Ideologische Positionen im vertragsrechtlichen Kontext

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Ideologische Positionen im vertragsrechtlichen Kontext © Christof Wahner 2011 Handlungs-, erkenntnis- und systemtheoretische Grundlagen Handeln , d.h. sinn- und wertorientiertes Verhalten, ist wegen seiner Sinn- und Wertorientierung stets ideologisch. Im Unterschied zur marxistischen Auffassung von Ideo logie als Überbau zur Legitimierung, Verschleierung und Verherrlichung von struktureller Gewalt  beinhaltet Ideologie im wertneutralen Ver- ständnis keine zwangsläufige Einseitigkeit und Parteilichkeit, sondern beschreibt einfach das Vorhan- densein von Ideen, Vorstellungen, Motiven, Werturteilen und Kategorien, die folgende Merkmale haben:  Sie bilden miteinander ein komplexes Gefüge, das wiederum durch mehrere Merkmale von allgemeinen Systemen gekennzeich net ist, z. B.   Grad der inneren und äußeren Reflexion (Kontakt, Selbst- und Fremdkontroll e, Resonanz, Orientierung , Perspektivität, Bewusstheit)   Grad der inneren und äußeren Differenzierung  (Verästelung, Geltungsbereich, Konzeption, Struktur, Form, Abgrenzung, Klarheit)   Grad der inneren und äußeren Integration (Konsistenz, Harmonie, Vernetzun g, Kontext, Sinn, Bedeutsamkei t, Relevanz, Akzep tanz)   Grad der inneren und äußeren Flexibilität  (Ausgewoge nheit, Dynamik, Problemlösefähigkeit, Geschmeidigkeit, Fehlertoleranz )  Sie beruhen in der Regel auf jeweiligen Erfahrungen und Logiken – egal ob deren Wurzeln eher in der individuellen Biografie (= ontogenetischer Aspekt) liegen oder eher in der kollektiven Kulturgeschichte (= phylogenetischer Aspekt).  Andererseits entscheiden sie aber auch darüber, welche Erfahrungen und Logiken überhaupt auf welche Art und Weise entstehen – etwa dass überhaupt Entscheidungen nicht nur von Fall zu Fall getroffen werden, sondern z. B. nach bestimmten, kollektiv etablierten Regeln und Kriterien, bis sich schließlich sogar einige Experten mit Metaethik, Gerechtigkeitsforschung und Systemtheorie beschäftigen, weil sie ein buchstäblich "ideo-lo gisches" Interesse daran haben, Gesetzmäßigkei ten zu erforschen, die sich hinter etablierten Regeln und Kriterien verbergen.  Sie äußern sich auf sämtlichen lebensweltlichen Ebenen, an denen Menschen beteiligt sind, z. B.   in individuellen Persönlichkeitsstrukturen Thema psychische Verfassung Handlungsfeld: Psychotherapie   in kollektiven Beziehungs- und Interaktionsmustern Thema Kultur Handlungsfeld: Pädagogik   in betrieblichen Organisationskulturen und -strukturen Thema Corporate Identity Handlungsfeld: Unternehmensführung   in politischen Ideologien, Konzepten und Mechanismen Thema Diplomatie Handlungsfeld: politische Führung   in rechtlichen Sachverhalten (Gesetzen, Institutionen etc.) Thema Hoheit , Autonomie Handlungsfeld: Staatsgewalt   in bilateralen Absprachen und Absichtsbekundungen allgemein Thema Vertragsrecht Handlungsfeld: Mediation (Vermittlung)  Sie äußern sich im alltäglichen Handeln, egal ob dies ein Tun, Dulden oder Unterlassen ist. Als Vertragshandlungen im vertragsrechtlichen Kontext sind Formulierung, Verabschiedung, Interpretation, Aussetzung, Korrektur und Vererbung (Weitergabe) von Verträgen zu nennen.  Sie beeinflussen in verschiedener Hinsicht die Beziehungen zu den Mitmenschen und ganz allgemein die Beziehung zum Leben und zur Welt.  Selbst eine meta-ideologische Diskussion, ob ein Handeln oder eine Beziehung mit oder ohne Ideologie überhaupt möglich oder unmöglich, vermeidbar oder unvermeidbar, zweckmäßig oder unzweckmäßig ist, ändert nichts am Vorhandensein von Ideologien im alltäglichen Handeln.

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8/6/2019 Ideologische Positionen im vertragsrechtlichen Kontext

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Ideologische Positionen im vertragsrechtlichen Kontext© Christof Wahner 2011

Handlungs-, erkenntnis- und systemtheoretische Grundlagen

Handeln, d.h. sinn- und wertorientiertes Verhalten, ist wegen seiner Sinn- und Wertorientierung stetsideologisch. Im Unterschied zur marxistischen Auffassung von Ideologie als Überbau zur Legitimierung,

Verschleierung und Verherrlichung von struktureller Gewalt beinhaltet Ideologie im wertneutralen Ver-ständnis keine zwangsläufige Einseitigkeit und Parteilichkeit, sondern beschreibt einfach das Vorhan-densein von Ideen, Vorstellungen, Motiven, Werturteilen und Kategorien, die folgende Merkmale haben:

 – Sie bilden miteinander ein komplexes Gefüge, das wiederum durch mehrere Merkmale vonallgemeinen Systemen gekennzeichnet ist, z. B.  Grad der inneren und äußeren Reflexion 

(Kontakt, Selbst- und Fremdkontrolle, Resonanz, Orientierung, Perspektivität, Bewusstheit)  Grad der inneren und äußeren Differenzierung 

(Verästelung, Geltungsbereich, Konzeption, Struktur, Form, Abgrenzung, Klarheit)  Grad der inneren und äußeren Integration 

(Konsistenz, Harmonie, Vernetzung, Kontext, Sinn, Bedeutsamkeit, Relevanz, Akzeptanz)  Grad der inneren und äußeren Flexibilität 

(Ausgewogenheit, Dynamik, Problemlösefähigkeit, Geschmeidigkeit, Fehlertoleranz)

 – Sie beruhen in der Regel auf jeweiligen Erfahrungen und Logiken – egal ob deren Wurzeln eher in der individuellen Biografie (= ontogenetischer Aspekt) liegen oder eher in der kollektivenKulturgeschichte (= phylogenetischer Aspekt).

 – Andererseits entscheiden sie aber auch darüber, welche Erfahrungen und Logiken überhauptauf welche Art und Weise entstehen – etwa dass überhaupt Entscheidungen nicht nur vonFall zu Fall getroffen werden, sondern z. B. nach bestimmten, kollektiv etablierten Regeln undKriterien, bis sich schließlich sogar einige Experten mit Metaethik, Gerechtigkeitsforschung und

Systemtheorie beschäftigen, weil sie ein buchstäblich "ideo-logisches" Interesse daran haben,Gesetzmäßigkeiten zu erforschen, die sich hinter etablierten Regeln und Kriterien verbergen.

 – Sie äußern sich auf sämtlichen lebensweltlichen Ebenen, an denen Menschen beteiligt sind, z. B.

  in individuellen Persönlichkeitsstrukturen→ Thema psychische Verfassung Handlungsfeld: Psychotherapie

  in kollektiven Beziehungs- und Interaktionsmustern→ Thema Kultur  Handlungsfeld: Pädagogik

  in betrieblichen Organisationskulturen und -strukturen→ Thema Corporate Identity Handlungsfeld: Unternehmensführung

  in politischen Ideologien, Konzepten und Mechanismen→ Thema Diplomatie Handlungsfeld: politische Führung

  in rechtlichen Sachverhalten (Gesetzen, Institutionen etc.)→ Thema Hoheit, Autonomie Handlungsfeld: Staatsgewalt

  in bilateralen Absprachen und Absichtsbekundungen allgemein→ Thema Vertragsrecht Handlungsfeld: Mediation (Vermittlung)

 – Sie äußern sich im alltäglichen Handeln, egal ob dies ein Tun, Dulden oder Unterlassen ist.Als Vertragshandlungen im vertragsrechtlichen Kontext sind Formulierung, Verabschiedung,Interpretation, Aussetzung, Korrektur und Vererbung (Weitergabe) von Verträgen zu nennen.

 – Sie beeinflussen in verschiedener Hinsicht die Beziehungen zu den Mitmenschen und ganz

allgemein die Beziehung zum Leben und zur Welt. – Selbst eine meta-ideologische Diskussion, ob ein Handeln oder eine Beziehung mit oder ohne

Ideologie überhaupt möglich oder unmöglich, vermeidbar oder unvermeidbar, zweckmäßig oder unzweckmäßig ist, ändert nichts am Vorhandensein von Ideologien im alltäglichen Handeln.

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Ethische Grundlagen des Vertragsrechts

Wirksame Beziehungen sind im vertragsrechtlichen Kontext so genannte Austauschbeziehungen, also

Verhältnisse, die ihre Erfüllung im Austausch materieller und immaterieller Güter jedweder Art (nützliche

Waren und Dienstleistungen, Aufmerksamkeit und Wertschätzung, Vertrauen und Kompetenzen) finden.

Bei Austauschbeziehungen kommt es in praktischer Sicht mehr auf deren Flexibilität als auf Reflexion,

Differenzierung und Integration an. Im Bezug auf das ideologische Gefüge, das der Alltagspraxis zu

Grunde liegt, kommt es also auf dessen Ausgewogenheit (innere Flexibilität) an und inwieweit manExtrempositionen meidet und sich an der goldenen Mitte orientiert, um eine möglichst reibungsarme

Dynamik (äußere Flexibilität) zu bewerkstelligen.

Die antike Philosophie und vor allem die so genannte Stoa ging davon aus, dass Ausgewogenheit zu

Glückseligkeit führt, also zu einem Zustand von innerer Ruhe, Gelassenheit, Zufriedenheit, aber auch

zu Effizienz und zu einer guten Konzentration auf die wesentlichen Angelegenheiten des Lebens.

Diese übergeordnete Idee der Ausgewogenheit (innere Flexibilität) ist bereits tief in der aristotelischen

Philosophie verwurzelt. Aristoteles brachte den Aspekt der Ausgewogenheit auf den Begriff der Mesotes,

d.h. des rechten Maßes.

In diesem Sinn ist "mäßigende Gerechtigkeit " (Gerechtigkeit durch Mesotes = durch die rechte Mitte =durch das rechte Maß, "Rechtmäßigkeit") als iustitia temperativa (latein. 'temperare' = mäßigen, mäßig

dosieren) zu übersetzen und allen anderen Gerechtigkeitskriterien voranzustellen. Nun geht es bei der 

"Rechtmäßigkeit" wie in sämtlichen anderen Lebensbereichen auch im Rechtswesen um zwei Aspekte:

 – die richtige, d.h. optimale Dosierung (absolute Rechtmäßigkeit):

Es zeigt sich nämlich immer wieder, dass auch fundamentale Rechtsgüter wie Selbst- und

Mitbestimmung im Fall einer Überdosis durchaus kontraproduktiv und schädlich wirken.

 – die richtige, d.h. ausgewogene Mischung (relative Rechtmäßigkeit):

Im Bezug auf Rechtsgüter finden z. B. Freiheiten ihre Ergänzung durch Pflichten, die

Privatsphäre ihre Ergänzung durch die Öffentlichkeit und Freiheitsrechte ihre Ergänzung durch

Bindungsrechte, so dass überhaupt Verträge entstehen und mit Sinn erfüllt werden können.

Wie aus dem zweiten Schaubild (Seite 9) ersichtlich ist, gibt es zwei grundverschiedene ideologische

Denkrichtungen (Pole):

 – Kontrolle

Basisideologien: Pessimismus / Dirigismus / Kommunismus

→ kollektiv ausgleichende Gerechtigkeit (iustitia commutativa)

Motto: "Allen das Gleiche!"

 – Freiheit

Basisideologien: Optimismus / Liberalismus / Kapitalismus

→ individuell verteilende Gerechtigkeit (iustitia distributiva)

Motto: "Jedem das Seine!"

Außer diesen zwei landläufig bekannten Positionen gibt es eben die dritte und übergeordnete, quasi

"meta-ideologische" Idee der Mesotes:

 – Ausgewogenheit

Basisideologien: Naturalismus & Rationalismus

→ sachlich mäßigende Gerechtigkeit (iustitia temperativa)

Motto: "In allem das rechte Maß!"

Rationale Aspekte von Ausgewogenheit liegen in der Berechnung und Koordination der zwangsläufig auf 

Erfahrung beruhenden rechten Maße nach dem Motto "Ohne Austausch gäbe es keine Gemeinschaft,

ohne Gleichheit keinen Austausch und ohne Messbarkeit keine Gleichheit." (Nikomachische Ethik)

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Position Merkmale

Voluntarismus Motto: "Wo ein wirklicher Wille ist, da gibt es auch einen Weg."

auch: Indeterminismus

ähnlich: Relativismus, Realismus/ Pragmatismus

Es herrscht grundsätzlich absolute Willensfreiheit. Dies gilt sogar für die vertragsrechtliche

Situation von Drogenabhängigen: Es ist letztlich ihre freie Entscheidung, sich von Drogen

abhängig zu machen. "Absicht" ergibt sich aus der prinzipiellen Möglichkeit des Menschen,die Folgen des eigenen Handelns 'absehen' zu können. Grundsätzlich gilt in diesem Sinne:

"Wie man sich bettet, so liegt man."

Determinismus Motto: "Widerstand ist zwecklos."

auch: Fatalismus

ähnlich: Kommunismus/ Marxismus

Rechtliche Sachverhalte (Verträge, Institutionen etc.) sind nur zwangsläufige Konsequenzen

aus der jeweiligen Vorgeschichte, die aus genetischer Disposition, aus sozioökonomischen

Verhältnissen oder aus kosmischen Fügungen resultiert.

Die Vorstellung von Möglichkeiten zur freien Entscheidung ist eine reine Illusion.

Im Umkehrschluss kann es aber auch keine wirklichen Schuldverhältnisse geben. Auch

Strafmaßnahmen und Gratifikationen basieren nicht wirklich auf einer freien persönlichen

Entscheidung, sondern auf irgendeiner Art von Schicksal.

Rationalismus Motto: "Der Zweck heiligt die Mittel."

auch: ökonom. Idealismus, Interaktionismus, Machiavellismus, ethischer Imperialismus,

Utilitarismus, Expansionismus, ökonom. Universalismus, ökonom. Intellektualismus

ähnlich: Naturalismus, Kapitalismus/ Sozialdarwinismus, Relativismus/ Subjektivismus

Ökonomisches Handeln orientiert sich an rein rationalen Motiven und Strategien.

Andersartige Phänomene sind irrelevant und nicht zu berücksichtigen. Strategien und

Taktiken sind meistens ungleich verteilt. Systemisch gesehen beinhaltet aber jeder 

vertragsrechtliche Kontext auch zwangsläufig 'heimliche Spielregeln', indem jede

Vertragshandlung kommunikatives Handeln ist und jede Kommunikation eine

metakommunikative Ebene beinhaltet, auf der die eigentlichen Vertragshandlungen

stattfinden. Wenn sich übrigens alle Leute an die gleichen metakommunikativen Regeln

halten würden, gäbe es keinerlei Probleme.

Kapitalismus Motto: "Wahre Kompetenz zeigt sich im Kampf bzw. Spiel von Angebot und Nachfrage."

auch: Marktliberalismus, Sozialdarwinismus

ähnlich: Rationalismus, Relativismus, Optimismus, Nihilismus/ Materialismus, Egoismus

Anders als ökonomische Interessen (= Bedarf) spielen ökonomische Bedürfnisse (=

Bedürftigkeit) im vertragsrechtlichen Kontext keine Rolle. Gerichte haben also hier definitiv

nichts zu suchen, weil sie durch eine zwangsläufigerweise parteiliche Einmischung nur die

Selbstregulierung der Märkte stören. Konkurrenz belebt das Geschäft. Dies bedeutet imUmkehrschluss: Es gibt immer Gewinner und Verlierer.

Soziale Gerechtigkeit ist ein schöngeistiges, irrationales, kontraproduktives und in dieser 

Weise gleichermaßen verblendetes wie verblendendes Hirngespinst.

Pazifismus Motto: "Verträge müssen bewirken, dass man sich miteinander gut verträgt."

auch: Humanismus, Eudämonismus, ökolog. Idealismus

ähnlich: Dirigismus, Sozialismus, Kommunismus/ Altruismus

Alle rechtlichen Sachverhalte (Verträge, Institutionen etc.) sind so zu gestalten, dass erst gar 

keine Konflikte entstehen können. Vertragshandlungen haben sich ausschließlich an der 

Bedürftigkeit, nicht aber am Bedarf zu orientieren. Bedarf zu formulieren bedeutet immer 

auch Machtansprüche zu formulieren und ist allein in dieser Weise ein aggressiver Akt.Verträge sind ausschließlich dazu geschaffen, damit man in Harmonie leben kann.

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Position Merkmale

Partikularismus Motto: "Jedem das Seine!"

auch: Individualismus, Ethnozentrismus, Separatismus, Nationalismus, Lobbyismus

ähnlich: Relativismus

Rechtliche Sachverhalte (Verträge, Institutionen etc.) sind nur sinnvoll, wenn sie privaten

Charakter haben. In diesem Sinne haben sie prinzipiell keine nennenswerte Auswirkung auf 

die Öffentlichkeit. Falls dies aber doch einmal passieren sollte, so ist einfach der "ordnungswidrige(re)" Vertragsnehmer haftbar zu machen, sofern der öffentliche Schaden

nicht auf irgendeine Weise 'wegdefiniert' werden kann.

Formalismus Motto: "Ordnung muss sein!"

auch: Rechtspositivismus, Konventionalismus, Dogmatismus, Manierismus

ähnlich: Rationalismus/ Expansionismus, Dirigismus, Pessimismus, Absolutismus

Rechtliche Konfliktsituationen sind ausschließlich auf dem Rechtsweg zu lösen.

Bis zu einer Korrektur durch die richterlichen Instanzen der Judikative oder einer Korrektur 

durch die verfassungsmäßig definierten Organe der Legislatur haben sämtliche rechtlichen

Sachverhalte (Verträge, Institutionen etc.) mit Recht und Fug einen absoluten, d.h. von

situativen Bedingtheiten des Alltags unabhängigen und in dieser dogmatischen Perspektive

'kategorischen' Gültigkeitsanspruch.

Dirigismus Motto: "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser."

auch: Zentralismus, Parternalismus, Perfektionismus, Totalitarismus

ähnlich: Formalismus, Sozialismus

Recht ist eine Frage von Planung und Systematik. Daher müssen sich sämtliche rechtliche

Sachverhalte (Verträge, Institutionen etc.) an standardisierten Vorlagen orientieren, die von

 jeweils zuständigen (kompetenten) Organisationen erstellt oder zumindest genehmigt wurden

und regelmäßig aktualisiert werden. Eine zentrale Verwaltung aller Vertragshandlungen ist

erforderlich, um eine planmäßige, systematische Transparenz zu gewährleisten.

Kommunismus Motto: "Jeder Vertrag ist ein Gesellschaftsvertrag."auch: Kollektivismus, Marxismus, Mutualismus

ähnlich: Formalismus/ Konventionalismus

Es hat keine privaten Verträge zu geben, weil jede Form von Privatheit (idioteia / privatio) eine

"Beraubung der Öffentlichkeit" bedeutet. Daher sind alle fraglichen Angelegenheiten im

 jeweils zuständigen Kollektiv zu entscheiden. Jeder Vertrag hat die Funktion, eine

'Rechtsgemeinschaft ' zu konstituieren bzw. zu stabilisieren.

Relativismus Motto: "Papier ist geduldig."

auch: Pluralismus, sozialer Konstruktivismus, Historismus, Subjektivismus, Eklektizismus,

Dilettantismus

Rechtliche Sachverhalte (Verträge, Institutionen etc.) existieren in aller Regel sowieso nur der Form halber, haben also eigentlich im Bezug auf den jeweils betreffenden Lebensbereich

eigentlich eher eine theoretisch-symbolische Bedeutung. Alles hängt vielmehr von der sub-

 jektiven und situationsbezogenen Interpretation durch die betreffenden Vertragspartner ab.

Daher kann es in Wahrheit überhaupt keine 'Konfliktlösungen' geben, sondern allenfalls

Konfliktlösungsansätze. Außerdem lässt sich die Erfüllung von Verträgen ebenso wenig

erzwingen wie zwischenmenschliches Vertrauen.

Sozialismus Motto: "Allen das Gleiche!"

auch: Egalitarismus, sozialer Liberalismus

ähnlich: Dirigismus

Bei rechtlichen Sachverhalte (Verträge, Institutionen etc.) mit privatem Charakter ist prinzipiellein Minimum an Öffentlichkeit einzubinden. Jeder Vertragshandlung muss ein ausführlicher 

und klar nachvollziehbarer "herrschaftsfreier Diskurs" (J. Habermas) vorausgehen, um zu-

mindest Chancengleichheit zu wahren.

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Position Merkmale

Naturalismus Motto: "Naturgesetze sind Vorbild für menschliche Gesetze."

auch: ökolog. Universalismus, Biologismus, Eudämonismus, Transzendentalismus,

ökolog. Intellektualismus

An sich existieren bereits Rechte, allein schon durch natürliche Gesetzmäßigkeiten und durch

die Eigendynamik von Systemen bedingt. Es geht also vor allem darum, diese universellen

Rechtsordnungen richtig zu verstehen und in sinnvoller Weise auf das menschlicheZusammenleben zu übertragen.

Dualismus Motto: "Etwas ist entweder richtig oder falsch."

auch: Rigorismus, Radikalismus

Grundsätzlich muss eindeutig zwischen gültig und ungültig, gerecht und ungerecht, sinnvoll

und sinnlos, nützlich und nutzlos, Sieg und Niederlage unterschieden werden. Jede Grau-

zone und jede Kompromisslösung verstößt gegen den Grundsatz der eindeutigen Klarheit.

Nihilismus Motto: "Regeln sind dazu geschaffen, um sie zu brechen."

auch: ökolog. Materialismus, Eskapismus, Solipsismus, Skeptizismus, Anarchismus

ähnlich: Pessimismus/ Negativismus

Letzten Endes nützt es nichts, rechtliche Sachverhalte (Verträge, Institutionen etc.) zu etab-

lieren, weil sie für die meisten Situationen des alltäglichen Lebens sowieso keine sinnvolle

Gültigkeit beanspruchen können und weil ihre Einhaltung unter den üblichen Umständen des

alltäglichen Lebens sowieso höchstens ansatzweise ge-währleistet werden kann. Außerdem

ist es unverkennbar, dass viele Gesetze und Regeln sich selbst mehr oder weniger systema-

tisch pervertieren.

Absolutismus Motto: "Alles ist im Grunde ganz einfach."

auch: Fundamentalismus, Reduktionismus, ökonom. Minimalismus, Monarchismus

ähnlich: Naturalismus/ ökolog. Universalismus, Relativismus/ ökolog. Minimalismus

Alle rechtlichen Sachverhalte sind auf ganz wenige Basismotive zurückzuführen wie auf das

Streben nach Glückseligkeit (Yin) und auf das Streben nach Macht (Yang), was letztlich für sämtliche Lebensbereiche gilt, d.h. unabhängig von der jeweiligen Situation. In diesem Sinne

sind also nur die glücklichsten und mächtigsten Leute zur sinnvollen Ausführung von Vertrags-

handlungen befähigt.

Objektivismus Motto: "Nur die Texte an sich entscheiden."

auch: ökonom. Materialismus

Weltanschauung und politische Ideologie haben in rechtlichen Sachverhalten nichts verloren.

Es zählt nur der Gesetzestext, der vom jeweils gesetzgebenden Organ verabschiedet und

veröffentlicht wurde. Interpretationen sind möglichst zu meiden.

Pessimismus Motto: "Was nicht explizit erlaubt ist, das ist verboten."

auch: Moralismus, Negativismus

ähnlich: Formalismus, Nihilismus

Rechtliche Sachverhalte (Verträge, Institutionen etc.) sollen die Menschen daran hindern,

Unfug zu veranstalten, d.h. kriminelle, neckische, egoistische, willkürliche, unüberlegte, un-

koordinierte und sonstwie zweifelhafte Aktivitäten. Verträge können lediglich dazu beitragen,

die allerschlimmsten Auswüchse zu verhindern.

Optimismus Motto: "Was nicht explizit verboten ist, das ist erlaubt."

auch: ethischer Liberalismus

ähnlich: Kapitalismus, Rationalismus

Verträge sollen den Vertragspartnern Möglichkeit und entsprechende Unterstützung gewähr-leisten, ihr eigenes Handeln (Max Weber: Tun, Dulden und Unterlassen) an Erfordernissen

und Potenzialen der betreffenden Lebenswelt zu orientieren. Sinnvolle Aktivitäten müssen

auf jeden Fall moralisch und praktisch unterstützt werden.

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Position Merkmale

Militarismus Motto: "Auge um Auge, Zahn um Zahn."

auch: Terrorismus, Revanchismus, Faschismus

ähnlich: Relativismus/ Anarchismus, Nihilismus

Verträge sollen zwar offiziell Rechtsfrieden bewirken, sind aber inoffiziell eines der ältesten

Kampfmittel, d.h. Druck-, Droh- und Zwangsmittel. Es ist also jeweils nur eine Frage der Zeit,

bis einer der Vertragspartner gegen irgendeine vertragliche Regelung verstößt und dadurchAnlass für wiederholte Konflikteskalationen liefert.

Verträge sind also immer 'Noch-Nicht-Angriffsverträge' und drängen quasi dazu, nach der 

Kampfpause gebrochen zu werden, um das Kräftemessen fortzusetzen.

Idealismus Motto: "Es geht nicht um Leben und Tod, sondern es geht um mehr als das."

auch: Humanismus

ähnlich: Pazifismus, Altruismus, Konservatismus, Naturalismus

Jeder rechtliche Sachverhalt (Vertrag, Institution etc.) basiert wie jedes Handeln auf Sinn- und

Wertorientierungen, die im besten Fall allgemeine kulturelle Anerkennung genießen. Nicht die

Tatsachen (Probleme, Sorgen, Nöte, Risiken, Chancen) sind entscheidend, sondern wie der 

menschliche Geist mit diesen Tatsachen umgeht.

In diesem Sinne werden Konfliktpotenziale durch Humor und Kreativität reduziert.

Realismus Motto: "In jedem Fall steht die Sache an sich im Vordergrund."

auch: Pragmatismus

Rechtliche Sachverhalte (Verträge, Institutionen etc.) haben sich an tatsächlichen Rahmen-

bedingungen zu orientieren und nicht an Wunschphantasien und Utopien. Was zählt, ist der 

Grad der Anpassung an die jeweiligen Rahmenbedingungen. Vertragshandlungen machen

nur dann Sinn, wenn es um die jeweilige Sache geht.

Wunschphantasien und Idealvorstellungen sind Utopien und somit verwerflich.

Holismus Motto: "Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile."

ähnlich: KonservatismusRechtliche Sachverhalte (Verträge, Institutionen etc.) sind Ganzheiten, denen ein Eigenleben

innewohnt. Ihre Sinnhaftigkeit ist nur durch die jeweils relevanten Beziehungsgeflechte und

Netzwerke komplexer Variablen (Faktoren) zu erklären.

Mit einem Eingriff verändert man auch gleichzeitig das ganze betreffende System.

Konservatismus Motto: "Keine Experimente!"

ähnlich: Idealismus, Traditionalismus

Rechtliche Sachverhalte (Verträge, Institutionen etc.) werden vor allem geschaffen, um

kulturelle Werte und Ressourcen materieller und immaterieller Natur zu erhalten.

Jede Veränderung bedeutet ein Risiko im Sinne einer potenziellen Destabilisierung.

Veränderungen müssen sich also stets an den Sicherheitsbedürfnissen orientieren.

Traditionalismus Motto: "Zurück zur guten alten Zeit!"

auch: Anachronismus, Atavismus

ähnlich: Konservatismus

Alle rechtlichen Sachverhalte (Verträge, Institutionen etc.) stehen in einer kulturellen Tradition

und bewirken in der wörtlichen Bedeutung von Ethos sozusagen eine "ethische Harmonie",

indem sie sich der natürlichen Macht der Gewohnheit fügen.

Modernismus Motto: "Nichts ist beständiger als der Wandel."

auch: Reformismus

ähnlich: Determinismus, Partikularismus, Naturalismus, Rationalismus

Um zeitgemäß zu sein, müssen rechtliche Sachverhalte (Verträge, Institutionen etc.) regel-

mäßig aktualisiert und reformiert werden. Daher haben Reformen und Innovationen einen

Wert an sich.

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Position Merkmale

Liberalismus Motto: "So wenig Staat wie möglich!"

ähnlich: Relativismus, Optimismus, Voluntarismus

Rechtliche Sachverhalte (Verträge, Institutionen etc.) sind offenbar unvermeidbar,

beschränken aber prinzipiell schon die individuelle Willens- und Handlungsfreiheit. Diese

Beschränkung darf nicht noch zusätzlich verfestigt werden, indem man auch noch die

Vertragshandlungen an sich reglementiert.Egoismus Motto: "Jeder ist sich selbst der Nächste."

ähnlich: Realismus, Kapitalismus

Rechtliche Sachverhalte (Verträge, Institutionen etc.) sollen bewirken, dass man sich auf die

eigenen Bedürfnisse und Interessen konzentriert, um damit soziale Konflikte zu vermeiden,

d.h. ganz im Sinne der hinlänglich bekannten Sprichwörter 

"Viele Köche verderben den Brei" und "Ein jeder kehre vor seiner eigenen Tür".

Altruismus Motto: "Nur die Liebe zählt."

ähnlich: Idealismus, Kommunismus, Pazifismus

Rechtliche Sachverhalte (Verträge, Institutionen etc.) sollen bewirken, dass man sich konse-

quent auf die Bedürfnisse und Interessen der Mitmenschen konzentriert.

Ohne Liebe, Hingabe, Mitgefühl, Dankbarkeit, Freundlichkeit, Barmherzigkeit, Ehrlichkeit und

Vertrauen sind sämtliche Vertragshandlungen sinnwidrig. Aber im Grunde sind überhaupt alle

rechtlichen Sachverhalte und Vertragshandlungen überflüssig, weil sich die Rechtmäßigkeit

des zwischenmenschlichen Zusammenlebens aus der kontinuierlichen Praxis mitmenschlicher 

Tugenden ergibt.

Alle aufgeführten ideologischen, d.h. politisch-philosophischen Positionen haben folgende Merkmale:

 – Sie überspitzen die Realität in einem bestimmten Aspekt. Sie beziehen sich außerdem jeweils

auf unterschiedliche logische Ebenen. – Sie beinhalten mindestens einen 'richtigen' und 'realistischen' Aspekt, der allgemein zu

akzeptieren und zu berücksichtigen ist.

 – Sie werden von konkurrierenden und gemäßigten Positionen häufig als moralisch verwerflich,

als rückständig und primitiv gebrandmarkt.

 – Im Umkehrschluss können sie bewirken, dass man gerade diese Extrempositionen vermeidet

und sich an der goldenen Mitte orientiert, indem ihre 'richtigen' und 'realistische' Anteile im

 jeweiligen Entscheidungsfall mit anderen ergänzenden Aspekten zusammen geführt werden.

 – Sie können miteinander in allerlei Kombinationen auftreten. Der Logik sind hierbei im Prinzip

keinerlei Grenzen gesetzt. So ist z. B. auch ein militaristischer Pazifismus (= "Schlichterdiktatur")und ein formalistischer Relativismus (= Doppelmoral) denkbar.

Die ideologischen Versatzelemente können dabei in durchaus beliebiger Weise auf jeweils

unterschiedliche Aspekte der betreffenden Lebenswelt bezogen werden. Aspekte sind etwa

Politik, Ökonomie, Umwelt, Kultur, gesellschaftliches Zusammenleben und Intimsphäre.

 – Sie liefern grundsätzliche Argumente für bzw. gegen Verträge sowie für bzw. gegen eine

rechtliche bzw. politische Kontrolle von Verträgen.

 – Sie beziehen sich auf sämtliche Arten und Formen von Verträgen bis hin zum gesellschafts-

politischen, globalen Gesellschaftsvertrag.

 – Sie beziehen sich auf alle vertraglich relevanten Handlungen während der ganzen 'Lebensdauer'von Verträgen. Sie beziehen sich also in diesem Sinne auf die Formulierung, Verabschiedung,

Interpretation, Aussetzung, Korrektur und Vererbung (Weitergabe) von Verträgen.

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Beziehungen unter den ideologischen Positionen

 Anmerkungen zur Grafik 

 – Die Ideologien sind gemäß ihrem konventionellen politischen Standort und farblicher Zuordnung gruppiert.

 – Ebenso wie Ökonomie und Ökologie sind Rationalismus und Naturalismus zwei Seiten derselben Münze.

 – Pessimismus orientiert sich zur Not am Militarismus und öffnet sich auf diesem Weg dem Relativismus.

 – Formalismus und Absolutismus (erzkonservativ) sowie Partikularismus und Relativismus (sozialliberal)

lassen sich beiden ideologischen Grundrichtungen unterordnen.

 – Objektivismus und Nihilismus (Subjektivismus) sind bereits so weit voneinander entfernt, dass sie sich

schon wieder ähnlich sind, und zwar in materialistischer Hinsicht. Dies verdeutlicht den eigentlich sehr 

beschränkten Stellenwert des Subjekt-Objekt-Problems.

 – Formalismus & Absolutismus einerseits und Partikularismus & Relativismus andererseits ähneln sich in

minimalistischer Hinsicht.

 – Anders als gemeinhin vermutet, stehen Nihilismus und Rationalismus in einem eher neutralen Verhältnis.

 – Pazifismus steht zwar dem Sozialismus und auch dem Kommunismus nahe, lehnt aber den Dirigismus ab.

 – Pazifismus und Kapitalismus begegnen sich im Optimismus, meistens in Kombination mit Partikularismus.

 – Pazifismus und Militarismus begegnen sich im Rationalismus, meistens in Kombination mit Relativismus.

 – Die sehr plakativen und abgenutzten Schlagwörter Sozialismus und Konservatismus bedeuten im Grunde

keine wirklichen Gegensätze, sondern ergänzen sich im Bezug auf soziale Stabilität, wozu konsequenter-weise auch Solidarität zählt. Ähnliches trifft auch auf das Verhältnis von Kommunismus und Kapitalismus

in den Fällen von Staatskapitalismus und Monopolismus zu. Die Auswirkungen auf den Lebensalltag im

Bezug auf Bevormundung und Diskriminierung sind in beiden Fällen oft allzu ähnlich.

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Brücken zwischen kontrollierter Freiheit und freiheitlicher Kontrolle

 Anforderungen an sinnvoll-vernünftige Vertragshandlungen

Der Begriff "Vertragshandlung" umfasst vor allem Formulierung, Verabschiedung, Interpretation,

Aussetzung, Korrektur und Vererbung (Weitergabe) von Verträgen als handelsübliche Aktivitäten

während der gesamten "Lebensdauer" eines Vertrags.

Das Attribut "sinnvoll" steht für die naturalistische Perspektive. Das Attribut "vernünftig" steht für die

rationalistische Perspektive. In der Terminologie des Philosophen Leo Strauss steht sinnvoll und

naturalistisch für den Judaismus, während vernünftig und rationalistisch für den Hellenismus steht.

Im Sinne der mäßigenden Gerechtigkeit (iustitia temperativa) orientieren sich sinnvoll-vernünftige

Vertragshandlungen an einer hinreichenden Vielfalt von Aspekten (Kriterien, Prinzipien), die ausentsprechenden ideologischen Positionen resultieren:

1) voluntaristischer Aspekt: Sie basieren auf der Existenz und Notwendigkeit eines hinreichendenMaßes an Willensfreiheit.

2) deterministischer Aspekt: Sie berücksichtigen vorhandene bzw. eventuelle Sachzwänge inkonstruktiver Art und Weise.

3) rationalistischer Aspekt: Sie thematisieren die metakommunikativ-strategische Ebenerationaler Austauschbeziehungen.

4) kapitalistischer Aspekt: Sie fördern Austauschbeziehungen im Sinne der Gesetzmäßigkeit

von Angebot und Nachfrage.5) pazifistischer Aspekt: Sie schaffen Raum für ein harmonisches und friedvolles Miteinander,

damit man sich gut verträgt.

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6) partikularistischer Aspekt: Sie berücksichtigen individuelle Unterschiede von Bedürfnissen und

Interessen.

7) formalistischer Aspekt: Sie bieten das nötige Maß an Rechtssicherheit im Sinne vonVerbindlichkeit und Konfliktregelung.

8) dirigistischer Aspekt: Sie orientieren sich möglichst an gesellschaftlich und ökonomischetablierten Standards.

9) kommunistischer Aspekt: Sie dienen dem Kontext der Rechtsgemeinschaften, die sie mitkonstituieren und stabilisieren.

10) relativistischer Aspekt: Sie beinhalten als Konfliktlösungsansätze ein gewisses Maß an'Fehlertoleranz' und 'Unschärfe'.

11) sozialistischer Aspekt: Sie sind für die jeweils übergeordnete Öffentlichkeit zugänglich undfördern herrschaftsfreien Diskurs.

12) naturalistischer Aspekt: Sie orientieren sich an natürlichen, universellen Ordnungsprinzipienund an systemischer Eigendynamik.

13) dualistischer Aspekt: Sie bieten ausreichende Klarheit über Verhältnismäßigkeiten im

betreffenden Lebensbereich.14) nihilistischer Aspekt: Sie beanspruchen nicht mehr als sie aller Wahrscheinlichkeit nach

sinnvollerweise leisten können.

15) absolutistischer Aspekt: Sie beinhalten einige wenige Entscheidungs- und Beurteilungs-kriterien mit genereller Relevanz.

16) objektivistischer Aspekt: Sie sind an keine bestimmte Weltanschauung bzw. politisch-

philosophische Ideologie gebunden.

17) militaristischer Aspekt: Sie berücksichtigen und unterstützen die Konfliktfähigkeit der Vertragspartner durch sinnvolle Sanktionen.

18) pessimistischer Aspekt: Sie kalkulieren auf humorvolle Art und Weise die allzumenschlicheNeigung ein, Unfug zu veranstalten.

19) optimistischer Aspekt: Sie bieten Raum sowie moralische und praktische Unterstützung für lebensweltlich sinnvolle Aktivitäten.

20) idealistischer Aspekt: Sie beinhalten im Kern kulturell anerkannte bzw. argumentations-fähige Sinn- und Wertorientierungen.

21) realistischer Aspekt: Sie orientieren sich mehr an tatsächlichen Rahmenbedingungen alsan Wunschvorstellungen.

22) holistischer Aspekt: Sie behandeln mit der gebotenen Umsicht die relevantenBeziehungsgeflechte und Variablen-Netzwerke.

23) konservatistischer Aspekt: Sie berücksichtigen die jeweiligen Sicherheitsbedürfnisse, ummöglichst keine Ressourcen zu gefährden.

24) traditionalistischer Aspekt: Sie zielen auf eine "ethische Harmonie" ab, indem sie die Macht der Gewohnheit berücksichtigen.

25) modernistischer Aspekt: Sie verschließen sich nicht gegenüber Reformen und Innovationen,vor allem wenn triftige Gründe vorliegen.

26) liberalistischer Aspekt: Sie zielen darauf ab, die individuelle Willens- und Handlungsfreiheiteher zu fördern als zu reglementieren.

27) egoistischer Aspekt: Sie ermöglichen und fördern im gebotenen und sinnvollen Maß

Selbstverantwortung und Selbstfürsorge.28) altruistischer Aspekt: Sie ermöglichen und fördern im gebotenen und sinnvollen Maß

Mitverantwortung und Mitmenschlichkeit.