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DAS EHEPAAR SLADEK VERSORGT HUNDERTTAUSENDE MENSCHEN MIT SAUBERER ENERGIE 24. März 2011 08 Stromriesen unter sich

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Enter - das Engagementmagazin

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Das EhEpaar slaDEk vErsorgt hUNDErttaUsENDE MENschEN Mit saUbErEr ENErgiE

24. März 2011 08

Stromriesenunter sich

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DIE GROSSE

UMFRAGE

HIER TEIlnEHMEn.

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Nicht wenige waren überrascht, als Norbert Röttgen letzten Mittwoch den Saal der DZ-Bank am Brandenburger Tor betrat. Mitten im größten anzuneh-menden Atom-Stress nahm sich der Umweltminister Zeit für einen Auftritt bei der Verleihung des Förderpreises „Aktive Bürgerschaft“. Es sei der ein-zige öffentliche Termin, den er in die-sen Tagen nicht abgesagt habe, gab Röttgen zu Protokoll. Eigentümlich, zumal der Bundesminister für Reak-torsicherheit bis dato nicht als Enga-gement-Experte aufgefallen war. Und seine Rede trug nicht dazu bei, diesen Eindruck zu ändern. Des Rätsels

Lösung: Zwei von vier an jenem Abend zu dekorierenden Bürgerstiftungen sind in NRW zu Hause, wo Röttgen CDU-Landeschef ist und Neuwahlen mit ihm als Spitzenkandidaten nicht mehr fern scheinen. Gut, dass es der Gastgeber so deutlich formulierte. Peter Hanker, Vorstandschef des aus-richtenden Vereins Aktive Bürger-schaft, lobte den Umweltminister überschwänglich für dessen Kommen. „Das wird Ihnen Sympathien bringen“, versprach der eifrige Banker seinem Ehrengast. Na, dann hat sich’s ja gelohnt. Dass engagierte Menschen gute Wahlkampf-Bilder abgeben, ist nicht neu. Neu wäre, wenn Bürgeren-gagement nach der Wahl diese bemer-kenswerte Priorität behielte.

Uwe Amrhein ist Herausgeber von ENTER.

E I n E F R A G E DER P R I O R I T ä T E n

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Uwe Amrhein EditorialFo

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Politik, Kultur, Bürgerrechte.

Qualitätsjournalismus kann man kaufen.

www.spredder.de

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TREnDS

EnTERTAInER DER wOcHE KURT BEcK & JUlIA KlöcKnER

Der rheinland-pfälzische Landesvater und seine Herausforderin überbieten sich derzeit mit Wahlversprechen. Beck will sich stark machen für eine obligato-rische Einbindung von Bürgern bei Groß-projekten, dazu Volksentscheide auf

Bundesebene. An der Landesverfassung soll aber bitte nicht geschraubt werden. Jetzt wird er rechts von der CDU-Front-frau überholt, sie will unter anderem das Quorum für Volksbegehren in Rhein-land-Pfalz deutlich senken.

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ZITAT DER wOcHE

“Ich habe kein Problem damit, vom Ausstieg zu sprechen.”

MARKUS SöDER

Markus Söder (CSU), bayerischer Umweltminister

wUlFFMORGEnTHAlERcARTOOn DER wOcHE

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Zahlen, Zitate, FaktenTrends

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cARTOOn DER wOcHE

MAP DER wOcHE JAPAn

Foto

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Die Ausbreitung der radioaktiven Wolke aus dem japanischen Unglücks-Kernkraftwerk Fuku-shima zeigt die animierte Grafik des Instituts für Meteorologie und Geodynamik. Deutlich erkennbar: Bislang stand der Wind günstig, die Japaner hatten schier unfass-bares Glück im großen Unglück. Alle Strahlung zog auf die Weiten des Pazifiks hinaus. Aber nun sagen Wetterprognosen eine Änderung der Windrichtung vor-aus. Die 35 Millionen Menschen im Großraum Tokyo wären dann akut von einer radioaktiven Wolke bedroht.www.zamg.ac.at

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Zahlen, Zitate, Fakten Trends

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FüR JAPAn

Vergesst die klassische Online-Spende. Derzeit gibt es jede Menge origineller Möglichkeiten, im Netz etwas für die japanischen Opfer von Tsunami und Erdbeben zu tun. Einige von ihnen liefen höchst erfolgreich, andere wurden zum Fiasko. Sehen Sie selbst.

Zynga. Die 250 Millionen Mitglieder beim Onlinespiele-Dienst Zynga kön-nen virtuelle Güter wie Kobe-Rinder kaufen. Der Erlös in ganz realen Dollar wird an die Japan Earthquake Tsunami Children Emergency gespendet.

iTunes. In den USA kann man direkt über seinen iTunes-Account Geld für

die Erdbebenopfer spenden. Das geht besonders komfortabel und kostet wenig Zeit. Warum funktioniert das eigentlich nicht in Europa, Herr Jobs?

Bing. Baden gegangen ist hingegen Microsoft. Das Unternehmen wollte jeden Twitter-Retweet, der seine Such-maschine Bing bewirbt, mit einem Dol-lar belohnen. Ein Aufschrei der Empö-rung ging durch die Netz-Community, weil hier Werbung mit der Katastrophe gemacht wurde. Kleinlaut beendete Microsoft die Aktion und spendete 100.000 Dollar für die Japan-Hilfe.

nETZSPEnDEn

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Zahlen, Zitate, FaktenTrends

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TwITTER

Zunächst verlacht als effektivstes Ver-breitungsmedium für Banalitäten und Eitelkeiten, hat Twitter eine Kommuni-kations-Revolution losgetreten. Heute werden Umstürze, Katastrophen und

Skandale getwittert. Auf der ganzen Welt sorgen Tweets in Echtzeit für Transparenz und eine breite, demokra-tische Öffentlichkeit. Happy Birthday!

GEBURTSTAG DER wOcHE

ZAHl DER wOcHE InKOMPETEnZ

der Deutschen halten Politi-ker in Sachen Internet für inkompetent. (Quelle: Forsa)

%425 4 3 2 1

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Zahlen, Zitate, Fakten Trends

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KIDSmileWeltbeweger

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Foto: KID

smiling

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wElTBEwEGER DER wOcHE

KIDSmile

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Weltbeweger

Viel wird von Chancengleichheit geredet – aber wenig konkret getan. Die Rechtsanwältin Dr. Sandra Kossmann wollte anpacken und der Perspektivlosigkeit benachteiligter Kinder und Jugendlicher etwas ent-gegensetzen. Seit 2007 bietet ihr Kölner Verein „KIDsmiling – Projekt für hilfsbedürftige Kinder und Jugendliche e.V.“ regelmäßige, kos-tenlose Fußballtrainings für Kinder und Jugendliche aus sozialen Brennpunkten an. Rund 350 Kinder und Jugendliche, darunter viele Mädchen, kommen zu den festen, zweistündigen Ter-minen, um alles zu lernen, was zum Fußball dazugehört - von Schuss-technik über Spielaufbau bis Fair-ness, Respekt und Disziplin. „Sie sollen lernen, gewaltfrei mit Ärger und Konflikten umzugehen“, erzählt Sandra Kossmann. Das Projekt „Komm bolzen!“ finanziert sich

ausschließlich über Spenden, von denen Bälle oder Trikots angeschafft und die Honorare der 20 Trainerinnen und Trainer bezahlt werden. Der große Erfolg von „Komm bolzen!“ hat Sandra Kossmann und ihre Mit-streiterinnen zum Anschlussprojekt „Komm kochen!“ inspiriert. Mit einem alten amerikanischen Schulbus, der zur mobilen Küche umgebaut wurde, werden nun die Bolzplätze angesteu-ert. Nach dem Abpfiff wird zusammen mit den Kindern im „KIDsmiling-Koch-mobil“ ein leckeres Essen gekocht. Das macht nicht nur satt – die Kinder und Jugendlichen lernen auch, wie man sich mit kleinem Budget gesund ernährt. Den Machern von KIDsmiling ist etwas Besonderes gelungen: Sie zeigen, was man mit Einsatz und Aus-dauer alles erreichen kann - auch wenn man nicht mit den besten Chan-cen ins Leben startet.

www.kidsmiling.de

Fußball kann das Leben verändern – vor allem wenn benach-teiligte Kinder durch den Sport Fairness, Respekt und Selbst-bewusstsein lernen. Sandra Kossmann und ihr Verein „KID-smiling“ bieten auf einem halben Dutzend Bolzplätzen nicht nur Spaß, sondern auch Perspektiven.

KOMM BOlZEn!

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Ursula und Michael Sladek sind Initia-toren, Anführer und Anstifter eines bis-lang einzigartigen Bürgerprojekts. Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl war für den Mediziner und seine Frau ein Schock. Doch aus der anfänglichen Ohnmacht wurden Wut und eine geradezu renitente Beharrlichkeit: Das Ehepaar gründete erst eine Bürgerinitiative, die Stromsparwettbewerbe durchführte, und dann ein Unternehmen, das ein Wasserkraftwerk im Schwarzwald wie-der in Betrieb nahm und in Kraftwär-mekoppelungsanlagen investierte.

Damit nicht genug. Um den Atomaus-stieg im Kleinen zu beginnen, wagten die Rebellen von Schönau den Aufstand gegen den örtlichen Netzbetreiber und gewannen. Nach neun Jahren und zwei Bürgerentscheiden konnte die Bürger-

genossenschaft Elektrizitätswerke Schö-nau (EWS) das örtliche Stromnetz zurück-kaufen und in eigener Regie betreiben. Seitdem fließt nur noch ökologischer „Rebellenstrom“ durch das Netz. Ihren politischen Anspruch haben die Schwarz-wälder dabei nicht aufgegeben: Aktuell machen Sie mit der Kampagne „100 gute Gründe gegen Atomkraft“ für einen Aus-stieg mobil.

Das Beispiel der Schönauer könnte Schule machen: Bis 2015 laufen in ganz Deutschland 1.000 Konzessionsverträge mit Energieversorgern aus. Das sind 1.000 Chancen für Bürger, die Zukunft ihrer Kommune mitzugestalten.

Enter sprach mit Dr. Michael Sladek, Gründer und Geschäftsführer der Elek-trizitätswerke Schönau.

Ganz Deutschland wird von vier Stromkonzernen beherrscht. Ganz Deutschland? Nein. In einem kleinen Ort im Schwarzwald haben Bürger ihre Energieversorgung selbst in die Hand genom-men. Was nach dem Unglück von Tschernobyl als lokale Initia-tive begann, ist heute eine profitable Bürgergenossenschaft, die 100.000 Haushalte in ganz Deutschland mit Ökostrom beliefert. Die Manager: Ursula und Michael Sladek, ein älteres Ehepaar. Da wurden wir neugierig.

Interview: Henrik Flor

ATOMAUSSTIEG S E l B S TG E M A c H T

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StromrebellenTitel

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Stromrebellen Titel

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Sie waren Mitte der 80er von Tscherno-byl geschockt – und haben daraus das erste und bis heute bekannteste Bürger-Energieunternehmen Deutschlands gestartet. Wie kam die Lawine ins Rol-len?

Als die Bilder damals um die Welt gingen, haben meine Frau und ich – genau wie viele andere auch – uns erst einmal ohnmächtig gefühlt. Da war eine Technologie in die Welt gesetzt worden, die nicht beherrschbar war. Damals waren zuerst Ohnmacht und Angst die beherrschenden Gefühle, aber Angst ist kein guter Ratgeber. Sie kann aber Auslöser für etwas sein. Man muss kluge Antworten auf die Angst finden. Unsere Antwort war, dass wir unabhängig von den großen Stromanbietern werden mussten.

Ist Fukushima für Sie ein persönliches Déjà-vu?

Wenn ich die Bilder aus Japan sehe, wie hilflos dieses hochtechnisierte Land mit dem Unfall umgeht, ist das ein weiterer Beweis dafür, dass die Atomkraft nicht kontrollierbar ist – weder damals in Tschernobyl noch heute in Japan. Ich hatte gehofft, sol-che Bilder nicht noch einmal sehen zu müssen.

Braucht die Politik die große Katstrophe, um umzudenken?

Tschernobyl war mein persönliches Damaskus-Erlebnis. Es hat in mir etwas ausgelöst und mich zum Umden-

ken gebracht, das war ein Prozess. Den Schwenk, den jetzt die Regierung vollzieht, halte ich für nicht sehr glaub-würdig. Offenbar wird sie von den kommenden Wahlen, von einem mög-lichen Machtschwund getrieben. Mein Wunsch: dass nicht jeder Schritt in Richtung Ausstieg mit einem GAU teuer erkauft werden muss.

Und die Bürger – brauchen die nicht auch den großen Knall?

Momentan gibt es deutlich mehr Inte-resse an unserem ökologischen Strom. Die EWS war ja ursprünglich eine Ant-wort auf die Ohnmacht nach Tscher-nobyl, und diese Antwort ist in diesen Tagen vermehrt gefragt. Was uns wichtig ist: Wer zu uns kommt, ist nie nur ein Kunde; er ist Mitstreiter und Mitgestalter einer anderen Zukunft. Und dieses Gestalten geht darüber

Schönauer-Chroniken: 1986 Gründung der Bürgerinitiative. 1991 Erster Bür-gerentscheid zur Übernahme des Strom-netzes in Schönau. 1994: Gründung der Elektrizitätswerke Schönau. 1996 Zwei-ter Bürgerentscheid zur Übernahme des Stromnetzes in Schönau. 1997 Über-nahme des örtlichen Netzbetriebs. 1999 Rebellenstrom gibt es bundesweit. 2007 Die EWS werden mit dem Deutschen Gründerpreis geehrt. 2009 bundesweite Anti-Atom-Kampagne „100 gute Gründe gegen Atomkraft“. 2010 Vertragsab-schluss mit dem Hunderttausendsten Stromkunden.

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hinaus, Solaranlagen zu installieren. Es geht hier ja um ganz neue Energie-strukturen. Welche Energien werden eingespeist? Wie werden die Gewinne verwendet? Was wird gefördert? Unsere Genossenschaft ist demokratisch organisiert, hier hat der Bürger, der Anteile für 500 Euro gekauft hat, ebenso viel Stimmrecht wie der, der 100.000 Euro investiert hat.

Also Demokratisierung durch Rebellen-strom?

Mit einer gemeinschaftlichen Strom-organisation ist tatsächlich viel mehr verbunden, als nur bezahlbarer, nach-haltiger Strom. Noch diesen Monat wird etwas völlig Neues starten, von dem die Öffentlichkeit noch nichts weiß: Eine Gemeinde, die ich noch nicht nennen darf, wird mit der EWS als Energiepartner eine völlig neue Energiestruktur errichten. Zum ersten Mal in Deutschland werden von einer Kommune auch die Bürger in diesen Prozess eingebunden. Sie werden direkt an den Stadtwerken beteiligt und bekommen ein Mitspracherecht. Die Beteiligung von Bürgern ist Ver-waltungen und Stromkonzernen ja nach wie vor suspekt. Jetzt macht es eine Kommune anders und baut zusammen mit der EWS und seinen Bürgern ein Stromnetzwerk auf. Das ist ein absolutes Novum.

Als Bürgerinitiative gegen einen Strom-riesen antreten und gewinnen.

Wie gelingt so etwas?Von Anfang an hat uns der hiesige Netzbetreiber, wo immer er konnte, Steine in den Weg gelegt. Offenbar hatte er Angst, dass ein Präzedenzfall entsteht, wenn Bürger ihr Netz zurück-kaufen und selbst Strom produzieren. Der Netzbetreiber wollte sich dann eine frühzeitige Verlängerung seiner Konzession schlicht erkaufen, und der Gemeinderat hätte sogar mitgezogen. Nur mit einem Bürgerentscheid konn-ten wir das verhindern. Als sich dann die Mehrheiten im Gemeinderat änder-ten, schlug unsere Stunde, und unsere Bürgergenossenschaft bekam die Konzession. Man muss sich immer wieder daran erinnern, dass man der Arroganz der Macht etwas entgegen-setzen kann. Uns wurden so viele Steine in den Weg gelegt, und wir sind mehr als ein Mal gegen eine Wand gelaufen. Daraus muss sich Wut ent-wickeln und Kampfgeist. Ich muss nicht die ganze Welt beglücken wollen, aber ich brauche eine klare Vision.

Was war am wichtigsten für den Sieg?Eines muss man wissen: Es wird keine Energiewende geben, wenn die Men-schen vor Ort nicht in den Wandel eingebunden werden und mitreden dürfen. In Schönau haben nicht zuletzt die beiden Bürgerentscheide sicher-gestellt, dass die Bevölkerung hinter unseren Plänen steht. Auch wenn die Politik nicht in der Lage ist, vernünftige Rahmenbedingungen zu schaffen – am

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Ende kann niemand entschlossene Bürger aufhalten. Auch wenn das viele schon vergessen haben: Die Macht haben letztlich wir Bürger.

Viele Städte und Gemeinden sind dabei, ihre kommunalen Versorgungsunter-nehmen und Netze zurückzukaufen. Geht neben der Kernenergie auch die Ära der Stromriesen zu Ende?

Das große Stichwort unserer Arbeit ist ja „Dezentralisierung“. Das ist unser Gegenkonzept zu den vier Energierie-sen in Deutschland, die nach wie vor 80 % der Stromnetze besitzen. Rege-nerative Energie kann nur dezentral organisiert sein. Wenn man beispiels-weise Sonnenwirtschaft betreiben will, muss man in der Fläche ernten. Japan zeigt, dass zentralistische Kraftwerke, die keine Fehler zulassen und einen Absolutheitsanspruch haben, hochgefährlich sind. Wir brauchen kleine, fehlerfreundliche, dezentrale Einheiten.

Heute ist Bürgerengagement und Ener-gieversorgung keine unbekannte Kom-bination mehr: Es gibt Bio-Energiedör-fer, Bürger-Solardächer und vieles mehr. Sehen Sie sich als Pioniere dieses Trends?

Wir veranstalten regelmäßig die Schö-nauer Stromseminare, zu denen Men-schen aus ganz Deutschland kommen. Hier findet Kommunikation statt, hier werden Ideen weitergetragen und man motiviert sich gegenseitig. Wir bekom-men regelmäßig Rückmeldungen, dass

sich auch andere Gemeinden Schritt für Schritt von den großen Energieun-ternehmen unabhängig machen, ihren eigenen Strom produzieren oder Netze zurückkaufen. Vorbilder sind wir viel-leicht nicht, aber Katalysatoren.

Nun arbeiten Bürger aber nicht immer Hand in Hand – gerade wenn es um Strominfrastruktur geht. Dämpft das Ihren Optimismus?

Natürlich gibt es Proteste gegen Stromleitungen. Was man dabei wis-sen muss: Eine dezentrale Energie-struktur benötigt sehr viel weniger Leitungen. Die Leute, die jetzt Wider-stand gegen Stromleitungen leisten, müssen überzeugt werden, dass wir uns in einer umfassenden Struktur-veränderung befinden, die von möglichst vielen Menschen mitgetragen werden muss. Ich bin sicher, dass das verstan-den wird.

Was werden die kommenden Jahre bringen?

Es gab eine Welt vor Japan und es gibt eine nach Japan – genau wie nach Tschernobyl. Derzeit entstehen an vielen Orten kleine Schönaus. Dort haben Menschen unsere Ideen auf-genommen und weiterentwickelt. So gelingt nicht nur der Ausstieg - unsere Bürgerdemokratie bekommt eine neue Qualität.

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für kleine Projekte –mit wenig viel erreichen

Marketing

MARKETING FÜR KLEINE PROJEKTE

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Akademie

A k A d e m i e

L e k t i o n 5

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So unterschiedlich gemeinnützige Projekte,

Initiativen und Verbände auch sind – eines

haben sie in der Regel gemeinsam: Der

Enthusiasmus ist groß, aber das Budget

klein. Wie gelingt es, mit wenig Geld Unter-

stützer zu mobilisieren, Spenden zu sam-

meln und die konkrete Projektarbeit zu leis-

ten? Gemeinnützige Organisationen sollten

sich nicht davor scheuen, von dem Wissen

zu profitieren, mit dem bereits viele Unter-

nehmen erfolgreich arbeiten. Was bei der

Bindung von Kunden funktioniert, lässt sich

hervorragend übertragen auf die Kommu-

nikation mit Unterstützern von gemeinnüt-

zigen Projekten. Die Enter-Akademie macht

vor, wie es geht: Schritt für Schritt in den

kommenden zwölf Ausgaben.

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MARKETING FÜR KLEINE PROJEKTEAkademie

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Marketing für das Gute:Unterstützer organisierenKlar, es geht auch mit Telefonkette, Mitgliederbrief und dem guten alten Fax. Wer sich

aber eine Menge Arbeit ersparen will, der findet hier eine Auswahl interessanter Werk-

zeuge, um ein Projekt zu managen, die Mitglieder zu organisieren und bei Laune zu

halten. Dafür muss man sich nicht aufwendig in neue Software einarbeiten – diese

kleinen Helfer sind garantiert benutzerfreundlich. Sehen Sie selbst.

DOODLEmit vielen einen Termin findenDas Problem dürfte vielen bekannt sein. Man versucht mit mehreren Leuten einen gemeinsamen Termin für die Vorstandssitzung, den Workshop oder das Sommerfest zu finden. Bis man sich verständigt hat – per Telefon, Mail und auf anderen Kanälen - kann kostbare Zeit vergehen. Doodle ist eine sehr sim-ple und benutzerfreundliche Variante, diesen Vorgang ganz erheblich zu beschleunigen. Ohne sich anmelden zu müssen, trägt man auf der Doodle-Homepage einen Termin ein. Anlass und Ort werden festgelegt sowie mehrere Terminalternativen. Den Link, der dann generiert wird, können Sie an alle Teil-nehmer des Treffens schicken. Dann kann sich jeder in die Termin-Maske mit Namen eintragen und die Zeiten markieren, die ihm passen. Welcher Termin die meisten Häkchen hat, hat gewonnen. Wer es professionell mag – für den gibt es noch Doodle-Premium-Dienste mit erweiterten Funktionen.www.doodle.com

GOOGLE CALENDARTermine teilenEines der vielen kostenlosen Angebote von Google ist der Kalender. Das Prin-zip ist ganz einfach: Jeder, der bei Google angemeldet ist, kann einen digitalen Kalender befüllen. Die Besonderheit: Diesen digitalen Kalender können Sie mit Ihren Mitstreitern teilen. So erfahren sie nicht nur von den Terminen, die Sie eingetragen haben. Sie können auch selbst wichtige Ereignisse ergänzen oder bestehende Einträge ändern. Es ist auch möglich, mehrere thematische Kalender zu pflegen und teilen. www.google.com/calendar

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Akademie

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GOOGLE DOCSgemeinsam an Texten & Tabellen arbeitenDas Prinzip funktioniert ähnlich wie beim Google Calendar – nur dass es um Textdokumente und Tabellen geht. Hat man einen Google-Account, loggt man sich ein und klickt auf „Text & Tabellen“. Dort kann man dann bequem Word- und Excel-Dokumente hochladen. Danach verschickt man per Mail Einladun-gen zu dem Dokument an all diejenigen, die mit an ihm arbeiten sollen. Das Pfiffige: Man kann tatsächlich zur selben Zeit an einem Dokument arbeiten. In der Dokumentenansicht sieht jeder, was der andere gerade streicht oder hin-zufügt. Änderungen können bei Google Docs nicht verloren gehen. Zugang zu den Informationen haben nur diejenigen, die auch explizit eingeladen wurden.www.docs.google.com

DROPBOx – immer auf dem aktuellen StandEine andere Möglichkeit, Dokumente zu teilen, ist die Dropbox. Sie ist schlicht ein Dateiordner, auf den verschiedene Leute von verschiedenen Rechnern aus Zugriff haben. Das Ganze funktioniert so: Man registriert sich auf der Website von Dropbox und lädt eine Software herunter. Diese richtet automatisch einen Dropbox-Ordner ein, in den Sie alle Arten von Dateien verschieben können – Bilder und PDFs, aber auch Texte und Tabellen. Dann schalten Sie den Ordner für einen anderen Mitarbeiter frei. Die Ordner auf den verschiedenen Rech-nern synchronisieren sich automatisch, sobald eine Datei verändert, hinzuge-fügt oder gelöscht wurde. Zu beachten ist, dass immer nur ein Bearbeiter zur Zeit an einem Dokument tätig sein sollte. Das Praktische bei der Dropbox: Man kann auch bequem Zuhause und im Vereinsbüro mit denselben Dateien arbei-ten, ohne diese hin und her schicken zu müssen. Die Basisversion von Dropbox ist kostenlos. Braucht man viel Speicherplatz oder andere Premiumdienste, kann ein Upgrade gekauft werden.www.dropbox.com

SKyPEKostenlose Telefonkonferenzen und mehrBekannt wurde Skype als Pionier im Bereich Internettelefonie. Telefongesprä-

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che laufen hier nicht mehr über die Telefonleitung, sondern über die Internet-verbindung. Dazu lädt man eine Software herunter und legt sich kostenlos ein Benutzerkonto an. Dann recherchiert man Freunde, Bekannte und Kollegen, die ebenfalls angemeldet sind. Diese sind mit wenigen Mausklicks anrufbar, wenn sie gerade online sind. Nötig ist dazu lediglich ein Headset. Eine nette Spielerei ist, dass man via Webcam seinen Gesprächspartner sehen kann. Zusätzlich bietet Skype auch eine Chatfunktion – für kurze Abstimmungen oder Dienstbesprechungen ein unkomplizierter Kommunikationskanal. Wei-tere kostenpflichtige Dienste umfassen das Anrufen von Festnetznummern. Hierzu muss man ein Guthaben hinterlegen. www.skype.com

HOOTSUITEalle social media im GriffWer bereits Erfahrung mit Twitter, Facebook & Co. gesammelt hat, für den ist Hootsuite eine interessante Arbeitshilfe. Einmal registriert, kann man sich bei Hootsuite eine individuelle Ansicht seiner gesamten Social-Media-Aktivitäten zusammenstellen. Zum Beispiel lassen sich nebeneinander angeordnet ein-blenden: die Tweets, die man gesendet hat, dazu diejenigen, die retweetet wurden oder andere Tweets, in denen Sie erwähnt wurden. Daneben folgen die aktuellen Facebook-Einträge, E-Mails, die über soziale Netzwerke reinkamen, oder die Aktivitäten via Wordpress, LinkedIn, MySpace, Foursquare… Neben diesem hervorragenden Überblick bietet Hootsuite noch einen anderen Ser-vice. Man kann direkt von hier aus neue Tweets, Posts und Artikel losschicken. Fotos werden bequem angehängt und lange Links eingekürzt. Das alles erspart nicht nur eine ganze Menge Arbeit, es ist auf diese Weise auch möglich, mit mehreren Benutzern dieselben Accounts zu pflegen.www.hootsuite.com

Nächste Woche in der Enter-Akademie: Das Projekt-Blog

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Akademie

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Aktive Bürgerschaft Preisverleihung

Bürgerschaftliches Engage-

ment, insbesondere Bürger-

stiftungen, fördern – darum

geht es dem Verein Aktive

Bürgerschaft. Am 16. März

verlieh er zum 13. Mal seinen

Förderpreis. Hier die Gewin-

ner - vor der Verleihung in

Berlin und bei der Arbeit.

AKTIvE BüRGER-ScHAFT

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Aktive BürgerschaftPreisverleihung

Die Bürgerstiftung Arns-berg, Nordrhein-Westfalen, wurde in der Kategorie “mitGestalten - Wie Bürg-erstiftungen mit ihren Pro-jekten die Gesellschaft besser machen” aus-gezeichnet. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert.

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Aktive BürgerschaftPreisverleihung

Nach Brandenburg geht der Preis (20.000 Euro) der Katego-rie “mitBestimmen - Wie sich Bürgerstiftungen für mehr Eigeninitiative und Mitverant-wortung stark machen”. Gewinner ist die Bürgerstift-ung Barnim Uckermark.

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Aktive Bürgerschaft Preisverleihung

Gewinner in der Kate-gorie “mitStiften - Wie Bürgerstiftungen durch Fundraising erfolgreich Zustiftungen und Spenden einwerben“: die Bürgerstiftung Vechta, Niedersachsen (5.000 Euro).

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Aktive BürgerschaftPreisverleihung

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Aktive Bürgerschaft Preisverleihung

“mitMachen - Wie Bürg-erstiftungen Stiftern und Spen-dern helfen, selbst Gutes zu tun” – das ist die Kategorie, in der die Bürgerstiftung Emscher-Lippe-Land aus Nord-rhein-Westfalen punkten konnte. 5.000 Euro unterstützen nun ihre Arbeit.

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Aktive BürgerschaftPreisverleihung

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W ä H L E NNicht vergessen! Am 27.3. sind Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland Pfalz. Wer sich die letzten Jahre über Stuttgart 21 oder die Nür-burgring-Skandale aufgeregt hat, kann jetzt et-was ändern. Die Wahllokale sind von 8 bis 18 Uhr geöffnet.

W E B - T I P PWie stehen und standen Abgeordnete des Bundesta-ges und der Landesparlamente eigentlich zur Ato-mkraft? Abgeordnetenwatch hat in seinen Archiven nachgeschaut. Wendehälse seien gewarnt. www.abgeordnetenwatch.de

T A G U N GRund 100 Fach- und Führungskräfte gemeinwohlori-entierter Organisationen sowie Berater kommen in Berlin zusammen und tauschen sich über das Thema Organisationsentwicklung aus. Workshops und in-formeller Austausch finden am 10. Juni 2011 statt. Anmeldung unter:www.oe-tag.de

M I T M A c H - A N G E B O TDas Berliner Landesparlament wird zwar erst am 18. September neu gewählt, die cDU will aber schon jetzt wissen, welches die drängendsten Probleme der Stadt sind. Auf der Website können nicht nur Parteimitglieder ihren Frust loswerden.www.richtig-fuer-berlin.de

TIPPS & TERMInE

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24. März - 30. MärzAgenda

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Impressum

IMPRESSUM Herausgeber: Uwe AmrheinRedaktion: Henrik Flor, Sebastian Esser Design: Markus Nowak, Supermarkt Studio

Propstraße 110178 BerlinTelefon +49 / 30 24 08 31 53Telefax +49 / 30 88 16 70

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