Hethitisch-luwische Wortstudien und Etymologien IV

7
Hethitisch-luwische Wortstudien und Etymologien IV Author(s): Günter Neumann Source: Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung, 98. Bd., 1. H. (1985), pp. 20-25 Published by: Vandenhoeck & Ruprecht (GmbH & Co. KG) Stable URL: http://www.jstor.org/stable/40849501 . Accessed: 18/09/2013 12:07 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Vandenhoeck & Ruprecht (GmbH & Co. KG) is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung. http://www.jstor.org This content downloaded from 132.174.255.116 on Wed, 18 Sep 2013 12:07:31 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

Transcript of Hethitisch-luwische Wortstudien und Etymologien IV

Page 1: Hethitisch-luwische Wortstudien und Etymologien IV

Hethitisch-luwische Wortstudien und Etymologien IVAuthor(s): Günter NeumannSource: Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung, 98. Bd., 1. H. (1985), pp. 20-25Published by: Vandenhoeck & Ruprecht (GmbH & Co. KG)Stable URL: http://www.jstor.org/stable/40849501 .

Accessed: 18/09/2013 12:07

Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at .http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp

.JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range ofcontent in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new formsof scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected].

.

Vandenhoeck & Ruprecht (GmbH & Co. KG) is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extendaccess to Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung.

http://www.jstor.org

This content downloaded from 132.174.255.116 on Wed, 18 Sep 2013 12:07:31 PMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 2: Hethitisch-luwische Wortstudien und Etymologien IV

Hethitisch-luwische Wortstudien und Etymologien IV (vgl. zuletzt diese Zeitschrift 77, 1961, 76-81)

15) Hethitisch gapart- „kleines Nagetier". In dem Entsühnungsri- tual KBo XV 10, das Frau G.Szabo1) behandelt hat, finden sich Rs. III 49' ff. drei Belege eines Substantivs im Akk. Sg.: Pͧ ga-par-ta-an. Der Nom.Sg.comm. dieses Wortes ist in KBo IX 114 III 14 als ka- par-za (ohne Determinativ) belegt, und in KBo VII 74, 10' findet sich der Dat. PI. UZU ka-pi-ir-ta-as.

Daß ein Tiername vorliegt, erweisen schon die Determinative Pͧ „Maus" bzw. UZU „Fleisch". In dem erwähnten Ritual opfert man mehrfach ein gapart-, indem man sein Blut auf die dicken Brote tropft, den Körper dann auf dem Herd verbrennt. - Eine andere Stelle gibt für eine genauere Bedeutungsbestimmung noch etwas mehr her; in KBo IX 114 III 14 heißt es: „Sobald der kapart- aus dem dunklen (Loch?, Höhle?) hervorgekommen war, fraß er mit sei- nen neun Zähnen". (Im Heth. steht hier der Temporalsatz hinter dem Hauptsatz.) Hieraus hat man längst geschlossen, daß gapart- ein kleines erdbewohnendes Nagetier bezeichnet (so Kümmel, BiOr 30, 1973, 438; noch spezieller Riemschneider 1973 brieflich: „Maus"). Für die Opferung solcher Tiere - wenn auch in effigie - bietet das Alte Testament eine Parallele: in 1. Sam. 6.4 f. opfern die Philister dem Gott Israels zur Sühne fünf goldene Mäuse, für jede ihrer Städte eine. Da weisen die Mäuse auf eine der Plagen hin, die das Land der Philister getroffen hatten. Die Opferung des gapart- in unserem heth. Entsühnungsritual, das zweifellos chthonischen Cha- rakter hat, könnte einen ähnlichen Sinn - den Appell an eine Gott- heit, schadenstiftende Wesen zu beseitigen - gehabt haben, denn ge- rade Kleinasien hatte immer wieder unter entsetzlichem Mäusefraß zu leiden. - Aus dem antiken Griechenland sind zahlreiche Mäuse aus Metall erhalten, die offenbar ebenfalls als Opfergabe gedient ha- ben - an den 'AnóÀÀcov Ejiivdevç oder ähnliche Gottheiten, die den Menschen halfen, dieser Plage Herr zu werden.

Eine genaue Bestimmung der mit gapart- bezeichneten Tierart ist freilich aufgrund dieser Belege nicht zu erreichen. Die zoologisch unmögliche Zahl von neun Zähnen könnte allenfalls - so erwägt der

*) Zu Autorennamen ohne weitere Angabe vgl. das Literaturverzeichnis.

This content downloaded from 132.174.255.116 on Wed, 18 Sep 2013 12:07:31 PMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 3: Hethitisch-luwische Wortstudien und Etymologien IV

Hethitisch-luwische Wortstudien und Etymologien IV 21

Zoologe Peter Krämer, Würzburg - auf ungenauer Beobachtung be- ruhen, etwa derart, daß man im Oberkiefer die beiden eng beieinan- derstehenden vorderen Schneidezähne und vielleicht auch die drei Backenzähne jeweils als einen angesehen hat. Aber - von dieser Schwierigkeit abgesehen - zur Familie der Mäuseartigen wird ga- part- in jedem Fall gehören. Das erlaubt einen etymologischen Ver- such.

Das Substantiv gapart- ist ein Dentalstamm, doch ist das Wort für einen einfachen unerweiterten Stamm zu lang. Da wir im Hethiti- schen kein Suffix -rt- bzw. -rd- kennen, liegt es nahe, mit einem Kompositum zu rechnen. Die Fuge muß dann vor, hinter oder in dem zweiten a liegen. Dies könnte eventuell Ergebnis einer Kon- traktion sein.

Nun besitzt das Indogermanische eine Verbalwurzel *rêd-, *rõd-, *rdd- (Pokorny, IEW 854), die „nagen, kratzen, scharren, schaben" bedeutet. Das lateinische rödere ist das verbum proprium für die Tä- tigkeit der Nagetiere, vgl. Livius 27,23,2: mures ... aurum rosisse, Ju- venal 3, 207: rodebant carmina mures usw. (Im Englischen heißen die Nagetiere 'rodents'.) - Im Germanischen ist von dieser selben Verbal- wurzel die Tierbezeichnung *rattõ „Ratte" und „Ratze" gebildet.

Mit dieser Wurzel rechne ich im Hinterglied von heth. gapart-. Da in den heth.-luw. Sprachen r im Anlaut nicht stehen kann, wird hier wie öfter ein prothetisches a angetreten sein, vgl. die Parallelen bei J.Tischler, in: KZ 86, 1972, 284. Offenbar liegt ein Wurzelnomen im Werte eines nomen actoris vor, das die Schwundstufe der Wurzel aufweist: heth. *ard- aus idg. *fd-. -J.Schindler, BSL 67, 1972, 31-38, der als letzter die idg. Wurzelnomina behandelt hat, weist da einen Typ von nomina agentis (oft mit iterativer Nuance) nach, der in den starken Kasus o, in den anderen ursprünglich e, später - so- weit sie unbetont waren - sonantische Liquiden aufwies. Dieser Typ könnte hier vorliegen, wobei das Heth. offenbar die schwundstufige Form des Stammes verallgemeinert hat. Bemerkenswert ist ferner, daß gerade Bezeichnungen von schädlichen Tieren in den idg. Spra- chen häufig Wurzelnomina waren, vgl. Schindler, Diss. p. 108, der griech. σήψ, κνίψ, δήξ usw. nennt.

Was das Vorderglied angeht, so kann es auf -a- ausgegangen sein. Dies ließe sich als Kompositionsvokal verstehen, denn Houwink ten Cate hat in: JEOL 16, 1964, 78 ff., nachgewiesen, daß in heth.-luw. Komposita und Ableitungen ein solcher 'connecting vowel' -a- recht regelmäßig eintritt und z. B. einen Themavokal -i verdrängt, ζ. Β. Yarra-zalma zum GN Yarri-, Mittanna-muwa zu Mittanni- usw. Die

This content downloaded from 132.174.255.116 on Wed, 18 Sep 2013 12:07:31 PMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 4: Hethitisch-luwische Wortstudien und Etymologien IV

22 Günter Neumann

Kontraktion der beiden Vokale (-a 4- a-) in der Kompositionsfuge hätte wiederum ein -a- ergeben.

Für dies Vorderglied gapa-/i- gibt es zwei Deutungsmöglichkei- ten, zwischen denen nicht sicher zu entscheiden ist:

a) Es könnte das Objekt zum Verbalvorgang „nagen" sein, d.h. ein Rektionskompositum vorliegen. Dieser Typus hat öfter Schwundstufe im Hinterglied, vgl. griech. χέρνιψ, lat. augur1) usw. - Dann könnte gapa- etwa eine Bezeichnung für irgendein Nahrungs- mittel gewesen sein. In dem bisher bekannten heth.-luw. Wortschatz fände es aber keinen Anschluß.

b) Es könnte das adjektivische Vorderglied eines Determinativ- kompositums sein. Dann wäre gapa-/i- eventuell eine Variante von heth. kappi- „klein".

Daß in allen Belegen von gapart- der Labial einfach geschrieben ist, wird man als graphischen Hinweis auf eine Media auffassen dür- fen. Die Form *gapi- ist dann vermutlich als Variante von heth. kappi- (mit regelmäßiger Doppelschreibung) aufzufassen und ge- hört wohl zu den Fällen, die H. Eichner in MSS 31, 1973, 79 ff. ge- handelt hat. Er rechnet da mit sekundärer Lenition eines stimmlosen Verschlußlautes3). Für ein luwisches oder jedenfalls dialektales kabi- gibt es zwei weitere Stützen: einmal den bei Laroche, NH nr. 514 gebuchten PN Kapiuwa-, der sich vielleicht als „kleines Rind" (uwa- Variante zu luw. wawa- „Rind", s. unten Nr. 16) übersetzen läßt4), und zweitens den lyk. PN k[e]bijesi, publiziert von Laroche, Fouilles de Xanthos VI, p.78 Anm.7, wo er erstmals den vollständi- gen Text der bilingualen Inschrift bekanntgibt, die ich in „Neu- funde" provisorisch (und notgedrungen inkomplett) als Ν 312 mit- geteilt hatte.

Dieser PN kebijesi gehört zu den Satznamen, die mit der Verb- form esi „er ist, wird sein" und einem Adjektiv als Prädikatsnomen im Vorderglied gebildet sind: mullij-esi „er wird kraftvoll sein" oder - mit der Nuance des 'Heische-Futurs' - „er soll kraftvoll sein", fer- ner aruwãtij-esi „er wird erhaben sein" 5) usw. Wenn der Name ke- bij-esi „er wird/soll klein sein" bedeutet, dann ist darin Bescheiden-

2) Vgl. G.Neumann, in: Wüjbb N.F. 2, 1976, 2 19 ff. 3) Wenn das zutrifft, dann wäre der von Szemerényi, in: Die Sprache 12,

1966, 207 mit Anm.94, und in: Acta Iranica 16, 1977, 115 Anm.463, für heth. kappi- vorgeschlagene grundsprachliche Ansatz *kmb(h)i- abzulehnen. Eine al- ternative Etymologie ist freilich nicht in Sicht.

4) Vgl. gnech. PN wie Βοΐδιον, Βοϊσκος usw. bei Bechtel, HPN 581 und 589. η Vgl. JFLZ92, 1978, 127.

This content downloaded from 132.174.255.116 on Wed, 18 Sep 2013 12:07:31 PMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 5: Hethitisch-luwische Wortstudien und Etymologien IV

Hethitisch-luwische Wortstudien und Etymologien IV 23

heit, eine demütige, sich vor Göttern und Menschen gering ma- chende Haltung zu sehen6).

Determinativkomposita mit adjektivischem Vorderglied sind im heth.-luw. Sprachzweig gut belegt7)· Neben Appellativa wie assuzeri „Gut-Tasse" und sallakarta- „Groß-Herz" stellen sich Götternamen wie Kuishamassani „Bdiebig-Gott", „Wer immer Gott"8). Auch bei den PN ist dieser Typus gut vertreten, vgl. Kummayaziti „Rein- Mann", Muliyaziti „Kraftvoll-Mann", Mulliyara „Kräftig-Freund"9), Supianiga „Rein-Schwester", Uraziti „Groß-Mann", Maddunani „Lieb-Bruder"10), hier.-luw. Wala-CEKYÖS „Stolz-Hirsch". Bei den Ortsnamen gibt es Suppiluliya „Rein-Brunnen", den Quellnamen Kummayanni „Rein-Mutter" usw.

An sich kann dieser Kompositionstypus aus der idg. Grundspra- che ererbt sein; freilich kann er auch leicht neu durch Zusammen- rückung entstehen. Wenn wir aber hier bei gapart- im Hinterglied ein schwundstufiges Substantiv vorfinden, so gibt es für diesen Typ keine guten idg. Parallelen; man könnte aber eine sekundäre Univer- bierung aus *gapis arts annehmen. Insgesamt bleibt dieser zweite Er- klärungsversuch durchaus möglich. (Nur hingewiesen sei auf [ha?]- za-ar-ti bei Ertem, Fauna, p. 247, das vielleicht eine Motte bezeich- net, also ebenfalls ein nagendes Tier.)

16) Luwisch uwa- „Rind". Hier können wir einen Aufsatz N. Oettingers in: MSS 34, 1976, 101 f., zum Ausgangspunkt wählen, der die Fakten klar dargestellt und eine plausible Entwicklung vorge- schlagen hat. Von idg. *g*öus ausgehend rechnet er für das TJr-Lu- wische' zunächst mit der Zerlegung des Labiovelars in zwei Pho- neme, dann mit Verlust der anlautenden tektalen Media, also einer Lautform *uwau-. Diese habe dann den auslautenden Diphthong vereinfacht und sei in die ̂ -Deklination übergetreten. Den so postu- lierten Stamm uwa- kannten wir bisher ja nur aus dem Lykischen. Der dort und im Hier.-Luw. daneben auftretende Stamm wawa- sei wohl aus der Genetivform *wawas verallgemeinert worden.

6) Vgl. als semantische Parallele den heth. PN Natta-ura „Nicht-Groß", Laro- che, NH nr.872.

7) Vgl. H.Hoffner, in: Orientalia 24, 1955, 377-402, und jüngst E.Laroche im Annuaire du Collège de France 1981-1982, Résumé des cours et travaux, 82e an- née p. 524.

8) Vgl. MSS 16, 1964, 5 If. *) Vgl. schon KZ 92, 1978, 127 t. lü) bo mit r' Marke, ΚΔ 94, 198U, /9 Anm.ü.

This content downloaded from 132.174.255.116 on Wed, 18 Sep 2013 12:07:31 PMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 6: Hethitisch-luwische Wortstudien und Etymologien IV

24 Günter Neumann

Nun scheint es, daß sich die von Oettinger fürs Luwische des 2.Jtsd.s nur postulierte Form wwa- dort tatsächlich nachweisen läßt. Es gibt sie als Personennamen - sowohl mask, wie fern. - vgl. Laro- che, NH nr. 1461. Fürs Lykische habe ich einem Vorschlag Sevoros- kins folgend, den PN mask. Οναονας Zgusta, KPN § 1142 und fern. Ovaova als identisch mit dem Tiernamen „Rind" erklärt, vgl. Orien- talia 52, 1983, 127. Dieselbe Benennung läge nun auch hier - in der älteren Form - vor.

Außerdem scheint es, daß mindestens zwei zusammengesetzte PN des 2.Jtsd.s ein luw. Appellativum „Rind" voraussetzen: der oben in 15) erwähnte Kapiuwa- und Mazalauwa-. Dieser letztere ist mor- phologisch durchsichtig. Das Vorderglied bildet das Adjektiv maz- zala/i- „geduldig", dessen Bedeutung J.Tischler in seinem 'Hethi- tisch-deutschen Wörterverzeichnis', 1982, 52, zutreffend aus dem de- nominalen Verb mazzalasai- „dulden, duldsam sein" erschlossen hat. Es ist mit dem bekannten Adj.-Suffix -alli. von der erweiterten Ver- balwurzel mat-s- abgeleitet, zu der J. Friedrich, HE I2 § 155, zu ver- gleichen ist11).

Für den im Luwischen vorauszusetzenden Lautwandel von anlau- tendem g* zu w hat F.Starke, KZ 94, 1980, 74 ff., ein weiteres schla- gendes Beispiel geliefert. Er zeigt, daß idg. *g*enehl „Frau" im Luw. als want-, wanatti- und unatti- vertreten ist.

17) Der hier.-luw. PN Parnamuwa. In der hier.-luw. Inschrift von Cekke, Rückseite Zeile 9 (= frase 25 bei Meriggi, Manuale, parte II, 1967, nr.28 p. 11), findet sich ein Personenname, der mit den Zei- chen L 242 -L35-L107-L415 geschrieben ist. Schwierigkeiten bereitet da nur das erste Zeichen; Meriggi hielt es für M 395 a, Laro- che setzte es zunächst als eigenes Zeichen L 242 an, hat es aber dann - wie aus seiner Umschrift des ganzen Namens in NH nr. 944 her- vorgeht - stillschweigend mit L 247 identifiziert, das ja als Ideo- gramm DOMUS bedeutet und den Silbenwert par- hat. Das halte ich für zutreffend. Der viereckige Umriß ist beiden Zeichen gemein- sam, nur die Ausfüllung ist verschieden. Aber L 242 läßt sich durch- aus ebenfalls als Grundriß eines Hauses - mit der Angabe von In- nenwänden - verstehen. (Die Inschrift von Cekke weist mehrfach Sonderformen von Zeichen auf.) Wir erhalten also mit Laroche eine Umschrift par-na-mu-sa = /Parnamus/.

Dieser Name ist offensichtlich zweigliedrig. Das Hinterglied ist -mu-, das wir in derselben Inschrift z.B. noch in den PN Harana-

u) Sie liegt vermutlich auch in der lyk. Verbalform mazaiti 3. Plur. Präs. vor.

This content downloaded from 132.174.255.116 on Wed, 18 Sep 2013 12:07:31 PMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions

Page 7: Hethitisch-luwische Wortstudien und Etymologien IV

Hethitisch-luwische Wortstudien und Etymologien IV 25

mus, Zaha-mu-s, Santa-mu-s, Halpa-mu-s antreffen. Zweifellos ist es durch eine Kontraktion aus dem Nominalstamm -muwa- entstan- den, der in mask. PN häufig auftritt und etwa „Sperma, männliche Kraft" o. ä. bedeutet. Da er semantisch ungefähr ziti- „Mann" ent- spricht, finden sich nebeneinander Ala-muwa und Ala-ziti, Hattusa- muwa und Hattusa-ziti, Hepa-muwa und Hepa-ziti, Sauska-muwa und Sauska-ziti.

Als weibliches Pendant steht diesen beiden Stämmen in den PN das Element -wiya- gegenüber . So lassen sich Entsprechungspaare beobachten wie Armamuwa (Armaziti) : Armawiya, Pihamuwa : Piha- wiya, Tiwatamuwas: Tiwatawiya, Ulilamuwa: Ulilawiya. Einem Zid- asdu (NH nr. 1559) „er soll ein Mann sein" entspricht - nur mit umgekehrter Reihenfolge der beiden Glieder - ein weiblicher PN Asduwiya (NH nr. 185).

Nun sind diese PN ursprünglich sinnvoll. Es gibt mehrere PN auf -muwa-, -ziti- bzw. -wiya-, deren Vorderglied einen Tiernamen ent- hält, so z.B. der erwähnte Harana-mu- „Adlerkraft" und Parsana- wiya „Panther". Vgl. ferner Nowickis Lesung Tarkasnamuwa- auf dem sogen. Tarkondemos-Siegel, in: Serta Indogermanica, 1982, 227 ff. und schließlich karisch Χηραμνης „Adler-Kraft", in: Wü Jbb N.F. 10, 1984, 41-43. Das alles sind deutlich Wunschnamen: der Na- mensträger/die Namensträgerin soll die Kraft, die Geschmeidigkeit oder irgendeine vorteilhafte Eigenschaft eines Adlers, Panthers oder Esels haben.

Es sei nun vorgeschlagen, den aus dem 8. Jh. belegten hier.-luw. PN Parnamus zurückzuführen auf eine ältere Lautung *Pars(a)na- muwas, der das genaue Pendant zum femininen Parsanawiya darstel- len würde. Wir erhielten dadurch einen sinnvollen Namen, während die an sich naheliegende Heranziehung von luw. parna- „Haus" eine kaum verständliche Aussage ergäbe. - Die Annahme einer lautlichen Vereinfachung der Konsonanz -rs(a)n- zu -rn- macht keine Schwie- rigkeiten, da wir den gleichen Vorgang schon bei tarsna- > tarna- kennen.

Thüringer Str. 20 8700 Würzburg

Günter Neumann

Literatur

E.Laroche, Les Noms des Hittites, Paris 1966. J. Schindler, Die indogermanischen Wurzelnomina, leildruck JJiss.phil. Wurz-

burg, 1972. Ο. bzabo, bin hethitisches hntsühnungsntual tür das Königspaar 1 uthalna und

Nikalmati, = Texte der Hethiter, Heft 1, 1971.

This content downloaded from 132.174.255.116 on Wed, 18 Sep 2013 12:07:31 PMAll use subject to JSTOR Terms and Conditions