Handbuch für die sozialpädago- gische Praxis · Kindern, aber auch des Einrichtungsteams und der...

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1 Handbuch für die sozialpädago- gische Praxis

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Handbuch für die sozialpädago-

gische Praxis

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Herausgeber:

Berufsfachschule für Kinderpflege und Fachakademie für Sozialpädagogik

des Schulwerks der Diözese Augsburg 88131 Lindau

Tel. 08382/930611 Fax: 08382/930644

e-mail: [email protected] [email protected]

www.faks-lindau.de

Überarbeitete Auflage Juli 2012

Die Vervielfältigung erfolgt ausschließlich für den Gebrauch der Ausbildung!

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Inhaltsverzeichnis

1. Vorwort

2. Einleitung 2.1 Entwicklungszentrierung 2.2 Wertorientierung

3. Grundgedanken des BEP

4. Themenbezogene Bildungs- und Erziehungsbereiche für 4.1 Wertorientiert und verantwortungsvoll handelnde Kinder

4.1.1 Wertorientierung und Religiosität 4.1.2 Emotionalität, soziale Beziehungen und Konflikte

4.2 Sprach- und medienkompetente Kinder 4.2.1 Sprache und Literacy

4.2.2 Informations- und Kommunikationstechnik, Medien

4.3 Fragende und forschende Kinder 4.3.1 Mathematik 4.3.2 Naturwissenschaften und Technik 4.3.3 Umwelt

4.4 Künstlerisch aktive Kinder 4.4.1 Ästhetik, Kunst und Kultur 4.4.2 Musik

4.5 Starke Kinder 4.5.1 Bewegung, Rhythmik, Tanz und Sport 4.5.2 Gesundheit

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1. Vorwort

Seit PISA ist die Elementarpädagogik einem starken pädagogischen Wandel unterwor-fen. Die deutschen Bundesländer entwickelten eigene Bildungspläne für den vorschu-lischen Bereich. Kompetenzbeschreibungen des lernenden Kindes und methodische Umsetzungsbeispiele für Lernprozesse finden sich in ihnen. Das Bild vom Kind als aktivem Mitgestalter seiner Entwicklung bestimmt zugleich die Rolle der Erzieherin und Entwicklungsbegleiterin. Dieses Handbuch fühlt sich dem „Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplan für Kin-der in Tageseinrichtungen bis zur Einschulung“ und dem lernfeldorientierten Lehrplan der Berufsfachschule für Kinderpflege und der Fachakademie für Sozialpädagogik verpflichtet. Es richtet sich als Lern- und Hilfsmittel für die fachliche Gestaltung der Bildungsar-beit und als schulisch vereinbarter Erwartungshorizont an die Schülerinnen und Schü-ler und als professionelle Orientierungshilfe an die Ausbildnerinnen und Ausbilder in der sozialpädagogischen Praxis. (Zugunsten einer besseren Lesbarkeit wird im Handbuch i.d.R. die weibliche Form verwendet.)

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2. Einleitung 2.1 Entwicklungszentrierung Aus der Perspektive der wissenschaftlichen Pädagogik und Psychologie handelt es sich bei Entwicklung immer um Veränderungen, die aufeinander aufbauen, die sich einer bestimmten Altersstufe zuordnen lassen, deren Wirkung nachhaltig ist und die in einer gewissen Kontinuität erfolgen. Zugleich wissen wir, dass sich Entwicklung im-mer in der Wechselwirkung zwischen Anlagen, Umwelt und Eigeninitiativen voll-zieht. In diesem dynamischen Prozess kommt der pädagogischen Fachkraft die wichtige Aufgabe zu, den Fähigkeiten und Fertigkeiten des Kindes entsprechend pädagogische Angebote zu entwickeln, die Freude und Neugier am Lernen zu wecken und helfen, diese zu erhalten. Das Kind soll an den Aufgaben wachsen können und dadurch Selbstbewusstsein aufbauen. Dabei soll auch eine emotionale Beziehung zwischen Kind und pädagogischer Fachkraft entstehen, die sowohl Akzeptanz als auch Vertrau-en zueinander beinhaltet. Die im vorliegenden Heft aufgeführten methodischen Grundsätze orientieren sich an Kindern im Vorschulalter. Für jüngere bzw. ältere Kinder muss die Vorgehensweise altersentsprechend modifiziert und angepasst werden.

2.1 Wertorientierung „Es ist besser, hohe Grundsätze zu haben, die man befolgt, als noch höhere, die man außer Acht lässt.“ (Albert Schweizer) Kinder jeden Alters verfügen über ein grundsätzliches Potenzial an gemeinschaftsför-derlichen, prosozialen Kräften, aber genauso über die Möglichkeit zu aggressivem, zerstörerischem Verhalten. Es gehört daher zu den wichtigsten Aufgaben der Erzie-hung, ihnen Werthaltungen nahe zu bringen, mit deren Hilfe sie die Welt und die Menschen um sich herum vorurteilsfrei respektieren, sie achten und lieben lernen kön-nen. Kinder zeigen in ihrem Alltag eine große Offenheit und eine oft erstaunlich tief-gründige Fragehaltung gegenüber dem, was ihnen „wirklich wichtig“ ist und suchen manchmal geradezu bohrend nach Begründungen und Lösungen für das „Warum“ und „Weshalb“ des Daseins. Um sie in diesen (Wert-) Fragen gut begleiten zu können, ist es wichtig, dass wir als Erziehende selbst auf dem Weg bleiben, Standpunkte reflektie-ren und unsere Urteilskraft weiterentwickeln. Wir erleben derzeit eine gesellschaftliche Bewegung mit, die neu fragt und sucht nach dem, was Halt und Orientierung geben kann. Es gilt hier mit großer Bewusstheit und Unterscheidungsgabe hinzuschauen und schon im vermeintlich Kleinen kluge Ent-scheidungen zu treffen. Die Kinder fordern im Alltag von uns gerade solche Impulse ein, die sie dabei unterstützen, sich ihr eigenes Wertesystem aufzubauen und sowohl heute als auch in einer unbekannten Zukunft eigenverantwortlich denken und handeln zu können.

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3. Grundgedanke des BEP Dem BEP liegt das Recht des Kindes auf Bildung zugrunde, das bereits mit der Geburt des Kindes besteht: Kinder kommen als kompetente Säuglinge zur Welt, die ihre Bildung und Entwick-lung von Geburt an aktiv mitgestalten. Diese Mitwirkung des Kindes soll durch den Erwerb von sog. Basiskompetenzen (vgl. Kapitel 5, BEP) in der sozialpädagogischen Einrichtung weiter gefördert werden. Im BEP wird ein ganzheitliches Bildungsverständnis beschrieben, dessen Leitziele in der - Stärkung kindlicher Autonomie und sozialer Mitverantwortung - Stärkung lernmethodischer Kompetenz - Stärkung des kompetenten Umgangs mit Veränderungen und Belastungen (Resi-

lienz) bestehen. Darüber hinaus gilt der BEP als Orientierungsrahmen für das pädagogische Personal.

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4. Themenbezogene Bildungs- und Erziehungsbereiche für 4.1 Wertorientiert und verantwortungsvoll handelnde Kinder 4.1.1 Wertorientierung und Religiosität Leitgedanken Die VerfasserInnen des Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplans leiten von unserer Baye-rischen Verfassung (z.B. Garantie von Glaubens- und Gewissensfreiheit in Art.107 Abs. 1 und 2; Ehrfurcht vor Gott, Achtung der Würde des Menschen in Art. 131 Abs. 2) ein eindeu-tiges Statement für die ethische und die religiöse Erziehung in Kindertagesstätten ab. Das sowohl kulturell als auch religiös immer buntere Erscheinungsbild der Familien mit ihren Kindern, aber auch des Einrichtungsteams und der Trägerschaften von Kindertagesstätten erfordert einen sehr bewussten Umgang mit ethisch-religiösen Fragen und muss immer wieder neu reflektiert werden. Es ist wichtig, vor dem Aufbau eines Angebotes zu unterscheiden, ob es sich um ein rein „ethisches“ oder um ein „religiöses“ Angebot handelt. Die Ziele fallen jeweils unterschiedlich aus und damit zum Teil auch die Methoden. Ein ethisches Angebot umfasst Themen des allgemeinen Zusammenlebens, wie z.B. Streiten und Versöhnen, Helfen, Teilen, Außenseiter sein oder Ähnliches. Ein religiöses Angebot soll als solches erkennbar sein, indem es einen Bezug zu Glaubens-themen herstellt. Das schließt nicht aus, dass es auch ethische Themen berührt. (Beispiel: Die biblische Erzählung vom „Barmherzigen Samariter“ sollte als religiöses Ange-bot nicht reduziert werden auf das Thema „Helfen“. Sie wurde von Jesus erzählt, um zu zei-gen, wie Christen miteinander umgehen sollen. Umgekehrt gilt: Wer sich für das allgemeine ethische Thema „Menschen in Not helfen“ ent-scheidet, sollte dieses Thema nicht mit der Bibel, sondern mit einer allgemeinen, nicht religi-ösen Geschichte oder Szene untermauern.) Mögliche Bildungsangebote Ethisches Angebot:

- Bilderbücher wie Selim und Susanne, Du hast angefangen – nein du - Geschichten vom Zusammenleben der Menschen - Philosophieren mit Kindern - Aufgreifen aktueller Themen wie die Geburt eines Geschwisterchens o.ä.

Religiöses Angebot:

- Eine biblische Erzählung auf der Grundlage eines Bilderbuches oder des freien Erzäh-lens, etwa mit gleichzeitiger Mittegestaltung (Einsatz biblischer Erzählfiguren)

- Einführung oder Vertiefung religiöser Symbole und Rituale - Vorbereitung bzw. Feier eines Festes aus dem kirchlichen Jahreskreis - Heiligenlegenden - Erste Einführungen in die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Religionen - Einführung eines religiösen Liedes oder Tanzes

Querverbindungen Die Ganzheitlichkeit des ethisch-religiösen Erlebens lässt es zu, dass das Thema in praktisch allen anderen Lebens- und Lernbereichen vorkommen kann. Es gilt im Alltag eine angemes-sene Sensibilität für die Fragen und Anliegen der Kinder zu entwickeln.

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4.1.1.1 Ethisches bzw. religiöses Angebot Bildungs- und Erziehungsziele

- s. Basiskompetenzen, BEP S. 55 – 94 - s. Ethische und religiöse Bildung und Erziehung, BEP S. 115 ff.

Zielbeispiele

- Das Kind bekommt Hilfen für ein gelingendes Miteinander - Es wird in Grundhaltungen eingeführt (Staunen, Vertrauen, Fragen stellen, über das

Leben nachdenken…) - Das Kind lernt Gemeinsamkeiten und Unterschiede wahrzunehmen, sie zu schätzen

und als Quelle für die persönliche und gemeinsame Weiterentwicklung zu erfahren - Es findet Raum und Ausdrucksformen für seine Gefühle und nimmt die pädagogi-

schen MitarbeiterInnen als zuverlässige Bezugspersonen wahr - Das Kind baut eine Beziehung zu biblischen Geschichten auf - Es entdeckt in der Gestalt des Jesus einen Freund für das eigene Leben - Das Kind wird sich seiner Vorstellung von Gott bewusster - Es erlebt die Freude an gemeinsamen Feiern und Festen - Es wird vertraut mit Vorbildern des Glaubens und Helden des alltäglichen Lebens

Impulse zur Vorbereitung Ein ethisch-religiöses Angebot muss nicht grundsätzlich meditativ oder nachdenklich sein, sondern kann auch sehr lebendig werden! Gerade religiöse Themen finden nicht ausschließ-lich „in der Dämmerung“ statt, auch sollte die Überbetonung von Lichtern und Düften etc. vermieden werden. Die pädagogische Kraft bereitet sich persönlich auf die Inhalte des Angebotes vor und wird sich bewusst, welche Ziele ihr wichtig sind und wie sie persönlich zu den Inhalten steht. Methodische Grundsätze (für ethische als auch religiöse Angebote) Hinführung Wesentlich ist, dass das Ruhigwerden von innen her geschieht, es kann nicht angeordnet wer-den, sonst bleibt es bei einem äußeren Stillhalten, bei dem das Kind nicht offen ist für das Angebot der pädagogischen Kraft. Dies kann auf unterschiedlichem Weg stattfinden:

- Ein Raum- bzw. Platzwechsel, Abgrenzung zum bisherigen Geschehen - Ritualisierte Übungen zum Stillwerden (Kreisbildung, Mittefindung, Begrüßung…) - Anzünden einer (Jesus-)Kerze - Lausch- oder Tastübungen - Ein Lied, ein Gedicht oder ein Rätsel zum Thema - Einführung eines Gegenstandes, der im Hauptteil vorkommt usw.

Hauptteil

- Ein Bilderbuch oder freies Erzählen einer (biblischen) Geschichte - Nachspielen von Szenen, erfinden von Gesprächen zwischen beteiligten Personen, ein-

fühlen in Gedanken und Empfindungen, herstellen von Identifikation und Solidarität - Einüben eines ethisch-religiös sinnvollen Verhaltens - Auseinandersetzung mit krisenhaften Abläufen, erste Stellungnahme einüben… - Durch das Anknüpfen an eigenen Erfahrungen neue Erkenntnisse gewinnen - Legenden über Heilige, Vorbilder, Helden - Entdecken eines gottesdienstlichen Raumes (Kirche, Moschee, Meditationsraum…)

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Eine Sonderform des religiösen Angebotes stellt die sog. Anschauung nach Franz Kett dar. Sie ist in vier Phasen aufgebaut: - Begegnungsphase (eine vielseitige Begegnung mit dem Gegenstand) - Ausdrucksphase (die inneren Erfahrungen werden ausgedrückt) - Deutungsphase (Gebet, Segen, Gemeinschaftszeichen) - Eröffnungs- bzw. Erschließungsphase (Kreisbildung, zur Ruhe kommen)

Ihre genaue Bedeutung und inhaltliche Gestaltung kann die Schülerin/ der Schüler bis zur praktischen Prüfung dem Unterricht entnehmen. Sie ist in den Heften der Religionspädagogi-schen Praxis (RPP) zu finden. Abschluss Abgestimmt auf das Thema kann der Ausklang ein Gebet, ein Tanz, ein Spiel, ein Bild sein; genauso können die inneren Eindrücke gemalt oder mit Material gelegt werden usw.

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4.1.2 Emotionalität, soziale Beziehungen und Konflikte Leitgedanken Emotionale und soziale Kompetenzen sind die Voraussetzung dafür, dass sich ein Kind in die soziale Gemeinschaft integrieren kann. Empathie, Perspektivenübernahme, Beziehungs- und Konfliktfähigkeit sowie die Wahrnehmung und Steuerung eigener Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse sind Basiskompetenzen für adäquates soziales Handeln. Die Entwicklung dieser Fähigkeiten ist eng miteinander verbunden und vollzieht sich nur in der Begegnung mit ande-ren. Die erwachsenen Bezugspersonen des Kindes spielen hierbei eine wesentliche und un-verzichtbare Rolle. Mögliche Bildungsangebote

- Gelenktes Rollenspiel - Freies Rollenspiel - Fantasiereise - Kreisspiel - Thematisch orientiertes Gespräch - Kinderkonferenz

Querverbindungen Interesse und Neugier lassen sich nur durch positive emotionale Ansprache wecken. Kinder lernen am besten, wenn das Lernen von positiven Emotionen begleitet ist und sie mit Freude lernen können. Insofern durchdringt dieser Bereich alle anderen Lern- und Entwicklungsbe-reiche

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4.1.2.1 Das gelenkte Rollenspiel Bildungs- und Erziehungsziele

- s. Basiskompetenzen, BEP S. 55 – 94 - s. Emotionalität, soziale Beziehungen und Konflikte BEP S. 188 ff.

Zielbeispiele

- Das Kind kann sich in verschiedene Rollen einlassen und lernt, unterschiedliche Per-spektiven einzunehmen

- Es kann eigene Erlebnisse verarbeiten und seelische Spannungen vermindern - Ängste und Hemmungen können abgebaut werden - Das Kind wird fähig, eigene Gedanken, Gefühle und Befindlichkeiten mitzuteilen - Es kann Verhaltensweisen ausprobieren ohne bei Fehlern mit ernsthaften Konsequen-

zen rechnen zu müssen - Das Kind lernt, Konflikte zu lösen - Die Selbst- und Fremdwahrnehmung des Kindes wird gefördert - Das Kind lernt mit Blick auf ein gemeinsames Ziel mit anderen zusammen zu arbei-

ten, zu kooperieren, eigene Wünsche und Bedürfnisse zurück zu stellen oder auch durchzusetzen

- Die verbale wie nonverbale Ausdrucksfähigkeit des Kindes wird gefördert Impulse zur Vorbereitung

- geeignete Rahmenhandlung wählen (z.B. Geschichte, Märchen, Spiellieder, intensive Erlebnisse der Kinder…)

- störungsfreien Raum wählen, der genügend Platz und Bewegungsfreiheit bietet - genügend Zeit einplanen - ausreichende Auswahl an Requisiten und Hilfsmitteln bereitstellen (z.B. Kleiderkiste,

Tücher, Decken, Haushaltsgegenstände…) - einfache Requisiten mit den Kinder herstellen

Methodische Grundsätze Hinführung

- Die Rahmenhandlung oder das Thema den Kindern vortragen bzw. vorstellen - Spielfreude und Motivation wecken durch eigene Spielbegeisterung - Inhalt der Handlung und deren Sprachmuster erarbeiten - Eine Vorstellung über das Umfeld der Handlung mit den Kindern entwickeln - Durch kleine Vorübungen (Warm-ups) die Kinder auf den Spielinhalt einstimmen

(z.B. „Wir gehen alle wie alte Hexen durch den Wald.“) Hauptteil

- Betrachten von Verkleidungsutensilien und Requisiten - Den Kindern Gelegenheit geben, die Kleidungsstücke auszuprobieren, um damit die

spätere Rollenwahl zu erleichtern - Den Handlungsort zusammen mit den Kindern gestalten - Mithilfe der Verkleidungsutensilien und der Requisiten nochmals die Handlung mit

ihren Sprachmustern erarbeiten sowie mögliche Rollen klären - Mit den Kindern die einzelnen Rollen besprechen. Auf vielfältiges Rollenangebot ach-

ten (z.B. Sprechrolle, Hauptrolle, passive Rolle, Geräuschkulisse…) - Kinder wählen ihre Rolle frei, evtl. Hilfe zur Rollenfindung geben - Jedes Kind wird einbezogen aber niemand wird zu einer Rolle gezwungen

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- Zu Beginn der Spielphase erzählt die pädagogische Fachkraft die Rahmenhandlung - Die Kinder spielen frei ihre Rolle - Die pädagogische Fachkraft lenkt den Spielverlauf mit Spielhilfen (z.B. Einsätze mit

Kopfnicken geben, wörtliche Rede beginnen, sich hinter unsichere Kinder stellen…) - Bei ausreichend Zeit und Interesse der Kinder kann das Spiel mit vertauschten Rollen

wiederholt werden Abschluss - Auswertungsgespräch wie es den Kindern beim Spiel ergangen ist

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4.1.2.2 Spieleinführung Bildungs- und Erziehungsziele

- s. Basiskompetenzen, BEP S. 55 – 94 - s. Emotionalität, soziale Beziehungen und Konflikte BEP S. 188 ff.

Zielbeispiele

- Spielfreude erleben - Entwicklung von Mut und Rücksichtnahme - Entwicklung von Regelverständnis - Entwicklung eines Gruppenzugehörigkeitsgefühls - Förderung von Ausdauer und Konzentration - Anregung von Motorik, Sprache, Wahrnehmung

Impulse zur Vorbereitung - Spielregel gut lernen und dies in kurzen, für Kinder verständlichen Sätzen zusammen-

fassen - bei eingebauten Texten/Liedrufen, diese auswendig lernen - Materialien für das Angebot besorgen, bereitstellen und ausprobieren - evtl. Materialien für das Angebot selbst herstellen - Raum wählen, der genügend Platz bietet - Sitzkreis stellen - bei Bewegungsspielen evtl. Spielfeld markieren - Raum lüften - evtl. Raum zum Thema passend gestalten - evtl. Kostüme, Schminke, Requisiten einbeziehen

Methodische Grundsätze Hinführung

- Kurze Geschichte erzählen oder vorlesen, die zum Spielinhalt führt oder diesen bein-haltet

- Kurze Fantasiereise, die zum Thema führt oder vom Spielinhalt handelt, durchführen - Aufwärmübung zum Thema machen, z.B. „Wir sind Tiere im Dschungel“ - Gestaltete Mitte zum Thema, die danach je nach Spielart entfernt wird - Reim, Gedicht, Rätsel, Sinnesübung - Handpuppe, die auf Spielinhalt aufmerksam macht oder passend zum Spielinhalt eine

Geschichte erzählt - Auf das Spiel mit einer kleinen Vorübung einstimmen, z.B. Markieren der rechten

Hand für das Spiel „Mein rechter Platz ist frei“.

Hauptteil - Kinder erfahren und erleben die Spielidee (Ziel, Hauptfiguren, Ablauf) - Technische Anweisungen vermeiden und sprachliche Äußerungen aus der Spielidee

heraus formulieren - Ein Kind wiederholt die Spielregeln , dadurch wird das Verständnis der Regeln erhöht

und es ist ersichtlich, ob die Spielregeln verstanden worden sind - Spielregeln erklären und dies gleichzeitig durch Auswahl von besonders mutigen oder

kompetenten Kindern unterstützend vorzeigen lassen - Kinder darauf aufmerksam machen, worauf es ankommt, z.B. Ihr müsst jetzt ganz lei-

se sein, sonst erkennt dich der…nicht.“

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- Probedurchgang ermöglichen - Kinder nach Bedarf zur Wiederholung der Spielregeln anregen - Spielsteigerung einbauen, Schwierigkeitsgrad langsam erhöhen - Pädagogische Fachkraft nimmt im Regelfall am Spiel aktiv teil, sie ist ein Modell für

Regelanwendung und Spielfreude - auf Einhaltung der Regeln achten - Kinder immer wieder ermutigen und motivieren - Jedes Kind war am Ende der Spielrunde dran. - Spielende rechtzeitig ankündigen „Jetzt spielen wir das Spiel zum letzten Mal.“

Abschluss - Entspannungsübung - Raum z.B. als Hase verlassen - Verabschiedung von eingesetzten Puppen - Geschichte des Einstiegs zu Ende erzählen - Bekanntes Lied zum Thema - etwas zum Thema legen lassen

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4.2 Sprach- und medienkompetente Kinder 4.2.1 Sprache und Literacy Leitgedanken Kaum ein Bereich der kindlichen Entwicklung ist in der Kindertagesstätte so vielseitig und dauerhaft präsent wie die Herausbildung sprachlicher Kompetenzen. Immer mehr Kinder wachsen mit unterschiedlichen Sprachen auf bzw. haben Kontakt zu anderen Sprachen und Kulturen. Von Anfang ihres Lebens an entdecken und erfinden Kinder ständig neu ihre Spra-che und es ist heute unumstritten, welche herausragende Position hier den Anregungen aus der Umwelt zukommt. Sprache „entwickelt“ sich nicht einfach, genauso wenig wie ein Kind sich Sprache einfach „aneignet“ und sie sozusagen abspeichert. Es handelt sich um einen äu-ßerst dynamischen, individuellen und komplexen Prozess, der von den pädagogischen Fach-kräften eine hohe Aufmerksamkeit verlangt. Kinder lernen Sprache in der Beziehung zu Per-sonen, die sich ihnen zuwenden und ihnen wichtig sind. Der Spracherwerb erfolgt nicht nur über das Zuhören sondern ganz wesentlich über das eigene Sprechen und ist gebunden an:

• Dialog und persönliche Beziehung • Interesse • Handlungen, die für Kinder Sinn ergeben

Sprache gezielt und situationsorientiert einsetzen zu können bedeutet, differenziert teilhaben zu können an Beziehungen, Gefühlen, Wissensaneignung und Persönlichkeitsentwicklung; Sprachkompetenz ist eine Schlüsselqualifikation, sie ermöglicht die aktive Teilhabe am ge-sellschaftlichen Leben und ist eine wesentliche Voraussetzung für schulischen und berufli-chen Erfolg. „Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt“- so drückte es der Sprachfor-scher L. Wittgenstein einmal treffend aus. Mögliche Bildungsangebote

- Bilderbuchbetrachtung - Märchenerzählung - Geschichten - Fingerspiele - Laut- und Sprachspiele - Reime, Gedichte - Gelenktes Rollenspiel - Thematisch orientierte Gespräche

Querverbindungen

- Kinder mit verschiedenem kulturellem Hintergrund, Interkulturelle Erziehung (BEP Kap. 6.2.3., S. 141 ff.)

- Emotionalität, soziale Beziehungen und Konflikte (BEP Kap. 7.2., S. 186 ff.) - Ästhetik, Kunst und Kultur (BEP Kap. 7.8., S. 309 ff.) - Musik (BEP, Kap. 7.9., S. 335 ff.)

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4.2.1.1 Dialogorientierte Bilderbuchbetrachtung Bildungs- und Erziehungsziele

- s. Basiskompetenzen, BEP S. 55 – 94 - s. Sprache und Literacy, BEP S. 209 ff.

Zielbeispiele

- Das Kind entwickelt Freude am sprachlichen Ausdruck und Dialog - Es lernt zuzuhören und auf Äußerungen anderer einzugehen - Es wird fähig, eigene Gedanken, Gefühle und Befindlichkeiten mitzuteilen - Das Kind lernt, Texte sinngemäß zu verstehen - Es kann durch Sprache Zusammenhänge herstellen - Das Kind kann sich in verschiedene Rollen einlassen und lernt unterschiedliche Per-

spektiven einzunehmen - Dem Kind wird die Aussage des Bilderbuches bewusst und es kann Zusammenhänge

zu seinem eigenen Erleben und seiner Lebenssituation herstellen Impulse zur Vorbereitung

- Bilderbuch gut durchlesen und ansehen - Aussage des Bilderbuches erfassen - Informationen zum Thema einholen - Fragen und Antwortmöglichkeiten der Kinder zu den einzelnen Bildern überlegen - Sitzhalbkreis stellen (alle Kinder sollten einen guten Blick auf das Bilderbuch haben) - Ruhigen und ansprechend gestalteten Raum wählen - Lichteinfall beachten

Methodische Grundsätze Hinführung

- Anschauungsmittel zum Thema mitbringen (z.B. Hexenbesen, Hexenhut) - Reim, Gedicht, Rätsel - gebaute Mitte betrachten und darüber sprechen - Gespräch über das Titelbild - Gespräch, das sich auf den Inhalt des Themas bezieht, dabei an den Erfahrungen der

Kinder ansetzen - Sinnesübung - Einsatz einer Handpuppe, die auf das Thema aufmerksam macht oder die Hauptperson

des Bilderbuches vorstellt - Inhalt des Bilderbuches kurz vermitteln, indem die beteiligten Personen, Tie-

re…bekannt gemacht werden Hauptteil

- Regeln des Gesprächs mit den Kindern vorher festlegen - evtl. einzelne Bilder oder Bildausschnitte abdecken - immer wieder Blickkontakt mit den Kindern aufnehmen - den Kindern genügend Zeit für das Betrachten der Bilder geben - die Betrachtung der Bilder und die sprachlichen Äußerungen der Kinder dazu stehen

im Vordergrund - das Kind erschließt sich über das wahrgenommene Bild die Handlung, indem es vom

Geschehen erzählt, Fragen stellt, seine Gefühle und Eindrücke wiedergibt durch Im-pulse und offene Fragen der pädagogischen Fachkraft

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- Kinderantworten aufmerksam wahrnehmen, zuhören, nachfragen, Dialog entwickeln - Gespräch moderieren - Kinder so viel wie möglich selbst erarbeiten lassen, Kindern Zeit zum Wahrnehmen

geben, zum Sprechen anregen - offene Fragen stellen, wie z.B. Woran merkt man/sieht man…? Was wünscht

sich…wohl? Woran denkt….wohl? Woran erkennt ihr, dass…? Was passiert hier? - Fragen vermeiden, auf die die Kinder nur mit ja oder nein antworten können - evtl. Fragen der Kinder an die Gruppe zurückgeben - lebendig erzählen, durch wörtliche Rede, entsprechende Mimik, Gestik und Verände-

rungen in der Stimme Spannung schaffen - an passender Stelle die Kinder durch das Mitmachen von Gesten, Geräuschen, Reimen

usw., die im Buch vorkommen, aktiv einbeziehen - auf kindgemäße Sprache und richtige Begriffsbildung achten, zu schwierige Begriffe

vereinfacht umschreiben, unbekannte Begriffe erklären - Äußerungen der Kinder bestätigen, evtl. nachfragen, loben oder korrigieren - ggf. zurückblättern, Seite überspringen und später aufgreifen Abschluss - ein auswertendes Gespräch führen: „Was wäre gewesen, wenn…?“ „Was wäre gewe-

sen, wenn nicht…?“ - die Geschichte weiterspinnen lassen - im Gespräch zwischen dem Thema des Buches und dem Leben der Kinder einen Zu-

sammenhang herstellen - bekanntes/r Lied, Fingerspiel, Tanz - kurzes Rollenspiel zum Inhalt - mit verschiedenen Materialien etwas legen lassen

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4.2.1.2 Die Erzählung (Märchen und Geschichten) Bildungs- und Erziehungsziele

- s. Basiskompetenzen, BEP S. 55 - 94 - s. Sprache und Literacy, BEP S. 209 ff.

Zielbeispiele

- Die Kinder lernen einer längeren Erzählung zu folgen, deren Sinn zu verstehen und einen Bezug zwischen dem Text und ihren eigenen Erfahrungen herzustellen.

- Das Kind holt sich aus der Erzählung heraus, was es gerade für seine Entwicklung braucht. Es hat die Möglichkeit, sich zu identifizieren oder nur Beobachter zu sein.

- Es kann sich in verschiedene Rollen einlassen und lernt verschiedene Perspektiven einzunehmen.

- Durch Märchen werden die Lebenskräfte (Resilienz) gestärkt und das Kind wächst in die Bewältigung von Schwierigkeiten und Heraus-forderungen des Lebens hinein.

- Das Kind kann aus weiterer Entfernung seine eigenen Nöte erkennen. Durch Identifi-kation entwickelt es im Voraus Bewältigungsstrategien und Lösungswege. Es wird angeregt, aktiv, verantwortlich und zuversichtlich Lebensanforderungen zu begegnen und dabei auf die eigenen Kräfte zu vertrauen.

- Bitte leiten Sie auch Ziele vom Inhalt des Märchens / der Geschichte ab. Was soll durch diese Erzählung bei den Kindern bewirkt werden ?

Impulse zur Vorbereitung

- Sich intensiv mit dem Märchen oder der Geschichte befassen, einen inneren Bezug herstellen: Was ist die Botschaft dieser Geschichte, was will sie mir sagen ?

- Das Märchen mehrmals laut lesen, probeweise erzählen - Atmosphäre im Erzählraum schaffen durch ein geordnetes, aufgeräumtes Zimmer,

passende Lichtverhältnisse, leise Musik, eine Kerze - Einen Stuhl oder Sitzhalbkreis, um Nähe und Blickkontakt zu ermöglichen - Rituale, wie zum Beispiel durch einen goldenen Reifen ins Märchenland eintreten

Methodische Grundsätze Hinführung

- Die Aufmerksamkeit der Kinder über alle Sinne wecken - Mitte gestalten, Gespräch über die Mitte - Symbol aus dem Märchen zugedeckt erfühlen - In eine Schatzkiste schauen oder phantasieren, was wohl darin sein könnte - Stilleübung

Durchführung

- Geschichte frei erzählen - Märchen im Urtext kraftvoll vorlesen oder auswendig vortragen - Spannung erzeugen durch wörtliche Rede, Stimmveränderung, unterschiedliche Laut-

stärke, Pausen, entsprechende Mimik und Gestik - Raum für Äußerungen, Zeit zum Nachdenken lassen - Fragen der Kinder beantworten, ohne dass der Fluss der Erzählung unterbrochen wird - Grausamkeiten nicht ausmalen - Das Märchen inhaltlich nicht verfremden - Aufmerksam sein für Gefühle der Kinder und gegebenenfalls Unterstützung geben,

z.B. durch das Ermöglichen von Nähe

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- Geschichte anhand des Mittelbildes erzählen, eventuell einzelne Stationen aufbauen - Möglichkeiten schaffen, für die Kinder, ins Spiel ganz eintreten zu können, z.B. durch

Gebärden, durch Herumreichen von symbolischen Gegenständen usw.

Abschluss - Sitzen bleiben, die Stille nachklingen lassen, den Schatz des Märchens sich entfalten

lassen - Nicht durch kognitive Fragen aus dem Erleben führen, sondern im Erleben bleiben - Den Kindern Zeit für Äußerungen lassen - Bilder, Symbole aus dem Märchen legen - Musik machen, Tanz, Lied, z.B. Hochzeitstanz - Über das eigene Tun die Wirkkraft des Märchens erfahren, z.B. das “Wasser des Le-

bens” trinken, durch das Tor gehen…

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4.2.1.3 Sprach- und Fingerspiel Bildungs- und Erziehungsziele s. Basiskompetenzen, BEP S. 55 – 94 s. Sprache und Literacy, BEP S. 209 ff. Zielbeispiele

- Das Kind entwickelt ein sprachliches Rhythmus- und Taktgefühl - Es übt Sprache spielerisch durch Wiederholung - Es erfährt Freude am sprachlichen Ausdruck - Das Kind übt seine feinmotorischen Fähigkeiten - Es trainiert und stärkt seine Merkfähigkeit - Das Kind entwickelt ein differenziertes Verständnis von Mimik, Gestik und Tonfall - Es erlebt Erfolg und dadurch eine Stärkung seines Selbstwertgefühls - Dem Kind wird die Aussage, der Inhalt des Fingerspiels bewusst und es kann - Zusammenhänge zu seinem eigenen Erleben herstellen

Impulse zur Vorbereitung

- Sprach- und Fingerspiel sich selbst gut aneignen und die Satzmelodie fließend artiku-lieren

- Eventuell Anschauungsmaterial besorgen, kindgemäße Erklärungen für neue oder schwierige Begriffe überlegen

- Eine abwechslungsreiche, motivierende Vorgehensweise durchdenken - Sitzordnung herstellen, bei der ein guter Blickkontakt zu allen Kindern möglich ist - Auf eine angemessene Gruppengröße achten, die Sprachhemmungen vermeidet

Methodische Grundsätze Hinführung

- Kurze, spannende, motivierende Gestaltung - Inhalte des Sprachspiels in eine kleine Geschichte verpacken - Rätsel stellen - Mitte gestalten - Mit den Hauptfiguren bzw. mit dem Thema spielerisch bekannt machen - durch Einsatz von Fingerpuppen, Bemalen der Finger, Stofftier, Handpuppe

Hauptteil

- Sprachspiel einmal vollständig vorstellen, dabei deutlich artikulieren - Gestik, Mimik und Tonfall ansprechend gestalten - Blickkontakt zu den Kindern halten - Durch eigene Spielfreude die Kinder motivieren, „Schauspieler“ sein - In sinnvolle Abschnitte gliedern - Verse im Zusammenhang und im Sprachrhythmus einüben - Schwierige Wörter können einzeln artikuliert werden - Die Kinder durch Abwechslung zur Wiederholung motivieren, z. B. laut oder leise

sprechen, nur die Mädchen oder die Jungen, einzelne Kinder, ein Teil der Gruppe macht die Bewegungen, der andere Teil spricht den Text

- Zwischendurch Rückfragen zum Inhalt an die Kinder stellen - Optische Merkhilfen in der Mitte einsetzen, d. h. die gestaltete Mitte erinnert die Kin-

der an den Text - Beenden, bevor das Spiel langweilig wird

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Wichtig! Eine Atmosphäre schaffen, in der die Kinder Wertschätzung erfahren und unbeschwert und angstfrei sprechen können Abschluss

- Den anderen Kindern in der Gruppe das Sprachspiel vorstellen - Die Kinder verlassen passend zur Spielidee den Raum - Kurzes Rollenspiel

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4.2 Sprach- und medienkompetente Kinder 4.2.2 Informations- und Kommunikationstechnik, Medien Leitgedanken In der modernen Gesellschaft sind Informations- und Kommunikationstechniken (IuK) und Medien maßgebliche Faktoren öffentlichen, politischen, kulturellen, wirtschaftlichen und be-ruflichen Lebens. Sie sind somit auch Bestandteil individueller Lebensführung. Das Spektrum der Medien ist weit: Mit dem Blick auf die jeweils angesprochenen Sinne wird nach

• auditiven (Ton-) Medien wie Radio, CD-Spieler, Kassettenrekorder • visuellen (Bild-) Medien wie Fotos, Dias, Druckmedien • audio-visuellen (Bild-Ton-) Medien wie Fernsehen, Video, Computer • haptischen (durch Tastsinn erlebbare) Medien wie Braille-Schrift unterschieden.

Der Umgang mit Medien hängt von persönlichen wie sozialen Faktoren ab: Alter, Geschlecht, sozialer und kultureller Hintergrund beeinflussen die Vorlieben für mediale Inhalte und Tä-tigkeiten. Von der sporadischen Aufmerksamkeit für mediale Reizquellen, über die Wahr-nehmung einzelner Medienangebote, weiter über die Ausprägung klarer Vorlieben für be-stimmte Inhalte und mediale Tätigkeiten, bis hin zu eigenständigem und selbsttätigem Um-gang mit Medien, verläuft die Entwicklungslinie. Kinder kommen von frühester Kindheit an mit IuK in Berührung und zeigen erfahrungsgemäß ein hohes Interesse daran. Dabei beinhalten alle Medien Potentiale und Gefahren, sind Chance und Risiko gleichermaßen. Medienbildung und –erziehung zielt darauf ab, den Risiken entge-gen zu wirken, die Orientierungskompetenz zu stärken und positive Potentiale nutzbar zu ma-chen. Die wachsende Medienkompetenz entwickelt sich im Wechselspiel von gezielter Unter-stützung und selbsttätiger Kompetenzerweiterung. Ebenso wichtig sind die Beobachtung me-dial angebundener Kinder, sowie der regelmäßige Dialog mit ihnen über ihre Medien-erfahrungen. Medienkompetenz ist heute unabdingbar, um am sozialen, politischen und kulturellen Leben in unserer Informationsgesellschaft zu partizipieren und aktiv mitgestalten zu können. Dabei bedeutet Medienkompetenz einen bewussten, kritisch-reflexiven, sachgerechten, selbst bestimmten und verantwortlichen Umgang mit Medien. (Quelle: Bayer. Erziehungs- und Bildungsplan, Seiten 230 ff) Mögliche Bildungsangebote im Bereich eigener Mediengestaltung

- Bilderbücher medial gestalten: Bilder malen/Fotos gestalten und selbst ein Bilderbuch daraus binden, Rollenspiele, Puppenspiele als Weitergestaltung

- Hörkassette aufnehmen zu verschiedenen Themen, z.B. vielfältige Wassergeräusche, Tierstimmen u.ä., selbst gestaltete Lieder, Gedichte u.ä.

- Kleine Filmszenen spielen und mit Videokamera aufnehmen - Computerspiel im „Echtleben“ inszenieren - Fotocollagen zu einem Thema als Gemeinschaftsarbeit anfertigen - „Stumme“ Video-Aufnahmen vertonen bzw. synchronisieren - Theaterszenen mit technischen Mitteln gestalten: Ton, Beleuchtung, Regie - Gestaltung einer Kinderzeitung

im Bereich Medienverständnis - Medien verstehen lernen z.B. wie funktioniert ein Telefon (Mörsern u.ä.) - Bewegte Bilder erstellen z.B. Daumenkino

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im Bereich Mediennutzung - Gespräch über einen Film/Filmausschnitt - Reflexive Arbeit zu einer Fernsehsendung

Querverbindungen

- Lernmethodische Kompetenzen (Kap. 5.9): z.B. Mediennutzung zur Informationsbe-schaffung

- Sprache und Literacy (Kap. 7.3): z.B. Medien als Kommunikationsmittel - Naturwissenschaft und Technik (Kap. 7.6): z.B. Umgang mit Medientechnik, Töne er-

zeugen - Ästhetik/Kunst/Kultur (Kap. 7.8): z.B. Ausdrucksmöglichkeiten durch Medien, Foto-

geschichten - Bewegung/Rhythmik/Tanz (Kap. 7.10): z.B. aktive Medienarbeit

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4.2.2.1 Herstellung eines Fotomemories „Blumen“ Bildungs- und Erziehungsziele

- Basiskompetenzen, BEP S. 55 – 94 - Themenbezogene Erziehungs- und Bildungsbereiche: Informations- und Kommunika-

tionstechnik, Medien, BEP S. 233 ff.

Zielbeispiele - Wissen um Sachverhalte wie z.B. Blumen (Blütezeit, Farben, Namen..) - Medienkompetenz im Sinne von Wissen um verschiedene Fotoapparate, Unterschie-

de, Umgangsweisen - Benutzerumgang mit diesen beim Fotografieren - Wahrnehmung von Einflüssen wie Licht, Entfernung - Entstehung und Entwicklung von Bildern, sowie deren Verarbeitung (als Memory) - Integrieren von Medien in Alltagsgeschehen: Medien zur Unterhaltung, Kommunika-

tion, - Kreativität nützen - Sprache umsetzen in Schrift und Medium - Entstehungsabläufe durchschauen und hinterfragen lernen - Wirkung von Medien erleben

Impulse zur Vorbereitung

- Sachkompetenz selbst erwerben über Fotografie, sowie Pflanzenkunde - Konkrete Überlegungen, wo welche Pflanzen fotografiert werden können - Kindgerechte Technik bedenken z.B. wie können Kinder Entfernung abschätzen - Sachlich richtige Fachbegrifflichkeiten aneignen: Kamera, Auslöser, Film... - Gruppenkonstellation mit Aufgabe und Zielgruppe abstimmen - Nötige Materialien vorbereiten: Farben zum Malen, Memorykärtchen blanko, Scheren,

geeigneten Klebstoff... - Sinnvolle Arbeitsorganisation durch sinnvolle Raumaufteilung und Sitzordnung

Methodische Grundsätze Hinführung

- Betrachten unterschiedlicher Fotoapparate und deren Technik - Gespräch mit den Kindern über Vorerfahrungen beim Fotografieren - Gemeinsames Finden eines Themas z.B. Blumen - Gemeinsame Planung der Arbeitsorganisation: Ablauf der Arbeitsschritte, wer macht

was, wo findet was statt...

Hauptteil - Was ist ein Memory? Wesensmerkmale, Spielidee, eigene Gestaltungsideen... - Unterschiedliche Objekte (Blumen) aussuchen, benennen, genaue Betrachtung z.B. im

Garten, bei einem Spaziergang, im Zimmer .... - Hintergrund, Umfeld evt. gestalten - Technik des Fotografierens besprechen: Beleuchtung bedenken, Abstand bemessen,

fokussieren, auslösen .... - Fotografierte Blumen auf vorbereitete Memorykärtchen malen lassen - Fotos ausdrucken, ausschneiden, aufkleben, zuordnen - Entstandene Karten ordnen und benennen mit richtigen Sachbegriffen

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- Gemalte und fotografierte Bilder vergleichen (Erkennungsmerkmale, Unterschiede...)

Abschluss - Mit dem entstandenen Memory spielen - Wertschätzende Betrachtung - Reflektierendes Gespräch zum Arbeitsablauf - Wo kann das neue Spiel einen sinnvollen Platz finden - Gestaltung einer Spielschachtel (evt. als Weiterführung)

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4.3 Fragende und forschende Kinder 4.3.1 Mathematik Leitgedanken Mathematische Themen fließen in Kindertagesstätten ganz automatisch in den Alltag ein: Die pädagogische Fachkraft oder die Kinder selbst verteilen Gegenstände oder Lebensmittel, die Gruppe wird in Teilgruppen aufgeteilt, für die Mahlzeiten wird der Tisch gedeckt (jedes Kind bekommt 1 Teller, 1 Becher usw., der Tagesablauf ist an bestimmte Zeiten gebunden, für je-des Kind ist sein Geburtsdatum evtl. auch das Geburtsdatum der/des besten Freun-din/Freundes wichtig, Spielsachen werden aufgeräumt und dabei sortiert, bei Turnübungen oder beim Versteckspiel muss sich das Kind im Raum orientieren, der Rhythmus oder Takt eines Liedes usw.. Bei der Förderung mathematischer Vorläufer- und Grundkompetenzen können solche alltägli-chen Vorgänge bewusst in den Alltag integriert werden und die Kinder gezielt an die Bewäl-tigung solcher Aufgaben herangeführt werden. Mathematische Förderung ist nicht einseitige oder gar abstrakte Denkförderung. In der handelnden Auseinandersetzung findet das Kind zu vielfältigen Beziehungs- und Ordnungsmustern. Neben den Alltagserfahrungen ist es wichtig, den Kindern in gezielten Angeboten mathemati-sche Inhalte zu vermitteln. So sollte jedes Kind genügend Raum und Zeit haben, um sich auf mathematische Fragestellungen einlassen zu können und im Umgang mit Mengen, Zahlen, Formen, Messgrößen usw. seinen natürlichen Entdeckungsdrang zu stillen. Gezielte mathe-matische Angebote sind vor allem für solche Kinder wichtig, die sich bei alltäglichen Aktio-nen kaum aktiv beteiligen oder für solche Kinder, die sich ansonsten ungern mit Mathematik beschäftigen. Sie werden in Angeboten mit hohem Aufforderungscharakter erfahren, wie viel Spaß Mathematik machen kann. Mögliche Bildungsangebote Aufräumen, sortieren und klassifizieren nach Eigenschaften Beispiele:

- Sinnliches Wahrnehmen und Erkennen von Gegenstandspaaren mit gleichen Eigen-schaften: U.a. Kimspiele oder Memory (Fühl-, Hör-, klassisches Memory)

- Fahrzeuge der Bauecke nach Funktion oder Größe geordnet einparken. - Obst und Gemüse (oder andere Waren) des Kaufladens in verschiedene Körbe sortie-

ren. - Aufräumzug, logische Spielmaterialordnung - Spielzeugzoo mit verschiedenen Tiergehegen aufbauen. Klassifizierung der Tiere: Je-

de Tierart in ein Gehege sowie alle Gehege mit Wassertieren zusammenführen, ebenso alle Gehege mit Landtieren, fliegenden Tieren usw. (Oder: europäische Tiere, afrika-nische Tiere, asiatische ...; Oder: alle großen Tiere, mittelgroßen Tiere, kleinen und winzigen Tiere; usw.)

Mengen bilden, aufteilen, zusammenführen, vergleichen Beispiele:

- Bauklötze oder andere Gegenstände nach Farbe und/oder Form sortieren. Aus den ver-schiedenen Mengen je eine Reihe oder einen Turm bauen. Vergleich der Reihen bzw. Türme unterschiedlicher Farben/Formen (viele/wenig bzw. mehr/weniger Bauklötze)

- Parkplatz/Tierstall mit genau vorgegebener Anzahl von Plätzen/Boxen mit Spielzeug-autos/Haustieren besetzen (1zu1 Zuordnung) und die Menge der Parkplätze mit der Menge der Autos vergleichen.

- Tisch selbstständig decken: Auf jeden Platz 1 Teller, 1 Löffel, 1 Trinkbecher, ....

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- Gegenstandspaare mit gleichen Eigenschaften sammeln (z.B. Memory, Kimspiel, in der Natur) bzw. im Wettspiel gewinnen und gesammelte Mengen z.B. aller Mitspieler vergleichen.

- Andere Gewinnspiele - Aus Legematerial, Perlen oder Naturmaterial vorgegebene Muster und Reihen über-

nehmen und weiterführen oder neue Muster erfinden. Möglich sind auch Muster für Mandalas, Stirnbänder mit indianischen Mustern, selbst bedrucktes Geschenkpapier, Stoffdruck, ....

- Kleine Mengen simultan erfassen; Veränderungen bestimmter Mengen erkennen und ursprüngliche Größe der Menge wiederherstellen; Gleichgroße Mengen aus verschie-denen Elementen bilden; ...

Zahlen, Ziffern Beispiele:

- Abzählreime, Fingerspiele, Sing- und Tanzspiele mit betontem Takt - Anzahl von Objekten gegenständlicher Mengen erfassen (Kardinalzahlen) - Bestimmte Ziffern werden Objekten oder Symbolen zugeordnet, für die diese Zahl

charakteristisch ist, z.B. Ziffer 5 für die fünf Finger an unserer Hand, Ziffern 1 – 6 für die Punkte auf einem Würfel, Ziffer 3 für drei Kinder, die befreundet sind, .... (Kardi-nalzahlen). Häuser/Länder für jede Ziffer mit solchen Objekten bzw. Symbolen ein-richten bzw. besuchen (vgl. „Zahlenhaus“, Friedrich, Galgóczy, 2004).

- Ordinalzahlen in einer Reihe erkennen und spielerisch gebrauchen.: Ein Weg mit Zah-lenfeldern von 1 – 10. (vgl. „Zahlenweg“, Friedrich, Galgóczy, 2004) Oder: Häuser-reihe mit Hausnummern von 1 – 10. Oder: Inselkette mit Nummern ....

- Hüpfspiele mit Zahlenfeldern, Würfelspiele - Zahlenrätsel, Zahlengeschichten - Ziffern in Alltagssituationen bewusst machen (Uhr, Telefon, Fernbedienung, Buslinie,

...) Verschiedene Größen erfahren und vergleichen Beispiele:

- Bestimmte Messgrößen (Länge, Höhe, Gewicht, Rauminhalt, Dauer, Geldwert...) un-terschiedlicher Objekte erfassen (pro Angebot möglichst nur 1 Messgröße), Messer-gebnisse vergleichen (z.B. größer – kleiner) sowie sinnlich und spielerisch erfahren

- Hilfsmittel zum Messen benutzen (Fuß, Schritt, Hand, Stock, Schnur, Sanduhr, Wip-pe, eigene Körpergröße, ...) und eigene Maßeinheit festlegen

- Verschiedene Umschüttgefäße und unterschiedliche Schüttmaterialien - Backen, Kochen - Zeit mit unterschiedlichen Hilfsmitteln messen: Sanduhr, Spieldose, Sonnenstand/-

uhr, ... - Tages- oder Wochenuhr zum Tages- bzw. Wochenablauf aufhängen oder mit Kindern

basteln/zeichnen. Ebenso: Jahresuhr, Jahreszeitenuhr, Geburtstagskalender, Jahresket-te aus Perlen mit Wochen- und Monatsmarkierungen, Adventskalender, Tagesplan, Wochenplan, .....

- Wiederkehrende Bräuche feiern und Jahreszeiten bewusst erleben - Kaufladenspiel für den Umgang mit „Zahlungsmitteln“

Raum und Form Beispiele:

- Falten, Scherenschnitte - Puzzle, Legematerial, logische Blöcke

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- Geometrische Formen sinnlich und spielerisch erfahren - Bauen und konstruieren mit verschiedenen Materialien – mit und ohne Vorlage. - Kugelbahn im großen Maßstab mit Kindern bauen - möglichst 3-dimensional. - Genormtes Baumaterial (u.a. mit 2- und 3-dimensionalen geometrischen Formen):

Dominoeffekt, Bauen von Türmen, Häusern, „Burgmauern“, Pyramiden, ... - Gruppenraum, Spielecke, Puppenhaus ... „neu“ einrichten - Bewegungsgeschichten und Bewegungsspiele im 3-dimensionalen Raum, Raumwahr-

nehmungsspiele

Querverbindungen s. BEP, S.255f. Literatur Aulas, F., Dupré, J.P. e.a. (2005) : Erstaunliche Experimente – spielerisch Wissen vermitteln. Bassermann Verlag. München. Bayerisches Staatsministerium f. Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen & Staatsin-stitut für Frühpädagogik (2006): Der Bayerische Bildungs- und Erziehungsplan für Kinder in Tageseinrichtungen bis zur Einschulung. Mathematik (S. 251 ff.). Cornelsen Verlag Berlin. 4. Aufl.. Friedrich, G., Galgóczy, V.: Komm mit ins Zahlenland. Eine spielerische Entdeckungsreise in die Welt der Mathematik. Christophorus Verlag, Freiburg 2004. http:://www.ar.ch/fileadmin/user_upload/Departement_Bildung/Kindergartenlehrplan/Ma-thematik.pdf Schinköthe, H. (2000): Mengen und Längen. Lehrbuch der elementaren Grundlagen mathe-matischen Denkens und seiner Entwicklung für die Bereiche: Kindergarten, Vorschule, Grundschule, Sonderschule, Rechenschwächetherapie. RESI-Verlag. Volxheim/Halle.

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4.3.1.1 Verschiedene Größen erfahren und vergleichen Anmerkung: „Größen“ sind z.B. Längen, Höhen, Rauminhalte, Geldwerte, Zeitspannen ... Bildungs- und Erziehungsziele

- s. Mathematik, BEP, S. 253 ff. Zielbeispiele

- Das Kind lernt, sich im Alltag zeitlich zu orientieren - Das Kind lernt, Gegenstände zu vergleichen und sich mit Relationen (größer – kleiner)

auseinander zu setzen - Das Kind erfährt den Umgang mit Maßeinheiten bzw. mit Hilfsmitteln für solche

(Schrittlänge, Hand, ...) - Das Kind entwickelt eine Vorstellung dafür wie verschiedene Größen in kleinere Ein-

heiten unterteilt werden können - Das Kind entwickelt die Fähigkeit, einfache Größen abzuschätzen (weite Strecke –

kurze Strecke, hoher – niederer Schrank, ...) - Das Kind erfährt Freude am Entdecken und Erforschen bestimmter Größen - Das Kind lernt eigenständig mathematische Probleme zu lösen

Impulse zur Vorbereitung

- Umfassende und konkrete Informationen über das mathematische Thema einholen - Sich über verwandte Themen informieren (Kinder stellen oft verblüffende Fragen!) - Genormte Messgeräte beschaffen, evtl. zusätzlich Geräte aus Großmutters Zeiten. - Bekannte Gebrauchsgegenstände als Beispiel für eine den Kindern bekannte Dimensi-

on beschaffen (1l-Milchflasche, 1 kg Mehl/Zucker, …) - Raum mit genügend Platz für Bewegung und Gruppenaktionen wählen - Evtl. einen Basteltisch zum Basteln von Maßeinheiten vorbereiten

Methodische Grundsätze Hinführung

- Geschichte bzw. Alltagssituation, die ein Problem beschreibt, das es zu lösen gilt - Oder: Sinneserfahrung oder Spiel durch das 2 oder mehr Zustände einer bestimmten

Messgröße vorgestellt werden (Länge: kurz – lang, Höhe: nieder – hoch, Volumen: voll – leer, ...)

- Oder: Thematisch passende Erlebnisse einzelner Kinder oder der Gruppe besprechen - Gegenstände verschiedener Dimensionen einer bestimmten Messgröße anbieten und

von den Kindern ordnen bzw. sortieren lassen oder anderweitig agieren lassen - In der Hinführung sollte dem Kind vermittelt werden, welche Messgröße zum Thema

des Angebotes gewählt wurde -

Hauptteil - Alltagsbezug herstellen (falls nicht bereits in der Hinführung geschehen) - Mit konkreten Objekten arbeiten - Den Kindern die Möglichkeit geben, sich spielerisch mit der Messgröße auseinander

zu setzen - Die Kinder lösen das Problem und werden animiert, eigene Ideen einzubringen und

umzusetzen. - Zeit für freies Experimentieren einplanen.

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- Vorstellen, besprechen und wertschätzen der von den Kindern entdeckten Lösungs-möglichkeiten.

- Individuelle Maßeinheiten kreieren (z.B. Fußlänge von Lisa als Längeneinheit) - Größenrelationen durch Symbole veranschaulichen (z.B. Gewichtsketten: Für jedes

Kilo wird eine Perle aufgefädelt, Wochenketten: 1 Perle pro Tag, Farbcode: rot = schwer, gelb = mittelschwer, grün = leicht, Strichmarkierung an einem Wandposter für Körpergröße jedes Kindes, ...). Dadurch werden Messergebnisse abstrahiert. (Dies wä-re auch als Abschluss möglich)

Abschluss:

- Ergebnisse den Kindern spielerisch und sprachlich bewusst machen - Basteln eines Messgerätes mit der von den Kindern gewählten Maßeinheit (Stock mit

Unterteilungen, Kleiderbügel- oder Balkenwaage, ...) - Von den vorhandenen gemessenen Objekten auf nicht von den Kindern messbare Ob-

jekte überleiten (z.B. Höhe der Kita, Länge eines Blauwals, ...) - Erfahrung der Dimensionen im Bewegungsspiel (z.B. über eine bestimmte Distanz ba-

lancieren, verschiedene Gewichte von A nach B tragen, ...) - Vermessene Gegenstände der Reihe nach sortieren lassen und eine Messskala dazu

entwickeln. Das Ergebnis ist z.B.: Ein Maßstab, auf dem die Länge eines Bonbons, ei-nes Radiergummis, eines Buntstiftes, einer Vesperdose, ... markiert ist und jeweils das Bild dieser Gegenstände dazugezeichnet ist

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4.3.1.2 Falten (als spezifische Form des Umgangs mit Geometrie) Bildungs- und Erziehungsziele

- s. Basiskompetenzen, BEP S. 55 – 94 - s. Mathematik, BEP S. 253 ff.

Zielbeispiele

- Förderung der Feinmotorik durch sorgfältiges und sauberes Arbeiten - Förderung von Ausdauer, Geduld und Genauigkeit, da die Kinder erkennen können,

dass der Erfolg des fertigen Werkstücks von der Arbeitsweise abhängig ist - Die Kinder sollen durch Vergleichen mit einem fertigen Modell die Arbeitsschritte er-

kennen und die Vorgehensweise rekonstruieren und neu entwickeln können. Dies för-dert das abstrakte Denkvermögen, die Beobachtungsfähigkeit und die Konzentration

- Grundlagen im Bereich Geometrie werden durch das Erkennen und Benennen geomet-rischer Formen gelegt. Wissensvermittlung und Sprachförderung stehen im Mittel-punkt

- Die Kinder erhalten Kenntnisse über die Eigenschafen des Papiers

Impulse zur Vorbereitung - Möglichst Faltarbeit wählen, mit der die Kinder spielen können - Faltblätter in passender Größe, Form, Stärke und Farbe sowie in ausreichender Menge

bereitlegen - Ergänzungsmaterialien wie Stifte, Scheren, Klebstoff, Papierreste vorbereiten - Kreative Gestaltungsmöglichkeiten überlegen - Faltarbeit selbst erproben, Faltgänge üben - sich die gängigen Faltbegriffe aneignen, z.B. Buch, Kopftuch, Schrank

Methodische Grundsätze Hinführung

- vorgefertigtes Muster zeigen, Kinder damit spielen lassen - bereitgestellte Materialien betrachten und besprechen

Hauptteil - Jeden Faltschritt vorzeigen. Erst wenn diesen alle vollzogen haben, den nächsten

Schritt zeigen. - Beim Erklären und Vormachen darauf achten, dass alle Kinder zuhören und zuschau-

en. - Treffende Begriffe verwenden wie z.B. „Seite“, „Kante“, „Ecke“, „Linie“, „Viereck“,

„Quadrat“, „Rechteck“, „Raute“, „Dreieck“ - Kinder immer wieder Formen entdecken lassen und diese richtig benennen - Faltbegriffe verwenden - Falsche und ungenaue Faltvorgänge sofort berichtigen - Kleine Hilfestellungen geben, z.B. Faltschritte nochmals am eigenen Modell langsam

vormachen, das Papier festhalten, Hilfspunkte, Hilfslinien aufzeichnen - Auf dem Tisch und von sich weg falten. Mit dem Daumen abstreifen - Langsam und schrittweise vorgehen. Die Kinder während der gesamten Arbeit ermuti-

gen und bestätigen

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Abschluss - Faltarbeiten bemalen oder ausschmücken - Mit den Faltarbeiten spielen oder Mitte gestalten - Die einzelnen Arbeiten betrachten und wertschätzen

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4.3.2 Naturwissenschaften und Technik Leitgedanken Kinder wollen ihre Umgebung genau kennen lernen. Schon das Kleinstkind befühlt, begreift, nagt und leckt an Gegenständen und testet durch Aktionen (herunterwerfen, darauf treten, aufreißen, ins Wasser halten, ...) die Eigenschaften bestimmter Gegenstände. Kindergarten-kinder wollen es genauer wissen. Sie beobachten Vorgänge in der belebten und unbelebten Natur und stellen gezielte Fragen zu naturwissenschaftlichen und technischen Themen. Im Vorschul- und Grundschulalter ist das Interesse an Sachthemen, vor allem an Naturwissen-schaften und Technik besonders groß. Untersuchungen haben außerdem ergeben, dass Kinder, die sich im Kindergarten und in der Grundschule aktiv mit naturwissenschaftlichen Experimenten befasst haben, auch im Erwach-senenalter an Themen der belebten und unbelebten Natur besonders interessiert sind. Vielfach wurde auch beobachtet, dass gerade verhaltensauffällige Kinder oder Kinder, die aufgrund sozialer Benachteiligung normalerweise nicht mit großem Wissen oder besonderen Fähigkeiten glänzen können, in naturwissenschaftlichen und technischen Angeboten allen anderen Kindern gleichgestellt sind. Im eigenständigen Experimentieren erlernen diese Kin-der - wie auch alle anderen Kinder - der eigenen Initiative zu vertrauen und erfahren sich selbst als kompetent im Lösen von (naturwissenschaftlichen) Problemen. Dies stärkt sowohl ihr Selbstwertgefühl wie auch ihr Selbstvertrauen. Mögliche Bildungsangebote

- Beobachten und dokumentieren Beispiele: Pflanzenwachstum z.B. Wachstum bei Stangenbohnen, jungen Bäumen o-der Frühblühern wie Schneeglöckchen; Verhalten von Tieren im Freiland oder in Kä-fighaltung/Zoo, Terrarien bzw. Aquarien anlegen, Regenwurmbeobachtungskästen (diese sind auch für andere Bodentiere geeignet oder zur Beobachtung der Zersetzung von Kompost), Dokumentation des Wetters, Wasserkreislauf, Stoffkreislauf

- Sammeln, beschreiben/zeichnen, bestimmen, vergleichen. Herkunft/geschichtliche Entwicklung, Strukturen/Lebensraum und Vernetzungen/ Zu-sammenhänge zwischen einzelnen Faktoren und Lebewesen erforschen Beispiele: Herbarien, Herbstblätter verschiedenen Bäume/Sträucher, Steine bzw. unterschiedliche Mineralien, Exkursionen zu verschiedenen Biotopen – Bach, Wiese, Moor, Wald, Komposthaufen

- Experimentieren Chemie: Aggregatzustände: fest (z.B. Eis), flüssig (z.B. Wasser), gasförmig (z.B. Wasser-dampf), Löslichkeit von Feststoffen, Kristallbildung, Mischbarkeit von Flüssigkeiten, Seifen, Auftrennen von löslichen Substanzen z.B. von Farben, Dichte von Flüssigkeiten: Schwimmen – Sinken, Fruchtcocktails; Verbrennungsprozess: Feuer braucht Luft, Feuerlöscher, Geheimschriften; Eigenschaften von Luft und Wasser erforschen; Säuren und Basen: Farbindikatoren, Geheimschrift. Physik: Bewegung: Hebel, Rotation, Schwerkraft, schiefe Ebene, Reibung, Rückstoß, Gleich-gewicht, Schwerpunkt Elektrizität: Reibungselektrizität, Stromleiter/Nichtleiter, einfache Stromkreise, Blitz-schläge, einfache Batterien, Spiele mit Strom (Niederspannung!!!) Magnetismus: Magnet, Kompass

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Kräfte/Energie: Auftrieb in Flüssigkeiten/ in Gasen, Luftdruck, Wasserdruck, Kapil-larkraft, Sonnenenergie/Wärme Optik: Spiegel, Farben, Linsen/Vergrößerung; Akustik: Schallerzeugung, Schallweiterleitung/-übertragung, Frequenzen (hohe und tiefe Töne), Echo Biologie: Funktion der Sinnesorgane, Bakterien/Pilze in der Lebensmittelproduktion, Bakterien-kulturen, Faktoren für das Wachstum von Pflanzen (Licht, Wasser Nährstoffe, Koh-lenstoffdioxid), Schmutzwasserreinigung

- Bau technischer Apparate/ Konstruktionen Messinstrumente für eine Wettermessstation, Zeitmessung, Dichtemessung in Flüssig-keiten Bau einfacher mechanische Geräte: Seilbahn, Kurbel, Katapult, Wippe, Hebel, Auto zum Aufziehen, Getriebe Architektonische Bauwerke: Türme, Brücken, Kugelbahnen Modellbau: Erde und Mond zur Entstehung von Tag und Nacht, zur Entstehung der Gezeiten, das Sonnensystem, Flugapparate

Querverbindungen s. BEP S. 275 ff. Quellen

- Erikson, H. Erik (1994): Identität und Lebenszyklus. Suhrkamp Verlag, Frankfurt a.M..

- Lück, G. (2003): Handbuch der naturwissenschaftlichen Bildung – Theorie und Praxis für die Arbeit in Kindertageseinrichtungen. Verlag Herder, Freiburg im Breisgau.

- Staatsinstitut für Frühpädagogik (2004): Der Bayerische Bildungs- und Erziehungs-plan für Kinder in Tageseinrichtungen bis zur Einschulung. München.

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4.3.2.1 Naturwissenschaftliches Experiment Bildungs- und Erziehungsziele

- s. Basiskompetenzen, BEP S. 55-94 - s. Naturwissenschaften und Technik, BEP S. 274 ff.

Zielbeispiele: - Das Kind erfährt, dass durch Eigeninitiative Erfolge erzielt werden. - Das Kind entwickelt Denkstrukturen, die ihm das Lösen einfacher naturwissenschaft-

licher Probleme ermöglichen. - Es ist in der Lage einfache, problemlösende Hypothesen zu entwickeln, und diese im

Experiment zu überprüfen. - Es lernt einfache Versuchsanordnungen fertig zu stellen oder selbst aufzubauen. - Das Kind erfährt sich als kompetenten naturwissenschaftlichen Experimentator. - Das Kind macht Erfahrungen mit einfachen, grundlegenden naturwissenschaftlichen

Gesetzmäßigkeiten (z.B. Hebelwirkung) und lernt diese praktisch anzuwenden (z.B. Heben von Gewichten mittels eines Hebels).

- Es erfährt, dass jeder Naturvorgang erklärbar ist und dass eigene Fragen rational be-antwortet werden können.

- Es erfährt, dass genaues, systematisches Beobachten zielführend ist und zur Lösung des Problems beitragen kann.

- S. naturwissenschaftliche und technische Bildung, BEP. Impulse zur Vorbereitung

- Auswahl des Experimentes nach folgenden Kriterien: Im Experiment sollten Fragen der Kinder bzw. Problemstellungen aus dem kindlichen Alltag aufgegriffen werden. Materialien und chemische Reaktionen dürfen keine Ge-sundheitsgefährdung darstellen. Das Experiment muss vom Kind selbst durchgeführt werden können und muss zuverlässig gelingen. Naturwissenschaftliche Hintergründe müssen kindgerecht erklärbar sein. Das Experiment sollte die Dauer von 30 Minuten nicht überschreiten.

- Einen geeigneten Raum wählen: Das Experimentieren, vor allem die intensive Beobachtung der Prozesse, erfordert höchste Konzentration (keine Störungen!). Häufig werden Tisch und Boden nass oder verunreinigt, daher sollten diese wasserbe-ständig und abwischbar sein. Manchmal fliegen Gegenstände durch den Raum z.B. Katapult, Raketen, daher sollten sich in Flugrichtung keine zerbrechlichen Gegenstände befinden. Da jedes Kind aktiv experimentiert, muss genügend Platz zur Verfügung stehen.

- Versuchsanordnung überlegen und vor Eintreffen der Kinder aufbauen. - Materialien für das Experiment aus dem Umfeld des Kindes wählen. Meist ist es sinn-

voll verschiedene Materialien vorzubereiten, so dass die Kinder die Möglichkeit ha-ben, unterschiedliche Lösungen auszuprobieren. Achtung! Materialien vermeiden, mit denen das Problem auf unvorhersehbare Weise gelöst werden kann. (Die vorbereitete naturwissenschaftliche Deutung s.u. passt sonst nicht zur Problemlösung)

- Sicherheitskriterien überprüfen und ggf. Vorkehrungen treffen. Problematische Verbrauchsmaterialien wie Zitronensaft, Essig, Kochsalzlösung, Spülmittel, Wasch-pulver etc. sollten mit einem kindgerechten Gefahrensymbol gekennzeichnet sein (Nicht in die Augen bringen, nicht trinken bzw. essen; Zitronensaft, Kochsalzlösung und Essig dürfen natürlich vorsichtig probiert werden.)

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Werden gefährliche Materialien verwendet (Kerzen, Säure/Base, Hammer, spitze Ge-genstände, ...) sollte die Experimentierphase so gestaltet werden, dass eine ständige Beaufsichtigung gewährleistet ist.

- Die dem Experiment zugrunde liegenden Naturgesetze nachlesen und verstehen! - ... und daraus eine kindgerechte Erklärung für das Experiment erarbeiten.

Beide Teile, sowohl die naturwissenschaftliche wie die kindgerechte Deutung, sollten Bestandteil der schriftlichen Ausarbeitung sein.

Methodische Grundsätze Grundlegendes

Experimentiereinheiten sollten in regelmäßigen Abständen über einen gewissen Zeit-raum hin stattfinden. Die Gruppengröße sollte nur in Ausnahmefällen mehr als sechs Kinder betragen. Eine Altersmischung ist nicht ratsam, nachfolgende methodische Grundsätze gelten vor allem für Vorschul- und Grundschulkinder. Bei jüngeren Kindern tritt die Sprache in den Hintergrund, die Sinneserfahrung überwiegt.

Hinführung

- Naturwissenschaftliche Fragen eines oder mehrerer Kinder der Gruppe aufgreifen. - Oder: Eine Geschichte erzählen, aus der ein naturwissenschaftliches Problem hervor-

geht. - Oder: Von eigenen Erlebnissen berichten, aus denen naturwissenschaftliche Problem-

stellungen ersichtlich werden. - Oder: Eine Handpuppe/ Figur/ o.ä. mitbringen, die den Kindern von ihren Problemen

erzählt. - Das naturwissenschaftliche Problem so erklären, dass daraus eine konkrete, für die

Kinder lösbare Fragestellung hervorgeht. Achtung!!! Die Frage so stellen, dass die Kinder das vorbereitete naturwissenschaftliche Phänomen ergründen und nicht auf an-dere naturwissenschaftliche Phänomene ausweichen können. (Die vorbereitete natur-wissenschaftliche Deutung passt sonst nicht zum Experiment.)

- Die Kinder motivieren: Der einleitende Bericht bzw. die Erzählung sollte derart ges-taltet sein, dass sich die Kinder mit der Person, welche das Problem lösen muss, iden-tifizieren können. Die Lösung des Problems sollte dringlich sein oder Spass und Spannung versprechen oder eine Antwort auf eine dringende Frage der Kinder selbst geben!

- Je nach Schwierigkeit des Experimentes können mögliche Lösungen mit den Kindern besprochen werden oder sofort zum Experimentierteil übergegangen werden.

Hauptteil - Experimentier- und Beobachtungsphase

- Handhabung der vorbereiteten Materialien bzw. Experimentiergeräte besprechen oder mit den Kindern gemeinsam einen Experimentiertisch einrichten (Letzteres nur für Fortgeschrittene).

- Auf mögliche Gefahren (z.B. brennende Kerzen) hinweisen und den richtigen Um-gang damit besprechen (z.B. Haare zusammenbinden).

- Evtl. Aufteilung in Kleinstgruppen, 2-3 Kinder pro Experimentiereinheit. (Jedes Kind muss die Möglichkeit haben, an der Lösung aktiv mitzuarbeiten und das Experiment selbst durchzuführen.)

- Kinder experimentieren eigenständig und dürfen eigene Ideen umsetzen, ohne Vorga-ben durch die pädagogische Fachkraft.

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- Diese hat lediglich eine begleitende Funktion. Sie animiert zur genauen Beobachtung von erzielten Effekten, bestärkt (richtige) Lösungsansätze, stellt bei Bedarf Initialfra-gen, die zur Lösung führen könnten. Diese Fragen sollten vorbereitet sein.

- Die pädagogische Fachkraft lenkt die Aufmerksamkeit der Kinder auf Effekte, welche zur nachfolgenden Deutung des Experimentes wichtig sind.

- Ggf. zeigt sie den Kindern wie die Phänomene mit unterschiedlichen Sinnen wahrge-nommen werden können (Geruch, Geschmack, Tasten, Fühlen, Hören, Sehen, Lage- und Bewegungswahrnehmung)

- Die Kinder haben genügend Zeit, um unterschiedliche Lösungsansätze auszuprobie-ren.

Hauptteil - Ergebnisse und Deutung des beobachteten Phänomens

- Alle Kinder führen ihre Ergebnisse vor. - Besprechung und Diskussion über die möglichen Lösungen und die dabei beobachte-

ten Phänomene. - Erarbeitung der Deutung beobachteter Phänomene möglichst durch die Kinder selbst. - Die pädagogische Fachkraft ergänzt (ggf.) und wiederholt die Erklärung des Phäno-

mens. Diese muss kindgerecht und anschaulich erfolgen. Abschluss

- Auflösen der Problems aus der Hinführung: o Den Personen/Puppen der einleitenden Geschichte wird die Lösung mitgeteilt

und das Phänomen erklärt. o Kinder helfen das anfängliche Problem mit ihren erarbeiteten Lösungsansätzen

zu beseitigen. - Animistischer Ansatz: Kinder spielen das Phänomen im Rollenspiel nach, indem sie

z.B. gemeinsam ein Salzkristall bilden („Salz-Kinder“), das von Wassermolekülen („Wasser-Kindern“) aufgelöst wird.

- Kinder können mit einem von der pädagogische Fachkraft hergestellten Modell die na-turwissenschaftliche Deutung nachspielen.

- Die erlernten Erkenntnisse können Grundlage für Basteleien sein. Z.B.: Taucherglo-cken, Bilder mit Farbverlauf, Boote mit „Düsenantrieb“, Bau einer Schiffsflotte, die optimale Rutschbahn, Elektrifizierung eines Puppenhauses bzw. von Ampelanlagen, Bau von Fernrohren, Kaleidoskopen, ...

Bei vielen Experimenten empfiehlt es sich, die benötigten Materialien in einer Experimen-tierecke bereit zu stellen, um den Kindern die Gelegenheit zur Wiederholung des Experi-mentes zu geben.

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4.3.3 Umwelt Leitgedanken Umweltbildung und -erziehung in der Kindertagesstätte kennt keine Altersbegrenzung . Ange-fangen bei den ersten, einfachen Naturbegegnungen und –beobachtungen reicht die Ausei-nandersetzung mit der belebten und unbelebten Umwelt bis hin zum Umgang mit der eigenen Gesundheit und der Reflexion des Freizeit- und Konsumverhaltens. Für alle diese Themen werden wir Menschen zunehmend sensibilisiert, weil unsere Umwelt bedroht ist; schon Kin-der können hier altersgemäße Zusammenhänge verstehen und entsprechende Werthaltungen entwickeln. Dem pädagogischen Team kommt dabei unter anderem die wichtige Aufgabe zu, Kinder ei-nerseits vor Gesundheitsschäden zu bewahren, die durch ungünstige Einflüsse entstehen kön-nen, andererseits aber auch durch das Alltagshandeln ein Bewusstsein bei den Kindern zu schaffen, das ihnen hilft, selbst in die Verantwortung für den Erhalt einer gesunden Umwelt hineinzuwachsen. Je älter die Kinder werden, desto mehr können sie auch in Gesamtzusammenhänge eingeführt werden: So ist es unverzichtbar, ihnen die Wechselwirkungen zwischen Ökologie (Umwelt), Ökonomie (Wirtschaft) und Sozialem zu verdeutlichen. Kinder haben das Bedürfnis, ihre Umwelt auf möglichst vielfältige Weise sinnlich zu erfah-ren. Die sinnliche Wahrnehmung ist für das Kind das Tor zur Welt. Die Lebenswirklichkeit vieler Kinder ist jedoch geprägt von einem Überangebot an Spiel- und Beschäftigungsmateri-al, optischer und akustischer Reizüberflutung, dem Wegfall natürlicher Spielflächen und ei-nem intensiven Medienkonsum. Kinder eignen sich die Welt heute vorwiegend aus zweiter Hand an, anstatt sie durch eigenes Handeln, Ausprobieren und Experimentieren zu entdecken. Um möglichst optimale Bedingungen für eine gesunde Entwicklung des kindlichen Gehirns zu schaffen, ist es deshalb notwendig, dem Kind ein überlegt und gezielt ausgewähltes Maß an sensorischen Reizen („sensorische Nahrung“) anzubieten. Mögliche Bildungsangebote

- Abfalltrennung - Schonender Wasserverbrauch - Gartengestaltung und –nutzung - Haltung von Tieren in der Einrichtung - Essbare Blüten und Früchte - Pflanzen als Baumaterial (Weiden) - Käseherstellung - Kräuter pflanzen und nutzen - Projektarbeit in Kooperation mit Experten, z.B. Gärtner, Förster… - Erforschen und Entdecken der Elemente - Sinnesspiele und -übungen

Querverbindungen

s. BEP S. 294 ff - Wertorientierung und Religiosität (BEP Kap. 7.1.) - Naturwissenschaften und Technik (BEP Kap. 7.6.) - Ästhetik, Kunst und Kultur (BEP Kap. 7.8.) - Bewegung, Rhythmik, Tanz und Sport (BEP Kap. 7.10.) - Gesundheit (BEP Kap. 7.11.) - Mitwirkung der Kinder am Bildungs- und Erziehungsgeschehen (BEP Kap. 8.1.)

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4.3.3.1 Umweltbildendes Angebot Bildungs- und Erziehungsziele

- s. Basiskompetenzen, BEP S. 55 – 94 - s. Umwelt, BEP S. 293

Zielbeispiele

- Die Umwelt mit allen Sinnen wahrnehmen können - Aus Beobachtungen Fragestellungen ableiten können - Eine positive Einstellung zum Erhalt der Umwelt entwickeln - Probleme erkennen und Lösungsmöglichkeiten entwickeln - Eigene Handlungsfähigkeit erweitern - Entspannung und Freude in der Natur finden

Impulse zur Vorbereitung

- Inhaltliche Erschließung des gewählten Themas - Erfahrungs- bzw. Wissensstand der Zielgruppe einschätzen - Sinnvolle Materialien wählen, möglichst naturnahe Begegnung ermöglichen

Methodische Grundsätze Hinführung

- Ansetzen in der Erfahrungswelt der Kinder (je nach Thema) - Auswahl an Anschauungsmaterial vorstellen - Gespräch über Erfahrungen führen

Hauptteil

- Möglichst hohe Aktivität der Kinder - Abwechslung von (Selbst-) Erfahrung und Wissensvermittlung - Entwicklung von Staunen und Ehrfurcht

Abschluss

- Kreative Gestaltung - Geschmacksübungen - Transfer auf weitere Themen herstellen

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4.3.3.2 Sinnesspiele/Sinnesübungen Bildungs- und Erziehungsziele

- s. Basiskompetenzen, BEP S. 55 – 94 - s. Informations- und Kommunikationstechnik, Medien, BEP S. 235 ff. - s. Naturwissenschaft und Technik, BEP S. 274 ff. - s. Umwelt, BEP S. 293

Zielbeispiele

- Ziel der Sinnesschulung ist es vor allem, sensibler und einfühlsamer zu werden im Umgang mit sich selbst, mit anderen und der Umwelt.

- Die Kinder sensibilisieren ihre Wahrnehmungsorgane und damit ihre Wahrnehmungs-fähigkeit.

- Erlebte Umweltreize werden den Kindern bewusst. Sie lernen angenehme und unan-genehme Sinnesreize zu unterscheiden. Sie lernen das Genießen und eigene Vorlieben und Abneigungen kennen.

- Die Kinder erfahren ihren eigenen Körper und ihre Sinne (mein Körper und ich, Wahrnehmungsdifferenzierung).

- Sie erfassen alle Eigenschaften eines Gegenstandes (mit einzelnen oder allen Sinnen) und können Gegenstände ordnen und vergleichen.

- Sie lernen neue Begriffe und Unterscheidungsmerkmale kennen - Sprachförderung durch Erfahrungslernen).

Impulse zur Vorbereitung

- Sinneserlebnisse können gut in Spielhandlungen oder Geschichten eingebunden werden.

- Auch bei hauswirtschaftlichen Angeboten bieten sich zahlreiche Gelegenheiten zur Sinnesübung wie z.B. beobachten des Arbeitsvorganges, Veränderung der Zutaten, Probieren und beschreiben von Nahrungsmitteln, Wahrnehmung von Düften usw.

- Der naturwissenschaftliche Bereich in der belebten und unbelebten Natur regt zum vielfältigen Beobachten und Beschreiben an (z.B. Tiere, Pflanzen, Eis und Schnee).

- Im Bereich der Bewegungserziehung erleben die Kinder lustvoll ihre Sinne und ihren Körper in Ruhe und Bewegung.

- Im religiösen Bildungsbereich bieten sich aus der Ruhe heraus meditative Betrachtungen an.

- Besonders für den Seh- und Hörsinn eignen sich Angebote aus der Medienbildung, bei denen Kinder aktiv Medien herstellen.

- Die Fest- und Feiergestaltung stellt eine wahre Schatztruhe für Sinneserfahrungen dar.

- Themen für Sinnesspiele und Sinnesübungen lassen sich den Wahrnehmungs- bereichen zuordnen:

• Das taktile System ermöglicht Themen wie z.B. warm/kalt, nass/feucht/trocken, Wasserfahrungen, Matschen, Massagen

• Das kinästhetische System (Bewegung, Stellung, Tiefensensibi-lität) ermöglicht: leicht/schwer, versteinert sein, Körperumriss legen oder malen.

• Der Gleichgewichtssinn, das vestibuläre System, bezieht sich auf vielfältige Themen aus der Bewegungserziehung: z.B. Tur-nen mit der Langbank, Roller oder Fahrrad fahren, Rollbrett, Gegenstände auf dem Kopf balancieren.

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• Den Geschmackssinn können wir z.B. durch Gewürze, süß/sauer, verschiedene Getränke, durch Kochen und Backen sensibilisieren.

• Für den Geruchssinn eignen sich Duftmemories, Naturmateria-lien, Spaziergänge, Duftbilder, Blumen und Lebensmittel.

• Im auditiven und visuellen Sinn geht es v.a. um eine Verfeine-rung der Wahrnehmung, die durch die vielen Reize im Alltag sehr heraus gefordert wird: dies geschieht durch eingebaute Schwierigkeitsgrade der Unterscheidung und genaues Hinhören und Hinschauen.

- Selbst ganze Projekte zum Spielen und Lernen mit allen Sinnen sind möglich: „So riecht Weihnachten“ – Spiele mit Licht und Schatten“ – „Festival der Sinne“ – Heute sind wir und der ganze Kindergarten grün“.

Methodische Grundsätze Hinführung

- Ansetzen an der Erfahrungswelt der Kinder (je nach Thema) - Durch eine entspannte Atmosphäre mit Zeit und Aufmerksamkeit haben die Kinder

die Möglichkeit, die Reize bewusst wahrzunehmen und die persönliche Wahrnehmung sorgfältig und differenziert auszudrücken, so dass die Wahrnehmung zur Erfahrung wird. Das bewusste Umwelterleben und die Versprachlichung führen zu einer diffe-renzierten Ausdrucksweise.

Hauptteil

- Die Auswahl und Steigerung der Sinnesreize sollte wohl überlegt sein. Um die Unter- scheidungsfähigkeit und die sprachlichen Fähigkeiten der Kinder anzuregen, bietet es sich an, zunächst starke, dann eher schwächere Reize einzubauen.

- Zuordnungs- und Unterscheidungsspiele wie Memory oder Lotto regen kognitive Pro-zesse an.

- In Geschichten, in Spiele oder Experimente eingebaute Überraschungen und plötzliche unerwartete Reize motivieren Kinder zu lustvollen und aufmerksamen Sinneswahr-nehmungen.

- Die Ausschaltung des Sehsinns durch verbundene Augen, bei älteren Kindern auch die Dunkelheit, ermöglicht eine intensive Sinneserfahrung.

- Der Einsatz körpernaher Sinne ist zu bevorzugen, da er modernen Kindern, deren Seh- und Hörsinn stark beansprucht wird, vertiefte Umwelterfahrungen ermöglicht. Rie-chen, Schmecken und Tasten bieten sich in besonderer Weise für Sinnesübungen an.

Abschluss

- Nonverbale Ausdrucksformen des Erlebten eignen sich gut wie z.B. kreative Darstel-lung von Erlebtem, Malen zu Musik, Nachspielen von Sinneswahrnehmungen.

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4.4 Künstlerisch aktive Kinder 4.4.1 Ästhetik, Kunst und Kultur Leitgedanken Ästhetische Bildung ist vor allem die Bildung von sinnlicher Wahrnehmung und Kreativität. Kinder machen von Geburt an ästhetische Erfahrungen, indem sie ihre Umwelt mit allen Sin-nen wahrnehmen. Kinderzeichnungen sind erste bildnerische Ausdrücke, wenn sich das Kind mit sich selbst und der Umwelt auseinandersetzt. Sinneseindrücke werden wahrgenommen, geprüft und in flächige, lineare, plastische und skulpturale Arbeiten umgesetzt. Durch ästhetische Bildung entdeckt und erfährt das Kind eine Vielfalt an Möglichkeiten und Darstellungsformen als Mittel und Weg seine Eindrücke zu ordnen, seine Wahrnehmungen zu strukturieren und Gefühle und Gedanken auszudrücken. Kinder brauchen vielfältige Anreize und Angebote um ihre Kreativität weiter zu entwickeln und zugleich Freiraum, sich selber zu entfalten und eigene Ideen zu erproben und zu verfolgen. Kreativität ist die Fähigkeit, im Denken und Handeln neue Wege zu gehen. Die Förderung der Kreativität trägt zugleich zur Entfaltung der Persönlichkeit bei. Entscheidend für die ästhetische Bildung ist eine pädagogische Fachkraft, die das Kind auf-merksam begleitet und dessen kreative Neugier unterstützt. Sie sollte dem Kind Zeit lassen, die Entwicklungsstufen in seiner Zeichenentwicklung zu durchleben und es dabei gezielt för-dern. Ästhetische Bildung führt die Kinder früh an Kunst und Kultur heran. Sie lernen nicht nur die eigene, sondern auch fremde Kulturerzeugnisse und künstlerische Ausdrucksformen anzuer-kennen und wertzuschätzen. Mögliche Bildungsangebote

- Zeichnen mit Blei-, Farb- und Wachsmalstiften, Pastell-, Ölpastellkreide, Kohle, Tu-sche

- Drucken, wie z.B. Finger-, Kork-, Materialdruck, Monotypie - Malen mit Wasser-, Finger-, Tempera-, Aquarellfarben - Farbexperimente, wie z.B. Spritz-, Puste-, Spachtel-, Murmel-, Kleistertechnik, - Plastizieren, z.B. mit Ton, Knete, Pappmaschee - Arbeiten mit Holz, Stein, Fund- und Naturmaterial, Papier, Wolle

Querverbindungen

- Sprache und Literacy (BEP Kap.7.3., S.207ff.) - Informations- und Kommunikationstechnik, Medien (BEP Kap.7.4.,S.230ff.) - Musik (BEP Kap.7.9.,S.335ff) - Bewegung, Rhythmus, Tanz und Sport (BEP Kap.7.10.,S.354ff.)

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4.4.1.1 Kreatives Gestalten Bildungs- und Erziehungsziele

- s. Basiskompetenzen, BEP S. 55 – 94 - s. Bildnerisches und darstellendes Gestalten, BEP S.311 ff.

Zielbeispiele

- Das Kind erlebt Freude im Umgang mit dem Material und bei der kreativen Arbeit. - Es kann Eindrücke und Wahrnehmungen in der Gestaltung ausdrücken. - Es wird sensibilisiert im Farb- und Formempfinden. - Es kann Kreativität entwickeln durch Erproben und Verfolgen eigener Ideen. - Das Kind wird in seinem Vorstellungsvermögen geschult. - Es wird in seiner Feinmotorik und der Koordinationsfähigkeit geschult. - Es kann das künstlerische Gestalten als Gemeinschaftsprozess mit anderen erfahren. - Es kann durch Kunst einen Zugang zu einer anderen Kultur finden.

Impulse zur Vorbereitung

- Technik beherrschen, d.h. selbst erproben - Aus diesen Erfahrungen wird das methodische Vorgehen abgeleitet - Arbeitsablauf in kindgerechte Schritte gliedern - Liste für Material, Werkzeug und Hilfsmittel anfertigen - Raumvorbereitung planen mit Anordnung von Arbeitstischen, Materialtisch und Tro-

ckenplatz - Materialvorbereitung wie z.B. Anrühren von Farb- und Klebstoff, Material auf Teller

aufteilen, Wasserbehälter bereitstellen, Papiere bzw. andere Materialien herrichten, Kittel und Lappen bereitlegen

- Arbeitstisch vorbereiten, dabei für ein motivierendes Materialangebot sorgen, z.B. durch angespitzte Stifte und saubere Farbnäpfe

- Auf gute Übersicht achten Methodische Grundsätze Hinführung

- Zum Thema und zur Technik hinführen, aber einen davon im Schwerpunkt - Thema anschaulich besprechen, z.B. durch Anknüpfen an den Erlebnisbereich durch

Bild- oder Naturbetrachtung - Gestaltungskriterien wie Farbe und Form in den Vordergrund des Gesprächs stellen - Technik anschaulich an einem Bild- oder einem Künstlerbeispiel zeigen

Hauptteil

- Organisation klären, z.B. Materialausgabe, Gruppeneinteilung - Eine neue Technik zuerst praktisch vorstellen, dabei an Vorkenntnisse anknüpfen - Sachgerechte Handhabung von Werkzeugen bei Bedarf zeigen bzw. wiederholen - Neue Materialien und neue Techniken bei Bedarf durch eine Experimentierphase ge-

zielt mit einer Übung erproben, dabei aber nicht das Gestaltungsthema vorwegnehmen - In der anschließenden Gestaltungsphase die Kinder in gemeinsamen Arbeitsschritten

behutsam zum Ergebnis führen - Arbeitsschritte mit klaren Anweisungen und Impulsen einleiten dabei die Kinder mit

ihrem Wissen mit einbeziehen und so viel wie möglich selbst entdecken lassen - Vorgehensweise altersgemäß und spielerisch gestalten - Genügend Freiräume zur Verwirklichung von eigenen Ideen der Kinder einräumen

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- So viel wie notwendig, aber so wenig wie möglich lenken - Balance zwischen unterstützender Einflussnahme und Gewähren lassen finden - Den Kindern genügend Zeit zum selbständigen Gestalten lassen - Nötige Einzelhilfe und Beratung geben, aber keine Korrekturen vornehmen - Persönliche Teilnahme am Schaffen der Kinder zeigen durch echte Freude, gezieltes

Lob und Motivation - Atmosphäre zum phantasievollen und konzentrierten Arbeiten schaffen - Der Schaffensprozess ist wichtiger als das Ergebnis - Die Freude am kreativen Tun hat Vorrang!

Abschluss

- Gemeinsame Betrachtung der entstandenen Arbeiten, an einem dazu vorbereiteten Platz

- Gespräch mit den Kindern über den Arbeitsprozess und die entstandenen Werke - Gegenseitige Anerkennung und Wertschätzung der individuellen Gestaltungswege - Gezieltes Lob und Würdigung jeder einzelnen Arbeit - Überlegungen zur Anwendung - Gemeinsames Aufräumen

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4.4.2 Musik Leitgedanken Kinder handeln von Geburt an musikalisch. Mit Neugier und Faszination begegnen sie der Welt der Musik. Sie haben Freude daran, den Geräuschen, Tönen und Klängen in ihrer Um-gebung zu lauschen, diese selbst zu produzieren sowie die Klangeigenschaften von Materia-lien aktiv zu erforschen. Gehörte Musik setzen Kinder in der Regel spontan in Tanz und Be-wegung um. Musik ist Teil ihrer Erlebniswelt. Das „Spiel mit Musik“ eröffnet weit reichende entwicklungspsychologische Effekte. Der ak-tive Umgang mit Musik fordert und fördert die gesamte Persönlichkeit des Kindes:

- Wohlbefinden - Ausdruck, Fantasie und Kreativität - Soziale Kompetenz - Kulturelle Identität und interkulturelle Kompetenz - Sprachkompetenz - Aufmerksames Zuhören - Kognitive Kompetenzen - Körperbewusstsein und motorische Kompetenz

Im Rahmen der musikalischen Bildung und Erziehung sollen Kinder die Welt der Musik in ihrem Reichtum und ihrer Vielgestaltigkeit erfahren und Gelegenheit erhalten, sich in ihr selbsttätig und gemeinsam zu bewegen. Optimal ist ein Gleichgewicht aus Hören, Singen, sich bewegen, Tanzen, Rhythmus erleben, ein Instrument spielen – und dabei mit anderen zu kommunizieren. Mögliche Bildungsangebote

- Liedeinführung - Kreissingspiel - Klangspiel - Klanggeschichte - Kindertanz

Querverbindungen

- Interkulturelle Erziehung (BEP s. Kap. 6.2.3) - Werteorientierung und Religiosität (BEP s. Kap. 7.1) - Emotionalität, soziale Beziehungen und Konflikte (BEP s. Kap. 7.2) - Sprache und Literacy (BEP s. Kap. 7.3) - Informations- und Kommunikationstechniken, Medien (BEP s. Kap. 7.4) - Mathematik (BEP s. Kap. 7.5) - Naturwissenschaften und Technik (BEP s. Kap. 7.6) - Ästhetik, Kunst und Kultur (BEP s. Kap. 7.8) - Bewegung, Rhythmik, Tanz und Sport (BEP s. Kap. 7.10) - Gesundheit (BEP s. Kap. 7.11)

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4.4.2.1 Liedeinführung Bildungs- und Erziehungsziele

- s. Basiskompetenzen, BEP S. 55 – 94 - s. Musik, BEP S. 338

Zielbeispiele

- Die Kinder entwickeln Freude am gemeinsamen Singen und Spielen. - Die Kinder entdecken ihre eigene Sprech- und Singstimme. - Durch das Singen wird die Sprachentwicklung und das Üben der Hochsprache geför-

dert. - Die Kinder entwickeln durch das Singen und Bewegen ein Gefühl für den Rhythmus. - Grobmotorik und Bewegungskoordination werden durch Tanzbewegungen gefördert. - Die Kontaktfähigkeit der Kinder wird durch die Spielaktivität gefördert. - Die Kinder erleben ein Gemeinschaftsgefühl. - Die Kinder entwickeln Mut und Selbstvertrauen durch die Spielaktivität. - Die Kinder lernen Kinderlieder und –verse aus den eigenen und anderen Kulturkreisen

kennen. - Förderung der Vorstellungsfähigkeit bzw. der Fantasie.

Impulse zur Vorbereitung

- Auswendig lernen des Liedtextes - Erlernen der Melodie (Das Lied soll sicher vorgesungen werden!) - Üben der instrumentalen Begleitung (Flöte, Glockenspiel, Xylophon, Gitarre …) - Spielideen zum Liedinhalt erkennen und entwickeln - Spielideen vorbereiten (Requisiten suchen, Material bereitstellen, Bewegungen erler-

nen) - Raum vorbereiten (je nach Liedsituation und Spielidee: Stühle oder Kissen im Halb-

kreis oder geschlossenen Kreis) Methodische Grundsätze Hinführung

- Anschaulich gestalten (z.B. mit Handpuppe, Krone, Zauberstab …), aber ohne große Umwege zum Liedthema und Liedinhalt kommen

- Mit dem Refrain und dazu gehörenden Bewegungen bzw. Gesten in das Lied einfüh-ren

- Mit rhythmisch gesprochenen Textteilen zum Lied führen (z.B. Simsalabimbamba-saladu-saladim …)

- Rätsel, bekanntes Fingerspiel, kurze Geschichte Hauptteil

- Mit dem Refrain beginnen; ist keiner vorhanden, bietet sich die erste Strophe an. - Ist das Lied nicht zu lang (zwei bis drei Strophen) kann es auch komplett vorgesungen

werden; anschließend bietet sich ein Gespräch über den Inhalt an. - Melodie und Text (und eventuell Bewegungen) gehören zusammen – grundsätzlich

sollen Text und Melodie nicht isoliert erlernt werden. Ein spielerischer Umgang ist je-doch möglich, z.B. nur die Bewegungen vormachen und die Liedgeschichte erraten lassen.

- Beim Geschichtenlied: Erzählen der Liedgeschichte, dazu Spiel der Kinder, gemein-sames Singen des Refrains. Rollen erst vergeben, wenn sie vorkommen. Beim nächs-

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ten Durchgang neue Rollenverteilung, Erinnern der Geschichte, Singen des Liedes, die Kinder singen den Refrain mit. Bei weiteren Wiederholungen singen die Kinder im-mer mehr mit.

- Bei Tanz- und Bewegungsliedern ohne langes Erklären die Bewegungen einführen und den Refrain miteinander singen. Durch die wiederkehrenden Wiederholungen fes-tigen sich Text und Bewegungen.

- Bewegungsteile können auch einzeln geübt werden – den Zusammenhang der Liedge-schichte dabei jedoch nicht verlieren.

- Beim Gesten- oder Sitztanzlied: Inhalt des Liedes mit Gesten darstellen, sodass eine Art Sitztanz oder Stehtanz entsteht.

- Strophen erfinden: durch den Austausch von einigen wenigen Wörtern entsteht eine neue Strophe, die mit den Kindern erarbeitet wird.

Abschluss Das Erlebte nachklingen und ausklingen lassen:

- im Summen der Melodie - im Spiel auf einem Instrument - in einem Gespräch - in einem kleinen meditativen Spiel mit geschlossenen Augen

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4.4.2.2 Kreissingspiel Bildungs- und Erziehungsziele

- s. Basiskompetenzen, BEP S. 55 – 94 - s. Musik, BEP S. 338

Zielbeispiele

- Die Kinder erleben Freude an Bewegung und Rhythmus. - Das Grundbedürfnis der Kinder nach Bewegung wird befriedigt. - Die Kinder lernen überlieferte Lieder und Tanzspiele und werden somit an der Bewah-

rung von Kultur beteiligt. - Durch Kreissingspiele werden rhythmische Bewegungsfähigkeit und Grobmotorik ge-

fördert. - Weitere Zielbeispiele s. Liedeinführung.

Impulse zur Vorbereitung

- Auswendig lernen des Textes - Erlernen der Melodie - Beherrschen der Spielweise - Vorbereiten des Raumes (evtl. Sitzkissen und Sitzordnung, für ausreichend Platz sor-

gen, Material, Requisiten) Methodische Grundsätze Hinführung

- Anschaulich (z.B. mit Requisiten, Bildern) aber ohne große Umwege zum Spielinhalt kommen

- Mit Bewegungselementen, sprachlichen Elementen und/oder gesungenen Elementen aus dem Singspiel zum Spielinhalt führen

Hauptteil

- Text, Melodie und Bewegung werden als Ganzes vermittelt: Singspiel einmal vor-stellen

- Inhalt erzählend vermitteln oder mit den Kindern wiederholen - Neue Begriffe klären - Anschaulich arbeiten (s. Requisiten) - Rollen an die Kinder verteilen - Mögliche Formen des Kreissingspiels:

• Das Leierspiel • Das Sing- oder Darstellungsspiel • Das Tanzspiel

Abschluss Das Singspiel ausklingen und verklingen lassen:

- Im Summen der Melodie - Im Spiel auf einem Instrument - In einem Gespräch - In der Wiederholung einer Strophe

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4.4.2.3 Klangspiel Bildungs- und Erziehungsziele

- s. Basiskompetenzen, BEP S. 55 – 94 - s. Musik, BEP S. 338

Zielbeispiele

- Die Kinder lernen verschiedene Musikinstrumente, ihre Spielweise und Bauweise kennen.

- Die Kinder befassen sich mit den spezifischen Eigenschaften der Klänge: Klangfar-be, Klangdauer, Tonhöhe, Lautstärke, Tempo, Klangdichte, Klangort und lernen sie zu unterscheiden.

- Die Kinder lernen bewusst wahrzunehmen durch genaues Hinhören (aktives Zuhören) und Hinsehen auf musikalische und akustische Reize und lernen darauf zu reagieren.

- Die Kinder erleben Freude am gemeinsamen Musizieren. - Die Kinder stärken durch die Spielaktivität Mut und Selbstvertrauen. - Die Kinder entwickeln ein Verantwortungsgefühl. - Sie erleben ein Gemeinschaftsgefühl.

Impulse zur Vorbereitung

- Instrumente je nach Zielsetzung auswählen - Korrekte Handhabung der Instrumente üben - Spielideen und dazugehörige Regeln entwickeln

Methodische Grundsätze Hinführung

- Instrumente entdecken (z.B. unter einem Tuch, in einer Tasche) - Instrumente benennen - Experimentierphase: Instrumente ausprobieren lassen (einzeln oder in Instrumenten-

gruppen) Hauptteil

- Spielregeln erklären - Evtl. Requisiten (z.B. Dirigierpuppe) einführen - Im weiteren Verlauf die Spielleitung an die Kinder abgeben - Instrumentenwechsel organisieren

Beispiele: • Alle legen ihre Instrumente wieder in die Mitte auf ein Tuch, nacheinander su-

chen sich die Kinder dann wieder ein neues Instrument aus • Mit Hilfe von Instrumentenbildern wird der Tausch organisiert

Abschluss

- Jedes Kind spielt sein Instrument noch einmal an und räumt es dann auf - Ein Klang begleitet die Kinder hinaus - Im Gespräch erzählen die Kinder, wie sie das Spiel erlebt haben

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4.4.2.4. Klanggeschichte Bildungs- und Erziehungsziele

- s. Basiskompetenzen, BEP S. 55 – 94 - s. Ziele, BEP S. 338

Zielbeispiele

- Die Kinder erweitern und festigen ihre bei den Klangspielen gewonnenen musikali-schen Grunderfahrungen (Klangfarbe, Klangdauer, Tonhöhe …).

- Die Kinder erarbeiten sich ein musikalisches Werk (dies soll über ein Reaktions-spiel hinaus gehen!).

- Die musikalische Kreativität kann sich entfalten: die Kinder lernen eigene musikali-sche Ideen zu entwickeln und diese klanglich umzusetzen.

- Die Kinder werden in ihrer Emotionalität gefördert, indem sie sich in Personen und Stimmungen hineinfühlen.

- Die Kinder werden in ihrer Konzentration und im Gedächtnis gefördert durch ihre Spielaktivität in der Geschichte.

- Die Kinder erleben ein Gemeinschaftsgefühl durch das gemeinsame Musizieren. Impulse zur Vorbereitung

- Mit Klangspielen werden Kinder auf klingende Geschichten vorbereitet. - Instrumente auswählen und bereitstellen. - Spieltechniken kennen. - Die Geschichte erzählen können (möglichst ohne Textvorlage). - Ideen für eine passende Verklanglichung entwickeln, d.h. sich überlegen, an welchen

Stellen ein Klang und welcher Klang sinnvoll ist. Methodische Grundsätze Hinführung

- Instrumente benennen und ausprobieren lassen (als Erinnerung, Einführung neuer In-strumente nur als Ausnahme).

- Hinführende Worte, Anschauungsmaterial oder Rätsel zur Geschichte. - Bewegungselemente aus der Geschichte mit den Kindern durchführen (z. B. wie ein

Frosch hüpfen). - Evtl. die Geschichte schon mit Instrumenten erzählen, die Kinder hören mit geschlos-

senen oder offenen Augen zu (je nach Zielsetzung). Hauptteil

- Geschichte erzählen oder Instrumente ausprobieren, oder an die in der Hinführung be-reits instrumentierte und erzählte Geschichte erinnern und Instrumente zuordnen.

- Möglichkeiten der Zuordnung von Instrumenten: • Vorgabe der pädagogischen Fachkraft • Über die Bewegung zur Verklanglichung (z.B. vom Hüpfen des Frosches in

der Bewegung zur Bewegung auf dem Instrument = Klang) • Teils vorgegeben, teils erarbeiten • Optische Merkhilfen (Bilder von Instrumenten, zugeordneter Rolle verwenden:

Bsp.: Klanghölzer = Pferd)

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- Vom Leichten zum Schweren: Geräusche und Bewegungen lassen sich einfacher ausdrücken als Stimmungen und Gefühle.

- Möglichkeiten: Satz für Satz verklanglichen, dann abschnittweise, dann die gesamte Geschichte.

- Hilfestellung geben (Bsp.: Das Pferd kommt von ganz weit hinten angelaufen, erst hört man es ganz leise, dann kommt es näher und wird immer lauter, es wiehert und läuft ganz schnell an uns vorbei und bald hört man nur noch ein leises Hufschlagen).

- Ideen der Kinder aufgreifen. - Wiederholung mit getauschten Instrumenten, den Tausch organisieren (Das Pferd

tauscht sein Instrument mit der Kuh, … vgl. Klangspiel). - Auf Erzählpausen achten, damit das Kind genügend Zeit hat, sein Instrument zu spie-

len und seine Spielweise auszugestalten.

Abschluss

- Instrumente/Rollen noch einmal anspielen und wegräumen. - Ein Klang begleitet die Kinder hinaus.

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4.4.2.5. Kindertanz Es gibt zwei Arten von Kindertänzen:

1. Gebundener oder vorgegebener Kindertanz 2. Freier oder kreativer Kindertanz

Bildungs- und Erziehungsziele

- s. Basiskompetenzen, BEP S. 55 – 94 - s. Ziele, BEP S. 338

Zielbeispiele

- Die Kinder erfahren Musik durch die tänzerische Bewegung besonders intensiv und bewusst und erleben Freude daran.

- Die Kinder lernen Tänze verschiedener Genres, Epochen und Kulturen kennen. - Sie entwickeln eigene musikalische Vorlieben. - Die Kinder erfahren beim Tanzen verschiedene Raumrichtungen und üben sich in ihrer

Orientierungsfähigkeit. - Die Motorik und Geschicklichkeit der Kinder wird gefördert. - Soziale Verhaltensweisen werden geübt: z.B. aufeinander Rücksicht nehmen und sich

nicht gegenseitig behindern oder anrempeln. - Die Fantasie und eigene Ausdrucksfähigkeit von Gefühlen und/oder von Entspannung

wird v.a. beim kreativen Kindertanz gefördert. Impulse zur Vorbereitung

- Geeignete Musikstücke auswählen, die die Umsetzung von Bewegungen unterstützen. - Besonders geeignet sind instrumentale Musikstücke, die deutlich gegliedert sind (z.B.

durch Wiederholungen von Melodieteilen) oder gut umzusetzende rhythmische Mo-tive enthalten.

- Musik gut einprägen, Tanzschritte einüben. - Requisiten/benötigtes Material bereitstellen. - Geeignete Musikanlage/Medien auswählen und auf Funktionalität achten. - Raum vorbereiten: auf genügend Platz achten, Lichtverhältnisse, evtl. Verdunklungs-

möglichkeiten, Raum gestalten. Methodische Grundsätze Hinführung

- Kurzes Bewegungsspiel zum Tanzinhalt/Thema des Tanzes durchführen. - Requisiten zur Anschaulichkeit einsetzen. - Tanzspiele durchführen, bei denen Körperteile gelockert werden.

Hauptteil

- Musik einmal vorspielen. - Bei einfachen Kindertänzen werden die Kinder ohne weitschweifende Erklärungen

eingeladen, die vorgemachten Bewegungen zur Musik sofort mitzumachen (Imitati-onsverfahren).

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- Bei schneller Musik kann ein Bewegungsdurchgang ohne Musik eingeschoben wer-den.

- Bei Kindertänzen mit zahlreichen Figuren (z.B. bei der Polonaise) werden die Bewe-gungen aufeinander aufbauend vermittelt. Dies geschieht zunächst ohne Musik. Zurufe während des Tanzdurchganges helfen den Kindern.

- Grundregel: Handeln (Vormachen) ist besser als Reden! - Es ist immer besser, die Kinder zum Mitmachen zu motivieren und einen Bewegungs-

ablauf vorzumachen, als diesen umständlich zu erklären. - Beim kreativen Kindertanz werden Teile oder der gesamte Tanz mit den Kindern er-

arbeitet. Dabei drücken die Kinder Stimmungen und Gefühle (Ausdrucksmittel) o-der Gegebenheiten tänzerisch zum Ausdruck aus (Ausdruckstanz). Beispiel: Sich nach oben bewegen wie ein Baum, der langsam aus einem Samenkorn wächst.

Abschluss

- Ruhiger Ausklang: Kinder liegen am Boden und hören noch einmal die Tanzmusik. - Gespräch über den Tanz, über Empfindungen beim Tanzen. - Tanz den anderen Kindern vortanzen.

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4.5 Starke Kinder 4.5.1 Bewegung, Rhythmik, Tanz und Sport Leitgedanken Bewegung zählt zu den grundlegenden Betätigungs- und Ausdrucksformen von Kindern. Nie wieder im Leben zeigt der Mensch ein größeres Bewegungsbedürfnis wie vom Kleinkindalter bis zum Jugendalter. Körperliche Aktivitäten leiten dabei nicht nur einen wesentlichen Bei-trag zu Gesundheit, kindlichem Wohlbefinden und Entwicklung eines positiven Selbstbildes. Auch in der Sprachentwicklung hat Bewegung einen zentralen Stellenwert, indem sie als Kommunikations- und Interaktionsform erlebt und bewusst oder unbewusst eingesetzt wird. Generell besteht ein enger Bezug zwischen Bewegung und Lernen, weil jede sinnliche Wahr-nehmung zur Bildung neuer Verbindungen und somit zu einer Differenzierung des Gehirns beiträgt. Gerade die moderne Welt mit ihrer Bewegungsarmut stellt deshalb eine besondere Herausforderung für die Bewegungserziehung von Kindern dar. Mögliche Bildungsangebote

- Bewegungsspiele - Singspiele - Turnen mit Alltagsgegenständen - Bewegungsparcours - Angeleitete Bewegungsstunden - Spezifische Bewegungsangebote wie elementarer Tanz und Rhythmik

Querverbindungen - Mathematik (BEP Kap. 7.5) - Emotionalität, soziale Beziehungen und Konflikte (BEP Kap. 7.2) - Sprache und Literacy (BEP Kap 7.3) - Musik (BEP Kap 7.9) - Gesundheit (BEP Kap 7.11)

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4.5.1.1 Bewegungserziehung Bildungs- und Erziehungsziele

- siehe Basiskompetenzen, BEP S. 55-94 - siehe Bewegung, Rhythmik, Tanz und Sport, BEP S. 356 ff.

Zielbeispiele

- Das Kind lernt den eigenen Körper und sich selbst kennen und erfährt eigene Fähig-keiten und Grenzen. Es entwickelt ein Bild von sich.

- Das Kind erlebt Freude am gemeinsamen Bewegen mit anderen, lernt zu interagieren und zu kommunizieren.

- Es lernt sich in die Gemeinschaft einzufügen. - Es lernt Regeln zu verstehen und einzuhalten. - Es entwickelt Fairness und Verantwortungsbereitschaft. - Das Kind erlebt sich selbst als wirksam: es kann etwas mit dem Körper schaffen bzw.

hervorbringen (z.B. einen Purzelbaum, auf einen Baum klettern) - Es fühlt sich sicher und wertvoll durch die Bewegungserfahrung. - Es lernt Gefühle und Empfindungen in Bewegung auszudrücken, sie körperlich auszu-

leben und zu verarbeiten. - Durch Bewegung werden Lust, Freude und Erschöpfung erlebt. - Das Kind wird neugierig, freut sich an Bewegungsherausforderungen und ist motiviert

für Leistungen. - Es lernt sich selbst gesetzten und von außen gestellten Anforderungen anzupassen. - Es lernt Siege und Niederlagen zu verarbeiten. - Die dingliche und räumliche Umwelt werden kennengelernt und erschlossen. - Das Kind entwickelt motorische und koordinative Fähigkeiten, Kondition und ein rea-

listisches Körperbild. - Das Kind wird in der Konzentration, Fantasie und Kreativität gefördert. - Es übt Problemlösestrategien und den sachgerechten Gebrauch von Spielmaterialien.

Impulse zur Vorbereitung

- Angebot auf die Zielgruppe abstimmen - Thematischen Schwerpunkt auswählen und ganzheitliche Bewegungseinheit planen - Raum lüften - Material vorbereiten - Unfallgefahren erkennen - Sportkleidung tragen - Schmuck ablegen, auf rutschfeste Schuhe achten

Methodische Grundsätze Hinführung

- Anschauungsmaterial zum Thema mitbringen (Bilder, Geschichten) - Gespräch über den Inhalt des Themas und dabei an den Erfahrungen der Kinder anset-

zen - Rätsel - Mitbringen besonderer Gegenstände - Einsatz von Handpuppen oder Kuscheltieren - Sinnesreize

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Aufwärmen - Kindgemäße Gymnastik durch anschauliche Aufgabenstellung als Spielidee (Tiere

nachmachen, das Anziehen/Bergsteigen etc. nachahmen, mit Fin-gern/Händen/Fäusten/Füßen Regen und Gewitter nachspielen)

- Bewegungslieder - Musik oder rhythmisches Trommelschlagen - Transportspiele mit Kleingeräten oder mitgebrachten Gegenständen

Hauptteil

Die pädagogische Fachkraft - legt Regeln im Umgang miteinander und mit dem Geräten bzw. Gegenständen vorher

fest - weiß, dass sie als Vorbild fungiert und Kinder durch visuelle Wahrnehmung lernen - gibt den Kindern genügend Raum und Zeit zum Üben und Experimentieren - greift Ideen der Kinder auf - gibt Impulse („Wie könntest du den Schwebebalken noch überqueren?“) - fördert Kreativität und Fantasie („Als welches Tier möchtest du unsere Dschungelbrü-

cke‘ überqueren?“) - begleitet die Kinder sprachlich, aber vermeidet technische Anweisungen - vermeidet einseitige Bewegungsabfolgen durch gegenläufige Bewegungsaufträge - gibt gezielte Hilfestellung und Begleitung, die dem Alter, dem jeweiligen Entwick-

lungsstand und dem Erfahrungshorizont des Kindes angemessen sind und unterstützt die Kinder darin, über das, was sie wissen bzw. können, hinauszugehen.

Abschluss

- Der Abschluss wird rechtzeitig angekündigt - Materialien, Geräte, Spielobjekte werden (spielerisch) aufgeräumt - Als Abschluss eignen sich Partnermassagen oder Atemübungen, wenn das Angebot

sehr bewegt war - Bewegungsspiele, wenn das Angebot eher konzentriert und ruhig verlaufen ist

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4.5.1.2 Rhythmik Leitgedanken Kinder haben einen natürlichen Drang und eine Freude daran, sich zu bewegen. Für sie ist Bewegung ein wichtiges Mittel, Wissen über ihre Umwelt zu erfahren, ihre Umwelt zu „be-greifen“, auf ihre Umwelt einzuwirken, Kenntnisse über sich selbst und ihren Körper zu erwerben, ihre Fähigkeiten kennen zu lernen und mit anderen Personen zu kommunizieren. (Quelle: Bayer. Erziehungs- und Bildungsplan, Seite 354) Die Psychomotorik wird besonders angesprochen, weil sie den Zusammenhang von Wahr-nehmung, Bewegen, Erleben und Handeln betont. Sie verknüpft Körper-, Material- und Sozi-alerfahrungen und stimuliert alle Sinne. (Quelle: Bayer. Erziehungs- und Bildungsplan, Seite 358) Rhythmik gilt als ganzheitlicher Erziehungs- und Bildungsansatz: In der Rhythmik sind Bewegung, Musik, Sprache und Rhythmus als die Grundkategorien frühen Lernens aufeinander bezogen. Handlungen stehen nie im leeren Raum, sie sind stets auf äußere Gegebenheiten bezogen. Rhythmik ordnet dieses Bezogensein durch Raum-, Zeit- und Krafterfahrungen. (Quelle: Bayer. Erziehungs- und Bildungsplan, Seite 365) Mögliche Bildungsangebote Besonderer Wert wird auf Übungen gelegt in den Bereichen:

- Sinneswahrnehmung (Fühlen, Sehen, Hören werden durch taktile, visuelle und akusti-sche Reize angesprochen)

- Körpererfahrung (Bewegungs- und Lageempfinden, Körperstruktur) - Großräumige Bewegungserfahrung (Kraftentfaltung, Raumorientierung, Überwindung

von Hindernissen) - Kleinräumige Bewegungs- und Materialerfahrung (Kraftdosierung, Geschicklichkeit,

Auge-Hand-Koordination). Diese werden verstanden als ganzheitliche Spiel- und Bewegungshandlungen, die möglichst in ein Spielthema eingebettet sind. Das Kind ist aktiver Mitgestalter. (Quelle: Bayer. Erziehungs- und Bildungsplan, Seite 359) Rhythmik ordnet das Bezogensein durch Raum-, Zeit- und Krafterfahrungen:

- Raumerfahrung: Der Raum soll als „erfüllter Raum“ erfahrbar werden. Hierzu die-nen Bewegungsaufgaben, durch die die Kinder den Raum in seinen Richtungen und Ausdehnungen wahrnehmen können. Über das Erleben räumlicher Begriffe hinaus (rechts/links, oben/unten, gerade/eckig)) wird es Kindern möglich, sich bewusst zum Raum in Beziehung zu setzen.

- Zeiterfahrungen: Bewegung ist auch gebunden an Zeit, hat einen Anfang und ein Ende, kann kurz oder lang dauern, schnell oder langsam sein. Mit Hilfe von rhythmi-schen Übungen wird Kindern diese Bewegungszeit erfahrbar, was gleichzeitig die Entwicklung von Zeitgefühl unterstützt.

- Krafterfahrungen: Bewegung steht in einer bestimmten Dynamik, bedarf einer be-stimmten Muskelkraft. Rhythmik leitet das Kind an, Kraft angemessen, ökonomisch einzusetzen, d.h. die Bewegung zwischen Anspannung und Entspannung zu ordnen, mit geringstem Kraftaufwand höchstmögliche Wirkung zu erreichen. Je mehr dies ge-lingt, desto präziser wird die Bewegung. Rhythmik geht davon aus, dass die Fähigkeit zur präzisen Bewegung auf der kognitiven Ebene gerichtete Aufmerksamkeit unter-stützt und somit konzentrationssteigernd wirkt. (Quelle: Bayer. Erziehungs- und Bildungsplan, Seite 365)

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Querverbindungen Rhythmik lässt sich gerade wegen seines ganzheitlichen Ansatzes mit vielen Bildungs- und Erziehungsbereichen verbinden. Jedes Lernangebot lässt sich mit Musik, Sprache und Bewe-gung koordinieren, denn erst im Verbund mit anderen Aktivitäten wird nachhaltiges Lernen möglich.

- Bewegung/Rhythmik/Tanz (BEP Kap. 7.10) - Soziale Beziehungen und Konflikte (BEP Kap. 7.2) - Sprache und Literacy (BEP Kap. 7.3) - Musik (BEP Kap. 7.9) - Gesundheit (BEP Kap. 7.11)

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Rhythmik mit Steinen Bildungs- und Erziehungsziele

- s. Basiskompetenzen, BEP S. 55, 60, 61f, 66ff, 81ff - s. Bewegung, Rhythmik, Tanz und Sport, BEP S. 365 ff

Zielbeispiele im Bereich - Selbstkonzept:

o Durch Bewegung einen bewussten Zugang zu sich selbst zu finden. o Das Selbstwertgefühl durch mehr Bewegungssicherheit steigern. o Gelingen und Misslingen durch eigene Wahrnehmung und ohne Fremdein-

schätzung erfahren. o Selbstwirksamkeit erfahren durch selbstständiges Lösen von Bewegungsaufga-

ben. - Motorik:

o Bewegungserfahrungen sammeln. o Motorische und koordinative Fähigkeiten und Fertigkeiten erproben und ver-

feinern o (Grob- und Feinmotorik, Kraft, Schnelligkeit, Koordinationsfähigkeiten, Reak-

tion, Raumorientierung, Rhythmus, Gleichgewicht, Differenzierung). o Eigene körperliche Grenzen erkennen und erweitern. o Körperbewusstsein und Körpergefühl entwickeln.

- Sozialverhalten: o Kooperatives Verhalten bei gemeinschaftlichen Aufgaben erlernen. o Regeln verstehen und einhalten. o Üben von sozialen Verhaltenweisen wie Rücksichtnahme, Verantwortungsbe-

reitschaft o Bewegung als Interaktions- und Kommunikationsform erleben.

- Musik/Rhythmus: o Spielend mit Klängen und Tönen, Sprache und Sprachelementen umgehen. o Musik als Ausdrucksmöglichkeit erfahren, eigene musikalische Ideen umset-

zen. o Auf akustische und musikalische Reize konzentriert hinhören, diese differen-

ziert wahrnehmen und darauf reagieren. o Musikalische Begrifflichkeiten erfahren: schnell/langsam, laut/leise, tief/hoch

- Motivation: o Bewegungsfreude und Aktivitätsbereitschaft entwickeln. o Leistungsverbesserung innerhalb des eigenen Leistungsfortschritts. o Freude am Zusammenwirken in der Gruppe o Neugier auf neue Herausforderungen und deren Lösungsmöglichkeiten.

- Kognition: o Wissen im Umgang und sachgerechten Gebrauch von Spielobjekten, hier Stei-

nen. o Problemlösungsstrategien durch Lösungsmodelle bestimmter Aufgabenstellun-

gen. o Fantasie anregen durch freie Aufgabenstellungen. o Sprachvermögen erweitern durch Begriffsbildung, sprachliche Impulse u.a. o Sinnesschulung durch vielfältige Wahrnehmungsaufgaben. o Reaktionsvermögen optimieren durch Umgang mit verschiedenen Signalen.

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- Gesundheit: o Bewegung wahrnehmen als Möglichkeit, seine Bedürfnisse und Gefühle aus-

zudrücken, sowie die innere Ausgeglichenheit zu stärken. o Bewusste Atmung, Bewegungsabläufe, aktives Zuhören als Möglichkeiten der

Entspannung erleben.

Impulse zur Vorbereitung - Nötige Materialien griffbereit vorbereiten: „Schöne“ Steine (evt. geölt) vorbereiten,

Instrumente, Tücher, ... - Raumgestaltung bewusst vornehmen: Raumluft, Raumtemperatur, wohlige Atmosphä-

re, äußere Ordnung als Voraussetzung, Gefährdung ausschließen (offene Fensterflü-gel, rutschfester Untergrund...)

- Angemessene Gruppenkonstellation (Gruppengröße, Alterszusammensetzung u.ä.) - Methodische Grundsätze - In der Rhythmik gelten verschiedene Grundprinzipien: - Rhythmik ist ein erlebniszentriertes Arbeiten in und mit der Gruppe (Gruppenkonstel-

lation). - Schöpferischer, individueller Bewegungsausdruck wird erst möglich ohne Leistungs-

druck. - Bewertungen, sowohl Lob als auch Tadel, auch der Kinder untereinander, vermeiden.

Verstärkung max. durch Modelllernen. - Neben den klassischen Rhythmikgeräten wie Sandsäckchen, Ball, Reifen u.a. kann fast

jeder Gegenstand zum Gerät für die Rhythmikstunde werden: Muscheln, Federn, Blät-ter...

- Es gilt der Grundsatz „weniger ist mehr“. - Materialien sind nur Impuls/Spielanreiz: Primäres „Instrument“ ist der Körper. - Der Raum ist Medium, welches bewusst gestaltet wird: Einfach, klar, ordentlich, an-

genehm in der Atmosphäre, hygienischer Fußboden, leicht schwingend, rutschfest... - Optimale Übungsfolge: Experimentieren, Sinnesübungen, Ordnungsübungen, Einzel-

übungen, Partnerübungen, Gruppenarbeit, Gemeinschaftsarbeit. - Möglichst vielseitige Sinnesarbeit. - Arbeit mit verschiedenen (optischen, akustischen, taktilen) Signalen. - Möglichst wenige, aber ganz klar verbalisierte Ansagen und Aufgabenstellungen. - Regeln einhalten: Ganzen Raum benützen, alle Richtungen gehen, keinem Anderen in

die Quere kommen, behindern... - (auch Quelle: Bayer. Erziehungs- und Bildungsplan, Seite 366f)

Methodische Grundsätze Hinführung

- Kurze, einführende Erzählung: Erlebnisnah, ortsgebunden, zentral - Austeilen der Steine in die offenen Hände der Kinder - Kurzes Gedicht zum Stein

Hauptteil

- Sinnesübungen: Verbalisierung der Wahrnehmungen: Taktil/visuell - Ordnungsübungen: Hell/dunkel, klein/groß, schwer/leicht... - Experimentierphase: Wie kannst du den Stein tragen, bewegen, mit dem Stein spielen.. - Einzelübungen mit optischen Signalen, akustischen Signalen..

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- Partnerübungen: Legen von Formen auf den Boden mit kleinen Steinen, umsetzen in Bewegungen (in die Luft malen, auf Papier malen, laufen...)

- Blind führen und folgen durch den „Klangwald“ mit Hilfe der tönenden Steine: „Klin-ger“ und „Bringer“

- Gemeinschaftsübungen: Gruppe bewegt sich mit unterschiedlichen Rhythmen der Steine durch den Raum; Rhythmen kommen von Außen, dann von einzelnen Teilneh-mern.

Abschluss - Gemeinschaftsarbeiten: Wir gestalten ein Bauwerk aus den Steinen, geben diesem ei-

nen Namen, fotografieren es (Wertschätzung), um es später in einer Anschluss-beschäftigung malen zu können.

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4.5.2 Gesundheit Leitgedanken Gesundheitsförderung ist ein Prozess, der darauf abzielt, Kindern „ein höheres Maß an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen und sie damit zur Stärkung ihrer Ge-sundheit zu befähigen“ (Ottawa-Charta). Im Alltag vieler Familien hat das Thema „ gesunde Ernährung“ oft keinen Platz mehr. „Fast food“- schnelle Küche und ebenso schnelles Essen sind an der Tagesordnung. Gemein-same Mahlzeiten am Familientisch beschränken sich meist auf das Wochenende. Deshalb ist es heute besonders wichtig Kinder altersgemäß an eine gesunde Lebensweise heran zu führen und Verantwortungsbewusstsein für die eigene Gesundheit zu wecken. So kann vor allem die Selbstwahrnehmung, das Einfühlungsvermögen, die Fähigkeit mit Stress und negativen Emotionen um zugehen, gefördert werden. Für Kinder die seelisch ge-sund und zufrieden sind, ist das Risiko für Suchtverhalten geringer. Deshalb kann Gesund-heitsförderung nicht früh genug beginnen. Mögliche Bildungsangebote Bereich Ernährung:

- Fitkost – Schlappkost: Auswahl vollwertiger Nahrungsmittel - gesunde vollwertige Grundnahrungsmittel ( Obst, Gemüse, Getreide, Milch und

Milchprodukte) kennen lernen und zu kleinen Speisen verarbeiten. - Frühstücke wie ein König: gemeinsame Speisenplanung und Zubereitung. - Fest und Feier: Speisen aus fremden Ländern kennen lernen und zubereiten.

Bereich Hygiene – Körperpflege – Sauberkeit: - Zähne putzen - Hand- und Fußmassagen - Wasser warm und kalt ( Kneippanwendungen) - Waschen von Puppenkleidern - Reinigen von Gummistiefeln - Müll und Mülltrennung

Bereich Sicherheit – Unfallprävention – Verkehrserziehung:

- So kannst du helfen (einfache Erste Hilfe Maßnahmen) - Trösten will gelernt sein - Die Haut. Was passiert wenn ich mir weh tue? - Rot, gelb, grün – Wahrnehmungsschulung - Ich will sicher zur Schule gehen – sicheres Verhalten als Fußgänger im Verkehr

Querverbindungen

- Umwelt: Umwelt und Gesundheit stehen in engen Zusammenhängen (BEP Kap. 7.7 S. 291 ff.)

- Bewegung, Rhythmik, Tanz und Sport: Ausreichend Bewegung ist zentraler Bestand-teil einer gesunden Lebensführung. (BEP Kap. 7.10 S. 354 ff.)

- Kinder mit verschiedenem kulturellen Hintergrund – Interkulturelle Erziehung; (BEP Kap. 6.2.3 S. 141 ff.)

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4.5.2.1 Zubereitung einer Mahlzeit Bildungs- und Erziehungsziele

- s. Basiskompetenzen, BEP S. 55 – 94 - s. Gesundheit, BEP S.374 ff.

Zielbeispiele

- Das Kind lernt unbekannte Nahrungsmittel kennen und mit allen Sinnen genießen. - Es wird fähig, vollwertige Nahrungsmittel von minderwertigen zu unterscheiden und

kann später selbständig eine sinnvolle Auswahl treffen. - Das Kind soll den Zusammenhang zwischen gesunder Ernährung und Wohlbefinden

erkennen und so zu gesunder Lebensführung angeregt werden. - Es erlebt einen wertschätzenden Umgang mit Lebensmitteln. - Es wird Freude am Nachahmen der Erwachsenenwelt sowie am Zubereiten von Spei-

sen geweckt. Impulse zur Vorbereitung

- Im Bereich Nahrungszubereitung das geplante Vorhaben zuerst ausprobieren. - Sichere Arbeitstechniken und Arbeitsgeräte verwenden. - Den Arbeitsvorgang in kleine, den Fähigkeiten der Kinder angepasste Arbeitsschritte

einteilen. - Die Kinder nach Möglichkeit in die Planung eines Vorhabens (z.B. Auswahl verschie-

dener Lebensmittel ) einbeziehen - Die Kinder aktiv am Arbeitsvorgang beteiligen, häufiges Vor- und Nacharbeiten ver-

meiden. - Ein gutes Angebot zeichnet sich durch den häufigen Wechsel der methodischen Vor-

gehensweise aus Methodische Grundsätze Hinführung

- Die Hinführung sollte kurz und möglichst anschaulich sein. - Vorbereitete Lebensmittel oder Arbeitsgeräte wirken sehr motivierend und können

Bildmaterialien ersetzen. - Sinnesübungen eignen sich zum kennen lernen unbekannter Lebensmittel. - Problemstellungen regen an Lösungsvorschläge zu finden. - Die Kinder sollen am Ende der Hinführung eine genaue Vorstellung der bevorstehen-

den Aufgabe haben. Hauptteil

- Kleine, überschaubare Arbeitsschritte - Bei ungeübten Kindern die Arbeitsaufträge nicht differenzieren, alle führen den selben

Arbeitsschritt durch. - Die Anforderungen langsam steigern z.B. durch das Einführen neuer Arbeitsgeräte,

die Verwendung verschiedener Zutaten und durch das Kennen lernen neuer Arbeits-techniken.

- Wenn die Kinder geübt sind, die Arbeitsschritte gemeinsam planen. - Es sollten nicht zu viele Arbeitsgeräte und Lebensmittel auf dem Tisch sein Beistell-

tisch verwenden. - Messer sind immer in einem geeigneten Behälter. - Abfallteller verwenden

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- Besonders wichtig ist, dass nie mit Lebensmitteln gespielt wird. - Es sollten nur so viele Zutaten verarbeitet werden wie die Kinder danach auch essen

können. Die Kinder sollen auf keinen Fall erleben, dass Lebensmittel weggeworfen werden.

Abschluss

- Ein kurzer Schluss, der das Ergebnis wertschätzend betrachtet, ist ausreichend - Nach längerem konzentrierten Arbeiten sollte der Schluss entspannend sein - Bewegung kann als Ausgleich dienen z.B. passendes Spiel - Bei größeren Projekten gemeinsame Planung des weiteren Verlaufs - Rezepte veranschaulichen – Bildtafeln erstellen - Verwendung neuer Arbeitsgeräte wiederholen - Essgewohnheiten reflektieren