Habitatwahi von Uberwinternden und...

98
Habitatwahi von Uberwinternden und migrierenden WeiBwangengänsen Branta leucopsis (Bechstein) aut Schiermonnikoog, Niederlande Helga Navina Degro

Transcript of Habitatwahi von Uberwinternden und...

Page 1: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

Habitatwahi von Uberwinternden und migrierenden

WeiBwangengänsen Branta leucopsis (Bechstein)

aut Schiermonnikoog, Niederlande

Helga Navina Degro

Page 2: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

Habitatwahi von Uberwinternden und migrierenden

Weil3wangengänsen Branta leucopsis (Bechstein)

aut Schiermonnikoog, Niederlande

Diplomarbeit von

Helga Navina Degro

Kiel, im Oktober 1998

Institut für Meereskunde

der Mathemathisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät

der Christian-Albrechts-Universität zu KielCe1 -

-4 IL'-' -

ç j

i873 476

Page 3: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

1. Einleitung 1

1 Einleitung

Das nordeuropãische Wattenmeer, das sich entlang der niederländischen, deut-

schen und dãnischen Nordseeküste über eine Lange von 450 km erstreckt, bildet

die grôl3te zusammenhangende Wattenmeerlandschaft der Welt (Reineck, 1978).

Dieses Okosystem ist von enormer Bedeutung für eine groBe Zahi von See- und

Strandvogeln, die auf dieses Habitat als Brut- und Rastgebiet angewiesen sind.

Die niederlãndische Wattenmeerinsel Schiermonnikoog wird von etwa 4000 bis

6000 WeiBwangengãnsen Branta leucopsis (Bechstein) als Uberwinterungs- und

Fruhjahrsaufenthaltsgebiet genutzt.

Die Wei Bwangengans-Population, die auf Schiermonnikoog Oberwintert, brOtet

hauptsächlich entlang der KOsten der sibirischen Insein Nowaja Semija und Wal-

gatsch (Owen, 1980). Hier hat sich seit circa 1971 eine Unterpopulation gebildet,

die nun auch in der baltischen Region, hauptsächlich auf Gotland (Schweden)

brütet (Larsson et al., 1988; Forslund und Larsson, 1994).

In der am meisten untersuchten baltischen Population wurden die WeiBwangen-

gänse seit 1988 beringt, die nun individuell mit bunten Farbringen markiert sind.

lnsgesamt wird die Zahi noch lebender, beringter WeiBwangengänse in dieser

Region auf ca.15% geschätzt. Die angenommene Anzahl der beringten, noch le-

benden WeiBwangengänse aus der sibirischen Population, ist mit ca. 0,5 Promille

weit geringer (personl. Mitteilung Dr. K. Larsson, Universität Uppsala). Es kann

daher davon ausgegangen werden, daB em GroBteil der WeiBwangengänse, die

mit bunten Farbmarkierungen versehen sind, aus der baltischen Population

stammen.

Nach ihrer Ankunft aus den Brutgebieten, Anfang Oktober, sind die Weiflwangen-

gänse meist nur auf landwirtschaftlich genutzten Weideflächen (Polder) anzutref-

fen. Ab Ende Februar wandert dann em groBer Teil der Population in die ôstlich

angrenzende Salzwiese, die sich in einen beweideten und natOrlichen (nicht be-

weidet) Abschnitt aufteilt. Eine kleinere Anzahl der Gânse verbleibt jedoch wäh-

rend des gesamten Aufenthaltes innerhalb der Polderregion.

Page 4: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

2 1. Einleitung

Zum Zeitpunkt dieses Habitatwechsels ist die Proteinkonzentration in Rotschwin-

gel, (Festuca rubra) einem Salzwiesensur3gras, für kurze Zeit hôher ais in den

WeideIandgrasarten (Ydenberg und Prins, 1981). im Laufe der weiteren Wachs-

tumsperiode enthaiten die Pflanzen in Polder und beweideter Saizwiese eine hO-

here Nãhrstoffkonzentration als die Pflanzen der natOrlichen Salzwiese. Dies ist

sicherlich auf den dOngenden Effekt des Kotes der Weidetiere, wie Kühe, Schafe

und Gãnse (Cargill und Jeffries, 1 984b), sondern auch auf das künstliche Aufbrin-

gen von DOnger in den Poldergebieten zurückzufOhren.

Die Vegetation in der Salzwiese ist extremen Temperaturschwankungen und

wechselnder Uberfiutungshãufigkeit ausgesetzt. Diese Einflüsse haben groBe

Auswirkungen auf die Biomasseproduktion in der Salzwiese und somit auf die

Nahrungsverfugbarkeit für die Wei Bwangengänse.

Es ist bislang unbekannt, ob sich die Verhaltensweisen und Aktivitãten der WeiB-

wangengânse bezüglich ihrer Habitatpraferenzen bzw. Nahrungsaufnahme in der

baitischen und sibirischen Subpopulation unterscheiden. In dieser Arbeit soil un-

tersucht werden, ob WeiBwangenganse bestimmte Gebiete auf Schiermonnikoog

bevorzugen. Zusâtziich sollen Verhaltensbeobachtungen, vor ailem an beringten

Tieren, AufschluB darüber geben, ob:

1) die Populationen sich zu verschiedenen Zeiten (HerbstlWinter und Frühjahr) in

unterschiediichen Gebieten aufhalten. Es soil gezeigt werden, ob bei der Ent-

scheidung der Gänse für em bestimmtes Habitat erkennbare Präferenzen vor-

liegen.

2) beide Populationen unterschiedliche Nahrungsaufnahme-Aktivitaten in natOr-

licher und beweideter Saizwiese, sowie Poider zeigen.

3) die Futterquaiitat, d.h. Energiegehalt und Verdaubarkeit der Nahrungspfianzen,

sowie die VerfOgbarkeit von Biomasse die Wahi eines bestimmten Habitats be-

einflu Bt.

Page 5: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

1. Einleitung 3

4) sich anhand der ROckkehrrate von beringten Weil3wangengansen und der An-

zahi der mitgeführten Jungtiere em Zusammenhang zur Entscheidung für em

Areal wãhrend der Frühjahrsrast auf Schiermonnikoog zeigt.

Die Anzahl der mitgefOhrten Jungtiere kann in diesem Fall auf das Anreichern von

Korpermasse in den Uberwinterungs- und Aufenthaltsgebieten der Elterntiere in

Verbindung gebracht werden, da man eine Beziehung zwischen Kôrpermasse und

der Anzahl der Nachkommen im nachfolgenden Winter vermutet (Madsen, 1994;

Tombre et al.,1996).

Zusätzliche Faktoren, die die Entscheidung der Weil3wangenganse für em be-

stimmtes Gebiet moglicherweise bedingen, aber im Rahmen dieser Untersuchung

nicht durchgeführt werden kOnnen, sollen hier erwähnt werden.

Klimatische und mikroklimatische Bedingungen, die môglicherweise in den Jah-

reszeiten variieren, kônnten die Weil3wangengänse dazu veranlassen, Gebiete zu

nutzten, die sonst selten oder gar nicht frequentiert sind. Störtaktoren kônnten

einen erheblichen EinfluI3 auf die Entscheidung der Tiere, em Gebiet zu bevorzu-

gen oder zu meiden, ausüben. Dazu gehoren vor allem Landwirte, die die Gänse

mit Leuchtraketen verjagen, Straflenverkehr entlang der Polder, sowie Touristen,

die in der natürlichen Salzwiese den grôl3eren Fluchtabstand der Gänse selten

berOcksichtigen. Em anderer Aspekt für die Verteilung innerhaib eines Gebietes

kônnte der Dominanzrang sein, der durch die Anzahl der Individuen einer sozialen

Einheit bestimmt wird.

Die vorliegende Arbeit behandelt einen Teilaspekt des Gesamtprojektes der nie-

derländischen Stiftung ,,Technische Wissenschaften", mit dem Thema carrying

capacity of the wadden sea foreshore for the Brent Goose under different mana-

gement regimes". Dieses Projekt steht unter der Leitung der Pflanzen- und

Tierokologischen Abteilung der Universitât in Groningen, Niederlande.

Page 6: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

4 2. Biologie der Weiflwangengänse

2 Biologie der Weil3wangengãnse

2.1 Verbreitung

Von den Arten der Gattung Branta werden die WeiBwangengans Branta Leucop-

sis (Bechstein), ebenso wie Ringelgans (Branta bernicla bernicla) als echte Meer-

ganse bezeichnet. lhre Lebensweise ist in Bezug auf Nahrungssuche und Repro-

duktion an das Meer gebunden (Rutscke 1987). Bei beiden Arten erfolgt das Ab-

weiden der Vegetation entlang der Küsten. Die Brutplätze befinden sich aus-

nahmslos auf Felsen oder Felsenklippen in KOstennähe.

Weil3wangengãnse sind subarktisch verbreitet und nach den geographischen Zo-

nen, in denen sie brOten, in drei Populationen unterteilt: GrOnland, Spitzbergen

und Nordwest-Sibirien (Abb. 1). Die Grônland- und Spitzbergenpopulation Ober-

wintert in Irland und Nordengland, während die Sibirienpopulation entlang der

hollãndischen und deutschen WattemeerkOste Oberwintert (Owen,1 980).

Seit 1971 hat sich eine Brutpopulation, 1300 km südlich der ursprünglichen Brut-

gebiete, auf Gotland, Schweden, etabliert, die sich vermutlich von der Barents-

See Population abgespalten hat (Larsson et al, 1988). Diese Gänse haben das

gegenwãrtige Brutgebiet lange Zeit als Rastplatz genutzt. Sie wandern nicht mehr

in die Polarregion (Kumari, 1971) und sind vermutlich durch bessere Wetterbedin-

gungen und kOrzere Wanderungsdistanzen mit unterschiedlichen Anforderungen

konfrontiert.

Beide Populationen nutzen unterschiedliche Areale auf Schiermonnikoog und es

steilt sich die Frage, ob sich daraus unterschiedlich vorteilhafte Voraussetzungen

für den Bruterfoig ergeben.

In den dreil3iger und vierziger Jahren war die Anzahl der WeiBwangengânse durch

Bejagung, sowohi in den Uberwinterungs- und Brutgebieten an einem sehr niedri-

gen Punkt angelangt (� 20.000 Tiere). Durch SchutzmaBnahmen in den fOnfziger

Jahren hat sich der Bestand wieder erholt und seit Anfang der achtziger Jahre

beläuft sich die Gesamtpopulation auf ca. 75.000 Tiere (Boyd 1961, Ebbinge

1982).

Page 7: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

Brutgebiete (schwarz gekennzeichnet) und Uberwinterungsgebiete

(gestrichelt), sowie Migrationsrouten (Pfeite) der Weil3wangenganse. (Nach

Owen, 1980, verändert)

2. Biologie der WeiBwangenganse 5

Grônland

Spit±ergnarenI5ee

NI' 300 1cm

Abb. 1:

Page 8: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

6

2.2 Ernahrung

2. Bioloqie der WeiBwangengänse

Die herbivore Ernahrungsweise der Gãnse spiegelt sich in dem typischen Aufbau

des Verdauungsapparates wieder; mit dem langen Oesophagus, dem krãftigen

Muskelmagen, langem Darm und den gut ausgebildeten Blinddãrmen (Abb. 2).

Die Funktion der Blinddärme im Gânseverdauungstrakt ist umstritten: Mattocks

(1971) ist es nicht gelungen, zellulosespaltende Bakterien im Verdauungstrakt von

domestizierten Gänsen zu lokalisieren. Man hat daher vermutet, daB die Blind-

därme als Speicherorgane fungieren, urn den VerdauunungsprozeB zu verlangern

und so eine bessere Auswertung der Nahrung zu erzielen. Neuere Studien

(Vulnik, 1980) haben die Anwesenheit von Bakterien im Colon von domestizierten

Gänsen und BlaBgansen (Anser albifrons) nachgewiesen. Die Effektivität der Ver-

dauung scheint jedoch abhangig von der Retentionszeit der Nahrung im Darm,

von der KôrpergroBe der Gans, sowie dem unterschiedlichen Anteil der Struktur-

kohiehydrate in den Pflanzen (Prop und Vulnik, 1992; Hupp et al, 1996).

Abb. 2: Verdauungstrakt einer Ringelgans, der Gattung Branta (Nach Owen 1980,

verãndert)

Page 9: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

2. Biologie der WeiBwangengänse 7

Verdaubarkeitsanalysen von Futterpflanzen ergaben, daB der grôBte Anteil der

Pflanzen, bestehend aus Zellulose und Hemizellulose, unverdaut wieder ausge-

schieden wird (Ebbinge et al, 1975; Boudewijn 1984). Gânse sind nach Prop und

Vulnik (1992) und Hupp et al. (1996) in der Lage die Retentionszeiten der Nah-

rung irn Darm, in Abhãnigkeit vom Tageslicht, zu verlangern oder zu verkürzen,

urn je nach Beschaffenheit der Nahrungspflanzen, die Effektivitãt der Verdauung

zu erhôhen.

2.3 Migration und Energiereserven

Gänse, die in der Arktis brüten, sind darauf angewiesen, reichlich Fettreserven

anzusammeln, urn die langen Distanzen der Migration zu bewaltigen (Raveling,

1 979a). Die Nahrungsverfugbarkeit in den arktischen Brutgebieten 1st insbesonde-

re var und während der Periode der Eiablage rar (Ryder, 1970; Raveling, 1979a).

Aus diesem Grund sind diese here abhangig von ihren endogenen Fettreserven,

die sie meist während des FrOhjahrszugs anreichern (Gauthier et al., 1988, Teu-

nissen et aL,1985). Dies gilt insbesondere für die weiblichen Gänse. Sind deren

Kôrperreserven zu Beginn der Brutperiode zu gering, kann der Bruterfoig entwe-

der fehlschlagen, oder in einem reduziertem Gelege resultieren (Ebbinge und

Spaans, 1995, Choudhury et al., 1996).

Die Wanderungen zwischen den Brutplätzen und den Uberwinterungsgebieten

sind für die Gânse sehr energieaufwendig. Bromley und Jarvis (1993) haben in

einer Studie an einer Kanadagans-Art (Branta canadensis occidentalls) in den

USA und Kanada herausgefunden, daB diese während der Migration bis zu 52%

ihrer Fettreserven aufbrauchen. Pazifische Ringelganse (Branta bernicla nigri-

cans) verbrauchen während der Wanderung in die Uberwinterungsgebiete, bis zu

31 % ihres GesarntkOrpergewichts (Dau, 1992). Der Frühjahrszug zu den Brutge-

bieten wird deshalb durch Zwischenaufenthalte unterbrochen (Rutschke, 1987).

Die meisten Gänse akkurnulieren ihre Fettreserven vor und während der Migrati-

on. Daher verwenden sie eine beachtliche Menge an Zeit, nicht nur zurn Ausru-

hen, sondern auch zur Nahrungsaufnahme auf ihren Weg zu den Brutplâtzen

(Tombre et al., 1996).

Page 10: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

8 3. Gebietsbeschreibung

3. Gebietsbeschreibung

3.1 Beschreibung des Untersuchungsgebietes

Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-

dischen Wattenmeer, auf der Insel Schiermonnikoog (53° 30' N, 6° 10'E )

durchgeführt (Abb. 3).

N

Abb. 3: Ubersicht von Schiermonnikoog

Die Vegetation auf Schiermonnikoog kann grob in drei Areale gegliedert werden:

1.) Das eingedeichte, 265 ha grof3e kultivierte Grasland, die Polder (Abb. 4a und

b), am westlichen Ende der Insel, werden, bei milder Witterung, ganzjahrig von

Milchvieh und Schafen beweidet. Zusätzlich weiden in den Wintermonaten von

Oktober bis Februar WeiBwangen- und Ringelgänse fast ausschlieBlich in die-

ser Region. Die dominanten Gräser in diesem Habitat sind Rispengraser (Poa

pratensis und P.annua) und Weidelgras (Lolium perenne), sowie die Kräuter

LOwenzahn (Taraxacum officinale) und WeiB-Klee (Trifolium repens), (Ebbinge

et aI.,1975). In einzelnen Fallen sind die groBflächigen Wiesen durch Maisfel-

der unterbrochen.

Strand

Polderbew. Salzwiese

Salzwiese

Watt 1 km

Page 11: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

3. Gebietsbeschreibung 9

Abb. 4a: Die Polder im westlichen Teil von Schiermonnikoog

Abb. 4b: Ubersicht

koog

der Polder mit angrenzender beweidete Salzwiese auf Schiermonni-

2.) Die angrenzende, nicht eingedeichte, etwa 1250 ha (Walrecht et al., 1998)

groBe Salzwiese (Abb. 5), auf der Wattemeerseite im SOdosten der Insel, wird

wãhrend des Winters mehrere Male komplett Oberflutet. Diese Flächen wer-

den von Mãrz bis Oktober von Rindern extensiv beweidet. Hier treten neben

den typischen Salzwiesenpflanzen nur in geringem Maf3e weiBes StrauBgras

(Agrostis stolonifera), Poa und Lolium auf (Ebbinge et al., 1975).

N

1'

1 km

Page 12: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

10 3. Gebietsbeschreibung

Abb. 5 Die beweidete Salzwiese steilt den ãttesten Teil innerhaib der Vegetationsabfolge

auf Schiermonnikoog dar

3.) Die ôstliche Salzwiese (Abb. 6), die ebenfalls nicht eingedeicht ist, wird in der

gleichen Weise überflutet. Die Beweidung in diesem Areal erfolgt lediglich

durch Weil3wangenganse (Branta leucopsis), Ringelganse (Branta bernicla),

Grauganse (Anser anser) sowie Hasen (Lepus europaeus) und Kaninchen

(Oryctolagus cuniculus). Dieses gesamte ca. 1890 ha (Walrecht et aL,1998)

groBe Gebiet ist als Nationalpark ausgeschrieben.

Page 13: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

3. Gebietsbeschreibung 11

Abb. 6 Ostliche, unbeweidete Salzwiese auf Schiermonnikoog nach einer Springflut, im

Frühjahr 1997. Sie stelit den jüngsten Teil innerhaib der lnselentwicklung dar.

Die Habitate unterscheiden sich in ihrer Struktur dadurch, daB in den Iandwirt-

schaftlich genutzten Flächen die Vegetation sehr kurz gehalten wird und im Ge-

gensatz zur jungen Salzwiese kaum von absterbendem Pflanzenmaterial über-

deckt wird. AuBerdem werden Polder und beweidete Salzwiese durch die DOn-

gung der Weidetiere (Rinder Schafe und Gänse) sowie durch das Aufbringen von

künstlichem DOnger verbessert. Dies kann in Qualitätsunterschieden resultieren,

die die Wahi der Gänse für em bestimmtes Areal mal3geblich beeinflussen kônn-

te.

3.1.2 Zonierung und Vegetationsabtolge auf Schiermonnikoog

Schiermonnikoog dehnt sich von West nach Ost aus, ,,wächst" also jährlich infolge

von andauernder Ablagerung durch Sand und Schtick. Dementsprechend ist der

westliche Teil der lnsel am ãltesten, wãhrend sich die jOngsten Entwicklungsstu-

fen im Osten von Schiermonnikoog befinden (01ff et al.,1997).

Das Okosystem Salzwiese wird durch das komplexe Zusammenspiel von physio-

chem ischen Faktoren wie Sedimentablagerungen, Salinität und den biotischen

Wechselwirkungen der verschiedenen Vegatationstypen beeinfluBt. Im Laufe der

Sukzession verändert sich der Pflanzenwuchs, die Pflanzenzusammensetzung

und die Bodenbeschaffenheit. Die unterschiedlichen Pflanzenfresser reagieren

Page 14: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

12 3. Gebietsbeschreibung

darauf, indem sie bestimmte Pflanzen vorziehen und andere ablehnen (Owen,

1971). Somit modifizieren sie nicht nur die Salzwiesenvegetation durch Entnahme

von Biomasse, sondern auch die Verfugbarkeit von Nährstoffen (Bakker et al.,1985; Srivastava und Jeffries, 1996).

Wâhrend sich die Salzwiese weiter entwickelt, reichert sich kontinuierlich Stick-stoff an. Das ist einerseits durch die Sedimentation von Sand und Schlick, alsauch durch den Zerfall von Pflanzenmaterial bedingt. Somit weisen die alten Sta-

dien einen hohen Bodenstickstoffegehalt auf, der in einer Zunahme graduellen

Pflanzenwachstums ersichtlich wird (Bormann und Sidle, 1990; 01ff et al. 1993;van der Wal, 1998).

Die Entwicklungsstadien der 6-200 Jahre alten Salzwiese wurden von den Pflan-

zenôkologen der Universität Groningen untersucht. In Form sogenannter Tran-sekte konnten die Vegetationsabfolgen vom jüngsten bis zum ältesten Stadium

zurückverfolgt werden. Transekte waren vom Fu13 einer Dune bis zum Wattrandpositioniert (Bakker 1989).

Das Vorkommen von Pflanzenarten (Abb. 7) in der Salzwiese ist seewärts limitiert

durch Salinitât und Uberflutungshaufigkeit (Rozema et al., 1985). So sind Strand-

schwingel (Puccinellia maritima), Milchkraut (Glaux maritima), Strandwegerich

(Plantago maritima) und der gemeine Queller (Sailcornia europaea) die dominan-

ten Arten in der unteren Salzwiese. In den hôher gelegenen Zonen Uberwiegen

Rotschwingel (Festuca rubra) und die Dünenquecke (Elymus athericus), die aberauch bis in die tiefer gelegen Zonen vordringen kOnnen (Srivastava und Jeffries,1996).

Page 15: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

3. Gebietsbeschreibung 13

—-Kaige: PIaago matima (Stnegech),Saticomia procumbens (Queler), Artemisla mantima(Meerstrand Beiful3),Umonium vulgare (Strandfiieder), Suaeda mantima (Strand-Sode)

• Grasartige: Ammophila arenana (Strandhafer), Elymus farctus

Mischvegetation: Krautartige, Festuca rubra (Rotschwingel), Puccinellia•martima (Andel), Agrostis stolonifera (Straut9ras), Ameria mantima

(Strandnelke), Juncus geradii (Strandbinse),

• Mischvegetation: Krautartlge und Grasartige

• Holzartige:Hippophae rhamnoides. (Sandom), Sambucus nigra,

Abb. 7: Vegetationskarte von Schiermonnikoog mit den am haufigsten auftretenden

Pflanzenarten. (Nach vegatatiekartering Schiermonnikoog 1992, verändert)

3.1.3 Bedeutung der Salzwiese für die Gänse

Die haufigsten Nahrungspflanzen von Weil3wangen- und Ringelgãnsen sind

Festuca, Puccinellia und Plantago (01ff et at., 1997), die im Mai einen Proteinge-

halt von 24 und 28% aufweisen (Prop und Deerenberg, 1991). 01ff et at. (1997)

beobachteten, daB mit dem reichtichen Vorkommen dieser Pflanzenarten in der

unteren Salzwiese eine hohe Gänsedichte einhergeht. Die Strandquecke (Elymus

athericus) im hôher gelegenen Teil wird von den Gänsen gemieden, ihr Protein-

gehalt beträgt nur 12% (Bakker 1989). Em weiterer Grund hierfür kann aber auch

der hôhere Anteil an Strukturgewebe von Elymus sein, (01ff et al. 1997).

Die ältere und auch hOher gelegene, beweidete Salzwiese, hat sich für die Gãnse

als vorteilhaft herausgesteilt. Das Weiden der Rinder in diesem Bereich unter-

drückt die Verbreitung von Elymus, das sonst hier überwiegen wOrde. Hierdurch

wird das Entstehen toter Biomasse minimal gehalten und zusätzlich wird das

Page 16: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

14 3. Gebietsbeschreibung

Wachstum von Festuca rubra und Puccinellia maritima begunstigt (Bakker et al.,

1985; Bakker, 1989), Pflanzenarten, die von den Gãnsen bevorzugt werden. Au-

I3erdem haben Studien an Pflanzen-Herbivoren Interaktion gezeigt, daB bewei-

dete kurze Pflanzensprosse für Pflanzenfresser von graBerem Nutzen sind. Das

junge Pflanzenmaterial hat eine hôhere Nahrungsqualitat (White 1993; Crawley

1997).

Page 17: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

4. Material und Methoden 15

4 Material und Methoden

4.1 Untersuchungszeitraum

Im Rahmen einer Voruntersuchung Ober die Habitatwahi der WeiBwangengânse

wurden vom 15. März bis 20. April 1997 Verhaltensbeobachtungen und Zãhlun-

gen der Tiere, sowie eine Probennahme ihrer Nahrungspflanzen und von Gänse-

kot für Qualitätsanalysen durchgefuhrt. Die Datenerhebung der Hauptuntersu-

chung im Freiland begann am 23. Oktober 1997 und wurde mit dem Beginn der

Migrationsphase der WeiBwangengänse am 25. Januar 1998 abgeschlossen.

Dabei wurde im Zeitraum vom 11.12.97-11.01.98 keine Daten erhoben.

4.2 Freilandarbeit

Für die Feldarbeit auf Schiermonnikoog stelit die Feldstation (Abb.8) der Univer-

sität Groningen eine hilfreiche Einrichtung dar. Sie ermoglichte mir die Unterbrin-

gung für den gesamten Untersuchungszeitraum und die Nutzung der Laborein-

richtung.

Abb. 8: Die Feldstation der Universität Groningen De Herdershut" auf Schiermonnikoog

Page 18: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

16 4. Material und Methoden

4.2.1 Verteilung und Raumnutzung der Weil3wangengânse, Anzahl

der Jungtiere sowie Familienstruktur bel beringten und unbe-

ringten Tieren

Wâhrend des Uberwinterungszeitraums nutzten die Weil3wangenganse (mit ge-

ringen Ausnahmen) zur Nahrungsaufnahme nur den westlichen Teil der Insel.

Dies sind hauptsãchlich die Polder, abgeerntete Maisfelder, Deiche und die be-

weidete Salzwiese. Urn Aussagen über die Verteilung der Gänse im Polder, in der

angrenzenden Salzwiese und die Nutzung dieser Gebiete machen zu kônnen,

wurden tagliche Zahlungen, immer zwischen 12 und 15 Uhr, durchgefOhrt. Diese

Tageszeit wurde gewahlt, da sich die Gänse an manchen Tagen während der

Vormittagsstunden lange im Watt oder in anderen Gebieten, sogenannten ,, post

roosting places", (Ydenberg et al., 1983) aufhielten, bevor sie mit der Nahrungs-

aufnahme begannen.

Im folgenden werden die Methoden zur Erfassung von beringten zu unberingten

Gãnsen sowie der Familienstruktur erläutert:

Mit Hilfe der ,,scan-sarnpling"-Methode (Altmann, 1974) wurde der Anteil an Jung-

tieren, sowie das Verhältnis von beringten zu unberingten Gânsen ermittelt. Hierzu

wurde mit dem Spektiv mindestens die Hälfte der Gänse innerhaib einer Gruppe

durchgesehen, urn die Proportionen adulter und juveniler, beziehungsweise be-

ringter und unberingter Tiere zu bestimmen.

Für die Zahlungen, Ringablesungen und lndividualbeobachtungen wurde em

Spektiv der Firma Bushnell, mit 20 bis 60facher Vergrol3erung (Abb.9) , sowie em

DCF Fernglas 8 x 42 zum Lokalisieren der Gansegruppen, eingesetzt. Die Foto-

grafien in dieser Arbeit wurden mit einer Spiegelreflexkamera der Firma Nikon und

einer Autofocus-Kamera der Firma Vivitar erstelit. Zusätzliche Ausstattung waren

Stoppuhren und em Zeitnehrner, urn Schritt- und Pickfrequenz wâhrend der Indivi-

dualbeobachtungen zu bestimmen, sowie Handzähler, urn die GrôI3e der Gänse-

schar festzustellen.

Page 19: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

4. Material und Methoden 17

Abb. 9: AusrOstung und optische Geräte für Zahlungen und lndividualbeobachtungen

Die Unterscheidung der Geschlechter war mittels anatomischer Merkmale sowie

durch das Verhalten moglich. Die Ganter sind em wenig groI3er und haufiger in

aggressive lnteraktionen mit anderen Gânsen involviert. Verpaarte und unver-

paarte Tiere sind daran zu erkennen, daB Paare meist nah beleinander weiden.

Die Jungtiere heben sich von den adulten Gânsen durch die unterschiedliche

Gefiederfärbung ab. Sie ist bei den Juvenilen weniger kontrastreich als bei adulten

Gänsen. Das Gefieder wirkt ,,verschwommen", die Rückenfedern scheinen grau-

braun und die Unterseite ist weiB-gelblich gefarbt. Das kontrastierende Schwarz-

WeiB wird erst ab dem 2. Jahr vollständig ausgebildet (Rutschke, 1987), so daB

eine Unterscheidung von Jung- und Altvogeln gut realisierbar ist.

Die Ermittlung der FamiliengrOBe stelite sich als schwieriger heraus, da es oft

nicht zu erkennen war, ob und wieviel Jungtiere zu einem beringten oder unbe-

ringten Elternpaar gehorten. Das lag darin begründet, daB die here innerhaib der

Page 20: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

18 4. Material und Methoden

Gruppe haufig eng zusammengedrangt waren. Nur in den Randzonen einer Schar

war die Struktur meistens aufgelockert, so daB meist nur hier eine genaue Zuord-

nung môglich wurde.

Im unbeweideten Tell der Salzwiese, im Osten der lnsel, wurden Zahlungen alle

14 Tage durchgefuhrt, da sich, wie bereits am Anfang dieses Abschnitts erwãhnt,

die Tiere im Winter uberwiegend im westlichen Teil der Inset aufhielten.

Zusãtzlich Aussagen über die Nutzung der Gebiete durch die Gânse wurden mit

Hilfe von Dropping Plots" (Abb. 10) ermittelt. Als Standorte für die Plots dienten

Areale, in denen die Gänse im Frühjahr haufig geweidet haben. Hierzu wurden

randomisiert 15 markierte Bambusstôcke plaziert, die alle in einem Abstand von

lOm voneinander lagen. Alle 14 Tage wurden die GänsekOttel in einem Radius

von 1,13m urn die Stôcke gezählt und entfernt. Die Dichte des Gänsekotes

(Fläche von 4m2 wird nach der Formel: F=r2 *fl errechnet) ist em MaB für die Nut-

zung eines Areals.

Abb. 10: Uberprufung eines Dropping Plots

4.2.2 Individuelle Identifikation der WeiBwangenganse

Es wurden, wenn môglich, individuell markierte Gânse zur Beobachtung heraus-

gesucht. Die Gãnse sind mit farbigen PVC-Ringen an den Beinen markiert. Dies

Page 21: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

4. Material und Methoden 19

wurde hauptsachlich in den Brutgebieten auf Gotland, beziehungsweise in Sibirien

durchgefOhrt, und zwar während der Mauser, wenn die Tiere flugunfahig sind.

Das Ablesen des Ringcodes erfolgt nach internationalen Richtlinien, in englischer

Sprache und geschieht für alle Beobachtungen wie folgt: Zuerst wird der Kode des

linken Beins, Farbe und Beschriftung, dann die rechte Seite abgelesen. So wurde

zum Beispiel R2BJ als links ,,red" 2, rechts blue" J, notiert (Abb.1 1). Gânse, die

auf diese Weise markiert sind, kônnen mit dem Spektiv über Distanzen von 200

bis 300 Meter identifiziert werden (Ebbinge 1991).

Abb. 11: Auswahl unterschiedlicher Symbole, die zur Markierung der

Schiermonnikoog überwintern und rasten, benutzt werden.

Die Beobachtungen an Gänsen mit Farbmarkierungen waren nur auf den westli-

chen Bereich, die Polder und beweidete Salzwiese von Schiermonnikoog, be-

schränkt. Unter den Weil3wangengansen, die sich in der unbeweideten Salzwiese

aufhielten, befanden sich kaum Tiere, die mit Farbringen gekennzeichnet waren.

Infolgedessen existieren keine Verhaltensprotokolle mit Ringaufzeichnungen von

den Gänsen, die ihre Nahrungsaufnahme auf diesen Teil der Insel beschränkten.

4.2.3 Focal sampling Methode

Bei der focal sampling Methode (Altmann, 1974) wurde em Einzeltier für genau

zwei Minuten beobachtet. Es wurden insgesamt sieben Verhaltensweisen proto-

JJJ 555t'JNN..

333rH H H]

FFF]

[KKj1222J AAA

Gãnse, die auf

Page 22: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

20 4. Material und Methoden

kolliert. Für sämthche Beobachtungen und für jedes Ereignis wurden zusãtzlich

Datum, Uhrzeit und der Habitattyp aufgenommen.

Die Daten der folgende Beobachtungen, die mit der Nahrungsaufnahme verknupft

waren, wurden quantitativ erfal3t und auf Aktivität pro Minute ausgedrückt:

Frel3aktivitãt: Der zeitliche Anteil an des aktiven Abweidens der Grãser in den

Salzwiesen und Polder an einer Minute, gemessen mit der Stopp-

uhr. Wurde die Nahrungsaufnahme unterbrochen, wurde auch für

diesen Augenblick die Zeitmessung eingestellt.

Schrittfreguenz: Mit Hilfe eines Zählgeräts wurde die Anzahl der Schritte während

der Nahrungsaufnahme, protokolliert.

Pickfrepuenz: Die Zeit, die eine Gans benôtigte, urn fOnfzig mal den Kopf zu sen-

ken, urn Pflanzenteile abzureil3en und zu verschlucken. Dieser

Bewegungsablauf wurde sehr schnell ausgefuhrt und geschieht

wâhrend sich das Tier fortbewegt. Diese Aktivität wurde dann auf

Picks pro Minute umgerechnet.

Die verbleibenden Verhaltensweisen, beziehungsweise Verhaltensanderungen,

wurden innerhaib von zwei-Minuten Protokollen nur qualitativ aufgezeichnet und

notiert.

Aufmerken: Das plotzliche Anheben des Kopfes, oft mit gestrecktem Hals, sich

umschauend, häufig durch Warnrufe begleitet.

Aufschauen: Nahrungsaufnahme wurde u nterbrochen, urn sich fortzubewegen,

oder sich nach anderen Nahrungspflanzen umzuschauen.

lnteraktion: Die aktive Wechselwirkung zwischen Artgenossen aufgrund von

Drohgebärden mit vorgestrecktem Hals und Fauchen, Schna-

beihieben, oder das Verfolgen und Vertreiben anderer Artgenos-

sen.

Anderes Verhalten: Gefiederpflege, Fortbewegung, und Trinken.

Page 23: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

4. Material und Methoden 21

Der soziale Rang jedes Tieres (verpaart, Familie oder unverpaart), die Position

innerhaib der Gruppe (am Rand, der Seite oder im hinteren Teil der Gruppe),

sowie die individuelle Markierung des Tieres, als auch die des Partner (wenn

vorhanden) wurden zusâtzlich in den Verhaltensprotokollen vermerkt. Als focal-

Tiere wurden vorzugsweise weibliche Gänse ausgesucht, da bei diesen Tieren die

Korrelation zwischen FreBverhalten, Korperkondition und Brutertoig untersucht

werden soil.

4.2.4 Bestimmung der abdominalen Fettreserven

Die Verhaltensbeobachtungen an farbmarkierten Wei I3wangengânsen (Branta

leucopsis) ermoglichte es, Individuen während des Verlaufs der Frühjahrsrast

mehrfach zu beobachten. So konnte sowohi die Bewegung der Gãnse innerhaib

der Gebiete, als auch die Entwicklung ihrer kOrperlichen Verfassung beobachtet

werden.

Die abdominalen (omentalen) Fettreserven der Gänsen spielen eine wichtige

Rolle bei der Bestimmung der AbdomengrôBe, im Gegensatz zu den restlichen

KOrperfettreserven, da erstere von auBen am besten zu sehen sind (Owen, 1981).

Bei der Zunahme dieser Fettdepots vergrôBert sich das Abdomen und der Grad

dieser VergrOl3erung (Abb. 12) wird dann als Ma13 für die Korperkondition ange-

nommen. Zur Kiassifizierung der AbdomengraBe wurde em Index von 1 bis 4

erstelit:

1 = gerade,

2 = konvex,

3 = gerundet,

4 = durchhangend

Diese Kiassifizierung wurde auf jedes Tier innerhaib einer focal sampling Beob-

achtung angewendet.

Page 24: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

22 4. Material und Methoden

1 gerade

2 konvex

3 gerundet

4 durchhangend

Abb. 12: Klassifikation für das abdominale Prof II von Weil3wangengansen. (nach Owen,

1981, verãndert)

4.3 Verfahren zur Biomasse- und Qualitatsanalyse der Nahrungs-

pflanzen

4.3.1 Bestimmung der Biomasse

Urn festzustellen, was an eBbarem Pflanzenmaterial für die Gânse verfugbar war,

wurden während des gesamten Untersuchungszeitraums in vierwöchigem Ab-

stand Vegetationsproben entnommen. Dadurch wurden zum einen die saisonale

Veranderung der Biomasse als potentielle Futterquelle der Gänse quantifiziert und

zum zweiten die mogliche Ausbeutung des Pflanzenmaterials durch die Gänse

aufzeigt.

lm November und Dezember 1997 und im Januar 1998, wurden in den Polderge-

bieten der beweideten und unbeweideten Salzwiese jeweils 10 x 10 cm groBe

Grassoden ausgestochen. Es wurden pro Gebiet und Sammeltag jeweils 10 Re-

plikate entnommen, urn die zufällige Streuung der zu untersuchenden Variablen

einzubeziehen. Die zeitliche Zufallsverteilung ist erfüllt, da mindestens drei Pro

Page 25: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

4. Material und Methoden 23

bennahmen in einem Zeitintervall ertolgten (Reusch, 1995). Die Auswahl der Em-

heiten wurde nach der ,,stratified sampling" Methode durchgefuhrt. Urn die Pro-

bennahme randomisiert durchzufOhren, sollte die Schablone nicht geworfen wer-

den, sondern es hätte auf einer Karte von den Beprobungsgebieten em Raster

ersteilt und die Flächen zur Entnahme der Grasproben ausgewOrfelt werden müs-

sen.

In dieser Arbeit erwies sich diese Methode als unbrauchbar, da die ausgewUrfel-

ten Untersuchungsflâchen entweder überschwemmt sein kônnen, oder, im Falle

der Polder, auf Entwasserungsgräben oder Wirtschaftsgebaude und Wohnhäuser

der Landwirte fallen kônnen.

Im Labor der Feldstation wurden die Grassoden groBtenteils sofort weiter bear-

beitet, indem die oberirdischen Pflanzenteile bis zur Bodenobertläche abge-

schnitten und per Hand nach lebenden und toten Pflanzenteilen sortiert wurden

(Abb.1 3). Wenn die umgehende Bearbeitung des Pflanzenmaterials nicht moglich

war, wurden die Proben in einem Gefrierschrank aufbewahrt und spater, wie be-

schrieben, bearbeitet. Die sortierten Pflanzen wurden grundlich von Substratre-

sten befreit und gewaschen und anschlie Bend in einem Trockenschrank für 48

Stunden bei 80° Celsius getrocknet. Nachfolgend wurden sowohi tote, als auch

lebende Anteile der Biomasse ausgewogen und die Ergebnisse als Gramm pro m2

dargestelit.

Abb. 13 Verarbeiten der Biomasseproben

Page 26: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

24 4. Material und Methoden

4.3.2 Probennahme für die Qualitätsanalyse

Urn Aussagen über die Qualitât, den Energiegehalt und die Verdaubarkeit der

Futterpflanzen der Gänse machen zu kônnen, wurden, zeitgleich zur Entnahme

der Biomasseproben, auch jeweils in den selben Habitaten Grasproben per Hand

abgezupft. Sowohl für die kalorimetrische Bestimmung, als auch für die Verdau-

barkeitsanalysen wurden bei jeder Probennahme jeweils drei Replikate pro Gebiet

entnom men.

Bei der Datenerhebung im FrOhjahr 1997 wurden zusãtzlich zu den Grasproben

noch Kotproben entnommen. Energiegehalte und Anteile der unverdaubaren

Fasern im Kot und den Nahrungspflanzen, aus den verschiedenen Gebieten,

kônnen so miteinander zu verglichen werden. Urn sicher zu sein, daB der Gãnse-

kot und die Nahrungspflanzen aus dem gleichen Gebiet stammten, wurden der

Kot erst dann gesammelt, wenn sich die Gãnse mindestens 11/2 Stunden in dem

entsprechenden Habitaten aufhielten. Die aufgenommene Nahrung ist nach Ca. 1

Stunde verdaut (Ebbinge et al., 1975). Die Kotproben wurden von der Harnsäure

befreit, da diese bei der kalorimetrischen Messung einen falschen, hôheren Ener-

giegehalt anzeigen kônnte. AnschlieBend wurden sie, wie die Grasproben, für 48

Stunden bei 80°C getrocknet.

Bei der Probennahme im Herbst 1997 war es nicht môglich, erganzend Kot zu

entnehmen, da die WeiBwangenganse die meiste Zeit mit Ringelgansen verge-

sellschaftet waren. Da die Kot-droppings der beiden Arten nicht voneinander zu

unterscheiden sind, hãtte dies vermutlich zu einem falschen Ergebnis gefOhrt. Die

Ringelganse halten sich in Winter haufiger in den Salzwiesen auf als die WeiB-

wangengãnse, somit ist eine unterschiedliche Zusammensetzung des Kots der

Arten zu vermuten.

4.3.3 Kalorimetrische Bestimmung

Von den gesammelten Grasproben für die Qualitätsbestimmung wurden die le-

benden Pflanzenteile aussortiert und weiterverarbeitet, da hier nur der Energiege-

halt der grünen Pflanzenteile von Interesse war (Ydenberg und Prins, 1981,

Gauthier und Bédard 1990, Black et al.,1991). Die Proben wurden gewaschen und

Page 27: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

4. Material und Methoden 25

im Trockenschrank für 48 Stunden bei 800 Celsius getrocknet. Danach wurden die

Proben fein vermahlen, und in ig schwere Tabletten gepreBt. Diese wurden er-

neut getrocknet, und das absolute Trockengewicht auf einer elektronischen Ana-

lysenwaage bestimmt.

4.3.4 Prinzip der kalorimetrischen Messung

Mit dem adiabatischen Kalorimeter (IKA-Kalorimeter adiabatisch C400) wurde der

energetische Wert H0 von Nahrung und Exkrementen bestimmt. Die zu analysie-

rende Substanz wurde in einem massiven Stahlbehãlter, der Bombe, mit reinem

Sauerstoff unter einem Druck von 30 Bar verbrannt. Die Explosion wird durch

einen etektrischen lrnpuls mit Hilfe von Nickel als ZOnddraht initiiert.

Die durch die Verbrennung entstehende Wärme erhôht die Temperatur innerhaib

des Kalorimetersystems. Nach 10-15 Minuten 1st der Wärmeaustausch zwischen

der Bombe und dem umgebenden Wasser des Systems konstant. Aufgrund die-

ser TemperaturerhOhung wird der kalorische Wert bestimmt. Zur Kalibrierung muB

zuvor unter den gleichen Bedingungen die Wärmekapazitãt des Kalorimeters

ermittelt werden. Die erlolgt mit Hilfe einer Referenzsubstanz, in diesem Fall Ben-

zoesäure, deren genauer kalorischer Wert bekannt ist (Bedienungsanleitung des

IKA Kalorimeters, Kapitel 7).

Urn die Genauigkeit der Messung zu garantieren, wurden sechs Verbrennungen

durchgeführt, bei deren die individuellen Ergebnisse nicht mehr als 0,1% vom

Mittelwert abweichen durften. Während der Verbrennung treten, durch das Ent-

stehen von Schwefelsäure und Salpetersaure, zusätzliche, geringfügige Wärme-

quantitäten auf, die aber in dieser Bestimmung nicht berucksichtigt wurden. Die

Warmekapazität C wurde wie folgt berechnet:

C = HOB/(AT/M) [J/°C]

mit:

C [J/°C] =Wärmekapazität des Kalorimetersystems

HOB [J/g] =energetischer Wert der Benzoesãure (26.453KJ/g, 20°C)

AT [°C] =Temperaturdifferenz (Anfangs- und Endtemperatur)

Page 28: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

26 4. Material und Methoden

M [g] =Gewicht der Benzoesâure (getrocknet)

Daraus folgt die Berechnung des kalorischen Wertes H0 aus dem Trockengewicht

der verbrannten Proben und Temperaturdifferenz gemãB der Formel:

Ho=C*AT/M [Jig]

mit H0 [J/g] =Kalorischer Wert der Probe

C [J/°C] =Warmekapazität des Kalorimeters

AT [°C] =Temperaturdifferenz der Probe (Anfangs- und End-

temp.)

M [g] =Gewicht (g Trockengewicht)

4.3.5 Bestimmung der Verdaubarkeit (ADF-Bestimmung)

Urn die Effektivität der Verdauung der Gänse zu ermitteln, wurden der Faseranteil

(Zellwandkomponenten, wie Zellulose und Hemi-Zellulose) der Futtergraser als

unverdaubare Marker bestimmt. Untersuchungen haben gezeigt, daB diese

strukturellen Kohienhydrate die Verdauung der Pflanzenzellinhalte erschweren

oder verhindern. Deshaib kann em Zusammenhang zwischen der Verweildauer

der Nahrung im Verdauungstrakt und den Anteil and Zellwandkomponenten ver-

mutet werden. (Prop und Vulnik, 1992).

Die Standardmethode für den AufschlUB von Strukturkohlehydraten ist die ADF

(acid detergent fibre) Analyse (Van Soest, 1982). Das Prinzip dieser Analyse

beruht auf der Auflosung der in saurem Milieu zersetzbaren Kohiehydrate. Die

DurchfOhrung der Analyse erfolgte nach Laborinstruktionen der Landwirtschaftli-

chen Universität Wageningen, Niederlande.

Von den getrockneten und feingemahlenen Pflanzenteilen wurden ig auf einer

Analysenwaage eingewogen und in einem AufschluBglaskolben mit ADF-Reagenz

(20g Cetyl - Trimethyl - Ammonium - Bromid in 5 molarer H2So4) versetzt und für

60 Minuten gekocht. Der AufschluB wurde anschlieBend durch Glasfaserfilter mit

Hilfe einer Saugpumpe abfiltriert und die Kolben und das Filtrat mit heiBem Was-

Page 29: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

4. Material und Methoden 27

ser ausgewaschen, bis em neutraler pH-Wert erreicht war. Das Filtrat wurde

nachfolgend so lange mit Aceton gespult, bis es farbios war. Der FilterrOckstand

wurde dann anschlieBend im Trockenschrank bei 105°C Ober Nacht getrocknet

und, nach AbkOhlung im Exicator, ausgewogen. Urn den Ascheanteil der Fasern

zu bestimmen, wurden die Filter für Ca. 8 Stunden in einem Muffelofen bei 550°C

verascht. Nach erneutem AbkOhlen im Exicator wurde das Aschegewicht be-

stim mt.

Die Berechnung des unverdaulichen Faseranteils erfolgte nach der Gleichung:

ADF=(W2-W4)/WMx 100

mit ADF = acid detergent fibre (%)

W2 = der Faseranteil Nach Aufschlul3 (g)

W4 = Ascheanteil (g)

WM = Einwaage der Probe (g)

Page 30: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

28 5. Ergebnisse

5 Ergebnisse

5.1 Raumnutzung der WeiBwangengänse Im Uberwinterungszeit-

raum von Oktober 1997 bis Januar 1998

Die ersten WeiBwangengânse erreichen Schiermonnikoog aus den Brutgebieten

kommend bereits Mifte bis Ende Oktober. Bis ungefâhr Ende November treffen

kontinuierlich unterschiedlich groBe Gruppen em (Abb. 14). Die Gãnse halten sich

nach ihrer Ankunft für kurze Zeit in der beweideten Saizwiese auf und wechseln

dann relativ zügig in die landwirtschaftlich genutzten Areale.

in dieser Anfangsphase sind die WeiBwangengänse haufig mit Ringelgânsen ver-

geseHschaftet, oder sie sind in mehrere kielne Gruppen aufgespaiten, in Polder

und beweideter Salzwiese.

6000

5000C,

4000

3000U

C,

3 200002

1000

0

Abb. 14: Gruppengô Ben der WeiBwangenganse im Uberwinterungszeitraum 1997-1998

auf Schiermonnikoog. Dargestelit sind die Durchschnittswerte pro Woche.

Beginn der Zählungen: 23.1 0.1 997, Ende der Zählungen: 25.01 .1 998.

5.1.1 Nutzung der natUrlichen Salzwiese

Im Verlauf der Uberwinterungsphase hielten sich die WeiBwangengânse in der

natürlichen Salzwiese, im Osten, nur dann auf, wenn extreme Witteningsverhält-

Oktober November Dezember Januar

Page 31: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

5. Ergebnisse 29

nisse, wie Nebel, Sturm und starker Regen herrschten. Dieses Areal Iiegt ge-

schOtzter als die weitrâumigen Polder.

Abbildung 15 stellt der GruppengroBen aus den Zahlungen während des Beob-

achtungszeitraums in der natOrlichen Salzwiese dar. Die Daten sind als Maximal-

werte angegeben, da jeweils immer nur eine Zahlung durchgefuhrt wurde. Die Be-

standsschwankungen der Gruppengro Ben im Untersuchungszeitraum kônnen

durch Wanderung der Gänse zum nahegelegenen Festland, besonders wâhrend

kurzer Kälte- und Frostperioden, bedingt sein.

1600 —________________________

______

1447

1400 —-________________

1200

1000

800

600 —_______

______

400 —---—————-—-—---——------——- -280

2262:

___

- H H06.11.97 15.11.97 06.1 2.97 12.02.98 24.01.98

Abb. 15: Anzahl der WeiBwangenganse in der natürlichen Salzwiese, im Osten. Die

Zahlungen wurden im zweiwochigen Abstand wâhrend des Winters 1998 er-

hoben.

An den Tagen des 6.12.97 und dem 24.1.98 waren keine WeiBwangenganse im

Bereich der natürlichen Salzwiese zu beobachten. Die Ursache für die auBerge-

wöhnlich hohe Anzahl der Gänse am 15.11.97 in diesem Gebiet, kônnte das ex-

trem schlechten Wetter an diesem Tag gewesen sein. Es war sehr neblig und es

fiel starker Regen. Es befand sich nur eine kleine Gruppe von etwa 243 WeiB-

wangengänsen im Polder. Die grOBere Gruppe von 1500 Tieren war in der bewei-

deten Salzwiese verteilt.

Page 32: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

30 5. Ergebnisse

Die Ergebnisse der ,,dropping plots" ergaben keine hinreichend erganzende Erklâ-

rung zur Habitatnutzung der Weil3wangengãnse in der unbeweideten Salzwiese.

In den 14-Tagigen Kontrollen wurden am 12.1.98 in Ploti drel und Plot3 neun

Gänsekôttel gezâhlt. Am 24.1.98 waren nur in Plot2 zwei Gänsekôttel. In den ver-

bleibenden 13 plots waren während des gesamten Untersuchungszeitraums keine

KOttel vorhanden.

Es ist also zu vermuten, daB sich die Gãnse wãhrend des Winters welter in Rich-

tung Watt, im südlichsten Tell der Salzwiese, aufhielten und die hôher gelegenen

Areale, in denen die dropping plots aufgebaut waren, nicht nutzen.

5.1.2 Verteilung der WeiBwangengänse im Polder und der beweideten

Salzwiese im Uberwinterungszeitraum.

Zu Beginn der Datenerhebung, Ende Oktober, hielten sich bereits Ca. 1800-2200

WeiBwangengänse auf Schiermonnikoog auf. Die Gänse nutzten die Polder und

die Salzwiese in erster Linie zur Nahrungsaufnahme. Das naheliegende Watt

wurde als Rast- und Putzplatz aufgesucht (elgene Beobachtung). Die Tiere ver-

weilten in unterschiedlich grol3en Gruppen in der beweideten Salzwiese und in

Polder 8, der westlich an die unbeweidete Salzwiese angrenzt (siehe Kapitel 3,

Gebietsbeschreibung). Wãhrend dieser Zeit wechselten die Gänse zwischen die-

sen beiden Arealen (Abb. 16a, Abb. 16b).

6000

5000

4000

3000

2000

1000

0

Abb. 16a: Anzahl der WeiBwangenganse von Oktober '97 bis Januar '98 in der bewei-

deten Salzwiese (vom 11.12.97-11.01.98 erfolgte keine Datenerhebung).

Page 33: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

.1

5. Ergebnisse 31

Anfang November waren die Gânse häufiger in Polder 8 (Abb 1 6b) zu beobach-

ten. Die Zahien schwankten taglich zwischen 2440 bis 4200. Zu Beginn des Mo-

nats wurden die Weil3wangengãnse selten in Gebieten, auF3erhalb von Polder 8

(Abb. 1 6c-f) gezahlt. Ab der dritten Novemberwoche Iôste sich die Gruppenstruk-

tur in der Weise, daB nur noch an ca. jedem zweiten Tag mehr als Tausend

Weil3wangenganse in Polder 8 gezahlt wurden. Ab dem 10. Dezember bis em-

schliel3lich 11. Januar wurden keine Zahlungen durchgefOhrt. Vergleiche von No-

vember und Dezember zeigen, daB sich im Januar die GruppengraBen der WeiB-

wangengânse verringert haben, wobei die Gruppen abwechselnd zwischen �

1000 und 2800 Individuen schwankten.

6000

5000

4000

3000

2000

1000

0

Abb. 16b: Anzahl der Weil3wangen9ânse von Oktober '97 bis Januar '98 in Polder 8(vom

11.12.97-11.01.98 erfolgte keine Datenerhebung).

m November und Dezember wird Polder 7 (Abb. 16c) selten von den Gänsen ge-

nutzt, obwohl dieses Gebiet unmittelbar an Polder 8 angrenzt. Erst gegen Ende

Januar wird Polder 7 regelmäBiger von wechselnden, unterschiedlich grol3en,

Gruppen frequentiert.

Page 34: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

32 5. Ergebnisse

6000

5000

4000

3000

2000

1000

0

Abb. 16c: Anzahl der WeiBwangengänse von Oktober '97 bis Januar

11.12.97-11.01.98 erfolgte keine Datenerhebung).

'98 in Polder 7 (vom

Polder 6 (Abb. 1 6d) wird im November von kleineren Gruppen genutzt, die Anzahl der

Gänse steigt irn Januar urn rnehr als das doppelte an.

3000

2000

1000

Abb. 16d: Anzahl der Weil3wangenganse von Oktober '97 bis Januar '98 in Polder 6

(vom 11.12.97-11.01.98 erfolgte keine Datenerhebung).

6000

5000

4000

0

Page 35: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

Abb. 16e: Anzahl der Weil3wangenganse von Oktober '97 bis Januar '98 in Polder 5ost

(vom 11.12.97-11.01.98 erfolgte keine Datenerhebung).

Polder 5west (Abb. 16f) wurde sowohl im November, als auch im Januar unregel-

mäBig von unterschiedlich groBen Gruppen frequentiert.

Abb. 16f: Anzahl der WeiI3wangenganse von Oktober '97 bis Januar '98 in Polder 5west

(vom 11.12.97-11.01.98 erfolgte keine Datenerhebung).

5. Ergebnisse 33

Polder 5 ist aufgrund seiner GrôBe in west und ost unterteilt. Polder 5ost (Abb.

16e) wird erst gegen Ende November in grôl3eren Gruppen von den WeiBwan-

gengânsen genutzt. Die Gruppengrol3en schwankten zwischen 2000-4000 Indivi-

duen. In der zweiten Januarhãlfte wurde Polder 5ost von kleineren Gruppen (>100 - 600) und nur an zwei Tagen von einer groBen Gruppe (max. 5400) genutzt.

6000

5000

4000

3000

2000

1000

6000

5000

4000

3000

2000

1000

0

a a a a a aPI • N N N 46

Page 36: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

34 5. Ergebnisse

Am weitesten westlich 1st Polder 4 (Abb 16g) gelegen, eine kleine Weide am Ran-

de des Dorfes Schiermonnikoog. Die Weil3wangengänse waren in diesem Areal

seltener zu beobachten Erst gegen Ende Januar hielten sich hier vermehrt kleine-

re Gruppen mit Familien auf.

6000

____________________

——pO• 4J

5000

4000

3000

2000

1000

0

Abb. 16g: Anzahl der WeiBwangengänse von Oktober '97 bis Januar '98 in Pokier 4

(vom 11.12.97-11.01.98 erfolgte keine Datenerhebung).

Generell lassen sich in den Abbildungen sehr hohe Schwankungen in der Nutzung

der Gebiete durch die Gänse erkennen, daB eine eindeutige Richtung oder Trend

bezuglich der Verteilung Ober den Zeitraum nicht deutlich zu erkennen 1st. Die

Vergleiche der Polder und der beweideten Salzwiese mit der natOrliche Salzwiese

zeigen eine deutliche Präferenz.

5.2 Anteil beringter Wei6wangengänse in den verschiedenen Gebie•

ten im Uberwinterungszeitraum

Einen Uberblick über die Verteilung von beringten und unberingten WeiBwangen-

gänsen während der Wintermonate zeigt Abb. 1 7a. Im Oktober erfolgte nur eine

Datenerhebung und die Verteilung 1st deshalb als Maximaizahi dargesteilt. Uber

den gesamten Zeitraum wächst die Zahi der beringten Gänse kontinuierlich an

und erreicht fast das dreifache als zu Beginn der Uberwinterungszeit (10,96% im

Oktober und 29,82% im Januar).

Page 37: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

5. Ergebnisse 35

100.00

9000 Lbengt%

80.00 .::.:

70.00

1 6000

5000

4000

____

10.00

0.00 —

________ ____________ ________ ____________ _______ ____________ ________

Oktober November Dszembr Januar

Abb. 17a: Durchschnittlicher Anteil beringter Weil3wangenganse zu unberingten Gänsen

im Uberwinterungszeitraum 1997/98 im Polder, auf Schiermonnikoog. n = An-

zahi der Beobachtungen.

Der Anteil beringter Gânse wurde ermittelt, indem mindestens em Drittel der ge-

samten Gruppe im jeweiligen Gebiet durchgesehen (scan sampling) wurde.

Wie bereits erwähnt, war die Datenerfassung der beringten Gänse an Tagen mit

Nebel, Regen oder Sturm erschwert oder sogar unmoglich. Aus diesem Grund

sind die StichprobengrOl3en nicht einheitlich. In der folgenden Darstellung werden

die prozentualen Verteilungen beringter Weil3wangengänse innerhaib der einzel-

nen Gebiete beschrieben (Abb. 1 7b-d). Liegt von einigen Arealen jeweils nur em

Datenpunkt vor, so sind diese Werte als Maximalzahien dargestelit.

Im November betrug der durchschnittliche Anteil an beringten Gänsen 17,1% im

gesamten Untersuchungsgebiet (Abb.17a). In Polder 8 wurden in diesem Monat

die haufigsten Zahlungen durchgefuhrt. Die angrenzenden Polder wurden nur

vereinzelt von Gruppen genutzt (siehe Abschnitt 5.1.2). Die durchschnittliche An-

zahi von beringten Gänsen in Polder 8 betrug 13,12% (Abb. 17b)

Page 38: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

36

C

I

November '97

5. Ergebnisse

Abb. 17b:

25.00 —

20.00

15.00

10.00

5.00

0.00

Durchschnittlicher AnteH beringter WeiBwangengãnse in den verschiedenen

Arealen auf Schiermonnikoog im November '97, n = Anzahl der Beobachtun-

gen.

gen.

Dezember '97

25

20

15

10

5

0

I

Polder5on-4

Polder8n — 19

Polder 5wn—4

Polder 7n—i

CC,

8C4

T

Polder 8n-s 1

Polder 50n—B

Polder 5wn—2

Polder 6n—i

Abb. 17c: Durchschnittlicher Anteil beringter Weif3wangengänse zu unberingten Gänsen

in den verschiedenen Arealen im Dezember '97, n = Anzahl der Beobachtun-

Page 39: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

10

5

0

Abb. 17d: Durchschnittlicher Anteil beringter Weil3wangenganse mit zu unberingten Tie-

ren in den verschiedenen Arealen im Januar '98, n= Anzahl der Beobachtun-

Der Anteil an beringten WeiBwangengãnsen in Polder 8 lag im Dezember (Abb.

17c) mit mehr als 13,25% nur leicht höher als im November.

Obwohl die beringten Gänse im Dezember gleichmaBiger Ober das gesamte Pol-

der-Gebiet verteilt waren, war der Anteil der Gänse in Polder 8 hOher als in den

übrigen Gebieten. Der prozentuale Anteil beringter Gãnse war in diesem Monat in

Polder 5ost und west gleichmal3iger verteilt als noch im November. Die geringe

StichprobengroBe aus Polder 6 in diesem Monat resultierte aus den haufigen

Schlechtwetterperioden. Wind und Regen veranlaBte die Gànse dazu, sich dicht

aneinander zu drangen, so daB die Farbmarkierungen nicht zu erkennen waren.

Im Januar (Abb. 17d) waren die beringten Weil3wangengãnse einheitlicher in den

verschiedenen Polder verteilt als in den beiden Monaten zuvor. Dennoch hielten

sich im Januar durchschnittlich 24,5% der beringten Gänse in Polder 5ost auf. Da

aber die Standartabweichung des Mitteiwerts eine groBe Streuung aufweist, kann

auf eine hohe Fluktuation der Gänse innerhaib der umliegenden Areale geschlos-

sen werden.

Die Gruppen in Polder 4 waren klein, sie bestanden aus hôchsten 250 Tieren,

meist Familien.

5. Ergebnisse 37

50

45

40

35

30

25

20

15I

Januar '98

gen.

Page 40: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

38 5. Ergebnisse

An manchen Tagen wurde em Polder, der noch am Tag zuvor vom mehr als Tau-

send Gänsen besucht war, überhaupt nicht frequentiert, oder nur von kleinen

Gruppen, mit meist nur unter hundert Tieren, besucht.

Urn zu festzustellen, ob die Gruppengral3e und der Anteil beringter Gânse mitein-

ander korreliert, wurde eine einfache Regression durchgefuhrt (Abb 18). Em

knapp signifikantes Ergebnis IäBt die Tendenz der beringten Gänse erkennen,

sich in kleineren Gruppen, bis zu 2000 Individuen aufzuhalten.

50 I I

40 -

0Cl)C

30 - -o

a)) 0

C20 --o 0

0 1000 2000 3000 4000 5000 6000

Grupengro3e

Abb. 18: Prozentuale Verteilung beringter WeiBwangengänse während des Uberwinte-

rungszeitraums '97-'98 in den westlichen Untersuchungsgebieten von

Schiermonnikoog. V = 14,949 - 0,002 * Gruppengrol3e, F = 4,069, r2 = 0,064,

p = 0,048.

5.3 RUckkehrrate von WeiBwangengänsen.

Uber die Ergebnisse der Wiederfindungsrate von Gänsen aus den Beobachtun-

gen vom FrOhjahr 1997 gibt Tabelle 1 Auskunft. Es handelt sich hierbei urn mit

Farbringen rnarkierte Gãnse, mit und ohne Jungtiere. Von diesen Gänsen liegen

keine Individualbeobachtungen vor. Die Ringablesungen fanden immer dann staff,

wenn gute SichtmOglichkeiten herrschten, meist wenn sich die Tiere während der

Ebbe irn Watt aufhielten. Em Teil der Gânse wurde innerhaib des Untersuchungs-

zeitraums mehrfach gesichtet.

Page 41: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

5. Ergebnisse 39

Tab. 1: ROckkehrrate von farbberingten WeiBwangengansen mit und ohne Jungtiere

(keine Individualbeobachtungen).

mit 1 Jungtier mit 2 Jungtieren

Anzahl der beobachteten Gän- 102

sepaare

wieder gesichtete Paare 55 (54 %)

Gesamtanteil der Jungtiere bei 14 (20%) 8 Gãnsepaare 3 Gansepaare

wiedergesichteten Paaren

Im Frühjahr 1997 sind an 51 Paaren farbig beringter Weil3wangengänse Indivi-

dualbeobachtungen durchgefuhrt worden. Von diesen Tieren sind im Herbst 1997

31 Paare erneut gesichtet worden. Dies entspricht einer Rückkehrrate von knapp

61%. Der Anteil an Jungtieren in dieser Gruppe ist in Tabelle 2 dargestellt. Es

wurden von den ZurOckgekehrten insgesamt 9 Paare mit Jungtieren gesichtet.

Davon sind 5 Gänsepaare mit jeweils einem Jungtier und 4 Gänsepaare mit zwei

Jungtieren, erneut gesichtet worden.

Tab. 2: Rückkehrrate von farbberingten WeiBwangengänsen mit und ohne Jungtiere im

Herbst 1997 (Individualbeobachtungen).

mit 1 Jungtier mit 2 Jungtieren

Anzahl der beobachteten Gän- 51

sepaare

wieder gesichtete Paare 31 (61 %)

Gesamtanteil der Jungtiere bei 13 (29)% 5 Gânsepaare 4 Gänsepaare

wiedergesichteten Paaren

5.4 Anzahl und Verteilung juvenhler Weil3wangengänse.

Der prozentuale Anteil juveniler WeiBwangengänse betrug Ende Oktober knapp

4% und erreicht im Januar, gegen Ende der Uberwinterungsphase, 14,4%. In Abb.

19a ist der durchschnittliche Prozentanteil von Juvenilen dieser Brutsaison für den

gesamten Uberwinterungszeitraum 1997-98 dargestellt.

Page 42: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

40 5. Ergebnisse

30.00

25.00

20.00

I15.00

10.00

5.00

0.00

Oktober November Dezember Januar

Abb. 19a: Durchschnittlicher Anteil juveniler WeiBwangengãnse im gesamten Uberwinte-

rungszeitraum im westlichen Inselteil, Polder und beweidete Salzwiese, n =

Anzahl der Beobachtungen.

30.00

25.00

20.00

CCC

15.00

10.00

5.00

0.00

November

Abb. 1 9b: Durchschnittlicher Anteil juveniter Wei r3wangengãnse i im November 1997 für

die jeweiligen Untersuchungsgebiete, n = Anzahl der Beobachtungen.

Im November wurden in Polder 8 (Abb 1 9b) die meisten Zählungen durchgefuhrt,

da die Gänse dieses Areal am häufigsten aufsuchten. Erst gegen Ende November

konnten vermehrt Gänse auch in den umliegenden Polder gezahlt werden.

Page 43: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

5. Ergebnisse 41

Der geringe Anteil in Polder 8 ist sicher auf das generell niedrige Verhältnis von

juvenilen zu adulten Weil3wangengansen in grol3en Gruppen zurückzuführen. Die

geringen Anteile juveniter Gãnse in Polder 8 ist korreliert mit groBen Gruppen Die

Absolute Anzahl von Junggansen ist fast doppelt so hoch (84 Jungganse zu 876

Adulten) wie in Polder 5ost (48 Jungganse, zu 237 Adulten). Die GruppengroBen

in Polder 5ost waren in den meisten Fallen weniger als 1000 Individuen. In Polder

8 verhielt es sich genau umgekehrt. Da sich die Standardabweichungen der Mit-

teiwerte für Polder 8 und Polder 5west nicht stark voneinander unterscheiden,

kann davon ausgegangen werden, daB die Fluktuation der Gänse mit Jungtieren

in beiden Gebieten ungefahr gleich ist (SD=33,94 für Polder 8 und SD=23,335 für

Polder Sost).

In Polder Swest war das Verhältnis von juvenilen zu adulten Gänsen (38 Jungtiere

zu 387 Adulten) deutlich niedriger, verglichen mit Polder 5ost.

Im Dezember (Abb. 1 9c) nimmt der Anteil der Junggänse in Polder 8 ab und in

Polder 5ost zu.

10.00

5.00

0.00

Abb. 19c: Durchschnittlicher Anteil juveniler Weil3wangenganse im Dezember 1997 für

die jeweiligen Untersuchungsgebiete, n = Anzahl der Beobachtungen.

30.00

25.00

20.00

5.00

HDezember

Page 44: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

42 5. Ergebnisse

30.00

25.00

20.00

Polder 4

15.00

n—2

10.00

__________

1 -

5.00 —lPolder 8 Polder So

n — 8 Polder — 8 Polder 5w

n—i r 4

0.00 —

Januar

Abb. I 9d: Durchschnittlicher Anteil juveniler WeiBwangengänse im Januar 1998 für die

jeweiligen Untersuchungsgebiete. n = Anzahl der Beobachtungen.

Im Dezember ist der durchschnittliche Anteil juveniler WeiBwangenganse in Pol-

der 8 (Abb. 19c) am hôchsten, bezogen auf den gesamten Beobachtungszeit-

raum. In diesem Monat sind die Jungganse relativ gleichmäl3ig in den Polder ver-

teilt. Ebenso zeigt die hohe Standartabweichung, verglichen mit Polder 8 und

5west, grôl3ere Bewegungen der Gänse in diesem Gebiet.

Im Januar (Abb 19d) wird Polder 4 erstmalig von Junggansen genutzt. Die Grup-

pen in diesem Areal waren klein, zwischen 150 und 500 Individuen, mit dem

grol3ten Anteil an Juvenilen, verglichen mit anderen Gebieten (48 Jungtiere zu

197 Adulten).

Urn zu klãren, ob sich die prozentuale Verteilung juveniler WeiBwangengânse mit

dem Ansteigen der GruppengroBe verringert, wurde em einfache Regressionsa-

nalyse durchgeführt (Abb. 20). Einen ROckgang der Junggãnse mit steigender

GruppengrôBe konnte jedoch in diesem Datensatz nicht nachgewiesen werden.

Page 45: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

5. Ergebnisse 43

30

0

0

20 -c 0

CD

0 000-;10o0o0

0 00

0 I

0 1000 2000 3000 4000

GruppengroBe

Abb. 20: Prozentuale Verteilung juveniler Weil3wangenganse in bezug zur GruppengrOl3e

während des Uberwinterungszeitraums '97-'98, in den westlichen Untersu-

chungsgebieten von Schiermonnikoog. Y = 9,070 - 0,001 * Gruppengrot3e, F

= 1,004, r2 = 0,014, p = 0,320.

5.4.1 FamiliengröBen beringter u nd unberingter Weil3wangenganse.

Die StichprobengrOI3en zur Ermittlung der FamiliengroBe und die Zuordnung von

Junggansen zu beringten, bzw. zu unberingten Elternpaaren, ist zu gering urn sta-

tistisch signifikante Aussagen zu treffen zu kônnen. Aus diesem Grund wurde auf

eine Auswertung dieser Daten verzichtet. In Tabelle 3a und 3b sind die Farnilien-

groBen für die verschiedenen Gebiete innerhaib des Untersuchungszeitraums

dargestelit.

Page 46: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

44 5. Ergebnisse

Tab. 3a: Beobachtete Familiengro Ben von beringten WeiBwangengänsen. Anzahl der

Paare von 1 bis 3 Jungtieren im Uberwinterungszeitraum '97/'98.

Oktober Polder 8 Polder 7 Polder

5ost

Polder

5west

Polder 4

Familien mit 1 Jungtier

Familien mit 2 Jungtieren

Familien mit 3 Jungtieren

November

4

Familien mit 1 Jungtier

Familien mit 2 Jungtieren

Familien mit 3 Jungtieren

Dezember

37

6

2

2

1

1

3

2

9

3

1

Familien mit 1 Jungtier

Familien mit 2 Jungtieren

Familien mit 3 Jungtieren

Januar

1

1

1

1

Familien mit 1 Jungtier

Familien mit 2 Jungtieren

Familien mit 3 Jungtieren

1

1

4

1

Im Dezember 1997 und Januar 1998 waren die Wetterbedingungen teilweise so

schlecht, daB eine kontinuierliche Beobachtung der Gänse nicht mOglich war. Im

November 1997 werden am haufigsten Familien mit einem Jungtier beobachtet.

Dies trifft sowohi für die beringten als auch für die unberingten Gänse zu. In Pol-

der 8, dem Gebiet das im November am meisten von den Weiflwangengânsen

genutzt wurde, betrug der Anteil von Familien mit lJungtier bei beringten Gãnsen

82%. Familien mit zwei Juvenilen sind ZU Ca. 13% vertreten. Familien mit 3 Juve-

nilen waren mit Ca. 4% vertreten und Familien mit 4 Jungtieren wurden uberhaupt

nicht beobachtet.

Page 47: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

5. Ergebnisse

____

45

Tab. 3b: Beobachtete Fami1iengroen von uxtheringten WeiBwangeng&nsen.

Anzahl der

Oktober Polder 8 Polder 7 Polder

5ost

Polder

5west

Polder 4

Familien mit 1 Jungtier

Familien mit 2 Jungtieren

Familien mit 3 Jungtieren

Familien mit 4 Jungtieren

November

11

7

1

Familien mit 1 Jungtier

Familien mit 2 Jungtieren

Familien mit 3 Jungtieren

Familien mit 4jungtieren

Dezember

151

65

25

4

9

6

3

24

9

3

31

28

6

1

Familien mit 1 Jungtier

Familien mit 2 Jungtieren

Familien mit 3 Jungtieren

Familien mit 4Jungtieren

Januar

5

4

1

1

8

6

4

1

Familien mit 1 Jungtier

Familien mit 2 Jungtieren

Familien mit 3 Jungtieren

Familien mit 4Jungtieren

1 7

4

1

Bei der Ermittlung der Familiengrol3e der unberingten Gänse in Polder 8 im No-

vember betrug der Anteil von Familien mit lJungtier nur knapp 62%, während

Familien mit 2 Juvenilen hier bei Ca. 26% lag. Auch ist die Anzahl für Familien mit

3 Jungtieren hôher und liegt bei Ober 10%. Es wurden auch Familien mit 4 Jung-

tieren gesichtet, jedoch nur zu 1,6 %.

Page 48: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

Oktober Polder 8 Polder 7 Polder

5ost

Polder

5west

Familien mit 1 Jungtier

Familien mit 2 Jungtieren

Familien mit 3 Jungtieren

Familien mit 4 Jungtieren

November

11

7

1

Familien mit 1 Jungtier

Familien mit 2 Jungtieren

Familien mit 3 Jungtieren

Familien mit 4Jungtieren

Dezember

151

65

25

4

9

6

3

24

9

3

31

28

6

1

Familien mit 1 Jungtier

Familien mit 2 Jungtieren

Familien mit 3 Jungtieren

Familien mit 4Jungtieren

Januar

5

4

1

1

8

6

4

1

Familien mit 1 Jungtier 1

Familien mit 2 Jungtieren

Familien mit 3 Jungtieren

Familien mit 4Jungtieren

Page 49: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

46 5. Ergebnisse

5.5 FreBaktivität von Weil3wangengãnsen im FrUhjahr 1997.

Im Frühjahr 1998 wurden keine Verhaltensbeobachtungen an Weil3wangengãn-

sen durchgefOhrt. SteHvertretend werden hier die Daten aus den Vorversuchen

vom FrOhjahr 1997 ausgewertet.

Nachfolgend sind die Ergebnisse der Verhaltensbeobachtungen vom FrOhjahr

1997 im Hinblick auf die Nahrungsaufnahme dargesteilt. Anhand dieser Parame-

ter kãnnen Rückschlüsse über die Verfugbarkeit von Pflanzenmaterial für die

Gänse gezogen werden. Die Parameter der Weideaktivität sowie Schritt- und

Pickfrequenz zwischen den westlichen und ôstlichen Untersuchungsgebieten wur-

den getrennt ausgewertet. (Tab.4).

Von den insgesamt 217 durchgefuhrten Einzelbeobachtungen entfielen 78 auf die

unbeweidete Salzwiese im Osten der Insel. Im Polder und der beweideten

Salzwiese im Westen von Schiermonnikoog sind insgesarnt 139 Beobachtungen

durchgefuhrt worden (siehe Anhang Tabellen la und lb).

Tab. 4: Parameter der Nahrungsaufnahme im Osten und Westen von Schiermonnikoog

im Frühjahr 1997.

Anteil der

FreBaktivität

(pro Minute)

Anzahl der

Schritte

(pro Minute)

Anzahl der

Picks

(pro Minute)

Habitat

Minimum

Maximum

Mittelwert

Standardabw.

31,0 Sek

60,0 Sek.

55,9 Sek.

5,1

5,1

83,0

35,7

18,7

16,2

196,0

154,8

21,5

Westen

N = 139

Minimum

Maximum

Mittelwert

Standardabw.

32,0 Sek.

60 Sek.

55,5 Sek.

5,7

4

63

19,6

9,9

90,3

156,7

129,2

13,4

Osten

N= 78

Urn herauszufinden, ob die Anzahl der Schritte oder die Haufigkeit der Picks die

Frel3aktivität der Weil3wangenganse beeinfluflt, wurden die Parameter Schritt-

und Pickfrequenz in den Habitaten Ost und West in Abhangigkeit vom Beobach-

Page 50: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

5. Ergebnisse 47

tu ngszeitrau m untersucht. Einfache und multiple Regressionsanalysen wurden

durchgefOhrt, urn zu zeigen, ob sich die jeweiligen Parameter signifikant vonein-

ander unterscheiden.

Zur Unterscheidung der FreBaktivität in den westlichen und ôstlichen Inselhabita-

ten wurde em t-Test angewendet. Die WeiBwangenganse im Westen widmeten

durchschnittlich 55,9 Sekunden pro Minute dem Fressen, die Gänse im Osten

55,45 Sekunden pro Minute (Tab.4). Die Differenz der Durchschnittswerte von

0,47Sek. für die Gebiete Ost und West zeigte keinen signifikanten Unterschied (t

= 0,601, p = 0,548).

Die Anwendung der einfachen Regressionsanalyse soil zeigen, ob sich die FreB-

aktivitât (abhangige Variable) innerhaib des Beobachtungszeitraums

(unabhangige Variable) verändert. Das Ergebnis zeigte, daB die FreBaktivität der

Gãnse auch in Abhãngigkeit vom Untersuchungszeitraum, im März und April

1997, statistisch nicht voneinander verschieden war. y = 56.34 - 0,052 * Datum, r2

= 0,006, F = 1,297, p = 0,256.

Die multiple Regression (Tab. 5) sollte zeigen, ob Zusammenhange der anderen

Nahrungsaufnahmeparameter, Schritt- und Pickfrequenz, zur Fre Baktivität existie-

ren. Das Gesamtmodell ist signifikant (p = 0,015). Für die Variable Pickrate ist je-

doch kein statistischer Zusammenhang in bezug zur FreBaktivitât nachweisbar.

Generell sind die Varianzen in diesem Modell, bei einem Bestimmtheitsmal3 von

r2= 0,040, zu groB. Aus diesem Grund ist die Annahme eines Zusammenhangs

dieser Variablen vage.

Tab. 5: Multiple Regression der Frel3aktivität in Bezug auf Schritt- und Pickfrequenz.

Abhangige Variable (y): b Standard- p

FreBaktivität (pro Mm.) fehier

Konstante(a)=51,612 2,330 0,0001

X1:Schritte/ Minute 0,047 0,021 0,029

X2 :Picks/Minute 0,019 0,017 0,268

r=0,040 F=4,496 p=0,012 N =217

Das Modell zeigt nur in der Schrittfrequenz eine signifikante Beziehung zur FreB-

aktivität.

Page 51: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

48 5. Ergebnisse

Urn zu sehen, ob die Frel3aktivität in beiden Habitaten, im Osten und Westen, mit

der Schrittrate in Beziehung steht, wurden die Gebiete gesondert untersucht. Die

Ergebnisse der einfachen Regressionsanalyse ergaben für beide Habitate, Ost

und West, daB die FreBaktivitãt mit der Schrittfrequenz in einer linearen Bezie-

hung steht. Die FreBaktivität steigt nur geringfügig (irn Osten 0,172 Sek.) pro

Schritt an.

(p = 0,009, Abb. 21). Im Westen ist der Zusammenhang zwischen FreBaktivität

und Schrittrate knapp signifikant (y = 54,278 + 0,046 * Schrittfequenz, r2 = 0,028,

F = 3,940, p = 0,049).

70 I

60

-:; 50 - •.•-

Co

0)U-

40 -

300 20 40 60 80 100

Scbritte pro Minute

Abb. 21: FreBaktivität in Abhangigkeit von der Schrittfrequenz in der natürlichen Salzwie-

se, irn Osten (y=52.075+0.1 72*Schrittfreq., r2 = 0.086, F = 7.11, p = 0.009).

5.5.1 Schrittfrequenz und Datum

Urn weiterhin herauszufinden, ob die Zunahme der Tageslange und das Fort-

schreiten der Vegetationsperiode einen EinfluB auf das FreBverhalten der WeiB-

wangengänse haben, wurden die Schrittfrequenz in Abhanigkeit vom Datum Un-

tersucht.

Page 52: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

5. Ergebnisse 49

Die einfache Regressionsanalyse zeigt, daB die signifikante Wechselbeziehung

zwischen der abhangigen Variablen Schrittzahl und unabhängigen Variablen Da-

tum negativ 1st.

y = 48,134- 1,366 * Datum , r = 0,285, F = 85,815, p = 0,0001.

Die Unterschiede der Schrittrate in den Gebieten Ost und West wurden mit Hilfe

eines t-Test analysiert. Die durchschnittliche Schrittzahl (Tab.4) unterscheidet sich

in beiden Habitaten hochsignifikant (t = 8,378, p = 0,0001). Die Gãnse im Westen

gehen 16,12 Schritte mehr, als die Tiere im Osten.

Werden die Habitate wieder gesondert betrachtet, so zeigt sich, daB sowohl im

Westen als auch im Osten der Insel, in den Monaten Mãrz und April, die

Schrittzahl signifikant abnimmt. Die Anzahl der Schritte nimmt im Osten nur ge-

ringfugig ab (Abb 22a), einen halben Schritt pro Beobachtungstag. Im Westen 1st

die Abnahme der Schrittfrequenz ungefãhr doppelt so hoch (Abb. 22b).

Abb. 22a: Einfache Regressionsanalyse der Schrittfrequenz in Abhängigkeit zum Beob-

achtungszeitraum Mãrz und April 1997 im Osten der Insel, natürliche Salzwie-

Se: y = 29.071 - 0.578 * Datum , r2 = 0.085, F = 7.018, p = 0.010.

U):3

ci)

-c()Cl)

70

60

50

40

30

20

10

C

0

z

0 10 20

DATUM

30

Page 53: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

50 5. Ergebnsse

100

80•. s.

c:i• :• 60- .. -

4OI:$2:;

DATUM

Abb. 22b: Schrittfrequenz in Abhangigkeit zum Beobachtungszeitraum März und April

1997 im Westen der Insel, für Polder und beweidete Salzwiese: y= 50.23 -

1.249 * Datum, r2 = 0.243, F = 44.04, p = 0.0001

5.5.3 Plckfrequenz

Urn zu klãren, in weicher Weise die Pickfrequenz Information über die Verfugbar-

keit der Nahrungspflanzen und somit für Qualität der Gebiete für die Weil3wan-

gengänse liefert, wurde sie in Abhangigkeit zum Datum und zur Schrittfequenz in

den Habitaten untersucht.

Die Mittèlwerte der Pickfrequenz in Tabelle 4 zeigen, daB die Gänse im Westen

haufiger picken als im Osten. Em t-Test bestatigt den signifikanten Unterschied (t

= 10,765, p = 0,0001) in der Pickhãufigkeit. Die WeiBwangengânse, die im We-

sten, den Polder und der beweideten Salzwiese fressen, weisen 25,54 Picks pro

Minute mehr auf als die Gânse, die in der natürlichen Salzwiese weiden.

Die einfache Regressionsanlyse zeigt einen signifikanten ROckgang der Pickrate

(Abb. 23) innerhalb des Beoabachtungszeitraums (p = 0,001).

Page 54: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

5. Ergebnisse 51

200

150

ci

00 30

Abb 23: Pickrate in Abhängigkeit vom Datum, im März und April 1997. y = 155,453 -

0,739 * Datum, r2 = 0,052, F = 11,754, p = 0,001

Ob em Zusammenhang zwischen der Schritt- und Pickrate existiert, wurde mit

Hilfe elnes PEARSON Korrelationstest OberprOft. Die Analyse ergab eine signifi-

kante Korrelation zwischen Pick- und Schrittrate im Westen der Insel (r = 0,173, p

= 0,042). lm Osten, in der natürlichen Salzwiese, war die Wechselwirkung zwi-

schen Pick- und Schrittrate nicht mehr signifikant (r = 0,087, p = 0,448).

5.6 RUckkehrrate beringter Gänse mit Jungtieren in bezug auf Nah-

rungsaufnahme.

Im folgenden soilten die Unterschiede zwischen den Gänsepaaren, die mit und

ohne Jungtiere zurOckgekehrt sind, hinsichtlich der Nahrungsaufnahme untersucht

werden. Vergleiche der Ostlichen und westlichen Inseihabitate mit Hilfe von Re-

gressionsanalysen zeigten signifikante Unterschiede für die Nahrungsaufnahme-

parameter (Abschnitt 5.5 bis 5.5.2).

Da im Osten keine beringten here beobachtet wurden, kOnnen nur für die westli-

chen Inseihabitate Teil Rückkehrraten von Gänsen mit und ohne Jungtiere im Be-

zug zu den Nahrungsaufnahmeparameter registriert werden. Da in einigen Fallen

die Stichprobengrol3e sehr gering war, wurde auf eine statistische Auswertung

verzichtet.

10 20

Beobachtungstage

Page 55: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

52 5. Ergebnisse

Die Ergebnisse der Nahrungsaufnahme-Parameter der Wei Bwangengänse yam

Frühjahr, die im Herbst erneut gesichtet wurden, sind in Tabelle 6 dargestellt. Die

Ergebnisse sind wiederum für die jeweiligen Areale unterteilt in Gãnse, die Jung-

tiere mitführten und Paare ohne Jungtiere.

Wie Tabelle 6a zeigt, existieren geringe Unterschiede in der FreBaktivität für Gãn-

Se, die im Herbst mit Jungtieren wieder gesichtet wurden, verglichen mit Paaren

ohne Junge. Sie betragt durchschnittlich zwischen 50 und 60 Sekunden, ãhnlich

zu den Ergebnissen für die Frel3aktivitäten beider Gruppen im Polder (Tab. 6b)

Tab. 6a: Unterschiede in FreBaktivität, Schritt- und

Jungtiere in der beweideten Salzwiese

Mitteiwert N SD

Pickfrequenz für Gãnse mit und ohne

Mitteiwert N SD

Die Mitteiwerte der Schrittrate waren geringer für die Gänse mit Jungen, vergli-

chen mit den Gânsen ohne Jungtiere in der beweideten Salzwiese (Tab. 6a). Im

Polder hingegen, liegen die Mitteiwerte der Schrittfrequenz für beide Gruppen eng

beieinander.

Tab. 6b: Unterschiede in FreBaktivität, Schritt- und Pickfrequenz für Gânse mit und ohne

Jungtiere in der beweideten Salzwiese

Gänse mit

Jungtieren

Gänse ohne

Jungtiere

Polder Polder

Mittetwert N SD Mitteiwert N SD

FreBaktivität 51,5 sek. 2 1,414 54,83 sek. T 3,536

Schrittfrequenz 47 2 25,456 48 8 0,7071

Pickfrequenz 164,04 2 6,91 158,67 8 4,48

Gãnse mit

Jungtieren

Gânse ohne

Jungtiere

beweidete Salzwiese beweidete Salzwiese

FreBaktivitãt 55,25 sek. 11 2,828 56,08 sek. 18 11,314

Schrittfrequenz 39 11 5,656 47 18 2,1213

Pickfrequenz 158,38 11 27,52 159,65 18 23,536

Page 56: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

5. Ergebnisse 53

Bezuglich der Pickfrequenz unterscheiden sich die Mittelwerte, sowohi für beide

Habitate als auch für beide Gruppen, kaum voneinander. In der beweideten

Salzwiese (Tab. 6a) stimmen sie fast überein.

Die hohen Standardabweichungen sind zum Teil sicherlich durch die geringfugige

StichprobengroBe bedingt. Die kleine Datenmenge für den Polder (n = 2) ist da-

durch begrOndete, daB die WeiBwangenganse zum Zeitpunkt der Individualbeob-

achtungen im Frühjahr den Polder nur noch selten aufsuchten.

5.4 Die Körperkondition der WeiOwangenganse anhand des abdo

minalen Prof us

Die Mitteiwerte der Abdomenklassifizierung der WeiBwangenganse auf Schier-

monnikoog innerhaib des Beobachtungszeitraums sind in Abb. 24 dargestellt.

Für die natOrliche Salzwiese (Osten) ergab sich em durchschnittlicher Wert von

2,184 (Standardabweichung = 0,423), die Kategorie 3 wurde nicht überschritten.

Für die beweidete Salzwiese und den Polder (Westen) wurde em Wert von 2,624

(Standartabweichung = 0.524) ermittelt, hier wurde Abdomenkategorie 3 in einzel-

nen Fallen überschritten. Der durchschnittliche Wert des Abdomenindex Iiegt für

die Gänse, die Polder und beweidete Salzwiese nutzten urn den Wert 0,44 hOher,

als bei den Gânsen, die natürliche Salzwiese im Osten nutzen.

2.7

2.6

0a-,, 2.5a)C',

!o2.4

2.1

West Ost

Abb. 24: Abdominalindex für Weil3wangengänse in Westen und Osten von Schiermonni-

koog im März und April 1997.

Page 57: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

54 5. Ergebnisse

Die Ergebnisse einer 2-Wege- ANOVA zur Bestimmung der abdominalen Ent-

wicklung in den Habitaten Ost und West innerhaib des Untersuchungszeitraums,

sind in Tabelle 7a dargestelit. Das Abdomenprofil der Gänse unterscheidet sich

signifikant in den beiden Habitaten Ost und West. Die Varianzquelle Datum hat

keinen statistisch nachweisbaren Unterschied für die Abdomenentwicklung zur

Folge, hingegen sind die lnteraktionen von Habitat und Datum jedoch signifikant

(Tab.7b).

Tab. 7a: ANOVA-Tabelle für den Index des Abdomenprofils in Abhänigkeit zu Habitat und

Untersuchungszeitraum, im März und April 1997.

Varianzquelle dl Mean

Square

F-Wert p-Wert

Datum 1 0,028 0,118 0,731

Habitate (Ost/West) 1 6,609 28,353 0,0001

lnteraktion

Datum*Habitate

1 1,496 6,417 0,012

Residualvarianz 205 0,233

Der Post-hoc Test nach TUKEY-KRAMER (Tab.3b) zeigt, daB zwischen den Stu-

fen Osten und Westen Unterschiede in der Abdomenentwicklung bestehen.

Tab. 7b: Post-hoc Test für den Faktor Habitat und der Variablen Abdomenprof ii nach

Tukey-Kramer.

Unterschied p-Well

Osten vs. Westen 0,440 0,0001

In der ersten April Woche wurde im Westen, der beweideten Salzwiese und der

Polder eine Umstrukturierung der Gänsepopulation beobachtet. Dies zeigte sich in

der Weise, daB der grôBte Anteil der farbmarkierten Tiere nicht mehr in den Ge-

bieten zu sehen waren (siehe Anhang Tabelle la). AuBerdem wiesen die Gãnse,

die den Westen ab diesem Zeitpunkt nutzten, geringere Abdomenprofile auf.

Aus diesem Grund wurden die Daten für Osten und Westen unterteilt und geson-

dert dargestellt.

Page 58: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

5. Ergebnisse 55

Die Entwicklung des Abdomenprofils während des gesamten Untersuchungszeit-

raums 1st in Polder und beweideter Salzwiese, im Westen und in der natOrlichen

Salzwiese, im Osten der Insel, in Abb. 25a und 25b dargestelit.

4.00

3.50

3.00

I1 2.50

2.00

1.50

1.0024.03.97 02.04.97 04.04.97 05.04.97 06.07.97 07.04.97 16.04.97 17.04.97 18.04.97 19.04.97

Beobachtungsz.ltr.um Marz / April '97

Abb. 25a: Abdomenentwicklung im Untersuchungszeitraum März und April 1997, in der

natürlichen Salzwiese (Osten).

Das Abdomen der Gänse im Osten (Abb. 25a) zeigt geringeres Wachstum, als

das der Gânsen im Westen (Abb. 25b).

4.00

3.50

3.00

I2.50

2S

2.00

1.50

1.00

Abb. 25b: Abdomenentwicklung im Untersuchungszeitraum Mârz und April 1997 in Pol-

der und beweideter Salzwiese (Westen).

r.. p.. p.. p.. r- p.. p.. p.. p.. p... p.. p..a) C) C) a) C) a) C) C) C) C) C) a) a) C) C) C) 0) a)2 2 g 2 2;

Beobachtungszeltraum Mlrz I April 1997

Page 59: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

a

I

C

Abb. 26a:

4.00

3.50

3.00

I2.50

I2.00

C

1.50

Abdomenentwicklung vom 15.3. bis

Salzwiese, (Westen).

2.4.1997 in Polder und beweideter

Abb. 26b: Abdomenentwickung vom 8.4. bis 20.4. 1997 in Polder und beweideter

Salzwiese, (Westen).

56 5. Ergebnisse

Die Daten für die Abdomenprofile sind ab dem Zeitpunkt der beobachteten

Umstrukturierung unterteilt und in Abb. 26a und 26b dargestefit. Das durch-

schnittliche Abdomenprofil betrug 2,77. für die WeiBwangengãnse in der Zeit

vom 15.3. - 2.4 97 (Abb. 1 9a). Ab der ersten Aprilwoche (Abb 26b), betrug der

durchschnittliche Abdomenindex der Gãnse in diesem Gebiet 2,37.

4.00

3.50

3.00

2.50

2.00

1.50

1.00p... p.. F- . F- F- N. N. F- N. N.

0) 0) 0) 0) 0) 0) 0) 0) 0)C)8 8 2 8 8 8 8 $

8

B.obachtungszeltraum 15.3- 2.4. 97

1.00 —08.04.97 10.04.97 11.04.97 12.04.97 15.04.97

Beobachtungszeltraum 8.4..20.4. 97

19.04.97 20.04.97

Page 60: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

5. Ergebnisse 57

Urn zu klären, ob die Zunahme des Abdomen der WeiBwangenganse von den

Parameter die der Nahrungsaufnahme dienen, beeinflul3t wird, wurden die Habi-

tate Ost und West in Abhanigkeit zu FreBaktivität, Schritt- und Pickfrequenz unter-

sucht.

Die Ergebnisse der multiplen Regression zeigten keinen signifikanten EinfluB der

Schritt- und Pickrate sowie die FreBaktivitãt auf die Abdomenentwicklung der

Weil3wangengãnse. Dies triffi für beide Habitate, die natOrlichen Salzwiese im

Osten, und die Polder und beweideter Salzwiese im Westen zu.

Osten:

y = 2,942 + O,002*FreBaktivität - 0,0001 *Schriflrate - 0,007*Pickrate;

F= 1,156; r2=O,046; p=0,332.

Westen:

y = 1,448 + 0,01 2*Frel3aktvität + 0,002*Schrittrate + 0,003*Pickrate:

F= 1,597; r2 = 0,036; p=0,193

5.8 EinfluB von Biomasse und Pflanzenqualität auf die Nutzung der

unterschiedlichen Gebiete.

5.8.1 Biomasse

Die Veranderung der Biomasse innerhaib des Untersuchungszeitraums wurde mit

Hilfe einer Zweiwege-ANOVA, ausgewertet. Die Daten sind Iogarithmisch trans-

formiert, da zuvor eine lineare Abhânigkeit zwischen Mitteiwert und Standartab-

weichung bestand. Auf diese Weise wurde eine gesteigerte Varianzhomogenität

der Daten erreicht (Bockelmann, 1996; Lehner, 1996).

Die Ergebnisse der Varianzanalyse zeigen, daB der lebende Anteil der Pflanzen-

masse in alien drei Habitattypen (Polder, beweidete Salzweise, natOrliche

Salzwiese) und Ober den gesamten Untersuchungszeitraum signifikant abnimmt

(Tab.8a, Abb 27a und 27b). Der durchschnittliche Wert der grünen Pflanzenteile in

der natOrliche Salzwiese betrugt im November '97 1 0,9g/m2 und 1st im Januar bis

auf 4,42g/m2 abgesunken. Die Durchschnittswerte in den Polder liegen bei

1 0,56g/m2 im November und weisen im Januar nur noch 3,77g/m2 auf. Am gering-

Page 61: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

58 5. Ergebnisse

sten 1st der Anteil der lebenden Pflanzenteile in der beweideten Salzwiese. Hier

betrug der Durchschnitt in November nur 4,73g1m2 und war im Januar nur noch

2,81 g/m2.

Tab. 8a: ANOVA-Tabelle der Iebenden Biomassewerte, ** hoch signifikante Ergebnisse.

Varianzquelle df Mean Square F-Wert p-Well

Datum 2 1,161 60,762 0,0001**

Habitate 2 0,405 21,211 0,0001**

lnteraktion

Datum*Habitate

4 0,124 6,503 0,0001**

131 0,019

cJE

0)0C)C),(I)Cu

E0mC)0C)0U)

C)0)cC)

15

10

05

00November Dezember Jaruar

Datum

Abb. 27a: Durchschnittliche Menge an lebender Biomasse (g/m2, log. Werte) im gesam-

ten Untersuchungszeitraum '97-'98 (F = 10,449; p = 0,0001). Erlauterung zur

Graphik box und whisker plot": Die Box entspricht den beobachteten Daten,

die horizontale Linie in der Box ist der Median. Die vertikalen Linien, die nach

oben und unten von der Box ausgehen, entsprechen den Standardabwei-

chungen.

Page 62: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

5. Ergebnisse 59

Tab. 8b: Post-hoc Test für den Faktor Datum und der Variablen lebende Biomasse

(g/m2) nach Tukey-Kramer.

Unterschied p-Wert

Januar vs. Dezember -0,173 0,0001

November vs. Dezember 0,220 0,0001

November vs. Januar 0,394 0,0001

Die Anwendung des Post-hoc Testes nach TUKEY-KRAMER (Tab.8b) ermoglicht

die Unterscheidung zwischen den Stufen (November, Dezember Januar) des

Faktors Datum, hinsichtlich der Variablen lebende Biomasse. Der Test zeigt auf

hohem Signifikanzniveau Abweichungen zwischen alien Stufen.

15 I I

I Ij10 -

I

__

O5 II

00 -jPolder Salzwiese bw Salzwiese

Habitat

Abb 27b: Durchschnithiche Menge an lebender Biomasse (g/m2, log. Werte) für die je-

weiiigen Gebiete während des Untersuchungszeitraums '97-'98 (F = 68,499; p

= 0,0001). Erlauterung siehe Abb.27a.

Der Tukey-Kramer Test (Tab. 8c) zeigt die Unterschiede des Faktors Habitat

(Polder, beweidete Saizwiese und natüriiche Salzwiese) in Bezug auf die lebende

Biomasse. Es besteht em hohes Signifikanzniveau zwischen der beweideten

Salzwiese und der natüriichen Salzwiese, bzw. der beweideten Saizwiese und den

Polder. Die Unterschiede zwischen Poider und Salzwiese sind nicht signifikant.

Page 63: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

60 5. Ergebnisse

Tab. 8c: Post-hoc Test für den Faktor Habitat und der Vanablen lebende Biomasse nach

Tukey-Kramer.

Unterschied p-Wert

Polder vs. Salzwiese 0,037 0,709

bew. Salzwiese vs. Salzwiese -0231 0,000 1

bew. Salzwiese vs. Polder -0,194 0,0001

Im Gegensatz zur lebenden Biomasse zeigt die Varianzanalyse der toten Bio-

masse (Tab. 9a), daB sich das tote Pflanzenmaterial nur in den verschieden

Arealen signifikant unterscheidet. Das Datum hat keinen EinfluB auf die tote Bio-

masse.

Tab. 9a: ANOVA-Tabelle der toten Biomassewerte, ** hoch signifikante Ergebnisse.

Varianzquelle df Mean Square F-Wert p-Well

Datum 2 0,008 0,263 0,764

Habitate 2 2,528 78,444 0,0001**

lnteraktion

Datum*Habitate

4 0,057 1,777 0,137

Residualvarianz 131 0,032

Trendmäl3ig nimmt die Menge an toter Biomasse im Untersuchungszeitraum kon-

tinuierlich ab und 1st am hôchsten in der natürlichen Salzwiese (Abb. 28). Die

durchschnittliche Menge toter Biomasse betragt hier 18,68 gIm2. Dies ist also

mehr als doppelt so hoch wie die durchschnittliche Menge lebender Biomasse

(7,49 g/m2) in diesem Areal.

Die durchschnittliche Menge an abgestorbenem Material (8,49g/m2) in der bewei-

deten Salzwiese ist knapp doppelt so hoch, wie die der lebenden Pflanzenteile

(4,26 g/m2), aber insgesamt niedriger als in der natürlichen Salzwiese. Sie verrin-

gert sich kaum innerhalb des Untersuchungszeitraums.

Die Polder weisen im Vergleich durchschnittlich die geringsten Mengen an toter

Biomasse auf. Mit 6,4 g/m2 im Mittelwert Iiegt sie knapp em drittel hôher als die

durchschnittliche Menge der lebenden Biomasse (4,10 g/m2).

Page 64: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

5. Ergebnisse 61

Der Tukey-Kramer Test (Tab. 9b) bestätigt die Unterschiede der toten Biomasse

innerhaib des Habitats (Polder Salzwiese und beweidete Salzwiese).

15

(NE0)0)2 1.0U)U)C,)U)E0

ci)0)Cci)

00Potder

Abb. 28: Durchschnittliche

gen Gebiete im

lauterung siehe

Tab. 9b: Post-hoc Test für

key-Kramer.

Menge der toten Biomasse (g/m2, log. Werte) für die jeweili-

Untersuchungszeitraum '97-'98 (F = 83,762; p = 0,0001). Er-

Abb.27a.

den Faktor Habitat und die Variable tote Biomasse nach Tu-

Unterschied p-Wert

Salzwiese vs. Polder 0,501 0,0001

bew. Salzwiese vs. Polder 0,155 0,0001

bew. Salzwiese vs. Salzwiese -0,347 0,0001

Das Verhältnis von lebender zu toter Biomasse in den jeweiligen Gebieten (Tab.

10 a, Abb. 29a und 29b) gibt Aufschlu B hinsichtlich der Verfügbarkeit verwertbarer

Nahrung für die Gänse, da sie nur die grOnen, noch lebenden Pflanzenteile fres-

sen.

I

Salzwiese bw Salzwiese

Habitat

Page 65: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

62 5. Ergebnisse

Tab. lOa: ANOVA-Tabelle für das Verhältnis von lebender zu toter Biomasse, ** hoch

signifikante Ergebnisse, *signifikante Ergebnisse.

Varianzquefle df Mean Square F-Wert p-Wert

Datum 2 1,881 7,530 0,00 1 *

Habitate 2 2,479 9,922 0,000 1 **

Interaktion 4 0,947 3,788 0,006*

Datum*Habitate

Residualvarianz 131 0,250

Tab. 1 Ob: Post-hoc Test für den Faktor Datum und dem Verhãltnis der Variablen lebende

zu toter Biomasse nach Tukey-Kramer.

Unterschied p-Well

November vs. Dezember 0,526 0,0001

Januar vs. Dezember -0,147 0,465

November vs. Januar 0,674 0,0001

C)U)U)CC

E0

C)

0

C)

CC)

C)

Ci)

CC-C

0

0

**

I

6

5

4

3

2

0November Dezember

DATLM

Abb. 29a: Durchschnittliches Verhãltnis von toter zu lebender Biomasse im Untersu-

chungszeitraum '97-'98 (F = 20.455; p = 0,0001), * abweichende Werte,

stark abweichende Werte. Erlauterung siehe Abb.27a.

0

I— I

Page 66: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

5. Ergebnisse 63

Das durchschnittliche Verhältnis von lebender zu toter Biomasse (Tab. 1 Oa, Abb.

29a) 1st im Untersuchungszeitraum für aile Monate signifikant verschieden. Im No-

vember 1st das durchschnittliche Verhäitnis von lebender zu toter Biomasse, von

1.23, zugunsten der lebenden Pflanzen in alien Arealen am hôchsten. Im Dezem-

ber hat sich die Menge an grüner Biomasse für alie Gebiete urn fast die Häifte

verringert, dies verãndert sich auch im Januar wenig. Hier liegt em Verhâltnis im

Wert von 0,60 vor. Die Unterschiede zwischen den Stufen Januar und Dezember

sind auch nicht mehr signifikant (Tab. lOb).

6 I —

1-

Polder Satzwiese bwSalzwlese

HABITAT

Abb. 29b: Durchschnittiicher Anteii des Verhältnisses von lebender zu toter Biomasse im

Untersuchungszeitraum '97-'98 (F = 13,804; p = 0,0001), * abweichende

Werte, ° stark abweichende Werte. Eriãuterung siehe Abb.27a.

Tab. 1 Oc: Post-hoc Test für den Faktor Habitat und dem Verhàltnis der Variablen iebende

zu toter Biomasse nach Tukey-Kramer.

Unterschied p-Wert

Saizwiese vs. Polder -0,527 0,0001

bew. Salzwiese vs. Polder -0,516 0,000 1

bew. Saizwiese vs. Saizwiese 0,011 0,997

Page 67: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

64 5. Ergebnisse

In den Polder ist das Verhältnis am gOnstigsten, da hier der geringste Anteil an

toter Biomasse vorliegt. Die Werte der beweideten Salzwiese liegen zwar leicht

hôher als die der natürlichen Salzwiese, sind aber von denen der Salzwiese nicht

signifikant verschieden (Tab. lOc). Die natürliche Salzwiese weist den geringsten

Anteil an lebender Biomasse im Verhãltnis zu toten Pflanzen aus.

5.8.2 Kalorimetrische Bestimmung des Energiegehaltes der Nah-

rungspflanzen

Die Ergebnisse der Bombenkalorimetrie von Pflanzen und Gãnsekot im FrUhjahr

1997 sind in Tabelle 11 dargestellt. Eine statistische Auswertung dieser Daten war

nicht vorgesehen, da es sich hier urn einen Vorversuch mit zu geringer Stichpro-

bengrôBe handelte.

Die Energiewerte der Grasproben aus den entsprechenden Arealen unterschei-

den sich nicht stark voneinander. Auch 1st im Laufe des Untersuchungszeitraums

keine Veranderung im Kaloriengehalt zu erkennen.

Die chemische Analyse der Kotproben zeigt, daB hier der Energiegehalt im

Durchschnitt 2,6Kj/g- 3,4KJ/g geringer 1st als in den Grasproben.

Tab. 11: Ergebnisse der Bombenkalorimetrie für Gras- und Kotproben in den verschiede-

nen Gebieten im Frühjahr 1997.

Datum Habitat kalor. Wert

für Gras (KJ/g)

kalor.Wert

für Kot (KJ/g)

21.3.97 beweidete

Salzwiese

19,29 16,28

08.04.97 beweidete

Salzwiese

17,94 16,64

10.04.97 beweidete

Salzwiese

18,99 15,36

26.3.97 Salzwiese 18,69 15,96

07.04.97 Salzwiese 18,58 15,45

17.04.97 Salzwiese 18,42 15,94

02.04.97 Polder 19,43 15,58

Page 68: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

5. Ergebnisse 65

Die Varianzanalyse der kalorischen Werte zeigt für die Pflanzen im Untersu-

chungszeitraum Herbst / Winter 1997-98 elnen signifikanten Unterschied (Abb.

30). Dies bezieht sich jedoch nur auf den Zeitabschnitt zwischen November und

Januar (Tab.12). Der durchschnittliche kalorische Wert steigt Ieicht an. Im No-

vember betrugen die Werte für alle Gebiete 19,7KJ/g und erreichten 20,12 KJ/g

im Januar.

Die Ergebnisse der Varianzanalyse weisen keine Unterschiede im Kaloriengehalt

innerhaib der jeweiligen Gebiete auf (F = 2,573, p = 0,089). Der Energiewert der

Pflanzen scheint hier in einem engeren Bereich zueinander zu liegen. Ahnliche

Ergebnisse hat auch der Vorversuch vom Frühjahr gezeigt (Tab. 11).

21 —0)

*

Co

___

;J2O

HNovember Dezember uauar

DATUM

Abb.30: Durchschnittlicher Kaloriengehalt der Nahrungspflanzen im Untersuchungszeit-

raum '97-'98 (F = 4,289, p = 0,021), * abweichende Werte, ° stark abweichen-

de Werte. Erlauterung siehe Abb.27a.

Tab. 12: Post-hoc Test für den Faktor Datum und der Variablen Kaloriengehalt nach Tu-

key-Kramer.

Unterschied p-Wert

November vs. Januar -0,390 0,026

Januar vs. Dezember 0,087 0,844

November vs. Dezember -0,302 0,103

Page 69: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

66 5. Ergebnisse

5.8.3 Verdaubarkeit und Faseranteile der Nahrungspflanzen derWeil3wangenganse.

Die Ergebnisse der chemischen Analyse der in den Nahrungspflanzen enthalte-

nen Faseranteile, ADF (acid detergent fibre) vom Frühjahr 1997 sind in Tabelte 13

dargesteilt.

Tab. 13: Ergebnisse der ADF-Bestimmung für Gras- und Kotproben yam FrOhjahr 1997.

Datum Habitat ADF (%)

für Gras

ADF (%)

für Kot

21.3.97 beweidete Salzwiese 17,96 25,72

08.04.97 beweidete Salzwiese 19,96 26,95

10.04.97 beweidete Salzwiese 22,38 26,80

26.3.97 Salzwiese 19,54 26,06

07.04.97 Salzwiese 19,29 28,19

17.04.97 Salzwiese 21,91 28,42

02.04.97 Polder 16,71 24,51

Die Analyse dieser Proben wurde ebenfalls als Vorversuch durchgefOhrt und elne

statistische Auswertung war nicht geplant. Die Ergebnisse soilten nur als Indikato-

ren für die Anteile an Strukturkohlehydraten in den Pflanzen und dem Gänsekot

der verschiedenen Gebiete dienen.

Die Ergebnisse der Analyse ergaben, daB der ADF-Gehalt im Gänsekot für die

beweidete Salzwiese im Durchschnitt 6% hOher liegt als in den Pflanzen dieses

Areals. Für die natürliche Salzwiese liegt der ADF-Gehalt im Kot 7% hôher als in

den Pflanzenproben und im Polder sind es mehr als 8%.

Die Varianzanalyse der ADF-Bestimmungen (Tab.14a) vom Herbst / Winter '97-

'98 zeigten, daB die durchschnittlichen Unterschiede in den verdaubaren Anteilen

der Pflanzen sich nur über den Zeitraum signifikant verändern. lnnerhalb der je-

weiligen Areale sind die durchschnittlichen ADF-Werte nicht signifikant voneinan-

der verschieden.

Page 70: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

5. Ergebnisse 67

Tab. 1 4a: ANOVA-TabeHe für den ADF-Gehalt.

Varianzquelle df Mean Square F-Wert p-Well

Datum 2 34,119 7,486 0,002

Habitate 2 6,680 1,466 0,246

Interaktion

Datum*Habitate

4 0,378 0,083 0,987

Residualvarianz 33 4,557

30

25

20

__

(PU-c

15 -

10November Dezerner Januar

DATUM

Abb. 31: Durchschnittliche ADF-Werte für die Nahrungspflanzen im Untersuchungszeit-

raum '97-'98 (F = 9,519 p = 0,0001), * herausfaDende Werte. Erlauterung sie-

he Abb.27a.

Der Anteil an unverdaubaren Pflanzenfasern nimmt innerhaib des Untersu-

chungszeitraums signifikant ab (Abb. 31, Tab. 1 4a), von Hôchstwerten im Novem-

ber zu Minimaiwerten im Januar. Der Tukey-Kramer Test (Tab. 14b) zeigt, daB die

signifikanten Unterschiede des ADF-Gehaltes zwischen November und Dezem-

ber, bzw. zwischen November und Januar liegen. Zwischen Dezember und Januar

sind die Unterschiede nicht signifikant.

Page 71: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

68 5. Ergebnisse

Tab. 14b: Post-hoc Test nach Tukey-Kramer für den Faktor Datum und den ADF-Gehalt

der Nahrungspflanzen.

Unterschied p-Wert

November vs. Dezember 2,339 0,011

November vs. Januar 3,134 0,001

Dezembervs.Januar -0,795 0,615

5.8.4 EinfIuI3 der Biomasse und Pflanzenqualitat auf die Anzahl und

Verteilung der Jungtiere und der beringten WeiBwangenganse.

Urn zu klâren, ob und in weicher Weise der Anteil an lebender Biomasse em Krite-

rium für die Qualität eines Habitats ist, wurde mit Hilfe des PEARSON Korrealtion-

stest gezeigt, ob dies mit der Anzahl der Gânse in den jeweiligen Gebieten in be-

zug zu bringen ist.

Der Test hat gezeigt, daB zwischen der Anzahl und der Verteilung der WeiBwan-

gengänse und dem Habitat keinen signifikanten Zusammenhang (r = 0,096, p =0,392) besteht. Genau umgekehrt verhâlt es sich mit der Verteilung der juvenilen

WeiBwangenganse. Hier besteht em hochsignifikanter Zusammenhang zwischen

Anzahl der Junggànse und dem Habitat ( = 0,336, p = 0,0001). Auch bei der Ver-

teilung der beringten WeiBwangenganse zeigt der Korrelationstest einen Signifi-

kanten Zusammenhang zum Habitat (r = 0,296, p = 0,019).

Bei der Betrachtung der Verteilung aVer WeiBwangenganse und der lebenden

Biomasse zeigt der Test (r = 0,450, p = 0,014) eine signifikante Korrelation (Abb.

37).

Bei der Verteilung derjuvenilen (r = 0,135, p = 0,322), sowie bei der Verteilung der

beringten WeiBwangenganse (r = -0,087, p = 0,499) scheint der Anteil der leben-

den Biomasse jedoch keinen EinfluB zu haben.

Page 72: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

5. Ergebnisse 69

25

(NE

S -

ci)Cl)Cl)

15 -

0 1000 2000 3000 4000 5000

Anzahl der Wei13wangengnse

Abb. 32: Verteilung der gesamten WeiBwangengans-Population während des Uberwinte-

rungszeitraums '97-'98 im Verhältnis zur lebenden Biomasse (p = 0,014, F =

6,346, r2 = 0,074).

Page 73: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

70 6. Diskussion

6 Diskussion

In dieser Arbeit soil untersucht werden, weiche Habitate, Salzwiese oder Poider,

von WeiBwangengansen wãhrend der Uberwinterung und der anschlieBenden

Migration im Frühjahr auf Schiermonnikoog bevorzugt genutzt wird. Durch Em-

schätzen des FreBverhaltens und der Korperkondition der Gânse, der Nutzung

der jeweiligen Gebiete und der Pflanzenqualitat, kann auf den Nutzen der ver-

schiedenen Habiattypen Aufschlu B geschiossen werden.

Die Gebiete auf Schiermonnikoog sind sehr übersichtlich und erlaubten es daher,

ohne die Gänse zu stôren, regelmaBige Zahlungen und Verhaitensbeobachtungen

durchzuführen.

6.1 Bewertung der Methoden

Die Einzeltierbeobachtung (focal sampling) ist elne sehr genaue Methode, urn

mehrere Verhaitensweisen eines ausgewahlten lndividuurns wâhrend einer be-

stimmten Zeit zu erfassen. Indem man sich auf das Verhalten eines einzelnen

Tieres konzentriert, kann man genaue Daten zu Häufigkeit und Dauer verschiede-

ner Verhaltensweisen sammein. Die ist insbesondere hilfreich, wenn diese Me-

thode mit anderen Formen der Datenerhebung kombiniert wird. (Lehner, 1996).

Besagte Methode erwies sich jedoch bei der Beobachtung der Gänse in groBen

Gruppen, in denen die Tiere nicht individuell markiert waren als schwierig in der

DurchfOhrung.

Dies traf besonders auf die Gebiete der natOrlichen Salzwiese zu. Es kam hãufi-

ger vor, daB während einer Beobachtungseinheit das fokusierte Tier aus dem

Sichtfeid verschwand und die bis dahin erworbenen Daten verworfen werden

mu Bten.

Bei feuchtwarmen Wetterlagen war die Sichtweite durch Flimmern der Luft oder

Nebel oft stark beeintrachtigt. Weiterhin erwies sich die Beobachtung der Gânse

in der natüriichen Salzwiese als problematisch, da groBe Distanzen zu den Tieren

eingehalten werden muBten. Die Gänse in diesem Gebiet waren sehr anfallig für

Störreize. In einigen Fallen wurde dann auf Verhaltensbeobachtungen in diesem

Gebiet verzichtet, urn etwaige Fehlinterpretationen zu vermeiden.

Page 74: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

6. Diskussion 71

Speziell in der natürlichen Salzwiese, im Osten, bestand die Môglichkeit der Be-

einflussung der Ergebnisse durch MeBwiederholung, well die Tiere nicht beringt

waren. Somit war theoretisch môglich das ,,focal-Tier" mehrfach zu beobachten,

ohne daB dies auffallig geworden ware. Da die Gruppen jedoch verhältnismãBig

groB waren, mit meist über Tausend Individuen, war die Wahrscheinhichkeit, em

Tier zweimal zu beobachten, relativ gering.

Bei der Registrierung des Juvenilanteils und der Proportionen von Gãnsen mit

Farbringmarkierung, wurde die ,,scan-sampling" Methode angewendet. Diese

Verfahrensweise ermoglicht es, bei einer groBen Anzahl von Tieren eine genaue

Datenerhebung vorzunehmen.

Dieses Vorgehen war jedoch bei extremem Wetterlagen nicht durchführbar. Bei

starken Wind oder Sturm waren versammelten sich die Gänse in groBen Grup-

pen. Dabei waren sie so dicht zusammengedrängt, daB es nur noch moglich war,

die Farbringmarkierungen von den Tieren zu registrieren, die sich am Rande der

Gruppe aufhielten. Da dies eine Verzerrung der realen Verteilung von beringten

zu unberingten Gänsen Folge hätte, wurde an soichen Tagen die Datenerhebung

unterbrochen. Ahnlich verhielt es sich mit der Erfassung der Jungtiere. Da ihre

ldentifizierung anhand des Gefieders erfolgt, war eine eindeutige Zuordnung bei

schlechtem Wetter, aufgrund der kompakten Erscheinung der Gruppe, nicht mehr

zu erzielen.

Während der Unterbrechung der Beobachtungen vom 11. Dezember '97 bis 11.

Januar '98 kônnten die nicht kontinuierliche erhobenen Daten zu elner Vertâl-

schung der Ergebnisse fOhren. Es war jedoch zu erwarten, daB keine drastischen

Unterschiede in der Verteilung der Gänse stattfinden. Dies wOrde bedeuten, daB

die Daten aus der ersten Dezember- und Januarhälfte nicht von denen der zwei-

ten Dezember- und Januarhãlfte abweichen.

6.2 Verteilung der WeiBwangengänse (Bra nta leucopsis) in den

verschiedenen Habitaten von Oktober 1997 bis Januar 1998

Die Entscheidung darüber, ob und in welchem AusmaB em Areal von einem Tier

genutzt wird, beruhen generell auf Erfahrungen bezüglich dessen Nutzbarkeit.

Dies beinhaltet hauptsâchlich die Maximierung der Nahrungsaufnahme, als auch

Page 75: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

72 6. Diskussion

die Kosten, die durch erhOhte Distanz zum Frel3platz entstehen oder dem Risiko

durch Predatoren (Gill, 1996).

Urn die Faktoren der Wahi eines bestimmten Habitats herauszufinden, haben ei-

nige Studien theoretische Grundgeruste in Form sogenannter depletion models",

Verringerungs-Modelle, ersteilt (Sutherland und Anderson, 1993; Sutherland und

Allport 1994; Vickery et al., 1995; Percival et al., 1996). Dies Modelle beschreiben

das Verhalten von Herbivoren und deren Verbreitung in Relation zur Vegetation in

Abwesenheit von Stoning (Sutherland und Allport 1994). Es wird angenom men,

daI3 die sich Tiere in einem Habitat mit der hOchsten Nahrungsdichte ansammein

und es ausbeuten. Während des Voranschreiten des Ausbeutungsprozess breiten

sich die Tiere dann Ober Bereiche mit geringerer Nahrungsdichte aus (Comins

und Hassel, 1979; Bernstein et al 1988 und 1991).

Die Gãnse treffen im Herbst in kleineren Gruppen etappenweise, aus den Brut-

oder Sommergebieten kommend, auf Schiermonnikoog em. Der Anstieg der Po-

pulation verläuft nicht gleichmaBig, da die Tiere wâhrend grol3er Kãlteperioden

Schiermonnikoog verlassen und das nahegelegen Festland aufsuchen, urn Schutz

zu suchen und später zurückkehren (persOnl. Mitteilung Dr. M. Loonen, Universitãt

Groningen).

Nach ihrer Ankunft im Oktober saBen die Gänse haufig in der beweideten

Salzwiese; nur während der Ruhephasen und die für Kôrperpflege Waren die

WeiBwangenganse im Watt anzutreffen. In dieser Anfangsphase waren sie selten

in den Poldergebieten zu sehen. Erst gegen Anfang November, als die Gruppen

grOBer wurden, sind die Tiere allmâhlich in den nahegelegenen Polder eingewan-

dert. Aus Beobachtungen war zu vermuten, daB die WeiBwangenganse während

der Uberwinterungsphase selten, oder nur zu einem geringer Teil die Ostliche

Salzwiese nutzen würden (persOnl. Mitteilung. Julia Stahl, Abt. für Tierôkologie der

Universität Groningen). Aus diesem Grunde wurden die Zahlungen hier nur zwei-

mal pro Monat durchgeführt.

Warum sich aber an manchen Tagen eine relative hohe Anzahl von WeiBwan-

gengänsen in der natürlichen Salzwiese aufhielt (Abb. 15) kann nur vermutet wer-

den. Es wurde wiederholt beobachtet, daB sich die Tiere speziell bei starkem Re-

gen und Nebel nicht in den Poldergebieten aufhielten. Die beweidete und natürli-

che Salzwiese sind im Gegensatz zu den flachen und einheitlichen Polder vielfäl-

Page 76: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

6. Diskussion

tig strukturiert. Kleinere Erhebungen, DOnen, BOsche und Abbruchkanten an den

Prielen scheinen den Tieren besseren Schutz zu bieten.

Die Habitatnutzung durch Gänse, wurde in vielen Studien anhand der Defäkati-

onsrate in Form von ,,dropping plot"- Experimenten dokumentiert (Owen, 1971;

Ebbinge et al., 1975; Bédard et aL,1986; Summers und Critchley, 1990; Black et

al. 1992; Percival, 1993; van der Wal, 1998). Die Defäkationsrate bei diesen Tie-

ren 1st relativ konstant und deshaib ist die Dichte von Kotablagerung em verläBli-

ches MaB für die Aktivität der Gänse in einem Gebiet.

Wenn auf Schiermonnikoog im FrOhjahr, aufgrund von einsetzendem Pflanzen-

wachstum, em groBer Tell der Weil3wangengans-Population in die Salzwiesen

wechselt (Prins und Ydenberg, 1985), weiden die Tiere im unteren, südlichen Be-

reich der Salzwiese. Sie breiteten sich dabei im Laufe der Zeit weiter nôrdlich aus

und nutzten diesen gesamten südlichen und mittleren Bereich der Salzwiese.

Im Winter scheint dies nicht so zu sein. Die dropping plots, an drei Stellen rando-

misiert plaziert, die auch im FrOhjahr regelmaBig von den Gänsen besucht wur-

den, lieferten keine Erklärung für die Nutzung in diesem Gebiet. Bei den regelmã-

Bigen, zweiwôchigen Kontrollen wurden im Gebiet generell zwar vereinzelte bis

groBere Kotablagerungen gefunden, jedoch nicht auf den Versuchsflächen.

Wenn man also von den Kotablagerungen auf die von den Gãnsen genutzten Ge-

biete schlieBen kann, so befinden sich die Tiere, wenn sie im Winter dieses

Habitat nutzen, viel weiter südlich, am Rande des Wafts. Dieser Bereich wurde im

Frühjahr stark von Ringelgansen frequentiert, und seltener, oder nur in kleinen

Gruppen von Weil3wangengänsen. Es scheint also, daB im Winter das Nahrungs-

angebot in diesem Bereich von den WeiBwangengänsen dem der hôher gelege-

nen Salzwiese vorgezogen wird.

6.2.1 Habitatpraferenzen und Verteilung der WeiBwangengänse in

der beweideten Salzwiese und der Polder

In der Literatur sind verschiedene Erklarungsansätze bezOglich der Habitatwahi

aufgezeigt. So haben Prins und Ydenberg (1985) das Ubersiedein der WeiBwan-

gengänse vom Grasland in die Salzwiese auf der Basis des jahreszeitlichen

Wechsels des Nahrtoffgehaltes in den Nahrungspflanzen erklärt.

Page 77: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

74 6. Diskussion

Drent und Prins (1987) haben vermutet, daB die Ausbeutung der Nahrung in ei-

nem Areal die Aufnahmerate reduziert. Dies kônnte dann einerseits zu einer Urn-

schichtung in den Nahrungskomposition oder einem Wechsel des Habitats führen,

oder zu beidem.

Cooch et al., (1993) haben einen vergleichbaren Wandel in Nahrung und Nah-

rungshabitat bei Schneegansen (Anser caerulescens caerulescens) beschrieben.

Dennoch sind die Funktionen der Habitatausbeutung, des Habitatwechsels und

deren Folgen auf die Nahrungsaufnahmerate der Gänse noch nicht hinreichend

analysiert und erklãrt (Vickery et al., 1995).

Trotz der kontinuierlich eintreffenden Weil3wangenganse im Untersuchungsgebiet,

verteilten sich die Tiere nicht, wie man vermuten könnte, in den umliegenden Pol-

der. Obwohl alle Gebiete wiederholt beweidet wurden, sind die verschiedenen

Areale von den WeiBwangengansen unterschiedlich stark frequentiert worden.

Ydenberg und Prins (1981) fanden heraus, daB die Beweidungsaktivitat von

WeiBwangengansen mit der Wachstumsrate der Pflanzen korreliert. Sie 1st dort

am hôchsten, wo das Pflanzenwachstum am stärksten 1st. Verschiedene Studien

(Zelimer et al., 1993; Wegener und Odasz 1997) haben gezeigt, daB wiederholtes

Beweiden das Pflanzenwachstum stimuliert. Pflanzen, die starkem Beweidungs-

druck gegenOber tolerant sind, kônnen dies durch entsprechendes Wachstum

kompensieren (McNaughton, 1983). Rowcliffe et al. (1995) haben herausgefun-

den, daB Ringelganse (Branta bernicla) em irregulares Muster im Bezug auf Be-

weidung der unterschiedlichen Areale zeigen. Sie vermuten, daB die Gânse hier-

durch ihre Langzeit-Aufnahmerate maximieren. Diese Beweidungsstrategie würde

eine hôhere Rate der verdaubaren Pflanzenteile durch die Kombination vom Ver-

hältnis Pflanzen masse zu Pflanzenqualitat erzielen.

Es ist bekannt, daB junges Pflanzenmaterial Ober einen hohen Proteingehalt ver-

fOgt und gleichzeitig einen geringen Anteil an Strukturkohlehydraten, wie Zellulose

und Hemizellulose, aufweist (Milton, 1979; Rockwood 1974).

Dies kônnte zumindest em Hinweis auf die unregelmal3ige Nutzung mancher Pol-

der durch die Weit3wangenganse sein (Abb: 16a, 16c, 16g). Rowcliffe et al. (1995)

haben ebenfalls darauf hingewiesen, daB die unregelmäBige Nutzung verschie-

dener Gebiete mit einem bestimmten Grad an Storung einhergehen kann. Dies 1st

môglicherweise eine Erklarung für die unregelrnäBige Nutzung von Polder 4 und

Page 78: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

6. Diskussion 75

Polder 5west: Hier wurden die Gänse haufiger gestôrt und mit Leuchtraketen ver-

jagt. AuBerdem waren entlang den westlichen Polder, nahe beim Don, mehr Stô-

rung durch Stral3enverkehr zu beobachten, als in den weiter Ostlich gelegenen

Gebieten. Diese Einwirkung von anthropogenen Stôrfaktoren als EinfluB auf die

Habitatwahi werden in verschieden Studien dargestelit (Bélanger und Bédard,

1990; Stock 1993; Stock et al., 1995). Madsen (1985 und 1994) hat gezeigt, daB

StOrfaktoren, ausgehend von menschlichen Aktivitäten, eine zeitweilige Anderung,

sowohi im Verhalten als auch in der râumlichen Verteilung von Kurzschnabelgan-

sen (Anser brachyrhynchus) verursachen.

Urn endgultig relevante Aussagen über die Verteilung der WeiBwangengänse in

den Habitaten auf Schiermonnikoog machen zu kônnen, ware es sinnvoll, weitere

Untersuchungen durchzuführen, die in dieser Arbeit nicht beachtet werden konn-

ten. So kOnnten zurn Beispiel Vergleiche von Aktivitâts- und Energiebudgets der

Gänse im Osten und Westen der Insel zusätzliche Interpretationsmôglichkeiten für

die WahI eines bestirnmten Habitats liefern.

Aul3erdem kônnen anthropogene Stôrfaktoren oder Dominanz-Hierarchien zwi-

schen den WeiBwangengans-Familien Auswirkungen auf die Venteilung und Nut-

zung der verschieden Habitate ausüben

6.6.2 Habitatnutzung und Verteilung der beringten WeiBwangengän-

se im Untersuchungsgebiet

Die Farbberingung der gotlandischen Brutpopulation wurde 1984 begonnen

(Larsson et al., 1988). Die Propontionen den farbbeningten baltischen Population ist

jedoch unterschiedlich in den einzelnen Kolonien. In der am meisten untersuchten

Kolonie sind ungefähr 30% den Gänse individuell beningt. In den anderen balti-

schen Kolonien sind erheblich weniger Tiere markiert. Die geschätzte ZahI der

Individuen im gesamten baltischen Raum (Schweden, Estland und Finnland) be-

läuft sich auf circa 17000 Tiere ( Larsson und van der Jeugd, 1998). Es liegt bis-

lang noch keine neuere Berechnung von, aben den geschätzte Bestand an leben-

den, fanbig mankierten Gânsen beträgt für die gesamte baltische Population in et-

wa 15% (schriflt. Mitteilung, Dr. Kjell Larsson, Universitât Uppsala).

Es wurde geschâtzt, daB in der arktischen Population nur noch circa 0,5 Promille

lebender, mit Farbningen markierter WeiBwangengànse vorhanden sind (schriflt.

Page 79: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

76 6. Diskussion

Mitteilung Dr. Kjell Larsson, Universitãt Uppsala). Während der gesamten Berm-

gungsperiode von 1956-1987 war und ist, bis zum heutigen Tag, in Rul3land die

Jagd auf Weil3wangenganse erlaubt (Ebbinge et al., 1991).

Der Gesamtanteil der beringten WeiBwangenganse im Uberwinterungszeitraum

auf Schiermonnikoog betrug durchschnittlich 18,44%. Es kann vermutet werden,

daB es sich hierbei urn einen Grol3teil der baltischen Weil3wangengans-Population

handelt.

In Polder 8, dem Gebiet, das am weitesten Ostlich liegt und an die beweidete

Salzwiese angrenzt, wurden in November die hôchsten Anteile an beringten

WeiBwangengansen registriert. Obwohl Polder 8 nur durch einen asphaltierten

Feidweg getrennt an Polder 7 und 6 angrenzt, wurden diese im November nur

gelegentlich oder gar nicht aufgesucht. Gegen Ende des Monats waren dann häu-

figer kleinere Gruppen in Polder 5ost anzutreffen. Tendenziell verlief die Vertei-

lung sowohi der beringten Gânse, wie auch der gesamten Population in den Ge-

bieten innerhaib des Untersuchungszeitraums von Ost nach West. Da die vorlie-

genden Daten Ober die Verteilung keine befriedigende Erklarung für die GrUnde

der Habitatwahi liefern, kônnten hier môglicherweise Freilandexperimente Auf-

schiuB darüber geben, warum gewisse Gebiete stark frequentiert und andere

kaum genutzt wurden. Dies kônnte in Form der Manipulation der Weidegrunde

erfolgen, indem artifiziell gute und schlechte Bedingungen für die Gânse ge-

schaffen wurden.

6.3 Familienstruktur bel beringten und beringten Weil3wangen-

gãnsen

Bei den meisten WeiBwangengansen, die Mifle bis Ende Oktober im Uberwinte-

rungsgebiet eintrafen, war der Anteil an juvenilen Gânsen noch sehr gering. Ver-

mutlich handelt es sich bei diesen Tieren urn Paare, die nicht erfoigreich gebrütet

haben oder urn nicht verpaarte Gãnse oder Jungtiere aus dem Vorjahr.

Der Bruterfoig arktisch brütender Gãnse ist von vielen Faktoren abhangig. Das

Verhâltnis zwischen angereichertem Korperfett im späten Winter und Frühjahr und

dem daraus resultierenden Bruterfoig wurde schon in vielen Studien bestatigt

(Ankney, 1977; Ankney und Maclnnes, 1978; Drent und Daan, 1980; Davis und

Cooke, 1983). Andere Untersuchungen haben gezeigt, daB auch die Wetterbe-

Page 80: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

6. Diskussion 77

dingungen im Uberwinterungsgebiet mit dem Bruterfolg bei WeiBwangengansen

korreliert sind, da sie die Bedingungen zur Nahrungsaufnahme beeinflussen kôn-

nen (Fox und Gitay, 1991). Wenn die Gänse mit zu geringem Korpergewicht in

den Brutgebieten ankommen, resultiert dies oft in geringer GelegegroBe oder in

erfolgloser Brut (Choudhury et al., 1996). Frühe Ankunft im Brutgebiet erhôht die

Uberlebensrate der Gôssel jedoch dadurch, daB sie genugend Zeit haben, Kôr-

perreserven für die Migration in die Uberwinterungsgebiete anzusammeln. Em

Nachteil besteht bei Erstankômmlingen im moglichen Verlust des Geleges durch

Predatoren.

Prop und de Fries (1993) weisen auf zusâtzliche Faktoren hin, die den Bruterfoig

beeinflussen kônnen. Em späteres Einfinden, nach der Schneeschmelze, erhôht

die Wahrscheinhichkeit für einen erfoigreichen Schlupf.

Es ist anzunehmen, daB all diese genannten Faktoren für die baltische Brutpopu-

lation em untergeordnete Rolle spielen. Die Nahrungsmoglichkeiten im Brutgebiet

scheinen besser (Black et al., 1991), auBerdem haben die Gänse kürzere Migrati-

onswege. Deswegen kônnte angenommen werden, daB die Tiere nicht dem

Zwang unterliegen, einen optimalen Abreisezeitpunkt bzw. den optimalen Zeit-

punkt der Ankunft in den Brutgebieten zu wählen.

In den Ergebnissen der Familienstruktur dominieren eindeutig Familien mit einem

oder zwei Juvenilen (Tab.3a, 3b), sowohl bei unberingten als auch beringten Gän-

sepaaren, wie vor allem die Novemberergebnisse zeigen.

Dies ist tendenziell auch im Dezember und im Januar zu erkennen, obwohl die

Erhebung der Daten, und somit die VerläBlichkeit der Ergebnisse, in diesen Mo-

naten wegen des schlechten Wetters stark eingeschrânkt war.

Interessant 1st weiterhin das durchschnittliche Verhältnis von Juvenilen zur Grup-

pengroBe. Die Gebiete Polder 7, Polder 5ost und -west wurden im November nur

von wenigen und kleineren Gruppen genutzt. Dies lãBt die Vermutung offen, daB

die Familien es vorziehen, sich in Gruppen, haufig � 2000, aufzuhalten (Abb. 16c,

16e, 16f). In den Gebieten, Polder 7, Polder 5ost und -west, sind die Ergebnisse

für unberingte Gãnse ähnhich wie die bei beringten Tieren. Auffallig ist auch, daB

die meisten Familien mit nur einem Nachkommen in der grôBeren Gruppe, in Pol-

der 8, beobachtet wurden.

Page 81: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

78 6. Diskussion

Generell scheint eine Tendenz erkennbar, daB sich die Familien in kielneren

Gruppen aufhalten (Abb. 20)., die etwas abseits, wenn auch meist im Sichtkontakt

zu den grãfleren Gruppen, lagen.

In den grol3eren Gruppen wurde beobachtet, daB sich die Gänse mit Jungtieren

verstãrkt am Rand der Kolonien aufhielten.

6.4 Das Verhalten der Weil3wangengänse bei der Nahrungsaufnahme

Innerhaib einer stabilen Population und einer beständigen Umwelt, tendieren mdi-

viduen dazu, wenig Veranderungen in ihrem Verhalten zu zeigen (Black et al.,

1991). Erst wenn sich der Selektionsdruck verãndert oder nicht mehr vorherseh-

bar ist, scheinen Individuen andere Strategien auszuwâhlen (Maynard Smith,

1982, Parker, 1984). Die Tiere, die em neues oder em sich verãnderndes Habitat

erfoigreich ausnutzen, können einen positiven Effekt auf die Produktivitãt der ge-

samten Population haben (Parker, 1985). Em Beispiel hierfOr sind die WeiBwan-

gengänse, die auf Spitzbergen brüten. Diese Population war zwei destabilisieren-

den Effekten ausgesetzt, einem dramatischen Anstieg der Population und Quali-

tätsveranderungen ihres traditionellen Rastgebietes (Ebbinge, 1992). Dies hatte

zur Folge, daB die Gãnse von den äuBeren Inseln näher zum Festland übersie-

delten, urn dort auf landwirtschaftlich genutzten Flächen zu weiden (Gullestad et

al., 1984). Es ist anzunehrnen, daB die Qualität der Nahrungspflanzen der Agrar-

flächen für die Gänse mehr von nutzen ist, als die der natürlichen, unbehandelten

Flächen (Black et al., 1991). Daraus resultierend kônnten sich Gânsepopulatio-

nen, die zwei unterschiedliche Habitate nutzen, in ihrem Bruterfoig unterscheiden.

Weiterhin hat sich gezeigt, daB Herbivore sehr selektiv in der Wahi ihrer Nahrung

sind. Bei Schafen hat man herausgefunden, daB sie sich nur für bestimmte Gras-

sorten entscheiden, wenn man ihnen eine Wahl IäBt (Stapeldon, 1954). Arnold,

(1 960a) zeigte, daB Schafe Pflanzenteile anhand ihres Stickstoffgehalts und den

Faseranteilen auswählen.

In der vorliegenden Arbeit wurden, unter anderem, die verschiedenen Nahrungs-

aufnahmeparameter der Wei Bwangenganse analysiert.

Es solite herausgefunden werden, ob die Prãferenz der Gänse für em bestimmtes

Gebiet auf Schiermonnikoog ihnen, bezogen auf die Anreicherung ihrer Energie-

Page 82: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

6. Diskussion 79

reserven, Vorteile verschafft. In Studien, speziell bei arktisch brütenden Gänsen,

wurde bislang die Menge an KOrperfett mit einer erfoigreichen Brut in Verbindung

gebracht (Tombre et at., 1996; Ebbinge und Spaans, 1995; Prop und de Vries,

1993; Fox und Gitay, 1991; Teunissen etal., 1985; Ankney und Maclnnes, 1978).

Ats die Weil3wangenganse im Herbst aus den Brutgebieten auf Schiermonnikoog

eintrafen, weideten sie fast uneingeschrankt im Polder. Nur unter extremen Wile-

rungseinftOssen, wie Nebet, Sturm oder bei starkem Regen, hielten sie sich in

kleineren Gruppen in der beweideten und natOrlichen Salzwiese auf. Vermutlich

fanden sie dort besseren Schutz, ats auf den offenen Flächen der Polder. Sobald

sich die Wetterlage besserte, fanden sich die Gänse wieder auf den Iandwirt-

schaftlichen genutzten Weideflâchen em.

Ungefahr gegen Ende Februar bis Anfang März wechselte em groBer Teil der Tie-

re von den Polder in die natürliche Salzwiese. Em kleinerer Teil der Population

verblieb in der Polderregion und der unbeweideten Salzwiese. Im Laufe der Zeit

wurden die Gänse immer seltener in den Polder gesehen und nutzen fast aus-

schliel3lich den beweideten Teil der Salzwiese. Dieser Teil der Population schien

sich auch nicht mit den WeiBwangengansen, die sich in der natürlichen Salzwiese

aufhielten, zu vermischen. Weiterhin war auffällig, daB die mit Farbringen mar-

kierten Gänse, kaum in der natOrtichen Salzwiese, im Osten der Insel, zu finden

waren. Diese wurden fast ausschliel3lich während des gesamten Aufenthaltes in

der Polderregion und dem beweideten Teil der Salzwiese beobachtet.

6.4.1 Die FreBaktivitât

Wie die meisten Herbivore verbringen auch Gänse die uberwiegende Zeit des Ta-

ges mit der Nahrungsaufnahme. Ebbinge et al. (1975) berichten, daI3 WeiBwan-

gengänse von ihrem hohen Aktivitâtsniveau durchschnittlich 82,5% mit Weiden

verbringen.

Die Zeit, die Gänse auf Schiermonnikoog im FrOhjahr '97 der aktiven Nahrungs-

aufnahme gewidmet haben, war in Salzwiese und landwirtschaftlich genutzten

Arealen kaum voneinander verschieden (Tab.4). Daraus kônnte gefotgert werden,

daB die Zeit, die der eigentlichen Nahrungsaufnahme gewidmet war, nicht von die

Nahrungsqualitat, der NahrungsvertOgbarkeit oder dem Habitat beeinfluBt wird.

Page 83: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

80 6. Diskussion

Für gesicherte Aussagen scheint es notwendig, das gesamte Aktivitatsbudget der

WeiBwangenganse in den Habitaten, im Osten und Westen der Insel, miteinander

zu vergleichen.

In einer Studie von Black et al (1991) wurde die FreBaktivitât von WeiBwangen-

gansen in Norwegen untersucht. Es bestand em Unterschied für die benotigte Zeit

zur Nahrungsaufnahme in verschiedenen Habitaten. Auf den landwirtschaftlich

genutzten Insein verbrachten die Gänse durchschnittlich 70% mit Weiden, wäh-

rend auf den natürlich belassenen Inseln 84% der Zeit für die Nahrungsaufnahme

aufgewendet wurde.

Die auf die FreBaktivitât bezogene Anzahl der Schritte hatte keinen offensichtli-

chen Einflul3 auf die Nahrungsaufnahme. Im Westen von Schiermonnikoog erga-

ben die Daten diesbezüglich jedoch em knapp signifikantes Ergebnis (p=0,049).

Im Osten hingegen zeigten die Resultate, daB dort die Erhohung der Schrittfre-

quenz mit einem Anstieg Weideaktivität einher ging (Abb. 21). Die Ursache auf-

grund dieser Resultate nicht sehr eindeutig sind, kônnte zum einen an der ver-

wendeten statistischen Methode liegen, die die Zusammenhange zwischen der

abhangigen und unabhangigen Variablen abbildet. Es scheint moglich, daB es

sich bei dieser Aktivität urn nicht lineare Zusammenhange handelt. Anderseits

kônnte die in dieser Arbeit angewendete Methode, das reeVe FreBverhalten der

Gänse zu erfassen, unangernessen sein.

6.4.2 Schrittrate

Die Daten in der vorliegenden Untersuchung zeigen, daB die Gänse im Westen

der Insel durchschnittlich rnehr Laufaktivitât (Schritte pro Minute) während der

Nahrungsaufnahme zeigen, (Tab. 4 und 5), als das im Osten (natürliche Salzwie-

Se) der Fall war. Dennoch nimmt die Laufaktivitàt im Laufe des Beobachtungszeit-

raums in beiden Habitaten kontinuierlich ab (Abb 22a und 22b). Welche Aussagen

mittels der Laufaktivität für die Qualität dieser Gebiete zu treffen sind, ist anhand

der Literatur nicht eindeutig geklart.

Teunissen et al. (1985) haben in elner Studie an Ringelgansen (Branta bernicla)

beobachtet, daB diese dazu tendieren, die Laufaktivität im Laufe der Zeit in Ge-

bieten mit genOgend Weidernoglichkeiten zu reduzieren. Dies würde den Rück-

Page 84: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

6. Diskussion 81

gang der Laufaktivität in den Gebieten auf Schiermonnikoog erklâren, da das

Pflanzenwachstum im FrOhjahr für eine Zunahme an Biomasse sorgte.

Verglichen mit den Ergebnissen von Teunissen et al. (1985) kônnte dies weiterhin

auf eine bessere Weidemoglichkeit im Osten hinweisen.

In der vorliegenden Untersuchung nimmt die Schrittrate im Westen ab, was nach

dieser Interpretation mit verbesserten Weidemoglichkeiten korrelieren kônnte,

zieht man Betracht, daB im vorangegangen Winter die WeiBwangenganse und

Ringelganse (Branta bernicla bernicla) fast ausschlieBlich den westlichen Inselteil

nutzten. Dies läBt die Vermutung zu, daB hier mehr Biomasse entnommen wurde,

als in der natürlichen Salzwiese. Im nachfolgenden Frühjahr tritt eine zusàtzliche

Reduktion der Biomasse durch Kühe und Schafe em, die, neben den Gänsen in

Polder und beweideter Salzwiese grasen.

Diese Aussagen stehen scheinbar im Kontrast zu den Beobachtungen von Prop

und Loonen (1989). Sie weisen nach, daB Ringelgänse, die em noch nicht abge-

weidetes Gebiet besetzen, die Schrittrate erhöhen, da sie wahllos die am häufig-

sten vorkommenden Pflanzen abweiden. Urn bevorzugte, aber in geringerem Ma-

Be vorhandene Pflanzen auszuwählen, müBten sie die Laufaktivität verringern,

was sich in diesem Fall nachteilig auf ihre Nahrungsaufnahmerate auswirken

kônnte und eine ungünstigere Energiebilanz zur Folge hätte.

Interpretiert man die vorliegenden Ergebnisse nach Prop und Loonen (1989),

dann scheinen die Gänse im Osten selektiv Pflanzen auszuwählen. Es ist aber

auch môglich, daB durch das unbeeinfluBte Wachstum der Pflanzen im Osten ei-

ne groBere Schicht toter Biomasse das neu nachwachsende Gras für die Gânse

schwerer erreichbar macht. Dies würde auch die hôhere Schrittrate im Westen

erklären, da hier die neu nachwachsende Biomasse nicht von totem Pflanzenma-

terial überdeckt wird. Die Gânse kônnten somit ihre Aufnahmerate durch entspre-

chende Laufaktivität optimieren. Owen et al. (1992) fanden heraus, daB die

Lauf rate weder mit der Jahreszeit noch mit der Biomasse signifikant korrelierten.

Auch in der Studie von Black et al. (1991) an WeiBwangengänsen auf Norwegen

wurde kein signifikanter Zusammenhang von Schrittfrequenz zur FreBaktivität ge-

funden. Eine mogliche Erklârung hierfür kônnte sein, daB bei der Nahrungsauf-

nahme, die während der Bewegung erfolgt, die Selektion von grünen Blättern er-

schwert (Owen et al., 1992). Bei den untersuchten Gebieten handelte es sich urn

Page 85: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

82 6. Diskussion

vorgelagerte Inseln, die einerseits Iandwirtschaftlich genutzt sind sowie naturbe-

lassene Inseln. Es herrschen dort vermutlich ähnliche Bedingungen wie auf

Schiermonnikoog.

Diese Resultate lassen die Vermutung offen, daB das Verhalten der Gãnse in be-

zug auf die Nahrungsaufnahme stark abhangig ist von der Struktur des Habitats.

Sicher stellen auch die Pflanzenarten einen Faktor dar, der die Gãnse dazu ver-

anlassen kônnte eine bestimmte Strategie anzuwenden, die dann in den unter-

schiedlichen Beobachtungen resultiert.

6.4.3 Pickrate

Die Pickrate, als em weiteres MaB für die Verfügbarkeit von Nahrungspflanzen,

wurde in einer Studie an BläBgansen (Anser albifrons) von Owen (1971) unter-

sucht. Er fand heraus, daB die Pickraten in unterschiedlichen Vegetationszonen

tendenziell hoch sind, wenn die Biomasse abnimmt. In Ubereinstimmung hierzu

zeigten Drent und Swierstra (1977), daB mit abnehmender Blattlãnge die Pickrate

der Gãnse zunimmt. Ahnliche Ergebnisse werden auch für andere Herbivore auf-

gezeigt (Arnold, 1964; AIlden und Whittaker, 1970). In Untersuchungen an Scha-

fen hatten sie herausgefunden, daB Schafe die FreBrate (Bisse pro Minute) erhô-

hen, wenn die Verfügbarkeit der Nahrungspflanzen abnimmt.

Eine Studie von Black et al. (1991) zeigt, daB die Pickraten von Gänsen, die in

natOrlicher Vegetation weiden, deutlich niedriger waren, als bei Gänsen, die auf

Iandwirtschaftlich genutzten Flächen fraBen. In diesem Fall kann gesagt werden,

daB eine erhôhte Pickrate gleichbedeutend mit erhôhter Aufnahmerate ist (Owen

et al., 1992)

Die Daten der Untersuchungen auf Schiermonnikoog zeigten, daB die durch-

schnittliche Pickrate im ôstlichen Inselteil deutlich niedriger liegt als im Westen.

Die Resultate der Regressionsanlyse bestätigen, daB sich zwar die Pickraten der

Gänse in Osten und Westen unterschieden; sie verändert sich aber in keinem der

beiden Gebiete im Laufe des Untersuchungszeitraums. Dennoch lassen diese

Ergebnisse vermuten, daB die hohe Pickrate in Polder und beweideter Salzwiese

auf bessere WeidemOglichkeiten hinweisen. So kann die niedrigere Pickrate in der

natürlichen Salzwiese, im Osten, wie bereits erwähnt, em weiterer Hinweis darauf

Page 86: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

6. Diskussion 83

sein, daB die grOnen Pflanzenteile für die Gãnse entweder schlecht zuganglich

sind oder daB die Tiere qualitativ hochwertigere Pflanzenteile selektieren.

Das Verhältnis von Pickfrequenz zu Schrittrate ist em zusätzlicher Indikator für die

Nahrungsquantitat. Je hOher die Anzahl der Picks pro Schritt ist, desto besser sind

die Bedingungen für die Gans, die bevorzugte Ressource auszunutzen

(Teunissen et aL, 1985).

In dem Verhältnis von Schrittrate zu Pickfrequenz aus den Daten von Schiermon-

nikoog zeigt die Analyse, daB nur im Westen em signifikanter Zusammenhang

zwischen diesen Parametern besteht (r = 0,173, p = 0,042). Im Osten war der Zu-

sammenhang zwischen Pick- und Schrittrate nicht signifikant unterschiedlich.

Demnach scheinen die WeiBwangenganse im Westen von Schiermonnikoog eine

hôhere Nahrungsaufnahmerate zu haben, als die Tiere im Osten der Insel. Auch

Black et al. (1992) vermuten, daB Gãnse mit hoher Pickfrequenz und hoher

Schrittrate, gemessen an der Vegetationshöhe, mehr Nahrung aufnehmen.

6.4.4 Zusammenhang zwischen WeiBwangengänsen, mit und ohne

Jungtiere, und den Nahrungsbedingungen im Untersuchungs-

gebiet

Die Unterschiede im Nahrungsaufnahmeverhalten der Gãnse im Westen grenzen

sich kaum zwischen den Paaren mit und ohne Jungtiere voneinander ab (Tab. 6a,

6b).

Es konnte somit nicht nachgewiesen werden, daB die Nahrungsbedingungen vom

Frühjahr einen EinfluB darauf haben, ob und wieviel Gänsepaare im Herbst mit

Jungtieren im Uberwinterungsgebiet ankommen. Hieraus kônnte angenommen

werden, daB die westlichen Habitate, beweidete Salzwiese und Polder, betreffend

der Nahrungsbedingungen, homogen sind. Die GrOnde, warum Paare ohne Jung-

tiere aus den Brutgebieten zurOckkommen sind, demzufolge wahrscheinlich ande-

ren Ursprungs.

Wie schon erwähnt, handelt es sich bei den meisten Gänsen im Westen mit gro-

Ber Wahrscheinlichkeit urn die baltische Brutpopulation, da dort em GroBteil der

Gänse individuell markiert ist. Man kOnnte annehmen, daB die baltische Subpo-

pulation, die in der Nähe von Agrarland brütet, auch während der FrOhjahrsrats

die Iandwirtschaftlich genutzten Flächen den traditionellen Nahrungsgebieten vor-

Page 87: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

84 6. Diskussion

zieht. MOglicherweise ist dies em Grund, daB diese WeiBwangenganse nicht mehr

in die natürliche Salzwiese, im Osten von Schiermonnikoog, wechseln.

SinnvoD wãren allerdings Vergleiche mit den Gãnsen, die die Ostlichen Inseihabi

tate nutzen, da hier Unterschiede in den Nahrungsaufnahmebedingungen beste-

hen. Doch dazu mOBten diese Tiere ebenfalls individuell markiert sein. Nur so

kônnen verlãBlichere Daten über die Verteilung von baltischen und sibirischen

WeiBwangengãnsen auf Schiermonnikoog gewonnen werden. Erst dann ist es

eventueH môglich, einen Zusammenhang zwischen den unterschiedlichen Nah-

rungsaufnahmbedingungen in den Habitaten Ost und West für die beiden Subpo-

pulationen zu erkennen. Weiterhin kônnte untersucht werden, ob die Entschei-

dung der Gänse im Osten oder Westen ihre Nahrung aufzunehmen, korreliert mit

der Anzahl der Jungtiere, die die Paare aus den Brutgebieten mifführen.

6.5 Körperkondition und abdominales Profil

Körperkondition ist in dieser Arbeit definiert als die Menge an gespeicherter

Fettreserve. Die Fãhigkeit, Schlechtwetterperioden oder Nahrungsknappheit zu

Oberleben (Harvey, 1971), steht ebenso in Verbindung mit den Fettreserven, wie

das bewâltigen langer Migrationswege und em erfoigreiches Brutgeschaft (Prop

und de Vries, 1993; Bromley und Jarvis, 1993, Choudhury et al., 1996).

Es gibt wenig exakte Methoden, urn den energetischen Zustand von Vogeln zu

bestirnmen. Es kônnen die Korper toter Tiere analysiert werden (Ankney und

Maclnnes, 1978; Woodall 1978), die exaktere Methode jedoch ist das Wâgen in

Verbindung mit einer Analyse der Speicherstoffe und ihres Energiegehalts

(personl. Mitteilung Prof. B. Culik, Institut für Meereskunde der Universität Kiel).

Der Fettanteil gibt eine gute Einschatzung der Kondition, wobei die abdominalen

Fettreserven eine bevorzugte Rolle spielen (Owen, 1981). Eine Studie an Kana-

dagansen hat gezeigt, daB hohe Anteile an Korperfett, die VergrôBerung des Ab-

domens hervorrufen (Hanson, 1962). Somit kann der Grad abdominaler Vergrofle-

rung als MaB für die KOrperkondition herangezogen werden.

Die Kiassifizierung des abdominalen Profits der WeiBwangengänse auf Schier-

monnikoog hat signifikante Unterschiede in den Ostlichen und westlichen Inset-

habitaten gezeigt (Tab.7a). In der natürlichen Salzwiese vergroBert sich das Ab-

domen der Gänse wie erwartet innerhaib des Beobachtungszeitraums. Allerdings

Page 88: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

6. Diskussion 85

lag der durchschnittliche Index (Abb. 24) während des gesamten Zeitraums knapp

einen halben Punkt-Wert unter dem Wert, den der Index für die Gânse im Westen

aufwies.

In der ersten Aprilwoche hat sich die Gruppenstruktur der Gänse im Westen, in

der beweideten Salzwiese und im Polder, verändert. Ab diesem Zeitpunkt konnten

kaum noch Gânse mit Farbmarkierungen beobachtet werden.

AuffaIlig war, daB die Gänse, die nun hier zu sehen waren, em weniger ausge-

pragtes abdominales Profil aufwiesen als die Tiere vor der Veranderung der

Gruppenstruktur (Abb 26a, 26b).

Aufgrund dieser Umstrukturierung kônnte man annehmen, daB die Gãnse, die

vermutlich ausschlieBlich irn ,,besseren Habitat", im Westen, gefressen haben,

ihre Fettreserven schneller aufbauen und somit früher zu den Brutgebieten auf-

brechen. Weiterhin kônnte gemutmaBt werden, daB die Gânse im ,,schlechteren

Habitat", Ianger benotigen, urn die erforderlichen Energiereserven anzusammeln

und daB diese Tiere dann in den Westen einwandern.

Dies könnte wie folgt begrOndetet werden: Die WeiBwangengänse, die vom 15.

Mãrz bis 2.April '87 in der beweideten Salzwiese und den Polder beobachtet wur-

den, sind nicht, wie man hätte annehmen kOnnen, nach Osten, in die natürliche

Salzwiese abgewandert. Dort hãtte man sie an ihren Farbringmarkierungen leicht

erkannt. Folglich mOBten sie also die Insel verlassen haben. Ab dem 2. April '97

wurden die lndividualbeobachtungen an Gänsen mit Farbmarkierung deutlich we-

niger. Vom 9. April an waren keine farbmarkierten Gänse mehr auf der Insel zu

beobachten, weder im Westen, noch im Osten. Nur an diesem elnen Tag, dem 9.

April, war die Anzahl der Gãnse im Westen gering (Tab.15) und ist danach wieder

auf Ober Tausend angestiegen. Im Osten ist ab diesem Zeitpunkt die Anzahl der

Gänse bis auf die Hälfte zurückgegangen. Man kônnte also mutmaBen, daB die

Tiere aus dem Osten in den Westen hinOber gesiedelt sind, nachdem die Vorgan-

ger die Insel verlassen haben.

Ob es sich jedoch tatsâchlich urn die Gânse aus der natürlichen Salzwiese han-

delt, oder urn Tiere, die von anderen Wattemeerinseln Schiermonnikoog als Zwi-

schenrast nutzen, kann nur vermutet werden, solange die Tiere nicht individuell zu

erkennen sind.

Page 89: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

86 6. Diskussion

Tab. 15: Wôchentliche Zahlungen der Gãnse auf Schiermonnikoog im Untersuchungs-

zeitraum März / April 1997.

Queue: Stahl, J. und Boos, D., unverôffentlichte Ergebnisse, 1997.

Anzahl der Gänse

Datum in Polder und in

beweideter Salzwiese,

Westen

in natUrlicher

Salzwiese,

Osten

04.03.97

13.03.97

26.03.97

02.04.97

09.04.97

12.04.97

22.04.97

1400

1243

1025

1540

290

1266

2

3412

2538

3700

2035

2570

1157

132

Aus den vorangegangenen Verhaltensanalysen bezOglich der Nahrungsaufnah-

me, kOnnte dieses Phänomen als em weiterer Hinweis auf die differierende Qua-

litât in natOrlichem und bewirtschaftetem Habitat sein. Dieser Unterschied in den

Bedingungen der Nahrungsaufnahme kônnte in der Weise interpretiert werden,

daI3 die Konditionen der Nahrungsaufnahme in den landwirtschaftliche genutzten

Arealen vorteilhafter sind als in der ungedungten und unbehandelten Salzwiese.

So scheint es, daB die Gänse im Osten Ianger brauchen, bis ihre KOrperreserven

für die Migration und die bevorstehende Brut aufgebaut sind.

Die Ergebnisse aus den Studien an WeiBwangengânsen auf Svalbard in Norwe-

gen von Black et al. (1991) zeigen, daB die Gänse in den natürlichen Habitaten

uangere Zeit damit verbrachten, die gleiche Menge an Nahrung aufzunehmen, als

die Gänse, die auf Agrarland weideten. Die Tiere, die im natürlichen Habitat wei-

deten, benotigten drei Tage länger, urn das gleiche Abdominaiprofil zu erreichen,

das die Gänse aus den Agrarflachen vorwiesen.

In einer Untersuchung an überwinternden WeiBwangengänsen in England haben

Owen et al. (1992) gezeigt, daB die energetischen Kosten, die bei der Nahrungs-

aufnahme entstehen, bei der Nutzung von Agrarpflanzen sehr viel geringer sind

Page 90: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

6. Diskussion 87

als für Salzwiesenpflanzen. Sie fanden auch heraus, daB diese Nahrung vorteil-

hafter war als die Nahrungspflanzen der Salzwiese.

Die Situation auf Schiermonnikoog scheint im gleichen MaI3e darauf hinzudeuten,

daB die Gänse in der natürlichen Salzwiese langsamer an Gewicht zunahmen, als

das bei den Gänsen aus Polder und beweideter Salzwiese der Fall war. Da man

weiB, daB em GroBteil der beringten Gänse aus der baltischen Brutpopulation

stammt (schriftl. Mitteilung Dr. Kjell Larsson, Universität Uppsala), kônnte man

eine weitergehende Vermutung aufstellen und behaupten, daB diese Gänse ge-

genüber der sibirischen Brutpopulation in zweierlei Hinsicht im Vorteil sind. Einer-

seits dadurch, daB sie, das Abdominaiprofil betreffend, das bessere Habitat nut-

zen und deshaib früher in die Brutgebiete aufbrechen kônnen. Gleichzeitig profitie-

ren die Gãnse davon, daB anders als bei der arktischen Population, ihr Brutgebiet

bei ihrer Ankunft frei von Eis und Schnee ist. Die Nahrungsgrunde in der Nãhe der

Brutkolonien, die durch die Beweidung von Schafen und Rindern für die Gänse

vorteithaft sind (Forslund und Larsson 1991), erhôhen die Wahrscheinlichkeit für

eine erfolgreiche Brut.

Die Asymmetrien in der Fettanreicherung während der Frühjahrsrast ist in ver-

schiedenen Studien an Schneegänsen Anser caerulescens caerulescence

(Gauthier et al., 1984; Bédard und Gauthier, 1989) und an Kurzschnabelgansen

Anser brachyrhynchus (Madsen, 1985) für Habitate mit unterschiedlichen Quali-

täten bewiesen worden. Black et al. (1991) präsentieren Ergebnisse, nachdem

Gânse, die in Norwegen Agrarland zur Nahrungsaufnahme nutzen aufgrund der

schnelleren Fettanreicherung im Vorteil waren. Dieses resultierte in grôBerer Kôr-

permasse zur Zeit der Migration und nach der Ankunft in den Brutgebieten auf

Spitzbergen und konnte als direktes Verbindungsglied zu einer erfoigreichen Brut

angesehen werden.

6.6 EinfluI3 der VertUgbarkeit und Qualität der Nahrungspflanzen

auf die Verteilung der Weil3wangenganse auf Schiermonnikoog

6.6.1 Die Biomasse

Page 91: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

88 6. Diskussion

Wie bereits erwähnt, wird oft argumentiert, daB die Nahrungsaufnahmerate für

Herbivore mit der vorhandenen Menge an erntbarem Pflanzenmaterial steigt

(Crawley,1 983; Short, 1985; Spalinger und Hobbs, 1992).

Van der Wal et al. (1998), konnten anhand eines natOrlichen Produktivitatsgra-

dienten nachweisen, daB der Beweidungsdruck von Gãnsen in Gebieten hoher

Pflanzenproduktion zurOckgeht. Wilmshurst et al. (1995) haben herausgefunden,

daB Herbivore für Pflanzenteile mittlerer Hôhe eine Präferenz zeigen. Van de

Koppel et al. (1996) untersuchten, ob dichtere Vegetation in einer verringerte Effi-

zienz der Nahrungsaufnahmerate für Herbivore resultierte. Als em Grund für den

ROckgang der Nahrungsaufnahme-Effizienz wurde vermutet, dies sei die Reaktion

von Pflanzen auf den Beweidungsdruck, die nun vermehrt in den Aufbau von

Strukturelernenten investieren. Andererseits kann gesteigerter Einbau von Struk-

turkohlehydraten in Pflanzen stattfinden, wenn keine Beweidung erfolgt, da Pflan-

zen dann untereinander urn Licht konkurrieren. (Fryxell, 1991; Wilmshurst et

al.,1995). Zusätzlich kann durch die Ansammlung von abgestorbener Biomasse in

dichter Vegetation die Effektivitât der Nahrungsaufnahme eingeschrankt sein

(Bakker et al., 1984; McNaughton, 1985; Bazely and Jeifries, 1986).

Die Situation der Biomasse auf Schiemonnikoog läBt für die jeweiligen Habitate

ähnliche ROckschlüsse zu. Wie die Varianzanalysen zeigen (siehe Kapitel 5.8.1)

unterscheiden sich die Gebiete unter anderem dadurch, daB die Menge an toter

Biomasse sowie der Anteil der grünen Pflanzenteile in der natürlichen Salzwiese,

im Osten, am hOchsten ist (Abb. 27b). Allerdings ist die tote Biomasse in diesem

Gebiet (Abb. 28) Ca. em drittel hôher als der lebende Anteil. Erst die Betrachtung

des Verhältnisses von lebender zu toter Biornasse (Abb.29a) kônnte die Entschei-

dung der Gänse erklären, den Osten während der Wintermonate selten zu nutzen.

Aus diesem Verhältnis könnte man nun ableiten, daB dieses Habitat für die Gänse

bezOglich der Nahrungsaufnahrne, ineffizient ist. Im Gegensatz dazu steht der

hohe Anteil an grüner, durch die Beweidung kurz gehaltene Biomasse im Westen

der Insel. Bei der Betrachtung des Verhältnis von lebender zu toter Biomasse

(Abb. 29b) in diesem Habitat kônnte man annehrnen, daB die westlichen Areale

auf Schiemonnikoog für die Gânse, bezüglich der Effizienz der Nahrungsaufnah-

me, den graBten Nutzen darstellen. Dies gilt im besonderen für die Poldergebiete.

Das geringe Vorhandensein toter Pflanzenteile im Polder ist sicher ebenfalls durch

Page 92: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

6. Diskussion 89

den hohen Beweidungsdruck begrUndet, wodurch weniger Pfianzen absterben ais

in den Gebieten ohne Beweidung.

Obwohi sich das Verhãltnis von lebender zu toter Biomasse zwischen der bewei-

deten Salzwiese und der natOriiche Saizwiese signifikant zugunsten der beweide-

ten Saizwiese unterscheidet (Tab. lOa, Abb. 29b), wird sie nur dreimal während

des gesamten Untersuchungszeitraums von den Gânsen genutzt (Abb.1 6a).

6.6.2 Energiegehalt der Nahrungspflanzen

Die Kaloriengehalte von den Pfianzen- und Kotproben aus den Vorversuchen vom

Frühjahr '97 scheinen keine auffäiligen Unterschiede zwischen den Habitaten auf-

zuzeigen. Die Differenzen des Kaloriengehaits in den Pflanzen und der Kotproben

für die Saizwiese und die beweidete Saizwiese sind gering.

An dieser Steile soil angemerkt werden, daB die Methode der Bombenkalorimetrie

alien verdaubaren Kohienstoff erfaBt, unabhängig von der Verdaubarkeit durch

die Gânse. Urn jedoch den tatsächlichen Anteil an verdaubarer Substanz durch

die Gãnse zu vergieichen, mOBten sowohi die Nahrungsmenge pro Tag als auch

die Kotmenge pro Tag berücksichtigt werden (pers. Mitteiiung Prof B. Culic, Insitut

für Meereskunde der Universität Kiei). Hier wären Analysen mit ausreichend Re-

piikaten nôtig. Gegebenenfalls kônnten zusätzliche Proteinbestimmungen die

Qualität der Pfianzen für die physiologischen Bedürfnissen der Gänse erkiãren.

Die Ergebnisse der kalorischen Messungen vom Herbst 97/98 lassen keine em-

deutige SchluBfolgerung auf die Vorteilhaftigkeit der Habitatwahi der WeiBwan-

gengãnse auf Schiermonnikoog zu. Die Varianzanalyse zeigt keinen Unterschied

in der Quaiität zwischen den verschiedenen inselhabitaten. Die Unterschiede wa-

ren ausschlieBlich saisonal bedingt und zudem so gering, daB nur eine Signifikanz

zwischen den am weitesten auseinander iiegenden Monaten (November-Januar)

zu sehen war.

Moglicherweise geben genauere Analysen in bezug auf die Nâhrstoffzusam men-

setzung der Pfianzen, zum Beispiel das Verhältnis von Proteinen zu iOsiichen

Kohiehydraten, genauere Information über die Nahrungswahi der Gânse. Raveling

(1979a) hat in einer Untersuchung an Kanadagansen (Branta canadensis) her-

ausgefunden, daB diese irn Frühjahr proteinreichere Nahrung benãtigen. Im

Sommer wechseln sie dann zu kohiehydrathaltiger Diät über.

Page 93: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

90 6. Diskussion

Chemische Komponenten oder Schutzmechanismen der Pflanzen gegen Herbivo-

ne, wie zum Beispiel Tannine, winken abschreckend auf Gãnse. Somit kônnte das

MaB an Geniel3barkeit AufschluB über die Vorteilhaftigkeit der Nahrungspflanzen

geben und als Kriterium für oder gegen die Wahi eines bestimmten Habitats gel-

ten (Buchsbaum und Valiela, 1987).

Gauthier und Bédard (1990) haben in Versuchen herausgefunden, daB Schnee-

ganse mit reduzierter Nahrungsaufnahme reagieren, wenn die Pflanzen phenol-

hatige Substanzen enthalten.

Buchsbaum und Valiela (1987) dokumentierten in einer Studie an Kanadagansen,

daB die here in ihrer Diât, die von Salzwiesengräsern dominiert war zu Seegras

(Zostera marina) wechselten, da dieses zu bestimmten Zeiten über hôhere Nähn-

stoffkonzentrationen verfügte.

6.6.3 Einflu6 des Gehalt an unverdaubaren Pflanzenteilen auf die

Verteilung der Weil3wangenganse im Habitat

Im Laufe der Pflanzenwachstumspeniode erhôht sich der Anteil an Strukturkohle-

hydraten (z.B. Zellulose und Hemizellulose) in den Pflanzen (van Soest, 1982).

Umfangreiche Expenimente von Shipley und Spalinger (1992) an Elchen (Alces

alces), Hirschen (Odocolleus virginianus), Karibu (Rangifer trandus caribou) und

Schneeschuhasen (Lepus americanus) lieferten Grund zur Annahme, daB sich die

Nahrungsaufnahmerate mit zunehmenden Faseranteilen in den Pflanzen vennin-

gerte. Strukturkohlehydrate wie Zellulose und Hemizellulose, bestehen groBten-

teils aus 13-1 ,4 Polysacchaniden und enschweren die Verdauung (Prop und Vulnik,

1992). Diese Komponenten kônnen nun durch Bakterien abgebaut werden

(Mattocks, 1971) Es wird deshaib angenommen, daB Gänse über limitierte Fahig-

keiten zur Verdauung von Stnukturkohlehydraten verfügen. Die Nahrung verbleibt

nun kunz im Verdauungstrakt der Gans und aus diesem Grund findet nur eine

oberflächliche Verdauung staff (Owen, 1980; Sibley, 1981). Dahen sind Gänse

gezwungen, qualitativ hochwertige Nahrung zu sich zu nehmen (Owen, 1972).

Untersuchungen an Ringelgansen (Boudewijn, 1984) und an WeiBwangengansen

(Prop und Vulnik, 1992) haben jedoch gezeigt, daB Gänse die Effektivität den Ver-

dauung, dunch ZurOckbehalten der Nahnung im Danm, erhôhen kônnen. Dies en-

moglicht den anktisch brütenden WeiBwangengansen, Moose und andere, wenig

hochwertige Pflanzen, zu verdauen. Moose sind im Gegensatz zu SüBgnasern am

Page 94: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

6. Diskussion 91

häufigsten in der Arktis verbreitet und stellen die am meisten vorhandene Nah-

rungsresource für die Gänse dar (Bliss, 1981).

Der ADF-Gehalt der Grasproben aus den Vorversuchen im Frühjahr sind in Tab.

13 dargestellt. Hier bestanden stärkere Schwankungen als beim Energiegehalt.

DaB diese Unterschiede auch zeitlich beeinfluBt sind, kann vermutet werden, da

sowohi die Werte der unbeweideten Salzwiese als auch die der natOrlichen

Salzwiese innerhalb des Beprobungszeitraums ansteigen. Die Polder wurden von

den Gãnsen zu dieser Zeit nicht mehr oder nur noch kurz aufgesucht, so daB aus

diesem Gebiet keine Vergleichsproben zur VerfOgung stehen. Dennoch liegt der

einzig vorliegende Wert deutlich unter denen von beweideter und natürlicher

Salzwiese.

Aus den ADF-Analysen der Kotproben kônnte gefolgert werden, daB in den Pflan-

zen der beweideten und natürlichen Salzwiese em geringerer Anteil an verdauba-

ren Substanzen enthalten ist. Es bleibt zu vermuten, daB die Polder den hôchsten

Anteil an verwertbaren Pflanzeninhaltstoffen für die Gänse vorweisen. Urn dies

exakt zu untersuchen, sind Analysen mit ausreichend Replikaten nôtig.

Die chernische Analyse der Faseranteile (ADF-Bestimmung) in den Pflanzen auf

Schiermonnikoog im Herbst und Winter '97/'98 unterscheiden sich nicht signifikant

zwischen den Habitaten (Tab. 14a). Der Anteil an Faserstoffen ist jedoch inner-

halb des Untersuchungszeitraums signifikant voneinander verschieden.

Dennoch scheint dieser Unterschied im Faseranteil der Nahrungspflanzen kein

Kriteriurn für die Präferenz der Gänse für em bestimmtes Habitat darzustellen.

Môglicherweise spielt der Faseranteil im FrOhjahr, wenn das Pflanzenwachstum

wieder beginnt, für die Habitate Ost und West eine groBere RoDe.

Diese Ergebnisse zeigen, daB die Entscheidung der Weif3wangenganse sich in

einem bestimmten Habitattyp auf Schiemonnikoog niederzulassen, von unter-

schiedlichen Faktoren gleichzeitig beeinflu 13t zu sein scheint. Wichtige Aspekte,

die in dieser Untersuchung nicht berücksichtigt wurden, sind der EinfluB der Wet-

terbedingungen sowie das soziale Verhalten der Gänse innerhaib der einzelnen

Gruppen. Anhand des Dominanzrangs individueller Tiere in einer Gruppe kônnen

Page 95: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

92 6. Diskussion

Parallelen zur räumlichen Verteilung in einem Gebiet gezogen werden, da rang-

hôhere Gânse die erste WahI in der Nahrungsaufnahme in den besseren Arealen

haben (Black und Owen, 1989).

Page 96: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

7. Zusammenfassung 93

7 Zusammenfassung

Das Ziel dieser Arbeit war, die Habitatwahl von überwinternden und migrierender

Weil3wangengansen (Branta leucopsis) zu untersuchen. Sie steilt einen Teilaspekt

des Projektes ,,carrying capacity of the wadden sea foreshore for the Brent Goose

under different Management regimes" dar.

Die Untersuchungen wurden auf der niederlãndischen Wattenmeerinsel Schier-

monnikoog durchgeführt. Von der WeiBwangengans-Population, die entlang der

Küsten der sibirischen Insel Nowaja Semija und Waigatsch brütet, hat sich seit Ca.

1971 eine Unterpopulation abgespalten, die seither auf Gotland brOtet. Die balti-

sche Population ist weist ca.15% individuell beringte Tiere auf, während die sibiri-

schen Weil3wangenganse zumeist unberingt sind. Beide Populationen nutzen

Schiermonnikoog als Uberwinterungs- und Rastgebiet.

Anhand von Zahlungen und Verhaltensbeobachtungen, sowie von Analysen hin-

sichtlich der Biomasse und Qualität der Nahrungspflanzen der WeiBwangengänse

in alien Habitaten, soilte herausgefunden werden, auf weiche Weise die WeiB-

wangengänse die unterschiedlichen Habitate auf Schiermonnikoog nutzen. Des-

weiteren wurde untersucht, ob sich die Verteilung der Weil3wangengänse in den

einzelnen Gebieten für beringte und unberingte Tiere und somit für die beiden

Subpopulationen unterscheidet. Aus der Annahme, daB die Habitate von unter-

schiedlicher Quaiität und somit von unterschiedlichem Vorteil für die Gãnse sein

kônnten, wurde anhand der Rückkehrrate der beringten Gansepaare mit und ohne

Jungtiere ermittelt. Dies sollte einen Zusammenhang zwischen Habitatwahl und

der Anzahl der mitgefuhrten Jungganse der letzten Brutsaison zeigen.

Wenn die Weil3wangengänse im Herbst aus den Brutgebieten ankommen, nutzen

sie, mit wenigen Ausnahmen, in der gesamten Uberwinterungsphase nur den

westlichen Teil der insel, hauptsächlich die Polderregion. Nur in Ausnahmen wa-

ren sie kurzzeitig im Osten, der natüriichen Saizwiese zu beobachten. Die bewei-

dete Salzwiese, im Westen der insel, wurde ebenfalls seiten frequentiert. Anhand

zahlenmaBiger Verteilung war eine aiimähliche Verlagerung der WeiBwangengan-

Page 97: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

94 7. Zusammenfassung

se von Polder 8 nach Polder 4 zu erkennen. Die Verteilung der beringten WeiB-

wangenganse verlief tendenziell wie die der gesarnten Uberwinterungspopulation.

Erst irn FrOhjahr, Mitte bis Ende Februar, findet dann em Habitatwechsel statt und

em GroI3teil der Population siedelt in die natürliche Salzwiese, im Osten der Insel,

über. Die Habitate irn Osten und Westen zeichnen sich durch ihre unterschiedli-

che Vegetation aus, da die Areale im Westen beweidet und gedOngt werden, wãh-

rend die natürliche Salzwiese im Osten nicht landwirtschaftlich genutzt wird, son-

dern als Nationalpark ausgeschrieben ist. Die Unterschiede für die Verteilung der

beringten und der unberingten Tiere wird dann erst im FrOhjahr deutlich, nachdem

der Wechsel vollzogen ist und sich alle unberingten Gänse irn Osten aufhielten.

Die Ergebnisse der Verhaltensdaten vom FrOhjahr 1997, bezogen auf die Nah-

rungsaufnahme, zeigten, daB die FreBaktivität der Gänse in den westlichen und

ôstlichen Habitaten nicht voneinander verschieden war. Die Schrittrate (Anzahl der

Schritte pro Minute) hingegen war im Westen signifikant geringer als im Osten.

Dies weist auf bessere Weidemoglichkeiten in diesem Habitat hin. Auch die signi-

fikant hôhere Pickfrequenz (Anzahl der Picks pro Minute) im Westen deutet auf

eine bessere Nahrungsverfügbarkeit, im Vergleich zum Osten, hin, da je hôher die

Frequenz der Picks ist, urn so besser kann die Nahrungsresource ausgebeutet

werden.

Signifikante Unterschiede waren auch im Abdominaiprofil der WeiBwangenganse

zu finden. lm Westen wurden Gänse mit hôherem Abdomenprofil beobachtet als

für die Tiere irn Osten. Dies ist vermutlich auf die bessere Nahrungsaufnahme im

westlichen Habitat zurückzuführen.

Die Ergebnisse der Analyse der Biomasse im Uberwinterungszeitraum haben

zwar gezeigt, daB sich die absolute Menge an lebender Biomasse im Polder und

der natürlichen Salzwiese nicht voneinander unterscheiden. Allerdings unterschei-

det sich das Verhältnis von lebender zu toter Biomasse signifikant zugunsten der

Polder. Da die Resultate der kalorimetrischen Messung und die Anteile der Easer-

stoffe in den Pflanzen beider Gebiete nicht voneinander verschieden sind, ist an-

zunehmen, daB die Entscheidung der Gãnse im Winter die Polder zu nutzen,

durch die Vertügbarkeit der Biomasse bedingt ist. Somit scheint eine hôhere Men-

Page 98: Habitatwahi von Uberwinternden und migrierendenfse.studenttheses.ub.rug.nl/9475/1/Biol_Drs_1998_HNDegro.CV.pdf · Die okologischen Untersuchungen an WeiBwangengansen wurden im niederlãn-dischen

7. Zusammenfassung 95

ge an Biomasse für die Weil3wangenganse nicht von Vorteil zu sein, wenn die

grUnen Pflanzenteile durch Uberlagerung von abgestorbenen Pflanzen für die

Gänse schwerer erreichbar sind.

Die Ergebnisse dieser Arbeit lassen den SchiuB zu, daB sich die beiden Habitate,

Polder und beweidete Salzwiese im Westen einerseits und die natürliche Salzwie-

se im Osten andererseits, in ihrer Qualitãt, bezogen auf Nahrungsaufnahme und

Biomasse, für die Gänse unterscheiden.