Foyer November

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MAINFRANKEN THEATER WÜRZBURG | November 2014 Chiffre einer verfallenden Gesellschaft Die Ratten Berliner Tragikomödie von Gerhart Hauptmann KONZERT NICHT NUR FÜR PROTESTANTEN 2. SINFONIEKONZERT „ANFANG UND ENDE“ OPER NICHT NUR FÜR SCHMETTERLINGSFREUNDE MADAMA BUTTERFLY OPERETTE NICHT NUR FÜR PSEUDOFÜRSTEN ZIGEUNERBARON FAMILIENSTÜCK NICHT NUR FÜR AUSREISSER PETER PAN

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MAINFRANKEN THE ATER WÜRZBUR G | November 2014

Chiffre einer verfallenden Gesellschaft

Die RattenBerliner Tragikomödievon Gerhart Hauptmann

KONZER T NICHT NUR FÜR PR OTE STANTEN

2. SINFONIEKONZER T „ ANFANG UND ENDE“

OPER NICHT NUR FÜR SCHMET TERLINGSFREUNDE

MADAMA BUT TERFLYOPERET TE NICHT NUR FÜR P SEUDOFÜR STEN

ZIGEUNERBAR ON

FAMILIENSTÜCK NICHT NUR FÜR AUSREIS SER

PETER PAN

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Liebe Freunde des Mainfranken Theaters,

im grauen Monat November bieten Ihnen die Vorstellungen des Mainfranken The-aters besonders viel Abwechslung und Anregung in allen Sparten: unsere von Publikum und Presse gleichermaßen ge-feierte Inszenierung Madama Butterfly, die faszinierende Strawinsky-Oper The Rake‘s Progress, das Erfolgsballett Dorn- röschen, Hauptmanns Die Ratten – um nur die Titel im Großen Haus zu benennen. Leidenschaft und Dämonie, Schönheit und Tragikomik sind die Themen der ge-nannten Werke. All’ das aber können Sie gleichzeitig noch ein letztes Mal in der „Stunde der Boxer“ K.o. nach zwölf Run-den erleben: Eine faszinierende Parabel auf die Rituale von Kampf und Spiel und den Mythos von Sieg und Niederlage.Kampf und Spiel, Sieg und Niederla-ge, Krieg und Frieden – Begriffspaare, die durch unser Spielzeitthema und die Stückauswahl programmatisch den roten Faden bilden. Letzten Endes verweisen sie auf die existentielle Bestimmung des Men-schen, auf „Anfang und Ende“. So lautet im Monat November, der im Kirchenjahr auch der Monat des Erinnerns und Ge-

denkens ist, das Thema unseres zweiten Sinfoniekonzerts. Generalmusikdirektor Enrico Calesso wird mit dem Philharmoni-schen Orchester, dem Chor- und Extrachor des Mainfranken Theaters sowie Daniel Fiolka und Silke Evers Brahms’ Deutsches Requiem in der Sankt Johanniskirche auf-führen, für mich persönlich ein Höhepunkt in der laufenden Konzertsaison. Zuvor erklingt als Apotheose die Hoffnung auf Jenseits und Wiederkehr And here again: die Uraufführung eines Auftragswerks des koreanischen Komponisten Kunsu Shim. Übrigens wird dieses Konzert von unserem Medienpartner, dem Bayerischen Rundfunk, für eine CD-Produktion sowie eine spätere Ausstrahlung aufgezeichnet. Doch lassen Sie sich nicht das Konzert entgehen – dessen unmittelbarer Eindruck ist und bleibt unwiederbringlich …

In diesem Sinne grüßt Sie herzlich aus dem Mainfranken Theater

Ihr

Hermann SchneiderIntendant

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Ohne George hätte es all das nicht gegeben. Nicht Peter Pan, den berühmten Jungen, der nicht er-wachsen werden will. Nicht die Familie Darling mit ihrem Hund Nana, der als Babysitter die Kin-der Michael, John und Wendy hütet. Nicht das Nimmerland, das nur derjenige erreicht, der „die zweite rechts und dann immer geradeaus bis zum Morgen“ fliegt.

Dieser Junge, George Llewelyn Davies, verbringt im Jahr 1897 einen Großteil seiner Zeit – gemein-sam mit Bruder Jack und seinem Kindermädchen – im Londoner Park Kensington Gardens. George ist fünf Jahre alt, als er dort einen scheuen Mann kennenlernt, der mit seinen 1,50 Meter Körper-größe nicht unbedingt eine eindrucksvolle Gestalt ist. Aber dieser Mann, der auf den Namen James Matthew Barrie hört, hat etwas an sich, das die beiden Geschwister sofort fasziniert: eine über-bordende Fantasie und eine nahezu kindliche Begeisterungsfähigkeit. Und die Faszination be-ruht auf Gegenseitigkeit. Denn der kleine Mann mit der großen Fantasie fühlt sich in der Welt der Erwachsenen nicht wirklich zuhause. Er sucht das Spiel, liebt Piratengeschichten und sehnt sich nach den Abenteuern seiner Kindertage. Fast scheint es, als habe sich diese Sehnsucht auch körperlich

Also schreibt Barrie ein Theaterstück, mit Peter Pan als Protagonisten und dem gefährlichen Piraten Käpt’n Hook als Gegenspieler. Es spielt in einem gewissen Nimmerland, in dem Piraten, Nixen und Indianer leben, eine Fee namens Tinker Bell durch die Gegend schwirrt und die Verlorenen Jungs ohne Mutter ihr Dasein fristen. Die Londoner Theater-macher sind entsetzt. Fliegende Schauspieler und rasch aufeinanderfolgende Szenen sind zu diesem Zeitpunkt ein absolutes Novum in der Theaterwelt. Technisch nicht realisierbar und dramaturgisch unausgegoren – lautet das einhellige Urteil. Der Broadway-Produzent Charles Frohman, im Herzen wie Barrie ein Kind, nimmt sich der Geschichte an. Im Dezember 1904 feiert Peter Pan, or The Boy Who Wouldn’t Grow Up Premiere. Das Publikum kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. „Eine Theateraufführung voll ausgesuchter Zärtlichkeit, Gefühl und Poesie, die den wundersamen Effekt hat, alle zu verjüngen, die sie sehen“, urteilt das Theatre Magazine. Immer wieder fügt Barrie auch nach der Uraufführung noch neue Szenen hinzu und überarbeitet das Bestehende. 1911 erscheint eine in Teilen veränderte Prosafassung unter dem Titel Peter and Wendy, da sind George und seine Brüder dem Kindesalter längst entwachsen. George

niedergeschlagen und sein Wachstum gestoppt. Barrie, der zu diesem Zeitpunkt als Zeitungskolum-nist arbeitet und bereits erste Erzählsammlungen veröffentlicht hat, notiert dazu: „Der Schrecken meiner Kindheit war, dass ich wusste, es würde eine Zeit kommen, in der ich die Spiele würde aufgeben müssen – und wie das zu schaffen sein sollte, war mir nicht klar; ich fühlte, dass ich das Spielen würde heimlich fortsetzen müssen.“

Eine Möglichkeit, das Spielen heimlich fortzuset-zen, bietet nicht nur die gemeinsam verbrachte Zeit mit den Kindern der Familie Llewelyn Davies, son-dern auch das Schreiben. Zusammen mit dem kleinen George fabuliert sich Barrie die Figur Peter Pan zurecht, der die eigene Mutter kurz nach der Geburt verlässt, um für immer Kind bleiben zu können. Zusammen mit George und den Kindern spinnt Barrie die Geschichte fort. „Das ist es, was Peter Pan ist“, schreibt Barrie später, „der Funke, der von euch auf mich übersprang.“ 1902 erscheint der Erzählband Little White Bird, mit dem er die Abenteuer von Peter Pan erstmalig einer breiten Öffentlichkeit zugänglich macht. Er glaubt zunächst noch, diese Geschichten seien vor allem sein Pri-vatvergnügen und gingen am Publikumsgeschmack vorbei. Doch Little White Bird wird zum Bestseller.

geht ans Eton College und ans Trinity College in Cambridge, schreibt „Onkel Jim“, wie er Barrie nennt, aber weiterhin regelmäßig Briefe.

Im August 1914 meldet er sich gemeinsam mit seinem Bruder Peter freiwillig, wie so viele Män-ner seiner Generation, zum Einsatz im Ersten Weltkrieg. Am 15. März 1915 fällt George in den Schützengräben von Flandern. Aber was von ihm bleibt, ist der Funke, der im besten Falle auch aufs Würzburger Publikum überspringen wird.

Niemals erwachsen werden!Ab 20. November 2014 lädt das Kinder- und Familienstück Peter Pan ins Nimmerland ein

s Wiebke Melle | X Uli Spitznagel

Titel Peter Pan | Autor James Matthew | Kinder- und Familienstück ab 5 JahrenTeam Neitzke, Dehler, MellePremiere 20. November 2014 | 11.00 Uhr Großes HausNovembertermine 26.11., 11.00 Uhr | 30.11., 15.00 + 17.00 UhrDezembertermine 9.00 Uhr: 9./10./12./16./19./22.12. | 11.00 Uhr: 2./4./5./8.– 12./15. – 19./22./26.12. | 15.00 Uhr: 21./23./28.12. | 17.00 Uhr: 21.12. | 19.30 Uhr: 18.12.Lehrervorschau: 19. November 2014Anmeldung Telefon: 0931/3908-223 oder per E-Mail [email protected]

Literatur in den Häusern der Stadt

Haben Sie Lust, Lesungen exklusiv an ungewöhnlichen Orten zu erleben? Dann sollten Sie sich die Veranstaltung Literatur in den Häusern der Stadt am 28. November 2014 um 19.30 Uhr nicht entgehen lassen. Die Mitglie-der des Schauspielensembles des Mainfranken Theaters lesen literarische Texte, die passend zum Spielzeitmotto KRIEG UND FRIEDEN ausgewählt wurden. Würzburger Privatpersonen öffnen zu diesem Anlass ihre Wohnungen und -häuser für Lesungen der besonderen Art.

Maria Brendel list Donna Tartt DistelfinkAls der dreizehnjährige Theo Decker mit seiner Mutter das Metropolitan Museum in New York besucht, fällt sie einem Bombenanschlag zum Opfer. In dem Chaos nimmt er ein Bild an sich. Mit der Zeit gewinnt es mehr und mehr an Faszination für ihn und weist ihm den Weg in eine Welt der Lüge und des Verrats.

Uwe Fischer liest Wolfgang Herrndorf Bilder deiner großen LiebeIsa ist auf der Reise. Sie begegnet Menschen – freund-lichen wie rätselhaften, schlechten wie traurigen. Noch bis kurz vor seinem Tod hat Wolfgang Herrndorf an seinem unvollendet gebliebenen Roman über die ver-rückte und hinreißende Isa geschrieben.

Petra Hartung liest Niklas Frank Meine deutsche Mutter und Jacek Cygan Der letzte KlezmerIn einer schonungslosen Auseinandersetzung mit seiner „Nazi-Mutter“ beschreibt Niklas Frank voller Emotionen den Konflikt der „Täterkinder“ mit ihren Eltern. Jacek Cygan erzählt von dem jüdischen Musiker Leopold Kozlowski. Mithilfe seiner Klezmer-Musik schafft er es, Krieg und Konzentrationslager zu überleben.

Marianne Kittel liest Hermann Hesse SiddharthaSiddhartha, die weltberühmte Legende von der Selbst-befreiung eines jungen Menschen aus familiärer und gesellschaftlicher Fremdbestimmung zu einem selbstän-digen Leben zeigt, dass Erkenntnis nicht durch Lehren zu vermitteln ist, sondern nur durch eigene Erfahrung erworben werden kann.

Alexander Hetterle liest Clemens Meyer Die Nacht, die Lichter In Clemens Meyers Erzählungen trifft man auf strau-chelnde Glückssucher, ruhelose Nachtgestalten, Heimat-lose und Träumer. Es geht um die verpasste Liebe, die

Hoffnung, einmal im Leben den großen Gewinn einzu-streichen, und den Willen, etwas aus sich zu machen.

Claudia Kraus liest Florian Illies 1913: Der Sommer des JahrhundertsDie Geschichte eines ungeheuren Jahres, das ein ganzes Jahrhundert prägen sollte: 1913, das Jahr vor der Ur-katastrophe des 20. Jahrhunderts. Florian Illies arrangiert und inszeniert eine ungeheure Materialwucht aus Kunst, Literatur, Musik und Wissenschaft.

Sven Mattke liest Ernst Jünger In StahlgewitternTrotz seines umfangreichen Œuvres ist Jüngers umstrit-tenes Debüt bis heute sein bekanntestes Werk und begründete seine Karriere als Schriftsteller. Der Roman basiert auf Jüngers Tagebüchern, die er während seines Kriegseinsatzes an der Westfront führte.

Georg Zeies liest Aharon Appelfeld Auf der LichtungIn seinem jüngsten Roman erzählt Aharon Appelfeld nüchtern und ohne Pathos vom jüdischen Widerstands-kampf in der Ukraine. Der 17-jährige Edmund entkommt dem Todeszug und findet Zuflucht bei jüdischen Parti-sanen, die Aktionen gegen die Nazis durchführen. Als es gelingt, Juden aus einem Zug zu befreien, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.

Theresa Palfi liest Vladimir Sorokin ZuckerkremlIn fünfzehn virtuosen Kurzerzählungen zeichnet der russische Starautor ein furioses Sittengemälde seines Landes im Jahr 2028. Mit großer sprachlicher Kraft entwirft Sorokin dabei eine Welt, in der die schlimmsten Albträume Wirklichkeit geworden sind.

Timo Ben Schöfer liest Walter Kempowski EcholotKempowskis Echolot-Projekt ist Totentanz und Apo-kalypse zugleich. In seiner Collage aus minutiösen Tagebucheinträgen, Briefen und Rundfunkansprachen aus den letzten Tagen Hitlerdeutschlands kommen Opfer und Täter, Prominente und Namenlose zu Wort.

Tobias Roth liest Erich Kästner GedichteMit seinen Gedichten erweist sich der linksliberale Autor Erich Kästner als genauer Chronist der politi-schen und sozialen Zustände vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Seine nüchterne und kritische Beobachtungsgabe machte ihn zum „lyrischen Reporter seines Zeitalters“.

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Editorial

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Überhaupt nicht weichgespült

Puccinis Madama Butterfly endlich wieder in Würzburg

33 Jahre lang war Giacomo Puccinis beliebte Oper Ma-dama Butterfly nicht mehr in Würzburg zu erleben. Nun hat Arila Siegert die Geschichte von der jungen Japanerin, die an ihrer Liebe zu einem Amerikaner zerbricht, neu am Mainfranken Theater inszeniert. Peter Jungblut berichtete im Bayerischen Rundfunk über ihre Arbeit: „Arila Siegert kommt ursprünglich vom Tanz, ist auch Choreografin, und das ist dieser so aufwühlenden wie bildstarken Inszenierung deutlich anzumerken. Punktgenau werden die Personen geführt, auch der Chor. Alle sonst so weichgespülten und arg überzuckerten Konflikte in dieser Oper werden sofort und drastisch augenfällig.“ Und Felix Röttger schrieb in den Fränkischen Nachrichten über diese Aufführung: „Enrico Calesso und das Philharmonische Orchester Würzburg setzen zur Krönung des Abends die komplexe Partitur geschmeidig und sicher um. […] Das Premierenpublikum honorierte die Leistungen im Graben und auf der Bühne mit begeistertem, für Würzburger Verhältnisse sogar frenetischem Applaus.“ bis zum 14. Februar 2015 auf dem Spielplan

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Ein spannender Ballettabend in ästhetischen Bildern

Ein getanzter Krimi Dornröschen gehört wohl zu den populärsten und beliebtesten Schöp-fungen des Klassischen Balletts. Peter Tschaikowski komponierte 1890 zu diesem Ballett eine überaus farbenreiche Musik. „Wer sich ganz auf den Hörgenuss von Tschaikowskis vielleicht schönstem Werk konzentriert, kann sich in der Würzburger Inszenierung daran erfreuen, wie passend die Musik Seelen- und Gemütszustände wie Freude, Schmerz, Erlösung, Kampf, Sieg oder Niederlage hörbar macht und wie ausgereift sich diese auf der Bühne tänzerisch ausgereift ausdrücken lassen,“ schrieben die Fränkischen Nachrichten und zeigen sich begeistert davon, dass Anna Vitas Interpretation des Märchenstoffes stark von der grimmschen Vorlage abweicht und nahezu „erschreckend aktuell“ umgesetzt wurde. Fasziniert davon, „tiefer in die Gedankenwelt eines Entführungstäters einzutauchen“ (Fränkische Nachrichten), war auch das Main-Echo, das den Ballettabend mit einem „dramatischen, bis zur letzten Minute fesselnden Krimi“ verglich. Von Ende Oktober (Wiederaufnahme-Premiere am 31. Oktober 2014) bis Ende Januar ist dieses spannende Handlungsballett wieder auf der Bühne des Großen Hauses zu erleben.

Skurrile TypenÜber soziale Strukturen im Berlin der Gründerzeit

Nicht enden wollten die Beifallsstürme, die das Premierenpublikum dem Schauspielensemble und dem künstlerischen Team für die Neuproduktion Die Ratten von Gerhart Hauptmann am letzten Wochenende im Main-franken Theater zudachte. Mit dieser Inszenierung hat der Berliner Sascha Bunge eine „gelungene“ Arbeit abgeliefert, so die Main-Post-Redaktion. „Das naturalistische Drama spielt in einer Mietskaserne im Berlin der boomenden Gründerzeit, die mit ihren Bewohnern die soziale Struktur der Stadt widerspiegelt.“ Verkrachte Existenzen, Bohemiens, Gauner und Kleinbürger leben unter einem Dach: Im obersten Geschoß hat der ehe-malige Theaterdirektor Hassenreuter seinen Kostümfundus untergebracht und erteilt Schauspielunterricht. Um existenziellere Fragen geht es weiter unten in der Proletarierwohnung der Familie John. Dramatische und ko-mödiantische Szenen wechseln sich ab.

„Einen Höhepunkt setzt die komödiantisch-slapstickhafte Theaterprobe bei Hassenreuter, bei der die ebenfalls zeitlose Frage verhandelt wird, was des Theaters würdig sei: das Wahre, Gute und Schöne der Deutschen Klassik oder das reale Leben und die Wirklichkeit des Alltags, wie es Hauptmann in seinen Stücken zur Vollendung gebracht hat“ (Main Post). Weitere Termine 30.10./ 12.11./ 15.11./ 19.11./ 22.11.2014

Weiß – Aspekte einer Farbe in Moderne und Gegenwart

Ausstellung im Museum im Kulturspeicher

Weiß hat in Bildern immer eine besondere Rolle gespielt, schließlich wird es zum Aufhellen von Farben benutzt. Ein autonomer Einsatz von Weiß findet sich jedoch erst in der Kunst des zwanzigsten Jahrhunderts, denn erst da löst sich Farbe im Bild von der Bindung an die abzubildende Wirklichkeit. Es entstehen Werke, die nur auf einer einzigen Farbe aufgebaut sind: Weiß.

Insgesamt ca. 120 Werke, Gemälde, Arbeiten auf Papier, Fotoarbeiten und Skulpturen, von 89 Künstlern aus der Zeit um 1900 bis heute sind in der Ausstellung zu sehen. Weiße Kunstwerke aus der Sammlung Ruppert und aus der Städtischen Sammlung des Museums werden durch Leihgaben aus öffentlichen und privaten Sammlungen ergänzt.

Am 7. November 2014 um 18.30 Uhr wird die Ausstellung im Beisein von Oberbürgermeister Christian Schuchardt eröffnet. Intendant Her-mann Schneider und Schauspielerin Marianne Kittel vom Mainfranken Theater geben Einblicke, was Dichter und Denker an der Farbe Weiß faszinierte. Alexis Agrafiotis sorgt mit Werken von Morton Feldman und Janni Christou für die musikalische Begleitung. Am 18. Januar 2015 um 18.30 Uhr wird es zusätzlich eine literarisch-musikalische Soiree geben. Vom 8. November 2014 bis 22. Februar 2015 | Museum im Kultur-speicher

Richtig geschätzt, ist halb gewonnen

Zeichen für Kultur setzen

Deutschland kann sich über eine einzigartige Orchester- und Theaterlandschaft mit einem umfangreichen, breitgefächerten Angebot freuen. Diesen wertvollen kulturellen Schatz gilt es zu bewahren und zu fördern. Dabei reichen die Gelder, die die öffentliche Hand zur Verfügung stellt, bei weitem nicht mehr aus. Die private Kulturförderung nimmt daher einen immer größeren Stellenwert ein.

Zu diesem Zweck wurde am 28. November 2012 die Mainfränkische The-aterstiftung von der Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken, dem Landkreis und der Stadt Würzburg gegründet. Ziel ist die Förderung des Mainfranken Theaters Würzburg als Bühne für Musiktheater, Schauspiel und Ballett. Mit Zuschüssen in Höhe von rund 2 Millionen Euro konnte die Theaterstiftung die künstlerische Arbeit des Dreispartenhauses seit ihrer Gründung unmittelbar unterstützen. Zum Theaterfest am 20. September 2014 hatte die Stiftung das Publikum zu einem kleinen Schätz-Gewinnspiel eingeladen. Dabei sollte ein aus vielen Kleinmünzen bestehender Geldbetrag in einem Glas erraten werden. Wer mitgeraten hat, konnte direkt an einer Verlosung teilnehmen. Je zwei Premierenkarten bzw. CDs gewonnen haben Marianne Gehrig und Ute Tischler aus Würzburg sowie Irmgard Kleinhenz aus Höchberg. Den Gewinnerinnen und allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern noch einmal herzlichen Dank für ihre Unterstützung!

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Der TeufelsgeigerFaszination und Mysterium

Seine hagere Gestalt, die geheimnisvolle Aura und übermenschlichen Fer-tigkeiten auf der Geige ließen diesen Mann zu einem Mysterium werden. Die ins Korsett geschnürten Damen fielen reihenweise in Ohnmacht. Seine Shows boten eine reizvolle Mischung aus Kunstgenuss, Sensationslust und Schauder. Sie waren spektakulär, atemberaubend und vor allem teuer. Niccolò Paganini wurde so zu einem der reichsten Musiker seiner Zeit. Mit einer Musikauswahl rund um diesen faszinierenden Künstler erzählt das 1. Jugendkonzert die Geschichte eines aufregenden Lebens und einer Zeit, die diesen Star frenetisch feierte.

Unter der musikalischen Leitung von Sebastian Beckedorf freut sich das Philharmonische Orchester Würzburg, zum 1. Jugendkonzert der Spielzeit den Geiger Oliver Szykulski an seiner Seite zu begrüßen. Timo Ben Schöfer, Mitglied des Schauspielensembles am Mainfran-ken Theater, wird diese Zeitreise in das 19. Jahrhundert moderieren. Termin 6. November 2014 | 11.15 Uhr | Großes Haus

StudentenfutterTheaterkarten für Studierende zum günstigen Aktionspreis

Im letzten Winter- und Sommersemester haben Hochschulgänger während ihres Mensabesuches nicht nur die Speisekarten, sondern auch die Spiel-pläne des Mainfranken Theaters studiert. Der Grund: Das Dreispartenhaus hatte an den beiden Unimensen während der Mittagszeit regelmäßig einen Theaterstand aufgebaut und für Studierende an diesen Standorten Tickets zum Sonderpreis von 6 Euro angeboten. Nun geht die Mensaaktion, die sich schnell großer Beliebtheit unter den Studierenden erfreuen konnte, in die nächste Runde: An ausgewählten Terminen werden bis Februar 2015 Theatermitarbeiter die Mensa am Hubland und in der Stadt im Wech-sel aufsuchen und die attraktiven Angebote zu den laufenden Vorstellun-gen im Musiktheater, Schauspiel, Ballett und Konzertbereich vorstellen. Termine 5. und 19. November 2014 | 12.30 Uhr bis 14.00 Uhr | in der Stadtmensa.

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Titel wie „1-2-3 Im Sauseschritt“ oder „Hänschen klein“ sind Kinderlieder. Hanna Montana, Justin Bieber und die zahlreichen Boy- und Girl-Bands dieser Welt bedienen den Musikgeschmack bis ins Teenageralter. Und plötzlich stehen wesentliche Lebensentscheidungen an. Was wird man von Beruf? Gründet man eine Familie? Welche Musik hört man. Und vor allem wie konsequent strahlt die Wahl der Lieblingsmusik auf die Lebensführung aus. Ist man als Anhänger von Punk-Musik auch zwingend angehalten, sich die Haare bunt zu färben und mit Zuckerwasser zu einem kolossalen Kunstwerk in den Himmel zu drapieren? Zerstreut sich nur der Intellektuelle mit Jazz? Kleiden sich alle Raver in Plüsch und Neon? Und wie verhält man sich, wenn man klassische Musik am liebsten hört. Und wenn das schon so ist, gibt es auch im Reigen der Anhänger von Mozart und Co. Unterschiede? Ist, wer sich an den feinen Unterschieden in der Musik von Jean Philippe Rameau und Jean Baptiste Lully erfreuen kann, wirklich ein wenig irrsinnig oder gar ein Musik-Nerd? Bereits vor etwa dreihundert Jahren positionierten sich die Men-schen als Fan entweder des einen oder des anderen. Da schmolz man als Lullyist beim Klang der Schalmei dahin, das Blut geriet in exorbitante Wallung, wenn die Violine bei der zwölften Wiederholung des Ritornells eine neue, unvorstellbar aufregende Verzierung präsentierte. Die Anhängerschaft reicht weit zurück in die Geschichte. Und tatsächlich gibt es in der Musik für jeden das passende Deckelchen. Man kann sich den Schubertianern hinzu-gesellen, wenn man auf fantastische Sinfonien abfährt, erstklassige Kammermusikstücke liebt oder eben auch gerne mal selbst ein Kunstlied intoniert. In den Gefilden der Liedkunst ist Schubert unübertroffen. Wer viel Zeit hat und sich vom Musiktheater angezogen fühlt, der wird Wagnerianer, ganz klar. Scheinbar unendliche Melodien, unglaubliche Geschichten aus uralter Zeit, eine Musik für alle, die es tiefgründig lieben, die den Überblick über das große Ganze nicht verlieren. Allerdings benötigt man – wie schon erwähnt – doch ein bisschen Zeit für diesen Mann und seine Werke. Seine Tetralogie Der Ring des Nibelungen wird mit einer Gesamtspielzeit von sechzehn Stunden gerne auf vier Tage aufgeteilt. Eingefleischte Fans schaffen das locker an einem Tag.

verläuft, mussten die „Konservativen“ am eigenen Leib erfahren, als ein Manifest vor der Veröffentlichung in die Hände der „anderen“ geriet und die mit einer Persiflage antworteten, die an den „Bruderbund für unaufregende und langweilige Kunst“ gerichtet war. Da loderte ein ziemlich erbarmungsloser Krieg im schönen Wien des 19. Jahrhunderts. An dieser Stelle darf dann aber doch einmal die Frage aufkommen, ob die Musik von Johannes Brahms nun wirklich – ebenso wie ihr Meister – mit Vollbart war? Hier muss ein entschiedenes NEIN erschallen. Und wer diesem Nein nicht einfach Glauben schenken möch-te, dem sei Arnold Schönbergs Aufsatz „Brahms, der Fortschrittliche“ anempfohlen. Sein Urteil ging weniger dahin, Brahms zu bescheinigen, dass er viel klangvol-lere Sinfonien, Solo-Konzerte und ein viel emotiona-leres Deutsches Requiem als der Widersacher Wag-ner komponiert hat. Das wäre auch nicht ganz fair, schließlich hatte Wagner auf dem Sektor des Konzert-

Es stellt sich die Frage, ob man sich bei der Fülle an Komponisten wirklich für einen entscheiden muss oder ob man nicht einfach das hört, was einem gefällt? Das geht vielleicht heute, aber vor 150 Jahren ging das in der Konstellation Richard Wagner und Johannes Brahms nur bedingt. Da war man entweder für den einen oder den anderen. Es herrschte ein heftiger Konflikt. Auf der einen Seite positionierten sich die Anhänger der vom Wagner-Schwiegervater Franz Liszt begründeten „Neudeutschen Schule“. Hier ging es um „Zukunftsmu-sik“, um das Gesamtkunstwerk und um Fortschritt im Besonderen! Im feindlichen Lager formierten sich die Verfechter der konservativen Musik. Auf die Seite der Traditionalisten hatte sich auch der Kritikerpapst Eduard Hanslick geschlagen, der mit Johannes Brahms eng be-freundet war. Zugegebenermaßen ein cleverer Schachzug von Herrn Brahms, wenn man als Komponist in Wien den Nonplusultra-Rezensenten hinter sich wusste! Das in einer Konfliktsituation nicht immer alles nach Plan

Komponisten mit Bart: Antonín Dvorak, Arvo Pärt und Johannes Brahms.

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Titel 2. Sinfoniekonzert | ANFANG & ENDEWerke Kunsu Shim And here again (Uraufführung) Johannes Brahms Ein deutsches Requiem op. 45 Sopran Silke Evers | Bariton Daniel Fiolka Dirigent Enrico Calesso | Opernchor und Extra- chor des Mainfranken Theaters Würzburg Einstudierung Michael Clark | Philharmonisches Orchester Würzburg Termine 13. und 14. November 2014 | 20.00 Uhr St. Johannis Kirche

Musik mit und ohne BartWie man den passenden Komponisten für sich findet

s Beate Kröhnert | V Archiv Mainfranken Theater, Thinkstock

Seite 5 F O Y E R – MAINFRANKEN THEATER WÜRZBURG November 2014

Politisch Lied = Garstig Lied?Ein Gespräch über die Operette s Christoph Blitt | X Uli Spitznagel

Treffen sich ein schwarz gekleideter Intellektueller mit Hornbrille und ein wohl genährter, gemütlicher Rentner mit großgemustertem Pullunder. Und wie das generell bei links orientierten Intellektuellen mit Hornbrillen so ist, pfeifen diese gerne einmal die „Internationale“ vor sich hin. Als der Gemütliche das hört, ruft er aus: „Wie schreibt schon unser großer deutscher Dichter-fürst Johann Wolfgang von Goethe? ‚Ein garstig Lied! Pfui! Ein politisch Lied!’ Und recht hat er – mal wieder – der Herr Geheimrat! Musik ist etwas Schönes, und Politik ist etwas Schmutziges. Da darf es einfach keine

Berührungspunkte geben! Denn wie sagt doch der Volksmund: ‚Wo man singt, da lass dich ruhig nieder! Böse Menschen haben keine Lieder!’“

Darauf der Intellektuelle: „Nun ja, aber ist die ‚Inter-nationale’ denn keine Musik? Haben all die großen po-litisch engagierten Liedermacher mit ihren Protestsongs kein Recht darauf, als Musiker bezeichnet zu werden? Und steckt in mancher Sinfonie eines Dmitri Schost-akowitsch nicht mehr Politik als in den so genannten Polittalk-Sendungen des Fernsehens?“

„Lassen Sie mich doch mit Ihren Alt-68er-Ikonen und

repertoires kaum Hinterlassenschaften vorzuweisen. Schönberg geht in seiner Analyse in die Faktur der Werke und findet hier ein ungeheuerliches Maß an Fortschritt! Keine Musik mit Bart, keine Langeweile und keine Kon-vention, sondern pure und leidenschaftliche Musik mit Geist und Tiefgang.

IMPRESSUM: Herausgeber: Mainfranken Theater Würzburg, Theaterstraße 21, 97070 WürzburgIntendant: Hermann Schneider Kaufmännischer Geschäftsführer: Dirk Terwey Registergericht: AG WürzburgRedaktion und Redaktionsleitung: Daniela BellGestalterische Konzeption: Uli Spitznagel Fotos: Mainfranken Theater, Falk von Traubenberg, Lioba Schöneck bzw. EinzelnachweiseRedakteure: Ahting, Blitt, Kröhnert, Marvinovski

Verlag und Druck: Main-Post GmbH & Co. KG, Berner Str. 2, 97084 Würzburg, Telefon: 09 31/6001-452 Persönlich haftende Gesellschafterin: Main-Post Verwaltungs GmbHRegistergericht: AG Würzburg HRB 109977Geschäftsführer: David BrandstätterProduktmanagement: Stefan Dietzer, Rainer GreubelGestaltung: Julia HaserAnzeigenberatung: Bianca Roth, [email protected] s = Autor, V = Fotograf, X = GrafikTitelbild: Die Ratten | V Falk von Traubenberg

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Titel Der Zigeunerbaron Komponist Johann Strauss Librettisten Ignaz Schnitzer und Mór Jókai Uraufführung Wien 1885 Inhalt Ein Lebenskünstler verliebt sich in ein schönes Roma-Mädchen, muss sich gegen habgierige Schweine-züchter zur Wehr setzen und findet einen Schatz. Nach vielen amüsanten Verwicklungen darf er den Schatz auch behalten und die Schönheit heiraten, während der Schweinezüchter leer ausgeht Besonderheiten Viele Hits, einige „Schweine“ und ein wirkliches Happy End Team Beckedorf, Drechsel, Franke, Fischer, Krisan, Clark, Blitt Premiere 06. Dezember 2014 | 19.30 Uhr

Ihren modernen, russischen Komponisten in Ruhe! So was höre ich mir sowieso nicht an! Da kräuselt sich mir ja vor Schreck das Muster auf meinem schönen Pullunder! Aber wenigstens habe ich noch mein Operet-ten-Abonnement am Stadttheater. Da habe ich schöne Melodien, ganz ohne Politik.“

„Das glauben aber nur Sie. Gerade die Operette war doch seit ihren Anfängen in Frankreich mit den entsprechenden Werken Jacques Offenbachs immer auch politisches Theater. Mit einer gehörigen Portion Humor nahm Offenbach damals die gesellschaftlichen Missstände seiner Zeit aufs Korn. Damals hatte die Operette quasi die Funktion, die heute das politische Kabarett einnimmt.“

Darauf der Gemütliche: „Ja, diesen Offenbach mag ich ja auch nicht so gerne. Das ist mir in meinem fort-geschrittenen Alter zu quirlig und zu anzüglich. Aber demnächst haben meine Gattin und ich in unserem Abonnement den Zigeunerbaron von Johann Strauss. Das ist eine gute, klassische Operette fernab aller Politik.“

Der Intellektuelle rückt seine Hornbrille zurecht: „Ich will Sie ja nicht enttäuschen. Aber auch der Zigeun-erbaron ist quasi ein ‚politisch Lied’. Ich möchte nur einmal die Frage nach dem friedlichen Miteinander der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen ansprechen, die dieses Werk behandelt. Ganz zu schweigen davon, dass es in dieser Operette auch um einen Krieg geht.“

Sein gemütlicher Gesprächspartner schaut ein we-nig enttäuscht unter sich: „Aber trotzdem gibt es im Zigeunerbaron eine muntere Handlung und schön-

schmissige Melodien zu erleben.“ Dieser Einschätzung der Straussschen Operette kann sich selbst der Intel-lektuelle nicht widersetzen: „Das ist ja das Tolle an diesem Werk. Man unterhält sich bestens, ohne sich dabei schämen zu müssen. Darf ich denn Sie und Ihre Gattin bei Ihrem Theaterbesuch begleiten?“

„Sehr gerne. Aber sagen Sie mir noch eins: Warum soll man sich denn schämen, wenn man in die Operette geht, um sich unterhalten zu lassen?“

Diesmal schaut der Intellektuelle nach unten: „Ja, das kann ich Ihnen auch nicht sagen.“

Page 6: Foyer November

Seite 6 F O Y E R – MAINFRANKEN THEATER WÜRZBURG November 2014

Dass es das Mainfranken Theater Würzburg überhaupt gibt, ist keine Selbstverständlichkeit, und dass diese Spiel-stätte in der heutigen Form – nämlich als Dreispartenhaus mit Musiktheater, Schauspiel und Ballett – noch existiert, erst recht nicht. Nicht nur Bruno J. Forster erinnert sich an die fast anderthalb Jahrzehnte zurückliegende Finanzkrise des damaligen Stadttheaters. Auf dem Höhepunkt der Krise anno 2000 sprang der damalige Kanzler der Julius- Maximilians-Universität Würzburg ein und übernahm den Vorsitz des Theaterfördervereins. Diesen Vorsitz übt er nach wie vor mit Begeisterung aus, sicherlich auch beflügelt vom enormen Zuspruch, den der Theater- und Orchesterförderverein bis heute erfährt.

Auf die Bedeutung, die der Unterstützung des Main-franken Theaters Würzburg durch den Förderverein zukommt, wies erst jüngst wieder Intendant Hermann Schneider hin, als er beim Theaterfestkonzert aus den Händen des Ersten Vorsitzenden Bruno J. Forster einen Scheck über 260.000 Euro entgegennehmen konnte. So hoch ist nämlich heuer der Jahreszuschuss des För-dervereins und des Stifterkreises der Rosenkavaliere an das Theater. Das sind wiederum 10.000 Euro mehr als im vergangenen Jahr. Schneider unterstrich: „Diese Unterstützung ist nicht das Sahnehäubchen auf dem Kaffee, sondern das ist der Kaffee selber.“

Solidarität und NachhaltigkeitNatürlich geht es beim Förderverein um materielle

Unterstützung. „Aber uns liegt vor allem die ideelle Un-terstützung am Herzen“, sagt Forster, der von Haus aus Jurist ist, aber auch Geige gelernt hat und eine Zeitlang im früheren Orchester der Akademisch Musikalischen Verbindung Würzburg spielte. Dieser Förderverein mit seiner ideellen und idealistischen Grundhaltung ist aus dem 1958 gegründeten Theaterbauverein hervorge-gangen. Jener hatte für den Neubau des am 16. März 1945 komplett zerstörten Theaters die für die damalige Zeit enorme Summe von 1,26 Millionen Mark aufge-bracht. Mit der Eröffnung des Neubaus im Juli 1967 war der Theaterbauverein im Grunde überflüssig geworden. Aber der idealistische Elan der Vereinsmitglieder und insbesondere die ansteckende Theaterbegeisterung des Vorsitzenden, des beliebten Würzburger Apothekers Ernst Stumpf, riefen nach einer Fortsetzung der Erfolgs-geschichte. Vorsitzender des Nachfolgevereins, eben des Theaterfördervereins, wurde Ernst Stumpf. Auf ihn

er. Ganz praktisch heißt das, dass jedes Mitglied weiß, dass sein Mitgliedsbeitrag und seine Spenden für ganz konkrete und sinnvolle Dinge verwendet werden, etwa für die die Bezuschussung zur Bühnen- und Kostümaus-stattung laufender Produktionen. Dazu gehören in dieser Saison im Musiktheater Carmen, Fidelio und Der Zigeu-nerbaron, im Schauspiel Die Ratten, Krieg und Frieden sowie Villa Dolorosa, im Jungen Theater Peter Pan und das Ballett Schneewittchen. Der Förderverein unterstützt die Finanzierung von Gastdarstellern und Gastdirigenten.

„Ein besonderes Anliegen ist dem Theater- und Orches-terförderverein das Ballett“, sagt Forster. Die hauseigenen Produktionen der Compagnie unter Anna Vita sind zu echten Publikumsmagneten geworden. Nichtsdestotrotz ist

die besondere und nachhal-tige Förderung des Balletts weiterhin wichtig, und zwar insbesondere mit Blick auf die personelle Ausstattung des Ensembles.

Denn, wie Forster be-richtet, war es nur durch die Zuschüsse des För-dervereins möglich, das Ensemble von ursprüng-lich acht Tänzern und vier Eleven auf nunmehr zwölf vollbezahlte Kräfte auszubauen. Gerade beim Ballett sei die körperliche Belastung für die Tänzer enorm, erläutert Forster. „Deswegen ist die physio-therapeutische Betreuung der Tänzer außerordent-lich wichtig.“ Und so wird die Physiotherapie für das

Ballett vom Theater- und Orchesterförderverein komplett finanziert. Die Fördervereinsmitglieder – von denen immer wieder großzügige Spenden von Menschen kommen, die bewusst anonym bleiben wollen – wissen also, was mit ihrem Geld geschieht.

Zusätzlich zu diesem Gefühl, sich wirklich für das kulturelle Leben in der Region einzubringen und zu engagieren, gibt es noch einige spezielle Angebote für Mitglieder. Dazu gehört beispielsweise der Besuch von Bühnen- und Endproben.

folgte 1973 der Generalmajor Gerd Kobe, der 1985 von Bankdirektor Horst Steinkamp abgelöst wurde, bevor schließlich der jetzige Vorsitzende das Ruder übernahm.

Vor dem Hintergrund dieser Historie könnte nun der Eindruck entstehen, dass es sich bei den Machern des Theater- und Orchesterfördervereins um eine elitäre Gruppierung handele. „Weit gefehlt!“, meint Bruno J. Forster. Natürlich sei es für den Verein mit Blick auf seinen Hauptzweck – nämlich den Erhalt des Main-franken Theaters Würzburg als Dreispartenhaus – nicht unerheblich, dass auch finanzkräftige Persönlichkeiten zu seinen Mitgliedern zählen. „Doch aus Sicht des Vereins noch wichtiger ist die Unterstützung durch die breite Bevölkerung“, so Forster. Da sei es ein Zeichen, dass man den jährlichen Mitglieds-beitrag mit 21 Euro relativ gering angesetzt habe und dieser auch schon seit Jahren derselbe sei. Der Verein hatte im Jahr 1967 bei der Grün-dung 19 Mitglieder, derzeit sind es rund 1.000 – naturge-mäß hauptsächlich aus Stadt und Landkreis Würzburg, aber auch von weit weg.

Einen besonders kräftigen Mitgliederzuwachs hatte es damals bei der Theaterkrise gegeben. Eine der inzwi-schen legendären Aktionen des Theaterfördervereins war der Verkauf von Marken zum Erhalt des Dreispartenhauses. 120.000 DM brachte der Verkauf dieser Marken ein, die man zusätzlich zu den regulären Briefmarken auf Briefumschläge kleben konnte.

Ein organisatorisch recht bedeutender Schritt war im Jahr 2009 die Fusion des früheren Theaterfördervereins mit dem Orchesterförderverein zum jetzigen Theater- und Orchesterförderverein. Die Aufgaben sind nicht geringer als in den Jahren 2000 oder 1958. „Jetzt geht es um Solidität und Nachhaltigkeit“, sagt Forster. „Wichtig ist es, die persönliche Bindung der Menschen an das Mainfran-ken Theater auszubauen und zu vertiefen“, unterstreicht

Ideelle Unterstützung ist auch die Hauptmotivation jener Menschen, die sich bei einer Initiative beteiligen, die seit ihrem Bestehen eine beispiellose Erfolgsgeschichte schreibt, der Stifterkreis „Rosenkavaliere“, in den sich seit der Grün-dung im Jahr 2001 Privatpersonen und Firmen einbringen. Dieses erfolgreiche Modell tatkräftigen bürgerschaftlichen Engagements für die Kultur geschieht unter dem Dach des Theater- und Orchesterfördervereins. „Es ist im Grunde eine Fundraising-Geschichte“, erklärt Forster.

Stifterkreis „Rosenkavaliere“Die Idee ist einfach: Wer will und kann, verpflichtet

sich als „Rosenkavalier“, für eine Spielzeit das Theater mit einem bestimmten Betrag zu unterstützen – gestaffelt je nach Spendenhöhe vom Bronzekreis (von 500 bis 2.999 Euro) bis zum Diamantkreis (über 24.000 Euro). Das möge vielleicht exklusiv klingen, aber so sei es nicht zu verstehen, sagt Forster. „Für uns ist eine Spende von 500 Euro genauso wichtig wie eine Großspende.“ Als Stifter ist man für ein Jahr Ehrenmitglied im Theater- und Orchesterförderverein. Man wird in Publikationen und Programmheften sowie auf der großen Ehrentafel im Mainfranken Theater als „Rosenkavalier“ namentlich genannt. Dazu gibt es noch verschiedene Vergünstigungen.

TheaterpreisBegonnen hatten die „Rosenkavaliere“ vor 13 Jahren mit

87 Stiftern, heute gehören dem Stifterkreis 138 Personen an. Der Theater- und Orchesterförderverein ermöglicht zusammen mit den „Rosenkavalieren“ nicht nur die jährli-che überlebenswichtige Bezuschussung des Mainfranken Theaters, sondern sie sorgen auch dafür, dass alljährlich der Theaterpreis sowie der Sonder- und der Förderpreis vergeben werden können. Insbesondere bei der Vergabe des Theaterpreises hat das Publikum ein gehöriges Stück mitzureden, erläutert Forster. Die Theaterbesucher sind dem-nach aufgefordert, denjenigen Künstler/Künstlerin aus dem Ensemble des Mainfranken Theaters zu benennen, der sich in den vergangenen Jahren besonders hervorgehoben hat.

Der Nominierungsvorschlag für den Theaterpreis 2014 erfolgt mithilfe von Postkarten, die überall im Theater ausgelegt sind und entweder per Post an den Theater- und Orchesterförderverein geschickt oder an der Theaterkasse abgegeben werden können. Die Nominierungen laufen noch bis zum 5. Dezember. Man darf also gespannt sein – und mitmachen!

Mit bürgerschaftlichem Engagement die Kultur ideell und materiell gefördert

Der Theater- und Orchesterförderverein und der Stifterkreis der „Rosenkavaliere“ unterstützen das Dreispartenhaus und vergeben den Theater-, Sonder- und Förderpreis

s Frank Kupke | V Gabriele Knoch, Frank Kupke

Theaterpreis 2013: Bruno J. Forster überreicht dem Preisträger Philharmonisches Orchester Würzburg und Generalmusikdirektor Enrico Calesso die Urkunde.

Fördervereinsvorsitzender Bruno J. Forster

Page 7: Foyer November

Seite 7 F O Y E R K – DAS INTERVIEW | DIE TERMINE November 2014

Termine25 SA 19.30 – 22.30 (EF 19.00) | Großes Haus | V

MADAMA BUTTERFLY Oper von Giacomo Puccini

26 SO 15.00 | Großes Haus | Fabo 1. FAMILIENKONZERT Andreas Tarkmann „Die verlorene Melodie“

21.00 – 22.00 | Atrium | FV STURM von Ernst Jünger

29 MI 20.00 – 21.15 | Kammerspiele | Yc JUNGER KLASSIKER – FAUST SHORT CUTS von Johann Wolfgang von Goethe

30 DO 19.30 – 22.30 (EF 19.00) | Großes Haus | FV DIE RATTEN von Gerhart Hauptmann, anschließend Publikumsgespräch

31 FR 19.30 – 22.00 (EF 19.00) | Großes Haus | FV WA-PREMIERE: DORNRÖSCHEN Ballett von Anna Vita mit Musik von Peter Tschaikowski

22.00 | Bühneneingang | FV FREITAG NACHT „Geister, Spuk und Schabernack“

02 SO 19.30 – 22.00 (EF 19.00) | Großes Haus | U THE RAKE’S PROGRESS (DIE KARRIERE EINES WÜSTLINGS) Oper von Igor Strawinsky

20.00 – 21.15 | Kammerspiele | FV JUNGER KLASSIKER – FAUST SHORT CUTS von Johann Wolfgang von Goethe

03 MO 20.00 – 21.00 | Atrium | FV STURM von Ernst Jünger

04 DI 11.00 – 12.10 | Kammerspiele | FV JUNGER KLASSIKER – FAUST SHORT CUTS von Johann Wolfgang von Goethe

05 MI 19.30 – 22.30 (EF 19.00) | Großes Haus | E MADAMA BUTTERFLY Oper von Giacomo Puccini

06 DO 11.15 | Großes Haus | FV 1. JUGENDKONZERT „Der Teufelsgeiger“

07 FR 18.00 – 19.10 | Kammerspiele | FV LETZTMALS: PARA DOX, DER ZAHLENZÜCKER von Paula Fünfeck

18.30 | Museum im Kulturspeicher WEISS – ASPEKTE EINER FARBE IN MODERNE UND GEGENWART Literarisch-musikalischer Abend

19.30 – 21.15 (EF 19.00) | Großes Haus | F + VB LETZTMALS: K.O. NACH ZWÖLF RUNDEN von Lothar Trolle

08 SA 18.00 – 19.15 und 20.00 – 21.15 | Kammerspiele | FV TSCHICK von Wolfgang Herrndorf

19.30 – 22.00 (EF 19.00) | Großes Haus | L DORNRÖSCHEN Ballett von Anna Vita mit Musik von Peter Tschaikowski

09 SO 15.00 – 18.00 (EF 14.30) | Großes Haus | S MADAMA BUTTERFLY Oper von Giacomo Puccini

20.00 – 21.00 anschließend Publikumsgespräch | Atrium | FV STURM von Ernst Jünger

11 DI 11.00 – 12.10 | Kammerspiele | FV JUNGER KLASSIKER – FAUST SHORT CUTS von Johann Wolfgang von Goethe

12 MI 19.30 – 22.30 (EF 19.00) | Großes Haus | FV DIE RATTEN von Gerhart Hauptmann

13 DO 11.00 – 12.15 | Kammerspiele | FV JUNGER KLASSIKER – FAUST SHORT CUTS von Johann Wolfgang von Goethe

20.00 (EF 19.30 Uhr) | St. Johannis Kirche | K/D 2. SINFONIEKONZERT „Anfang & Ende“

14 FR 11.00 – 12.15 | Kammerspiele | FV JUNGER KLASSIKER – FAUST SHORT CUTS von Johann Wolfgang von Goethe

20.00 (EF 19.30 Uhr) | St. Johannis Kirche | K/D 2. SINFONIEKONZERT „Anfang & Ende“

15 SA 19.30 – 22.30 (EF 19.00) | Großes Haus | FV DIE RATTEN von Gerhart Hauptmann

20.00 | Kammerspiele | FV Oper am Klavier I LE VILLI (DIE WILLIS) Oper von Giacomo Puccini

16 SO 15.00 – 17.30 (EF 14.30) | Großes Haus | SB THE RAKE’S PROGRESS (DIE KARRIERE EINES WÜSTLINGS) Oper von Igor Strawinsky

20.00 – 21.00 | Atrium | FV STURM von Ernst Jünger

19 MI 19.30 – 22.30 (EF 19.00) | Großes Haus | C DIE RATTEN von Gerhart Hauptmann

20 DO 11.00 – 12.10 | Großes Haus | FV PREMIERE: PETER PAN Kinder- und Familienstück von James Matthew Barrie

20.00 – 21.15 | Kammerspiele | FV JUNGER KLASSIKER – FAUST SHORT CUTS von Johann Wolfgang von Goethe

21 FR 11.00 – 12.15 | Kammerspiele | FV JUNGER KLASSIKER – FAUST SHORT CUTS von Johann Wolfgang von Goethe

19.30 – 22.30 (EF 19.00) | Großes Haus | H MADAMA BUTTERFLY Oper von Giacomo Puccini

22 SA 19.30 – 22.30 (EF 19.00) | Großes Haus | R DIE RATTEN von Gerhart Hauptmann

23 S0 11.00 | Foyer- Café | Eintritt frei Matinee zu DER ZIGEUNERBARON von Johann Strauss

19.30 – 22.00 (EF 19.00) | Großes Haus | O DORNRÖSCHEN Ballett von Anna Vita mit Musik von Peter Tschaikowski

18.00 - 19.15 und 20.00 – 21.15 | Kammerspiele | FV LETZTMALS: TSCHICK von Wolfgang Herrndorf

24 MO 20.00 – 21.00 | Atrium | FV LETZTMALS: STURM von Ernst Jünger

25 DI 19.30 – 22.30 (EF 19.00) | Großes Haus | A2 + JU 2 MADAMA BUTTERFLY Oper von Giacomo Puccini

26 MI 11.00 – 12.10 | Großes Haus | FV PETER PAN Kinder- und Familienstück von James Matthew Barrie

20.00 – 21.15 | Kammerspiele | Yd JUNGER KLASSIKER – FAUST SHORT CUTS von Johann Wolfgang von Goethe

27 D0 19.30 – 22.00 (EF 19.00) | Großes Haus | B + VB2 DORNRÖSCHEN Ballett von Anna Vita mit Musik von Peter Tschaikowski

28 FR 19.30 | Würzburger Privatwohnungen | FV LITERATUR IN DEN HÄUSERN DER STADT

29 SA 19.30 – 22.00 (EF 19.00) | Großes Haus | V LETZTMALS: THE RAKE’S PROGRESS (DIE KARRIERE EINES WÜSTLINGS) Oper von Igor Strawinsky

20.00 – 21.15 | Kammerspiele | FV JUNGER KLASSIKER – FAUST SHORT CUTS von Johann Wolfgang von Goethe

30 SO 15.00 – 16.15 | Großes Haus | FABO PETER PAN Kinder- und Familienstück von James Matthew Barrie

17.00 – 18.15 | Großes Haus | FV PETER PAN Kinder- und Familienstück von James Matthew Barrie

Wie sind Sie zum Tanz gekommen?Auf Umwegen: Ich habe einige Sportarten, darunter auch Fußball, vorher ausprobiert. Dann begann meine jüngere Schwester mit Ballettunterricht – und den Rest kann man sich denken.

Was hat Sie damals am Klassischen Ballett so begeis-tert, dass Sie Balletttänzer geworden sind?Bei Klassischem Ballett denkt man sofort an Disziplin – und genau das war es, was mich daran gereizt hat. Ich wollte diese große Herausforderung bewältigen.

Haben Sie – fürs Leben, für die Arbeit – Vorbilder?Es gibt jemanden, der mich von Anfang an fasziniert hat: Alen Bottaini – der Sohn meines ersten Ballettleh-rers, der am Bayerischen Staatstheater München tanzt.

Auf welche Stationen können Sie zurückblicken?Da würde ich mich auf die zwei wichtigsten beschränken: Meine Anfangsjahre in meiner Heimatstadt in Italien – also die ersten drei bis vier Jahre an einer privaten Ballettschule. Und dann später meine Studienzeit in Russland. St. Petersburg ist die beste Stadt, um die alte Schule des Balletts kennenzulernen.

Was hat Sie in Ihrer bisherigen Laufbahn am stärksten herausgefordert?2013 habe ich in Allegro Brilliante von Balanchine getanzt. Nicht nur die Technik ist sehr schwierig, man muss auch die ganze Zeit auf der Bühne bleiben und das ist für die Kondition eine Riesenherausforderung.

Was wünschen Sie sich für die Zeit am Mainfranken Theater? Worauf freuen Sie sich am meisten?Ich kann es kaum erwarten, gemeinsam mit meinen neuen Kollegen möglichst häufig auf der Bühne zu stehen. Ich liebe meinen Beruf so sehr, dass ich nichts anderes möchte als einfach nur zu tanzen, und ich freue mich, das Würzburger Publikum kennenzulernen.

Häufige Ortswechsel gehören zum Leben eines Künst-lers dazu. Was brauchen Sie, um in einer neuen Stadt anzukommen?Generell brauche ich das morgendliche Training, um unbeschwert in den Tag starten zu können. Wichtig ist mir aber auch, durch die neue Heimat zu reisen und die Gegend zu erkunden. Mein nächstes Ziel wird die Besichtigung von Nürnberg sein.

Welches Ballett/ welche Rolle würden Sie unbedingt mal tanzen wollen? Was ist Ihr Lieblingsballett?Eigentlich liebe ich alle! Doch wenn ich mich entschei-den müsste, wäre es wahrscheinlich Ali in Le corsaire.

Wann wird man Sie zum ersten Mal auf der Bühne des Mainfranken Theaters erleben können?Ich werde zum ersten Mal am 31. Oktober 2014 in Dornröschen zu sehen sein.

Zu guter Letzt: Bier oder Wein?Oh, das ist eine schwierige Frage. Aber gegen ein Gläschen Rotwein habe ich nichts einzuwenden.

Zehn Fragen,zehn Antworten

V Falk von Traubenberg

Aus Anlass der Uraufführung von Gerhard Stäblers Oper The Colour am 24. April 2015 am Mainfranken Theater Würzburg erscheint in F O Y E R mit H. P. Lovecrafts (1890–1937) Die Farbe aus dem All jene Novelle in Fortsetzung, die Hermann Schneiders Libretto zu der neuen Oper zu Grunde liegt. Bisher war von der „Verfluchten Heide“, einem unheimlichen Gebiet die Rede, das aus geheimnisvollen Gründen seit einiger Zeit von den Menschen gemieden wird.

Es lag zum größten Teil nördlich der alten Straße, aber an einer Stelle griff es auch auf die andere Seite über. Ich fühlte ein seltsames Widerstreben, mich ihm zu nähern, und tat es schließlich nur, weil ich es in Erfül-lung meines Auftrags überqueren musste. Es gab auf diesem breiten Streifen keinerlei Vegetation, sondern nur feinen grauen Staub, der wie Asche aussah und den niemals ein Windstoß aufzuwirbeln schien. Die Bäume auf allen Seiten wa-ren kränklich und verkrüppelt, und viele tote Stümpfe stan-den oder lagen am Rand. Als ich so hastig darüberging, sah ich zu meiner Rechten die zer-borstenen Ziegeln und Steine eines alten Kamins und eines Kellers und den gähnenden schwarzen Rachen eines verlas-senen Brunnens, über dessen abgestandenem Wasser die Luft sonderbar flimmernd mit den Sonnenstrahlen spielte.

Sogar der lange, dunkle Waldabhang auf der anderen Seite schien freundlich im Ver-gleich zu dieser Wüste, und ich wunderte mich nicht mehr über das furchtsame Geflüster der Leute von Arkham. Ich hatte in der Um-gebung kein Haus und keine Ruine gesehen; selbst in früherer Zeit musste die Gegend einsam und verlassen gewesen sein. Und in der Dämmerung scheute ich mich, nochmals an diesem Ort vorüberzugehen und zog den Umweg auf der nach Süden ausweichenden Straße vor. Ich hatte den undeutlichen Wunsch, es möchten ein paar Wolken aufziehen, denn eine merkwürdige Angst vor dem offenen Himmel über mir hatte sich in meine Seele geschlichen.

Am Abend befragte ich die Leute in Arkham über die verfluchte Heide und die Bedeutung des Ausdrucks „seltsame Tage“, den viele so verstohlen gebrauchten. Ich bekam jedoch keine klaren Antworten, erfuhr aber, dass die mysteriösen Ereignisse längst nicht so weit zu-rücklagen, wie ich gedacht hatte. Die Sache entsprang keineswegs irgendwelchen alten Legenden, sondern hatte sich zu Lebzeiten der Menschen ereignet, die

darüber sprachen. Es war in den achtziger Jahren pas-siert, und eine Familie war verschwunden oder ums Leben gekommen. Keiner wollte so recht mit der Sprache heraus; und weil alle mir sagten, ich sollte nicht auf die verrückten Erzählungen des alten Am-mi hören, suchte ich ihn am nächsten Morgen auf; ich hatte gehört, dass er alleine in einer alten, verfallenden Hütte wohnte, dort wo der dichte Wald anfing. Es war ein bedrückend altes Anwe-sen und es strömte jenen

schwach giftigen Geruch aus, der sich in Häusern fest-zusetzen pflegt, die schon sehr lange stehen. Der alte Mann hörte mich erst nach anhaltendem Klopfen, und an der Art, wie er furchtsam zur Tür schlurfte, konnte ich erkennen, dass er nicht gerade begeistert war, mich zu sehen. Er war nicht so hinfällig, wie ich erwartet hatte; aber seine Augen blickten müde zu Boden und seine schmuddeligen Kleider und der ungepflegte, weiße Bart ließen ihn sehr heruntergekommen und elend aussehen.

Die Farbe aus dem AllFolge III

s H. P. Lovecraft

Fortsetzung folgt

Gianluca Sermattei wurde 1991 in Italien geboren. Seine Ballettausbildung absolvierte er von 2007 bis 2008 bei der Heinz Bosl-Ballettstiftung in München. Es folgte ein Sommerkursus an der Académie Princesse Grace (2007/2008) sowie Weiterbildungen an der Accademia Teatro alla Scala die Milano (2008/2009) und an der Vganova Ballett akademie in St. Petersburg (2009-2012). Erste Bühnenerfahrung sammelte er in München und Mailand. Seit der Spielzeit 2014/2015 ist er festes Mitglied der Ballettcompagnie des Mainfranken Theaters Würzburg. Um sich etwas persönlicher vorzustellen, hat sich Gianluca Sermattei unserem Fragenkatalog gestellt.

KARTEN / INFORMATIONEN: Mainfranken Theater Würzburg, Theaterstr. 21, 97070 Würzburg Tel.: 0931/3908-124 | Fax: 0931/3908-100 [email protected] | www.theaterwuerzburg.de Vorverkauf auch im Falkenhaus, Oberer Markt, 97070 Würzburg Tel.: 0931/372398

ÖFFNUNGSZEITEN DER THEATERKASSE: Di. – Fr.: 10.00 – 19.00 Uhr Sa.: 10.00 – 14.00 Uhr und 17.00 – 19.00 Uhr Sonn- und Feiertage: eine Stunde vor jeder Vorstellung.

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