Ein globaler PLM „BIG BANG“ · 2020-04-09 · Ein globaler PLM „Big Bang“ Hersteller von...

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DIGITAL ENGINEERING Magazin 02-2020 42 nem überschaubaren Zeitraum zu Ende bringen will“, lobt Nienhaus. Er schätzt, dass nach dem herkömmlichen Wasserfall- prinzip allein die Spezifikation der Anfor- derungen länger gedauert hätte als jetzt die gesamte Umsetzung. Durch die sehr gute Vorbereitung konnte Kiekert CIM Database zeitgleich an allen re- levanten Standorten produktiv schalten. Die globale Zusammenarbeit machte einen „Big Bang“ beim Rollout unausweichlich. „Auch wenn wir projektweise vorgegangen wären, hätten wir aufgrund der vielen Übernahme- teile immer mehrere Standorte mitnehmen müssen. Sonst wäre es in der Übergangspha- se zu Dateninkonsistenzen gekommen“, er- klärt Nienhaus. Damit die Anwender vom Start weg mit der neuen PLM-Lösung arbeiten können, wurden sie an allen Standorten gleichzei- tig und individuell geschult. Ein weltweites Team von Trainern erläuterte ihnen vor Ort die für ihre Aufgaben erforderlichen Funk- tionen. Videos, mit denen Anwender ihre J edes dritte Auto auf der Welt hat ein Schließsystem, dessen Design von Kie- kert stammt. Das über 160 Jahre alte Unternehmen mit Hauptsitz in Heili- genhaus ist weltweit die Nummer eins bei Seitentürschlössern und hat sein Produkt- portfolio in den letzten Jahren stark erwei- tert, zum Beispiel um die Ladestecker-Ver- riegelung SecuCharge und das E-Schloss ExcellEntry für autonom fahrende und elek- trisch betriebene Fahrzeuge. Effizienter entwickeln Um den Entwicklungsaufwand zu redu- zieren, hat Kiekert seine Schließsysteme weitgehend modularisiert und standardi- siert. Sie müssen jedoch immer an lokale und kunden- sowie fahrzeugspezifische Gegebenheiten angepasst werden. Die Standorte arbeiten bei der Entwicklung und Industrialisierung eng zusammen, selbst wenn einzelne Produkte nur für bestimmte Märkte konzipiert sind. Ab ei- nem definierten Reifegrad werden sie oft vollständig in die Verantwortung der Re- gionen übergeben. Trends wie die E-Mobilität und das autonome Fahren steigern den Innova- tionsdruck und die Produktkomplexität nochmals deutlich. Die Produkte enthal- ten immer mehr Elektronik und Software, so dass der Automobilzulieferer vor der Herausforderung steht, die entsprechen- den Kompetenzen an seinen Standorten auszubauen. „Ein weltweit einheitliches Daten- und Prozessmanagement trägt entscheidend dazu bei, die interdisziplinäre Zusammen- arbeit während der Produktentstehung zu beherrschen“, kommentiert Global PLM Project Manager Franz Nienhaus. 250 CAD-Konstrukteure koordinieren Insgesamt sind an den sieben Entwick- lungsstandorten 250 CAD-Arbeitsplätze installiert. Mechanische Komponenten entwickeln die Konstrukteure hauptsäch- lich mit Catia, setzen auf Kundenwunsch aber auch die NX-Software von Siemens ein. „Unser Ziel ist die volle Interoperabi- lität. Egal mit welchem CAD-System der Anwender arbeitet, er muss die Daten des anderen zumindest anschauen können“, betont Nienhaus. Das bisherige PDM-System war weder Multi-CAD-fähig noch erfüllte es die da- rüberhinausgehenden PLM-Anforderun- gen. Nach einem einjährigen Assessment mit drei Anbietern entschied sich Kiekert für CIM Database von Contact Software. „Die Elements Plattform, auf der unsere neue PLM-Lösung basiert, ist modular, offen und gut konfigurierbar. So konnten wir unsere spezifischen Anforderungen ohne Programmierung umsetzen. Zudem hat Contact viel Erfahrung mit der Inte- gration von Fremdsystemen“, erläutert Nienhaus die Gründe. Diese Bewertung untermauerte ein standortübergreifen- der Proof-of-Concept (POC) in Deutsch- land, China und den USA. Agile Umsetzung Bei der Implementierung der PLM-Platt- form ging das Projektteam agil vor. Key User von Kiekert definierten die Vorgaben für die Arbeitspakete, die Contact Software zusammen mit seinem Partner Bosch Engi- neering in kurzen Sprints umsetzte. „Das hat fantastisch funktioniert. Es gibt zum agilen Vorgehen keine Alternative, wenn man ein so komplexes Projekt in ei- Ein globaler PLM „BIG BANG“ Auf einen Schlag hat Kiekert an allen Entwicklungsstandorten sein altes PDM- System abgelöst. Der Hersteller von Schließsystemen für Automobile zielt mit diesem Schritt darauf ab, seine globalen Entwicklungsprojekte noch optimaler zu unterstützen. Erste Kennzahlen belegen den Nutzen. von Michael Wendenburg PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT PLM-Einführung Kiekert beliefert mit 6.500 Beschäftig- ten, acht Produk- tions- und sieben Entwicklungsstand- orten sowie drei Vertriebszentren in elf Ländern über 60 Automobilmarken. Bild: Kiekert

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Page 1: Ein globaler PLM „BIG BANG“ · 2020-04-09 · Ein globaler PLM „Big Bang“ Hersteller von Schließsystemen, Kiekert, stellt seine globalen Entwicklungsprozesse auf einen Schlag

DIGITAL ENGINEERING Magazin 02-2020 DIGITAL ENGINEERING Magazin 02-202042 43

nem überschaubaren Zeitraum zu Ende bringen will“, lobt Nienhaus. Er schätzt, dass nach dem herkömmlichen Wasserfall-prinzip allein die Spezifikation der Anfor-derungen länger gedauert hätte als jetzt die gesamte Umsetzung.

Durch die sehr gute Vorbereitung konnte Kiekert CIM Database zeitgleich an allen re-levanten Standorten produktiv schalten. Die globale Zusammenarbeit machte einen „Big Bang“ beim Rollout unausweichlich. „Auch wenn wir projektweise vorgegangen wären, hätten wir aufgrund der vielen Übernahme-teile immer mehrere Standorte mitnehmen müssen. Sonst wäre es in der Übergangspha-se zu Dateninkonsistenzen gekommen“, er-klärt Nienhaus.

Damit die Anwender vom Start weg mit der neuen PLM-Lösung arbeiten können, wurden sie an allen Standorten gleichzei-tig und individuell geschult. Ein weltweites Team von Trainern erläuterte ihnen vor Ort die für ihre Aufgaben erforderlichen Funk-tionen. Videos, mit denen Anwender ihre

Jedes dritte Auto auf der Welt hat ein Schließsystem, dessen Design von Kie-kert stammt. Das über 160 Jahre alte Unternehmen mit Hauptsitz in Heili-

genhaus ist weltweit die Nummer eins bei Seitentürschlössern und hat sein Produkt-portfolio in den letzten Jahren stark erwei-tert, zum Beispiel um die Ladestecker-Ver-riegelung SecuCharge und das E-Schloss ExcellEntry für autonom fahrende und elek-trisch betriebene Fahrzeuge.

Effizienter entwickeln Um den Entwicklungsaufwand zu redu-zieren, hat Kiekert seine Schließsysteme weitgehend modularisiert und standardi-siert. Sie müssen jedoch immer an lokale und kunden- sowie fahrzeugspezifische Gegebenheiten angepasst werden. Die Standorte arbeiten bei der Entwicklung und Industrialisierung eng zusammen, selbst wenn einzelne Produkte nur für bestimmte Märkte konzipiert sind. Ab ei-nem definierten Reifegrad werden sie oft vollständig in die Verantwortung der Re-gionen übergeben.

Trends wie die E-Mobilität und das autonome Fahren steigern den Innova-tionsdruck und die Produktkomplexität nochmals deutlich. Die Produkte enthal-ten immer mehr Elektronik und Software, so dass der Automobilzulieferer vor der Herausforderung steht, die entsprechen-den Kompetenzen an seinen Standorten auszubauen.

„Ein weltweit einheitliches Daten- und Prozessmanagement trägt entscheidend dazu bei, die interdisziplinäre Zusammen-arbeit während der Produktentstehung zu beherrschen“, kommentiert Global PLM Project Manager Franz Nienhaus.

250 CAD-Konstrukteure koordinierenInsgesamt sind an den sieben Entwick-lungsstandorten 250 CAD-Arbeitsplätze installiert. Mechanische Komponenten entwickeln die Konstrukteure hauptsäch-lich mit Catia, setzen auf Kundenwunsch aber auch die NX-Software von Siemens ein. „Unser Ziel ist die volle Interoperabi-lität. Egal mit welchem CAD-System der Anwender arbeitet, er muss die Daten des anderen zumindest anschauen können“, betont Nienhaus.

Das bisherige PDM-System war weder Multi-CAD-fähig noch erfüllte es die da-rüberhinausgehenden PLM-Anforderun-gen. Nach einem einjährigen Assessment mit drei Anbietern entschied sich Kiekert für CIM Database von Contact Software. „Die Elements Plattform, auf der unsere neue PLM-Lösung basiert, ist modular, offen und gut konfigurierbar. So konnten wir unsere spezifischen Anforderungen ohne Programmierung umsetzen. Zudem hat Contact viel Erfahrung mit der Inte-gration von Fremdsystemen“, erläutert Nien haus die Gründe. Diese Bewertung untermauerte ein standortübergreifen-der Proof-of-Concept (POC) in Deutsch-land, China und den USA.

Agile UmsetzungBei der Implementierung der PLM-Platt-form ging das Projektteam agil vor. Key User von Kiekert definierten die Vorgaben für die Arbeitspakete, die Contact Software zusammen mit seinem Partner Bosch Engi-neering in kurzen Sprints umsetzte.

„Das hat fantastisch funktioniert. Es gibt zum agilen Vorgehen keine Alternative, wenn man ein so komplexes Projekt in ei-

Kenntnisse vertiefen können, ergänzen das globale Schulungskonzept.

Konsistente DatenDie größte technische Hürde bei der PLM-Implementierung war die Übernahme der Bestandsdaten. Um die Daten zu vervoll-ständigen, musste das Projektteam Meta-daten aus SmarTeam, SAP und drei Share-Point-Anwendungen via Mapping-Tabellen zusammenführen, bereinigen und mit den CAD-Daten verknüpfen. Kiekert migrier-te mit Hilfe von Contact insgesamt rund 700.000 Catia-Dateien mit einem Datenvo-lumen von 2,6 Terabyte, etwa 400.000 Arti-kel und 2.000 Projekte. Von der initialen bis zur finalen Ladung der letzten Delta-Infor-mationen kurz vor dem „Go Live“ dauerte die Datenübernahme sechs Monate.

Dank der Vernetzung über die neue PLM-Lösung sind die produktrelevanten Informationen heute vollständiger, kon-sistenter und im gesamten Unternehmen besser verfügbar, wie Nienhaus sagt: „CIM

Database ist ein System, in dem die An-wender finden, was sie suchen.“ Die um 40 Prozent schnelleren Ladezeiten wirken sich ebenfalls sehr positiv auf die Nutzer-akzeptanz aus.

Signifikante Zeitersparnis erzielt Kiekert vor allem durch zentrale Geschäftsprozes-se, die weiter digitalisiert und automati-siert wurden. Dies hat zum Beispiel den Freigabeprozess um circa 20 Prozent be-schleunigt. Zudem können die verschie-denen Abteilungen jetzt deutlich einfa-cher auf viele Daten zugreifen, weil ein CIM Database Server-Dienst automatisch für jeden nutzbare Standardformate wie 3D-PDF abgeleitet aus den speziellen Ori-ginalformaten bereitstellt.

Unterstützung aller KernprozesseDerzeit arbeiten vor allem die Mitarbeiter aus der Entwicklung und den entwick-lungsnahen Bereichen mit der neuen PLM-Lösung. Bis Ende 2020 sollen es ins-

gesamt 600 Anwender sein. Das weitere Wachstum hängt davon ab, welche stra-tegische Rolle die PLM-Lösung künftig spielen wird.

„CIM Database soll alle Kernprozesse der Produktentwicklung unterstützen“, sagt Nienhaus. „In welchem Umfang wir sie abbilden werden, ist derzeit noch nicht genau definiert.“ Fest steht, dass das Un-ternehmen künftig auch Informationen aus dem Anforderungsmanagement und Model Based Systems Engineering (MBSE) im neuen PLM-System bereitstellen will, um sie mit den CAD-Daten und anderen Projektunterlagen zu verknüpfen.

„Mit CIM Database sind wir für die Her-ausforderungen der globalen Produktent-wicklung sehr gut aufgestellt“, sagt Nien-haus abschließend. „Das war auch ein wichtiger Punkt, warum wir uns für Contact Software entschieden haben.“ JBI ‹

Michael Wendenburg ist freier Fachjournalist in Sevilla, Spanien.

Ein globaler PLM„BIG BANG“Auf einen Schlag hat Kiekert an allen Entwicklungsstandorten sein altes PDM-

System abgelöst. Der Hersteller von Schließsystemen für Automobile zielt mit

diesem Schritt darauf ab, seine globalen Entwicklungsprojekte noch optimaler

zu unterstützen. Erste Kennzahlen belegen den Nutzen. › von Michael Wendenburg

Ein globaler PLM „Big Bang“Hersteller von Schließsystemen, Kiekert, stellt seine globalen Entwicklungsprozesse auf einen Schlag um

PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT PLM-Einführung

Kiekert beliefert mit 6.500 Beschäftig-ten, acht Produk-tions- und sieben

Entwicklungsstand-orten sowie drei

Vertriebszentren in elf Ländern über 60 Automobilmarken.

Bild: Kiekert

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DIGITAL ENGINEERING Magazin 02-2020 DIGITAL ENGINEERING Magazin 02-202042 43

nem überschaubaren Zeitraum zu Ende bringen will“, lobt Nienhaus. Er schätzt, dass nach dem herkömmlichen Wasserfall-prinzip allein die Spezifikation der Anfor-derungen länger gedauert hätte als jetzt die gesamte Umsetzung.

Durch die sehr gute Vorbereitung konnte Kiekert CIM Database zeitgleich an allen re-levanten Standorten produktiv schalten. Die globale Zusammenarbeit machte einen „Big Bang“ beim Rollout unausweichlich. „Auch wenn wir projektweise vorgegangen wären, hätten wir aufgrund der vielen Übernahme-teile immer mehrere Standorte mitnehmen müssen. Sonst wäre es in der Übergangspha-se zu Dateninkonsistenzen gekommen“, er-klärt Nienhaus.

Damit die Anwender vom Start weg mit der neuen PLM-Lösung arbeiten können, wurden sie an allen Standorten gleichzei-tig und individuell geschult. Ein weltweites Team von Trainern erläuterte ihnen vor Ort die für ihre Aufgaben erforderlichen Funk-tionen. Videos, mit denen Anwender ihre

Jedes dritte Auto auf der Welt hat ein Schließsystem, dessen Design von Kie-kert stammt. Das über 160 Jahre alte Unternehmen mit Hauptsitz in Heili-

genhaus ist weltweit die Nummer eins bei Seitentürschlössern und hat sein Produkt-portfolio in den letzten Jahren stark erwei-tert, zum Beispiel um die Ladestecker-Ver-riegelung SecuCharge und das E-Schloss ExcellEntry für autonom fahrende und elek-trisch betriebene Fahrzeuge.

Effizienter entwickeln Um den Entwicklungsaufwand zu redu-zieren, hat Kiekert seine Schließsysteme weitgehend modularisiert und standardi-siert. Sie müssen jedoch immer an lokale und kunden- sowie fahrzeugspezifische Gegebenheiten angepasst werden. Die Standorte arbeiten bei der Entwicklung und Industrialisierung eng zusammen, selbst wenn einzelne Produkte nur für bestimmte Märkte konzipiert sind. Ab ei-nem definierten Reifegrad werden sie oft vollständig in die Verantwortung der Re-gionen übergeben.

Trends wie die E-Mobilität und das autonome Fahren steigern den Innova-tionsdruck und die Produktkomplexität nochmals deutlich. Die Produkte enthal-ten immer mehr Elektronik und Software, so dass der Automobilzulieferer vor der Herausforderung steht, die entsprechen-den Kompetenzen an seinen Standorten auszubauen.

„Ein weltweit einheitliches Daten- und Prozessmanagement trägt entscheidend dazu bei, die interdisziplinäre Zusammen-arbeit während der Produktentstehung zu beherrschen“, kommentiert Global PLM Project Manager Franz Nienhaus.

250 CAD-Konstrukteure koordinierenInsgesamt sind an den sieben Entwick-lungsstandorten 250 CAD-Arbeitsplätze installiert. Mechanische Komponenten entwickeln die Konstrukteure hauptsäch-lich mit Catia, setzen auf Kundenwunsch aber auch die NX-Software von Siemens ein. „Unser Ziel ist die volle Interoperabi-lität. Egal mit welchem CAD-System der Anwender arbeitet, er muss die Daten des anderen zumindest anschauen können“, betont Nienhaus.

Das bisherige PDM-System war weder Multi-CAD-fähig noch erfüllte es die da-rüberhinausgehenden PLM-Anforderun-gen. Nach einem einjährigen Assessment mit drei Anbietern entschied sich Kiekert für CIM Database von Contact Software. „Die Elements Plattform, auf der unsere neue PLM-Lösung basiert, ist modular, offen und gut konfigurierbar. So konnten wir unsere spezifischen Anforderungen ohne Programmierung umsetzen. Zudem hat Contact viel Erfahrung mit der Inte-gration von Fremdsystemen“, erläutert Nien haus die Gründe. Diese Bewertung untermauerte ein standortübergreifen-der Proof-of-Concept (POC) in Deutsch-land, China und den USA.

Agile UmsetzungBei der Implementierung der PLM-Platt-form ging das Projektteam agil vor. Key User von Kiekert definierten die Vorgaben für die Arbeitspakete, die Contact Software zusammen mit seinem Partner Bosch Engi-neering in kurzen Sprints umsetzte.

„Das hat fantastisch funktioniert. Es gibt zum agilen Vorgehen keine Alternative, wenn man ein so komplexes Projekt in ei-

Kenntnisse vertiefen können, ergänzen das globale Schulungskonzept.

Konsistente DatenDie größte technische Hürde bei der PLM-Implementierung war die Übernahme der Bestandsdaten. Um die Daten zu vervoll-ständigen, musste das Projektteam Meta-daten aus SmarTeam, SAP und drei Share-Point-Anwendungen via Mapping-Tabellen zusammenführen, bereinigen und mit den CAD-Daten verknüpfen. Kiekert migrier-te mit Hilfe von Contact insgesamt rund 700.000 Catia-Dateien mit einem Datenvo-lumen von 2,6 Terabyte, etwa 400.000 Arti-kel und 2.000 Projekte. Von der initialen bis zur finalen Ladung der letzten Delta-Infor-mationen kurz vor dem „Go Live“ dauerte die Datenübernahme sechs Monate.

Dank der Vernetzung über die neue PLM-Lösung sind die produktrelevanten Informationen heute vollständiger, kon-sistenter und im gesamten Unternehmen besser verfügbar, wie Nienhaus sagt: „CIM

Database ist ein System, in dem die An-wender finden, was sie suchen.“ Die um 40 Prozent schnelleren Ladezeiten wirken sich ebenfalls sehr positiv auf die Nutzer-akzeptanz aus.

Signifikante Zeitersparnis erzielt Kiekert vor allem durch zentrale Geschäftsprozes-se, die weiter digitalisiert und automati-siert wurden. Dies hat zum Beispiel den Freigabeprozess um circa 20 Prozent be-schleunigt. Zudem können die verschie-denen Abteilungen jetzt deutlich einfa-cher auf viele Daten zugreifen, weil ein CIM Database Server-Dienst automatisch für jeden nutzbare Standardformate wie 3D-PDF abgeleitet aus den speziellen Ori-ginalformaten bereitstellt.

Unterstützung aller KernprozesseDerzeit arbeiten vor allem die Mitarbeiter aus der Entwicklung und den entwick-lungsnahen Bereichen mit der neuen PLM-Lösung. Bis Ende 2020 sollen es ins-

gesamt 600 Anwender sein. Das weitere Wachstum hängt davon ab, welche stra-tegische Rolle die PLM-Lösung künftig spielen wird.

„CIM Database soll alle Kernprozesse der Produktentwicklung unterstützen“, sagt Nienhaus. „In welchem Umfang wir sie abbilden werden, ist derzeit noch nicht genau definiert.“ Fest steht, dass das Un-ternehmen künftig auch Informationen aus dem Anforderungsmanagement und Model Based Systems Engineering (MBSE) im neuen PLM-System bereitstellen will, um sie mit den CAD-Daten und anderen Projektunterlagen zu verknüpfen.

„Mit CIM Database sind wir für die Her-ausforderungen der globalen Produktent-wicklung sehr gut aufgestellt“, sagt Nien-haus abschließend. „Das war auch ein wichtiger Punkt, warum wir uns für Contact Software entschieden haben.“ JBI ‹

Michael Wendenburg ist freier Fachjournalist in Sevilla, Spanien.

Ein globaler PLM„BIG BANG“Auf einen Schlag hat Kiekert an allen Entwicklungsstandorten sein altes PDM-

System abgelöst. Der Hersteller von Schließsystemen für Automobile zielt mit

diesem Schritt darauf ab, seine globalen Entwicklungsprojekte noch optimaler

zu unterstützen. Erste Kennzahlen belegen den Nutzen. › von Michael Wendenburg

Ein globaler PLM „Big Bang“Hersteller von Schließsystemen, Kiekert, stellt seine globalen Entwicklungsprozesse auf einen Schlag um

PRODUCT LIFECYCLE MANAGEMENT PLM-Einführung

Kiekert beliefert mit 6.500 Beschäftig-ten, acht Produk-tions- und sieben

Entwicklungsstand-orten sowie drei

Vertriebszentren in elf Ländern über 60 Automobilmarken.

Bild: Kiekert