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333 Naturschutz und Landschaftsplanung 41, (11), 2009 1 Einleitung Landschaftsfragmentierung ist weltweit eine der wichtigsten Ursachen für den Verlust biologischer Vielfalt (CROOKS 2002, IUELL et al. 2003). Das Problem ist nicht neu. Bereits in den siebziger Jahren wurde Landschafts- fragmentierung als gravierendes Umwelt- problem in die Diskussion gebracht. Bis heu- te ist es aber nicht gelungen, die zunehmen- de Landschaftsfragmentierung aufzuhalten. Bei der Landschaftsfragmentierung lassen sich zwei Aspekte unterscheiden: Zerschnei- dung und Verinselung. Den zunehmenden Trend der Zerschneidung durch den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur und die Zunahme von Siedlungsflächen haben das Bundesamt für Naturschutz und in jüngerer Zeit ver- schiedene Bundesländer dokumentiert (z.B. J AEGER et al. 2001, ROEDENBECK et al. 2005). Der NABU hat in seinem Bundeswildwege- plan 125 Konfliktpunkte identifiziert, an de- nen Hauptwanderwege von Wildtieren durch Verkehrswege des Bundes zerschnitten wer- den (HERRMANN et al. 2007). Auf die anhaltende Debatte zur Trennwir- kung von Verkehrstrassen hat das Bundes- verkehrsministerium mit einer umfangrei- chen Broschüre zur Entschneidung von Ver- kehrstrassen reagiert (GEORGII & WOTSCHI- KOWSKY 2008). Im Gesetz zur Sicherung von Beschäftigung und Stabilität in Deutschland vom 13.02.2009 (sog. Konjunkturprogramm II) hat der Deutsche Bundestag sogar erst- mals in der Geschichte der Bundesrepublik Finanzmittel für Maßnahmen zur Entschnei- dung an bestehenden Bundesfernstraßen be- reit gestellt. Mindestens ebenso gravierend wie die Zerschneidung ist der Aspekt der Verinse- lung. Durch die zunehmende Intensivierung von Land- und Forstwirtschaft werden ge- eignete Habitatflächen immer kleiner, bis sie den Raumansprüchen betroffener Arten Der Wildkatzenwegeplan Ein strategisches Instrument des Naturschutz Von Burkhard Vogel, Thomas Mölich und Nina Klar Zusammenfassung Landschaftsfragmentierung ist weltweit eine Hauptursache für den Verlust biologischer Viel- falt. In Deutschland sind vor allem Waldlebens- räume durch die zunehmende Intensivierung der Landnutzung betroffen. Für viele Waldarten werden Wälder zu Lebensrauminseln in einer immer intensiver genutzten Kulturlandschaft. Um diesem Prozess entgegen zu wirken, hat der BUND den Wildkatzenwegeplan als Fach- planung für die deutschlandweite Vernetzung von Waldlebensräumen für die Zielart Wildkat- ze entwickelt. Mit einem Habitatmodell für die Wildkatze wurden alle potenziellen Wildkat- zenlebensräume in Deutschland mit einer Flä- che von mehr als 500 km 2 rechnerisch ermittelt. Anschließend wurden durch die Kombination des Habitatmodells mit einer Cost-Distance- Analyse die günstigsten Verbindungskorridore zwischen allen derzeit besiedelten Wildkatzen- gebieten und den potenziellen Lebensräumen in Deutschland berechnet. Das Ergebnis ist eine Karte vernetzter Wildkatzenlebensräume in Deutschland mit einer Gesamtlänge aller Kor- ridore von ca. 20 000 km. Die Relevanz der vor- geschlagenen Korridore für die Ausbreitung der Wildkatze wird durch die statistische Häufung von Totfunden entlang potenzieller Korridor- achsen bestätigt. Die wissenschaftlich ermittelte Fachplanung ist im Internet unter www.wildkatzenwege- plan.de interaktiv verfügbar. Sie gibt Verant- wortlichen bei Bund, Ländern und Kommunen die Möglichkeit, ihre Planungen in eine abge- stimmte Strategie zu integrieren, welche die Vernetzung von Waldlebensräumen in Deutsch- land zum Ziel hat. Summary The Wild Cat Infrastructure Plan A strategic instrument of nature conservation Landscape fragmentation has been identified as a major cause for the loss of biological diversi- ty. In Germany mainly forest habitats are af- fected by the increasing intensification of the landscape. To counteract this process the BUND (Fed- eral Association for Environmental and Nature Protection) has developed the “Wild Cat Infra- structure Plan”, a sectoral planning which shows the nationwide linking of forest habitats for the wild cat as target species. The establish- ment of a habitat model for the wild cat allowed to identify all potential wild cat habitats in Ger- many which comprise more than 500 km 2 by the way of calculation. The subsequent combina- tion of the habitat model with a “Cost-Distance- Analysis” worked out the most favourable pas- sages between all wild cat habitats which are presently colonised and the potential habitats. The investigation resulted in a map of linked wild cat habitats in Germany, comprising an overall length of corridors of about 20.000 km. The relevance of the corridors proposed for the dispersal of the wild cat has been confirmed by the statistical accumulation of road casualties along potential corridors. The scientifically developed map is acces- sible on the internet (www.wildkatzenwege- plan.de). This map allows the people responsi- ble on federal, state and communal level to in- tegrate their planning into a coordinated strate- gy aiming to link the forest habitats in Ger- many. nicht mehr genügen. Gleichzeitig steigt durch den zunehmenden Nutzungsdruck die Barrierewirkung der die Habitatflächen um- gebenden Landschaftsmatrix. Beispielhaft für diesen Prozess sind Waldlebensräume. Für viele Waldarten werden die Wälder zu Lebensrauminseln in einer immer intensiver genutzten Kulturlandschaft. Negative Aus- wirkungen der Fragmentierung sind bei- spielsweise für Dachs (ROTH et al. 2000), Luchs (SCHADT et al. 2000) sowie für viele Brutvogelarten belegt (FREEMARK & MERRI- AM 1986, OPDAM 1991). Um dem Prozess der Verinselung zu be- gegnen, wurde das Konzept des Biotopver- bunds entwickelt (JEDICKE 1994). Die Funk- tionsfähigkeit von Korridoren wird durch ei- ne Vielzahl von Untersuchungen belegt (BEI- ER 1993, BEIER & NOSS 1998, BUTTERWECK 1998). Intelligent angelegte Korridore helfen demzufolge, voneinander isolierte Waldbio- tope zu vernetzen (BENNETT 1990, BROTONS & HERRANDO 2001, PERAULT & LOMOLINO 2000). Bereits seit den 1980er Jahren wird in Deutschland ein landesweiter Biotopver- bund auf 10 bis 15 % der Landesfläche gefor- dert. Seit 2002 sind die Bundesländer zum Aufbau eines Biotopverbundes auf 10 % ih- rer Landesfläche (§ 3 BNatSchG 2002) ver- pflichtet. Mit der Initiativskizze „Lebens- raumkorridore für Mensch und Natur“ hat das Bundesamt für Naturschutz eine fach- liche Grundlage für den Aufbau eines natio- nalen Biotopverbundes erarbeitet (RECK et al. 2005). Dennoch erfolgt die Umsetzung von Bio- topverbundkonzepten bisher in der Regel nur auf kleinräumiger und mittlerer Maßstabs- ebene. Im Rahmen der Umsetzung des euro- päischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000 haben die Bundesländer ausschließlich iso- lierte Lebensräume als Schutzgebiete gemel- det und auf die Ausweisung von Verbundkor- ridoren verzichtet. Großräumige Biotopver- bundprojekte wie das Projekt „Ökologischer Korridor Südbrandenburg“ der Stiftung Nat- urlandschaften Brandenburg oder „Das Grü- ne Band“ des BUND bilden bisher die Aus- nahme. Waldökosysteme nehmen im Aufbau eines landesweiten Biotopverbunds eine zentrale Rolle ein. Waldarten reagieren auf Land- schaftsfragmentierung wesentlich sensibler als Arten des Offenlands. Deshalb hat der BUND im Rahmen seines Projektes „Ret- tungsnetz Wildkatze“ den Wildkatzenwege- plan als strategisches Instrument zur Wie- dervernetzung von Waldlebensräumen ent- wickelt.

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333Naturschutz und Landschaftsplanung 41, (11), 2009

1 Einleitung

Landschaftsfragmentierung ist weltweit eineder wichtigsten Ursachen für den Verlustbiologischer Vielfalt (CROOKS 2002, IUELL etal. 2003). Das Problem ist nicht neu. Bereitsin den siebziger Jahren wurde Landschafts-fragmentierung als gravierendes Umwelt-problem in die Diskussion gebracht. Bis heu-te ist es aber nicht gelungen, die zunehmen-de Landschaftsfragmentierung aufzuhalten.

Bei der Landschaftsfragmentierung lassensich zwei Aspekte unterscheiden: Zerschnei-dung und Verinselung. Den zunehmendenTrend der Zerschneidung durch den Ausbauder Verkehrsinfrastruktur und die Zunahmevon Siedlungsflächen haben das Bundesamtfür Naturschutz und in jüngerer Zeit ver-schiedene Bundesländer dokumentiert (z.B.JAEGER et al. 2001, ROEDENBECK et al. 2005).Der NABU hat in seinem Bundeswildwege-plan 125 Konfliktpunkte identifiziert, an de-

nen Hauptwanderwege von Wildtieren durchVerkehrswege des Bundes zerschnitten wer-den (HERRMANN et al. 2007).

Auf die anhaltende Debatte zur Trennwir-kung von Verkehrstrassen hat das Bundes-verkehrsministerium mit einer umfangrei-chen Broschüre zur Entschneidung von Ver-kehrstrassen reagiert (GEORGII & WOTSCHI-KOWSKY 2008). Im Gesetz zur Sicherung vonBeschäftigung und Stabilität in Deutschlandvom 13.02.2009 (sog. KonjunkturprogrammII) hat der Deutsche Bundestag sogar erst-mals in der Geschichte der BundesrepublikFinanzmittel für Maßnahmen zur Entschnei-dung an bestehenden Bundesfernstraßen be-reit gestellt.

Mindestens ebenso gravierend wie dieZerschneidung ist der Aspekt der Verinse-lung. Durch die zunehmende Intensivierungvon Land- und Forstwirtschaft werden ge-eignete Habitatflächen immer kleiner, bis sieden Raumansprüchen betroffener Arten

Der WildkatzenwegeplanEin strategisches Instrument des Naturschutz

Von Burkhard Vogel, Thomas Mölich und Nina Klar

Zusammenfassung

Landschaftsfragmentierung ist weltweit eineHauptursache für den Verlust biologischer Viel-falt. In Deutschland sind vor allem Waldlebens-räume durch die zunehmende Intensivierungder Landnutzung betroffen. Für viele Waldartenwerden Wälder zu Lebensrauminseln in einerimmer intensiver genutzten Kulturlandschaft.

Um diesem Prozess entgegen zu wirken, hatder BUND den Wildkatzenwegeplan als Fach-planung für die deutschlandweite Vernetzungvon Waldlebensräumen für die Zielart Wildkat-ze entwickelt. Mit einem Habitatmodell für dieWildkatze wurden alle potenziellen Wildkat-zenlebensräume in Deutschland mit einer Flä-che von mehr als 500 km2 rechnerisch ermittelt.Anschließend wurden durch die Kombinationdes Habitatmodells mit einer Cost-Distance-Analyse die günstigsten Verbindungskorridorezwischen allen derzeit besiedelten Wildkatzen-gebieten und den potenziellen Lebensräumen inDeutschland berechnet. Das Ergebnis ist eineKarte vernetzter Wildkatzenlebensräume inDeutschland mit einer Gesamtlänge aller Kor-ridore von ca. 20 000 km. Die Relevanz der vor-geschlagenen Korridore für die Ausbreitung derWildkatze wird durch die statistische Häufungvon Totfunden entlang potenzieller Korridor-achsen bestätigt.

Die wissenschaftlich ermittelte Fachplanungist im Internet unter www.wildkatzenwege-plan.de interaktiv verfügbar. Sie gibt Verant-wortlichen bei Bund, Ländern und Kommunendie Möglichkeit, ihre Planungen in eine abge-stimmte Strategie zu integrieren, welche dieVernetzung von Waldlebensräumen in Deutsch-land zum Ziel hat.

Summary

The Wild Cat Infrastructure Plan – A strategicinstrument of nature conservation

Landscape fragmentation has been identified asa major cause for the loss of biological diversi-ty. In Germany mainly forest habitats are af-fected by the increasing intensification of thelandscape.

To counteract this process the BUND (Fed-eral Association for Environmental and NatureProtection) has developed the “Wild Cat Infra-structure Plan”, a sectoral planning whichshows the nationwide linking of forest habitatsfor the wild cat as target species. The establish-ment of a habitat model for the wild cat allowedto identify all potential wild cat habitats in Ger-many which comprise more than 500 km2 by theway of calculation. The subsequent combina-tion of the habitat model with a “Cost-Distance-Analysis” worked out the most favourable pas-sages between all wild cat habitats which arepresently colonised and the potential habitats.

The investigation resulted in a map of linkedwild cat habitats in Germany, comprising anoverall length of corridors of about 20.000 km.The relevance of the corridors proposed for thedispersal of the wild cat has been confirmed bythe statistical accumulation of road casualtiesalong potential corridors.

The scientifically developed map is acces-sible on the internet (www.wildkatzenwege-plan.de). This map allows the people responsi-ble on federal, state and communal level to in-tegrate their planning into a coordinated strate-gy aiming to link the forest habitats in Ger-many.

nicht mehr genügen. Gleichzeitig steigtdurch den zunehmenden Nutzungsdruck dieBarrierewirkung der die Habitatflächen um-gebenden Landschaftsmatrix. Beispielhaftfür diesen Prozess sind Waldlebensräume.Für viele Waldarten werden die Wälder zuLebensrauminseln in einer immer intensivergenutzten Kulturlandschaft. Negative Aus-wirkungen der Fragmentierung sind bei-spielsweise für Dachs (ROTH et al. 2000),Luchs (SCHADT et al. 2000) sowie für vieleBrutvogelarten belegt (FREEMARK & MERRI-AM 1986, OPDAM 1991).

Um dem Prozess der Verinselung zu be-gegnen, wurde das Konzept des Biotopver-bunds entwickelt (JEDICKE 1994). Die Funk-tionsfähigkeit von Korridoren wird durch ei-ne Vielzahl von Untersuchungen belegt (BEI-ER 1993, BEIER & NOSS 1998, BUTTERWECK

1998). Intelligent angelegte Korridore helfendemzufolge, voneinander isolierte Waldbio-tope zu vernetzen (BENNETT 1990, BROTONS

& HERRANDO 2001, PERAULT & LOMOLINO

2000). Bereits seit den 1980er Jahren wird in

Deutschland ein landesweiter Biotopver-bund auf 10 bis 15 % der Landesfläche gefor-dert. Seit 2002 sind die Bundesländer zumAufbau eines Biotopverbundes auf 10 % ih-rer Landesfläche (§ 3 BNatSchG 2002) ver-pflichtet. Mit der Initiativskizze „Lebens-raumkorridore für Mensch und Natur“ hatdas Bundesamt für Naturschutz eine fach-liche Grundlage für den Aufbau eines natio-nalen Biotopverbundes erarbeitet (RECK etal. 2005).

Dennoch erfolgt die Umsetzung von Bio-topverbundkonzepten bisher in der Regel nurauf kleinräumiger und mittlerer Maßstabs-ebene. Im Rahmen der Umsetzung des euro-päischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000haben die Bundesländer ausschließlich iso-lierte Lebensräume als Schutzgebiete gemel-det und auf die Ausweisung von Verbundkor-ridoren verzichtet. Großräumige Biotopver-bundprojekte wie das Projekt „ÖkologischerKorridor Südbrandenburg“ der Stiftung Nat-urlandschaften Brandenburg oder „Das Grü-ne Band“ des BUND bilden bisher die Aus-nahme.

Waldökosysteme nehmen im Aufbau eineslandesweiten Biotopverbunds eine zentraleRolle ein. Waldarten reagieren auf Land-schaftsfragmentierung wesentlich sensiblerals Arten des Offenlands. Deshalb hat derBUND im Rahmen seines Projektes „Ret-tungsnetz Wildkatze“ den Wildkatzenwege-plan als strategisches Instrument zur Wie-dervernetzung von Waldlebensräumen ent-wickelt.

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2 Material und Methode

2.1 Untersuchungsgebiet und Kartengrundlage

Die Modellierung der Wildkatzenwege be-zieht sich auf die Bundesrepublik Deutsch-land. Die Daten zur Landnutzung stammenaus dem CORINE-Projekt. Es wurden Vek-tordaten aus dem Jahr 2000 für die Bundes-republik und Rasterdaten mit der Auflösung250 m für die Nachbarländer verwendet.Diese Daten geben Waldflächen, naturnaheVegetation wie Heiden und Moore, landwirt-schaftlich genutzte Flächen sowie artifiziel-le Flächen wie Siedlungen und Industriege-biete wieder. Die kleinsten verzeichnetenFlächen sind 25 ha groß. Der zugrunde ge-legte Maßstab ist 1 : 100 000. Lineare Struk-turen wie Gewässer und Straßen sowie klein-flächige Waldstücke oder Feldgehölze sindnicht enthalten. Bei CORINE-Daten handeltes sich um die derzeit beste bundesweit undkostenfrei verfügbare Datenquelle zu Land-nutzungsdaten. Trotz ihrer Defizite bezüg-lich linearer Strukturen sind sie geeignet, denLebensraum von Wildkatzen abzubilden (s.u.).

2.2 Cost-Distance-Modelle

Für die Modellierung der Wildkatzenwegewurden so genannte Cost-Distance-Analysenverwendet. Dies ist eine übliche Methode,wenn nur wenig Erkenntnisse über das Wan-derverhalten einer Tierart vorliegen (ADRI-AENSEN et al. 2003, KAUTZ et al. 2006,SCHADT et al. 2002). Mit dieser Methodekann die günstigste Verbindung zwischeneinem Start- und einem Zielpunkt ermitteltwerden. Im Vorfeld werden auf Basis einesRaster-Datensatzes der Landschaft Wider-standswerte zugewiesen. Diese Widerstand-werte beschreiben die „Kosten“ (z.B. in Formvon Energie), die bei der Querung einesLandnutzungstyps (einer Rasterzelle) entste-hen. Für eine Wildkatze ist z.B. Wald relativeinfach (also billig) zu durchqueren, Agrar-landschaft ist dagegen teurer. Ausgehend voneinem Startpunkt können so die kumuliertenKosten bis zu jedem beliebigen Endpunkt imUntersuchungsgebiet berechnet werden.

Um die Widerstandswerte in der Land-schaft zu bestimmen, kam ein statistischesHabitatmodell für die Wildkatze zur Anwen-dung (KLAR et al. 2008, KLAR et al. in Vorb.).Grundlage für dieses Modell bildeten radio-telemetrische Untersuchungen zur Raumnut-zung der Wildkatze. Die dadurch ermitteltenHabitateignungswerte wurden direkt alsWiderstandswerte für die Cost-Distance-Analyse verwendet. Der Vorteil einer sol-chen Modellierung liegt darin, dass die Wi-derstandswerte nicht geschätzt werden müs-sen, sondern in direktem Zusammenhang mitder tatsächlichen Präferenz für bestimmteHabitate durch die betrachtete Tierart stehen.

2.3 Hintergrund zu den verwendetenHabitatmodellen

Es wurden zwei verschiedene Habitatmodel-le verwendet. Für die Zuweisung von Wider-

standswerten der Cost-Path-Modellierungwurde ein fein-skaliges Modell aus Teleme-triedaten berechnet. Um potenzielle Wild-katzengebiete für die Platzierung der Ziel-punkte zu identifizieren, wurde ein grob-ska-liges Modell aus Beobachtungsdaten erstellt(KLAR et al. in Vorb.).

2.3.1 Statistisches Modell aus Telemetrie-Daten

Die Wildkatzen-Daten stammen aus einervierjährigen Telemetrie-Studie aus der Eifel(HERRMANN & KLAR 2007). Es wurde ein ge-neralisiertes lineares gemischtes Modell(GLMM) verwendet. Verschiedene Modellewurden untereinander verglichen und dasModell, das die Verteilung der Wildkatzen-punkte im Raum am besten beschreibt, aus-gewählt. Dieses so genannte beste Modell(nach der AIC-Methode) enthält die Varia-

blen „Abstand zum Wald“ und „Abstand zuSiedlungen“, wobei ein geringer Abstandzum Wald positiv, ein geringer Abstand zuSiedlungen negativ gewertet wird. Mit Hilfeeiner logistischen Gleichung kann so eineVorhersage über die Präferenz durch Wild-katzen für jeden beliebigen Punkt in derLandschaft getroffen werden. Das Modellwurde mit unabhängigen Telemetriedatenaus einem Flachlandwald im Rheintal (demBienwald) und aus der Nordeifel überprüft.In beiden sehr verschiedenen Landschaftsty-pen sagte das Modell Wildkatzenaufenthaltezuverlässig voraus (s. auch KLAR et al.2008). Deshalb kann das Modell auch aufGebiete mit historischen Wildkatzenvor-kommen oder auf Gebiete ohne Erkenntnis-se über die dort lebenden Wildkatzen in ganzDeutschland übertragen werden.

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Abb. 1: aktuelle und potenzielle Wildkatzenlebensräume in Deutschland mit Start- und Zielpunktenfür die Korridormodellierung.

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2.3.2 Statistisches Modell aus Beobach-tungsdaten

Um potenziell für Wildkatzen geeigneteRäume in Deutschland festzulegen, wurdeein Modell aus den Beobachtungsdaten inRheinland-Pfalz erstellt (KNAPP et al. 2000).Dabei wurde Rheinland-Pfalz in 1-km2-Ras-ter eingeteilt. Die als von Wildkatzen besie-delt eingestuften Raster wurden als Wildkat-zen-Präsenz angesehen, die übrigen Rasterals Wildkatze-Absenz. Es wurde eine logis-tische Regression erstellt. Dabei wurde derAnteil von Wald und Siedlungsflächen imUmkreis von 1, 3 und 5 km betrachtet. Dasbeste Modell enthielt die beiden Land-schaftsparameter „Anteil Wald in 5-km-Um-kreis“ und „Anteil Siedlungsfläche in 5-km-Umkreis“. Mit Hilfe der Logit-Link-Formelwurden Vorhersagen für ganz Deutschland ineinem 100-m2-Raster getroffen. Werte (p)zwischen 0 und 1 zeigen die Wahrschein-lichkeit an, mit der ein Rasterfeld von Wild-katzen besiedelt wird (vorausgesetzt, Wild-katzen erreichen das Gebiet).

Eine Evaluierung des Modells zeigte einegute Vorhersagekraft (Anteil korrekter Vor-hersagen (Kappa) = 0,65; AUC = 0,91). Eswurde ein so genannter Cut-Off-Wert bei 0,4bestimmt, über dem Lebensraum als fürWildkatzen geeignet eingestuft wurde.

2.4 Festlegung der Start- und Zielpunkte

Es wurden insgesamt 35 Startpunkte und 52Zielpunkte festgelegt. Die günstigsten Wegewurden für jeden Startpunkt zu allen anderenStart- und Zielpunkten berechnet.

Startpunkte wurden so gelegt, dass je-des bekannte Wildkatzenvorkommen inDeutschland (BÜTTNER ET AL. 2005) durcheinen Startpunkt repräsentiert ist. Einzelmel-dungen und sehr kleine oder unsichere Vor-kommen wurden nicht berücksichtigt. Zu-sätzlich wurden Startpunkte an die Grenzezu Nachbarländern mit angrenzenden Wild-katzenvorkommen gelegt. Startpunkte liegenalso in Gebieten, von denen aus Wildkatzenabwandern könnten. Für die Grenze Baden-Württemberg-Frankreich wurde angenom-men, dass einzelne Wildkatzen sowohl ausden Zentral-Vogesen als auch aus demSchweizer Jura bis an den Rhein vordringen.Einzelnachweise der Wildkatze im Schwarz-wald sind bereits erfolgt (NOWAK 2009).

Die Lage der Zielpunkte wurde mit Hilfedes Habitatmodells bestimmt. Die Punkteliegen in den nach dem Habitatmodell für dieWildkatze als geeignet eingestuften Gebie-ten, für die zurzeit noch kein Vorkommenbekannt ist oder in denen nur Einzelmeldun-gen vorliegen. Dabei wurden nur zusammen-hängende Gebiete ausgewählt, die auf einerFläche von mehr als 500 km2 als für Wild-katzen geeignet eingestuft werden. Flächendieser Größe können eine Wildkatzenpopu-lation von mehr als 100 Wildkatzen beher-bergen. Zusätzlich wurden Zielpunkte anGrenzen zu den Nachbarländern gesetzt, woVerbindungen zu angrenzenden für die Wild-katze geeigneten Waldgebieten möglichsind. Nach dieser Methode verbinden dieKorridore alle Wildkatzenvorkommen unter-

einander sowie die vorhandenen Wildkatzen-vorkommen mit potenziellen Wildkatzenge-bieten. Die potenziellen Wildkatzengebieteohne Wildkatzenvorkommen sind nichtzwangsläufig untereinander verbunden.

Von der Regel abweichend wurde ein Ziel-punkt im Norden Mecklenburg-Vorpom-merns eingefügt, da hier zwar kein zusam-menhängender Raum mit einer Größe vonüber 500 km2 vorhanden ist, jedoch aufGrund der geringen Besiedlung und den gro-ßen Feuchtgebieten durchaus Lebensraumfür die Wildkatze vorhanden ist

Informationen zu Wildkatzenvorkommenoder Anschlussstellen in den Nachbarlän-dern und Vorkommen in Deutschland wur-den von folgenden Personen zur Verfügunggestellt:

M. Moes (Luxembourg), M. Herdtfelder(Baden-Württemberg), M. Trinzen (Nieder-lande, Belgien, Nordrhein-Westfalen), D.

Weber (Schweiz), M. Herrmann (Rheinland-Pfalz, Saarland), T. Mölich und S. Klaus(Thüringen) oder folgenden Veröffentlichun-gen entnommen:

HERRMANN 1990; LIBOIS 1992; STUBBE

AND STUBBE 2001; MÖLICH & KLAUS 2003;MÜLLER et al. 2003; POTT-DÖRFER & RAIMER

2004; BÜTTNER ET AL. 2005; DENK et al.2004; SIMON 2006.

2.5 Zuweisung von Widerstandswerten,Sensitivität

Die Parameter für den Widerstand der Land-schaft wurden direkt aus dem fein-skali-gen Habitatmodell abgeleitet. Da die Fest-legung der Widerstandswerte ebenso wie die Wahl der Start- und Zielpunkte einengroßen Einfluss auf das Ergebnis hat, solltenzur Überprüfung der Sensitivität immermehrere sogenannte Kosten- oder Wider-

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Abb. 2: Wildkatzenkorridore für Deutschland (Karte und Web-Mapping siehe www.wildkatze.info).

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standsgrids verwendet werden. Deshalbwurden die p-Werte des Modells im 100m-Grid auf drei Arten in Widerstandswerte um-gerechnet:

(1.) proportional zu der Modellbewertung:(0.6-Modellwert (p))*100 (Werte zwischen 1und 60);(2.) linear dazu: Wurzel aus (1.) (Werte zwi-schen 1 und 7);(3.) eine Mischung zwischen beiden:1+ ln(1.)^2.

Nachträglich wurde allen Siedlungsflächenund Wasserflächen willkürlich der Wert1 000 zugewiesen, da diese absolute Barrie-ren darstellen. Straßen und Schienen wurdennicht berücksichtigt.

3 Ergebnisse

3.1 Aktuelle Verbreitung der Wildkatze

Zur Darstellung der aktuellen Verbreitungder Wildkatze in Deutschland aus dem „Ak-tionsplan zum Schutz der EuropäischenWildkatze (Felis silvestris silvestris SCHRE-BER 1775) in Deutschland“ (BIRLENBACH &KLAR 2009) wird auf Abb. 1 im Beitrag vonBIRLENBACH et al. (2009, im vorliegendenHeft) verwiesen. Die Abgrenzung der aktu-ell von Wildkatzen besiedelten Gebiete er-folgte durch Befragung von Experten (BÜTT-NER et al. 2005, BIRLENBACH & KLAR 2009).Zu den Hauptverbreitungsgebieten der Wild-katze in Deutschland gehören demnach inWestdeutschland Eifel, Westerwald, Huns-rück, Taunus und Pfälzer Wald, im mittlerenDeutschland das Hessische Bergland undweiter östlich der Harz und die bewaldetenRandplatten des Thüringer Beckens. Deut-lich ist die räumliche Trennung zwischenden Wildkatzenvorkommen in Westdeutsch-land und im mittleren Deutschland erkenn-bar.

3.2 Start- und Zielgebiete

In Abb. 1 sind die Start- und Zielgebiete dar-gestellt, von denen aus die günstigsten We-geverbindungen berechnet wurden. Insge-samt wurden 35 Gebiete als Startpunkteidentifiziert und 52 Zielpunkte festgelegt.Die Abbildung macht das große Potenzialgeeigneter Wildkatzenlebensräume in allenBundesländern Deutschlands mit Ausnahmeder Stadtstaaten deutlich.

3.3 Der Wildkatzenwegeplan fürDeutschland

Im deutschlandweiten Wildkatzenwegeplanverbinden die Korridore alle aktuellen Wild-katzenvorkommen untereinander sowie dievorhandenen Populationen mit potenziellenVerbreitungsgebieten (Abb. 2). Die potenzi-ellen Wildkatzengebiete ohne Wildkatzen-vorkommen sind nicht zwangsläufig unter-einander verbunden.

Zusammengenommen haben alle im Wild-katzenwegeplan dargestellten Korridore eineGesamtlänge von 20 000 km. Zum Vergleich:

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Abb. 3: Verlauf vonWildkatzenkorridoren

zwischen den Wald-gebieten Harz und

Hainich (Quelle:www.wildkatze.info).

Weiße Schraffur:Wildkatzenlebens-

räume, schwarze Linien: Korridore

(Hauptachsen).

Abb. 4: Hauptachsen im Wildkatzenwegeplan (generalisiert).

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Das deutsche Straßennetz umfasst 12 400 kmBundesautobahnen und 41 000 km Bundes-straßen.

In Abb. 3 ist ein Ausschnitt des Wildkat-zenwegeplanes für die Region zwischen denWaldgebieten Harz und Hainich dargestellt.Zwischen den beiden Waldgebieten verlau-fen mehrere Hauptachsen, welche sich anden vorhandenen Waldstrukturen orientie-ren. Eine weitere Hauptachse verbindet dieWaldgebiete der Randplatten nördlich desThüringer Beckens.

3.4 Verlauf der Hauptachsen

Im Wildkatzenwegeplan lassen sich zweiNord-Süd-Achsen und drei Südwest-Nord-ost-Achsen unterscheiden (Abb. 4):Ü Eine westliche Nord-Süd-Achse verläuftzwischen den Waldgebieten Eifel – Huns-rück – Pfälzerwald. Südöstlich vom Pfälzer-wald bildet der Bienwald einen Trittsteinzum Schwarzwald. Im Schwarzwald sinderst in jüngster Zeit Einzelnachweise derWildkatze gelungen (NOWAK 2009).Ü Die zweite Nord-Süd-Achse verläuftdurch die Kerngebiete der Vorkommen immittleren Deutschland zwischen Harz undHainich und reicht im Norden bis in die Lü-neburger Heide und im Süden bis in denBayerischen Wald.Ü Quer dazu verläuft eine Hauptachse vonder Eifel über Westerwald, Rothaargebirgeund Solling bis zum Harz. Ü Die zweite Südwest-Nordost-Achse reichtvom Hunsrück über Taunus und Kellerwaldbis zum Hainich. Ü Die dritte Achse schließlich verläuft vomPfälzerwald über Odenwald, Spessart undRhön bis zum Thüringer Wald.

Diese Hauptachsen sollten bei der Vernet-zung von Wildkatzenlebensräumen prioritärumgesetzt werden.

3.5 Vergleich Korridore und Totfunde

In Thüringen und Niedersachsen sind Tot-funde von Wildkatzen in den vergangenJahrzehnten vergleichsweise gut dokumen-tiert worden (MÖLICH & KLAUS 2003, POTT-DÖRFER & RAIMER 2007). Vergleicht man dieVerteilung dieser sicheren Nachweise (diekeinen Einfluss auf die Modellbildung hat-ten) mit einer simulierten Zufallsverteilunginnerhalb des von Wildkatzen besiedeltenGebiets in diesen beiden Bundesländern, sozeigt sich, dass die realen Nachweise statis-tisch signifikant gehäuft entlang der model-lierten Korridore auftreten: In Niedersachsenliegen 35 % der Totfunde in einem beidseitsum 500 m gepufferten Korridormodell, nur14 % der Zufallspunkte liegen innerhalb die-ses Bereichs (Binomialtest, Chi-Quadrat =9.4534; df = 1; p = 0.002).

Die Situation in Thüringen veranschau-licht Abb. 5: Hier liegen 34 % der Totfundeauf den 1 km breiten Achsen des Modells,dagegen nur 17 % der Zufallspunkte (Bino-mialtest, Chi-Quadrat = 6.9447; df = 1; p =0.008).

4 Diskussion

4.1 Genügt das Habitatmodell,um potenzielle Lebensräumehinreichend genau vorher zu sagen?

Das für die Vorhersage potenziell geeigneterWildkatzenlebensräume verwendete Le-bensraummodell ist relativ grob. Hauptpara-meter sind der Anteil der Wald- und Sied-lungsflächen im Umkreis von 5 km. Den-noch erreicht das Modell in der Evaluierungeine gute Vorhersagekraft. Zu berücksichti-gen ist allerdings, dass das Modell in Rhein-land-Pfalz entwickelt wurde und die dortvorherrschenden LebensraumbedingungenEingang in das Modell gefunden haben. Da-her bleiben Parameter wie z.B. größereHöhenlage bzw. Schneelagen im Winter imModell unberücksichtigt. Hohe Schneelagenund lang andauernde Schneebedeckung sindaber Faktoren, welche die Eignung vonWaldlebensräumen für die Wildkatze ein-schränken können, da die Tiere im Winterkein ausreichendes Nahrungsangebot finden.

Es ist daher anzunehmen, dass die Vorher-sagegenauigkeit des Modells für höher ge-legene potenzielle Lebensräume z.B. imAlpenraum bzw. im Bayerischen Wald ab-

nimmt. Allerdings zeigen jüngste Nachwei-se der Wildkatze im Fichtelgebirge durch dasForschungsinstitut Senckenberg (THEISSIN-GER 2008, mdl.) und auch das bekannte Auf-treten der Wildkatze im Hochharz (NOFFKE

2008), dass die Tiere auch höher gelegeneGebiete der Mittelgebirge besiedeln oder zu-mindest saisonal nutzen.

Insgesamt stimmten die vorhergesagten,potenziell geeigneten Wildkatzenlebensräu-me mit Experteneinschätzungen gut überein.Da außerdem nur Waldgebiete ab 500 km2

Größe berücksichtigt werden, ist die Wahr-scheinlichkeit hoch, dass hier ausreichendeLebensraumqualität gegeben ist. Für diegroße Maßstabsebene kann die Vorhersage-kraft des Modells als ausreichend angesehenwerden.

4.2 Wie gut spiegeln die Korridore dieaktuelle Situation der Landschaftwider?

Da für die Berechnung der Korridore CORI-NE-Daten verwendet wurden, fanden in derLandschaft bereits vorhandene kleinräumigelineare Strukturen (Feldgehölze, Heckenetc.) keine Berücksichtigung. Für einigeBundesländer wurden daher die Berechnun-

337Naturschutz und Landschaftsplanung 41, (11), 2009

Abb. 5: Wildkatzentotfunde und Achsen des Wildkatzenwegeplans in Thüringen.Dreiecke: verifizierte Wildkatzentotfunde; breite weiße Linie: Hauptachse des Wildkatzenwegeplans;schmale weiße Linien: Nebenachsen. Datenquelle für Totfunde: Thüringer Landesanstalt für Umwelt, Stand 2007, vgl. MÖLICH & KLAUS (2003); Datenquellefür Hintergrundmatrix: CORINE Landcover. Weiße Flächen: Siedlungsgebiete; dunkelgraue und schwarze Flächen:Wald; hellgraue Flächen: landwirtschaftliche Nutzung.

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gen nochmals mit ATKIS-Daten (AmtlichTopographisch-Kartographisches Informati-onssystem) wiederholt (KLAR 2007, KLAR etal. 2008). Diese haben eine höhere Auf-lösung und enthalten auch lineare Klein-strukturen. Dabei sind allerdings keine we-sentlichen Abweichungen zu den Korrido-ren, welche mit CORINE-Daten ermitteltworden waren, festzustellen gewesen. Da dieVerbindung von größeren Waldgebieten überebenfalls möglichst große Waldgebiete, dieals Trittsteine fungieren, sinnvoll ist, ist derVerlauf der CORINE-basierten Korridoregerade auf langen Strecken sogar teilweisegünstiger als der Verlauf der ATKIS-basier-ten Korridore, die sich zu sehr an linearenHeckenstrukturen orientieren (HÄNEL 2007).Da lineare Strukturen für Wildkatzen bei derVerbindung zwischen zwei Waldgebietenaber durchaus wichtig zur Orientierung seinkönnen, sollten sie bei der konkreten Umset-zung der Korridore berücksichtigt werden,indem der Verlauf der Rettungsnetz-Korrido-re im Detail angepasst wird. Da die ATKIS-Daten außerdem nicht für alle Bundesländerim Rahmen der Berechnung zur Verfügungstanden, wurde auf ihre Verwendung ver-zichtet.

Die Darstellung in Abb. 3 zeigt, dass auchdie unter Verwendung der CORINE-Datenermittelten Korridore sich eng an bereitsvorhandenen Leitstrukturen in der Land-schaft orientieren. In Thüringen und Nie-dersachsen zeigt sich eine statistisch sig-nifikante Häufung von Totfunden entlangder berechneten Korridorachsen. Selbstver-ständlich darf hieraus nicht der Schluss ge-zogen werden, dass die Korridore ein erhöh-tes Gefahrenpotential für Wildkatzen dar-stellen. Vielmehr untermauert dieser Befunddie praktische Tauglichkeit und Relevanzdes Modells bezüglich der ausgewähltenZielart Wildkatze. Zumindest werden vomAlgorithmus „ausgewählte“ Landschaftsbe-standteile, die noch eine Anbindung an be-siedelte Wildkatzenhabitate aufweisen, auchtatsächlich von Wildkatzen frequentiert. Eserscheint logisch, dass die Ausbreitung tat-sächlich weiter voranschreiten würde, wenndie im System bestehenden größeren „Lü-cken“ im Biotopverbund geschlossen wer-den könnten.

Wie die Erfahrungen bei der Umsetzungvon Korridorprojekten im Projekt „Ret-tungsnetz Wildkatze“ zeigen, muss der flä-chenscharfe Verlauf von Verbundstrukturenjeweils in Anpassung an die lokalen Ge-gebenheiten ermittelt werden und wird na-turgemäß vom exakten Verlauf im Modellabweichen.

Potenzielle Barrieren wie Flüsse, Straßenoder Bahnlinien fanden bei der Berechnungder optimalen Korridore keine Berücksichti-gung. Der Wildkatzenwegeplan liefert überdie Durchlässigkeit entsprechender Ver-kehrsachsen keine Aussage. Beim Aufbaudes Lebensraumverbundes ist daher daraufzu achten, dass an entsprechenden Kreu-zungspunkten mit Verkehrsachsen geeigneteQuerungsmöglichkeiten geschaffen bzw. ge-nutzt werden. Straßen oder Bahntrassen mitgeringer Verkehrsdichte sind für die Tiereohne Hilfsmittel überwindbar. Bei höherer

Verkehrsdichte (> 10 000 Kfz/24 h) ist dieAnlage der Korridore mit der Neuanlage vonQuerungshilfen (Grünbrücken) zu kombi-nieren (KLAR et al. 2009). Liegen bereitsgeeignete Querungsmöglichkeiten wie Tal-brücken oder Tunnel in der Nähe der Korri-dorverläufe, sind diese bei der Anlage derKorridore zu berücksichtigen.

4.3 Warum konzentriert sich das Konzept auf eine einzige Art?

Biotopverbundsysteme sind dann am wirk-samsten, wenn sie die Funktion eines Popu-lationsverbundsystems erfüllen bzw. ein„überlebensfähiges Metapopulationssys-tem“ schaffen. Ob das gelingt, lässt sich oh-ne die Berücksichtigung der Ansprüche vonArten, die von der Vernetzung profitierensollen, kaum überprüfen. HENLE et al. (1999)fordern daher für die Planung entsprechen-der Verbundsysteme eine „eindeutige Festle-gung auf Zielarten“. Als „Zielarten“ werdenArten bezeichnet, welche der Formulierungüberprüfbarer Naturschutzziele dienen undderen politische Durchsetzbarkeit befördern(VOGEL et al. 1996). Die Lebensräume dieser„Zielarten“ sind also so miteinander zu ver-netzen, dass ein ungehinderter Austauschmöglich ist und neue Lebensräume besiedeltwerden können.

Die Wildkatze wurde als Zielart ausge-wählt, welche die Ansprüche vieler wald-gebundener Arten in Hinblick auf einenWaldverbund integriert – das Lebensraum-spektrum der Wildkatze deckt das mitteleu-ropäische Naturerbe Wald und die heute fürden Naturschutz wertvollsten Teile der ter-restrischen Kulturlandschaft ab:Ü Die Wildkatze reagiert sehr sensibel aufdie Fragmentierung von Waldlebensräumenund ist daher ein Indikator für den Grad derVernetzung der Wälder.Ü Ihr Flächenanspruch entspricht der Maß-stabsebene, auf der ein bundesweiter Bio-topverbund für Waldlebensräume umzuset-zen ist. Ü Als eine typische Art naturnaher, störungs-armer Waldgebiete mit hohem Strukturreich-tum und reichhaltigem Totholzangebot nutztdie Wildkatze zugleich in hohem Maße auchWiesen und Heiden, soweit diese ausrei-chend Struktur und Deckung bieten und vomWald aus erreichbar sind. Der Schutz dieserArt setzt den Schutz entsprechender Habi-tatstrukturen im Wald und im Übergangsbe-reich zwischen Wald und Offenland voraus. Ü Die Wildkatze ist ein europäisches Fau-nenelement. Deutschland liegt im Zentrumihres Verbreitungsareals und trägt für den Er-halt dieser Art eine besondere Verantwor-tung.Ü Naturnahe Wälder mit ausreichender Ver-netzung sind nicht nur für die Wildkatze Vo-raussetzung zum Überleben. Sie garantieren,dass auch eine Vielzahl anderer Arten hier-von profitiert.Ü Da die Wildkatze ein ausgesprochenerSympathieträger ist, lassen sich mit ihrerHilfe Maßnahmen des Naturschutzes in derBevölkerung und bei verschiedenen Interes-sensgruppen (Jäger, Landwirte, Forstwirteetc.) gut vermitteln.

4.4 Was unterscheidet den Wildkatzenwegeplan von anderenVernetzungskonzepten?

Der Wildkatzenwegeplan ist das Ergebnisvon Computeranalysen, bei denen Habitat-modelle für die Wildkatze mit Cost-Path-Analysen kombiniert wurden. Andere Fach-konzepte zur Vernetzung beruhen entwederauf Expertenschätzungen, wobei teilweisedie Ansprüche mehrere Arten kombiniertwerden. Oder sie sind das Ergebnis artunspe-zifischer Modellierungen, ohne die Ausbrei-tungsräume und das Wanderungsverhaltenvon Arten zu berücksichtigen.

Im Wildkatzenwegeplan sind sowohl dieAbgrenzung der Lebensräume als auch ihreVernetzung durch Korridore durch statisti-sche Habitatmodelle ermittelt worden, dieauf Telemetrie- und Beobachtungsdaten vonWildkatzen beruhen. Dieser methodischneuartige AnsatzÜ gewährleistet eine hohe Relevanz der vor-geschlagenen Vernetzungsmaßnahmen fürdie Sicherung des Metapopulationssystemsder betrachteten Zielart;Ü ist im Gegensatz zu reinen Expertenmo-dellen reproduzierbar und damit einer wis-senschaftlichen Überprüfung zugänglich;Ü erhöht die politische Durchsetzungsfähig-keit, weil er eine überprüfbare Verbindungzwischen den vorgeschlagenen Vernetzungs-maßnahmen und der Überlebensfähigkeitder betroffenen Zielart schafft.

4.5 Ist der Wildkatzenwegeplan Utopie oder realisierbar?

Ein Netzwerk von 20 000 km Waldkorridorerscheint zunächst als eine utopische Grö-ßenordnung. Bezogen auf die Fläche derBundesrepublik Deutschland bzw. die hiesi-ge Waldfläche relativiert sich die Zahl aberrasch: Geht man von einer durchschnittli-chen Korridorbreite von 50 m aus, ergibt sichein Gesamtflächenbedarf von 1 000 km2.Zum Vergleich: Die Bundesrepublik hat eineFläche von 358 000 km2 und die Gesamt-waldfläche umfasst 110 400 km2. Der Wild-katzenwegeplan nimmt also gerade einmal0,3 % der Fläche der Bundesrepublik in An-spruch und entspricht 0,9 % der WaldflächeDeutschlands. Zum Vergleich: in Deutsch-land dauert es nicht einmal drei Jahre, um ei-ne eben so große Fläche vollständig zu ver-siegeln.

Selbstverständlich kann der Wildkatzen-wegeplan nicht in einem Zuge umgesetztwerden. Im ersten Schritt muss die Prioritätauf den Hauptverbindungsachsen liegen.Hiervon ausgehend kann das Netzwerk suk-zessive verdichtet werden. Dabei ist zu be-rücksichtigen, dass das Korridornetzwerknicht komplett neu geschaffen werden muss.Bei der Cost-Distance-Analyse orientierensich die berechneten Verbindungsachsen anbereits vorhandenen Strukturelementen inder Landschaft. Daher kann in vielen Fällendurch das Schließen von Lücken ein durch-gehender Verbund zwischen vorhandenenLebensräumen geschaffen werden. Einwichtiges Instrument zur Umsetzung desWegeplans können die Flächenpools sein.

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Wenn diese an strategischen Stellen konzent-riert werden, kann der Lückenschluss imNetzwerk beschleunigt werden.

Die Finanzierbarkeit des hier vorgeschla-genen bundesweiten Wegenetzes ist gege-ben, da die notwendigen Finanzmittel imVergleich zu Investitionen in die graue Infra-struktur vergleichsweise gering sind. Für denAufbau eines 1 km langen und ca. 50 m brei-ten Korridors ist inklusive Flächenankaufund kompletter Bepflanzung eine Investiti-onssumme von ca. 300 000 Euro zu veran-schlagen. Die Durchschnittskosten für 1 kmAutobahn sind mit 12 Mio. Euro rund vier-zigmal so hoch. Geht man davon aus, dassein hoher Anteil des Wegenetzes durch dieBündelung von Ausgleichs- und Ersatzmaß-nahmen realisiert werden kann, hält sich dieBelastung der ohnehin bescheiden ausgestat-teten Naturschutzhaushalte des Bundes undder Länder in Grenzen

Beispielhaft für die Umsetzung von Wald-korridoren ist der Wildkatzenkorridor zwi-schen dem Nationalpark Hainich und demNaturpark Thüringer Wald, der im Rahmendes BUND-Projekts „Ein Rettungsnetz fürdie Wildkatze“ entstanden ist. Durch die en-ge Zusammenarbeit mit der zuständigenFlurneuordnungsbehörde, den Naturschutz-behörden und der Straßenbauverwaltungkonnten Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmenim Rahmen der Verlegung der Autobahn A4so gebündelt werden, dass ein 1,2 km langerund 50 m breiter Waldkorridor entstandenist, der die beiden Großschutzgebiete mitein-ander vernetzt (MÖLICH & VOGEL 2007).

Die Verwirklichung des bundesweitenWildkatzenwegeplanes innerhalb eines Zeit-raumes von zehn Jahren ist daher eine realis-tische Perspektive.

4.6 Der Wildkatzenwegeplan als strategisches Instrument des Naturschutzes

Der Wildkatzenwegeplan konzentriert sichauf die Wildkatze. Dennoch ist er kein (rei-nes) Artenschutzkonzept. Im Vordergrundsteht nicht der Schutz der Wildkatze um ihrerselbst willen. Der Wildkatzenwegeplan istein strategisches Instrument zur Wiederver-netzung von Waldlebensräumen in Deutsch-land. Die Wildkatze wurde dazu als Zielartstellvertretend für die Artengemeinschaftender Waldökosysteme in Deutschland ausge-wählt. Um das Überleben dieser Art deutsch-landweit zu sichern, wird ein strategischesZiel definiert: die Vernetzung von für dieWildkatze geeigneten Waldlebensräumenüber 500 km2 Größe. Der Umfang der Ver-netzung von Waldlebensräumen, der zurErreichung dieses Zieles notwendig ist, wur-de mit wissenschaftlichen Methoden ermit-telt. Lage und Umfang der Korridore sind da-her jederzeit überprüfbar und nachvollzieh-bar. Mit der Zielart Wildkatze als Indikatorwird eine Erfolgskontrolle der hier vorge-schlagenen Maßnahmen möglich. Bestand-sentwicklung und Wiederausbreitung derWildkatze sind unmittelbar ein Maß für dieWiederherstellung der funktionalen Wech-selbeziehungen zwischen den vernetztenWaldlebensräumen.

Im Ergebnis profitiert nicht nur die Wild-katze, sondern alle Arten gewinnen, die aufeinen funktionieren Waldverbund angewie-sen sind.

Unter www.wildkatze.info steht der Wild-katzenwegeplan als interaktive Karte im In-ternet zur Verfügung. Die auf Google Earthbasierende Darstellung erlaubt nicht nur dieDarstellung des Wildkatzenwegeplans fürganz Deutschland. Es ist auch möglich, sichin einzelne Regionen zu „zoomen“ und dendetaillierten Verlauf der vorgeschlagenenKorridore nachzuvollziehen. Damit ist jeder-zeit für alle Orte in Deutschland ein Abgleichder Landesplanung mit dem Wildkatzenwe-geplan auf allen Planungsebenen möglich.Im Vorfeld von Großprojekten, die eine star-ke Landschaftszerschneidung zur Folge ha-ben, können Ausschlussräume identifiziertund Hinweise auf die landschaftsverträg-lichste Variante abgeleitet werden.

Bei der Festsetzung geeigneter Aus-gleichs- und Ersatzmaßnahmen, bei derSchutzgebietsplanung, bei Vorhaben derLandentwicklung oder bei der Umsetzungvon Naturschutzprojekten kann jederzeit ge-prüft werden, ob eine Bündelung zugunsteneines landesweiten Biotopverbunds entlangder Wildkatzenkorridore sinnvoll ist.

Schließlich werden mit der Wildkatze alsSympathieträger die Voraussetzungen für diepolitische Durchsetzungsfähigkeit der vor-geschlagenen Maßnahmen geschaffen. Maß-nahmen zum Schutz der Wildkatze erreichenhohe Akzeptanz in der Bevölkerung und beipolitischen Entscheidungsträgern. Das wirdnicht zuletzt auch im Beschluss der Bund-Länder-Arbeitsgemeinschaft Forsten („Forst-chef-Konferenz“, Protokoll vom Mai 2008)deutlich. In diesem Beschluss wird die Um-setzung des Rettungsnetz Wildkatze desBUND ausdrücklich begrüßt und unterstützt.In den Bundesländern Hessen, Baden-Würt-temberg und Niedersachsen sind die jeweilszuständigen Minister Schirmherren des Ret-tungsnetzes Wildkatze.

Dank

Die Autoren danken den Handelnden bei Be-hörden, Unternehmen und Institutionen so-wie den haupt- und ehrenamtlichen Mit-arbeitern im „Rettungsnetz Wildkatze“ fürihr Engagement. Ein besonderer Dank giltder Deutschen Bundesstiftung Umwelt(DBU) und der Zoologischen GesellschaftFrankfurt (ZGF) für die Förderung des Pro-jekts „Ein Rettungsnetz für die Wildkatze“.

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Anschriften der Verfasser(in): Dr. Burkhard Vogel,BUND Thüringen, Trommsdorffstraße 5, D-99084Erfurt, E-Mail [email protected]; Dipl.-Biol. Thomas Mölich, Wildkatzenbüro BUND Thürin-gen, Haupstraße 98, D-99947 Behringen, [email protected]; Dipl.-Biol. Nina Klar, ÖKO-LOG Freilandforschung, Ophagen 15, D-20257Hamburg, E-Mail [email protected].

PUBLIKATIONENNatura 2000Akzeptanz und Verständnis soll die Broschüre „Na-tur erleben, Naturschutz verstehen – Natura 2000 –das europäische Naturschutznetz in MV mit Wander-touren“ des Ministeriums für Landwirtschaft, Um-welt und Verbraucherschutz Mecklenburg-Vorpom-mern fördern (84 Seiten, Schwerin 2008, kostenlos).

Bezug: Bibliothek des Landesamtes für Umwelt,Naturschutz und Geologie, Goldberger Straße 12,18273 Güstrow, Internet www.lu.mv-regierung.de.

VermeidungsgebotBand 130 der Schriftenreihe „Landschaftsentwick-lung und Umweltforschung“ an der TU Berlin behan-delt „Die planerische Umsetzung des naturschutz-rechtlichen Vermeidungsgebotes. Eine Untersuchungan Verkehrswegeplanungen in Berlin und Branden-burg“ (von Christian Wilke, 208 Seiten, Berlin 2008,11,90 €).

Bezug: Universitätsverlag der TU Berlin, Univer-sitätsbibliothek, Fasanenstraße 88, 10623 Berlin,Telefon (030) 3 14-7 61 31, Fax -7 61 33, E-Mail [email protected], Internet www.ub.tu-berlin.de.

GastvogelmanagementDie jüngsten Hefte des Informationsdienstes Natur-schutz Niedersachsen beinhalten Karten der Natura-2000-Gebiete jeweils für die Bereiche der einzelnenNaturschutzbehörden (Heft 5/2008, herausgegebenvom NLWK, 80 Seiten mit 38 A3-Karten, 2,50 € zzgl.Versand) bzw. einen Beitrag zum Gastvogelmanage-ment in der Niedersächsischen Elbtalaue – Ergebnis-se des Vertragsnaturschutzes 1999 bis 2005 (Heft1/2009, von Axel Degen, Brigitte Königstedt und JanWübbenhorst, 52 Seiten, 4,– € zzgl. Versand).

Bezug: Niedersächsischer Landesbetrieb für Was-serwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN),Naturschutzinformation, Postfach 910713, 30427Hannover, Telefon (05 11) 30 34-33 05, Fax -35 01,

E-Mail [email protected].

Spechte im Harz„Aktuelle Beiträge zur Spechtforschung“ ist der Ti-tel des dritten Bandes der Schriftenreihe aus dem Na-tionalpark Harz, der Beiträge einer Veranstaltung desNationalparks Harz mit der Projektgruppe Spechteder Deutschen Ornithologen-Gesellschaft enthält (92Seiten, Wernigerode 2009, 7,– € zzgl. Versand).

Bezug: Nationalparkverwaltung Harz, Lindenal-lee 35, 38855 Wernigerode, E-Mail [email protected], Internet www.nationalpark-harz.de/de/1_home/aktuelles/2009/08/spechtforschung.php.

LA-HandbuchDas Landschaftsarchitekten-Handbuch 2009-2010enthält u.a. das bdla-Mitgliederverzeichnis mit aktua-lisierten Informationen zum Berufsverband – es istdie 30. Publikation dieser Art (266 Seiten, Patzer-Verlag, Berlin/Hannover, 17,– €).

Bezug: online unter www.bdla.de/seite48.htm.

Filme zum FlächensparenDas NABU-Projekt „Living 2010“ bietet eine Samm-lung von Kurzfilmen zum Flächen sparenden Pla-nen, Bauen und Wohnen an. – vom 5-Minuten-Comicbis zu geballten Fakten über 45 Minuten.

Informationen im Internet unter http://www.na-bu.de/themen/siedlungsentwicklung/praxis/lokalpo-litik/11436.html.

NaherholungFacetten von Naherholung und deren Bedeutung füraktuelle gesellschaftliche Trends stellt der Band „Na-herholung in Stadt und Land“ dar (von Angelika Wolfund Elisabeth Appel-Kummer, 360 Seiten, 2009,27,90 €, ISBN 9783839108017).

Bezug: über den Buchhandel oder im Internet un-ter www.bod.de/bod-shop.html.

Arbeitspferde für die NaturDas BfN-Skript 256 „Arbeitspferde im Naturschutz“zeigt verschiedene Möglichkeiten und Anwendungs-beispiele auf, wie Arbeitspferde im Naturschutz undin der Landschaftspflege in Kombination mit innova-tiver Technik eingesetzt werden können (Bonn-BadGodesberg 2009, kostenlos).

Bezug: Bundesamt für Naturschutz, Konstantin-straße 110, 53179 Bonn, Telefon (02 28) 84 91-18 27,Fax -18 19, E-Mail [email protected], In-ternet www.bfn.de/0502_landundforstwirtschaft.html.

PferderückerDie Interessengemeinschaft Zugpferde e.V. (IGZ) hateine „Adressenliste Pferderücker in Deutschland“veröffentlicht, in der bundesweit 67 Betriebe gelistetsind, die Pferdearbeit im Wald anbieten (Urbach2009, kostenlos).

Bezug: IGZ, Bundesgeschäftsstelle, Uferstraße29, 73660 Urbach, Telefon (0 71 81) 8 87 89 53, Fax8 87 89 54, E-Mail [email protected], Internetwww.ig-zugpferde.de.

Klimawandel und WaldschutzLWF aktuell Nr. 72 unter dem Titel „Maikäfer, Rau-pe und Co. – keine Pause für den Waldschutz“ derBayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirt-schaft (LWF) stellt im Schwerpunktthema die aktu-ellen Herausforderungen, Forschungsaktivitäten undMaßnahmen im biotischen Waldschutz dar (Freising2009, 5,– €).

Bezug: Bestellservice der LWF, Frau Naderer, AmHochanger 11, 85354 Freising, Telefon (0 81 61) 71-49 08, E-Mail [email protected].

340 Naturschutz und Landschaftsplanung 41, (11), 2009