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06.06.2014
Fakultät Physik der Universität Regensburg
SPEKTROSKOPIE Helene Plank, Stephan Giglberger
Inhaltsverzeichnis 1. Warum Spektroskopie auf dem Mars? ................................................................................................. 1
2. Theoretische Grundlagen der Spektroskopie ....................................................................................... 2
2.1. Das Spektrum ............................................................................................................................... 2
2.2. Wechselwirkung mit Materie ....................................................................................................... 3
2.3. Die wichtigsten Einheiten ............................................................................................................. 4
3. Versuch: Das Fourier-Transformations-Infrarot-Spektrometer ........................................................... 6
1.1.1. Aufbau und Funktionsweise ................................................................................................. 6
1.1.2. Fourier-Transformation ........................................................................................................ 8
1.1.3. Aufgenommene Transmissionsspektren .............................................................................. 8
1. Warum Spektroskopie auf dem Mars?
Die zentralen Fragen:
2. Theoretische Grundlagen der Spektroskopie
Bevor wir im Labor loslegen können, müssen wir uns mit den theoretischen Grundlagen, Einheiten und
Ideen des Versuchsaufbaus vertraut machen. Die Spektroskopie ist das Gebiet der spektralen Analyse
von Materialien, das heißt, dass Feststoffe, Gase oder Flüssigkeiten mit Strahlung durchleuchtet und
charakterisiert werden.
2.1. Das Spektrum
Zuerst gehen wir genauer auf den Begriff des elektromagnetischen Spektrums ein (vgl. Abb1). Das
Spektrum umfasst die Gesamtheit der elektromagnetischen (elmag) Wellen und unterteilt diese in
verschiedene Bereiche. Eine elmag Welle benötigt kein Medium in dem es sich ausbreiten kann und
existiert deshalb auch im Vakuum - im Gegensatz zu Schallwellen. Im Vakuum ist die Ausbreitungs-
geschwindigkeit von elmag Wellen maximal und wird als Lichtgeschwindigkeit bezeichnet. Sie ist auf
den Wert
festgelegt.
Abbildung 1: Das elektromagnetische Spektrum
1. Es klassifiziert die Strahlung indem einer Welle eine Wellenlänge, bzw. eine
Frequenz oder Energie zugeordnet wird. Zusätzlich ist es in Bereiche unterteilt: Radiowellen, Mikrowellen, Infrarot-Bereich (IR), Sichtbares Licht (VIS), Ultraviolett-Strahlung (UV), weiche und harte Röntgenstrahlung (X-Rays) und Gamma-Strahlung
Elmag Wellen können sich auch in Medien ausbreiten, werden hier jedoch abgebremst. So ist in
bodennaher Luft die Lichtgeschwindigkeit etwa (ca. ), in Wasser
(ca. ) geringer als in Vakuum.
Wie wir aus Abb.1 entnehmen können werden die elmag Wellen nicht nur einer Wellenlänge (bzw. einer
Frequenz oder Energie) zugeordnet, sondern auch in historisch bedingte Bereiche eingeteilt. Der uns am
vertrauteste Bereich ist wohl der des sichtbaren Lichts, mit VIS (von visible, engl. sichtbar) abgekürzt. Er
umfasst alle Wellenlängen, die unser menschliches Auge wahrnehmen kann. Gehen wir zu größeren
Wellenlängen kommen wir in den Bereich der Infrarot-Strahlung (IR), die besser bekannt ist als
1 http://mdkchemistry.blogspot.de/2013/01/112-electromagnetic-radiation_23.html
Wärmestrahlung. Der Bereich noch größerer Wellenlängen wird in Mikrowellen (ca. 300 mm bis ca.
1 cm) und Radiowellen (ca. 1cm bis mehrere km) unterteilt.
Im Bereich kürzerer Wellenlängen folgt auf das VIS die Ultraviolett-Strahlung (auch UV genannt, 380-
10nm), die zum Beispiel die Bräunung der obersten Hautschicht bewirkt (oder auch Sonnenbrand).
Röntgenstrahlen (genannt X-Rays, 10nm und etwa 1pm), die bei starker Beschleunigung von Elektronen
oder bei hochenergetischen Schalenübergängen entstehen, und Gammastrahlen (kleiner als 5pm), die
beim Zerfall von Atomkernen auftreten, werden ab Wellenlängen kleiner als 200nm als ionisierende
Strahlung bezeichnet. Elektronen können durch diese hochenergetische Strahlung aus Atomen oder
Molekülen entfernt werden, sodass positiv geladene Ionen oder Molekülreste zurückbleiben.
2.2. Wechselwirkung mit Materie
Wie oben kurz erwähnt kann eine elmag Welle mit Materie wechselwirken, jedoch hängt der Grad der
Wechselwirkung von der Wellenlänge und den Material selbst ab.
Ohne genauer auf die interne Wechselwirkung einzugehen betrachten wir ein einfaches Model um zu
verstehen, weshalb Dinge für uns Menschen schwarz, weiß oder durchsichtig erscheinen. Es sei
vorausgestellt, dass „weißes“ Licht, das wir von der Glühbirne oder der Sonne kennen, eine
Überlagerung der gesamten VIS-Strahlung ist (vgl. Versuch mit Prisma).
Trifft nun weißes Licht (das genau genommen eine Überlagerung aller elmag Wellen des VIS sind) auf ein
Material, kann es absorbiert, reflektiert oder transmittiert werden.
Absorption: Die eintreffende elmag Welle wechselwirkt mit dem Material und wird von diesem
aufgenommen
Reflexion: Die eintreffenden elmag Welle wird an der Oberfläche zurückgeworfen
Transmission: Die eintreffende elmag Welle kann nicht mit dem Material wechselwirken und
wird deshalb nicht geschwächt. Sie kann ungehindert fortlaufen
Diese drei grundlegenden Prozesse treten in der Realität nie getrennt voneinander auf, können jedoch
unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Der Grad der Ausprägung kann sich auch mit der Wellenlänge der
elmag Strahlung ändern.
Abbildung 2: Einfaches Model zur Erklärung der Farbwahrnehmung unseres Auges. Bei schwarzen Körpern wird das einfallende sichtbare Licht vollständig absorbiert, bei weißen Körpern fast vollständig reflektiert und bei durchsichtigen Körpern transmittiert.
Um auf das Beispiel mit der Farbe zurück zu kommen (vgl. dazu Abb.2):
- Ein weißer Körper reflektiert den Großteil der eintreffenden Strahlung. Unser Auge nimmt den
reflektierten Teil wahr. Da das gesamte sichtbare Licht reflektiert wird (und dieses in der
Überlagerung weiß aussieht) nehmen wir Menschen den Körper weiß war, da wird das
Dahinterliegende nicht sehen können.
- Ein schwarzer Körper absorbiert den Großteil der eintreffenden Strahlung. Da fast keine
Strahlung reflektiert wird, kann unser Auge auch keine Strahlung wahrnehmen.
- Ein durchsichtiger Körper transmittiert den Großteil der eintreffenden Strahlung. Befinden sich
der Beobachter auf der anderen Seite des Materials als die Lichtquelle, kann er diese sehen.
Analog zu diesen Betrachtungen lässt sich auch die Farbe eines Körpers erklären. Ein uns grün
erscheinender Körper reflektiert nur grünes Licht, der Rest wird absorbiert. Ein uns rot erscheinender
Körper, reflektiert nur rotes Licht (vgl. Abb.3)
Abbildung 3: Einfaches Model zur Erklärung der Farbwahrnehmung unseres Auges. Für Menschen grün wirkende Körper reflektiert nur grünes Licht, rote nur rotes.
Verlassen wir nun den Bereich des sichtbaren Lichts und wenden uns dem IR zu. Auch in diesem Bereich
können die elmag Wellen mit Materie wechselwirken, auch hier gibt es Absorption, Reflexion und
Transmission. Nur ist die Charakterisierung nicht so einfach wie im VIS, da uns ein so guter Detektor wie
das Auge fehlt!
2.3. Die wichtigsten Einheiten
Um den theoretischen Teil abschließen zu können, müssen wir uns noch die wichtigsten Einheiten und
Gleichungen der Spektroskopie ansehen. Die Wellenlänge ist eine anschauliche Beschreibung der
elmag Welle (vgl. Abb.4). Eine von der Wellenlänge ableitbare Einheit ist die Frequenz, welche mit der
Wellenlänge im Verhältnis
steht, wobei die Lichtgeschwindigkeit ist. In der Spektroskopie wird eine eigene Einheit verwendet, die
Wellenzahlen Sie wird aus dem Kehrwert der Wellenlänge gebildet
und wird in [ ] angegeben.
Abbildung 4: Definition der Wellenlänge: Kleinster Abstand zweier Punkte in Phase (z.B. zweier Maxima)
Betrachten wir erneut Abb.1 stellen wir fest, dass auch die Energie als Einheit angegeben ist.
Kurze Geschichte der Quantenphysik (Anmerkung: in der Quantenphysik ist die Welt diskret, d.h. es gibt nur ganzzahlige Vielfache einer kleinsten Einheit)
Max Planck mutmaßte 1900 was Albert Einstein 1905 zeigte:
- Licht ist quantisiert
- Das heißt die elektromagnetische Strahlung besteht aus teilchenartigen Objekten, den
Lichtquanten
- Deren Energie ist je nach Frequenz der Lichtwelle
- Das kleinste Vielfache dieses Energieübertrags ist proportional zum Planck´schen
Wirkungsquantum
- Planck: 1918 Nobelpreis für die Entdeckung der Quantisierung
- Einstein: 1921 Nobelpreis für die Entdeckung der Quantisierung des Lichts
Einstein und Planck stellten mit ihrer Hypothese der Quantisierung der Energie die Welt der Physik auf
den Kopf. Auch Licht besitzt Energie, die nur diskrete Werte annimmt. Dies ist nur möglich, falls Licht
einen Teilchencharakter aufweist. Der Welle-Teilchen-Dualismus sagt aus, dass Licht gleichzeitig sowohl
ein Teilchen (ein Lichtquant oder Photon) als auch eine elmag Welle ist.
Dieser kurze Einblick in die Quantenphysik sollte zeigen, dass jede elmag Welle aus Photonen der
Energie
Bestehen. Zudem folgt, dass Wellen / Photonen größerer Frequenz (kleinerer Wellenlänge)
energiereicher sind. So ist zum Beispiel blaues Licht energiereicher als rotes da „blaue Photon“ mehr
Energie haben als „rote Photonen“.
3. Versuch: Das Fourier-Transformations-Infrarot-Spektrometer
Im Folgenden werden beide Versuchsteile kurz beschrieben. Außerdem werden kurz die Ergebnisse
vorgestellt.
Die Spektroskopie im Infraroten ist in der Forschung von großem Interesse, da wichtige
Absorptionslinien vieler Moleküle in diesem Bereich liegen. Mit dieser auch Molekülspektroskopie
genannten Methode, lassen sich Substanzen sehr genau zuordnen.
Das im Versuch verwendete Gerät ist ein Fourier-Transformations-Infrarot-Spektrometer (FTIR), welches
schnell und genau arbeitet. Im Folgenden gehen wir auf die Fourier-Transformation ein.
1.1.1. Aufbau und Funktionsweise
Die dem FTIR zugrunde liegende Technik ist die des Michelson-Interferometers. In Abb.5 ist dessen
schematischer Aufbau dargestellt: Strahlung einer beliebigen Quelle wird gebündelt an einem
sogenannten Strahlteiler (ST) in zwei gleich große Teile aufgeteilt. Das heißt 50% des Strahls gehen
durch den Strahlteiler hindurch, 50% des Strahls werden unter einem 90° Winkel reflektiert.
Teilstrahlen (1) wird an einem unbeweglichen Spiegel (Sp1) reflektiert, Teilstrahl (2) an einem
beweglichen (Sp2). Nachdem beide Teilstrahlen wieder am Strahlteiler transmittiert (1) und reflektiert
(2) werden, interferieren sie am Detektor.
Abbildung 5: schematischer Aufbau eines Michelson-Interferometers. Licht einer beliebigen Strahlungsquelle wird an einem sogenannten Strahlteiler aufgeteilt und an Spiegel 1 und 2 (Sp1 und Sp2) reflektiert. Beide Strahlen treffen auf einem Schirm oder Detektor wieder zusammen und interferieren.
Betrachten wir zunächst den einfachsten Fall:
Der bewegliche Spiegel Sp2 befindet sich in seiner Grundposition: beide Strahlen durchlaufen
den gleichen Weg und überlagern sich konstruktiv. Betrachten wir Abb.6(a) sehen wir, dass die
Summe der beiden Wellenzüge maximal ist.
Strahlungsquelle
Detektor
Spiegel
Bew
eglicher Sp
iegel
Sp1
Sp2 (1)
(2)
Der bewegliche Spiegel Sp2 wird um bewegt: Strahl (2) hat nun einen
Gangunterschied von
da er zweimal die Strecke durchlaufen muss. Beiden Strahlen
überlagern sich destruktiv. Betrachten wir Abb.6(b) sehen wir, dass sich beide Wellenzüge
auslöschen.
Abbildung 6: konstruktive und destruktive Interferenz2
Die Bedingung der destruktiven Interferenz gilt genau für eine Wellenlänge bzw. ganzzahligen
Vielfachen der Spiegelposition und des Gangunterschieds
(
)
Konstruktive Interferenz für
Indem der Spiegel kontinuierlich bewegt wird, lässt sich ein Interferogramm in Abhängigkeit von der
Spiegelposition aufnehmen. Es besteht aus einer Folge von Minima (destruktive Interferenz) und
Maxima (konstruktive Interferenz).
Dieses Beispiel gilt für den Fall, dass die Strahlungsquelle genau Licht einer Wellenlänge aussendet
(monochromatische Quelle, z.B. Laser). Doch auch im Fall polychromatischer Quellen (z.B.
Quecksilberdampflampe, Glühbirne…) gelten weiterhin die Interferenzbedingungen, wenn auch für
verschiedene Spiegelpositionen. Nun kann in Abhängigkeit von der Spiegelposition und den
Interferenzbedingungen auf die Wellenlänge der interferierenden Wellen rückgeschlossen werden.
Der Detektor des Michelson-Interferometers liefert Intensität des eingestrahlten Lichts in Abhängigkeit
von der Änderung der Spiegelposition
Um ein Spektrum in Abhängigkeit von der Wellenlänge zu erhalten, muss es vorher umgerechnet
werden. Dies geschieht mit Hilfe der so gennannten Fourier-Transformation, weshalb diese Art der
Spektroskopie Fourier-Transformations-Spektroskopie genannt wird.
2 http://de.wikipedia.org/wiki/Interferenz_%28Physik%29
(a) (b)
1.1.2. Fourier-Transformation
Die Fourier-Transformation ist ein Hilfsmittel aus der Mathematik um das gemessene Spektrum in
Abhängigkeit von der Wellenlänge zu berechnen (erledigt der Computer für uns). Das Prinzip hinter
der Fourier Transformation lässt sich jedoch leicht an einem Beispiel veranschaulichen:
Abbildung 7: Veranschaulichung der Fourier-Transformation (Bild der Harmonischen von 3)
Betrachten wir Abb.7(a) sehen wir auf der linken Seite eine Schwingung (mit Amplitude ) und auf der
rechten Seite die zugehörige Wellenlänge (mit Intensität ). Nimmt die Amplitude der Schwingung
ab, verringert sich die Intensität von vergrößert sich die Amplitude der Welle, nimmt die Intensität
zu.
In Abb.7(b) sehen wir nun eine Überlagerung von vier Schwingungen. Die Grundschwingung ist analog
zu der in Abb.7(a) hat jedoch eine geringerer Amplitude. Rechts sehen wir die zugehörige Line bei
mit geringerer Intensität. Schwingung (2)-(4) sind Harmonische der Schwingung (1). Die erste
Harmonische (Schwingung(2)) hat die halbe Wellenlänge, die zweite Harmonische ein drittel der
Wellenlänge und die dritte ein viertel der Wellenlänge usw.
Diese Umrechnung zwischen der Schwingung und den Wellenlängen ist die Fourier-Transformation.
Liegt nur die Überlagerung (dicke Linie) der vier Harmonischen vor, ist das Ablesen der einzelnen
Wellenlängen nicht mehr möglich, kann jedoch berechnet werden.
1.1.3. Aufgenommene Transmissionsspektren
Hier nun die im Versuchsteil aufgenommenen Transmissionsspektren. Im ersten Teil haben wir vier
verschiedene weiße Stoffe untersucht und festgestellt, dass wir sie anhand ihrer
Transmissionsspektrums im Infraroten unterschieden können (vgl. Abb.8).
3 http://www.tonalemusik.de/lexikon/musik.htm
(a)
(b)
Abbildung 8: Transmissionsspektrum vier verschiedener weißer Stoffe
In Abb.9 sehen wir noch einmal die vier Spektren genauer.
Abbildung 9: Die vier Transmissionsspektren einzeln und in genauerer Auflösung
Da eine wichtige Frage zur Erforschung des Mars ist, ob auf ihm Wasser gibt, haben wir auch den
Einfluss von Wasser auf die Transmission untersucht. Dazu haben wir einmal das Spektrum von
trockenem Sand und einmal von nassem Sand aufgenommen. In Abb.10 sieht man nicht nur, dass sich
die Transmission verringert, da Wasser sehr gut Wärmestrahlung absorbiert, sondern auch dass sich der
Verlauf des Spektrums ändert.
Abbildung 10: Transmissionsspektren von trockenem und nassem Sand