei-genden Teil des Dickdarms (Colon ascendens) transportiert. Danach gelangt der verdaute Darminhalt in den Querdarm (Colon transversum). Anschließend wird der Darminhalt weiter in den absteigenden Dickdarm (Colon descendens) transportiert. Dieser verläuft auf der linken Bauchseite hin-ab in den Unterbauch. Im linken Unterbauch macht der Dick-darm eine leichte S-Kurve, weshalb dieser Darmabschnitt auch als Sigma oder Colon sigmoideum bezeichnet wird (Abb.1).

Abb. 1

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Nach dem S-förmigen Verlauf endet der Dickdarm. Anschließend folgt der 16 cm lange End- oder Mastdarm (Rektum), der über seine Verbindung zum Analkanal den Abschluss zum After (Anus) bildet. Der Enddarm ist in 3 Abschnitte unterteilt: das obere, mittlere und untere Rektumdrittel. Die Einteilung in Rek-tumdrittel ist von klinischer Bedeutung, da die Behand-lung von Enddarmtumoren in den jeweiligen Rektum-dritteln unterschiedlich ist (Abb. 2).

1 Oberes Enddarmdrittel 2 Mittleres Enddarmdrittel 3 Unteres Enddarmdrittel 4 Analkanal5 After6 Schließmuskel

Abb. 2

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1.2 Welche Bedeutung haben Blutgefäße und Lymphgefäße bei Darmkrebserkrankungen?

Der Darm wird über Arterien mit Blut versorgt. Über die Venen fließt das Blut über die Leber zurück zum Herzen. Die obere Mesenterialarterie entspringt direkt der Bauchschlagader und versorgt über jeweils einen großen Ast den aufsteigenden und den quer verlaufen-den Dickdarm mit Blut. Der absteigende Dickdarm und das Sigma werden von der unteren Mesenterialarterie durchblutet. Dieses Blutgefäß besitzt auch einen Ast für den oberen Teil des Enddarms. Der mittlere und untere Enddarm wird von Ästen der inneren Becken-arterien mit Blut versorgt. Lymphgefäße sind Gefäße, die für den Abtransport der sich im Gewebe befinden-den Flüssigkeit (Lymphe) sowie von kleinen Einweiß-mengen verantwortlich sind. Die Lymphgefäße des Dick-darms und des Enddarms verlaufen parallel zu den Blutgefäßen und verzweigen sich in den dort liegen-den Lymphknoten. Die Entfernung der Lymphknoten bei einer Darmkrebsoperation ist sehr wichtig, da die Prognose eines Patienten entscheidend von Lymph-knoten metastasen beeinflusst wird.

1.3 Wie ist die Darmwand aufgebaut?

Der feingewebliche Aufbau der Darmwand ist im ganzen Darm gleich, von innen nach außen existieren folgende Schichten:

1. Schicht: die Darmschleimhaut (Mukosa). Überschreitet das Tumorwachstum die Schleimhautgrenze, spricht man von einem Darmkrebs.

2. Schicht: die Submukosa. In dieser Schicht enden Blutgefäße, Lymphbahnen und Nervenästchen. Erreicht ein bösartiger Tumor diese Schicht, besteht bereits Kontakt von Tumorzellen mit Blutgefäßen und Lymph-bahnen, sodass bereits in diesem Stadium eine Streuung von Tumorzellen in andere Organe oder in Lymphknoten möglich ist.

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3. Schicht: die Muskelschicht (Muscularis). Hier laufen Muskelfasern längs und quer, damit der Darm sich längs sowie quer zusammenziehen kann, um den Darminhalt weiterzutransportieren.

4. Schicht: die Adventitia (Serosa). Sie besteht aus dünnem Bindegewebe. In einigen Darmabschnitten wird die äu-ßerste Schicht direkt vom Bauchfell (Peritoneum) gebildet.

Der feine Aufbau der Darmwand ist von Bedeutung, wenn es um die Beurteilung des Tiefenwachstums von Tumoren geht. Je tiefer ein Tumor wächst, also je mehr Wandschichten er befällt, desto schlechter ist die Prog-nose des Patienten. Ebenfalls erhöht sich die Wahrschein-lichkeit, dass Tumorzellen Anschluss an Lymphbahnen oder Blutgefäße finden und Absiedelungen (sogenannte Metastasen) bilden.

1.4 Wie funktioniert die Verdauung?

Im Verdauungsprozess wird die Nahrung im Verdauungs-trakt mithilfe von Enzymen aufgespalten, damit der Körper die Nährstoffbausteine aufnehmen kann. Beim Menschen findet die Verdauung hauptsächlich im Mund, Magen, Zwölf-fingerdarm und im restlichen Dünndarm statt. Zur Aufnah-me von Nährstoffen kommt es jedoch fast nur im Zwölf-fingerdarm und im Dünndarm. Ca. 80 % des Wassers des Speisebreis werden im Dünndarm entzogen. Im Dickdarm werden weitere 19 % des noch im Speisebrei vorhandenen Wassers entzogen und der Speisebrei wird eingedickt. Im Dickdarm befinden sich Mikroorganismen, die sogenannte Darmflora, die bestimmte pflanzliche Strukturen durch Fermentation zerlegen und somit leichter verwertbar machen. Stoffe, die weder durch Verdauungsenzyme des Dünndarms noch durch die im Dickdarm befindlichen Mikroorganismen fermentiert werden können, werden über den Enddarm unverändert ausgeschieden. Im Enddarm findet keine Verdauung mehr statt. Dickdarm und Enddarm sind selbst keine lebenswichtigen Verdauungsorgane. Bei Verlust kann der restliche Darm die meisten Aufgaben übernehmen. Deshalb ist nach einer Darmoperation mit einer guten Lebensqualität zu rechnen.

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1.5 Wie entwickelt sich ein Adenom zum Karzinom?

Der Darmkrebs zählt zu den am besten erforschten Krebsarten. Die meisten Darmkrebserkrankungen ent-wickeln sich aus zunächst gutartigen Darmpolypen. Eine Entartung gutartiger Darmpolypen (Adenome) zum letztlich bösartigen Krebs (Karzinom) wird „Adenom-Karzinom-Sequenz“(Abb. 3) genannt und ist ein Prozess, der über mehrere Jahre laufen kann. Ursachen der Ent-artung sind aufeinanderfolgende Genveränderungen (Mutationen) an den Schleimhautzellen der Darmwand, welche zum Verlust der natürlichen Wachstumskontrolle der Zellen führen, sodass sich diese als Krebszellen bösartig ausbreiten können.

Nach einiger Zeit erfahren einzelne Zellen des Adenoms weitere Genveränderungen. Die Zellen sind zu bösartigen Krebszellen (Karzinom) geworden. Sie beginnen die natürlichen Eingrenzungen im Gewebe zu ignorieren und wuchern in das umgebende Gewebe. Man spricht nun von einem „invasiven“ Tumorwachstum. Die Krebs-zellen dringen langsam in die gesamte Darmwand vor, lösen sich eventuell von ihrem Zellverband, lassen sich von Blut oder Lymphflüssigkeit an andere Orte des Körpers treiben und bilden dort Tochtergeschwülste. Es entstehen Absiedelungen, auch Metastasen genannt.

Man schätzt, dass sich Darmkrebs innerhalb von 5 – 10 Jahren aus einem Darmpolypen entwickeln kann. Mit höherem Alter nimmt das Krebsrisiko zu. Die meisten Darmkrebspatienten sind älter als 50 Jahre. Genver-änderungen können allerdings auch erblich, also bereits von den Eltern übernommen worden sein. Dann schreitet die Schädigung wesentlich rascher voran, sodass hier Krebs bereits im jüngeren Alter entstehen kann. Bei einem familiären Risiko ist deshalb besondere Vorsicht geboten.

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Normale Dickdarm-schleimhaut (gesun-des Darmepithel). Lila Linie markiert die Muskelschicht der Schleimhaut, die sogenannte Muscu-laris mucosae.

Lokale Schleim-hautwucherung (Adenom im Frühstadium).

Schleimhautpolyp (Adenom im Spätstadium), noch gutartig, aber bereits niedriggradige bis schwergradige Zellveränderungen.

Darmkrebs (invasi-ves Karzinom, die Muscularis mucosae wird von Tumorzell-verbänden durch-drungen).

Abb. 3 Adenom-Karzinom-Sequenz

A

C

B

D

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1.6 Wie wird Darmkrebs erforscht?

Neben der Patientenversorgung sind Forschung und Lehre wichtige Aufgaben akademischer Krankenhäuser. Sowohl klinische als auch Grundlagenforschung dienen der langfris-tigen Verbesserung der Behandlung, Versorgung und Betreuung aller Patienten mit Darmkrebs.

Klinische Studien

Klinische Forschung bedeutet, dass im klinischen Alltag bestimmte Medikamente oder Behandlungsmethoden unter kontrollierten Bedingungen geprüft werden. Die Ver-sorgung des Patienten steht dabei stets im Vordergrund. Trotz aller Fortschritte in der Darmkrebsbehandlung existie-ren nach wie vor unzählige offene Fragen, die nur im Rah-men von Studien zuverlässig untersucht werden können. Die Teilnahme an diesen Studien ist immer freiwillig. Ein Vorteil einer Studienteilnahme besteht in der Behandlung mit den neuesten, vielversprechendsten Medikamenten/Methoden. Zusätzlich leistet man einen Beitrag, dass Patienten zukünftig besser behandelt werden können.

Grundlagenforschung

Auch wenn Darmkrebs zu den am besten erforschten Krebs-arten gehört, sind viele Fragen zur Entstehung, zum Wachs-tum und zur Metastasierung ungeklärt. Eine Vielzahl von Forschergruppen hat sich weltweit zum Ziel gesetzt, den Darmkrebs noch besser zu erforschen, um seine Entstehung, das Wachstumsverhalten, die Interaktion mit dem umlie-genden Gewebe und die Absiedelung in andere Organe besser zu verstehen. Dadurch sollen langfristig bessere Früherkennungsmaßnahmen und Behandlungs me-thoden gefunden werden. Durch die Entschlüsselung des menschlichen Genoms (der Erbsubstanz) sind wir eventuell zukünftig in der Lage, die Entstehung von Tumoren zu ver-hindern.

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2Darmkrebs

2.1 Was ist Krebs? 2.2 Was ist Darmkrebs und wie häufig ist er? 2.3 Risikofaktoren für die Entstehung von Darmkrebs 2.4 Was sind die Krankheitszeichen? 2.5 Wie kann man Darmkrebs früh erkennen (Vorsorge)? 2.6 Welche Untersuchungen stehen zur Vorbeugung und Früherkennung zur Verfügung? 2.7 Welche Untersuchungen erwarten mich bei Darmkrebs?

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Darmkrebs

2.1 Was ist Krebs?

Unter Krebs versteht man eine bösartige Zellneubildung durch Entartung körpereigener Zellen. Charakteristisch für Krebszellen ist ihr veränderter Zellaufbau (Zellatypie), ihr Einwachsen in umgebendes Gewebe oder Organe (Invasivität) und ihre Fähigkeit, in andere Organe zu streu-en und dort Tochtergeschwülste (Metastasen) zu bilden. Krebs kann prinzipiell in jedem Teil des menschlichen Körpers entstehen. Nach ihrem Ursprung werden 3 Haupt-gruppen von Krebsarten unterschieden:

1. Karzinome entstehen im Deckgewebe (Epithel) von Haut, Schleimhaut oder Drüsen und stellen die häufigste Krebserkrankung beim Menschen dar. In diese Gruppe gehört auch der Darmkrebs. 2. Sarkome, die aus dem Binde-, Stütz- oder Nervenge-webe entstehen. 3. die nicht-soliden, diffusen Krebsarten Leukämien und Lymphome, die blutbildende Organe wie Knochenmark und Milz sowie das Lymphgewebe befallen.

2.2 Was ist Darmkrebs und wie häufig ist er?

Als Darmkrebs werden die Krebserkrankungen von Dickdarm (Kolonkarzinom) sowie Mast- oder Enddarm (Rektumkarzinom) bezeichnet. Krebserkrankungen des Dünndarms und der Afterregion (Analkarzinom) sind im Vergleich selten. Darmkrebs ist eine der häufigsten Krebserkrankungen in den westlichen Ländern. Darm-krebs liegt mittlerweile sowohl beim Mann (nach dem Prostatakarzinom) als auch bei der Frau (nach dem Brustkrebs) an zweiter Stelle der Krebsneuerkrankun-gen in Deutschland. Für beide Geschlechter zusam-mengenommen ist Darmkrebs die häufigste Krebs-form in Deutschland. Jährlich erkranken in Deutschland rund 73.000 Menschen an Darmkrebs und ca. 28.000

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Menschen sterben daran. Darmkrebs kann jeden tref-fen. Im Laufe ihres Lebens erkranken in Deutschland 6 von 100 Menschen an Darmkrebs; das ist jeder Sieb-zehnte von uns. Darmkrebs kann jeden Abschnitt des Dick- und Enddarms betreffen. Am häufigsten entsteht er jedoch in den unteren 40 cm des Dick- und Mast-darms (ca. 60 % der Fälle).

2.3 Risikofaktoren für die Entstehung von Darmkrebs

Prinzipiell sind die Ursachen für die Entstehung von Darmkrebs noch nicht vollständig geklärt. Man kennt jedoch bestimmte Faktoren, die das persönliche Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, erhöhen.

Ein erhöhtes Risiko haben Menschen mit

• ungünstigen Lebensgewohnheiten wie fleischreiche, fettreiche und faserarme Kost, Nikotinkonsum, Alkohol- konsum, Übergewicht und Bewegungsmangel• chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (Colitis ulcerosa, Morbus Crohn)• bestimmten Darmpolypen (Adenome) • Familienangehörigen mit Darmkrebs oder Darmpolypen (Adenome)• bestimmten anderen Krebsarten wie Brust-, Eierstock- oder Gebärmutterkrebs

2.4 Was sind die Krankheitszeichen?

Darmkrebs entsteht und wächst nicht von heute auf mor-gen, sondern im Laufe von Monaten und Jahren. Ent-sprechend liegen zunächst keine oder kaum Krankheits-beschwerden (Symptome) vor. Im weiteren Verlauf stehen Zeichen einer Darmblutung oder Beeinträchti-gung der Darmpassage im Vordergrund.

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Folgende Beschwerden können bei Darmkrebs auftreten:

• veränderte Stuhlgewohnheiten, Wechsel von Verstop- fung und Durchfall, bleistiftdünner Stuhl oder gehäufter Stuhldrang häufig ohne Stuhlentleerung• Blut im oder am Stuhl• wiederholte, krampfartige Bauchschmerzen• laute Darmgeräusche, anhaltende Blähungen, übel riechender Stuhl • tastbare Verhärtungen im Bauchraum oder an den Lymphknoten• Allgemeinsymptome wie Leistungsabfall und Gewichtsabnahme

Derartige Beschwerden sind keinesfalls beweisend für einen Darmkrebs und können selbstverständlich auch bei anderen Erkrankungen auftreten. Umso wichtiger ist eine Abklärung dieser Beschwerden.

2.5 Wie kann man Darmkrebs früh erkennen (Vorsorge)?

Wie bei anderen Krebserkrankungen gilt auch bei Darmkrebs der Grundsatz, dass die Heilungschancen umso besser sind, je früher der Tumor erkannt und behandelt wird. Darmkrebs kann durch Früherkennung nahezu komplett verhindert bzw. geheilt werden.

Darmkrebs früh zu erkennen heißt, die angebotenen Früherkennungsuntersuchungen zu nutzen, insbeson-dere, da zu Beginn der Darmkrebserkrankung keine oder nur wenige unspezifische Beschwerden auftre-ten. Das von den gesetzlichen Krankenkassen finan-zierte Früherkennungsprogramm für Darmkrebs beginnt derzeit mit dem 50. Lebensjahr und besteht bis zum 55. Lebensjahr aus einer Tastuntersuchung des Enddarms sowie einem Test auf verstecktes Blut im Stuhl einmal jährlich. Ab dem 55. Geburtstag haben alle Versicherten im Rahmen der Krebsfrüherkennung Anspruch auf eine Darmspiegelung (Koloskopie), auch wenn keine Beschwerden vorliegen.

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Eine zweite Darmspiegelung findet dann frühestens 10 Jahre nach der ersten (unauffälligen) Untersuchung statt. Ist in der Familie bereits Darmkrebs aufgetreten, sollte eine Koloskopie schon früher durchgeführt werden.

Früh erkannt, hat Darmkrebs eine sehr gute Prognose und kann geheilt werden.

2.6 Welche Untersuchungen stehen zur Vorbeugung und Früherkennung zur Verfügung?

Tastuntersuchung des Enddarms (digitale rektale Unter-suchung)

Hierbei wird der Enddarm durch den After mit dem Finger ausgetastet und neben dem Enddarm auch der Schließmuskel und die Prostata beurteilt. Bei auf-fälligem Tastbefund im Enddarm muss sich zur weiteren Klärung eine Darmspiegelung anschließen.

Test auf verstecktes Blut im Stuhl (Okkultbluttest)

Beim Okkultbluttest werden 3 aufeinanderfolgende Stuhlproben im Labor auf verstecktes, mit dem bloßen Auge nicht erkennbares Blut untersucht. Der Nach-weis von Blut im Stuhl bedeutet jedoch nicht zwangs-läufig Darmkrebs, häufiger liegen andere Ursachen wie Hämorrhoiden, Darmpolypen oder Darmentzün-dungen vor. Bei Nachweis von Blut im Stuhl muss sich zur weiteren Klärung eine Darmspiegelung an-schließen.

Darmspiegelung (Koloskopie)

Die Darmspiegelung ist die beste Methode zur Erkennung von Darmkrebs. Nur mit der Darmspiegelung kann ein Darmkrebs durch Entnahme einer Gewebeprobe nach-gewiesen werden (Abb. 4). Zudem können Darmpoly-pen als mögliche Krebsvorstufen sowohl erkannt als auch entfernt werden. Erst dadurch wird eine wirksame Krebsvorsorge möglich.

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Abb. 4

Darstellung eines Darmkrebses mittels Darmspiegelung (Koloskopie)

2.7 Welche Untersuchungen erwarten mich bei Darmkrebs?

Besteht aufgrund der Beschwerden oder einer auffälli-gen Früherkennungsuntersuchung der Verdacht auf Darmkrebs, stehen verschiedene Untersuchungsmetho-den zur Verfügung. Ziel dieser Untersuchungen ist es, festzustellen, ob tatsächlich ein Darmkrebs vorliegt (Tumornachweis) und wenn nachgewiesen, wie weit die-ser fortgeschritten ist (Tumorstadium).

Untersuchungsmethoden zum Nachweis von Darmkrebs:

• Koloskopie (flexible Spiegelung des gesamten Dickdarms)• Sigmoidoskopie (flexible Spiegelung des unteren Dickdarms und des Enddarms)• Rektoskopie (starre Spiegelung des Enddarms bis ca. 15 – 20 cm)

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• Virtuelle Darmspiegelung • Röntgenuntersuchung des Darms (Kolon-Kontrasteinlauf)

Komplette Darmspiegelung (Koloskopie)

Die Darmspiegelung ist die aussagekräftigste Untersu-chung des Dickdarms und die Methode der Wahl in der Diagnostik von Darmkrebs. Bei der Darmspiegelung wird beginnend am After das gesamte Dickdarminnere mit einem beweglichen Schlauch (Endoskop) ausgeleuchtet und betrachtet (gespiegelt). Zur sicheren Beurteilung der Beschaffenheit der Dickdarmschleimhaut muss der Darm durch Trinken einer speziellen Spüllösung oder Ein-nahme eines Abführmittels zuvor gründlich gereinigt werden. Nur mit der Darmspiegelung kann ein Dar m-krebs durch Entnahme einer Gewebeprobe (Biopsie) sicher nachgewiesen werden. Ebenfalls können mit der Darmspiegelung Darmpolypen als mögliche Krebsvorstu-fen nicht nur erkannt, sondern auch entfernt werden.

Neben der Diagnosesicherung zeigt diese Untersuchung die genaue Lage und Beschaffenheit des Darmkrebses (Abb. 5).

Kleine Darmspiegelung (Sigmoidoskopie und Rektoskopie)

Als sogenannte „kleine Darmspiegelung“ werden die Sigmoidoskopie (Spiegelung des letzten Dickdarmab-schnitts vor dem Enddarm) und die Rektoskopie (Spiege-lung des Enddarms) bezeichnet. Sie können vor einer kompletten Darmspiegelung (Koloskopie) eingesetzt werden, da sich etwa 60 % aller Dickdarmtumoren im unteren Abschnitt des Dickdarms oder im Enddarm befin-den und die vorbereitende Darmreinigung für diese Untersuchungen kürzer ist.

Darstellung von Darmpolypen (A, B) sowie von Darmkrebs (C)

mittels Darmspiegelung (Koloskopie)

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A

B

C

Abb. 5

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Spiegelung und Ultraschalluntersuchung des Enddarms (Endosonografie)

Zur Ultraschalluntersuchung des Enddarms wird eine Ultraschallsonde über den After in den Enddarm einge-führt. Während mit der Enddarmspiegelung die Ausbrei-tung eines Enddarmkrebses im Darminneren eingesehen wird, werden mit der Endosonografie die Ausbreitung des Tumors nach außen in die einzelnen Darmwand-schichten und deren Umgebung sowie die benachbarten Lymphknoten beurteilt (Abb. 6). Zudem kann mit dieser Untersuchung die Lagebeziehung des Tumors zum Schließmuskel dargestellt werden. Die Untersuchung ist beim Enddarmkrebs wichtig zur Entscheidung, ob eine Bestrahlung vor der Operation durchgeführt werden soll-te. Weiterhin gibt diese Untersuchung zusammen mit einer Funktionsbeurteilung des Schließmuskels wichtige Informationen, ob ein Schließmuskelerhalt möglich ist oder besser ein künstlicher Darmausgang angelegt wer-den sollte.

Abb. 6 Endosonografische Darstellung eines Rektumkarzinoms

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Virtuelle Darmspiegelung

Mittels Computertomografie (CT-Kolonografie) oder Magnetresonanztomografie (MR-Kolonografie) werden Schichtaufnahmen des Körperinneren angefertigt und mit speziellen Computerprogrammen zu einer dreidimensio-nalen Ansicht des Darminneren weiterverarbeitet (Abb. 7). Der Vorteil dieser nicht-invasiven Untersuchungstechniken besteht darin, dass auf das Einführen eines Endoskops in den Darm verzichtet wird. Der Darm wird also nicht direkt mit einem Endoskop eingesehen, sondern „virtuell“ abge-bildet. Um die Darmwand gut darstellen zu können, muss jedoch wie vor einer Darmspiegelung eine Darmreinigung erfolgen. Neben schlechterer Beurteilbarkeit von Entzün-dungen und kleineren Polypen, Strahlenbelastung und ein-geschränkter Anwendbarkeit für Patienten mit Metallim-plantaten, Herzschrittmachern oder Platzangst, besteht der klare Nachteil der virtuellen Darmspiegelung darin, dass verdächtige Befunde weder entfernt noch durch Ent-nahme einer Gewebeprobe weiter untersucht werden können. Die konventionelle Darmspiegelung bleibt somit die Methode der Wahl in der Diagnostik von Darmkrebs.

Röntgenuntersuchung des Darms (Kolon-Kontrasteinlauf)

Beim Kolon-Kontrasteinlauf wird der Dickdarm über den After mit Kontrastmittel gefüllt und auf Röntgenbildern dargestellt (Abb. 8). Diese Untersuchungsmethode ist der Darmspiege-lung deutlich unterlegen und wird nur noch selten eingesetzt.

Ultraschalluntersuchung (Sonografie)

Der Ultraschall ist die einfachste Untersuchungsmethode, um innere Organe wie Leber, Nieren oder Milz darzustellen; sie ist risikolos und schmerzfrei. Zur Vermeidung von Darm-gasüberlagerungen und damit Verbesserung der Untersu-chungsqualität sollten Sie lediglich einige Stunden zuvor nichts mehr essen und trinken. Bei Darmkrebs wird mit der Ultraschalluntersuchung des Bauchraums (Abdomen) geklärt, ob Metastasen in anderen Organen vorliegen. Vor allem der Zustand der Leber steht dabei im Mittelpunkt.

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Abb. 7 Virtuelle Koloskopie mit 3-D-Rekonstruktion (A, B), Pfeil markiert eine Darmverengung (Stenose) durch Darmkrebs

A

B

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Abb. 8 Kolon-Kontrasteinlauf mit dem Nachweis einer Tumorverengung und dem typischen „Apfelbissphänomen“ (Pfeil)

Computertomografie (CT)

Die Computertomografie ist eine spezielle Röntgenunter-suchung, mit der der menschliche Körper in Schnittbildern dargestellt wird. Bei Darmkrebs kann eine Computertomo-grafie des Bauchraums und des Beckens nicht nur den Darmtumor selbst, sondern auch mögliche Lymphknoten-vergrößerungen oder Metastasen in anderen Organen auf-decken. Zur Abgrenzung des Magen-Darm-Trakts trinkt der Patient etwa 1 Stunde vor der Untersuchung ein Kontrast-mittel. Unmittelbar vor der Untersuchung wird der Dick-darm über den After mit einem Kontrastmittel gefüllt. Wäh-rend der Untersuchung selbst wird zur besseren Darstellung von Blutgefäßen und Bauchorganen ein Kontrastmittel über eine Vene gespritzt. Neben der Tumordarstellung interessiert bei dieser Untersuchung, ob Tumorabsiedelun-gen in anderen Organen vorhanden sind.

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Abb. 9 Kernspintomografie des Beckens mit Nachweis eines Enddarmkrebses, Pfeile markieren die Darstellung des Enddarm-krebses. (A) transversale Schichtung, (B) sagittale Schichtung

A

B

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Magnetresonanztomografie (MRT)

Die Magnetresonanztomografie, auch Kernspintomo-grafie genannt, ermöglicht wie die Computertomogra-fie eine schichtweise Darstellung des Körpers. Jedoch werden hierbei keine Röntgenstrahlen, sondern wech-selnde Magnetfelder verwendet. Neben der Darstel-lung von möglichen Lymphknotenvergrößerungen und Metastasen in anderen Organen bildet die Magnetreso-nanztomografie insbesondere beim Enddarmkrebs die Anatomie und Ausdehnung des Tumors im Becken exakt ab. Wie bei der Endosonografie des Enddarms bereits erwähnt, ist insbesondere die Lagebeziehung des Tumors zum Schließmuskel für die Operationspla-nung von entscheidender Bedeutung (Abb. 9). Die Anwendbarkeit ist bei Patienten mit Herzschrittma-chern, Metallimplantaten oder Platzangst eingeschränkt. Neben der Darstellung des Beckens spielt diese Unter-suchung bei der Abbildung von Leberveränderungen eine wichtige Rolle.

Positronenemissionstomografie (PET)

Da Krebszellen schneller wachsen und damit auch einen höheren Energie- und Zuckerbedarf als gesunde Körperzellen haben, können diese Eigenschaften zum Nachweis von Tumoren und Metastasen genutzt wer-den. Bei der Positronenemissionstomografie wird dazu z. B. ein radioaktiv markierter Zucker gespritzt, der von stoffwechselaktiven (Krebs-)Zellen aufgenommen wird und diese auf einem speziellen Untersuchungsbild sichtbar macht. Im Gegensatz zu den anderen bildge-benden Verfahren wie CT oder MRT erfolgt mit der PET keine anatomische Darstellung des Körpers, son-dern eine Beurteilung des Stoffwechsels sowie der Teilungs- und Lebensfähigkeit von (Krebs-)Zellen. Die PET ist nicht tumorspezifisch und gehört nicht zu den Routineuntersuchungen bei Darmkrebs.

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Darstellung eines Rektum-karzinoms mittels Positronen-emissions-tomografie (PET) (A)Computer-tomografie (CT) (B) sowie fusioniertem PET-CT (C), Pfeile mar-kieren den Tumor

Abb. 10

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Darstellung von 2 Leber-metastasenmittels Positronen-emissions-tomografie (PET) (A) und Computer-tomografie (CT) (B) sowie fusioniertem PET-CT (C),Pfeile mar-kieren die Metastasen

Abb. 11

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Anwendung findet diese Untersuchung derzeit nur bei speziellen Fragestellungen, wie z. B. bei der Metastasen-suche, der Abklärung eines möglichen Wiederauftretens der Darmkrebserkrankung im Rahmen der Tumornach-sorge oder im Rahmen von Studien zur Beurteilung des Ansprechens auf eine Chemo- oder Strahlentherapie (Abb. 10, 11).

Röntgenbild der Lunge (Röntgen-Thorax)

Diese radiologische Standarduntersuchung dient beim Darmkrebs neben der allgemeinen Beurteilung von Herz und Lunge zusätzlich der Suche nach möglichen Metastasen in der Lunge. Bei verdächtigen Vergröße-rungen wird sich zur weiteren Klärung eine Computer-tomografie des Brustkorbs anschließen.

Blutuntersuchungen

Die allgemeinen Blutuntersuchungen geben Hinweise auf den Zustand und die Funktion einzelner Organe wie Nieren oder Leber. Im Rahmen der Behandlung von Krebserkrankungen können zudem sogenannte Tumormarker bestimmt werden.

Dabei handelt es sich um Substanzen, die zwar ver-stärkt von Tumorzellen gebildet werden, jedoch sehr unspezifisch sind und auch bei Gesunden vorkommen können. Weder schließt ein negativer oder normaler Tumormarker eine Krebserkrankung aus, noch beweist ein erhöhter Tumormarker eine Krebserkrankung.

Tumormarker eignen sich vielmehr zur Kontrolle des Krankheitsverlaufs nach erfolgter Tumorentfernung, wenn sie zuvor erhöht waren. Im Rahmen der Tumor-nachsorge kann ein erneuter Anstieg dieses Tumor-markers dann auf einen Krankheitsrückfall hinweisen. Der wichtigste Tumormarker für Darmkrebs ist das CEA (karzinoembryonales Antigen).

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Untersuchungsmethoden zum Staging (Erfassung des Krankheitsausmaßes):

• Ultraschalluntersuchung des Enddarms (Endosonografie)• Ultraschalluntersuchung des Bauchraums (Sonografie) • Röntgenbild der Lunge • Computertomografie des Brustkorbs, Bauchraums und Beckens (CT) • Magnetresonanztomografie der Leber, des Beckens (MRT, Kernspintomografie)• Blutuntersuchungen, inklusive Tumormarker (CEA)

Neben den Untersuchungen zur Erfassung des Krank-heitsausmaßes erfolgen vor einer Operation immer auch Untersuchungen zur Erfassung des Operationsrisi-kos. Unser oberstes Ziel ist es, dass unsere Patienten die geplante Operation gut überstehen.

Untersuchungen zur Erfassung des OP-Risikos:

• Blutuntersuchungen• Röntgenbild der Lunge• Lungenfunktionstests• Kardiologische Untersuchung (Elektrokardiogramm = EKG, Belastungs-EKG, Echokardiogramm, Herzkatheter)• Gefäßuntersuchungen• Nieren- und Leberfunktionstests• Vorbereitungsgespräch mit dem Anästhesisten

Welche Untersuchungen im Einzelnen auf Sie zukommen, sollten Sie mit Ihrem behandelnden Arzt besprechen.

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33.1 Behandlungsprinzipien 3.2 Was ist zur Operationsvorbereitung erforderlich? 3.3 Offene (klassische) oder laparoskopische (minimalinvasive) Operation? 3.4 Welche Operationen gibt es? 3.5 Wie verläuft die Behandlung nach der Operation?

Wie erfolgt die Behandlung von Darmkrebs?

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Wie erfolgt die Behandlung von Darmkrebs?

3.1 Behandlungsprinzipien

Die chirurgische Therapie, d. h. die Entfernung des Tumors, ist die einzige Behandlung, die eine Chance auf Heilung des Dickdarm- oder Enddarmkrebses verspricht. Aus die-sem Grund ist die Operation und Entfernung des Tumors der wichtigste Teil in Ihrem Behandlungskonzept.

Eine Heilung der Krebserkrankung kann nur erfolgen, wenn eine Streuung der Tumorzellen in andere Organe, wie z. B. in die Leber oder die Lunge, ausgeschlossen wurde. Daher erfolgt vor einer Operation immer die Abklärung des Krankheitsausmaßes. Ziel ist vor einer Operation die Beantwortung der Frage, ob es sich um eine umschriebene (auf den Darm lokalisierte) oder um eine generalisierte Erkrankung (eine bereits auf den gan-zen Körper übergreifende Erkrankung) handelt. Auch bei generalisierten Erkrankungen ist unter bestimmten Kon-stellationen eine Heilung möglich.

Beim Dickdarmkrebs (Kolonkarzinom) wird die Operation in fast allen Fällen sofort nach Diagnosestellung, Abklä-rung des Krankheitsausmaßes sowie Abklärung der Ope-rabilität (Risikoabschätzung der geplanten Operation) durchgeführt. Nur durch die vollständige Tumorentfer-nung ist eine Heilung zu erreichen. Nach der Operation wird am Operationspräparat vom Pathologen die Aus-dehnung des Primärtumors sowie das Vorhandensein von Lymphknotenmetastasen ermittelt. Anhand dieser Ergebnisse entscheidet sich, ob eine zusätzliche, prophy-laktische Chemotherapie empfehlenswert oder ob diese entbehrlich ist.

Beim Enddarmkrebs (Rektumkarzinom) wird nach Dia-gnosestellung, Abklärung des Krankheitsausmaßes und der Operabilität die Frage der Tiefenausdehnung bzw. der Tumorgröße geklärt. Davon abhängig empfiehlt sich ent-

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weder bei kleineren Tumoren die sofortige operative Ent-fernung des Tumors oder bei größeren Tumoren die Vorbehandlung mit anschließender operativer Tumor-entfernung. Zurzeit existieren 2 Möglichkeiten der Vor-behandlung. Die erste beinhaltet eine Bestrahlung des Enddarmtumors über einen Zeitraum von 1 Woche mit relativ hohen Einzeldosen. Die zweite besteht aus einer Kombination von Bestrahlung mit einer meist gut verträg-lichen Chemotherapie über 5 Wochen mit geringeren Einzeldosen. Der in großen Studien bewiesene Sinn der Vorbehandlung ist die Verringerung des Lokalrezidivrisi-kos, d. h. der Wahrscheinlichkeit, dass der Tumor nach der Operation erneut auftritt. Ob eine Vorbehandlung sinnvoll ist und welches Schema angewendet werden sollte, sollte vor einer Operation unbedingt mit dem Arzt besprochen werden. Es ist erwiesen, dass die Bestrah-lung nach Operation schlechtere Ergebnisse erzielt als die Bestrahlung vor Operation. Die Frage, ob eine zusätz-liche, prophylaktische Chemotherapie nach Operation des Enddarmkrebses sinnvoll ist, hängt von verschiede-nen Kriterien ab und sollte anhand des histologischen Ergebnisses besprochen werden.

So sind in die Therapie des Dickdarm- und Enddarmkreb-ses eine Vielzahl von Spezialisten eingebunden, die gemeinsam dafür sorgen, dass Sie die bestmögliche Behandlung erhalten.

3.2 Was ist zur Operationsvorbereitung erforderlich?

Voraussetzung für einen komplikationslosen Verlauf einer geplanten Entfernung von Darmabschnitten ist eine sorg-fältige Vorbereitung des Patienten. Dazu gehört neben allgemeinen Maßnahmen zur Verbesserung der Herz- und Lungenfunktion (Verzicht auf Zigarettenrauchen, Atemübungen mit dem speziellen Atemtrainer und Trep-pensteigen) vor allem die Stuhlentleerung vor einer Darmoperation. Dies geschieht spätestens am Vortag vor der Operation mithilfe einer besonderen Trinklösung.

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3.3 Offene (klassische) oder laparoskopische (minimalinvasive) Operation?

Prinzipiell stehen heutzutage 2 unterschiedliche Operati-onsmethoden beim Dickdarm- und Enddarmkrebs zur Verfügung. Zum einen ist dies die klassische (offene) Methode über einen Bauchschnitt. Zum anderen existiert die Schlüssellochtechnik (laparoskopisches Operieren), bei der nur kleinste Bauchschnitte durchgeführt werden und mit einer Kameraoptik und speziellen Arbeitsinstru-menten im Bauchraum operiert wird. Die klassische, offene Methode ermöglicht dem Chirur-gen eine gute Übersicht im Bauchraum und damit eine sichere Entfernung des Tumors. Die Möglichkeit, Gewe-beveränderungen während der Operation zu tasten, gibt Sicherheit und erlaubt die komplette Tumorentfernung sowie die Schonung wichtiger Körperstrukturen.

Abb.12 Operationssaalausstattung zum minimalinvasiven OperierenC1 = Operateur, C2 = Assistent, E = Gastroenterologe, Op Sr = Operationsschwester, A = Anästhesist

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Die Operation mit der Schlüssellochtechnik hat in den letzten Jahren zugenommen und benötigt deutlich kleinere Bauchschnitte (Abb. 12). Die Operationstech-nik gilt als schonend für Gewebe und Patienten, ist jedoch nicht für jeden Patienten geeignet. Durch die Kameraoptik verfügt man über eine exzellente Über-sicht im Bauchraum (Abb. 13). Die Erholung nach einer Operation mit der Schlüssellochtechnik ist meist etwas schneller im Vergleich zu einer offenen Operation. Die Patienten haben meist etwas weniger Schmerzen.

Abb. 13 Arbeitsinstrumente zum laparoskopischen Operieren

Dagegen dauern die laparoskopischen Operationen meist länger und sind deutlich kostenintensiver. Nicht jeder Tumor und nicht jeder Patient ist für eine laparo-skopische Operation geeignet. Eine komplette Tumor-entfernung hat höhere Priorität als das kosmetische Ergebnis.

Welche Methode am besten geeignet ist, sollte mit dem Chirurgen oder behandelnden Arzt besprochen werden. In großen Studien konnte sowohl für die Ope-ration des Dickdarm- als auch des Enddarmkrebses gezeigt werden, dass die Ergebnisse beider Methoden vergleichbar sind.

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3.4 Welche Operationen gibt es?

Die kurative (heilende) Operation beinhaltet die Entfer-nung des tumortragenden Darmabschnitts mit seinem Lymphabflussgebiet. Dies sollte in einem Paket als sogenannte „en-bloc-Resektion“ und nicht in Teilen erfolgen. Die Entfernung der Lymphabflusswege ist überaus wichtig, da hier möglicherweise tumorbefalle-ne Lymphknoten gelegen sind, die für die weitere Pro-gnose wichtig sind.

Die in den letzten Jahren erzielten Verbesserungen in der allgemeinen Operationsvorbereitung, bei der Darmreinigung vor der Operation, der Antibiotikagabe im Operationssaal, den optimierten Narkosemethoden mit breiter Palette zur Schmerzbekämpfung, der Thrombosevorbeugung, der frühen Mobilisation sowie der frühen Nahrungsaufnahme nach der Operation haben dazu geführt, dass die Komplikationsraten in guten Kliniken sehr niedrig sind.

In Abhängigkeit von der Tumorlokalisation, die in der Darm-spiegelung ermittelt wurde, werden folgende Standard-operationen durchgeführt, die sowohl offen („klassisch“) als auch laparoskopisch (minimalinvasiv) erfolgen können:

Darmkrebs (Kolonkarzinom)

1. Rechtsseitige Dickdarmentfernung (Hemikolektomie rechts)

Befindet sich der Tumor im rechten Dickdarm, erfolgt die sogenannte Hemikolektomie rechts, d. h. die rechtsseiti-ge Dickdarmentfernung (Abb. 14). Die Darmkontinuität wird wiederhergestellt, indem der Dünndarm mit dem quer verlaufenden oder mit dem absteigenden Dick-darm vernäht wird. Es verbleiben somit neben dem Dünndarm der halbe, linksseitig gelegene Dickdarm sowie der Enddarm. Dadurch sollte sich nach einer Gewöhnungsphase wieder ein geformter Stuhlgang entwickeln.

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Abb. 14 Rechtsseitige Dickdarmentfernung (Hemikolektomie rechts)

2. Linksseitige Dickdarmentfernung (Hemikolektomie links)

Liegt der Tumor im linken Dickdarm, erfolgt die soge-nannte Hemikolektomie links, d. h. die linksseitige Dickdarmentfernung (Abb. 15). Im Anschluss wird der aufsteigende oder quer verlaufende Dickdarm mit dem Enddarm vernäht. Es verbleibt neben dem Dünndarm der halbe, rechtsseitig gelegene Dickdarm sowie der Enddarm.

3. Entfernung des Übergangs zwischen Dick- und Enddarm (Sigmaresektion)

Ist der Tumor im Sigma gelegen, d. h. zwischen abstei-gendem Dickdarm und Enddarm, erfolgt die Sigmare-

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Abb. 15 Linksseitige Dickdarmentfernung (Hemikolektomie links)

sektion (Abb. 16). Zur Wiederherstellung der Darmkon-tinuität wird der absteigende Dickdarm mit dem End-darm vernäht. Es verbleibt ausreichend Darm für eine gute Stuhlqualität.

Enddarmkrebs (Rektumkarzinom)

Bei Operationen aufgrund eines Enddarmkrebses hängt das operative Vorgehen entscheidend von der Lage des Tumors ab. Im Vorfeld einer Operation wird geklärt, ob eine schließmuskelerhaltende und damit kontinenzerhal-tende Operation möglich ist oder nicht. Hierzu muss die Nähe des Tumors zum Schließmuskel und zum Becken-boden beurteilt werden. Existiert kein ausreichender gesunder Abstand zu den genannten Strukturen, muss

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Abb. 16 Entfernung des Übergangs zwischen Dick- und Enddarm (Sigmaresektion)

die komplette Enddarmentfernung erfolgen, die einen lebenslangen künstlichen Darmausgang zur Folge hat. Aber auch mit einem künstlichen Darmausgang ist eine hervorragende Lebensqualität möglich. Es ist jedoch – in Abhängigkeit der Tumorlokalisation – immer das Ziel, den Schließmuskel zu erhalten.

4. Entfernung des Enddarms mit Schließmuskelerhalt (anteriore Rektumresektion)

Die anteriore oder tiefanteriore Rektumresektion ent-nimmt das Sigma und den tumortragenden Enddarm (Abb. 17). Bei der Operation kann zum Schließmuskel hin so viel gesunder Enddarm erhalten werden, dass eine Wiederherstellung der Schließmuskelfunktion

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möglich ist. Nach Tumorentfernung wird der abstei-gende Dickdarm mit dem Enddarm vernäht. Wichtig bei der Tumorentfernung ist, dass das zirkuläre Fettge-webe, welches um den Enddarm gelegen ist und die Lymphabflusswege beinhaltet, in ausreichendem Maße entfernt wird. Man nennt diese überaus wichti-ge Technik partielle oder totale mesorektale Exzision. Diese Operationstechnik beinhaltet ein operatives Vor-gehen in anatomisch vorgegebenen Hüllschichten (vergleichbar mit „Zwiebelschalen“). Diese Operati-onstechnik schont wichtige Nervenfasern im kleinen Becken, die für die Blasenentleerung und die Sexual-funktion wichtig sind.

Da die Reservoirfunktion des Enddarms nun entfällt, existieren verschiedene Operationstechniken der Reservoirwiederherstellung, auch Pouchbildung (engl. Pouch = Tasche) genannt (Abb. 18). Sprechen Sie Ihren Chirurgen darauf an und lassen Sie sich verschiedene Optionen erklären. Ziel ist es, durch die Reservoirbil-dung wieder einen geformten und portionierten Stuhl-gang zu erzielen. Je nachdem, wie nah die neue Darm-naht am Schließmuskel liegt und ob vor Ihrer Operation eine Bestrahlung durchgeführt wurde, empfiehlt sich die Anlage eines vorübergehenden künstlichen Darm-ausgangs im Dünndarmbereich. Darmnähte heilen nach Vorbestrahlung oder sehr nah am Schließmuskel schlechter als andere Nähte. Aus diesem Grund schüt-zen wir in diesen Fällen die neue Darmnaht durch einen künstlichen Darmausgang, der nach 2 – 3 Mona-ten zurückgelegt wird. Dieser vorübergehende künstli-che Darmausgang führt dazu, dass der Stuhlgang nicht über die neue Darmverbindung geleitet, sondern vor-übergehend über die Bauchdecke nach außen geführt wird. Ob ein künstlicher Darmausgang notwendig ist oder nicht, müssen Sie mit Ihrem Chirurgen bespre-chen.

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Abb. 17 Entfernung des Enddarms mit Schließmuskelerhalt (anteriore Rektumresektion)

5. Komplette Entfernung des Enddarms und Schließ- muskels (abdominoperineale Rektumexstirpation = Operation nach Miles)

Die abdominoperineale Rektumexstirpation, auch Operati-on nach Miles genannt, beinhaltet die komplette Entfernung des Sigma, Enddarms sowie des Schließmuskelapparats mit dem After (Abb. 19). Die Operation verläuft praktisch gleich wie die beschriebene anteriore Rektumresektion, außer dass unterhalb des Tumors aufgrund der Nähe zum Schließmuskel kein gesunder Enddarm erreicht wird, um einen Darmanschluss durchzuführen. Aus diesem Grund ist zur vollständigen Tumorentfernung eine komplette Ent-fernung des Sphinkterapparats, inklusive Teile des Becken-bodens sowie des Schließmuskels obligatorisch.

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A

B C

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Abb. 18 Verschiedene Reservoirbildungen (Pouchbildungen) nach Enddarment-fernung (A = transverse Koloplastie, B = Seit-zu-End-Anastomose, C = Kolon-J-Pouch)

Der Defekt im Beckenboden wird nach kompletter Tumorentfernung verschlossen und der absteigende Dickdarm wird als künstlicher Darmausgang im linken Unterbauch ausgeleitet. Vermutlich können Sie sich im ersten Moment ein Leben mit einem künstlichen Darm-ausgang nicht vorstellen, da Sie bisher noch nie damit konfrontiert waren. Eine Vielzahl von Erfahrungen sowie wichtige Studien beweisen jedoch, dass ein Leben mit einem künstlichen Darmausgang eine sehr gute Lebens-qualität ermöglicht. Die komplette Tumorentfernung besitzt für die Heilungsprognose oberste Priorität, daher sind keine Kompromisse möglich. Steht Ihnen eine komplette Enddarmentfernung bevor, lassen Sie sich vor der Operation von Ihrem Arzt, Pflegepersonal und Stomatherapeuten beraten. Sie sollten nach der Opera-tion so gut geschult werden, dass Sie Ihren Alltagsakti-vitäten nachkommen können. Dies beinhaltet sportliche Aktivitäten inklusive Schwimmen, aber auch intime Beziehungen zu Partner oder Partnerin.

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Abb. 19 Komplette Entfernung des Enddarms und Schließmuskels (abdominoperineale Rektumexstirpation = Operation nach Miles)

Minimalinvasive Operationen

Grundsätzlich sind alle beschriebenen Operationen auch minimalinvasiv (laparoskopisch) durchführbar. Vor- und Nachteile haben wir im Kapitel 3.3 beschrieben. Zusätz-lich zu den genannten Operationen werden folgende minimalinvasive Operationsverfahren durchgeführt:

6. Wedge- (Keil-) oder Segmentresektion

Diese Operation wird in der Regel laparoskopisch durch-geführt, d. h. mit der Schlüssellochtechnik, und beinhal-tet eine sehr limitierte Darmentfernung in Form eines

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Keils oder Abschnitts (Segment) (Abb. 20). Die Operati-on kann an allen Dickdarmabschnitten durchgeführt werden. Wir führen diese Operation bei breitbasigen Polypen (gutartige Darmveränderungen) durch, die koloskopisch nicht abgetragen werden konnten oder unvollständig abgetragen wurden. Die Operation erfolgt unter Überwachung mit dem Endoskop, damit nur der erkrankte Darmabschnitt mit einem ausreichenden Sicherheitsabstand entfernt wird. Diese Operation wird meist nur in spezialisierten Zentren angeboten.

Abb. 20 (A) laparoskopisch assistierte, endoskopische Resektion (B) endoskopisch assistierte, laparoskopische Wedge- (Keil-)Resektion (C) endoskopisch assistierte, laparoskopische transkolische Resektion (D) endoskopisch assistierte, laparoskopische Segmentresektion,Zentrum für Minimalinvasive Technologie, Klinikum rechts der Isar, Prof. Dr. H. Feußner

A

BD

C

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7. Vollwandresektion durch den After (transanale endoskopische Mikrochirurgie = TEM)

Bei gutartigen oder frühen bösartigen Veränderungen im Enddarm steht die sogenannte transanale endosko-pische Mukosektomie oder Vollwandresektion als klei-nere Alternative zur anterioren Rektumresektion oder abdominoperinealen Rektumamputation zur Verfügung (Abb. 21).

Abb. 21 Transanale Exzision von breitbasigen Polypen oder Frühkarzinomen des Enddarms

Bei dieser Technik muss kein Bauchschnitt erfolgen, sondern die gesamte Operation wird durch den After durchgeführt. Mit speziell entwickelten Instrumenten schneidet man die gutartige oder bösartige Verände-rung in Form eines Blocks mit ausreichendem Sicher-heitsabstand heraus und vernäht anschließend den Defekt im Enddarm (Abb. 22). Der Vorteil dieser Tech-nik ist die rasche Erholung des Patienten von der Ope-ration. Der Nachteil ist, dass keine Informationen über eventuell befallene Lymphknoten gewonnen werden

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können. Diese Technik sollte daher nur bei sehr frühen bösartigen Veränderungen des Enddarms erfolgen, da in diesen Fällen die Wahrscheinlichkeit von Lymphkno-tenmetastasen sehr gering ist. Ist der Enddarmkrebs bereits größer, muss er über einen Bauchschnitt radi-kal, d. h. mit den Lymphabflusswegen, wie bereits be-schrieben, entfernt werden. Die Operation sollte nur von speziell ausgebildeten Chirurgen durchgeführt werden.

3.5 Wie verläuft die Behandlung nach der Operation?

Bei geplanten Eingriffen ist in den meisten Fällen die postoperative Nachbehandlung nach dem Fast-Track-Prinzip („schnelle Schiene“) möglich. Hinter der Be-handlungsmethode steht das Prinzip „wenig Stress bringt schnelle Erholung“.

Nach der Operation werden die Patienten nur kurzzei-tig auf der chirurgischen Intensivstation betreut oder direkt auf die Normalstation verlegt. Noch im Operati-onssaal wird der Beatmungsschlauch, der vom Narko-searzt zur künstlichen Beatmung während der Operati-on genutzt wurde, entfernt. Schläuche zur Ableitung von Wundsekret aus dem Bauchraum (Drainagen) wer-den heutzutage nicht mehr verwendet oder nach kur-zer Zeit entfernt. Eine Magensonde wird ebenfalls am Operationsende entfernt. Eine Ableitung von Urin aus der Blase (Urinkatheter) bereitet keine Schmerzen und wird wenige Tage nach der Operation entfernt.

Der Patient darf üblicherweise ab dem ersten Tag nach der Operation Tee trinken und Suppe zu sich nehmen. Der Flüssigkeitshaushalt wird durch Infusionen ausge-glichen. Um Schmerzen nach dem Eingriff zu vermei-den, erhält jeder Patient eine speziell abgestimmte Schmerztherapie, eventuell in Kombination mit einem rückenmarksnahen Schmerzkatheter (epiduraler Schmerzkatheter). Wichtig ist in dieser Phase die akti-ve Teilnahme des Patienten am Genesungsprozess.

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Abb. 22

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Jeder Patient sollte sich so viel wie möglich außerhalb des Betts aufhalten, d. h. im Stuhl sitzen und umher-laufen. Zur Vermeidung einer Thrombose oder Embolie werden Kompressionsstrümpfe und Heparininjektio-nen erforderlich. Die Hautnähte können in der Regel nach 10 Tagen entfernt werden.

Auf Wunsch kann jeder Patient mit einer Krebserkran-kung über den Sozialdienst einen Antrag zur Anschluss-heilbehandlung stellen.

Modifiziertes TEM (transanale endoskopische Mikrochirurgie)- Gerät zur endoskopischen Entfernung von Adenomen oder Frühkarzinomen im Enddarm

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4Risiken und Komplikationen einer Operation

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4.1 Welche Komplikationen können nach einer Darmoperation auftreten? 4.2 Was sind die bleibenden Folgen?

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Risiken und Komplikationen einer Operation

4.1 Welche Komplikationen können nach einer Darmoperation auftreten?

Jede Operation, auch ein Routineeingriff, birgt Risiken und Gefahren. Nicht nur der operative Eingriff an sich, sondern vor allem Begleiterkrankungen des Herzens, der Lungen und stoffwechselbedingte Ursachen kön-nen zu Komplikationen führen. Bevor sich ein Patient einer Operation unterzieht, sollten daher vor dem Ein-griff alle Risikofaktoren erfasst werden und Risiken wenn möglich mittels vorbeugender Maßnahmen minimiert werden. Unter diesen Voraussetzungen wird die Operation erfolgreich verlaufen und der Kranken-hausaufenthalt kurz sein. Ein ganz wesentlicher Teil der Vorbereitung besteht in der ausführlichen Informa-tion der Patienten über den exakten Ablauf der Opera-tionsvorbereitung, das eigentliche Operationsvorgehen sowie die Behandlung im Anschluss an die Operation. Sinn bzw. Notwendigkeit einzelner Maßnahmen soll-ten verstanden sein. Nur so kann der Patient den Hei-lungsprozess aktiv und gut motiviert angehen.

Dank moderner Methoden der Chirurgie, Narkose und Intensivstation sind selbst ausgedehnte Opera-tionen heutzutage für den Organismus weniger belas-tend und mit weniger Risiken und Komplikationen verbunden als noch vor einigen Jahren. Nach der Operation sollten Sie weitgehend schmerzfrei sein, die Darmaktivität sollte rasch wieder einsetzen und Sie sollten rasch wieder „auf die Beine“ kommen. Den-noch können nach größeren Operationen im Bauch-raum auch Störungen auftreten, die nicht nur das Wohlbefinden des Patienten beeinträchtigen, sondern bei auftretenden Komplikationen auch dessen Gesund-heit gefährden und den Krankenhausaufenthalt verlän-gern. Ernst zu nehmende Komplikationen nach einer Darmoperation sind:

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Blutungen

Eine Blutstillung wird während der Operation mit größ-ter Sorgfalt durchgeführt. Das Hauptrisiko einer Nach-blutung besteht innerhalb der ersten 24 Stunden nach Operation. Kleinste Blutgefäße oder Wundflächen, die am Ende der Operation nicht geblutet haben, können nach einer Operation zu bluten beginnen. Blutungen aus größeren Blutgefäßen sind extrem selten. Um sol-che Blutungen rechtzeitig zu erkennen, werden Sie engmaschig überwacht. Das Risiko einer relevanten Nachblutung ist mit 1 % niedrig.

Undichte Darmnähte (Anastomoseninsuffizienz)

Eine relevante Komplikation ist eine Nahtundichte der beiden neu vernähten Darmenden, die typischerweise um den 7. postoperativen Tag auftritt. Gründe hierfür sind in der Regel unzureichend durchblutete Areale an der Neuverbindung (Anastomose), die zu einer Undich-te führt. Erhöhtes Risiko einer Undichte besteht bei Enddarmoperationen in der Nähe des Schließmuskels sowie nach einer erfolgten Bestrahlung.

Die Rate an Anastomoseninsuffizienzen bei Darm-krebsoperationen sollte unter 2 – 3 %, bei Enddarm-operationen unter 10 – 15 % liegen. Warnsymptome sind im Verlauf zunehmende Bauchschmerzen sowie Fieber.

Wundinfektionen

Bei jeder Operation ist die Bauchdecke gefährdet, durch Darmkeime verunreinigt zu werden. Es werden aus diesem Grund während der Operation immer spezielle Vorsorgemaßnahmen (Hygienevorschriften, Antibiotikagabe) getroffen. Trotzdem können in bis zu 5 % der Fälle Wundinfektionen auftreten. Diese sind meist harmlos, können aber den Krankenhausaufent-halt verlängern.

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Darmlähmung

Nach einer Darmoperation arbeitet der Darm zunächst nicht. Man bezeichnet dies als postoperative Darmläh-mung. Dieser Zustand soll nach einer Operation mög-lichst kurz gehalten werden. Um dies zu erreichen, erhalten die Patienten bereits am ersten Tag nach der Operation zu trinken, vorübergehend darmstimulieren-de Medikamente und werden angehalten, sich zu bewegen. Bereits in den ersten 2 – 3 Tagen nach der Operation sollten Winde oder Stuhl abgehen.

Schmerzen

Jeder Patient reagiert nach einer Operation unter-schiedlich stark mit Schmerzen. Als schmerzfreier Patient können Sie frühzeitig mobilisiert werden. Dadurch wird die durch langes Liegen erhöhte Gefahr einer Beinvenenthrombose verringert. Es kann früher mit der für die Genesung wichtigen Krankengymnastik begonnen werden.

Eine gute Schmerzmedikation ermöglicht eine ver-besserte Atemgymnastik und verhindert eine Lun-genentzündung. Die Patienten erhalten aus den genannten Gründen automatisch nach ihrer Operati-on eine regelmäßige Schmerzmedikation sowie eine bei weiterhin vorhandenen Schmerzen abrufbare Bedarfsmedikation.

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4.2 Was sind die bleibenden Folgen?

Die häufigsten Folgen nach einer Darmoperation kön-nen Verdauungsprobleme sein. Diese hängen mit dem Ausmaß des entfernten Darmabschnitts zusam-men. Jedoch sollten die meisten Darmoperationen nach einer Gewöhnungszeit zu keiner größeren Beeinträchtigung der Stuhlqualität führen.

Durch die Entfernung von Darmabschnitten kann es zu breiigen Stuhlgängen oder Durchfällen kommen. Je nachdem wie viel Dickdarm entfernt wurde, ist das Eindicken der Nahrungsreste eingeschränkt, sodass mehr Wasser im Darm verbleibt und ausge-schieden wird. Der Körper gewöhnt sich jedoch an diese Situation und es kommt im Verlauf zu einer ver-besserten Stuhlqualität. Die Durchfälle nehmen ab. Zudem können anhaltende Durchfälle mittels bewe-gungshemmender oder eindickender Medikamente gut behandelt werden.

Wurde der Enddarm entfernt, kann es in der Anfangs-phase zu gehäuftem Stuhldrang sowie zu einer Inkon-tinenz (Unfähigkeit, Winde oder Stuhlgang zu kontrol-lieren) in unterschiedlichem Ausmaß kommen. Dies kann jedoch bei Auftreten oder dauerhaften Proble-men trainiert und verbessert werden.

Ebenso kann ein vorübergehender oder dauerhafter künstlicher Darmausgang Folge einer großen Darm-operation sein. Dies ist allerdings bei Operationen im Dick- und Mastdarmbereich selten notwendig.

Allgemein können Operationen am Mastdarm neben Kontinenzstörungen auch zu Funktionsstörungen der Blase führen. Bei Männern kommt es gelegentlich zu Störungen der Sexualfunktion (Potenzprobleme). Ursache ist die Reizung oder auch Verletzung von Nerven, die in unmittelbarer Nachbarschaft zum Ope-rationsgebiet verlaufen. Die Beschwerden sind oft-

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mals vorübergehend. Dank neuester und weiterent-wickelter Operationstechniken treten anhaltende Probleme selten auf.

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Mikroskopische Darstellung von Darmkrebsoben: EvG-Färbung

(Elastica-van-Gieson; Rotfärbung von Bindegewebe)eines invasiven, schlecht differenzierten Adenokarzinoms

mit umgebender Entzündung und Bindegewebsneubildung,unten: PAS-Färbung

(Periodic-acid-Schiff; Rotfärbung von Schleim) eines mäßig differenzierten tubulären Adenokarzinoms

Welche Informationen liefert die pathologische Untersuchung des Operationspräparats?

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Welche Informationen liefert die pathologische Untersuchung des Operationspräparats?

Nach Abschluss der Operation beginnt die Arbeit des Pathologen. Pathologen sind Ärzte, die sich u. a. auf die feingewebliche Untersuchung von Operationspräpara-ten spezialisiert haben. Das Präparat wird in mehrere Schichten geschnitten, die nach spezieller Aufbereitung

Abb. 23 (A, B)

A

B

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Abb. 23 (C, D) Mikroskopische Darstellung von Darmkrebsoben: Detailansicht aus obiger Übersicht im Randbereich eines invasiven Adenokarzinoms,unten: Übergang von gesunder Dickdarmschleimhaut (links) in ein invasiv wachsendes Adenokarzinom (rechts)

und Färbung auf einen Tumorbefall untersucht werden (Abb. 23, A – D). Hierbei muss der Pathologe nicht nur den Tumor, sondern auch sämtliche entfernte Lymph-

C

D

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knoten untersuchen, um das Tumorstadium aussage-kräftig zu beurteilen. Von Interesse sind neben der Größe des Tumors die Ausbreitungstiefe und der Dif-ferenzierungsgrad. Bei den Lymphknoten interessiert die Frage, wie viele im Operationspräparat gefunden werden und wie viele davon tumorbefallen sind. Wich-tig ist weiterhin, ob alle Schnittränder des Operations-präparats tumorfrei sind. Die Bearbeitung eines Opera-tionspräparats dauert in der Regel ca. 3 Arbeitstage. Während einer Operation steht zur Beantwortung der Frage, ob Schnittränder einen Tumorbefall aufweisen, immer ein Pathologe zur Schnellschnittuntersuchung zur Verfügung.

Durch die Aufarbeitung des Operationspräparats können folgende wichtige Informationen gewonnen werden:

1. Tumorlage und Größe 2. Tumorklassifikation (TNM-Stadium)

In Ihrem Arztbrief sollten Sie bei Entlassung die Angabe einer Tumorklassifikation vorfinden, die Ihren Darmkrebs charakterisiert. Diese wird nach internationalen Kriterien der UICC (International Union Against Cancer) nach der TNM-Klassifikation angegeben.

Die TNM-Klassifikation gibt das individuelle Ausmaß des Tumorbefalls für jeden einzelnen Patienten wieder und ist für die weitere Therapie entscheidend.

Hierbei werden folgenden Punkte unterschieden:

• T = Tumor: Mithilfe des T-Stadiums kann die Eindring- tiefe und Ausdehnung des Tumorbefalls auf die einzelnen Darmwandschichten beurteilt werden. Man teilt das T-Stadium in T1 – T4 ein.

• N = Nodus (Lymphknoten): Der N-Status beschreibt das Fehlen bzw. das Vorhandensein von regionalen Lymphknotenmetastasen. Die Präsenz von Lymph- knotenmetastasen ist immer mit einer schlechteren

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Prognose für den Patienten assoziiert. Sind Lymph- knoten befallen, wird in der Regel eine anschließende Chemotherapie empfohlen. Das N-Stadium wird in N0 – N2 eingeteilt.

• M = Metastasen: Der M-Status zeigt das Fehlen bzw. Vorhandensein von Fernmetastasen in anderen Organen auf. Das M-Stadium wird in M0 oder M1 eingeteilt.

3. UICC-Tumorstadium

Anhand der erhobenen Tumorbefunde und der daraus resultierenden T-, N- und M-Klassifikation kann jedem Tumorpatienten ein Tumorstadium nach den UICC- Kriterien zugeordnet werden. Man unterscheidet 4 Stadien I – IV (Abb. 24).

Stadium I: T1 oder T2 N0 M0

Stadium II: T3 oder T4 N0 M0

Stadium III: jedes T N1 oder N2 M0 (vorhandene Lymphknoten- metastasen)

Stadium IV: jedes T jedes N M1 (vorhandene Fernmetastasen)

3.1 Grading

Das Grading gibt die Differenzierung des Tumors an. Man unterscheidet G1 bei einem gut differenzierten, G2 bei einem mäßig differenzierten und G3 bei einem schlecht differenzierten Darmkrebs. Der Dif-ferenzierungsgrad beschreibt, wie ähnlich das Tumorgewebe noch seinem ursprünglichen Darmge-webe ist. G1-Tumoren wachsen weniger aggressiv als G3-Tumoren.

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Abb. 24 Darstellung der 4 Tumorstadien des Dickdarmkrebses

4. Die R-Klassifikation

Die R-Klassifikation beschreibt, ob Resttumor im Körper verblieben ist (residualer Tumorstatus). Sie berücksich-tigt im Körper verbliebene Metastasen und beurteilt, ob die Schnittränder eines Operationspräparats frei von Tumorgewebe sind. Je größer der Abstand der Resekti-onsränder zum Tumor, desto besser ist die Prognose für den Patienten. Man unterscheidet:

• R0 = Mit bloßem Auge und feingeweblich kein Tumor mehr sichtbar.• R1 = Feingeweblicher (mikroskopisch) Nachweis von Resttumor.• R2 = Mit bloßem Auge (makroskopisch) erkennbar zurückgebliebener Resttumor.

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Wie sind die Heilungschancen?

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Wie sind die Heilungschancen?

Die Heilungschancen und die Gesamtprognose hän-gen in erster Linie davon ab, inwieweit der Primärtu-mor mit den anhängenden Lymphknoten vollständig entfernt werden konnte. Wird der Tumor in einem frü-hen Stadium erkannt und rechtzeitig entfernt, sind die Heilungschancen sehr gut. Grundsätzlich kann man sagen, dass wir heutzutage ca. 50 % aller Pati-enten mit Darmkrebs heilen können. Schlechter ist die Prognose, wenn bei Diagnosestellung bereits Absiedelungen in andere Organe, wie z. B. die Leber oder die Lungen, vorhanden sind. In diesen fortge-schrittenen Tumorstadien ist die Planung des weite-ren Vorgehens davon abhängig, wie ausgedehnt die-se Organe befallen sind.

Die weitere Therapie in diesen Fällen unterliegt dann neben etablierten Empfehlungen oftmals individuel-len Behandlungskonzepten, die in einem Gremium von Krebsexperten beschlossen werden sollten. Hier-zu existieren an vielen großen Kliniken spezielle Tumorkonferenzen, in denen solche komplexen Fälle besprochen werden.

Die Prognose eines Patienten lässt sich anhand des Tumorstadiums abschätzen. Diese Schätzung ist aber aufgrund des Einflusses vieler zusätzlicher Faktoren für den einzelnen Patienten ungenau. Jeder Patient repräsentiert einen individuellen Fall. Positiven Ein-fluss haben die psychische Einstellung des Patienten sowie eine Hilfe im Umgang mit den Ängsten, die die Erkrankung hervorruft.

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Wie erfolgt die Nachsorge bei Darmkrebs?

7.1 Allgemeine Empfehlungen 7.2 Was beinhaltet eine Tumornachsorge?

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Wie erfolgt die Nachsorge bei Darmkrebs?

7.1 Allgemeine Empfehlungen

Patienten mit einem Darmkrebs im UICC-Stadium-II oder -III, bei denen aufgrund von Alter und Allgemein-zustand grundsätzlich eine Rezidiv- bzw. Metastasen-therapie infrage kommt, sollten eine Tumornachsorge bekommen. Die Tumornachsorge sollte von einer koordinierenden Stelle aus (Hausarzt, Tumorambu-lanz) unter Einbezug und laufender Orientierung der beteiligten Ärzte (Chirurg, Gastroenterologe, Onkolo-ge, Radioonkologe, Radiologe etc.) geplant und orga-nisiert werden. Vorausgesetzt wird eine vollständige Koloskopie vor der Darmoperation oder baldmöglichst nach der Darmoperation (vorzugsweise innerhalb der ersten 3 Monate).

Nach der operativen Tumorentfernung wird Ihnen mitgeteilt, ob und in welchem Umfang eine regelmä-ßige Tumornachsorge notwendig ist. Das primäre Ziel einer Nachsorge ist es, möglichst früh das Auftreten von neuem Tumorwachstum (Rezidiv) oder von Toch-tergeschwülsten (Metastasen) zu entdecken und dar-auf zu reagieren. Auch bei einem Tumorrezidiv oder bei Auftreten von Metastasen gibt es meist gute Behandlungsmöglichkeiten. Hierbei spielen vor allem die ersten beiden Jahre nach der Operation eine wichtige Rolle, da innerhalb dieser Zeit das Risiko, erneut an dem Krebsleiden zu erkranken, am größten ist.

Das Risiko, erneut an Darmkrebs zu erkranken, sinkt mit den Jahren, sodass die Kontrollzeiträume mit der Zeit verlängert werden können und die Tumornach-sorge in der Regel nach 5 Jahren beendet werden kann.

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7.2 Was beinhaltet eine Tumornachsorge?

1. Zur Basisnachsorge gehören das ärztliche Gespräch, die körperliche Untersuchung, die Kontrolle von Labor-parametern im Blut, die Bestimmung des Tumormar-kers CEA, eine Ultraschalluntersuchung der Bauchor-gane sowie eine Röntgenaufnahme der Lunge. Diese Untersuchungen sollten beim Dickdarmkrebs in den ersten 3 Jahren alle 6 Monate, im 4. und 5. Jahr im jährlichen Rhythmus durchgeführt werden. Beim End-darmkrebs werden die Untersuchungen im ersten Jahr in 3-monatigen Abständen empfohlen.

2. Ein weiterer fester Bestandteil der Nachsorge ist die Dickdarmspiegelung (Koloskopie). Beim Dickdarm-krebs empfiehlt man die Untersuchung nach dem 1. Jahr, 2. Jahr, 3. Jahr und 5. Jahr.

3. Die Enddarmspiegelung (Rektoskopie) wird beim Enddarmkrebs im 1. Jahr in 3-monatigen Abständen, im 2. und 3. Jahr in halbjährlichen Abständen empfoh-len. Im 4. und 5. Jahr gelten jährliche Abstände als aus-reichend.

4. Für einen routinemäßigen Einsatz der Computerto-mografie (CT) innerhalb der Nachsorge gibt es derzeit keine festen Empfehlungen. Eine postoperative Com-putertomografie von Bauch und Becken kann beim Enddarmkrebs zur Erhebung einer Ausgangssituation 6 Monate nach der Operation durchgeführt werden.

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Brauche ich eine zusätzliche Therapie nach der Operation?

8.1 Wann empfiehlt man eine Chemotherapie? 8.2 Wie erfolgt eine Chemotherapie? 8.3 Welche Nebenwirkungen gibt es? 8.4 Wann empfiehlt man eine Strahlentherapie?

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Brauche ich eine zusätzliche Therapie nach der Operation?

8.1 Wann empfiehlt man eine Chemotherapie?

Adjuvante Chemotherapie

Die Durchführung einer Chemotherapie wird Ihnen emp-fohlen, wenn nach Untersuchung des Operationspräparats tumorbefallene Lymphknoten nachgewiesen werden. Trotz kompletter Tumorentfernung besteht in diesen Fäl-len die Möglichkeit, dass nicht alle Krebszellen durch die Operation entfernt wurden. Der Tumor hat möglicherweise bereits im Verborgenen gestreut. Mit einer Wahrscheinlichkeit von ca. 50 % sind irgendwo im Körper Tumorzellen verborgen, die mit den üblichen Untersuchungsmethoden nicht nachgewiesen werden können. In diesem Fall haben große internationale Studien gezeigt, dass eine vorbeugende (man spricht von einer „adjuvanten“) Chemotherapie das Rückfallrisiko deutlich senkt. Ihre Ärzte werden Ihnen also in dieser Situation eine Chemotherapie empfehlen. Warum vorbeu-gend? Da man den Tumor ja vollständig entfernt hat und wir von Wahrscheinlichkeiten ausgehen, dass im Körper noch Tumorzellen vorhanden sind. Ihre Ärzte gehen in die-ser Situation von einer Heilung der Krebserkrankung aus (kurativer Ansatz). Es existieren auch andere, spezielle Situationen, in denen man Ihnen eine vorbeugende Che-motherapie empfiehlt. Liegen solche Befunde vor, wird man mit Ihnen die Vor- und Nachteile einer Chemotherapie diskutieren und gemeinsam eine Entscheidung treffen. Solche Situationen liegen z. B. vor, wenn der Tumor bei der Operation aufgebrochen war, der Tumor bereits auf ande-re Organe übergegriffen hat oder weniger als 12 Lymph-knoten entfernt wurden.

Neoadjuvante Chemotherapie

Bei lokal fortgeschrittenen Enddarmtumoren im mittleren und unteren Enddarmdrittel führt man in der Regel bereits vor der geplanten Operation eine sogenannte „neoadju-

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vante“ Behandlung durch. Diese umfasst die Kombinati-on aus Chemotherapie und Bestrahlung des Tumors (Radiochemotherapie). Ziel ist es in diesen Fällen, die Wahrscheinlichkeit des erneuten Tumorauftretens nach erfolgreicher Operation zu senken. Dies konnte in interna-tionalen Studien nachgewiesen werden. Für die neoadju-vante Behandlung des lokal fortgeschrittenen Enddarm-krebses existiert auch die Möglichkeit der reinen Bestrahlung vor einer Operation, ohne Chemotherapie. Welches Schema in Ihrem Fall das Beste ist, sollten Sie mit Ihrem behandelnden Arzt besprechen.

Palliative Chemotherapie

Die „palliative“ Chemotherapie kommt zum Einsatz, wenn sich bereits Tochtergeschwülste (Metastasen) gebildet haben, beispielsweise in der Leber oder der Lun-ge. Ziel der Chemotherapie ist hier die Verbesserung der Lebensqualität und die Lebensverlängerung. Eine Heilung ist leider meist nicht möglich, jedoch nicht unmöglich. In bestimmten Fällen können Metastasen durch eine Che-motherapie so eingeschmolzen werden, dass sie chirur-gisch entfernbar werden. Dies ist zum Beispiel bei Leber- und Lungenmetastasen möglich.

8.2 Wie erfolgt eine Chemotherapie?

Das Prinzip der Chemotherapie ist die Zerstörung von Zel-len, die sich schnell teilen. Die Medikamente (Zytostatika) werden dabei über den Blutkreislauf im ganzen Körper verteilt (systemische Therapie) und erfassen neben den Krebszellen auch gesundes Gewebe mit hoher Teilungs-rate. Dies kann verschiedene Nebenwirkungen verursa-chen, die noch ausführlicher erläutert werden. Die Behandlung erfolgt daher durch ein speziell hierfür ausge-bildetes Team aus Arzt (Onkologe) und Pflegekräften. Die Auswahl der zur Verfügung stehenden Medikamente (z. B. 5-Fluorouracil, Folinsäure, UFT [Tegafur/Uracil], Oxali-platin, Irinotecan, Capecitabin, Cetuximab, Bevacizumab, Panitumumab) hängt sowohl vom Stadium der Erkrankung

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als auch von Begleiterkrankungen und dem Allgemeinzu-stand des Patienten ab. Sie werden dabei überwiegend kombiniert in sogenannten Schemata angewendet (z. B. FOLFOX-Schema), können aber auch einzeln eingesetzt werden (Monotherapie). Prinzipiell ist die Chemotherapie ambulant durchführbar, sofern nicht gesundheitliche Grün-de einen stationären Aufenthalt erforderlich machen. Die Verabreichung der Zytostatika erfolgt in der Regel über die Vene (intravenös). Der Einbau eines venösen Portkatheters unterhalb des Schlüsselbeins ist hierfür generell von Vorteil und für den Patienten angenehmer, bei 5-FU-haltiger Thera-pie sogar notwendig. Lediglich Capecitabin wird als Tablet-te eingenommen. Die Dauer einer adjuvanten Chemotherapie beträgt ein hal-bes Jahr. Im metastasierten Stadium bestimmt vor allem das Therapieansprechen die Behandlungsdauer. Je nach Verlauf kommen verschiedene Schemata zum Einsatz, die neben den klassischen Zytostatika auch sogenannte Anti-körper enthalten können, beispielsweise Cetuximab oder Bevacizumab. Hierbei handelt es sich um Eiweiße, die bestimmte Oberflächenstrukturen auf Krebszellen, die für das Tumorwachstum wichtig sind, erkennen. Auf diese Weise können Wachstumssignale für die Krebszelle oder die Blutversorgung des Tumors gehemmt werden. In der „adjuvanten“ Therapie haben Antikörper (bisher) keinen Stellenwert. Schließlich kann die Therapie von Lebermeta-stasen unter Umständen durch lokale Verfahren (Chemo-embolisation, Kryotherapie, Radiofrequenzablation) ergänzt werden.

8.3 Welche Nebenwirkungen gibt es?

Wie bereits erwähnt, werden auch gesunde Gewebe durch die Chemotherapie in ihrer Zellvermehrung beeinträchtigt. Daraus können - müssen aber nicht - unterschiedliche Nebenwirkungen resultieren. Das blutbildende Knochen-mark, das weiße und rote Blutkörperchen sowie Blutplätt-chen bildet, reagiert besonders empfindlich, sodass es im Laufe der Therapie zu Infektionen, Blutarmut oder Blutun-gen kommen kann. Aus diesem Grund wird die Blutzusam-

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mensetzung (Blutbild) regelmäßig kontrolliert. Dabei kommt den weißen Blutkörperchen (Leukozyten), die der Infekti-onsabwehr dienen, eine besondere Bedeutung zu. So kann es vorkommen, dass die Therapie bei zu niedrigen Leuko-zytenwerten bis zur Erholung des Blutbilds unterbrochen werden muss. Eine weitere Nebenwirkung sind Übelkeit und Erbrechen. Jedoch können durch die vorsorgliche Infu-sion sogenannter Antiemetika (Medikamente gegen Übel-keit), die vor jeder Chemotherapie gegeben werden, Übel-keit und Erbrechen wirksam unterdrückt werden. Des Weiteren können Appetitlosigkeit, Geschmacksstörungen und Durchfälle auftreten. Nach Abschluss der Therapie ver-schwinden die Nebenwirkungen wieder. Eine für viele Pati-enten belastende Nebenwirkung stellt Haarausfall dar, bei den gegen Darmkrebs eingesetzten Medikamentenkombi-nationen ist jedoch kein vollständiger Haarausfall zu erwar-ten. Auf alle Fälle wachsen die Haare nach Ende der Behandlung wieder nach. Die oben erwähnten Antikörper sind im Allgemeinen gut verträglich. Da es sich um Eiweiße handelt, sind allergische Reaktionen möglich. Während Cetuximab zu akneförmigem Hautausschlag führen kann, ist bei Bevacizumab auf Blutungen und Thrombosen sowie auf Bluthochdruck zu achten.

8.4 Wann empfiehlt man eine Strahlentherapie?

Tumorzellen können gut durch die Strahlentherapie (Radiotherapie) bekämpft werden. Die dabei eingesetz-ten Strahlen sind denen einer Röntgenuntersuchung ver-gleichbar, allerdings enthalten sie weitaus mehr Energie. Auch hier erfolgt – wie schon bei der Chemotherapie – die Behandlung durch ein speziell ausgebildetes Team (Facharzt für Strahlentherapie, Radioonkologe). Im Unter-schied zur Chemotherapie tötet die Strahlentherapie deutlich mehr Tumorzellen. Sie wirkt jedoch nur lokal (ört-lich) und ist nicht wie die Chemotherapie dazu geeignet, entfernte Tumorzellen (Mikrometastasen) zu vernichten. Beide Verfahren – Strahlentherapie und Chemotherapie – lassen sich kombinieren (Radiochemotherapie). Die Che-motherapie unterstützt dabei vor allen Dingen die lokale

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Wirkung der Strahlentherapie. Die Strahlentherapie oder die Strahlenchemotherapie werden häufig bei Enddarm-tumoren vor der geplanten Operation (neoadjuvant) oder nach der Operation (adjuvant) eingesetzt. Bei Dick-darmtumoren wird die Strahlentherapie nur in Ausnah-mefällen durchgeführt.

Vor Beginn der Strahlentherapie sind zunächst einige Unter-suchungen nötig, um individuell das zu bestrahlende Volu-men und die Strahlenfelder festzulegen und um die Strah-lendosis im Detail zu berechnen. Die eigentliche Bestrahlung erfolgt dann jeweils für wenige Minuten an 5 Tagen in der Woche, meistens über einen Zeitraum von insgesamt 5 – 6 Wochen. Kürzere Bestrahlungsschemata mit erhöhten Ein-zeldosen werden ebenfalls angewandt. Im Allgemeinen kann die Strahlentherapie ambulant erfolgen. Zu den häu-figsten Nebenwirkungen zählen Darm- und Blasenreizun-gen (häufiger Stuhlgang, häufiges Wasserlassen, Stuhl- und Harndrang, Durchfälle) und Hautreizungen (Rötung, Trockenheit). Falls solche Nebenwirkungen auftreten, klingen diese generell in den Tagen bis Wochen nach der Strahlentherapie wieder ab.

Als Spätreaktionen werden gelegentlich Hautverfärbun-gen und Verhärtungen des Unterhautfettgewebes beob-achtet. Die Strahlentherapie kann auch in der Behandlung von Absiedelungen (Metastasen) von Dickdarm- oder Enddarmtumoren hilfreich sein. So führt eine ca. 2-wöchi-ge Strahlentherapie bei schmerzhaften Absiedelungen im Knochen im Allgemeinen rasch zu einer Symptomlinde-rung und längerfristig zu einer Stabilisierung der Knochen im bestrahlten Gebiet. Bei Metastasen in der Leber, Lun-ge, im Gehirn oder im Weichteilgewebe kann eine Hoch-präzisionsstrahlentherapie (stereotaktische Strahlenthera-pie) mit einigen wenigen hoch dosierten Bestrahlungen zu einer langfristigen Kontrolle (Rückgang oder kein wei-teres Wachstum) der Absiedelungen führen. Das sehr gut verträgliche Verfahren wird insbesondere dann angewandt, wenn nur wenige Metastasen (1 – 3) in den jeweiligen Organen vorliegen.

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Ernährungs-empfehlungen nach einer Darmoperation

9.1 Allgemeine Empfehlungen 9.2 Hinweise zur Ernährung bei Dünndarmstoma 9.3 Merkmale der mediterranen Ernährung

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Ernährungsempfehlungen nach einer Darmoperation

9.1 Allgemeine Empfehlungen

Bei der Darmoperation wurde ein Stück Ihres Darms ent-fernt, was zu Veränderungen der Stuhlgewohnheiten führen kann. Der Stuhl kann fester oder weicher sein als vor der Operation. Die Ausprägung der Symptomatik richtet sich zudem nach dem Ausmaß der Resektion (wie viel Darm entfernt wurde) und nach dem Resektionsort (welcher Teil des Darms entfernt wurde). Mit der Ernäh-rung können Sie gezielt Einfluss auf die Stuhlkonsistenz, auf Blähungen sowie das allgemeine Wohlbefinden neh-men. Dennoch gibt es keine verbindlichen speziellen Diät-empfehlungen. Pauschale Einschränkungen oder Verbo-te sind nicht erforderlich.

Die empfohlene Ernährung nach einer Darmoperation entspricht der einer gesunden Ernährung. Um individuel-le Unverträglichkeiten herauszufinden, empfiehlt es sich, ein Ernährungs- bzw. Beschwerdetagebuch zu führen.

Grundlage der Ernährungstherapie ist die „leichte Vollkost“ Die „leichte Vollkost“ meidet Speisen und Getränke, die erfahrungsgemäß häufig zu Unverträglichkeiten führen, wie: Hülsenfrüchte, Pilze, Kohlgemüse, rohe Zwiebeln, Knob-lauch, Lauch, frittierte Speisen, Vollkornbrot mit ganzen Körnern, frisch gebackenes Brot, hart gekochte Eier, säure-haltige Lebensmittel, stark Gebratenes, Geräuchertes, scharf Gewürztes, zu heiße sowie zu kalte Speisen und Getränke, kohlensäurehaltige Getränke und unreifes Obst.

Kurz nach der Operation können auch frisches Obst (außer Bananen), Salate, Rohkost, Tomaten, Blumenkohl, Erbsen und grüne Bohnen unverträglich sein.

Tabelle 1 und 2 geben eine Übersicht über den Einfluss von Lebensmitteln auf die Stuhlkonsistenz und die Bil-dung von Darmgasen.

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Stopfende Wirkung Abführende Wirkung(erwünscht): (nicht erwünscht):

Bananen, geriebener Apfel Rohes Gemüse, (mit Schale), Rosinen, Kohlgemüse, Zwiebeln,Heidelbeeren (getrocknet), Hülsenfrüchte, Bohnen,Babykost: Spinat, SauerkrautsaftApfel mit Heidelbeeren und Apfel mit Banane

Weißbrot, Grahambrot, VollkornprodukteDinkelbrot, Trockengebäck, Zwieback

Geschälter Reis, SalateTeigwaren, Haferflocken, Grieß Rohes Obst, Feigen, Trockenpflaumen, Pflaumensaft

Lang gezogener Alkoholische Getränke, Schwarz- und grüner Tee Bier, koffeinhaltige Getränke, unverdünnte Säfte

Gekochte Karotten Scharfe Gewürzeund Kartoffeln Scharf Gebratenes,(Bitter-)Schokolade, sehr fettreiche SpeisenKakaopulver, Wasserkakao Trockener Käse (Hartkäse)

Kokosflocken, NikotinGummibärchen

Tab.1 Einfluss von Lebensmitteln auf die Stuhlkonsistenz

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Blähungshemmende Blähende WirkungWirkung (erwünscht): (nicht erwünscht):

Preiselbeeren Hülsenfrüchte, (4 – 6 TL/Tag), Kohlgemüse,Heidelbeeren Paprikaschoten,(Heidelbeersaft) Zwiebeln, Knoblauch, Pilze

Kümmel, Kümmelöl, Frisches Obst, Kümmeltee, Birnen, RhabarberSchwarzkümmel, Fenchel, Frisches Brot,Petersilie Pumpernickel

Fencheltee, Anistee Kohlensäurehaltige Getränke, Sekt, Bier, Federweißer, koffeinhaltige Getränke

Joghurt Eier, Eiprodukte, Mayonnaise

Tab. 2 Einfluss von Lebensmitteln auf die Bildung von Darmgasen

Wurde bei der Darmoperation ein künstlicher Darm-ausgang im Dünndarmbereich angelegt (Ileostoma oder Jejunostoma), fehlt die Funktion des Dickdarms. Die Rückresorption von Wasser, Natrium und Elektro-lyten ist nicht mehr ausreichend möglich. Es kommt zu dünnflüssigen, breiigen Stühlen und einer erhöhten Stuhlfrequenz. Zudem droht die Gefahr der Austrock-nung (Dehydratation) des Körpers, da der Dünndarm mehr Flüssigkeit über das Stoma ausscheidet.

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9.2 Hinweise zur Ernährung bei Dünndarmstoma

Für den Betreffenden ist es wichtig zu wissen, dass jede Aufnahme von Speisen und Getränken zu einer Entleerung führt. Langsames Essen und Trinken sowie gründliches Kauen kann hier sehr hilfreich sein.

Bitte beachten Sie:

1. Trinken Sie reichlich. Der Flüssigkeitsbedarf liegt bei ca. 2,5 – 3 l/Tag. Geeignete Getränke: Schwarztee, Kräutertee (Kein Pfefferminz- oder Früchtetee) Gesalzene Fleisch- oder Gemüsebrühen Stilles Mineralwasser Die Harnmenge sollte mindestens 1l pro Tag betragen.

2. Ballaststoffarme Ernährung Bevorzugen Sie Lebensmittel mit stopfender Wirkung (siehe Tab. 1).

3. Stomareizende Lebensmittel können zu Haut- irritationen führen. Stomareizend sind scharfe Gewürze, Fruchtsäuren, Tomaten und sauer eingelegte Gemüse.

Für eine langfristige und präventive Ernährung emp-fiehlt es sich, die Essgewohnheiten auf die der medi-terranen Küche umzustellen. Die mediterrane Ernäh-rung beugt nicht nur koronaren Herzerkrankungen vor, sondern auch Übergewicht und bestimmten Formen von Krebs.

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9.3 Merkmale der mediterranen Ernährung

• Täglicher und reichlicher Verzehr von Obst, Gemüse und Salat• Bevorzugung pflanzlicher Fette, wie Raps-, Oliven- oder Sojaöl sowie Nüsse in kleinen Mengen• Fettarme Milchprodukte täglich in Maßen• Fisch, Geflügel und Eier ca. 3 x/Woche• Seltener Verzehr von rotem Fleisch und Wurstwaren (einige Male/Monat)• Häufiger Verzehr von Fisch: 2 – 3 Portionen/Woche• Mäßiger Genuss von Alkohol: 1 Glas bevorzugt zur Mahlzeit• Bevorzugung regionaler und frischer Lebensmittel der Saison

Eine mediterrane Ernährung lässt sich auch in der deutschen Küche umsetzen. Sie schließt außerdem eine gesunde Lebensweise mit ein. Gönnen Sie sich deshalb Ruhe und Zeit beim Essen und sorgen Sie für regelmäßige körperliche Bewegung – am besten an der frischen Luft.

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Wie lebe ich mit einem künstlichen Darmausgang?

10.1 Allgemeine Empfehlungen 10.2 Einteiliges Versorgungssystem 10.3 Zweiteiliges Versorgungssystem 10.4 Tipps und Tricks 10.5 Ernährungsempfehlungen bei künstlichem Darmausgang 10.6 Künstlicher Darmausgang und Psyche

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Wie lebe ich mit einem künstlichen Darmausgang?

Die modernen Darmkrebsoperationen versuchen immer einen künstlichen Darmausgang zu vermeiden. Aus Sicherheitsgründen kann jedoch die Anlage eines künstli-chen Darmausgangs auf Zeit, unter Umständen auch lebenslang, notwendig sein.

10.1 Allgemeine Empfehlungen

Der griechische Ausdruck „Stoma“ bedeutet Mund/Öff-nung. Die medizinische Bedeutung ist eine operative Öff-nung in der Bauchdecke, um z. B. Stuhl auszuleiten. Der Begriff „Anus praeter“ meint einen „künstlichen Darm-ausgang“ und sagt nichts über die Lage des Stomas aus. Im Zusammenhang mit der anatomischen Lage unter-scheidet man den künstlichen Darmausgang weiter und spricht z. B. von einem „Enterostoma“ (Darmausleitung des Dünndarms) oder „Kolostoma“ (Darmausleitung des Dickdarms) oder präziser definiert von einem „Ileosto-ma“ (Darmausleitung des Dünndarmendes), „Descendo-stoma“ (Darmausleitung des absteigenden Dickdarms) oder „Sigmoidostoma“ (Darmausleitung des Sigmas).

Man unterscheidet einen künstlichen Darmausgang, der vorübergehend gelegt wird von einem künstlichen Darm-ausgang, der lebenslang bestehen muss. Der Sinn eines vorübergehenden Darmausgangs ist es, einen nachge-schalteten Darmabschnitt zu schonen, d. h. der Stuhl-gang wird vorübergehend umgeleitet und läuft über das Stoma in den Beutel. Nach Ausheilung des nachgeschal-teten Darmabschnitts kann das Stoma im Rahmen einer erneuten Operation zurückverlagert und wieder an das Darmsystem angeschlossen werden. Ein lebenslanger künstlicher Darmausgang ist notwendig, wenn ein tumo-röser oder entzündlicher Prozess den Enddarm und/oder den Schließmuskel so ausgedehnt befällt, dass ein Wie-deranschluss des Darms bzw. ein normaler Stuhlgang über den After nicht mehr möglich ist.

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Weiterhin unterscheidet man einen einläufigen von einem doppelläufigen künstlichen Darmausgang. Defi-niert wird hier, ob ein (zuführender) oder 2 (zu- und abführender) Darmschenkel aus der Bauchdecke aus-geleitet werden. Prinzipiell lässt sich zusammenfassen, dass bei vorübergehenden Darmausgängen meist dop-pelläufige Stomata angelegt werden, während lebens-lange Stomata meist einläufig sind.

Es existieren heutzutage vielfältige Versorgungssysteme für einen künstlichen Darmausgang sowie speziell geschultes Personal (Stomatherapeuten), die einem Sto-maträger zu Hause eine umfassende Versorgung garan-tieren. Ziel ist es, dass ein Stomaträger eine sehr gute Lebensqualität erzielt. Optimal ist, wenn ein Stomaträger nach einer Adaptationsphase wieder beruflichen, sportli-chen und auch intimen Kontakten nachgehen kann.

10.2 Einteiliges Versorgungssystem

Die Hautschutzplatte und der Versorgungsbeutel sind miteinander verschweißt. Dadurch bieten sie dem Sto-maträger eine gute, flexible und anschmiegsame Anpas-sung an die Haut und höchste Bewegungsfreiheit mit gleichzeitigem Schutz der Haut vor der Ausscheidung. Der Versorgungswechsel sollte täglich durchgeführt werden (Abb. 25, 26).

Abb. 25 Abb. 26Einteilige postoperative Verschiedene einteiligeStomaversorgung Stomaversorgungssysteme

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10.3 Zweiteiliges Versorgungssystem

Dieses System besteht aus einer Basisplatte mit Haut-schutz und integriertem Rastring sowie einem abnehm-baren Versorgungsbeutel, der täglich austauschbar ist (Abb. 27). Die Basisplatte sollte in der Regel alle 2 – 4 Tage erneuert werden. Die Frequenz ist von der Sto-maart und der Ausscheidungskonsistenz abhängig.

Abb. 27 Verschiedene zweiteilige Stomaversorgungssysteme

Die Entscheidung, welches Versorgungssystem gewählt wird, hängt von mehreren Faktoren ab: der Hautbeschaf-fenheit, der anatomischen Lage, der Form und Größe der Stomaanlage, Ihren Kleidungsgewohnheiten oder evtl. Behinderungen (Sehschwäche, Arthrose in den Fingern etc.). Stomatherapeuten und das Pflegepersonal stehen Ihnen bei Ihrer Entscheidung gerne zur Seite.Grundsätzlich sind alle Versorgungssysteme wasserfest. Dies ermöglicht es Ihnen, zu duschen, zu baden und zu schwimmen. Da Ihre Blähungen über das Stoma abge-hen, verhindern die integrierten Filter ein Aufblähen des Stomabeutels. Direkt nach der Operation verwendet das

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Pflegepersonal durchsichtige Versorgungsbeutel, die eine Beurteilung des Stomas, der Ausscheidung und die Kon-trolle auf Dichte erleichtern. Bei der Entlassung können Sie auf hautfarbene Beutel wechseln. Den Umgang mit Ihrem Stoma und dessen Versorgung erlernen Sie wäh-rend des Klinikaufenthalts.Zur häuslichen Betreuung bieten sich verschiedene HomeCare-Unternehmen an. Wählen Sie eine Firma aus, die Ihnen weiterhin beratend und pflegerisch zur Seite steht. Bei diesen kostenlosen Hausbesuchen liefert Ihnen das Fachpersonal nicht nur Ihr Versorgungsmateri-al, sondern trainiert weiterhin mit Ihnen den Versorgungs-wechsel und berät Sie fachbezogen.Der einzige für Sie anfallende Kostenpunkt ist die gesetz-liche Zuzahlung für die Stomaversorgungsmaterialien. Ihr Hausarzt verschreibt Ihnen die Versorgungsartikel.

10.4 Tipps und Tricks

• Stomaversorgung bedeutet einen veränderten Toilettengang. Versorgen Sie sich in Ruhe.• Wechseln Sie Ihre Versorgung vor dem Frühstück, da in dieser Zeit noch keine oder wenig Verdauung erfolgt.• Halten Sie den regelmäßigen Versorgungswechsel ein, dies verhindert Hautkomplikationen.• Süßstofftabletten mindern den Stuhlgeruch. Geben Sie bei jedem Wiederverschluss nach der Entleerung mindestens 4 Tabletten in Ihren Stomabeutel.• Führen Sie grundsätzlich eine komplette Versorgung bei sich durch, wenn Sie das Haus verlassen (Wechsel bei einteiligen Systemen, Beutelentleerung bei zwei- teiligen Systemen).• Beim Duschen/Baden kleben Sie den Filter mit den beiliegenden Abdeckplättchen ab, da die Filterfunktion durch Nässe aufgehoben wird.• Für sportliche Tätigkeiten bieten die Herstellerfirmen kleine, sportive Versorgungsmaterialien wie Mini- beutel und Stomakappen an (Abb. 28). Meiden Sie Sportarten, die die Bauchdecke zu sehr belasten (Rudern, Ringen, Judo etc.).

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Abb. 28 Darstellung eines Minibeutels sowie einer Stomakappe

• Bei Ballspielen (Fußball) schützen Sie Ihr Stoma mittels einer Prolapskappe aus Plastik. Sie können diese im Fachhandel erwerben.• Zum Schwimmen bietet der Fachhandel für Männer Badehosen im Bermudastil an. Diese sind mit einer Netztasche für den Stomabeutel ausgestattet. Spezielle Stomabadeanzüge für Frauen gibt es noch nicht.• Vermeiden Sie das Heben schwerer Lasten (max. 10 kg), damit nicht ein Stomavorfall (Prolaps) oder ein Bruch (Hernie) entsteht. Sollte ein schweres Heben nicht vermeidbar sein, legen Sie eine speziell angefertigte Bandage mit Aussparung für den Stomabeutel an.• Beim Autofahren verhindert ein Stomaschutzschild die Reibung am Stoma. Sie sind als Stomaträger nicht von der Anschnallpflicht befreit.• Führen Sie bei Reisen grundsätzlich einen Notvorrat der Stomaversorgung im Handgepäck mit sich.• Medikamente gegen Durchfall oder Verstopfung sollten in Ihrer Reiseapotheke nicht fehlen.• Als dauerhafter Stomaträger können Sie einen Schwer- behindertenausweis beantragen. Sie erhalten dadurch einen verbesserten Kündigungsschutz und zusätzliche Urlaubstage.

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Gegen einen geringen finanziellen Aufwand erhalten Sie einen EURO-Toilettenschlüssel für die Behinder-tentoilette. Verschiedene Stomaratgeber vermitteln Ihnen aufschlussreiche Informationen über Alltag, Frei-zeit, Sport, Kur, Ernährung etc.

Bei bleibendem künstlichem Darmausgang ist eine morgendliche Darmspülung (Irrigation) eine gute Vor-aussetzung zur Darmentleerung. Diese Wiederherstel-lung der Kontinenz für 24 – 48 Stunden ermöglicht Ihnen eine höhere Lebensqualität durch eine Minimal-versorgung und bedeutet für Sie mehr Unabhängigkeit im Alltag.

10.5 Ernährungsempfehlungen bei künstlichem Darmausgang

Der künstliche Darmausgang erfordert keine spezielle Diät. Nach der Operation behalten Sie Ihre bisherigen Nahrungsgewohnheiten, unter Ausschaltung individu-eller Unverträglichkeiten bei. Empfehlenswert ist eine leicht verdauliche, vielseitige und vitaminreiche Misch-kost sowie eine Einschränkung der Fettzufuhr. Verzeh-ren Sie frische, wenig behandelte Lebensmittel anstel-le von Gepökeltem und Geräuchertem.

Vermeiden Sie blähende Gemüsesorten sowie Pilze und Hülsenfrüchte. Eine gute entblähende Wirkung haben Preiselbeeren, außerdem wirken sie geruchs-hemmend auf den Stuhlgeruch. Ballaststoffe regen die Darmtätigkeit an, binden Schadstoffe und fördern die Darmflora. Feingemahlene Vollkornprodukte wie Gra-hambrot sind allgemein gut bekömmlich. Zusätzlich können Sie gerbsäure-, pektin- und kaliumreiche Lebensmittel einsetzen, um den Wasser- und Elektro-lytverlust einzuschränken. Gerbsäure hemmt die Darmperistaltik und die Pektine binden Wasser. Der Kochsalzverlust kann mit normal gesalzenen Speisen gut ausgeglichen werden. Mit der Trinkflüssigkeit von 2,5 – 3 l am Tag besteht ebenso die Möglichkeit, auf

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die Stuhlregulierung Einfluss zu nehmen. Allerdings sollten Sie sich auch vom Durstgefühl leiten lassen. Achten Sie auf Ihre tägliche Harnmenge von mindes-tens 1 Liter pro Tag.

Allgemein empfehlenswert ist es, langsam zu essen und gut zu kauen. Eine reizarme Ernährung ist bekömm-licher und belastet bzw. reizt nicht die Magen- und Darmschleimhaut, d. h. verzichten Sie anfangs auf stark gesüßte, gebratene, geröstete und gewürzte Speisen. Weitere Tipps finden Sie auch unter Kapitel 9.2.

Leben mit einem Stoma heißt nicht, den Freuden des Lebens entsagen zu müssen!

10.6 Künstlicher Darmausgang und Psyche

Jeder Mensch reagiert anders auf eine Körperbildver-änderung und hat seine ganz persönliche Art damit umzugehen. Das Stoma gehört zu den verdeckten Kör-perbildveränderungen. Das eigene Wohlbefinden hängt von der Einstellung zum Stoma ab. Mit der Annahme und Akzeptanz des Stomas ist es leichter, den Alltag zu meistern. Durch die regelmäßigen Ver-sorgungswechsel gewinnen Sie an Routine, die Ihnen eine Sicherheit ohne Ängste vermittelt. Ihr Selbstver-trauen und Ihre Zuversicht steigern sich und dadurch verbessert sich Ihre Lebensqualität.

Nehmen Sie sich Zeit, mit der neuen Situation zurecht-zukommen. Reden Sie offen über Ihre Gefühle und Gedanken mit Ihrem Partner, Ihren Angehörigen und Personen Ihres Vertrauens. Hilfestellungen und gute Ratschläge erhalten Sie auch von Selbsthilfegruppen (siehe Anhang).

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Darmkrebs und Lebensqualität – Was kann mir die Psychoonkologie bieten?

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Darmkrebs und Lebensqualität – Was kann mir die Psychoonkologie bieten?

Der Begriff Lebensqualität ist heute in aller Munde – und wird oft missverstanden. Gemeint ist die persönli-che Erfahrung der Krebserkrankung, Empfindungen und Beschwerden im seelischen, körperlichen und sozialen Leben. Die Forschung hat gezeigt, dass es keine allgemeinen Faktoren gibt, die unsere Lebens-qualität verbessern oder verschlechtern. So gibt es sehr große Unterschiede zwischen Personen, die objektiv die gleiche Erkrankung mit der gleichen Pro-gnose haben. Manche Krebspatienten haben sogar eine bessere Lebensqualität als der Bevölkerungs-durchschnitt (z. B. weil sie durch die Krankheitserfah-rung festgestellt haben, was ihnen wirklich wichtig ist und nun bewusster leben als vor der Erkrankung). Es kommt also vor allem darauf an, wie der einzelne Pati-ent die Belastungen verarbeitet, die durch die Erkran-kung oder Behandlung entstehen können.

Belastungssituationen können in verschiedenen Krank-heitsphasen auftreten; sie können sich auf die Krebser-krankung im Allgemeinen, die Diagnose Darmkrebs im Besonderen, die medizinische Behandlung, aber auch die Folgen beziehen. Viele Belastungen sind vorüber-gehend, manche aber können anhalten und bedürfen psychologischer Behandlung.

Während der Behandlung im Krankenhaus sind viele Patienten verunsichert und angespannt, weil sie die Operation selbst oder das Ergebnis fürchten. Diese Sorgen sind normal und verständlich, können aber oft durch gute Gespräche mit dem behandelnden Arzt begrenzt werden. Wichtig ist es, so viel zu fragen, wie Sie wissen und verstehen möchten und auch seine Unruhe und Sorgen nicht zu verschweigen. Es hilft, wenn Sie die Behandlungsplanung verstehen und tei-len und Ihrem Arzt vertrauen.

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Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus (oder der Rehabilitationsklinik) sollte möglichst bald wieder das normale Leben beginnen. Dies ist oft nicht so leicht möglich, denn viele Anforderungen werden erst jetzt gestellt. Diese können sozialrechtliche Fragen betref-fen (Arbeitsplatz, Rente, Behindertenausweis etc.), das Gespräch mit der Familie, Freunden und Bekann-ten, aber auch grundsätzliche Lebensfragen (z. B. Möchte ich nun mein Leben ändern oder will ich wei-terleben wie bisher?)

Die Forschung zeigt, dass eine Hauptsorge von allen Krebskranken die Angst ist, die Erkrankung könne spä-ter wieder zurückkehren oder sich ausweiten („Progre-dienzangst“). Diese Sorge ist normal und angemes-sen. Wenn sie allerdings überhand nimmt, kann es hilfreich sein, sich der Angst zu nähern, sie auch im Detail zu analysieren. Nicht selten finden sich dann Problemlösungen. Genauso hilfreich kann es aber auch sein, darüber zu sprechen oder auch sich abzulenken oder zu verwöhnen.

Bei Darmkrebs konzentriert sich die Forschung auf die Frage, ob die Lebensqualität mit oder ohne künstlichen Darmausgang stärker beeinträchtigt ist. Wie oben schon angedeutet, gibt es keine grundsätzliche Ant-wort. In beiden Fällen können Darm- und Verdauungs-beschwerden, soziale Unsicherheiten und auch sexu-elle Probleme auftreten. Es hat sich erwiesen, dass es hier sehr hilfreich ist, den Partner (der nicht selten stär-ker belastet ist als der Patient selbst) frühzeitig einzu-beziehen und eine offene Kommunikation zu pflegen. In allen Fragen, die den künstlichen Darmausgang betreffen, ist eine gründliche und kompetente Stoma-beratung unverzichtbar.

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Da die Bedeutung der psychischen Krankheitsverarbei-tung zunehmend anerkannt wird, gibt es heute eine Viel-zahl von entsprechenden Unterstützungsmöglichkeiten.

Wir empfehlen ...

... für die Suche nach Informationen und Psychoonkologen:

Krebsinformationsdienst am Deutschen KrebsforschungszentrumTelefon: 0800 4203040www.krebsinformationsdienst.de

... für praktischen Rat und den Austausch mit anderen Darmkrebspatienten:

Deutsche ILCO SelbsthilfeorganisationTelefon: 0228 338894-50www.ilco.de

... für psychoonkologische Unterstützung und Psychotherapie (auch für Angehörige):

Psychoonkologische Ambulanz der Klinik und Poliklinik für psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Klinikum rechts der Isar der TU München

Terminvereinbarung Telefon: 089 4140-4313

... für Sozialberatung und Vermittlung von Selbsthilfegruppen:

Bayerische Krebsgesellschaft Telefon: 089 548840-0www.bayerische-krebsgesellschaft.de

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12.1 Allgemeine Anmerkungen 12.2 Erbliche Darmkrebserkrankungen 12.3 Haben meine Familie und ich ein erhöhtes Darmkrebsrisiko?

Haben meine Familienangehörigen ein erhöhtes Darmkrebsrisiko?

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Haben meine Familienangehörigen ein erhöhtes Darmkrebsrisiko?

12.1 Allgemeine Anmerkungen

Haben Sie als Darmkrebserkrankter oder Darmpoly-penträger Angehörige, so tragen diese ein erhöhtes Risiko, auch an Darmkrebs zu erkranken. Aus diesem Grund sollten Familien dieses erhöhte Risiko frühzeitig realisieren und eine adäquate Darmkrebsvorsorge durchführen.

Prinzipiell unterscheidet man zwischen erblichen Darmkrebserkrankungen sowie familiär gehäuften Erkrankungen. Bei etwa 25 % der Patienten mit Dick-darmkrebs findet man eine familiäre Häufung der Erkrankung. Bei etwa 5 % der Patienten liegt eine der bekannten erblichen Formen von Dickdarmkrebs vor. Diese bekannten erblichen Tumorerkrankungen umfas-sen den erblichen Dickdarmkrebs ohne Auftreten mul-tipler Darmpolypen, welcher als „Hereditary Non- Poly-posis Colorectal Cancer“ = HNPCC oder Lynch-Syndrom bezeichnet wird und die erblichen Polyposis (Auftreten multipler Darmpolypen)-Syndrome. Hierzu gehören die familiäre adenomatöse Polyposis (= FAP) sowie andere seltenere Syndrome.

12.2 Erbliche Darmkrebserkrankungen

Sind mehrere Personen aus einer Familie an einem kolorektalen Karzinom oder anderen Tumoren erkrankt, sollte der Verdacht auf eine erbliche Darmkrebserkran-kung geäußert werden. Auch die Entwicklung von mehrfachen Tumoren bei einem Patienten oder eine Einzelerkrankung bei einem jungen Patienten können auf erblichen Darmkrebs hinweisen. Ziel genetischer Untersuchungen ist es, Risikopersonen zu identifizie-ren und einem engmaschigen Früherkennungspro-gramm zuzuführen, jedoch Risikopersonen, bei denen die Veranlagung zur Tumorerkrankung ausgeschlossen

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wurde, aus dem Früherkennungsprogramm zu entlas-sen, da sie kein höheres Tumorrisiko als die Allgemein-bevölkerung haben.

Für die einzelnen erblichen Darmkrebserkrankungen sind Veränderungen (Mutationen) in verschiedenen Genen bekannt. Bei Verdacht auf eine erbliche Tumorer-krankung in der Familie sollte eine humangenetische Beratung empfohlen werden. Nach Anfertigung einer ausführlichen Anamnese inklusive Stammbaumanaly-se und der Dokumentation der aufgetretenen Tumorer-krankungen in der Familie können heutzutage gezielte molekulargenetische Untersuchungen durchgeführt werden.

12.3 Haben meine Familie und ich ein erhöhtes Darmkrebsrisiko?

Anhand folgender Fragen können Sie selbst herausfin-den, ob in Ihrer Familie ein erhöhtes Darmkrebsrisiko vorliegt. Wichtig ist es, möglichst genau herauszufin-den, wer in der Familie Darmkrebs oder Darmpolypen hat oder hatte und in welchem Alter diese Erkrankun-gen aufgetreten sind.

Frage 1: Ist in Ihrer Familie ein direkter Verwandter (Eltern, Geschwister oder Kinder) vor dem Alter von 50 Jahren an Darmkrebs erkrankt?

Frage 2: Ist in Ihrer Familie bei einem direkten Verwandten (Eltern, Geschwister oder Kinder) ein Darmpolyp (Ade-nom) vor dem Alter von 40 Jahren festgestellt worden?

Frage 3: Sind in Ihrer Familie 3 oder mehr Verwandte an Darm-krebs, Magenkrebs, Gebärmutterkrebs, Eierstockkrebs, Nierenbecken- oder Harnleiterkrebs erkrankt?

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Vorsorgeempfehlungen

Falls Sie alle Fragen mit Nein beantwortet haben, besteht in Ihrer Familie kein erhöhtes Risiko für eine Darmkrebserkrankung. Es reicht, wenn alle Familien-mitglieder im Alter von 50 Jahren mit der Darmkrebs-vorsorge beginnen. Die Krankenkassen zahlen einen jährlichen Stuhlbluttest ab 50 Jahren und eine Darm-spiegelung ab 55 Jahren.

Falls Sie eine oder mehrere der Fragen 1 bis 3 mit Ja beantwortet haben, könnte in Ihrer Familie eine erbli-che Form von Darmkrebs vorliegen. Alle direkten Ver-wandten (Eltern, Geschwister und Kinder) der an Darmkrebs erkrankten Personen haben dann ein stark erhöhtes Risiko für eine Darmkrebserkrankung und sollten sich unbedingt vom Hausarzt, Gastroenterolo-gen oder ggf. Humangenetiker über geeignete Vorsor-gemaßnahmen beraten lassen.

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Weitere Informationen zu Darmkrebs

Selbsthilfegruppen

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Weitere Informationen zu Darmkrebs

Deutsche Krebsgesellschaft e. V. Straße des 17. Juni 106–108 10623 Berlin

Telefon: 030 32293-290Fax: 030 32293-2966www.krebsgesellschaft.de/darmkrebs.html

Deutsche Krebshilfe e. V. Buschstr. 32 53113 Bonn

Telefon: 0228 72990-0 Telefax: 0228 72990-11E-Mail: [email protected] www.krebshilfe.de

FELIX BURDA STIFTUNGRosenkavalierplatz 1081925 München

Telefon: 089 9250-2501Fax: 089 9250-2713E-Mail: [email protected] und www.felix-burda-stiftung.de

National Cancer InstituteU.S. National Institutes of Health

www.cancer.gov

Darmkrebs: www.cancer.gov/cancertopics/types/colon-and-rectal(in englischer Sprache)

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Selbsthilfegruppen

Deutsche ILCOVereinigung für Stomaträger (Menschen mit künstlichem Darm-ausgang oder künstlicher Harnableitung) und für Menschen mit DarmkrebsDeutsche ILCO e. V. Thomas-Mann-Str. 4053111 Bonn

Telefon: 0228 338894-50Fax: 0228 338894-75E-Mail [email protected]

Selbsthilfegruppe für Menschen mit DarmkrebsBayerisches Rotes Kreuz Kreisverband MünchenSeitzstr. 880538 München

Ansprechpartnerin: Elisabeth VogtTelefon: 089 2373-276/-278

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