Die zweite Tagung der Deutschen Pharmakologischen Gesellschaft

5
140 Schiilter: Die zweite Tagung der Deutschen Pharmakologischen Gesellschaft. ~ Die ~Natur- lwissensehafte, 5. Kreuzbarkeit -- (Tschermak) bei Weizen, un- sicher; versagt bel Gerste; bei I-Infer we~ig versuch~. 6. ExperimenteHe Bastardierung als wiehtigste analytische M ethode -- mit Beriickslcht£gung yon Kreuzungsnovis, Riioks~hliigen, Muta- tionea und Monstrosit~iten. 7. Cytoiogische Methode ~ Weizen, ttafer. Als positives Resultat hat sieh ein gu¢ ge- sicherter Stammbaum fSr Weizen un& H*afer er- geben, fiir Gerste die Erkenntnis, dab wir noch so gut wie niehts wissen. Fiir Roggen als allo- gamem Organismus liegen d~ie Verh~iltnisse wesent]ieh anders, daxum ist er bier weniger be- riicksichtigt worden. Die zweito Tagung dor Deutschen Pharmakologischen Gesellschaft. Din Deutsche Pharmakologisehe Cvesellsehaft, die im Jahra 1920 gelegentlieh tier 86. Versammlung Deutseher N,aturfor~eher und ~rzte in B~d Nauhelm gegrfinctet wurde, hielt voriges Jahr in Freiburg vom 29. September bis 1. Oktober ibre erste selhst~ndige Tagung ~nter starker Bet eiligang des In- un4 Aus- lande~ ab. Zun~ichst sprgch A. Ellinger (Frankfurt} ,,fiber den Kolloi,dzuatan,cl der K~rperfltia~i~keiten ~nc~ den Ftiissigkeitaaustauseh. im Organismus": Coffein setzt den Quellungsdruck der BluteiweiBkiirper hevab, so dab bis (l~thin gebundenes Wa~er resp. Salz- tiisung frei und l~ichter abpreBhar w i r d ~. Auch am leblosen Modell lieB sich cliese ,,diuretisebe" Coffeinwi~kung raproduzieren 4urch vergleichende Be- stimmung der Filt rationsgeschwindigkelt einer Serumtiisung clurch Ultrafilter mit und ohne Coffein- zusatz; h:ierbei zeig~e ~ieb erhebliche Beschleun~ignmg tier Filtrationa~sehwindigkeit, die bei 4er schwiieh- sten angewandten Verdfinnung yon Coffein 1:56 000 ca. 20 %, bei hSheren Konzentrationen ca. 40 % und mebr betrug. Z.ur Ergiinzung dieser prinzipiell neuen Befunde wurde nunmehr der Einf.luB zahlreieher Pharmaka wuf die Viskosititt des Serums und Gelatine- 16sung untersueht, wobei sich ganz bestimmte Wir- kun~'stypen ergaben. Und d,~ diese V¢irkungen schon aus~epr~igt sind bel Konzentrationen, die den thera- peutisehen Dosen nahestehen, so sprieht aueh dieses quantitative Moment fiir einen ursitchlicben Zusam- r:,enhang zwischen den beobaehteten physikalisch-ebe- misehen ~und bio]ogischen Vorg~tngen. E. Meyer und Seyderhelm (G~ittingen) berichten fiber Untersuchungen, die Gefili3fiillung und: Herz- gr6i3e betreffen: Dutch frfihere Untersuehungen war sebon gezeig¢ worden, dab die HerzgrSBe in st~irkerem :~IaBe, ats ,bisber bekannt, yon der Btutmenge b~ziiglieh Gef~Bfiill.ung a,bh~ngt. So kaan kfinstliehe Blut- entziebun,g zu einer Herzverkleinerung fiihren, die dann durch n,aebtr~gliehes E instriimen yon Gewebs- wasser ins Blur allmiihtieh wieder ausgegliehen wird. Diese Gr61~enveritnderun,~en :des l:ferzens, rSntgenolo- giseh fortla.ufend~ kontrolHert, kSnnen somit a.ls In- dikator fiir die zeitlichen Verb~ltnisse &ieses Ein. strClmens dienen und auch dafiir, ob -~nd wi~e welt d'ieser Restitutionsvorgang durch i~ntraveniise Injekbionen beeinfl.uBt wer.den l~ann. Es z~lgt sieh nun, dab diese Aufffillung des Gefiiflaystem~ dureh intruven~se In- jektionen yon Koehsalz ~tnd RingerI~sung nieht be- sehleunigt werden kann, wohl aber bei Z.usatz yon Gummi arabieum oder Gelatine zur Infusionsfliisaig- keit. Hierbei liegt .dan Wirksame weder in der er- hiihten Viskosit~it noch in dem erhiihten Gehalt an Calciumionen, da z. B. auch Injektionen yon Nor- mosal -- mit ihrem normalen Calcium~ebalt und, nur wenig erhShter Viskosit~t -- in der Blutbahn ver- bleiben, und sich hiermit ebenso wie mit Gelatine oder Gu-,~nil~ungen Zust~nde yon ,,seri~ser Plethora" mi~ Her~dilatation erz'eugen lmssen. Auch der klebrige Dia lysierrfickstand yon NormosallSsungen, einer phy- siologischen KoehsalzlSsu~g zugesetzt, bewirkt, dab die infundierte Flfisaigkeit in der Btutbahn bleibt. Genau so wirkt Z,usatz yon kolloidalem Calciumphosphat. Starkensteln (Prag) berichtet fiber die pharmako- lq~isehe Beeinflu~sung der Nierenfunktion. Dabei zeig~ er zun~chst, dab d:ie Harnprod.uktion auch be,ira normalen Organismus keinoswegs .der Menge des auf- genommenen Wassers proportional geht. Sie ist viel- mehr abhi~ngig yon tier Menge und der Ver~eilung der Zufubr, you der quali~ativen Zusammenset~un,g und drittens yon der Art der Applikation ~ter zugefiihrten Ft~igkeJt. Unter Berfickaichtigung dieser und ~hn- licher Verbiiltnisse fin det Starkenstein, dab dem Ato- phan eine diuretksche Wirkuag zukommt, die zum Unterschied von anderen Diur~tika durch renate, nicht dureh extrarenate Faktoren b~d~ingt :ist. Loewi (Graz) spricht fiber humorale ~bertragbar- keit 4er Herznervenwirkung. Er ~eht aus yon der Frage, in welch.er Art und Weise die Err%rang eines Nerven (z. B. des Nervus vagus} fibertragen wird auf alas Erfolgor,gan (z. B. alas Iterz). In Anal0gie zu gewissen pflanzenphysiologischen Beobachtung~n (Mi- nmsa pudSca) w~re es denkba,r, dab im Gefolge tier ~eizung cle~ Nerven ein Stoff produziert wfirde, tier selnerseits erst entsprechende Wirkung an den Muskelfasern auslSst. In tier Tat konnte Loewi zeigen, da~ bei liingerer elektrischer Reizung der tterz- nerven in die Fiiltftiissigkeit de~ an .der Straubschen Kaniile arbeitenden Herzens Stoffe mit stark physio- logischer W,i.rkung fibergehen, die, auf ein zweites Herz als Testobjekt fibertragen, hier Funktionsiinde- rungen erzev, g~n, die .denen .des ersten, auf nerv~sem Wage gereiz~en Iterzen,~, vSllig p~rallel ~gehen: So wirkt der im Gefolge yon Vagusreizung in die Flfissigke,it fibergehende Stoff am Testh,erzen n~g.ativ inotrop, und seine Wirkung ist dutch Atropin prompt zu beheben; umg~kehrt wirkt d,e'r bei der Aee~lleransre:izung fiber- gebende Stoff am Testherzen positiv inotrop. Cber die chemiseb,~ Natur dieser nur in winzigen Mengen auftretenden Stoffe l~Bt sich Definitives noeh nieht sagen. Zwar ist w~brend tier Vagusreizung tier Cholil~gehalt :in tier Ffillfliissigkeit wermehrt, ab~r trot,zdem ist Cholin ,n~cht die fttr die Wirksa~n- keit des Va~usinhaltes verantwortJich zu machende Sub~tanz. Wins den Accelleransstoff angeht, so lieB sich fesbstellen, .dab es sicb weder um ein Kalksalz noch um ein Lipoid bandelt. de Boer (AmsterdaTn) berichtet fiber Herzflimmern, dessert Wesen, Ursache un4 Therapie: Das Wesen dieses Fl.immerns ~ieg± n~an darin, dab die Er~regung die K~mmer in m ehrer.en Etappen .durchli~uft, also fraktion~erte Extrasystolen vorliegen, die aneinander- gareiht .da~ l~ngerdauernde Flimmern erzeugen. Dieses Kammerftimmern kann nicht nnr ~ch direk- tern Reiz entstehen, ~on,dern auch nach elner inc~irek-

Transcript of Die zweite Tagung der Deutschen Pharmakologischen Gesellschaft

Page 1: Die zweite Tagung der Deutschen Pharmakologischen Gesellschaft

140 Schiil ter: Die zwei te T a g u n g der Deutschen Pharmakologischen Gesellschaft. ~ Die ~Natur- lwissensehafte,

5. Kreuzba rke i t - - (Tschermak) bei Weizen, un- s i cher ; ve rsag t bel Ger s t e ; bei I-Infer we~ig versuch~.

6. E x p e r i m e n t e H e B a s t a r d i e r u n g als wieh t igs te ana ly t i sche M ethode - - mi t Ber i i cks lch t£gung yon Kreuzungsnov i s , Riioks~hliigen, Muta - t i o n e a und Monstrosit~iten.

7. Cytoiogische Methode ~ Weizen, t t a f e r .

Als positives Resul ta t ha t s ieh e in gu¢ ge- s i che r t e r S t a m m b a u m f S r Weizen un& H*afer er- geben, f i i r Gers t e d ie E r k e n n t n i s , dab wi r noch so g u t w ie n iehts wissen. F i i r R o g g e n als allo- g a m e m O r g a n i s m u s l iegen d~ie Verh~iltnisse wesent ] ieh anders , daxum is t er b ier wen ige r be- r i icks icht ig t worden.

Die zweito Tagung dor D e u t s c h e n Pharmakologischen Gesellschaft .

Din Deutsche Pharmakologisehe Cvesellsehaft, die im Jahra 1920 gelegentlieh tier 86. Versammlung Deutseher N,aturfor~eher und ~rz te in B~d Nauhelm gegrfinctet wurde, hielt voriges Jahr in Freiburg vom 29. September bis 1. Oktober ibre erste selhst~ndige Tagung ~nter starker Bet eiligang des In- un4 Aus- lande~ ab.

Zun~ichst sprgch A. Ellinger (Frankfurt} ,,fiber den Kolloi,dzuatan,cl der K~rperfltia~i~keiten ~nc~ den Ftiissigkeitaaustauseh. im Organismus": Coffein setzt den Quellungsdruck der BluteiweiBkiirper hevab, so dab bis (l~thin gebundenes Wa~er resp. Salz- tiisung frei und l~ichter abpreBhar wird ~. Auch am leblosen Modell lieB sich cliese ,,diuretisebe" Coffeinwi~kung raproduzieren 4urch vergleichende Be- stimmung der Fi l t rationsgeschwindigkelt einer Serumtiisung clurch Ultrafi l ter mit und ohne Coffein- zusatz; h:ierbei zeig~e ~ieb erhebliche Beschleun~ignmg tier Fil trationa~sehwindigkeit , die bei 4er schwiieh- sten angewandten Verdfinnung yon Coffein 1 : 5 6 000 ca. 20 %, bei hSheren Konzentrationen ca. 40 % und mebr betrug. Z.ur Ergiinzung dieser prinzipiell neuen Befunde wurde nunmehr der Einf.luB zahlreieher Pharmaka wuf die Viskosititt des Serums und Gelatine- 16sung untersueht, wobei sich ganz bestimmte Wir- kun~'stypen ergaben. Und d,~ diese V¢irkungen schon aus~epr~igt sind bel Konzentrationen, die den thera- peutisehen Dosen nahestehen, so sprieht aueh dieses quantitative Moment fiir einen ursitchlicben Zusam- r:,enhang zwischen den beobaehteten physikalisch-ebe- misehen ~und bio]ogischen Vorg~tngen.

E. Meyer und Seyderhelm (G~ittingen) berichten fiber Untersuchungen, die Gefili3fiillung und: Herz- gr6i3e betreffen: Dutch frfihere Untersuehungen war sebon gezeig¢ worden, dab die HerzgrSBe in st~irkerem :~IaBe, ats ,bisber bekannt, yon der Btutmenge b~ziiglieh Gef~Bfiill.ung a,bh~ngt. So kaan kfinstliehe Blut- entziebun,g zu einer Herzverkleinerung fiihren, die dann durch n,aebtr~gliehes E instriimen yon Gewebs- wasser ins Blur allmiihtieh wieder ausgegliehen wird. Diese Gr61~enveritnderun,~en :des l:ferzens, rSntgenolo- giseh fortla.ufend~ kontrolHert, kSnnen somit a.ls In- dikator fiir die zeitlichen Verb~ltnisse &ieses Ein. strClmens dienen und auch dafiir, ob -~nd wi~e welt d'ieser Restitutionsvorgang durch i~ntraveniise Injekbionen

beeinfl.uBt wer.den l~ann. Es z~lgt sieh nun, dab diese Aufffillung des Gefiiflaystem~ dureh intruven~se In- jektionen yon Koehsalz ~tnd RingerI~sung nieht be- sehleunigt werden kann, wohl aber bei Z.usatz yon Gummi arabieum oder Gelatine zur Infusionsfliisaig- keit. Hierbei liegt .dan Wirksame weder in der er- hiihten Viskosit~it noch in dem erhiihten Gehalt an Calciumionen, da z. B. auch Injektionen yon Nor- mosal - - mit ihrem normalen Calcium~ebalt und, nur wenig erhShter Viskosit~t - - in der Blutbahn ver- bleiben, und sich hiermit ebenso wie mit Gelatine oder Gu-,~nil~ungen Zust~nde yon ,,seri~ser Plethora" mi~ Her~dilatation erz'eugen lmssen. Auch der klebrige Dia lysierrfickstand yon NormosallSsungen, einer phy- siologischen KoehsalzlSsu~g zugesetzt, bewirkt, dab die infundierte Flfisaigkeit in der Btutbahn bleibt. Genau so wirkt Z,usatz yon kolloidalem Calciumphosphat.

Starkensteln (Prag) berichtet fiber die pharmako- lq~isehe Beeinflu~sung der Nierenfunktion. Dabei zeig~ er zun~chst, dab d:ie Harnprod.uktion auch be,ira normalen Organismus keinoswegs .der Menge des auf- genommenen Wassers proportional geht. Sie ist viel- mehr abhi~ngig yon tier Menge und der Ver~eilung der Zufubr, you der quali~ativen Zusammenset~un,g und drittens yon der Ar t der Applikation ~ter zugefiihrten F t ~ i g k e J t . Unter Berfickaichtigung dieser und ~hn- licher Verbiiltnisse fin det Starkenstein, dab dem Ato- phan eine diuretksche Wirkuag zukommt, die zum Unterschied von anderen Diur~tika durch renate, nicht dureh extrarenate Faktoren b~d~ingt :ist.

Loewi (Graz) spricht fiber humorale ~bertragbar- keit 4er Herznervenwirkung. Er ~eht aus yon der Frage, in welch.er Ar t und Weise die Err%rang eines Nerven (z. B. des Nervus vagus} fibertragen wird auf alas Erfolgor,gan (z. B. alas Iterz). In Anal0gie zu gewissen pflanzenphysiologischen Beobachtung~n (Mi- nmsa pudSca) w~re es denkba,r, dab im Gefolge tier ~e izung cle~ Nerven ein Stoff produziert wfirde, tier selnerseits erst entsprechende Wirkung an den Muskelfasern auslSst. In tier Tat konnte Loewi zeigen, da~ bei liingerer elektrischer Reizung der tterz- nerven in die Fiiltftiissigkeit de~ an .der Straubschen Kaniile arbeitenden Herzens Stoffe mit stark physio- logischer W,i.rkung fibergehen, die, auf ein zweites Herz als Testobjekt fibertragen, hier Funktionsiinde- rungen erzev, g~n, die .denen .des ersten, auf nerv~sem Wage gereiz~en Iterzen,~, vSllig p~rallel ~gehen: So wirkt der im Gefolge yon Vagusreizung in die Flfissigke,it fibergehende Stoff am Testh,erzen n~g.ativ inotrop, und seine Wirkung ist dutch Atropin prompt zu beheben; umg~kehrt wirkt d,e'r bei der Aee~lleransre:izung fiber- gebende Stoff am Testherzen positiv inotrop. Cber die chemiseb,~ Natur dieser nur in winzigen Mengen auftretenden Stoffe l~Bt sich Definitives noeh nieht sagen. Zwar ist w~brend tier Vagusreizung tier Cholil~gehalt :in tier Ffillfliissigkeit wermehrt, ab~r trot,zdem ist Cholin ,n~cht die fttr die Wirksa~n- keit des Va~usinhaltes verantwortJich zu machende Sub~tanz. Wins den Accelleransstoff angeht, so lieB sich fesbstellen, .dab es sicb weder um ein Kalksalz noch um ein Lipoid bandelt.

de Boer (AmsterdaTn) berichtet fiber Herzflimmern, dessert Wesen, Ursache un4 Therapie: Das Wesen dieses Fl.immerns ~ieg± n~an darin, dab die Er~regung die K~mmer in m ehrer.en Etappen .durchli~uft, also fraktion~erte Extrasystolen vorliegen, die aneinander- gareiht .da~ l~ngerdauernde Flimmern erzeugen. Dieses Kammerftimmern kann nicht nnr ~ c h direk- tern Reiz entstehen, ~on,dern auch nach elner inc~irek-

Page 2: Die zweite Tagung der Deutschen Pharmakologischen Gesellschaft

FlCft 6 t Sehiil ler: Dig z w e i t e T a g u n g der D e u t s e h e n Pharmako log i sehen Gesel lschaft . I0. 2. 19T2J

14t

ten Reizung yon dun VorhSfen ~trs, wenn nur die Er- r ~ u n g ~ti,e Kammer sogleich nach Ablaaf des Refrak- t~rstadiums erreicht.

Weiter berichtet de Boer fiber die Vergi.f~ung des Froschherzens mittels Digitalis u~rd Anti,arin: Der Effekt besteht .in einer }talbierung des Kammer- rhythmus, d,ie nach Straub verursacht is t <lurch Ver- l~ingerung des Refrakt~trstadiums der Kammer. Auf eine s olche Verl~tn,gerung l~tBt sich na.ch de Boer das ganze Vergif~n,~bi ld des Froschherzens durch Digi- talis und Antiar in zurfickffihren: Wenn der Bruch Dauer des Refrakt~rstadiums ~ D a u e r einer Sinusperiode > 1 ist, entsteh¢ tier h~lhierte Rhythmus, is t er aber < 1, bleibt der nor- male Rhythmus bestehen. Infolg~e der Vergiftung n~hert sich der Wert flea Bruches w~thren5 des nor- malen Rhythmn:s mehr und mehr der Zahl 1, der meta- bole Zustand Jst verschlechbert, w,as sich im Ab- nehmen der Kontraktili¢~tt tier Kammer ~ul~ert, ~und es entsteht tier halbierte K.~mmerrhythmus. t t ier- durch werden aber ,die Pausen verl~tngert, der meta- bole Zustand kann sich res¢aurieren, and wenn der Zus5and einige Z eit b e ~ n d e n hat, kann nunmehr der ttalbrhythmus w ieder in den normaIen Rhythmus fibergefiihrt werden.

Oppenheimer {Freibarg) hat mittels ,Saitengatvano- meter 4ie tterzt~tigkei¢ kleiner W~rmblfiter studiert and tganz .auff~Ilig hohe Pulazah]en gefunden, z. B. beim Buchfink ,his zu "700 i. d. Minube, ,helm Berg- link 900, Zahlen, d enen geg~enfiber meehan.isehe Re. gistrierungen versagen mfissen.

Biylsma {Utrecht) hat Versuche fiber 4en Zus~m- menhang zwischen Digitalis 'un~ t Ierzkraf t angestellt unc~ kommt nach ein~ehender Analyse zu dem Resul- t~0t, dab die Kraf t des Herzens 6urch Strophantin ztmim,mt.

E. Meyer (GS~tingen} berichtet fiber rektale Diffi- tali~stherapi~e.

JoaeMmoglu (Berlin) hat na~h tier Vorschrift de~ deutschen Arzneibuches hergestellte Digitalist inkturen mi¢ physielogischen Methoden ausgewertet an5 ~aeh Aufbewahren nnter versehiedenen Bed in~ngen mit denselben Methoden wiederum ti tr iert : Dabei er~ab sich, da$ einjithriger Aufenthalt bei gleichm~tSiger Keltertemperatur ~ie Wirksamkeit nieht verandert, ~agegen ,hei Zimmertemperat~r, und s¢~trker noch be~ Bruttemperaturen and bei Na-Bikarbonat-Zusatz, ver- ringert.

Wiechowskl (Prag) berichtet ,,fiber berzwirksame Glykoside": Die Glykoside des w~seri~en Digitalis- extraktes und tier anderen einheimischen, digitalis- ar t ig wirkenden D r q ~ n lassea sich unter bestimmten Beclingun~en fa~t q,uantitativ au~salzen. Vom SaIz durch Alkohol ~e~rennt, erh~ilt man die Glykoside in ihrer natfirHehen Gerbstof fkombination. Verglei- chende Wirksamkeit~prfifungen ergaben nun ffir den Wa~sserextrakt entsprechend' je 1 Gramm Droge fol- gende Vgerte in Froschdosen:

tterb~t ,Adonidis 600 Bnlbus Seillae 1200 Fol. Digitalis 2000 Fol. Nerii oI. 2800 H.erba Convall. 4800 Rad. ttellebor. 7000

Ge~enfiber dieser Wertigkeitsreihe, am ~Froseh ge- messen, zeigt der iV~en~ch ~ weni~mstens bei Auf- nahmen per os - - eine ander~ EmpfindIichkeit ge~en dle~e verschiedenen Digitaliss£offe, indem z. B. Gly- kosidlSs~ngen aus Conv, allarla ~n~l ttelleboru~ sieh ~bei

der klinischen Priifu.~g al,s relativ unterwert ig er- w,iesen gegenfiber Folia DigitaIis.

SehiiUer (Leipzig) berichtet ,,fiber den Antagonis- runs der Lokalan~sthetika gegenfiber dem Veratrin- effekt am Mtmkol". Aasgeheac~ yon der Tatsache, dab ~onische ~Iuskelerregungen der verschiedensten Genese durch LokaIanKsthe$ika ~nt~gonistiseh b~einfhll3t wet- .den, ohne ~leichzeitige Schw~ctmng der motorischen Innervation, war Analoges auch beim veratrinisierten Mttske~ zu erw,arten, wean man .der eigentlichen Vera- trlnvorkfirzung ,eine tonische Komponente supponierte. Von d, iesem Gesichtspunkt aus wur~en die verschie- densten LokalanEsthetiku geprfift und alle mehr oder weniger wirksam gefunden; uncl zwar so, dab nicht nur, wie bei tier zweigipfligen Veratrinkurve, die der Init ialzuckung fol~en,de, ei~entliche Veratr.inve,rkfir- zung verschwin.det, sondern auch die vergrtSBerte Initi~Izuckung selbst zur f~st normalen G riJSe ~urfick- geffihrt wird. Bemerkenswert ist die prompte Wirk- samk~it de~ An~sthesin~, alas t rotz seiner g~ringen Wasserl~slichkeit yon 0,08 % (Impens) selbst in ~/~ ges~ttigter LSsun~ auch hochgradigen Veratrineffekt aufZuheb~n vermag bzw. durch vorherlge Anwendung verhindert. Dieser Antagonismus ist 4urch Spfilung r~versibel.

Wei~er berichtet tier Vortragende ,,fiber den An- tagonismns einiger Lokalanfisthetika i~egenfiber tier Coffeins~arre de~ ~{uskels": Dabei zeigJ~e sieh. dab dureh Lo!calonEsthetika die yell entwiekelte Coffeinstarre nieht geltist wird; dab d~gegen Verbehandlung des Muskels mit Novoka.in, An- ~Lsthesin, weniger mi t Kokaln (nicht ,c~urch~ Alkohol. Ather) n,achtrhglich zuge~etztes Coffein je nach den angewaIldten KonTlentrationsverhEl~nis~ea mehr oder wenig~r vollkommen ~nw~rksam macht. So is¢ z. B. ein Temporaxienschenkel, 15 Minuten mit Novokain 1 : 1000 his I : 500 wrbehandelt, auf nachtr~glichen Zusa~z yon Coffein 1 :1000 selbst n~ch 2 Stunden nech vollkommen schlaff und frei bewe?lich, w~hrend ein Kentrollschenkel mi t gleich konzentrier~er Coffein- tSsung ohne Novokainzusatz naeh wenigen Minuten erstarrt. D abei ist bemerkenswert, dab die Zuekungs- f~ihigkeit des Muskels auf Induktionsreiz durch passende Novokain.Coffein-Behandlung nicht nennens- wer~ ver~ndert wir~ und d~ie Muskelf.aser i hre narmale mikroskopische Struktur beibehMten kann.

Riesser (Frankfurt) berichtet ,,fiber den 5][echanis- mus einiger durch Gifte e r z e ~ e r Kon£rakturformen" : Mit Hilfe der yon Embdert n~uerdi~s angegebenen Methode wurde tier chemische un~ physikalisch-che- mi~che Mechanismus der Coffeln- und Veratrin-Ken- t raktur ~n$ersuch¢ .und gefunffen, .dab 'bei,de sehlieB- ]ich au'f tier Quellungswirkun~ der I~aktacidogen- Stoffwechselprod~kte beruhen. Demgegenfiber bringt Acetylcholin, Nikotin (Langley) durch Erre~ang einer in der G~end tier Nerven¢intritts,stelle gel.egenen Neur,~]substanz den Muskel za Dauerverkfirzung, ein Effekt, der wed.er veto Nerven noeh yon ~er ~onsf~igen Muskelsubstanz aus auslfslrar ist. E r l~B$ ~ich dutch Curare I : 10 000, Atropin and Novokain I : 1000 auf- heben. Die Cnrarewirkung auf Muskel ist demnaeh als eine zweifaehe anzusehen: L~thmung ~der moto- rischen Nervenendi~ngen unff auBerdem L~thmung der yon diesem Nervensystem anatomisch nnd physiolo- gisch verschiedenen Substanz .der Neuralreglon, des nerv~sen Substrats tier tonischen Erreguni?en. Die belden tetzL~enannten Gifte Atropin untl Novokain beseltigen auch prompt die typische Wirkung niederer Veratrinkonzentr, ationen, nnd es wlrd dadurch wahr- seheinlich, d a b ihr antagonistischer Effekt gegenfiber

Page 3: Die zweite Tagung der Deutschen Pharmakologischen Gesellschaft

t42 ,%chiiller: Die zweite Tagung der DeutsChen Pharmak01ogischen Gese[lsChaft. I Die iqatur [wissensehaften

Kontraktur erregenden Gii len ganz a llgemein d u r ~ Beeinflussa~g, des Kolloid~ustandes der Muskelfasern zt~stande kommt.

Nvuschlofl (Frankfur t ) spr ieht ,,fiber die Wirkung yon Muskelgiften ~uf Koltoide": Vortr~agender versucht Beziehungen aufzufinden zwischen kolloidchemiscben und physiologi.schen Wirkungen tier M.uskelgifte und prfift zu diesem Zwecke die Vi~kositiiSsbeeinflussung einer G.elatinelS~ung d u r c h verschiedene Gifte, z, B. Chinin, Novokain, Strophant in , Veratr in , Coffein, Nikot~in, Atropin. Er finder nun, dab Gifte, die keine nachweisbare Beziehung zu den Mu~kel~c"eweben haben, auch dem Gel,~tinesot g~genfiber unwirksam sind, with- ten4 mi t typisehen M~uskelgiften auch charakteris t ische ~;iskosit~itsEn.derungen erh~lten werden.

Asher (Bern) spr icht fiber .den Nachweis des un- ermfidbaren Antei ls der quergestreif ten Muskula tur : Bei einem i nta.kten Kaninehen wird nn te r ~nt~lich.st physiologischen Bedingungen der Igervus isehi.aticus der einen Sei te un d.er Stelle des Becken~ustri t t~s tok~lan~sthesiert, ~o cI~B er in tier :Peripherie ohne zentripetale Wirkungen gerei.zt werden kann. Mit tels einer grollen Elektrode im Rficken un,d einer Nadel- elektrode in Gegend dies Kniegelenkes, dicht neben dem Nerven, wird nun ~mit einer Frequenz yon 50 in der Sekunde tetaniaiert . Dabei kann der Muskel bis zu 6 S~u.nden teta;nis:cbe Kont rakt ionen ausflihren, selbst wenn sie jede zwei~, j~ jede Sekun.de ~ s - gelbst werden. Nur .die allerersten Kontrakt ionen f~llen rasch ab, d~ie sp~iteren bleiben anda, uernd auf ~leieher ttShe, die ungeftihr 40 bis 70 % der Anfangu- hShe betr~ig-t. Damit ist, praktisch gesprochen, ein relativ unermfidbarer Antei l in der quergestreiften ~ u s k u l a t u r u n d a u c h in den Nervenen,dorganen des Siiugetiers nachgev~iesen. Die~e peripheren Teil~e seheinen ~omit wen.i~,er Bede~tung ffir die all gemeine K~rperermfidung zu baben ~Is d~s zentrale Nerven- system.

Magnus (Utrecht) berichtet ,.iiber Pharmakolo,?ie 4er KSrperstel lungen und tier Labyrinthrefle~xe". Nach- dem die Physiologie der KSrperh~dtung und .der La- byr inthref lexe hinreichend aufgekl~irt war, hat Vor- t r~gender im Verein mi t den Herren Verteegh und Jonkhoff die Dntersuchung yon Gif twirkungen au~ ~Hesen sehr verwickelien Appara t begonnen. Dabei hal~ sich eine .~ehr weitgehen.de SpezifitEt in dam Sinne herau~,gestellt, dab jedes Gift die einzelnen Reflexgruppen in ,~nderer Reihenfolge und Kombina- f.iou beeinfluBt, so dab sich sehr verschiedene Ve.r- .¢iftungsbilder ergeben. So wurde z. B. unters~cht P,ikrotox.in, ~Strychnin, OIeum chenopo&ii, Narkotika. :~tk~hol Nikot in tmd an, der:e. Alkohol ~l~ihmt z. B. von den StellreHexen zuer~t elektiv die Hals,~tellref.lexe. so dab Zusammenarbeiten yon Kopf un, d Hals gestSrt wird (Gang der Betrunkenen).

Lv Heux (Utrecht) ber iehtet ,,fiber experimentelle Therapie tier Magend,armlithmung". Scbon frfiher konnte mi t gute.n Grtinden .gezeigt werden, dal] d.as Cholin beim Ents tehen der normalen Magendarm- bewe~ang eiae wiehtige Rolle spi,elt. Es wurde des- ha]b untersucht , ob und inwieweit am ganzen Tier der normal e and d er kfinstlich besch~idigte and ge- liihmte Magend,armkanal .durch intr ,~ven~e Cholin- injektion zu be~.infhlssen sei, wobei der Effekt mi t R~int~genstr~blen verfo~g't wurde: So erzeagen 4 bis 10 mg Chol:inchlorid Verst~irkungen un~ Beschleun4- ~ungen tier gesamten Magendarmbewegung, ohne Ver- itnderung ihres normalen Cbarakters . Wird der Darm durch stundenla~ge tiefe Chloroformn,a, rkose, oder dureh Even~eriereal un.& Massage, oder dutch Ein-

spri tzen yon Lugolscher LSoung. in die Bauchh~hle mehr oder minder ~in ~einer Funkt ion @eliihmt, so werden durch 10 mg Cholinchlorid intraven/ls wieder normule Magen-Dfinndarm-Dickdarm-Bewegungen ans- gelSst,: ,so dell die Dar.mentleeru~%~ nahezu die~elbe ist w~i,e bei n icht operierten Tieren.

Bornstei~ (Hamburg) spr icht fiber einige toxische G~lyk~mien: Gifte der Parasympathikusgruppe (Cho lin, .Pilokaxpin, Phy,sos%igmin, Aeetylcholin und an- tiere) erzeugen bei subkut~ner In jekt ion ErhShung de~ Blutzuckergeha.ltes, die durch Atropin antagonist, i~/h beeinftul]t wird. Die so erzet~te Glyk~mie geh~ mit Sch~und d~s Leberglykogens einher, beruht aber nicbt auf Adrenalinmobit isierung, d~ ~.ie auch bei epine- phrekbamierten Tieren zustande kommt. C~egen eine Gleichheit der oben genannten GlykEmien mi t der Adrenal'inglykitmie spr ich t aueh d,ie Tatsache, dab durch Pi:lokarpin d,ie Adrenal.inglyki~mie, un.d d'urch Adrena.lin c~ie Pilekarp, inglykiimie gehemmt wird. E in weiterer Untersehied besteht darin, dal] der , ,Pilokarpinzueker" zum grol]en Tell .sofor~ ve rb rann t wird, wahren.d .der , ,Adrenalinzueker" l~ngere Zeit un- ve rbrann t im Org-anismu~ kreist. Aueh bei manehen Diabetikern, aber nicht bei Pankreasdi.abetes, wird der Blutzucker dutch Atropin herabgasetzt.

A. Jodlbauer (Mfinchen) ber iehtet ,,fiber Jodbildung aus JodkaHum im Lichte, ohne und ~ mi t SensibiIisa- toren" : Eo~in u,n4 andere fluoreszierende Stoffe wirken auf Joclkaliuml~:~snngen im Li~bte nur so lange als reine Kat~atysatoren, als ke ine Bteichung dieser Stoffe auf t r i t t . Bei der Bl,elchung des Eoslns bilden sich S~uren, vor allem C0e, die ihrerseits die Jodbil.dung fSrdern. Es ski an:?effigt, dab den B!eichungss~iuren eine toxiscbe Bedeutnng bei Warmbl[ i tern nicht zu- kommt. Durch mittelgrol]e Eosindo~vn, wie sie z. B. iu tier Eosingerste vorhanden sind, lassen sich an M':iusen bei Ffit~erung per os aueh bei in tensiver Sonnenbelicbtung keine toxi.scben Wirkungen erzielen

Biirgi (Bern) hat d i e W4rkungen vi t~minhal t iger Ex t rak te auf die Atm~ng u.ntersucht, bes0nders sol el~er Extrakte , die don wasserlSsl,ichen Vi taminfaktor entha.Iten, vornehmlicb des Orypan. Sie erwiesen ~ich als Reizmittel des t>~rasympathischen Nervensystems. set.zten die Ermfi.dba.rke.i~-des motorisehen Nerven lind des ~[uskeIs herab und erregten alas Atemzentrum. was besonders in Er,~eh.einun~ trat , wenn (lurch Mor- ph.in oder andere Opiate oder narkotische Substanzen der Fet t re ihe d, as Atemzentrum gesehw~iebt war.

tlaf[ner (Mfinchen) berichtet ,,fiber den Meehania mus der tI~molyse u.nd der Agglu~inatAon dureb Ionen": Aggl.u~ination der Bl,ut.kSrperchen k.ann dur~h F~,llung der St.romat~ oder des HEmo~I~bins ~eruhen. ist jed.oeh atets a.n zwei Bedingungen gekntipft., e.rstens t3b,erffihrung der ausfallenden Kolloi.de in hydrophode Form, zweitens Her~t, ell:ung tier i~oelektrisehen Reak- tion. Agglut inat ion .dureh StromatafEllung erfolgt nur .dureh Ka.tionen, l,yse sowohl durch Anione~a wie Kationen.

Handovsky {GSttingen) ha t ,,die quant i ta t iven Be- ziehungen zwiseben Salz- und Gif tkonzentra t ion bei der Sal~oninh~molyse" untersucht . E r fin.det die YfS- moly~e tier roten Blutk~rperchen in saponinhaltig~n isotonischen Kochs~lzzuek~rgemischen bei konstanter Saponinkonzentrat ion ~m .so grSBer, je hSher die Koch- salzkoazentrati(~n, uncl welter die Versti~rkung der GiftwiTkung d,ureh das Koch salz ~egenfiber der Gift- wirknng in r~iner I~oh,rzuckerl~sung um ~o grSBer, je hSher die verwendete Saponlnkonzentrat ion. Diese AbhEngigkeit der tt~molyse yon Salz un.d Sapon.inkon- zentrat ion lEllt sich berechnen und s t immt mi t den

Page 4: Die zweite Tagung der Deutschen Pharmakologischen Gesellschaft

H e f t 5. l 10. 2. 1922 J

beobachteten Wer ten s ehr gu t fiberein. Die Verstar- kung ~er .Saponinwirkung dutch Kochsalz entspr icht in ihrem ¥er lauf der VerstRrkun~,~sadsorption yon FettsRuren an Tierkohle dutch Koch saIz. M~n kann daruus schliegen, dag Kochsalz d4e Oberfliichenspan- nn~y der Zellen erhSht und dadureh eine intensivere Bindung des s ta rk oberf.lRchenakti,ven Saponins er- miigiicht.

Werner Lipschitz (F rankfur t a. M.): Die Wirkung yon Giften auf d~e energiel ieiernden Zetlprozesse. Verfasser besehreibt eine kolori,metrische Methode, die auf tier biologischen t~eduktion des farblosen m- Dinitrobenzol zum gelben m.Nitrot~henylhydroxyl~m4n b~s.iert, und ,die gestattet , Atmungs- und Gifrungs- geschwind~kei t yon Zellen vergleichend-quanti tat iv zu v.erfolgen. Die Versuche wurden an a tmenden Frosch- muskelzeUen, giirenden Askariszelten und an Regen- w~urmmuskelzetlen ausgeffihrt : die Nitrored~uktion ist tbermolabil und an die Gegenwart. yon Koferment ge- bunden. Sie w,ird <lurch unspezifisehe Narkotik~a naeh dem Gesetz der homologen Reihen geh,emmt; ,die Hem- mung~kurven sind l inear ; Kombi~nation Von Narkot,i- zis erg~ibt Ad.ditionswirkungen. ~ Speziell d,ie Reduk- t ionswirkung tier a tmenden Froschmuskelzellen is t an die In t ak the i t der Zel ls t ruktur gebunden und durch optimale Sauerstoffversorgang der Zellen komplett, aber reversibel aufzuheben. Im Gegensatz dazu bleibt die Reduktion der g~renden Askariszellen bei Struk- turzers tSrung ungehemmt und ist d,urch Sauerstoff nicht zu unt~rdrticken. Sie is t ferner wenig empfind- lich gegen Bla u,s~ure. D agegen is t die Blaus~urewir- kung a.ui die a tmenden MuskelzeIIen n ich t einfach durch den Begriff der Oxydat ionshemmung gekl~irt, vietmehr ~firfte es sich bel der Blausiiurewirkun$ nm eine Ar t ,,Umschaltun,g" der Reduktion handeln: sie ist n~tmlich im Gegensatz zum Verhal ten unvergifte- ter Muskelzellen weder durch Sa,uerstoffzufuhr noeh dureh Strukturzers tSrung, noch durch vergrSBerte Blausi iurekonzentrat ion zu unterdriicken, bleibt aber th.ermolabil und an da~ Vorhandensein yon Koferment gebunden, d. h. a~as der ,,atmung~sartigen" Nitroreduk- t ion unvergif teter Muskelzellen is t durch Blauslture- vergif tung ,~g;iirungsartige" Nitroreduk~ion entstanden, ~thnlich derjenigen tier Askariszellen.

Heubner (GSttingen) und Rona (Berlin) haben Versuche zur Kl~rung tier Kalkwirkung angestel l t ; ale haben Katzen s ubku~an einmal, oder fiber li£ngere Zeit verteil t , wechselnd groliie Mengen Chlorcalcium bei~ehracht und da.nn .die Or~ane auf Calciumgehalt im Vergleich mi t normalen Organe:n nicht behandel- ter Tiere untersucht . Dabei ba t sich erstens ein sehr wechselnder Calciumgehalt bei Normalt ieren ergeben, und zweitens kein Unterschied gegenfiber kalkbehan- delten Tieren. Da bei diesen l~z t e r en aber mi tun te r deutliche Wirkungen des Kalkes vorhanden wares, z. B. I temmungen der Senfiilchemosis, scheint es un- miiglich, diese Kalkwirkungen etwa auf eine Vermeh- ruaN der absoluten Kalkmengen in .den Organen zurfickzuffihren. Auch die Annahme einer VerscMe- bung zwisch,en ionisiertem und nicht ionisier tem An- tell .des K~lkes is t sehwer haltbar.

Wataru Hirose (Be r l in )be r i ch t e t fiber die Wirkung yon Selen ~a.nd Tellur ~uf den Kreislauf. Der Unter - schied in der Gif twirkung zwischen der dreiwertigen arsenigen S~ure und tier ~finfwertigen Arsenstiure konnte in analo~er Weise kons ta t ie r t werden bei der tel lurigen Saute gegenfiber der Tellurs~ure und' bei tier selenigen S~iure gegenfiber der Selens~ure, wobei als Ind ika tor des isolierte Froschherz u,nd tier Bbat- druek des Kaninehens dlenen.

Schii l ler: Die zwe i t e T a g u n g d e r Deugschen P h a r m a k o t o g i s c h e n Gesel lschaft . ~43

Joachimoglu (Berlin) ber ichtet fiber die Wirkungen des Kohlenoxysulfids. Kohlenoxysulfid "erzeugt bei Frgschen bel n iederer Konzentra t ion reversible Lith- mung des Z;entralnervensyatems, ,bei !hSheren Ken: zentra t ionen Ted ohne spektroskopisch naehweisbare Blutveri inderung; b~i Kaninchen t leizung der Schleim* h~ute, Kr~mpfe, Li thmun~erscheinungen besonders des At'emzentrums und nach hi~ufigen ~ubleflalen Vergif: t u r i n Gleichgewichtsstiirungen. Im ganzen ghnelt die Kohlenoxysulf idvergif tung der Schwefelwaaser- stoffvergiftung.

G. S. Santesson (Stockholm}: Einiges fiber Metall- kata:lyse und Kato.la.sewirkung. Verfasser hut mit einem besondereu Apparat , <ler yon Min,ute zu Minute d4e entw~ekelten Sauerstof f.mengen angibt , vergleichende Versuche fiber d'ie Wir- k.ung verschiedener A4.~ntien tells auf Metat lkatalyse (Kollargol - - tie02), bells auf Katalasewirkung (Froschmuskelextrakte--H~O2) angestellt . Mit Kur- yen wurden demonstr ier t d er Einflug der Katalysator- bzw: Katala~emenge, der Temperatur, des NaC1, des KJ , des KCN, der KOIt bzw. NaOH. Au6erdem warden die Wirkungen verschiedener anderer Elektro- lyte (Salzen, SEuren) besproeh~n. Di~se haben im allgem.einen die Metallkatalyse stl irker beeinfl~ugt als die Muskelkatalyse - - sowohl in sehwi~chender al~ in fSrdernder Richt~ng. E iae eingehende chemi~che Deu- tung der ResuItate seheint noch nicht mS~ich.

Strosz und Wiechowski (Prag) berichten ,,tiber die Pharmakologie des Kampfers". Dabei hat sich er- geben, dab der Kamt)fer mi t wen:igen Ausnahmen lithmen.de Eigenseh.aften bes!itzt; w.e.iter ernieclrigt er d~ie Te.mp.eratur. Die Gehirn- u,nd RfickenmarkskrEmpfe kann man al~ ausge~prochenes Exzit~tions.stadium .an- sI~rechen, bei einer im fibrigen narkotisch wirks, mmen Suh~tanz, a.nalo~ .den gleichartig~n Wirkungen z. B. (le~ AthylMkohols. Der im fibr:igen u~nl~lt~bare Untersehied zwischen den Wirk.ungen yon Kampfer ~nd den typi- schen Narkot ika dfirfte seinen Grund in Empfindlich- keitsunter~chieden der einzelnen Organe haben. Mit dieser Auffassung des K~mpfer,s als Narkot ikum s t immt fiberein ~seine grebe Lipoid l~l ichkei t und eine gewiase WasserlSsliehke;it. Die Herzw.irkung des Kampfers wird vom Vortragenden i/n wesentlichen als eine L~hmung gedeutet un.d eine, wen:i~sten8 prakti8eh bedeutu,n~volile E~rregun~ tier Reizerzeugung geleugnet.

Wei~er h~ben Wiechowski und, H. Halphen (Prag) , ,Untersuchungen fiber die a~irksame Substanz Mutter- k e r n " a~.,~estellt. Dabe.i wurde gefunden, daft Mut ter ~ kornauszfige d~as Folinsche Reagens bliiuen ~n& dab di~e Intensit:~t dieser neuen Farbr.eaktion w~itg~hend var.a,llel geht tier Wirksamkei t tier betreffenden Ex- t r ak t e auf den Meerschw~inchen~aterus.

Frommherz (Hgcbst) ha t 4ie Wirkungss t~rke det verschiedensten Lokalan~isthetika vergleichend ~ geprfi[t einerseits am sensiblen Nerv.enende (Cornea, Pfote yon Rana temporaria) , an~dereraeit~ am Nervenstamm (Nervus iscMaticus yam Fr~seh unc~ K~ninehen). Ordnet man nun ~i,e Lokalan~sthet ika nach ihrer W i r k u u g s s ~ r k e ~m Nervenende, so e rha l t man ganz andere Reihenfolgen al~ bezfigtieh ,ihrer W i rk u n g am Nervenstamm: so besitzen z. B. gewisse gemischte Kohlensiiureester der i ra te gute Nervens t~mm~irkung ge$enfiber einer 500f'ach schw~,tcber.en Nerwenendwir- kung, wfihrend die Hydrocupreinderivate ~n beiden SteUen gleich wirken. Di(~se. Unter~chiede h~ngen mi t fol~endem zusammen: Leicht in unwirksame Kompo- u~nten spalflbare oder leieht diffundlierbare Pr~para te

Page 5: Die zweite Tagung der Deutschen Pharmakologischen Gesellschaft

t44

konm~ea an der Schteimhaut nicht zur Wirkung, k5nnen abet infolge der Appl ikat ionstechnik den Nervenstamm gut an~istthesieren: Leitungsanasthesie. Stabilere and sehwerer .diffundierbare Pr i iparate eig- nen sich auch zur Schleimhautan~sthesie. Attf d iesen Momenten beruhL a,uch der we,sentliche Unterschied zwischen Novokain ,als L e i t u n g s a ~ s t h e t i k u m und Cocain als 0berfl~chenanSsthetikum.

Asher (Bern): ,,Ein neuer Beweis fiir die innere Sekretion des Overturns."

Fritz Eichholtz (Ro~tock): Cber Lip~mie. Laqueur, Grevenstulc und Sluyten (Amsterdam) be-

rickteCen fiber ,,Resorption in der Lunge", wobei d~ie versckiedensten L6sun~en i~bratra.kta.1 beigebraeht und ihre Resorption verfolgt wurde.

Oppenheimer (Fr~iburg) hat gemeinsam mi't Ft. Baur (HSchen~chwand) d:ie bekannten Beziehungen dens Chlor und Brom im Organ:ismus, die Ge~etze fiber die Au~sscheidung, Aufspeicherung ¢m4 Verlu~te der beiden italogene usw. ma:thematiseh behandelt. Dabei gel ingt es ihm z. B., reeh~a'e:riseh den Gesamegehalt eines Pa- t ienten an N,atriumehlorid festzulegen und welter g~ate 13bereinstimmun.g zwischen vorausbereehneten und ge- fundenen Brorn,qu~seheidung,swerten zu linden.

,gehiiller, Freiburg.

G e s e l l s c h a f t f i ir E r d k u n d e zu Ber l in . Die SiLzung am 3. Dezemher 1921 s tand unter dem

Eindruck der einhelligen F o r d e r u ~ ailer geographi seheza Kreise: Mehr G e o g r a p h i e in die Sehule! Dieses Th,em~ wurde vom vaterl~ndisehen, sta,atsbfir- ger~ieh~n, wirtzchaftlichen, wisse~chuf¢lichen, hiStori- ~ehen, erzieherLschen nnd schultechnischen Standpunkt aus behandelt und seine Berechtigung yon Ver t re tern tier VerwalStm~, wirtsehaft l ieher Verb~tnde, d'er t tan- delskammern, tier Kaufmannschaft , der Tagespresse, tier Schulen, Hochsclrulen, Universit~tten usw. d~rge- legt. Es sprachen aufter dem Vorsitzenden der Gesell- schaft, Geheimrat Penck, noch Geheimrat MeUmann, Ober-Studi~nd:irektor Fox. (Breslan), S tudienra t Otta~ Oberstudienr~t,in Beer, Professor Lampe, G~eheimrat Ki~hne, Professor Georg Wegener, Oberschulrat S//d- hof (Bakarest) , Chefredakteur Dix, Jus t i z r a t Wald- .~chmidt, Oberregierun~srat v. Loesehebrand, Professor Heinrich Fischer, Stadtscht~lraL Anders, Studienrat ]['~Iler, Professor Walther Vogel. At~s den vielen vor- gebrachten Einzelheiten seien die folgenden heraus- gegriffen. ~chon die erste Prf i fungsordnung fiber das Abitur ientenexamen forderte ein Examen .in der Erd- ](unde, wogeg~en die Pr i i fungsordnung von 1810 merk- wfirdigerweise PriJfungen in allen F~ichern zut~flt, nur u icht in der Geographie. Ea han delt sich beim gee- ,¢raphischen Un te r r i ch t nicht ledi.glich um Fachwis~e~a, sondern um eine Frage der al.lgemeinen Bildung. Ers t (tie Kenntn is des L a n d ~ ~u,f der Grundlage yon Bod:en, Klim~ .und ~qrtschafhsl~i)en unff die geographisehe Einste l lung tier Denkweise ermSglieht eine r ichtige Auffassung yon der Erde Me einheitliehem Wirtsehafts- kiirper und vermit te l t politisehe UrteilsfiihigkeiL An- zt~streben is t ein Verst~i-ndnis ffir die verseh, iedene~ L~nder nnd Landschaften, aus dem s ieh vietfach auch die Eigenar t ,der BevSlkerung erklfiren l~iBt. In erster Linie muff die Kulturgea~raphie gepflegt werden, die auch des Werk des Men,chert an tier Umwandlung tier Natur landschaft umlaut. Die Geographie ,iat geeigne~, im Mit te lpunkt des Unterr.iehtes zu stehen, well s i e

Gese l l sehaf t fftr E r d k u n d e zu Berlin. i Die 1~atu~ [wissenschaften

~1~ einzi~es Fach d~s Volk in seiner Gesamthei t be~ trachtet . Von Unter r ieh t smi t te ln wurden empfo~len: Fre i luf tun ter r ich t ffir die un£eren K[assen, Ausba.u der ~eographischen Wanderungen in den oberen Klassen, LehrfLlme uad andere Ansch~uungsmittel . Der Unter- r icht muB au~sckLieBlich yon Fachmhnnern er te i l t wet- den, .die n ieht ~ur d,as Lehr.~ebiet vSllig beherrsehen, son.dern es auch vers~ehen, bet den ,Schiilern Lust und Liebe zur Erdkunde zu erwecken und in il~nen den Wunsch rege zu m~tehen, .noch mehr m~ ]ernen.

Ill der Fach.s'itzung am 19. Dezember t~ielt Dr. W. Behrmann {Berlin) einen Vor t rag fiber die K u n s t der S t e i n z e i t in N e u - G u l n e a . An zahlreichen sehiJnen Lichtbildern zeigte der Vortragende, wie die Einwoh- uer des Lande~, die des Metall nicht kennen, sendern u.ooh tier Kultur.epoche der Steinzeit angehi~ren, in ge- schmaekvoller und kiinstterisch hervorragender Weise s ich selbst und ihre Gebrauchsgegenst~tnde aus- schmficken. Die Arbei ten werden meist durch Bran- rmn, Kra tzen mi t Vogelkratlen od.er Fisch~rRten und Bemalen in den Farben schwarz, weiB ~and rot mittels Kohle, Kalk und lekmiger Verwit terun~serde atusgefiihrt. Als Zierate zum Schmuck des KSrpers dienen: Eber- und tIundez~thne, geschlM~ene Rfick- gratsknoch.en yon Hu~den, Schneckengeh~use, Muschel- ~chalen und gebleichte Grassamen. Die Haare werden o~t in Zylinderform zusammengeprel3t, die S t i rn mi t Diudemen, Reiher- und Kasuarfedern usw. geschmtickt. Der verzi*e.rte Ring um den linken Oberarm dient man- gels jeder Bekleidung als Tasche, auch ale Aufbewah- rungsor t fiir den aus .dean Beinknochen des Kasuars kunztvoI1 gesehliffenen und verzierten ~piLzeu Doleh. Der Lendenschurz best.eht aus Bast. oder Rota~g. Die D'urchbohrung der Nasenscheidewand ermSglicht die Anbr ingung yon St~tbchen, Z~thnen und and'eren Schmuckgegenst~nden. Typisch sin, d die Ziernarben, die nament l ich um Nabel un~ Brusbwa.rzen oft zu fSrm o l.ichen Schn,itzarbeiten ausgestal tet werden. Die Ge- sichter werden bemalt, wobei die Individual i t~t jedes einzelnen vSllig gewahr t bleibL A~ach die Arabesken auf dem groBen Schutzschilde lessen dessen Zu.geh~rig- keit zu einem besLimmten Kr.ieger erkennen.

Die Tongef~Be werden ohne Drehscheibe mi t der Band geknetet unff n ieht gebrannt . Trotzffem findet man solche bi.s zu 1,2 m HShe. Oft sind sie kuns{vo~l modelliert ~nd angemalt . Auch .nile sonstigen Ge- b rauchs~ens t~ tnde , wie Ses~el, Speerschleudern~ Betelkalebassen u n~ ~ie dazu gehSrigen Spaeht.el. Farbschalen, ja sell)st dde bet dem R'eichtum an Un- geziefer sehr nStigen Haark ra tze r werden durch Schnitzereien und Verzierung mi t Papageienfedern ef~ zu pr~ichtigen kteinen Kunstwerken ausgestattet~

Das GebKlk wie der Giebel.schmuck ,der Horden- h~user, deren Wohnboden auf Pfahlros t 6 m fiber der Erdoberfl~tche lJegt, s ind oft yon vol~endeter SchSn- heft. Aus bemalter Baumrinde werden groteske Tanz- masken angefertig~, die Ungeheuer damtel len und ge- legentlich so ri.esige Dimensionen erreichen, .dab sie yon 20 Mann'ern getragen werden miissen. Ih re groB- ar t igs te Vollenfft~g ~ber erreichen die Kunstformen in den Schn~.beln der Einb~ume. Diese primdtiven Fahrzeuge, die, mi t 20 his 28 Ruderern bemannt, eine grol~e Geschwindigkeit erzielen kSnnen, t ragen wunder volle Oallionsfiguren, ~n ~lenen des Krokodilmotiv. meist in V~erhindung ~nit Vogelgestalten, durchaus v o r herrscht. O . B .

Herausgeber und verantwortliehpr Sehriftleiter: Dr. Arnold Berlin,s-, Berlin W 9. Verlag yon Julius Springer in Berlin ~r 9, -- Druck yon H. S. Hermann & Co. in Berlin SW 19