HANDBUCH Rolf H. Pfeifer Tristan M. Mölter Eisenbahnbrücken€¦ · &JTFOCBIOCSòDLFO)BOECVDI...

25
Rolf H. Pfeifer Tristan M. Mölter HANDBUCH Eisenbahnbrücken Grundsätze für Planung und Konstruktion Historie Brückengruppen Brückensysteme Bauformen Ausrüstungselemente Behelfsbrücken Bauverfahren

Transcript of HANDBUCH Rolf H. Pfeifer Tristan M. Mölter Eisenbahnbrücken€¦ · &JTFOCBIOCSòDLFO)BOECVDI...

Page 1: HANDBUCH Rolf H. Pfeifer Tristan M. Mölter Eisenbahnbrücken€¦ · &JTFOCBIOCSòDLFO)BOECVDI 3PMG ) 1GFJGFS 5SJTUBO . .ÚMUFS Grundsätze für Planung und Konstruktion sowie Hinweise

Tragwerke von Eisenbahnbrücken müssen sehr spezifi schen Anforderungen genügen, um das Gleis und die schweren Achslasten des Zug verkehrs störungsfrei über Wege, Flüsse und Täler tragen zu können.

Dieses Handbuch begleitet den planenden und ausfüh-renden Ingenieur logisch und konsequent durch alle Planungsphasen bis hin zum fertigen Entwurf für eine Eisenbahnbrücke. Nach einem geschichtlichen Rückblick auf den Eisenbahnbrückenbau in Deutschland infor-miert es praxisnah und mit vielen Orientierungshilfen, Planungs grundsätzen und Empfehlungen über Bau-formen, Brückensysteme, Tragwerksformen, Unterbau-ten, Ausrüstungselemente, Oberbauarten sowie über Bauverfahren und Behelfs- und Hilfsbrücken. So kann der Ingenieur einen Entwurf für seine Eisenbahnbrücke erarbeiten, der jeder rechnerischen und bahntechni-schen Überprüfung genügt.

Die Autoren verfügen über jahrzehntelange Erfahrungenin den Bereichen Planung, Bau und Instandhaltung von Eisenbahnbrücken. In diesem Handbuch vermitteln sie ihr umfassendes und praktisch erworbenes Wissen den planenden und ausführenden Ingenieuren in Eisenbahn-unternehmen, Bauaufsichtsbehörden, Baufi rmen undIngenieurbüros sowie den Studierenden in den Fakul-täten des konstruktiven Ingenieurbaus.

ISBN 978-3-7771-0378-5

Rolf H. Pfeifer Tristan M. MölterHANDBUCH

EisenbahnbrückenGrundsätze

für Planung und Konstruktion

Historie Brückengruppen Brückensysteme

Bauformen Ausrüstungselemente

BehelfsbrückenBauverfahren

HANDBUCH

Rolf

H. P

feife

rTr

ista

n M

. Möl

ter

Eis

enba

hnbr

ücke

n

Page 2: HANDBUCH Rolf H. Pfeifer Tristan M. Mölter Eisenbahnbrücken€¦ · &JTFOCBIOCSòDLFO)BOECVDI 3PMG ) 1GFJGFS 5SJTUBO . .ÚMUFS Grundsätze für Planung und Konstruktion sowie Hinweise

Grundsätze für Planung und Konstruktion

sowie Hinweise auf Bauverfahren

001_Innentitel.indd 1 30.04.2008 8:48:16 Uhr

Page 3: HANDBUCH Rolf H. Pfeifer Tristan M. Mölter Eisenbahnbrücken€¦ · &JTFOCBIOCSòDLFO)BOECVDI 3PMG ) 1GFJGFS 5SJTUBO . .ÚMUFS Grundsätze für Planung und Konstruktion sowie Hinweise

3

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Vorwort .......................................................................................................... 11

1 Der Eisenbahnbrückenbau in Deutschland von den Anfängen bis zur Gegenwart .................................................. 13

1.1 Die ersten Baustoffe waren Stein und Holz ................................................ 131.2 Die alten Steingewölbe überdauern die Zeit ............................................... 171.2.1 Die Größe des Steingewölbes fordert die statische Berechnung ....................... 201.2.2 Johannes Andreas Schubert beobachtet auch die Entwicklung

des Eisenbahnbrückenbaus .............................................................................. 201.3 Eisen und Stahl erobern größere Stützweiten ............................................ 201.3.1 Die „Bessemer Birne“ ermöglicht den Baustoff Stahl ......................................... 221.3.2 Die modernen Formen der Stahlbrücken entstehen .......................................... 241.4 Die Baustoffe Eisen und Cementbeton verbünden sich ............................ 281.4.1 Der Beton schlägt seine ersten Bogen .............................................................. 281.4.2 Der einbetonierte Träger wird zur häufigsten Bauweise ..................................... 301.4.3 Der Stahlbeton erobert die kleinen Stützweiten ................................................. 321.5 Hochfeste Baustoffe und neue Fertigungstechniken

verändern die Bauweisen ............................................................................. 351.5.1 Hochfeste Stähle und die Schweißtechnik geben dem Stahlbau neue Impulse . 351.5.2 Die Vorspanntechnik verändert die Stahlbetonbauweise ................................... 371.5.3 Ausblick ............................................................................................................ 40

2 Anforderungen an den Entwurf einer Eisenbahnbrücke ................. 41

2.1 Anforderungen an das Brückendeck ........................................................... 412.2 Anforderungen hinsichtlich statischer und dynamischer Einwirkungen . 412.3 Anforderungen bezüglich des Fahrkomforts .............................................. 422.4 Die Wechselwirkung Brücke/Gleis ............................................................... 422.5 Anforderungen hinsichtlich der Instandhaltung ......................................... 442.6 Ermüdungsfestigkeit der Konstruktion ....................................................... 442.7 Die Übergänge Überbau/Widerlager/Damm ............................................... 442.8 Berücksichtigung der Umweltverträglichkeit ............................................. 452.9 Bauen „unter dem rollenden Rad“ ............................................................... 45

3 Unterteilung der Eisenbahnbrücken in Brückengruppen................ 47

3.1 Die allgemeinen Unterscheidungsmerkmale .............................................. 473.2 Die Höhenlage der Brücke über dem Gelände ........................................... 483.2.1 Inspektion und Instandhaltung von niedrigen Brücken über dem Gelände ......... 493.2.2 Inspektion und Instandhaltung von hohen Brücken über dem Gelände ............ 493.3 Brückengruppe der kurzen Eisenbahnüberführungen .............................. 493.3.1 Merkmal für kurze Eisenbahnüberführungen ..................................................... 493.3.2 Fußweg- und/oder Bahnsteigunterführungen .................................................... 493.3.3 Durchlässe ....................................................................................................... 503.3.4 Standardbauformen für kurze Eisenbahnüberführungen ................................... 513.3.5 Übergang zur Hinterfüllung bei kurzen Eisenbahnüberführungen ...................... 553.3.6 Bauverfahren für kurze Eisenbahnüberführungen ............................................. 553.3.7 Gestaltung von kurzen Eisenbahnüberführungen ............................................. 56

003_010_Inhaltsverzeichnis.indd 3 30.04.2008 14:50:17 Uhr

Page 4: HANDBUCH Rolf H. Pfeifer Tristan M. Mölter Eisenbahnbrücken€¦ · &JTFOCBIOCSòDLFO)BOECVDI 3PMG ) 1GFJGFS 5SJTUBO . .ÚMUFS Grundsätze für Planung und Konstruktion sowie Hinweise

4

Inhaltsverzeichnis

3.4 Die Brückengruppe der langen Eisenbahnüberführungen ........................ 573.4.1 Merkmale für lange Eisenbahnüberführungen ................................................... 573.4.2 Beispiele für Standardbauformen von langen Eisenbahnüberführungen ............ 573.5 Die Brückengruppe der Talbrücken ............................................................. 603.5.1 Einteilige Brücke als Durchlaufträger über fünf Felder ........................................ 623.5.2 Mehrteilige Brücke mit A-Bock und zwei Durchlaufträgern ................................ 623.5.3 Auf einer Bogenreihe aufgeständerter Überbau aus drei Durchlaufträgern ......... 623.5.4 Mehrteilige Brücke aus zwei Durchlauffachwerkträgern ..................................... 633.6 Die Brückengruppe der Großbrücken ......................................................... 633.6.1 Fachwerkträger, Fahrbahn oben liegend, Brücke über einen Fluss

mit/ohne Schifffahrtsöffnung ............................................................................ 633.6.2 Gevouteter Durchlaufträger über drei Felder ...................................................... 643.6.3 Stabbogenbrücke, Fahrbahn unten liegend ...................................................... 65

4 Die Wahl des richtigen Brückensystems ............................................. 67

4.1 Planungsgrundsätze für kurze Eisenbahnüberführungen ........................ 674.1.1 Kleine Eisenbahnbrücken .................................................................................. 674.1.2 Lagerung kleiner Brücken ................................................................................. 674.2 Planungsgrundsätze für lange Eisenbahnüberführungen ......................... 694.2.1 Längskräfte im Gleis infolge von Temperaturschwankungen und

Längsbewegungen am beweglichen Überbauende .......................................... 704.2.2 Die Ausgleichslänge des Brückenüberbaus ...................................................... 724.2.3 Die Festpunktsteifigkeit bei einem verschieblichen System ............................... 734.2.4 Anordnung von Schienenauszugsvorrichtungen (SA) ........................................ 774.2.5 Längskraftkopplungen ...................................................................................... 804.3 Beispiele für Brückensysteme ..................................................................... 814.3.1 Legende und Anmerkungen.............................................................................. 814.3.2 Brückensysteme ohne Schienenauszug für Brückenlängen bis 270 m .............. 824.3.3 Brückensysteme mit einem Schienenauszug für Brückenlängen bis 880 m ....... 854.3.4 Brückensysteme mit zwei Schienenauszügen für Brückenlängen bis 1590 m .. 884.4 Orientierungsdiagramme zur Wahl eines Brückensystems ...................... 93

5 Überbauten für Eisenbahnbrücken ....................................................... 97

5.1 Die Deckbrücke als Regelform des Überbaus ........................................... 975.2 Entwurf des Brückenüberbaus in Modulen ................................................. 985.2.1 Die Fahrbahn .................................................................................................... 995.2.2 Die Schutzschichten ......................................................................................... 995.2.3 Die Fahrbahntafel .............................................................................................. 995.2.4 Der Hauptträger .............................................................................................. 1005.3 Gestaltung des Brückendecks ................................................................... 1015.3.1 Fahrbahn ........................................................................................................ 1065.3.2 Die Schutzschichten unter der Fahrbahn ........................................................ 1065.3.3 Entwässerung des Brückendecks ................................................................... 1075.3.4 Die Randkappe ............................................................................................... 1075.3.5 Anordnung der Oberleitungs- und Signalmaste ............................................... 1105.3.6 Seitliche Kragarme der Fahrbahntafel ............................................................. 1105.3.7 Führungsschiene bei Brücken mit unten liegender Fahrbahn........................... 110

003_010_Inhaltsverzeichnis.indd 4 30.04.2008 14:50:17 Uhr

Page 5: HANDBUCH Rolf H. Pfeifer Tristan M. Mölter Eisenbahnbrücken€¦ · &JTFOCBIOCSòDLFO)BOECVDI 3PMG ) 1GFJGFS 5SJTUBO . .ÚMUFS Grundsätze für Planung und Konstruktion sowie Hinweise

5

Inhaltsverzeichnis

5.4 Vergleich der Eigenschaften von Überbauten in Stahl- und Massivbauweise .................................................................... 111

5.4.1 Vergleich der Eigenlasten der Brückenüberbauten .......................................... 1115.4.2 Vergleich der Verformungen unter Verkehrslasten............................................ 1115.4.3 Vergleich der Verformungen unter Temperatureinwirkungen ............................ 1125.4.4 Vergleich der Lärmemission ............................................................................ 1135.5 Regelquerschnitte für die Hauptträger einer Deckbrücke ...................... 1145.5.1 Die Deckbrücke in einer zweigleisigen Strecke ................................................ 1145.5.2 Hinweise zu den Diagrammen für die Konstruktionshöhen .............................. 1165.5.3 Querschnittsformen für Deckbrücken in Stahlbauweise................................... 1165.5.4 Querschnittsformen für Deckbrücken in Massivbauweise ................................ 1215.5.5 Querschnittsformen für Deckbrücken in Verbundbauweise ............................. 1265.6 Trogbrücken ................................................................................................. 133

6 Lagerung der Überbauten von Eisenbahnbrücken ......................... 135

6.1 Anzahl der Brückenlager in einer Auflagerlinie ........................................ 1356.2 Minimierung des Querversatzes am Überbauende .................................. 1386.3 Lagerung von im Grundriss gekrümmten Überbauten ............................ 1406.4 Schiefe Lagerung des Überbaus, Gleisverwindung ................................. 1426.5 Durchlaufträger auf Einzellager über den Innenstützen .......................... 1446.6 Neigung der Lagergleitwege bei geneigter Gleisgradiente ..................... 145

7 Übergänge am Brückenende ................................................................ 147

7.1 Die verschiedenen Gestaltungen der Übergänge am Brückenende ...... 1477.1.1 Typ A: Die Konstruktionshöhe des Überbaus stößt gegen die Hinterfüllung ..... 1497.1.2 Typ B: Ein Teil der Konstruktionshöhe des Überbaus

stößt gegen die Hinterfüllung .......................................................................... 1507.1.3 Typ C: Die Konstruktionshöhe des Überbaus wird durch eine Kammerwand

gegen die Hinterfüllung abgeschirmt ............................................................... 1507.1.4 Typ D: Große Widerlagerkammer am Ende des Brückenüberbaus .................. 1517.2 Die Trennfugen am Überbauende .............................................................. 1517.2.1 Definition und Unterscheidung der Trennfugen ................................................ 1517.2.2 Bewegungen an der Trennfuge ....................................................................... 1527.2.3 Einfluss der Bewegungen an fester und beweglicher Trennfuge auf das Gleis . 1527.3 Die Zwangskräfte an den Schienenbefestigungen neben der Trennfuge . 1537.3.1 Mögliche Werte der Zugzwangskraft an einem Schienenstützpunkt ................ 1547.3.2 Zulässige Werte für die Zugzwangskraft an einem Schienenstützpunkt ........... 1557.4 Bauliche Maßnahmen zur Verringerung des Vertikalversatzes

zwischen den Rändern der Trennfuge am Überbauende ........................ 1557.4.1 Vertikalversatz durch den Überstand des Überbaus ........................................ 1567.4.2 Vertikalversatz infolge einer Querbiegung der Fahrbahnplatte am Überbauende .. 1597.4.3 Vertikalversatz infolge einer Stauchung von Elastomerlagern ........................... 1627.4.4 Vertikalversatz infolge einer Abweichung der Neigung des Lagergleitweges

des Endauflagers von der Neigung der Gleisgradiente .................................... 1637.4.5 Vermeiden des Vertikalversatzes durch eine Ausgleichsplatte .......................... 1637.5 Abstand der Schienenstützpunkte über der Trennfuge ........................... 1647.6 Fugenkonstruktionen in der Trennfuge am Überbauende ....................... 1657.6.1 Die geschlossene Fugenkonstruktion .............................................................. 165

003_010_Inhaltsverzeichnis.indd 5 30.04.2008 14:50:17 Uhr

Page 6: HANDBUCH Rolf H. Pfeifer Tristan M. Mölter Eisenbahnbrücken€¦ · &JTFOCBIOCSòDLFO)BOECVDI 3PMG ) 1GFJGFS 5SJTUBO . .ÚMUFS Grundsätze für Planung und Konstruktion sowie Hinweise

6

Inhaltsverzeichnis

7.6.2 Die offene Fugenkonstruktion ......................................................................... 1667.6.3 Einbau der Fugenkonstruktionen unter einer Ausgleichsplatte ......................... 1687.7 Der Übergang der Gleisbettung vom Brückendeck auf die Hinterfüllung . 1697.7.1 Die Unterschottermatte (USM) ........................................................................ 1707.7.2 Die Schlepp-Platte .......................................................................................... 1707.7.3 Die Hinterfüllung ............................................................................................. 1707.7.4 Die Sickerwand .............................................................................................. 1737.7.5 Rechtwinkliger Abschluss der Fahrbahn ......................................................... 1737.8 Übergang der Streckenausrüstung vom Brückendeck

auf die freie Strecke .................................................................................... 1757.8.1 Übergang der Streckenausrüstung bei einem Oberbau mit Schotterbett ......... 1777.8.2 Übergang des Oberbaus mit Fester Fahrbahn ................................................ 1797.8.3 Abführen des Oberflächenwassers am Übergang Brücke/Damm .................... 1817.8.4 Übergang des Kabelkanals von der Brücke zum Damm ................................. 182

8 Unterbauten ............................................................................................... 185

8.1 Gründungen ................................................................................................. 1858.2 Die Auflagerbank ......................................................................................... 1878.3 Widerlager .................................................................................................... 1888.3.1 Flügelwände ................................................................................................... 1898.3.2 Das in die Böschung zurückgesetzte, niedrige Widerlager .............................. 1928.3.3 Das vor die Böschung gesetzte, hohe Widerlager ........................................... 1948.3.4 Das Hohlwiderlager als Sonderform ................................................................ 1958.4 Stützen und Pfeiler ...................................................................................... 1978.4.1 Stützen und Wandscheiben bei niedrigen Brücken ......................................... 1978.4.2 Pfeiler bei hohen Brücken ............................................................................... 1998.4.3 Sonderformen für Festpunktpfeiler ................................................................. 201

9 Ausrüstungselemente für Eisenbahnbrücken .................................. 205

9.1 Erdung .......................................................................................................... 2059.1.1 Erdung von Eisenbahnbrücken ....................................................................... 2059.1.2 Erdungsschutzmaßnahmen an Brücken über einer elektrifizierten Bahnstrecke ..2079.1.3 Berührungsschutz .......................................................................................... 2079.2 Abdichtung ................................................................................................... 2089.2.1 Anforderungen an die Abdichtung des Brückendecks ..................................... 2099.2.2 Anforderungen an die Oberfläche der Betonfahrbahnplatte ............................. 2109.2.3 Aufbau der Abdichtung von Betonfahrbahnplatten .......................................... 2119.2.4 Einsatz von Kunststoff-Dichtungsbahnen/Kunststoffen ................................... 2139.3 Fugen- und Übergangskonstruktionen ..................................................... 2139.3.1 Allgemeines .................................................................................................... 2139.3.2 Aufgaben der Fugen- und Übergangskonstruktionen ...................................... 2139.3.3 Geschlossene Fugen- und Übergangskonstruktionen ..................................... 2149.3.4 Offenen Fugen- und Übergangskonstruktionen ............................................... 2169.4 Entwässerung des Brückendecks ............................................................. 2189.5 Brückenlager ................................................................................................ 2199.5.1 Übersicht über die wichtigsten Lagerbauarten ................................................ 2209.5.2 Übertragung der Horizontalkräfte parallel zur Lagerfuge .................................. 2219.5.3 Auswechselbarkeit der Lager .......................................................................... 222

003_010_Inhaltsverzeichnis.indd 6 30.04.2008 14:50:17 Uhr

Page 7: HANDBUCH Rolf H. Pfeifer Tristan M. Mölter Eisenbahnbrücken€¦ · &JTFOCBIOCSòDLFO)BOECVDI 3PMG ) 1GFJGFS 5SJTUBO . .ÚMUFS Grundsätze für Planung und Konstruktion sowie Hinweise

Innovative Schienenbefestigungslösungenhaben ein Zeichen.

www.vossloh-fastening-systems.com

Ob konventionelle Schienenstrecken, Strecken für den Höchstleistungsgüterverkehr oderHochgeschwindigkeitsstrecken – für alle gilt höchste Sicherheit. Die Schienenbefestigungs-systeme von Vossloh Fastening Systems setzen hier Maßstäbe. Denn durch jahrzehntelangesund umfassendes Know-how entstehen immer wieder innovative Lösungen. Das Ergebnis:extreme Belastbarkeit, beste Schallschutzeigenschaften, höchste Qualität und Wirtschaftlichkeit.Wenn Sie also auf Nummer sicher gehen wollen, sprechen Sie mit einem weltweit führendenUnternehmen für Schienenbefestigungen.

Rail Infrastructure Motive Power&Components

003_010_Inhaltsverzeichnis.indd 7 30.04.2008 14:50:17 Uhr

Page 8: HANDBUCH Rolf H. Pfeifer Tristan M. Mölter Eisenbahnbrücken€¦ · &JTFOCBIOCSòDLFO)BOECVDI 3PMG ) 1GFJGFS 5SJTUBO . .ÚMUFS Grundsätze für Planung und Konstruktion sowie Hinweise

8

Inhaltsverzeichnis

9.5.4 Wichtige Planungsgrundsätze für Lager bei Eisenbahnbrücken....................... 2229.6 Randkappen ................................................................................................. 2239.6.1 Der Dienstweg ................................................................................................ 2249.6.2 Kabeltröge ...................................................................................................... 2249.7 Geländer ....................................................................................................... 2269.8 Lärmschutzwände auf Eisenbahnbrücken ................................................ 2289.9 Korrosionsschutz ........................................................................................ 2309.9.1 Kriterien für die Auswahl des Korrosionsschutzes ........................................... 2309.9.2 Festlegung eines Korrosionsschutzplanes ....................................................... 2319.9.3 Ausführung der Korrosionsschutzarbeiten ....................................................... 232

10 Oberbau auf Brücken .............................................................................. 233

10.1 Oberbauart in einem Streckenabschnitt ................................................... 23310.2 Anforderungen an den Oberbau auf Brücken ........................................... 23310.3 Oberbauarten auf Eisenbahnbrücken ....................................................... 23310.3.1 Überblick über die Oberbauarten .................................................................... 23310.3.2 Der Schotteroberbau auf Brücken .................................................................. 23510.3.3 Die Feste Fahrbahn (FF) auf Brücken .............................................................. 23710.3.4 Die unmittelbare Schienenbefestigung auf der Fahrbahntafel .......................... 24910.3.5 Schienenlagerung auf Brückenschwellen ........................................................ 25610.4 Der Verschiebewiderstand der Gleise auf Brücken ................................. 26010.4.1 Der Durchschubwiderstand ............................................................................ 26010.4.2 Der Längsverschiebewiderstand ..................................................................... 26110.4.3 Einige ausgewählte Werte der Verschiebewiderstände .................................... 26210.5 Der Schienenauszug am beweglichen Überbauende .............................. 26610.6 Schotterbetttrennung .................................................................................. 26710.6.1 Mögliche Dilatation der Dehnfuge mit Schotterbetttrennung und Vollschiene ... 26810.6.2 Sicherung der Schwellenlage im Schotterbett an Brückenenden

mit Schienenauszügen .................................................................................... 26910.7 Führungen und Fangvorrichtungen im Gleisbereich der Brücke ............ 271

11 Rahmenbauwerke, Fußweg- und Bahnsteigunterführungen ....... 275

11.1 Form und Größe von Rahmenbauwerken ................................................. 27511.2 Fußweg- und Bahnsteigunterführungen ................................................... 27611.3 Zweigelenk-Rahmen mit großer Stützweite ............................................. 27911.4 Weit gespannter Rahmen mit einer Deckenplatte in WiB-Bauweise ..... 28111.5 Einbau eines Rahmenbauwerkes unter den Gleisen durch Verschub .... 28211.5.1 Herstellung des Rahmenbauwerkes ................................................................ 28311.5.2 Verschub des Rahmenbauwerkes ................................................................... 284

12 Behelfsbrücken und Hilfsbrücken ....................................................... 293

12.1 Grundsätzliche Betrachtungen zu Hilfsbrücken ....................................... 29312.2 Die geschichtliche Entwicklung von Behelfsbrücken .............................. 29312.2.1 Allgemeine Historie ......................................................................................... 29312.2.2 Hilfsbrücken der Deutschen Reichsbahn ......................................................... 29412.2.3 Kleinhilfsbrücken der Deutsche Reichsbahn in der DDR .................................. 29812.2.4 Große Hilfsbrücken ......................................................................................... 300

003_010_Inhaltsverzeichnis.indd 8 30.04.2008 14:50:18 Uhr

Page 9: HANDBUCH Rolf H. Pfeifer Tristan M. Mölter Eisenbahnbrücken€¦ · &JTFOCBIOCSòDLFO)BOECVDI 3PMG ) 1GFJGFS 5SJTUBO . .ÚMUFS Grundsätze für Planung und Konstruktion sowie Hinweise

9

Inhaltsverzeichnis

12.3 Hilfsstützen .................................................................................................. 31112.3.1 Trestle-Stütze ................................................................................................. 31112.3.2 PIZMO-Stütze ................................................................................................. 31412.4 Bei der Deutschen Bahn AG eingesetzte Hilfsbrücken ........................... 31612.4.1 Anforderungen an Hilfsbrücken ....................................................................... 31612.4.2 Zwillingsträgerhilfsbrücken, alter Bestand (ZHa) .............................................. 31612.4.3 Zwillingsträgerhilfsbrücken, neuer Bestand (ZH) .............................................. 31912.4.4 Kleinhilfsbrücken (KHB) und verstärkte Kleinhilfsbrücken (KHBv) ..................... 32212.5 Lager und Auflager bei Hilfsbrücken und temporären Baubehelfen ...... 32512.5.1 Anwendung von Elastomerlagern bei Hilfsbrücken .......................................... 32612.5.2 Überlegungen zum Punkt-Kipp-Gleitlager ....................................................... 32712.5.3 Zentrierleiste ................................................................................................... 32912.6 Geschwindigkeiten ...................................................................................... 32912.6.1 Regelgeschwindigkeit bis 90 km/h .................................................................. 33012.6.2 Geschwindigkeiten 90 km/h < v � 120 km/h .................................................. 33112.6.3 Geschwindigkeiten v > 120 km/h .................................................................... 33212.7 Planung und Bauausführung der temporären Baubehelfe ...................... 332

13 Bauverfahren – Baubehelfe ................................................................... 333

13.1 Bestehende Streckennetze – Neubaustrecken ........................................ 33313.2 Bauverfahren unter Eisenbahnbetrieb ....................................................... 33313.2.1 Bauverfahren unter Eisenbahnbetrieb ohne Abbau des Gleises ....................... 33313.2.2 Bauverfahren unter Eisenbahnbetrieb mit Abbau des Gleises .......................... 33313.2.3 Schwellenersatzträgerverfahren (SETV) ........................................................... 33713.2.4 Durchpressen kleiner Bauwerke unter dem Gleis ohne besondere Gleissicherung 34413.2.5 Fluid-Verfahren ............................................................................................... 34513.3 Bauverfahren bei Neubaustrecken bzw. bei Baustellenumfahrungen ... 34613.4 Baugruben .................................................................................................... 34813.4.1 Baugrubenböschungen bei nichtbindigen Böden ............................................ 34913.4.2 Baugrubenböschungen bei bindigen Böden ................................................... 35013.4.3 Arbeitsraum in Baugruben .............................................................................. 35113.4.4 Standsicherheit von Böschungen.................................................................... 35113.5 Baugrubenwände ........................................................................................ 35213.5.1 Spundwände .................................................................................................. 35213.5.2 Trägerbohlenverbau ........................................................................................ 35313.5.3 Bohrpfahlwände ............................................................................................. 35513.6 Rammverfahren ........................................................................................... 35613.6.1 Rammgeräte ................................................................................................... 35613.6.2 Ansetzen und Führen der Bohlen .................................................................... 35813.6.3 Rammschwierigkeiten ..................................................................................... 35813.6.4 Ziehen ............................................................................................................ 358

Anhang 1: Definitionen wichtiger Fachbegriffe ........................................ 359

Anhang 2: Literaturverzeichnis .................................................................. 363

Anhang 3: Vorschriften und Richtlinien bei der Deutschen Bahn ........... 366

Stichwortverzeichnis ................................................................................... 367

Autorenvitae ................................................................................................. 375

Inserentenverzeichnis ................................................................................. 376

003_010_Inhaltsverzeichnis.indd 9 30.04.2008 14:50:18 Uhr

Page 10: HANDBUCH Rolf H. Pfeifer Tristan M. Mölter Eisenbahnbrücken€¦ · &JTFOCBIOCSòDLFO)BOECVDI 3PMG ) 1GFJGFS 5SJTUBO . .ÚMUFS Grundsätze für Planung und Konstruktion sowie Hinweise

003_010_Inhaltsverzeichnis.indd 10 30.04.2008 14:50:18 Uhr

Page 11: HANDBUCH Rolf H. Pfeifer Tristan M. Mölter Eisenbahnbrücken€¦ · &JTFOCBIOCSòDLFO)BOECVDI 3PMG ) 1GFJGFS 5SJTUBO . .ÚMUFS Grundsätze für Planung und Konstruktion sowie Hinweise

11

Vorwort

Vorwort

Eisenbahnbrücken müssen den Schienenweg über Wege, Flüsse und Täler hinweg führen und die schweren Achslasten des Zugverkehrs tragen. Um diese Aufgaben für den Eisenbahnbetrieb störungs-frei erfüllen zu können, müssen Bauweisen und Tragwerksysteme sowie die Detailkonstruktionen sehr spezifische Anforderungen erfüllen. Im Zuge der Privatisierung will die Deutsche Bahn AG ihr Trans-portangebot immer attraktiver gestalten, um Güter und Personen schnell, pünktlich, zuverlässig und preisgünstig zu transportieren und den Reisenden darüber hinaus einen immer besseren Reisekomfort zu bieten. Dazu leistet der Brückenbau einen wesentlichen Beitrag dadurch, dass Eisenbahnbrücken im Fahrweg funktionsgerecht eingeplant werden, um nicht zur „Störstelle“ im Gleis zu werden. Dies gilt besonders für das moderne Schienennetz der Hochgeschwindigkeitsstrecken.

Dieses Handbuch begleitet den planenden und ausführenden Ingenieur logisch und konsequent mit verständlich formulierten Empfehlungen und Planungsgrundsätzen durch alle Planungsphasen bis hin zum fertigen Entwurf für eine Eisenbahnbrücke, der jeder rechnerischen und bahntechnischen Über-prüfung genügt. Die Autoren haben die Vielfalt der Regeln für die gute Konstruktion einer Eisenbahn-brücke systematisch und übersichtlich geordnet. Sie vermitteln ihr umfassendes Wissen den planenden Ingenieuren in Eisenbahnunternehmen, Bauaufsichtsbehörden, Baufirmen und Ingenieurbüros sowie den Studenten in den Fakultäten des konstruktiven Ingenieurbaus. Das Buch verzichtet auf detaillierte Konstruktionsregeln, die in vielen Vorschriften und Richtlinien niedergeschrieben sind. In deren Vielfalt findet der planende Ingenieur nur schwer einen Überblick über die für die Planung einer Eisenbahn-brücke maßgeblichen Regeln. Absicht des Buches ist es vielmehr, den Ingenieur mit den wichtigsten Grundsätzen für die Erarbeitung und auch Beurteilung eines Brückenentwurfes vertraut zu machen und ihm mit Hilfe von formulierten Planungsgrundsätzen, die als „roter Faden“ durch das Buch führen, die wesentlichen Regeln zu vermitteln. Alle Empfehlungen und Planungsgrundsätze werden ausführ-lich erklärt und begründet. Der Ingenieur kann somit erkennen, welche Anforderung im Einzelnen mit der vorgegebenen Regel erfüllt werden muss. Er kann abweichende alternative Lösungen wählen und somit seine gestalterischen Freiheiten bei der Entwurfsbearbeitung besser einsetzen.

Beide Autoren verfügen über umfassende Erfahrungen im konstruktiven Ingenieurbau, insbesondere in den Bereichen Planung, Bau und Instandhaltung von Eisenbahnbrücken aus ihrer langjährigen Tätigkeit als Fachautoren für Regelwerke sowie als Projektberater für die Planung von Eisenbahnbrücken und die Genehmigung moderner Konstruktionen bei der Deutschen Bahn AG. Dipl.-Ing. Rolf H. Pfeifer hat diese Tätigkeit mehr als 30 Jahre lang ausgeübt, Dipl.-Ing. Tristan M. Mölter ist seit 1993 in diesem Gebiet aktiv tätig.

Die Autoren danken den Herren Dipl.-Ing. Erik Danneberg, Dipl.-Ing. Harald Mauer und Dr.-Ing. Bernd Kühlken vom Fachdienst Oberbau sowie dem leitenden Bauüberwacher Dipl.-Ing. Bernd Schreiber, dem Brückenkontrolleur Dipl.-Ing. Gerhard Jüstel und Dipl.-Ing. Michael Fiedler (Zentrale Eisenbahn-Bundesamt) für die sachkundigen Anregungen und Ergänzungen, die sie zu einzelnen Kapiteln beisteu-erten. Weiterhin danken wir dem Kollegen Dr.-Ing. Lamine Bagayoko für die guten und fundierten Fach-gespräche zur Klärung von spezifischen Fragen im Eisenbahnbrückenbau. Ein außerordentlicher Dank gebührt Herrn Dipl.-Ing. Günther Engel, der durch intensive Durchsicht der Entwürfe aller Kapitel und durch kritisches Hinterfragen einzelner Themen wertvolle Beiträge zur Entstehung des Buches lieferte.Danken möchten wir auch Frau Ulrike Schüring, die in der DVV Media Group GmbH gründlich und mit viel Verständnis unsere Arbeit lektorierte und in die gute Form des vorliegenden Handbuchs überführte.

Weßling/Velden a. d. Vils im Mai 2008

Dipl.-Ing. Rolf H. Pfeifer Dipl.-Ing. Tristan M. Mölter

011_012_Vorwort.indd 11 30.04.2008 14:51:50 Uhr

Page 12: HANDBUCH Rolf H. Pfeifer Tristan M. Mölter Eisenbahnbrücken€¦ · &JTFOCBIOCSòDLFO)BOECVDI 3PMG ) 1GFJGFS 5SJTUBO . .ÚMUFS Grundsätze für Planung und Konstruktion sowie Hinweise

011_012_Vorwort.indd 12 30.04.2008 14:51:50 Uhr

Page 13: HANDBUCH Rolf H. Pfeifer Tristan M. Mölter Eisenbahnbrücken€¦ · &JTFOCBIOCSòDLFO)BOECVDI 3PMG ) 1GFJGFS 5SJTUBO . .ÚMUFS Grundsätze für Planung und Konstruktion sowie Hinweise

13

1.1 Die ersten Baustoffe waren Stein und Holz

1 Der Eisenbahnbrückenbau in Deutschland von den Anfängen bis zur Gegenwart

Brückenbauwerke werden häufig wegen ihrer Kühnheit bewundert, mit der sie Täler und Flüsse über-queren. Bestaunt werden die technischen Großtaten mit Rekorden in Höhen und Weiten.

Der Großteil der Brücken ist jedoch von kleinerer Dimension. Etwa 90 % haben Stützweiten von weni-ger als 30 m. Die Entwicklung dieser kleinen Brückenbauwerke mit ihren verschiedenen Bauformen und Bauweisen darf also im historischen Rückblick nicht übersehen werden.

1.1 Die ersten Baustoffe waren Stein und Holz

Mit dem Bau der ersten Eisenbahnen Anfang des 19. Jahrhunderts wurde auch in der Brückenbau-kunst eine neue Ära eingeleitet. War vorher der Bau einer Brücke ein seltenes technisches Ereignis, so wurden jetzt in einem Jahrzehnt mehr Brücken gebaut, als früher in einem Jahrhundert. Der starre Fahrweg der Eisenbahn konnte nicht, wie eine wendige Landstraße, mit engen Kurven und großen Steigungen jeder Geländeform leicht angepasst werden. Der Bau vieler Brücken wurde notwendig, um tiefe Täler und Bäche, Flüsse und Wege zu überqueren.

Die Schnelligkeit des Baufortschritts war für die Eisenbahngesellschaften wichtig, denn ihre Aktionäre wollten bald Dividenden sehen. Unter diesem Gesichtspunkt musste auch der Eisenbahnbrücken-bauer seine Aufgabe lösen. Nur zwei bewährte Baustoffe standen ihm damals zur Verfügung:

– Stein als Natur- oder Ziegelstein– Holz, in den Wäldern noch reichlich vorhanden

Nur aus dem Wunsch nach einer schnellen Bauweise ist es zu verstehen, dass damals auch Holz-brücken gebaut wurden. Bemerkenswerte Holzbrücken, die in den Jahren 1847 bis 1851 erstellt wurden sind

– die Elbbrücke Wittenberge (Bild 1.1) mit einer Stützweite von maximal 54 m und– die „König-Ludwig-Brücke“ über die Iller bei Kempten (Bilder 1.2 und 1.3) mit einer Mittelöffnung

von 53 m.

Diese Sützweiten waren für Eisenbahnbrücken in Holzbauweise sehr beachtliche Leistungen. Sie wurden technisch möglich durch die Anwendung eines Fachwerksystems, das von dem Amerikaner William Howe (1803 – 18052) entwickelt wurde:

Das Howe-Fachwerk hatte Diagonalstäbe, deren Anschlussstellen am Ober- und Untergurt mit senkrechten schmiedeeisernen Stangen verbunden wurden. Durch Anziehen der Schrauben an den Zugstangen konnten die Holz-Diagonalen und die Anschlussfugen vorgedrückt und damit ihre Zug-Tragfähigkeit erhöht werden (Bild 1.3).

Diese besondere Bauart eines Holzfachwerkträgers kann als eines der frühesten technologischen Know-how-Transfers von den USA nach Europa betrachtet werden.

Authentische Details zum Howe-Fachwerk sind noch heute bei der Illerbrücke von Kempten zu sehen (Bilder 1.2 und 1.3).

Die Elbbrücke Wittenberge überquerte die Elbe mit einer Länge von rd. 750 m. Um hohen Segelschif-fen die Durchfahrt zu ermöglichen, musste am Ende der langen Brücke eine Drehbrücke über zwei lichte Öffnungen von 40´ = 12,56 m gebaut werden (Bild 1.1). Auch aus militärischen Gesichtspunkten wollte man damals notfalls die Eisenbahnbrücke schnell und wirkungsvoll unterbrechen können.

013_040_Kapitel_1.indd 13 30.04.2008 8:54:45 Uhr

Page 14: HANDBUCH Rolf H. Pfeifer Tristan M. Mölter Eisenbahnbrücken€¦ · &JTFOCBIOCSòDLFO)BOECVDI 3PMG ) 1GFJGFS 5SJTUBO . .ÚMUFS Grundsätze für Planung und Konstruktion sowie Hinweise

14

1 Der Eisenbahnbrückenbau in Deutschland von den Anfängen bis zur Gegenwart

Die hölzerne Elbbrücke wurde schließlich in den Jahren 1883/84 durch eine Fachwerkbrücke mit „Schwedler-Träger“ (Kapitel 1.3.2, Bild 1.11) aus Flusseisen ersetzt. Sie diente dem Eisenbahnver-kehr bis 1945, als sie am Ende des Zweiten Weltkrieges gesprengt wurde. Der Betrieb wurde vorläu-fig über eine Hilfsbrücke weitergeführt, bis 1987 daneben eine neue Brücke errichtet wurde.

Holzbrücke aus Howe-Fachwerkträgern mit rund 54 m Stützweite, gebaut 1847 bis 1851

Fachwerkbrücke aus Flussstahl, erbaut 1883/84 als Ersatz für die Holzbrücke. Sie wurde im letzten Kriegsjahr 1945 gesprengt und zunächst durch eine Hilfsbrücke ersetzt.

Bild 1.1: Eisenbahn-Elbbrücke Wittenberge

Stahlfachwerkbrücke, Inbetriebnahme 1987 Sie wurde neben der Hilfsbrücke erbaut, die nach Zerstörung der alten Flussstahlbrücke

vorläufig den Eisenbahnverkehr übernommen hatte.

013_040_Kapitel_1.indd 14 30.04.2008 8:54:46 Uhr

Page 15: HANDBUCH Rolf H. Pfeifer Tristan M. Mölter Eisenbahnbrücken€¦ · &JTFOCBIOCSòDLFO)BOECVDI 3PMG ) 1GFJGFS 5SJTUBO . .ÚMUFS Grundsätze für Planung und Konstruktion sowie Hinweise

15

1.1 Die ersten Baustoffe waren Stein und Holz

Bild 1.2: Illerbrücke Kempten der König-Ludwig-Nord-Süd-Bahn, erbaut 1847 bis 1852, Holzbrücke aus Howe-Fachwerkträgern, Mittelfeld 53 m Stützweite, Höhenlage der Fahr-bahn über der Iller rd. 35 m

Eisenbahnbrücke über die Iller nach einer historischen Zeichnung

Etwa seit 1910 als Fuß- und Radwegbrücke genutzt, Foto Mai 2007

013_040_Kapitel_1.indd 15 30.04.2008 8:54:49 Uhr

Page 16: HANDBUCH Rolf H. Pfeifer Tristan M. Mölter Eisenbahnbrücken€¦ · &JTFOCBIOCSòDLFO)BOECVDI 3PMG ) 1GFJGFS 5SJTUBO . .ÚMUFS Grundsätze für Planung und Konstruktion sowie Hinweise

16

1 Der Eisenbahnbrückenbau in Deutschland von den Anfängen bis zur Gegenwart

Zum Schmunzeln soll hier eine außergewöhnliche Nutzung der alten Elbbrücke notiert werden. Am 23.07.1932 schreibt ein Radwanderer auf einer Postkarte mit dem Bild der Elbbrücke nach Hause: „Soeben gab es eine besondere Fahrt (mit dem Rad) über die Brücke. Man fährt einfach zwischen den Schienen der Bahn, und besondere Brückenwächter achten darauf, daß man nicht einem Zug in die Quere kommt“.

Im Gegensatz zur ersten hölzernen Elbbrücke Wittenberge ist das alte Holzfachwerk der Illerbrü-cke bei Kempten heute noch zu sehen (Bild 1.2). Als 1906 neben der alten Holzbrücke zwei neue Eisenbahnbrücken über die Iller errichtet wurden (Kapitel 1.4.1), übernahm die Stadt Kempten das Bauwerk, um es als Fuß- und Radwegbrücke zu nutzen.

Es ist wirklich erstaunlich, dass diese schmale Brücke mit ihrem feinen Holzfachwerk, das noch von der alten Eisenbahnbrücke authentisch erhalten ist, früher schwere Eisenbahnfahrzeuge überführt hat.

Auf dem Foto (Bild 1.2) ist eine Unterspannung des Mittelfeldes zu sehen. Diese Unterspannung wurde bereits um 1880 als Eisenkonstruktion eingebaut, um das Mittelfeld der Eisenbahnbrücke zu versteifen und zu verstärken.

Bild 1.3: Details zum Holzfachwerk der Illerbrücke Kempten

Endauflagerung der Brücke mit aufgefächerten Stütz-balken, die die Druckkraft der drei letzten vor dem Endauflager stehenden Fach-werkdiagonalen zum Stütz-pfeiler übertragen

Bilder unten:Anschluss der Fachwerk-diagonalen am Obergurt, mit einer Eisenstange vor-gespanntVerankerung der Eisen-stangen (gezeigt am Untergurt) mit Schrauben auf Eisenplatten

013_040_Kapitel_1.indd 16 30.04.2008 8:54:52 Uhr

Page 17: HANDBUCH Rolf H. Pfeifer Tristan M. Mölter Eisenbahnbrücken€¦ · &JTFOCBIOCSòDLFO)BOECVDI 3PMG ) 1GFJGFS 5SJTUBO . .ÚMUFS Grundsätze für Planung und Konstruktion sowie Hinweise

17

1.2 Die alten Steingewölbe überdauern die Zeit

Bei genauerer Betrachtung des Holzfachwerks der Illerbrücke (Bild 1.3) erkennt man die Klugheit der alten Baumeister:

– Am Endauflager wird das Fachwerk von einem Fächer aus drei Balken zusätzlich gestützt. Das heißt, drei Fachwerkdiagonale vor dem Ende des Untergurts geben ihre Druckkraft jeweils über einen der Fächerbalken direkt zum Stützpfeiler ab, so dass die letzte Fachwerkdiagonale am Ende des Untergurts nur noch den Rest der Auflagerkraft auf den Pfeiler abtragen muss. Damit wird die letzte Fachwerkdiagonale entlastet, was für den Baustoff Holz wichtig ist. Denn im Vergleich zu heutigen Stahlfachwerkbrücken muss bei diesen die letzte Fachwerkdiagonale die gesamte Auflast auf das End-lager abtragen, was für den Baustoff Stahl problemlos möglich ist (Kapitel 3, Bild 3.1, Großbrücke).

– Der Anschluss der Fachwerkdiagonalen an die Gurtbalken konnte mit den damaligen Holzverar-beitungswerkzeugen und Verbindungsmitteln nicht mit der nötigen Präzision und Passgenauigkeit hergestellt werden. Um einen festen Kraftschluss in dem Fachwerkknoten dennoch zu erreichen, wurden die Anschlussfugen durch eine Vorspannung mit Eisenstangen überdrückt (zusammen-gepresste Fugen). Die Eisenstangen wurden mit Schrauben und Eisenplatten auf den Gurtbalken verankert. Durch Anziehen der Schrauben ließ sich die Vorspannung nachregulieren.

Wegen der Brandgefahr – durch den Funkenflug der Lokomotiven noch erhöht – und wegen der geringen Dauerhaftigkeit wurden jedoch bald keine Holzkonstruktionen mehr gebaut. Die Bauingeni-eure der Eisenbahnen wandten sich ganz dem Steinbrückenbau zu.

1.2 Die alten Steingewölbe überdauern die Zeit

Stein als Natur- oder Ziegelstein war der zuverlässigste Baustoff der damaligen Zeit. Der Ziegelstein wurde bevorzugt. Er konnte schneller verarbeitet werden als der Naturstein, der vorher zeitraubend zu Quadern behauen werden musste.

Die erste deutsche Dampfeisenbahn Nürnberg-Fürth, eröffnet am 7. Dezember 1835, überquerte den Ludwigskanal schon auf einer steinernen Brücke. Mit der stürmischen Weiterentwicklung der Eisenbahnen – das Streckennetz umfasste im Jahr 1860 in Deutschland bereits 11 633 Kilometer – mussten auch Tausende von Gewölbebrücken gebaut werden. Wege und Bäche wurden mit nur einem Bogen (Bild 1.4) überquert, meistens mit einer lichten Weite von bis zu 8 m.

Bild 1.4: Einzelgewölbe in Ziegelmauerwerk über einen Bachlauf im Bayerischen Wald, gebaut 1856

013_040_Kapitel_1.indd 17 30.04.2008 8:54:57 Uhr

Page 18: HANDBUCH Rolf H. Pfeifer Tristan M. Mölter Eisenbahnbrücken€¦ · &JTFOCBIOCSòDLFO)BOECVDI 3PMG ) 1GFJGFS 5SJTUBO . .ÚMUFS Grundsätze für Planung und Konstruktion sowie Hinweise

18

1 Der Eisenbahnbrückenbau in Deutschland von den Anfängen bis zur Gegenwart

Noch heute dienen viele dieser ältesten Steingewölbe im Streckennetz der Deutschen Bahn dem Eisenbahnverkehr. Einige haben mehr als hundert Jahre lang ihre Dauerhaftigkeit eindrucksvoll bewie-sen. Nur dort, wo die Abdichtung des Gewölbes zerstört ist und Wasser in die Fugen einsickern kann, begann das Mauerwerk zu verfallen. Seltener war aber dieser Verfall die Ursache, häufiger waren es die breiter gewordenen Fahrbahnen der unterführten Straße oder auch der überführten Eisenbahn, die einen Neu- oder Umbau der alten Steingewölbe erforderlich machten (Bild 1.5).

Bild 1.5: Gewölbebrücke von 1872, gemauert aus behauenen Natursteinen

Das Stirnmauerwerk hatte sich, bedingt durch den seitlichen Druck des Schotterbettes infolge der hohen Verkehrsbelastung über das Gewölbemauerwerk hinaus verschoben, so dass die Standsicherheit der Stirnmauern für die Fahrbahn gefährdet war.

Das Stirnmauerwerk wurde durch einen davor gesetzten Stahl-betonbalken gestützt, gleichzeitig wurde die Fahrbahn der zwei-gleisigen Strecke verbreitert. Außerdem erhielt die Mauerwerks-oberfläche eine Spritzbeton-Verschalung zum Schutz gegen weitere Verwitterung.

Täler und Flüsse wurden mit Bogenreihen überquert (Bilder 1.6 und 1.22), wobei für Mittelöffnungen in der Regel Weiten bis 15 m aber auch bis 30 m erreicht wurden (Bild 1.7).

Eine große Herausforderung stellte sich den Brückenbauern, als am 1. Juli 1841 im Süden Leipzigs der Bau der Sächsisch-Bayrischen Eisenbahn begann. Das tief eingeschnittene Tal der Göltzsch musste

Bild 1.6: Gewölbereihe über ein niedriges Tal mit Bachlauf, gebaut 1860

013_040_Kapitel_1.indd 18 30.04.2008 8:54:58 Uhr

Page 19: HANDBUCH Rolf H. Pfeifer Tristan M. Mölter Eisenbahnbrücken€¦ · &JTFOCBIOCSòDLFO)BOECVDI 3PMG ) 1GFJGFS 5SJTUBO . .ÚMUFS Grundsätze für Planung und Konstruktion sowie Hinweise

19

1.2 Die alten Steingewölbe überdauern die Zeit

überquert werden. Mit der Göltzschtalbrücke entstand ein monumentales Bauwerk (1845 – 1851), das als größtes Steingewölbe unter den Eisenbahnbrücken einmalig in der Welt ist (Bild 1.7). Ihre außergewöhnliche Größe ließ die Bestimmung der Dimensionen allein aus Erfahrung nicht zu. Für die Standsicherheit der großen Steingewölbe musste der Baumeister einen rechnerischen Nachweis vorlegen.

Brücke, von J. Fleischmann aus Reichenbach 1850 gezeichnet, ohne die Spuren der Großbaustelle

Bild 1.7: Göltzschtalbrücke im Vogtland, gebaut 1846 bis 1851

Ansicht der Brücke im Jahr 1992

013_040_Kapitel_1.indd 19 30.04.2008 8:55:01 Uhr

Page 20: HANDBUCH Rolf H. Pfeifer Tristan M. Mölter Eisenbahnbrücken€¦ · &JTFOCBIOCSòDLFO)BOECVDI 3PMG ) 1GFJGFS 5SJTUBO . .ÚMUFS Grundsätze für Planung und Konstruktion sowie Hinweise

20

1 Der Eisenbahnbrückenbau in Deutschland von den Anfängen bis zur Gegenwart

1.2.1 Die Größe des Steingewölbes fordert die statische Berechnung

Die Größe des Steingewölbes der Göltzschtalbrücke und das Gewicht der Eisenbahnfahrzeuge, die von der Brücke sicher getragen werden mussten, waren eine neue Herausforderung an den pla-nenden Ingenieur. Mit der Verantwortung für die Standsicherheit des Bauwerks wurde Johann Andreas Schubert (1808 – 1870) beauftragt, Professor an der „Technischen Lehranstalt“ in Dresden für die Fächer Mechanik und Geometrie. Bei der Auswahl der Vorschläge für den Bau der Göltzschtalbrü-cke verlangte er, dass nur ein rechnerisch begründeter Entwurf der Bauausführung zugrunde gelegt werde. Die „Ingenieur-Mechanik“ lieferte ihm aber damals keine ausreichenden Berechnungsmetho-den. Schubert stellte schließlich selbst die statische Berechnung für die Göltzschtalbrücke auf.

Mit seiner Veröffentlichung in der Allgemeinen Bauzeitung (Wien 1846) hat er die Situation des Eisen-bahnbrückenbaus seiner Zeit überschaubar zusammengefasst:

„Die Holzkonstruktionen sind unzulässig wegen ihrer leichten Zerstörbarkeit und wegen ihrer geringen Dauer. Steife Eisenkonstruktionen sind nicht empfehlenswert. Die bisherigen mit eisernen Brücken gemachten Erfahrungen sind noch nicht ausreichend, vielmehr stellt die Wissenschaft Bedenken auf wie zum Beispiel die Ausdehnung und Zusammenziehung des Eisens bei Temperaturwechsel zu großer Vorsicht mahnen. Der Pfeilerbau, mit Rundbögen verbunden, ist für die Brücken überhaupt die empfehlenswerteste Bauform.“

Sein Hinweis auf die Bewegungen des Brückenüberbaus infolge von Temperaturänderungen verdient besondere Beachtung. Schubert hat damit ein spezifisches Problem des Eisenbahnbrückenbaus schon damals hervorgehoben, das heute, nach rund 150 Jahren, nicht an Aktualität verloren hat. Im Gegenteil – als mit der Planung der Neubaustrecken lange Brücken für hohe Fahrgeschwindigkeit zu entwerfen waren, verschärfte sich das Problem erneut in der Frage: Welche Kräfte wirken infolge von Temperaturbewegungen langer Brücken überbauten auf das über die Brücke durchlaufend ver-schweißte Gleis? Heute können diese Kräfte mit Hilfe schnell rechnender EDV-Programme in komple-xen, baustatischen Rechenmodellen simuliert und mit guter Näherung erfasst werden.

1.2.2 Johannes Andreas Schubert beobachtet auch die Entwicklung des Eisenbahnbrückenbaus

Schubert empfahl zu seiner Zeit den Steinbau nicht nur, weil er diese Bauweise beherrschte. Er kannte auch den Werkstoff Eisen sehr gut. Er studierte dessen Entwicklung in England, gründete eine Maschinenbauanstalt in Dresden und baute auch die „Saxonia“, die erste in Deutschland hergestellte Lokomotive.

Sein englischer lngenieurkollege Robert Stephenson, Sohn des berühmten Lokomotiv bauers, soll die Göltzschtalbrücke „einen Mauerwerksklotz, kein Werk der Ingenieurkunst“ genannt haben. Er hatte sich bereits in der Ingenieurkunst dem neuen Baustoff Eisen zugewandt und baute etwa in der glei-chen Zeit, als die Göltzschtalbrücke entstand, die erste große Eisenbahnbrücke in Eisen (Kapitel 1.3, Bild 1.8). Schließlich lebte er in dem Land, in dem die Industrie der Eisenerzeugung und -verarbeitung am weitesten fortgeschritten war.

1.3 Eisen und Stahl erobern größere Stützweiten

Als der Eisenbahnbau im 19. Jahrhundert begann, war natürlich das Eisen als Baustoff bereits bekannt, doch als Gusseisen war es zu spröde und daher für die dynamisch beanspruchten Eisen-bahnbrücken ungeeignet. Ein neues Herstellungsverfahren verbesserte die Eigenschaften. Durch Umrühren der Schmelze im Puddelofen wurde Luft untergemischt und damit der Kohlenstoffgehalt so weit verbrannt, dass das Eisen zäher und schmiedbar wurde. Auch höhere Festigkeiten wurden erreicht. So folgte zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf das Gusseisen der Baustoff Schweißeisen.

013_040_Kapitel_1.indd 20 30.04.2008 8:55:04 Uhr

Page 21: HANDBUCH Rolf H. Pfeifer Tristan M. Mölter Eisenbahnbrücken€¦ · &JTFOCBIOCSòDLFO)BOECVDI 3PMG ) 1GFJGFS 5SJTUBO . .ÚMUFS Grundsätze für Planung und Konstruktion sowie Hinweise

21

1.3 Eisen und Stahl erobern größere Stützweiten

Bestärkt durch die in England hochentwickelte Eisenindustrie wagte Robert Stephenson (1803 – 1859) im Jahr 1845 den Bau einer Stützweite von 142 m für eine Eisenbahnbrücke in Schweißeisen. Die „Britannia-Brücke“ über die Menaistraße, vollendet im Jahr 1850, bedeutet einen Wendepunkt in der Kunst des Stahlbrückenbaus (Bild 1.8). Mit ihrem Bau wurde bewiesen, dass ein Kastenträger aus Eisen auch die schweren, dynamisch wirkenden Eisenbahnlasten selbst über große Stützweiten sicher und dauerhaft tragen kann. 120 Jahre lang erfüllte die „Britannia-Brücke“ ihren Zweck, bis im Jahr 1970 einige Jungen, im Dunkeln auf der Suche nach Vogelnestern, die Holzverkleidung mit offenem Licht in Brand setzten und das Werk Stephensons zerstörten.

Bild 1.8: „Britannia-Brücke“ über die Menaistraße in England, gebaut 1845 bis 1850, Kastenbalken aus Schweißeisen mit 142 m Stützweite

Bild 1.9: Weichselbrücke bei Dirschau, gebaut 1850 bis 1857, Gittertragwerk aus Schweiß-eisen mit 123 m Stützweite

013_040_Kapitel_1.indd 21 30.04.2008 8:55:04 Uhr

Page 22: HANDBUCH Rolf H. Pfeifer Tristan M. Mölter Eisenbahnbrücken€¦ · &JTFOCBIOCSòDLFO)BOECVDI 3PMG ) 1GFJGFS 5SJTUBO . .ÚMUFS Grundsätze für Planung und Konstruktion sowie Hinweise

22

1 Der Eisenbahnbrückenbau in Deutschland von den Anfängen bis zur Gegenwart

Eigentlich sollte die „Britannia-Brücke“ noch an Ketten aufgehängt werden – die Pfeilerköpfe waren dafür gebaut – doch Berechnungen und Modellversuche zeigten, dass der Balken allein in der Lage war, die Lasten zu tragen. Die theoretischen Voraussetzungen für die Berechnung des Biegebalkens hatte Navier bereits im Jahr 1826 mit seiner Schrift L‘application de la mécanique geschaffen. Die Anwendung seiner Formeln zeigte jedoch, dass beim vollwandigen Blechkastenträger die Beanspru-chungen allein durch die „Navier-Theorie“ nicht hinreichend erfasst wurden. Daher löste man bei späteren Brückenbauten die Kastenwände in ein engmaschiges Gitterwerk aus Flachstäben auf. Ein Beispiel dafür ist die Weichselbrücke bei Dirschau (Bild 1.9). Große Teile der Brücke wurden im Zweiten Weltkrieg gesprengt, drei Felder blieben im Originalzustand erhalten.

Unbefriedigend war bei diesen Gittertragwerken, dass die Flachstäbe wegen der Nietlochschwä-chung stark überdimensioniert werden mussten. Folgerichtig wurden weitmaschigere Fachwerkwän-de mit dickeren Stäben gebaut. Schließlich – etwa ab 1860 – ging man zum Strebenfachwerk mit Pfosten über (Kapitel 1.3.2, Bild 1.11).

1.3.1 Die „Bessemer Birne“ ermöglicht den Baustoff Stahl

Als Henry Bessemer im Jahr 1855 ein neues Verfahren entwickelte, um die Luft wirksamer in die Stahlschmelze unterzumischen und den Kohlenstoff noch mehr zu verbrennen, wurden Zähigkeit und Festigkeit des Eisens deutlich verbessert. Auf das „Schweißeisen“ folgte das Flusseisen, der Anfang für den Baustoff Stahl war gemacht. Der alte Puddelofen wurde allmählich durch den Konverter, die Bessemer Birne, ersetzt. Das neue Produktionsverfahren bot für den Brückenbau größere Stahl-mengen, größere Walzlängen und auch höhere Material festigkeiten an. Der Stahl wurde als Baustoff besser und billiger.

Mit dieser neuen Stahlqualität wagten die Eisenbahningenieure in den Jahren 1894 bis 1897 Deutschlands höchste Eisenbahnbrücke zu bauen, die „Müngstener Brücke“. Als Fachwerkbogen überspannt sie bei Müngsten das Tal der Wupper mit 107 m Höhe und einer Bogenspannweite von 170 m (Bild 1.10). Die „Einweihung dieses Wunderwerks“ der Bautechnik am 22. März 1897 war ein

Bild 1.10: Müngstener Brücke über das Tal der Wupper, erbaut 1894 bis 1897, Stahl-Fach-werkbogen mit 170 m Spannweite in einer Höhe von 107 m

013_040_Kapitel_1.indd 22 30.04.2008 8:55:06 Uhr

Page 23: HANDBUCH Rolf H. Pfeifer Tristan M. Mölter Eisenbahnbrücken€¦ · &JTFOCBIOCSòDLFO)BOECVDI 3PMG ) 1GFJGFS 5SJTUBO . .ÚMUFS Grundsätze für Planung und Konstruktion sowie Hinweise

23

1.3 Eisen und Stahl erobern größere Stützweiten

Bild 1.11: Weserbrücke bei Corvey, erbaut 1864 als Fachwerkträger mit parabelförmig gekrümmtem Obergurt, Wiederaufbau 1950 als Stabbogen

Systemskizze des Fachwerträgers von 1864 („Schwedler-Träger“)

Ansicht der alten Brücke, Postkarte von 1911

Stabbogenbrücke von 1950, Foto: N. Lehmkuhl, 2004

013_040_Kapitel_1.indd 23 30.04.2008 8:55:07 Uhr

Page 24: HANDBUCH Rolf H. Pfeifer Tristan M. Mölter Eisenbahnbrücken€¦ · &JTFOCBIOCSòDLFO)BOECVDI 3PMG ) 1GFJGFS 5SJTUBO . .ÚMUFS Grundsätze für Planung und Konstruktion sowie Hinweise

24

1 Der Eisenbahnbrückenbau in Deutschland von den Anfängen bis zur Gegenwart

Bild 1.12: Elbbrücke Dresden–Loschwitz „Blaues Wunder“, erbaut 1891 bis 1893, Gesamt-länge 260 m, Mittelöffnung 141,5 m

Volksfest, und die Nachrichten meldeten einen „grandiosen Sieg der Ingenieurskunst“. Dieser mäch-tige und filigrane Stahlbogen ist heute noch die höchste Eisenbahn-Stahlbrücke Deutschlands und eine Attraktion für viele Besucher.

1.3.2 Die modernen Formen der Stahlbrücken entstehen

Das ursprünglich gebaute Gittertragwerk (Bild 1.9) war sehr materialaufwendig und arbeitsintensiv. Mit dem teuren Schweißeisen musste sparsam umgegangen werden. Bei der Suche nach einer kostengünstigen Bauart hat sich das Gittertragwerk zu einem Fachwerk aus Zugstreben und Druck-stäben entwickelt.

Außerdem haben sich in den 1860er Jahren der Chef des Eisenbahnbrückenbaus Schwedler (1823 – 1894) in Berlin und sein bayerischer Amtskollege Pauli in München (1803 – 1883) intensiv mit der Frage nach der wirtschaftlichsten Bauform der Fachwerkträger beschäftigt. Sie entwarfen gekrümmte Gurte. Viele Spielarten der Trägerformen wurden ausprobiert. Der Untergurt, der in der Regel die Fahrbahn mit den Gleisen trug, blieb gerade, und der Obergurt wurde den Änderungen der Biegebeanspruchungen über die Brückenlänge angepasst und gekrümmt:

– Bei den am häufigsten gebauten Fachwerkträgern über ein Brückenfeld wurde der Obergurt etwa parabelförmig nach oben gekrümmt, mit der größten Höhe in Feldmitte („Schwedler-Träger“). Bei-spiele dafür sind die 1864 gebaute Weserbrücke bei Corvey (Bild 1.11) und die 1883/84 gebaute Elbbrücke Wittenberge (Bild 1.1).

– Bei den etwas später gebauten Fachwerkträgern, die über mehrere Felder durchlaufend tragen, wurde der Obergurt zwar auch parabelförmig aber nach unten gekrümmt, mit der größten Höhe über den Stützen (Bild 1.12).

Die Elbbrücke „Das Blaue Wunder“ war die erste Brücke, die in Deutschland einen Fluss mit einer großen Mittelöffnung ohne Strompfeiler überspannte. Diese große Mittelöffnung war möglich, da die Brücke über drei Felder durchlaufend mittragend gebaut wurde. Der volkstümliche Name „Blaues

013_040_Kapitel_1.indd 24 30.04.2008 8:55:08 Uhr

Page 25: HANDBUCH Rolf H. Pfeifer Tristan M. Mölter Eisenbahnbrücken€¦ · &JTFOCBIOCSòDLFO)BOECVDI 3PMG ) 1GFJGFS 5SJTUBO . .ÚMUFS Grundsätze für Planung und Konstruktion sowie Hinweise

Tragwerke von Eisenbahnbrücken müssen sehr spezifi schen Anforderungen genügen, um das Gleis und die schweren Achslasten des Zug verkehrs störungsfrei über Wege, Flüsse und Täler tragen zu können.

Dieses Handbuch begleitet den planenden und ausfüh-renden Ingenieur logisch und konsequent durch alle Planungsphasen bis hin zum fertigen Entwurf für eine Eisenbahnbrücke. Nach einem geschichtlichen Rückblick auf den Eisenbahnbrückenbau in Deutschland infor-miert es praxisnah und mit vielen Orientierungshilfen, Planungs grundsätzen und Empfehlungen über Bau-formen, Brückensysteme, Tragwerksformen, Unterbau-ten, Ausrüstungselemente, Oberbauarten sowie über Bauverfahren und Behelfs- und Hilfsbrücken. So kann der Ingenieur einen Entwurf für seine Eisenbahnbrücke erarbeiten, der jeder rechnerischen und bahntechni-schen Überprüfung genügt.

Die Autoren verfügen über jahrzehntelange Erfahrungenin den Bereichen Planung, Bau und Instandhaltung von Eisenbahnbrücken. In diesem Handbuch vermitteln sie ihr umfassendes und praktisch erworbenes Wissen den planenden und ausführenden Ingenieuren in Eisenbahn-unternehmen, Bauaufsichtsbehörden, Baufi rmen undIngenieurbüros sowie den Studierenden in den Fakul-täten des konstruktiven Ingenieurbaus.

ISBN 978-3-7771-0378-5

Rolf H. Pfeifer Tristan M. MölterHANDBUCH

EisenbahnbrückenGrundsätze

für Planung und Konstruktion

Historie Brückengruppen Brückensysteme

Bauformen Ausrüstungselemente

BehelfsbrückenBauverfahren

HANDBUCH

Rolf

H. P

feife

rTr

ista

n M

. Möl

ter

Eis

enba

hnbr

ücke

n