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EYE FILM INSTITUTE DELUGAN MEISSL ASSOCIATED ARCHITECTS 1 Projektbeschreibung Film ist Illusion, die durch szenische Koordination von Licht, Raum und Bewegung erzeugt und mittels Pro- jektion real wird. In der Architektur bestimmt das Zusammenspiel dieser Parameter maßgeblich Intensität und Wirkungsgrad der individuellen Raumwahrnehmung. Sie werden als integrative Bestandteile räumli- cher Inszenierung begriffen, deren Wirkung sich durch menschliche Bewegungsabläufe abbildet und auf vielschichtige Weise entfaltet. Entwurfsprinzip Konzept und städtebauliche Imple- mentierung des EYE Filminstituts basieren auf einer Überlagerung zweier kreativer Disziplinen, in deren Zentrum Realität und Fiktion, Illusion und tatsächliches Erleben stehen. Das Gebäudekonzept wird zum Story Board, die Architektur zur Abbildung filmischer Szenografie. In spannungsvoller Wechselwir- kung oszilliert die zugeteilte Rolle des Gebäudes zwischen Protago- nist des städtischen Szenarios und dramaturgischem Element vor einer heterogenen Landschaftsku- lisse. An der Nahtstelle zwischen Land und Wasser, historischem Stadtkern und modernen Entwick- lungsgebiet nimmt das Gebäude aus jeder Blickrichtung mannigfache Gesichter an und steht in kons- tantem Dialog mit seinem Umfeld. Seine Strahlkraft überwindet die natürliche Trennung der Stadt durch die historische Lebensader, dem IJ Fluss, und definiert sich durch die Interaktion zwischen Umfeld, Posi- tionierung und Gebäudegeometrie. Der ausgeprägte Kommunikati- onsgrad des Raumangebotes wirkt weit über die Gebäudegrenzen hinaus, verwandelt den Besuch des Filminstituts in eine anhaltende Begegnung von städtischer Realität mit filmischer Fiktion. Als multi- funktioneller Ort der Begegnung wird das Gebäude in seiner baulichen Formulierung der Verantwortung als Kulturinstitution von höchster Funktionalität und sozialer Nach- haltigkeit mehrfach gerecht. Inhalt S.1 Projektbeschreibung S.5 Projektteam S.6 Interview S. 16 Büroprofil S. 18 Architektonischer Zugang S. 19 Pressebereich/ Download Area EYE FILM INSTITUT NIEDERLANDE

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DELUGAN MEISSL ASSOCIATED ARCHITECTS

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Projektbeschreibung

Film ist Illusion, die durch szenische Koordination von Licht, Raum und Bewegung erzeugt und mittels Pro-jektion real wird. In der Architektur bestimmt das Zusammenspiel dieser Parameter maßgeblich Intensität und Wirkungsgrad der individuellen Raumwahrnehmung. Sie werden als integrative Bestandteile räumli-cher Inszenierung begriffen, deren Wirkung sich durch menschliche Bewegungsabläufe abbildet und auf vielschichtige Weise entfaltet.

Entwurfsprinzip

Konzept und städtebauliche Imple-mentierung des EYE Filminstituts basieren auf einer Überlagerung zweier kreativer Disziplinen, in deren Zentrum Realität und Fiktion, Illusion und tatsächliches Erleben stehen. Das Gebäudekonzept wird zum Story Board, die Architektur zur Abbildung filmischer Szenografie. In spannungsvoller Wechselwir-kung oszilliert die zugeteilte Rolle des Gebäudes zwischen Protago-nist des städtischen Szenarios und

dramaturgischem Element vor einer heterogenen Landschaftsku-lisse. An der Nahtstelle zwischen Land und Wasser, historischem Stadtkern und modernen Entwick-lungsgebiet nimmt das Gebäude aus jeder Blickrichtung mannigfache Gesichter an und steht in kons-tantem Dialog mit seinem Umfeld. Seine Strahlkraft überwindet die natürliche Trennung der Stadt durch die historische Lebensader, dem IJ Fluss, und definiert sich durch die Interaktion zwischen Umfeld, Posi-tionierung und Gebäudegeometrie.

Der ausgeprägte Kommunikati-onsgrad des Raumangebotes wirkt weit über die Gebäudegrenzen hinaus, verwandelt den Besuch des Filminstituts in eine anhaltende Begegnung von städtischer Realität mit filmischer Fiktion. Als multi-funktioneller Ort der Begegnung wird das Gebäude in seiner baulichen Formulierung der Verantwortung als Kulturinstitution von höchster Funktionalität und sozialer Nach-haltigkeit mehrfach gerecht.

InhaltS.1 Projektbeschreibung

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S. 16 Büroprofil

S. 18 Architektonischer Zugang

S. 19 Pressebereich/Download Area

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Wettbewerb (1. Preis)

Wettbewerbsteilnehmer NL Architects, Wiel Arets, FOA, John Kör-meling

Planungsbeginn2005

Baubeginn08/2009

Fertigstellung01/2012

Städtebauliche Implementierung

An privilegierter Uferlage im Herzen Amsterdams bildet das Filminstitut den visuellen Auftakt des neuen Stadtquartiers Amsterdam Noord. Dieses Entwicklungsgebiet erstreckt sich über das ehemalige Shell Terrain an der gegenüberliegenden Flussseite des Amsterdamer Hauptbahnhofes, Centraal Station. Einst Forschungs-standort des internationalen Ölkon-zerns, war dieses zentrumsnahe Areal entlang der betriebsamen innerstädtischen Wasserader auf-grund seiner sensiblen Funktion isoliertes Brachland, hermetisch abgesichert und für Besucher nicht betretbar. Seit der Abwanderung Shells in seine neue, nördlich gele-gene Unternehmenszentrale ent-wickelt sich auf diesem Landstrich ein vitales Stadterweiterungsgebiet, Apartment-, Bürohäuser sowie einer funktionell gestreute Infrastruktur, die den Brückenschlag zur belebten Stadtseite am südlichen Ufer voll-bringen soll. Als bauliches Relikt erinnert einzig der Overhoeks Tower an die ehemalige Nutzung des Areals. Dieses markante Landmark wurde durch formale Bezugnahme des Filminstituts in die konzep-tuelle Entwurfsidee integriert.

Flankiert von der attraktiven Ufer-promenade des Grünstreifens Overhoekspark am nördlichen IJ Ufer, nimmt der Neubau bestehende Nutzungsqualitäten in sein architek-tonisches Gesamtkonzept auf. Die Uferlandschaft und das abwechs-lungsvolle Treiben auf der Verkehrs-ader des IJ umspülen die stadtseitig gelegene Gebäudeseite, werden zu elementaren Gestaltungsfaktoren. Der Neubau generiert zahlreiche urbane und innerräumliche Situa-tionen, deren kommunikationsför-dernde Ausrichtung zum städtischen und gesellschaftlichen Mehrwert beiträgt. Konsequent ergänzt das Filminstitut das hochwertige

kulturelle Angebot der Stadt und unterstreicht mit seiner markanten, eindrucksvollen Erscheinung die Rolle Amsterdams als hochkarätige kulturelle Stätte von Weltrang.

Erschließung

Das Gebäude wird von mehreren Stadtrichtungen auf unterschied-liche Weise erschlossen. Während nordseitig eine Zufahrtsstraße in einer Besucher- und Nutzergarage mündet, bildet der ost-west gerich-tete Rad- und Fußgängerweg die Erschließungsachse entlang des Flusses. Spektakulär gestaltet sich das Übersetzen nach Noord mit der traditionsreichen innerstäd-tischen Fährverbindung, wobei sich die verlangsamte Annähe-rung als eindrucksvolle Verwand-lung der Szenerie darstellt, bevor Besucher ihren Weg am nördli-chen Anlegeplatz in individueller Geschwindigkeit fortsetzen.

Das Einbeziehen des Uferstreifens in den Außenbereich des Filmmu-seums artikuliert sich als langge-streckte, parallel zum Fluss verlau-fende, abgestufte Zugangsrampe, die auf Höhe des Overhoeks Towers unmittelbar an die bestehende Pro-menade anschließt und elementaren Bestandteil der Dramaturgie dar-stellt. Das Gebäude erschließt sich Besuchern und Nutzern in sanftem Anstieg und konstanter Entschleu-nigung, optische Veränderungen des umliegenden Stadtbildes rücken ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Während sich der Blick über Stadt und Wasser mit zunehmender Höhe weitet, gibt die physiologische Wir-kung des schwellenlosen Eingangs-bereichs die Bewegung vor. Räum-liche Verdichtung und Transparenz steigern sich zu einem spannungs-vollen atmosphärischen Moment, bevor – nahezu unmerklich – das Gebäudeinnere erreicht wird. Der

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AdresseIJ Promenade 11031 KT AmsterdamNiederlande

KategorieKultur

DatenNutzfläche [gesamt] 6.300 m²

Bruttogeschoßfläche8.700 m²

Bebaute Fläche 3.250 m²

Kapazität Filmtheater 4 Säle mit 67, 2x130 und 315 Sitzplätzen

Ausstellung1.200 m²

Educational Room90 m²

Büroflächen 1.200 m²

Museumsshop 100 m²

VIP Bereich 100 m²

Foyer/Bar-Restaurant ca. 1.050 m²

dynamische Raumverlauf zeichnet sich klar erkennbar an der äußeren Gesamtgeometrie des Gebäudes ab, setzt sich im Inneren des Film Instituts als schlüssige Abfolge räumlicher und visueller Sequenzen einzelner Raumbereiche fort.

Baukörper

Neben der funktionalen Zuweisung bilden räumlichen Konfiguration, Lichteinfall sowie die ortsspezifische städtebauliche Bezugnahme primäre Entwurfsparameter. Glatte, kristal-line Oberflächen reflektieren das ein-fallende Licht auf vielfältige Weise, wodurch die Gebäudeerscheinung im Tagesverlauf permanenten opti-schen Veränderungen unterliegt. Mit diesem Effekt reagiert der Bau auch äußerlich auf die entwerferische Leit-idee der architektonischen Inszenie-rung von Bewegung und Licht, zen-tralen Parameter des Mediums Film. Gezielte Außenbezüge, insbesondere die großflächige südseitige Fassaden-öffnung, signalisieren der unmittel-baren Umgebung und dem gegen-überliegenden Stadtkern pulsierende Lebendigkeit, steigern Attraktivität und Anziehungskraft des Gebäudes und des nordseitigen Ufers.

Funktionen

Der Eintritt entlang der groß-flächigen südseitigen Glasfront wird vom intensiven optischen Außenbezug begleitet, bevor sich der Raum in unmittelbarer Nähe zum Ticket- und Informations-schalter weitet. Garderoben, Büros und zum Museumsshop werden von hier aus erschlossen. Der Weg ins Foyer, das zugleich als Aufent-haltsort und Hauptverteiler fungiert, wird von Lichtführung, Materia-lität und räumlicher Entwicklung entlang der Glasfront definiert. Die flussseitig angelegte Terrasse von

hoher Aufenthaltsqualität dient als Erweiterung dieses Kommunikati-onsraumes. Im Zentrum entfaltet der offene Innenraum seine volle Dimension, sämtliche interne Wegerelationen sind in die räum-liche Formulierung dieser neural-gischen Gebäudezone integriert. Das Nutzungskonzept generiert allerorts gute Orientierbarkeit und hierarchielose Bewegungsfreiheit, wobei das Foyer Ausgangs- und Endpunkt jeder erdenklichen Gebäudenutzung darstellt.

Tribünenartige Stufen definieren teils zugewiesene, teils temporär veränderliche Funktionsbereiche. Ausstellungsebene, Vorführungssäle und Restaurant werden über diese Raumtopographie erschlossen. Ein Treppenlauf führt in das Unterge-schoß, wo neben Bürobereich und Kantine das Filmlabor mit ange-schlossener Restaurierungswerkstatt situiert ist. Hier wird der kostbare Archivbestand des Instituts fach-gerecht bearbeitet und versorgt. Im rückwärtigen Bereich der Foyeretage liegen die Zugänge zu drei Vorführ-sälen. In funktioneller Entsprechung gestalten sich diese als verdichtete, introvertierte Raumpassagen.

Auf der höher gelegenen Ebene, in unmittelbarem Anschluss an das Restaurant, befindet sich der Gale-riebereich mit der größten zusam-menhängenden Ausstellungsfläche Amsterdams. Eine ostseitig positio-nierte, multifunktionale Raumein-heit – der „educational room“- wird im Bedarfsfall temporär der Ausstel-lungsnutzung zugewiesen. Raum hoch verglast, öffnet sich von hier aus der Blick zum vorgelagerten, darunterliegenden Zugangsbereich. Eine großzügige Treppenverbin-dung führt vom Eingangsbereich der Ausstellungsebene in die höher gelegene Etage bis zum großen Vorführungssaal. Dieser Aufstieg ist vom Foyer aus weithin ersichtlich,

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und eignet sich bei Premierenfeiern und anderwärtigen Veranstaltungen für die publikumswirksame Insze-nierung besonderer Auftritte.

Der Weg in das oberste Geschoß öffnet die Sicht über das gesamte darunter liegende Raumvolumen. Neben dem galeriartige offenen Vorbereich des Vorführungs-saals beherbergt diese Etage den intimsten Gebäudebereich: den „Room with a View“, Rückzugs-zone und Location zum Abhalten exklusiver Empfänge abseits des übrigen Geschehens. Ähnlich einem Gemälde fokussiert hier ein Raum hohes, präzise positioniertes Fenster neuerlich den Blick über Wasser und Stadtzentrum, unterstreicht einmal mehr die privilegierte Lage dieses einzigartigen Standortes.

Konstruktion

Die Konstruktion des Gebäudes setzt sich aus einem Sockelbereich aus Ortbeton und einer darüber ruhenden Stahlkonstruktion zusammen. Der Betonkern umfasst die Gebäudebasis sowie den zen-tralen vertikalen Verteilerstrang, das darüber liegende, dreidimensi-onale Tragwerk aus Stahl definiert die prägnante Form der äußeren Erscheinung. Für die Ausbildung dieses selbsttragenden Raumfach-werkes wurden die Lasten während der Bauphase über zwei provisori-sche Stützen abgeleitet, bevor die Gewichtsübertragung durch die selbsttragende Wirkung der Gesamt-konstruktion auf die beidseitigen Gebäudeauskragungen erfolgte. Im Zentrum des Gebäudes tragen fünf Stützen das Dachvolumen, drei davon wurden sichtbar in die Raumgeometrie der Arena integriert.

Das aufgeschüttete Grundstück, das im Zuge der Stadterweiterungs-pläne für das Overhoeks-Gebiet

gewonnen wurde, erforderte auf-grund seiner geologischen Zusam-mensetzung und der unmittelbaren Wassernähe umfassende Pilo-tierarbeiten, die dem eigentlichen Bauarbeiten vorgeschaltet waren.

Materialien

Fassade: Die äußere Gebäudehülle zeigt ein homogenes Erscheinungs-bild, dessen Feingliederung erst bei Annäherung an das Filminstitut erkennbar wird. In rhythmischer Abfolge zeichnen geometrisch zuge-schnittene Fassadenelemente ein lineares Muster, dessen Fugen ausrei-chend Spielraum bieten, um statisch bedingte Toleranzverformungen der Gesamtstruktur spannungsfrei auf-zunehmen. Die äußerste Fassaden-schicht, bestehend aus Aluminium beschichteten Sandwichpaneelen, lagert auf einer Unterkonstruktion aus vorgefertigten, gedämmten und abgedichteten Kastenelementen aus Holz und darauf angebrachten Aluminiumprofilen. An den sicht-baren seitlichen Fassadenflächen sind die Plattenelemente nicht wie auf der Dachfläche sichtbar genietet, sondern an ihren Fugen gekantet und unsichtbar miteinander verschraubt.

Innenraum: Im Gebäudeinneren folgt die Materialwahl jeweiligen Funktionszuweisungen und sich daraus ergebenden unterschiedli-chen Beanspruchungen einzelner Raumbereiche. Eichenparkett, weiße Wand- und Deckenflächen und inte-grierte Möbelelemente aus Corian (Empfangstresen, Bar) setzen sich im Zentralbereich zu einem gediegenen innerräumlichem Ensemble von vielfältiger Nutzbarkeit zusammen. Anthrazitfarbiger polierter Beton-belag im Ausstellungsbereich bildet eine neutrale zugleich widerstands-fähige Oberfläche. Zurückgezogene Raumzonen sowie halböffent-liche Bereiche sind durchgehend

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in neutralem Farbton gehalten, Epoxyharz beschichtete Böden wie auch sämtliche Wandoberflächen passen sich der jeweiligen Raum- und Lichtstimmung an, um etwa im abgedunkelten Zugangsbereich zu den Vorführungssälen die Konzen-tration der Besucher auf die bevor-stehende Veranstaltung zu lenken.

Vorführungssäle: In ihrer Mate-rialität unterscheiden sich die vier Vorführungssäle entsprechend ihrer zugewiesenen Nutzung. Während der „Balck Room“ mit dunklen, nichtreflektierenden Materialien als klassischer Kino- und Vorfüh-rungssaal ausgestattet ist, geht die Materialqualität im vielfältig nutzbaren Premierensaal deutlich über die Standardausstattung eines reinen Kinosaals hinaus. Die ver-schiebbare Tribüne des „Workshop Theaters“ und dessen farbliche und materielle Ausstattung charakteri-sieren diesen Raum als flexibelste Location, die neben Projektionen – diese sind auf den hellgrau gehal-tenen Wänden komplikationslos möglich – auch eine Vielzahl an unterschiedlichen Events erlauben.

KONZEPTION UND STÄDTEBAULICHE IMPLEMENTIERUNG DES EYES BASIEREN AUF DER ÜBERLAGERUNG ZWEIER KREATIVER DISZIPLINEN: FILM UND ARCHITEKTUR, IN DEREN ZENTRUM REALITÄT UND FIKTION, ILLUSION UND TATSÄCHLICHES ERLEBEN STEHEN. DAS GEBÄUDEKON-ZEPT WIRD ZUM STORY BOARD, DIE ARCHITEKTUR ZUR ABBILDUNG FILMISCHER SZENOGRAFIE.

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DER FOKUS LAG AUF DEM ERZEUGEN VON VIELSCHICHTIGKEIT, VERNETZUNG UND DIVERSITÄT UND DARIN, EINEN SOZIALEN, ATMOSPHÄRISCHEN UND STÄDTEBAULICHEN MEHRWERT ZU GENERIEREN.DMAA

ProjektleiterPhilip Beckmann

MitarbeiterSebastian BrunkeAlejandro C. CarreraRuben Van Colenberghe Burkhard FloorsGerhard GöllesDaniela HenslerThilo ReichHendrik Steinigeweg

KONSULENTENAusführungsplanungBureau Bouwkunde Rotterdam BV

StatikAbt-Adviseurs in Bouwtechniek, Delft

HaustechnikTechniplan Adviseurs BV, Rotterdam

BauphysikPeutz bv,Zoetermeer

GeneralunternehmerBouwbedrijf M.J. de Nijsen Zonen BV

BauherrING – Real EstateSchenkkade 65P.O.Box 90463NL - 2509 LL The Haguewww.ingrealestate.com

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1.) Mich interessiert, wie ein DMAA-Entwurf entsteht, vor allem im konkreten Fall des EYE. Roman, bitte erzähle, wie dieser Prozess in der Regel abläuft.

R D: Normalerweise bin ich dabei alleine in meiner unkonzentrierten Konzentriertheit. Die erste Aus-einandersetzung mit dem Neubau des EYE Film Instituts erfolgte in einem halbbewussten Zustand: Mit geschlossenen Augen dachte ich an das Projekt und spielte Ideen durch. Ich habe mir einen gewöhnlichen Kinobesuch wie in einem Drehbuch vorgestellt und bemerkt, dass sehr viele Komponenten und Qualitäten zwischen dem Eintreten in den Kinosaal und dem Hinausgehen fehlen, vor allem auf der emotio-nalen Ebene. Unser Gebäude sollte diese Defizite nicht aufweisen, sondern im Gegenteil ein Ort reicher Erfahrungen sein, weshalb die „Arena“ zum zentralen Element des Entwurfskonzeptes wurde.

CM: Und wie wird aus diesem „Kino im Kopf “ dann der eigentliche Entwurf?

R D: Wenn ich die Topografie im Kopf habe, beginne ich zu skizzieren, ganz klassisch auf Transparentpa-pier, meistens den Schnitt. Wenn ich Grundrisse zeichne, dann nur diagrammatisch, das heißt, wie sich die einzelnen Funktionen ungefähr anordnen ließen. Aus diesem ersten Organigramm entsteht dann ein Schnitt. Gleichzeitig entwickelt sich die Grundidee. Jedes unserer Projekte basiert auf einer einzigen, starken und schlüssigen Idee. Im Fall des Film Instituts war klar, dass ergänzend zu den Screening-Rooms als abgeschlossene Boxen der Blick auf die Stadt und das ganze Geschehen vor und nach der Vorführung gefeiert werden muss. Dieses „Zelebrieren“ findet auf einer Bühne statt, einem Ort der Kommunikation für Besucher und deren Interaktion mit der Stadt.

CM: Christian Muhr (Partner Liquid Frontiers) im Gespräch mit:

EDM: Elke Delugan-Meissl (Mitbegründerin/Ge-schäftsführerin DMAA)

RD: Roman Delugan (Mitbegründer DMAA)

DF: Dietmar Feistel (Partner DMAA)

PB: Philip Beckmann (Projektleiter EYE)

INTERVIEW: NEUN FRAGEN AN DMAA ZUM EYE FILM INSTITUT

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CM. Kannst du dich noch erin-nern, wie lange dieser Ent-wurfsprozess gedauert hat?

R D: Es gab zwei Phasen: als das Projekt noch sehr abstrakt war und wir uns primär mit der Beziehung Film und Architektur auseinander-gesetzt haben. Ausgangsbasis war die These, dass Film Illusion ist, die durch bewegtes Licht erzeugt wird. Dieses Prinzip haben wir in Architektur übersetzt. In diesem Stadium war das Gebäude eine Art Leinwand, auf der ein Film aus Licht, Stadt und Landschaft gezeigt wird. Nach dem Wettbewerbssieg begann die Auseinandersetzung mit den konkreten Gegebenheiten, was eigentlich einem Neustart gleichzu-setzen war. In dieser zweiten Phase sind wir so vorgegangen, wie ich es vorher beschrieben habe: Nach einer Nacht im Modellbauraum stand das Projekt, wobei die nächtlichen Expe-rimente am Modell synchron in 3-D Zeichnungen übertragen wurden.

CM: Läuft der Prozess bei DMAA immer so, dass Roman eine erste Idee skizziert, die dann im Team diskutiert, überprüft und weiterentwickelt wird?

R D: Ich habe meistens eine erste Idee, von der aber oft noch nicht klar ist, welches Potenzial sie besitzt. Es kommt nicht selten vor, dass die Partner der Idee zustimmen, nicht aber ihrer Ausformulierung. Deshalb ist das langsame, gemein-same Herantasten so wichtig, wobei jeder seine Kompetenz einbringt und auf diese Weise die eigentliche Architektur entsteht.

DF: Es geht in diesem Stadium immer darum, in diese erste Skizze ein Raumprogramm zu integrieren, zu sehen, welche Zusammenhänge innerhalb des Volumens entstehen und zu überprüfen, ob diese Figur städtebaulich entspricht. Beim EYE

gab es im Wesentlichen vier Schritte: die Entwicklung der Grundidee des Gebäudes selbst als Bühne, das städtebauliche Herantasten, die Integration des Raumprogramms und schließlich die Figur. Es ist cha-rakteristisch für unsere Architektur, dass wir nicht eine große Geste über das Gebäude stülpen, sondern dass es einen Kern gibt, der von einer Funk-tion, einer Beziehung von Innen und Außen oder von einem anderen zentralen Parameter ausgeht.

2) Seit den 1930er Jahren gibt es eine lange Tradition von Kinobau-ten als architektonischem Typus. Eine Blütezeit waren die 60er Jahre. Es gibt berühmte Häuser, die man bis heute kennt, wie etwa das Roxy Theater in New York von 1925 oder das Kino International in Berlin. Hat für euch der historische Typus des Kinos beim Entwurf des EYE eine Rolle gespielt?

R D: Wir haben uns sicher auch vom Fundus der 1930er Jahre inspi-rieren lassen, denn der Art Déco Stil hat wunderbare Kinosäle von enormer architektonischer Qua-lität hervorgebracht. Diese Epoche ist allerdings vorbei, die 1960er Jahre sind nicht mehr prägend. Spätestens seit den 1980er Jahren wurden im europäischen Raum Kinokonzepte nach amerikanischem Vorbild dominant, die architek-tonisch banal sind. Der Besucher dieser multiplen Kinocenter wird rein als Konsument betrachtet und überall nach dem gleichen Schema versorgt: Er bekommt sein Ticket, wird in die Blackbox gesetzt und durch einen Fluchtausgang auf die Straße entlassen. Diese Reduktion auf die Konsumentenrolle halte ich für völlig falsch und im Ergebnis extrem deprimierend. Daraus leitete sich unser Anspruch ab, im Kino von morgen inhaltliche und architektonische Zeichen zu setzen,

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dabei aber einen entscheidenden Schritt weiter zu gehen. Genau das haben wir mit dem EYE versucht.

ED: Im Art Déco gab es das mono-funktionale „Kino“, es waren Mittel vorhanden, diese architektonisch mit allen Raffinessen auszugestalten. Natürlich schwingt eine Tradition mit, die uns indirekt beeinflusst, aber unsere Architektur geht nicht von Traditionen aus, sondern von der Funktion und der Frage, was das Bauwerk verkörpern soll. Wir wollten einen neuen Kinotypus entwickeln, einen In-Between-Space kreieren, der Mehrwert generiert, der über den herkömmlichen Kino-besuch hinaus geht. Die Herausfor-derung lag darin, unter schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedin-gungen ein modernes Film-Institut zu entwerfen, das viele unterschied-liche Anforderungen erfüllt.

CM: Das Kino ist ein Bespiel für die Demokratisierung von Kunst. Es bietet ein niederschwelliges und preisgünstiges kulturelles Erlebnis. Mit dem EYE habt ihr versucht, dem Kino im 21. Jahrhundert dennoch einen besonderen Nimbus zu verleihen und zu zelebrieren, dass es sich beim Kinobesuch um ein spezielles Ereignis handelt.

ED: Sozialpolitisch gesehen ist das natürlich ein positiver Effekt, wenn es durch Architektur gelingt, dem Publikum der „Oper der armen Leute“ selbst eine Bühne zu geben, einen Auftritt zu ermöglichen.

R D: In der heutigen Informations-gesellschaft brauchen wir Zwi-schenräume, die reale Begegnungen ermöglichen, denn während Daten-netze immer enger werden, gestalten sich Beziehungen auf physischer Ebene immer distanzierter. Durch das gemeinsame Ansehen eines Films entstehen temporäre Inter-essengemeinschaften. Die „Arena“

die wir eingerichtet haben, lädt Besucher des Museums dazu ein, sich nach dem Ende des Films dort aufzuhalten. Der Raum ist markant und besitzt Atmosphäre, die durch seine einzigartige Geometrie ent-steht, die der sozialen Interaktion in hohem Maße entgegenkommt.

DF: In Analogie zur Blackbox ent-steht eine Bühne in der realen Welt, auf der jeder zum Schauspieler wird. Diese Entsprechung spiegelt sich nicht nur formal in der Geometrie des Gebäudes, sondern auch in den vielfältigen Möglichkeiten seiner Nutzung. Die Architektur eröffnet Möglichkeiten, übt dabei keinen Zwang aus, die angebotene Fläche auf spezifische Weise zu bespielen.

3) Ist das EYE ein Paradebeispiel für die „physiologische Architek-turauffassung“ von DMAA? Wenn ja, welcher Raum im EYE ist jener, an dem man diese physiologische Komponenten am meisten spüren wird? Wohin würdet ihr mich schicken um zu sagen, hier merkst du das, worum es uns geht, am deutlichsten?

DF: Ich würde Dich in die Arena schicken, konkret in den Übergangs-bereich vom großen Vorführungs-saal in die Arena. Ich meine jene Stelle, an der sich der Raum beim Verlassen des Vorführungssaales weitet und diese Öffnung unmit-telbar körperlich erfahren wird.

R D: Genau diese Zwischenräume haben im Raumprogramm kaum eine Rolle gespielt. Wir halten diese jedoch für die wichtigsten Bereiche und haben ihnen deshalb im Ent-wurfsprozess besondere Aufmerk-samkeit gewidmet. Innerhalb und außerhalb des Gebäudes erzeugen sie architektonische Momente von besonderer Spannung. Ich würde Dir deshalb raten: fahr mit der Fähre

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vom Hauptbahnhof zum Filmins-titut und trink dort einen Kaffee.

CM: Wir reden hier über etwas recht Komplexes, denn die physio-logische Dimension von Erfahrung lässt sich sprachlich nicht kom-plett erfassen. Aber wie lässt sich diese physiologische Erfahrung gestalten, ohne ihr gerade ihre Offenheit zu nehmen? Ihr baut ja keine Geisterbahnen für physiolo-gische Effekte, sondern Räume, die ein besonders reiches Spektrum an unterschiedlichen Erfahrungsmo-dalitäten und – intensitäten bieten.

R D: Im Entwurfsprozess geht es immer auch darum, das Unbewusste in einen Erfahrungsprozess umzu-wandeln. Meiner Ansicht nach besteht die Aufgabe des Architekten nicht nur darin, das Bewusste zu gestalten, sondern vor allem mit den unbewussten Dimensionen zu arbeiten. Es gilt Räume zu schaffen, die jenseits ihrer Funktionalität auch an das Unbewusste und die Emotion appellieren, bezie-hungsweise beides anregen und ausdrücken. Der Benutzer unserer Architektur wird in der Raumer-fahrung mitaktiviert, intellektuell, physiologisch und emotional.

ED: Die unbewussten Aspekte unserer Entwürfe sind verbal schwer zu vermitteln. Die Konzepte besitzen Offenheit, die uns wichtig ist, denn wir wissen nicht, wie Nutzer und Besucher auf unsere Räume kon-kret reagieren. Wir antizipieren mögliche Szenarien und haben letztendlich selbst keine Kontrolle über die Wirkungen unserer Räume. Das zeigt sich auch darin, dass einige unserer Gebäude äußerlich zwar verwandt wirken, aber ganz unterschiedlich erlebt und erfahren werden. Beim EYE Filminstitut lag unser Fokus auf dem Erzeugen von Vielschichtigkeit, Vernetzung und Diversität – darin, einen sozialen,

atmosphärischen und städtebau-lichen Mehrwert zu generieren.

DF: Wir hoffen doch, dass den eher rationalen Holländern das Gebäude gerade wegen seiner irrationalen Qualitäten und unbewussten Dimensionen gefällt. Der ehema-lige Direktor des Filmmuseum hat während des frühen Planungs-stadiums einmal Verwunderung darüber geäußert, dass ein so kompliziert aussehendes Gebäude in seiner Grundkonzeption doch so klar und verständlich ist.

PB: Bei diesem Projekt war es essen-tiell, dass wir mit dem Nutzer und dem Bauherrn sehr intensiv zusam-menarbeiten konnten und unseren Vorschlägen zunehmend mehr Ver-ständnis und Vertrauen geschenkt wurde. Das Gastronomiekonzept für die Arena ist beispielsweise unmit-telbares Resultat dieses Dialogs. Letztendlich sind wir aber auch davon abhängig, dass jedes einzelne Feature – wie zum Beispiel die Gast-ronomie – das gesamte Bespielungs-konzept unterstützt. Wir sprechen von Annahmen, denn es handelt sich letztlich um ein Experiment. Ob dieses Angebot angenommen wird, wissen wir aber nicht.

4) Hattet Ihr beim EYE einen be-stimmten Besuchertyp im Kopf?

RD: Nein, sicher nicht. Der Besucher -typ geht quer durch die Generationen.

DF: Bei unseren wöchentlichen Besprechungen im alten Filmmu-seum konnten wir gut beobachten, wie gemischt das Publikum ist, das diese Institution nützt, was ich sehr sympathisch finde. Es handelt sich beim EYE ja nicht um ein klassisches Kino, sondern um ein Filminstitut mit einem breit gestreuten, inhaltlich anspruchs-vollen Programm. Man geht hin,

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um Programmkino und Ausstel-lungen bewusst zu sehen und um sich darüber auszutauschen. Darauf ist das Gebäude zugeschnitten.

5) Dietmar bitte nenne mir einen Film, den Du wichtig findest. Oder anders gefragt: welchen Film müss-te die Direktorin im neuen EYE Deiner Meinung nach auf jeden Fall zeigen, weil es darin etwas gibt, was du bemerkenswert findest?

DF: Spontan sage ich: Bladerunner. Daran hat mich fasziniert, dass es der erste Film dieses Genres war, der meine sämtlichen Vorstellungen von Science-Fiction zerstört hat, indem er eine Welt zeigte, die der unseren eigentlich gar nicht so fern ist: in der Häuser alt waren, in der es schäbig und schmutzig war, in der eben nicht diese cleane, elegante high tech-Vision und Ästhetik dominierte. Auch das Verhältnis „man–machine“, von dem man nicht weiß, wie es genau aussieht, war spannend. Ich halte Bladerunner weniger ästhetisch für bahnbre-chend, aber mit seiner neuartigen Grundidee hat er mich wie ein Schlag ins Gesicht getroffen. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass nach all den rein technologischen Utopien ein Science-Fiction Film erscheinen würde, der so völlig anders ist.

CM: „Schlag ins Gesicht“ ist ja eine sehr unmittelbare phy-siologische Erfahrung.

DF: Genau. Ich sehe unser Film-institut deshalb nicht als heilige Kuh oder elfenbeinernen Turm, der isoliert oder abgehoben dasteht, sondern als Teil der Stadt, der selbstverständlich benützt werden soll. Unsere Architektur wird ja oft mit Science-Fiction assoziiert, aber im Prinzip ist das EYE ein Haus im herkömmlichen Sinn, in dem man isst, trinkt, kommuniziert, verweilt.

CM: Roman, welcher Film hat dich besonders inspiriert?

R D: Auch für mich gibt es viele Kan-didaten. Aber ich nenne Fitzcarraldo von Werner Herzog. Ein Film über einen Mann, der im peruanischen Urwald ein Opernhaus errichten will. Fitzcarraldo fasziniert mich, weil darin der Wahn eines Menschen thematisiert wird. Es gibt einige sehr starke Szenen: die Prägnanteste zeigt, wie die Indiosklaven Fitz-carraldos Boot über den Berg hin-aufziehen und letztlich bei diesem Manöver scheitern. Die schönste Aufnahme zeigt Fitzcarraldo auf dem Schiff, das auf dem Amazonas in Richtung Wasserfall fährt, dabei den Plattenspieler anstellt und Enrico Carusos Operngesang zur Musik von Verdi hört. Diese extremen Gegensätze faszinieren mich. Ich mag Kontraste, Fitzcar-raldo ist ein unglaublich poetischer und gleichzeitig kraftvoller Film.

CM: An diese Szene kann ich mich auch erinnern. Man spürt, dass überall Bedrohung herrscht, die Indios lauern und man sieht, dass das Schiff eigentlich ein Wrack ist. Fitzcarraldo genießt für einen kurzen Moment seinen Triumph vor dem Absturz in den Abgrund, dass er die Schönheit eines Kunst-werks an eine Stelle gebracht hat, die dafür eigentlich die feind-lichsten Voraussetzungen bietet.

R D: Dieser Genuss hat etwas Absurdes und etwas Triumphales.

CM: Die Szene erzeugt einen kleinen Schauer und elektrisiert die Nackenhaare. Ist es wieder diese physiologische Dimen-sion, die dich interessiert?

R D: Es ergreift mich, wenn eine Person mit all ihrer Kraft einen unbe-zwingbaren Berg wörtlich aber auch im übertragenen Sinn überwindet.

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Mich fasziniert, dass dieser „Mann der Oper“ eine so starke Vision hat und sie mit aller Radikalität und Konsequenz verfolgt.

CM: Naheliegender Weise würde man annehmen, dass es bei euch, obwohl ihr auf alles Rücksicht nehmt, es immer auch eine starke Vision gibt, die euch voran-treibt. Diese Kraft und der Mut des Scheiterns, ist das etwas, das auch DMAA auszeichnet?

R D: Ja, aber bei uns sind es kleine und nicht so große Schritte, die wir setzen. Aber es stimmt: es sind immer der Wille und die Energie, etwas Neues, etwas Anderes zu machen und neue Wege zu beschreiten.

CM: Ihr wollt auch immer testen, wo das Limit ist.

DF: Das ist Thema bei jeder Bauauf-gabe. Zum Beispiel im klassischen Wohnbau, bei dem 90 Prozent des Gebauten Standard ist. Auch in diesem stark reglementierten Bereich versuchen wir Neues auszuprobieren und weiter zu denken. Ähnlich wie Fitzcarraldo kämpfen auch wir oft gegen große Widerstände an. Auch bei diesen Aufgaben braucht man eine starke Vision, um eine Idee gegen den Strom umsetzen zu können. Alles zu wiederholen interessiert uns nicht.

6) Zurück zum EYE. Woran habt ihr besonders intensiv getüftelt?

DF: Lange haben wir über das Erscheinungsbild, die Fassade, diskutiert. Es war besonders bei diesem Projekt sehr schwierig, eine exakte Umsetzungsqualität zu erreichen, zumal wir in der Bau-phase ohne Architekten vor Ort agieren mussten. Trotzdem sind unsere Vorstellungen großteils

doch sehr gut umgesetzt worden.

CM: Ich kann mich erinnern, dass die Fassade ursprünglich den Himmel und das Wasser spie-geln sollte. Was sieht man jetzt?

DF: Anfangs hatten wir überlegt, das Gebäude aus rohem Beton zu gießen, was aber konstruktiv zu aufwendig gewesen wäre. Es folgte eine intensive Auseinandersetzung damit, wie es gelingen könnte, einen kristallinen, glatten Auftritt zu erzeugen. Die Lösung bestand darin, Aluminium-Verbundplatten einzusetzen, die zu einem ästhetisch wie funktionell geeignetem Muster mit einer eleganten Fuge verarbeitet wurden. Sämtliche technischen Auf bauten wurden in die klare Gebäudegeometrie integriert.

7) Landschaft ist für DMAA ein be-stimmender Faktor. Eure Gebäude werden sehr stark von der land-schaftlichen Umgebung, aber auch der topographischen Dimension von Architektur selbst bestimmt. Jetzt habt ihr in Holland gebaut, in einem Land, das einen ganz spe-zifischen Umgang mit Landschaft hat. Wie habt ihr die holländische Landschaft erlebt?

DF: Die topografische Lage des EYE ist nicht unbedingt spezifisch holländisch. Das Besondere, das ich erst im Laufe der Zeit bemerkt habe, ist die spezielle Lichtsituation in Holland. Man vermutet, dass es mit dem Wasser zu tun hat, den vielen Kanälen und Grachten, die das Licht zum Himmel reflektieren. Auch aus diesem Grund halte ich es für eine gute Entscheidung, dass wir in dieser Umgebung ein Gebäude konzipiert haben, das diesen Effekt auf beson-dere Weise widerspiegelt. An man-chen Tagen verschwindet der Bau in Relation zur Färbung des Him-mels, bei klarer Stimmung hebt sich

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das Gebäude deutlich ab. Für mich sind solche spezifischen Gegeben-heiten interessanter als allgemeine Betrachtungen zur Landschaft.

CM: Landschaft ist in Holland immer bearbeitete Landschaft, es gibt in Holland kaum einen Zentimeter, der nicht genutzt oder kultiviert ist. Wenn man auf Holland schaut, hat man den Eindruck, die Land-schaft dort wird beherrscht, anders als beispielsweise im Gebirge. Dort hat man umgekehrt das Gefühl, die Landschaft beherrscht einen.

DF: Die Holländer haben diese „Fitzcarraldo-Vision“ in dem Sinne, als sie sich zutrauen, die Natur zu beherrschen. Was ihnen auch in vielen Fällen tatsächlich gelingt - wenn man sich etwa die Damm-bauten ansieht. Natürlich spürt man auch - gerade als Nicht-Holländer - dass die Landschaft nicht durchwegs natürlich gewachsen ist. Auch das Grundstück des EYE wurde durch Landaufschüttung gewonnen.

R D: Deshalb sind wir mit unserem Projekt immer wieder auf Unver-ständnis gestoßen: Einerseits bauen wir Land dazu, stellen das Haus dann aber fast direkt ans Wasser. Das gibt es in Holland sonst kaum. Dort wird trotz der allgegenwärtigen Präsenz von Flüssen, Grachten und Meer immer eine gewisse Distanz, eine Schwelle zum Wasser gewahrt. Wir wollten hingegen das Haus direkt ans Wasser setzen, was von der Hafen-behörde nicht genehmigt wurde. In Bezug zur Landschaft haben mich zwei Dinge fasziniert: der Horizont und das Wasser. Das EYE ist auf beides gleichermaßen ausgerichtet.

CM: Das sind Beschreibungen von jemandem, der die Landschaft nicht kontrollieren und beherr-schen sondern die landschaftliche Szenerie auskosten und sie viel-leicht sogar dramatisieren will.

Da wart ihr wohl eher Exoten und Romantiker in einer Kultur, die die Landschaft lieber kontrolliert?

DF: Im Verständnis und im Umgang mit Landschaft gibt es sicherlich einen Unterschied zur holländi-schen Kultur. Ich habe viel mit Rien Hagen, dem ehemaligen Direktor des Filminstituts, über Landschaft diskutiert. Er hasst Berge und sagt, er fühle sich von einer gebirgigen Landschaft bedroht. Berge sind ja wirklich ein unwirtliches Territo-rium für den Menschen. Die Ideal-vorstellung einer Landschaft für den Menschen wären die Hügelland-schaften Frankreichs oder Italiens.

R D: In meiner Kindheit habe ich oft die Schule geschwänzt, um die Berge zu erklimmen. Ich musste zum Mittagessen zurück sein, aber meine Sehnsucht, den Horizont zu sehen war so stark, dass ich trotzdem los-gezogen bin. Mein Heimatort Meran ist ja räumlich gesehen der Abfluss einer Badewanne, denn die Stadt liegt am tiefsten Punkt in einem Kessel. Warum gehen wir gerne durch eine Stadt? Um Orte aufzusu-chen, die einen Überblick über die Stadt gewähren, um Orientierung zu gewinnen, um das Gefühl einer gewissen Erhabenheit zu verspüren. Man genießt die Doppelrolle Teil der Stadt zu sein und gleichzeitig eine gewisse Distanz zu ihr zu haben. Man spürt die Stadt und kann sie beobachten und über sie reflek-tieren. Wenn das EYE eine Bühne zur Stadt darstellt, dann verstehe ich das Museum als genau jener Ort, der das Gefühl vermittelt, die Stadt Amsterdam liege einem zu Füßen.

8) Das Gebäude ist ein Filmmu-seum und heißt EYE. Angesichts der Tatsache, dass Architektur his-torisch so stark wie noch nie vom Visuellen dominiert wird, was man u.a. daran sieht, dass das Foto eines

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Gebäudes beinahe wichtiger wird als das Gebäude selbst, interessiert mich, welche Rolle das Visuelle für DMAA gespielt hat, für die körperliche Erfahrung aber auch die visuelle Attraktivität, die ganz wesentliche Aspekte Eurer Arbeit sind.

R D: An den Baustellenfotos sieht man, dass sich dieses Gebäude nicht durch Bilder kommunizieren lässt. Man muss dort sein, den Raum erleben, um seine Qualität zu verstehen. Architektur lässt sich schwer über Bilder vermitteln.

CM: Mich interessiert in diesen Zusammenhang besonders der Film. Wie wir alle wissen, gibt es Architekten, die mit Filmsoft-ware Gebäude gestalten. Die digitalen Instrumente sind ähn-lich, ob du einen Animations-film machst oder Architektur.

R D: Film ist ja nichts anderes als bewegtes Bild. Sobald du aber den Vorführraum verlässt, setzt du dich in Bewegung, aufgeladen durch ein Filmerlebnis und tauchst in einen Raum ein, in dem du den Film verarbeiten kannst. Die Architektur des Filminstituts animiert Men-schen, sich zu bewegen: geistig, in die Zukunft zu denken, darüber zu reflektieren und mit anderen zu kommunizieren. Dadurch lässt sich die Erfahrung des Films ver-tiefen. Anhand von Fotos über das Gebäude zu schreiben, wäre ebenso absurd, wie anhand des Drehbuchs über einen Film zu schreiben.

PB: Die dritte Dimension ent-steht durch die Bewegung. Das Gebäude erscheint in der Bewegung durch die Räume immer wieder anders. Je weiter man sich auf den Tribünen hinauf bewegt, umso stärker verändert sich der Blick auf den Raum bzw. auf die Stadt.

CM: Wenn man beispielsweise Lichter der Großstadt gesehen hat, hat man danach sicher einen anderen Blick auf die Stadt. Der Reichtum des Kunstwerks, das man gesehen hat, bereichert die Wahrnehmung.

DF: Man befindet sich dann zwischen dem virtuellen und dem realen Bild der Stadt.

CM: Das heißt, es gibt beim EYE zwei Modalitäten der Erfah-rung: das Imaginäre und das Soziale, also das reale Agieren.

R D: Ein guter Film bringt das Thema, das er abhandelt, nie auf den Punkt, sondern umschreibt es mit vielen Zwischentönen. Die Arena funktioniert auf ähnliche Weise: Als Transitraum, ohne konkrete Nutzungszuweisung. Sie gibt dem Besucher Entscheidungs-spielraum, sich darin zu bewegen.

CM: Dem was ihr sagt, entnehme ich, dass ihr euch bei der Ent-wicklung des EYE selbst nicht unbedingt wie Filmregisseure gefühlt habt. Es war euch offenbar wichtiger die Kommunikation über den Film zu ermöglichen als selbst ein Drehbuch zu schreiben.

EDM: Das Konzept bietet Zonen unterschiedlicher Qualitäten an, deren Funktion jedoch nicht spe-zifisch vorgegeben ist. In seiner Benutzung zeigt sich das Gebäude als schwellenlos vernetzte Raum-konfiguration, die eine individu-elle, temporäre Vereinnahmung durch seine Nutzer zulässt.

DF: Kinosäle sind im Allgemeinen geschlossene Boxen, die aufgrund der Vorgaben für optimale Licht- und Akustikverhältnisse entwi-ckelt werden - ausschließlich einer Beziehung zwischen Auge und Leinwand. Der Raum tritt zurück, eine Raumwahrnehmung findet vor

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und nach der Filmvorführung statt. Vergleiche mit der Regiearbeit sind eher in der Umsetzung, im Produk-tionsprozess zu sehen. Beide Dis-ziplinen bedeuten Teamarbeit, bei der es gilt, die eigenen Ideen gegen alle Widerstände umzusetzen.

9) Wieso wehrt ihr euch, wenn ein Gebäude wie das EYE als Skulptur bezeichnet wird?

R D: Wir gehen bei jedem Entwurf von der Relation zwischen Raum und Menschen aus bzw. vize versa des Menschen auf den Raum. Dabei spielen vielfältige äußere Parameter eine Rolle, etwa Funktionsanfor-derungen, technische Einschrän-kungen, ökonomische Zwänge etc. Künstler sind nicht annähernd einer solchen Fülle an externen Einflussfaktoren ausgesetzt, und sie könnten diese auch nicht in dem Ausmaß berücksichtigen, wenn sie Kunst produzieren wollen. In der Architektur geht darum, Prozesse und Erfahrungen zu initiieren, zu intensiveren, Gebäude als integrale Teile eines übergeordneten Orga-nismus‘ zu begreifen, die permanent mit ihrer Umgebung interagieren.

EDM: Skulpturen bilden mitunter auch komplexe Räume und solche, die starke physiologische Wirkungen entfalten. Architektur ist aller-dings wesentlich komplexer, weil sie auf eine Fülle von unterschied-lichen Anforderungen reagieren muss. Ähnlich unseren Gebäuden besitzen Skulpturen starke physi-sche Präsenz, sind formal elaboriert, allerdings trägt Architektur die zentrale Verantwortung, darüber hinaus sozialen und funktio-nalen Mehrwert zu generieren.

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CV

1993 Gründung der Delugan Meissl_ZT GmbH (Elke Delugan_Meissl und Roman Delugan)

2004 Erweiterung des Büros zu Delugan Meissl Associated Architects (Partner: Dietmar Feistel, Martin Josst)

Elke Delugan Meissl geboren in Linz

1983-1987Studium an der Tech-nischen Universität Innsbruck

1987Diplom bei Prof. Othmar. Barth

2003-2008 Mitglied des Grund-stücksbeirats Wien

2006 – 2010 Vorsitzende des Gestaltungsbeirats Salzburg

seit 2009Vorsitzende des BIG Architekturbeirats Wien [Mitglied seit 2007]

Roman Delugan geboren in Meran

Studium an der Hoch-schule für angewandte Kunst in Wien, Meisterklasse Prof. Wilhelm Holzbauer

1984 –1985Mitarbeit am Forschungsprojekt «Architektur des 20. Jahrhunderts in Österreich»bei Prof. Friedrich Achleitner

1993Diplom Studienrichtung Architektur

Dietmar Feistelgeboren in Bregenz

Studium an der Techni-schen Universität Wien

1996-2000 Lehrauftrag an der Technischen Universität Wien bei Will Alsop

seit 1998 Mitarbeit und Projektlei-tung bei Delugan Meissl ZT GmbH

seit 2004 Partner DELUGAN MEISSL ASSOCIATED ARCHITECTS

Martin Josst geboren in Hamburg

Studium an der Muthesi-us Hochschule für Kunst und Gestaltung, Kiel

2000Mitarbeit bei Morphosis, Los Angeles

seit 2001Mitarbeit und Projektlei-tung bei Delugan Meissl ZT GmbH

seit 2004Partner DELUGAN MEISSL ASSOCIATED ARCHITECTS

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Büroprofil

Zu den ersten Großprojekten der Architekten gehören der 1998 realisierte Balken und der zwei Jahre später fertig gestellte Mischek Tower, zwei bedeu-tende, geförderte Wohnbauten in Wien. Während der nunmehr 19-jäh-rigen Tätigkeit des Büros wurden weitere zahlreiche Projekte verwirklicht, darunter die Global Headquarters Sandoz der Novartis Company (2003), das vielfach publizierte Haus Ray1 (2003), die City Lofts und das Hochhaus am Wienerberg. Neben zahlreichen internationalen Wettbewerbserfolgen fand das 2004 anlässlich der 1. Architekturbiennale Chinas realisierte Apartment in der Phoenix City in Peking besondere Beachtung. Mit dem Wettbewerbs-sieg für den Bau des Neuen Porsche Museums in Stuttgart-Zuffenhausen 2005, dem ex-aequo-Sieg für das Darat King Abdullah II Kulturzentrum und Opernhaus in Amman, Jordanien (2008), sowie mit der Zulassung zur Teilnahme am weltweit ausgeschriebenen, beschränkten Wettbewerb für das Victoria & Albert Museum in Dundee, Schottland, im Jahr 2010 setzt sich der Weg der Architekten in Richtung Internationalität fort. Die Realisierung des EYE Film Instituts Niederlande in Amsterdam repräsen-tiert einen weiteren Meilenstein in der Geschichte des Wiener Büros.

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Architektonischer ZugangDie Architektur von Delugan Meissl Associated Architects gleicht einer Sprache, deren Bedeutung durch die Beziehung einzelner Wörter zuei-nander entsteht. Im Unterschied zu anderen Architekturauffassungen reduzieren Delugan Meissl Associated Architects dieses Prinzip von hermetischen Sprachspielen nicht auf dessen Selbstanwendung, son-dern etablieren in Ihrer Arbeit möglichst vielseitige Beziehungen zwi-schen Architektur und ihrem Umfeld, wobei der Kontext des Gebäudes und der physischen Präsenz seines Benutzers im Vordergrund stehen.

Entwurfsprozesse werden unweigerlich und konsequent von der räum-lichen Erfahrbarkeit durch den zukünftigen Nutzer geleitet. Ihre kon-textuelle Anknüpfung an Vorhandenes gleicht Organismen im über-tragenen Sinne, die als zielgerichtete Teile eines Gesamtsystems in Wechselbeziehung mit ihrer Umgebung stehen. Im Inneren wie im Äußeren implementiert Ihre Auffassung die Überwindung konven-tioneller Raumgrenzen und deren Auflösung zugunsten fließender, funktionsorientierter Abfolgen. Die Baukörper wirken durch ihre Dimension, ihr Spiel mit der Schwerkraft und ihre Geometrie direkt auf den Körper der Betrachter und spielen auf das Undarstellbare an.

In diesem Zugang sehen sich Delugan Meissl Associated Architects dem Leitbild der Intensivierung der Wechselbeziehung zwischen Archi-tektur und Wahrnehmung verpflichtet, verbunden mit dem Anspruch, diese zu verräumlichen und physiologisch wirksam zu machen. Im Gegensatz zu einer dargestellten Form zeitgenössischer Architektur, die vorrangig auf das Auge und die Interpretation einer Bedeutung hin ausgerichtet ist, wird die tatsächliche Form generiert, in ihrer phy-siologischen Wirkung auf Sinne und Körper mit dem Ziel, Regulator des Rhythmus‘ des sozialen und individuellen Lebens zu sein.

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PRESSEBEREICH

IN ANALOGIE ZUR BLACKBOX ENTSTEHT MIT DEM GEBÄUDE EINE BÜHNE IN DER REALEN WELT,

AUF DER JEDER ZUM SCHAUSPIELER WIRD. DIESE ENTSPRECHUNG SPIEGELT SICH

NICHT NUR FORMAL IN DER GEOMETRIE DES GEBÄUDES, SONDERN AUCH IN DEN

VIELFÄLTIGEN NUTZUNGEN. DIE ARCHITEKTUR ERÖFFNET MÖGLICHKEITEN, ÜBT KEINEN ZWANG AUS,

DIE ANGEBOTENE FLÄCHE AUF SPEZIFISCHE WEISE ZU BESPIELEN.

Zugangsdaten für den DMAA-EYE FILM INSTITUT Downloadbereich:

www.dmaa.atuser: 231password: eye_dmaa

Kontakt:Delugan MeisslAssociated Architects

Nora G.VorderwinklerMittersteig 13/4 A-1040 Wien T +43 1 585 3690 12 F +43 1 585 3690 11

[email protected] www.dmaa.at

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DELUGAN MEISSL ASSOCIATED ARCHITECTSEYE Film Institute Netherlands[site plan - city]

IJ

IJ

Over Hoeks Tower

Central Station

Overhoeksparklaan

SkizzeÜbersichtsplan

Grundrisse[level 00 / level 01]

Grundrisse[level 02 / level 03]

Grundriss[level 04]Längsschnitt

Querschnitt Lageplanplan

DELUGAN MEISSL ASSOCIATED ARCHITECTSEYE Film Institute Netherlands [level 00]

N 50 10 20

1 technic-room / projection booth2 film theater II3 film theater III4 film theater IV5 storage6 filmlab7 terrace8 garage9 workshop10 office filmmuseum11 canteen offices12 reception offices

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N

DELUGAN MEISSL ASSOCIATED ARCHITECTSEYE Film Institute Netherlands[level 02]

50 10 20

1 exhibition space2 exit exhibition3 restaurant4 bar, cafe5 entrance exhibition6 educational room7 public toilett

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DELUGAN MEISSL ASSOCIATED ARCHITECTSEYE Film Institute Netherlands[level 04]

N 50 10 20

1 room with overview [reception]2 film theater

2

1

DELUGAN MEISSL ASSOCIATED ARCHITECTSEYE Film Institute Netherlands[level 01]

N 50 10 20

1 entrance2 film theater II3 film theater III4 film theater IV5 bar, cafe6 restaurant, bar7 terrace8 cloakroom / lockers9 back office10 office filmmuseum11 museum shop12 ticket / infodesk13 projection booth / office

13

13

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50 10 20N

DELUGAN MEISSL ASSOCIATED ARCHITECTSEYE Film Institute Netherlands[level 03]

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1 foyer theater 12 film theater I3 arena4 exhibition space

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1 cinema 12 projection booth3 technic-room 4 arena / bar-restaurant 5 ticket counter6 shop7 basement8 offices 9 exhibition

7 8 8

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1 2

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DELUGAN MEISSL ASSOCIATED ARCHITECTSEYE Film Institute Netherlands[section 01]

50 10

DELUGAN MEISSL ASSOCIATED ARCHITECTSEYE Film Institute Netherlands[section 02]

N 50 10 20

1 film theater II2 exhibition space3 basement4 foyer5 arena, bar/restaurant

1

3

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50 2500 150

N

DELUGAN MEISSL ASSOCIATED ARCHITECTSEYE Film Institute Netherlands[site plan]

IJ

IJ

Central Station

Over Hoeks Tower

Eye Film Institute

Over Hoeks Park

Ferry Station

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Icon / Piktogramm

FunktionsaxonometriePiktogramm

Piktogramm

Piktogramm

Piktogramm

DELUGAN MEISSL ASSOCIATED ARCHITECTSEYE Film Institute Netherlands, Amsterdam[pictograms_urban development_heights]

heights

DELUGAN MEISSL ASSOCIATED ARCHITECTSEYE Film Institute Netherlands, Amsterdam[pictograms_urban development_180° view]

180° view

DELUGAN MEISSL ASSOCIATED ARCHITECTSEYE Film Institute Netherlands, Amsterdam[pictograms_urban development]

access

CAR

BICYCLE

FERRY

DELUGAN MEISSL ASSOCIATED ARCHITECTSEYE Film Institute Netherlands, Amsterdam[pictograms_urban development]

relationship to shell tower

DELUGAN MEISSL ASSOCIATED ARCHITECTSEYE Film Institute Netherlands, Amsterdam[pictograms_urban development_synergy EYE - shell tower]

synergy EYE - shell tower

DELUGAN MEISSL ASSOCIATED ARCHITECTS

EYE

Film Institute N

etherlands, Am

sterdam[pictogram

s_urban development_heights]

heights

DELUGAN MEISSL ASSOCIATED ARCHITECTSEYE Film Institute Netherlands, Amsterdam[pictograms_urban development_place of sojourn]

place of sojourn

DELUGAN MEISSL ASSOCIATED ARCHITECTSEYE Film Institute Netherlands, Amsterdam[pictograms_urban development_shoreline]

shoreline

DELUGAN MEISSL ASSOCIATED ARCHITECTSEYE Film Institute Netherlands, Amsterdam[pictograms_urban development_view from ferry]

view from ferry

Ferry

exhibition space1200 m²

workshop

entranceshop

basement

arena / bar-restaurant

cinema 1, level 02315 seats

cinema 2,3 level 00each 130 seats

cinema 4, level -0167 seats

DELUGAN MEISSL ASSOCIATED ARCHITECTSEYE Film Institute Natherlands, Amsterdam[picto_explosion]

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Blick vom Süden

Blick von der Arena zum Aufgang / zu den Tribünen

Fassade / Terrasse

Luftaufnahme

Luftaufnahme

Blick aus der Arena

Photos: Iwan Baan© DMAAZur einmaligen hono-rarfreien Verwendung unter Nennung des Photographs

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239: Voctoria&Albert

Museum, Dundee,

Schottland

Wettbewerb 2010

219: Unternehmenszentrale

Bestattung & Friedhöfe Wien GmbH

Wien, Österreich, 2012

Photo: Hertha Hurnaus

182: Festival Hall Erl, Tirol,

Österreich

Fertigstellung 2012

218: Spiegel Office

Complex, Hamburg,

Deutschland

Wettbewerb 2009

195: Darat King Abdullah II Performing Art

Centre, Amman, Jordanien

Wettbewerb 2008

REFERENZPROJEKTE

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135: Porsche Museum,

Stuttgart, Deutschland, 2008

Photo: Brigida González

059: House Ray 1, Wien,

Österreich, 2003

Photo: Hertha Hurnaus

039: Hochhaus Wienerberg, Wien, Österreich 2005

Photo: Hertha Hurnaus

157: Apartment ci17,

Österreich, 2009

Photo: Brigida González

106: Haus RT, Österreich, 2005

Photo: Hertha Hurnaus

116: Apartment Oberlech, Österreich, 2006

Photo: Adolf Bereuter

136: FH Campus Wien, Wien, Österreich, 2009

Photo: Hertha Hurnaus