GRASSROOTS Nr. 4

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VERÖFFENTLICHT VON DER UEFA-DIVISION FUSSBALLENTWICKLUNG N R .4 MAI 2006 Editorial : Ein Platz zum Spielen Die sieben Farben des UEFA-Breiten- fussball-Regenbogens • • • Breitenfussball – Optimale Entwicklungs- bedingungen schaffen • • • Eine Charta für den Wandel • • • Vom Breitenfussball träumen GRASSROOTS FOOTBALL NEWSLETTER

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Die sieben Farben des UEFA-Breiten- fussball-Regenbogens • • • Breitenfussball – Optimale Entwicklungs- bedingungen schaffen • • • Eine Charta für den Wandel • • • Vom Breitenfussball träumen Editorial: Ein Platz zum Spielen VERÖFFENTLICHT VON DER UEFA-DIVISION FUSSBALLENTWICKLUNG N R . 4 M A I 20 0 6

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VERÖFFENTLICHT VON DER

UEFA-DIVISION FUSSBALLENTWICKLUNG

N R . 4MAI 2006

Editorial :Ein Platz zum Spielen

Die sieben Farben des UEFA-Breiten-

fussball-Regenbogens• • •

Breitenfussball –Optimale Entwicklungs-bedingungen schaffen

• • •Eine Charta

für den Wandel• • •

Vom Breitenfussball träumen

GRASSROOTS FOOTBALL NEWSLETTER

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I M P R E S S U MREDAKTIONAndy RoxburghGraham Turner

ADMINISTRATIONFrank LudolphIsla Kälin

PRODUKTIONAndré VieliAtema Communication SA Druck: Cavin SA

TITELBILDFoto: UEFA

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EIN «MAXISPIELFELD»

IN DEN NIEDERLANDEN.

EINE MÖGLICHKEIT

ZUM SPIELEN

FÜR DIE STARS VON

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Ein Junge legt seinem Vater sein schlechtesZeugnis vor und fragt ihn: «Papa, wo liegt wohl mein Problem? Ist es erblich oder umweltbedingt?» Im Breitenfussballkönnen wir nicht viel an den Erbanlagenändern, doch wir können sehr vielunternehmen, um ein dynamisches, posi-tives Umfeld zu schaffen.

Der Fussball hat – oft in Partnerschaft mitstaatlichen Stellen und der Privatwirtschaft –die Aufgabe, das Interesse am Spiel zu wecken und jungen Menschen zu ermög-lichen, sich durch den Sport zu entwickeln.Der Präsident der UEFA, Lennart Johansson,hat die Notwendigkeit eines intensivenEngagements in diesem Bereich auf den Punkt gebracht: «Wird der Breitenfuss-ball nicht gefördert, wirkt sich dies auf allen Ebenen negativ auf den Fussball aus.»Wo liegen also die Schwerpunkte?

Ein wichtiges Thema ist die Errichtung vonSpielfeldern für Begegnungen und Trainings.Der immer stärkere Rückgang des Strassen-fussballs und der allgemeine Mangel an Trainingsmöglichkeiten erforderten hoheInvestitionen in Bauprojekte und Spielfelder.Über den HatTrick-Fonds leistete die UEFA einen Beitrag von CHF 52 Millionen,der den Verbänden ermöglichte, auf dem ganzen Kontinent Hunderte von Mini-spielfeldern zu errichten. Diese kleinen Kunstrasenplätze (21 x 13 m) wurden einge-richtet, um bei Kindern, Jugendlichen undErwachsenen das freie Spiel zu fördern. Die nächste Entwicklungsphase ist bereitsangelaufen. Sie ist auf Maxispielfelder (ca. 40 x 20 m) ausgerichtet, die sich fürorganisierte Trainings und Spiele mit 4er-,5er- und 6er-Mannschaften eignen. In denNiederlanden werden diese Spielfelder alsCruyff-Plätze bezeichnet und im Rahmeneiner Zusammenarbeit zwischen demNiederländischen Fussballverband (eine treibende Kraft ist Dr. Mathieu Sprengers,Verbandspräsident und Schatzmeister der UEFA), der Johan-Cruyff-Stiftung und

den lokalen Behörden erstellt. Ob für dieFinanzierung regulärer Spielfelder oder von Mini-/Maxispielfeldern – bei der Bereit-stellung von Anlagen sind Partnerschaftenfraglos der Schlüssel zum Erfolg.

Die Entwicklung des Breitenfussballs erfor-dert auch personelle Ressourcen. Für dielogistische Unterstützung, die das Spiel auf dieser Ebene benötigt, sind Freiwillige,Verantwortliche für Breitenfussball, Juni-orentrainer und Veranstalter heute sehrgefragt. Doch die Rekrutierung muss obenbeginnen. Daher ist es sehr wichtig, dassdie Mitgliedsverbände der UEFA Breiten-fussball-Manager anstellen, um die Ent-wicklung des Breitenfussballs auf nationalerEbene zu koordinieren und zu steuern. Die Länder, die in der Breitenfussball-Arbeit an der Spitze stehen, haben fest-gestellt, dass die Anstellung von Vollzeit-experten, die Verbandsprogramme fürmöglichst viele Fussballinteressierte um-setzen, Vorteile bringt.

Damit die erwähnten Anlagen und perso-nellen Ressourcen optimal genutzt werden,ist eine breite Palette von Breitenfussball-Programmen erforderlich. Unabhängigdavon, ob es sich dabei um soziale Projek-te oder um Sport-, Förder- oder Spezial-projekte handelt, erfordert die Philosophie«Fussball für alle» Aktivitäten, die einenmöglichst grossen Teil der Gesellschaftansprechen. Behinderte, Obdachlose,

E D I T O R I A LVON ANDY ROXBURGH,TECHNISCHER DIREKTOR DER UEFA

EIN PLATZ ZUM SPIELEN

Stars wie David Beckham üben einen starken Einfluss auf die Jungen aus.

Arbeitslose, ethnische Minderheiten undBenachteiligte sind nur einige der Gruppen,die aus der Beteiligung am Breitenfussballeinen Nutzen ziehen können. Mit einergrossen Zahl von Breitenfussball-Program-men kann die soziale Eingliederung unddie Integration gefördert werden. Einbesonderer Erfolg ist in dieser Hinsicht daskulturübergreifende Projekt, das in den1990er-Jahren im ehemaligen Jugoslawienangelaufen ist und das vom Dänischenund vom Norwegischen Fussballverbandsowie von der UEFA unterstützt wird.

Die Bedeutung eines lebendigen Breiten-sport-Umfelds für den Fussball wie für dieGesellschaft allgemein lässt sich nichtgenug betonen. Ohne Schulen und formelleBildung wäre die Welt um vieles ärmer.Dasselbe gilt für den Breitenfussball: Wennwir nicht dafür sorgen, dass MenschenSport treiben und insbesondere Fussballspielen können, wird das Zusammenlebenin der Gemeinschaft darunter leiden. Füruns von der UEFA ist Fussball Leidenschaft,unsere Existenzberechtigung. Doch wirmüssen unsere gesellschaftliche Verant-wortung wahrnehmen, um die Menschenzusammenzubringen und zu versuchen, ihr Leben durch die Erfahrung des Fuss-balls zu verbessern. An den Erbanlagenkönnen wir nicht viel ändern, doch wir können ein Umfeld für den Breitenfussballschaffen, das den Sport gedeihen lässt undjenen zur Entfaltung verhilft, die ihn spielen.

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Dies war ein Teil der Eröffnungsrede vonLennart Johansson bei der sechsten UEFA-Breitenfussball-Konferenz im Haus desEuropäischen Fussballs in Nyon. «Wir stehenam Anfang einer abwechslungsreichen Konferenz mit einem klaren Ziel, zu derviele Fachleute als Referenten eingeladenwurden», fügte der UEFA-Präsident hinzu.«Wir hoffen, dass das Programm dieser Konferenz und die in diesem Jahr stattfin-denden Workshops die Breitenfussball-Arbeit in unseren Mitgliedsverbänden weiteranregen und voranbringen werden.»

Bei dieser intensiven dreitägigen Veran-staltung, bei der die ganze Fülle der Brei-tenfussball-Themen zum Ausdruck kam, waren alle 52 Mitgliedsverbände vertreten.

Unter den Teilnehmern waren auch die Mitglieder der UEFA-Ausschüsse für Breiten-fussball und Behindertenfussball, Gäste aus Behindertenorganisationen, Vertreterder Asiatischen, der Nord- und Mittelameri-kanischen und der Afrikanischen Fussball-konföderation sowie die ehemaligen Fuss-ballstars Dariusz Dziekanowski, Serguei Aleinikov und Paulo Sousa, die sich nun als«Breitenfussball-Botschafter» engagieren.

Abgesehen von einer praktischen Einheit,die von Yves Debonnaire vom Schweizeri-schen Fussballverband geleitet wurde, wurden Referate zu den folgenden Themengehalten: Futsal (Javier Lozano, Trainer von Welt- und Europameister Spanien),Behindertenfussball (Jeff Davies aus Eng-

land) und Förderung der Breitenfussball-Aktivitäten (Piet Hubers aus den Niederlan-den und Eric Vlieg von adidas Internatio-nal). Ausserdem erhielten die TeilnehmerInformationen aus erster Hand von mehre-ren der Nationalverbände (Hansruedi Hasler aus der Schweiz, Thomas Slosarichund Keld Bordinggaard aus Dänemark,Franco Ferrari aus Italien und Jean-PierreMorlans aus Frankreich). Des Weiteren wurden verschiedene Diskussionsrundendurchgeführt, deren Ergebnisse auf den folgenden Seiten erläutert werden.

Im Rahmen einer Präsentation von Jim Fleeting wurde einer der zentralenBereiche beleuchtet, die an dieser Kon-ferenz behandelt wurden: der soziale Wert und die Auswirkungen des Breiten-fussballs. Jim Fleeting ist seit 1992 imSchottischen Fussballverband der obersteVerantwortliche für Breitenfussball-Pro-gramme, und er war «Hauptgastgeber», als im letzten Sommer in Edinburgh die Obdachlosen-Weltmeisterschaft durch-geführt wurde.

Es war bemerkenswert, dass diese Veran-staltung 60 000 Zuschauer verzeichnete.Von noch grösserer Bedeutung warenjedoch die Auswirkungen, die das Turnierauf die Teilnehmer selbst hatte. 92% vonihnen gaben an, dass sie «eine neue Motivation für ihr Leben» gefunden haben.Knapp die Hälfte verbesserte ihre Unter-kunftsbedingungen als direktes Ergebnisdieses Wettbewerbs. Über ein Drittel fand

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«DAS UEFA-EXEKUTIVKOMITEE IST SICH DER GROSSEN BEDEUTUNG

DES BREITENFUSSBALLS BEWUSST UND HAT DESHALB SEIN ENGAGEMENT FÜR DIE BASIS DES FUSSBALLS

PERMANENT AUSGEBAUT. DER BREITENFUSSBALL BILDET DAS FUNDAMENT.»

DIE SIEBEN FARBEN DESUEFA-BREITENFUSSBALL-

REGENBOGENS

LENNART JOHANSSON:

«DER BREITENFUSSBALL IST

VON GRUNDLEGENDER BEDEUTUNG.»

Praktische Trainingseinheit beim UEFA-Sitz.

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einen Arbeitsplatz und/oder nahm dieAusbildung wieder auf. Ausserdem zeigtensich viele Teilnehmer motiviert, ihre Dro-genabhängigkeit anzugehen.

Was die sportliche Seite anbelangt, spiel-ten 72% auch nach dem Turnier weiterhinFussball, und 16 Teilnehmer unterzeich-neten sogar Profi- oder Halbprofi-Verträgeals Spieler oder Trainer bei Vereinen.

Dies ist ein klarer Beleg dafür, dass der Breitenfussball eine bedeutende

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Das von einer Bank gesponserte Projektunterstreicht die Tatsache, dass lokale,nationale und multinationale Unternehmengenau wie nationale und lokale Regierun-gen oder Stadträte gerne bereit sind, Breitenfussball-Projekte zu unterstützen, die mit einem klar erkennbaren sozialenWert verbunden sind. Mit anderen Wortensind die Vertreter der Fussballfamilie wieNationalverbände oder Profivereine bei der Förderung des Breitenfussballs nichtauf sich allein gestellt. Als oberste Institu-tion der europäischen Fussballfamilie muss auch die UEFA einen Beitrag leisten– die diesbezügliche Rolle der UEFA wurdean der Konferenz bei Nyon besprochenund überprüft.

Was das Umfeld des Breitenfussballsanbelangt, ist die UEFA gegenwärtig in sieben Bereichen tätig (von denen einige in dieser Ausgabe näher erläutertwerden). Kurz gesagt handelt es sich dabeium Folgendes:

■ Anerkennungsprogramm unter der Bezeichnung UEFA-Breitenfuss-ball-Charta;

■ Unterstützung von Special Olympics, des Behindertenfussballs und weitererProjekte im Rahmen des Sozialpro-gramms der UEFA;

■ UEFA-Regionen-Pokal, ein internatio-naler Wettbewerb für Amateurteams;

■ Europäische Konferenzen / Kurse im Rahmen des UEFA-Breitenfussball-Ausbildungsprogramms;

■ Breitenfussball-Informationsdienstmit Publikationen, dem Extranet und derUEFA-Website;

■ Aktivitäten der UEFA zur Förderungdes Breitenfussballs wie der Breiten-fussball-Sommer, «Young Champions»,das «Starball-Spiel» und weitere Veran-staltungen;

■ UEFA-HatTrick-Projekt, in dessen Rahmen die Erstellung von Mini- und Maxispielfeldern gefördert und finanziert wird.

Diese Tätigkeitsbereiche bilden die siebenFarben des UEFA-Breitenfussball-Regenbo-gens – dieser führt zum Breitenfussball, derin Europa allen offen steht, die Fussballspielen wollen.

Javier Lozano, Futsal-Experte.

soziale Funktion hat. Er kann dazu beitragen, asoziale Verhaltensmusterwie Vandalismus, Drogenmissbrauch,Intoleranz, Ausgrenzung und Ras-sismus zu reduzieren, und er kannsogar Teil von Resozialisierungspro-grammen in Gefängnissen sein. Jim Fleeting zeigte auf, dass parallel zur Einführung einer Pilot- «Midnight-League» mit 1320 jungen Spielern in Schottland eine Reduktion dernächtlichen Anrufe bei der Polizei um40% zu beobachten war.

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BREITENFUSSBALLOPTIMALE ENTWICKLUNGS-

BEDINGUNGEN SCHAFFEN«SIE WERDEN NIE ALLES LERNEN, WAS MAN FÜR DIE GARTENARBEIT WISSEN MUSS»,

IST IN DER EINLEITUNG EINES BESTSELLERS ZU LESEN, «DOCH SIE KÖNNEN EIN EXPERTE WERDEN,

WENN SIE IHR WISSEN AUS BÜCHERN MIT VIEL SORGFÄLTIGER BEOBACHTUNG

UND PRAKTISCHER ERFAHRUNG KOMBINIEREN.»

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Dasselbe gilt für die Entwicklung und Förderung der Wurzeln des europä-ischen Fussballs. Auf einem Kontinent,der so unterschiedliche Fussballklimasund «Wachstumsbedingungen» aufweist,gibt es kein genaues Erfolgsrezept. Deshalb bestand einer der Pluspunkteder Breitenfussball-Konferenz in Nyondarin, dass sie so vielen «Gärtnern» die

Möglichkeit bot, ihre Beobachtungen undErfahrungen auszutauschen.

Mit den Erkenntnissen, die aus denGesprächsrunden gewonnen wurden,könnte ein umfangreiches Handbuch verfasst werden. Abgesehen vom Aus-tausch praktischer Tipps wurden in den Diskussionen auch grundlegende

Fragen im Zusammenhang mit der Breitenfussball-Philosophie und ihrenWerten erörtert. So wurden unter anderem die folgenden interessantenThemen besprochen:

Vereine und Verbände

Auf der Ebene des Breitenfussballsbesteht kaum ein Konfliktpotenzial. Doches gibt Bereiche, in denen gute Arbeits-beziehungen zwischen den Vereinenund den nationalen oder regionalenVerbänden aufgebaut werden müssen,die auf der Berücksichtigung der Zieledes jeweiligen Partners beruhen. VieleSpitzenvereine haben hervorragendeBreitenfussball-Programme entwickelt,die Aktivitäten in Schulen, Besuche vonSpielern, Trainingslager und Turniereumfassen und in deren Rahmen Schu-len mit der benötigten Ausrüstung ver-sorgt werden. Verständlicherweise stehtfür die Klubs oft die Suche nach Talen-ten im Mittelpunkt. Ausserdem wollensie künftige «Kunden» gewinnen und ansich binden. Deshalb müssen die Natio-nalverbände unter Umständen ihreAnstrengungen auf die Programme derVereine abstimmen, damit das Funda-ment der Fussballpyramide möglichstbreit bleibt und das Problem ange-gangen werden kann, dass viele Teen-ager im Alter von 13 bis 15 Jahren mitdem Fussball aufhören. Dabei ist weiter-hin das Ziel zu verfolgen, dass allen, R

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DER KENNER BOBBY CHARLTON

WEISS DAS GEZEIGTE ZU SCHÄTZEN.

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unabhängig von ihrem Talent, die Mög-lichkeit geboten wird, Fussball zu spielen.

In vielen Ländern gibt es ausserdem sehrviel zu tun, um Mädchen und Jungen dasFussballspielen zu ermöglichen.

Die Klubs, Verbände und Schulen würdenauch bezüglich einer optimalen Nutzungder Spielfelder – einschliesslich der Kunstrasenplätze – von einer engenZusammenarbeit profitieren.

Genügend «Gärtner» finden

Wenn immer mehr Menschen für denBreitenfussball begeistert werden sollen,besteht ein Bedarf nach mehr Trainern,Leitern, Schiedsrichtern und… Freiwil-ligen. Einige Nationalverbände haben mit

einem Mangel an Freiwilligen zukämpfen, und in einzelnen Länderngibt es überhaupt keine «Freiwilligen-kultur». Wir müssen Mittel und Wegefinden, um genügend Freiwillige zu rekrutieren, damit der Breitenfuss-ball erhalten und weiterentwickelt wer-den kann. Wir müssen die Freiwilligenunterstützen, ihnen Anreize bieten und vor allem ihre Arbeit anerkennen.

Spielergerechte Ausrüstung

Der Breitenfussball muss auf dieBedürfnisse der Spieler abgestimmtwerden. Dies bedeutet, dass wir unsmehr Wissen über Kinder und ihreEntwicklung aneignen müssen. Ganzpraktisch gesehen muss die richtigeAusrüstung zur Verfügung stehen –

auch wenn sie geliehen ist odergemeinsam genutzt wird. An der Konfe-renz wurde vorgeschlagen, dass die 5- bis 7-Jährigen mit einem Fussball der Grösse 3 und die 8- bis 13-Jährigenmit einem Ball der Grösse 4 spielensollten. Bälle der Grösse 5 sollten erstab einem Alter von 14 Jahren verwen-det werden. Ausserdem wurde vorge-schlagen, dass die Nationalverbände dieAusrüstungshersteller veranlassen soll-ten, preisgünstige «Starter Kits» für denKinderfussball anzubieten.

Soziale Fragen

An der Konferenz bestätigte sich, dassdie politische Unterstützung des Breiten-fussballs in den verschiedenen Ländernsehr unterschiedlich ausfällt, obwohl von

DER FUSSBALL

BRAUCHT «GÄRTNER».

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den Regierungen bereitwillig anerkanntwird, dass der Sport im Allgemeinenund der Fussball im Besonderen einenhohen sozialen Wert haben. Es ist wichtig, dass nicht nur mit den Sport-ministerien, sondern mit allen Regie-rungsstellen und lokalen Organisatio-nen Beziehungen unterhalten werden,die sich mit Erziehung, Gesundheit,Sozialhilfe, Kriminalität, Drogen,Obdachlosen, asozialem Verhalten,Wiedereingliederungsprogrammen oder Flüchtlingen befassen. Alle dieseInstitutionen können von Breitenfuss-ball-Projekten profitieren.

Für die «Leute aus dem Fussball» istdies selbstverständlich einfacher gesagtals getan. Es bedeutet, dass die Ange-stellten von Nationalverbänden überdie Hilfsmittel verfügen müssen, die fürdas Knüpfen von Beziehungen mitInstitutionen ausserhalb des Fussballserforderlich sind. Sie müssen auch aufüberzeugende Belege wie Statistikenund Fallstudien zurückgreifen können,mit denen aufgezeigt werden kann, wie Breitenfussball-Programme zur Realisierung der verschiedenen Zielevon Regierungen beitragen können.

Im Übrigen sind die gleichen Belegeauch für Kontakte mit potenziellenSponsoren sehr wertvoll. Dies wiederumbedeutet, dass die Öffentlichkeit davonin Kenntnis gesetzt werden muss, dassdas Engagement für den Breitenfuss-ball innerhalb der Nationalverbände inganz Europa zunimmt.

Auf die Frage, was zusätzlich unternom-men werden könnte, um die positivensozialen Auswirkungen des Breitenfuss-balls aufzuzeigen, wurden insbesonderedie folgenden Punkte erwähnt:

■ Möglichst weit gehender Dialog zwischen der UEFA, den Nationalver-bänden, den Regierungen und derEuropäischen Union;

■ Erarbeitung von detaillierten Aktions-plänen, wobei alle wesentlichen Partner in den Prozess einbezogenwerden;

■ Schulung der Mitarbeiter von Natio-nalverbänden im Bereich der «poli-tischen» Beziehungen;

■ Erfahrungsaustausch unter den Natio-nalverbänden;

■ Zugang zu verschiedenen Breitenfuss-ball-Sponsorings;

■ Nutzung von internationalen Gross-veranstaltungen und Turnieren, um das Bewusstsein der Politik undder Öffentlichkeit für den Breitenfuss-ball zu steigern.

Die Rolle der UEFA

Es ist ermutigend, dass verschiedeneInitiativen der UEFA im Bereich desBreitenfussballs von den Konferenzteil-nehmern in Nyon vorbehaltlos als positiv beurteilt wurden. Dazu gehörendas im Rahmen des HatTrick-Pro-gramms realisierte Minispielfeld-Projekt,die Konferenzen und Workshops, derEinsatz von früheren Fussballstars als«Breitenfussball-Botschafter», die UEFA-Breitenfussball-Charta (einschliesslichder Ausbildungsprogramme für Breiten-fussball-Trainer) und Veranstaltungenwie der Breitenfussball-Sommer.

Gelobt wurde auch die Tatsache, dassBreitenfussball-Veranstaltungen (unteranderem Young Champions und dasStarball-Spiel) gegenwärtig mit bedeu-tenden Veranstaltungen an der Spitzeder UEFA-Pyramide – wie der Endspieleder UEFA Champions League und des UEFA-Pokals – kombiniert werden.Die Konferenzteilnehmer wünschensich, dass dieses Vorgehen auf TV-Ver-träge (obligatorische Ausstrahlung vonBreitenfussball-Spots im Rahmen derÜbertragung von wichtigen Wettbewer-ben), Kinder-TV-Kanäle und andereWerbeplattformen wie das offizielleMagazin der UEFA Champions Leagueerweitert wird.

Die Diskussionen unter den Konferenz-teilnehmern lösten auch die folgendenVorschläge aus: Bereitstellung vonfinanziellen Mitteln, damit die VerbändeBreitenfussball-Manager beschäftigenkönnen; Entwicklung einer Vorlage fürBreitenfussball-Festivals; zusätzlicheUnterstützung mit Ausrüstungsgegen-ständen wie Fussbällen, T-Shirts, DVDsund Schulungsmaterial; Integration vonBreitenfussball-Kriterien in das UEFA-Klublizenzierungssystem; möglichst weitgehende Unterstützung durch die UEFAbeim Lobbying und bei Aktionen aufgesamteuropäischer Basis.

Die Konferenz in Nyon hätte gut mitden Worten von Lennart Johansson

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Jedem sein Ball !

BREITENFUSSBALL-KONFERENZ IN NYON.

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Die Fäden zusammenzuhalten ist eineder Herausforderungen im vielfältigenUmfeld des Behindertenfussballs. Aus diesem Grund war es erfreulich,dass die Vertreter verschiedenerBehindertenfussball-Organisationendie Einladung zur Teilnahme an der Breitenfussball-Konferenz in Nyonangenommen haben. Zusammenmit den Mitgliedern des UEFA-Aus-schusses für Behindertenfussballlieferten sie wertvolle Beiträge zurBeurteilung der gegenwärtigenSituation und zur Entwicklung vonTaktiken für die Zukunft.

Wenn die Disziplinen, die Organisations-strukturen und die Finanzierung so unter-schiedlich sind, kommt der Kommunikationund dem Erfahrungsaustausch eine grosseBedeutung zu. Im Zusammenhang mit derFrage, wie die Entwicklungsprogramme verbessert werden können, musste deshalbals erster Punkt über eine bessere Ver-breitung und einen vermehrten Austauschder Informationen diskutiert werden. Da einbeträchtlicher Teil des Behindertensportsvon unabhängigen Organisationen veran-staltet wird, die keine direkten Beziehungenzur Fussballfamilie unterhalten, wurde mit Nachdruck die Auffassung vertreten,dass engere Verbindungen und eine bessere

BEHINDERTEN-FUSSBALL

DIE ANZUSTRE-BENDEN ZIELE

Koordination zwischen den Fussballver-bänden und den BehindertenorganisationenPriorität haben müssen. Dieses Ziel kannnur erreicht werden, wenn der politischeWille besteht, solide Grundlagen für einebessere Integration zu schaffen.

Marco van Basten gibt einem jungen, geistig behinderten Spieler Tipps.

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DIE UNTERZEICHNUNG

DER UEFA-BREITENFUSSBALL-

CHARTA DURCH

DEN DÄNISCHEN VERBAND

Grosse Unterschiede bestehen auch beider Finanzierung. Finanzielle Unter-stützung wird von nationalen Fussball-verbänden, von professionellen Fussball-vereinen und Ligen sowie in einigenFällen von einzelnen Spitzenspielerngeleistet. Die verfügbaren Mittel stammenaber teilweise auch von nationalenBehindertenorganisationen, von Spon-soren, aus Finanzhilfen von Regierungenoder der Europäischen Union oder sogaraus nationalen Lotterien. Die Heraus-forderung besteht diesbezüglich darin, dieVerwendung der eingehenden Gelder zurationalisieren und diese möglichst effi-zient zu kanalisieren, damit mit denBehindertenfussball-Projekten bestmög-liche Ergebnisse erzielt werden können.

Aufgrund der grossen Vielfalt im Behinder-tenfussball ist es auch wichtig, dass jeneBereiche eruiert werden, in denen eineUnterstützung tatsächlich zur Erreichungder Ziele beitragen kann. An der Konferenzwurde die Auffassung vertreten, dass die UEFA zweifellos einen Beitrag zurKommunikation auf gesamteuropäischerEbene und zum Austausch von Know-howleisten kann. Deshalb wurde auch vorge-schlagen, dass dem Behindertenfussballauf der Website uefa.com und in anderenUEFA-Publikationen mehr Bedeutung eingeräumt wird.

abgeschlossen werden können, die dieser bei der Eröffnung der Konferenzgeäussert hatte. «Ich habe immer ver-sucht, enge Beziehungen zur Basis desFussballs zu unterhalten, und ich habeviele Breitenfussball-Verantwortliche bei der Arbeit beobachtet», sagte er.

«Sie und Tausende anderer Breitenfuss-ball-Trainer und Freiwilliger in Ihren Ver-bänden stehen nicht im Rampenlicht.Doch Sie investieren Ihre Zeit, IhreEnergie und Ihr Leben in die Zukunftdes Fussballs. Ohne Sie gäbe es keinenFussball. Dafür danke ich Ihnen.»

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AEINE CHARTA

FÜR DEN WANDELANDRIY SHEVCHENKO, TORJÄGER UND TALISMAN VON AC MILAN, ERZÄHLTE MIR EINST,

SEIN FRÜHERER VEREIN, FC DYNAMO KIEW, HABE IHN BEIM FUSSBALLSPIELEN IN DEN STRASSEN VON

KIEW ENTDECKT. DAMALS WAR ER NEUN JAHRE ALT UND WURDE, WIE ER SICH AUSDRÜCKTE,

ZUM «KIND VON DYNAMO». SOLCHE FUSSBALLMÄRCHEN WERDEN IMMER SELTENER,

DA ES IN VIELEN LÄNDERN PRAKTISCH KEINEN STRASSENFUSSBALL MEHR GIBT. DIE EUROPÄISCHEN

FUSSBALLVERBÄNDE HABEN DAHER DIE AUFGABE, DIESES «NATÜRLICHE UMFELD»

DURCH ORGANISIERTE, STRUKTURIERTE BREITENFUSSBALL-PROGRAMME ZU ERSETZEN.

Ein Teil der Strategie der UEFA für den Brei-tenfussball besteht in der Entwicklung einerCharta. Dabei geht es um ein Anerken-nungsprogramm, in dessen Rahmen Krite-rien für den Nicht-Spitzenfussball festgelegtwerden. Es wird als Instrument dienen, die Nationalverbände bei ihrer grundlegen-den Rolle als führende Organe des Brei-tenfussballs zu ermutigen, anzuregen und zu unterstützen.

Bislang genehmigte die UEFA die grundle-genden Breitenfussball-Programme vonsechs Pilotverbänden (Dänemark, Deutsch-land, England, Niederlande, Norwegen undSchottland). Diese Verbände unterzeichne-ten auch die Breitenfussball-Charta. Dernächste Schritt besteht in der Veranstaltungvon regionalen Workshops im Verlauf desJahres 2006, bei denen den Verbänden dieEinzelheiten der Charta und insbesonderederen Philosophie, die Anforderungen unddas Antragsverfahren erläutert werden sollen. Diese regionalen Veranstaltungenwerden auch Gelegenheit bieten, Informa-tionen und Erfahrungen zur optimalen Vorgehensweise und neue Ideen zum Brei-tenfussball auszutauschen. Ein wesentlicherPunkt dieser Workshops, die im Rahmendes HatTrick-Programms finanziert werden,wird die Erarbeitung von Aktionsplänen sein. Andriy Shevchenko (in Weiss, gegen den Lyoner Eric Abidal) ist ein ehemaliger Strassenfussballer.

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Das Ziel besteht darin, dass bis Ende 2007mindestens 20 Nationalverbände die UEFA-Breitenfussball-Charta unterzeichnet haben.

Doch was geschieht nach der Unterzeich-nung der Charta? Um die Verbände zu moti-vieren, mehr als nur die Mindestanforderun-gen für den Beitritt zur Charta zu erfüllen,planen wir die Einführung eines Anerken-nungssystems, das auf der Vergabe von Ster-nen beruht. Wenn ein Verband die Satzungunterzeichnet und die Mindestanforderun-gen der UEFA erfüllt (d.h. Bestehen einergrundlegenden Breitenfussball-Struktur und

einer Breitenfussball-Philosophie, Durch-führung der erforderlichen Zahl von Trai-ningsprogrammen für Spieler und Trainer),wird ihm der Ein-Sterne-Status verliehen.Nach der Überwindung dieser ersten Hürdekönnen vier weitere Sterne erworben wer-den. Für die folgenden Kriterien wird je einStern verliehen: die Zahl der an den Pro-grammen teilnehmenden Spieler, die Zahlder teilnehmenden Mädchen und Frauen,die Zahl der sozialen Programme und dieZahl der Aktivitäten und Veranstaltungen zur Förderung des Breitenfussballs. DieseSterne können in jeder beliebigen Reihen-

folge erworben werden. Die genauen Krite-rien für diese Kategorien sind momentan in der Planungsphase, doch es steht bereitsfest, dass zusätzlich zu den quantitativen Kriterien auch die Qualität beurteilt wird.

«Greif nach dem Mond, verfehlst du ihn, landest du immer noch zwischen den Ster-nen» ist ein altes Sprichwort, mit dem wiraufgefordert werden, unser Bestes zugeben. Deshalb wird speziell für die Über-flieger bei der Entwicklung des Breitenfuss-balls eine Sechs- und eine Sieben-Sterne-Kategorie geschaffen. Um den sechstenStern zu erhalten, muss ein Verband bereitsüber die ersten fünf Sterne verfügen undBelege dafür vorlegen, dass er spezielleInvestitionen für die folgenden Bereichetätigt: Weiterentwicklung des Breitenfuss-balls, qualitativ hoch stehende Trainings-programme für Spieler und Trainer, eine gutentwickelte Infrastruktur, Erziehung durchFussballprogramme und fantasievolle Akti-vitäten zur Förderung des Breitenfussballs.Der siebte Stern kann an Verbände ver-liehen werden, die bereits über sechs Ster-ne verfügen und sowohl in qualitativer als auch in quantitativer Hinsicht ein hochentwickeltes und umfassendes Programmrealisiert haben.

Das Konzept der UEFA-Breitenfussball-Charta wurde vom UEFA-Exekutivkomitee imJahr 2004 genehmigt. Die Entwicklung desBreitenfussballs, insbesondere die UEFA-Breitenfussball-Charta und die verschiede-nen Ausbildungs- und Förderinitiativen derUEFA, werden von Präsident LennartJohansson und den übrigen Mitgliedern desExekutivkomitees vorbehaltlos unterstützt.Allen Beteiligten ist klar, dass es den Stras-senfussball, der Ausgangspunkt der Karrieredes jungen Andriy Shevchenko war, prak-tisch nicht mehr gibt. Deshalb haben alleVerantwortlichen der Fussballfamilie (UEFA-Mitgliedsverbände, Regionen, Vereine usw.)die Aufgabe, ihre Zeit, ihre Anstrengungenund ihre Kreativität für die Entwicklung von Breitenfussball-Programmen einzuset-zen – dies ist für die Zukunft des Fussballsvon entscheidender Bedeutung.

ANDY ROXBURGH

Technischer Direktor der UEFA

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DIE UEFA-ARBEITSGRUPPE

FÜR BREITENFUSSBALL MIT DEM

OFFIZIELLEN T-SHIRT.

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VOM BREITEN-FUSSBALLTRÄUMEN

WÄHREND DER SECHSTEN UEFA-BREITENFUSSBALL-KONFERENZ

NAHMEN WIR UNS EINEN MOMENT ZEIT, UM VOM BREITENFUSSBALL

ZU TRÄUMEN. OFT HÖRT MAN, WIE LEUTE AUS DER

FUSSBALLFAMILIE VON IHREN TRÄUMEN ERZÄHLEN. EIN BEISPIEL

LIEFERTE JÜNGST ALBERTO AQUILANI, DER FÜR AS ROMA

GEGEN DEN ERZRIVALEN LAZIO EINEN TREFFER ERZIELTE:

«SEIT ICH FUSSBALL SPIELE, HABE ICH DAVON GETRÄUMT, IN EINEM

DERBY EIN TOR ZU ERZIELEN. NUN IST MEIN TRAUM WAHR GEWORDEN»,

FREUTE SICH ALBERTO AQUILANI. DOCH WAS IST, WENN DER

TRAUM NICHT IN ERFÜLLUNG GEHT? STEVE HEIGHWAY, LEITER DER

FUSSBALLAKADEMIE DES FC LIVERPOOL, MEINTE DAZU:

«WENN ES KLAPPT, IST EIN TRAUM WAHR GEWORDEN. WENN ES NICHT

GELINGT, HAT MAN ZUMINDEST EINEN TEIL DES TRAUMS GELEBT.»

LENNART JOHANSSON

UND LARS-CHRISTER OLSSON,

ZWEI GLÜHENDE

VERFECHTER

DES BREITENFUSSBALLS.

Wenn wir schon am Träumen sind, könnenwir uns überlegen, wie der Fussball in eineridealen Welt wäre. In einer idealen Fuss-ballwelt gäbe es keinen Rassismus, keinRowdytum, keine Korruption und keine Diskriminierung – es wäre ein «Fussball füralle» an jedem Ort der Welt. In einer idealenFussballwelt würde eine einfache, dynami-sche, technisch versierte und einfallsreicheSpielweise gepflegt. Der Fussball wäre wettkampforientiert und vor allem sicher. In einer idealen Fussballwelt würden angemessene Investitionen in die Infra-struktur, in die Ausbildung und in die Wett-bewerbe getätigt. In einer idealen Fussball-welt würden alle dem Schiedsrichter, demGegner, den Mannschaftskollegen, den Fans und dem Fussball selbst Respekt ent-gegenbringen. In einer idealen Fussballwelthätten die Spieler Priorität, und die Bedürf-

nisse des Einzelnen wären von grosserBedeutung – der Fussball wäre nicht für die Eltern, sondern für die Kinder, und nichtfür die Trainer, sondern für die Spielerbestimmt. Selbstverständlich würden beimUmgang mit jungen Träumern auch Team-arbeit und Beziehungen zu den Prioritätengehören. In einer idealen Fussballweltwürde der Fussball der Gesellschaft dienen.In einer idealen Fussballwelt würde mannach der Philosophie leben, dass «einemder Fussball am Herzen liegt».

Am Anfang steht der Traum. Doch eine Visionohne Plan ist ein Wunschtraum. Die Breiten-fussball-Manager der Nationalverbände, die in der Realität leben, müssen bei derEntwicklung ihrer Programme eine Reihevon Fragen berücksichtigen: Können sie auf politische Unterstützung zählen? Verfügen

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ALBERTO

AQUILANI

HAT SEINEN

TRAUM

VERWIRKLICHT.

sie über eine Breitenfussball-Philosophieund einen entsprechenden Plan? Ist eineBreitenfussball-Administration vorhanden?Verfügen Sie über Breitenfussball-Verant-wortliche/Trainer? Stehen ihnen eine angemessene Breitenfussball-Infrastrukturund die benötigte Ausrüstung zur Ver-fügung? Ist eine Breitenfussball-Strukturvorhanden? Können sie auf Ausbildungs-material, Ideen für die Förderung und ehemalige Fussballprofis als Breitenfuss-ball-Botschafter zurückgreifen? Was denletzten Punkt anbelangt, müssen ehema-lige Spitzenspieler veranlasst werden, etwasvon dem zurückzugeben, was der Fussballihnen gegeben hat. Zu berücksichtigen istauch die Frage, ob der Verband Ziele fürden Breitenfussball definiert hat. Per Omdal(Ehrenpräsident des Norwegischen Fuss-ballverbands und UEFA-Vizepräsident)sagte dazu: «In Norwegen besteht unserZiel in einem Zuwachs von 10% pro Jahr –das sorgt für Dynamik.»

Der Fussball ist ein Instrument für die Träume von Menschen. Das Kind will wiesein Vorbild werden, talentierte junge Spie-ler wollen Fussballstars werden, Trainerträumen von Titeln, und die Fans sehnensich nach dem Ruhm, der mit einem Erfolgihrer Mannschaft verbunden ist. Alle dieseZiele und die Leidenschaft für den Fussballhaben ihren Ursprung im Breitenfussball.

Jene, die sich in diesem dynamischenBereich des Fussballs als Verantwortliche,Organisatoren oder Trainer engagieren,schaffen Träume. Damit jedoch vielver-sprechende Breitenfussball-Programmerealisiert werden können, müssen drei Voraussetzungen erfüllt sein: politische/öffentliche Unterstützung für den Breiten-fussball, eine Organisation/Struktur für dieUmsetzung der Programme sowie tech-nisches Know-how in Form von gut infor-mierten Eltern und geschulten Trainern.Diese Wünsche können wahr werden.

William McIlvanney beschrieb die Kraft von jungen Träumen in seinem Werk «The Walking Wounded» sehr treffend. Der schottische Schriftsteller hielt fest, dass«ein gemeindeeigener (öffentlicher) Fuss-ballplatz in Schottland zuweilen ein Ort ist, an dem es spukt und an dem kleine,wild entschlossene Träumer herumgei-stern.» Alle Spitzenfussballer waren einst imBreitenfussball aktiv. Alberto Aquilani, fürden mit seinem Treffer für Roma imLokalderby gegen Lazio ein Traum in Erfül-lung ging, war einer von ihnen. Träumekönnen wirklich wahr werden, wenn – wieWalt Disney sagte – «wir den Mut haben,ihnen nachzuleben».

ANDY ROXBURGHTechnischer Direktor der UEFA

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Bereit zum Spielen!

Powerplay.

Breitenfussball kann anstrengend sein!

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EIN BILD, DAS MEHR AUSSAG

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A G E N D A2 0 0 6

■ 1. – 5. Mai1. Regionaler UEFA-Breiten-fussball-Workshop (Oslo, Norwegen)

■ 9. MaiPromotion UEFA/KNVB beim UEFA-Pokal-Endspiel(Eindhoven, Niederlande)

■ 12. – 16. Mai (Paris)UEFA Young Champions

■ Juni – AugustUEFA-Breitenfussball-Sommer 2006 – Werbekampagne

■ 24. – 28. Juli2. Regionaler UEFA-Breiten-fussball-Workshop (Kopenhagen, Dänemark)

■ 7. – 11. August3. Regionaler UEFA-Breiten-fussball-Workshop (Kilmarnock, Schottland)

■ 21. – 25. August 4. Regionaler UEFA-Breiten-fussball-Workshop (Marlow, England)

■ 2. – 6. Oktober5. Regionaler UEFA-Breiten-fussball-Workshop (Zeist, Niederlande)

■ 16. – 20. Oktober6. Regionaler UEFA-Breiten-fussball-Workshop (Hannover, Deutschland)

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■ 2. – 6. April7. UEFA-Breitenfussball-Konferenz(Helsinki, Finnland)

Der Traum vom Ruhm.

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GT ALS 1000 WORTE

Fussball kennt keine Altersgrenzen.

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UEFARoute de Genève 46CH-1260 NyonSchweizTelefon +41 848 00 27 27Fax +41 22 707 27 34uefa.com

Union des associationseuropéennes de football