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  • 7/31/2019 Entfesselt - 08-07

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    ENTFESSELT

    ANARCHISTBLACKCROSSINFO

    vonABCBerlinundABCOrkan

    juli-august 08

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    2/522 Entfesselt Juli/August 2008

    Anarchist Black Cross Berlin ist ein anarchistischer Zusammenschluss vonIndividuen, der sich seit einigen Jahren zusammengefunden hat und von einemgemeinsamen Hass gegen diese kapitalistische Gesellschaft und deren Formen desWegsperrens geprgt ist. Unser Schwerpunkt liegt primr in der Untersttzunganarchistischer und sozialer Gefangener, tendenziell von allen Gefangenen die sichgegen diese Gesellschaft der Ausbeutung und Vereinzelung wehren und ihren Kampfmit emanzipatorischen Inhalten fllen.Allerdings wollen wir weder eine reine Gefangenen-Untersttzungs-Gruppe sein, noch

    eine die sich nur mit politischen Gefangenen beschftigt, weil wir generell alle Knste,Abschiebeknste und jegliche Zwangsanstalten ablehnen: sie sind keine Lsung frsoziale Konflikte, welche aus der aktuellen Organisierung der Gesellschaft entstehen.Auf Grund dessen ist es uns wichtig Antiknastarbeit zu machen, um zu verdeutlichen,wieso Zwangsanstalten besser Baulcken sein sollten.Durch die Herausgabe eines monatlichen kleinen Heftes (das Entfesselt), in Form vonFlyern und Broschren, die Organisierung von Aktionen wie Kundgebungen und Demosvor Knsten, von Infoveranstaltungen zum Thema Knastkritik und ber Gefangeneusw., versuchen wir in der Szene und im Rest der Gesellschaft bestimmte Diskussionenzu provozieren oder weiter zu fhren. Wir versuchen auch Antirepressionsarbeit in

    einen Kontext zu setzen indem es darum geht, dass es nicht nur wenn ein 129agegen uns angewendet wird es wichtig ist Antirepressionsarbeit zu machen, sonderndas dies immer in Verbindung mit der Infragestellung des gesamten Knastsystemsgesetzt werden muss.Die Abschaffung aller Zwangsanstalten sehen wir nur mglich innerhalb einesProzesses, welcher die gesamten aktuellen Zustnde umwirft.

    Fr eine Gesellschaft ohne Knste!

    -------Das Entfesselt ist ein zwei-monatlich erscheinendes Antiknast-Info der AnarchistBlack Cross Gruppen ABC Berlin und ABC Orkan. Sie soll ber internationalenPrisonersupport und Antiknastkampf informieren sowie dem Aufbau einerAntiknastkultur dienen.Sollte das Entfesselt bei euch nicht ausliegen, schreibt uns (die Adressen findet ihrauf der letzten Seite) und wir schicken euch so viele Exemplare wie ihr braucht. Wirfreuen uns natrlich ber Selbstkopierer! Wir knnen euch Kopiervorlagen schicken,die Entfesselt ist aber auch digital als pdf-Datei auf der Homepages des ABC-Berlin als

    Download erhltlich.Einzelabos in Knste sind natrlich mglich.

    Freiheit fr alle Gefangenen! Fr den Anarchismus!

    -------

    Eigentumsvorbehalt: Diese Druckschrift ist solange Eigentum des Absenders, bis siedem/der Gefangenen persnlich ausgehndigt worden ist. Zur-Habe-Nahme ist keinepersnliche Aushndigung im Sinne dieses Vorbehaltes. Wird die Druckschrift dem/der

    Gefangenen nicht ausgehndigt, ist sie dem Absender/der Absenderin mit dem Grundder Nichtaushndigung zurckzusenden.

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    3/52Entfesselt Juli/August 2008 3

    Vorwort 4

    Aktuelles von Natalja 5

    No Prison! No State! 6

    Neue ABC-Soli-Shirts 6

    Update zut Repression in Neuseeland 6

    Antifaschistischer Gefangener in Belarus 7

    Hungerstreik von Gefangenen vom 1. - 7. August 7

    ber Zwangsarbeit und andere Rechte... 10

    Vorworf ber Nietzsche wegen dem Brief von Marco Camenisch 13

    Brief von Marco Camenisch zum Hungerstreik im Februar 14

    Freilassung von Meyer-Falk? 21

    Knast und Resozialisierung - warum Resozialisierung scheitern muss 22

    Griechenland: Aktionen in Solidaritt mit anarchistischen Gefangenen 24

    Brief der zwei Anarchisten 27

    Repression in Frankreich 28

    Update zu den Verhaftungen 29

    Eine unvollstndige Chronologie der Solidaritt 29

    Brief von Ivan und Bruno 33Brief von Isa und Farid 35

    Warum ich abgehauen bin - Bruno 36

    Einige Soliaktionen, die weltweit vollzogen wurden 38

    Solidemo in Tokyo wegen inhaftierten Anti-G8-AktivistInnen 39

    Solidemo fr Christian und Andrea in Tel Aviv 40

    Gefangene werden egen berwachungskameras aktiv 40

    Keine Beugehaftbeschlsse gegen Christian, Brigitte und Knut 41

    Tierrechtsgefangene in sterreich bleiben weiterhin in Haft 42

    Bericht von der Demo gegen die Repression in sterreich in Berlin 42

    Offener Brief von Jan 43

    Ein Kommuniqu vom 05. Juli zu einer solidarischen Aktion 43

    Es brennt im Abschiebeknast 44Redebeitrag von ABC Berlin 51

    Termine 52

    Inhalt:

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    4/524 Entfesselt Juli/August 2008

    In dieser Ausgabe gibt es wieder vielzu berichten ber die leider nichtausbleibenden Folgen von Kmpfen gegendie herrschen Zustnde. Die Staaten undihre Repressionsorgane sind nachwievordabei AktivistInnen zu kriminalisieren und

    in die Knste zu stecken. Aber solangesich die Verhltnisse nicht gendert haben,werden weltweit Kmpfe gegen Staat undKapital gefochten werden und die Antwortwird Einschchterung und Wegsperrensein.Das es ihnen nicht gelingt berall aufder Welt einzuschchtern, zeigen dieviel-fltigen Formen der Solidaritt, diegerade in Frankreich und Griechenland

    zu beobachten sind. Die AktivistInnenzeigen sich mit ihren Gefangenen aufverschiedenste Art und Weise solidarischund stellen auerdem das gesamteSystem der Knste bzw. im allgemeinenZwangsanstalten in Frage. Solidaritt darfkein leeres Versprechen bleiben, sondernmuss offensiv und entschlossen sein.

    In wenigen Wochen wird in Deutschlandein ungewhnliches Ereignis stattfinden:ber 470 Gefangenen werden in einenHungerstreik treten. Wir reden voneinem ungewhnlichen Ereignisaus verschiedenen Grnden - dieGefangenenbewegung (wenn menschberhaupt davon sprechen kann) tratin den letzten Jahren eher selten in denKampf um Zustnde in den Knsten, eher

    waren dies einzelne mutige Beispiele.Groe Kmpfe in Gefngnissen gibt schonseit Jahren nicht mehr, besonders seit demdas System der Privilegierungen um nureine Manahme zu nennen erschaffenwurde hat ein Entsolidarisierungsprozess unter den Gefangenen stattgefunden.Viele Gefangenen erzhlen, dass die Leutedrinnen eher an jeglicher Mglichkeit desZeitvertreibs interessiert sind, als an der

    Verteidigung ihre Rechte oder daran mitandren in Kontakt zu treten. Wenn wir dieVernderungen in den Gefngnis parallelzu denen in der Gesellschaft ansehen sindwir nicht berrascht, denn es herrscht

    genauso ein Hang zur Vereinzelung,Individualisierung und ein allgemeinesDesinteresse an einer Vernderung deraktuellen Zustnde vor.Deshalb begren wir sehr dieSelbstorganisierung der Inhaftierten inder Hoffnung, dass dies fr lngere Zeitbestand haben wird und weitere Aktionen

    zur Folge haben wird. berlegt euch Soli-Aktionen, damit die drinnen davon Notizbekommen, dass sie nicht allein sind.

    Unser Kampf gegen alle Zwangsanstaltenist nur ein Teil unseres Kampfes gegenHerrschaft und Kapitalismus.

    Knste zu Baulcken!

    Vorwort

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    5/52Entfesselt Juli/August 2008 5

    Am 23. Mai wurde Natalja in die JVAAichach verlegt. Als sich sich noch inNeudeck befand wurde offensichtlich eineMitarbeiterin eines Verfassungsschutzesals Mithftling getarnt zu Natalja in dieZelle geschleust. Diese versuchte zunchst

    sich Nataljas Vertrauen zu erschleichen.So gab sie sich als - in die brgerlicheGesellschaft integrierte - Linke aus.Insbesondere versuchte sie Mitleid zuerwecken. Ein schweres Schicksal undKrankheit tuschte sie vor, wegen der sieauf wichtige Medikamente angewiesensei. Diese entpuppten sich sich jedoch alsVitamin-C-Prparat. Im zweiten Schrittversuchte die Eingeschleuste Natalja

    Fragen zu persnlichen und politischenThemen zu stellen.Sie bot Natalja sogar Geld an! Diesessollte Natalja ber dritte erhalten. Dabeiuerte die VS-Mitarbeiterin keinendirekten Wunsch nach Gegenleistung.Doch sie deutete an, dass sie lngerfristigeInteressen verfolgte.Natalja konfrontierte die Eingeschleustedirekt mit dem Vorwurf, sie arbeite frden Verfassungsschutz.. Doch diesebeharrte weiterhin unglaubwrdig aufihrer Coverstory. Noch kurze Zeit mussteNatalja trotzdem auf engstem Raum 22Stunden am Tag mit ihr ausharren, bevorsie durch eine Blitzentlassung wiederzurckgezogen wurde. Blitzentlassungensind bei Spitzeln blich, etwa auchbei Undercoverdrogenfahndern der

    gewhnlichen Polizei, die regelmig inKnsten operieren.Fr welchen Verfassungsschutz (z. B. denBayerischen, den Hessischen) die Frauarbeitet ist unklar. UndemokratischeStaaten scheinen zur Aufrechterhaltungvon Unrecht und Unterdrckung auf denEinsatz derartiger Spitzel angewiesen, diesich das Vertrauen von Oppositionellenerschleichen sollen. So verwundert es

    nicht, dass sich auch die BRD heimlichdieser Methode bedient.In Aichach wurde sie zu einem Gesprchgeholt, in dem die Soli-Post thematisiertwurde. In offensichtlich pseudo-freundlicher

    Art wurde lnger mit ihr geredet, aberauch versucht sie einzuschchtern: diepolitischen Texte, die sie bekomme, drfesie nicht an andere Gefangene weitergeben. Denn dadurch knne sie einenschdlichen Einfluss auf die anderennehmen. Politisches Informationsmaterialist fr die Vertreter des Staates also etwas

    Schdliches! Sie frchten WorteNachdruck verliehen wurde dem VerbotMitgefangenen Informationsmaterial zugeben mit Drohungen, bei denen es sichjedoch um mehr oder weniger hohleDrohungen handelte.Leider besteht zudem der Verdacht, daseinzelne Briefe verschwunden sind. Dassoll heien, sie wurden nicht offiziellsichergestellt, kamen aber auch nie

    an. Also merkt euch, wann ihr Briefeabgeschickt habt und fragt nach, wenn ihrein komisches Gefhl habt, das euer Briefabhanden gekommen ist.

    Schreibt Karten und Briefe:Natalja LiebichMnchener Strasse 3386551 Aichach

    Weitere Infos:web: http://natalja.blogsport.demail: [email protected]

    Anfang Juli berichtete Natalja vom Todeiner politischen MitgefangenenAm 22. Juni 2008 nahm sich eine politischeMitgefangene in der JVA Aichach das Leben.Zuvor war sie trotz bereits bestehender

    Suizidgedanken und Suizidversuche weiterin Verzweiflung und letztlich in den Todgetrieben worden.Der Fall der Gefangenen hatte in derffentlichkeit und in den Medien frAufsehen gesorgt. Es handelt sich umFrau Luthardt, die fr den Bau vomBombenattrappen, mit denen sie gegenden Irakkrieg protestieren wollte, verurteiltworden war.

    In der Haft verhielt sie sich unbeugsamund lie sich nicht einschchtern. So wurdesie zahlreichen Schikanen ausgesetzt .Mit dem Eingesperrt-Sein und denSchikanen kam sie psychisch nicht zurecht.

    Aktuelles von Natalja

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    6/526 Entfesselt Juli/August 2008

    Offensichtlich zndelte sie immerwieder, um sich mit Hilfe des giftigenRauchs umzubringen. Zum Glck ohneErfolg. Sie selbst uerte immer wiederSuizidgedanken und auch Mithftlingewiesen wiederholt auf die Gefahr hin.Dessen ungeachtet wurde Frau Luthardtimmer weiter fr ihre Aufsssigkeit bestraft.

    Systematisch wurde sie fertiggemacht,um sie zu brechen. Sie wurde von denMitgefangenen isoliert, der Kontakt zurAuenwelt (z. B. Besuche von auen) wurdegestrichen. Sie konnte ihre seelische Notniemandem mehr mitteilen. Weder Freundevon auen noch Inhaftierte waren mehr inder Lage ihr Beistand zu leisten. Durch dieIsolation konnte auch kein Mitgefangenereinen Suizidversuch rechtzeitig bemerken

    und verhindern bzw. Hilfe holen. Dasmsste den Verantwortlichen, die dietdlichen Manahmen verhngt hatten,bewusst gewesen sein.Ein Gefngnisarzt htte vielleicht helfenknnen, doch dieser drfte kaum zumWohle der Patientin gehandelt haben. Ersagte er ihr, er wolle sie brechen.Am 22. Juni hatte Frau Luthardt nichtgezndelt. Sie wurde erhngt in ihrer Zellegefunden. Ihr letzter Brief wurde zensiert.

    internationales Anti-Knast WochenendeStaatliche Repression gegen AktivistInnenaus linksradikalen, anarchistischen sowieanderen revolutionren bzw. sozialenBewegungen nimmt stetig zu. DemThema Knast wird trotzdem zu wenig

    Aufmerksamkeit gegeben. Obwohlwir in Zeiten von weltweiten Anti-Terror-Gesetzen, innerer Sicherheits-Stimmung, Datenspeicherung undErmittlungsmethoden wie Paragraf 129a/b immer fter mit der letzten Stufe derRepression, Knast konfrontiert werden.Vom 26.-28. September wird in der AltenMeierei/Kiel ein Anti-Knast Wochenendeunter dem Motto No Prison!-No State!

    stattfinden, bei dem neben aktivenAnti-Knast-Zusammenhngen auch alleanderen interessierten bzw. aktivenZusammenhnge und Einzelpersonenaus der autonomen anarchistischen und

    linksradikalen Bewegung aufgefordert sindsich ber das Thema zu informieren undsich damit auseinander zusetzen. NebenInformationen von Antiknast Gruppen ausganz Europa wird es Aktionen und einegroe Soli-Party geben. Weitere Infoswerden folgen.Kontakt: [email protected]

    Nach einer langen Nacht in einergemtlichen Siebdruckwerkstatt einestollen Wohnprojektes knnt ihr jetzt berunsere E-Mailadresse oder beim ABC-Cafe in Hamburg unsere neuen schickenSolishirts fr 10 erstehen.Mit etwas glck sind bis dahin sogar Soli-Aufnher fr die in sterreich angeklagten

    TierrechtlerInnen fertig.

    ...auerdem neu...

    Broschre Runde Augenglser,Aufgewrmte und der Linkenhass derGaardener PolizeiDie Antirepressionsgruppe 1. April aus Kielhat ihren abschlieenden Rckblick undeine Zusammenfassung der Ereignissein eine kleine Broschre mit passendemTitel gebannt. Diese ist bei der RotenHilfe Orstgruppe Kiel, beim ABC Cafe inHamburg oder auch ber das ABC-Orkanerhltlich.

    Am 19. Juni fand in Hamburg in der rotenFlora eine tolle Infoveranstaltung zur

    aktuellen Repression gegen indigene undanarchistische AktivistInnen in Neuseelandstatt. Neben einem kurzen Film und einemguten Fotobericht wurde ber die aktuellenEntwicklungen berichtet.Vom 1.-30. September werden dieVorverhandlungen (Beweisaufnahmen)fr 20 Angeklagte in Auckland stattfinden.Hier wird entschieden, ob gengendVerdachtsmomente vorliegen, um das

    Hauptverfahren zu erffnen und welcheBeweismittel und Zeugen zugelassenwerden. Die Hauptverhandlung(Urteilsverkndungen) wird nicht vor Mittedes nchsten Jahres stattfinden.

    Update zur Repression in Neuseeland

    No Prison! No State!

    Neue ABC Soli-Shirts

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    7/52Entfesselt Juli/August 2008 7

    Am 30. August 2008 (d.h. unmittelbar vorBeginn der Vorverhandlungen) wird eininternationaler Aktionstag zur Forderungder Einstellung der Verfahren stattfinden.Also seit kreativ oder macht wenigstenswas. Ein paar Freunde haben wir alle undein Megaphon lsst sich bestimmt auchauftreiben ;-)

    Bis zu diesem Zeitpunkt sind allerdingskeine wesentlichen Gerichtstermineangesetzt, obwohl noch einige Antrgeauf Lockerung der Auflagen beim Gerichtliegen. Ende August wird ein Buch berdie Verfahren rechtzeitig zu Beginn derVerfahren verffentlicht. Ausserdemsoll es im Juli einen neuen Film ber dieVerhaftungen geben, der hoffentlich auchfr Veranstaltungen zur Verfgung stehen

    wird.Falls deine Gruppe, dein Hausprojekt,dein Freundeskreis sich mit dem Kampfin Neuseeland solidarisieren will, nehmtKontatk auf, entweder direkt in Neuseeland(www.october15thsolidarity.info/de) oderber das ABC Orkan ([email protected])

    Im November 2007 kam es in Brest, nichtweit entfernt vom Club Kirpich wo einSka und Reggae Konzert stattfand, zueinem Kampf zwischen Antifas und rechtenHooligans vom Fussball Dynamo Brest.

    Nach dem Kampf wurden drei Antifasangeklagt wegen Hooliganism, verbt ineiner Gruppe.Am 14. April sollte deswegen der Prozessstattfinden, aber am Tag davor hatte einerder drei (Kucher) eine Auseinandersetzungmit Gopniks (Personen einer kriminellenosteuropischen Subkultur). Dabeibrach er einen von ihnen den Kiefer. DerProzesstermin wurde daraufhin wurde

    verschoben, ein neuer steht noch nicht festund Kucher bekam weitere Anklagen (u.a.schwere Krperverletzung). Auerdemwurde er ins Gefngnis gesteckt, umdort auf den Prozess zu warten. Er ist ein

    guter Gefhrte, deswegen gebt ihm bittemoralischen Support und schreibt ihm:

    Yuri Yurevich MilevskiySIZO #7 kamera 38g. Brest, ul. Karla Marksa 86224000 Belarus

    Besser wre es, wenn ihr die Adresse aufKyrillisch schreibt. Unter www.avtonom.org/index.php?nid=1881 knnt ihr diesekopieren.

    Vom 1. bis 7. August wird es indeutschen Knsten einen kollektiven

    Hungerstreik geben. Hierzu der Aufrufder Interessenvertretung Inhaftiertervom 15.6.2008 und ein Brief vonGabriel (inhaftiert in Aachen - einer derAachen2), in welchem er seine Grnde zurUntersttzung darlegt.

    Werdet aktiv und zeigt den Gefangenen,dass sie mit ihrem Kampf nicht alleingelassen werden. Schreibt Faxe whrendder Woche, wie Gabriel es fordert - Adressensind am Ende seines Briefes zu finden, undwerdet auf andere Arten aktiv.

    Solidaritt ist eine Waffe! Power durch dieMauer - bis sie bricht!

    Rundbrief 4 - 2008 der InteressenvertretungInhaftierter vom 15.6.2008

    Hungerstreik von (bislang) 478 Inhaftierterbundesweit in 29 Haftanstalten.

    ... die Iv.I teilt, dass fr den Zeitraum 1.- 7. August 2008 ein bundesweiter Protest-Hungerstreik von derzeit 478 Inhaftiertenin 29 Haftanstalten durchgefhrt wird,welchem sich bis dahin sicherlich weitereGefangene anschlieen werden. Inwieweit

    sich die teilnehmenden Gefangenenzeitlich beteiligen werden, bleibt jeder(m)Einzelnen(m) berlassen. Sinn und Zweckdes Hungerprotestes, welcher lediglichAuftakt weiterer vollkommen legaler

    Antifaschistischer Gefangenerin Belarus

    Hungerstreik von Gefangenenvom 1. - 7. August

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    8/528 Entfesselt Juli/August 2008

    Protestaktionen sein wird, ist es, dendurch Willkr- und Schikaneakte,durchvorstzliche Rechtsbeugung, unterlasseneHilfeleistung, durch Psychoterror und Foltergeprgten Alltag in deutschen Haftanstaltenanzuprangern und Vernderung zuschaffen. Das Strafvollzugsgesetz wirdnachweislich auf allen Ebenen und vielen

    Bereichen nachweislich ignoriert und somitvon Amtstrgern aus offensichtlicherBequemlichkeit und Kostenersparnisvorstzlich gebeugt. Rechtswidriges undteilweise als kriminell zu bezeichnendesVorgehen diverser Vollzugsbehrdenwird von offizieller Seite durchpauschales Bestreiten der Missstndeund Nichtverfolgung verschleiert undgedeckt. Dies trifft insbesondere auf

    die JVA Bielfeld-Brackwedel. zu. DieseMissstnde anprangernde Inhaftiertewerden systematisch auf das belstepsychoterrorisiert und sollen offensichtlichauf diese Weise mundtot gemacht werden.Dies trifft auf viele Gefangene zu undinsbesondere auf die in der JVA Bielfeld-Brackwede I inhaftierte Nadine T., welchedort als offizielle Iv.I. Reprsentantinfungiert. Die durch den AbteilungsleiterB. und durch die Bereichsleiterin H.ber einen langen Zeitraum inszenierten(teilweise sehr subtilen) Willkr- undSchikaneakte mssen zwingend alsvorstzlich fortgesetzte Folter und alskriminell bezeichnet werden. ber alldas ist Frau T. zwischenzeitlich ernstlicherkrankt. In absolut rechtswidrigster Weisewurde Frau T. aufgrund abstrakt zusammen

    konstruierter Vorwrfe durch Separationin Isolationshaft verbracht (der dbzgl.genaue Sachbestand ist momentan nichtbekannt) und wird auch dort immer weiterterrorisiert. Wir mssen vermuten,dassFrau T. durch all das in Resignation undVerzweiflung gebracht und vielleicht auch zubergriffshandlungen gereizt werden soll.(In diesem Zusammenhang verweisen wirauf die Geschehnisse um den Gefangenen

    J.Z., dessen bergriffshandlung alsangeblicher Geiselnahmeversuch propagiertwurde ... Wir berichteten darber!! )Frau T. war derzeit in der JVA Kln Opfersexueller Ntigung durch Vollzugsbeamte.

    Es erfolgten rechtskrftige Verurteilungen...nichtsdestotrotz wird Frau T. vompsychologischen Dienst der JVA Bielefeldvorgeworfen, sie wrde sich all das damitzusammenhngende nur einzubilden.Der jetzt stattfindende Hungerprotest istNadine T. gewidmet, welche jedoch nurstellvertretend fr viele andere Inhaftierte

    steht!!! Viele, fast alle Inhaftierten habenim Falle von Beschwerden berechtigteAngst vor den dann automatisch folgendenRetourkutschen in Form von Willkr undSchikane, vorstzlich falscher, negativerPrognosen im Bezug auf angestrebteEntlassungen usw. usw. Die Liste des dannstattfindenden Psychoterrors ist lang.Wer sich hierdurch nicht einschchternlsst, wird durch konstruierte Vorwrfe

    kriminalisiert und in absolut inhumaneIsolationshaft verbracht (es gibt dortfr Gefangene keine Zeugen ... welcheden Terror besttigen knnten...) odervom Regen in die Traufe mit schnenGren vom Korpsgeist in die nchsteJVA entsorgt, wo der Terror dann meistbergangslos fortgefhrt wird. OrdentlicheUntersuchungen finden so gut wie nie statt,bergeordnete Stellen decken all dies undschauen weg. Effektiver Rechtsschutzwird Gefangenen fast unmglich gemacht.Die Anstaltsleitung Bielefeld-BrackwedeI ist Paradebeispiel hierfr!!! Die imSeptember 2007 von insgesamt 330der dort Inhaftierten unterzeichneteBeschwerdepetition, welche als Spitze desEisberges 32 Beschwerdepunkte umfasste,wurde ohne offizielle Untersuchung

    seitens de Justizministeriums NRW, derStrafvollsteckungskammer Bielefeld(Richter Hansmeier), dem OmbudsmannNRW als angeblich in allen Punktenunbegrndet pauschal verworfen.Gesprche mit dem Ombudsman unddem Beirat wurden durch AnstaltsleiterDammann als nicht sinnvoll verwehrt.Die Zustnde in der JVA Bielfeld werdennach auenhin schngeredet, der Alltag

    fr Gefangene hinter den geschnten,Kulissen der Anstaltsleitung, welcheder ffentlichkeit prsentiert werden,sieht anders ganz anders aus. DieVerantwortlichen in bergeordneter

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    Position wissen sehr wohl darum.Bestreiten dies aber, denn Vernderungwrde Personal und somit Geld kosten.Anstatt dieses bereitzustellen, wird jedochdas Strafvollzugsgesetz missachtet undweiterhin auf allen Ebenen gebeugt. Diesschafft nicht Resozialisierung, sondernRckfall, welcher hierdurch geradezu

    programmiert wird: Sich beschwerendeoder klagende Gefangene (von denen esleider viel zu wenig gibt!!!) werden alsrenitent, notorisch-querulant und/oder als psychisch gestrt und Lgnerbezeichnet und diffamiert.

    Die Iv.I. (im Zusammenschluss mit anderenInitiativen und Vereinen) fordert alleGefangenen der BRD auf, ihr Beschwerde-

    /Klagerecht in Anspruchzunehmen und dierechtswidrigen Haftbedingungen hierdurchanzuprangern.

    Erst wenn 5-10. 000 der insgesamt 80.000Gefangenen und deren FamilienangehrigeKlagen und Beschwerden bei denzustndigen Justizministerien undStrafvollzugskammern einreichen, jederpro Monat 5-10 oder mehr Klagen undden Staat mit dem Dreck konfrontiert,den Vollzug veranstaltet, erst dann sinddie Anfnge fr Vernderung gegeben.Iv.I. fordert ganz ausdrcklich nicht zurMeuterei o.. auf, sondern zu ganz legalerGegenwehr innerhalb der rechtlichenMglichkeiten. Nur durch derartigesVorgehen wird Vollzug die Missstndenicht weiterhin als angeblich frei erfunden

    abtun knnen und so verschleppen undverschleiern.

    Ganz ausdrcklich fordert Iv.I. dieAbschaffung von Haftkosten, derVerpflichtung zur Arbeit (ohne dasRecht auf Beschftigung zuhaben), dieAbschaffung der Isolationshaft/Trakte,der lebenslnglichen Freiheitsstrafeund der Verhngung von s.g.

    Sicherungsverwahrung. (SmtlicheForderungen der Iv.I. wurden 2007 imManifest festgeschrieben.)

    Iv.I. ist Folgeorganisation der 1999 in der JVA

    Bochum durch 70 Gefangene mitgetragenenunzensierten Gefangenenzeitung ,Pranger(mittlerweise eingestellt) und wurde2005 in der JVA Werl von 30 Gefangenenals berechtigte Notwehraktion gegenBedrohung, Ntigung, Krperverletzung,unterlassene Hilfeleitung, Willkr, Schikane,Psychoterror, vorstzliche Rechtsbeugung

    u.v.m. ins Leben gerufen. Zur Zeit bestehtdie Iv.I. aus ca. 670 Mitgliedern, von denenca. 5% aktiv mitarbeiten.

    Iv.I. fordert die Bundesregierung undLandesvertretungen auf, von ihrerverfehlten und idiotisch zu bezeichnendenSparpolitik (im Bezug auf Privatisierung/Einstellungsstop von Fachkrftenwie Psychologen und Sozialarbeiter

    und sonstigen Vollzugsbediensteten)unverzglich abzulassen.Wegsperrvollzugist bewiesenermaenkontraproduktiv und auf ,lange Sichtbetrachtet sowohl gefhrlich ... als auchteurer!!

    Iv.I. fordert die Bundesregierung undLandesvertretungen auf, dafr Sorgezu tragen, dass kritische Post diverseGefangeneninitiativen und Vereine nichtpermanent mit nichtigen, vorgeschobenenBegrndungen angehalten wird und/oder (wie es immer hufiger der Fall ist)gnzlich verschwindet. Zwar wird dasVerschwinden solcher Postsendungenstets auf die DP AG geschoben; aber essind sicherlich nicht nur Postdohlen,sondern in der berwiegenden Anzahl solch

    verschwundener Sendungen Grn- undsonstige Mistfinken daranbeteiligt. Die PostAG hat kein Interesse, immer wieder geradesolche Sendungen verschwinden zu lassen...In diesem Zusammenhang fordern wirauch ganz ausdrcklich, dass Gefangenendie Abgabe von Beschwerden, Klageund sonstigen Eingaben durch die sie imEmpfang nehmende Beamte des Vollzugesin schriftlicher Form besttigt werden und

    dass solche Sendungen in einem offiziellenAbgabebuch dokumentiert werden. Vielfachist es leider so, dass Gefangene oft genugzu hren bekommen, die htten berhauptnichts Derartiges abgegeben, was

  • 7/31/2019 Entfesselt - 08-07

    10/5210 Entfesselt Juli/August 2008

    sie natrlich auch nicht beweisen knnen,und wodurch es dann zu Fristversumnissenund ablehnenden Bescheiden kommt. Vonallein lsen sich solche Schreiben nichtauf, und sie verschwinden immer nur dannund deswegen, weil jemand nachhilft,Hinter alle dem steckt von uns vermuteterDiebstahl, Unterschlagung zum Zwecke

    des Verschleierns. Alles Weitere zur Iv.I.auf schriftliche Anfrage und bersendungdes hierfr bentigten Porto in Hhe von1,45 Euro.

    Mit freundlichen Gren Peter Scherzl

    Am 28 Mrz dieses Jahres erscheint auf demTele-Text des WDR eine aufschlussreicheNachricht: Die Gefangenen produzieren 5Millionen Euro.

    Dieser Artikel bezeugt zusammengefasst,dass allein in den Gefngnissen desRheinlandes (wahrscheinlich ist NRWgemeint) die Gefangenen 2007 44,9Millionen Euro Profit durch ihre Arbeithervorgebracht haben. Im Vergleich zu2006, wo diese Gewinne 4,45 MillionenEuro betrugen, hat sich die Produktionnoch gesteigert ...

    In einer Pressekonferenz besttigt dieNRW-Justizministerin Mller-Piepenktterin Bezug auf diese Daten zynisch, dassdie Beschftigung der Gefangenen eine

    wichtige Zielvorgabe ist, um sie in dieKultur der Arbeit zu integrieren. (ohneAnfhrungszeichen, da ber 2 Kurvenzurck bersetzt) Und etwas spter:Die Selbstfinanzierung der Anstaltendurch die Arbeit der Gefangenen machtdie Angelegenheit so ertrglicher(ohne Anfhrungszeichen s.o.).

    Es lsst sich zweifellos nicht leugnen,

    dass die erlauchte Ministerin eine mutigePerson ist. Es gibt wenig Lnder, diees wagen Zahlen zu nennen bezglichder abgetauchten Wirtschaft ihrerGefngniseinrichtungen.

    Ich (wiederum) glaube, dass die Lektre ihrerAussage kein Missverstndnis erlaubt. Es istklar (vllig legal und im Scheinwerferlichtder Medien): der Gefangene muss arbeitenund zustzlich beitragen zu den Kosten,die sein Eingesperrtsein fr den Staatverursacht. Worber man natrlich nichtspricht, weder die Ministerin noch andere

    bekannte Fachleute, das ist das interneFunktionieren der Gefngnisse inklusiveder Mechanismen der Zwangsarbeit. Nicht,weil die etwa illegal wren, sondern weil,je weniger man ber diese Bedingungenweiss, um so weniger stellen sich Fragen,entwickelt sich Kritik. Immer unter derVoraussetzung, dass solche Informationenberhaupt jemanden interessieren (was indiesem Land nicht der Fall ist) ...

    (...)Wenn ich sage, dass es in diesem Land keinInteresse gibt die Zustnde zu entlarven,beziehe ich mich aufs Allgemeine (das, wassie ffentliches Interesse nennen, so als seidas wirklich fr jemanden von Bedeutung),denn es gibt immerhin Betroffene undInteressierte.

    Es gibt beispielsweise in den Gefngnisseneine Vereinigung und ein Kollektiv vonGefangenen (von auen untersttzt durcheinige Rechtsanwlte etc.) die seit Jahrenankmpfen gegen Machtmissbrauch,Psychoterror im Gefngnis, die Haft-und Arbeitsbedingungen etc. etc.Diese Organisation nennt sich Iv.I(Interessenvertretung Inhaftierter), wasso viel heisst wie ... (... naja, noch mal

    bersetzt brauchen wir das im Deutschennicht/d..))

    Unabhngig davon, ob ich die Interessen,die sie vertreten und die Mittel, diesie einsetzen (Klagen, Beschwerden,Anschreiben an Massenmedien), von demAugenblick an, wo sie aufbegehren unddafr isoliert und zerstreut werden usw.bin ich als Libertrer an ihrer Seite.

    Wie auch immer, nach direktem Kontakt imGefngnis mit einem ihrer Reprsentantenund in Folge von Gesprchen undAuseinandersetzungen haben wir

    ber Zwangsarbeit undandere Rechte...

  • 7/31/2019 Entfesselt - 08-07

    11/52Entfesselt Juli/August 2008 11

    beschlossen einen Hungerstreik zumachen, um zu protestieren gegen dieIsolationsbedingungen von Nadine Trivian(eines der Mitglieder der Organisation)sowie gegen ihre Internierung undVerschleppung in ein Gefngnis, indem sie sich in einer vllig feindseligenUmgebung befindet, weil sie (zusammen

    mit anderen Gefangenen) einenSchliesser (Gefngnisaufseher, Bttel) frVergewaltigung und sexuellen Mibrauch inAusfhrung seiner Funktionen angezeigtund zur Verurteilung gebracht hat.

    Ich bringe meine bedingungslose Solidarittein fr diese Genossin und die politischeArbeit des Zusammenschlusses Iv.I (unddie Genossen, die Teil davon sind). Aber

    meine Solidaritt geht ber den konkretenFall hinaus, um sich auszubreiten gegenjede Einrichtung des Einsperrens undBestrafens, gegen jede lebenslnglicheVerurteilung oder Todesstrafe und gegenjedes System der Isolation und Folter.

    Der Hungerstreik wird stattfinden zwischendem ersten und siebten August, und werseine Solidaritt zeigen will, kann daseigenen Mastbe entsprechend tun:Faxe ans Justizministerium in Dsseldorfschicken, an das Gefngnis, wo sich Nadinebefindet, an deutsche Konsulate usw,, nurmal als Beispiele ...(...)Was die innere Organisation der Gefngnis-Industrie (um dem Ding einen Namen zugeben) in Deutschland betrifft, muss man

    erklren, dass es eines der repressivstenin Europa ist. Die Repression ist nichtschwankend (bzw konjunkturbedingt))etwa wie mit Schliessern, denen die Handausrutscht), sondern systematisch ... Dasheit das ganze System und die Ablufe(Polizei - Justiz - Knast) sind entworfen,juristische Zusammenbau-Verurteilungs-Fracen und weitere Verurteilungenherzustellen, die die Gefngnisse mit

    Produktivkrften fllen (Subproletariat),die zum Arbeiten gezwungen werden.So wird der Gefangene zum Glubiger(Kreditor) des Staates, sowohl fr dieKosten der Justiz ( - es ntzt ja nichts

    sich als insolvent zu erklren, da dasGefngnis dir eine Arbeit anbietet unddu mit dieser Arbeit das zahlen kannst,was du dem Staat schuldest -) als auch frdie Bezahlung der Zelle: Bett, Bettwsche,Wscherei, Mahlzeiten usw.

    Unbeugsame und Unempfngliche

    gegenber dem Gefngnis-System sindselten. Die ungeheuere (malos groe)Mehrheit akzeptiert die Bedingungen,gutwillig oder widerwillig, denn fr dengegenteiligen Fall sehen sie sich gegenberder Verweigerung des notwendigenGeldes,um das Minimum zu bezahlen um inder Knastunterwelt berleben zu knnen:Tabak, Kaffee, Lebensmittel usw.

    Die wirtschaftliche Erpressung ist nurein kleiner Teil der Mittel, ber die dieStrafvollzugsverwaltung verfgt ... De factomssen die, die nicht arbeiten, sich auf einhrteres Regiment einstellen, das heit 23Stunden am Tag in der Zelle eingesperrtsein (eine Stunde Hofgang) und ohneGewhrung des intimen Besuchsraums(Langzeitbesuch) mit der Familie odergefhlsverbundenen Gefhrt/inn/en usw.usw.

    Insgesamt werden dir in DeutschlandPflichten auferlegt, aber zhle nichtauf irgend ein Recht ... Es gibt keineStrafvollzugs-berwachungs-Richterund nicht einmal ein einheitlichesStrafvollzugsgesetz ...(...)

    Da die meisten Gefangenen Auslndersind (viele sprechen die Sprache nichtund kennen noch weniger die Gesetze undRechte) werden sie zu idealen Opfern inden Hnden von Rechtsanwlten, Richternund anderen Individuen ohne Ethik, Moralund Gewissensbisse.

    Der Anteil an Analphabeten istbeeindruckend und die meisten kommen

    aus Lndern, in denen sie noch viel brutalerbehandeltwerden (besonders die, die ausLndern der ehemaligen UDSSR und ausAfrika kommen). Es ist auch unntz ihnen zusagen, dass alles, was die hier machen nicht

  • 7/31/2019 Entfesselt - 08-07

    12/5212 Entfesselt Juli/August 2008

    etwa nur illegal ist, sondern amoralisch. Siezucken hchstens mit den Schultern undfragen: Was bedeutet das: amoralisch?Oder: Was ist denn das: dieMenschenrechte?

    Viele von ihnen arbeiten, weil sie soeinen Teil ihres Lohnes an die unter

    unmenschlichen Bedingungen in ihrenLndern gebliebenen Familie schickenknnen ...

    Zusammengefasst: Man bestraft alsonicht nur das Elend, man beutet auch dasUnwissen aus. Das ist der unmoralischeCharakter einer der Antriebs-Lnderdieser Europischen Union, die, wie wiralle wissen, das Europa des Kapitals und

    seiner Bttel ist. Ein Europa, in dem dieWaren flieen (zirkulieren) knnen, indem man die Betriebe auslagern kann auseiner rentabelen Region in eine nochrentablere, das Blut der Arbeiter saugenkann, um sie dann, wenn sie nicht mehrproduktiv sind, mit einem Tritt in denHintern beiseite zu schieben, Personenkontrollieren, sie einsperren und folternkann usw., ohne dass einer dieser Schuftesich irgendwie um ein Referendum (wiez.B. das ber die europische Verfassung)kmmern mte, um die Interessen, dieRechte und die Wrde der Menschen.(...)Es gibt zu vieles, das ich noch schreibenmchte, doch ... fr dieses Mal werdeich es belassen bei diesen Erklrungen,die dazu bestimmt sind die Erinnerung

    aufzufrischen an die Statthalter, dieber die ganze Weltkugel hinweg vonMenschenrechten und Demokratiesprechen.

    Und, wie es La Polla Record singt:Das wird kommen, das wird kommenJeder Brger kommt an die Reihe, dieReiheDie Demtigung wird gercht werden

    Kmpferische Gre an die, die weltweitkmpfen.

    Gabriel

    Adressen:

    Nadine Christiane TribianUmlostrae 10033649 Bielefeld

    Gefngnisverwaltung BielefeldJVA Bielefeld-Brackwede II

    Zinnstrae 3333649 BielefeldTelefon: 0521- 4899 0Fax: 0521- 4899 123E-Mail:[email protected]

    Justizministerium NRWMartin-Luther-Platz 4040212 Dsseldorf

    Weitere Infos:

    Interessenvertretung Inhaftierter

    Initiative gegen Rechtsbeugung/Dokumentationstelle von Gewalt undWillkr im deutschen Strafvollzug

    N.I.T.R.O.S - Netzwerkwerk-Initiative frtransparenten, rechtskoformorientierten Strafvollzug

    G.b.I - Gewerkschaft beschftigterInhaftierter fr Mindestlohn,Rentenversicherung und Gleichstellung

    Peter Scherzlc/o Am Womberg 16

    61276 Weilrod(z.Zt. JVA 53359 Rheinbach)

  • 7/31/2019 Entfesselt - 08-07

    13/52Entfesselt Juli/August 2008 13

    Wir dokumentieren kurz ein paarNotizen ber F. Nietzsche als Antwortauf die angegebenen Hinweise einigerUntersttzerInnen von Marco Camenischber den anarchistischen Irrtum,

    sprich Zitate aus Nietzsches Werken zuentnehmen.Wir haben gerade weder Platz noch Zeitum eine philosophische Diskussion berdiesen Autor auch selbstbewusst ber alleSchwierigkeiten die auch seine Philosophieprsentiert zu erffnen, mchten allerdingsalle Leute zum Nachdenken anregen unduns gegen einfache Verurteilungen ohnedazu bentigtes Wissen aussprechen.

    Zum Beispiel wre es ntig zu wissen,dass Nietzsches Schwester, mit der er inkeinem guten Kontakt stand, seine Werkenach seinem Tod fr ihre faschistischenZwecke bewusst instrumentalisierte. Esgibt genug Literatur, sei es im Internetoder in Bchern, die sich mit der ganzeProblematik auseinandersetzt...Viel Spa beim recherchieren!

    ABC Berlin

    Auszge aus einem polemischen Textgegen Wagner:

    Ich werde nie akzeptieren, das einedeutsche wissen knnte, was musik ist.All diejenige, die als deutsche Musikerdefiniert werden, auch die grten, sind

    Auslnder: Slawen, Kroaten. Italiener,Niederlnder oder Juden...

    Seit Wagner in Deutschland ist hat er alleSachen, die ich verachte Schritt fr Schrittzugestimmt, sogar dem Antisemitismus.

    Nietzsches Fritsch-Briefe in Weimar, 1932Unter Hinweis auf die vor allem von der

    Schwester lange unterdrckten BriefeNietzsches an den Verleger Fritzsch ausdem Jahr 1887 sowie Nietzsche-Notateaus dieser Zeit verweist der Autor aufden damaligen Anti-Antisemitismus

    Nietzsches, der natrlich den Vlkischennicht zupass kam, wenn sie Nietzsche frsich vereinnahmen wollten (S. 7):Zwar gilt dieser Brief als ,verschollen,aber aus Nietzsches Antwort vom 23. Mrz1887 darf auf dessen Inhalt geschlossenwerden: Offenbar hatte Fritsch ausWerken Nietzsches dessen freundliche

    Urteile ber Juden referiert und darandie Vermutung angeschlossen, Nietzschewerde durch irgend eine gesellschaftlicheRcksichtnahme zu schiefen Urteilenhinsichtlich des Judentums verfhrt.Nietzsche freilich musste Fritschenttuschen: Sein bisheriger Lebensweggbe keine Wahrscheinlichkeit dafrab, dass er sich von irgend welchenHnden ,die Schwingen verschneiden

    lasse. Im brigen fhle er sich demjetzigen deutschen Geiste` zu fremd(...), um seinen einzelnen Idiosynkrasienohne viel Ungeduld zusehn zu knnen.Zu diesen rechne ich in Sonderheit denAntisemitismus. Angefgt war dem nochder (fromme) Wunsch, Fritsch mgeeine Liste deutscher Gelehrter, Knstler,Dichter, Schriftsteller, Schauspieler undVirtuosen jdischer Abkunft herausgeben,denn dies wre ein wertvoller Beitrag zuGeschichte der deutschen Cultur (auch zuderen Kritik!).Sechs Tage spter schickte NietzscheFritsch drei Hefte der von diesemherausgegebenen und verlegtenAntisemitischen Correspondenz zurck mitdem Vermerk, er bitte darum, frderhin vonderlei Zusendungen verschont zu werden.

    Denn dieses abscheuliche Mitredenwollennoioser Dilettanten ber den Werth vonMenschen und Rassen, diese Unterwerfungunter ,Autoritten, welche von jedembesonneneren Geiste mit kalter Verachtungabgelehnt werden (z.B. E. Dhring, R.Wagner, Ebrard, Wahrmund, P. de Lagarde wer von ihnen ist in Fragen der Moralder unberechtigste, ungerechteste?),diese bestndigen absurden Flschungen

    und Zurechtmachungen der vagenBegriffe ,germanisch, ,semitisch, ,arisch,,christlich, ,deutsch das Alles knntemich auf die Dauer ernsthaft erzrnenund aus dem ironischen Wohlwollen

    Vorwort ber Nietzsche wegen demBrief von Marco Camenisch

  • 7/31/2019 Entfesselt - 08-07

    14/5214 Entfesselt Juli/August 2008

    herausbringen, mit dem ich bisher dentugendhaften Velleitten und Pharisismender jetzigen Deutschen zugesehen habe.[Die Original-Briefe Nietzsches finden sichin KSB 8, S. 45 f., 51.]

    Solche Stze muten insbesondere demheraufziehenden Nationalsozialismus in

    den Ohren klingen, und so verga mannur zu gerne diese Briefe, um Nietzscheinfamer Weise zum eigenen Hausheiligenmachen zu knnen. Auch hierin untersttzteA. Baeumler Nietzsches Schwester, indemer sich an anderen Unterdrckungenund Flschungen beteiligtewie der Autorherausstellt:

    Nach Ablauf der Schutzfrist fr Nietzsches

    Werke und Briefe im Jahre 1930 wares soweit: Frster-Nietzsche, derenRenommee durch die Enthllungen ErichF. Podachs schweren Schaden genommenhatte, suchte einen neuen Kompagnon und fand ihn in dem damals vergleichsweiseanerkannten Dresdener Professor AlfredBaeumler. Ihn untersttzte sie bei derErstellung einer Dokumentation, die 1932in Umlauf kam und die sich im DrittenReich groer Popularitt erfreute. Dassdies auch deswegen mglich wurde, weilder Leser Nietzsches Fritsch-Briefe sowiedie dazugehrigen zwei Nachlassnotateauch hier umsonst sucht, versteht sichvon selbst. In Sachen von NietzschesBrief an Overbeck vom 24. Mrz 1887verfuhr Baeumler diesmal allerdings etwasvorsichtiger: Er brachte zwar das von

    Oehler/Bernoulli (1916) erstmals bekanntgemachte Original, behielt aber die vonFrster-Nietzsche (1909) vorgezeichneteDeutungslinie bei, kommentierte also wiegehabt: Der freundliche Ton, den er (...)gegenber den Antisemiten anschlgt,geht offenkundig darauf zurck, da erin ihrem Kreis als Fhrer anerkannt zuwerden scheint. Dem lie Baeumler denSatz folgen: Im Entwurf (enthalten in

    den Briefen an Mutter und Schwester)steht noch der kennzeichnende Satz: DasProblem des Gesetzgebers dmmertdiesen Kpfen, die gewohnt waren, aufStimmenmajoritten ihr Heil zu setzen.

    Dies klingt so, als habe Baeumler derFlscherin Frster-Nietzsche noch dieletzte Ehre erweisen mssen. Und eszeigt, dass er sich auch in philologischerHinsicht mitschuldig machte an der vonihr eingeleiteten Nazifizierung Nietzsches.Gravierend ist dabei vor allem, dass sichBaeumler nicht scheute, auch weitere von

    der Schwester verflschte oder gar gnzlichfrei erfundene Briefe ungeprft erneutabzudrucken. Im Ergebnis bleibt nur derSchluss, dass Baeumler mit seiner 1932erDokumentation, selbstredend aber auch inseiner Eigenschaft als Nietzscheinterpret,alles tat, um den Antisemitismus Nietzscheszu beglaubigen und gegenteilige Zeugnissezu entkrften ein Teufelsdienst im Blickauf Nietzsche, ein Liebesdienst allerdings

    hinsichtlich der eigenen Ambitionen,insofern Baeumler unter dem Protektoratnationalsozialistischer Nietzscheverehrernach 1933 zu einem der fhrendenNaziideologen aufsteigen sollte. (S. 12)

    Quelle: www.f-nietzsche.de/wille.htm

    liebe freund-innen und genoss-innen

    hier etwas versptet ein von marcobersetzter text, in dem es um deninternationalen hungerstreik vom 18.-29.februar 2008 geht, an dem er sich beteiligthatte. der text, der in einer franzsischen

    anti-knast-zeitung abgedruckt war,besteht aus einem brief vom gefangenenspanischen anarchisten gabriel pomboda silva und einem flugblatt, das vonargentinischen anarchist-innen voreinem knast verteilt wurde. er gibt einenkleinen einblick in die debatte unter dengefangenen und ihren untersttzer-innen um den sinn des hungerstreiks alskampfmittel. nicht einverstanden sind wir

    mit dem zitieren von friedrich nietzsche.grundstzlich lehnen wir es ab, sich aufeinen antisemiten und protofaschistenpositiv zu beziehen. es scheint, als ob seinesprache/aussagen eine gewisse anziehung

    Brief von Marco Camenisch zumHungerstreik im Februar

  • 7/31/2019 Entfesselt - 08-07

    15/52Entfesselt Juli/August 2008 15

    auf anarchist(-inn)en ausben wrde. dasist kacke.

    solidarische Grsseeinige freund-innen und untersttzer-innen von marco camenisch

    (b. von mc, Todeslager Regensdorf,

    CH, April 08, vom Franzsischen aus LaCavale, correspondance de lutte contrela prison, April 2008, n 12, EinigeBemerkungen von Gabriel bersetze ichaus einer mir zugesandten italienischenbersetzung)

    Einige Anmerkungen von GabrielAachen, 4. Januar 2008Schaut die Guten und Gerechten! Wer

    ist verhasster? Derjenige, der die Tafelnder Werte zerbricht, der Strer, derGesetzesbrecher, aber er ist ein Schpfer.Schaut die Glubigen aller Bekenntnisse!Wer ist verhasster? Derjenige, der dieTafeln der Werte zerbricht, der Strer, derGesetzesbrecher, aber er ist ein Schpfer.Genossen auf eurem Wege sucht dieSchpfer und nicht die Kadaver, nicht dieHerden der Glubigen.Genossen in der Schpfung sucht dieSchpfer, die neue Regeln auf neue Tafelnschreiben. Genossen sucht die Schpfer,welche die Sensen schrfen knnen. Manwird sie Vernichter und Verchter desGuten und des Bsen nennen. Aber eswerden die Sammler und Zelebranten derFeste sein.Genossen fr die Schpfung sucht

    Zarathustra, Genossen fr die Ernte undfr die Feste sucht Zarathustra: denn erhat nichts mit den Herden, den Pfaffen undKadavern zu tun!F. Nietzsche (So sprach Zarathustra)

    Whrend ich diese Worte niederschreibe,denke ich an den Satz, den ich irgendwogelesen habe oder irgendwer zu einembestimmten Anlass geschrieben hat: Die

    Wirklichkeit zu betrachten ist schwer, siezu erzhlen noch mehrDieser scheinbar unbedeutender Satz magnichts wert sein oder, im Gegenteil, inuns den Wunsch erwecken seinen Sinn zu

    erforschenJemand knnte sagen (und htte nichtunrecht), dass die Visualisierung desRealen (andere knnten sich fragen berwelche konkrete Realitt wir sprechen)nicht schwierig sein kann, weil wir siemit unseren Augen erleben und daher dieBeschreibung des von uns betrachteten

    eine Stimme unserer Betrachtung zugeben istEs geschieht aber, dass sogar wennverschiedene Individuen irgendeinekonkrete Realitt betrachten (als solche),jeder von uns die Tendenz hat dasBetrachtete auf andere Art auszulegenals die anderen Wieso, wenn alle dasgleiche sehen, haben wir die Tendenz dieDinge auf eine andere Art als die anderen

    auszulegen?An diesem Punkt knnten wir sagen, dassdie Differenzen und/oder Divergenzennicht im Objekt der Betrachtung liegen,sondern in der Auslegung eines jedenIndividuums der betrachteten Realitt

  • 7/31/2019 Entfesselt - 08-07

    16/5216 Entfesselt Juli/August 2008

    und dem ist so, weil die Subjektivitteines jeden von uns tausend mal mchtigerist als die angebliche Objektivitt dermaterialistischen Philosophie,, von der wiralle durchdrungen sindAls die Individuen die wir sind, tendieren wirimmer zur Auslegung der Dinge durch denKopf und den Bauch und obwohl einige

    das grosse Handbuch haben mchten,entdecken wir sofort, dass wir diese Dingedurch Fehler, Stammeln, Reibung, Versucheund nochmals Versuche, Kodifizierungenund Dekodifizierungen dieser Welt derWorte, der Ideen, der Begriffe, der Gefhle,der Emotionen, usw. lernen werden.Ich glaube sagen zu knnen, dass ichkeine Ideologie habe, sondern Ideengleichzeitig (und wie alle Individuen) habe

    ich Meinungen ber die DingeMeine Meinungen ber viele Dingemssen nicht gleich denen derjenigensein, mit denen ich politische und/oderphilosophische Ideen teile

    Diese kleine Einfhrung dient mir zur Klrungund Antwort auf einige Kritiken, die mir vonGenossen (bekannten und unbekannten)bezglich meiner letzten ErklrungWir sind im Streik gemacht wurden,unter anderem auf La Cavale n 11

    Unsere Genossen haben folgendesgeschrieben: (was ich wieder aus demfranzsischen bersetze, d.b.)

    ZUM BRIEF WIR SIND IM STREIKAls Anarchisten sind wir fr die Zerstrung

    aller Knste. Wir zweifeln stark daran,dass die autoritren Kommunisten derverschiedenen bewaffneten marxistisch-leninistischen Organisationen in derTrkei (MLKP, DHKP) in diesem Kampfunsere Verbndeten sein knnen. Wirsind sicher, dass sie die berzeugungen,auf denen unser Kampf gegen den Knastgrndet (Solidaritt mit dem Kampf allerrebellischer Gefangenen, Ablehnung der

    Unterscheidung zwischen politischen undsozialen Gefangenen, Ablehnung derlegalen und juristischen Kategorien wieschuldig, unschuldig, usw.).Aus diesen Grnden denken wir dass unser

    Platz nicht am Internationalen Symposiumgegen die Isolation ist, das von autoritrenpolitischen Tendenzen beherrscht wird()Gut, ich glaube nicht in jener Erklrungdavon gesprochen zu haben, wie Bndeirgendeiner Art mit Autoritren jeglicherArt einzugehen

    Eine solche Idee habe ich nicht einmalsuggeriert. Wir haben durch denHungerstreik vom 14.-17. Dezemberschlicht und einfach unsere Solidarittausgedrckt, im Gedenken an das Massaker,das der trkische Staat an Mitgliedern destrkischen kommunistischen Widerstandesin der Knste verbt hat und an die folgendeReaktion dieser Militanten (Hungerstreik,wo einige Hunderte dieser KmpferInnen

    starben) mit ihrem Kampf.Wir knnen (und sind es tatschlich) gegenjegliche Organisation mit kopflastigemund autoritren Charakter sein, aber wirdrfen die Perspektive (lokal und global)aller Dinge nicht aus den Augen verlierenund der wichtigste Aspekt: wir solltedem ungestraften Morden (und im Knastgibt es viele Arten um einen Gefangenzu ermorden) eines jeden Gefangenen,sei er politisch, sozial, nie gleichgltiggegenberstehen.Wenn wir die Tatsache aus den Augenverlieren, dass viele Gewaltttigkeiten vomKapitalismus ausgehen, von seiner Politikund seinen Organisationen/Institutionenund von den Interessen, die diese grauenBestien in der ganzen Welt untersttzenund verfolgen, wrden wir sehr schlecht

    dastehen wenn wir im Moment, in demwir entfhrt und ermordet werdenzwischen Libertren und Autoritrenunterscheiden wrden.Ich denke und verteidige meine Art michzu organisieren und zu beziehen, zuleben und sogar zu kmpfen, gegenberden Militante der avantgardistischenOrganisationen wie die, die ihr genannthabt und wie die, die ich im spanischen

    Staat kenne und in der ganzen Welt kenne,aber das heisst nicht, dass ich meineSolidaritt jenen vorenthalte, die in denKnsten gefoltert und ausgerottet werden,weil sie ihre Wrde (menschlich, politisch,

  • 7/31/2019 Entfesselt - 08-07

    17/52Entfesselt Juli/August 2008 17

    usw.) verteidigen, und keinen Widerstandzeige gegen jene, die gerade vom Leidenanderer lebenAnscheinend glauben einige Genossen insGewand, das den Mnch macht, und dabeivergessen, dass das was uns definierenund den anderen vorstellen muss nicht sosehr die Etiketten (oder Nullachtfnfzehn-

    Produkte) sind, sondern der Inhalt unddie Essenz unserer Ideen, und damit nichtnur unsere Kritik, sondern auch dieVorschlge und BeitrgeIn diesem Sinne begrsse ich die Initiative/den runden Tisch, den einige Genossenmir zukommen liessen um zu debattieren/analysieren warum wir im FIES alsAntiknastbewegung im spanischen Staatgescheitert sind

    Ich betrachte den Text mit dem TitelAproximacin critica a la lucha contra elFIES del los aos 1999-2002 als sehrwichtig, was auch fr die anderen Textegilt, die ich erhalten habeIch hoffe, dass die Genossen sie baldverffentlichen knnen, damit auchkmpfende Genossen in anderen Staatendie Fehler vermeiden knnen, die wirnicht vermeiden konntenIch werde meine Antwort den Genossen imspanischen Staat bald zusenden, als meinBeitrag zum Thema.Desgleichen hoffe ich den Genossenntzlich zu sein, die es gewagt haben,eine Debatte ber die F.A.I. (Informale)und andere Arten die insurrektionellenKmpfe zu begreifen anzustossenWir drfen keine Angst haben ber das zu

    reden, was wir denken und wnschenund wir mssen unsere ngste nichtmit Scheissrhetorik tarnen CheGuevara sagte einmal: Einige tragen dieRevolution im Munde um von ihr zu lebenund andere tragen sie im Herzen um frsie zu sterbenUnd, um abzuschliessen, teile ich mit,dass ich und einige Genossen vom 18.-29.Februar im Hungerstreik sein werden um

    dem Kampf gegen die Knste, die Isolation(41bis in Italien, FIES in Spanien, FTyp inder Trkei, und in Deutschland, obwohl siekeinen spezifischen Namen tragen aberschlimmer als die anderen sind), die

    offenen und verdeckten lebenslnglichenStrafen, und alle Ausmerzzentren frAuslnderInnen, Jugendliche, usw.weiteren Impuls zu verleihen.

    Vorwrts Genossen! Gegen ein Europa desKapitals und seine Schergen!

    Eine libertre Umarmung!Gabriel

    Internationaler HungerstreikVom 18. bis zum 29. Februar wurde voneinigen gefangenen Anarchisten eineInitiative ergriffen; zehn Kampftagegegen alle Knste, Isolation, Folter undRepression. Einige gefangene Genossenhaben einen Hungerstreik begonnen.

    Ohne Zweifel ist es ein Schritt nachvorne wenn die auf Kampfinitiativenaufgebaute internationale Koordinierungunter anarchistischen Gefangenen wchst.Selbstverstndlich legen gefangeneGenossen, wie auch die Genossen draussen,eigene Akzente und vertreten ihreeigenen Ideen mit der Gemeinsamkeitdes Kampfes gegen jegliche Form vonKnast. Es scheint uns jetzt wichtig neueMethoden des Kampfes zu entwickeln;eine voranschreitende Perspektive wennThomas Meyer-Falk (Deutschland) seineSolidaritt erklrt aber es ablehnt einenHungerstreik zu beginnen weil er mit derspezifischen Methode nicht einverstandenist.Gleichzeitig ist klar, dass die Solidarittvon aussen aus verschiedenen Grnden

    beschrnkt war (abgesehen von einigenlobenswerten Ausnahmen). Intensivierenwir also die Koordinierung und schrfenwir die Waffe der Solidaritt von unsereneigenen Ideen und Lagen ausgehend.

  • 7/31/2019 Entfesselt - 08-07

    18/5218 Entfesselt Juli/August 2008

    Soliaktionen18/02 Argentinien In Buenos AiresFarbbeutel gegen die Fassade einerFiliale der Bank Ita in Solidaritt mitden hungerstreikenden anarchistischenGefangenen.24/02 Argentinien Versammlung vordem Knast von Devoto in Solidaritt mit

    den hungerstreikenden anarchistischenGefangenen und fr die Vernichtung allerKnste. Es wurden Flugbltter verteilt, u.a.an BesucherInnen.27/02 Uruguay In Montevideo wirddas Goethe Institut in Solidaritt mitden hungerstreikenden anarchistischenGefangenen und allen rebellischenGefangenen angegriffen. Alle Scheibenwerden eingeschlagen.

    29/02 Italien In Turin wird einGeldverteilerautomat der Deutschen Bankin Solidaritt mit den hungerstreikendenanarchistischen Gefangenen durchKlebestoff sabotiert.1/03 Schweiz In Dietikon (KantonZrich) wird das Auto des sozialistischenStaatsrates Markus Notter (kantonalerJustizminister) im Unterstand seinesHauses angezndet. Auch die Hausfassadewird durch das Feuer beschdigt. GemssBekennerInnenschreiben unter anderem inSolidaritt mit dem gefangenen AnarchistenMarco Camenisch.

    EIN BRIEF VON DIEGO aus ArgentinienAn meinen Freund Gabriel und an alle, dievon Herzen, mit dem Geist, dem Blut undden Waffen gegen die Arroganz der Macht

    kmpfenIch mchte euch meine Solidaritt mitteilenmit dem von euch bis 29.02.2008 gefhrtenHungerstreik. Ich mchte euch mitteilen,dass meine Solidaritt ideologisch ist,von Herzen kommt, berzeugt undhoffnungsvoll ist aber vorerst nichtphysisch sein kann. Ihr werdet euchfragen warum? Wo ich als Gefangenerlebe, grndet das von dieser Institution

    angewendete Selbstvernichtungssystemsehr auf jene, die darin eingesperrt sind.Zurzeit beeinflusst die psychologischeGewaltttigkeit des Systems die physischeGewaltttigkeit unter den Gefangenen.

    Ich wre froh, euch im Hungerstreik zubegleiten, aber ich wre isoliert, was mirabsolut keine Angst machen wrde aberich wrde meine Genossen alleine lassenund die Umstnde (innerhalb des Abteiles)sind nicht von Einigkeit geprgt sondernvon Schlgereien unter Banden um unserkollektives Leben zu beherrschen (in

    gleich ungerechter Art und Weise wie diedes Staates, der uns beherrscht). UnsereGruppe steht der Idee der Macht berandere Gefangene gegenber. Wir suchendie Freiheit, den Ausbruch, die Rebellionund stossen dabei mit den bezahltenKillern zusammen, die unter dem Schutzihrer Abkommen mit der Polizei versuchen,das kollektive Leben zu beherrschen. Ausdiesem Grund kann ich mich nicht isolieren

    indem ich euch beim Streik begleiteund damit meine Knastgenossen ihremSchicksal berlasse. Ich bin Genosse inguten, schlechten und noch schlechterenZeiten. Ich hoffe ihr knnt mich verstehen,mein Herz steht auf der Seite der Freiheit,mit euch, gegen den Staat und gegenalle jene, die, obwohl Verbrecher, mit derPolizei verhandeln um ihre Interessen zuschtzen.Den Genossen im Hungerstreik: mein Herz,meinen Solidaritt und Freundschaft. Unddir Gabriel eine strmische Umarmung.Den Rebellen, den Radikalen und denen,die auf der Suche nach Liebe sindOrganisierung, direkte Aktion undFreiheit

    Diego

    Dieser Brief wurde vom anarchistischenGenossen Diego Petrissans geschrieben,der im Hochsicherheitsgefngnis von MarcoPaz (Buenos Aires, Argentinien) wegenEnteignungsaktionen gefangen ist.

  • 7/31/2019 Entfesselt - 08-07

    19/52Entfesselt Juli/August 2008 19

    18.-29. Februar INTERNATIONALERHUNGERSTREIKZwischen dem 18. und 28. Februar habeneinige anarchistische Individuen, die inDeutschland, der Schweiz, in Argentinienund in Spanien gefangen sind, zu einigenTagen Hungerstreik und Mobilisierung gegenKnast und Repression, Isolationsregimes,

    Folter, Lebenslnglich und zur Freiheit allerkranker Gefangenen aufgerufen.Angeregt haben diese Kampfinitiativedie anarchistischen Genossen MarcoCamenisch (Schweiz), Rafa MartinezZea Jon Bala (Puerto III, Spanien),Joaquin Garces (5CP Castellon, Spanien),Gabriel Pombo Musta und JosFernndez (Deutschland), Petrissans(der wegen Auseinandersetzungen mit

    den Gefangenen einer Killerbande imAbteil nicht hungerstreiken kann, abersolidarisch zustimmt (C.P.F. N2 MarcoPaz, Argentinien) und Thomas Meyer-Falk(Deutschland). Letzterer fastet nicht, weiler diese Methode ablehnt.In den Knsten und PolizeiwachenArgentiniens wird gefoltert und die einzigeFunktion aller Knste verwirklicht, dienicht Resozialisieren sondern Bestrafung,Isolierung, Unterwerfung und Verleumdungdes menschlichen Wesens ist. Nur schon dieTatsache, eine Person einzusperren und ihrdie Freiheit zu nehmen ist die schlimmstealler Folter. Als Feinde aller Knste drckenwir unsere Solidaritt aus und erweiternden Kampf unserer Genossen. Freiheit fralle Gefangenen.Hoch lebe die Freiheit, Tod allen Knsten!

    HOCH LEBE DIE FREIHEIT, TOD ALLENKNSTEN

    Einige AnarchistInnen

    * In den letzten drei Tagen hat sich JosManuel Garcia (in Puerto III in Spanien)dem Hungerstreik angeschlossen.

    [Dieser Text wurde als Flugblatt whrend

    einer Versammlung vor dem Knast vonDevoto (Argentinien) in Solidaritt mit dengefangenen Anarchisten im Hungerstreikund fr die Zerstrung aller Knsteverteilt.]

    Dazu (Anm. von mc, Ende April 08)La Cavale verffentlicht auch meineErklrung zu dieser Iniziative (fge ichhier nicht wieder an) und fllt meineErklrungslcken mit Fussnoten zumKampf der Mapuche, F-Typ, Art. 41bis,die Verhaftungen vom 12.02.08 in Italienund zu Jean Marc Rouillan und fgt,

    in Bezug auf meine Einschtzung derKraft, die ein Hungerstreik mitentwickelnkann, eine Einschtzung zur Wirksamkeitdes Hungerstreikes an: Wir habenstarke Zweifel an der Wirksamkeitdes Hungerstreikes, whrend wirbegreifen, dass der Hungerstreikoft eines der letzten Mittel ist umdie Lage im Knast anzugehen, wennalle anderen Mglichkeiten entzogen

    werden. Nunmehr scheinen dem Staat(wie dem trkischen) die Gefangenen,die vor Hunger sterben, oft egal zusein.Ich denke, und hoffe, das es fr alleGenossInnen eine Binsenwahrheit ist, dasses dem Staat egal ist wenn Gefangenesterben, ob vor Hunger oder sonst wie(aber auch, dass jeder Tod im Knast einstaatlicher Mord ist!).Solange die sozialen, politischen undwirtschaftlichen Kosten nicht zu hochsind.Ich denke es ist eines der vielen Fragendes Zusammenhanges und gleichzeitigdes Verlaufes, die immer vielschichtig,komplex, relativ und gegenstzlich sindund sorgfltig und von einer Offenheitausgehend erforscht werden sollten.

    Wenn wir hingegen von berzeugungenund Positionen ausgehen, die tendentielldafr oder dagegen sind, so scheint mirdas reine Zeitverschwendung und mit demRisiko sektiererischer und ausschliessenderVereinfachungen behaftet zu sein, mitder Versuchung Lehren zu erteilen(moralische, ideologiche, der rechtenLinie) als Ersatz fr Lcken der Kenntnis(historische, aktuelle), in der Einschtzung,

    in der kritischen Auseinandersetzung (undder Erfahrung?) auf den wirklichen Terrainsder Kmpfe (Ich kann auch Gabriels TextEinige Anmerkungen gut nachvollziehen,die, so glaube ich, mit diesen hier

  • 7/31/2019 Entfesselt - 08-07

    20/5220 Entfesselt Juli/August 2008

    Stimmigkeiten aufweisen). Ein Ersatz,der wenig ntzlich ist zur Strkung derKmpfe in den Prozessen der Prfung,der Anwendung und Modifizierung derzusammenhngenden Prioritten undberlagerungen der verschiedenenverfglichen Taktiken und Methoden.Und wenn schon, so denke ich sind die

    Neuigkeiten im Bereich der Prfung, derAnwendung, der Zusammenhnge undder berlagerungen der verschiedenenMethoden und Taktiken zu suchen und zuerschaffen, die verfgbar und durchfhrbarsind. Der Verzicht oder die legitimeAblehnung dieser oder jener Taktik, diesesoder jenes Weges, ist nicht schon an sichSuche/Ermittlung einer/eines neuenUnd wir drfen nie vergessen, dass sowohl

    die Herrschaft als auch wir RebellInnengrundlegend immer mit Warmem Wasserkochen.Die Zweifel erachte ich als ntzlich, wennsie, anstatt Geringschtzung und/oderMisstrauen zu sein, Die Aufhebung desUrteils sind, im Masse der Bewusstheit derGrenzen der eigenen Lagen, Ideen, und vorallem der Erfahrungen und des Wissens.Wobei die Ermittlung und die Bewusstheitdieser Grenzen gerade der Motor desandauernden individuellen und kollektivenProzesses zur allmhlichen berwindungdieser Grenzen zu sein scheint.Dir Genosse Diego mchte ich sagen, dass,auch aus eigenen wenn auch wenigerdrastischen Erfahrungen auf diesem Terrain,ich deine Praxis in deinem Kontext nichtzu hungerstreiken als selbstverstndlich,

    und gleichzeitig die beste ideelle undpraktische Teilnahme an unserer kollektivenInitiative selbst erachte! Wir wren esnicht wrdig GenossInnen genannt zuwerden, und noch weniger deine, wennwir auch nur das mindeste Unvermgenhtten, deine in diesem Zusammenhangselbstverstndliche und gebhrende Praxiszu verstehen und zu teilen. Dasselbe giltnatrlich auch fr alle anderen Genossen,

    denn die Zusammenhnge sind immergleichzeitig subjektiv und objektiv.In diesen Apriltagen bekam ich die Nachrichtaus Italien, ber die InternationaleRote Hilfe (von den revolutionren

    kommunistischen Compas aus Zrich),von den Solitagen mit den gefangenenAnarchistInnen in Italien um ihreIsolierung, die Isolierungsartikel und ihreBeschrnkungen und Beschlagnahmungender Post anzuzeigen. Selbstverstndlichgilt auch dieser Initiative meine volle undpraktische Solidaritt im Rahmen des

    solidarischen und permanenten Kampfeshinter und ausserhalb der Mauern, inItalien, in Griechenland, Spanien und derganzen Welt gegen alle Knste, jeglicheRepression und jeglichen Staat!

    Schreibt Karten und Briefe:Marco CamenischPostfach 3143CH-8105 Regensdorf

    Weitere Infos:www.marcocamenisch.ch.vu

  • 7/31/2019 Entfesselt - 08-07

    21/52Entfesselt Juli/August 2008 21

    Vor bald 12 Jahren wurde ich von derPolizei verhaftet und 1997 zu 11 Jahren 6Monaten Haft, sowie Unterbringung in derSicherungsverwahrung verurteilt. In dreiweiteren Prozessen kamen insgesamt fnfJahre drei Monate hinzu, da sich diverse

    Politiker und Juristen im Staatsdienst vonmir beleidigt und wahlweise bedroht odergentigt fhlten.Zwei Drittel der Strafen waren im November2007 verbsst; deshalb beantragte ich imVorfeld meine Freilassung aus der Haft.Denn gem. 57 Strafgesetzbuch ist eineEntlassung nach 2/3 der Haftzeit mglich,sofern dies unter Bercksichtigung desSicherheitsinteresses der Allgemeinheit

    zu verantworten ist, sprich es darf keineweitere Strafflligkeit zu erwarten sein(faktisch erfolgt nur in ca. 30 % der Fllesolch eine vorzeitige Freilassung).

    Bedingt durch berlastung der Richter,Krankheit des Vorsitzenden Richters

    Kleinheinz und einen Verteidigerwechsel,zog sich das Verfahren hin.

    Die Vollzugsanstalt Bruchsal, in Gestaltvon Frau Oberregierungsrtin Gbel,nahm mehrfach Stellung: Eine vorzeitigeEntlassung knne ihrer Ansicht nach nichtbefrwortet werden.

    Urschlich sei, dass ich keine echteEmpathie mit den Opfern (meiner) Tatenzum Ausdruck bringe, vielmehr denobjektiven Tatbestand in Frage stelle,wenn ich schreibe, Politiker/Richter httensich von mir bedroht g e f h l t.Gesprche mit Sonder-/Fachdienster derAnstalt wrde ich ablehnen. Zwar sei ichim Umgang mit den Bediensteten der JVA(...) deutlich zurckhaltender geworden

    (bezogen auf meine Beschwerde-freudigkeit), jedoch ermglichte ich nachwie vor, so die Anstalt in ihrer jngstenStellungnahme, dem Personal keinentieferen Zugang zu (meinem) persnlichenErleben und Empfinden.

    Mit Verfgung vom 18. April 2008 ordnetedas Gericht nunmehr die Einholung eineskriminalprognostischen Gutachtens an.Bestellt wurde Prof. Dr. Foerster (UniversittTbingen) zum Sachverstndigen. Daich ab Juni 2008 in der Anstaltsschuleeinen Lehrgang besuche (fr den jederTeilnehmer 500 Euro bezahlen muss), batich den Gutachter, erst nach Abschluss desKurses die Untersuchung durchzufhren.Diesem Wunsch trug dieser Rechnung undkndigte an, im November oder Dezember

    zu erscheinen.Mit der JVA Bruchsal streite ich michjedoch noch herum, wo die Begutachtungdurchgefhrt werden soll; Frau Gbelwnscht eine Verlegung nach Tbingen, dasich so evtl. wertvolle Erkenntnisse darberergeben knnten, wie ich unter verndertenrtlichkeiten reagiere. Ich selbst liewissen, die Exploration abzulehnen, sollteman mich nach Tbingen in die dortige

    Anstalt berstellen.

    Dies hat damit zu tun, dass man als sogenannter Transportgefangener in allerRegel in einer relativ unsauberen, kahlen

    Freilassung von Meyer-Falk?

  • 7/31/2019 Entfesselt - 08-07

    22/5222 Entfesselt Juli/August 2008

    Transportzelle zwei/drei Wochen ausharrenmuss. Besuche/Telefonate sind gar nichtoder kaum mglich, Freizeitangebotetendieren gegen null; ganz abgesehendavon, dass schon die Form des Transportsin den groen Gefangenentransportbussen, auch nach Ansicht einiger Juristenmenschenunwrdig ist.

    Die allermeisten Gefangenen machendas Spiel der Justiz mit, steigen bravin den Bus und sitzen dann artig inden Transportzellen; nur um hinterherwtend davon zu berichten, wie bel dieBedingungen dort gewesen wren und mandoch eigentlich etwas dagegen tun msse.

    Mein Verteidiger hat deshalb dem Gericht

    mitgeteilt, entweder die Exploration findein Bruchsal statt, oder gar nicht. Ichselbst ergnzte noch, der Anstalt stehees frei, mein Verhalten unter vernderterrtlichkeit zu testen, in dem man michin den offenen Verzug verlege (was diesefreilich ablehnt).

    Realistischerweise muss festgestelltwerden, eine vorzeitige Entlassung istnicht zu erwarten. Kein Gutachter wirdeinem Gefangenen nach bald 11 Jahren inIsolationshaft (denn bis Mai 2007 sa ichin Einzelhaft) eine hohe Wahrscheinlichkeitfr ein straffreies Leben bescheinigen.Aber ohne eine solche positive Prognoseerfolgt keine Freilassung.

    Und dann ist da auch noch die Frage

    nach den (eigenen) Prinzipien! Ich binunverndert der Ansicht, mir stehtmeine Freiheit zu ohne Bedingungenirgendwelcher staatlichen Stellen. Und wasich nach der Haft machen werde, ist meineSache und kein Gericht, kein Gefngnisjuristhat zu beurteilen, ob das was ich machenwerde, mit den Gesetzen dieses Staates inEinklang steht oder vielleicht auch nicht.Will ich meine Bewegungsfreiheit um den

    Preis der moralischen Korrumpierbarkeitrckgewinnen, in dem ich mich auf die malmehr, mal weniger subtilen Spiele diesesStaates einlasse? Wozu nmlich an ersterStelle die Unterwerfung gehrt!

    Und an diesem Punkt sage ich einfach unsschlicht: Nein!. Nein, das mchte undwerde ich nicht, selbst wenn das bedeutet,dass die Anstalt ihre Tore freiwillig weiterhinnicht fr mich ffnen wird. War es Mao, derschrieb, im Kampfe mit dem Feind sei jedeLge erlaubt? Soll ich mich also, wie soviele Gefangene, an die Sozialarbeiterin,

    die Psychologin, die Abteilungsjuristin,die Richter und den Gutachter ranwanzen,ihnen schne Augen machen und einreden,was fr ein guter, angepasster Mensch ichnun geworden sei?Und auch an diesem Punkt sage ich einfachund schlicht: Nein!.

    Das hat nichts damit zu tun Mrtyrerspielen zu wollen, sondern es widert mich

    geradezu krperlich an, mich verbiegenzu mssen. Mir tun all jene Gefangeneleid, die sich auf die Spielchen der Justizvorne herum einlassen und hinten herumschimpfen und fluchen. Ist mir meineFreiheit wichtig? Ja!Ja, mir ist meine Freiheit wichtig; aber mirist auch der Weg dorthin wichtig.

    KAls 1976 der Deutsche Bundestag dasStrafvollzugsgesetz verabschiedete,bestimmte er in dessen 2 als Aufgabedes Freiheitsentzuges, die Befhigungder Gefangenen, knftig in sozialerVerantwortung ein Leben ohne Straftatenzu fhren. Dieser als Resozialisierungsv

    ollzug bezeichnete Strafvollzug verstehtunter sozialer Verantwortung eineHaltung, in der straffreie Lebensfhrungam ehesten erwartet werden kann (Bhmin Kommentar zum StrVollzG, Hrsg.Schwind/Bhm, 4.A. 2 Rz. 13) Hilfreichsei zwar Angst vor Strafe, so Bhm(a.a.O.), jedoch knne man diesen Begriffauch so deuten, dass ihr die Erkenntniszu Grunde liege, wonach die rechtlichen

    Regeln dem gedeihlichen Zusammenlebenin der staatlichen Gemeinschaft dienen.

    Wie sehen nun die Rckfallzahlen inDeutschland, unter Bercksichtigung des

    Knast und Resozialisierung - weshalbResozialisierung scheitern muss

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    23/52Entfesselt Juli/August 2008 23

    erwhnten Resozialisierungsvollzugesaus ? Zum Stichtag 31.03.2006 (Stat.Bundesamt, www.destatis.de; Tabelle 4Strafvollzug der Fachserie 10 Reihe 1Ausgewhlte Zahlen fr die Rechtspflege)waren 65% der Gefangenen vorbestraft.

    Von diesen wiederum hatten 64,7% als

    schwerste Vorstrafe eine Freiheitsstrafe.

    Wer einmal in Haft sitzt wird also nicht nurmit hoher Wahrscheinlichkeit wieder dorthinzurck kehren (mancher kennt FalladasSatz Wer einmal aus dem Blecknapf frisst,das Wiederkommen nicht vergisst), er/siehat auch nur geringe Chancen vor Endeseiner Haft auf Bewhrung frei zu kommen(nur ca. 30% der Gefangenen kommen vor

    Vollbung der Strafe frei; vgl. Trndle/Fischer, StGB-Kommentar, 54.A., 57 Rz. 1).

    Scheinbar frdert die Knastzeit wederAngst vor weiter Haft, noch die Einsicht,dass die Befolgung von Gesetzen einemgedeihlichen Zusammenleben frderlichsein soll. Was knnte eine Erklrung hierfrsein ?

    Meiner Ansicht nach hngt vieles mit demAnti Aufklrerischen Zustand unserer(Kapitalistischen) Gesellschaftsordnungzusammen. Verkrperte die Aufklrung inihrem Kern den Anspruch auf Mndigkeitdes Individuums oder um es mit Kant zusagen: Aufklrung ist der Ausgang desMenschen aus seiner selbstverschuldetenUnmndigkeit (selbstverschuldet, weil

    der Einzelne zu faul oder zu feige ist zumSelber Denken; unmndig, weil mansich seines Verstandes nicht ohne Leitungeines anderen bedienen kann), so wrdeResozialisierung in aufklrerischem Sinnebedeuten, die Gefangenen anzuleiten, ausdieser selbstverschuldeten Unmndigkeitheraus zu treten. Freilich setze dies einGegenber voraus, nmlich auf Seiten derJustiz, welches ebenso fhig wie willens

    ist, diesem Anspruch gerecht zu werden.

    Allzu einfach wre es, den Inhaftierten die(alleinige) Verantwortung fr ihr Schicksalaufzubrden, denn der Strafvollzug in

    einem kapitalistischen Gefge zielt geradenicht auf Vernderung der leidmachendenVerhltnisse (die die Gefangenen in denKnast fhrten), sondern auf individuelleLsungen: Ziel ist es geglttetes,reibungsloses Funktionieren desIndividuums (hierzu vgl. Bhme in DieRelevanz der Freudschen Psychoanalyse

    in Cee-Ieh- der Conne Island newsflyer,Mai 2008 (Nr. 154), S. 30-39; www.conne-island.de).

    Aber selbst an diesem Ziel scheitert, wiedie hohe Zahl der Rckflle belegt, dieGefngnisadministration.

    Innerhalb des Vollzuges gelingtes (berraschender Weise ?) dem

    Justizpersonal das letztgenannte Zielweitesgehend zu verwirklichen; dieMehrzahl der Gefangenen fgt sichreibungslos in den Haftalltag ein undkritisiert Mitgefangene die sich Oppositionstellen.

    Aber auf freien Fu gesetzt dauert es of nichtlange und der/die Ex Gefangenen stehtwieder vor Gericht, denn eine Befreiungdes Subjektes hat nicht stattgefunden. Undsie wird auch nicht stattfinden, solangesich nicht die gesamtgesellschaftlichenVerhltnisse gendert haben.

    Schreibt Karten und Briefe:Thomas Meyer-Falkc/o JVA Z. 3113Schnbornstr. 32

    D-76646 BruchsalWeitere Infos:www.freedom-for-thomas.dewww.freedomforthomas.wordpress.com

  • 7/31/2019 Entfesselt - 08-07

    24/5224 Entfesselt Juli/August 2008

    In Griechenland wird Solidaritt denanarchistischen Gefangenen gegenber sowohl fr alle sozialen Gefangenen undim generellen gegen alle Zwangsanstalten in der Regel durch verschiedene Mittel

    praktiziert.Wir dokumentieren hier einige Aktionen, dieinnerhalb der letzten Monate stattgefundenhaben......weil wie ein Kommuniqu aus Montevideoes gut auf den Punkt gebracht hat - Solidarittist nicht nur ein geschriebenes Wort...

    18.-20.3. Athen Thessaloniki: dreitgigesFestival des Feuers in Solidaritt mit

    den Gefangenen. Auszge aus demKommuniqu: Die Verschwrungder feurigen Zellen bernimmt dieVerantwortung fr die Brandstiftungen andrei darauf folgenden Tagen(...)Dienstag 18.3.: Brandstiftung gegen einenPolizeibus in Egaleo (Athen),Mittwoch 19.3.: doppelter Angriffgegen das Rathaus von Thessaloniki,auerdem gegen ein Fahrzeug einesSicherheitsunternehmens in derMartioustrasse.Donnerstag 20.3.: eine Vielzahl vonBrandstiftungengegen Sicherheitsfirmen diese SldnerInnen sind die, welchespionieren, intervenieren, Leute an dieBullen verraten und mit ihnen kooperieren ,Banken, Firmen, welche an Knastneubautenbeteiligt sind sowie Hersteller und Verkufer

    von elektronischen Sicherheitssystemen,welche die berwachung von Menschen, dieschlimmste Form wie einem die Wrde unddie Freiheit weggenommen werden kann,gegen Geldleistungen bernehmen.

    Dieses dreitgige Festival des Feuerswird den Genossen ChrisostomosKontorevithakis und Mario Tsourapasgewidmet, beide in Haft aufgrund einer

    versuchten Brandstiftung an einemPolizeiauto und auf ein im Juli kommendesUrteil wartend.

    25.3. Athen: um drei Uhr nachts griff eine

    Gruppe eine Filiale der Emporiki Bank in derVarnalisstrasse, Peristeri an. Nachdem siedie Scheiben eingeworfen hatten, warfensie 10 Mollies ins Innere wodurch die Bankkomplett zerstrt wurde. Ein Kommuniqu,welches danach eine Zeitung erreichtestellte klar, dass die Aktion in Solidarittmit dem Anarchist Giannis Dimitrakis

    durchgefhrt wurde.

    16.4. Athen: Brandstiftung gegen einAuto der ffentliche Stromgesellschaft(PPC). Die Aktion ist Vaggelis Botzatzisund den drei wegen der gleichenSache untergetauchten AnarchistInnengewidmet. Whrend die PPC ungestrt ihreMitarbeiterInnen ttet, werden Vaggelisund die drei anderen durch das Antiterror-

    Gesetz verfolgt. Solche offensive Momenteder Solidaritt werden weitergehen bis dasletzte Gefngnis zerstrt ist.

    17.4. Athen: ein Jeep des Militrs wurdein Brand gesetzt. Auerdem wurdeeine doppelte Brandstiftung gegendiplomatische Autos, eines der griechischenMission in Istanbul und eines der bosnischeBotschaft, realisiert in Solidaritt mitdem anarchistischen Gefangenen GiannisDimitrakis. Auerdem wurde ein Fahrzeugder saudischen Botschaft in Solidaritt mitGiorgios Voutsis-Vogiatzis angezndet,dazu bekannte sich eine Gruppe, welchesich Anti-Staatliche Aktion nennt.

    18.4. Athen: eine Gruppe von solidarischenAnarchistInnen hat das Gericht fr die

    erste Instanz mittels Steine und Farbeangegriffen. Die Aktion wurde in Solidarittmit allen anarchistischen Gefangenenunternommen.

    23.4. Athen: drei Autohndler wurdemit Hilfe von explosiven Materialienangegriffen, mindestens sieben Fahrzeugewurden komplett zerstrt. Das darauffolgende Kommuniqu widmete die Aktion

    Chrissostomos Kontorevithakis und MarioTsourapas.

    22.5. Athen: eine Gruppe von 20 Leutenhat das Rathaus des Stadtteils Ilioupoli

    Griechenland: Aktionen in Solidarittmit anarchistischen Gefangenen

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    25/52Entfesselt Juli/August 2008 25

    angegriffen. Dies erfolgte mit Steinenund Farbe, auerdem wurden zweiAutos der Polizei gesmasht, sowie dasdes Brgermeisters. Auch diese Aktionwurde in Solidaritt mit ChrissostomosKontorevithakis und Mario Tsourapasunternommen.

    30.5. Athen Thessaloniki: Zitat ausder brgerlichen Presse: eine Vielzahlvon Detonationen hat letzten Freitagverschiedene Stadtteile von Athenerschttert, Sachbeschdigungen anBnken, Autohndlern und dem Lokalbroder Neuen Demokratie (die regierendePartei) wurden verursacht. Die Polizeigeht davon aus, das dies ein organisierterAngriff war, da die Angriffe innerhalb von

    elf Minuten, zwischen 2.03 und 2.14 Uhr,stattfanden. Brandstze wurden bei einerFiliale der Geniki Bank, einer AgrotikiBank, einem Fahrzeug der Post, sechsAutos eines Ford Autohndlers und demParteibro deponiert. Um 3.28 Uhr wurdeeine andere Brandstiftung gegen eine PPC(ffentliche Stromgesellschaft) festgestellt.Angriffe gab es auch in Thessaloniki, eineMillenium Bank und eine Eurobank wurdenattackiert.

    Nun ein Auszug aus dem Kommuniqu,welches von der anarchistische GruppierungConspiracy of Cells of Fire (Verschwrungder feurigen Zellen), aktiv zwischen Athenund Thessaloniki, herausgebracht wurde,um die Verantwortung fr die Aktionenzu bernehmen. Dies ist mittlerweile der

    siebente koordinierte Angriff den dieseGruppierung unternommen hat.Und auch wenn einige unsererGenossInnen in des Feindes Falle gefallensind, ihr msst immer bedenken, das Wlfeimmer geduldig in ihren Verstecken warten.Wir werden nah bei ihnen sein mit einemklaren Atem, wartend auf unser nchstesTreffen fr unsere nchsten Angriffe.Im Morgenrot von Freitag dem 30.5. haben

    wir unsere Vertrge durch Feuer erneut,um keine weitere schweigende Nacht hinteruns zu lassen sind wir losgegangen umelf Brandstiftungen zu begehen (genauergesagt gegen eine Millenium Bank und

    eine Eurobank, sowohl gegen auswrtigeAutovermieter in Pilea).

    Wir mchten diese Aktionen den in U-Haftsitzenden Anarchisten Marios Tsouparas undChrissostomos Kontorevithakis widmen,beide einer versuchten Brandstiftunggegen ein Polizeiauto beschuldigt, sowohl

    dem Anarchist Vaggelis Botzatzis, derverschiedenen Brandstiftungen gegenkonomische und Ziele der Herrschendenbeschuldigt wird, alle drei warten whrenddieser tage auf eine Examinierung ihrenAkten, was eventuell ihre Haft verlngernwird.

    Wir schicken unsere revolutionren Grean die drei untergetauchten GenossInnen,

    beschuldigt in dem gleichen Verfahren wieVaggelis, die den kompromisslosen Weg derIllegalitt gegenber einen Rckzug oderder Kapitulation gewhlt haben. UnsereFeuern sollen ihre Spuren verdecken...

    Es wird alles weitergehen wir werdenwiederkommen.

    4.6, Thessaloniki: zwei Brandstiftungenin Solidaritt mit den vier wegen demEuro-Summit 2003 verurteilten Genossen:jeweils gegen ein Bro der Parteien PASOKund Neue Demokratie. Beide wurdenangegriffen, weil sie regierende Parteienin Thessaloniki whrend dem Treffenwaren, sowie dies immer noch sind unddeshalb politische Verantwortung fr dieRepression und die folgenden Urteile zu

    tragen haben.1.7, Thessaloniki: das Rathaus wirdin Solidaritt mit den anarchistischenGefangenen M. Tsourapas und Chr.Kontorevithakis angegriffen.

    1.7. Chania (Kreta): eine Filiale derNationalbank am Kounoupidianonplatzwird in Solidaritt mit M. Tsourapas und

    Chr. Kontorevithakis angegriffen.

    3.7. Athen: ber 1000 Menschenwaren auf einer solidarischen Demomit den drei Festgenommenen (zwei

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    26/5226 Entfesselt Juli/August 2008

    davon sitzen im Knast M. Tsourapasund Chr. Kontorevithakis) wegeneiner versuchten Brandstiftung aneinem Polizeiauto am 6.5.07. Nachdem einige DemonstrantInnen einenSicherheitsdienst weggeschickt hatten, dadieser einen der Leute angegriffen hattenachdem Graffiti gemalt wurde, griffen

    Zivilpolizisten und Riotcops die Demo an.Die Bullen setzen so massiv Trnengas ein,dass es unmglich war berhaupt etwaszu sehen, whrend des ganzen befandsich ein Hubschrauber ber der Demo alsEinschchterungsmittel.Mindestens sechs Staatsdiener wurdenwhrend dem Riot verletzt, einigeLuxuskarrossen wurden angegriffen sowieeinige Banken. Ein Mercedes wurde in

    Brand gesetzt, auerdem wurde ein 18-jhriger Demonstrant von den Bullenfestgenommen und verprgelt.

    Die Adressen der Gefangenen:

    beide sitzen aufgrund einer versuchtenBrandstiftung an einem Polizeiauto in U-Haft:Marios TsourapasDikastikes Fylakes, Pteryga A18121 Korydallos

    Chrisostomos KontorevthakisFylakes AylonaParartima19011 Aylona

    Vaggelis ist aufgrund verschiedenerAngriffe gegen kapitalistische Institutionen

    in U-Haft, mehr ber ihn in der letztenEntfesselt:Vaggelis BotzatzisDikastikes Fylakes69100 Komotini

    Giorgos sitzt in U-Haft wegen einesBankraubs, der im Herbst 2007 in Athenstattfand:Giorgos Voutsis-Vogiatzis

    Dikastikes Fylakes Korydallos,Pteryga E18121 Korydallos

    Giannis wurde zu 25 Jahren Gefngnisaufgrund seiner Beteiligung anverschiedenen Bankberfllen verurteilt:

    Giannis DimitrakisFylakes AlikarnassosIraklio, Crete

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    27/52Entfesselt Juli/August 2008 27

    Die beiden griechischen AnarchistenTsourapas und Kontorevithakis waren imJuni verhaftet und von der Polizei brutalzusammengeschlagen worden. [Artikelund Fotos dazu bei indymedia Athen:http://athens.indymedia.org/?lang=en]

    21 Juni 2008

    Es ist Krieg, ob es uns gefllt oder nicht. Indiesem Krieg mssen alle Stellung beziehen,sich positionieren. Die sogenanntenNeutralen, welche das Schweigen derNeutralitt whlen, tun nichts anderes, alszur Strkung der Herrschaft beizutragen.

    Wir nehmen die Verbrechen nicht lnger hin,die in den Schulzellen, den Psychatrien undGefngnissen geschehen. Die fortgesetztwerden in der Lohnsklaverei, oder inanderen Worten: im institutionalisiertenRaub an tausenden ArbeiterInnen. Wirakzeptieren nicht lnger eine Gesellschaft,die im Sumpf des Konsumwahns und derIndifferenz untergeht: Eine Gesellschaft,die nichts anderes tut als vor der Herrschaftniederzuknien, die imperialistischenKriege des neuen Rom zu erlauben, derpax Americana und ihrer gehorsamenAlliierten, die zahllose Tote zurcklassenauf ihrem Weg (Irak, Libanon, Afghanistan,Palstina) im Namen der Erzwingung einesdemokratischen Totalitarismus.

    Aus diesen Grnden haben wir als

    AnarchistInnen uns entschieden, andiesem Krieg auf Seiten der Revolutionteilzunehmen, wobei wir uns von Anfangan ber die Auswirkungen unsererEntscheidung im Klaren sind. EinerRevolution die mit Rosa Luxemburggesprochen wei Ich war, ich bin, ichwerde sein. Eine Revolution, die keinenanderen Weg kannt als anzugreifen.

    Wir drcken unsere Solidaritt mit allenpolitischen Gefangenen aus, die derzeitim Gefngnis sind, ob sie die gegen siegerichteten Vorwrfe akzeptieren odernicht.

    Wir wollen nicht ber unseren Fall redenoder die gegen uns gerichteten Schlgekommentieren. Wir wollen nichts sagenzu den undichten Stellen der Polizei undder Annahme gesammelter Informationen[???, Anm..] und fordern nichts fruns. Wir wollen jedoch die ungerechteUntersuchungshaft einer 20jhrigen

    Studentin der Wirtschaftsuni von Athenskandalisieren, die absolut nichts mit dervon uns versuchten Aktion zu tun hatte.

    Es ist eine Provokation, einen 20jhrigenMenschen einzig aufgrund desbelastenden Beweises einer Freundschafteinzusperren, whrend zugleich Betrgerwie Tsitouridis und Papamarkakis* auffreiem Fu sind, die den Menschen in

    Griechenland 800 Millionen Euro gestohlenhaben und ihre ruberische Ttigkeitweiterhin unbeschadet fortsetzen.

    SPITZEL VERPISST EUCH - VORWRTSGENOSSINNEN!

    DER KAMPF GEHT MIT ALLEN MITTELNWEITER BIS WIR ENDGLTIG GEWONNENHABEN!

    DIE LEIDENSCHAFT DER FREIHEIT ISTSTRKER ALS ALLE GEFNGNISSE!

    ZUERST UND IMMER DIE REVOLUTION!

    M.TsourapasVierter Flgel, Korydallos Gefngnis,Athen

    Ch.KontorevithakisAulona Gefngnis

    *Ex-Arbeitsminister Savvas Tsitouridismusste sein Amt im spten April diesenJahres niederlegen, nachdem bekanntgeworden war, dass er und seine Mitarbeiterin einen skandalsen Handel staatlicherSchatzbriefe an einen Rentenfonds

    verwickelt war.

    Brief der zwei Anarchisten

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    28/52

    Rennes ToulouseZwei GenossInnen wurden am 25.11.in Toulouse festgenommen, zwei Tagenachdem eine kleine Explosion in einemFeld bei Ginestou stattgefunden hatte:ein Anwohner notierte sich angeblich ihr

    Nummernschild. Die zwei sind nun imGefngnis und ihr Verfahren wurde indie Hnde der Antiterrorismusabteilunggegeben. Angeklagt wurden sie aufgrunddes Diebstahls und Besitzes vonSprengstoff. Am 23.01.08 wurden beideauerdem beschuldigt die Autoren einesversuchten Angriffs gegen die regionaleZollstation am 08.11. in Rennes zu sein,es wurde dabei ein gestohlenes Auto, in

    welchem sich drei Gasflaschen befanden inBrand gesteckt.

    Fontaneay-sous-bois (Peripherie vonParis)Zwei Genossen Bruno und Yvan wurden am 19.01. bei einer Bullen-kontrolle festgenommen als sie auf demWeg zu ihrem Auto waren. Eine drittenachkommende Person Damien wurde auch festgenommen. Sie werdenbeschuldigt 2,5 kg Kaliumchlorat sowohlKrhenfe zu besitzen und wurden48 Stunden nach der Festnahme wegenMitgliedschaft in einer subversivenVereinigung, Besitz und Transport vonMaterialien, die zur Brandstiftung oderExplosion verwendet werden knnensowohl Verweigerung der Abgabe von

    DNA, Fingerabdrcken und Bildernangeklagt. Dieses Verfahren wird nicht zurAntiterrorismusabteilung weitergegeben,die erste zwei Genossen sitzen nun inFresnes und Villepint, der dritte leidetunter restriktiven Manahmen.Ein anonymer Text erschien kurz nach derVerhaftung, darin wurde gesagt, dass dasbeschlagnahmte Material nichts weiter alsKrhenfe und eine Rauchbombe wren

    Sachen, die in den letzten Monatenfters bei solidarischen Demos mit denenim Internierungslager von Vincenneseingesperrten MigrantInnen benutztwurde.

    Vierzon (Cher)Zwei GenossInnen aus Paris Frank und Ines wurden am 23.01. bei eine Zollkontrollefestgehalten. Sie werden beschuldigt2 kg Kaliumchlorat zu besitzen undDokumentation, welche zur Herstellungvon Sprengstoffen dienen. Sie wurdenerstmal fr 96 Stunden festgenommen und

    danach zum Knast Fleury-Merogis gebracht.Das Verfahren gegen sie wurde an dieAntiterrorismusabteilung weitergeleitet,die Anklage lautet: Besitz und Transportvon Materialien, die zur Brandstiftungoder Explosion verwendet werden knnenund Mitgliedschaft in einer terroristischeVereinigung.Dazu wird die Genossin beschuldigtdie Autorin einer anderen versuchten

    Brandstiftung am 02.05.07 in Paris gegeneinen Reparaturwagen der Polizei, welchervor einer Wache stand, zu sein. Als Beweisdienen der Polizei einige DNA-Proben auseinen Haar, welches auf dem Brandsatzgefunden worden sein soll.Anfang Mrz 2008 wurde Frank imGefngnis zusammengeschlagen, daraufhinins Krankenhaus gebracht und schlielichin ein anderes Gefngnis verlegt: dieSchlieer hatten das Gercht unter denanderen Hftlingen verbreitet, dass er einFaschist.

    Nach diesen drei verschiedenen Ereignissenund zum ersten Mal nach lngerer Zeit kannmensch in Frankreich eine Medienhysteriebeobachten, welche sich gegen dieAnarcho-Autonomen richtet, sie in eine

    Reihe mit Al Qaida und ETA stellt und sieals eine der drei grten terroristischenGefahren fr unsere Nation definiert.Zurckzufhren ist dies auf verschiedeneZeitungsartikel und Interviews mit derInnenministerin.Whrend wir auf weitere Infos von Seitender betroffenen GenossInnen warten,knnen wir nichts weiter hinzufgen,als dass durch die Erschaffung dieser

    artifiziellen und nicht existierendenStrke der Anarcho-Autonomen unddes Gespenstes des Terrorismus diessich.in dieser Art und Weise auf alle Kmpfeund kommenden Ereignissen auswirken

    28 Entfesselt Juli/August 2008

    Repression in Frankreich

  • 7/31/2019 Entfesselt - 08-07

    29/52Entfesselt Juli/August 2008 29

    wird, dass diese gelhmt und behindertwerden.

    Solidaritt mit allen Gefangenen!

    Am Freitag, den 6. Juni wurden Ivan undBruno, die seit dem 19. Januar in U-Haft

    waren, entlassen und unter richterlicheAufsicht gestellt worden. Die Ermittlungendauern an, aber der Terrorismus-Vorwurfscheint an Fahrt zu verlieren. Im Rahmender gleichen Ermittlungen wurde Farid,der am 23. Januar zusammen mit Isa inVierzon festgenommen worden war, schonvor einer Woche freigelassen und unterrichterliche Aufsicht gestellt. Isa hingegensitzt immer noch im Gefngnis von Lille-

    Squedin.

    Hier dokumentieren wir einen Auszug ausdem Aufruf zur Aktionswoche in Solidarittmit alle Gefangenen die zwischen dem 9.und 16 Juni stattfand:Die krzlich stattgefundenen Meutereienin den Abschiebegefngnissen und dieStreiks mit Besetzung der Arbeitsstellendurch hunderte von Sans-Papiers hat unsalle daran erinnert, dass Ausbeutung undEinsperrung Hand in Hand gehen. Es reicht,sich die Entwicklung der Gefngnisarbeitanzuschauen oder die zusehendsgefngnisartigen Arbeitsbedingungen inder Arbeitswelt der Lohnabhngigen, sowiedie mit der Misere wachsenden Bedrohungder Inhaftierung, die dazu verleitet,immer schlimmere Arbeitsbedingungen zu

    akzeptieren (was vor allen Dingen die Sans-Papiers betrifft, die Minderjhrigen, jenedie auerhalb der Lohnabhngigkeit lebenwollen und alle Feinde im Inneren).

    Solidaritt mit den Gefangenen ist nunnotwendig, sollte aber ber materielleZuwendungen hinausgehen: Sie mussauf die existierenden sozialen Kmpfeaufbauen, sowie auf smtliche Aktionen,

    die Widerstand gegen den reibungslosenVerlauf der Geschichte im Sinne von Staatund Kapital ausdrcken. Diese Solidarittsoll ebenfalls eine Ausweitung und eineIntensivierung der Revolte bedingen und

    frdern.

    Ob Nebelkerzen entzndet werden,ob Spruchbnder gemalt werden, obInstitutionen, die mit den Abschiebungenzu tun haben, attackiert werden, Sprchegesprht werden, Straen blockiert werdenoder Radiosendungen gestrt werden, wie

    bereits vielerorts geschehen, die Bandbreiteder mglichen Solidarittsbekundungen istsehr gro. In der Solidarittswoche vo