GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

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GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses Eine Gegenüberstellung von Wien und Los Angeles Die approbierte Originalversion dieser Diplom-/Masterarbeit ist an der Hauptbibliothek der Technischen Universität Wien aufgestellt (http://www.ub.tuwien.ac.at). The approved original version of this diploma or master thesis is available at the main library of the Vienna University of Technology (http://www.ub.tuwien.ac.at/englweb/).

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GARAGE – Stiefschwester des EinfamilienhausesEine Gegenüberstellung von Wien und Los Angeles

Die approbierte Originalversion dieser Diplom-/Masterarbeit ist an der Hauptbibliothek der Technischen Universität Wien aufgestellt (http://www.ub.tuwien.ac.at). The approved original version of this diploma or master thesis is available at the main library of the Vienna University of Technology (http://www.ub.tuwien.ac.at/englweb/).

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Diplomarbeit

zum Thema

GARAGE –

Stiefschwester des Einfamilienhauses

Eine Gegenüberstellung von Wien und Los Angeles

ausgeführt zum Zwecke der Erlangung des akademischen Grades

einer Diplom-Ingeneurin

unter der Leitung von

Ao. Univ. Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Erich Lehner

e 251-1

Institut für Kunstgeschichte,

Bauforschung und Denkmalpflege

eingereicht an der Technischen Universität Wien

Fakultät für Architektur und Raumplanung

von

Lucia Pimminger 0327077

Linke Wienzeile 158/21, 1060 Wien

Wien, im März 2011

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort 8

Begriffsbestimmung 10

Was ist eine Garage? 10

Carport 13

Stand der Forschung 14

Die Verbreitung des Automobils 16

Die Entwicklung der Garage 19

Die Umnutzung der Garage in US-amerikanischen TV-Serien 26

Kulturelle Unterschiede und deren Einfluss auf die GebäudetypologieWohnhaus und Garage 30

Was bedeutet „Parken” für eine/n US-Amerikaner/in? 32

Vorder- bzw. Rückseiten von Wohnhäusern und deren Position zur Garage 34

Regionale Unterschiede und deren Einfluss auf die GebäudetypologieWohnhaus und Garage 38

„Wien ist anders” 40

„Home sweet home” 41

Gegenüberstellung Wien – Los Angeles 44

Geographische Merkmale

Nobelviertel: Wohnpark Fontana – Beverly Hills 46

Thematische und funktionale Merkmale

Kellergarage: Die Garage als Fundament des Hauses 56

Gartengarage: Die Garage als Mittelpunkt des Hauses 60

XL-Garage: Viel Parken, wenig Wohnen? 66

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Vertikale Staffelung: Im Erdgeschoß parken, im Obergeschoß wohnen 70

Architektonische Merkmale

Straßengarage: Die Garage als Schutzwall 77

Oberhaupt Garage: Die Garage als Kopf des Hauses 86

Snout House: Die vorspringende Garage 94

Snout House am Beispiel Portland, Oregon 96

Snout House auch in Österreich? 100

Ästhetische Merkmale

Angefügte Garage: Das Eselsohr des Wohnhauses 104

Dekorierter Schuppen oder Ente: Die verkleidete Garage 110

Ente – Carloft Berlin 111

Ente – Parken und Wohnen in Vietnam 114

Dekorierter Schuppen – Cybiag 117

Dekorierter Schuppen – Style your Garage 118

Dekorierter Schuppen – Fertiggarage 120

Ein Haus, ein Dach, eine Garage: Die Garage mit dem Wohnhaus vereint 122

Schmuckstück Garage: Die Garage als Kopie des Wohnhauses 130

Conclusio 140

Danke! 143

Literaturverzeichnis 144

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„Kein Bedarf an Eigenheimen?

Es wird viel die Geschichte von der jungen Dame und dem Bauunter-

nehmer erzählt, der ihr ein Haus verkaufen wollte. „Ein Eigenheim?”

fragte sie, „wozu brauche ich ein Heim? Ich wurde in einem Kranken-

haus geboren, in einem College erzogen, in einem Auto geküsst und

verheiratet in einer Kirche. Ich verbringe meine Tage im Büro und

meine Abende im Kino, im Theater oder in Vortragssälen. Alles, was

ich brauche, ist eine Garage!””

aus „Die Zeit” publiziert in „Das Haus” 1955, S.10

Abb.7.1 3454 Sitzenberg-Reidling

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Damals wie heute ist das wohl eine Einzelaussage. Der Traum von den eigenen vier

Wänden, und nicht nur von einer Garage, ist auf der Rangliste der zum Lebensglück

zu erfüllenden Dinge sehr weit oben angeordnet, unmittelbar vor oder nach einem

eigenen großen Auto. Die Garage ist ein Luxus, den man sich nach Eigenheim und

Auto zusätzlich erfüllt, aber bestimmt nicht stattdessen. Viele Menschen verbringen

den Großteil ihrer Zeit außerhalb ihres Hauses oder schlafend zu und dennoch legen

sie besonderen Wert darauf, ein repräsentatives Heim vorzuweisen. Genau aus

diesem Grund sind auch Attribute die sich nach außen spiegeln besonders wichtig,

wie ein gepflegter Vorgarten, ein hübsches Haus, ein großes Auto und eine beein-

druckende Garage.

Die fachspezifisch-architektonische Sichtweise lässt die Garage häufig als unschein-

bare „Stiefschwester” des Einfamilienhauses erscheinen. Dies hatte zur Folge, dass

die Garage als Forschungsgegenstand der Architektur bislang eher vernachlässigt

wurde.

Im Verhältnis zum Wohnhaus ist die Garagengröße in den letzten Jahrzehnten

beträchtlich angestiegen, da die durchschnittliche Familie zwei oder mehrere Autos

besitzt.

Dies hängt mit der zunehmenden Bedeutung des privaten Automobils zusammen.

„Our necessity is of course the car – our own moving cocoon that allows us to travel

almost anywhere at any time. And it is this desire for private transport that has

spawned a monstrous phenomenon that creates crippling smog and traffic gridlock

in crowded cities across the world.

The power of the car and our own desire to own one, cannot be understand.”

Jones 2006, S. 64

Vorwort

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Private PKWs werden nicht selten mit geradezu liebevoller Hingabe gehegt und

gepflegt. Die Garage könnte hier als Ausdruck der zweiten Hülle des so wichtigen

Privatautos gedeutet werden, besonders wenn man Gestaltung und Ausschmückung

derselben genauer betrachtet.

„[…] die „Einhausung” der Fahrzeuge drückt den sozialen Status des Besonderen

aus, der dem eigenen Fahrzeug vor dem II.WK noch zu Eigen war.”

Hasse 2007, S.27

Gleichzeitig ist jedoch die Garage auch eine Grenze/Schwelle zwischen Innen und

Außen. Die Grenze/Schwelle wird mit dem Auto gleichermaßen überfahren wie zu

Fuß ins Intime des Wohnhauses übergangen. Die Garage ist ein Ort des Übergangs,

genauso gut wie ein Zwischenlager. Das Auto wird vorübergehend geparkt, während

es nicht benutzt wird, und auch andere Dinge, über deren endgültige Bestimmung

noch kein Urteil gefällt wurde (werden diese Dinge weiterhin aufbewahrt oder

warten sie auf die nächste Sperrmüllentsorgung?) werden in der Garage zwischen-

gelagert.1

Daher ist die Position der Garage zum und die Verbindung mit dem Wohnhaus ein

besonderer Schwerpunkt dieser Forschungsarbeit.

Schließlich unterliegt die Garage auch diversen Nutzungs- und Funktionsänderun-

gen, wie dies unter anderem aus diversen US-amerikanischen TV-Serien bekannt

ist. So wird aus der Hülle der privaten Mobilität ein Partyraum für Teenager, ein

Hobbyraum für den Heimwerker, ein quasi verlängertes Football-Stadion mit

Breitbild-TV oder auch nur eine Abstellkammer für altes Gerümpel.

All diese Entwicklungen nehmen in den USA ihren Ausgang, wirken aber zusehends

auch auf die europäischen Gesellschaften und deren Raumprägungen ein.

1 vergl. Hasse 2007, S.59

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Was ist eine Garage?

Das Wort „Garage” kommt aus dem Französischen und bedeutet soviel wie „Lager-

raum”, „Lagerhaus”; der Wortstamm, vom französischen Wort „gare” (Bahnhof)

übernommen, deutet auch auf „sicheres Verwahren” hin.

Die Baukörperbezeichnung hätte auch englisch sein können – „warage” – aber im

Vergleich zum französischen Wort „garage” fehlt dem englischen Wort der exotische

Beiklang der jungen Automobil-Kultur. Wenn das Wort auch Englisch oder Deutsch

ausgesprochen wird, so klingt es dennoch aufregender als das, was es in der eige-

nen Sprache eben ist: „a warage” oder „ein Lagerraum”.1

„Garage [frz.], Abstellraum für Kraftfahrzeuge. Auftreten als Einzel-, Reihen- und

Stockwerksgaragen (Hochgaragen, Parkhäuser). Unterirdische Anlagen als Tiefgara-

gen, in Kombination mit Touristenhotels als Motel bezeichnet.”

Seemanns Internationales Architektur Lexikon von A bis Z 2004, S.92

„garage (gah razh‘), a building or room for the storage of automobiles.”

Dicitonary of Architecture 1952, S.73

„[…] 1. Einstellraum für Kraftfahrzeuge. 2. Autowerkstatt”

Duden, Das Fremdwörterbuch, Band 5, 7.Auflage, 2002, S.341

„Eine Garage (auch Parkbau) ist eine abschließbare, überdachte und durch feste

Wände (mit Garagentor) umschlossene Abstellmöglichkeit für Fahrzeuge, meist

PKWs. Eine Garage soll vor Diebstahl ebenso schützen wie vor Witterungseinflüssen

und wird oft auch zur Lagerung von Werkzeugen und als Reparaturplatz genutzt.

[…]”

Wikipedia, 22.10.09 (11:40)

Begriffsbestimmung

1 vergl. Jackson 1980, S.104

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Die Definitionen in fachspezifischen Lexika wie in Sprachlexika sind allgemein gehal-

ten und gehen weder genau auf die Garagentypologie sowie den Baukörper (mit

einer Ausnahme) ein. Der Verweis auf die Großgarage/das Parkhaus ist in vielen

Lexika deutlicher hervorgehoben wie die Definition des Wortes Garage.

Garagen werden wie folgt unterschieden: Einzelgaragen, die Platz für ein einzel-

nes Fahrzeug in einem abschließbaren Raum bieten und Kleingaragen, die ein oder

mehrere Fahrzeuge, meist PKWs, auf maximal 50 m² Nutzfläche aufnehmen kön-

nen. Sie kommen meist in Verbindung mit dem Einfamilienhaus vor. Diese Garagen-

typologie wird in dieser Forschungsarbeit untersucht.

Die folgenden Auszüge aus dem Wiener Garagengesetz und der Niederösterreichi-

schen Bauordnung geben weitere Bestimmungen zur Errichtung von Kleinstgaragen

vor. Die Auszüge wurden dem Forschungsgebiet entsprechend entnommen:

„Wiener Garagengesetz

§ 4 Städtebauliche Vorschriften

(4) Anlagen zum Einstellen von Kraftfahrzeugen sind auf gärtnerisch auszugestal-

tenden Teilen der Liegenschaft grundsätzlich unzulässig. Kleinanlagen mit einer

Bodenfläche bis zu 50 m2 sind in der Bauklasse I und II auf seitlichen Abstands-

flächen, im Vorgarten jedoch dann zulässig, wenn ihre Errichtung auf seitlichen

Abstandsflächen oder auf Teilen der Liegenschaft, die der Bebauung offenstehen,

im Hinblick auf die Geländeverhältnisse oder wegen des vorhandenen Baubestandes

nicht zumutbar ist; Zu- und Abfahrten sind in die in Anspruch genommene Boden-

fläche nicht einzurechnen.

(5) Kleinanlagen zum Einstellen von Kraftfahrzeugen gemäß Abs. 4 dürfen nicht

mehr als ein über dem anschließenden Gelände liegendes Geschoss aufweisen.

Die Gebäudehöhe darf nicht mehr als 3,50 m und die Firsthöhe nicht mehr als 4 m

betragen.”

www.bauordnung.at/oesterreich/wien_garagengesetz.php, 15.01.2011 (18:51)

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„Niederösterreichische Bauordnung

§ 64 Ausgestaltung von Abstellanlagen

(3) Stellplätze für Personenkraftwagen müssen ein Mindestausmaß von 2,30 m mal

4,80 m besitzen. Bei einer Abstellanlage muss auf jeden Stellplatz die notwendige

Nutzfläche für Zu- und Abfahrt und Rangieren aufgrund der Anordnung der Stell-

plätze (Stellplan) entfallen.”

www.bauordnung.at/oesterreich/niederoesterreich/niederoesterreich_bauordnung_paragraph_64.php, 16.01.2011 (14:54)

Weitere Garagentypen sind die Gemeinschaftsgarage, von mehreren Besitzern/

innen benutzt werden und die Großgarage für mehrere Fahrzeuge auf mindes-

tens 1000 m² und mehr Nutzfläche, die auf einer oder mehrerer Ebenen aufgeteilt

sein kann und deren Stellplätze über Rampen oder Aufzüge, auch Hebebühnen,

erreichbar sind. Die Möglichkeit, einzelne Fahrzeuge durch Rollgitter/-tore einzeln

zu sichern kann gegeben sein, meist werden Großgaragen von Kameras überwacht.

Großgaragen werden auch als Parkhäuser, Parkgaragen bezeichnet.1

Die ersten architektonischen Versuche waren Betonkonstruktionen, die eng ver-

knüpft mit der Formensprache der Lagerhäuser waren. Seit ca. 1930 gab es die ers-

ten Stahlgaragen, dieser Urtyp der Garage ist auch heute noch vereinzelt sichtbar

als Wellblechgarage mit typischem Bogendach und Flügeltor.2

Garagen können als Flach-, Tief- und Hoch-Garagen ausgeführt werden, in Massiv-

bau, auch in Leichtbau oder als Fertiggarage.

Charakteristisch für Garagen ist eine bestimmte Raumhöhe, die meist niedriger als

in Wohnräumen ist, sie sind dunkel, ohne Tageslicht, meist unbeheizt und befinden

sich – bis auf die Ausnahme Parkgarage/Großgarage – immer im Erdgeschoß oder

Untergeschoß.

1 vergl. Neufert Bauentwurfslehre, 37. Auflage 2002, S.456-4582 vergl. Henley 2007, S.8-9.

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Als vergleichbaren Bau in der Architektur kann die Aufbahrungshalle gesehen wer-

den. Der Innenraum ist ebenfalls dunkel und die große Tür-/Toröffnung ein markan-

ter Blickfang in der Fassade. Jedoch steht die Aufbahrungshalle in ihrer Konzeption

dem Sakralbau näher als der Garage, die Raumhöhe ist nicht auf die Mindestanfor-

derungen reduziert und die Tür-/Toröffnung gleicht in Material und Optik nicht der

eines Garagentors.

Carport

„Carport – A shelter for a car attached to or near a house, which contains a roof,

but no door. It usually does not have walls an all sides.”

Dictionary of Architectural and Building Technology 1986, S.48

Ein Carport ist ein Unterstand für Fahrzeuge, meist PKWs, das aus einem Dach und

Stützen besteht und zumindest auf einer Seite hin offen ist. Ein Carport bietet dem

Fahrzeug Schutz vor Umwelteinflüssen, wie zum Beispiel Regen, Schnee oder auf

den Scheiben gefrierender Luftfeuchtigkeit, jedoch keinen Diebstahlschutz wie eine

Garage.

Das Wort „Carport” wurde aus dem Englischen entliehen und bedeutet wörtlich

übersetzt „Autohafen”. Carports werden jedoch auch als Remise bezeichnet.

Die häufigsten Materialien für einen Carport sind Holz, Stahl oder Aluminium und

somit in Leichtbauweise gefertigt. Einfache Ausführungen haben ein Flachdach,

hochwertigere Ausführungen ein Sattel- oder Tonnendach. Alle Seiten eines Car-

ports können offen sein, es gibt jedoch Elemente, mit denen einzelne Segmente

geschlossen werden können. Die Einfahrt eines Carports ist im Gegensatz zu einer

Garage jedoch grundsätzlich offen. Es bildet sich keine Feuchtigkeit im Inneren.

Auf dem untergestellten Auto ist die Gefahr der Rostbildung nicht gegeben, was ein

wesentlicher Vorteil gegenüber Garagen, die meist nicht beheizt sind, ist.1

1 vergl. de.wikipedia.org/wiki/Carport, 22.10.09 (11:40)

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Stand der Forschung

Die Kleingarage ist im Bezug auf das Einfamilienhaus bisher von der Forschung

nicht weiter betrachtet worden. Der Grund darin liegt, dass vernakuläre Architek-

tur, also anonyme traditionelle Architektur, nicht die gleiche Wertschätzung erhält,

wie von Architekten/innen entworfene Bauten. Unter den Architekten/innen sind

Einfamilienhäuser keine prestigeträchtigen Bauten und Garagen lästige Anhängsel,

die gebaut werden müssen, aber nicht weiter erwähnt werden. Deshalb kommt die

Garage in fachspezifischen Publikationen so gut wie gar nicht vor.

Jedes einzelne Einfamilienhaus kann natürlich nicht Erwähnung finden, aber in der

Masse gesehen gibt das Einfamilienhaus mit dazugehöriger Garage unter bestimm-

ten Aspekten ein interessantes Forschungsgebiet ab.

Die Erwähnung der Garage in fachspezifischer Literatur ist nur beiläufig, ober-

flächlich und oftmals überholt, veraltet, wie bereits bei der Definition des Wortes

Garage festgestellt wurde. Unter einer Anzahl von neun ausgewählten deusch- und

englischsprachigen Architekturlexika1 konnten nur drei Erwähnungen2 gefunden

werden. Der Begriff „Gartenhaus” findet in der architekturbezogenen Literatur mehr

Beachtung als die Garage. Die Begriffserklärung beschränkt sich auf eine allge-

meine Kernaussage: „ein Abstellraum für Kraftfahrzeuge”, eine detaillierende Aus-

sage wird nicht oder nur vage vorgenommen. Eine Erwähnung im Oxford Compa-

nion to Architecture reduziert den Begriff Garage auf Autoparks und Großgaragen:

„garages see car parks, multi-storey and garages.”

The Oxford Companion to Architecture 2009, S.348

Wenn die Garage erwähnt wird, dann in Bezug auf das Parken des Autos und den

Platz, der dafür im Straßenraum eingenommen wird. Parkgaragen/Parkhäuser

genießen die ganze Aufmerksamkeit, weshalb sie auch in ihrer Entwicklung und

Ästhetisierung viel weiter vorangeschritten sind als Einzel- bzw. Kleingaragen.3

1 A Short Dictionary of Architecture, Ware/Blatty 1953; Bildwörterbuch der Architektur, Koepf 2005;Dictionary of Architecture and Building Technology, Cowan/Smith 1986; English Architecture, Curl 1977;

Lexikon der Weltarchitektur, Pevsner/Fleming 1992; Knaurs Lexikon der modernen Architektur, Hatje 1963; 2 Seemanns Internationales Architektur Lexikon, Kadatz 2004; Dictionary of Architecture, Saylor 1952; The

Oxford Companion to Architecture, Goode 20093 vergl. Hasse 2007, S20.

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Fachzeitschriften für zukünftige Bauherren/innen setzen sich eher noch mit dem

Thema Garage auseinander, aber Konstruktion und Materialwahl sind wichtiger

als Positionierung und ein stimmiges Bauwerksgefüge. Garagen sind wichtig, aber

das Wohnhaus ist wichtiger, diese Rangordnung wird die Garage ästhetisch immer

benachteiligen. Die Garage soll so groß und funktionell wie möglich sein, aber der

Quadratmeterpreis der Garage muss deutlich unter dem Quadratmeterpreis des

Wohnraumes liegen.

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Die Verbreitung des Automobils

Um die Entwicklung der Garage nachvollziehen zu können, bedarf es einer ana-

lytischen Betrachtung der Verbreitung des Automobils im europäischen sowie im

US-amerikanischen Raum.

Die Anfänge des Automobils und die Eroberung des Raumes durch das Automobil

gingen in Europa verglichen mit den USA sehr langsam voran. Die erste „motori-

sierte Kutsche” wurde 1886 von Carl Benz und Gottlieb Daimler gebaut. Die Ver-

breitung des Automobils begann Mitte 1890. Es gab immer wieder Rückschläge und

nicht selten wurden verschlungene Wege zur Zielerreichung eingeschlagen.1

Für die unterschiedlich rasche Verbreitung des Autos im europäischen und im US-

amerikanischen Raum sind ungleiche Rahmenbedingungen verantwortlich.

Von der US-amerikanischen Bevölkerung wurde die Bedeutung des Automobils

als Massenverkehrs- und Produktionsmittel rascher begriffen als von Europäern.

Trotzdem orientierten sich Europäer wie US-Amerikaner an der Oberschicht, das

Auto wurde als vergrößertes Spielzeug betrachtet. In Europa war aber Luxus ein

wesentlicher Faktor in Planung und Produktion und amtliche Hindernisse erschwer-

ten zusätzlich die Verbreitung des Automobils.2

In den USA entdeckte Henry Ford die Vorteile der Massenproduktion für das Auto-

mobil. Der US-amerikanische Kraftfahrzeugmarkt war und ist wesentlich größer als

in Europa, durch Massenproduktion konnte das Modell T von Ford billiger herge-

stellt, verkauft und verbreitet werden. In nur wenigen Jahren wurde das Modell T

15 Mio. Mal gebaut und innerhalb der USA verkauft. Konzeption und Produktions-

weise des Modell T dienten später als Vorbild für den deutschen Volkswagen.2

Die USA besaß Erdöl in Hülle und Fülle, weshalb der Kraftstoffpreis wesentlich güns-

tiger war als in Europa. Zusätzlich hatte Europa ein gutes Eisenbahnnetz, was die

Verbreitung des Automobils verzögerte.3

1 vergl. Merki 2002, S.15-172 vergl. Flik 2002, S.84-86

3 vergl. Merki 2002, S.18

Abb 16.1 Modell T von Ford © Harry Shipler 1910

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US-Amerikanische Farmer erhielten während des Ersten Weltkriegs Einkommens-

zuwächse und konnten damit das Modell T von Ford günstig erwerben. Die neuen

Verkehrsmittel verbreiteten sich rasch unter der ländlichen Bevölkerung, die nicht

wie in Europa auf ein funktionierendes Eisenbahnnetz zurückgreifen konnten.1

In Deutschland war das Automobil Anfang des 20.Jahrhunderts weniger populär.

Der Grund war, dass nur Adelige oder das reiche Bürgertum sich diesen Luxusar-

tikel leisten konnten, da Autos damals in Europa noch in Einzelproduktionen oder

Sonderanfertigungen hergestellt wurden. Die Kosten der Anfertigung waren dadurch

so hoch, dass sie den Großteil der Bevölkerung vom Erwerb eines Automobils aus-

schlossen. Der Nutzen eines Automobils für wirtschaftliche Zwecke war noch nicht

erkennbar, außerdem waren dafür auch Infrastruktur und Ausreifung des Automo-

bils noch zu wenig fortgeschritten. Das Automobil war ein Luxusgut, das laut war

und übel roch. Die automobillose Bevölkerung brachte ihren Hass mit Wegezoll und

Straßensperren zum Ausdruck.2

Frankreich setzte in Europa den Startschuss für die Automobilproduktion und den

Export. Der wichtige Beitrag Frankreichs an der Entwicklung des Automobils lässt

sich an den vielen französischen Wörtern, die in die deutsche Sprache eingeflossen

sind, wie etwa „Chauffeur” was eigentlich Heizer heißt und über die Abstammung

des Automobils vom Dampfkraftwagen Aufschluss gibt, oder „Chassis”, „Limousine”,

„Cabriolet” und natürlich auch „Garage”, erkennen.3

Ende der 1920er Jahre waren auf west- und mitteleuropäischen Straßen erstmals

mehr Motorräder als Reitpferde, mehr PKWs als Kutschen, mehr LKWs als Fuhr-

werke, mehr Autotaxis als Pferdedroschken und mehr Motoromnibusse als Pferde-

omnibusse zu finden. Die Massenmotorisierung setzte aber erst ab 1950, später als

in den USA, ein.4

Die Verlagerung des öffentlichen Verkehrs zum Individualverkehr blieb der Aris-

tokratie vorbehalten und diese engagierte zur Steuerung des Autos Chauffeure.

Zeitvertreib und Selbstzweck bestimmten die Ausfahrten.

1 vergl. Merki 2002, S.15-172 vergl. Flik 2002, S.883 vergl. Flik 2002, S.804 vergl. Merki 2002, S.16

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In den USA setzte bereits 1920 die Massenmotorisierung ein. Zeitgleich mit der

Verbreitung des Automobils begann auch das Parken zum Problem zu werden, teils

skurril anmutende Lösungsversuche folgten, wie zum Beispiel in Miami. Dort behalf

sich die Polizei damit, den Fahrersitz aus dem Auto von Falschparkern zu entfernen.

Wenn der Autobesitzer diesen Diebstahl später der Polizei melden wollte, musste er

eine Parkstrafe gegen den Fahrersitz ablösen.1

Nach Einsetzung der Massenmotorisierung in den USA stieg die Bevölkerung in den

Vororten schneller an als in den Stadtzentren. Autos beeinflusste die US-ameri-

kanische Lebensweise sehr stark. „Einkaufzentren” wurden vorerst „Parkzentren”

genannt, da der Umkreis von Einkaufszentren mit Parkflächen gepflastert war.2

Zeitgleich mit der Erfindung des Automobils kam auch die Frage der Unterstellmög-

lichkeit des Automobils auf.3 Die Gebäudetypologie Garage entstand aber auch aus

einem historischen Kontext, der Stallung und Wagenburg. Diese waren bei Schloss-

anlagen im Gesamtkonzept einbezogen. Vermutlich entwickelten sich daraus auch

das Einfamilienhaus und die Garage, eine reduzierte Schlossanlage für die breite

Bevölkerungsschicht. Ein Unterstand musste gefunden werden, da die ersten Autos

„offenen Kutschen” glichen. 1921 waren noch immer 90% der Passagierfahrzeuge

offene Modelle ohne Dach. In der Stadt wurden Mietstallungen umfunktioniert, am

Land Stall oder Wagenschuppen.4

1920 kostete die Unterbringung eines Fahrzeuges in einer Garage mitunter mehr als

die Miete für eine zwei Zimmer-Wohnung.4 Das zeigt deutlich, dass das Automobil

einer wohlhabenden Schicht vorbehalten blieb.

Abb 18.1 Polizist verlädt den abmontierten Fahrersitz eines Falschparkers, Life 1965, Vol.59, No.26, S.60

1 Live 1965, Vol.59, No.26, S.602 vergl. Henley 2007, S.12

3 vergl. Miller 1988, S.104 vergl. Merki 2002, S.44

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Seit dem 19. Jahrhundert gab es viele Veränderungen, die Behausung war eine

komplizierte Sache geworden, die Architekturszene hatte expandiert, es gab unzäh-

lige neue Formen, sowohl im öffentlichen Leben als auch im privaten. Wohnhäuser

veränderten sich radikal, bestimmte Bereiche wurden entfernt, andere hinzugefügt,

je nach Bedarf.1

Vernakuläre Architektur gibt Einblicke in soziales Verhalten vergangener und gegen-

wärtiger Bevölkerungsgruppen. Anhand von Gebäuden, in denen wir leben, arbeiten

und uns entspannen, lässt sich vieles ablesen. Das Aussehen, traditionelle Baufor-

men und vorhandene Materialien, sowie allgemeine Werte, die sich im Laufe der

Evolution verändert haben, geben Aufschlüsse darüber. die Evolution über unsere

Werte und wie wir uns mit unserer Umgebung abstimmen. Aus dem Wandel verna-

kulärer Architektur im Laufe der Zeit veränderte sich auch der Baukörper Garage.1

„Je mehr ein Kraftwagen vom Luxusbeförderungsmittel eines kleinen begüterten

Kreises zum beruflichen Verkehrsmittel breiter Bevölkerungsschiten sich entwickelt,

desto brennender wird die Frage seiner Unterbringung. Dies gilt in gleicher Weise

für den einzelnen Wagen im Villenvorort wie für die Zahl von Automobilen im Inne-

ren der Stadt. Die noch vielfach anzutreffende behelfsmäßige Unterbringung in Stäl-

len, Remisen, auf dunklen Plätzen oder Höfen, wo sie dem Besitzer am wenigsten

im Wege sind, entspricht nicht mehr der heutigen Anforderung. ... Ja, im Grunde ist

die Lösung der Garagenfrage eigentlich mit einer unerlässigen Voraussetzung der

Verkehrsregelung und damit die zuerst zu erfüllende Forderung.”

Müller 1925 aus Pech 2009, S.1

Die Anfänge der Garage – oder wie es Jackson 1980 in „The Necessity for Ruins and

other Topics” nennt, die Domestizierung der Garage – entwickelte sich im urba-

nen Bereich von Mietställen oder Lagerräumen. Durch die Motorisierung wurden

Mietställe nicht länger benötigt, jedoch ein Unterstand für das Automobil, das wie

bereits erwähnt anfangs ohne Dach gebaut wurde. Der Raum stand zur Verfügung

und durch wenige Veränderungen war eine Garage entstanden.

Die Entwicklung der Garage

1 vergl. Brunskill 2000, S.13

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Im ruralen Raum legte man Wert auf separate Bauten für Garagen. Sie wurden nie

mit dem Wohnhaus kombiniert und zwar aus sanitären Gründen und wegen Explosi-

onsgefahr, da Benzin in der Garage gelagert wurde. Die Garage war in ihrer Position

isoliert von der Behausung, sie befand sich entweder hinter dem Haus oder hinter

einer Mauer, aber nicht zentral an der Straße.1

Dieser eigenständige Baukörper wurde „motor house” genannt, der Chauffeur

bewohnte den Raum oberhalb der Garage. In den Anfängen der Garage gab es eine

Verbindung zwischen Stall und Garage, diese wurde allerdings bald aufgegeben,

weil Säure, die im Stall vom Kot der Tiere freigesetzt wird, den Lack des Autos zer-

stört. So wurde die Einzelgarage zum autonomen Bautyp.1

1906 in der Bauzeitschrift „House Beautiful”2 wurden die neuesten Garagentrends

publiziert. Dabei handelte es sich um Garagen im Colonial-, Tudor- und Craftmen-

Style. Der Raum in all diesen Garagen war groß, gut belichtet und effizient geplant

mit einer Drehscheibe zum Wenden, einem Autolift und einer Arbeitsgrube für

Reparaturen. Die Arbeitsgrube verschwand wieder aus der Einzelgarage, unter

anderem als der Motor hauptsächlich von oben zugänglich wurde und vermehrt

Reparaturwerkstätten geschaffen wurden. Jedoch wurde zur Pflege des wertvollen

Besitzes, des Automobils, eine separate Waschzone eingeplant.1

Das Garagendesign wurde mit dem Autodesign gleichgesetzt und eine weitere Stil-

richtung die so genannte „Machine Age” Ästhetik entstand.3

Die Garage verlor ihren romantischen Charakter, als Autos auch für die Mittelklasse

leistbar wurden. Das Auto wandelt sich vom Vergnügungsobjekt zum wichtigen

Element für die tägliche Routine und Arbeit. Genau wie das Auto vollzog auch die

Garage einen Wandel vom luxuriösen Solitär zum praktischen Unterstand.3

Die ersten US-Amerikaner, die das Auto für ihre Arbeit nutzten, waren Landärzte

und Farmer. Vorerst wurde das Auto hauptsächlich für Notfälle eingesetzt, aber

schon bald wurde es Teil des Alltags, weshalb aus der Garage auch ein anderer

1 vergl. Jackson 1980, S.1052 Erwähnung in Jackson 1980, S.105

3 vergl. Jackson 1980, S.106

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Bautypus entstand. Große Garagen mit integrierter Wasch- und Reparaturzone ver-

schwanden und an deren Stelle entstanden kleine versetzbare oder vorfabrizierte

Garagen.1

Zur Zeit des Ersten Weltkriegs waren die Grundstücksgrößen einer durchschnittli-

chen Rasterstadt in etwa 25 x 100 ft, was etwa 7,6 x 30,5 m entspricht. Wegen der

schmalen Grundstücksflächen wurden die meisten Garagen direkt an das Wohnhaus

gebaut. Der Standort der Garage, zurückversetzt an den hinteren Teil der Grund-

stücksgrenze, wurde weiterhin beibehalten. Zwei betonierte Fahrspuren führten

vom Garagentor bis zum Bordstein und durchtrennen den ohnehin kleinen Garten.2

1928 in Radburn, New Jersey wurden die ersten Garagen als Ensemble zur Behau-

sung geplant und trotzdem blieben sie getrennt und versteckt im hinteren Teil des

Grundstückes.2

In den 1930er Jahren in Kalifornien entstand der Trend, die Garage mit dem Haus

im gleichen Design zu gestalten, damals aus Gründen der Materialressourcen, heute

primär aus ästhetischen Gründen.3

Nach dem Zweiten Weltkrieg veränderte sich die Garagenarchitektur radikal.

Die Garage wuchs mit der Behausung zusammen und eine Verbindungstür mit

der Küche oder dem so genannten „mud room” (=Schmutzraum) wurde in die

Garage integriert. Außerdem gewann der Garagenbaukörper wieder an Volumen,

das Bedürfnis nach mehr Platz in der Garage wurde größer. Platz für zwei Autos,

Gefrierschrank, Waschmaschine und Trockner, Heißwasseranschluss, Heimwerker-

bank und Gerümpel wie alte Möbel, Skier, Gartenutensilien und vieles mehr fand

sich in der Garage ein. Einst dem Chauffeur und seinem Automobil vorbehalten,

beanspruchte nun die ganze Familie Platz in der Garage.3

Laut Jackson4 hat die Garage nun, da die Garage für die gesamte Familie optimiert

wurde, ihre Domestizierung vollzogen.

1 vergl. Jackson 1980, S.1062 vergl. Jackson 1980, S.1073 vergl. Jackson 1980, S.1084 vergl. Jackson 1980 in „The Necessity for Ruin and other Topics ”, S.105-111

Page 22: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

22

Nicht nur der Platz in der Garage sondern auch außerhalb ist klar definiert. Vor der

Garage muss genügend Platz zum Parken für ein weiteres Auto sein, denn jeden

Sonntag wird das Auto aus der Garage geholt, gewaschen und poliert. Oberhalb

des Garagentors hat bei typischen US-amerikanischen Häuser ein Basketballkorb zu

hängen, was wiederum den Vorplatz der Garage rechtfertigt.

Mindestens zwei Autos waren und sind noch immer notwendig für eine Familie mit

moderatem Einkommen, aus Gründer der Ablehnung und Mangel des öffentlichen

Verkehrs und weil die Wege durch das Wachstum der Vororte immer länger wer-

den. Ein Auto wird benötigt für den Weg in die Arbeit und zurück und eines für den

Haushalt, um die Bedürfnisse der restlichen Familienmitglieder zu erfüllen.1 Dabei

entsteht ein Teufelskreis, durch die häufigen Ausfahrten werden mehr Dinge nach

Hause gebracht, wodurch wiederum Altes in der Garage verstaut werden muss.

Die Zeitschrift „Practical Builder” prophezeite 19682 die Garage für drei Autos. Eine

massive große Garage verspricht ein eindrucksvolleres Haus und die drei Garagen-

tore lassen auf ein hohes Einkommen des Besitzers schließen. Der zusätzliche Raum

in der Garage kann zur Aufbewahrung eines Bootes oder zur Ausübung von Freizei-

taktivitäten genutzt werden. So wirbt die Zeitschrift mit scheinbaren Vorteilen einer

Dreifachgarage, als hätte sie gerade eine riesige Entdeckung gemacht.

Die Entwicklung von Garagen wird allerdings nicht von Zeitschriften und ihren

Ratschlägen bestimmt, Nachfrage und Bedürfnisse der Bewohner bestimmen sie.

Außerdem war die Zeitschrift mit ihren Prophezeiungen einige Jahrzehnte zu spät;

sie waren längst eingetreten.

In der Zwischenzeit hatte sich auch in Europa das Auto etabliert. Mit der anwach-

senden Motorisierung stieg auch der Bedarf an Einstellplätzen bei Geschäfts- und

Wohnhäusern. Daher wurde 1939 in der Reichsgaragenverordnung gefordert3:

1 vergl. Jackson 1980, S.1092 Erwähnung in Jackson 1980, S.110

3 Das Haus 1955, 1.Heft, 7.Jahrg, S.12

Page 23: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

23

„Verordnung § 2 Schaffung von Einstellplätzen:

1. Wer Wohnstätten, Betriebs- und Arbeitstätten oder ähnliche bauliche Anlagen

errichtet oder Um- und Erweiterungsbauten ausführt, die den Wert solcher bau-

lichen Anlagen erheblich steigern, hat für die vorhandenen oder zu erwartenden

Kraftfahrzeuge der Bewohner, des Betriebes und der Gefolgschaft Einstellplätze in

geeigneter Größe, Lage und Beschaffenheit samt den notwendigen Zubehöranlagen

auf dem Baugrundstück oder in der Nähe zu schaffen.

[2. …]

3. Durch öffentliche Polizeiverordnung oder Ortssaztung kann für das ganze

Gemeindegebiet oder für Teile bestimmt werden, daß auch bei bestehenden Wohn-

stätten, Betriebs- und Arbeitsstätten oder ähnlichen baulichen Anlagen Einstell-

plätze nach § 1 für die vorhanden Kraftfahrzeuge der Bewohner, des Betriebs und

der Gefolgschaft gefordert werden kann, wenn auf dem Grundstück die benötigte

Fläche in geeigneter Lage und Größe vorhanden ist.

4. Statt des Einstellplatzes oder eines Teiles können entsprechend große Garagen

geschaffen werden.

§ 3 Garagenbaupflicht

Wenn in den Fällen des § 2 Abs. 1 zu befürchten ist, dass durch das Einstellen meh-

rerer Kraftfahrzeuge die Verkehrs- oder Feuersicherheit gefährdet oder das Wohnen

und Arbeiten in den umliegenden Gebäuden durch Lärm oder Gerüche erheblich

gestört wird, kann die Baugenehmigungsbehörde verlangen, daß statt des Ein-

stellplatzes oder eines Teiles davon Garagen geschaffen werden. Dies gilt auch bei

den im § 2 Abs. 1 genannten Um- und Erweiterungsbauten, wenn der erforderliche

Abstellplatz nicht gewonnen werden kann.”

Das Haus 1955, 1.Heft, 7.Jahrg., S.12

Page 24: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

24

Der Bedarf an Garagen in Deutschland war bereits 1939 groß, was die Reichs-

tagsgaragenverordnung aufzeigt, und der Bedarf an Garagen blieb auch in den

folgenden Jahrzehnten noch bestehen. Der Kraftfahrzeugbestand in Deutschland

betrug mehr als 4 Millionen und stieg jährlich um weitere 800.000 Fahrzeuge an.

Die Bauzeitschrift „Das Haus” publizierte 1955 einen Artikel, der die Notwendigkeit

einer Garage aufzeigt. Das Fachmagazin analysiert die verschiedenen Unterstell-

möglichkeiten eines Fahrzeugs und die damit verbundenen Kosten und erteilte auch

Tipps zur Planung der eigenen Garage1:

Für je drei Wohnungen musste ein Abstellplatz vorhanden sein. Falls die dafür not-

wendige Fläche nicht gegeben war, musste an die Stadt ein entsprechender Betrag

bezahlt werden, um damit öffentliche Parkmöglichkeiten zu schaffen. Die Unterbrin-

gung eines Fahrzeugs verursachte Kosten.1

Die kostengünstigste Variante zum Schutz des Autos war/ist eine Plane, aber eine

solche schützt lediglich vor leichten Witterungseinflüssen. Das Fahrzeug bleibt wei-

terhin ein Hindernis auf der Straße.1

Die Garage aus Wellblech als nächste Variante ist etwas billiger als die massiv

ausgeführte Garage, aber sie stört häufig das Gesamtbild der Anlage und ist des-

halb nur im hinteren Teil eines Geländes oder bewachsen auf Gartengrundstücken

vertretbar.1

Die einzelstehende massive Garage war/ist die teuerste unter den bereits ange-

führten Garagen. Die Kosten verringern sich um ca. 10 bis 20%, wenn mehrere

Garagen zusammengebaut werden und nur durch Drahtgitter abgeteilt sind.1

Eine einfachere Lösung ist der überdachte Abstellplatz. Er kann zum Beispiel zwi-

schen zwei Gebäuden eingeschoben werden.1

1 vergl. Das Haus 1955, 1.Heft, 7.Jahrg, S.10-13

Page 25: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

25

Die Garage soll aber vor allem so positioniert werden, dass keine Bereiche des Hau-

ses oder um das Haus gestört werden, wie etwa der Eingang oder das Blumenbeet,

und die Garagenumgebung muss genügend groß sein, um Platz zum Ein- und Aus-

fahren sowie zum Wenden zu haben. Die Garagendimensionierung sollte so gewählt

sein, dass ein leichtes Ein- und Aussteigen in das Auto möglich ist, und nach US-

amerikanischen Vorbild besser etwas größer, da die Autogröße stetig steigt.1

Die Kellergarage stellt eine besondere Anforderung an eine gute Bauausführung dar.

Die Abfahrt von der Straße zum Garagenkeller muss ohne Gefährdung des Verkehrs

möglich sein und die entsprechende Raumhöhe muss vorhanden sein. Die Wände

und Decken müssen mit besonders dichtem Putz versehen werden, damit keine

Verbrennungsabgase in den Wohnbereich dringen. Es ist nicht ratsam, oberhalb der

Garage Schlafräume anzubringen.1

Die Einfahrt zur Garage darf nicht den Straßenverkehr oder Passanten/Passantinnen

gefährden. Das Eingangstor muss 2,40m Mindestbreite aufweisen und zweiflügelig

verriegelbar sein.1

Die Adaptionen von Gebäuden als Garage ging rasch voran, dabei sind zwei gegen-

sätzliche Richtungen in der baulichen Entwicklung der Garagen spürbar. Einerseits

hat die Einzelgarage den Wandel von der Zweckmäßigkeit und Effizienz zur Ästhetik

noch nicht vollständig durchzogen. Die Gesellschaft ist auf das Auto angewiesen

und das wird auch weiterhin so bleiben. Die baulich-räumlichen Nebenprodukte der

Gesellschaft und ihrer Transportmittel werden zunehmend unbeliebter. Andererseits

ist es damals wie heute wichtig die Grenzen zwischen Auto und Garage möglichst

transparent zu halten. Der Glanz des Automobils sollte auch auf die Garage abfär-

ben, das Garagentor soll verraten, welche Automarke, welches Modell sich dahinter

verbirgt.

1 vergl. Das Haus 1955, 1.Heft, 7.Jahrg, S.10-13

Page 26: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

26

Die Umnutzung der Garage in US-amerikanischen TV-Serien

Die Gesellschaft wird geprägt von der Architektur, und Architektur prägt die Gesell-

schaft. Aufgrund dieses Wechselspiels lassen sich viele Umnutzungen und Funkti-

onsänderungen analysieren und ablesen. So auch in US-amerikanischen TV-Serien,

die in Europa ausgestrahlt werden und ihren Einfluss nehmen. Ein Beispiel ist der

Basketballkorb über dem Garagentor. Mittlerweile in Europa häufiger verbreitet als

in den USA, ist er ursprünglich vom US-amerikanischen Massensport übernommen.

Ein ähnliches Phänomen sind Pools auf privaten Grundstücken, im sonnigen Kali-

fornien erklärbar, jedoch im niederschlagsreichen wechselhaften Österreich reiner

Luxus. Vorbilder für diesen Luxus sind US-amerikanische TV-Serien und Filme. Auch

in Bezug auf Garagen werden europäischen Bauherr/innen einige Vorbilder geliefert,

wie etwa in Position und Größe der Garage. Die Einflüsse zeigen sich allerdings auch

in kleinerer Form, etwa in Form einer Verbindungstür von der Garage ins Wohn-

haus, die im Laufe der Zeit von US-amerikanischen Häusern übernommen wurden.

Die Verbindungstür führt zwar in den seltensten Fällen – wie bei US-amerikanischen

Wohnhäusern – in einen Vorraum der Küche, den sogenannten Schmutzraum/

Waschküche, aber oft in Stiegenhäuser oder Vorräume. Dieses spezielle Betreten

von Wohnhäusern über eine eigene Tür wurde ebenfalls von US-amerikanischen

TV-Serien verbreitet.

Das Ankommen als zentrales Thema wird etwa beim Vorspann der beliebten Zei-

chentrickserie „The Simpsons”1 deutlich: Seit 1989 wird der Garage eine tragende

Rolle zugeschrieben. Der Vorspann zeigt die einzelnen Familienmitglieder bei ihren

Alltagsbeschäftigungen, der Vater bei der Arbeit im Kernkraftwerk, die Mutter mit

der jüngsten Tochter beim Einkaufen, der Sohn bei der Strafarbeit in der Schule und

die Tochter bei der Saxophonprobe. Alle Familienmitglieder kehren nach getaner

Arbeit in ihr Vorstadthäuschen zurück, wo sie zeitgleich vor der Garage eintreffen.

Die Autos der Eltern werden in der Garage geparkt und jeder einzelne stürzt über

die Verbindungstür der Garage ins Wohnzimmer, wo sich die gesamte Familie auf

der Couch niederlässt. Diese Sequenz spiegelt den US-amerikanischen Weg des

Ankommens wieder: über die Garage ins Wohnzimmer.

1 vergl. www.thesimpsons.com, 17.12.2010 (11:36)

Page 27: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

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Die Garage ist aber selten das, was sie vorzugeben scheint. Sie ist nicht nur

Abstellplatz für Autos, sondern viel mehr eine Abstellkammer, ein Partyraum für die

heranwachsenden Kinder oder ein Raum zum Ausweichen für Aktivitäten, die im

Wohnhaus keinen Platz finden.

Diese Thematik wird zum Beispiel in der TV-Serie „Malcom in the Middle” widerge-

spiegelt.

Die Serie handelt vom ganz normalen Leben einer siebenköpfigen Familie mit mit-

telmäßigem bis geringem Einkommen in einem fiktiven US-amerikanischen Vorort.

Die Hauptfigur, der mittlere Sohn Malcom, ist hochbegabt und muss sich gegenüber

den anderen Familienmitgliedern oft durchsetzten, um nicht unterzugehen. Genauso

ist es auch das Leben in dem zu kleinem Vorstadthäuschen, jedes einzelne Famili-

enmitglied muss seinen Platz behaupten und verteidigen. Der Platz ist begrenzt, die

drei Söhne teilen sich ein Zimmer, jeder vorhandene Raum wird optimal ausgenutzt

und trotzdem ist das Haus zum Bersten voll.

In den Anfängen der Serie ist die Garage Abstellkammer für längst vergessenes

Gerümpel, des Öfteren wird ein Flohmarkt veranstaltet um die Garage vom bis an

die Decke gestapelten Dingen zu befreien. Die Garage dient auch als Rückzugs-

raum für einzelne Familienmitglieder. Die Räume des Wohnhauses sind begrenzt,

kein eigenes Zimmer für besondere Beschäftigungen, wie die späte Verwirklichung

des Familienvaters als Künstler, steht zur Verfügung. Seinen Traum vom perfek-

ten Gemälde muss er in der Garage verwirklichen. Auch der zweitjüngste Sohn

hat einen Traum, er will Pianist werden, bekommt aber den Klavierunterricht nicht

bezahlt. Er organisiert sich einen Flügel per Internet, lässt ihn in der Garage auf-

stellen, tarnt den Flügel mit herumliegendem Gerümpel und übt täglich heimlich in

der Garage.

Die Garage wird im Verlauf der Serie als Gästehaus ausgebaut und der zweitälteste

Sohn zieht mit seiner Frau ein.

Page 28: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

28

In dieser Serie steht die Garage als Projektionsraum für die Verwirklichung von

Träumen und als Ausweichort zur Verfügung, die Garage beherbergt die Vergangen-

heit in Form des alten Gerümpels und die Zukunft als Raum für eine junge Familie.

In vielen anderen populären TV-Serien wird das Leben in einer US-amerikanischen

Vorstadt wiedergegeben und nicht selten spielt darin auch die Garage eine eigene

Rolle, was anhand der TV-Serie „Two and a Half Men” gut verfolgt werden kann.

Der leichtlebige Werbejingle-Komponist Charlie wohnt mit seinem geschiedenen

Bruder Alan und dessen Sohn Jake in einer Strandvilla in Malibu, Los Angeles.

Die Garage wird des Öfteren beifällig erwähnt, wenn eine der normalerweise sehr

lockeren Beziehungen des Komponisten sich selten aber doch mehr vertiefen und

dem im Strandhaus geduldeten Bruder gedroht wird, seinen Garagenstellplatz für

die neue Flamme hergeben zu müssen.

Jedoch bekommt die Garage eine neue Rolle als sich die Beziehung zur Balletttän-

zerin Mia vertieft, die sehr auf Charlies Gesundheit achtet und ihn anregt, täglich

Sport zu betreiben und ausschließlich Obst und Gemüse zu essen. Der normaler-

weise exzessive Trinker und Genussraucher flüchtet sich in seine Garage, wo er auf

einem Klappstuhl sitzend heimlich ein Glas Scotch trinkt und eine Zigarre raucht.

Hier ist die Garage ein Abstellplatz für die vielen Autos des betuchten Jinglekom-

ponisten, ein Raum von Luxus und Komfort, den der Besitzer gegenüber seinen

weniger gut verdienenden Bruder als Druckmittel einsetzen kann, um zu bekommen

was er will, aber die Garage ist auch ein Zufluchtsort in schwierigen Situationen.

Die Garage ist ein meist männlich dominierter Raum, was sich anhand der oben

angeführten TV-Serien nachvollziehen lässt. Es ist ein Rückzugsort, nicht nur für

das beliebte Auto, sondern auch für dessen Besitzer, dem Familienoberhaupt, dem

Mann. Alles was in den Wohnräumen von der Frau/der Familie nicht gerne gesehen

oder geduldet wird, was im Verborgenen stattfinden soll, findet Platz in der Garage.

Page 29: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

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Eine gendergerechte Garagennutzung kommt so gut wie gar nicht vor in US-ame-

rikanischen TV-Serien, was aber keinen eindeutigen Rückschluss auf das wirkliche

Leben gibt.

Eine US-amerikanische TV-Serie bildet allerdings die Ausnahme, die Serie „Gilmore

Girls”. Die allein erziehende Mutter Lorelai wohnt mit ihrer pubertierenden Toch-

ter Rory in einer fiktiven Kleinstadt von Connecticut in einem Vorstadthäuschen

mit freistehender Garage. Die Garage ist ein Art Lagerraum und wird nicht weiter

genutzt. Das Auto parkt immer in der Einfahrt und lediglich alle paar Jahre, wenn

der Schneefall so groß ist um das Auto freischaufeln zu müssen, wird über das

Versäumnis geklagt, die Garage für anderweitige Dinge zu benutzen und nicht zum

Parken des Autos. Als die Freundin der Tochter einen heimlichen Proberaum für

ihre Bandprobe sucht, stellen Mutter und Tochter die Garage zur Verfügung. Ein

Flohmarkt zur Entrümpelung wird veranstaltet und Schlagzeug mit Band-Utensilien

ziehen ein. Die Band ist bald erfolgreich, die Geheimhaltung nicht mehr zwingend

erforderlich und es folgt die Rückanordnung der Garage zur alten Abstellkammer,

bis der Lebensgefährte der Mutter ein unfertiges Boot erbt und einen Unterstand

und Werkstätte für das Wassergefährt sucht. Die Garage wird zum Bootshaus und

Heimwerkerschuppen. Die Beziehung geht im Verlauf der Serie in die Brüche das

Boot zieht wieder aus. Die Mutter erträgt die Leere in der Garage nicht. Die Garage

weist sie täglich auf ihren Verlust hin und so gestaltet sie die Garage mit Hilfe von

Freunden um, in ein rosafarbenes Nähzimmer für sich selbst.

Die geschlechterspezifische Garagennutzung bewirkt nur minimale Unterschiede,

der Heimwerkerraum bleibt Heimwerkerraum, die Funktion ändert sich nicht, ledig-

lich die Ausgestaltung variiert zu klischeehaft-weiblichen, rosafarbenen Wänden.

Page 30: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

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Kulturelle Unterschiede und deren Einfluss auf die GebäudetypologieWohnhaus und Garage

Bei der Betrachtung von Wohnhäusern und ihren Garagen geht es hier nicht um

Wohnhäuser, die von Architekten geplant und nach modernsten Techniken ausge-

führt sind. Die Betrachtung konzentriert sich vielmehr auf vernakuläre Architektur,

um Wohnhäuser, die durch kulturelle Einflüsse und Traditionen von der Gesellschaft

geprägt wurden und sich stetig anpassen und verändern. Domestizierte vernakuläre

Architektur beinhaltet Gebäude für das Wohnen, Essen, Sitzen, Schlafen, Verstauen

von Dingen, etc. Um diese Tätigkeiten ausführen zu können, müssen die optimalen

Voraussetzungen und die optimalen Räume dafür geschaffen werden.

Dabei muss aber auch ein wesentlicher Unterschied zwischen Stadt und Land gezo-

gen werden. Die urbane Bevölkerung steht unter anderen Einflüssen, Bildungsgrad

und Einkommen sind wesentliche Faktoren, die Einfluss nehmen. Die rurale Bevöl-

kerung steht unter einer höheren sozialen Kontrolle. Diese Faktoren wirken sich

unterschiedlich auf den Bauprozess von Wohnhäusern aus.1

Aber auch allgemeine Faktoren wirken sich auf die Gebäudetypologie Wohnhaus

und Garage aus, wie etwa neue Erkenntnisse im Bereich Gesundheit und Sicherheit,

oder Fortschritte in der Technik. Diese Faktoren können im Bezug auf den Garagen-

bau eine ansteigende Zahl der Autobesitzer bewirken, was wiederum zu Platzpro-

blemen nicht nur im Straßenverkehr, sondern auch auf dem privaten Grundstück

führt. Dabei müssen die aktuellen Wohnformen neu überdacht werden.

Bei der Planung von Wohnungen und Häusern werden für die kleinste Wohnung

bereits ein bis zwei Parkplätze mit eingeplant, bei größeren Häusern mindestens

drei, dafür werden auch größere Grundstücke benötigt, was wiederum zu einer Zer-

siedelung von Städten und Orten führt, die verkehrstechnisch erschlossen werden

müssen. Diese weite Streuung von Wohngebieten macht die Bevölkerung jedoch

weiterhin abhängig vom Auto. Durch das schnelle Anwachsen des Privatverkehrs

entsteht eine visuelle Veränderung des Erscheinungsbildes der Stadt. Die Stadt wird

geprägt durch die Dominanz von Straßen und Parkflächen.2 Ein gutes Beispiel für

diese Stadtentwicklung ist Los Angeles; darauf wird noch genauer eingegangen.

1 vergl. Jackson 1980, S.1052 vergl. Noble/Jenks 1996, S.47-51

Page 31: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

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Die Dominanz von Autos in der Landschaft wird unterstützt durch die oftmalige

Umnutzung der Garage. Ein geringer Prozentsatz der Bevölkerung, die eine Garage

zur Verfügung haben, benutzen diese, um ihr Auto darin abzustellen, was eine

Umfrage 1991 in England untermauerte1. Zwei Stadtteile von Reading, einer bri-

tischen Stadt in der Grafschaft Berkshire auf halber Strecke zwischen London und

Oxford, wurden untersucht (Lower Earley and Woodley) und Bewohner/innen nach

ihren Gewohnheiten in Bezug auf die Garagennutzung befragt.

Die Umfrage ergab, dass sehr wenige der befragten Leute das Auto nach jeder

Ausfahrt in die Garage stellen, der Großteil nützt die Garage nur im Winter, bei

schlechtem Wetter, oder um das Auto während des Urlaubs sicher zu verwahren.

Die Garage wird benutzt als Abstellraum für Garten- und Haushaltsgeräte, Hand-

werksbedarf, Autozubehör, Sportartikel, Campingausrüstung und Wohnwägen und

vieles mehr. Nicht nur als Abstellraum wird die Garage benutzt, sondern auch als

erweiterter Wohnraum, wie zum Beispiel als Arbeitsraum, zum Halten von Haustie-

ren, als Küche, als Büro oder als Spielraum.1

Drei von fünf befragten Haushalten besitzen zwei oder mehr Autos, eine ausgespro-

chene Minderheit besitzt gar kein Auto.1

Die Benutzung der Garage hängt sehr stark von der Größe ab, Doppelgaragen

werden häufiger benutzt als Einzelgaragen. Die Garage ist nicht nur für das Auto

wichtig, sondern auch zum Verstauen anderer Dinge und wenn dafür in einer klei-

nen Garage kein Platz ist, weicht das Auto, das mit einem eigenen Dach ohnehin

gut gegen Witterungseinflüsse geschützt ist, ins Freie aus.1

Mehr als die Hälfte der Befragten benützt die Straße aber dennoch nicht als Park-

platz, sondern stellt das Auto in die eigene Einfahrt. Das Auto ist auf dem eigenen

Grundstück im Blickfeld der eigenen vier Wände und so scheint es sicherer verwahrt

als auf der Straße.1

1 vergl. Noble/Jenks 1996, S.47-51

Page 32: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

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Die Garagennutzung unterschiedet sich im europäischen Raum nicht wesentlich

vom US-amerikanischen. Die Garage wird sehr häufig als Abstellraum benutzt und

weniger häufig zum Parken des Autos.

Was bedeutet „Parken” für eine/n US-Amerikaner/in?1

Parken beansprucht sehr viel Platz, parken bedeutet ankommen, ein Ziel fast

erreicht haben. Für die US-amerikanische Bevölkerung ist Parken sehr wichtig, sie

nehmen sich den Platz den ihr Auto dafür braucht, egal ob auch genügend Raum

zum Parken zur Verfügung steht. In den USA wird dem Parken in der Regel sehr

wenig Respekt und Affektion entgegengebracht.

„Asphalt too frequently wins over architecture…”

Jakle/Sculle 2004, S.244

Diese Aussage bringt das US-amerikanische Verhalten in Bezug auf Parken sehr

gut auf den Punkt. Parkplätze und Straßen sind oft wichtiger als Gebäude. Der

US-amerikanischen Bevölkerung liegt sehr viel daran, mit dem Auto alles erreichen

zu können, vor der Türe parken zu können, um so wenig Weg wie möglich zu Fuß

zurücklegen zu müssen. Diese Bequemlichkeit steigt, so scheint es, proportio-

nal zum Einkommen. Der typische normalverdienende US-amerikanische Bürger

kann sich ein großes Auto und den dafür nötigen Benzin leisten. Um Bewegung zu

machen wird ein Fitnesscenter angefahren.

Die österreichische Einstellung zum Parken ist in gewisser Weise ähnlich, nur dass

eine klarere Trennung zwischen Stadt und Land gezogen werden muss. Das Stra-

ßennetz ist in Österreich sehr gut ausgebaut, in Städten mit öffentlichen Verkehrs-

mittel und Fahrradwegen genauso wie mit Straßen. In den Ballungszentren gibt

es wenige Parkplätze, die Städte sind langsam gewachsen, die Zentren sind dicht

verbaut und der Platz ist begrenzt.

1 vergl. Jakle/Sculle 2004, S.244-246

Page 33: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

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Weniger gut ausgebaut ist das öffentliche Verkehrsnetz im ländlichen Raum. Grö-

ßere Distanzen müssen zurückgelegt werden, die Intervalle von öffentlichen Ver-

kehrsmitteln sind zu groß, das Netz ist weniger dicht als in Städten und in ruralen

Gebieten gibt es Parkplätze in Hülle und Fülle. Dazu kommt die Unabhängigkeit,

die mit dem eigenen Auto gewährleistet ist, mit öffentlichen Verkehrsmitteln jedoch

deutlich eingeschränkt ist.

US-Amerikaner/innen sind sehr stark mit ihrem Auto verbunden, sie definieren

sich sogar über ihr Auto. Autos geben Auskunft über die Identität einer Person und

Autos stecken Territorien ab. Die Lage des Parkplatzes am Arbeitsplatz (je näher

am Eingang, desto besser) verhilft den/der Beschäftigten zu Ansehen. Das Auto

ist jedoch nicht das einzige Transportmittel, das am Arbeitsplatz das Territorium

absteckt, die so genannte „Bonzenschleuder”, ein separater Lift für höher Bediens-

tete, trägt weiterhin dazu bei.

Autos dienen als Statussymbol genauso wie als Transportmittel. Die US-amerikani-

sche Bevölkerung liebt ihr Auto, sie kümmern sich nicht darum, ob das Parken Platz

in Anspruch nimmt genauso wenig wie es sie kümmert, wie oft sie es für welche

Wegstrecken benützen. Die US-amerikanische Bevölkerung teilt nichts so sehr wie

die Leidenschaft um das Auto. Das Autofahren hat die US-Amerikaner/innen zusam-

men geschweißt.1

Eine Minderheit von US-Amerikaner/innen, meist aus dem liberalen Lager, sieht ein,

dass eine Veränderung notwendig ist. Nicht nur in Bezug auf den großen Platzbe-

darf durch Autos und der immer größer werdende Streuung von Städten, sondern

auch in Bezug auf den Umweltschutz ist es wichtig, eine Veränderung anzustreben.

Ein Großteil der US-amerikanischen Bevölkerung projiziert in ihren Autos Erfolg. Sie

stellt das private Wohl über das der Gesellschaft.1

Auch die österreichische Bevölkerung verknüpft sich sehr stark mit dem Auto, wes-

halb auch in warmen Sommermonaten das Fahrrad keine wirkliche Alternative ist,

denn mit Hilfe des Autos erlangen Autofahrer/innen Ansehen und Respekt.

1 vergl. Jakle/Sculle 2004, S.244-246

Page 34: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

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Das Auto ist Markenzeichen für Wohlstand und Bequemlichkeit.

US-amerikanische Wohnhäuser sind oft visuell dominiert von Garagen und großen

Auffahrten, da der Bedarf an Parkplätzen steigt. Von je einem Parkplatz pro Einfa-

milienhaus/Wohnung auf drei Parkplätze, zwei pro Haushalt und einen für Besucher.

Das zeigt die enge Beziehung der Bevölkerung zum Auto.

Die US-amerikanische Bevölkerung steht aber auch in enger Beziehung zu ihren

Häusern, was nicht überraschend ist, da die Bevölkerung aus einer Nation von

Zugewanderten besteht. Ihre Wohnhäuser werden als Symbole von Sicherheit gese-

hen, sie sind Identität prägend und die Bewohner/innen verwurzeln sich dadurch

besser im fremden Land. Egal welche Hausform, diese Hülle gibt einen reichen

Index von individuellen Werten und kulturellen Ideen wieder.1

Vorder- bzw. Rückseiten von Wohnhäusern und deren Position zur Garage

Für die Betrachtung und Analyse des Wohnhauses, abgesehen davon wie prägend

die Hülle an kulturellen und individuellen Werten ist, muss ein Ausgangspunkt defi-

niert werden.

„Der Raum kann durch die Beziehungssysteme zum Menschen definiert werden.

Die Orientierungsbegriffe, die schon Aristoteles zitierte, das Oben und Unten, Vorn

und Hinten, Rechts und Links sind nur durch die Beziehung zum aufrecht stehen-

den menschlichen Körper brauchbar. Aus diesen Orientierungsparametern bezieht

der menschliche Körper sein Koordinatensystem, das sich in jenem der Architektur

wieder findet.”

Feuerstein 2002, S.6

1 vergl. Howe 2002, S.8

Page 35: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

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Der Körper dient als Ausgangspunkt, um Dinge zu betrachten und sie miteinander

zu vergleichen oder gegenüberzustellen. Der Körper nimmt bewusst oder unbe-

wusst Einfluss im Gestalten von unbelebter Materie aus dem Bedürfnis heraus, mit

unbelebter Materie in Beziehung zu treten. Die Analogie zwischen menschlichem

Körper und Bauwerkskörper wird gezogen, um Bauwerke besser verstehen zu

können, sie besser einordnen, vergleichen, bewerten zu können. Die Kommunika-

tion mit dem Bauwerk wird im Wesentlichen erleichtert, wenn die Fassade einem

menschlichen Gesicht gleicht, wenn Fensteröffnungen als Augen, die Türöffnung als

Mund abgelesen werden können.1

Um nicht nur den Körper als Ausgangspunkt zu definieren, sondern um auch einen

Ausgangspunkt für die Betrachtung der Garage festzulegen, müssen verschiedene

wesentliche Faktoren herangezogen werden.

Wohnhäuser sind gerichtet am Grundstück positioniert, eine Seite ist stark mit

der Straße verbunden und eine Seite mit dem Garten. Sind diese Ausgangspunkte

gegeben, lässt sich weniger präzise definieren, welche der beiden Seiten als Vor-

derseite des Hauses und welche als Rückseite des Hauses betrachtet wird. Ist die

Vorderseite des Hauses die Seite, wo sich der Hauseingang befindet? Oder jene

Seite, die von der Straße aus gesehen wird? Unter Berücksichtigung der Garage

lassen sich gewisse Schemata abzeichnen, die bei der Betrachtung eines Wohnhau-

ses analytisch angewandt werden können. Die Garagenposition gibt Auskunft über

die Seite des Hauses. Im Großteil der zu betrachtenden Beispiele steht die Garage

an der Rückseite des Hauses. Das wurde vermutlich vom ländlichen Bauernhof

übernommen: Stallungen und Wagenschuppen befanden sich dort im hinteren Teil

des Grundstückes im Wirtschaftstrakt, eng gekoppelt mit der Versorgung der Tiere

und mit der Feldarbeit. Auch heute noch werden an der Rückseite des Hauses Wirt-

schaftsräume, Stiegenhäuser und Sanitärräume gebaut. Helle Räume mit großen

Fensteröffnungen werden an der Vorderseite platziert, wie Wohnraum, Essraum und

Büro. In diesen Räumen wird ein Großteil des Tages zugebracht.

1 vergl. Feuerstein 2002, S.8-10

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Die Vorderseite des Hauses ist die dem Leben zugesandte Seite, introvertiert inner-

halb der Familie zur Gartenseite oder extrovertiert zur Gesellschaft, zum öffentli-

chen Leben zur Straßenseite. Die Vorderseite ist zugleich Schauseite, meist Presti-

geseite, der Öffentlichkeit zugewandte Seite, sehr oft Straßenseite und durch große

Fensteröffnungen, Balkone, Verzierungen an der Fassade, wie Mosaike, Stuck-

schmuck, farblich kontrastierende Elemente, und vieles mehr erkennbar.

Die Rückseite des Hauses ist die intimere Seite. Wirtschaftsräume, Sanitärräume

und das Stiegenhaus sind auf diese Seite ausgerichtet. Die Rückseite wird übli-

cherweise mit kleinen Öffnungen versehen, die Fassade ist reduziert ohne Dekor

ausgeführt und diese Seite ist meist Hof- oder Gartenseite. In vielen Fällen wird die

Rückseite des Wohnhauses von der Garage geprägt.

Vorder- und Rückseiten von Häusern entstehen aber auch, wie bereits oben

erwähnt, aufgrund der Räume, die sich dahinter befinden. Diese Räume unterlagen

und teilweise unterliegen sie auch heute noch einer geschlechtlichen Trennung.

In vielen Gesellschaften gab es eine Unterteilung von öffentlichen und auch privaten

Räumen in männliche und weibliche Bereiche. Anhand der Entwicklung des Land-

hauses lässt sich auch die Entwicklung von genderbezogenen Räumen erklären.

Räume, die für die Repräsentation benutzt wurden waren auf einer Ehrenachse, der

sogenannten „axis of honor” aufgereiht und zogen sich bis in den hintersten Teil des

Wohnhauses. Je weiter der/die Besucher/innen vorgedrungen ist, desto privater und

intimer wurden die Räumlichkeiten.1

An traditionellen Bauernhöfen lässt sich das ebenfalls ablesen. Die Räumlichkeiten

an der Vorderseite waren vormals eher dem Mann zugeordnet, wie etwa die Stube.

Je nach Art der Beziehung zum Gast wurde dieser nur in die Stube vorgelassen,

oder durfte in weitere Räumlichkeiten vordringen. Räume wie Küche, Waschraum

oder Stall waren eher der Frau zugeordnet. Sie sorgte für die Verpflegung der Men-

schen im Haushalt und der Tiere.

1 vergl. Kuhlmann 2003, S.133-134

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Diese Räumlichkeiten befanden sich im hinteren Teil des Hauses mit der Anbindung

zum Stall. Heute sind die Grenzen zwischen männlichen und weiblichen Räumen

mehr und mehr verschwommen, Frauen sind nicht alleine für den Haushalt zustän-

dig und Männer sind nicht mehr Alleinverdiener, was sich auch auf die Gender-

Beziehung von Räumen auswirkt.

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Regionale Unterschiede und deren Einfluss auf die Gebäudetypologie Wohnhaus und Garage

Unter dem Einfluss europäischer Kolonialmächte und europäischer Zugewanderter

begann an der Ostküste Nordamerikas die Verstädterung. Über Entwicklungsach-

sen, die erst geschaffen werden mussten, begann die Verstädterung im Westen

zeitversetzt. An der Westküste war der Einfluss der ehemaligen spanischen Kolonial-

macht sehr groß, was sich auf die Struktur und Architektur von Städten auswirkte.1

Es sind keine typischen Merkmale wie Stadtmauern, Burganlagen oder Marktplätze

zu finden, da nordamerikanischen Städten der historische Hintergrund fehlt. Es fehlt

ihnen außerdem an architektonischer und städtebaulicher Vielfalt. US-amerikani-

sche Städte sind auf das Rastersystem, übernommen vom spanischen Kolonialreich,

aufgebaut, und nicht um einen Mittelpunkt wie bei vielen europäischen Städten.

Das Zentrum einer US-amerikanischen Stadt bildet die Stadtverwaltung oder das

Gerichtsgebäude, oftmals von einem Platz umgeben. Im Übrigen besteht eine US-

amerikanische Stadt aus Downtown, Übergangsbereich und Umland.1

Nach dem Zweiten Weltkrieg verstärkte sich die Suburbanisierung. Die Abwande-

rung in Randgebiete der Städte hatte zur Ursache, dass die Regierung ein Freeway-

System finanzierte, wodurch die Anbindung an Städte schneller und besser wurde.

Außerdem war das Leben für junge Familien in Vorstädten kostengünstiger, da hier

geringere lokale Steuern bezahlt werden mussten. Durch die Wirtschaftskrise und

den Zweiten Weltkrieg wurde der Bau von Wohnungen stark gebremst.1

Europäische Städte werden charakterisiert durch die Präsenz von Geschichte. Sie

sind die Orte, an denen eine moderne Gesellschaft entstanden ist, wo steingewor-

dene Erinnerungen und die Beständigkeit der Bausubstanz auf längst vergangene

Zeiten anspielen. Europäische Städte spiegeln außerdem die Hoffnung auf Emanzi-

pation, durch die Flucht aus der dörflichen Nachbarschaftskontrolle hin zu den Frei-

heiten urbaner Anonymität und Toleranz. Sie zeigen eine urbane Lebensweise auf,

die Gestalt annimmt aufgrund der Durchmischung von Arbeiten und Wohnen, hohen

und niedrigen Bauten. Europäische Städte sind in gewisser Weise geplante Städte;

Generationen von Stadtplanern haben sich über die sozialen, wirtschaftlichen und

politischen Strukturen Gedanken gemacht und vieles auch umgesetzt.2

1 www.klett.de/sixcms/list.php?page=geo_infothek&node=USA+-+St%E4dte, 07.01.2011 (10:36)2 vergl. Siebel 2004, S.13-15

Page 39: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

39

1 vergl. Siebel 2004, S.13-152 vergl. Hassenpflug 2002, S.205-2063 vergl. Hassenpflug 2002, S.221-223

Diese Merkmale machen im Einzelnen oder im Gesamten einen Idealtypus aus, der

signifikant für europäische Städte ist.

Der wesentliche Unterschied zwischen europäischen und US-amerikanischen

Städten liegt im historischen Erbe europäischer Städte. Sie weisen eine jahrhun-

dertelange Stadtgeschichte, eingebettet in abendländischer Kulturgeschichte und

Wurzeln in römischer und griechischer Antike auf, gegenüber der jungen US-ameri-

kanischer Stadtgeschichte, die im 17.Jahrhundert mit den ersten großen Einwande-

rungswellen europäischer Kolonialmächte begann.1

Weitere wesentliche Unterschiede liegen im sozialen Wohnungsbau und in einem

funktionierendem flächendeckendem öffentlichen Verkehrsnetz, die die Bevölkerung

europäischer Städte im Kern der Stadt gehalten haben und nicht zu Suburbani-

sierungwellen führten. Das Stadtzentrum bildet bei europäischen Städten einen

starken funktionierenden Kern. Trotz einer von US-amerikanischen Städten beein-

flussten Suburbanisierung bleibt ein konstanter Stadtkern erhalten, im Gegensatz

zu US-amerikanischen Städten, wo dieser oft völlig fehlt.

Unterschiede in der Mentalität trennen europäische Städte weiters von US-ameri-

kanischen Städten. Der Idealtypus eines/r europäischen Bürgers/Bürgerin liegt im

Städter/in, denn Stadtluft macht frei. Der Idealtypus eines/r US-amerikanischen

Bürgers/Bürgerin liegt im Pionier/in und Siedler/in, der die Enge der Stadt verlässt

und die Freiheit in der Weite des Landes sucht.2

Trotzdem wird zusehends von einer Amerikanisierung europäischer Städte gespro-

chen. Auf lange Sicht wird vermutet, dass es zwischen europäischen und US-ame-

rikanischen Städte keine Unterschiede mehr geben wird. Globalisierung, Internati-

onalisierung und Technologie lassen alle Städte zu Einheitsstädten verschmelzen;

jedoch sind US-amerikanische wie europäische Städte in sich zu unterschiedlich, um

ohne Abstraktion einen Vergleich ermöglichen zu können.3

Page 40: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

40

„Wien ist anders”

Dieser Leitspruch stammt aus den 1980er Jahren und diente dazu, den unattrak-

tiven Stadtcharakter abzuschütteln und Aufbruch wie Modernität zu signalisieren.

Die Stadt Wien begann ganzheitlich zu denken, was der Stadtentwicklungsplan

1984 zeigte. Die Planung für die Stadt basierte erstmals auf einem ganzheitlichen

und strategischen Konzept. Im gleichen Jahr gewann auch der öffentliche Verkehr

wieder an Wertschätzung gegenüber dem zunehmend zu Problemen führenden

Autoverkehr.1

Mit dem Fall des „Eisernen Vorhangs” 1989 wuchs die Stadt in nur wenigen Jahren

um eine beträchtliche Zahl von Einwohnern/innen an. Davor musste mit Bevölke-

rungsschwund gekämpft werden. Wien wurde zur Metropole im Herzen des Konti-

nents Europa. Diese Mentalität war prägend für die Stadt.1

Wien ist aber auch die Stadt des sozialen Wohnbaus. Los Angeles hatte im Gegen-

satz mit Suburbanisierung aufgrund von Wohnungsnöten zu kämpfen. Zur Zeit der

sozialdemokratischen Stadtregierungen der Zwischenkriegszeit entstanden ein-

drucksvolle kommunale Wohnbauten. Das Rote Wien schaffte es außerdem, Woh-

nungen einige Jahre als Spekulationsobjekte für den Vermögenszuwachs uninteres-

sant zu machen. Sie erwirkten eine Mietzinsfixierung, und durch die neu gebauten

sozialen Wohnungen, die durchschnittlich vier Prozent des monatlichen Einkommens

eines Arbeiters ausmachten, wurde nicht weiter mit Wohnungen spekuliert. Die

Stadt war bereits 1924 die größte Grundbesitzerin Wiens.2

Trotz Wohnungsausbau innerhalb Wiens konnte und kann die Abwanderung in

Umlandgemeinden von Wien, dem sogenannten „Speckgürtel” Wiens nicht aufge-

halten werden. Das Verlangen nach kleinteiliger Bebauung – einem eigenen Haus –

und mehr begrünten Freiflächen – dem eigenen Garten – zog und zieht auch heute

noch viele Menschen ins Wiener Umland. Die vor Jahren noch leistbare Alternative

zum städtischen Eigentum ist heute bereits vorrangiger Eigentumswunsch gewor-

den. Beliebtes Bebauungsgebiet ist vor allem der südliche Speckgürtel von Wien in

1 vergl. Seiß 2007, S.13-152 vergl. Podbrecky 2003, S.15-20

Page 41: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

41

Richtung Mödling, weshalb die Grundstückspreise dort in die Höhe steigen.

Dabei ist nicht mit einer Gentrifikation in den Bobo1-Bezirken Wiens – Bezirke die

Andrea Maria Dusl in ihrem Roman „Boboville”, 2008 erschienen, als „Bobograd”

(Leopoldstadt), „Bobopol” (Josefstadt), „Boboville” (Neubau und Mariahilf) und

„Boboais” (Wieden und Margareten) bezeichnet – zu befürchten, sondern innerhalb

des Speckgürtels Wien.2 Die Gentrifikation verdrängt die lang ansässige Bevölke-

rung von ihren Grundstücken und Häusern.

Eine halbe und bis zu einer Stunde Fahrtzeit mit dem Auto (!) wird in Kauf genom-

men, um sein Eigenheim mit Garten in einer Lage, die nicht Stadt und nicht Land

ist, genießen zu können. Der Süden ist so gut wie ausgeschöpft, die nächste Ent-

wicklung führt in den Norden Richtung Klosterneuburg. Junge Familien können sich

das Wohnen im Speckgürtel schon länger nicht mehr leisten, sie siedeln sich am

Rande des Speckgürtels in Niederösterreich an und hoffen, dass sich der Speckgür-

tel weiterhin ausbreitet und sie dann mit ihrem Häuschen irgendwann dazugehören.

„Home, sweet home”

Dies ist der Leitspruch der US-amerikanischen Bevölkerung. Urbane Streuung und

übergroße Einfamilienhäuser sind das Markenzeichen von Los Angeles. Ein Teppich

von ein- bis zweigeschossigen Einfamilienhäusern weitet sich über den gesamten

Stadtraum aus. Die Stadt erstreckt sich niedrig und flächig. Sie ist wirtschaftlich,

politisch und kulturell nach provinziellen Prinzipien organisiert. Das ist auch der

Grund, weshalb das öffentliche Leben in der großen Metropole stagniert, wenn

nicht sogar von einer gesellschaftlichen Isolierung gesprochen werden kann. Der

berühmte Hollywoodregisseur Orson Welles zeichnet ein deutliches Bild, wenn er

feststellt, dass Hollywood das einzige Theaterzentrum ohne Theatercafé ist. Wo

treffen sich die Schauspieler nach den Proben, wo trifft sich das Publikum, um über

das Stück zu diskutieren?3

1 „Bobo” setzt sich aus den Wörtern „bourgeois” und „bohemian” zusammen, wird jedoch überwiegend gegen-teilig gedeutet und wurde von David Brooks, New York Times Kolumnist in seinem Buch „Bobos in Paradise: The New Upper Class and How They Got There” im Jahr 2000 geprägt.2 vergl. http://www.falter.at/print/F2004_26_1.php, 15.01.2011 (15:00)3 vergl. Jacobs 1963, S.56

Page 42: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

42

Die Befragung von Menschen, die in Los Angeles wohnen, ergab ähnliche Ansichten

über ihre Stadt. Es wurde von einem „Zerfließen” der Stadt und „Fehlen von gegen-

ständlichen Elementen, die mit Erinnerungen behaftet sind” gesprochen. Dieses

mache die Stadt unruhig und wirke störend. Jungen sowie älteren Einwohnern/

innen hängt der „dazumal-Gedanke” an die Stadt nach. Sie glauben sich erinnern

zu können, dass früher das Stadtleben in Los Angeles anders beschaffen war.1

„Bei den Einwohnern ist eine Bitterkeit oder eine Art von Sehnsucht festzustellen,

die als Bedauern über die vielen Veränderungen ausgelegt werden könnte – oder

aber einfach als Unfähigkeit, sich rasch genug anzupassen, um mit ihnen Schritt zu

halten.”

Lynch 1989, S.59

Durch die weite Streuung von Los Angeles schafft die Stadt mehr offene Räume und

Freiflächen als andere US-amerikanische Großstädte und trotzdem ist die Luftver-

schmutzung sehr hoch. Der schmutzige Dunst wird von örtlichen Gegebenheiten,

wie die Zirkulation der Meeresluft und von der weiten Streuung der Stadt, wodurch

ein gewaltiges Ausmaß an Kraftfahrverkehr aufgewendet werden muss, verursacht.

Weit gezogene Siedlungen und Grünflächen fördern Luftverunreinigung anstatt sie

zu mindern.2

Jacobs geht sogar soweit, von einer Zerstörung großer US-amerikanischer Städte

durch den Kraftfahrverkehr mittels Schnellstraßen, Parkplätze, Tankstellen, Auto-

kinos und vieles mehr zu sprechen. Für den Kraftfahrverkehr werden Gebäude

abgerissen und Straßen erweitert, dabei verliert die Stadt ihren Charakter und jede

Stadt gleicht der anderen. Die Straßenräume ergeben ein unübersichtliches Durch-

einander und für Fußgänger werden Wege weitläufig, kompliziert und zusammen-

hanglos. Aber ohne Autos gäbe es ein ähnliches Chaos in den Städten. Die Wege

werden von Menschen zurückgelegt und gäbe es keine Autos, würde es andere

Hilfsmittel geben, um Wege in kürzester Zeit hinter sich zu bringen.3

1 vergl. Lynch 1989, S.592 vergl. Jacobs 1963, S.67

3 vergl. Jacobs 1963, S.180

Page 43: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

43

Ein Versuch, der in Los Angeles durchgeführt wurde, zeigte deutlich, dass die

Verbreiterung der Straßen nicht automatisch zur Auflockerung des Verkehrs führt.

Der Bedarf an Kraftverkehr wächst automatisch, je mehr Raum ihm zur Verfügung

gestellt wird. Die Lösung dieser Explosion an Kraftverkehr ist eine möglichst große

Vielzahl an Auswahlmöglichkeit von Verkehrsmittel. Die Mannigfaltigkeit in der

Benutzung der Verkehrswege verhindert Verkehrsstau. Gebäude wie Schulen, Kran-

kenhäuser, Kinos oder Einkaufszentren, die einen großen Anlauf an Menschen haben

und nur mit dem Auto zu erreichen sind, führen zu Verkehrsstauung.1

1963 wurde in Los Angeles gemessen, dass 95% des gesamten Verkehrs innerhalb

der Stadt mit Privatautos zurückgelegt wurden.2

Tatsächlich gab es aber auch in Los Angeles eine Zeit, wo vermehrt Straßenbahnen

durch die Stadt gefahren sind. Die Stilllegung des öffentlichen Personennahverkehrs

begann in den 1970er Jahren in 45 US-amerikanischen Städten, unter anderem in

Los Angeles. Es wird zu einem wesentlichen Prozentsatz der größten US-Automobil-

baugesellschaft General Motors Company vorgeworfen, die sukzessive Anteile des

öffentlichen Verkehrsunternehmens aufgekauft zu haben, um es stillzulegen und

durch Fahrzeuge und Betriebsstoffe aus eigener Produktion zu ersetzen. Die krimi-

nelle Verschwörung wurde zu spät erkannt, bis dahin war die Zahl der Straßenbahn-

züge bereits auf ein Minimum reduziert worden und die Massenmotorisierung hatte

bereits eingesetzt.3

1 vergl. Jacobs 1963, S.1352 vergl. Jacobs 1963, S.1863 vergl. en.wikipedia.org/wiki/Great_American_streetcar_scandal, 15.01.2011 (16:10)

Page 44: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

44

Im folgenden Abschnitt wird versucht, eine Gegenüberstellung von US-amerika-

nischen und österreichischen Wohnhäusern, speziell des Einfamilienhauses, zu

veranschaulichen. Untersuchte Gebiete sind im Wesentlichen Randgebiete von Los

Angeles und Umlandgemeinden von Wien. Diese Gebiete wurden systematisch ana-

lysiert und möglichst flächendeckend abgefahren, wobei die Auswahl der einzelnen

Wohnhäuser nach Auffälligkeit der Garage getroffen wurde. Ein besonderes Merk-

mal wurde auch auf Gebiete mit unterschiedlichen Einkommensschichten gelegt,

um eine breitere Streuung des zu untersuchenden Materials zu erzielen.

Die Garage wurde aufgrund von folgenden Merkmalen analysiert:

Erscheinungsbild: Fällt die Garage sofort auf? Ist sie versteckt im Hintergrund?

Dominanz: Ist die Garage der dominierende Bauteil im Gefüge oder fügt sie sich

dem Wohnhaus ein?

Ausgestaltung und Erschließung: Wie wird das Garagentor in Größe und Verhältnis

zur Eingangstür gestaltet? Wie verlaufen die Wege von der Straße zur Garagenein-

fahrt und zum Hauseingang?

Größe: Wie viele Autos fasst die Garage und wieviele Autos stehen noch in der

Einfahrt?

Bei der Gegenüberstellung wurde besondere Aufmerksamkeit der Position der

Garage zum Wohnhaus, deren Größenverhältnis sowie Symbolik und Dekor der

Garage gewidmet.

Gegenüberstellung Wien – Los Angeles

Page 45: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

45

Vösendorf

Breitenfurt

Hietzing1130 Wien

Innere Stadt1010 Wien

Tulln an der Donau

Spillern

Maria Enzersdorf

Leopoldsdorf

OberwaltersdorfTrumau

Guntramsdorf

Wiener Neudorf

Liesing1230 Wien

Leobendorf

Biedermannsdorf

Santa Monica

Beverly Hills

Malibu

Hollywood

InglewoodMarina Del Rey

Culver City

Groß-EnzersdorfPurkersdorf

Stockerau

Downtown

analysierte Gebiete

Gemeindegrenze

analysierte Gebiete

Gemeindegrenze

Vösendorf

Breitenfurt

Hietzing1130 Wien

Innere Stadt1010 Wien

Tulln an der Donau

Spillern

Maria Enzersdorf

Leopoldsdorf

OberwaltersdorfTrumau

Guntramsdorf

Wiener Neudorf

Liesing1230 Wien

Leobendorf

Biedermannsdorf

Santa Monica

Beverly Hills

Malibu

Hollywood

InglewoodMarina Del Rey

Culver City

Groß-EnzersdorfPurkersdorf

Stockerau

Downtown

analysierte Gebiete

Gemeindegrenze

analysierte Gebiete

Gemeindegrenze

Vösendorf

Breitenfurt

Hietzing1130 Wien

Innere Stadt1010 Wien

Tulln an der Donau

Spillern

Maria Enzersdorf

Leopoldsdorf

OberwaltersdorfTrumau

Guntramsdorf

Wiener Neudorf

Liesing1230 Wien

Leobendorf

Biedermannsdorf

Santa Monica

Beverly Hills

Malibu

Hollywood

InglewoodMarina Del Rey

Culver City

Groß-EnzersdorfPurkersdorf

Stockerau

Downtown

analysierte Gebiete

Gemeindegrenze

analysierte Gebiete

Gemeindegrenze

Abb.45.1 analysierte Gebiete mit Gemeindegrenzen: Wien, Los Angeles

Page 46: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

46

Geographische MerkmaleNobelviertel

Die Betrachtung bezieht sich auf zwei Wohngebiete: das US-amerikanische Beverly

Hills im Großraum Los Angeles und den am US-amerikanischen Vorbild inspirierten

Wohnpark Fontana im österreichischen Oberwaltersdorf.

Wohnpark Fontana1

Südlich von Wien in der Gemeinde Oberwaltersdorf in Niederösterreich befindet

sich der Wohnpark Fontana. Der Wohnpark Fontana ist jedoch nicht wirklich Teil

des Ortes Oberwaltersdorf, sondern ein eigenständiger Ort im Ort. Das Kommu-

nikationsverhalten der Bewohner/innen beider Ortschaften ist geprägt von einer

größtmöglichen Distanz, worauf auch von der Besitzergesellschaft (Magna Lie-

genschaftsverwaltung) großen Wert gelegt wird. Die Zielgruppe der hier wohnen-

den Bevölkerung, die von der Besitzergesellschaft angestrebt wurde/wird ist eine

„Upperclass Community”. Die wohlhabenden Bewohner/innen werden genauso wie

die Gebäude des Wohnparks selbst, bei geschäftlichen Treffen des Magna Konzerns

von wichtigen internationalen Geschäftspartnern als Repräsentationsobjekte vorge-

führt.

1994 war Baubeginn, bereits zwei Jahre später fand die Einweihung des Fontana-

parks und der Europazentrale statt. Heute umfasst der Wohnpark 350 Einfamili-

enhäuser und 65 Appartements im Kolonialstil. Als Bewohner/innen werden nur

Eigentümer/innen zugelassen. Es gibt einen Katalog, der acht standardisierte Häu-

sergrundrisse zur Auswahl stellt. Weitere Vorschriften sind: eine der 25 verschie-

denen Pastelltöne als Fassadenfarbe für das eigene Haus, einheitliche Garagentore

und Zierelemente und kein Zaun um das eigene Grundstück.

Die Häuser liegen an breiten Wohnstraßen nach US-amerikanischem Vorbild. Alleen

umsäumen die Straßen und bilden eine Trennung zwischen Gehweg und Verkehrs-

fläche. Jeder Vorgarten wird regelmäßig von einem „Green Keeper” gepflegt, um

ein einheitliches Erscheinungsbild zu erzielen. Das Gesamterscheinungsbild ist sehr

wichtig.

1 vergl. fontana.at/, 28.06.2010 (16:38) und www.wu.ac.at/inst/iir/seminare_Novy/suburbanes_wien/Fontana.pdf, 28.06.2010 (17:02)

Page 47: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

47

Das Zentrum des Wohnparks bildet die Klubanlage. Hier trifft man sich zum Golfen

oder man spaziert um den künstlich angelegten Teich. Ein Ortsplatz als Treffpunkt

wurde nicht vorgesehen.

Beverly Hills1

Beverly Hills liegt im westlichen Stadtgebiet von Los Angeles und ist heute Sitz

vieler berühmter US-amerikanischer Filmschaffender und andere wohlhabender

Bewohner/innen.

Das Land wurde um 1900 von einer Ölfirma gekauft, erwies sich allerdings für

Ölbohrungen unrentabel, weshalb es wenig später in Bauland umgewidmet wurde.

Palmen, Akazien, Eukalyptus und Pfefferbäume umgeben die angelegten Straßen

des Wohngebietes.

1914 kamen die ersten Siedler/innen, bereits fünf Jahre später zogen die ersten

Schauspieler/innen in diesen Stadtteil.

In der Größe sind sich die Wohnhäuser im österreichischen Wohnpark Fontana und

im US-amerikanischen Beverly Hills sehr ähnlich. In Beverly Hills sind Wohnhäuser

vorwiegend eingeschossig, dafür aber weitläufiger in deren Grundflächen ange-

legt, im Wohnpark Fontana sind sie zweigeschossig, kompakter und im kolonialen

Villenstil. Markant in beiden Orten sind die Garagentrakte. Im Wohnpark Fontana

stehen die Garagen sehr oft orthogonal zum Wohnhaus oder sind leicht abgerückt,

in Beverly Hills finden sich alle möglichen Variationen: als eigener Baukörper, als

Hinterhofgarage, dem Haus angebaut oder eingebunden.

Die Zufahrt zum Haus im Wohnpark Fontana ist nach US-amerikanischem Vorbild

gestaltet und somit nahezu ident mit Beverly Hills:

Breite Wohnstraßen sind mit Bäumen umgeben. In Österreich sind es Laubbäume,

in den USA Palmen oder ähnliches. Nach der Baumzeile kommt der Gehweg.

1 vergl. www.beverlyhills.org/about/radio/default.asp, 28.06.2010 (17:57)

Page 48: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

48

Direkt angrenzend zum Gehweg beginnt der Vorgarten ohne Gartenzaun, dennoch

lässt sich der Rasen des einen Grundstücks in dessen Farbe, Schnittlänge und Hal-

mart deutlich vom Rasen des anderen Grundstücks unterscheiden.

In einem unterscheiden sich die Zufahrten von Beverly Hills von denen im österrei-

chischen Fontana Wohnpark sehr stark. In Beverly Hills führen die Zufahrten nicht

nur von der Straße zu der Garage, sondern sind halbkreisförmig angelegt von der

Straße zurück auf die Straße. Eine Vorfahrt vor den Hauseingang oder Durchfahrt

mit dem Auto ist möglich. Die Garagenzufahrt zweigt von diesem Halbkreis ab.

Dem/Der Bewohner/in und dem/der Besucher/in ist es möglich, das Auto zu prä-

sentieren und vorzuführen indem eine Runde Straße-Hauseingang-Straße passiert

wird. Autos können in dieser Durchfahrt ebenso geparkt werden wie auf den großen

gepflasterten Plätzen vor den Garagen im Wohnpark Fontana. Die Zufahrten im

Wohnpark Fontana sind groß und breit angelegt und sie verschmelzen fast immer

mit dem Gehweg zum Hauseingang. Auch hier ist Platz genug, um zwei bis drei

Autos abzustellen.

Charakteristisch für Beverly Hills ist die so genannte „rear lane”, eine kleine Straße,

die an der Rückseite des Hauses vorbeiläuft und hauptsächlich zum Parken und zur

Müllentsorgung verwendet wird. Das ergibt den Vorteil, bis zu fünffache Garagen

direkt an die rear lane anzubauen ohne die Repräsentanz der Schaufassade zu ver-

letzen. Dies ist ein US-amerikanisches Phänomen, das sich in Österreich noch nicht

durchgesetzt hat.

In Österreich sind die Rückseiten von Häusern der Privatheit vorbehalten. Hinter

dem Haus befindet sich der Garten – der intime und familiäre Bereich des Hauses.

An den Garten des einen Grundstücks stößt der Garten des Nachbars. Die meisten

Wohnhäuser sind nur an einer Seite an die Straße angebunden. An dieser einen

Straßenseite ist alles vereint: die Zufahrt für die Bewohner/innen und Besucher/

innen ebenso wie Anlieferung, Ver- und Entsorgung. Wie bereits erwähnt wurde,

können jedoch Vorder- bzw. Rückseite eines Hauses je nach Definition sich ändern.

Page 49: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

49

Bei beiden Wohngebieten ist eine Liebe zu Details feststellbar, die in weniger

wohlhabenden Wohngebieten kaum auftritt. Die Wohnhäuser wie die Garagen sind

dekoriert mit überhöhten Fenster- und Türumrahmungen, mit Stuckleisten (an den

Gebäudeabschlüssen zusätzlich in einer Kontrastfarbe hervorgehoben) und mit

Säulenportiken.

Page 50: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

50 Nobelviertel: Wohnpark Fontana ‒ Beverly Hills

Abb.50.1 Eisteichstraße, 2522 Oberwaltersdorf

Abb.50.2 Alpine Drive, Beverly Hills

pict 0958Platanenstraße 44, 2522 Oberwaltersdorf

pict 0954Eisteichstraße 23, 2522 Oberwaltersdorf

pict 0680516 Alpine Drive, Beverly Hills, LA

pict 0684503 Alpine Drive, Beverly Hills, CA

pict 0958Platanenstraße 44, 2522 Oberwaltersdorf

pict 0954Eisteichstraße 23, 2522 Oberwaltersdorf

pict 0680516 Alpine Drive, Beverly Hills, LA

pict 0684503 Alpine Drive, Beverly Hills, CA

pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf

pict 05901390 Rose Ave., LA

pict 05881366 Rose Ave., LA

pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

Die Garage ist hier ein eigener

dominanter Baukörper, angebaut

an das Wohnhaus. Im österrei-

chischen Beispiel ist die Garage

dem Haus vorgelagert, sie steht

mit ihrer gesamten Länge vor dem

Haus, und nur die Rückseite der

Garage und die Straßenfassade

des Wohnhauses treffen aufein-

ander. Im US-amerikanischen

Beispiel ist die Garage seitlich

angebaut und etwa zwei Meter

über die Straßenfassade des

Wohnhauses vorspringend. Durch

das Vorspringen der Garage und

die breite Zufahrt sind beide Gara-

gen besonders auffällig.

Die Bewohner/innen beider Häuser

haben offenbar eine Vorliebe für

die Sportart Basketball. In der

österreichischen Variante muss

das Spielfeld auf die ruhige Wohn-

straße ausweichen, da durch die

sehr weit herausragende Garage

der Vorplatz zu klein ist.

Fallbeispiel 1

Page 51: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

51Nobelviertel: Wohnpark Fontana ‒ Beverly Hills

Die US-amerikanische Lösung ist, wie auch in vielen US-amerikanischen Serien

vermittelt wird, geradezu klischeehaft: Der Basketballkorb über der Garage gehört

ebenso sehr zur TV-Garage wie das Auto. Allerdings erwies sich dieses Klischee als

veraltet oder überzeichnet. Tatsächlich gibt es in Los Angeles sehr wenige Häuser

mit einem Basketballkorb über der Garage.

Die Zugangssituation zu beiden Wohnhäusern ist ähnlich. Der Weg führt direkt und

geradlinig von der Straße zum Haus. Durch die rückspringende Häuserfassade ist

der Weg von der Straße zum Haus länger als der Weg von der Straße in die Garage.

Ein schmaler Weg verbindet den Gehweg zur Eingangstür mit der Garagenzufahrt.

Dem/der Besucher/in ist die Wahl des Weges freigestellt. Der Eingang liegt in bei-

den Fällen in einer Nische versteckt unter einem Vordach. Auf die Eingangssituation

aufmerksam gemacht wird durch Zierelemente: im österreichischen Beispiel ein

angedeuteter Säulenportikus, der Eingang selbst liegt im Dunkeln. Im US-ameri-

kanischen Beispiel eine überhöhte Nische, die sich mit dem Dach verschneidet und

mit einer Lampe geschmückt ist. Die Lampe soll bei Dunkelheit auf den Eingang

hinweisen, den Eingang aber nicht beleuchten, da sie über dem Vordach platziert

wurde. Der Hauseingang bekommt durch die Überhöhung der Nische mehr Bedeu-

tung und kann in etwa mit dem Garagentor gleichgesetzt werden. Im Wohnpark

Fontana ist die Garage mit Lampen geschmückt. Bei Dunkelheit ist die Garagenein-

fahrt beleuchtet.

Die Garagengrößen sind unterschiedlich. Die österreichische Garage ist für ein Auto

und als Stauraum für Sonstiges gedacht, während die US-amerikanische Garage für

zwei Autos dimensioniert ist. Jedoch ist das Größenverhältnis Garage zum Wohn-

haus in beiden Beispielen ähnlich, dies gilt auch für die Ausschmückung der Garage.

In beiden Fällen ist die Garage mit Elementen des Wohnhauses dekoriert und zeigt

die gleiche Dachform. Im österreichischen Beispiel sind weiters die Übergänge von

Fassade und Dach beim Wohnhaus wie auch bei der Garage in einer anderen Farbe

hervorgehoben und auch die Garage ist mit einem Satteldach und einem Fenster

ausgestattet.

Page 52: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

52 Nobelviertel: Wohnpark Fontana ‒ Beverly Hills

Abb.52.1 Platanenweg, 2522 Oberwaltersdorf

Abb.52.2 Alpine Drive, Beverly Hillspict 0958

Platanenstraße 44, 2522 Oberwaltersdorf

pict 0954Eisteichstraße 23, 2522 Oberwaltersdorf

pict 0680516 Alpine Drive, Beverly Hills, LA

pict 0684503 Alpine Drive, Beverly Hills, CA

pict 0958Platanenstraße 44, 2522 Oberwaltersdorf

pict 0954Eisteichstraße 23, 2522 Oberwaltersdorf

pict 0680516 Alpine Drive, Beverly Hills, LA

pict 0684503 Alpine Drive, Beverly Hills, CA

pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf

pict 05901390 Rose Ave., LA

pict 05881366 Rose Ave., LA

pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

Fallbeispiel 2

Page 53: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

53Nobelviertel: Wohnpark Fontana ‒ Beverly Hills

Beide Garagen wirken wie eigenständige Baukörper, sind aber tatsächlich mit dem

Wohnhaus an der Rückseite verbunden. Die österreichische Garage steht orthogonal

zum Wohnhaus, daraus entsteht ein großer Vorplatz, der in diesem Fall als weitere

Parkmöglichkeit benutzt wird. Die US-amerikanische Garage befindet sich in einer

Linie zum Wohnhaus. Hier wurde kein Vorplatz geschaffen, sondern eine Durch-

fahrt; auch diese bietet weitere Parkmöglichkeiten. Beide Garagen wirken in ihrer

Ausformulierung wie eine verkleinerte Kopie des Hauses. Die Dachform des Hau-

ses, Rücksprünge im Grundriss und Dachverschneidungen werden an der Garage

weitergeführt und auch die Fensterelemente sind vom Wohnhaus übernommen. Die

Straßenfassade der Garage wiederholt im österreichischen Beispiel das Thema des

Eingangsportikus, anstatt der Tür ist hier ein Fenster in der Fassade positioniert.

Ähnlich verhält es sich auch am US-amerikanischen Beispiel. Hier wird der Dachgie-

bel über der Eingangstür zur Dachgaupe auf der Garage. Diese Elemente sind nicht

mit der Funktion als Garage verbunden, sie spiegeln das Wohnhaus in der Garage

und sollen somit der Garage einen wohnlichen Eindruck geben.

Die breite Einfahrt führt direkt zum Hauseingang, ein Gehweg für Fußgänger/innen

ist nicht vorhanden, nur ein Wegstück verbindet die Eingangstür mit der Garage.

Besucher/innen, die zu Fuß kommen, betreten über die Einfahrt das Grundstück.

Die Größe der Garage ist in beiden Beispielen für zwei Autos und Lagerfläche

dimensioniert. Das Verhältnis Garage zum Wohnhaus ist von der Straße aus

betrachtet unausgewogen. In beiden Fällen wirkt die Garage zur Straßenfassade

des Hauses zu groß. Das scheinbare Abrücken der Garage vom Wohnhaus verleiht

der Garage noch mehr Bedeutung, weil sie dadurch größer dimensioniert wirkt.

Die Garage des österreichischen Beispiels erscheint aufgrund ihrer Größe wie ein

Seitenflügel des Wohnhauses.

Page 54: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

54 Nobelviertel: Wohnpark Fontana ‒ Beverly Hills

pict 0959Hoffeldstraße 23, 2522 Oberwaltersdorf

pict 0677524 Alpine Drive, Beverly Hills, LA

pict 0959Hoffeldstraße 23, 2522 Oberwaltersdorf

pict 0677524 Alpine Drive, Beverly Hills, LA

Abb.54.1 Waldstraße, 2522 Oberwaltersdorf

Abb.54.2 Alpine Drive, Beverly Hills

pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf

pict 05901390 Rose Ave., LA

pict 05881366 Rose Ave., LA

pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

Fallbeispiel 3

Page 55: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

55Nobelviertel: Wohnpark Fontana ‒ Beverly Hills

Im österreichischen wie im US-amerikanischen Beispiel ist die Garage ins Wohnhaus

integriert. Lediglich ein breites Garagentor deutet darauf hin, dass dieser Teil des

Hauses dem Auto vorbehalten ist. Der Raum oberhalb der Garage im österreichi-

schen Beispiel wird als Wohnraum genutzt. Wäre nicht das Garagentor, könnte man

meinen, dass anstatt der Garage ein Wohnzimmer untergebracht sei, denn in der

Seitenwand der Garage sind Fenster angebracht. Sind sie dort, um das Fassadenbild

zur Straße zu komplettieren oder um dem/der Nachbar/in einen versteckten Blick

auf das teure Auto zu gewähren?

Das Beispiel von Beverly Hills zeigt die Garage und das Wohnhaus mit einem

gemeinsamen Dach überbaut. Dadurch ergibt sich eine einheitliche Fassade, aber

aufgrund der Funktion der Garage könnte sie auch als eigener Baukörper ausge-

führt sein. Die Garage wirkt klein und unscheinbar neben den großen Fensteröff-

nungen und der markanten Eingangstür.

Die Zugangssituation ist ähnlich wie im vorhergehenden Beispiel: Die Garagenzu-

fahrt ist der Straße am nächsten, von der Garagenzufahrt zweigt ein schmaler Geh-

weg zum Hauseingang ab. Die Zufahrt am Beispiel des Wohnparks Fontana endet

in einer Sackgasse, während in Beverly Hills eine Durchfahrt möglich ist. Beide

Varianten bieten die Möglichkeit, dort weitere Autos abzustellen.

Bei beiden Wohnhäusern ist der Eingang des Hauses besonders dominant. Die

Ablenkung von der Garage hin zum Eingang ist gelungen. Beide Eingänge sind

aufwendig überdacht: einmal mit einem Säulenportikus, der aus der Orthogonalität

des Hauses ausbricht und anhand des US-amerikanischen Beispiels an einer Über-

höhung des Eingangs mit einer kuppelartigen Überdachung.

Die Garagengrößen sind in beiden Fällen ähnlich groß, das Volumen kann von zwei

Autos und Abstellfläche ausgefüllt werden.

Page 56: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

56

Thematische und funktionale MerkmaleKellergarage

Die Garage als Fundament des Hauses

Die Kellergarage ist ein Phänomen, das hauptsächlich in Europa und nicht selten in

Österreich vorkommt, jedoch nicht in den USA. Der Großteil der US-amerikanischen

Häuser ist nicht unterkellert.

Der Keller hat in Österreich einen besonderen Stellenwert und eine lange Tradition.

Früher wurde der Keller zum Lagern von Lebensmitteln und Getränken verwendet,

da im Erdreich die Temperatur konstanter blieb und so die eingelagerten Lebens-

mittel länger genießbar waren. Heute kann der ganze oder teilweise unterirdische

Kellerraum, dank der fortschrittlichen Entwicklung, besser abgedichtet und iso-

liert werden und somit hat sich auch der Verwendungszweck des Kellers erheblich

erweitert. Er wird nach wie vor benutzt, um Lebensmittel zu lagern, aber auch der

Heiz- und Waschraum ist dort untergebracht, die Wäsche wird im Winter zum Trock-

nen aufgehängt, ein Heimwerkerraum oder ein Partykeller für die heranwachsen-

den Kinder steht zur Verfügung, oft ist auch ein kleiner Wellnessbereich mit Sauna

und Fitnessgeräten eingebaut. Alles wozu der/die Österreicher/in nicht unbedingt

Tageslicht benötigt, wird in den Keller verlagert, oft ist dies auch ein irgendwann zu

entsorgendes Gerümpel.

In den folgenden Beispielen ist die Garage oder besser gesagt das parkende Auto in

den Keller integriert worden.

Der Keller bildet die Sockelzone des Hauses. Durch das Einschieben der Garage

in den Keller wird diese Zone von der Garage verdrängt. Darunter leidet oft das

Erscheinungsbild des Hauses. Durch die große Öffnung des Garagentors entsteht

ein Einschnitt in diese Zone und das Wohnhaus wirkt durch die Kellergarage ent-

wurzelt. Auch die Rampe, die zum Garagentor führt, trägt zur Entwurzelung bei. Sie

leitet den Blick des Betrachters direkt zur Schwachstelle des Hauses.

Von der Straße aus ist die Garage nur undeutlich erkennbar. Ein breites Tor, eine

Rampe deuten die Garage an. Ein Teil des Vorgartens wird durch die Zufahrt einge-

schnitten, zwei Stützmauern trennen die Rampe vom Vorgarten. Die Garagengröße

Page 57: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

57

ist von außen nur über die Breite des Tores erkennbar, der Raum dahinter könnte

das gesamte Untergeschoß einnehmen. Die Dominanz der Positionierung im Bau-

werksgefüge Wohnhaus-Garage ist nicht gegeben, mit einem Baukörper sind beide

Funktionen, Wohnen und Parken, abgedeckt.

Einerseits ist es eine praktische Lösung, das Parken des Autos in den Keller zu ver-

legen, andererseits ist es auch mit einem hohen Aufwand und Kosten verbunden,

die nicht jede/r Bauherr/in auf sich nehmen will und kann. Eine stabile Rampenkon-

struktion muss errichtet werden, um das Ein- und Ausfahren des Autos zu gewähr-

leisten. Die Garage muss in massiver Bauweise erfolgen, da sonst die Lasten des

Wohnhauses darüber nicht übernommen werden können. Bei einer angebauten

oder freistehenden Garage kann die Bauweise in Leicht- oder Massivbau erfolgen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei Kellergaragen ist das Eintreten in das Wohnhaus.

Wohnhäuser mit Kellergaragen werden hauptsächlich über den Keller betreten. Es

gibt immer eine Verbindungstür zwischen Keller und Wohnraum. In vielen Fällen

entsteht ein interner Hauseingang über die Garage. Das Auto wird in der Garage

abgestellt und die Bewohner/innen betreten über die Verbindungstür ihre Wohn-

räume. Der eigentliche Haupteingang wird zum Nebeneingang der Gästen vorbehal-

ten ist.

Page 58: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

58 Kellergarage: Die Garage als Fundament des Hauses

Eine zweite Garage ist neben der Abfahrt zur Kellergarage angebaut.

Diese Garage ist ausgeführt wie das Wohnhaus: Die Fassadenfarbe

und auch das Satteldach ist vom Wohnhaus übernommen worden.

Beide Baukörper zeigen mit der Giebelseite zur Straße, wobei die

Garage dem Haus vorgelagert ist.

Der Hauseingang befindet sich an der Seitenwand. Der geradlinige

Weg führt direkt zum Eingang, ist jedoch weit weg von der Straße

zurückversetzt.

Die beiden Zufahrten zu den Garagen sind sehr dominant. Sie neh-

men einen Großteil der Straßenfassade ein.

Abb.58.1 Prinz-Eugen-Straße, Groß-Enzersdorf

Abb.58.2, Marienhofstraße, Stockerau

Dieses Beispiel zeigt ein Eckhaus mit zwei Seiten zur Straße. An einer

Seite befindet sich der Eingang, an der zweiten Straßenseite befindet

sich die Garagenabfahrt. Es ist eine breite Garage für zwei Autos mit

breiter, langer Zufahrt. Die Sockelzone des Wohnhauses ist durch

die Garage „durchlöchert” und verliert somit an Standfestigkeit. Das

Wohnhaus wirkt dadurch wie entwurzelt.

Fallbeispiel 4

Fallbeispiel 5

Page 59: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

59Kellergarage: Die Garage als Fundament des Hauses

Das Wohnhaus steht mit der Giebelseite zur Straße. Ein langer Weg

führt entlang des Hauses zur Eingangstür, die von der Straße aus

nicht sichtbar ist. Der Eingang wirkt verkümmert und wird wahr-

scheinlich nur von Gästen benutzt. Der Hauptzugang zum Haus ist

vermutlich über die Garage/den Keller.

Abb.59.1 Kastanienallee, Groß-Enzersdorf

Die Einfahrt in die Garage ist von der Straße aus kaum sichtbar, nur

das breite Tor im Zaun weist darauf hin. Der Hauseingang befindet

sich in der Straßenfassade und ist über eine Treppe erreichbar. Die

Eingangstür wird von Glasbausteinen umgeben und die Öffnung wirkt

dadurch der Garagenöffnung gleichwertig.

Der überhöhte Hauseingang gegenüber der abgesenkten Garage

ergibt eine klar ausformulierte Wertigkeit.

Abb.59.2 Kastanienallee, Groß-Enzersdorf

Fallbeispiel 7

Fallbeispiel 6

Page 60: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

60

Gartengarage

Die Garage als Mittelpunkt des Gartens

Eine lange Einfahrt führt seitlich am Wohnhaus vorbei zum hinteren Teil des Grund-

stücks und nimmt dabei einen beträchtlichen Teil der Grundstücksfläche ein. Hier

befindet sich, meist freistehend, die Garage. Von der Straße aus gesehen tritt die

Garage in ihrem Erscheinungsbild in den Hintergrund. Sie wird auf ihre Funktion

beschränkt, nicht wichtiger genommen als sie ist.

Voraussetzung für dieses Baukörpergefüge ist ein großes und breites Grundstück.

Der gepflasterte oder asphaltierte Weg ist lediglich Ein- bzw. Ausfahrt, bestenfalls

noch Parkplatz und nimmt dafür sehr viel Platz in Anspruch. Um diese Zufahrt wird

der Garten kleiner.

Durch das Abrücken der Garage in den hinteren Teil des Grundstücks, entfernt vom

Wohnhaus, kann eine Hofsituation entstehen. Das Wohnhaus tritt in Dialog mit der

Garage, auch wenn die Hierarchie von vornherein geklärt ist: die Garage ordnet sich

in ihrer Größe und Gestaltung unter. Viele dieser Wohnhäuser besitzen eine Hinter-

tür. Die Bewohner/innen betreten das Haus über eine Hintertür und der eigentliche

Haupteingang – lediglich benutzt von Gästen – wird dadurch zum Nebeneingang.

Die Garage gleicht hier einer funktionalen Skulptur im Garten. Ähnlich einem Gar-

tenzwerg positioniert sie sich inmitten des grünen Gartens, nur dass der Garage

eine Funktion anhaftet. Sie wird hier nicht als öffentlicher Puffer zwischen Stra-

ßenraum und Wohnraum eingesetzt, sondern dient als private, familiäre Grenze

zwischen Wohnraum und Freiraum. Daraus können auch beliebte Kombinationen

entstehen, wie Garage und Geräteschuppen. Der Baukörper beherbergt nicht nur

den Fuhrpark der Bewohner/innen, sondern auch während der kalten Jahreszeit die

Gartenzwergsammlung, den Rasenmäher und die Gartenmöbelgarnitur. Eine weitere

Kombinationsmöglichkeit ist Garage und Poolhaus. Der eigene Pool im (meist zu

kleinen) Garten wird mit der Garage und dem dazugehörigen Poolhaus umgeben.

In Kombination mit der Garage wird ein separater Baukörper im Gefüge eingespart.

Garage und überdachte Veranda stehen ebenfalls als Kombination zur Verfügung.

Page 61: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

61

Die Garagenmauer dient als Windschutz für den Sitzplatz im Garten und eine Per-

gola, beispielsweise mit Weinranken umwachsen, bietet Sonnenschutz. Die Garage

dient hier als Stützpfeiler für den Freiraum.

Aufgrund der Grünraumnähe und der Kombinationsmöglichkeit mit dem Gartenhaus

lag die Vermutung nahe, eine Gestaltung ähnlich eines „Knusperhauses1” vorzufin-

den, doch diese Vermutung konnte mit keinen Beispielen belegt werden. Es fanden

sich reine Gartenhäuser, die diesem Aussehen sehr nahe kamen, jedoch nicht in

Verbindung mit Garagen.

Eine Umfrage in den USA ergab, diese Form der Garage, vom Wohnhaus abgerückt

und über eine schmale Zufahrt erreichbar, als die Beliebteste, obwohl das nicht

wirklich verständlich ist, weil ein großer Teil des Gartens für die Garage und die

Zufahrt in Anspruch genommen wird.2

Ob angebaut oder freistehend, die Position der Garage ist ausschlaggebend für

einen gut gestalteten Hinterhof oder –garten.

1 Holzblockhütte mit Schnitzereien verziert, sieht einem Lebkuchenhaus sehr ähnlich2 vergl. : Planning 2001, Vol.67, No.6, S.17-18

Page 62: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

62 Gartengarage: Die Garage als Mittelpunkt des Hauses

Abb.62.1 Gnedgasse, 1130 Wien

Abb.62.2 Loyola Boulevard, Los Angeles

pict 1000Gnedgasse 1, 1130 Wien

pict 07818424 Loyola Blvd., LA

pict 0679510 Alpine Drive, Beverly Hills, CA

pict 962Oskar-Helmer-Straße 25, 2511 Trumau

pict 1000Gnedgasse 1, 1130 Wien

pict 07818424 Loyola Blvd., LA

pict 0679510 Alpine Drive, Beverly Hills, CA

pict 962Oskar-Helmer-Straße 25, 2511 Trumau

pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf

pict 05901390 Rose Ave., LA

pict 05881366 Rose Ave., LA

pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

Fallbeispiel 8

Page 63: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

63Gartengarage: Die Garage als Mittelpunkt des Hauses

Beide Garagen sind vom Wohnhaus seitlich zurückversetzt. Während die Garage

im Beispiel aus Österreich an der Seite mit dem Wohnhaus verbunden ist, steht die

Garage am US-amerikanischen Beispiel weit abgerückt seitlich hinter dem Wohn-

haus. Hier gibt es einen Hinterhof im Gegensatz zum Gefüge im österreichischen

Beispiel. Er wird hier als Abstellfläche für die Mülltonnen benutzt oder zum Parken

weiterer Autos. Eine steile Treppe führt an der Hinterseite ins Haus. Die Straßen-

seite des Hauses ist reine Schaufassade.

Die Garage im österreichischen Beispiel ist schmucklos ausgeführt und das Verhält-

nis Haus zur Garage ausgewogen. Hier zeigt sich das Wohnhaus von seiner Giebel-

seite gegenteilig zum US-amerikanischen Beispiel, wo die Garage den Giebel des

Satteldaches in Farbe und Stil des Wohnhauses zur Straße präsentiert. Das Zeigen

des Giebels betont die Garage, da es der einzige Baukörper im Gefüge ist, der mit

dem Giebel zur Straße weist.

Die Eingänge beider Häuser sind leicht angehoben, Stufen führen zur Haustüre. Die

unmittelbare Straßennähe unterstützt das Entdecken des Einganges nicht unbe-

dingt, beide Eingänge sind von Pflanzen umwachsen und liegen in einer dunklen

Ecke des Wohnhauses.

Page 64: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

64 Gartengarage: Die Garage als Mittelpunkt des Hauses

pict 1000Gnedgasse 1, 1130 Wien

pict 07818424 Loyola Blvd., LA

pict 0679510 Alpine Drive, Beverly Hills, CA

pict 962Oskar-Helmer-Straße 25, 2511 Trumau

pict 1000Gnedgasse 1, 1130 Wien

pict 07818424 Loyola Blvd., LA

pict 0679510 Alpine Drive, Beverly Hills, CA

pict 962Oskar-Helmer-Straße 25, 2511 Trumau

Abb.64.1 Oskar-Helmer-Straße, 2511 Trumau

Abb.64.2 Alpine Drive, Beverly Hills

pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf

pict 05901390 Rose Ave., LA

pict 05881366 Rose Ave., LA

pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

Fallbeispiel 9

Page 65: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

65Gartengarage: Die Garage als Mittelpunkt des Hauses

Auch diese Beispiele zeigen Hinterhofgaragen, die sich seitlich hinter dem Wohn-

haus befinden. Sehr auffällig sind hier die breiten gepflasterten Zufahrten zu den

Garagen. Die Zufahrt am US-amerikanischen Beispiel schlägt einen Keil in das

Grundstück, der einzig zum Ein- und Ausfahren des Autos in der Garage und zum

Parken davor benutzt werden kann. Beide Garagen sind von der Straße aus nur

wenig sichtbar. Deutlich zeigen sich die breiten weißen Garagentore, hingegen las-

sen sich die Eingangstüren nicht so leicht ausmachen. Am österreichischen Beispiel

ist von der Straße aus kein Hauseingang erkennbar. Am Wohnhaus im US-ame-

rikanischen Beispiel liegt der Eingang zwar in der Straßenfassade, aber in einem

zurückversetzten Baukörper, der über einen schmaler Weg entlang der Fassade

erreicht wird und von der Garagenzufahrt abzweigt.

Beide Garagen sind schmucklos mit Flachdächern ausgestattet. Die Garage am

Beispiel aus Österreich spiegelt das Wohnhaus wieder: die gleiche Fassadenfarbe

wurde verwendet und ein Fenster dekoriert die Garagenfassade. Die Größe beider

Garagen ist ausgewogen im Verhältnis zum Wohnhaus.

Page 66: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

66

Viel Parken, wenig Wohnen?

Die folgenden Beispiele zeigen US-amerikanische Garagen, die mit dem Wohnhaus

eng verwachsen sind. Das Erscheinungsbild der Garagen in der Straßenfassade des

Wohnhauses ist sehr dominant. Der vorgeschobene Garagentrakt nimmt annähernd

die Hälfte der Straßenfassade ein. Unterstützt wird diese dominante Wirkung durch

das breite Garagentor, das groß genug ist, um zwei Autos gleichzeitig nebeneinan-

der in der Garage einzuparken. Doch der erste Eindruck kann täuschen, die Wohn-

häuser sind niedrig, meist eingeschossig und stehen mit der etwas schmäleren

Häuserseite zur Straße. Von außen lässt sich sehr schwer erkennen, wo die Garage

endet und der Wohnraum beginnt.

Sehr markant ist ebenfalls die breite Zufahrt zur Garage: Zwei Fahrspuren führen

direkt zum Garagentor. Es wirkt, als würde sich die Straße bis zur Garage schlän-

geln, da die Zufahrt charakteristisch der Straße gleicht – breit und asphaltiert. Die

Hauszugänge zweigen von den Garagenzufahrten ab, sind erhöht, über zwei bis drei

Stufen erreichbar und von der Straße aus trotz des Rücksprungs in den Häuserfas-

saden gut sichtbar.

Alle Häuserfassaden sind klar und einfach ausgeführt. Eine Kontrastfarbe hebt sich

von der Fassadenfarbe ab. Durch diese Klarheit und die spezielle Farbgebung tritt

die Fläche des großen Garagentors besonders in den Vordergrund.

Warum dominiert die Garage gegenüber dem Wohnhaus? Benötigen die Bewohner/

innen tatsächlich so viel Platz für ihre Fahrzeuge und sonstigen Dinge? Wohnen

mehrere Generationen unter einem Dach, hat jeder der im Haus wohnenden Perso-

nen ein eigenes Fahrzeug? Oder häufen sich lediglich viele Dinge in der Garage, die

zu entsorgen sind oder im restlichen Haus keinen Platz finden? In den USA haben

die wenigsten Häuser Keller und daher werden mehr Gegenstände, wie Sportarti-

kel, Gartenutensilien oder Dinge zum Ausüben einer Freizeitbeschäftigung, in die

Garage verbannt, wie bereits erwähnt. Dafür wird die Garage etwas größer ausge-

führt und eine eigens dafür vorgesehene Abstellnische eingeplant.

XL-Garage

Page 67: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

67

Mit großer Wahrscheinlichkeit lässt sich anhand der Garagenpositionierung sagen,

dass es eine Verbindungstür zwischen Garage und Wohnraum gibt. Diese Verbin-

dungstür führt in den meisten Fällen direkt in die Waschküche und daran anschlie-

ßend liegt die Küche. Die Waschküche dient als Puffer zwischen Garage und Küche,

die Gerüche vermischen sich hier, die Abgasluft des Autos wird mit wohlriechendem

Küchenduft ersetzt und auch die schmutzige Straßenkleidung wird hier zurückgelas-

sen.

Page 68: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

68 XL-Garage: Viel Parken, wenig Wohnen?

pict 05911500 Walgrove Ave., LA

pict 06044478 Huntley Ave., Culver City, CA

pict 06064467 Huntley Ave., Culver City, CA

Abb.68.2 Huntley Avenue, Culver City

Der Garagentrakt, der leicht vorgerückt

ist, bildet hier zum Wohnhaus einen flie-

ßenden Übergang. Das Dach der Garage

ist gleichzeitig das Vordach des Hausein-

gangs. Der Baukörper der Garage wirkt

durch das Einschließen des Vordachs noch

größer. Der Wohntrakt rückt in den Hin-

tergrund. Die Haustüre steht als verbin-

dendes Glied dazwischen. Die Eingangs-

türe bekommt durch die vorgelagerte

Garage eine zusätzliche Rahmung und

kann so in Konkurrenz mit dem breiten

Garagentor treten.

pict 05911500 Walgrove Ave., LA

pict 06044478 Huntley Ave., Culver City, CA

pict 06064467 Huntley Ave., Culver City, CA

Hier wirken Wohnhaus und Garage wie

einst von einem Erdbeben auseinander-

gerüttelt und später falsch zusammen-

gesetzt. Die Dachneigung des Hauses

setzt sich im Garagentrakt fort, aber ein

Sprung und das Versetzen des Garagen-

daches stellt sicher, dass es sich hier um

einen eigenständigen Baukörper handelt.

Das Wohnhaus ist sehr schmucklos aus-

geführt, zwei Fensteröffnungen (eine vom

Baumstamm verdeckt) und ein Eingang

befinden sich im Schatten des großen

breiten Garagentors.

Abb.68.1 Huntley Avenue, Culver City

Fallbeispiel 10

Fallbeispiel 11

Page 69: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

69XL-Garage: Viel Parken, wenig Wohnen?

pict 05911500 Walgrove Ave., LA

pict 06044478 Huntley Ave., Culver City, CA

pict 06064467 Huntley Ave., Culver City, CA

Abb.69.1 Walgrove Avenue, Los Angeles

Hier ist der Garagentrakt eindeutig vom

Wohnhaus zu unterscheiden. Orthogonal

zum Wohnhaus angebaut bildet sich eine

Hofsituation, die aber durch die Garagen-

einfahrt dominiert wird. Das Garagentor

sitzt hier nicht in der Straßenfassade des

Wohnhauses, sondern an der Seitenwand,

die von der Straße aus nicht so gut sicht-

bar ist. Die Garage zeigt sich zur Straße

hin von ihrer besten Seite, der Giebel-

front. Die Ausformulierung der Garage

ist sehr auffällig gegenüber dem Wohn-

haus. Der Giebel der Garage ist mit einer

hellen Bretterschalung verkleidet, die

beim Giebel des Wohnhauses fehlt. Unter

dem Giebel der Garage ist ein Fenster mit

Fensterläden positioniert, die Fenster im

Wohnhaus haben keine Fensterläden.

pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf

pict 05901390 Rose Ave., LA

pict 05881366 Rose Ave., LA

pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

Fallbeispiel 12

Page 70: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

70

Im Erdgeschoss parken, im Obergeschoss wohnen

Eine funktionale Zweitnutzung des Garagenbaukörpers entsteht hier dadurch, dass

die Garage in die Erdgeschoßzone des Wohnhauses, die oft als Wohnfläche weniger

attraktiv ist, eingebunden wird. Der Raum über der Garage bietet mehr Aussicht,

hellere Räume oder erhöhte Freiflächen.

Die Garage ist hier nicht nur als Behausung für das Auto vorgesehen, sondern das

Dach der Garage wird auch als Terrasse, als erweiterter Garten oder als zusätzlicher

Wohnraum oberhalb der Garage verwendet. Je nach Einbindung ins Gefüge wird

entweder Wohnraum verloren, dafür aber Gartenfläche gewonnen oder Gartenfläche

verloren, aber Wohnraum gewonnen.

Die Ausformulierung dieser Einbindung bringt gewisse Schwierigkeiten. Vor allem

die Positionierung der Garage zum Wohnhaus muss gut durchdacht sein. Das ist

von zwei Gesichtspunkten aus zu betrachten, einerseits von der Anbindung der

Garage mit der Straße (wie kommt das Auto in die Garage und der Mensch ins

Wohnhaus?) und andererseits von der Anbindung der Wohnräume mit dem Raum

oberhalb der Garage. Für welche Zwecke wird dieser Raum benutzt? Als Wohnraum

oder Terrasse? Die Terrasse sollte unmittelbar an Esszimmer oder Wohnzimmer

angrenzen.

Eine gelungene Staffelung ergibt sich bei Hanghäusern. Das Erdgeschoß ist gleich-

zeitig auch Kellergeschoß, das Obergeschoß ist gleichzeitig auch das Erdgeschoß,

weil das Haus in einen Hang gebaut ist. Die Garage kann ins Erdgeschoß/Keller

gebaut werden und ein ebenerdiger Ausgang in den Garten ist trotzdem gegeben,

bei gelungener Anbindung ergibt sich sogar eine ebenerdige Verbindung mit der

Terrasse über der Garage und dem Garten.

Da aber nur die wenigsten Häuser in einen Hang gebaut werden, zeigen die folgen-

den Beispiele gut und weniger gut gelungene Staffelungen von Garage und Wohn-

raum auf ebenen Grundstücken.

Vertikale Staffelung

Page 71: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

71

Alle Wohnhäuser sitzen mehr oder weniger direkt an der Straße und die Zufahrten

zu den Garagen sind daher sehr kurz. Die Zufahrten verschmelzen mit dem Gehweg

und ein gepflasterter, asphaltierter oder mit Kies versehener Vorplatz entsteht.

Obwohl die Eingänge im Verhältnis zu den Garagen sehr klein wirken, sind alle

Eingangssituationen gut überschaubar und leicht erkennbar. Eine zurückversetzte

Nische oder ein markantes Vordach deutet den Eingang an. Es gibt keine Konkur-

renz zwischen dem Baukörper des Wohnhauses und dem der Garage, denn sie

verschmelzen miteinander, nur die Eingangsöffnungen konkurrieren miteinander.

Page 72: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

72 Vertikale Staffelung: Im Erdgeschoß parken, im Obergeschoß wohnen

Abb.72.1 Los Angeles Abb.72.2 Los Angeles

Abb.72.3 Los Angeles Abb.72.4 Los Angeles

Fallbeispiel 13

Page 73: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

73Vertikale Staffelung: Im Erdgeschoß parken, im Obergeschoß wohnen

Die hier ausgewählten Beispiele zeigen US-amerikanische Wohnhäuser, deren

Erdgeschoßzonen ausschließlich zum Parken des Autos benutzt werden. Oberhalb

der Garage befinden sich in verschiedenen Ausführungen bündig oder vorspringend

Wohnräume.

Nur an einem Beispiel ist ersichtlich, wo sich der Zugang zu den Wohnräumen

befindet, alle anderen Häuser geben keine Auskunft darüber. Erfolgt der Eingang ins

Haus über die Garage, oder an einer anderen Hausseite?

Das erste Foto zeigt eine US-amerikanische „Nutzstraße”. Die Rückseiten der Wohn-

häuser sind zueinander gekehrt. Die Fassaden sind schlicht, mit wenigen Fenstern

versehen (es gibt keine schöne Aussicht) und große Garagentore und Mülltonnen

prägen das Erscheinungsbild dieser Straße. Das Leben spielt sich hier nicht auf

der Straße ab, es passiert hinter den privaten vier Wänden oder vielleicht noch im

privaten Garten.

Gibt es eine attraktivere Fassade des Hauses? Und ist diese dem privaten Garten

zugewandt oder einer Allee gesäumten Wohnstraße?

Diese Fragen konnten trotz eingehender Analyse nicht zufrieden stellend beantwor-

tet werden.

Die drei restlichen Fotos zeigen ähnliche Häusertypen: drei bis vier Garagen befin-

den sich direkt an der Straße. Das Erscheinungsbild der Häuser ist geprägt durch

die Garagentore oder wie am letzten Bild durch die Rückseiten der geparkten Autos.

Das Flächenverhältnis zwischen Parkfläche und Wohnfläche ist annähernd gleich.

Die eingeschossigen Häuser haben eine Parkebene und eine Wohnebene.

Page 74: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

74 Vertikale Staffelung: Im Erdgeschoß parken, im Obergeschoß wohnen

Diese Beispiele weisen über der Garage eine Kombination aus

Wohnraum und Balkon auf. Das Garagentor sowie die Fenster in der

Fassade bilden eine Fläche, der Balkon darüber oder seitlich darü-

ber angebaut soll vom großen Garagentor ablenken. Die Geländer

beider Balkone sind massiv, vollflächig und ebenfalls weiß wie die

Garagentore, womit sie die Aufmerksamkeit auf sich lenken sollen.

Das gelingt nicht besonders gut, die Größe des Tores dominiert die

Straßenfassade des Hauses. Am US-amerikanischen Beispiel versu-

chen die ebenfalls sehr großen Fensterflächen mit dem Garagentor zu

konkurrieren, aber die dunklen Fensteröffnungen treten gegenüber

dem weißen Garagentor in den Hintergrund. Das automatisch öffen-

bare Garagentor bleibt die dominanteste Öffnung des Hauses.

Beide Eingänge liegen in einer Nische unter dem Balkon. Neben den

Garagentoren wirken sie unbedeutend klein.

In beiden Fällen verschmilzt die Garagenzufahrt mit dem Hauszugang

zu einem breiten gepflasterten Weg.

Abb.74.1 Gnedgasse, 1130 Wien

Abb.74.2 Santa Barbara

Fallbeispiel 14

Page 75: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

75Vertikale Staffelung: Im Erdgeschoß parken, im Obergeschoß wohnen

Abb.75.1 Gnedgasse, 1130 Wien

Abb.75.2 Santa Barbara

Über der Garage befindet sich die Terrasse. Die Garage/Terrasse ist

in beiden Beispielen dem Wohnhaus vorgelagert, das ergibt eine

gute Anbindung zur Straße für das Auto und eine ideale Verbindung

der Terrasse mit dem Wohnraum. Das Garagendach bekommt eine

Doppelnutzung: Schutz des geliebten Autos und Sonnendach für die

Bewohner/innen. Zusätzlich wird die Wand der Garagen höher gezo-

gen und dient als Brüstung für die Terrassen. Die Größe der Garage

steht in Verbindung mit der Größe der Terrasse.

Die Terrassen-Garage im US-amerikanischen Beispiel wirkt als Ruhe-

pol im Gefüge der verschiedenen einzelnen Baukörper mit jeweils

eigenem Satteldach. Sie ist geometrisch klar ausgeführt, einzig ihre

Größe hebt sich ab.

Die Garage im österreichischen Beispiel ist dem Haus an dominanter

Stelle vorgelagert und angebaut. An diesem Beispiel ist die Garage

nicht so gut in den Baukörper integriert wie am US-amerikanischen

Beispiel.

Beide Garagen sind schmucklos und schlicht ausgeführt. Die großen

Fensteröffnungen im Wohntrakt verbinden sich mit dem breiten Gar-

agentor. Im österreichischen Beispiel sind die einzigen Gliederungs-

elemente in der Garage die Fensteröffnungen mit Glasbausteinen zur

Straßenseite.

Der Zugang beider Häuser erfolgt über die Garagenzufahrt. Am US-

amerikanisch Beispiel ist der Eingangstrakt der Garage vorgelagert.

Die Garage ist in der Wand zurückversetzt und tritt so in den Hinter-

grund. Die Betonung liegt auf der massiven Terrassenbrüstung.

Fallbeispiel 15

Page 76: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

76 Vertikale Staffelung: Im Erdgeschoß parken, im Obergeschoß wohnen

Abb.76.1 Stockerau

Abb.76.2 Malibu

Beide Garagen sind wieder im Baukörper des Wohnhauses integriert

und diesmal befindet sich über der Garage der Wohnraum. In beiden

Beispielen wirken die Straßenfassaden breit und hoch, am US-ameri-

kanischen Beispiel wird die Fassade vom Wohntrakt beherrscht, wobei

am österreichischen Beispiel eindeutig die beiden Garagen dominie-

ren.

Die im Wohnhaus integrierte Garage am österreichischen Beispiel ist

mit einer beträchtlichen Raumhöhe und vier Fenstern in der Seiten-

fassade ausgestattet, während die daneben angebaute Garage eine

einem Auto entsprechende Raumhöhe aufweist. Offensichtlich wird

die überhöhte Garage auch noch für andere Zwecke herangezogen,

wozu die Bewohner/innen Tageslicht und einen hohen Raum benöti-

gen. Die Horizontalverglasungen in den Toren unterstützten die Breite

der Garagen. Die angebaute Garage verbindet sich nicht mit dem

Wohnhaus. Die niedrigere Raumhöhe und das Flachdach separieren

diesen Teil.

Am US-amerikanischen Beispiel ist die Straßenfassade dunkel mit

wenigen und kleinen Fensteröffnungen, das lässt das weiße, automa-

tisch öffenbare Doppelgaragentor besonders hervortreten.

Beide Eingänge sind leicht zurückversetzt und nicht in einer Ebene

mit der Garage. Der Eingang des Hauses im Beispiel von Österreich

tritt ganz in den Hintergrund, während der des Hauses im Beispiel

der USA mit dem vorgezogenen Dach ganz gut auf sich aufmerksam

macht. Weitere Eingänge direkt in den Garten befinden sich an beiden

Seiten des Hauses. Alle Eingänge sind hier durch die weißen Türen

gut sichtbar. Die Straßenfassade wirkt abgesehen vom Garagentor

sehr geschlossen, trotzdem weist dieses Haus im Vergleich zu ande-

ren Wohnhäusern in Malibu eine ästhetisch ansprechende Straßenfas-

sade auf.

Fallbeispiel 16

Page 77: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

77

Architektonische Merkmale Straßengarage

Die Garage als Schutzwall

Die Garage ist hier als Puffer zwischen Straße und Wohnhaus positioniert. Sie dient

als Übergangszone zwischen dem öffentlichem Raum, der Straße und dem privatem

Raum, dem Wohnen. Der/Die Bewohner/innen bauen eine Art Schutzwall auf, um

sich vor der viel befahrenen Straße und unliebsamen Nachbarn zu schützen.

Von der Straße aus ist ein Dachgiebel, ein Schornstein oder bestenfalls ein Stück

Dachfläche sichtbar. Die Garage alleine bildet nicht den gesamten Schutzwall,

Sträucher oder Gartenzäune umwachsen das restliche Grundstück. In manchen Fäl-

len sind es aber auch Gebäude, die nahtlos aneinander gefügt wurden. Sie scheinen

auf den ersten Blick das Vordringen zum Wohnhaus unmöglich zu machen.

Die Garagenposition an der Straße ist an und für sich gut gewählt, das Grundstück

wird nicht durch eine lange Zufahrt zur Garage durchfurcht, der Garten kann in sei-

ner gesamten Größe genützt werden. Auch wenn der Eingang schwer erkennbar ist,

so wird er dennoch benutzt. Die Garagen sind in den meisten Fällen freistehend und

eine Verbindungstüre zum Wohnhaus ist daher nicht möglich. Die Straße, an der

solche Häusertypen aufgereiht sind, bekommt einen völlig kontrastierenden Cha-

rakter. Garagen und parkende Autos davor dominieren das Straßenbild. Von einer

Wohnstraße kann nicht mehr gesprochen werden, da die Einfamilienhäuser weit

abgerückt im hinteren Teil der Grundstücke positioniert sind. Wohnen findet nicht

auf der Straße statt, sondern hinter dem eigenen Gartenzaun. Es wird schwieriger,

nachbarschaftliche Beziehungen aufzubauen und zu pflegen.

Die Fassade der Garage tritt hier anstelle der Fassade des Wohnhauses auf. Die

Garage wird zum repräsentativen Baukörper, da das Wohnhaus im Verborgenen

liegt. In Größe und Form stehen viele Garagen den Wohnhäusern nichts mehr nach.

Dächer, Fassadenfarbe und kontrastierende Garagentore erwecken einen vage Vor-

stellung auf das Wohnhaus dahinter.

Die Garagen-Schutzwälle können Blickfang und Abschottung gleichermaßen sein,

ebenso wie Sockelzone eines Bauwerks und Fundament für einen attraktiv gestalte-

ten Vorgarten.

Page 78: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

78 Straßengarage: Die Garage als Schutzwall

Abb.78.1 Unterrohrbach, Stockerau

Abb.78.2 Malibu

pict 1059Leobendorferstraße, 2105 Leobendorf

pict 076723090 California 1, Malibu, LA

pict 06324564 Dundee Drive, Hollywood

pict 1010Dostalgasse, 1130 Wien

pict 1059Leobendorferstraße, 2105 Leobendorf

pict 076723090 California 1, Malibu, LA

pict 06324564 Dundee Drive, Hollywood

pict 1010Dostalgasse, 1130 Wien

pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf

pict 05901390 Rose Ave., LA

pict 05881366 Rose Ave., LA

pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

Fallbeispiel 17

Page 79: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

79Straßengarage: Die Garage als Schutzwall

Bei diesen Beispielen ist von der Straße aus nur die Garage sichtbar, das Wohn-

haus dahinter wird lediglich durch eine Dachspitze angedeutet. Das Wohnhaus am

österreichischen Beispiel steht auf einem flachen tiefen Grundstück, die Bebauung

zur Straße übernimmt die Doppelgarage, das Wohnhaus befindet sich im hinteren

Teil des Grundstücks. Das Grundstück des US-amerikanischen Beispiels ist eines

der beliebten Strandabschnitte Malibus. Auf einer Seite begrenzt das Grundstück

eine sechsspurige Straße (Pacific Coast Highway), auf der anderen Seite wird der

Blick freigegeben durch die Weite des Meeres. Natürlich wird hier der Ausblick auf

das Meer gewählt und die Straße so gut wie möglich abgeschottet, eben mit einer

Garage. Im österreichischen Beispiel ist es ähnlich, auch hier verläuft eine viel

befahrene Bundesstraße direkt angrenzend am Grundstück. Die Abschottung ist in

diesen beiden Fällen verständlich.

Die Zugänge zu den Häusern sind neben den Garagen ersichtlich. Der Weg zum

Haus am österreichischen Beispiel führt über einen Gartenweg. Es gibt keine Ver-

bindung von der Garage zum Haus, anders als am US-amerikanischen Beispiel; hier

ist das Wohnhaus in Hanglage an die Garage angebaut und ein überdachter Weg

oder Gang führt ins Hausinnere.

Die Garagen sind alle schmucklos funktionell ausgeführt, einzig die Dachform cha-

rakterisiert das Wohnhaus. Das Erscheinungsbild der Garagen wird von den Toren

dominiert.

Page 80: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

80 Straßengarage: Die Garage als Schutzwall

pict 1059Leobendorferstraße, 2105 Leobendorf

pict 076723090 California 1, Malibu, LA

pict 06324564 Dundee Drive, Hollywood

pict 1010Dostalgasse, 1130 Wien

pict 1059Leobendorferstraße, 2105 Leobendorf

pict 076723090 California 1, Malibu, LA

pict 06324564 Dundee Drive, Hollywood

pict 1010Dostalgasse, 1130 Wien

Abb.80.1 1130 Wien

Abb.80.2 Hollywood

pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf

pict 05901390 Rose Ave., LA

pict 05881366 Rose Ave., LA

pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

Fallbeispiel 18

Page 81: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

81Straßengarage: Die Garage als Schutzwall

Diese beiden Häuser sind den vorhergehenden ähnlich, mit dem Unterschied, dass

es sich hier nicht um eine angrenzende zweispurige Bundesstraße oder gar den

sechsspurigen Pacific Coast Highway handelt sondern um einspurige Wohnstraßen,

wo eine davon sogar in eine Sackgasse führt. Hier ist die Abschottung zur Straße

hin nicht verständlich. Ist es die Angst vor Blicken der Nachbarn/innen?

Das österreichische Beispiel zeigt ein Grundstück an der Ecke zweier Wohnstraßen.

Das Garagentor und der begrünte Zaun bilden die Straßenfassade, ein Teil des

Daches ist sichtbar.

Der/Die Besucher/in muss das gesamte Grundstück umrunden, um einen Zugang

zu finden. Offen bleibt die Frage, wie die Bewohner/innen dieses Hauses das Grund-

stück betreten, nachdem sie das Auto in der Garage abgestellt haben. Gibt es eine

Verbindungstür von der Garage zum Garten oder gehen sie der Straße entlang bis

zum entfernten Gartentor?

Das Wohnhaus am US-amerikanischen Beispiel gibt nicht so viele Rätsel auf. Hier

handelt es sich um ein Hanggrundstück mit Ausblick über die Hügel von Hollywood.

Das Wohnhaus ist in den Hang gebaut und der am höchsten liegende Punkt ist

die Garage. Seitlich von der Garage liegt gut sichtbar der Hauseingang. Auch hier

bildet die Garage die Straßenfassade, die Schauseite des Hauses ist nur von einer

anderen Hügelkuppe sichtbar. Interessant ist hier weiters der Rollentausch von

Garagentor und Eingangstüre. Die Eingangtür ist vollflächig und breit ausgeführt

und lässt eher auf ein marktübliches Garagentor schließen als auf eine Eingangs-

türe. Das Garagentor bekommt dagegen durch die Milchglasscheibenelemente einen

besonders wohnlichen Charakter. Es könnte sich auch um ein Wohnzimmerfenster

handeln, würde nicht die breite Einfahrt und die bis zum Boden gehende Öffnung

die Garage andeuten.

Page 82: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

82 Straßengarage: Die Garage als Schutzwall

Abb.82.1 Rodauner Straße, 1230 Wien

Abb.82.2 San Francisco

pict 1019Rodaunerstraße, 1230 Wien

pict 1019Rodaunerstraße, 1230 Wien

pict 1019Rodaunerstraße, 1230 Wienpict 1019

Rodaunerstraße, 1230 Wien

pict 1019Rodaunerstraße, 1230 Wien

pict 1019Rodaunerstraße, 1230 Wien

pict 1019Rodaunerstraße, 1230 Wienpict 1019

Rodaunerstraße, 1230 Wien

pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf

pict 05901390 Rose Ave., LA

pict 05881366 Rose Ave., LA

pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

Fallbeispiel 19

Page 83: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

83Straßengarage: Die Garage als Schutzwall

Die Garagen befinden sich auch hier wieder direkt an der Straße und schaffen eine

Barriere zwischen der Straße und dem Wohnhaus. Das Haus befindet sich allerdings

zurückversetzt oberhalb der Garage und ist im Vergleich zu den vorhergehenden

Beispielen gut sichtbar. Die Garagen bilden eine Sockelzone, die als Fundament für

das Wohnhaus oder den Vorgarten dient.

Beide Häuser sind in Vororten von Städten (Wien und San Francisco) situiert in der

Mischzone zwischen dichter und hoher Bebauung und Einfamilienhäusern mit Gar-

ten. Diese Lösung der Garagen-Haus-Position staffelt die Bedürfnisse der Bewoh-

ner/innen vertikal. Die Garage nimmt nicht eine Fläche des Vorgartens in Anspruch,

sondern bildet die Fläche für den Vorgarten.

Der Zugang zum Haus ist an diesen Beispielen allerdings etwas schwierig zu lösen.

Am Haus des österreichischen Beispiels führt der Weg durch die Garage. Es gibt

eine Eingangstür neben dem Garagentor und der Weg führt im künstlichen Licht

ins Hausinnere. Eine attraktivere Lösung zeigt das Beispiel in San Francisco. Hier

gelangen die Menschen neben der Garage über eine freiliegende Treppe zur gut

markierten, erhöhten Eingangtür. Der Weg liegt im Freien und ist deshalb nicht

wettergeschützt.

Page 84: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

84 Straßengarage: Die Garage als Schutzwall

pict 1019Rodaunerstraße, 1230 Wien

pict 1019Rodaunerstraße, 1230 Wien

pict 1019Rodaunerstraße, 1230 Wienpict 1019

Rodaunerstraße, 1230 Wien

pict 1019Rodaunerstraße, 1230 Wien

pict 1019Rodaunerstraße, 1230 Wien

pict 1019Rodaunerstraße, 1230 Wienpict 1019

Rodaunerstraße, 1230 Wien

Abb.84.1 Rodauner Straße, 1230 Wien

Abb.84.2 Malibu

pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf

pict 05901390 Rose Ave., LA

pict 05881366 Rose Ave., LA

pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

Fallbeispiel 20

Page 85: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

85Straßengarage: Die Garage als Schutzwall

Bei den folgenden Beispielen handelt es sich nicht um Ein- sondern um Mehrfamili-

enhäuser. Die Baukörper sind in mehreren Riegeln mit der Schmalseite zur Straße

positioniert. Die Fensteröffnungen befinden sich auf den Längsseiten, sie blicken

zueinander.

Auch bei diesen beiden Häusern bildet die Garage die Sockelzone. Hier wird erst

gar nicht versucht, eine ansehnliche Straßenfassade zu gestalten. Die Mauern der

Garage werden bis zum Flachdach hochgezogen, ohne weitere Öffnungen. Von der

Straße aus lässt sich nur raten, was sich hinter diesen Mauern verbirgt. Dabei wan-

derten die Gedanken eher von einer Minigolfanlage, einem Fitnesscenter oder einer

Squashhalle zu einer Sammelgarage oder einem Lager. Die Vorstellung, dass sich

dahinter Wohnfläche befindet, scheint fast unmöglich zu sein.

Das Haus am US-amerikanischen Beispiel reizt das Fassadenthema bis ins kleinste

aus: Das Material des Garagentors zieht sich als Fassadenelement weiter über den

Rest des Hauses. Der Vorplatz des Hauses ist asphaltiert und weitere acht Autos

können dort parken. Wie man hinter diesen Schutzwall kommt, lässt sich auf den

ersten Blick nicht erraten.

Die Eingänge zu diesen Wohnriegeln sind nicht ersichtlich. Nur Autos haben hier

einen Zugang. Vermutlich erfolgt der fußläufige Eingang über den Hof, die Garage

oder über den Riegel eines benachbarten Wohnhauses.

Page 86: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

86

Oberhaupt Garage

Die Garage als Kopf des Hauses

„…alle meine Häuser haben Gesichter. Alle Projekte haben Gesichter, haben eine

Seite nach vorne, eine Seite nach hinten…Vorne haben sie Gesichter, das ist wich-

tig. Wenn ich also einen Turm baue, hat er auch ein Gesicht, er hat Augen und

schaut in irgendeine Richtung.”

Marcovecz, aus Feuerstein 2002, S.100

Durch die Analogie mit dem menschlichen Körper lässt sich das Bauwerk besser

analysieren, vergleichen, einordnen oder auch bewerten. Der Mensch tritt in Kom-

munikation mit dem Bauwerk, sein/ihr Körper dient als Ausgangspunkt zur Analyse.

Begriffe wie links, rechts, oben, unten, vorne und hinten werden ausgehend vom

menschlichen Körper auf das Bauwerk übertragen. Zwei fundamentale Analogien

prägen dadurch jedes Gebäude: Die Körperhaftigkeit und das Koordinatensystem.1

Anthropomorphe Architektur beschäftigt sich unter anderem mit dem Vergleich der

Fassade des Gebäudes mit dem Gesicht des Menschen, Fensteröffnungen werden

als Augen betrachtet, die Türöffnung als Mund, …

In diesem Kapitel wird die Garage verglichen mit dem menschlichen Kopf, die Posi-

tion der Garage ist die der Position eines menschlichen Kopfes ähnlich, die Garagen-

toröffnung symbolisiert die Mundöffnung.

Der Kopf ist eines der wichtigsten Merkmale, um Menschen voneinander zu unter-

schieden. Hier wird die Garage als Kopf des Hauses zum vordergründigen Unter-

scheidungsmerkmal für das Bauwerksgefüge Haus und Garage. Bei vielen folgen-

den Beispielen tritt das Wohnhaus in den Hintergrund, oder ist gar nicht sichtbar,

während die Garage direkt an der Straße sitzt und dem Baukörper dadurch quasi

ein Gesicht verleiht.

So führt der Kopf als Oberhaupt das Bauwerksgefüge an, verjüngt sich zum restli-

chen Körper, aber ist das wichtigste Merkmal des ganzen Körpers.

1 vergl. Feuerstein 2002, S.8-10

Page 87: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

87

Anhand verschiedener Beispiele wird die Garage als Analogie zum menschlichen

Kopf bzw. zum menschlichen Körper betrachtet, ob groß – klein, abstehende Ohren/

hervortretender Baukörper – anliegende Ohren/zurücktretender Baukörper, blonde

Haare/Flachdach – oder brünette Haare/Satteldach, … der Kopf/die Garage ist

wesentlicher Bestandteil des Körpers/des Gefüges.

Die Garage hebt sich merklich im Gefüge ab, entweder durch das breite Tor in einer

Kontrastfarbe zur Häuserfassade, durch die Nähe zur Straße oder weil die restliche

Fassade von Gestrüpp und Hecken umwachsen ist und nur der Blick auf die Garage

frei bleibt. Ein deutlich markierter Weg führt zur Garage, ein versteckter Pfad zur

Hauseingangstür.

Auf den ersten Blick unterscheiden sich diese Garagen nicht merklich von denen im

vorhergehenden Kapitel. Die Straßennähe, Größe und teilweise auch die Ausformu-

lierung ist unbestritten gleich, allerdings sind diese Garagen seitlich ans Wohnhaus

angebaut. Die Nähe zum Wohnhaus ist hier deutlich. In vielen Fällen wird es sogar

eine Verbindungstüre zum Wohnhaus geben, in anderen Fällen nicht, das lässt sich

anhand der Außenansicht schwer bestimmen. Alle Garagen sind deutlich dem Bau-

körper des Wohnhauses vorgelagert, in einigen Beispielen erfolgt sogar der Zutritt

zum Wohnhaus über einen Durchgang des Garagenbaukörpers.

Die Garage stellt sich als Oberhaupt dem Wohnhaus voran. Sie steht demonstrativ

an erster Stelle, belegt durch die Position am Grundstück, die breite, geradlinige

Verbindung zur Straße und die Anbindung an das Wohnhaus. Sie ist erste Anlauf-

stelle und wird oftmals passiert, um das Wohnhaus zu erreichen.

Page 88: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

88 Oberhaupt Garage: Die Garage als Kopf des Hauses

Abb.88.1 Nikolaus-Heid-Straße, 2000 Stockerau

Abb.88.2 Dundee Drive, Hollywood

pict 975Fasanstraße, 2362 Biedermannsdorf

pict 06192658 Glendower Ave., Hollywood, CA

pict 1040Prof. Großmannstraße 20,

3430 Tulln/Donau

pict 07858407 Loyola Blvd., LA

pict 1043Nikolaus Heid Straße 2a,

2000 Stockerau

pict 06314556 Dundee Drive, Hollywood, LA

pict 975Fasanstraße, 2362 Biedermannsdorf

pict 06192658 Glendower Ave., Hollywood, CA

pict 1040Prof. Großmannstraße 20,

3430 Tulln/Donau

pict 07858407 Loyola Blvd., LA

pict 1043Nikolaus Heid Straße 2a,

2000 Stockerau

pict 06314556 Dundee Drive, Hollywood, LA

pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf

pict 05901390 Rose Ave., LA

pict 05881366 Rose Ave., LA

pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

Fallbeispiel 21

Page 89: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

89Oberhaupt Garage: Die Garage als Kopf des Hauses

An beiden Beispielen ist eine auf den ersten Blick freistehende Garage auf das

Grundstück positioniert. Schon von weitem gut sichtbar und als Garage erkennbar,

steht sie direkt am Straßenrand. Auf den ersten Blick ist nicht klar, wo sich das

dazugehörige Wohnhaus befindet. Nach einer Analyse mittels Satellitenbild konnte

das Wohnhaus gefunden und sogar eine Verbindung zur Garage festgestellt werden.

Beide Garagen sind seitlich mit dem Wohnhaus verbunden. Das Wohnhaus im öster-

reichischen Beispiel steht im Hintergrund der Garage, das Wohnhaus im US-ame-

rikanischen Beispiel liegt an einem Hang unterhalb der Garage. Beide Wohnhäuser

werden über einen abgetrennten Teil der Garage betreten.

Das Garagendesign ist unauffällig und funktionsbezogen: vier Wände und ein Dach

mit einer leichten Dachschräge bilden den Raum. An beiden Beispielen ist jedoch

das Dach das gestalterische Element. Im österreichischen Beispiel ist es die sehr

flache Deckung mit Mönch- und Nonnendachziegeln, die den Betrachtern/innen

ähnlich wie Rüschen an einem schlichten Kleid, sofort auffällt. Am US-amerikani-

schen Beispiel ist es die breite und dunkle Verblechung der Traufe, der Dachvor-

sprung und die Dachneigung zur Straße hin.

Ein breites Tor an der Straßenfassade gibt zwei Autos gleichzeitig Einlass.

Page 90: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

90 Oberhaupt Garage: Die Garage als Kopf des Hauses

Abb.90.1 Biedermannsdorf

Abb.90.2 Hollywood

pict 975Fasanstraße, 2362 Biedermannsdorf

pict 06192658 Glendower Ave., Hollywood, CA

pict 1040Prof. Großmannstraße 20,

3430 Tulln/Donau

pict 07858407 Loyola Blvd., LA

pict 1043Nikolaus Heid Straße 2a,

2000 Stockerau

pict 06314556 Dundee Drive, Hollywood, LA

pict 975Fasanstraße, 2362 Biedermannsdorf

pict 06192658 Glendower Ave., Hollywood, CA

pict 1040Prof. Großmannstraße 20,

3430 Tulln/Donau

pict 07858407 Loyola Blvd., LA

pict 1043Nikolaus Heid Straße 2a,

2000 Stockerau

pict 06314556 Dundee Drive, Hollywood, LA

pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf

pict 05901390 Rose Ave., LA

pict 05881366 Rose Ave., LA

pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

Fallbeispiel 22

Page 91: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

91Oberhaupt Garage: Die Garage als Kopf des Hauses

Ähnlich wie im letzten Beispiel sind beide Garagen sehr eng mit der Straße verbun-

den. Sie sind die beiden einzigen Baukörper, die mit der Straße in Beziehung treten.

Hier sind beide Garagen etwas abgerückt und bilden einen breiten Vorplatz zwi-

schen Straße und Garage. Dieser Platz wird für parkende Autos, die in der Garage

offensichtlich keinen Platz mehr finden, genutzt.

Viele Pflanzen umgeben das bauliche Gefüge. Die beiden Garagenzufahrten sowie

die beiden Garagentore sind frei von Gestrüpp, das restliche Wohnhaus ist verwach-

sen. Der am häufigsten benutzte Weg, die Garagenzufahrt, zeigt sich deutlich.

Am österreichischen Beispiel wurde neben der Garage noch ein Carport angebaut.

Das am Vorplatz parkende Auto hat einen Witterungsschutz bekommen. Obwohl in

diesem Beispiel Carport und Garage einen Großteil der Straßenfassade einnehmen,

wirkt das mit wildem Wein umwachsene Carport wie ein Tarnmantel. Am US-ame-

rikanischen Beispiel ist es eine Hecke, die Garage und Straße verbindet, hier ist es

eine „grüne” Garage. Der Haupteingang ist erst auf den zweiten Blick erkennbar. Er

erfolgt über die Garageneinfahrt. Die Straßenfassade mit ihren kleinen Fensteröff-

nungen wirkt in sich geschlossen und etwas abgeschirmt vom öffentlichen Leben.

Dagegen zieht das große vorspringende Garagentor mehr Blicke auf sich.

Am US-amerikanischen Beispiel lässt sich nur die Garage erkennen. Seitlich von der

Garage weist ein vorstehender Schornstein auf ein Wohnhaus hin, aber weder der

Weg zum Wohnhaus noch das Haus selbst lässt sich von der Straße aus erkennen.

Trotz großer Garage „schlafen” zwei Autos gekleidet in ihren „Pyjamas” in der Ein-

fahrt. Ist die Garage zu klein für den gesamten Fuhrpark? Oder wird die Garage für

andere Zwecke benutzt?

Page 92: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

92 Oberhaupt Garage: Die Garage als Kopf des Hauses

Abb.92.1 Tulln/Donau

Abb.92.2 Loyola Boulevard, Los Angeles

pict 975Fasanstraße, 2362 Biedermannsdorf

pict 06192658 Glendower Ave., Hollywood, CA

pict 1040Prof. Großmannstraße 20,

3430 Tulln/Donau

pict 07858407 Loyola Blvd., LA

pict 1043Nikolaus Heid Straße 2a,

2000 Stockerau

pict 06314556 Dundee Drive, Hollywood, LA

pict 975Fasanstraße, 2362 Biedermannsdorf

pict 06192658 Glendower Ave., Hollywood, CA

pict 1040Prof. Großmannstraße 20,

3430 Tulln/Donau

pict 07858407 Loyola Blvd., LA

pict 1043Nikolaus Heid Straße 2a,

2000 Stockerau

pict 06314556 Dundee Drive, Hollywood, LA

pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf

pict 05901390 Rose Ave., LA

pict 05881366 Rose Ave., LA

pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

Fallbeispiel 23

Page 93: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

93Oberhaupt Garage: Die Garage als Kopf des Hauses

Auch bei diesen beiden Beispielen sind die Garagen der Straße am nächsten. Der

Baukörper der Garage ist leicht vorgerückt, grenzt sich so vom Wohnhaus ab und

bildet den Kopf des Gefüges. Die Zufahrt ist auch hier von Autos, Motorrädern oder

Booten verparkt und ebenso wie am vorhergehenden Beispiel stellt sich die Frage,

ob die Garage umgenutzt wurde und jetzt als Lagerraum, Heimwerkerraum oder

Partyzimmer verwendet wird.

Die Garage am österreichischen Beispiel hat trotz vorspringendem Baukörper ein

zurückhaltendes Erscheinungsbild und ein gut proportioniertes Verhältnis zum Haus.

Das Wohnhaus wie die Garage sind schmucklos und klar ausformuliert in weißer

Putzfassade mit dunklen Öffnungselementen. Zwei Schmuckstücke sind aber den-

noch auffällig. Die Garage besitzt eine Zierborte: eine Bretterschalung als Übergang

zwischen Flachdach und Putzfassade und der Eingang des Wohnhauses wird von

einer US-amerikanischen Flagge geschmückt. Die Garagengröße lässt allerdings

nicht auf einen sehr starken US-amerikanischen Einfluss schließen.

Beide Garagenzufahrten verlaufen von der Straße aus geradlinig. Die Hauseingänge

sind zentral im Wohnhaus positioniert. Während der Eingang des österreichischen

Beispiels gut sichtbar, erhoben über eine Treppe erreichbar ist, liegt der Eingang

des US-amerikanischen Beispiels in einer dunklen Nische des Wohnhauses. Der

Zugang dazu zweigt von der Garagenzufahrt ab und verliert so stark an Bedeutung.

Die Garage am US-amerikanischen Beispiel ist gegenüber dem Wohnhaus in Größe

und Position dominant. Der Baukörper der Garage tritt sehr stark hervor und das

Satteldach unterstützt zusätzlich diese Wirkung. Das Haus ist von Sträuchern

umgeben, die Garage ist frei zugänglich.

Page 94: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

94

Snout House

Die vorspringende Garage

„Snout” bedeutet „Schnauze”, „Mundstück”, also ein Teil, der sich plastisch vom

Gesicht abhebt.

So wie sich die Schnauze eines Hundes aus dessen Gesicht ragt, treten auch

angebaute Garagen von den eigentlichen Wohnhäusern in deren Größe und Plasti-

zität hervor. Dieser Begriff „Snout” wird in den USA für Häuser mit einer speziellen

Situierung von Garagen zu den dazugehörigen Wohnhäusern gebraucht. Die Gara-

gengröße erdrückt oft das Wohnhaus in ihrer Erscheinung und gewöhnlich steht die

Garage näher an der Straße als die Fassade des Ein- oder Mehrfamilienhauses.

Weitere Ausdrücke in diesem Zusammenhang wurden von David Keeps 2006 in

seinem LA Times Artikel „What were they thinking?”1, über Bauwerke die in Los

Angeles in ihrer Größe und Ausprägung geradezu explodieren wie Country Safari,

Megaplex, Malls oder eben auch Garagen, verwendet. Einer dieser Ausdrücke ist

„Garage Mahal”. Eine Analogie zum berühmten indischen Grabdenkmal Taj Mahal

wird hier gezogen, was beim erstmaligen Hören grotesk wirkt, aber nach reiflicher

Überlegung passend erscheint. Das Grabdenkmal und die als solche bezeichne-

ten Garagen übertreffen in ihrer Größe allen Vorstellungen. Das Taj Mahal wurde

erbaut, um die Wertschätzung der verstorbenen Frau des Königs zum Ausdruck

zu bringen, eine „Garage Mahal” wird erbaut, um die Wertschätzung des Autos

zum Ausdruck zu bringen. An Schmuckelementen wird bei beiden Bauwerken nicht

gespart.

Auch US-amerikanische Firmen2 haben sich diesen Ausdruck angeeignet, um der

alten und langweiligen Garage wieder Leben einzuhauchen, mit einem Um- bzw.

Ausbau der Garage. Den Auftraggebern/innen sind keine Grenzen gesetzt, in ver-

schiedenen Stilepochen, mit verschiedenen Vorlieben oder unter einem bestimmten

Motto, wie etwa des Spielcasinos, des Tanzcafés oder einfach nur des Heimwerker-

raums. Die Ausführungen weichen stark voneinander ab. Bei fast allen Luxusaus-

führungen stehen die Autos im Zentrum der Verhübschung. Ein Schauraum für Auto

1 www.latimes.com/features/home/la-re-25keeps30apr30,0,1142886.story, 02.02.2010 (16:55)2 vergl. www.garagemahals.com, 04.11.2010 (17:32)

Abb.94.1 Vorderseite eines Snout Houses, Indiana © John Delano 2006

Abb.94.2 Rückseite eines Snout Houses, Indiana © John Delano 2006

Page 95: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

95

1 vergl. www.garagemahals.com, 04.11.2010 (17:32)2 www.latimes.com/features/home/la-re-25keeps30apr30,0,1142886.story, 02.02.2010 (16:55)3 vergl. Nozzi 2003, p.1234 vergl. Nozzi 2003, p.123 and www.cartage.org.lb/en/themes/arts/civicarts/Areaplanning/urbandesign/snout-house/snouthouse.htm, 02.05.2010 (11:34)

und Besitzer/in wird geschaffen. Der Innenausbau der Garage soll dem Auto

gerecht werden, aber auf keinen Fall darf eine Bar und eine Werkbank für kleine

Reparaturen fehlen, in vielen Fällen gehört auch ein Flatscreen-Fernseher zur Stan-

dardausrüstung. Ziel der Umgestaltung ist beinahe immer ein repräsentativer Party-

raum, wo Freunde nicht nur mit toller Musik und gutem Essen beeindruckt werden,

sondern auch noch mit dem Nobelschlitten, der zufällig im selben Raum parkt.1

Ein anderer von David Keeps2 verwendeter Ausdruck ist „car hangar”. Dabei wird

vordergründig die Größe der Garage persifliert, die schon beinahe vergleichbar mit

der eines Flugzeughangars ist.

Eine Straßenlinie, dominiert von Snout Houses, übermittelt eine kräftige Aussage:

„Autos wohnen hier” oder die Struktur der Straßenlinie ist eine „Garage mit ange-

bautem Haus”.3

Von der Nachbarschaft werden Snout Houses abgelehnt. Das hat folgende Gründe4:

Diese Häuser zeigen sich von ihrer Hinterseite zur Straße, das heißt die Fenster

der Wohnräume schauen in den Garten und nicht zur Straße, was die gegenseitige

Nachbarschaftskontrolle bzw. Nachbarschaftsüberwachung erschwert. Aus die-

sem Grund glauben die Nachbarn, dass es in ihrer Straße mehr Kriminalität geben

würde.

Das Straßenbild wird nicht nur von den oft zu großen Garagen dominiert, sondern

auch von Sportartikeln, Mülltonnen, oder Ähnlichem, die sich vor diesen Garagen

türmen. Das Straßenbild erweckt einen unordentlichen Eindruck, den die Nachbar-

schaft nicht duldet.

Es ist bei Snout Houses sehr leicht, das Garagentor zu finden, jedoch geben sie

keine Auskunft darüber, wo sich die Eingangstüre befinden könnte. Das erschwert

die Kontaktaufnahme in der Nachbarschaft. Bei neuen Häusern sollten die Gehwege

direkt zur Eingangstür führen und nicht die Straße zur Garage.

Abb.95.1 Snout Houses von oben, Ontario © lDuke 2005

Page 96: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

96

Snout Houses wecken kein architektonisches Interesse an der Straßenfront, oder

sie wecken gerade deshalb, weil sie abschreckend sind, großes Interesse, sozusa-

gen als Negativbeispiel.

Diese Häuser haben keine Verbindung zum öffentlichen Raum, es richtet sich alles

nach dem Auto. Es macht den Eindruck, dass diese Häuser von Autos bewohnt wer-

den, nicht von Menschen.

An all diesen Faktoren stoßen sich die Stadtbewohner/innen. Der Eindruck einer

weniger sicheren und weniger interessanteren Umgebung entsteht. Dazu kommt

noch die wachsende Dominanz der Garage: 1989 hatten 10% aller US-amerikani-

schen Häuser eine Garage für drei Autos. 2001 waren es bereits 30% aller US-

amerikanischen Häuser, die eine Garage für drei Autos besitzen. Die Tendenz steigt

stetig an, da der Marktpreis eines Hauses mit entsprechender Garagengröße steigt.1

Snout House am Beispiel Portland, Oregon

„Basically, we want a house to pass the „trick or treat test”. So when kids come

around to trick or treat, they …can find the door.”

Charles Hales 1999 aus www.nytimes.com/2000/04/20/garden/in-portland-houses-are-friendly-or-else.html?pagewanted=all, 26.05.2010 (22:37)

Diese Aussage stammt vom Commissioner of Portland, der damit sagen will, dass

Häuser in Portland so gestaltet werden sollten, damit an Halloween verkleidete Kin-

der eindeutig die Eingangstüre erkennen können.

1999 hatten 70% aller Häuser in Portland das Aussehen eines Snout House. Des-

halb wurde im September 1999 eine Verordnung erwirkt, die Snout Houses ablehnt.

Dazu trafen sich eine Personengruppe von Stadträte/innen, Architekten/innen,

Bewohner/innen, Nachbarn/innen und Bauherren/innen die an Zonierungscodes

und Richtlinien für Häuserfassaden in Portland arbeiteten. Unter den insgesamt 25

Personen setzten sich vor allem Bauherren/innen für den Bestand des Snout Houses

ein.2

1 vergl. Knack 2001, S.172 vergl. Bello 2004, S.193-208

Page 97: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

97

Diskutiert wurde über folgende fünf Themenpunkte1:

• „Menschen leben hier, nicht Automobile” Der Eingang in das Gebäude soll von der

Straße aus klar ersichtlich sein, die Behausung für das Auto soll sich im Gefüge

des Wohnhauses integrieren und nicht die Straßenfassade dominieren

• Die Wahrnehmung, die ein Spaziergänger vom Gehweg aus über die Wohnhäuser

aufnimmt

• Die Unterbringung der Garage im Gefüge, ohne dabei den Zwischenraum Straße

und Wohnhaus zu benutzen

• Gebäudevariationen, die eine Bereicherung für die Gemeinschaft der Nachbar-

schaft sind

• Das Erhalten von Bäumen auf den Bauparzellen

Das Ergebnis war ein Programm mit standardisierten Grunddesignrichtlinien,

genannt BZDS (= Base Zone Design Standard). Darin wurden folgende Punkte, die

beim Errichten eines Neubaus berücksichtigt werden müssen, festgelegt1:

• Die Garage darf nur die Hälfte der gesamten Häuserfassade einnehmen und darf

die Vorderseite des Hauses nicht dominieren.

• Die Garage muss mindestens drei Feet (0,90m) hinter der bewohnten Zone lie-

gen.

• Der Haupteingang soll nahe der Straße, klar erkennbar vom Gehweg aus und

nicht weiter als acht Feet (2,40m) von der Garage entfernt sein.

• Die Straßenseite muss eine bestimmtes Minimum an Fenster- und Türfläche (15%

der Straßenfassade exklusiv Garagentor) aufweisen.

Nicht alle Punkte sind logisch und nachvollziehbar. Beispielsweise die Nähe vom

Haupteingang zur Garage, warum ist diese unmittelbare Nähe so wichtig? Weil das

Garagentor den Blick auf sich lenkt und das Auge den kleinen Schwenk bis zum

Haupteingang leichter vollziehen kann?

In Portland ist es nach wie vor möglich, „hässliche” Häuser zu bauen, aber nur

1 vergl. Bello 2004, S.193-208

Page 98: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

98

mehr innerhalb dieser Richtlinien und Designstandards. Nach einem Jahr waren

laut Aussage des Commissioner of Portland die Ergebnisse bereits gut ablesbar, das

Programm der Richtlinien wurde von der Bevölkerung gut aufgenommen. Es gab

keine öffentlichen Gegner, dennoch mussten einige Kleinigkeiten zur allgemeinen

Zufriedenheit angepasst werden.1

Kritik über die unnötigen Bestimmungen wurde trotzdem geäußert. Die Stadt würde

es sich leicht machen, durch Bestimmungen das Erscheinungsbild zu erhalten, das

sie bevorzugen. Anstatt Bestimmungen aufzulegen, hätte sie die Baubewilligung bei

extrem ausgeprägten Snout Houses verweigern können, das wäre besser gewesen

als eine Bestimmung zu diktieren, die die individuellen Bedürfnisse der Hausbesit-

zer/innen nicht berücksichtigt.2

Es wurden auch Vergleiche mit privaten „gated communities” gezogen. Die Stadt-

bevölkerung fürchtet, dass bald auch über die Hausfarbe und die Heckenhöhe

bestimmt wird.1

Der Stadtregierung wird vorgeworfen, dass sie die Uhr mit Gewalt in die Zeit

zurückdrehen will, wo die Ehefrau zu Hause bleibt, um sich um den Haushalt zu

kümmern und der Mann mit dem Bus zur Arbeit fährt. Aber die Realität sieht anders

aus. Jeder Haushalt besitzt zwei oder mehr Autos und Autos werden immer größer,

das drückt sich auch in den Garagen aus.1 Obwohl in den USA schon wieder ein

Umkehrtrend spürbar ist, sind sie dennoch weit entfernt von europäischen Kleinst-

wägen, wie etwa BMW mit dem Model Mini Cooper, das Model Smart von Daimler;

Ford brachte das Kleinstwagenmodel Focus auf den Markt und Toyota das Model

Auris, um nur einige unter vielen zu nennen.

Bei den strengen Bestimmungen können bestehende Bäume auf einem Grundstück

nicht immer berücksichtigt werden. Um die Zonierungsrichtlinien einzuhalten, müs-

sen alte Bäume gefällt werden. Jedes Grundstück und jeder Grundriss eines Wohn-

hauses ist unterschiedlich und daher ist es unmöglich, einheitliche Bestimmungen

für alle Häusertypen festzulegen. Jedes Objekt sollte separat begutachtet werden.2

1 www.nytimes.com/2000/04/20/garden/in-portland-houses-are-friendly-or-else.html?pagewanted=all, 26.05.2010 (22:37)

2 vergl. Knack 2001, S.18

Page 99: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

99

1 www.nytimes.com/2000/04/20/garden/in-portland-houses-are-friendly-or-else.html?pagewanted=all, 26.05.2010 (22:37)2 vergl. Knack 2001, S.183 vergl. : Knack 2001 in Planning Vo.67, No.6, p.16-19

Eine Doppelgarage ist Mindestanforderung an ein Einfamilienhaus mit gewissem

Marktwert und bei schmalen Grundstücken kann das unter Berücksichtigung der

Zonierungsforschriften oft nicht erfüllt werden.1

Viele Bauherren/innen wollen eine kostengünstige Garage, sie wollen nicht das

Ersparte für Designvorschriften ausgeben, die nicht ihren Wünschen entsprechen.1

Portland ignoriert den Auto-dominierten Lebensstil seiner Bewohner/innen. Viele

Bauherren bevorzugen wegen der Bestimmungen eine andere Stadt für den Bau

ihres Hauses.1

Anstatt Gesetzte zu erwirken, die bestimmte Bebauungsstile verbieten, hätte die

Stadt ihre Bewohner/innen aufklären können, wie gelungene Garagen-Wohnhaus-

Kombinationen aussehen.

Im nahe gelegenen Hillsboro ist die Situation des Snout Houses in bestimmten

Stadtteilen ähnlich wie in Portland. Die Bevölkerung ist zwischen 1990 und 2000

nahezu um das Doppelte, von 37.000 Einwohner/innen auf 70.650 Einwohner/

innen, angewachsen und der Zuwachs der Bewohner/innen ist auch an deren Eigen-

heimen und Trends zu großen Garagen spürbar.2

Eine ähnliche Restriktion wie in Portland gegen Snout Houses wurde erwirkt. In vie-

len Punkten überschneiden sich die Richtlinien, in anderen wiederum sind sie noch

schärfer, wie etwa in der Bestimmung des Abstandes von der Hauptfassade des

Wohnhauses zur Garage. In Portland muss die Garage drei Feet (0,9m) hinter dem

Wohnhaus liegen, in Hillsboro sogar fünf Feet (1,5m).2

Die Zeitschrift Planning publiziert 20013, dass Häuser heute um 50% größer sind als

noch vor 30 Jahren. Die Entwicklung von einer zwei-Auto-Standardgarage geht in

Richtung drei, vier, fünf und auch sechsfacher Garage. Das heißt, sollte sich diese

Prognose tatsächlich bewahrheiten, wird in absehbarer Zeit die Garage mehr Raum

einnehmen als das Wohnhaus. Dabei müssen alle genannten Designrichtlinien und

Zonierungsforschriften neu überdacht werden. Allerdings, wie bereits oben erwähnt,

Page 100: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

100 Snout House: Die vorspringende Garage

werden auch US-amerikanische Autos wieder kleiner. Ein schwacher Umkehrtrend

ist schon spürbar und auch das Bekenntnis zu kleineren Hybridautos gedeiht in den

Köpfen der US-amerikanischen Bevölkerung.

Auskragende Garagen, die so genannten „Snout Houses”, ziehen die Aufmerksam-

keit der Bevölkerung und der Medien auf sich. Viele Sendungen beschäftigen sich

mit diesem Thema und auch das Publikum wird um seine Meinung gefragt.

Die NBC Today Show erlaubt ihrem Fernsehpublikum, über ihre Vorlieben bei einem

Eigenheim mitzubestimmen. Das Ergebnis ist erschreckend: eine koloniale Fassade

und eine auskragende Garage – ein klassisches Snout House.1

Snout House auch in Österreich?

Nicht nur Oregon, sondern auch Wien, genauer Vösendorf, kann mitreden im Kapi-

tel des so genannten Snout Houses. Eine Reihenhaussiedlung in der Strandstraße

erstreckt sich mit 24 aneinandergebauten Häusern und deren auskragenden Gara-

gen entlang des Straßenverlaufs. Die Staffelung Öffentlichkeit bis Privatheit sieht so

aus: eine viel zu breite Wohnstraße für dieses Gebiet, dann ein gepflasterter Vor-

platz oder weiterer Parkplatz, die Garage, die in ihrer ganzen Länge dem Haus vor-

gelagert ist, das Wohnhaus selbst und dahinter ein langer schmaler Rasenstreifen

mit jeweils einem privaten Steg in den angrenzenden Teich. Alle 24 Häuser sind in

der Größe annähernd gleich. Es gibt wenige Variationen im Baukörper. Das Grund-

volumen wird nur durch den Raum oberhalb der Garage verändert. Die Bewohner/

innen entscheiden, ob sie eine Terrasse, einen Wintergarten mit Glaselementen

oder einen zusätzlichen Wohnraum oberhalb der Garage haben wollen.

Durch unterschiedliche Farbgebung lassen sich die einzelnen Häuser voneinander

unterscheiden, ansonsten würden die Grenzen zwischen Wohnhäuser und Garagen

inneinander zerfließen. Jede Garage hat ein großes breites Garagentor und einen

Seiteneingang in die Garage, der auffälliger als der Haupteingang zum Wohnhaus

2 vergl. Knack 2001, S.17-18

Fallbeispiel 24

Page 101: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

101Snout House: Die vorspringende Garage

positioniert ist. Alle Garagen haben ein weißes automatisch öffnendes Garagentor,

das sich nur durch die Rillenoptik leicht unterscheidet. Bei allen Häusern ist der

Hauseingang mindestens fünf Meter neben der Garage zurückversetzt und abermals

in einer Nische des Wohnhauses untergebracht. Vor beinahe jeder Garage parkt ein

Auto, Motorrad oder Autoanhänger trotz der großen leicht zugänglichen Garage.

Es gibt keinen Rasenstreifen und keine Bäume in dieser Straße, nur wenige Kübel-

pflanzen versuchen einen Grünraum vor dem Haus zu schaffen. Sie wird dominiert

von Asphalt und den gepflasterten Vorplätzen.

Die Stadt Portland würde den Abriss dieser Reihenhaussiedlung erwirken. Sie ver-

stößt gegen alle Grunddesignrichtlinien des BZDS.

Der Garagenbaukörper nimmt hier mehr als die Hälfte der Häuserfassade ein, etwa

ein Drittel des Wohnhauses ist sichtbar. Der Garagenbaukörper befindet sich nicht

hinter der Zone des Wohnbereichs, sondern steht auch noch mehrere Meter vor. Der

Haupteingang ist von der Straße aus nicht klar erkennbar. Er befindet sich zwar in

unmittelbarer Nähe zur Garage, dafür aber so weit zurückversetzt in einer Nische,

dass eine fremde Person den Garagenzugang mit dem Haupteingang des Wohnhau-

ses verwechseln kann. Die Straßenseite des Hauses weist nur in wenigen Ausnah-

men die zu erfüllenden Fenster- und Türflächen ohne Garagentor auf. Ein Großteil

der Häuser hat nur ein kleines Fenster hinter der Terrassenbrüstung, also von der

Straße aus kaum sichtbar, und die Eingangstüre in der Straßenfassade.

In Portland dürften diese Häuser nicht errichtet werden, in Vösendorf schon.

Page 102: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

102 Snout House: Die vorspringende Garage

Abb.102.1 2332 Hennersdorf bei Vösendorf

Abb.102.4 2332 Hennersdorf bei Vösendorf

Abb.102.2 2332 Hennersdorf bei Vösendorf

Abb.102.3 2332 Hennersdorf bei Vösendorf

Fallbeispiel 24

Page 103: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

103Snout House: Die vorspringende Garage

pict 0991/0988/0993/0994Strandstraße, 2332 Hennersdorf bei Vösendorf

pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf

pict 05901390 Rose Ave., LA

pict 05881366 Rose Ave., LA

pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

Page 104: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

104

Das Eselsohr des Wohnhauses

Wie beim Umknicken der Seite eines Buches wird hier versucht, einen Teil des

Hauses als Garage „umzuknicken”. Die Garage wird somit zum Eselsohr des Hauses.

Sie gehört dazu, stört aber das Gefüge. Der Eindruck eines krampfhaften Versuchs,

zwei getrennte Baukörper zu vereinen, entsteht.

Die Garagen versuchen Elemente des Hauses aufzunehmen und neu zu interpre-

tieren. Die Dachform wird übernommen, der Giebel des Hauses wiederholt sich

beispielsweise auf der Garage, aber diese Elemente haben keine konstruktive oder

zweckgebundene Funktion, sie sind im Falle der Garage reine Zierelemente. Weitere

Elemente werden neu erfunden, um die beiden Bauköper, Wohnhaus und Garage,

miteinander verschmelzen zu lassen.

Die Garagenposition ist seitlich an das Wohnhaus angebaut, teilweise gegenüber

dem Wohnhaus zurückversetzt oder vorgelagert. In keinem der Fälle ist die Garage

bündig mit der Fassade des Wohnhauses.

Die Garagengröße ist hier im Verhältnis zum Wohnhaus sehr gering. Ein Auto füllt

den gesamten Platz aus, Lagerfläche in der Garage steht kaum mehr zur Verfügung.

Lediglich ausschmückende Elemente, wie ein ausgeprägtes Giebeldach oder eine

schräg abgeschnittene Wandverbindung zum Wohnhaus lassen die Garage größer

wirken als sie tatsächlich ist. Durch ihre Größe und oftmals durch die Positionierung

zum Wohnhaus tritt die Garage gegenüber dem Wohnhaus zurück. Hier versucht die

Garage nicht in Konkurrenz mit dem Wohnhaus zu treten, sie ordnet sich unter.

Gegenüber den im vorhergehenden Kapitel beschriebenen Formen, wo die Gara-

gendominanz so groß ist, ist diese Art der Garage geradezu ein Ruhepol. Trotz aller

Garagenbescheidenheit sind die Besitzer/innen auf eine Zurschaustellung ihrer

Automobile sehr wohl bedacht, die luxuriösen Transportmittel parken in der Einfahrt

oder auf der Straße, wo sie den Blicken der Nachbarschaft ausgesetzt sind.

Ästhetische MerkmaleAngefügte Garage

Page 105: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

105

Garagen, die hier als „Eselsohr” bezeichnet werden, sind vermutlich einige Jahre

nach dem Bau des Wohnhauses hinzugefügt worden. Sie wirken sehr funktionsbe-

zogen, geben dem Auto den Schutz, den es braucht und wirken gestalterisch an

das Wohnhaus angeheftet. Ästhetisch sind diese Garagen nicht immer ansprechend,

aber Größe und Position sind neben dem Wohnhaus sehr stimmig.

Page 106: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

106 Angefügte Garage: Das Eselsohr des Wohnhauses

Abb.106.1 Fasanstraße, 2362 Biedermannsdorf

Abb.106.2 23rd Street, Santa Monica

pict 0976Fasanstraße 10, 2362 Biedermannsdorf

pict 0585926 23rd Street, Santa Monica, CA

pict 0802381 Pismo Street, San Luis Obispo, CA

pict 1006Felixgasse 53, 1130 Wien

pict 0585926 23rd Street, Santa Monica, CA

pict 0976Fasanstraße 10, 2362 Biedermannsdorf

pict 0802381 Pismo Street, San Luis Obispo, CA

pict 1006Felixgasse 53, 1130 Wien

pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf

pict 05901390 Rose Ave., LA

pict 05881366 Rose Ave., LA

pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

Fallbeispiel 25

Page 107: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

107Angefügte Garage: Das Eselsohr des Wohnhauses

Das österreichische wie das US-amerikanische Beispiel zeigen Garagen, die an das

Haus seitlich angebaut sind.

Die Verbindung der Garage mit dem Haus am Beispiel von Österreich wirkt zwang-

haft, sie ist nicht klar ausformuliert: Eine schräg abgeschnittene Wand verbindet

die Garage mit dem Erker des Hauses. Dabei ist nur etwa die Hälfte dieser Mauer

für die Raumbildung der Garage erforderlich. Der obere Teil der Wand steht frei

über das Dach der Garage hinaus und ist lediglich als Verbindungselement zwischen

Wohnhaus und Garage konstruiert. Der schräge Abschluss dieser Mauer zieht sich

nicht bis ans Ende der Garagenbreite. Die Mauerkante wird unterbrochen und endet

in einer horizontalen Linie. Die Formgebung dieser Mauer wirkt sehr willkürlich,

keine klare Funktion steht dahinter. Ähnlich verhält es sich auch mit dem Garagen-

tor. Das Wohnhaus hat rechteckige Fenster- bzw. Türöffnungen, aber das Gar-

agentor schließt mit einen Torbogen ab. Weist dieser Torbogen auf einen speziellen

Eingang hin? Den gestalterischen Freiheiten der Hausplanung wurden hier keine

Grenzen gesetzt.

Die Garage am US-amerikanischen Beispiel übernimmt ebenso die Formensprache

des Wohnhauses, einer der beiden Dachgiebel der Straßenfassade wird in ähnlicher

Proportion auf die Garage übertragen. Trotz annähernd gleicher Proportion nimmt

sich die Garage durch den Rücksprung und die Leichtbauweise in ihrer Erscheinung

gegenüber dem Wohnhaus zurück.

In beiden Fällen ist die Zufahrt zur Garage von der Straße aus breit und geradli-

nig. Der Gehweg ist separat vom öffentlichen Gehweg in einem leichten Bogen bis

zur Haustür geführt. Die Zufahrt zum österreichischen Wohnhaus ist leicht abge-

senkt, während der Gehweg zur Eingangstür über mehrere Stufen führt. Auch der

Hauseingang am US-amerikanischen Beispeil ist erhöht, wodurch er an Wertigkeit

gewinnt.

Das Garagenvolumen kann in beiden Beispielen ein Auto und Abstellfläche für

Gerätschaften beinhalten. Weitere Autos parken in der Zufahrt oder auf der Straße.

Page 108: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

108 Angefügte Garage: Das Eselsohr des Wohnhausespict 0585

926 23rd Street, Santa Monica, CA

pict 0976Fasanstraße 10, 2362 Biedermannsdorf

pict 0802381 Pismo Street, San Luis Obispo, CA

pict 1006Felixgasse 53, 1130 Wien

pict 0585926 23rd Street, Santa Monica, CA

pict 0976Fasanstraße 10, 2362 Biedermannsdorf

pict 0802381 Pismo Street, San Luis Obispo, CA

pict 1006Felixgasse 53, 1130 Wien

Abb.108.1, Felixgasse, 1130 Wien

Abb.108.2 Pismo Street, San Luis Obispo

pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf

pict 05901390 Rose Ave., LA

pict 05881366 Rose Ave., LA

pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

Fallbeispiel 26

Page 109: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

109Angefügte Garage: Das Eselsohr des Wohnhauses

Beide Garagen sind als eigener Baukörper ausgeführt, die Garage am österreichi-

schen Beispiel verschneidet sich in einem Punkt mit dem Wohnhaus und ist dem

Haus vorgelagert, die Garage am US-amerikanischen Beispiel liegt seitlich hinter

dem Haus und steht völlig frei am Grundstück.

Die Garagen weichen vom Erscheinungsbild des Hauses ab, sie übernehmen

keine schmückenden Elemente der Wohnhäuser. Im österreichischen Beispiel ist

die Garage ein einfacher Kubus mit Flachdach und ockerfarbenen Garagentor, sie

wirkt auf die Funktion reduziert. Die US-amerikanische Garage ist dem Wohnhaus

ähnlicher. Das Satteldach ist vom Wohnhaus übernommen, aber die Fassadenfarbe

weicht ab.

Beide Wohnhäuser haben auffällig kleine Öffnungen für Fenster und Türen in der

Häuserfassade und eine große Öffnung in der Garage, was die Aufmerksamkeit auf

die Garage lenkt.

Die Zugangssituation ist wiederum auf die Garage fixiert. Die breite Einfahrt mün-

det in der Garage und der Gehweg zweigt davon ab. Die Eingangstür des Wohnhau-

ses am österreichischen Beispiel liegt erhöht und ist so von der Straße gut erkenn-

bar. Der Eingang des Hauses am US-amerikanischen Beispiel ist näher zur Straße

positioniert, was im US-amerikanischen Raum nur sehr selten vorkommt.

Das Verhältnis Garage zum Haus ist ausgewogen gut und schafft in beiden Fällen

Abstellplatz für mindestens ein Auto.

Page 110: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

110

Dekorierter Schuppen oder Ente?

Die verkleidete Garage

In diesem Kapitel werden Garagen behandelt, die vom klassischen Erscheinungsbild

der Garage abweichen. Hier besteht die Garage nicht aus vier Wänden, einem Dach

und einem breiten Tor, hier tritt die Garage versteckt auf. Sie tarnt sich in ihrer

Ausformulierung als Terrasse eines Berliner Apartmenthauses, als vietnamesisches

Wohnzimmer oder auch als niederösterreichisches Gartenhaus. Die Verkleidung ist

manchmal nur die Fassade und dahinter steht als einzige Funktion das Parken des

Autos. Manchmal wird die Verkleidung aber auch zur Zweitnutzung. Die Garage

oder das Wohnzimmer wird auch zum Wohnzimmer oder zur Garage. Welche Funk-

tion vorrangig war, ist im Erscheinungsbild nicht ersichtlich.

Oft ist es aber gar nicht so sehr die Form der Garage, die abweicht vom klassischen

Erscheinungsbild. Es sind die Schmuckelemente, die Verkleidung, die die Garage

nicht erkennbar machen. Die Garage versteckt sich hinter einer falschen Fassade

oder hinter einer Fotofolie, die ein anderes Bild vortäuscht, aber sie ist was sie ist –

ein Raum für ein Auto.

Die Garagen werden in zwei unterschiedliche Typen unterteilt, der „Ente” und dem

„dekoriertem Schuppen”. Diese Typologie wurde in Anlehnung an das Buch von

Venturi, Scott Brown, Izenour: Lernen von Las Vegas, 1979 aufgenommen, wo eine

Analyse der Bebauung von Las Vegas anhand von zwei Schemata analysiert wird:

„Da, wo die architektonischen Dimensionen von Raum, Konstruktion und Nutzung

durch eine alles zudeckende symbolische Gestalt in ihrer Eigenständigkeit aufgelöst

und bis zur Unkenntlichkeit verändert werden. Diese Art eines zur Skulptur werden-

den Hauses werden wir „Ente” nennen – zu Ehren des entenförmigen Auto-Restau-

rants „The Long Island Duckling”, […]

Da, wo Raum und Struktur direkt in den Dienst der Nutzung gestellt und Verzierun-

gen ganz unabhängig davon nur noch äußerlich angefügt werden. In diesem Fall

sprechen wir von einem „dekorierten Schuppen”.”

Venturi, Scott Brown, Izenour, 1979: S.104-105

Page 111: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

111

Diese Analyse lässt sich auch auf Garagen in etwas abgeänderter Form übertragen.

Auch hier gibt es Beispiele, die stark funktionsorientiert und äußerlich geschmückt

sind und wiederum andere, die sich von der Funktion lösen, neue Nutzungen finden

und sich so verändern, dass sie als Garage nicht mehr klar erkennbar sind und den-

noch eine Garage bleiben.

In diesem Kapitel wird versucht, Garagen-Enten und dekorierte Schuppen-Garagen

aufzuspüren und zu beschreiben.

Ente - Carloft Berlin1

Ein Wohnkonzept des Architekten Manfred Dick und des Investors Johannes Kauka

erstmals ausgeführt in Berlin Kreuzberg. Wohnen und Parken wird auf einer Etage

untergebracht, ähnlich dem Konzept eines Einfamilienhauses, aber in zentraler Lage

direkt in der Stadt und über mehrere Geschosse gestapelt. Neben dem privaten

Garten besitzt jede Wohnung auch einen eigenen Abstellplatz für das Auto und das

in unmittelbarer Nähe zur Wohnfläche auf gleichem Niveau.

„Nicht nur für Singles ist das die ideale Lösung auch für Familien”, so wird es auf

der Homepage des Bauträgers angepriesen2. Alternativ zum separaten Atelier oder

Privatbüro können diese Flächen auch für Kinder gestaltet werden.

Im Erdgeschoss bringt ein Car-Lift den/die Autofahrer/in direkt in seine/ihre Woh-

netage. Der Lift bedient jeweils zwei Wohnungen in einer Etage und wird über ein

Programmiersystem angefordert. Der Wagen parkt vor dem Wohnraum auf der

„Car Loggia”. Der/Die Besitzer/in hat sein Auto rund um die Uhr vom Wohnzimmer

aus im Blickfeld. Das Einzige, das den/die Besitzer/in von seinem/ihren wertvollen

Besitz trennt, ist ein Panoramafenster. Nie wieder Parkplatz suchen, kein Betreten

von dunklen Nebengassen oder Tiefgaragen, dafür aber Abgase am Küchentisch,

ein getrübter Fernblick durch/über das Auto, und die Wohnräume hinter der Car

Loggia sind dunkler durch die tiefe vorgelagerte Veranda, auf der das Auto parkt.

1 vergl. : www.carloft.de/v0/htdocs/index.php, 29.06.2010 (12:41) und Hasse 2007, S.175-1772 http://www.carloft.de/v0/htdocs/index.php, 29.06.2010 (12:41)

Page 112: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

112 Dekorierter Schuppen oder Ente: Die verkleidete Garage

Abb.112.2 Grundrisse 2. Obergeschoß, www.carloft.de, 29.06.2010 (12:41)

Abb.112.4 Grundriss Erdgeschoß, www.carloft.de, 29.06.2010 (12:41)

Abb.112.1 Carloft Berlin Kreuzberg

Abb.112.3 Carloft Berlin Kreuzberg

Fallbeispiel 27

Page 113: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

113Dekorierter Schuppen oder Ente: Die verkleidete Garage

Kritik bekommt dieses Wohnkonzept wegen des hohen Platzbedarfs des parkenden

Autos auf der Wohnetage. Etwa 60m² einer beliebten, innerstädtischen, privaten

Freifläche werden als Lift und Parkplatz für das Auto genutzt, was bei einer Woh-

nungsgröße zwischen 200-300m² nicht weiter fehlt, aber dadurch die Wohnungen

einer elitären Käufer/innenschicht mit hohem Einkommen vorbehalten sein lässt.

Die weniger elitäre Kreuzberger Nachbarschaft reagiert mit heftigen Demonstratio-

nen darauf.

Das Carloft wird hier als Ente dargestellt. Die Garage ist als solche nicht mehr

erkennbar, eine Terrasse gibt sich als Abstellfläche aus, die noch dazu im Oberge-

schoss liegt. Garagen – wie schon bei der Begriffsbestimmung erklärt – sind meist

ebenerdig, umgeben von vier Wänden und einem Dach. In diesem Fall würde der

Vergleich mit einem Carport mehr Ähnlichkeiten ergeben, weil die Seitenflächen

eines Carports offen sind, aber auch das ist ebenerdig zu befahren. Garagen sind

nicht direkt vor dem Wohnbereich angebaut und es gibt kein Verbindungsfenster

vom Wohnraum in die Garage. Die Garage verkleidet sich hier als Terrasse. Auch

wenn die Gestaltung nüchtern und nur wenig dekoriert ist, trifft die Analogie der

Ente zu.

Page 114: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

114 Dekorierter Schuppen oder Ente: Die verkleidete Garage

Ente – Parken und Wohnen in Vietnam

In Vietnam ist das Hauptverkehrsmittel das Motorrad bzw. der Motor-

roller, die in den letzten Jahren das Fahrrad abgelöst haben. Jede

Großfamilie besitzt mindestens eins. Auf einen Motorroller hat eine

vierköpfige Familie samt Wocheneinkauf Platz. Autos für die private

Benutzung sind noch weniger verbreitet, jedoch wird sich das vermut-

lich in den nächsten Jahren ändern. Noch ist die Bevölkerungsarmut

zu groß, um vom Massenverkehrsmittel Auto sprechen zu können.

Einer der beliebtesten Wohnhaustypen im urbanen Vietnam ist das

Reihenhaus, das auf die Straße orientiert ist. Es ist eine massive

Bauweise aus Stahlbeton in Platten- und Scheibenkonstruktion.

Das Obergeschoß darüber ist vor- oder rückspringend, bildet so ein

Vordach oder eine Terrasse, manchmal ist auch ein Balkon angebaut.

Den Abschluss bildet ein Flachdach oder flaches Satteldach mit Attika

und einer Giebelverzierung. Oft wird erstmals die Erdgeschoßzone

des Wohnhauses errichtet und der vorübergehende Abschluss ist die

Decke des Erdgeschoßes, wenn der Platzbedarf zu groß wird und

wieder Geld zur Verfügung steht, wird um ein weiteres Geschoß auf-

gestockt.

An der Vorderseite des Hauses ist ein großes Tor bzw. eine torähn-

liche Öffnung. Ein fließender Übergang von der öffentlichen Zone

(Straße – Gehsteig) zur privaten Zone (Wohnraum) wird durch das

Öffnen des Tores hergestellt. Das Tor bleibt tagsüber offen stehen

und symbolisiert so allen Menschen, dass sie willkommen sind. Die

Erdgeschoßzone ist ebenerdig erreichbar oder über ein bis drei Stu-

fen, allerdings steht immer auch eine Rampe für Mopeds (seltener

für Autos) zur Verfügung. Der Raum dahinter wird als Geschäftszone

genutzt oder als Familienraum, Wohn- bzw. Esszimmer. Am Abend

oder bei Schlechtwetter wird dieser Raum auch zur Garage für das

teure Motorrad (seltener für das Auto).

Abb.114.2 Hanoi, Vietnam

Abb.114.1 Hanoi, Vietnam

Fallbeispiel 28

Page 115: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

115Dekorierter Schuppen oder Ente: Die verkleidete Garage

Oftmals hängt vom Verkehrsmittel der Lebensunterhalt ab, und um diesen Besitz

zu schützen wird es sicher verwahrt. Eine Garage im eigentlichen Sinn gibt es nicht,

das Klima ist mild, die Autokultur jung und die Bevölkerung ist erfinderisch.

Bei dieser Ente ist das Wohnhaus die Garage oder die Garage ist das Wohnhaus,

aber eher ersteres. Das milde Klima machte große Öffnungen bereits vor dem

Einzug des Automobils notwendig, die Zweitnutzung als Garage entstand aus der

Notwenigkeit, seinen wertvollsten Besitz zu beschützen. Wo ist der Besitz besser

geschützt als in dem Raum, wo sich viele Menschen aufhalten?

Es lässt sich eine Analogie zum Carloft ziehen. Was in Vietnam gewachsen ist, ist

in Berlin von Architekten eigens entwickelt und teuer umgesetzt worden: das Auto

parkt im Blickfeld des/der Besitzer/in auf gleichem Niveau / im gleichen Raum, in

dem Wohnen stattfindet.

Page 116: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

116 Dekorierter Schuppen oder Ente: Die verkleidete Garage

Abb.116.1 www.youtube.com/watch?v=G_m2bT-CikA&feature=player_embedded, 24.11.2010 (17:13)

Fallbeispiel 29

Page 117: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

117Dekorierter Schuppen oder Ente: Die verkleidete Garage

Dekorierter Schuppen – Cybiag

Can you beliefe its a garage? – Cybiag1

„Glauben Sie es, oder nicht...” so die einleitenden Worte auf der Homepage1 des

Anbieters, wo über Garagentore berichtet wird, die nach außen hin nicht sichtbar

sind, sich aber ein Teil der Fassade per Knopfdruck öffnen lässt wie ein automati-

sches Garagentor. Auf den ersten Blick ist es tatsächlich unwahrscheinlich, hinter

den beiden Fenstern, der schmalen Tür oder sogar hinter der überdachten Veranda

eine Garage für zwei bis vier Autos zu finden, aber setzt sich erst mal der zu öff-

nende Fassadenteil in Bewegung, ist die Garage wie jede andere auch – groß und

mächtig.

Der Anbieter wirbt weiter damit, etwas weniger Schönes (ein Garagentor) zu ver-

stecken, auszublenden und mit einer freundlichen Fassade zu bedecken. Der Weg

verrät das Ziel, die Garagenzufahrt führt dennoch in die camouflagenartig Fassade

des Wohnhauses.

Die Funktion des Fassadentores ist einfach, ein Teil der Schaufassade wird aufge-

schnitten, mit einem Motor versehen und ähnlich einem automatischen Garagentor

per Knopfdruck geöffnet. Diese Anwendung findet sich vorwiegend bei drei-, vier-

fünf- und sechsfachen Garagen, damit das Fassadenbild nicht von Garagentoren

dominiert wird.

Hier werden Raum, Funktion und Struktur der Garage nicht verändert, lediglich die

Fassade wird verziert um einen falschen Eindruck zu erwecken: der Garagentyp als

dekorierter Schuppen. Hinter der Fassade befindet sich kein Wohnraum, es ist eine

versteckte Garage. In der Garage befinden sich, wie in jeder Garage auch, mindes-

tens ein Auto, Sportartikel, Fahrräder, Gerümpel, … die üblichen Dinge. Ein ganzer

Baukörper wird mit Fenstern und Türen, mit einer einheitlichen Fassadenfarbe und

einer Veranda versehen, um die Behausung des Autos zu verbergen.

1 vergl. www.thisoldhouse.com/toh/article/0,,191574,00.html, 13.06.2010 (09:44) und www.youtube.com/watch?v=G_m2bT-CikA&feature=player_embedded, 24.11.2010 (17:13)

Page 118: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

118 Dekorierter Schuppen oder Ente: Die verkleidete Garage

Abb.118.1 www.style-your-garage.com, 13.06.2010 (09:32)

Abb.118.3 www.style-your-garage.com, 13.06.2010 (09:32)

Dekorierter Schuppen – Style your Garage

Eine Münchner Firma entdeckte eine simple, aber beliebte Garagen-

verhübschungsidee: auf Folie gedruckte Fotomotive werden mittels

Klettverschluss an das Garagenschwenktor angebracht und zeigen

so bereits bei geschlossenem Garagentor, was sich der/die Besitzer/

in in der Garage gerne verwirklichen möchte. Sei es der Wunsch nach

einem Oldtimer, einem Ort, um der Fußballleidenschaft nachzugehen

oder ein Lager mit Goldbarren, all das kann mittels Fotomontage trü-

gend echt dem/der Nachbar/in vorgegaukelt werden.

Abb.118.2 www.style-your-garage.com, 13.06.2010 (09:32)

Fallbeispiel 30

Page 119: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

119Dekorierter Schuppen oder Ente: Die verkleidete Garage

Notwendig dazu ist nur der richtige Mausklick, um sich für ein Motiv zu entscheiden,

15-30 Minuten Zeit und etwas handwerkliches Geschick, um die Folie wie auf der

Homepage1 des Anbieters erklärt anzubringen.

Ob Rennwagen, Oldtimer, Mini Cooper, Yacht, Motorrad oder Bobbycar an Fahr-

zeugen ist alles erhältlich. Eine Pferdebox, Katzen oder Hündchen in der Garage

überlebensgroß, Alligatoren die Autos fressen, Elefanten die sich auf die Hinter-

beine stellen, beinahe alle Tiere sind vertreten. Der Goldbarren in der Garage, das

Weinlager, der fiktive Zugang zum Golfplatz, in die Toscana oder an den Strand, alle

Träume und Wünsche lassen sich auch in Einzelanfertigung verwirklichen.

Die Folie ist im Standardgaragentormaß 2,10 m x 2,45 m erhältlich, aber auch

Mehrfachgaragentor-Motive mit oder ohne Unterbrechung der Motive lassen sich

verwirklichen. Der Spaß ist allerdings nicht allzu billig, von Automarken gesponserte

Motive sind ab 39 € für eine Einzelgarage erhältlich, ein durchschnittliches Motiv

für eine Einzelgarage kostet 169 €, Motive für Mehrfachgaragen etwa 300 € ohne

Versandkosten.

Die Dekoration ist auch an diesem Beispiel nur oberflächlich angebracht. Ein altes

Tor wird von einer neuen Folie verdeckt, das alte Tor bleibt und auch die Garage ist

innen unverändert. Lediglich das Erscheinungsbild täuscht ein Bild von Luxus, Jux

oder irrationalem Raum vor.

Die Garage ist ein dekorierter Schuppen, Raum und Struktur der Garage sind

erkennbar und unverändert. Eine Maske verhüllt das ursprüngliche Erscheinungs-

bild, es bleibt aber eine Maske, die sich ohne Spuren zu hinterlassen wieder abneh-

men lässt.

1 www.style-your-garage.com, 13.06.2010 (09:32)

Page 120: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

120 Dekorierter Schuppen oder Ente: Die verkleidete Garage

Dekorierter Schuppen – Fertiggarage

„Unter den Fertiggaragen gibt es tausende Variationsmöglichkeiten

und für jeden ist garantiert das Richtige darunter.” Mit ähnlichen

Leitsprüchen bewerben verschiedenste Fertiggaragenanbieter ihre

Produkte.1

Bis zu 40% Kosteneinsparung ergeben sich gegenüber einer gemau-

erten Garage. Das Design kann dem Einfamilienhaus optimal ange-

passt werden. Aus einem Pool von verschiedenen Giebelformen kann

ausgewählt werden, alle Dachformen sind individuell aufsetzbar,

Fenster, Türen und Tore können überall eingesetzt werden und neben

den schlichten Garagen, die sich mithilfe der aufsetzbaren Elemente

verhübschen lassen, gibt es eigene Kreationen der Hersteller, etwa in

halbrunder Form, im Landhausstil oder als Carportsegel. Am Bauplatz

muss nur das Fundament vorbereitet werden, die Garage wird kom-

plett fertig angeliefert und per Kran auf den gewünschten Standort

gesetzt.

Tatsächlich aber ist die Auswahlmöglichkeit nicht ganz so groß, die

Produkte, egal von welchem Anbieter, sehen einander sehr ähnlich,

und auf den zweiten Blick ist in den meisten Fällen zu erkennen,

dass es sich um eine Fertiggarage handelt. Dazu ein anschauliches

Beispiel.

1 siehe zum Beispiel Prospekte und Homepage: Schnauer Fertiggaragen, Bangerl Fertiggaragen

Abb.120.1 Garagenpark Blaue Lagune, Wien Vösendorf

Abb.120.2 Garagenpark Blaue Lagune, Wien Vösendorf

Fallbeispiel 31

Page 121: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

121Dekorierter Schuppen oder Ente: Die verkleidete Garage

Abb.121.1 3454 Sitzenberg-Reidling

In der Nähe der niederösterreichischen Ortschaft Sitzenberg-Reidling

in Mitten von Feldern befindet sich ein liebevoll umzäuntes Grund-

stück mit einer Fertiggarage. Zwei Eingänge geben Zutritt zu diesem

Grundstück. Einer beginnt hinter einem breiten Tor und führt über

einen gepflasterten Weg seitlich zur Garage, dieser ist für Autos

geeignet. Der andere führt frontal auf die Garage zu, ein schmales

Tor mündet auf den gleichen gepflasterten Weg und ist aufgrund der

Torbreite nur für Fußgänger geeignet. Das einzig fehlende Objekt auf

diesem Grundstück ist das Wohnhaus. Davon ist weit und breit keine

Spur, nicht einmal ein Fundament, ein halb gemauerter Keller oder

auch nur ausgesteckte Pflöcke, die die zukünftige Position eines Hau-

ses markieren sollen.

Das fehlende Haus wird mit der Übereinstimmung von Gartenzaun

und Garage kompensiert. In der Giebelverzierung der Garage zeigen

sich einzelne Elemente des Gartenzauns wieder und Halterungen mit

Kübelplanzen sind in ähnlicher Ausformulierung an Gartenzaun wie

an der Garage angebracht. Die Garage wird halb bewohnt und halb

beparkt, was das Fehlen des Wohnhauses nicht so vordergründig

macht.

Auch bei den Fertiggaragen handelt es sich um dekorierte Schuppen.

Sie sind funktionell gebaut und lediglich mit einer Handvoll Schmuck-

elementen verziert. Das Grundgerüst ist von Garagetyp zu Garagen-

typ nur minimal unterschiedlich. Was der Garage das Gesicht verleiht,

sind aufgesetzte Dächer, Ziergiebel, Farben und Stuckelemente, die

vom Wohnhaus übernommen werden können, oder so wie hier mit

dem Gartenzaun harmonieren.

Abb.121.2 3454 Sitzenberg-Reidling

Page 122: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

122

Ein Haus, eine Garage, ein Dach

Die Garage mit dem Wohnhaus vereint

Ein Haus, eine Garage, ein Dach, in dieser Reihenfolge lassen sich Häuser, bei

denen das Dach bis über die Garage gezogen wurde, betrachten. Das Dach ist hier

ein zentrales Gestaltungselement, das die Aufmerksamkeit sofort auf sich zieht.

Sehr oft handelt es sich dabei um Satteldächer, die, um die Garage darunter zu

verbergen, mit ihren Flächen fast den Boden berühren. Oftmals sind es aber auch

Flachdächer, die beide Baukörper miteinander verbinden, oder einseitig leicht

geneigte Dächer. Je nach Dachform kommt der Garage mehr oder weniger Bedeu-

tung zu. Zusätzliche Betonungen erzielen die Dachflächen durch Unterbrechungen,

aber auch durch Vor- bzw. Rücksprünge des Garagentraktes. Dabei werden die

Zonierungen des Wohnhauses gegenüber der Garage deutlicher hervorgehoben.

Die Garagengrößen und die Positionierung sind ebenfalls ausschlaggebend für

das Erscheinungsbild der Garage. Die Garage seitlich im Wohnhaus integriert, am

äußersten Teil der Fassade, ist eine gängige Kombinationsmöglichkeit. Dabei weist

zwar die Dachfläche direkt auf die Garage hin, aber durch die geringe Raumhöhe,

die sich in diesem Bereich des häufig gewählten Satteldaches noch ergibt, verliert

sie an Beachtung. Oberhalb der Garage bleibt ein Raum, der entsteht, weil das

Dach bis über die Garage gezogen wird. Dieser Restraum bleibt wegen der Dachnei-

gung oft ungenutzt oder dient nur als Abstellraum.

Dachvorsprünge drängen die Garage zusätzlich in den Hintergrund. Große Garagen

hingegen nehmen annähernd die Hälfte der Fassadenfläche ein und wirken dadurch

überdimensioniert und dominant. Vorsprünge im Garagentrakt mit unterbrochenem

Dach erzielen eine ähnliche Wirkung, dabei darf die Garagengröße nicht zu groß

sein. Bei Flachdächern oder einseitig geneigten Dächern wirkt eine einheitliche

Überdachung vom Wohnhaus zur Garage meist sehr dominant. Die Raumhöhen in

der Garage wie im Wohnraum sind gleich hoch und bekommen dadurch auch eine

gleiche Wertigkeit. Die Notwendigkeit einer hohen Raumhöhe ist bei Garagen nicht

gegeben, bei Wohnräumen hingegen schon. Bei diesen meist Bungalow-artigen

Wohnhäusern, die sich eingeschossig auf dem Grundstück erstrecken, ziehen

Page 123: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

123

Garagentoröffnungen besondere Aufmerksamkeit auf sich. Das Garagentor ist die

größte Öffnung in der Fassade des flachen breiten Baukörpers und ein direkter brei-

ter Weg führt oftmals darauf zu.

Die Vereinigung von Wohnhaus und Garage ist nicht immer für beide Baukörper

gleichermaßen vorteilhaft, die Garage wird zu sehr betont, nimmt zu viel Fassaden-

fläche in Anspruch und rückt das Wohnhaus oftmals auch bei bündiger Fassade der

beiden Gebäudetrakte in den Hintergrund.

Page 124: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

124 Ein Haus, ein Dach, eine Garage: Die Garage mit dem Wohnhaus vereint

pict 0584928 23rd Street, Santa Monica, CA

pict 1174/1177Zellergasse 3, 2301 Groß-Enzersdorf

pict 06054461 Huntley Ave., Culver City

pict 1039Prof. Großmannstraße 22,

3430 Tulln/Donau

pict 1041Prof. Großmannstraße 18,

3430 Tulln/Donau

pict 0673502 Alpine Drive, Beverly Hills, CA

pict 0584928 23rd Street, Santa Monica, CA

pict 1174/1177Zellergasse 3, 2301 Groß-Enzersdorf

pict 06054461 Huntley Ave., Culver City

pict 1039Prof. Großmannstraße 22,

3430 Tulln/Donau

pict 1041Prof. Großmannstraße 18,

3430 Tulln/Donau

pict 0673502 Alpine Drive, Beverly Hills, CA

Abb.124.1 Prof.-Großmann-Straße, 3430 Tulln/Donau

Abb.124.2 Huntley Avenue, Culver City

pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf

pict 05901390 Rose Ave., LA

pict 05881366 Rose Ave., LA

pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

Fallbeispiel 32

Page 125: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

125Ein Haus, ein Dach, eine Garage: Die Garage mit dem Wohnhaus vereint

Die Garagen sind ins Wohnhaus mit Hilfe des Daches eingebunden. Am österreichi-

schen Beispiel wirkt die Garage eher wie ein eigenständiger Baukörper, da das Dach

unterbrochen ist. Die Dachneigung des Wohnhauses wird in der Garage fortgesetzt.

Die Wirkung beider Garagen lassen sich hier sehr gut analysieren: Während die

Garage am österreichischen Beispiel um einige Meter gegenüber dem Wohnhaus

zurückversetzt ist, ragt die Garage am US-amerikanischen Beispiel hervor. In die-

sem Fall tritt das Wohnhaus in den Hintergrund und die Garage drängt sich in das

Blickfeld. Beim österreichischen Gegenstück ist es genau umgekehrt.

Die Eingangssituation ist auf unterschiedliche Weise gelöst. Im österreichischen

Beispiel ist der Eingang mit der Garage kombiniert und steht somit auch im Hinter-

grund. Das Wohnhaus wirft seinen eigenen Schatten auf den Eingang. Trotzdem ist

der Eingang leicht erkennbar, da der Vorgarten mit einem Zaun umgeben ist und

nur die breite Garagen-/Hauszufahrt frei bleibt. Der Eingang des Hauses am US-

amerikanischen Beispiel befindet sich genau im Bereich des Dachfirstes. Er ist nicht

kombiniert mit der Garage, sondern mit dem Wohnhaus und liegt auf der hintersten

Tiefenebene der Straßenfassade in einer Nische. Trotz dieser Absenkung des Ein-

gangs ist die Position so prominent gewählt, dass er gut ersichtlich und zielführend

ist.

Beide Garagen sind geradlinig von der Straße erschlossen und der Gehweg ist die

Garageneinfahrt oder zweigt davon ab.

Die Größe der beiden Garagen ist annähernd gleich, wobei die Garage im öster-

reichischen Beispiel Platz für zwei Autos hintereinander bietet und die Garage im

US-amerikanischen Beispiel zwei Autos nebeneinander unterbringt. Die Dominanz

dieser Garage ist dadurch sehr hoch, sie nimmt fast die Hälfte vom Wohnhaus

gemessen an der Straßenfassade ein.

Page 126: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

126 Ein Haus, ein Dach, eine Garage: Die Garage mit dem Wohnhaus vereint

Abb.126.1 Prof. Großmannstraße, 3430 Tulln/Donau

Abb.126.2 Alpine Drive, Beverly Hills

pict 0584928 23rd Street, Santa Monica, CA

pict 1174/1177Zellergasse 3, 2301 Groß-Enzersdorf

pict 06054461 Huntley Ave., Culver City

pict 1039Prof. Großmannstraße 22,

3430 Tulln/Donau

pict 1041Prof. Großmannstraße 18,

3430 Tulln/Donau

pict 0673502 Alpine Drive, Beverly Hills, CA

pict 0584928 23rd Street, Santa Monica, CA

pict 1174/1177Zellergasse 3, 2301 Groß-Enzersdorf

pict 06054461 Huntley Ave., Culver City

pict 1039Prof. Großmannstraße 22,

3430 Tulln/Donau

pict 1041Prof. Großmannstraße 18,

3430 Tulln/Donau

pict 0673502 Alpine Drive, Beverly Hills, CA

pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf

pict 05901390 Rose Ave., LA

pict 05881366 Rose Ave., LA

pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

Fallbeispiel 33

Page 127: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

127Ein Haus, ein Dach, eine Garage: Die Garage mit dem Wohnhaus vereint

Auch bei diesen beiden Beispielen handelt es sich um Satteldächer, wo sich die

Garagen am tiefsten Punkt der Dachneigung befinden. Die lange Dachfläche weist

geradezu auf die Garage hin. Die Garage ist zwar eingebunden in das Gefüge, aber

hinterlässt den Eindruck des schon beinah krampfhaften Verlängerns des Daches,

um die Garage zum Wohnhaus zugehörig zu machen.

Am österreichischen Beispiel lässt sich ein breiter Vorplatz erkennen, die Garagen-

zufahrt ist mit dem Gehweg verschmolzen und lediglich durch einige Kübelpflanzen

optisch getrennt. Der Eingang liegt leicht zurückversetzt in der Hausfassade, aber

ist breit und gut erkennbar ausgeführt, der Baukörper der Garage wirft nur einen

leichten Schatten auf die Eingangstür. Der Hauseingang ist beinahe gleichwertig mit

dem Garagentor (sehr breit für eine Eingangstüre) und liegt ebenfalls auf der lang

gezogenen Seite des Daches.

Das US-amerikanische Beispiel lässt sich schwerer analysieren. Durch hervortre-

tende Baukörper des Wohnhauses, mehrere große Öffnungen in der Fassade und

die üppige Bepflanzung des Vorgartens ist die Garage nur schwer im Hausgefüge

erkennbar. Trotzdem wird der/die Besucher/in durch die Wege gelenkt: der breite

Weg führt in die Garage, der schmale und zentrale Weg zur Eingangstür. Durch den

vorgelagerten Baukörper, in dem sich die Haustüre befindet, bekommt dieser Teil

des Hauses die nötige Aufmerksamkeit. Im Gegensatz zum österreichischen Beispiel

beinhaltet der vorgelagerte Baukörper die Garage.

Die Garagen sind in beiden Fällen im Verhältnis zum Wohnhaus klein und für nur ein

Auto dimensioniert.

Page 128: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

128 Ein Haus, ein Dach, eine Garage: Die Garage mit dem Wohnhaus vereint

Abb.128.1 Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf

Abb.128.2 23rd Street, Santa Monica

pict 0584928 23rd Street, Santa Monica, CA

pict 1174/1177Zellergasse 3, 2301 Groß-Enzersdorf

pict 06054461 Huntley Ave., Culver City

pict 1039Prof. Großmannstraße 22,

3430 Tulln/Donau

pict 1041Prof. Großmannstraße 18,

3430 Tulln/Donau

pict 0673502 Alpine Drive, Beverly Hills, CA

pict 0584928 23rd Street, Santa Monica, CA

pict 1174/1177Zellergasse 3, 2301 Groß-Enzersdorf

pict 06054461 Huntley Ave., Culver City

pict 1039Prof. Großmannstraße 22,

3430 Tulln/Donau

pict 1041Prof. Großmannstraße 18,

3430 Tulln/Donau

pict 0673502 Alpine Drive, Beverly Hills, CA

pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf

pict 05901390 Rose Ave., LA

pict 05881366 Rose Ave., LA

pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

Fallbeispiel 34

Page 129: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

129Ein Haus, ein Dach, eine Garage: Die Garage mit dem Wohnhaus vereint

Die Weiterführung des Daches, oder wie am österreichischen Beispiel, der Anbau

eines Vordaches, ergibt einen Unterstand vor den Garagen. Darunter sind noch-

mals zwei Autos geparkt, obwohl sich das Vordach auch als überdachte Veranda

benutzen ließe. Offen und hell, vor Regen und Sonne geschützt, würde sich hier

unter dem Vordach des US-amerikanischen Beispiels der Sonntagskaffee im Kreise

der Familie sicherlich genießen lassen. Im Gegensatz dazu ist am österreichischen

Gegenüber das Image der Garage unbestritten. Der gebildete Raum ist dunkel und

kahl und das Vordach bleibt eine weitere Unterstellmöglichkeit für Autos.

Ungeklärt ist hier auch die Eingangssituation. Der Hauseingang ist von der Straße

aus nicht erkennbar. Die Wegführung gibt nur Auskunft darüber, wie die Autos in

die Garage finden, aber nicht ob der Eingang zum Wohnhaus unter dem Vordach

oder seitlich am Haus situiert ist. Der Hauptzugang der Familie führt hier mit großer

Wahrscheinlichkeit über die Garage, da es keinerlei Merkmale der Benutzung ande-

rer Eingänge gibt. Ein Gehweg zweigt von der Einfahrt ab. Eine Person, die mit den

Zugangsgegebenheiten nicht vertraut ist, ist gezwungen alle Wege zu beschreiten,

um so zum Haupteingang zu gelangen.

Am US-amerikanischen Beispiel ist die Eingangssituation besser gelöst. Hier prä-

sentiert sich der Eingang bereits von der Straße aus in einer leicht schräg gestellten

Hauswand erreichbar über einige Stufen.

Die Zufahrt ist in beiden Fällen geradlinig und breit von der Straße bis zum hinteren

Teil des Grundstücks zur Garage. Garagenzufahrt und Gehweg sind in einen Weg

verschmolzen.

Die Garagengrößen, verglichen mit den dazugehörigen Wohnhäusern, sind verhält-

nismäßig überdimensioniert.

Page 130: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

130

Schmuckstück Garage

Die Garage als Kopie des Wohnhauses

Die Garagen, die in diesem Kapitel behandelt werden, geben sich als verkleinerte

Kopien des Wohnhauses. Sie bekommen immer mehr „wohnlichen” Charakter durch

Elemente, die beim Wohnhaus durchaus ihren Nutzen und ihre Funktion haben,

bei der Garage allerdings den Nutzen und die Funktion verlieren und so zu Dekor

werden. Eine Garage sieht nicht mehr länger wie eine Garage aus, mit vier Wänden,

einem Tor in einer der schmalen Seitenwände, und einem Flachdach. Sie passt sich

perfekt dem Erscheinungsbild des Wohnhauses an.

So werden beispielsweise viele gestalterische Elemente des Wohnhauses über-

nommen. Garage und Wohnhaus haben die gleiche Dachform, die gleichen Fens-

ter in den Seitenwänden, die gleichen Stuckverzierungen über dem Eingang oder

an Wandabschlüssen, die gleiche Dachgaupe auf beiden Baukörpern, die gleiche

Fassadenfarbe und in manchen Gegenden Tirols sogar das gleiche Glockentürmchen

auf der Garage wie am Wohnhaus. Dabei handelt es sich, wie bereits erwähnt, im

Falle der Garage um reine Schmuckelemente. Eine ähnliche Dachkonstruktion lässt

sich beim Wohnhaus ausbauen und als Wohnraum nutzen, bei der Garage ist es ein

nicht genutztes Volumen, oder bestenfalls ein als Abstellraum genutztes Volumen.

Ähnlich ist es auch bei Fenstern in den Seitenwänden der Garage und bei Dachgau-

pen. Im Wohnhaus bringen sie Licht in den Wohnraum. Der Garage geben sie nur

oberflächlich ein wohnliches Aussehen, denn wie viel Zeit verbringt ein/e Autobesit-

zer/in bei Tageslicht in der Garage? Außerdem strömt beim Öffnen des Tores mehr

Licht in die Garage als durch jede Fensteröffnung.

In einigen Fällen schafft es die Garage, nicht nur anhand von Größe und Position

dominanter zu sein als das Wohnhaus, sie stellt sich auch als einziger Baukörper im

Gefüge mit der Giebelseite zur Straßenfassade. Wohnhäuser, die mit der Längsseite

zur Straße stehen, erleichtern die Raumaufteilung im Inneren. Lange dunkle Gänge

können vermieden werden. Das Wohnhaus steht aber dadurch abgewandt mit

den Dachflächen zur Straße, die Garage hingegen mit der Seite des Giebels – der

Schauseite.

Page 131: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

131

Folgende Beispiele zeigen Garagen, die sich sehr wohl in ihrer Größe gegenüber

dem Wohnhaus abgrenzen, aber ansonsten Artverwandte zum Wohnhaus sind. Ihr

Erscheinungsbild ist mit dem des Wohnhauses gleichwertig.

Page 132: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

132 Schmuckstück Garage: Die Garage als Kopie des Wohnhauses

pict 1029Schwalbengasse, Breitenfurt, 2384 Wien

pict 0684503 Alpine Drive, Beverly Hills, CA

pict 1052Gurlandstraße, 2104 Spillern

pict 06272676 Glendower Ave., Hollywood, CA

pict 1029Schwalbengasse, Breitenfurt, 2384 Wien

pict 0684503 Alpine Drive, Beverly Hills, CA

pict 1052Gurlandstraße, 2104 Spillern

pict 06272676 Glendower Ave., Hollywood, CA

Abb.132.1 Breitenfurt, 2384 Wien

Abb.132.2 Alpine Drive, Beverly Hills

pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf

pict 05901390 Rose Ave., LA

pict 05881366 Rose Ave., LA

pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

Fallbeispiel 35

Page 133: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

133Schmuckstück Garage: Die Garage als Kopie des Wohnhauses

Beide Garagen wirken vom Wohnhaus abgerückt als eigene Baukörper, auch wenn

es beim US-amerikanischen Beispiel nur den Anschein hat, als wäre die Garage ein

eigenständiger Baukörper. In Wirklichkeit sind Wohnhaus und Garage an der Rück-

seite verbunden.

Die Garagen des österreichischen und des US-amerikanischen Beispiels sind gut

gelungene Interpretationen des Wohnhauses. Elemente des Wohnhausdesigns wur-

den aufgenommen oder eins zu eins übernommen. Beide Garagen haben dieselbe

Fassadenfarbe wie die Wohnhäuser, genauso wie Fenster, Türen und Tore die selbe

Farbe haben. Die Garage im österreichischen Beispiel hat das gleiche Dach wie das

Wohnhaus. Die Garage im US-amerikanischen Beispiel nimmt das Giebelmotiv des

Wohnhauses auf und setzt es in Form einer Dachgaupe um. Durch die Übernahmen

dieser Elemente wirken die Garagen wohnlicher und einladender. Abgesehen von

den großen Garagentoren könnten es auch Gästepavillons sein.

Beide Wegführungen konzentrieren sich auf die Garagen, die eine zentrale Position

im Gefüge einnehmen. Das Wohnhaus wirkt seitlich abgerückt, genauso wie der

Gehweg zum Haus von der Garagenzufahrt abzweigt.

Page 134: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

134 Schmuckstück Garage: Die Garage als Kopie des Wohnhauses

Abb.134.1 2104 Spillern, Stockerau

pict 1029Schwalbengasse, Breitenfurt, 2384 Wien

pict 0684503 Alpine Drive, Beverly Hills, CA

pict 1052Gurlandstraße, 2104 Spillern

pict 06272676 Glendower Ave., Hollywood, CA

pict 1029Schwalbengasse, Breitenfurt, 2384 Wien

pict 0684503 Alpine Drive, Beverly Hills, CA

pict 1052Gurlandstraße, 2104 Spillern

pict 06272676 Glendower Ave., Hollywood, CA

Abb.134.2 Glendower Avenue, Hollywood

pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf

pict 05901390 Rose Ave., LA

pict 05881366 Rose Ave., LA

pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

Fallbeispiel 36

Page 135: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

135Schmuckstück Garage: Die Garage als Kopie des Wohnhauses

Hier handelt es sich um angebaute Garagen, die sich aber deutlich vom Baukörper

des Wohnhauses abheben. Beide Garagen sind den Wohnhäusern vorgelagert und

stehen entweder direkt an der Straße oder etwas abgerückt mit einem Vorplatz vor

der Garage. Die Dimensionen der Garagen kommen denen eines kleinen Einfamili-

enhauses schon sehr nahe. Die Garage am US-amerikanischen Beispiel wirkt zum

Wohnhaus gut proportioniert, weil hier das Wohnhaus sehr groß ist. Die Garage

am österreichischen Beispiel hingegen wirkt im Vergleich zum Wohnhaus zu groß

geraten. Durch die Größe und Position der Garage wird das Haus in den Hintergrund

gedrängt.

Bei diesen beiden Beispielen wurden ebenfalls die selben Farben für die Fassade

wie für die Öffnungselemente gewählt; auch die Dachform ist wieder vom Haus

übernommen. Beide Dachgeschoße der Wohnhäuser sind ausgebaut, was ein steiles

Dach rechtfertigt. Die Garagenbaukörper wirken durch die steilen Dächer erhöht.

Eine derartige Dachform ist für eine Garage nicht notwendig.

Die Garage am österreichischen Beispiel hat seitlich zum Haus Fenster eingebaut.

Das soll die Häuserfassade komplettieren, weshalb auch das Rautenmuster als

Dekor über den Fenstern fortgesetzt wurde. Hier wurde offenbar viel Zeit und Geld

in die Garage investiert, um ihr ein möglichst identisches Erscheinungsbild mit dem

Wohnhaus zu verleihen.

Page 136: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

136 Schmuckstück Garage: Die Garage als Kopie des Wohnhauses

Abb.136.1 Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf pict 1168

Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf

pict 05901390 Rose Ave., LA

pict 05881366 Rose Ave., LA

pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf

pict 05901390 Rose Ave., LA

pict 05881366 Rose Ave., LA

pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

Abb.136.2 Rose Avenue, Los Angeles

pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf

pict 05901390 Rose Ave., LA

pict 05881366 Rose Ave., LA

pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

Fallbeispiel 37

Page 137: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

137Schmuckstück Garage: Die Garage als Kopie des Wohnhauses

Beide Wohnhäuser zeigen mit ihrer Längsseite zur Straße, die Dachflächen beherr-

schen die Fassade des Hauses. Die Garagen zeigen mit dem Giebel zur Straße. Die

Häuser wirken dadurch von der Straße abgewandt, die Garagen stellen sich in den

Mittelpunkt des Geschehens.

Das österreichische Beispiel ist ähnlich der Kinderzeichnung eines Hauses: Tür,

Fenster, Dach – das sind die wichtigsten Elemente, um ein Haus zu definieren. Hier

ist es statt dem Haus die Garage. Die Garage gibt sich zur Straße hin wohnlicher

als das Haus selbst. In der Größe tritt die Garage deutlich hinter das Wohnhaus und

das Garagentor verrät auch hier den eigentlichen Nutzen des Gebäudes.

Das US-amerikanische Beispiel zeigt eine geschlossene Fassade. Drei Giebel öffnen

die Fassade, zwei unbedeutend kleine über den Fenstern des Wohntrakts und der

größte über dem Garagentor. Der Eingang hat keine Akzentuierung durch einen

Giebel bekommen, er liegt im Dunklen mit einem eingeschnittenen Dach statt eines

Giebelaufbaus. Diese Lösung des Dacheinschnitts rückt den Hauseingang noch wei-

ter ab. Der helle, große Giebel der Garage zieht nicht nur in seiner Breite sondern

auch in seiner Höhe die ganze Aufmerksamkeit auf sich. Der Giebel der Garage

überragt sogar die Wohnhaushöhe.

Bei diesem Beispiel scheint es, als hätte das Wohnhaus die Schmuckelemente der

Garage übernommen und nicht umgekehrt. Die Giebelausformulierung lässt sich in

der Garage deutlicher spüren als im Wohnhaus.

Page 138: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

138 Schmuckstück Garage: Die Garage als Kopie des Wohnhauses

Abb.138.2 Rose Avenue, Los Angeles

pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf

pict 05901390 Rose Ave., LA

pict 05881366 Rose Ave., LA

pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

Abb.138.1 Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf

pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf

pict 05901390 Rose Ave., LA

pict 05881366 Rose Ave., LA

pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf

pict 05901390 Rose Ave., LA

pict 05881366 Rose Ave., LA

pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

1 5 15 20

Garage

Haus

Grünfläche

Garageneinfahrt

Hauseingang

Fallbeispiel 38

Page 139: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

139Schmuckstück Garage: Die Garage als Kopie des Wohnhauses

An diesen beiden Beispielen stehen die Wohnhäuser sowie die Garagen mit ihren

Giebelseiten zur Straße. Die Schmalseiten der Häuser werden zum Teil von der

Garage verdeckt, die Häuser rücken in den Hintergrund, die Giebelseiten der Gara-

gen werden zur vordergründigen Straßenfassade.

Im österreichischen Beispiel löst sich die Gestaltung der Garage von der des Hauses

ab. Die Garage übernimmt kaum Elemente des Wohnhauses, sie hat sich verselbst-

ständigt. Das Satteldach wird noch vom Haus übernommen, aber die Dachneigung

ist flacher und ein Dachvorsprung schützt die Garageneinfahrt. Die Fassadenfarbe,

das Material des Tores und die Bretterschalung des Giebels sind Elemente, die im

Wohnhaus nicht vorkommen. Hier wird erst gar nicht versucht, das Wohnhaus zu

kopieren. Die Garage ist vielmehr ein eigenes wichtiges Bauwerk, was schon durch

die Ecklage vor dem Haus demonstriert wird. In die Garage kann von beiden Seiten

eingeparkt werden. Die Größe der Garage ist ausreichend für zwei Autos und Lager-

fläche, doch nicht ausreichend für die Benutzer/innen, denn die Vorgartenmauer

wurde an einer Stelle aufgebrochen und ein weiteres Auto ohne Nummertafel parkt

im Vorgarten.

Im US-amerikanischen Beispiel ist die Garage mit einem Dachsprung direkt an

den Giebel des Wohnhauses angebaut. Auch hier bildet die Garage die sichtbare

Straßenfassade. Das erklärt auch das Fenster in der Giebelseite der Garage. Da es

die Schauseite des Hauses ist, wird die Giebelseite mit einem Fenster dekoriert. Die

Garage ist hier ein Spiegelbild des Wohnhauses: die gleiche Dachneigung, die weiße

Umrandung von Traufe und Ortgang sowie um alle Fenster-, Tür- und Toröffnungen

und die grau-blaue Fassadenfarbe, die sich vom Wohnhaus bis zur Garage durch-

zieht.

Page 140: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

140

Conclusio

Bis heute fehlt der Garage die nötige architektonische Wertschätzung und der rich-

tige Umgang als Bauaufgabe. Die Garage wird, egal in welcher Art und Ausführung,

als Bauaufgabe nicht richtig wahrgenommen. Die Proportion und die Position zum

Wohnhaus sowie Ausgestaltung des Baukörpers und Materialwahl sind wesentliche

Faktoren zur Gestaltung einer Garage. Werden diese Faktoren nicht ausreichend

aufeinander abgestimmt und ausgelotet, drängt sich die Garage in ihrer Größe in

den Vordergrund des Wohnhauses, wird zum „Knusperhaus” im Gefüge oder wird

zur funktionalen Box, die das Gefüge schwächt anstatt es zu stärken.

Die Analyse von österreichischen und US-amerikanischen Wohnhäusern mit Gara-

gen hat im Gegensatz zur anfänglichen Vermutung ergeben, dass österreichische

Garagen jenen in den USA um nichts nachstehen, was deren Größe betrifft. Die

US-amerikanischen Garagen waren zwar früher die weltweit größten, heute sind

Garagen in Europa prinzipiell nicht kleiner als ihre US-amerikanischen Vorbilder.

Durch die Globalisierung, die weltweite Vernetzung mittels Internet und die nicht

unwesentlichen Einflüsse der Filmindustrie ist auch in Österreich die große Garage

Alltag geworden.

Dabei ist Bauherrn/innen und Architekten/innen sehr wohl bewusst, dass die Größe

der Garage gestalterische Probleme birgt. Viele Firmen haben weltweit Versuche

unternommen, um die Garage mit der Umgebung verschmelzen zu lassen, ähnlich

dem animalischen Vorbild des Chamäleons. Diese Versuche, ob erfolgreich oder

nicht, haben eines gemeinsam, sie maskieren die Garage anstelle grundlegende

Veränderungen im architektonischen Konstrukt vorzunehmen. Das Garagentor wird

mit Fotofolien kaschiert, oder einer falschen Fassade, die sich als Tor öffnen lässt,

aber der Baukörper wird keinem kritischen architektonischen Diskurs ausgesetzt.

Dazu kommt, dass Garagen nicht nur immer größer, sondern auch immer „wohnli-

cher” in ihrem Aussehen werden. Die Funktion der Garage wird getarnt durch Dekor

an der Fassade, Fenster in der Fassade und aufgesetzte Dächer. Auf den ersten

Blick soll nicht erkennbar sein, ob es sich um eine Garage oder ein Gästehaus

Page 141: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

141

handelt. Die Übereinstimmung mit dem dazugehörigen Wohnhaus wird bevorzugt

angestrebt.

Trotz Doppel- und Dreifachgaragen parken Autos nach wie vor auf der Straße oder

in Einfahrten und werden auch in Zukunft dort parken. Nur gut sichtbar stellt das

Auto ein Prestigeobjekt dar. Jede/r Autobesitzer/in ist stolz auf sein/ihr Luxusstück

und will das auch nach Außen vermitteln. An dieser Tatsache würde sich wohl auch

nach einer grundlegenden Neugestaltung der Garage nichts ändern. Das Garagen-

design kann nie das Potenzial des Autodesigns ausschöpfen, die Garage hinkt dem

Auto in der Gestaltung um Jahrzehnte hinterher.

Kann es dennoch sein, dass auch Garagen in einen von ökonomischen Realitäten

bestimmten Umdenkprozeß einbezogen werden?

Autos werden wieder kleiner, was selbst in den USA sichtbar ist, alternative Treib-

stoffe und Energiequellen werden für Autos genutzt und öffentlichen Verkehrsmit-

teln wird ein neuer Glanz verliehen. Das Umdenken im Bereich des Automobils hat

bereits begonnen.

Ressourcen, wie Baumaterialien und Bauplätze, die benötigt werden, um ein Haus/

eine Garage zu bauen, werden wohl nicht so schnell zu Ende gehen wie fossile

Energieträger, allerdings steigen die Preise für Baumaterialien kontinuierlich an.

Bauplätze in beliebten Lagen mit guter Anbindung und Materialien von guter Qua-

lität und Gewährleistung werden immer teurer. Die Garage kann bei der Errichtung

eines Wohnhauses ein großes Einsparungspotential darstellen.

Wie bereits festgestellt wurde, werden Garage immer weniger als Unterstand für

Autos genützt und viel mehr als Abstellraum für alles mögliche. Ein Umdenken im

Garagenbau ist daher denkbar.

Page 142: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

142

Vielleicht werden auch bei Garagen in einigen Jahren Kombinationslösungen ange-

strebt. So könnte beispielsweise anstatt einer Garage mit vier Wänden und einem

Dach eine überdachte Fläche zentral zum Wohnhaus hergestellt werden – ähnlich

einem Carport – aber gleichzeitig auch als Veranda nutzbar. In den warmen Som-

mermonaten, in denen das Auto einen Witterungsschutz nicht unbedingt notwendig

hat, ist diese Fläche als erweiterter Wohnraum nutzbar. In den Wintermonaten wird

das Auto untergestellt und vor Niederschlägen geschützt. Das Dach könnte begrünt

sein, der Platz könnte mit Steinen gepflastert oder sorgfältig betoniert sein anstelle

des üblichen Asphalts.

Wichtig in der Ausgestaltung ist eine Reduktion auf das Wesentliche.

Dies ist bislang in wohlhabenderen Wohngebieten der Opinion-Leader, zum Beispiel

in Beverly Hills, nicht erkennbar. An Garagen wie Wohnhäusern ist vermehrt Dekor

angebracht, die Garage wird in erster Linie verniedlicht und die Funktion in den

Hintergrund gedrängt.

„Guter Geschmack lässt sich nicht kaufen!” wäre eine verlockende Schlussfolge-

rung. Ob das tatsächlich der Fall ist, lässt sich anhand weniger ausgewählter Bei-

spiele nicht eindeutig feststellen.

Sicher ist, dass die Garage Gestaltungspotential besitzt, das dringend architektoni-sches Fachwissen benötigt.

Page 143: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

143

Danke!

Raphael, für die Geduld, die Ausflüge ins Wiener Umland und das Lektorieren meiner Diplomarbeit.

Meinen Eltern, für die Unterstützung.

Matthias, der mich mit Gelassenheit durch Los Angeles chauffiert hat.

Ao. Univ. Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Erich Lehner, für die hilfreiche und unkomplizierte Betreuung.

polar÷, für die Garagengespräche und die Benutzung ihrer umfangreichen Bibliothek.

Page 144: GARAGE Stiefschwester des Einfamilienhauses

144

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