Institut für Journalismus Finanzierung von...

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Institut für Journalismus Finanzierung von Datenjournalismus Erlösmodelle und Potenziale für datenbasierte Inhalte 2. BACHELORARBEIT Verfasst von: Gerald Gartner Matrikel-Nr.: 11FW472 Betreut von: Mag. Robert Varga Ich versichere: dass ich die BA2 selbständig verfasst, andere als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt und mich auch sonst keiner unerlaubten Hilfe bedient habe, dass ich dieses BA2-Thema bisher weder im In- noch im Ausland in irgendeiner Form als Prüfungsarbeit vorgelegt habe, dass diese Arbeit mit der dem Begutachter vorgelegten Arbeit übereinstimmt. Wien, _____________________ __________________________ Ort, Datum Unterschrift 12.05.2014

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  • Institut für Journalismus

    Finanzierung von Datenjournalismus

    Erlösmodelle und Potenziale für datenbasierte Inhalte

    2. BACHELORARBEIT

    Verfasst von: Gerald Gartner

    Matrikel-Nr.: 11FW472

    Betreut von: Mag. Robert Varga

    Ich versichere:

    • dass ich die BA2 selbständig verfasst, andere als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt und mich auch sonst keiner unerlaubten Hilfe bedient habe,

    • dass ich dieses BA2-Thema bisher weder im In- noch im Ausland in irgendeiner Form als Prüfungsarbeit vorgelegt habe,

    • dass diese Arbeit mit der dem Begutachter vorgelegten Arbeit übereinstimmt.

    Wien, _____________________ __________________________ Ort, Datum Unterschrift

    12.05.2014

  • Finanzierung von Datenjournalismus

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    Abstract Finanzierung von Datenjournalismus Erlösquellen und Potenziale für datenbasierte Inhalte

    Mit dem Begriff Datenjournalismus hat sich ein neues Schlagwort in der Medienlandschaft

    etabliert. Begünstigt durch bessere Datenverfügbarkeit und technologischen Fortschritt

    produzieren Medienhäuser zunehmend datengetriebene Inhalte. Das erfordert neue Fä-

    higkeiten in den Newsrooms. Mehrere Medien versuchen sich mit ressourcen-intensiven

    Leuchtturm-Projekten von der Konkurrenz abzuheben. Gleichzeitig kämpfen Medienhäu-

    ser mit Umsatzrückgängen.

    Es wird deshalb erläutert, welche Potenziale es für die Refinanzierung von Datenjourna-

    lismus gibt und welche Erlösquellen die neue Strömung derzeit finanzieren. Dafür be-

    leuchtet diese Arbeit zunächst Refinanzierungsmöglichkeiten, die für Online-Journalismus

    heute eingesetzt werden. Das Marktstruktur-Marktverhalten-Marktergebnis-Paradigma,

    das Produktdifferenzierungen einen Effekt auf das Marktergebnis zuschreibt, ist die Basis

    dieser Arbeit.

    Das Ergebnis einer qualitativen Erhebung mit Experteninterviews teilt die Refinanzie-

    rungsmöglichkeiten in zwei Teile: public-interest und special-interest Datenjournalismus.

    Während special-interest Datenjournalismus mit direktem Nutzwert für UserInnen von

    NutzerInnen finanziert werden kann, ist public-interest Datenjournalismus über die Wer-

    bewirtschaft zu finanzieren. Langfristig positive Auswirkungen sind durch Imageverbesse-

    rungen anzunehmen: Loyalität bestehender NutzerInnen wird gefördert und potentielle

    NeukundInnen für Bezahlmodelle angelockt. Als potenziell lukrativste Erlösquelle wurde

    Sponsoring durch Unternehmen identifiziert.

    Bachelor-Arbeit

    Gerald Gartner

    56 Seiten

    Eingereicht: Mai 2014

    Fachhochschule Wien der WKW

  • Finanzierung von Datenjournalismus

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    Abstract Funding data journalism Existing and potential proceeds for data-driven news

    The buzzword data journalism established itself within the media landscape. Promoted by

    improving data availabilty and technological innovations media companies produce more

    data-driven news than ever before. That requires new skills and resources within news-

    rooms. Multiple media companies tried to diversify with immersive, ressource-intense sto-

    rytelling projects. In the meantime publishers are struggling with declining revenues.

    First of all, this thesis takes a closer look at how online-journalism is funded today. Based

    on the structure-conduct-performance approach, which concludes that product differentia-

    tion might have an effect on market result, it describes potential and current revenue

    streams for data journalism.

    Several interviews with experts were conducted to explore ways to fund data journalism.

    The analysis showed that we have got to look at this challenge from two differente angles:

    special-interest and public-interest news. While it is likely, that users pay for information,

    which is personally valuable to them, it seems legit that public-interest data journalism is

    funded by the advertising industry. Nevertheless, there might occur positive conversion-

    effects in the long run, convincing new users to go beyond the paywall and also keeping

    loyal customers loyal. Sponsorships were identified as one of the most promising revenue

    streams for data journalism.

    Bachelor’s thesis

    Gerald Gartner

    56 pages

    Submitted: May 2014

    University of Applied Sciences Vienna Wien der WKW

  • Finanzierung von Datenjournalismus

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    Inhaltsverzeichnis  

    1   Einleitung ......................................................................................................................... 1  1.1   Problemzusammenhang .......................................................................................... 1  1.2   Erkenntnisinteresse ................................................................................................. 2  1.3   Aufbau der Arbeit ..................................................................................................... 3  

    2   Digitale Medienökonomie ............................................................................................... 4  

    3   Erlösmodelle für Online-Journalismus .......................................................................... 7  3.1   Inhalte ........................................................................................................................ 8 3.1.1 Paywalls ..................................................................................................................... 8  3.1.2 Micropayment ............................................................................................................. 9  3.2   Werbung .................................................................................................................. 11  3.2.1          Grundlagen ............................................................................................................... 11  3.2.2 Parameter für die Werbewirtschaft ........................................................................... 12  3.2.3 Werbefinanzierung in Österreich .............................................................................. 13  3.3       Sonstige Erlösquellen ............................................................................................ 14  3.3.1 Spenden ................................................................................................................... 14  3.3.2 Applikationen ............................................................................................................ 15  3.3.3 Verkauf von Daten .................................................................................................... 16  3.4   Das Markstruktur-Marktverhalten-Marktergebnis-Paradigma ............................ 16  

    4   Datenjournalismus ........................................................................................................ 19  4.1   Definition ................................................................................................................. 19  4.2   Entwicklungsgeschichte ........................................................................................ 20  4.3   Web 2.0 – Der Wegbereiter für partizipativen Journalismus .............................. 22  4.4   Die Ressourcenfrage – Zwischen Investition und Alltagsarbeit ........................ 23  

    5   Empirischer Teil ............................................................................................................. 25  5.1   Methodik der Erhebung .......................................................................................... 25  5.2   Gesprächspartner ................................................................................................... 27  5.3   Leitfaden .................................................................................................................. 28  5.4   Methodik der Auswertung ...................................................................................... 30  

    6   Ergebnisse ..................................................................................................................... 35  6.1   Datenjournalismus ................................................................................................. 35  6.2   Ressourcen für Datenjournalismus ...................................................................... 37  6.3   Refinanzierung über die NutzerInnen ................................................................... 39  6.4   Refinanzierung über die Werbewirtschaft ............................................................ 41  

  • Finanzierung von Datenjournalismus

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    6.5   Alternative Refinanzierungsquellen ...................................................................... 42  

    7   Conclusio ....................................................................................................................... 46  

    8   Quellenverzeichnis ........................................................................................................ 48  

    9   Anhang ........................................................................................................................... 57  9.1   Englischer Leitfaden .............................................................................................. 57  9.2   Codierbeispiel ......................................................................................................... 59  9.3   Codierbuch .............................................................................................................. 66  9.4   Transkription ......................................................................................................... 104  

  • Finanzierung von Datenjournalismus

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    Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: 4-C-Modell ...................................................................................................... 6

    Abbildung 2: Marktstruktur-Marktverhalten-Marktergebnis-Paradigma ............................. 17

    Abbildung 3: Ablaufmodell induktiver Kategorienbildung .................................................. 32

  • Finanzierung von Datenjournalismus

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    1 Einleitung Diese Arbeit widmet sich den Finanzierungsmöglichkeiten für Datenjournalismus. In der

    Einleitung werden zunächst Forschungsanstoß und Erkenntnisinteresse erläutert bevor

    die Herangehensweise und das Forschungsdesign erklärt werden.

    1.1 Problemzusammenhang

    In der Medienbranche dominiert Angst. Angst vor einer Zukunft, in der die Digitalisierung

    das traditionelle Geschäftsmodell des Journalismus für nichtig erklärt. Ein großes Publi-

    kum zu erreichen ist mittlerweile nicht mehr Zeitungen und Rundfunkhäusern vorbehalten.

    Mit geringem Aufwand können Privatpersonen das technisch gesehen ebenfalls (vgl.

    Neuberger et al, 2009, S. 9).

    Die Entkopplung der Inhalte vom Medium stellt die Branche unter Druck. Um direkte Erlö-

    se zu generieren, ist von Medienhäusern das Erstellen einzigartiger Inhalte gefordert.

    Leicht ersetzbare Inhalte und schlechte Qualität können nicht monetarisiert werden. Es

    gilt also nach Exklusivität zu streben und dabei das Kopieren so schwer wie möglich zu

    gestalten (vgl. Dogruel und Katzenbach, 2010, S. 120).

    Die Medienindustrie richtet deshalb viel Hoffnung und Interesse in die Entwicklung einer

    neuen Strömung: Datenjournalismus. Es gibt erste Experimente von Medienhäusern, wie

    ein Geschäftsmodell basierend auf Datenjournalismus aussehen könnte. Sie nehmen

    teilweise keine Anleihen bei bisherigen Finanzierungsversuchen, sondern richten ihren

    Fokus auf Geschäftsfelder, die bereits Erfahrung mit dem Erzielen von Einkünften aus

    Datensammlung, -analyse und –visualisierung haben. Mit Business Intelligence hat sich

    ein eigener IT-Spezialbereich gebildet, der ein Bild von wirtschaftlichen Effekten zeichnet

    und Analysen bereitstellt. Unternehmen wie ZARA, McDonalds und H&M sammeln große

    Datenmengen, um ihre Profite zu maximieren. Die Tools, die diese Industrie verwendet,

    werden kontinuierlich für die breite Masse zugänglich und verständlich. Die Techniken

    können heute im journalistischen Alltag eingesetzt werden. Das Geschäft für Medienhäu-

    ser liegt darin, den Daten ein Gesicht zu geben und die Information verständlich aufzube-

    reiten. Erfolgreiche Beispiele dafür sind der Finanzdienstleister Bloomberg und das Ma-

    gazin Economist, das seine Expertise basierend auf Datenanalyse als Beratungsleistung

    vertreibt. Während der Wettbewerb um Aufmerksamkeit online durch die Vielzahl der An-

    gebote und neue Player noch stärker zu tragen kommt als in der traditionellen Medien-

  • Finanzierung von Datenjournalismus

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    branche, generieren datenjournalistische Angebote Glaubwürdigkeit und Vertrauen für

    eine Medienmarke (vgl. Lorenz, 2012, S. 58-60).

    1.2 Erkenntnisinteresse

    Die Arbeit baut auf ökonomischen Theorien der Medienwissenschaft auf und basiert auf

    auf dem Marktstruktur-Marktverhalten-Marktergebnis-Paradigma von Edward S. Mason.

    Es versucht Faktoren zu erkennen, die Auswirkungen auf das Marktergebnis haben und

    zielt darauf ab, Zusammenhänge zwischen einzelnen Faktoren und Marktdimensionen

    zu finden. Datenjournalistische Inhalte sind bei der Integration in das Modell als Pro-

    duktdifferenzierung zu verstehen, die Auswirkungen auf Marktverhalten und Markter-

    gebnis hat. Das Modell wurde für die Analyse von Industriezweigen entwickelt. Es wur-

    de in der Zwischenzeit von mehreren Kommunikations- und Wirtschaftswissenschafter-

    Innen auf das Forschungsfeld der Medienökonomie umgelegt (vgl. Just & Latzer, 2010,

    S. 87-89).

    Nach Mahadevan (vgl. 2000, S. 59) besteht ein Geschäftsmodell aus drei Aspekten: Pro-

    duktsicht, Erlössicht und Wertschöpfungssicht. Diese Arbeit legt den Fokus auf Produkt-

    sicht, indem der Mehrwert von Datenjournalismus erklärt wird, und die Erlössicht, also die

    Erlösquellen für Datenjournalismus. Die Wertschöpfungssicht wird nur kurz behandelt,

    weil der Workflow und die Prozesse innerhalb von Datenjournalismus-Teams bis dato

    wenig erforscht sind.

    Diese Arbeit ordnet datenjournalistische Inhalte als Informationsgüter ein. Damit ist nach

    Linde & Stock (2011, S. 22) alles zusammengefasst, „was in digitaler Form vorliegt oder

    vorliegen könnte und von Wirtschaftssubjekten als nützlich vermutet wird.

    Die vorliegende Untersuchung klärt, welche Möglichkeiten der Finanzierung es für da-

    tenjournalistische Inhalte für Medienhäuser gibt. Dabei liegt das Augenmerk auf den

    Besonderheiten dieser Angebote, die sie von den anderen Inhalten eines Medienhau-

    ses abheben. Es soll beschrieben werden, welche wirtschaftlichen Parameter für die

    Refinanzierung von Datenjournalismus interessant sind. Mithilfe von Sekundärliteratur

    wird skizziert, wie sich Online-Journalismus schon heute via Werbung, Querfinanzie-

    rung oder dem Inhalt selbst refinanzieren kann. Im empirischen Teil wird erörtert, wel-

    che Potenziale Experten bei Geschäfts- und Erlösmodellen noch sehen und wie sich

    Datenjournalismus finanzieren lässt. Die Forschungsfragen lauten deshalb wie folgt:

  • Finanzierung von Datenjournalismus

    3

    Forschungsfragen

    • Welche Refinanzierungsmöglichkeiten nutzen Medienhäuser für

    Datenjournalismus?

    • Welche Potenziale zur Refinanzierung von Datenjournalismus gibt es für Medien-

    häuser?

    1.3 Aufbau der Arbeit

    Nachdem Problemzusammenhang und Erkenntnisinteresse in der Einleitung erläutert

    wurden folgt eine Einführung in die digitale Medienökonomie. Hier werden Grundlagen

    und Besonderheiten der Medienökonomie im Internet erklärt. Danach folgt ein vertiefen-

    der Teil für Erlösmodelle im Online-Journalismus. Dieser wird in drei Kategorien unterteilt:

    Finanzierung durch die NutzerInnen, Finanzierung durch die Werbewirtschaft und sonsti-

    ge Erlösquellen. Nachdem in der Einleitung die Krise der Geschäftsmodelle für Journalis-

    mus thematisiert wurde und die aktuellen Finanzierungsmöglichkeiten geschildert wurden

    folgt eine Umkehr: Zunächst wird das Marktstruktur-Marktverhalten-Marktergebnis-

    Paradigma erklärt, wonach Produktdifferenzierungen Auswirkungen auf das Marktergeb-

    nis haben können.

    Danach wird das Genre Datenjournalismus erläutert, das eine Differenzierung darstellt

    und potentiell als gebührenwürdiger Inhalt charakterisiert wird. Merkmale, Entwicklungs-

    geschichte und Ressourcenintensität von Datenjournalismus werden vor dem empirischen

    Teil erklärt. Dieser soll klären, ob es für datenjournalistische Inhalte aktuell Finanzie-

    rungsmöglichkeiten gibt und welche Potenziale noch nicht ausgeschöpft sind. Zudem wird

    die Ressourcenintensität als Kostenfaktor geschildert. Die empirische Erhebung gliedert

    sich in die Datenerhebung mit leitfadengestützten Experteninterviews und eine qualitative

    Inhaltsanalyse. Nach der Erklärung der empirischen Methode folgt die Auswertung der

    Interviews mit den Experten. Zum Abschluss werden in der Conclusio die Forschungsfra-

    gen beantwortet.

  • Finanzierung von Datenjournalismus

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    2 Digitale Medienökonomie Während die Refinanzierung von Datenjournalismus näher erörtern wird bewegt sich die-

    se Arbeit im Feld der Medienökonomie. Die Folgen der Ökonomisierung der Medien mit

    gesellschaftspolitischen Konsequenzen werden nicht behandelt, weil das keinen Beitrag

    zur Beantwortung der Forschungsfragen leisten würde. Stattdessen liegt der Fokus auf

    den ökonomischen Bedingungen des Mediensystems. Deshalb wird Medienökonomie in

    dieser Arbeit nach Heinrich (1994, S. 19) definiert: „Medienökonomie untersucht, wie die

    Güter Information, Unterhaltung und Verbreitung von Werbebotschaften in aktuell berich-

    tenden Massenmedien produziert, verteilt und konsumiert werden. Sie untersucht also die

    ökonomischen Bedingungen des Journalismus.“

    Medienökonomie im Allgemeinen und das Wirtschaften im Internet im Speziellen haben

    einige Besonderheiten im Vergleich zur traditionellen Industrie. Die Unterschiede und

    Merkmale werden in diesem Kapitel herausgearbeitet und zusammengefasst.

    Medienprodukte sind in vielen Fällen duale Güter sowie Verbundprodukte. Sie agieren auf

    zwei verschiedenen Absatzmärkten – dem der RezipientInnen und dem der Werbetrei-

    benden. Einerseits wird Information, Unterhaltung und Bildung nachgefragt, andererseits

    Aufmerksamkeit. Dadurch können Zielkonflikte entstehen (vgl. Beyer & Carl, 2012, S. 11).

    Medienprodukte sind Dienstleistungen und Sachgüter. Medienunternehmen bieten das

    Sammeln, die Selektion, die inhaltliche und physische Aufbereitung, Bündelung und die

    Verbreitung von Informationen an. Diese Dienstleistungen sind immateriell. Zu einem

    physischen Sachgut entwickeln sich die Informationen erst durch die Distribution mit Me-

    dien wie CD, Zeitung oder Bücher (vgl. Beck, 2011, S. 11). Information ist stark als öffent-

    liches Gut geprägt. Demnach können andere NutzerInnen im Gegensatz zu privaten Gü-

    tern nicht ausgeschlossen werden. Information verliert durch die Nutzung durch mehrere

    RezipentInnen nicht an Wert (vgl. Meisner, 2006, S. 27). Allerdings hängt der Wert einer

    Information stark vom Faktor Zeit ab. Information kann an Wert gewinnen, wenn sie mit

    anderen verknüpft oder ergänzt wird oder an Wert verlieren, wenn wie im Journalismus

    der Neuigkeitswert kontinuierlich abnimmt (vgl. Stähler, 2002, S. 184). Erschwerend bei

    der Beurteilung des Wertes eines Informationsgutes kommt hinzu, dass NutzerInnen erst

    nach dem Konsum wissen, ob dieses für sie nützlich ist. Zu diesem Zeitpunkt sind sie

    aber nicht mehr bereit, dafür zu bezahlen. Information ist also ein Vertrauensgut (vgl. Ar-

    row, 1962, S. 233). NutzerInnen gehen ebenfalls davon aus, dass sie die Informationen

    verstehen und verarbeiten können (vgl. Linde, 2012, S. 45). Es ist für den Konsum eines

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    Informationsgutes unerheblich, ob dieses gleichzeitig jemand anders nutzt, weil es keine

    Auswirkungen auf den Konsum hat (vgl. Cohen et al., 2000, S. 57). Vielmehr werden Me-

    dienprodukte oft nicht genügend nachgefragt. Sie sind deshalb als meritorische Güter zu

    charakterisieren. Diese Güter werden nicht in einem so hohen Maß nachgefragt, das eine

    Gesellschaft verdienen würde (vgl. Musgrave et al., 1975, S. 76-78).

    Weiters ist zu berücksichtigen, dass die Kosten für die Herstellung von Inhalten den größ-

    ten Aufwand für Medienhäuser darstellen. Fixkosten nehmen also im Vergleich zu variab-

    len Kosten den größeren Teil in der Kostenstruktur ein. Reproduktion oder die Distribution

    von Nachrichten über das Internet sind variable Kosten und verhältnismäßig niedrig. Im

    Vergleich zu physikalischen Gütern gibt es keine Kapazitätsgrenzen (vgl. Stähler, 2000,

    S. 197). Während Informationen beliebig oft reproduziert werden fällt der Stückkosten-

    preis. Dieser First-Copy-Costs-Effekt bringt Vorteile für etablierte Medien, die bereits über

    eine größere Bekanntheit und Reichweite verfügen. Start-ups können nicht auf diesen

    Kundenstamm zurückgreifen. Auch wenn beispielsweise mithilfe der UserInnen Inhalte

    generiert werden sollen, haben reichweitenstarke Websites bessere Chancen auf Erfolg.

    Je mehr UserInnen auf einer Plattform einen Beitrag leisten, desto größer wird der Nutzen

    insgesamt. Bis diese Netzwerkeffekte auftreten braucht es allerdings eine kritische Mas-

    se, die schwer zu erreichen ist (vgl. Wirtz, 2009, S. 623-624).

    Ein weiterer Punkt sind niedrigere Transaktionskosten im Internet im Vergleich zu traditio-

    nellen Mediengütern. Damit sind Kosten gemeint, die durch Anpassung, Kontrolle, Ver-

    einbarung und Anbahnung zwischen zwei Vertragspartnern entstehen. Beispielsweise

    sind die Kosten für den Vertrieb über das Internet niedriger. Vertragsabschluss und

    -abwicklung können gänzlich im Internet erfolgen (vgl. Beyer & Carl, 2012, S. 90-91). Die

    Tatsache, dass Medienprodukte als Einzelstücke gefertigt werden, erhöht das Risiko für

    Medienhäuser, die Ausgaben nicht refinanzieren zu können. Es gibt vor der Veröffentli-

    chung der Artikel keine Marktforschung, ob er gut ankommen wird oder nicht. Stattdessen

    werden Strukturen, Strategien und Formate geschaffen, die beim Publikum auf Akzeptanz

    stoßen. Das Erscheinungsbild ist für die RezipientInnen immer gleich, der Inhalt wird al-

    lerdings immer neu hergestellt (vgl. Beyer & Carl, 2012, S. 18-19).

    Nach der Zusammenfassung der Besonderheiten der Medienökonomie folgt nun die Ein-

    ordnung von Journalismus in die vier Säulen für Geschäftsmodelle für das Internet.

    Im Internet sind nach Wirtz & Kleineicken (2000, S. 629) vier Teilbereiche für Geschäfts-

    modelle zu unterscheiden. Diese werden in nachstehender Abbildung gezeigt:

  • Finanzierung von Datenjournalismus

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    Abb. 1: 4-C-Modell (aus: Wirtz & Kleineicken, 2000, S. 629)

    Content, Commerce, Context und Connection. Diese Arbeit bezieht sich innerhalb der

    Internetökonomie auf Content als Produkt bzw. Dienstleistung. Damit ist der Markt für

    Musik, Filme, Reportagen sowie Informations- und Bildungsgüter gemeint. Der Content-

    Markt ist nicht von den anderen Internetmärkten (Software, Übertragungstechniken im

    Kommunikationsmarkt, Beratungs- und Serviceleistungen) eindeutig abzugrenzen. Die

    verwendeten Technologien laufen unter dem Begriff TIME-Konvergenz zusammen. Das

    bedeutet eine Marktöffnung des Content-Marktes für Unternehmen, die sich bisher bei-

    spielsweise mit der Herstellung von Fernsehern und Computern beschäftigt haben (vgl.

    Meisner, 2006, S. 15-16). Das Modell Content wird wiederum in vier Subkategorien ge-

    teilt: Education, Information, Infotainment und Entertainment. Nachrichtenangebote sind

    vor allem im Bereich E-Information angesiedelt. Diese Kategorie wird weiter in E-Politics,

    E-Society und E-Economics aufgesplittet (vgl. Wirtz, 2009, S. 642-644).

    Medienhäuser sind also innerhalb der vier Teilbereiche Content zuzuordnen. Für diesen

    Zweig werden im Folgenden Erlösmodelle und Refinanzierungsquellen näher erläutert.

  • Finanzierung von Datenjournalismus

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    3 Erlösmodelle für Online-Journalismus Im Gegensatz zu der traditionellen, physischen Ökonomie dürfen Medienhäuser im Web

    nicht davon ausgehen, dass ihre KundInnen für Güter bezahlen (siehe 3.1). Für Basis-

    dienste wie Wetterberichte oder Agenturmeldungen gibt es keine Zahlungsbereitschaft.

    Erkennen UserInnen einen Mehrwert, sind sie durchaus bereit dafür zu bezahlen (vgl.

    Meisner, 2006, S. 27). Interaktive, exklusive zeitkritische und personalisierte Inhalte ver-

    sprechen einen hohen Wert für NutzerInnen. Das ist Voraussetzung für die Vermarktung

    eines Medienproduktes (vgl. Geidner, 2013, S. 47).

    Für die negative Entwicklung auf der anderen Seite sind mehrere Spannungsfelder ver-

    antwortlich. Einerseits sind LeserInnen es gewohnt für Inhalte online nichts zu bezahlen

    (vgl Geidner, 2013, S. 3). Andererseits werden Online-Nachrichten oft als qualitativ min-

    derwertig wahrgenommen und daneben noch Offline-Medien zur Information genutzt (vgl.

    Chyi, 2004, S. 45-46). Die Beurteilung von Qualität ist bei Medienprodukten im Allgemei-

    nen problematisch. Auch qualitativ minderwertige Güter können sich am Markt durchset-

    zen, weil sie von vielen RezipientInnen nicht als solche erkannt werden und relativ preis-

    wert angeboten werden können. Deshalb bleibt die Qualität hinter den Möglichkeiten ei-

    nes optimal funktionierenden Marktes zurück (vgl. Sjurts, 2005, S. 14). Diese Annahme

    basiert auf der Markttheorie von Akerlof (1970). In diesem Zusammenhang erklärte Ruß-

    Mohl (2005, S. 380), dass sich Investition in journalistische Qualität nur in einem kleinen,

    elitären Marktsegment lohnen würden. Dennoch haben sich Erlösmodelle entwickelt, die

    im Folgenden näher erläutert werden.

    Im Medienbereich kann zwischen direkten und indirekten Erlösformen unterschieden wer-

    den. Direkte Erlösformen werden nutzungsabhängig durch Einzeltransaktionen nach Leis-

    tungsmenge oder –dauer bzw. nutzungsunabhängig eingesetzt. Bei letzterem kann zwi-

    schen einmaligen, wie z.B. Anschlussgebühren, und wiederkehrenden Zahlungen, wie

    einem Abonnement, unterschieden werden. Indirekte Erlösformen ergeben sich durch den

    Staat oder Unternehmen. Werbung ist dabei die dominierende Einnahmenquelle. Beim

    Datamining werden durch das Medienhaus Kundendaten gewonnen, die aufbereitet an

    andere Unternehmen verkauft werden (vgl. Meisner, 2006, S. 71).

    Aus forschungsökonomischen Gründen wird die Finanzierung von Medienhäusern durch

    gesetzliche Abgaben nicht näher behandelt. Die Arbeit soll herausarbeiten, wie daten-

    journalistische Inhalte am freien Markt ohne staatliche Regelung refinanziert werden kön-

    nen. Es wird besonderes Augenmerk auf die zwei stärksten Einnahmequellen – Werbung

  • Finanzierung von Datenjournalismus

    8

    und Inhalte – gelegt. Darin werden neuere Ansätze traditioneller Modelle skizziert. Neben

    dieser Erläuterung werden Erlösquellen angeführt, die im Umfeld datenjournalistischer

    Inhalte und Anwendungen vermehrt vorzufinden sind.

    3.1 Inhalte

    Für viele Medienhäuser ist die Finanzierung von Journalismus durch UserInnen das zu

    erstrebende Ziel. Damit würden Verlagshäuser wieder in das traditionelle Print-

    Geschäftsmodell zurückfinden. Durch die niedrige Zahlungsbereitschaft ist es aber

    schwierig, dieses Ziel zu erreichen (vgl. Kaye & Quinn, 2010, S. 35). Wenn Erlöse direkt

    aus dem Verkauf von Inhalten generiert werden, ist von Paid Content die Rede (vgl.

    Kropsch, 2010, S. 5). Mitchell (2011) erklärte, dass an bezahlpflichtigen Inhalten kein Weg

    vorbeiführe. Medienhäuser sollten eine Beziehung mit ihren LeserInnen aufbauen, in der

    Inhalte kostenpflichtig sind. In welchen Formen und Modellen das erfolgen kann, wird auf

    den nächsten Seiten geschildert.

    3.1.1 Paywalls

    Bei Paywalls kann die Website des Medienhauses in zwei Kategorien eingeteilt werden:

    einen geschlossenen und einen offenen Bereich. Der geschlossene Bereich ist nur mit

    einem Premium-Zugang erreichbar. Dieser wird gegen die Bezahlung einer Gebühr frei-

    geschaltet. Die Artikel sind für UserInnen ohne Premium-Zugang nicht verfügbar. Im offe-

    nen Bereich hingegen wird das Angebot unterteilt in frei zugängliche und Premium-Inhalte

    (vgl Streit, 2004, S. 26). Die Variante eines geschlossenen Bereichs wird auch als Hard

    Paywall bezeichnet. Zu den bekanntesten Medienmarken mit Hard Paywall zählen „The

    Times“ und der „Boston Globe.“ Es wird kolportiert, dass durch die Einführung dieser Bar-

    riere 90 Prozent der UserInnen das Nachrichtenangebot nicht mehr aufsuchen (vgl. Ali-

    aksandrau, 2013, S. 35).

    Die Option eines offenen Bereichs hat sich bei vielen Nachrichtenangeboten in Richtung

    einer Metered Paywall entwickelt. In diesem Fall steht UserInnenn eine bestimmte Anzahl

    von Artikeln frei zur Verfügung. Parallel dazu wird ihnen ein Upgrade auf einen Premium-

    Account angeboten, um uneingeschränkten Zugriff zu den Inhalten zu bekommen. Die

    „New York Times“ setzen ebenso auf dieses Modell wie der „Economist.“ Ein Vorteil die-

    ser Variante ist, dass nicht das gesamte Publikum nach der Einführung wegbricht. Die

    meisten NutzerInnen besuchen eine Website nur wenige Male pro Monat. Diese Klientel

    kann erhalten bleiben, sodass die Werbewirtschaft weiterhin eine möglichst große Zahl an

  • Finanzierung von Datenjournalismus

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    UserInnen erreichen kann (vgl Aliaksandrau, 2013, S. 36). Mittlerweile hat die „New York

    Times“ 760.000 zahlende Online-AbonnentInnen (vgl. Meedia, 2014). Dieses Freemium-

    Modell teilt die Nutzerschaft in zwei Gruppen ein. Die große Masse, die den Dienst gele-

    gentlich nutzt, und VielnutzerInnen, die den Dienst überdurchschnittlich oft nutzen. Erstere

    bezieht den Service gratis, letztere bekommen gegen einen Abschluss eines Abonne-

    ments uneingeschränkten Zugang zu allen Funktionen des Services. In diesen Fällen

    muss der Anteil der Premium-NutzerInnen so hoch sein, dass das Unternehmen profitabel

    arbeiten kann. Für Premium-NutzerInnen ist der Service als transaktionsunabhängig zu

    kategorisieren. Diese UserInnen haben also vollen Zugang ohne weitere Einschränkun-

    gen. UserInnen ohne Premium-Account generieren keine direkten Erlöse, sondern kön-

    nen durch indirekte Kanäle (Werbung, Affiliate-Programme, etc.) monetarisiert werden

    (vgl. de la Iglesia & Gayo, 2009, S. 90-95). Das Abo-Modell hat für Medienhäuser den

    Vorteil der Planungssicherheit und ist im Vergleich zu anderen Preismodellen verwal-

    tungsarm. Außerdem ist die Chance einer längeren Kundenbindung hoch. Die NutzerIn-

    nen selbst haben ebenso hohe Planungssicherheit bei Kosten und keine zusätzlichen

    Aufwendungen zu erwarten.

    Einen anderen Weg schlagen jene Medienhäuser ein, die sich unter das Paywall-Modell

    von Piano Media begeben. Es funktioniert ähnlich einem Pay-TV-Verbund: UserInnen

    abonnieren damit ein Paket an News-Portalen, deren Inhalte hinter der Piano Paywall

    stehen. Die Erlöse werden je nach Zeit, die die UserInnen auf der Website verbringen,

    verteilt (vgl. Aliaksandrau, 2013, S. 36).

    3.1.2 Micropayment

    Beim Micropayment finanzieren UserInnen ein Nachrichtenangebot mit dem Bezahlen

    kleiner Geldbeträge. Dieses System scheitert an drei Faktoren: Es gibt keinen Mangel an

    Online-Nachrichten, die kognitiven Anstrengungen vor jeder Bezahlentscheidung sind

    groß und eine adäquate Zahlungsmethode fehlt. Es gibt also meistens einen Anbieter, der

    die Inhalte auch gratis zur Verfügung stellt. Das betrifft vor allem die Inhalte von Nachrich-

    tenagenturen (vgl. Geidner, 2013, S. 4-5). Zweitens müssen UserInnen bevor sie sich für

    einen Artikel entscheiden Kosten und Nutzen abwägen (vgl. Szabo, o.J.). Deshalb werden

    Abo-Modelle zum Fixpreis oft nutzungsabhängigen Micropayments vorgezogen (vgl. Co-

    hen, 2000). Drittes Problemfeld ist das Fehlen einer geeigneten Bezahlmethode. Sicher-

    heit, Vertraulichkeit, Benutzerfreundlichkeit, breite Akzeptanz und kostengünstige Abwick-

    lung sind die wichtigsten Anforderungen an ein Online-Zahlungssystem (vgl. Meisner,

    2006, S. 65). Zudem ist es schwierig zu kontrollieren, dass Inhalte, die einmal gekauft

  • Finanzierung von Datenjournalismus

    10

    wurden, nicht innerhalb sozialer Kreise weitergereicht werden und ein Preiskampf mit an-

    deren Anbietern, die den gleichen Inhalt zu besseren Konditionen anbieten, nicht auszu-

    schließen. Dieses Pay-Per-Use-Modell, in dem in Einheiten oder nach Zeit abgerechnet

    wird, bietet für Medienhäuser und KundInnen keine Planungssicherheit. Erlöse und Kos-

    ten fallen nur dann an, wenn die UserInnen tatsächlich etwas konsumieren. Bei UserIn-

    nenn kann so der Eindruck entstehen, dass sie für höheren Konsum bestraft werden und

    deshalb die Plattform gemieden wird. Das Medienhaus kann tendenziell in Form einer

    höheren Zahl von NutzerInnen profitieren, weil die Einstiegshürden durch geringe Bin-

    dung und einen niedrigen Preis reduziert werden (vgl. Kropsch, 2010, S. 6-7).

    Eine Möglichkeit ist, dass innerhalb von Micropayment-Systemen jene Inhalte gratis an-

    geboten werden, die von RedakteurInnen dafür freigeschaltet werden. Kostenpflichtig ist

    jener Teil, den die LeserInnen gerne konsumieren würden. Diese Pay-per-View-Inhalte

    sind oft Kommentare, Finanz-Berichterstattung, Sportanalysen oder tiefgehende Hinter-

    grundberichterstattung. Micropayment kommt auch dann zu tragen, wenn es um die Auf-

    bereitung für unterschiedliche Endgeräte geht. Ausgefeilte Grafiken sowie Audio- und

    Videoinhalte sollen ebenfalls per Micropayments refinanziert werden können (vgl. Scott,

    2005, S. 106).

    Aktuellere Experimente ziehen nach Micropayment-Versuchen eher eine ernüchterte Bi-

    lanz. Der Online-Auftritt taz.de hat beispielsweise im März 2014 über einen eingebauten

    Flattr-Button, der das Bezahlen pro Artikel ermöglicht, 778,15 Euro eingenommen. Die

    Tendenz der Einnahmen ist sinkend. Inhalte, die die höchsten Erlöse generierten, waren

    nicht ressourcenintensive Recherchen, sondern jene Artikel, die Feindbilder der traditio-

    nellen taz-Leserschaft mit Häme überzogen (vgl. Heiser, 2014).

    Entgegen dieser Strömung bekommen zwei andere Micropayment-Start-ups viel Auf-

    merksamkeit der Medienbranche: LaterPay und Blendle. LaterPay sammelt Artikel-

    Einkäufe bis der Warenkorb fünf Euro erreicht hat und schickt UserInnen dann eine

    Rechnung per Mail. Das Pay-per-Use-Modell soll mit zwei Klicks für NutzerInnen zu be-

    dienen sein. 85 bis 90 Prozent des Betrages sollen an die Medienhäuser ausgeschüttet

    werden. Bei Blendle ist der soziale Charakter tragender. Artikel werden über ein PrePaid-

    Konto mit Beträgen zwischen 10 und 80 Cent bezahlt. UserInnen sollen vorrangig auf

    jene Artikel geleitet werden, die im sozialen Netzwerk geteilt werden und die via integrier-

    ter Suchmaschine erreicht werden. Blendle behält für seinen Dienst 30 Prozent der Erlöse

    als Provision ein (vgl. Feldmer, 2014).

  • Finanzierung von Datenjournalismus

    11

    Die Erlösquellen in diesem Kapitel können alle zu direkten Erlösquellen gezählt werden.

    Werbung hingegen zählt zu den indirekten Erlösformen. Grundlagen, wichtige Parameter

    und der österreichische Werbemarkt werden im nächsten Kapitel erläutert.

    3.2 Werbung

    In diesem Kapitel werden grundlegende Werbeformen, wichtige Parameter für die Wer-

    bewirtschaft und die Rolle von Werbefinanzierung für Online-Nachrichtenauftritte in Öster-

    reich geschildert.

    3.2.1 Grundlagen

    Bei der Erlösquelle Werbung bieten Medienhäuser der Werbewirtschaft gegen Entgelt

    Fläche für Werbung an (vgl. Streit, 2004, S. 4). Sie wird in folgende Formen eingeteilt:

    Banner, Interstitials, Werbe-E-Mails, Permission Marketing, Affiliate-Programme und Vi-

    deo-Werbung. Banner sind die bedeutendste Werbeform. Sie können nach Größe und

    Form der Darbietung unterschieden werden. Interstitials haben keinen begleitenden Cha-

    rakter wie Banner, sondern unterbrechen die Rezeption aktiv. Sie werden nach zwei For-

    men unterschieden: Pop-Ups öffnen sich beim Aufruf der Seite automatisch, Pop-Unders

    öffnen sich nach dem Schließen der aufgerufenen Website. UserInnen müssen diese In-

    terstitials per Mausklick entfernen. Werbe-E-Mails häufen sich vor allem in den Newslet-

    tern von Redaktionen. Beim Permission Marketing fordern NutzerInnen selbst den Erhalt

    von Werbematerial an. Sie erhalten dafür im Gegenzug Punkte oder Vergütungen. Beim

    Affiliate Marketing gibt es Kooperationen zwischen Medienhäusern und Partnerunterneh-

    men. Für Weiterleitungen erhalten die Medienhäuser eine Provision. Diese wird in folgen-

    de Arten gegliedert: Pay-per-Lead, Pay-per-Click oder Pay-per-Sale. Der Werbeform Vi-

    deoanzeigen wird hohes Wachstumspotenzial zugemessen (vgl. Beyer & Carl, 2012, S.

    171-172).

    Die zwei wichtigsten Kategorien bei Online-Werbung im Internet insgesamt sind Keyword-

    Werbung und kontextuelle Displaywerbung neben Inhalten. Letzteres ist für Medien rele-

    vanter, aber aus technischer Sicht herausfordernder. Die Zuordnung von Werbung zur

    Suchanfrage ist leichter, weil die Werbetreibenden zu buchende Keywords selbst auswäh-

    len (vgl. Ciaramita, 2011, S. 963).

    Eine neuere Erlösquelle im Rahmen der Werbefinanzierung ist „Native Advertising.“ Es

    handelt sich dabei um Online-Werbung, die im Layout redaktioneller Inhalte erscheint.

  • Finanzierung von Datenjournalismus

    12

    Native Ads unterscheiden sich von klassischer Werbung in der Aufbereitung: Inhalte sol-

    len qualitativ hochwertig und interaktiv angeboten werden. Es liegt großes Augenmerk

    darauf, dass der Konsum des Inhalts positiv erlebt wird. Dabei ist essentiell, dass die

    Aufmerksamkeit nicht durch tendenziell störende Elemente wie Banner oder Pop-Ups

    erreicht wird, sondern organisch, weil die Werbeinhalte in die gewohnte Architektur redak-

    tioneller Inhalte gebettet wird. Native Ads werden in vielen Fällen mit dem Kennzeichen

    „Sponsored“ versehen (vgl. Goodman et al., 2013, S. 27). Mehrere Medienhäuser arbei-

    ten aktuell an innovativeren Lösungen als Ersatz für Display-Werbung. Damit soll den

    sinkenden Werbeeinnahmen entgegen gewirkt werden. Die New York Times geht dabei in

    die Richtung visuell ansprechenderer Werbeflächen, die teilweise auf die verwendeten

    Technologien im redaktionellen Bereich eingesetzt werden. Bereits erarbeitete Technolo-

    gien werden so kosteneffizient wiederverwertet. Ein Trend über die größeren US-

    Medienhäuser hinweg ist das Einrichten von eigenen Abteilungen, die Kampagnen für

    WerbekundInnen direkt umsetzen und ein optimales Ausspielen der Werbeform über alle

    Plattformen hinweg garantieren sollen (vgl. Bilton, 2014).

    Die Hoffnung auf Größeneffekte ist die Ursache für die Dominanz der Werbefinanzierung

    im Internet. Durch das kostenlose Anbieten der Inhalte sollen möglichst viele NutzerInnen

    angelockt werden. Im zweiten Schritt sollen UserInnen in ein Bezahlmodell übergeführt

    werden, in dem sie Angebote mit einem speziellen Mehrwert annehmen. Es ist ungeklärt,

    ob dieses Modell langfristig bestehen kann (vgl. Beyer & Carl, 2012, S. 169-170). Eine

    Erhebung in Deutschland hat gezeigt, dass neun von zehn InternetnutzerInnen Werbe-

    einblendungen akzeptieren. Nur einer von zehn TeilnehmerInnen der Online-Befragung

    wäre bereit für Inhalte einen geringen Betrag zu bezahlen, wenn dafür im Gegenzug Wer-

    beeinblendungen ausbleiben würden (vgl. TNS Infratest, 2011).

    Vorteile im Vergleich von Online-Werbung zu Print- und Fernsehwerbung sind der hohe

    Grad an Interaktivität sowie geringe Streuverluste und Ortsungebundenheit. Nachteile

    können sich bei der Darstellung der Werbung in verschiedenen Browsern und den hohen

    Kosten für UserInnen – er muss zuerst auf das Angebot klicken – ergeben (vgl. Beyer &

    Carl, 2012, S. 178).

    3.2.2 Parameter für die Werbewirtschaft

    Unique Clients, Tausendkontaktpreis und Page Views sind wichtige Parameter für die

    Werbewirtschaft. Je höher beispielsweise die Zahl der Pageviews pro Besuch, desto bes-

    ser sind die Chancen, dass Werbetreibende mit potenziellen KundInnen in Kontakt kom-

  • Finanzierung von Datenjournalismus

    13

    men. Die Zahl der Page Views pro Besuch hängt vor allem an der Qualität der Inhalte der

    Website. Dementsprechend ist dieser Parameter theoretisch als hochwertiger einzuschät-

    zen als Unique Visitors. Diese Messung berücksichtigt nicht, wie intensiv sich UserInnen

    mit dem Angebot auseinandergesetzt haben. UserInnen, die zufällig auf die Seite stolpern

    und nach wenigen Sekunden abspringen, haben denselben Stellenwert wie NutzerInnen,

    die sich stundenlang intensiv mit den Inhalten beschäftigen. In Zeiten, in denen Abbruch-

    raten steigen und die durchschnittliche Verweildauer pro Sitzung sinkt, verliert der Para-

    meter Unique Clients an Bedeutung (vgl. Doctor, 2011). Außerdem werden unter dem

    Begriff Unique Visits nicht direkt Personen, sondern Geräte, die auf die Website zugreifen,

    erfasst. Es ist möglich, dass eine Person so mehrere Unique Visits verursacht. Die Mehr-

    heit der UserInnen besucht Nachrichtenseiten einmal oder zwei Mal pro Monat. Durch-

    schnittlich 77 Prozent der Besuche bei den 25 besucherstärksten US-

    Nachrichtenplattformen kamen von dieser Usergruppe. Die loyalsten NutzerInnen mit

    mehr als zehn Seitenaufrufen pro Monat machen durchschnittlich sieben Prozent des

    Traffics aus (vgl. Olmstead et al., 2011). Vor diesem Hintergrund gibt es vermehrt Befür-

    worter, die eine Aufwertung der Indikatoren Engagement und Loyalität fordern. Darunter

    sind die Verweildauer pro Besuch, die Anzahl der Seitenaufrufe pro Besuch und die Zahl

    wiederkehrender Besucher zusammengefasst (vgl. Breiner, 2013).

    3.2.3 Werbefinanzierung in Österreich

    Für traditionelle Medienhäuser sind stagnierende bis sinkende Werbeeinnahmen im Print-

    sektor in den letzten Jahren zum Problemfeld avanciert. Das Volumen des Werbemarktes

    ist beispielsweise um ein Drittel niedriger als noch im Jahr 2000. Dafür ist vor allem das

    Abwandern der Rubrikenmärkte ins Internet verantwortlich (vgl. Wirtz, 2009, S. 42-43).

    Eine Untersuchung der Erlösquellen von 19 Medienhäusern hat gezeigt, dass Dis-

    playwerbung und rubrizierte Anzeigen die wichtigsten Umsatzträger für die Online-Auftritte

    in Österreich darstellen. Die Angebote für Displaywerbung unterscheiden sich nach Tau-

    sendkontaktpreis (TKP), Targeting-Methode und Fixpreis. 13 von 19 Medien bieten zu-

    dem performance-basierte Werbeformen an. Damit sind Abrechnungsformate wie Cost-

    per-click, Cost-per-lead, Cost-per-sale oder Cost-per-order gemeint, die wiederum unter

    dem Begriff CPX zusammengefasst werden. 15 von 19 Medien bieten Anzeigen in

    Rubrikenmärkten an. Vier davon richten sich nicht an KonsumentInnen, sondern an ande-

    re Unternehmen. Das einzige Werbemittel, das von allen untersuchten Medien eingesetzt

    wird, ist die Kategorie Content Marketing & Sponsoring. Unter diesem Begriff sind Adver-

    torials und Promotions eingeordnet. Im Allgemeinen steigen die Einnahmen aus Online-

  • Finanzierung von Datenjournalismus

    14

    Werbung prozentual an. Im Vergleich zu Umsätzen aus Werbung im Printbereich sind

    Online-Erlöse jedoch als gering einzustufen (vgl. Weinmaier & Kraus, 2013). Die Werbe-

    ausgaben für die gedruckte Presse, das umfasst Printprodukte wie Wochenzeitungen,

    Fachzeitschriften, Magazine, Tageszeitungen und Beilagen, lagen 2012 bei 1,766 Milliar-

    den Euro. Im Bereich Online sind die Ausgaben mit 160 Millionen Euro zu beziffern. Am

    gesamten Werbekuchen in Österreich hat Online 2012 einen Anteil von 4,1 Prozent. Der

    Bereich Presse kann hingegen 47,1 Prozent für sich vereinnahmen (vgl. Gewista Urban

    Media, o.J.).

    3.3 Sonstige Erlösquellen

    Nach den zwei Haupteinnahmequellen werden in diesem Kapitel Erlösquellen themati-

    siert, die weniger weit verbreitet sind, aber im Umfeld datenjournalistischer Inhalte ver-

    mehrt vorkommen können.

    3.3.1 Spenden

    Einnahmen für Medienhäuser aus Spenden bekommen immer mehr Aufmerksamkeit.

    Philanthropen und nicht-kommerzielle Organisationen finanzieren dabei die Nachrichten-

    produktion mit Spenden. Ihr Interesse ist es, Qualitätsjournalismus zu erhalten. In den

    USA finanziert sich ProPublica, ein Kollektiv aus investigativen JournalistInnen, auf diese

    Weise. Das jährliche Budget der Organisation beträgt 10 Millionen Dollar. Die Organisati-

    on arbeitet nicht gewinnorientiert und gibt ihre Aritkel kostenlos an renommierte Medien

    wie die New York Times weiter. Motiv dahinter ist, dass jeder Artikel so viel Aufmerksam-

    keit wie möglich bekommen soll. Als kritisch zu bewerten ist der potentielle Einfluss auf

    die Berichterstattung, der GroßspenderInnen durch ihren Beitrag gewährt werden könnte

    (vgl. Kaye & Quinn, 2010, S. 53-58). Crowdfunding baut ebenso auf dem Prinzip von frei-

    willigen Spenden auf, allerdings werden dabei von einer großen Zahl an Menschen

    Kleinstbeträge abgegeben statt einzelner Großspenden. Die SpenderInnen wissen dabei

    im Vorhinein, welche Art von Inhalt produziert werden soll. Auf der Plattform spot.us bei-

    spielweise präsentieren JournalistInnen ihre Ideen, SpenderInnen können sie dabei un-

    terstützen. Erreicht ein Projekt das ausgeschriebene Spendenziel nicht, erhalten die

    SpenderInnen ihren Beitrag zurück und können ihn neu investieren. Es gibt ein Spenden-

    limit, sodass LobbyistInnen oder politische Parteien keinen Einfluss ausüben können. Alle

    Texte werden unter eine freie Lizenz gestellt. Falls Medienunternehmen die Artikel ver-

    wenden wollen, müssen sie einen festgelegten Prozentsatz des Spendenziels an den

    ProjektträgerInnen überweisen. Auch in diesem Fall erhalten die SpenderInnen das Geld

  • Finanzierung von Datenjournalismus

    15

    zurück. In den Vereinigten Staaten sind diese Spenden von der Steuer absetzbar (vgl.

    Kayes & Quinn, 2010, S. 65-70).

    3.3.2 Applikationen

    Als neues Feld für Geschäftsmodelle sind Apps für Smartphones, Tablets und PCs aufge-

    treten. Anwendungen vieler verschiedener EntwicklerInnen werden über einen zentralen

    Marktplatz vertrieben. Erlöse werden durch einmalige Entgelte oder Werbefinanzierung

    generiert. Viele Apps werden auch kostenlos angeboten (vgl. Beyer & Carl, 2012, S. 100).

    Im Umfeld datenjournalistischer News Apps ist die US-Organisation ProPublica sehr aktiv.

    Die Aufrufe dieser Anwendungen sind nach eigenen Angaben herausragend. Mit diesen

    Angeboten versucht das JournalistInnen-Kollektiv komplexe Geschichten verständlich und

    personalisiert aufzubereiten (vgl. Klein, 2012, S. 63).

    Der Kundennutzen von Apps wird als sehr hoch eingestuft, weil zielgruppenorientierte

    Angebote möglich sind. Nischen werden erschlossen und service-orientierte Anwendun-

    gen angeboten. Apps versprechen einen Mehrwert für NutzerInnen, der zusätzlich Ein-

    künfte lukrieren kann (vgl. Becker & Schmitz, 2013, S. 105). Kritisch ist, dass die Verlage

    Kontrolle an große Player wie Google und Apple verlieren. Diese übernehmen eine Mitt-

    lerfunktion zu den NutzerInnen. Sie sind einerseits am Verkauf der App beteiligt und ha-

    ben andererseits eine wichtige Funktion, um die App am Marktplatz zu vertreiben. Außer-

    dem ist die Kundenbindung zum Verlagshaus damit nicht mehr direkt gegeben (vgl.

    Kruschwitz, 2011, S. 212). Die Zugangsbarrieren für andere MarktteilnehmerInnen sind

    auf den Marktplätzen für Apps niedrig. Hier liegt Chance und Gefahr für Verlage zugleich.

    Einerseits sind sie dadurch größerem Konkurrenzdruck ausgesetzt, andererseits sind für

    das Erstellen multimedialer Inhalte und Animationen spezifische Kompetenzen gefragt.

    Die Informationen müssen nutzerzentriert aufbereitet und journalistisch hochwertig sein.

    Ein differenziertes Preissystem ist ebenso wichtig wie eine gute Benutzeroberfläche. Das

    Kerngeschäft der Verlagshäuser, die Aufbereitung von Information, bleibt dabei gleich. Es

    verändert sich nur der Vermarktungskanal und die Versionierung (vgl. Becker & Schmitz,

    2013, S. 107).

    Die Hoffnung bei Apps liegt darauf, dass sie ein Zusatzgeschäft zu bestehenden Erlös-

    quellen darstellen. Sie werden nicht als radikale Innovation gesehen, die das Entwickeln

    völlig neuer Geschäftsmodelle erfordert. Das Erschließen neuer Zielgruppen und Nischen

    sowie eine Steigerung des Bekanntheitsgrades sind die Hauptmotive der Verlagshäuser

    in die App-Economy einzusteigen (vgl. Becker & Schmitz, 2013, S. 109-111). Es ist dabei

  • Finanzierung von Datenjournalismus

    16

    anzumerken, dass die Forschung auf einer qualitativen Befragung mit acht Experten auf-

    baut. Die Erhebung war nicht nur auf Medienhäuser ausgerichtet, sondern auch auf

    Dienstleistungs-Unternehmen. Dadurch ist eine umfassende, zielsichere Analyse für den

    Mediensektor nicht gegeben.

    3.3.3 Verkauf von Daten

    Die Plattform ProPublica setzt als Erlösquelle mitunter auf den Verkauf von aufbereiteten

    Daten. Diese werden kategorisiert in Premium und frei verfügbare Datensätze. Das Ange-

    bot ist auf andere Medienhäuser und WissenschafterInnen ausgerichtet. Jene Daten, die

    kostenlos herunterzuladen sind, stammen aus Anfragen nach dem Informationsfreiheits-

    gesetz. Gebühren werden nur für Datensätze eingefordert, die ressourcenintensiv selbst

    erstellt wurden. Der brititsche Guardian bietet ebenfalls einen „Datenstore“ an. Dort sind

    alle Daten kostenfrei verfügbar (vgl. Bartlett, 2014).

    Als erfolgreiches Beispiel für die Vermarktung von Datenbanken in Nischenmärkten kann

    beck-online gezählt werden. Die Plattform bietet Gesetzestexte auf Abfrage für JuristIn-

    nen an. Das Produkt war zuvor nur im Printbereich vertreten und hat die Nische als Markt-

    führer besetzt. Das Preismodell wurde in fünf Säulen geteilt: Monatspreise, 6-Monats-

    Abo, Vorzugspreise für PrintbezieherInnen, 4-Wochen-Test und Campuslizenzen (vgl.

    Mosch, 2005, S. 172-186).

    3.4 Das Markstruktur-Marktverhalten-Marktergebnis-Paradigma

    Das Marktstruktur-Marktverhalten-Marktergebnis-Paradigma ist eine wesentliche Säule

    dieser Arbeit. Es begründet die grundlegende Annahme, dass datenjournalistische Inhalte

    Auswirkungen auf das Marktergebnis und das Marktverhalten haben können. Die nach-

    folgende Grafik zeigt diese Wechselwirkung zwischen den Segmenten auf:

  • Finanzierung von Datenjournalismus

    17

    Abb. 2: Marktstruktur-Marktverhalten-Marktergebnis-Paradigma (aus: Just & Latzer, 2010, S.

    89)

    Um Datenjournalismus und dessen Refinanzierung im Marktstruktur-Marktverhalten-

    Marktergebnis-Paradigma einordnen zu können, werden im Folgenden Strategien inner-

    halb der digitalen Ökonomie erläutert. Schmitz & Latzer (2002, S. 87-92) fassen dafür fünf

    Möglichkeiten zusammen: Follow-the-free-Strategie, Lock-in-Strategie, verstärkte Markt-

    segmentierung, Multi-Channel-Strategie und verstärkte Unternehmenskooperationen. Bei

    der Follow-the-Free-Strategie hoffen Unternehmen, einen möglichst großen Marktanteil zu

    erreichen. Durch diese Strategie sollen zu Beginn des Markteintrittes kleinere Marktteil-

    nehmer verdrängt werden. Das passiert mit dem Hintergedanken, dass der Sieger im

    Preiskampf den Markt für sich gewinnt. So steigen die Werbeeinnahmen und zusätzliche

    Investitionen in Produktverbesserungen sind möglich (vgl. Latzer & Schmitz, 2002, S. 87-

    88).

    Die Lock-in-Strategie versucht UserInnen in einem System zu halten, indem die Wechsel-

    kosten auf andere Systeme höher sind als ihr Nutzen. Das Potential des zukünftigen

    Marktanteils hängt damit direkt vom aktuellen Marktanteil ab. Außerdem kostet es Re-

    zipentInnen mentalen Aufwand, ein neues Produkt zu adaptieren, wenn sie sich an ein

    System gewohnt haben. Das begünstigt Lock-in-Effekte (vgl. Klemperer, 1995, S. 515-

    518).

  • Finanzierung von Datenjournalismus

    18

    Stärkere Marktsegmentierung kann auf verschiedenen Ebenen erfolgen: Zeit, Sicherheit,

    Qualität, Personalisierung, Bequemlichkeit, Weiterverwendbarkeit und Hilfestellung. Die

    einzelnen Segmente können sich in der Preisgestaltung unterscheiden. Es ist davon aus-

    zugehen, dass diese Versionierung bei vielen journalistischen Angeboten eingesetzt wer-

    den könnte. Beispielsweise erscheinen Magazin-Artikel erst eine Woche nach der Veröf-

    fentlichung in Print oder Inhalte werden für nicht-zahlende LeserInnen nur teilweise ange-

    zeigt. Diese Segmentierung führt zu einem heterogeneren Markt und macht Angebote

    insgesamt für KundInnen schwerer vergleichbar. Durch die Zunahme an Angeboten gibt

    es tendenziell weniger Konkurrenz in einem Gebiet (vgl. Shapiro & Varian, 1999).

    Die Multi-Channel-Strategie ist vor allem für eCommerce-Anbieter relevant. Damit ist der

    Vertrieb von Produkten über mehrere Plattformen – Niederlassungen, Online-

    Versandhandel – gemeint (vgl. Latzer & Schmitz, 2002, S. 91). Es ließe sich argumentie-

    ren, dass diese Strategie bei Medienhäusern in Form des Vertriebs von Information rele-

    vant ist. Es ist anzunehmen, dass es wie im traditionellen Handeln zu einem Imagetrans-

    fer kommt. Medienhäuser, die im Print-, TV- und Radio-Segment reüssiert haben, könnten

    demnach im Vergleich zu reinen Online-Angeboten Wettbewerbsvorteile haben.

    Die fünfte und letzte Marktstrategie befasst sich mit der Risikoteilung in der digitalen Öko-

    nomie. Kontrahenten arbeiten hier bei Forschung- und Entwicklung zusammen. So kön-

    nen gemeinsame Standards geschaffen und Interoperabilität gewährleistet werden (vgl.

    Latzer & Schmitz, 2002, S. 91-92).

    Innerhalb des Marktstruktur-Marktverhalten-Marktergebnis-Paradigmas ist Datenjourna-

    lismus der Produktstrategie zuzuordnen. Es beschreibt einen Überbegriff, um Geschich-

    ten in einer neuen Art zu erzählen. Datenjournalismus trifft in Form von normalen Artikeln,

    Visualisierungen oder Anwendungen auf die UserInnen (vgl. Pilhofer, 2012, S. 6). Es ist

    davon auszugehen, dass datenjournalistische Inhalte durch ihre Unterschiede und Be-

    sonderheiten Auswirkungen auf das Marktergebnis und die Marktstruktur haben können.

    Deshalb werden die Spezifika im nächsten Kapitel näher erläutert.

  • Finanzierung von Datenjournalismus

    19

    4 Datenjournalismus Dieses Kapitel widmet sich der genaueren Erläuterung des Begriffs Datenjournalismus,

    der jüngeren Entwicklungsgeschichte, seiner Merkmale und einer Einordnung des Daten-

    journalismus in das Web 2.0. Zudem wird in die Ressourcen-Problematik bei Datenjourna-

    lismus eingeführt.

    4.1 Definition

    Datenjournalismus verbindet das traditionelle Gespür für Geschichten mit neuen Möglich-

    keiten in einer digitalisierten Gesellschaft. Nahezu alle Bereiche des Lebens können in

    Zahlen beschrieben werden. Um diese Geschichten zu erzählen werden Programmier-

    sprachen eingesetzt, um Informationen gezielt zu gewinnen, oder Software genutzt, um

    Verbindungen in Netzwerken zu zeigen. Datenjournalistische Inhalte können ebenso mit

    Visualisierungen erzählt werden oder mittels interaktiver Anwendungen direkt auf Leser-

    Innen personalisiert angepasst werden. Datenjournalismus zeichnet sich ebenso durch

    seine Transparenz aus, die den journalistischen Prozess für LeserInnen nachvollziehbar

    macht (vgl. Bradshaw, 2012, S. 2-3). Das neue Genre nimmt Anleihen bei nicht-linearem

    Storytelling. UserInnen sind dazu aufgerufen, die Daten innerhalb von Visualisierungen

    oder den Datensätzen dahinter selbst zu erkunden. Das ermöglicht den NutzerInnen das

    Finden jener Aspekte, die für ihr persönliches Umfeld am relevantesten sind. Das Heraus-

    filtern einiger weniger Fakten durch JournalistInnen wird so durch einen explorativen Zu-

    gang für LeserInnen ersetzt. Das Personalisieren von Nachrichten nutzt die Möglichkeiten

    des Webs maximal aus (vgl. Minkoff, 2010). Durch die Digitalisierung ergeben sich neue

    Möglichkeiten für die Personalisierung von Diensten. Dadurch wird der Nutzen für die

    UserInnen größer, weil es den Bedürfnissen besser angepasst ist. Abhängig von den ver-

    fügbaren Daten können unterschiedliche Informationen bereitgestellt werden. Diese

    Dienste können durch die UserInnen je nach Bedürfnis angepasst werden. Das Informati-

    onsangebot ist also dynamisch. In der Wertschöpfungsstruktur müssen für diese Dienste

    Datenbanken aufgebaut werden, damit eine Abfrage möglichst effizient verlaufen kann

    (Hass, 2004, S. 40).

    Im deutschsprachigen Raum ist die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Be-

    griff Datenjournalismus weniger weit vorangeschritten. Langer und Matzat (vgl. 2011, S.

    335) sprechen von vier Merkmalen. Es müssen nicht alle Kennzeichen gegeben sein, um

    von Datenjournalismus sprechen zu können:

  • Finanzierung von Datenjournalismus

    20

    ! Die Daten sind strukturiert aufbereitet und für eine Weiterverarbeitung zugänglich

    ! Der Informationsgehalt der Daten ist in Kombination mit den Rohdaten der Mittel-

    punkt der Berichterstattung

    ! Daten sind im Mittelpunkt der investigativen Recherche

    ! Es geht um die Analyse von öffentlichen Daten, nicht um private

    Für Matzat (2010) sind zwei weitere Faktoren wesentlich: Recherche-Ansatz und Art der

    Veröffentlichung. Datensätze sollen per Software miteinander verschränkt werden und so

    neue Einblicke gewonnen werden. Die Daten werden in interaktiven Grafiken und

    Mashup-Karten visualisiert und mit Kommentaren zur Quelle versehen. Datenjournalis-

    mus definiere sich mehr über die Recherche als über die Visualisierungsform. Kollaborati-

    ves Aufarbeiten von Informationen, Teilen von Rohdaten, Data-Mining und das „Scrapen“

    von Websiten, dem computergestützten Auslesen von digitalen Informationen, die nicht

    maschinenlesbar vorliegen, seien zentral in diesem Prozess.

    Das Arbeiten mit Rohdaten hat im Journalismus grundsätzlich eine lange Geschichte. Das

    Sammeln, Analysieren und Aufbereiten von Daten wurde dem Genre computer-assisted

    reporting (CAR) zugeordnet. Schon 1952 hat ein JournalistInnen-Kollektiv versucht, das

    Ergebnis der Präsidentenwahl mithilfe von wissenschaftlichen Methoden vorauszusagen.

    Die Unterschiede zu Datenjournalismus liegen in der Bedeutung von Daten in der Re-

    cherche und der Menge an verfügbaren Informationen. Datenjournalismus stellt die Daten

    in den Mittelpunkt, während sie bei CAR als Mittel dienen, um einen Artikel zu verbessern.

    DatenjournalistInnen stellen zudem die Rohdaten zur Verfügung. Der zweite Punkt be-

    schreibt den Umgang mit einer überbordenden Menge an Daten und Informationen. Da-

    tenjournalistInnen filtern wertvolle Informationen aus großen Datenmengen (vgl. Boune-

    gru, 2012, S. 18-21).

    4.2 Entwicklungsgeschichte

    Ein bedeutender Text für den Beginn datenjournalistischer Herangehensweise war „A

    fundamental way newspaper sites need to change“ von Holovaty (2006). Darin fordert er

    zur Strukturierung von Information auf. Die Rohdaten sollen für LeserInnen transparent

    sein und im Mittelpunkt der Geschichte stehen. Der Fokus der Geschichte soll auch auf

    den Daten dahinter liegen. Diese Informationen sollen in eine Datenbank eingepflegt wer-

    den, sodass sie nachhaltig genutzt werden könnten.

  • Finanzierung von Datenjournalismus

    21

    Das britische Medium „The Guardian“ gilt als Vorreiter des datengetriebenen Journalis-

    mus. Mit zwei Projekten gewann der „Datablog“, der im März 2009 gegründet wurde, an

    Beachtung. Einerseits enthüllte es Wikileaks-Dokumente zum Afghanistan-Krieg, ande-

    rerseits wurden tausende Spesenrechnungen von britischen Abgeordneten mithilfe von

    UserInnen auf Unstimmigkeiten untersucht (vgl. Rogers, 2011). Mittlerweile ist dieses

    Ressort eines der erfolgreichsten der gesamten Website, obwohl der Launch innerhalb

    der Redaktion von kritischen Stimmen begleitet war. Während UserInnen durchschnittlich

    eine Minute auf der Website des Guardian verbringen, verbleibten sie durchschnittlich

    sechs Minuten auf einem Artikel im „Datablog.“ Die Hälfte des Traffics kommt von sozia-

    len Medien auf den „Datablog.“ Das Ressort hilft dem britischen Medium sich als verläss-

    liche Informationsquelle zu positionieren. So sollen aus zufälligen Website-Besuchern

    regelmäßig wiederkehrende UserInnen werden (vgl. Rogers, 2012, S. 178-179).

    Datenjournalismus gewinnt außerdem an Bedeutung, weil UserInnen höhere Erwartungen

    puncto Multimedialität an Medienhäuser haben. Dieses Bedürfnis steigt mit der Intensität

    der Nutzung (vgl. Beyer & Carl, 2012, S. 109). Außerdem gewinnen Medienhäuser durch

    innovatives Auftreten an Bekanntheit und ein positives Image. Diese zwei Werte sind für

    dauerhaften Erfolg im Internet wesentlich (vgl. Beyer & Carl, 2012, S. 144-145).

    Mittlerweile ist das Thema Datenjournalismus kein Fremdwort mehr in Redaktionen. Das

    Analysieren von Datensätzen mit Software und anschließendes Veröffentlichen von Vi-

    sualisierungen ist in vielen Redaktionen Alltag. DatenjournalistInnen versuchen Klarheit in

    eine von Algorithmen geprägte Gesellschaft zu bringen (vgl. Matzat, 2014).

    Die Gründung von Datenjournalismus-Start-ups in den USA lässt ebenfalls darauf schlie-

    ßen, dass das Thema in der Gesellschaft angekommen ist. Nate Silver, Ex-Statistiker der

    New York Times, startete unter der Schirmherrschaft von ESPN FiveThirtyEight für daten-

    journalistische Inhalte. Die Website vox.com um den ehemaligen Washington-Post-

    Kolumnisten Ezra Klein verschreibt sich ebenfalls einem datenorientierten Zugang bei

    seinem Angeboten. Die Investition in dieses Start-up tätigte das Medienhaus Vox Media.

    Die Hoffnung dieser Angebote ist, dass sie auf eine breite Masse abzielen (vgl. Doctor,

    2014). Vor diesem Hintergrund hat auch die New York Times angekündigt, den Blog von

    Nate Silver mit The Upshot zu ersetzen (vgl. Yu, 2014).

  • Finanzierung von Datenjournalismus

    22

    4.3 Web 2.0 – Der Wegbereiter für partizipativen Journalismus

    Das Web 2.0 begünstigt die Dezentralisierung von Information und Fähigkeiten. UserIn-

    nen haben eine aktive Rolle bei der Mitgestaltung von Inhalten. Sie konsumieren und pro-

    duzieren. Um aus den neuen technologischen Möglichkeiten im Web 2.0 Kapital zu

    schlagen, muss ein Mehrwert für die UserInnen geschaffen werden. Im Kontext von Ge-

    schäftsmodellen bedeutet dieser Mehrwert das Erzeugen von Wert, Nutzen oder Wichtig-

    keit für ein Produkt oder eine Dienstleistung, die am Markt für eine Art Gewinn oder Erfolg

    getauscht werden kann (vgl. Briggs, 2009, S. 38).

    Die Entwicklung des Web 2.0 birgt Potenziale für das Content-Geschäftsmodell. Es wird

    zwischen vier Säulen unterschieden: Interaction Orientation, User-Added Value,

    Customization/Personalization und Social Networking (vgl. Wirtz et al., 2010, S. 279).

    Letzteres kann die Inhalte der Medienhäuser ergänzen und als zusätzlicher Distributions-

    kanal dienen. Neben einer Reichweitensteigerung ist ebenfalls ein verbessertes Kunden-

    beziehungsmanagement möglich. Bei Interaction Orientation sind für Content-Anbieter der

    direkte Kundenkontakt über Kommentare und Bewertungen relevant. Für Datenjournalis-

    mus ist vor allem die dritte Säule – Customization/Personalization – wesentlich, weil durch

    das Arbeiten mit Datenbanken die Möglichkeit zur Personalisierung besteht. Das verbes-

    sert den Wert des Inhalts in der Wahrnehmung der Lesenden. User-Added Value als vier-

    ter Faktor wirkt sich besonders auf den Journalismus aus. Communities können eigene

    Inhalte erstellen und so Leistungsangebot, Kreativität des Unternehmens und Innovatio-

    nen verbessern. Medienhäuser sind dazu aufgefordert, Trends technologischer Weiter-

    entwicklung und im Nutzerverhalten in ihr Geschäft aktiv miteinzubeziehen. Um neuen

    Kundennutzen zu stiften, kann beispielsweise das Verknüpfen bestehender Informationen

    mit neuen Technologien gefördert werden. Unter dem Begriff Mash-Ups sind jene interak-

    tiven Anwendungen zusammengefasst, die vielen datenjournalistischen Angeboten nahe

    kommen. Hierbei werden nutzerspezifische Daten als neues Angebot aufbereitet (Wirtz et

    al., 2012, S. 73-76).

    Die Charakteristika des Web 2.0 sind eng mit den Kennzeichen von Datenjournalismus

    verbunden. Aus den acht Eigenschaften des Web 2.0 nach Musser (2007, S. 12-14) sind

    fünf ob ihrer Nähe zu datenorientierten Services und Dienstleistungen wesentlich:

    1. Daten im Fokus: viele Datenquellen werden so vernetzt, dass sie maximalen Nut-

    zen generieren

    2. Innovation als Gemeinschaft: Mittels offener Schnittstellen können Daten ausgele-

    sen werden, auf Basis derer neue Applikationen entwickelt werden können

  • Finanzierung von Datenjournalismus

    23

    3. Bessere User Experience

    4. Geräteübergreifende Softwarelösungen, die je nach Endgeräte neue Nutzererleb-

    nisse bieten

    5. Entwickeln im Beta-Modus: Software wird permanent aktualisiert statt einmaligem

    Release

    Die oben erwähnten Charakteristika des Web 2.0 erfordern neue Fähigkeiten und damit

    Ressourcen in Medienhäusern. Diese Besonderheiten werden im nächsten Kapitel kurz

    erläutert.

    4.4 Die Ressourcenfrage – Zwischen Investition und Alltagsarbeit

    Das Analysieren und Verstehen von Daten kostet viel Zeit. Das trifft auch zu, wenn die

    Fähigkeiten dafür schon gut ausgeprägt sind. Datenjournalismus im Alltag von Echtzeit-

    Medien ist also eine Gratwanderung. Deshalb sind datenjournalistische Projekte oft als

    langfristige, investigative Recherchen angelegt. Ein Weg Ressourcen zu sparen sind

    Partnerschaften mit NGOs, WissenschafterInnen und StudentInnen. Datenintensive Re-

    cherchen können so in kleinere Arbeitsschritte geteilt werden (vgl. Chambers & Stray,

    2012, S. 75).

    Diese Partnerschaften sind also eine Möglichkeit, um Kosten zu teilen und so beiderseits

    an der Vereinbarung zu gewinnen. Ein erfolgreiches Beispiel dafür ist die Partnerschaft

    zwischen der Universität Berkeley und der PBS-Dokumentationsserie „Frontline.“ Mehrere

    Auszeichnungen untermauern den Anspruch auf Qualitätsjournalismus. Die Universität

    profitiert in Form zusätzlicher Praxiserfahrung der Studenten, PBS spart durch deren Ein-

    satz Ressourcen (Kaye & Quinn, 2010, S. 115-118). Partnerschaften von Medienhäusern

    gibt es beispielsweise bei Auslandskorrespondenten. Die „Los Angeles Times“ und „Chi-

    cago Tribune“ teilen sich seit Anfang 2009 ihre Redakteure. Die Artikel erscheinen in bei-

    den Tageszeitungen (vgl. Stanton & Wallace, 2009).

    Im Allgemeinen sind zwei verschiedene Herangehensweisen zu unterscheiden: das Auf-

    arbeiten von datengetriebenen Artikeln im Tagesgeschäft und das Umsetzen von langfris-

    tigen Leuchtturmprojekten (vgl. Bartlett, 2013). Medienhäuser wie die New York Times, in

    deren Interactive-News-Team 18 Personen beschäftigt sind, prägen das Image, dass Da-

    tenjournalismus kostspielig ist (vgl. Byrne, 2013). Wesentlicher Kostenträger ist die Wie-

    derverwendbarkeit von implementierten Technologien und Code. Es ist essentiell, dass

  • Finanzierung von Datenjournalismus

    24

    bei datenjournalistischen Projekten auf ein erarbeitetes Datenmodell zurückgegriffen wer-

    den kann, um darauf aufzubauen. Das eignet sich besonders für wiederkehrende Ereig-

    nisse wie Wahlen, Weltmeisterschaften, Kriminalitätsstatistiken oder Umweltkatastrophen.

    Kostenfreie, öffentlich verfügbare Bibliotheken können die Kosten im Software-Bereich

    senken. Der Zeitaufwand für Recherchen kann ebenfalls gesenkt werden, wenn Rohdaten

    der Redaktion zentral und strukturiert abgelegt werden. Als Medienhaus sind zudem Tref-

    fen von StatistikerInnen, DesignerInnen und JournalistInnen potenzielle Möglichkeiten,

    um Projekte vorzustellen und eine gemeinschaftliche Aufbereitung anzuregen (vgl. Kay-

    ser-Bril, 2013a).

    Die Fähigkeiten von DatenjournalistInnen und ProgrammiererInnen können im Vergleich

    zu traditionellen Methoden Zeit sparen. Spezielle Software kann beispielsweise das Ext-

    rahieren von Daten aus nicht-maschinenlesbaren Dokumenten erleichtern. In manchen

    Fällen kann das mehrere Wochen Arbeitsaufwand einsparen (vgl. Markun, 2012, S. 9).

  • Finanzierung von Datenjournalismus

    25

    5 Empirischer Teil Nach dem Erläutern der Erlösmodelle und einer Einführung in Datenjournalismus ist das

    theoretische Fundament für diese Arbeit gebaut. An dieser Stelle startet die empirische

    Forschung. Darunter sind Untersuchungen zu verstehen, die „einen bestimmten Aus-

    schnitt der sozialen Welt beobachten, um mit diesen Beobachtungen zur Weiterentwick-

    lung von Theorien beizutragen“ (Gläser & Laudel, 2009, S. 24). Es ist zwischen zwei fun-

    damental unterschiedlichen Arten der Sozialforschung zu unterscheiden: quantitativer und

    qualitativer. Bei einer quantitativen Vorgehensweise werden primär Theorien geprüft,

    während bei qualitativer Methodik das Generieren von Thesen im Vordergrund steht. Die

    quantitative Strategie sucht mit standardisierter Erhebung von Daten und statistischen

    Tests nach Kausalzusammenhängen. Darunter ist die Gegenüberstellung von Faktoren

    oder Ursachen, die bestimmte Effekte produzieren, zu verstehen. Bei der qualitativen For-

    schung hingegen sollen die Kausalmechanismen ergründet werden. Dafür werden wenige

    Fälle detailliert analysiert. Ursache und Wirkung werden identifiziert und die Suche nach

    Mechanismen, die unter bestimmten Bedingungen bestimmte Effekte haben, ist im Fokus

    (vgl. Gläser & Laudel, 2009, S. 24-26). Die Befragung als Erhebungsmethode kann in

    telefonische, mündliche, Face-to-Face oder schriftliche Befragung geteilt werden (vgl.

    Diekmann, 2000, S. 373). Diese Arbeit setzt auf eine qualitative Methode: das problem-

    zentrierte Leitfadeninterview mit Experten. Im nächsten Kapitel wird näher erläutert warum

    diese Herangehensweise gewählt wurde.

    5.1 Methodik der Erhebung

    Diese Arbeit setzt auf die Vorteile des leitfadengestützten Interviews. Diese Form ist als

    Mittelweg zwischen standardisiertem und nichtstandardisiertem Interview zu charakterisie-

    ren. Bei letzterem erfolgt das Gespräch ohne vorhergesehenen Ablauf. Standardisierte

    Interviews sind hingegen von einem starr abgegrenzten, vorher festgelegten Fragenkata-

    log geprägt (vgl. Gläser & Laudel, 2009, S. 340). Die Vorteile des halbstandardisierten

    Interviews liegen einerseits darin, dass es Interviewergebnisse zwischen den Befragten

    teilweise vergleichbar macht. Andererseits kann auf die Antworten des Interviewten offen

    und flexibel reagiert werden. Das ermöglicht ebenso einen Einblick in die Hintergründe

    der Erfahrungen der Befragten bzw. Einblicke in deren Gewichtung der Thematik (vgl.

    Schnell et al., 1999, S. 355). Nach Witzel (1982, S. 72) sind drei Prinzipien für diese Me-

    thode wesentlich: Problemzentrierung, Gegenstandsorientierung und Prozessorientierung.

    Die Forschungsrelevanz, die im Problemzusammenhang (siehe 1.1) dargelegt wurde und

    mit den Interviews ergründet werden soll, erfüllt den ersten Aspekt. Gegenstandsorientie-

  • Finanzierung von Datenjournalismus

    26

    rung wird mit dem Aufsetzen des Leitfadens (siehe 5.3) erreicht. Der Kodierleitfaden (sie-

    he 5.4) und die kodierten Experteninterviews zeigen die Prozessorientierung der Arbeit.

    Zudem hat der Leitfaden eine Schutzfunktion für den Interviewenden. Bei Verunsicherung

    oder Spannungen im Gespräch kann er dabei helfen in ein angenehmes Gesprächsklima

    zurückzufinden. Zudem wird das Risiko minimiert, in der Erhebung zu weit vom For-

    schungsinteresse abzuweichen und einzelne Punkte zu vergessen. Der Leitfaden bietet

    Orientierung, um die beschränkte Zeit der Befragten und dem Forschungsinteresse in

    Einklang zu bringen. Das verhindert mitunter ein zu schnelles Abhaken von relevanten

    Forschungspunkten, weil sich der Interviewende indirekt unter Druck gesetzt fühlen könn-

    te (vgl. Hopf, 1978. S. 101-102).

    Problematisch bei der Befragung als Form der qualitativen Sozialforschung ist, dass die

    Befragten den Inhalt der Frage verstehen müssen und dass der Interviewende die Ant-

    wort ebenso richtig verstehen muss (vgl. Gläser & Laudel, 2009, S. 39). Aus diesem An-

    lass wird mit den Experten zuerst geklärt, was das Forschungsziel ist und wie sie Daten-

    journalismus beschreiben. Zudem können die Gesprächspartner Rückfragen stellen bzw.

    der Interviewende darauf reagieren, wenn sich die Antwort zu sehr vom Forschungsbe-

    reich weg bewegt.

    Dem Interviewenden wird im Rahmen des Interviews Freiheit und Flexibilität eingeräumt.

    Das ist wichtig, wenn Rückfragen zu stellen sind oder durch den Gesprächsverlauf neue

    forschungsrelevante Aspekte auftauchen. Es ist nicht vorgesehen, dass das Interview

    standardisiert mit einem starren Fragenkatalog durchgeführt wird. So ist gewährleistet,

    dass der Interviewende offen auf nicht planbare Umstände reagieren kann (vgl. Spöhring,

    1989, S. 34). Die Situation des Interviews soll dem eines natürlichen Gesprächs möglichst

    nahekommen. Die Experten sollen spontane Antworten geben, die von den Fragen des

    Interviewers nicht zu sehr eingegrenzt werden (vgl. Hopf, 1978, S. 107). Die Gespräche

    werden sofern es um potenzielle Refinanzierungsquellen in der Zukunft geht nach dem

    Prinzip der Offenheit geführt. Demnach sollen explorativ Hypothesen für einen wenig er-

    forschten Bereich generiert werden. Bei der Beschreibung existierender Erlösquellen wird

    versucht bestehendes Wissen zu verallgemeinern (vgl. Kleemann et al., 2009, S. 22).

    Zugleich wird Wert darauf gelegt, dass die befragte Person an Fakten orientierte Antwor-

    ten gibt. Interpretationen können gegebenenfalls dann vorkommen, wenn es um künftige

    Potenziale von Erlösquellen für Datenjournalismus geht. Das ist an dieser Stelle notwen-

  • Finanzierung von Datenjournalismus

    27

    dig, weil eine fundierte Analyse aufgrund fehlender Erfahrung nicht möglich ist (vgl. Gläser

    & Laudel, 2009, S. 113).

    Als Experten werden in dieser Arbeit Personen zusammengefasst, die über besonderes

    Wissen verfügen. Sie haben diese Informationen, weil sie durch ihre Positionen oder ihre

    Beobachtungen unmittelbar beteiligt sind und einen eigenen Blickwinkel für den Sachver-

    halt haben (vgl. Gläser & Laudel, 2009, S. 11).

    Die Experten für die Untersuchung werden im nächsten Kapitel in einer Kurzbiografie vor-

    gestellt und es wird erklärt, welche Kriterien für die Auswahl entscheidend waren.

    5.2 Gesprächspartner

    Bei der Auswahl der Gesprächspartner wurde Wert auf die Erfahrung der Experten und

    deren Berufsumfeld gelegt. Das Sampling ist bei qualitativen Untersuchungen ein ent-

    scheidender Faktor für deren Verallgemeinbarkeit. Die interviewten Personen repräsentie-

    ren jeweils verschiedene Sparten: kulturelle Strömung im Datenjournalismus, Geschäfts-

    modell des Medienunternehmens, Geschäftsform der Organisation und inhaltliche Spezia-

    lisierung. Die Experten bilden eine Mischung aus Datenjournalisten und Führungsperso-

    nal für die digitale Weiterentwicklung der jeweiligen Häuser ab. So ist gewährleistet, dass

    die verschiedenen Zugänge zu Datenjournalismus abgebildet sind. Das Sample ist also

    groß genug, um Kontraste zu finden und diese zu erläutern. Ein gewisser Grad an theore-

    tischer Sättigung ist damit bei dieser qualitativen Erhebung gegeben (vgl. Przyborski &

    Wohlrab-Sahr, 2009, S. 182). Es gibt ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Personen,

    die in Medienhäusern selbst arbeiten und Agenturen, die für Datenjournalismus-Projekte

    herangezogen werden. Diese sind in diese Erhebung miteinzubeziehen, weil viele der

    Projekte in Europa mit Agenturen umgesetzt werden (vgl. Kayser-Bril, 2013a). Der Erst-

    kontakt mit den Gesprächspartnern wurde per Kurznachrichtendienst Twitter hergestellt.

    Die Interviews fanden persönlich statt oder per Videotelefonie mit dem Dienst Skype. In

    beiden Fällen wurden die Gespräche aufgezeichnet, um eine detaillierte Transkription zu

    gewährleisten. Diese sind im Anhang (siehe 9.4) nachzulesen. Die Gespräche fanden im

    Zeitraum zwischen 7. April und 16. April 2014 statt. Nachfolgend werden kurz die Tätig-

    keitsbereiche der Experten geschildert, um deren Kompetenz zu untermauern.

    Marco Maas ist Datenjournalist und Geschäftsführer der Hamburger Agentur OpenData-

    City. Er leitet ein Team von Programmierern, Journalisten und Grafikern. Gemeinsam

  • Finanzierung von Datenjournalismus

    28

    erstellt das Unternehmen interaktive Datenvisualisierungen und bietet Datenanalysen an

    (vgl. Maas, 2014, Z. 2-5). Die Agentur nimmt ebenso Aufträge aus der PR-Branche ent-

    gegen. Diese Projekte werden von der Marke OpenDataCity getrennt und unter dem La-

    bel Datenfreunde veröffentlicht (vgl. Maas, 2014, Z. 280-283).

    Nicolas Kayser-Bril ist Datenjournalist sowie Gründer und CEO der Agentur Journa-

    lism++, die Niederlassungen in Berlin, Köln, Paris, Porto, Amsterdam und Stockholm un-

    terhält. Das Kundenportfolio der Agentur reicht von Medien über Non-Profit-

    Organisationen bis Business-Kunden (vgl. Kayser-Bril, 2014, Z. 2-4). Er gilt als einer der

    Pioniere für Datenjournalismus in Europa.

    Martin Stabe ist Leiter des Interactive News Teams bei der Financial Times in London. In

    dieser Position dirigiert er ReporterInnen, ProgrammiererInnen und DesignerInnen. Er

    weist den einzelnen Arbeitsgruppen Projekte zu und arbeitet selbst als Datenjournalist

    (vgl. Stabe, 2014, Z. 2-11).

    George Arnett ist Datenjournalist beim britischen Medium The Guardian. Er ist dort für

    den Datablog und den Datastore mitverantwortlich. Arnett arbeitet an der Schnittstelle

    zum Newsdesk des Guardian. Er betreut in dieser Funktion sowohl lang- als auch kurzfris-

    tige Projekte. Sein Schwerpunkt liegt auf tagesaktuellem Datenjournalismus, der das

    Nachrichtengeschehen mithilfe von Daten einordnen soll (vgl. Arnett, 2014, Z. 2-11).

    Ben Welsh ist Datenjournalist und Programmierer am Datadesk der Los Angeles Times.

    Gemeinsam mit einem Team, das für Projekte aus mehreren Abteilungen zusammenge-

    zogen wird, produziert er Geschichten für den Internet-Auftritt und die Tageszeitung des

    Mediums. Sein Arbeitsspektrum reicht daher von datenbasierten Print-Titelgeschichten bis

    interaktiven, komplexen News-Apps (vgl. Welsh, 2014, Z. 2-23).

    Im nächsten Unterkapitel wird der Leitfaden erläutert mit dem die Experten befragt wur-

    den.

    5.3 Leitfaden

    Der Leitfaden bildet das Forschungsinteresse für folgende vier Kategorien ab:

  • Finanzierung von Datenjournalismus

    29

    • Datenjournalismus und Ressourcenintensität

    • Refinanzierungsmöglichkeiten für Datenjournalismus durch NutzerInnen

    • Refinanzierung von Datenjournalismus über die Werbewirtschaft

    • Sonstige Erlösquellen für Datenjournalismus

    Jede dieser Kategorien beinhaltet Subfragen, die auf das Abfragen des Expertenwis-

    sens abzielen. Zuerst wird den Experten Gelegenheit gegeben, selbst ausführlich auf

    die Leitfrage zu antworten. Der Interviewende hakt nach, wenn eine oder mehrere As-

    pekte der Subfragen nicht oder nicht genügend in der Antwort der Experten vorkom-

    men. Bei der Erstellung des Leitfadens wurde darauf geachtet, dass eine ausgewogene

    Mischung aus Leitfrage und Erzählaufforderung, Abfrage inhaltlicher Aspekte und

    Steuerungsfragen besteht. Die Fragen sind verständlich und offen gehalten. Alle Fra-

    gen halten sich im selben Kontext auf. Sie fragen jeweils nur einen Aspekt ab. Auf Sug-

    gestivfragen und wertende Fragen wird verzichtet (vgl. Hopf, 1978, S. 108).

    Als Sondierungsfragen am Beginn des Interviews werden die Experten zu ihrem Beruf

    und Tätigkeitsfeld befragt sowie um eine Beschreibung von Datenjournalismus gebeten.

    Das ist für die spätere Auswertung wichtig, um zu verstehen, in welchem Kontext sie

    selbst Datenjournalismus praktizieren und wie sie ihn definieren würden. Danach folgen

    die Leitfadenfragen zu den oben genannten Kategorien. Ad-Hoc-Fragen werden sich im

    Laufe des Interviews ebenso stellen (vgl. Mayring, 2002, S. 70).

    Der folgende Leitfaden wird zur Orientierung während des Gesprächs herangezogen:

    Datenjournalismus & Ressourcen

    • Wie würden Sie Datenjournalismus beschreiben?

    • Wie unterscheiden sich Datenjournalismus-Projekte in ihrem Aufwand?

    • Welche Merkmale sind für Datenjournalismus prägend?

    o Wie wirken sich datenjournalistische Elemente auf das User-Engagement

    aus, beispielsweise auf die Verweildauer?

    o Welche dieser Faktoren haben Einfluss auf den Aufwand der Datenjourna-

    lismus-Projekte?

    • Wie sehen Sie Partnerschaften zwischen Medienhäusern für Datenjournalismus-

    Projekte?

  • Finanzierung von Datenjournalismus

    30

    Refinanzierung über die NutzerInnen

    • Welche Refinanzierungsmöglichkeiten für Datenjournalismus über die NutzerInnen

    werden heute eingesetzt?

    o Welche Medien setzen eine Paywall für datenjournalistische Inhalte ein?

    o Welche Medien setzen Micropayment für datenjournalistische Inhalte ein?

    • Wie schätzen Sie die Rolle von bezahlpflichtigen, datenjournalistischen Inhalten

    für die Zukunft ein?

    o Welche Möglichkeiten werden durch Datenjournalismus geschaffen, die

    LeserInnen zum Bezahlen von Inhalten zu bewegen?

    Refinanzierung über die Werbewirtschaft

    • Welche Rolle spielt die Werbewirtschaft für die Refinanzierung von Datenjourna-

    lismus?

    • Wie hebt sich Datenjournalismus als Werbeumgebung ab?

    o Welche werberelevanten Parameter heben datenjournalistische Inhalte von

    traditionellen Artikeln ab?

    Alternative Refinanzierungsquellen

    • Welche Rolle spielen Sponsoren und Spenden für Datenjournalismus?

    • Was halten Sie von Sponsoring durch Unternehmen für die Finanzierung von Da-

    tenjournalismus?

    • Wie schätzen Sie den Faktor ein, dass sich Medienhäuser Datenjournalismus als

    imagefördernde Maßnahme leisten?

    • Wie schätzen Sie Crowdfunding als potentielle Refinanzierungsquelle ein?

    • Wie sehen Sie den Vertrieb von datengetriebenen News-Apps?

    • Wie schätzen Sie das Potenzial für den Verkauf von aufbereiteten Daten als Er-

    lösquelle ein?

    • Wo sehen Sie neben den besprochenen Refinanzierungsquellen noch Potenzial?

    Nach den Experteninterviews werden die aufgenommenen Gespräche transkribiert.

    Danach folgt die Auswertung im Rahmen einer qualitativen Inhaltsanalyse.

    5.4 Methodik der Auswertung

    Die Auswertung der Gespräche erfolgt mit einer qualitativen Inhaltsanalyse. Diese ver-

    sucht „Texte systematisch analysieren, indem sie das Material schrittweise theoriegeleitet

  • Finanzierung von Datenjournalismus

    31

    am Material entwickelten Kategoriensystemen bearbeitet“ (Mayring, 2002, S. 115). Diese

    Methode geht auf das verbreitete Aufkommen von Massenmedien zurück, wodurch große

    Mengen ähnlicher Texte erschienen sind. Aus diesen Texten werden Informationen her-

    ausgefiltert und in einem anderen Format weiterverarbeitet, das eine Klassifizierung un-

    terstützt. Das ist der gemeinsame Nenner aller inhaltsanalytischen Verfahren (vgl. Gläser

    & Laudel, 2010, S. 197). Es ist grundsätzlich nach drei Grundformen zu unterscheiden:

    Zusammenfassung, Explikation und Strukturierung. Diese Arbeit versuch