Die Wiedererrichtung Des Quatmannshofes Im Museumsdorf Zu Cloppenburg Ein Beit

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Landesbibliothek Oldenburg Digitalisierung von Drucken Oldenburger Jahrbuch des Vereins für Landesgeschichte und Altertumskunde Oldenburger Verein für Landesgeschichte und Altertumskunde Oldenburg, 1934 Die Wiedererrichtung des "Quatmannshofes" im Museumsdorf zu Cloppenburg. (Ein Beitrag zur Geschichte des niedersächsischen Bauernhauses. Von Heinrich Ottenjann. urn:nbn:de:gbv:45:1-3217 Visual ^Library

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    Oldenburger Jahrbuch des Vereins fr Landesgeschichte und Altertumskunde

    Oldenburger Verein fr Landesgeschichte und Altertumskunde

    Oldenburg, 1934

    Die Wiedererrichtung des "Quatmannshofes" im Museumsdorf zu Cloppenburg. (Ein Beitrag zur Geschichte des niederschsischen

    Bauernhauses. Von Heinrich Ottenjann.

    urn:nbn:de:gbv:45:1-3217

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  • Die Wiedererrichtung des Quatmanns-hofes" im Museumsdorf zu Cloppenburg.

    (Ein Beitrag zur Geschichte des niederschsischen Bauernhauses.)

    Von H e i n r i c h O t t e n j a n n .

    Das erste Gebude, das 1935 im Museumsdorf in Cloppenburg neu errichtet wurde, war der Q a t m a n n s h o f", d. i, das Bauern-haus, das 130 Jahre vorher, also im Jahre 1805, Georg Quadmann und seine Ehefrau Elisabeth Quadmann, geb. Benediek, in Elsten hatte errichten lassen.

    Es ist gewi kein Zufall, da gerade an dieses Bauernhaus allerlei Erzhlungen bzw. Gerchte knpfen, die heute noch im Volke um-laufen. Innerhalb des Mnsterlandes war es offenbar das schnste und reichste Bauernhaus berhaupt. Aber auch innerhalb des ge-samten niederdeutschen Raumes drfte es nur wenige Bauernhuser geben, die sich mit dem Quatmannshof" vergleichen lieen oder ihn falls das berhaupt in Frage kommt gar bertrfen. In die Augen springt sein geradezu mrchenhafter Reichtum an Eichenholz (200 cbm!). Die Stnder sind annhernd 60 cm breit, die Balken bis zu 40 mal 45 cm stark, sogar die Sparren z. T. 35 cm breit, die Fupfetten (Sparrsohlen, Spannplaoten), bis zu 16 m lang! Der First des Daches hat eine Lnge von 45 m. Im Vordergiebel sind Pfosten und Riegel so dicht aneinandergerckt, da in den einzelnen Gefachen nur je 2 Ziegelsteine kleinsten Formates nebeneinander Platz fanden. Ein ganzer Wald ist in diesem Bauernhaus ver-schwunden. Fr den besonderen Reichtum des ,,Quatmannshofes" spricht aber auch die Tatsache, da der Giebel am oberen Ende des Hauses ebenso prachtvoll, ja fast noch prchtiger gestaltet wurde als der Vordergiebel, die Schauseite des Hauses, da das Haus zu ebener Erde nicht weniger als 9 Auentren zhlt und die Grundhlzer nicht, wie sonst fast allgemein blich, auf Findlingen ruhen, sondern auf Hausteinen, die z. T, ber 2 m lang sind. Es hat den Anschein, als habe der Erbauer dieses Hauses mit den reichsten Bauern des Art-landes um die Wette bauen, sie alle noch bertreffen wollen. Es geht in der Tat auch ein Gercht, das hierauf schlieen lt. Es heit sogar, der Bauer habe ursprnglich nur vollkantiges, splintfreies Holz

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    fr sein Haus verwenden, jede Baumkante vermeiden wollen. Das aber durchzufhren sei ihm schlielich doch nicht mglich gewesen. Der beste Beweis fr das eine sowohl wie fr das andere sind die ge-waltigen Stnder zu beiden Seiten der Diele, die jedoch nur am unteren Ende des Hauses gnzlich vollkantig erscheinen.

    Wer heute den Quatmannshof", der in seiner ganzen alten Pracht und Schnheit im Museumsdorf neu erstand, auch nur oberflchlich betrachtet, kann es deshalb auch gar nicht verstehen, da die Bauern-hausforscher ausgerechnet an diesem Hause immer wieder vorbei-gingen, es unbeachtet lieen. Nicht viel anders erging es freilich dem Bauernhaus des Mnsterlandes berhaupt, obwohl gerade letzteres bei seinem Reichtum an gut erhaltenen und hchst verschiedenartigen, bald urtmlich anmutenden, bald gesteigerten und hochentwickelten Bauernhusern, an seltsamsten, an die Vorzeit gemahnenden Holz-konstruktionen den Bauernhausforschern sehr viel zu sagen gehabt htte, ehedem noch mehr als heute.

    Der Quatmannshof" aber bedeutet fr die Geschichte des nieder-schsischen Bauernhauses heute noch mehr als ehedem. Durch den Abbruch und Wiederaufbau wurde nmlich die Urform dieses einzig-artigen Bauwerks wieder klar. Ohne weiteres drfte es nmlich in den meisten Fllen schwer sein, festzustellen, wie ein hundert oder gar mehrere Hundert Jahre alter Fachwerkbau ehedem ausgesehen. Diese berzeugung hat sich mir im Verlauf und infolge der Arbeiten am Museumsdorf mehr und mehr aufgedrngt. Gegenber den b-lichen Bauernhausmodellen ist deshalb in den meisten Fllen weit-gehendste Vorsicht am Platze. Man prfe daraufhin einmal mehrere Modelle eines und desselben Bauernhauses, die aber nicht von der-selben Hand hergestellt wurden!

    Der Quatmannshof" aber wurde fr die Geschichte des Bauern-hauses noch bedeutsamer dadurch, da sich darin beim Abbruch ein handgeschriebenes Buch fand, in dem kein anderer als der Erbauer Georg Quadmann selbst die Geschichte" dieses seines Hauses nieder-gelegt hatte.

    Dazu kommt, da mit der Sammlung des Apothekers Bernard Knig fast gleichzeitig handgeschriebene Aufzeichnungen des ersten Cloppenburger Arztes und Apothekers Josef Knig in den Besitz des Museums gelangten, die fr die Beurteilung des Quatmannshofes" ebenfalls von Bedeutung sind.

    Endlich fanden sich im Artland, wohin der Quatmannshof", der dem Artlnder Gehft nahe verwandt ist, die Forschungen auszu-dehnen gebieterisch verlangte, aber auch im Mnsterland eine Anzahl

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    farbiger Scherenschnitte aus der franzsischen Zeit, die uns, und zwar bis in alle Einzelheiten, zeigen, wie vor allem die sog, beste Stube in den hoch- und hchstgesteigerten Bauernhusern jener Zeit aus-gestattet war, die deshalb von groer Bedeutung sind und auch fr den Wiederaufbau des Quatmannshofes" wertvollste Dienste leisteten.

    Georg Quadmann, der im Trsturz des 1805 erbauten Hauses bezeichnenderweise Georgius Quadmann" genannt wird, erscheint in der Familienchronik als Jrgen Borchert Quatmann". Er wurde geboren am 25. 7. 1785 und starb am 30. 6. 1845. Seine Frau Katha-rina Elisabeth geb. Benediek" stammte aus Westerlutten. Auch ihr Name ward in dem erwhnten Trsturz latinisiert: Elisabeta Quad-mann gebohren Benediek". Im Trsturz lesen wir aber auch den Namen des Meisters, der den Quatmannshof" zimmerte: W. Kat-mann". Einem Gercht zufolge sollten freilich zwei Meister an dem Hause gebaut haben, und auf den ersten Blick sah es in der Tat so aus, als wrde dieses Gercht durch das erwhnte, beim Abbruch des Quatmannshofes" gefundene Buch besttigt.

    Vorweg sei bemerkt, da Georg Quadmann in dieses Buch Tag fr Tag eingetragen hat, wer an seinem Hause bzw. auf seinem Hofe arbeitete, und zwar offenbar in der Absicht, die laufenden Rechnungen der Handwerker und Arbeiter so kontrollieren zu knnen. Von einer eigentlichen Geschichte des Quatmannshofes" kann deshalb nicht die Rede sein, wenn auch diesen fr die Beurteilung dieses Hauses hchst wertvollen Notizen gelegentlich etwas ausfhrlichere Bemerkungen zugefgt wurden.

    Der erste Arbeitstag nun, der ausdrcklich genannt wird, ist der 10. Mrz des Jahres 1803, und zwar arbeiteten an dem Quatmanns-hof" seit diesem Tage Wilm Katman Meister" und seine zwey Shne Hinderich und Johan Katman". Ende Mai des Jahres 1804 aber trat eine Stockung in der Arbeit ein, und zwar bemerkt der Bauherr dazu: Den 30ten Haben wir Streit gehabt und sind aufgehrt mit unsen Simmern" (d. i. unserm Zimmern) \ erst 1804", heit es dann weiter, sind wir wieder angefangen diesen 14ten Datum". Das war am 14. September 1804. 3% Monate also hatte die Arbeit wegen des er-whnten Streites geruht. Es ist wohl mglich und leicht anzunehmen, da der Bauherr in dieser Zeit sich an einen anderen Meister gewandt und versucht hat, durch diesen den Bau vollenden zu lassen. Zu irgendeinem Erfolg jedoch hat dieser Versuch, wenn er berhaupt unternommen wurde, offenbar nicht gefhrt. In dem erwhnten Buche ist jedenfalls davon nicht die Rede. Vielmehr hat nach Ausweis dieses Buches der Meister Wilm Katmann" mit seinen beiden Shnen am

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    14. und 15. September des Jahres 1804 wieder am Quatmannshof" gearbeitet. Dann trat freilich abermals eine Arbeitspause ein und erst seit dem 31. Januar 1805 wurde wieder ununterbrochen von W. Kat-man und seinen Leuten an dem Hause gearbeitet und zwar jetzt bis Ende November desselben Jahres. Dann waren offenbar die eigent-lichen Zimmerarbeiten erledigt. Mit der ersten groen, wegen des Streites entstandenen Arbeitspause aber, oder aber mit den Bem-hungen des Bauherrn, die dann vielleicht einsetzten und dahin zielten, einen anderen Meister zu gewinnen, drfte das Gercht, es htten zwei Meister an dem Quatmannshof" gearbeitet, zusammenhngen. Genannt wird in dem Buche jedenfalls nur der Meister Wilm Kat-mann", und nur sein Name erscheint deshalb auch im Trsturz des Hauses.

    Ein anderes Gercht aber wird durch eine Mitteilung in dem Buche Georg Quadmanns offenbar wenigstens teilweise besttigt, d. i. das Gercht, da das Holz fr den 1805 in Elsten erbauten Quat-mannshof" aus Cappeln geholt sei. In dem erwhnten Buche heit es nmlich, da der Meister W. Katmann und seine beiden Shne in Diekhause angefangen seien, Balken zu fahren". Diekhaus aber liegt zwar in der Gemeinde Emstek, aber noch nher bei Cappeln. Dazu kommt, da Quadmann, wie es heit, hier auch Besitzungen hatte. Man wird daher annehmen drfen, da wenigstens ein Teil des fr den Quatmannshof" verwendeten Eichenholzes in Cappeln" ge-schlagen wurde, wo brigens heute noch Eichen von ungewhnlicher Gte und Strke angetroffen werden.

    In den Trsturz des Quatmannshofes" finden wir aber auch ein Datum eingemeielt: Den 5 Juny Jahr 1805". Da wir wissen, da am 10. Mrz 1803 mit der Arbeit an diesem Bauernhause begonnen wurde, fragen wir uns unwillkrlich, was das Datum im Trsturz bedeutet. Da uns hierber Georg Quadmann in seinem handge-schriebenen Buche Auskunft gibt, ist fr uns um so wertvoller, als daraus hervorgeht, welches Datum wohl berhaupt ber dem Ein-fahrtstor eines Bauernhauses verzeichnet ward. In dem Buche heit es nmlich: 1805 den 5ten Juni Haben Wir mit Wihlm Stve Acku-diert (akkordiert) unse Haus auf zu winnen fr . . . Rthlr." Die Zahl fehlt hier leider. Aus der Notiz aber geht hervor, da am 5. Juni des Jahres 1805 offenbar mit dem Aufwinden, d. i. Richten des Hauses begonnen wurde.

    In demselben Buche steht brigens auch zu lesen, wer auer den genannten Zimmerleuten noch an dem Quatmannshofe" arbeitete: Im Jahre 1805 waren es noch die Tagelhner Borget Rohe", Rohen

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    Sohn" und Heinrich Rohe", ferner Herman Heinrich Grote" und Johan Hinderich Harman". Im Jahre 1803 hatten auerdem noch mitgearbeitet: irik Stkamp", Johan Dirik Stkamp" und Rolf Gerth Stkamp",

    Mit der Arbeit der Zimmerleute aber war es keineswegs getan. Die Zimmerleute wurden vielmehr abgelst durch die Maurer und Schreiner: 1806 den lten May" schreibt G. Quadmann, Hat Herbet . . . den Ersten Anfang gemacht zu Mauren unten bey die Legen", d. i. bei den Grundhlzern. Gleich darunter steht: 1806 den lten May hat Herman . . , den Ersten Anfang gemacht bey die Legen zu Mauren." Die Familiennamen dieser beiden Maurer erfahren wir leider nicht. Dann kam die Innenarbeit: 1806", heit es an anderer Stelle, den 2ten Junius Hat Joseph Wesiann den Anfang Gemacht bey die Auf-salen (Upsaolen) und Miskede (Zwischenwnde) bey die Kustelle", und weiter: 1806 den 6ten May hat Kasper Sndermann den Anfang Gemacht zu Schreinern bey die Fubodens." 1807", heit es schlie-lich, Hat Kasper Sndermann Erst wieder Angefangen zu schreinern." Doch ist nicht ohne weiteres klar, ob dieser nun noch an dem Haupt-gebude, dem eigentlichen Bauernhaus, gearbeitet hat, oder aber an einem der Nebengebude, die nunmehr errichtet wurden (backes" mit backofent"; sod", stal" usw.). Da jedoch von Dezember 1806 bis November 1807 die Arbeit Sndermanns ruhte und dieser dann auch noch 1808 und 1809 auf dem Quatmannshofe arbeitete, scheint das Hauptgebude doch bereits 1806 fertig geworden zu sein.

    Alles in allem drfte also vom 10. Mrz 1803 bis gegen Ende des Jahres 1806 an dem Quatmannshof" gearbeitet worden sein. Gerchtweise verlautet dagegen, da die Arbeit 3 Jahre gedauert habe. Zieht man freilich die erwhnten Arbeitspausen von der Ge-samtarbeitszeit ab, so reduziert sich letztere fast schon auf drei Jahre, wenn auch im ganzen vier Jahre hindurch an dem Quatmannshof" gearbeitet wurde. Vielleicht aber ist bei den drei Jahren auch ledig-lich an die Arbeit der Zimmerleute gedacht, die doch bei einem Fachwerkhaus stets die eigentliche Arbeit leisten und die tatsch-lich nur 3 Jahre hindurch, von 1803 bis 1805, an dem Hause in Elsten arbeiteten.

    Der Arbeit der Dachdecker wird von G. Quadmann nicht be-sonders gedacht. Ob diese Arbeit vielleicht von den auer den Zimmerleuten genannten Arbeitern des Jahres 1805 ausgefhrt wurde? Oder wurde der Quatmannshof" erst 1806 gedeckt? Jedenfalls drfte das Dach aus Stroh hergestellt worden sein. Der Lehmarbeiten ge-schieht ebenfalls keine besondere Erwhnung. Und doch wurden die

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    Gefache smtlicher Innenwnde und, soweit der Wohnteil reicht, auch die der Auenwnde, freilich nur von innen her mit Lehm aus-gefllt bzw. geklemmt"; von auen dagegen wurden smtliche Auen-wnde mit Ziegelsteinen ausgemauert. Ob die Maurer vielleicht auch die Lehmarbeiten besorgten? In Lehm wurden ja auch die Steine vermauert. Es wre natrlich auch denkbar, da der Mann, der 1806 an den Upsaolen" und Miskede" arbeitete, oder irgendein anderer aus der Reihe der in dem Buche genannten Handwerker auch diese Arbeit ausgefhrt habe. Wir lesen bei G. Quadmann leider auch nicht, wer all die Konsolen des Hauses schnitzte, wer die vielen Inschriften in die Balken meielte usw. Noch manches andere htten wir gern gewut, doch mssen wir ihm schon dankbar sein fr das, was er uns mitgeteilt hat.

    Der ursprngliche Grundri des Quatmannshofes" wurde erst beim Abbruch wieder ganz klar. Ziemlich unverndert blieb all die Jahre hindurch der Wirtschaftsteil des Hauses. Der Vordergiebel erfuhr berhaupt nie eine Vernderung. Zum Glck blieb auch die gerumige Diele, eine wundervolle Halle, im wesentlichen bis zuletzt unverndert. In der Hauptsache hatte nur der Wohnteil des Hauses nderungen erfahren. In Anbetracht der 130 Jahre aber, die das Haus bereits in Elsten gestanden, war es, als Ganzes betrachtet, noch verhltnismig wenig verndert worden. Vielleicht hatte dazu die Tatsache beigetragen, da Haus und Hof mehrere Jahrzehnte hindurch verpachtet waren.

    In der Vorderfront des Hauses liegt das groe vierteilige Ein-fahrtstor. In einiger Entfernung dahinter war ehemals ein zweiflge-liges Tor, das Heck, angebracht. Beim Abbruch des Hauses aber fand es sich nicht mehr vor. Neuerdings ist es wieder eingebaut. Der Raum zwischen Heck und Einfahrtstor wird seitlich begrenzt durch die Pferdestlle. An jeder Seite befinden sich deren zwei, ein kleinerer und ein grerer. In jedem der beiden greren Stlle fhrt vom Vorraum aus eine Tr; in jeden der beiden kleineren, an die greren sich anschlieenden Stlle gelangt man von auen her durch eine Tr, die in der Vorderfront des Hauses liegt. Untereinander sind die beider-seits gelegenen zwei Pferdestlle noch durch eine weitere Tr ver-bunden. ber den Pferdestllen gewahren wir die Knechtekammern. Vor den Pferdestllen her luft ein Gang, der ebenso wie der er-whnte Vorraum mit Findlingen gepflastert ist. Dieser Gang ist also auf der einen Seite durch die Pferdestlle und den Vorraum zwischen den Pferdenstllen bzw. das Heck begrenzt, auf der anderen Seite von den Kuhstllen und der eigentlichen Diele, nach auen hin wird

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    er durch je eine Tr abgeschlossen. Am vorderen oder unteren Ende zhlt also der Quatmannshof" bereits 5 Auentren; die 4 weiteren befinden sich am oberen Ende des Hauses.

    Bis zum Herdraum dehnt sich die gerumige, lehmgestampfte Diele. Rechts und links davon gewahren wir die gewaltigen, bis zu 60 cm breiten, meist vollkantigen Stnder, die beiden Stnderreihen, die das Dach tragen. Denn der Quatmannshof" ist trotz seiner bereits verhltnismig hochgezogenen Auenwnde noch ein Zweistnder-bzw. Kbbungsbau. Die Auenstnder tragen noch nicht mit, da die

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    Grundri des Quatmannshofes .

    Auenwnde trotz ihrer Hhe (3,09 m) nicht bis zu den Balken hinaufreichen, die Balken sich andererseits trotz ihrer Lnge (13,30 m) noch nicht auf die Auenwnde legen. Die Gesamtbreite des Hauses betrgt nmlich 14,60 m. Hinter den Stnderreihen laufen beiderseits Tiefstlle her, in denen das Rindvieh seinen Platz fand. Rechts der Diele vom Herdraum aus gerechnet standen die Milchkhe, links das Jungvieh. Auf dieser Seite standen deshalb die Fskede" nher beieinander als auf der rechten Seite. Nehmen wir an, da, wie versichert wird, in jedem einzelnen, durch je zwei Zwischenwnde (Miskede) abgegrenzten Stall nur ein Stck Vieh, jedenfalls nur eine Milchkuh stand, die sich frei darin bewegte, so kann selbst der reiche Bauer ehemals im Gegensatz zu heute nur einen verhltnismig un-bedeutenden Bestand an Rindvieh gehabt haben. Und das mu, wenigstens im Amte Cloppenburg, um 1800 in der Tat der Fall ge-wesen sein. Denn der obengenannte Josef Knig berichtet ausdrck-lich: Rindvieh ist nur soviel vorhanden, als jeder zum Hauptbedarf braucht, und an Ausfuhr der davon entstehenden Produkte ist nicht zu denken. berhaupt ist unser Rindvieh nicht das schnste und beste, sondern klein und unansehnlich, weil wir nicht Grasboden zu

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    machen verstehen, weil wir nicht verstehen, den vorhandenen Gras-boden recht eintrglich zu machen und so eigentlich nicht Futter genug, auch nicht in gehriger Gte haben." Vor jedem einzelnen dieser Kuhstlle stand und steht auch heute wieder im Quatmanns-hof" entsprechend der hier ausgefhrten Tatsache nur eine aus Sand-stein gehauene Krippe, die im Gegensatz zu der meist viel lngeren steinernen Pferdekrippe ausdrcklich als Kuhkrippe bezeichnet wird. ber den Kuhstllen gewahren wir die Hillen, die im Quatmannshof" entsprechend den Grenverhltnissen des Hauses schon ziemlich gerumig sind und nur noch eine unbedeutende Dachschrge zeigen. Die Kuhstlle" sind brigens in dem von G. Quadmann 1805 erbauten Hause nicht bis an den Herdraum durchgefhrt. Auf der einen Seite des Hauses schiebt sich vielmehr zwischen Herdraum und Stallung die Gesinde- bzw. Spinnstube. Diese Stube war von Anfang an vor-handen. Sie springt noch ein Stck zur Diele hin vor. Spterhin hatte man von den Jungviehstnden noch ein weiteres Stck ab-getrennt und dafr an die Spinnstube noch eine Kammer angelehnt. Diese aber ist heute wieder entfernt, so da die Kuhstlle" ent-sprechend dem ehemaligen Zustand auf dieser Seite wieder unmittel-bar an die Spinnstube angrenzen. Gegennber hatte man spter einen Raum eingebaut, der der Gesinde- oder Spinnstube an Gre genau entsprach. Zu diesem Zweck hatte man einen Stnder weiter heraus-gerckt und das Kopfband entfernt. Der entsprechende Balken aber zeigte noch das Zapfenloch und verriet dadurch den ehemaligen Zustand. Die Stlle, in denen die Milchkhe standen, reichten jedoch auch hier ehemals nicht bis an den Herdraum, vielmehr nur genau so weit wie die Stlle auf der gegenberliegenden Seite. Unmittelbar an die Kuhstlle aber lehnte sich eine kleine Kammer, die Milchkammer; an die Milchkammer schlo sich sodann, wie deutlich zu ersehen war, die Waschkche, die zum Herdraum bzw. zum Unterschlag hin offen war und mit diesem gleiche Hhe und gleiche Deckengestaltung zeigte; zur Diele hin sprangen Milchkammer und Waschkche jedoch nicht weiter vor als die Kuhstlle an der gleichen Seite des Hauses. Dieser Zustand ist heute wieder hergestellt.

    Im brigen war der Herdraum im Quatmannshof" von der Diele bereits durch eine sog. Scherwand getrennt. Da diese Trennwand gleich zu Anfang eingebaut wurde, geht vor allem daraus hervor, da die Wand, in der die Trennwand liegt, in ihrer ganzen Ausdehnung von einer Seite des Hauses zur andern, und zwar an der dem Herde zugekehrten Seite mit vollstndig gleichgearteten, alten Zimmermanns-zeichen versehen war, die eine einzige, ununterbrochene Reihe dar-

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    stellten. Es wre aber auch gnzlich unmglich gewesen, und zwar aus rein technischen Grnden, die Trennwand, so wie sie gearbeitet war, spter einzufgen. Schlielich spricht aber auch noch eine andere Tatsache dafr, da die Trennwand ursprnglich bereits vorhanden war, d. i, die Tatsache, da der Quatmannshof" schon einen Schorn-stein hatte, und zwar von Anfang an. Denn der Schornstein hat ja ohne Frage den Wohnteil des niedcrschsischen Bauernhauses mehr und mehr grundlegend umgestaltet1). Er trug auch dazu bei, da die Trennwand geschaffen wurde. Durch diese Trennwand suchte man sich nmlich auch zu schtzen gegen die Zugluft, die bei offenem Schorn-stein durch das groe Einfahrtstor hereinstrmte und den sonst so beliebten Platz am Herdfeuer hchst ungemtlich gestaltete. Die Trenn-wand schtzte freilich nicht gegen jede Zugluft. Zugluft entwickelte sich nmlich im Herdraum, seitdem der Rauch durch den offenen Schornstein abzog, auch noch von den beiden Seitentren des Herd-raumes her. Da man aber selbst gegen diese verminderte Zugluft auch damals nicht unempfindlich war, bezeugt uns ausdrcklich wieder der Cloppenburger Arzt und Apotheker Josef Knig mit diesen Wor-ten: Wenn ich etwas an dieser Wohnung (der Wohnung des Land-manns) auszusetzen habe, so sind es die beiden Seitentren, d. i. diese bringen ein Zugluft an dem Feuer, wo doch gewhnlich alles sitzt, die ungesund ist. Diesen Tren wrde ich einen anderen Platz ein-weisen." Da es aber auch um 1800 im Amte Cloppenburg in der Tat bereits Bauernhuser mit Schornsteinen gab, bezeugt uns ausdrcklich Josef Knig. Er schreibt, da damals die mehrsten Huser ohneSchorn-steine" waren; bemerkenswerterweise versichert er dann noch, da dies eine Einrichtung" sei, die vielleicht ihren wesentlichen Nutzen habe". Wenn es aber damals im Cloppenburger Bezirk auch nur irgendein Bauernhaus gab, das bereits einen Schornstein hatte, dann mute es als hchstentwickeltes Bauernhaus der Quatmannshof" sein. Da dieser aber auch tatschlich von Anfang an einen Schornstein hatte, dafr zeugt einmal die Tatsache, da Balken und Balkenbelag im Herdraum nicht von Ru geschwrzt waren. Der Schornstein freilich, der beim Abbruch des Quatmannshofes" zunchst angetroffen ward, war nicht der ursprngliche mehr. Er htte auch dem Raumempfinden unserer Vorfahren wenig Ehre gemacht. Was sich nmlich zunchst vorfand, war ein Riesensteinkolo mit eingebautem Backofen, der den Herdraum frmlich sprengte. Der Quatmannshof" hatte vielmehr ur-

    ' ) Vgl . Emil G o e r t z : D a s Bauernhaus im Regierungsbezirk Hannover und seinen Nachbargebieten, Ver l . G . Sta l l ing, Oldenburg i. O. 1935, S . 18 f.

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    sprnglich einen offenen Lehmschornstein, d. i. einen aus Lehmfach-werk hergestellten Rauchschlot, der hierzulande bezeichnenderweise hhen Luken" genannt wird. Dieser Schornstein begann erst in Balkenhhe, und da ein solcher Schornstein wirklich anfangs vor-handen war, dafr spricht zum andern die Tatsache, da der vor der Herdwand ruhende Balken mit dem unmittelbar davorliegenden Balken des Herdraumes verbunden war durch dnnere Balken, die gerade so lang waren, da sie besagten Zwischenraum berspannten. Diese hatten ursprnglich den hlzernen bzw. Lehmschornstein getragen. Daneben aber lagen weitere Balken von gleicher Lnge und Strke fr den gewellerten Boden, der genau so weit reichte wie der Rauch-fang bzw. Rauchmantel, den der Schornstein im Gefolge hatte, sich dehnte.

    In dem Quatmannshof" aber fand beim Abbruch noch ein zwei-ter steinerner Kamin, der ursprnglich offenbar nicht vorhanden war. Dieser Kamin stand in der Mittelkammer und war ebenfalls an die Herdwand angelehnt. In diesen Kamin mndeten 2 Ofenrohre, die von 2 modernen fen aus den Seitenstuben hierher geleitet wurden. Da, wie der spter aus Ziegelsteinen aufgemauerte Schornstein" in der Tat auch dieser Kamin ursprnglich nicht vorhanden gewesen sein konnte, dafr spricht nmlich die Tatsache, da zwischen beiden noch die Lehmgefache der Herdwand zum Vorschein kamen. In einem der Pfosten der Herdwand zeigten sich nach Abbruch des spter einge-bauten Schornsteins" sogar noch zwei Vertiefungen, die von den beiden Eisen herrhrten, die ursprnglich den offenbar hlzernen Wendebaum getragen hatten. Der eiserne Wendebaum, der sich im Quatmannshof" beim Abbruch vorfand, trgt nmlich die Jahreszahl 1813, whrend der Quatmannshof" endgltig bereits 1806 fertig wurde. Immerhin scheint demnach der Lehmschornstein mitsamt dem hlzernen Wendebaum dem spteren, aus Ziegelsteinen aufgebauten Schornstein" mitsamt seinem eisernen Wendebaum verhltnismig schnell Platz gemacht zu haben. Da der vermutlich aus dem Jahre 1813 stammende Schornstein" sowie der steinerne Kamin ursprng-lich unmglich waren, geht schlielich aber auch aus der Tatsache hervor, da sich auf dem Boden des Hauses noch das vom Herdfeuer auf einer Seite leicht angebrannte Fenster fand, das ehemals in der Herdwand gesessen und das an Breite genau zwischen die beiden hinter der Herdstelle stehenden Pfosten pate. Da hier aber gern ein Fenster (oder auch eine Tr) angebracht wurde, die dem Bauern ge-stattete, von der Mittelkammer aus das ganze Haus in der Mitte der Trennwand befand sich eine Glastr! zu bersehen, wird uns

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    von Josef Knig wiederum ausdrcklich berichtet. Bei ihm nmlich heit es: Die Wohnung des Landmanns zeigt eine Stube mit Schlaf-stelle hinter dem Herde, worber eine Tre oder ein Fenster ange-bracht ist, damit Herr und Frau berall und alles sehen knnen", und an anderer Stelle schreibt er: Der Bauer wohnet mit seinem Vieh und Gesinde unter einem Dache warm und gegen alle Witterung geschtzt, und er hat vom Herde, aus seiner Stube und aus seinem Bette beinahe alles was er hat unter Augen, er sieht sein Vieh oder seine Leute be-stndig, und dies mchte der grte Vorteil dieser Einrichtung sein". Es ist aber auch anzunehmen, da die beiden Seitenstuben ursprnglich berhaupt nicht geheizt worden sind, im Gegensatz zu der Gesindestube, in der offenbar von Anfang an ein Wandofen gestanden. Beweis hierfr sind die im Fachwerk ausgesparte Ofennische sowohl wie das Feuer-und Rauchloch, die in der zum Herdraum gekehrten Wand unter der Tapete (!) beim Abbruch des Hauses zum Vorschein kamen. Beweis dafr ist aber auch die Tatsache, da der Riegel ber der Ofennische sowie das Holzwerk des Unterschlages an dieser Seite des Hauses rauchgeschwrzt waren. Letzteres beweist brigens auch, wie neu da-mals in den Bauernhusern noch der Schornstein mit seinem Rauch-fang war. Man hatte sich offenbar noch nicht ganz auf ihn eingestellt. Whrend nmlich der vom Herdfeuer aufsteigende Rauch durch den Schornstein nach auen geleitet wurde, zog der vom Wandofen her-rhrende Rauch noch frei durch den Raum. Da man aber um 1800 im Amte Cloppenburg noch am liebsten am Herdfeuer sa und die ge-heizten Stuben wenig schtzte, ja noch ngstlich mied, hat uns Josef Knig ausdrcklich berichtet. Es ist das um so verwunderlicher, als man durch den Schornstein und die durch ihn hervorgerufene Zugluft im Winter frmlich aus dem Herdraum fort und in die Stuben ge-drngt wurde, die deshalb fortan, wenn man sie benutzen wollte, ge-heizt werden muten. Josef Knig schreibt: Verschiedene dieser Wohnungen (d. h. Bauernhuser) haben hinten im Hause ein paar sogenannte Stuben, die aber nur durch eine Lehmwand von dem brigen Hausraume getrennt (sind) . . .; als Winterstuben werden sie selten benutzt, teils oft aus Mangel eines Ofens, besonders aber weil man das offene Feuer mehr liebet und bei letzterem auch Licht sparet. Sonderbar ist berhaupt die Abneigung des Bauern gegen warme Winterstuben; diejenige, welche fen in den Stuben haben, brauchen diese nur bei sehr strenger Klte, und dann auch nur um Feuerung zu sparen. Da, wo man auf letztere keine Rcksicht zu nehmen braucht, da wird die Stube nicht benutzt. Aber des Abends, wenn die Arbeit verrichtet ist, dann legt der Hauswirt ein groes Feuer an, und um

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    dasselbe versammelt sich dann die ganze Familie nebst Knechte, Schfer und Mgde und jetzt strickt alles, klein und gro, Herr und Frau, bei dem Schein der hell lodernden Flammen des Feuers, ohne Licht weiter zu haben, und dabei wird dann erzhlet, was jeder nur wei; auch wird diese Gesellschaft oft noch durch einen oder andern Nachbarn gestrket. Selbst wenn der Bauer Sonntags ins Wirtshaus kommt, nicht leicht ist er zu bewegen in der warmen Stube seinen Schnaps oder (seine) Kanne Bier zu nehmen; nein der Wirt, der kein gutes groes Feuer hat, kann sichere Rechnung machen, seine Gste nach und nach zu verlieren und htte er auch die schnsten warmen Zimmer." An einer anderen Stelle fgt der Arzt Josef Knig noch hinzu: Der Landmann sitzt uerst selten in der warmen Stube, sondern meist am Feuerherd, bei hellodernder Flamme. Daher ver-brennt er gern die Beine und erhlt daher sehr schwer zu heilende Ge-schwre an den Schienen." In der Herdwand fanden sich allerdings zwei Gefache, die der Ofennische in der Spinnstubenwand an Gre ziemlich nahe kamen. Ob man vielleicht daran gedacht hatte, auch die Seitenstuben spter vielleicht doch noch mit Wandfen zu ver-sehen? Irgendwelche Anzeichen, da sie von Anfang an vorhanden gewesen seien, fanden sich nicht.

    Die Zugluft, die sich infolge des offenen Schornsteins im Herd-raum entwickelte, hatte brigens nicht nur mit dazu beigetragen, da man diesen gegen die Diele durch eine Wand abtrennte, sie hatte auch zur Folge gehabt, da man ihn durch eingezogene Wnde in mehrere Rume einteilte, oder doch den einen oder anderen Raum von ihm abtrennte. So hatte man auch im Quatmannshof" bereits eine Wohn-kche seitlich eingebaut, und zwar an der Westseite. Gar mancher, der den Herdraum des Quatmannshofes" heute betritt, staunt bri-gens ber die groen Fenster und mchte glauben, da diese ehemals kleiner gewesen seien. Das ist jedoch nicht der Fall. Sie waren auch ehemals genau so gro wie heute, brigens auch in allen anderen Teilen dasselbe gilt von den Tren genau so gearbeitet, auch mit denselben Beschlgen (und Schlssern) versehen. Im Herdraum hatte sich nmlich, nachdem die Hauptlichtquelle des Hauses durch die gegen das groe Einfahrtstor gekehrte Trennwand groenteils ver-stopft war, von selbst die Notwendigkeit herausgestellt, grere Fen-sterffnungen zu schaffen. Die Fenster in den Stuben waren natrlich durchweg genau so gro. All das geht berdies auch einwandfrei her-vor aus den obenerwhnten Scherenschnitten des Silhouetteurs Dilly, die sich brigens auch hinsichtlich der Farbgebung einzelner Rume sowie anderer Ausstattungsfragen als hchst wertvoll erwiesen.

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  • Auln. Rud. Lindcmann, Mnster i. W .

    I. D e r im M u s e u m s d o r f zu C l o p p e n b u r g neu e r r i c h t e t e Q u a t m a n n s h o f " . D a n e b e n das Dreschhaus .

  • Aufn. Rud. Engcls-Cloppenburg.

    III . D e r V o r d e r g i e b e l des Q u a t m a n n s h o f e s " in E l s t e n .

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  • Aufn. Rud. Lindemann. Mnster i. W .

    IV. D e r V o r d e r g i e b e l des Q u a t m a n n s h o f e s " n a c h d e r W i e d e r e r r i c h t u n g im M u s e u m s d o r f zu Cloppenburg.

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  • Au(n. Prot. Wickop-Hannovcr.

    V. A u s dem Innern des Q u a t m a n n s h o f e s " . D a s Holzgerst n a c h dem W i e d e r -aufbau. (Von der Die le aus gesehen.)

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  • Aufn. Rud. Lindemann, Mnster i. W .

    VII . A u s dem Innern des w i e d e r a u f g e b a u t e n Q u a t m a n n s h o f e s " . B l i c k in den U n t e r s c h l a g " , Ostse i te .

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  • niii

    Auln. Rud. Lindemann, Mnster i. W.

    VII I . A u s dem Innern des w i e d e r a u f g e b a u t e n Q u a t m a n n s h o f e s " . B l i c k in den U n t e r s c h l a g " , W e s t s e i t e .

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  • Auin. Rud. Lindemann, Mnster i. W.

    IX. A u s dem Innern des w i e d e r a u f g e b a u t e n , , Q u a t m a n n s h o f e s " . H e r d s t e l l e mit Durchbl i ck in die M i t t e l k a m m e r .

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  • Aufn. Rud. Lindemann, Mnster i. W .

    X . A u s dem Innern des w i e d e r a u f g e b a u t e n Q u a t m a n n s h o f e s " . O f e n n i s c h e mit B l i c k in die Spinnstube .

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  • Aufn. Rud. Enels-Cloppenbur.

    X I . Die R c k s e i t e des Q u a t m a n n s h o f e s " in E l s t e n .

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  • Aufn. Kud. Lindemann, Mnster i. W

    R c k s e i t e des Q u a t m a n n s h o f e s " nach dem W i e d e r a u f b a u .

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  • H. O t t e n j a n n , Die W i e d e r e r r i c h t u n g des Q u a t m a n n s h o f e s " zu Cloppenburg 5 7

    Eine Eigentmlichkeit hatte sodann noch der Herdraum des Quatmannshofes". Das Haus hatte auch ein seitliches Einfahrtstor, und zwar an der Ostseite. Der Besitzer fuhr durch dieses Tor mit seinem Wagen das Brennholz, die Eichenstubben vor allem, an den Herd, drehte hier seitwrts ab und fuhr ber die Diele und durch das groe Einfahrtstor wieder nach drauen. (He fhrde kgen [d. i. von der Seite] herin un nedden [d. i. am unteren Ende; vgl. Neddendr] wedder herut!). Er wird natrlich auch sonst, z. B. wenn er die Ernte hereingebracht hatte, mit dem Wagen diesen oder den umgekehrten Weg benutzt haben (hnlich wie beim Friesenhaus!). Diese Tatsache drfte auch der Grund gewesen sein, weshalb er die Herdstelle nicht genau in der Mitte zwischen der Ost- und Westseite herrichtete, son-dern nher der Westseite des Hauses. Sonst nmlich htte das nicht unmittelbar an der Herdwand, sondern 12 m davon entfernt ange-legte Herdfeuer oder auch der spter eingebaute Schornsteinkolo leicht im Wege gelegen, zumal der Wagen auch die zweiflglige Glas-tr in der Trennwand passieren mute.

    In dieser Trennwand war brigens unmittelbar neben der Spinn-stube noch eine offene Nische ausgespart, die ursprnglich offenbar als Holznische diente, und zwar wurden hier anscheinend bis in Balkenhhe Holzscheite fr das Herdfeuer aufgeschichtet. Spter war diese Nische geschlossen worden und diente dann offenbar anderen Zwecken.

    Heute ist der Herdraum in seiner alten groartigen Weitrumig-keit wiederhergestellt. Wohnkche und Schornsteinkolo sind wieder verschwunden. Da auch die Tapeten nicht wieder zum Vorschein kamen, versteht sich von selbst. Aber auch das seitliche Einfahrts-tor, das brigens lngst verschwunden war und sicherlich nicht zur Verschnerung des Hauses beigetragen hatte, wurde, zumal es in der Geschichte des niederschsischen Bauernhauses ein Unikum darstellte nur der Meyerhof zu Wehdel im benachbarten Artland hatte, soweit ich sehe, auch ehemals ein seitliches Einfahrtstor, aber noch nicht ein-mal an derselben Stelle wie der Quatmannshof" , nicht wieder ein-gebaut. Verzichtet wurde einstweilen auch auf die Trennwand, ob-wohl sie ursprnglich ohne Frage vorhanden war und deshalb an sich htte wieder mit eingebaut werden mssen. Sie ist indes aufgehoben und soll ihren alten Platz wieder erhalten, sobald im Museumsdorf ein anderes Bauernhaus, ein Rauchhaus, das nie eine Trennwand hatte, neu errichtet sein wird. Da die seitlichen Stuben, damit sie geheizt werden knnen, genau so wie die Spinnstube mit alten, in die Herd-wand eingelassenen Plattenfen ausgestattet wurden, ward der Rauch-

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  • 5 8 Oldenburger J a h r b u c h 1936

    fang so gro gestaltet, da der Rauch aus diesen beiden fen mit durch den offenen Schornstein nach drauen entweichen kann. Das Bild, das jetzt die mchtige Diele und der unmittelbar daran stoende Herdraum gewhren, ist deshalb unvergleichlich schn. Gepflastert war der Herdraum mit sog. Bremer Fluren (Platten), die sich auch in manchen Bauernhusern des Artlandes finden. Da indes eine grere Anzahl Platten im Laufe der Zeit beschdigt war, andere infolge der vom Herdraum aus nachtrglich geschaffenen Kellereingnge entfernt waren, die Beschaffung der erforderlichen Ersatzplatten aber nicht unbedeutende Schwierigkeiten und Kosten verursacht htte, ward jede zweite Platte durch ein entsprechend groes Findlingspflaster ersetzt. Das so entstandene, teils aus Bremer Flurplatten, teils aus kleinen Findlingen bestehende Pflaster, das sich in Rautenform ber den gan-zen Herdraum erstreckt, ist von ausgezeichneter Wirkung, entspricht aber auch genau der heute noch im Mnsterland hier oder dort be-gegnenden Auspflasterung des Herdraumes, nur da an Stelle der sonst blichen roten Ziegelsteine hier Sandsteinplatten getreten sind, die sich in Farbe den kleinen Findlingen ganz und gar angleichen. Aus Sparsamkeitsgrnden ward brigens auch nur ein Keller neu geschaffen, und zwar an der Ostseite des Hauses, whrend der Quat-mannshof" in Elsten auch noch an der Westseite einen Keller hatte; bis auf die Mittelkammer war ehemals das gesamte Kammerfach unter-kellert. Die Wnde der beiden Keller waren aus Findlingen aufge-mauert. Das Herdfeuer ward wieder ein gutes Stck von der Herd-wand abgerckt, so da man jetzt auch wieder hinter" dem Feuer, auf der unmittelbar an die Herdwand angelehnten Herdbank Platz nehmen, mit andern Worten wieder im Kreise um das Feuer herum sitzen kann.

    Die strkste Vernderung hatte im Laufe der Zeit das Kammer-fach erfahren. Heute ist die Urform wiederhergestellt: in der Mitte der Saal mit drei aneinanderstoenden Durken (Alkoven sagte man im Mnsterland ehemals nicht; auch heute sagt man noch in der Regel Durk oder Dulk), rechts davon (vom Herdfeuer aus gerechnet) die beste Stube mit einer dahinterliegenden Kammer durch eine Luke im Fuboden dieser Kammer ist heute der darunter befindliche Keller zugnglich gemacht und links die tgliche Stube, an die sich ebenfalls eine Kammer anschliet. Die mittlere, ursprnglich durch-laufende Kammer (der Saal) war durch eine Zwischenwand nachtrg-lich in zwei Rume aufgeteilt worden. Der an die Herdwand angren-zende Raum blieb infolgedessen ohne Licht, es war eine regelrechte Dunkelkammer. Der andere Raum dagegen erhielt Licht durch zwei

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  • H. O t t e n j a n n , Die W i e d e r e r r i c h t u n g des Quatmannshofes " zu Cloppenburg 5 9

    Fenster an der Rckseite des Hauses. Von dieser Seite (der Nordseite) erhielten spter auch die seitlichen Kammern (hinter der besten und der tglichen Stube) ihr Licht. Dabei war eine dieser beiden, an sich schon nicht sehr gerumigen Kammern (d. i. die Kammer hinter der tglichen Wohnstube des Bauern) durch eine Zwischenwand nochmals in zwei Rume zerlegt worden. Diese beiden Kammern sollten jedoch ursprnglich ihr Licht offenbar von der Ost- und Westseite erhalten, und zwar durch je ein Fenster, das sich bis an die Eckpfosten des Hauses, d. i. bis hart an die Nordwand anlehnte. Vielleicht aber sind diese Fenster eben deshalb niemals ausgefhrt worden. Da sie aber ursprnglich geplant gewesen, bewies deutlich die Verzimmerung. Wo nmlich diese beiden Fenster hatten Platz finden sollen, waren Pfosten und Riegel erst nachtrglich eingefgt worden. Die tgliche Wohn-stube hatte auch eine Tr an der Gartenseite gehabt. Beim Abbruch des Hauses aber war sie nicht mehr vorhanden. Heute ist sie wieder eingefgt. Erneuert und anders gestaltet waren auch fast smtliche Fenster des Hauses. Verndert war auch die Nottr in der Nord-wand des Hauses, die aus der Mittelkammer (Saal) nach drauen fhrte; sie hatte berdies noch einen anderen Platz erhalten, als sie ursprnglich gehabt hatte. Auch in diesem Punkte ist der alte Zustand wiederhergestellt. Infolge all dieser nderungen hatte auch das ge-samte Holzwerk der hinteren Giebelwand allerlei Umgestaltungen er-fahren; das zeigten einwandfrei vor allem die alten Zapfen- und Tobbenlcher" (das sind die Bohrlcher, in die die Holzngel ge-schlagen werden). Der fr die fen der seitlich gelegenen Stuben in der Mittelkammer errichtete Kamin hatte wahrscheinlich zur Unter-teilung der letzteren durch eine Zwischenwand gefhrt, diese dagegen hatte wohl zur Folge gehabt, da die beiden Durke aus dem an die Nordwand angrenzenden Teil der Mittelkammer spter entfernt wurden. Nur in der Dunkelkammer" fand sich beim Abbruch des Hauses unterhalb der zum Boden fhrenden Treppe noch ein Durk. Da die Mittelkammer aber ehemals drei Durke nebeneinander gehabt hatte, besttigte jngst erst, als diese Kammer lngst wieder entsprechend eingerichtet war, ein Mann, der vor etwa 60 Jahren in einem dieser Durke geschlafen hatte. Der erste Boden ber dem Kammerfach hatte nachtrglich ein groe? Fenster an der Nordseite erhalten, das wohl gleichzeitig eine Tr ersetzen sollte. Weil es ganz offensichtlich eine sptere Zutat darstellte, wurde es wieder entfernt.

    An Inschriften ist der Quatmannshof" ungewhnlich reich. Ins-besondere sind die beiden Giebelfelder reich mit Inschriften bedacht. Auer dem Sturzbalken des Haupteinfahrtstores sind oder richtiger

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    gesagt waren auch die Strze ber den beiden Seitentren, die vom Herdraum ins Freie fhren, mit Inschriften versehen. Die Inschrift, die in dem Trsturz unmittelbar ber dem groben Einfahrtstor zu lesen steht, wurde eingangs schon behandelt. Sie sei der Vollstndigkeit halber noch einmal hierher gesetzt:

    Den 5. Juny Jahr 1805 Georgius Quadmann Elisabeta Quad-mann gebohren Benediek | Meister W. Katman"1).

    Die Inschrift des Giebelbalkens, des eigentlichen ,,Spruchbalkens", der auf 17 Konsolen unmittelbar ber dem Einfahrtstor ruht, lautet:

    Wer Gott Frchtet Durch Stetem Flei Der Wird Gesegnet Immer:

    Auch Der Dem Hau Der Tugend Weis t, Fehlet In Dem Geschfte Nimmer:

    Der Seine Schicksaale Gott Dem Hchsten Nimmt, Und Aufrichtigkeit Mit Den Nchsten Stimmt:

    Dem Ist Der Herr Der Schirmer."

    Jedes Wort dieser Inschrift beginnt mit einem groen Buchstaben. So konnte hier an der Schauseitc des Hauses der Zimmermann oder aber der Snittker", der sich eigens hiermit befate, seine Kunst strker entfalten, indem er immer wieder zu kunstvoll verschnrkelten Ini-tialen griff. Die Inschrift auf dem nchst hher gelegenen Balken des Vordergiebels, der von 12 Konsolen getragen wird, ist infolge der Ver-witterung grtenteils unleserlich geworden. Gut zu lesen sind da-gegen noch die beiden Inschriften an der Nordseite des Hauses. Sie waren den zerstrenden Witterungseinflssen weniger ausgesetzt. Der untere Balken trgt diese Inschrift:

    Mein Gott, beherrscher der Geschfte, der meine schicksaale ordnen thut,

    Beglcke mich mit Ehr und Krfte Erhalte mich in Deiner Huht:

    Vergnge, meiner Sorgfalt Kleide, Meiner Nothdurfft gieb Getraide,

    Ertheile Herr Dein Segen Mild Sey mein Schtzer, Helm und Schild."

    Die Sprache dieser offenbar eigens fr den Quatmannshof" ge-dichteten Sprche ist nicht gerade als gewandt zu bezeichnen. Man erkennt, da fr den niederdeutschen Bauern die hochdeutsche Sprache

    ' ) D i e v i e r e i n z e l n e n A b s c h n i t t e d i e s e r Inschr i f t sind durch K o n s o l e n v o n e i n a n d e r g e t r e n n t .

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  • H. Ottenjann, Die Wiedererrichtung des Quatmannshofes" zu Cloppenburg 6 1

    doch eine schwere Sprache" war. Der Sinn bleibt infolgedessen an einigen Stellen dunkel. Der Quatmannshof" zeigte solche nicht all-tglichen Sprche wie gesagt aber auch ber den beiden Seitentren. Die Inschrift an der Westseite des Hauses ist auch heute noch erhalten. Sie lautet:

    Ich befleie mich in jedem Stcke meinem stnde Erwarte auch durch Tugend Glcke, hie und (im) vaterlande."

    Die Inschrift ber dem an der Ostseite gelegenen seitlichen Ein-fahrtstor dagegen verschwand, als dieses T o r durch eine schmalere T r ersetzt ward. Der Sturzbalken, der die Inschrift trug und zu-gleich mit dem Tor herausgenommen wurde, wurde hinterher verkrzt, der Lnge nach durchschnitten und verwertet in der Wand, durch die, wie schon bemerkt, die Mittelkammer spter in zwei Teile zerlegt wurde. Die Inschrift konnte, soweit sie erhalten war, noch entziffert werden:

    Die Loose sind im Schoo geworfen aber vom Herrn werden sie . . ."

    Der Schlu fehlt. Der Bibel wurde nur ein Spruch entnommen. Dieser wurde auf den mittleren der von Konsolen getragenen Balken des hin-teren Giebels eingemeielt und hat folgenden Wortlaut:

    Suchet da Reich Gottes und Wirket Gerechtigkeit, So wird Euch Alles zugegeben werden. Mathaei 6 v. 33.".

    An Schnheit eingebt hatte der Quatmannshof" vor allem da-durch, da das ehemals weiche Dach spter durch ein hartes Dach ersetzt war. Der Anblick wre noch ertrglich gewesen, wenn man nicht ausgerechnet Zementziegel hierfr genommen htte, die sowieso fr ein Bauernhaus nichts taugen. Nun aber ist auch in diesem Punkte der alte Zustand wiederhergestellt. Die Dachdecker haben ein Reith-dach geschaffen, das diesen sowohl wie dem Quatmannshof" zur Ehre gereicht. Es drfte im ganzen Lande seinesgleichen nicht fin-den. Ist es doch bis zu 55 cm stark und verschlang es doch nicht weniger als 10 Waggon Reith; der Dachfiist, der aus Heide hergestellt wurde, erforderte nicht weniger als 13 000 Holzngel; die Arbeit selbst aber erweckt ungeteilte Bewunderung. Ausgezeichnete Arbeit leisteten aber auch alle anderen Handwerker, die beim Wiederaufbau ttig waren. Es bedeutete nicht nur ein Kunstwerk, ein solches Bauern-haus erstmalig zu errichten; ein Kunstwerk war es vielmehr auch, den gewaltigen Bau zunchst sorgfltig abzubrechen, um ihn hernach an anderer Stelle wieder aufzubauen.

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  • 6 2 Oldenburger Jahrbuch 1936

    So Gott will, wird der Quatmannshof" im Museumsdorf nun noch Hunderte von Jahren stehen als ragendes Denkmal artbewuten Bauerntums sowohl als auch eines ebenso bodenverwurzelten, zu wah-rer Kunst entwickelten Handwerks. Mit berechtigtem Stolz werden Bauer und Zimmermann einst vor dem fertigen Bau gestanden haben; voll des Staunens und der Bewunderung aber stehen auch wir heute vor diesem Bauwerk. Es soll dastehen fr alle Zeiten als Mahnmal und wird ausgestattet mit all dem Inventar, das ehedem darin gestan-den, den kommenden Generationen eine lebendige Vorstellung ver-mitteln von einer ungemein hochentwickelten buerlichen Kultur und volkstmlichen Kunst. Voll und ganz drfte sich jedoch die Wirkung erst zeigen, wenn einmal die gesamte Hofanlage mit smtlichen Neben-gebuden, mit allem Drum und Dran, im Museumsdorf neu geschaffen sein wird, wenn weiterhin all das noch hinzukam, was in dem gro-zgigen und bisher einzigartigen Plan vorgesehen ist. Dann wird kei-ner mehr fragen, ob es recht war, den Quatmannshof" an seiner alten Stelle abzubrechen, um ihn hinterher ins Museumsdorf zu verpflanzen. Dann wird es jeder vielmehr dankbar begren, da der Quatmanns-hof" vor dem Schicksal so vieler anderer schner Bauernhuser be-wahrt blieb, dem letzen Besitzer Dank wissen, da er sich von dem kostbarsten Erbe seiner Vorfahren trennte und das herrliche Bauern-haus der Allgemeinheit zwecks dauernder unverflschter Erhaltung berlie. Darin liegt es auch begrndet, weshalb der Vorsitzende des oldenburgischen Denkmalrates, Min.-Rat Tantzen, dem Leiter des Cloppenburger Heimatmuseums auf die Nachricht von dem Erwerb des Quatmannshofes" antwortete: Eine schnere Lsung fr die Erhaltung des prchtigen alten Bauernhauses lt sich wirklich nicht finden"; das war es endlich, was den bekannten Bauernhausforscher Museumsdirektor Dr. Pessler beim Anblick des im Museumsdorf wiedererrichteten Quatmannshofes" die klassischen Worte prgen lie: Das ist die Rettung des Hauses!"

  • Oldenburger Studenten auf deutschen und auerdeutschen Hochschulen.

    Z w e i t e r N a c h t r a g .

    Von K a r l S i c h a r t , Osnabrck.

    Meiner Hauptarbeit ber Oldenburger Studenten im Oldenburger Jahrbuch 1919/20 S. 186293 und dem Nachtrag im Oldenburger Jahrbuch 1929 lasse ich nunmehr einen zweiten Nachtrag folgen. Gelegentliche gnstige Beurteilungen der beiden frheren Arbeiten und die Erkenntnis, da Sammlungen dieser Art von unschtzbarem Wert fr die Familiengeschichte in unserer rassekundlich inter-essierten Zeit sind, waren die Veranlassung, erneut gesammeltes Material der ffentlichkeit zugnglich zu machen.

    Reiche Ausbeute bot das bis jetzt noch ungedruckte Album studiosorum Gymn. Bremensis, auf das mich Fr. Prser im Bremer Jahrbuch 1931 aufmerksam machte1). Ferner wurden alle Matrikeln durchgesehen, die seit meiner letzten Arbeit im Druck erschienen sind oder mir erst jetzt zugnglich waren. Zunchst ist da zu nennen die Fortsetzung der Klner Matrikel bis zum Jahr 1550, ferner die Haller2), Jenaer '), Zerbster4), Groninger5), Gttinger und Hamburger") Matrikel. Die Gttinger und Hamburger Gymnasien vermittelten ebenso wie das Bremer Universittsbildung. Die Matrikel der holln-dischen Universitt Franeker ist bis heute noch nicht gedruckt worden, lt aber auch Oldenburger vermuten.

    Wenn ich frher7) meine Verwunderung darber zum Ausdruck gebracht habe, da die Universitt Kopenhagen von verhltnismig wenigen Oldenburger Studenten besucht gewesen ist, obwohl ein

    ' ) A l b u m s tudiosorum G y m . B r e m e n von 1610 bis 1810 (im B r e m e r S t a a t s a r c h i v ) .

    -') U p s t a l l s b o m b l t t e r 1925. 3) Die M a t r i k e l d e r U n i v e r s i t t J e n a 1548 b is 1557, Z w i c k a u 1927. 4) S p e c h t , R . , Die M a t r i k e l d e s G y m . i l lustre zu Z e r b s t 1582 bis 1797,

    Leipzig 1930. 5) A l b u m s tudiosorum A c a d e m i a e G r o n i n g a n a e 1615 b is 1914, G r o n i n g e n

    1915. 8) S i l l en , Die M a t r i k e l d e s a k a d e m i s c h e n G y m n a s i u m s in H a m b u r g 1613

    bis 1883, H a m b u r g 1891. G i e s c k c - K a h l e , D i e M a t r i k e l des P d a g o g i u m s zu G t t i n g e n 1586 b is 1734, G t t i n g e n 1936.

    7) O l d e n b . J a h r b . 1919/20, S . 194.