Herr Miller si Reis ins Morgeland

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Im Herr Miller si Reis ins Morgeland Live-Comic-Oper oder Öffentlich-historisches Colonial-Schaustück mit Text und Musik für Live-Comiczeichner, Schauspieler, Wassergong, Trommel, Bass-Bariton, Seenotpfeife, Pianist, Hanrautzigarre und Javanischer Zauberflöte

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Produktionsbroschüre

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Im Herr Miller si Reis ins Morgeland

Live-Comic-Operoder

Öffentlich-historisches Colonial-Schaustück mitText und Musik für Live-Comiczeichner, Schauspieler,

Wassergong, Trommel, Bass-Bariton, Seenotpfeife, Pianist, Hanfkrautzigarre und Javanischer Zauberflöte

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dnalegroM sni sieR is relliM rreH mI

3 Einleitung - Bonjour, Missjö Miller 5 Nives Widauer: Millers Raum 5 Die Laterna magica6 Wundern Sie sich bitte nicht...7 Fotos10 Pressekritiken1320 Text

Inhalt

Text Georg Franciscus MüllerKonzept Matthias Heep, Robert KollerKomposition Matthias HeepSchauspieler, Text und Dramaturgie David Bröckelmann

Robert KollerLive-Comiczeichner Ulrich ScheelKlavier, Schlaginstrumente, Hanfzigarre Jürg HennebergerInszenierung Georg DarvasAusstattung Nives Widauer, Florentin Berger

Musikalische Leitung Jürg Henneberger

Mitwirkende

KontaktKulturist GmbH, Nathalie Buchli, Schützenmattstrasse 43, 4051 Basel, E-Mail: [email protected] 061 508 01 01,Mobil 076 345 37 20,Infos: www.kulturist.ch

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eine Liste seiner nachgelassenen Kuriositäten auf, e ben so zwei hand schrift liche Reisebeschreibun-gen, das schon er wähn te Reiß buch, sowie eine weitere in Prosa.

Beim Lesen der Texte dachten wir unwillkürlich an Berichte von La ter na-Magica-Vorstellungen des 18. und 19. Jahr hunderts: Die häufig in Rauch und Qualm hinein proj i zierten Bilder er schie nen dem verblüfften Betrachter lebensecht und greif-bar, häufig genug ver liehen Gaukler und Magier ihnen auch eine Stimme und liessen auf diese Weise Geister erscheinen und Tote wieder leben-dig werden.

Unser Herr Miller ist inzwischen selbst zu ei-ner Erscheinung aus der Laterna Magica gewor-den. Vom Abwart des Klosters versehentlich re-animiert, darf er nach vierhundert Jahren endlich seine mitgebrachten Kuriositäten präsentieren und seine Geschichten erzählen; er schlüpft in die Rollen der aus der Dunkelheit auftauchen-den Erschei nungen und erlebt in grotesk über-

Georg Franciscus Müller (1646 - 1723) - ist ein netter fleissiger Elsässer. Nachdem er ein paar Jahre brav die Schule besucht hat und regelmässig zur Kirche gegangen ist, beschliesst er von jetzt auf gleich, in die große weite Welt hinaus zu zie-hen, nicht ohne über diesen Abschied auch ein paar holprige Verse zu dichten: „Gesang- und Reimemachen ist ein Kunst. Von Gott hab ich’s gelerndt umbsunst”.Sein Weg führt ihn schließlich nach Amsterdam, wo er sich bei der Ostindien-Companie ein-schreibt und als einfacher Soldat per Schiff in den fernen Osten aufbricht. Während der ganzen lan-gen Reise, die fast zweieinhalb Jahrzehnte währt, sind das Versemachen und das Aquarellieren sei-ne liebste Beschäftigung, in seinem von eigener Hand illustrierten „Reißbuch“ (Reise-Buch) lässt er Krokodil und Kokospalme, Walfisch und Men-schen fresser persönlich und in Versen zu Wort kommen. Zurück in Europa lebt er im Umkreis des Klosters St. Gallen, dem er auch seinen gesamten Nachlass vermacht: Die Stiftsbibliothek St. Gallen bewahrt

Bonjour, Missjö Miller - von Matthias Heep und Georg Darvas

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te steht der eher anarchisch anmutende Ein satz konventioneller und unkon venti o neller Blas- Schlag- und Lärminstrumente, die durch Pianist und Sänger gespielt werden, und die - durch aus mit einer Prise Nostalgie - an die Welt der Stras-sensänger und der Jahrmarkts buden erinnern. Dieses Element wird aufgefangen von einer stel-lenweise fast barocken Strenge in der Behandlung des musikalischen Materials. Dabei bewegt sich die Musik im freitonalen Raum, spielt aber mit tonalen Elementen wie der Kombination penta-to ni scher Felder (Java), mit aus der Obertonreihe abgeleiteten Klängen (Wal, Palme) oder polyto-nalen Schichtungen vertrauter Formeln (z.B. die Fanfaren in der Ansprache des Kapitäns).

steigerter Begeisterung seine Reise von neuem. Allerdings entwickelt die Laterna Magica ein unerwartetes Eigenleben. Herr Müller ringt bald nicht mehr vordringlich mit Naturgewalten und wilden Tieren, vielmehr droht er in der von ihm selbst ausgelösten Bilderflut zu versinken.Ulrich Scheels Live-Zeichnungen bewegen sich auf zwei Ebenen: Zum einen gibt es die Welt der sich ständig weiter entwickelnden nar ra tiven Comic-Zeich nungen, voller Ironie und schwar-zem Humor. Dann wieder dominiert der rein malerische Duktus; der Gestus bzw. Rhythmus des Zeichnens tritt in einen direkten Dialog mit den übrigen Protagonisten. Auch die Musik verbindet zwei scheinbar aus-einanderstrebende Elemente: Auf der einen Sei-

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braucht eine „Lupe“, seine Aktionen werden mit Beamer vergrössert. Wir finden eine alte Projek-tionsfläche... die Podesterieteile sind die Bauklöt-ze. Detail um Detail findet sich. Exotische Post-karten aus unserer Sammlung... Viel braucht es nicht. Aber die richtigen Dinge. Die Baströcke finden sich auf dem Dachboden, Nives hat sie mit 22 Jahren in Tonga gekauft - viele Jahre später weiss sie endlich, wozu...

Musik, Sprache, Zeichnung, Zeitebenen, ver-mischte Parallelwelten, 4 Männer auf der Bühne, in ihren Fächern Könner, spielen, sind Spieler, sind auch verspielt. Anspruchsvolle Kompositi-on, historisch interessantes Libretto. Regiemann mischt die Karten, hat Mut und lässt viel zu, ver-liert nicht den Überblick.So entsteht der Raum: die Instrumente, in erster Linie der Flügel sind vorgegeben. Der Zeichner

Nives Widauer: Millers Raum

Schlaf auf die Seite gerutscht. Kurz nach der Lan-dung auf Java erwacht gleichsam ihr Geist und erzeugt laut zischende Marihuanaschwaden - so dicht, dass man die Hand nicht mehr vor Augen sehen kann. Und eine ganz moderne Version der Laterna magica verwendet unser Live-Cartoonist Ulrich Scheel: Er zeichnet auf seinem Grafiktablett, wäh-rend ein Videobeamer die Zeichnungen auf Wän-de und Flächen der Bühne projiziert. Aus dem Schwarz des Raums erwächst so eine geheimnis-volle, leuchtende Kulisse, die Millers Geschichte auf ihre ganz eigene Weise erzählt.

... auch Zauber- oder Schreckenslaterne genannt, ist die älteste Form eines Projektionsapparats. Sie besteht aus einem Ge häuse, in dessen Innerem sich eine Lichtquelle befindet. Ein Hohlspiegel bündelt die Lichtstrahlen und wirft sie durch ein transparentes Glasbild sowie eine dahinterliegen-de Linse. Das Motiv auf dem Glasbild erscheint spiegelverkehrt und vielfach vergrößert auf der Wand oder wabert – als lebendig gewordene Phantasmagorie - durch den Rauch von Nebel-kerzen. In unserem Bühnenbild findet sich eine ebensol-che Laterna magica. Sie steht kopfüber auf Millers Schiffsplanken, als wäre sie in ihrem 400-jährigen

Die Laterna magica...

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angeritzt, wodurch der Milchsaft austritt und an der Pflanze trocknet. Im Verlauf des Trocknungs-prozesses entsteht aus dem Milchsaft durch Au-toxidation eine braune bis schwarze Masse, das Rohopium. Am Morgen danach wird es von den Kapseln abgeschabt. Eine Kapsel ergibt ca. 20-50 mg Rohopium.

Quelle: Wikipedia

Opium ist der durch Anritzen gewonnene ge-trocknete Milchsaft unreifer Samenkapseln des Schlafmohns (Papaver somniferum L.). Die wirksamen Hauptbestandteile des Opiums sind die Alkalo i de Mor phin, Codein und Thebain. Zur Gewinnung von Opium häufig meist fol-gende Methode verwendet: Ein bis zwei Wochen nach der Blüte werden die Samenkapseln meist am späten Nachmittag etwa einen Millimeter tief

Wundern Sie sich bitte nicht...

...wenn Herr Miller von „Gummi“ spricht!

zen und jeden, dem sie begegnen, verwunden oder töten, bis sie selbst getötet oder doch über-wältigt werden.

Quelle: Meyers Konversationslexikon

Amucklaufen (Amoklaufen, vom javan. Wort amoak, töten), eine bar ba rische Sitte unter meh-reren malaiischen Volksstämmen, zum Beispiel auf Java, besteht darin, dass durch Genuss von Opium bis zur Raserei Berauschte, mit einem Kris (Dolch) bewaffnet, sich auf die Straßen stür-

...oder der Pianist blutrot wird und „Amack“ brüllt!

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Press ekr i t i k en

Wochenblatt Birseck 27.9.2012

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Pres s ekr i t i k en

Basler Zeitung 27.9.2012

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Pres s ekr i t i k en

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Biogra f i en

Radio und Fernsehen. (2002 Hauptrolle im Fern-sehfilm „Alles wird gut“ Regie Thomas Hess) Er agiert auch bei Bedarf in der Satire Sendung Giacobbo / Müller als Imitator von Matthias Hüp-pi, Christian Gross, Hakan Yakin, Pascal Couche-pin, Christian Levrat und Peter Bodenmann.2004 gründete er das Ensemble „Theater am Weg“, welchem er auch vorsteht. Dieses Theater hat sich auf maßgeschneidertes Kabarett für Private und Firmen, auf Lesungen aller Art sowie auf szeni-sche Stadtrundgänge spezialisiert.David Bröckelmann ist zurzeit als freischaffen-der Schauspieler, Regisseur und Autor tätig und mit seinem ersten Soloprogramm „Dr. Klapp hat Hunger – Oder warum man bei Wissensdurst es-sen sollte“ auf Tournee.

David Bröckelmann ist seit 15 Jahren Schauspieler und spielte an verschiedenen Theatern im In-und Ausland. Er hatte diverse Engagements bei Film,

David Bröckelmann Dramaturgie, Texte, Schauspieler (Adalbert 1)

mit dem ICOM-Hauptpreis als beste deutsche Grapic Novel ausgezeichnet. Seit 2006 ist Scheel als freischaffender Illustrator für Presse, öffentliche Institutionen, Werbeagen-turen und Filmproduktionsfirmen tätig. Er lebt und arbeitet in Warschau.

1976 geboren in Berlin. Langjährige Arbeit als Fotograf, Ausbildung zum technischen Assisten-ten in der Fernsehproduktion. 2000-06 Studium Kommunikationsdesign an der KHB Hochschule für Gestaltung Berlin-Weißensee, mit einem Sti-pendium der Studienstiftung des deutschen Vol-kes, Abschluss Diplom. Zahlreiche Comicbücher und -magazine im Eigenverlag. 2004 erstes publiziertes Comicbuch „Influenza“, eine wortlose, surreale Erzählung über einen Fie-bertraum, erschienen in der französischen Édi-tions FLBLB. Darauf folgten im selben Verlag der Comic „Mon bel appartement“ (2005) und die Graphic Novel „Les six coups de Philadelphia“ (2007), eine psychologische DDR-Geschichte über eine Gruppe Jugendlicher, die einen Welt-kriegsrevolver entdeckt. Im Folgejahr unter dem Originaltitel „Die sechs Schüsse von Philadel-phia“ im deutschen Avant-Verlag erschienen und

Ulrich Scheel Live-Zeichner, Schauspieler (Adalbert 2)

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Bio gra f i en

der Styriarte 2004 in Graz und in Frankreich (u.a. in der Kathe-drale von Vézelay) Werke von Char-pentier unter Jordi Savall mit der Capella Reial de Cata-lunya; 2004 die Titelrolle in El Cimarrón von H.-W. Henze im Teatro Colón in Buenos Aires, in Chile und am „International Cervantino Festi-val“ in Mexiko; Bachs Kreuzstabkantate und Avo-dath Hakodesh von Ernest Bloch im Stadtcasino Basel unter Joachim Krause (April 2005); 2006 in Lyon, Annecy Grenoble und Chambéry die Rol-le des Tods in Viktor Ullmanns Oper Kaiser von Atlantis; im Mai 2006 Liedrezital am internatio-nalen Festival „Società del Quartetto di Milano“; im September 2006 sang er als Basssolist in H. U. Lehmanns Nachts ist der Himmel näher als am Tag am Lucerne Festival mit Walter Grimmer am Solo-Cello und den Lucerne Festival Strings un-ter Achim Fiedler.Im Juli 2007 wurde er zu den Sommerkonzerten des Audi Forums in Ingoldstadt für Titelrollen in den Opern Heliogabalus und Egg Musher eingela-den, im September 2007 in Kiev im grossen Saal der Nationalphilharmonie als Baritonsolist für Regameys Visions du Prophète Daniel mit dem Nationalen Symphonieorchester der Ukraine. 2008 sang er als Baritonsolist in mehreren Opernproduktionen am International Orpheus Festival in Fresno, Kalifornien und am Festival von Krakau, zudem an der ART BASEL (Solo-Performance im Auftrag der Gallerie Stampa, Professionals Day). Im Juni 2008 wurde er für ein szenisches Solorezital in der Philharmonie am Gasteig München engagiert (Koproduktion von Gasteig und BMW), im September 2009 als Solist in der Salle Metropole im Lieder-Zyklus A Vale-diction für Bariton und Orchester (Balz Trümpy) mit dem Orchestre de Chambre de Lausanne.2010 Solist anlässlich der Wiedereröffnung des Teatro Colón in Buenos Aires in der Oper Ext-ravagancia im Rahmen der 200-Jahr Feier von

Robert Koller studierte nach seinem Diplom in Komposition und Musiktheorie (Konservatori-um Basel) Sologesang bei László Polgár an der Musikhochschule Zürich/Winterthur und er-langte das Konzertdiplom „mit Auszeichnung“, sowie das Solistendiplom. 2001 und 2002 gewann er den Studienpreis Sologesang des Migros-Ge-nossenschafts-Bundes und der Ernst Göhner Stiftung, zudem den Förderpreis ORPHEUS-Konzerte 2003.In Konzert-und Opernpartien sang er u.a. den Jesus in der Matthäus-Passion von Bach in der Tonhalle Zürich; Balz Trümpys Uraufführung Eis Erotaim Pergamonmuseum Berlin, die Titelpar-tie in Carmen Maria Cârnecis Giacometti-Oper im Kunsthaus Zürich mit dem „Ensemble Pho-enixBasel“ unter Jürg Henneberger, im Juli 2003 Invocation von Beat Furrer unter der Regie von Christoph Marthaler, Produktion der Oper Zü-rich/Schauspielhaus Zürich, das Ensemble Buch Ivon Rudolf Kelterborn mit dem Instrumenta-lensemble „Opera Nova“ des Opernorchesters Zürich; als König in der Oper Siroe, re di persi-ain der Musikhalle Hamburg und der Zellerbach Hall Berkley/San Francisco mit dem Venice Ba-roque Orchestra unter Andrea Marcon 2004; an

Robert Koller Bariton, Schauspieler (Müller 1)

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Bio gra f i en

Bergs Lulu.Seit 1989 ist Jürg Henneberger Dozent für Partiturspiel, Kammermusik und Interpretati-on zeitgenössischer Musik an der Musik-Akade-mie Basel, seit 1998 Präsident der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik (IGNM) Basel. Seit 1993 leitet Jürg Henneberger das „ensemble für neue musik zürich“.Als Pianist tritt er insbesondere als Liedbegleiter und Kammermusiker auf. Seit 2009 ist Jürg Hen-neberger Professor und gemeinsam mit Mike Svoboda und Marcus Weiss Künstlerischer Lei-ter des neu gegründeten Studiengangs „Master of Arts in Spezialisierter Musikalischer Perfor-mance Zeitgenössische Musik“ an der Hochschu-le für Musik Basel.

Der Schweizer Dirigent Jürg Henneberger wur-de 1957 in Luzern (CH) geboren. Er studierte an der Musikakademie Basel bei Jürg Wyttenbach und an der Hamburger Hochschule für Musik und darstellende Kunst bei Klauspeter Seibel und Christoph von Dohnànyi. Henneberger machte sich sehr bald als Spezialist für Neue Musik einen Namen, was ihm Engage-ments bei den führenden Ensembles dieser Spar-te eintrug. Die Gründung eines eigenen Ensemb-les, des Ensemble Phoenix Basel, war letztlich die Konsequenz daraus. Hier lassen sich mit ausge-suchten Musikern eigene Ideen adäquat umset-zen.Neben diesem Schwerpunkt seines Schaffens ist Jürg Henneberger ein weithin sehr gefragter künstlerischer Leiter grosser Opernproduktionen des mehrheitlich zeitgenössischen Repertoires. Hervorzuheben sind hier die Einstudierungen am Theater Basel Aus Deutschland von Mauricio Ka-gel und Satyricon von Bruno Maderna in der Re-gie Herbert Wernickes (eingeladen ins Teatro La Fenice, Venedig), sowie die Produktionen unter der Regie von Christoph Marthaler The Unans-wered Question (eingeladen zum Deutschen The-atertreffen Berlin 1998) und 20th Century Blues, sowie die Schweizer Erstaufführung der Oper Die Soldaten von Bernd Alois Zimmermann. Am Staatstheater Hannover leitete er 2002 Alban

Jürg Henneberger Klavier, Schlagzeuginstrumente, musikalische Leitung, Schauspieler (Müller 2)

Hauptrolle in der Oper „El Cimarrón“ im Beisein des Komponisten; im gleichen Jahr folgt eine Ur-aufführung von Rudolf Kelterborn zu seinem 80. Geburtstag in der Tonhalle Zürich, bei der er den Baritonsolopart mit dem Kollegium Novum be-streitet. 2012 Hauptrolle in „El Cimarrón“ an der Sem-peroper in Dresden.

Argentinien, Regie Rafael Spregelburd mit dem Phoenix Basel unter der Leitung von Jürg Hen-neberger.2011 Solist mit dem Ensemble Contrechamps in Genf im Liederzyklus Lebenslauf von Roland Moser unter Olivier Cuendet (Übertragen von Radio Espace 2). Zur Feier des 85. Geburtstages von Hans-Werner Henze in Marino, Italien die

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Bio gra f i en

der Künstlerin selbst gefilmt, sie basieren inhaltlich auf der Entdeckung und Erfahrung von spezifischen, real existierenden Räumen. Dabei werden Räume, ProtagonistInnen, alle Elemen-te des audiovisuellen Settings gleichsam doppelt beleuchtet, untersucht, betrachtet; die Aus-sen- und Innensicht, der Wech-sel der Perspektive, aber auch die bewusste Verschiebung der „Autorposition“ sind Charak-teristika dieser Videoarbeiten. Seit Anfang der Neunzigerjahre

spielen die Übergänge von bildender Kunst, Lite-ratur und Theater für Nives Widauer bei der Ent-wicklung von Projekten und neuen Arbeiten eine wichtige Rolle.

(geboren in Basel, lebt in Wien) hat in den Medien, Video und Fotografie eine eigene poetische Sprache entwickelt, die sie in Kurzfilmen, Installationen und Performances, Arbeiten auf Pa-pier sowie Objekten einsetzt. Ausgangspunkt ihrer dichten und sensiblen Bildsprache sind u.a. Found Footages unter-schiedlichster Provenienz, die Widauer weiterbearbeitet, de-kontextualisiert und so in ihnen audiovisuellen „Kosmos“ integ-riert; als Mittel der Bearbeitung fallen vor allem Veränderungen der Geschwin-digkeit, das Loopen von kurzen Sequenzen und ein als „Neu-Rhythmisierung“ zu bezeichnendes Editing auf. Zahlreiche Videos hingegen sind von

Nives Widauer Ausstattung

geboren 1991 in Arlesheim. Berger ist Musiker, Musikpro-duzent und Künstler. Er lebt und arbeitet freischaffend in Wien.

Florentin Berger Ausstattung

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in Zürich uraufgeführt und 2004 beim interna-tionalen Festival für Musiktheater in Düsseldorf („Sechs-Tage-Oper“) wieder aufgenommen.

„La Machine Reve“, ein surre-alistisch-absurdes Musikthea-terstück über die phantastische Welt des Jean Tinguely für Sän-ger, Schauspieler, Violoncello und Schlagzeugquartett, wurde für das damals unter der Leitung von Gidon Kremer stehende Fes-tival „Les Museïques“ geschrie-ben. Die Uraufführung fand und unter Mitwirkung von Sol Gabetta (Violoncello) und Peter Sadlo (Schlagzeug) statt. Die Kammeroper „Träumer“ mit dem Text von Tim Staffel war ein Auftrag des Staatstheaters Stutt-gart und wurde dort im Sommer 2007 gespielt. Im September 2010 folgte in Basel die konzertante Urauffüh-

rung des Zwei-Mann-Theaters „Herr Müller reist ins Morgenland“, im Mai 2011in Bern und Basel das zusammen mit dem Libanesen Mahmoud Turkmani konzipierte und komponierte Traum-spiel „L’orient n’existe pas“.

Nach dem Abschluss des Studiums der Germa-nistik und Musikwissenschaft an der Universität Heidelberg studierte Matthias Heep Kompositi-on, Musiktheorie und Chorlei-tung in Basel bei Detlev Mül-ler-Siemens, Rudolf Kelterborn und Hans-Martin Linde. Er unterrichtet als Theorieleh-rer beim Schweizer Musikpäd-agogenverband SMPV, bis zum letzten Sommersemester Ton-satz an der Musikhochschule Basel (Abteilung Jazz) und leitet mehrere grosse Chöre (Univer-sität Bern, Theaterchor Winter-thur etc.). Daneben arbeitet er als freischaffender Komponist.Matthias Heep schrieb Musik für nahezu allen Gattungen und Besetzungen. Den Schwerpunkt seines Schaffens bildete in den letzten zehn Jahren jedoch das innovative Musiktheater: Die Kammeroper „Fallschirmseide“ für drei Frau-enstimmen und Ensemble (Basel 2002) basiert auf dem Schumannschen Liederzyklus „Frauenliebe und -Leben“. „Kein blasser Schimmer, Musikthe-ater für Sehende und nicht Sehende“ wurde 2003

Matthias Heep Komposition

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brechen von E.E. Schmitt / Eine Verzweiflung von Yasmina Reza am Theater Basel / Il segreto di Su-sanna von E. Wolf-Ferrari & Schwanengesangvon

A. Čechov / Orlando Paladino-von J. Haydn / Orfeo ed Euridice von Ch. W. Gluck.

Auswahl Rollen seit 1984: Tod in Alkestiade, T. Wilder (Regie Johannes Peyer) / Zettel in Ein Sommernachtstraum, W. Shake-speare (Regie Wilfried Hamma-cher) / Horatio in Hamlet, W. Shakespeare (Regie Christopher Marcus) / Goljadkin in Der Dop-pelgänger, Dostojewski (Regie Claudio Puglisi) / Franz Schubert in Kriegers Ahnung, G. Darvas (Regie Claudio Puglisi) / Menon in Menon, Plato (Regie Ursina Greul), Pastor Manders in Ge-spenster, Ibsen und Rothschild in Rothschilds Geige, A. Tschechov (Regie Laszlo Kornitzer), Bassa

Selim in Entführung aus dem Serail von W.A. Mo-zart (Regie Georg Darvas), Wellwell in Gebirtig von Joshua Sobol (Regie Klaus Michael Zintgraf) / Béla Guttmann in Traumball 4-2-4 –eine Musik -revue von Georg Darvas (Regie Ariane Gaffron) / Miki Kol in Kols letzter Anruf von Joshua Sobol, (Regie Joshua Sobol), Der wilde Mann in „Unter-tagblues“ (Regie Sandra Löwe), Der Vater in Libe-ra me von Joshua Sobol (Regie Joshua Sobol)

1951 in Wien geboren, lebt seit 1982 in der Schweiz. Seit 1983 zahlreiche Rollen und Insze-nierungen, seit 1990 Zusammenarbeit mit Regis-seuren in verschiedenen Län-dern und Städten (z.B. Rom, Tel Aviv, Wien, Zürich, Tokyo). 1998 Gründung des „Neuen Theaters“, Regie, Schauspieler, Autor. 2010 Preis für Theater des Kanton Solothurn.Seit 2001 leiteter gemeinsam mit Johanna Schwarz „Das Neue Theater am Bahnhof Dor-nach“, das bis zum Bezug des neuen Standortes am Bahnhof Dornach-Arlesheim eine Über-gangszeit in Arlesheim reali-siert. Seit 2001 im eigenen Haus zahlreiche Regien:Was Ihr wollt von W. Shakes-peare / Der Mann des Zufalls von J. Reza / Verbannte von J. Joyce / Altruisten von N. Silver / Ein Sommernachtstraumvon W. Shakespeare (Jugendtheater) /Die Fledermaus von J. Strauss / Nathan der Weise von G.E. Lessing / Creeps von L. Hübner (Jugendtheater) / Faust III nach M. Petit / Das letzte Band u. Rockaby von S. Beckett / Die Räuber von F. Schiller (Jugendthea-ter) / Frl. Julie von A. Strindberg / Die Entführung aus dem Serail von W.A. Mozart / Wie es Euch gefällt von W. Shakespeare (Jugendtheater) / La Serva Padronavon G.B. Pergolesi / Kleine Ehever-

Georg Darvas Inszenierung

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Nathalie Buchli, Organisation1967 geboren, lebt in Basel. Gründet am 1. Juni 2010 die private Produktions�rma Kulturist GmbH, und produzierte seitdem „my life between“ von Cornelia Huber, „Yalla!“ von Dalit Bloch, „Keyner nit“ von Mathias Steinauer und Sven Holm, „Schra�ur für Gong und �eater“ von Fritz Hauser und Boa Baumann, „Cüpliweg 10“ von Meret Matter, “Die Wahl” von touche ma bouche, “in 7 Szenen” von Ensemble ö!, “Die Fremdenindustrie” von Georg Scharegg, “AUSland “ von Dalit Bloch. „ELFe (11e – ein Schreibprozess) von Fide-lio Lippuner, „VERHEXT“ von Mischa Käser.

Zudem Management von Fritz Hauser, Stefan Heuss und touche ma bouche. Nathalie Buchli

leitete und unterstützte von 2007 bis zur Gründung ihrer eigenen Firma 2010 den Auf- und Ausbau der Produktions-�rma dieproduktion GmbH. Sie verfügt über langjährige Berufserfahrung in der Organ-isation und Führung von Mehrspartenbetrieben (u.a. Kaserne Basel, KiFF Aarau). 2006 Abschluss Master of Advanced Studies in Arts’ Management, Universität Basel

(Kulturmanager). Seit November 2013, Co-Lei-tung des �eater Palazzo, Liestal.

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der mir solches hatt können verleiden, ist noch nicht geboren gewest...In frembten Landen weg von Hauß / Fier und zwantzig Jahr bin bliben auß. / Darvon Dank ich dem lieben Gott, / der mich erreth aus aller Noth, / Nach Europa der Christenheit, / Frisch und ge-sundt gebracht mit Freidt.

1. Bild: Der KapitänMannen und Brüeder, nun ist die Zeit vor han-den, daz wür uns auff die grose Reiß müeßen begeben. So haben wür denn unsere Anckher auffgewunden, die Segel außgebreitet und Ho-landt ein guethe Nacht, wie auch hiermit von der Christenheit Urlaub genommen.Ein ieder rüeffe an, auß Grundt seines Herzens, den allmächtigen lieben Gott, daz er uns bey gueter Gesundheit wolle erhalten, mit guethen Winden erfreyen, auff daz wür nit etwan, wie vielen anderen widerfahren, durch Hunger und Durst oder anderes Unglückh, Ungewitter und Elendt unser Leben müesen beschließen.

2. Bild: Spiel der WellenVielen, die es nit gewohnt waren, ist das Ge sicht wie ein Müllrad herumbgangen, dass kei ner auff den Füessen hat mehr stehen können, ja alles, was man in dem Magen gehabt, her geben müssen, welches mir auch, wiewohl we gen meiner starck-hen Natur erst nach viertägi ger Marter widerfah-ren ist, dero wegen dann ein grosses Lamentieren von vielen, unerfahrenen Meerschülern, wie auch ich einer war, gehört worden.

3. Bild: Der WalfischKein grösser Dier ist in der Welt, / Zue Wasser und Land, als ich vermelt... / Ich bin einfältig, duen niemandt leidt, / Viel Böses man zwar von mir seidt, / Wie dass ich umbwerff grosse Schiff, / Und dass die Menschen fürchten mich / Und

IntroduktionMeercorallen und ein gantz Corallbäumchen! - Eines Meerteufels Schweif! - Atlantisch’ Meer-gras, ein Meerapfel aus dem ostindischen Oze-an! - Ein Glied von einem Menschen fresser fisch; item mit einem runden Meer nüsslein! - ”Affion” - aus China - ein Baumgummi, wel ches die männ-liche Natur stercket... von wegen villen Weiberen halben, so die Chineser ins ge mein haben... Ein Gockhusnuss - rund! - Ein ander’ Gockhusnuss - eckig! - Zimmetholz! - Indianisches Brot! - In-dianischer Becher! - Papageyfeder! - Paradeys-Vogel! - Grosser Crocodill-Zahn!Georg Franciscus Müller bin ich genant, / Elsass, das ist mein liebes Vatterlandt, / Allwo ich auffer-zogen fein, / von den villgeliebten Eltern mein.Nachdem ich alt fierzehen Jahr / Von hauß hin-weggezogen war, / Begeben mich in frembdte Landt / Die mir sehr waren unbekannt.Viell hundert Meill ich auff dem Merr / Tag und Nacht bin glauffen her. / Vill Sturmwind starck gestanden auß, / Vill Angst, vill Schreck, vill gfahr mit Graus. Asia, das irdische Paradeis, / Beschauet hab mit gantzem Fleiss. / Darzue das wilte Affrica, / Des-gleichen auch America,Die neue Welt mir woll bekannt, / Darzue das schwartze Morrenlandt, / Zue Wasser und Land gehabt vill Streit, / Mit Heiden, Morren, wilde Leidt.Eines Nachts zu Hamburg gebot mir der högste Gott von Himel und Erden, mich unverzüglich auf den grossen Oce ano des gesalzenen Welt-meers zu begeben allwo viel Wunderwerckh sei-ner Hände zu sehen... Des andern Tags vernahm ich, dass in Holland noch allezeit Völckher nach Ostindien ange-nommen wer den. Zwar waren nicht wenige die mir vorhielten, nur böße leichtfertige Leüth zö-gen gen Indiam Orientalem. Allein - der Mensch,

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Durst so groß, daz schier kein Tröpflein Waßer mehr aus der Haut wegen Mangels eines Tranckhs hatt können heraus schwitzen... Heutigen Tags das erste mal eingemachte Zitronen... wegen der Mund-Fäulung......und haben vom stinkenden faulenden mit Würmern angefüllten schleimigen also zechen (zähen) Wasser nit genug bekommen können......haben sich etlich gar gestellt, als wann sie sich wollten in das meer stürzen......heut auch wieder eine Soldatenleich bekom-men...Als wir aber des Lands ansichtig wurden, da lo-derte ein solche Freüdt unter uns, daz auch die Totten hätten mögen lebendig werden, ia die Kranckhen seint auff Händt und Füeßen unden auß dem Schiff als auß einem Grab umb solches zu sehen, herfürgekrochen und viel darvon ge-sundt worden.

von mir haben einen Grauss... / Dennoch tun sie mich fangen fein!Ich bin der Walfisch, schaudt mich an, / Wie ich das Wasser aussblasen kann, / Und dass aus mei-nen Naslöchern gudt, / höcher als ein Haus es springen duedt. Und wann ich meine Stimm lass gahn, / Ueber ein Stund weid mans heren kann. / Dann es gibt einen Thon nicht klein, / worüber die Menschen verwundert sein. Von mir wär gar noch vill zue sagen, / Muesst nur Franciscus Müller fragen!

4. Bild: SturmDie Wellen sind über das Schiff komen, also daß ich nicht mehr gewusst, ob ich in oder aus ser dem Schiff seye. Als wir auff dem högsten Gipffel der Wellen geschwebet, haben wir auff beiden Seiten hin un der als in die allerdieffste Thäler des Ab-grunts hinabgesehen und alsgemach datzu hin-unter gesunckhen eben als wann wür leben dig ins Grab giengen. Viele sein an Leib, Arm, Bein und Haupt sehr übel verwundet und beschädiget worden und den Schereren gnueg zu thuen gege-ben. Und wurden einige von den erzürnten Wel-len als ein neptunisches Wasseropfer auß dem Schiff hinweg genommen.

5. Bild: Der HaifischMein Nam ist Hey, bekannt ich sehr / Woll in dem orientalischen Meer, / Vor mir fürcht sich der Mensch und Dier, / Dan ich niemand ver-schone schier. / Ja kein Erbarmung ist bey mir, / Dan ich bin ein grausam Dier, / Bei mir kein Quartier dued sein, / Schluck alles auf in mich hinein, / Kein bösrer Viesch im Wasser ist, / Als ich, der alles nimbt und frist...

6. Bild: Meersstille und glückliche Fahrt ...sobald wür allda keine Wolckhen gehabt, wür schier haben vor Hitz vergehen müessen, dan so gar daz Päch auß dem Schiff heraußgeloffen als wehre es von dem Feür geschmolzen, dar bey der

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dickh vor dem Mundt stehet und alsdan ärger als der Teüffel ansehen, was ihnen unterwegs be-gegnet, bringen sie umb daz Leben und schreyen dabey zu Zeiten: Amack, Amack, daz ist Mordt, Mordt! - Und werden alsdann gerädert, dann die Justiz duldet solches nit.

9. Bild: Der ElefantIch bin ein groser Elevandt. / Doch sag ich, dies mir ist ein Schandt: / Färcht mich gar ser vor den Ameisen, / Desgleich auch vor allen Meüsen,Vor einem Schaff, das Hörner hat, / Erschrecket mich auch in der Dadt, / Desgleichen auch vor einem Schwein, / Sein Geschrey dued mir zue wi-der sein.Auch bin ich schamhafft woll bedacht, / Spring auf mein Weiblein nur bey nacht, / Das niemandt sicht, weill es ein Schandt, / Bey mir ist sunst auch vill Verstandt...Ich bin behertzt im Krieg und Streit, / Schlag al-les nider weidt und breidt... / Meine beiden Zen,

7. Bild: JavaJava, das ist ein Insul gross, / Die allzeit bliehet wie ein Roos. / All Tag, all Stund, das ganze Jahr, / seind zeitige Früchten, Bluest sehen dar, / Viell Zucker, Pfeffer und gueden Reiss, / im Ueberfluss wachst da mit Fleiss. / Vill schön Gedränckh auch aus den Beim, / dued fliessen Dag und Nacht gar fein. / Von Reiss macht man ein Dranck gar gued, / Das Zuckerbier auch wohl schmecken dued.Dies Land sag ich zu dieser Frist / Einem Para-deis zue vergleichen ist. / Auch ohne Kleider man leben kann, / Weill sie allzeit nur Sommer han.

8. Bild: Der JavanerIch bin ein frisch, gross, starcker Mann, / nach meinem Land heiss ich “Javan”. / Mein Land, das ist auch gar volkreich, / vill Weiber haben wir zu-gleich! / So vill ein jeder auf ein Mal / nur neh-men will, das ohne Zahl...Die Janvaner können sich durch einen Gummi, den sie zu gewüßen Zeiten essen, ganz unsünnig machen, daz ihnen der Schaum ganz weiß und

Zweiter Teil

Page 23: Herr Miller si Reis ins Morgeland

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12. Bild: Der KannibaleIch bin ein Menschenfreser gued, / Iß Hirn mit Fleisch und drink das Blued. / So woll gesotten als gebraden, / Meine Freind duen ich zue Gast auffladen, / All meine Feind, die fres ich auff, / Von der Hirnschall mach ein Becher drauß. / Das schmeckt mir woll, ist mir gesund, / Verlang dar-nach alle Tag und Stund. / Ist schad, wan es fault in der Erden, / Von Wörmer solt gefresen wer-den. / So balt meine Frauw und Kinder sterben, / Saltz ich sy ein, las nicht verderben. / Stirb ich dann vor, duen sy mirs auch / Ist das dan nicht ein schöner Brauch?Bei solcher Mallzeit insgemein, / Da dued man wacker lustig sein / Mit Dantzen, Springen, Dag und Nacht, / Ist man voll freid, darüber lacht. / Darbey so drink man Palmenwein, / der aus den Beim (Bäumen) dued fliesen fein. / Ist siess wie Zucker, wundergued, / Umbsunst man in bekum-men dued...

13. Bild: Der TodSobald dein letztes Glaß gelauffen, / so stoss ich dich über Hauffen. / Was hilfft dich dan die grose Welt, / Die du gesehen hat vermelt...Damit wird deiner bald vergeßen, / Eben als wers du nit gewesen. / Darumb gedenk stets ahn dein Endt / Befiehl dein Seel in Gottes Hendt.Dann hier ist kurtz des Menschen Leben, / all zeitlich Ehr ist nur vergeben, / dann hier ist nur ein Jammerdall, / Im Himell ein ewiger Freüden-sall.

Quellen:Klosterbibliothek St. Gallen, Handschrift Nr. 1278/1311; online unter: http://www.e-codices.unifr.ch/de/csg/1311/1/mediumKarl Schmucki: „Der Indianer im Kloster St. Gal-len“ - St. Gallen 2001

das ungefehr, / Die seind auch über drey Zentner schwer, / Vill Rarideden man daraus macht...Von mir wär auch noch viel zu sagen, / müsst nur Franziskuzs Müller fragen, / der... der... dem ich worden wohl bekannt... / auf seiner Reis ins... ins...

10. Bild: Die Kokos-PalmeEin Kokosbaum werd ich genandt, / In Zona Tor-rida woll bekannt. / Aus mir da baud man Schiff und Hauss. / Macht Segel, Wänd und Dach dar-auss. / Von mir kumbt her guedt Brod und Wein, / guedt Milch und Oel zue Essen fein. / In meiner Nuss ein Kern gar gued / Vill besser als Mandeln schmecken dued. / Aus mir macht man auch Branden wein, / Und gar sehr gueden Essig fein.Ja alles, was ich hier bericht, / Ist mehr als wahr und kein Gedicht. / Dem Franciscus Miller woll bekannt, / Der lang gewest im Morgenland.

11. Bild: Das KrokodilIch kumm von einem Ey heraus, / das von der Sonn gebrütet aus. / Dann werd ich über fünff Klaffter lang, / So dick als ein Ochs werden kann. / Mein leib mit Schilten hart bedeckt, / Kein Ku-gel, schwert noch Spiess mich schreckt. / Das geht nicht durch, das geht nicht ein. / Davon duen ich gantz sicher sein.Ich bin ein böser Crocodill, / Friss Mensch und Vieh nach meinem Will. / Zue Wasser und land greiff ich sy an, / Wo ich sy nur bekummen kann. / Schon niemand auf der gantzen Welt, / So woll in Wiltnus als im Feld. / Nimm alles weg ohn Unterscheid, / Und dies ist meine grösste Freüd: / Mit meinem Schwantz schlag ich siy um, / Er-greiff sie dann mit Klauwen krumm, / In grossen Stücken beiss sy ab, / Schluck es hinunder... / Und weill ich niemand geb Quartier, / so förcht sich Mensch und Dier vor mir.