ISSN 1613-3889 Jesuiten

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Jesuiten in Deutschland 2004/2 ISSN 1613-3889 Jesuiten

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Jesuiten1 Editorial

Schwerpunkt2 Im Gespräch mit Pater General5 Im Gespräch mit Pater Provinzial6 Was heißt ignatianisch heute?8 St. Michael in Göttingen9 Missionsland Deutschland

10 Menschen für andere12 Warum der Intellekt dazugehört14 Jesuit Volunteers15 Jesuiten-Flüchtlingsdienst16 Jesuiten in Skandinavien17 Christen und Muslime im Dialog18 Jesuiten im Porträt20 Sinn-Angebote21 Jesuiten – Adressen und Literatur

Geistlicher Impuls22 Alle sind berufen

24 Nachrichten

27 PersonalienJubilare / Verstorbene

Lesezeichen28 Ignatianische Impulse29 Video: Karl Rahner

Vorgestellt30 Forum der Jesuiten

33 Autoren dieser Ausgabe

34 Freunde der Gesellschaft JesuSpenden

37 Standorte der Jesuiten in Deutschland

Impressum

JESUITEN

Informationen der Deutschen JesuitenAn unsere Freunde und Förderer55. Jahrgang 2004/2ISSN 1613-3889

Herausgeberund Copyright:© Deutsche Jesuiten K.d.ö.R.Eugen Hillengass SJim Namen des Provinzials

Redaktionsleitung:Richard Müller SJ

Redaktion:Dr. Thomas Busch (Chef vom Dienst)Bernd Hagenkord SJClemens Maaß SJJohann Spermann SJJohannes Maria Steinke SJAnsgar Wucherpfennig SJTobias Zimmermann SJ

Anschrift:Redaktion JESUITENSeestraße 1480802 MünchenFon 089 / 38185-213Fax 089 / [email protected]. jesuiten. org

Layout:Margot KrottenthalerLeporello Company, Dachau

Satz:Nikolaus Hodina, München

Druck:EOS Verlag + Druck,St. OttilienPrinted in Germany

Erscheinungsweise:Viermal im Jahr Abonnement kostenlos

Nachdruck nach Rück-sprache mit der Redaktion

2004/2Jesuiten in DeutschlandProvinziäle im Gespräch (v.l.n.r.):Bernd Franke,Stefan Dartmann,Franz MeuresTitelfoto: Erol Gurian

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Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,liebe Freunde des Ordens!

Das Titelbild verweist auf einen wichtigenEinschnitt in der Geschichte der Jesuiten inDeutschland und damit auf das Schwerpunkt-thema dieser Ausgabe: Pater Bernd Franke(links) und Pater Franz Meures (rechts), diebeiden noch amtierenden Provinziäle, im Ge-spräch mit Pater Stefan Dartmann, der am31. Juli als erster Provinzial der dann vereintenneuen Provinz deren Nachfolge antreten wird.Mit der Vereinigung der Oberdeutschen undder Norddeutschen Provinz kommt ein überdreijähriger Prozess zum Abschluss, in dessenVerlauf die nicht immer einfachen verwal-tungstechnischen, organisatorischen, struktu-rellen, vor allem aber auch personellen Wei-chenstellungen erfolgt sind. Nicht erst einBlick in die jüngere Geschichte zeigt,mit wel-chen Risiken und Problemen bei einem Zu-sammengehen komplexer und sensibler Ein-heiten zu rechnen ist.Den beiden scheidendenProvinziälen und ihrem Beraterteam ist für ihrgroßes Engagement, mit dem sie diesen Pro-zess voran gebracht und moderiert haben,herzlich zu danken.

Der Zusammenschluss der beiden deutschenProvinzen ist ein zukunftsorientiertes Projekt:Der Orden schafft dadurch die Voraussetzun-gen, um mit einer Konzentration der Kräf-te die Herausforderungen in einem Land zumeistern, in dem sich in vielfacher Hinsichtexemplarisch die sozialen,ökonomischen,kul-turellen und geistlichen Probleme einer post-modernen Gesellschaft in Europa stellen.

Der Start für die neue Provinz am 31.Juli 2004ist ein nahe liegender Anlass für das aktuelleSchwerpunktthema „Jesuiten in Deutsch-land“. Natürlich kann es auf 20 Seiten nur ei-nen ersten und vorläufigen Überblick über das

breite Spektrum der Aufgaben der vereintenProvinz geben:Von Uppsala bis München,vonLudwigshafen bis Dresden,von der pädagogi-schen Arbeit in Schulen und Hochschulen bishin zur City-Pastoral in den großen Metropo-len, von der tiefen geistlichen Verankerung inder ignatianischen Spiritualität bis hin zum so-zialen Engagement oder zum interreligiösenDialog. Die verschiedenen Beiträge in dieserAusgabe wollen wenigstens in einem erstenÜberblick die Schwerpunkte thematisieren,aus denen sich dann in Zukunft so etwas wieein neues Profil der deutschen Provinz derGesellschaft Jesu entwickeln wird. Visionenfür den Orden der Jesuiten aus globaler Per-spektive können Sie aus den Antworten vonPater General herauslesen, die er auf unsereFragen gegeben hat.

Dass der nun anstehende Aufbruch vollerChancen für die Jesuiten in Deutschland undSkandinavien ist, wird aus den Worten desneuen Provinzials spürbar. Wir hoffen, mitdieser Ausgabe auch unseren Leserinnen undLesern etwas von der Frische und Aufbruch-stimmung vermitteln zu können, die aus derVereinigung der norddeutschen und süddeut-schen Jesuiten erwachsen.

Richard Müller SJ

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2 Jesuiten Schwerpunkt: Jesuiten in Deutschland

Schwerpunkt

Im Gespräch mitPater GeneralIm September 2003 wurden es 20 Jahre, seitdemder gebürtige Holländer Peter-Hans Kolvenbachzum Generaloberen der Gesellschaft Jesu gewähltwurde. „Pater General“, wie die Jesuiten seit derZeit ihres Ordensgründers Ignatius von Loyoladen Mann an ihrer Spitze nennen, leitet von Romaus die Geschicke des größten Männerordens derKatholischen Kirche.

Was ist Ihre Vision für die Jesuiten? Was sollder Orden heute für die Menschen und für dieKirche sein?

Meine Vision speist sich vor allem aus zweiQuellenbereichen, den Dokumenten der vierGeneralkongregationen seit dem letzten Kon-zil sowie dem Exerzitienbuch des hl. Ignatiusund den Konstitutionen, das heißt den „Re-geln“ des Ordens mit ihren „ErgänzendenNormen“. Wer in diesen Texten zuhause ist,wird genauso wie ich ihre inspirierende Krafterfahren.Meine Vision ist eine lebendige Kirche alsGeschenk Gottes an die Menschen aller Zei-ten und an allen Orten.Die Jesuiten sollen da-zu beitragen, dass dieses Geschenk Gottes beiden Menschen ankommt, wo immer sie sichbefinden, in den entlegensten Ländern, beiden Ärmsten der Armen und bei den mitSchuld Beladenen.Der Name unseres Ordens ist „Societas Jesu“.Die Jesuiten sind also „Socii Jesu“, was ichgerne übersetze mit „Gesellen“ und „Lehrlin-ge“ Jesu, des „Meisters“ aus Nazareth. Sie ler-nen bei ihm und sie arbeiten mit ihm. Sie sindtäglich mit ihm zusammen. Sie wohnen beiihm und werden von ihm zur Arbeit ge-

schickt.Ohne den Meister sind sie nichts,mö-gen sie auch noch so tüchtig sein und überbestes Werkzeug verfügen.Was tut dieser Meister? Es ist seine Berufung,an der Verbesserung der Beziehungen zwi-schen Gott und Menschen und zwischen denMenschen zu arbeiten. Denn unter allen, diejemals gelebt haben, ist er derjenige, der Gottam besten kennt. Er kennt ihn nicht nur gut,sondern er erklärt ihn auch gut: den Großenund den Kleinen, den Armen und den Rei-chen, den Schlauen und den Schlichten. Ererklärt aber nicht nur, sondern er lebt, was ersagt.Dieser Meister ist die göttliche Liebe in Per-son, die den Menschen wirklich erreicht undsich nicht irre machen lässt, weder durch des-

Pater General Peter-Hans Kolvenbach

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sen Ignoranz noch durch dessen Aggressivität.Er bleibt den Menschen treu und gewinnt ih-re Herzen zurück.Die „Gesellen“ dieses Meisters sollen ganzdurchdrungen sein von einem Satz, den sietäglich in der heiligen Messe sprechen und dermeine Vision zusammenfasst: „Deinen Tod, oHerr, verkünden wir, und deine Auferstehungpreisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.“

Welche Möglichkeiten haben Sie, diese Visionfür die Jesuiten lebendig werden zu lassen?

Ich versuche mit allen meinen Kräften,die Ge-sellschaft Jesu gut zu führen, so dass die Mit-glieder ihre Berufung erfüllen können. Ichfördere so gut ich kann ihre persönliche Gott-

verbundenheit, die sie in der täglichen Be-trachtung, in der täglichen Eucharistiefeier, inder täglichen Rückfrage im Gebet nach demkonkreten Willen Gottes und in den jährlichenExerzitien pflegen sollen. Wenn wir Jesuitendas tun,werden wir hilfreiche Gesellen unseresMeisters.Ich bin darüber hinaus bemüht,den jungen Je-suiten eine dafür geeignete Formatio,das heißteine Ausbildung und geistliche Prägung zu ge-ben.Ein anderes Instrument,um den Orden gut zuleiten, ist die Kommunikation. Sie geschiehtzum einen durch den regen Briefwechsel zwi-schen der Basis und der Zentrale. Ich bin be-müht, dass kein Mitbruder, der sich an michwendet, ohne Antwort bleibt. Das geschieht

zum anderen aber auch durch meine Rei-sen. Ich nehme an vielen Versammlungenin aller Welt teil und versuche dort zu hel-fen, dass sich die „Reibungsverluste“ un-ter den Mitbrüder vor Ort in Grenzenhalten.Schließlich bin ich intensiv bemüht, zwi-schen dem Orden und dem Papst, demder Orden auf besondere Weise zur Verfü-gung steht, das Band des Gehorsams undder Ehrfurcht zu pflegen.

Welche konkreten Ziele des Ordens lassensich in seinem Apostolat heute benennen?Gibt es neue, drängende Aufgaben?

Der Jesuitenorden möchte die christlicheHoffnung in die Lebensgestaltung jedeseinzelnen Menschen und der ganzenMenschheitsfamilie einbringen. Deshalbist er nach wie vor an der Erziehung in-teressiert und hilft, Persönlichkeiten he-ranzubilden, deren Führung man sichanvertrauen kann. Gute Führung brau-

Generalkongregation in der Kurie in Rom

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4 Jesuiten Schwerpunkt: Jesuiten in Deutschland

chen die Staaten und internationalen staat-lichen Organisationen, die global agierendenFirmen und Institutionen, auch die Kircheselbst. Dazu braucht er ein entsprechendes In-strumentarium: Schulen, Bibliotheken, Publi-kationen.Als Zeugen der christlichen Hoffnung wollendie Jesuiten zu den Menschen gehen, dort,wosie leben. Die Menschen müssen nicht erst zuihnen kommen. Wir gehen in ihre Heimat-länder und teilen ihre heimischen Lebens-

gewohnheiten;wir gehen aber auch in Flücht-lingslager,Reservate und Gefängnisse,im Prin-zip an alle Orte, wo die Ärmsten der Armensind.Jesuiten sollen aber auch dort zur Stelle sein,wo Streit ausbrechen kann oder überwundenwerden muss: z.B. zwischen den Religionen,zwischen den Konfessionen,zwischen den ge-sellschaftlichen Schichten.Alle diese Aufgaben stellen sich mit großerDringlichkeit in Afrika,das vor Schwäche tau-melt, und in China, dessen wachsende Krafteine Form braucht.Angesichts der Aufgaben, die sich überall stel-len, müssen wir freilich den Mangel an Kräf-ten beklagen. Darum appelliere ich an jungeMenschen, vor allem an junge Männer: Wer-det Gesellen des Meisters Jesus von Nazareth!Teilt mit ihm seine Lebensaufgabe! WerdetMenschen für andere! Lasst Euch von Gottden Menschen schenken!

Welche drängenden Aufgaben sehen sie für dieJesuiten in Deutschland?

In Deutschland (und Europa) werden die Je-suiten zunehmend die Aufgabe haben, den inder Kirche tradierten Glauben denen zu ver-künden, die sich von ihm distanziert haben,und zwar so, dass sie sich wieder für ihn inter-essieren können. Sie werden den Glaubenauch denen näher bringen, die ihn neu ent-deckt haben. Sie werden darüber hinaus de-nen behilflich sein, die im christlichen Glau-ben beheimatet sind und in ihm wachsenwollen.Das alles wird nicht gelingen ohne ein Stu-dium, das höchsten Ansprüchen genügt. Beiden deutschen Jesuiten soll man auch inZukunft mit Freude Theologie und Philo-sophie studieren können und zugleich erle-ben, dass man mit Freude zur Kirche gehörenkann. ■

Der Orden in Zahlen

Am 1. Januar 2004 zählt der Orden welt-weit 20170 Jesuiten, 238 weniger als imVorjahr. Davon sind 14148 Priester,3052 Scholastiker, 1983 Brüder und 987 Novizen (58 mehr als im Vorjahr).

Das Durchschnittsalter aller Jesuiten beträgt 53,97 Jahre.

Südasien ist die Region mit den meistenJesuiten: 3986. Dann folgen die USA mit3298. Die zahlenmäßig kleinsten Regio-nen sind Osteuropa mit 1176 Jesuiten undZentraleuropa mit 942 .

Unter den Provinzen hat Italien mit 746die meisten Jesuiten, dann folgt Frankreichmit 580.

Zu Beginn des Jahres 2004 zählt der Orden weltweit neun Jesuiten-Kardinäle,von denen auf Grund der Altersbeschrän-kung derzeit nur drei an der Papstwahl teilnehmen dürften.Außerdem gibt es 78 Jesuiten-Bischöfe.

SJ Electronic Information Service Rom

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Schwerpunkt

Im Gespräch mitStefan Dartmann SJ„Ein Schwede wird Provinzial der deutschenJesuiten.“ Können Sie die Überraschung überdiese Pressemeldung nachvollziehen?

Natürlich hat meine Ernennung Verwunde-rung ausgelöst, nicht zuletzt bei mir. Auf deranderen Seite wurde dadurch in Erinnerunggerufen, dass auch Schweden und Dänemarkzur deutschen Provinz der Jesuiten gehören.

Was bedeuten diese Jahre in Schweden für Sieund Ihre Aufgabe als Provinzial?

Ich glaube, dass ich in 14 Jahren als Großstadt-seelsorger in der Stockholmer City Erfahrun-gen gemacht habe, die auch für die Kirche inDeutschland immer relevanter werden. Dennin der nordischen Diaspora bewegen wir unsschon seit Jahrzehnten in einem vollständig sä-kularisierten Milieu.Das Merkwürdige ist,dassdort die Freude am Glauben und an der Kirchebei den derzeit wenigen Christen so groß ist.Das hängt sicher auch damit zusammen, dassdie schwedischen Katholiken nie in volks-kirchliche Strukturen eingebunden waren,vondenen es in weiten Teilen Deutschland nunsehr schnell Abschied zu nehmen gilt. Letzte-res fällt vielen schwer und bremst oder verhin-dert manche für die Zukunft wichtige Ver-änderung. Ich möchte mit der Erfahrung ausSchweden meinen Mitbrüdern Mut machen,in ihrem Leben und Arbeiten nach vorne zuschauen und mit Freude und Zuversicht demkommenden Christus entgegen zu gehen.

Sie sind der erste Provinzial der vereintenneuen deutschen Provinz.Worauf wird es in

den ersten Jahren Ihrer Amtszeit besonders an-kommen?

Die Zusammenlegung der Provinzen ist sorechtzeitig erfolgt, dass dadurch hoffentlichneue Energien freigesetzt werden.Wir werdenin nächster Zeit auf das Gesamt der neuenProvinz bezogene Prioritäten erarbeiten müs-sen.Es gilt, unseren Auftrag als Jesuiten in Ge-sellschaft und Kirche neu zu verorten. Dabeimüssen wir zu einer nüchternen Prüfung un-serer personellen und materiellen Ressourcenkommen und dann abwägen,wo wir womög-lich Vertrautes aufzugeben haben und wo wirneu oder verstärkt investieren wollen.Zu mei-nen Aufgaben wird es gehören, auch die jegrößeren Perspektiven – konkret: Europa unddie Globalisierung – ins Gespräch zu bringen.Die Chance eines neuen Aufbruchs, vor demwir jetzt stehen, kann aber nur unter der Vor-aussetzung genützt werden, dass die Vereini-gung nicht auf das Papier und die Verwaltungbeschränkt bleibt, sondern in den Köpfen undHerzen aller Jesuiten unserer Provinz Wirk-lichkeit wird. ■

Der neue Provinzial Stefan Dartmann SJ

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6 Jesuiten Schwerpunkt: Jesuiten in Deutschland

Schwerpunkt

Was heißt ignatianisch heute?Als Ignatius nach langer Krankheit im Jahr1525 seine Heimat Loyola verließ, hatte ereine Bekehrung hinter sich und war auf derSuche nach einem neuen Leben, geprägt vonGottes Willen. Er hatte aber noch keine Ah-nung,wohin ihn dieser Weg führen würde.AlsSoldat war er dem ritterlichen Ideal gefolgt,seinem Herrn bedingungslos zu dienen. Jetztsollte Christus dieser neue Herr sein. Er lebtezuerst allein in einer Höhle, ganz dem Gebethingegeben,gab dann geistliche Übungen,be-gann zu studieren, sammelte mehrfach Ge-fährten um sich, gab schließlich den Plan auf,ins Heilige Land zu ziehen, und erst 15 Jahrespäter war einigermaßen klar, wohin ihn derWille Gottes geführt hatte.Die Suche,was derWille Gottes jeweils für den Einzelnen bedeu-tet, ist ein zentrales Element der ignatiani-schen Spiritualität.Das tägliche Gebet und dieExerzitien sollen dazu helfen, „die Geister zuunterscheiden“, also die inneren Antriebe undBeweggründe zu ordnen und das eigene Le-ben immer neu auf Gott auszurichten.Das er-möglicht eine große Anpassungsfähigkeit. Ig-natius versuchte möglichst wenig Regeln fürden Orden festzuschreiben. Er wollte immerdie Möglichkeit offen halten, Dinge anders zuregeln, wenn dies „der Verherrlichung Gottesunseres Herrn“ besser dient.

Diese Flexibilität verlangt vom Einzelnen aberauch eine bedingungslose Offenheit und Be-reitschaft. „Nur wenige Menschen ahnen, wasGott aus ihnen machen würde, wenn sie sichganz seinem Willen überließen,“ so Ignatius.Gott durchbricht die Pläne dessen, der ihmfolgt. Konkret wird jeder Jesuit von seinen

Oberen gesandt. Dieser Gehorsam ist einHerzstück des Jesuitenordens. Er hat seinenSinn darin, über alle persönlichen Vorliebenhinaus immer für Gottes Willen verfügbar zusein.

Ein Stichwort der ersten Jesuiten war, dass sie„contemplativus in actione“ lebten, also kon-templativ im Handeln. Beide Begriffe sind indieser Formel unverzichtbar. Jesuiten habenden Ruf, weltoffen und aktiv zu sein. DieseAktivität muss aber in der Kontemplation, alsoder Verbindung mit Christus, in der Verwur-zelung in Gott, gründen.Diese Verbundenheitmit Gott verwirklicht sich darin, mit Christusin die Welt hinein abzusteigen. Das Gebet istder Angelpunkt des Lebens eines Jesuiten,undgleichzeitig wehrte Ignatius immer wieder ab,wenn einige der frühen Jesuiten ihre Gebets-zeiten verlängern wollten. Denn es geht nichtum das Gebet als Selbstzweck, sondern um dieVerbundenheit mit Christus, das Verwurzelt-sein in Gott, das sich darin verwirklicht, Got-tes Willen zu finden und ihm zu folgen. DieLoslösung vom eigenen Willen zugunsten derNachfolge Christi ist der Maßstab. In derNachfolge Christi zu leben bedeutet,nicht daseigene Wohlergehen, noch nicht einmal daseigene Seelenheil, in den Mittelpunkt zu stel-len, sondern sich von Gott in Dienst nehmenzu lassen. Dies hat keinen Rückzug aus derWelt zur Folge, sondern einen Dienst in derWelt.

Die sprichwörtliche Weltoffenheit der Jesui-ten wurzelt in dieser Erfahrung des Ignatius,dass Gott „in allen Dingen zu finden“ ist. Dasheißt keine unkritische Bejahung von allem,was modern ist. Aber es ist eine positiveGrundeinstellung zu Gottes Schöpfung undbesonders zu allen Menschen und Kulturen.Gott ist in dieser Welt Mensch geworden. Indieser Linie haben die Jesuiten heute den Dia-

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log der Kulturen und Religionen zu einemMaßstab für alle ihre Arbeiten gewählt.

Den Dienst der Jesuiten definiert Ignatius mitden Formeln „den Glauben verbreiten“ und„den Seelen helfen“. Dazu gehört aber kei-neswegs nur die „Seelsorge“ im engeren Sinn.Ignatius und seine ersten Gefährten gingenauch in die Krankenhäuser, um Kranke zupflegen und gründeten Hilfswerke für Armeund sozial Ausgestoßene. Sie berieten Politi-ker und scheuten nicht den Kontakt mit derWelt, wenn es darum ging, Menschen zu hel-fen. Die Ausbreitung des Glaubens ist nichtdenkbar ohne die Sorge um Gerechtigkeit.Diese Verbindung prägt die Jesuiten.

Ignatius sprach immer davon, dass es darumgeht, die größere Ehre Gottes zu suchen. Das„Magis“, das „Mehr“, ist ein entscheidendesStichwort seiner Spiritualität. Es reicht nicht,das zu tun, was Gottes Willen entspricht, son-dern es geht darum, das zu suchen und zuverwirklichen, was diesem Willen mehr ent-spricht. Der Wille Gottes lässt sich nie ganzfassen, durch keine Regeln und keine Unter-scheidung, er bleibt letztlich immer unbe-greiflich, aber der Mensch, der in der Nach-folge Christi lebt, geht einen Weg, der ihnimmer mehr aus der Verbundenheit mit Gottund seinem Willen leben lässt. ■

Stefan Bauberger SJ

Meditationsmesse in der Jesuitenkirche St. Alfons in Aachen

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8 Jesuiten Schwerpunkt: Jesuiten in Deutschland

Schwerpunkt

Stadt-Seelsorgein GöttingenJesuitenkommunität des Michaelshauses ander St. Michaelskirche im Michaelsviertel zuGöttingen – eine etwas umständliche und kei-neswegs „offizielle“ Bezeichnung, die jedochwesentliche Hinweise auf Schwerpunkte un-serer Arbeit gibt. Mittel- und Angelpunkt istdabei unsere Kirche, die im Zentrum der Alt-stadt am Rande der Fußgängerzone liegt.Die-se Kirche ist die älteste katholische Kirche imevangelisch geprägten, heute jedoch sehr starksäkularisierten Göttingen. Seit die Seelsorgean dieser Kirche 1950 von Jesuiten übernom-men wurde, ist sie wieder Pfarrkirche. DieGemeinde St. Michael ist denn auch die Basisfür viele andere Aufgaben, die von derzeitsechs Jesuiten im Auftrag des Bistums Hildes-heim wahrgenommen werden.

Schon aus der Lage der Kirche ergibt sich de-ren zweite bedeutsame Funktion: Sie ist eineCity- und Passantenkirche. In den damit ver-bundenen Aktivitäten ist mehr oder wenigerdie ganze Jesuitenkommunität engagiert. Dievier Sonntagsgottesdienste und die täglichenGottesdienste, die sich zu unterschiedlichenTageszeiten an unterschiedliche Zielgruppenwenden, werden je nach Situation von allenMitbrüdern übernommen. Das Gleiche giltfür die Beichtzeiten: Nach St. Michael alsInnenstadt- und als Jesuitenkirche kommenzum Sakrament der Versöhnung Menschenaus der ganzen Stadt und aus dem Umland,zumal aus dem katholischen Eichsfeld.

Zunehmend sind wir auch gefragt als Ge-sprächspartner und geistliche Begleiter. Alleinin der Fastenzeit 2004 fanden hier in Göttin-

gen sieben (!) Kurse „Exerzitien im Alltag“statt, drei davon unter der Leitung von Jesui-ten. Darüber hinaus sind Vorträge und offeneGesprächskreise herausragende Elemente un-seres Wirkens in die Stadt hinein.

Vieles von dem wird engagiert mitgetragenvon Ehrenamtlichen und von den Gremiender Gemeinde St. Michael.Wichtigstes „Mit-tel“ dieser offenen Pastoral ist die Kircheselbst, die täglich von 7.00 bis 22.00 Uhrgeöffnet ist und durch ihre einladende und„warme“ Gestaltung unzählige Menschen an-zieht.

Wir haben das Glück, dass sich im Laufe vonmehr als 200 Jahren rund um die Kirche einziemlich großes und ausgedehntes Areal mitverschiedenen Gebäuden und einladendenInnenhöfen angesammelt hat. Hier sind eineReihe von kirchlichen Einrichtungen desDekanates und der Diözese zu Hause, die inletzter Zeit unter dem Namen „Michaelsvier-tel“ intensiver zusammenarbeiten,so zum Bei-spiel die Hochschulgemeinde, die katholischeEhe-, Familien- und Lebensberatung, die Be-zirksstelle der katholischen Jugend, die Bera-tungsstelle „Mensch und Arbeit“, die Caritassowie eine katholische Buchhandlung. In die-sem Rahmen arbeiten wir zusammen mit ei-ner großen Anzahl hochqualifizierter „Laien“.

Zuletzt noch ein Hinweis auf die Medien:Unsere umfangreiche Internetseite wird mehrund mehr zu einem pastoralen Anknüpfungs-punkt über die Stadt hinaus:<www.samiki.de>.

Darüber hinaus greifen wir in unserer Öffent-lichkeitsarbeit auch auf vergleichsweise teureMedien wie Anzeigen und Dauer-Plakatezurück, weil „Klappern nun einmal zum Ge-schäft gehört“. Nur so haben wir es geschafft,dass der Name St. Michael inzwischen für diemeisten Göttinger mit Inhalt gefüllt ist. ■

Heribert Graab SJ

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Schwerpunkt

MissionslandDeutschlandDie Leute gehen häufiger ins Kino als in dieKirche. Das Kino hilft vielen, ihr Leben zudeuten und sich zu orientieren. Roland Em-merich, der deutsche Katastrophenfilmregis-seur in Hollywood, beschreibt das so: „Gehtdie Welt unter, ist man gezwungen, sein eige-nes Leben anzuschauen (…). Die Zuschauerbetrachten ihr Leben und müssen sich ent-scheiden, was sie wollen, wen sie lieben.“ DieAufgabe der Seelsorge in der Großstadt bestehtdarin, den Glauben, die Kirche und die Ge-meinde zu dem Ort werden zu lassen, an demjunge Menschen motiviert werden, ihr Lebenanzuschauen und Gott als den entdecken zukönnen, der die Liebe und das Leben ist. DerWeltuntergang ist dabei nicht das unwichtigsteThema – denn es sind die kleinen Weltunter-gänge,die den Menschen zu schaffen machen:Einsamkeit, Einsamkeit, Einsamkeit und derMangel an ermutigender Perspektive.

Vortragsveranstaltungen sindout. Zumindest die Alters-gruppe der unter 50-Jährigenist in den zahllosen Angebo-ten aller Träger so gut wie garnicht anzutreffen. Man musses nicht mögen, aber der Vor-tragssaal ist leer, das Kino vollist.

Vielleicht gleichen viele Got-tesdienste zu sehr Vortrags-veranstaltungen.Mit dem Ki-no haben sie nur gemeinsam,

dass offenbar die besten Plätze hinten sind.Das aber bedeutet: Lebensrelevantes wird pri-mär nicht durch Theorien vermittelt, sonderndurch Symbole, Erlebniswelten und Kult. Da-bei geht es nie darum, in der Kirche so sein zuwollen wie die Freizeitangebote rings herum.Das erwartet niemand und das schaffen wirauch nicht.Wir sollten beim originären Raumdes Glaubens ansetzen: Christen begegnenGott im persönlichen und gemeinschaftlichenSprechen mit Gott und in der kultisch-sym-bolischen Feier.

Es braucht die Erfahrung,bevor die Reflexionansetzen kann.Es braucht den innig gefeiertenGottesdienst, bevor die – gerade vom christ-lichen Glauben und der Bibel geforderte! –kritische Reflexion ansetzen kann. Es brauchtdie Erfahrung des persönlichen Gebets, bevoraus dem Sprechen mit Gott ein Verstehen desGlaubens erwachsen kann. Erst brauche ichdas Gefühlsbad des dramatischen Films – dannbeginne ich mich zu fragen,wen ich liebe,undzu entscheiden, was ich will.Wo die Reihen-folge dieser Schritte nicht verwechselt wird, istgerade in der Generation der heute 25- bis 40-Jährigen eine große Offenheit für die christ-liche Botschaft zu finden. ■

Martin Löwenstein SJ

Meditation im Raum der Stille

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10 Jesuiten Schwerpunkt: Jesuiten in Deutschland

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Menschen für andereJesuiten in Schule und Jugendarbeit

Jesuiten versprechen bei den Gelübden, sichin besonderer Weise um die Jugend zu küm-mern.Andererseits wollten die Jesuiten, in derWeise der ersten Wanderapostel, beweglichund deshalb ohne Besitz bleiben, immer freifür neue Sendungen. Schulen brauchen aberVerlässlichkeit, nicht nur in ihrer materiellenAusstattung. Der lange Weg über Ordensaus-bildung, Ausbildung zum Priester, dann nocheine Lehrerausbildung ist nur eine Seite desPreises.

Der Aufbau von Vertrauen ist das pädagogischeGrundkapital bei Eltern, Schülern und Kol-legen. Es aufzubauen erfordert Verlässlichkeitin einer langjährigen Mitarbeit. „Spezialisten“und „Wanderapostel“,große Institutionen wieSchulen und die Frage nach neuen Aufgaben,das wird auch in der Zukunft die dynamischeGrundspannung sein, in der wir um die Aus-richtung unserer Sendung ringen, auch in dervereinigten deutschen Ordensprovinz.

Ziel ignatianischer Pädagogik ist die„Bildung von Menschen für andere“

„Bildung“1. Die Jesuitenpädagogik will verschiede-

ne Zugänge zur Wirklichkeit eröffnen:Übungen zur Selbst- und Fremdwahrneh-mung, Meditation, Kunst und Spiel …sind keine Nebensache.

2. Die Einübung in das Beten und Singender Kirche ist die Basis für eine bewussteStellungnahme zum Glauben.

3. Kinder und Jugendliche sollen in der Aus-bildung eines unabhängigen Urteils alsVoraussetzung verantworteter Freiheit er-mutigt und unterstützt werden. In einergeistlichen Sprache gesagt: Ihnen soll nichtviel „Wissen“ vermittelt werden.Vielmehrsollen sie den nötigen Freiraum und dasInstrumentarium innerer Abwägung be-kommen, um den eigenen Weg mit demSchöpfer zu finden.

„Menschen“Jesuitenpädagogik will nicht störungsfreiesFunktionieren, sondern das offene Gegenübervon jungen Menschen – in ihrem Suchen, dasfür Erzieher sehr herausfordernd sein kann.Dazu gehört auch, dass Lernende „Rechte“haben. Es muss in Schule und Jugendarbeitverlässliche Verfahren und „Anwälte“ geben,um diese Rechte zu wahren. Jugendliche wol-len nicht nur beschützt werden. Sie möchtenselbst urteilen und handeln lernen, auch umdie Rechte anderer zu wahren.Dazu ist es un-erlässlich, dass Jugendverband und Schule Or-te sind,wo Fehler gemacht werden dürfen.ZuFehlern stehen, lernen Kinder aber nur, wenndie Konsequenzen berechenbar sind und esHorizonte für den Neuanfang gibt.

„für andere“Jugendliche haben das Recht,Verantwortungzu übernehmen,nicht nur behüteter Schatz zusein. Ob beim Erkunden sozialer Wirklichkeitim Rahmen eines Sozialpraktikums, ob sieGruppen selbst leiten lernen oder mit LehrernBesinnungstage geben: Schule und Jugend-arbeit sollen Orte sein, an denen Jugendlicheentdecken können,dass es erfüllend sein kann,jenseits von messbarem Erfolg,Verantwortungfür andere zu übernehmen.

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Herausforderungen heute

1. Verschiedene gesellschaftliche Kräfte for-dern die weltanschaulich neutrale Schule:die Konfessionsschule für Konfessionslose.Aber Zugänge zur Welt lassen sich nichtneutral wie ein Warensortiment vorlegen.Jugendliche brauchen zur Bildung einesselbstständigen Urteils keine Lehrkräfte,die eigene Wertvorstellungen unter demMäntelchen scheinbarer weltanschaulicherNeutralität verstecken, sondern solche, dieoffen – in äußerer und innerer – Freiheitihre Überzeugungen als Reibungsflächezur Verfügung stellen.

2. Die Schule wird für „Effizienz“ und „Eli-tenbildung“ eingespannt. Nicht alles ge-deiht aber unter den Bedingungen vonKonkurrenz und Leistungsdruck. Dieselbsternannten Leistungseliten demon-strieren es täglich. Die Ausbildung vonfreiem Urteil,von Kreativität und Engage-ment für andere braucht viel Raum. Beiden Schulzeitverkürzungen geht es aus-schließlich um Sparmaßnahmen,nicht umeine Schulreform.Dafür wird massiver und

einseitiger Leistungsdruck in Kauf genom-men.Was nicht unmittelbaren Nutzen ver-spricht, wie Kunst, kommt unter die Rä-der. Die Kinder werden noch mehr mit„Stoff“ vollgestopft. Wir werden die Fol-gesymptome zu spüren bekommen, daserhöhte Aggressionspotential, Verhaltens-auffälligkeiten, Krankheiten … DiesemSystem Schule werden Kinder in Zukunftnoch ausschließlicher ausgesetzt sein. Manwird abwarten müssen, inwieweit privateInitiativen, Jugendverbände und Sportver-eine in dieser gepriesenen Wunderwelt ei-ner staatlich dirigierten Ganztagsverwah-rung noch Platz haben.

Ignatianische Pädagogik in der Schule und imJugendverband wird sich darin bewähren müs-sen,diesen gesellschaftlichen Druck abzuweh-ren. In Schule und Jugendverbänden wirdunsere Aufgabe zuerst sein, unter enger wer-denden äußeren Bedingungen Freiräume fürfreies Probieren und Spielen zu erhalten undjungen Menschen Hilfestellungen im Umgangmit dem unvermeidlichen Druck zu geben. ■

Tobias Zimmermann SJ

Schulhof im Canisius-Kolleg Berlin

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12 Jesuiten Schwerpunkt: Jesuiten in Deutschland

„Sagen Sie,haben Sie eigentlich etwas mit denJesuiten zu tun?“ So fragen mich gelegent-lich meine Studenten an der Humboldt-Uni-versität in Berlin. Da dort im Vorlesungsver-zeichnis kein „SJ“ hinter dem Namen steht,stolpern die meisten über die Email-Adresse<jesuiten.org>. Viele sind dann überrascht,wenn ich ihnen erzähle, dass ich nicht nur ka-tholischer Priester bin und zu einem Ordengehöre, sondern dass ich an der Universität ar-beite, um später an einer Hochschule des Or-dens zu unterrichten. Für mich selbst passt dasgut zusammen. Schon während meiner eige-nen Studien bin ich vielen Jesuiten begegnet,die sozusagen im Hauptberuf meine Profes-

soren waren. Ihnen verdanke ich den größtenTeil meiner akademischen Ausbildung.

Seit der Gründung des Ordens bildet die Tä-tigkeit an Hochschulen einen der Schwer-punkte des Einsatzes der Gesellschaft Jesu.Als Petrus Canisius in der Mitte des 16. Jahr-hunderts nach Deutschland kam, wurde ihmschnell klar, dass sich den verbreiteten Miss-ständen in der Kirche nur durch eine bessereAusbildung des Nachwuchses abhelfen ließ.Woran es fehlte, war nicht zuletzt die Vermitt-lung solider philosophischer und theologi-scher Kenntnisse und Fertigkeiten. Daher be-gannen Canisius und seine Gefährten rasch,an

Warum der Intellekt dazugehört

Vorlesung in der Aula der Gregoriana in Rom

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den verschiedensten Universitäten im ganzendeutschsprachigen Raum zu lehren und grün-deten eigene Kollegien der Jesuiten. Um diegleiche Zeit gründete der heilige Ignatius dasso genannte Römische Kolleg, aus dem dieheutige Päpstliche Universität Gregoriana her-vorgegangen ist.

In Deutschland unterhalten die Jesuiten der-zeit zwei eigene Hochschulen. Längst studie-ren dort nicht mehr nur Ordensleute oder an-gehende Diözesanpriester, sondern eine bunteMischung von Studentinnen und Studentenunterschiedlicher Herkunft bevölkert die Hör-säle. Das Anliegen des Ordens ist jedoch überdie Jahrhunderte das gleiche geblieben: jungenErwachsenen die Gelegenheit zu einer gründ-lichen intellektuellen Formung zu geben. In-dem sie sich eingehend mit den Fragen nachder Welt, nach dem Menschen und nach Gottbefassen, sollen sie zu selbständigem Denkenbefähigt werden, um später Verantwortung fürsich und für andere zu übernehmen.

In dem Maß, wie die gedankliche Auseinan-dersetzung mit dem Bild des Menschen vonsich selbst, von der Welt und von Gott alswichtig erkannt wird, wächst das Bedürfnis,auch die Forschung in den verschiedenen Dis-ziplinen voranzubringen. So gibt es Jesuiten,die das Alte Testament und die MittelalterlicheTheologie im Original studieren, die sich mitPlaton und mit der Begründung der Ethikbeschäftigen, in Biologie und Physik promo-vieren, an ökonomischen Modellen und so-ziologischen Erhebungen arbeiten, die sich inArchiven und auf Kongressen bewegen, Bü-cher schreiben und Zeitschriften herausge-ben. Im letzten Jahrhundert hat der Orden sobedeutende Wissenschaftler wie Teilhard deChardin oder die Brüder Rahner hervorge-bracht. Heute, wo der Anteil der gläubigenChristen an den Universitäten zurückgeht, ist

es umso wünschenswerter, in der akademi-schen Diskussion vertreten zu sein.

Die geistige Auseinandersetzung mit dem ei-genen Glauben und mit den verschiedenenphilosophischen und kulturellen Strömungenbestimmte das Selbstverständnis der Christenschon im Altertum und im Mittelalter. Etwassalopp könnte man sagen: Der Verstand istnichts, das der Täufling oder die Firmbewer-berin beim Betreten der Kirche abgebenmüssten. Im Gegenteil waren Theologen wieAugustinus, Anselm von Canterbury oderThomas von Aquin der festen Überzeugung,dass der christliche Glaube nach einer intel-lektuellen Durchdringung verlangt. Die Mei-nung, Glaube und Vernunft schlössen ein-ander aus, war ihnen ebenso fremd wie diegeheime Furcht, der Glaube könnte dem In-tellekt nicht standhalten.

Auch in der Zukunft werden die Christen nursolange damit rechnen können, als Gesprächs-partner ernst genommen zu werden, wie siesich dem Austausch von Argumenten stellen.Wer Gehör finden will, muss bereit sein, seineAnsichten in Frage stellen zu lassen und Grün-de für seine Überzeugungen ins Feld zu füh-ren.Andernfalls wird er früher oder später denVerdacht des Fundamentalismus auf sich zie-hen. Die Erfahrung zeigt, dass gerade die in-tensive gedankliche Beschäftigung mit deneigenen Unsicherheiten zur Offenheit in derBegegnung mit Andersdenkenden beiträgt.Wer seinen Standpunkt selbst zu durchdenkengelernt hat, wird die Anschauungen seinesGegenübers schneller begreifen und leichterauf sie eingehen können.Das gilt nicht zuletztfür die Begegnung mit Menschen, die ihrenGlauben den scheinbaren Zwängen der Ver-nunft geopfert haben. ■

Georg Sans SJ

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14 Jesuiten Schwerpunkt: Jesuiten in Deutschland

Schwerpunkt

Jesuit VolunteersMit dem Programm „Jesuit Volunteers“ bietetder Jesuitenorden Frauen und Männern dieMöglichkeit und den Rahmen, für eine be-grenzte Zeit an der Sendung des Ordens teil-zunehmen, ohne selber Ordensmitglied zusein. Die Freiwilligen sollen sich aus demGlauben heraus für Gerechtigkeit einsetzen,sich um Inkulturation und den Dialog zwi-schen verschiedenen Kulturen und Religio-nen bemühen und dadurch für sich selbstLebensorientierung gewinnen. Die Jesuitenverbinden damit die Erwartung, dass sich dievon den Freiwilligen gemachten Erfahrungennachhaltig auf den Orden und die „Ignatiani-sche Familie“ auswirken.Das Angebot, auf der Grundlage der ignatiani-schen Spiritualität ein Jahr anders zu leben,findet seit nunmehr 18 Jahren großen Zu-spruch im Programm von „Jesuit EuropeanVolunteers“ ( JEV). Die Zielgruppe von JEVsind junge Erwachsene bis 26 Jahre, die bereitsind nach dem Konzept der vier Grundlinienzu leben: Einsatz für Gerechtigkeit, Leben inGemeinschaft, gelebter Glaube, einfacher Le-bensstil. Das JEV-Jahr wird im Inland und eu-ropäischen Ausland auch als Freiwilliges Sozi-ales Jahr (FSJ) anerkannt und kann an Stelledes Zivildienstes gemacht werden. Näheresunter <www.jev-online.de>.Ebenso erfreut sich das 2003 gestartete Pro-gramm „Jesuit Mission Volunteers“ ( JMV) fürFrauen und Männer mit abgeschlossenem Stu-dium oder Berufsausbildung, während einerberuflichen Auszeit oder nach dem Berufs-leben,großer Nachfrage.In enger Zusammen-arbeit mit der Missionsprokur der Jesuiten inNürnberg eröffnet JMV die Perspektive auf ei-nen Freiwilligeneinsatz im Ausland in Projek-ten mit jesuitischer Beteiligung. Wir geben

nachfolgend die Bedingungen für JMV, einJahr mit den Armen weltweit zu leben.Die Freiwilligeneinsätze von „Jesuit Volun-teers“ sind Lerneinsätze. Dies gilt für jungeMenschen nach der Schule oder Berufsausbil-dung.Es gilt auch für Frauen und Männer, dienach dem Studium bzw. während oder nachdem Berufsleben eine Auszeit einlegen, umsich in Leben und Glauben neu zu orientie-ren. Im Engagement für und mit Menschenam Rande der Gesellschaft findet dies konkre-ten Ausdruck. Die „Jesuit Volunteers“ wollenmit den – im weitesten Sinn – „Armen“ zu-sammenleben und die Welt aus deren Perspek-tive sehen und kennen lernen. „Jesuit Volun-teers“ verstehen sich nicht als professionelleSozialarbeiter oder Entwicklungshelfer, son-dern in erster Linie als Lernende.Allemal ist es ein unentgeltlicher Freiwilligen-dienst, der getragen sein soll von der Motiva-tion miteinander leben – voneinander lernen.„Jesuit Volunteers“ ist damit eines der weni-gen Angebote im Freiwilligenbereich, das ge-nerationenübergreifend Menschen verschie-dener Altersgruppen anspricht. ■

Josef Singer SJ

Bedingungen für JMV-Einsätze

• Berufliche Ausbildung oder ein abge-schlossenes Studium

• Die Freiheit von beruflichen und familiä-ren Verpflichtungen für die Einsatzzeit

• Einsatzdauer: 1 bis 2 Jahre• Die jeweiligen nötigen Sprachkenntnisse• Verzicht auf finanziellen Gewinn• Motivation aus dem christlichen Glauben• Offenheit für andere Kulturen und Reli-

gionen• Initiative und Kreativität• Bereitschaft zu einem einfachen Leben• Teamfähigkeit• Bereitschaft als Multiplikator zu wirken

und einen Freundes- und Förderkreisaufzubauen

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Schwerpunkt

Der Jesuiten-FlüchtlingsdienstDer Jesuit-Refugee Service ( JRS) wurde ge-gründet, um – so die 34. Generalkongrega-tion – Flüchtlinge und Migranten zu beglei-ten, sich um sie wie um Freunde zu kümmernund um in einer gleichgültigen Welt für ihreRechte einzutreten. In Deutschland geschiehtdiese Arbeit in München und Berlin, haupt-sächlich in Bezug auf Menschen in der Ab-schiebungshaft und in der Illegalität.In Abschiebungshaft kommen Menschen,wenn ihre Ausreisepflicht durchgesetzt werdensoll.Dort treffen wir aber auch Menschen,de-ren Fall im Asylverfahren keine angemesseneBehandlung erfahren hat,es befinden sich dortMinderjährige,Traumatisierte und Schwange-re – zum Teil unter vergleichbar strengen Be-dingungen wie Strafhäftlinge,zum Teil obwohlfeststeht, dass sie gar nicht abschieb-bar sind.Dies halten wir für proble-matisch. Deshalb versuchen wir, ih-nen pastoral und menschlich zurSeite zu stehen,in gravierenden Fäl-len aber auch, ihnen einen Rechts-beistand zu besorgen oder einen Fallin die Medien zu bringen.„Illegale“ sind in der öffentlichenMeinung häufig mit „Kriminalität“assoziiert.Dabei dominieren Verstö-ße gegen aufenthalts- und arbeits-rechtliche Bestimmungen: DieseMenschen suchen „unerlaubt“ Si-cherheit vor Verfolgung, Anschlussan Familienangehörige oder Arbeit,weil ihnen dazu kein legaler Wegoffen steht.Verstöße gegen Aufent-haltsgesetze sind dabei sicherlicheine Straftat, dennoch stellt sich die

Frage, ob dies nicht unter solchen Umständenrechtfertigbar ist – umso mehr, weil man dieBetroffenen nicht auf eine realistische Alter-native in ihren Herkunftsländern verweisenkann.Angesichts dieser Personengruppe ist vorallem Aufklärung und Lobbyarbeit erforder-lich, um Verständnis für ihre Situation zu we-cken und Unterstützung zu organisieren, da-mit elementare Menschenrechte auch dieserMenschen gewahrt bleiben.Die Arbeit des JRS in Deutschland ist sicheranders als die des JRS in einem afrikanischenFlüchtlingslager, da unterschiedliche Örtlich-keiten unterschiedliche Prioritätensetzungenerfordern.Gemeinsam ist aber,dass der EinsatzMenschen gilt, für deren Würde und Rechtesich nur wenige engagieren wollen. Zudemzeigt unsere Arbeit, dass die Welt zusammen-wächst:Man muss nicht mehr nach Afrika undAsien gehen, um Afrikanern oder Asiaten be-gegnen zu können.So tragen wir dazu bei, dieEinheit des Lokalen und Globalen begreiflichund sichtbar zu machen.Weitere Informationen zu unserer Arbeit finden Sieunter <www.jesuiten-fluechtlingsdienst.de>. ■

Jörg Alt SJ

Flüchtlinge in der Abschiebungshaft

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16 Jesuiten Schwerpunkt: Jesuiten in Deutschland

Schwerpunkt

Jesuitenin SkandinavienDie Vertreibung der Gesellschaft Jesu aus Bis-marcks Kulturkampf-Deutschland war zu-mindest für die skandinavische Mission einGlücksfall. Gerade zu der Zeit, als das luthe-risch-staatskirchliche Skandinavien begann,sich ein wenig für die Präsenz anderer christ-licher Gemeinschaften zu öffnen, standen dieaus Deutschland vertriebenen Mitbrüder zurVerfügung, die sich der Aufgabe der seelsorg-lichen Betreuung der wenigen Katholiken inSkandinavien annehmen konnten.

125 Jahre später ist die katholische Kirche inSkandinavien immer noch eine kleine – wennauch nicht mehr verschwindende – Min-derheit. Hohe Einwanderungsraten und einbeständiger Zustrom von Konvertiten habendazu geführt, dass die katholische Kirche inSchweden inzwischen auf ca.150000 Mitglie-der angewachsen ist, ungefähr 2% der Bevöl-kerung. In Dänemark gibt es 35000 Katholi-ken, d.h. 0.6% der Bevölkerung.Das seelsorg-liche Engagement für die Katholiken war vonAnfang an die zentrale pastorale Aufgabe derskandinavischen Mission. Die vielfältigen eth-nischen und sozialen Hintergründe der Ein-wanderer sowie die Eigendynamik modernerGroßstadtgemeinden in Städten, deren Bevöl-kerung der katholischen Kirche in der Regeldesinteressiert oder feindlich gegenübersteht,sind dabei die großen Herausforderungen.

Parallel zur Gemeindearbeit intensivierten dieJesuiten ihre intellektuelle Präsenz in Skan-dinavien. In Dänemark wurde 1875 zunächstdas St. Andreaskollegium und dann 1950das Niels-Steensen-Gymnasium gegründet. In

Schweden machte 1920 die Zeitschrift „Cre-do“ den Anfang. „Credo“ wurde nach demZweiten Vatikanischen Konzil mit dem „Ka-tholischen Informationsdienst“ ergänzt, bevorbeide Zeitschriften 1975 in der Publikation„Signum“ zusammengefasst wurden. Die Je-suiten in Skandinavien sahen es von Anfang anals eine zentrale Aufgabe an, mit ihrer Arbeitnicht nur den katholischen Teil der Bevölke-rung zu erreichen, sondern auch die Inhaltedes katholischen Glaubens, der katholischenEthik oder Soziallehre einer breiteren Öffent-lichkeit zugänglich zu machen. Neben demKolleg in Dänemark und den Zeitschriften inSchweden fallen viele andere Aktivitäten un-ter diese Kategorie, so zum Beispiel die bio-ethische Präsenz durch die Arbeiten von PaterLars Reuter. In Schweden sind die Ange-bote der „Katholischen Orientierung“ in das„Newman-Institut“ übergegangen.Dieses In-stitut bietet in Zusammenarbeit mit den staat-lichen Universitäten Kurse in Theologie undPhilosophie an. Darüberhinaus werden Kon-ferenzen und Seminare organisiert, die imGeiste von John Henry Newman den Dialogzwischen der modernen schwedischen Gesell-schaft und der christlichen Tradition fördernbzw. in Gang bringen wollen.

Beachtenswert ist das in den letzten Jahrenstark gestiegene Interesse an den Exerzitien.Vor allem überrascht der Wunsch vieler lu-therischer Pastoren und Pastorinnen, ihrenGlauben mit Hilfe der ignatianischen Spiri-tualität zu vertiefen. Da inzwischen nicht nurJesuiten, sondern auch viele Schwestern, Lai-en und evangelische Pastoren die GeistlichenÜbungen geben, bieten sich für uns großeMöglichkeiten von Zusammenarbeit über dieGrenzen des Ordens und der katholischenKirche hinaus. ■

Philip Geister SJ

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Schwerpunkt

ChristenundMuslimeimDialogIn den vergangenen Jahren haben sich vieleInitiativen entwickelt, die sich um den theo-logischen Austausch und um die soziale undreligiöse Begegnung bemühen. Neben denvielen positiven Ansätzen des kooperativenMiteinanders vor Ort machen sich in letzterZeit aber auch vermehrt Ängste breit, die oftvon einem kulturellen und religiösen Iden-titätsverlust herrühren. Eine Teufelsspirale, diehäufig zu Missverständnissen, Sprachlosigkeitund falschen Vorstellungen führt. Fundierteund differenzierte Informations- und Fortbil-dungsangebote können helfen, Sachkompe-tenzen zu entwickeln und im gegenseitigenRespekt vor der Verschiedenheit zu wachsen.Angebote dieser Art gibt es inzwischen zu-hauf. Die Verantwortlichen der Diözesen sindüberwiegend gut informiert und beraten ger-ne. Universitäten, Akademien, Bildungsein-richtungen und viele ehrenamtliche Initiati-ven vor Ort leisten darüber hinaus einen nichtunwesentlichen Beitrag. Viele Muslime su-chen diese Einrichtungen gerne auf und las-sen sich beraten und helfen. Hier kann derKontakt auf sehr alltägliche Weise stattfinden;hier kann man auf unbeschwerte und undog-matische Weise über Religion und über Gottund die Welt miteinander ins Gespräch kom-men. In den Ausländerberatungsstellen, in derEhe-, Familien-, Lebens- und Erziehungsbe-

ratung, aber auch in den Einrichtungen vonSprach- und Hausaufgabenhilfe oder in denKleiderstuben finden solch wichtige Begeg-nungen statt.Ein Einsatz dieser Art ist alles an-dere als leicht und bequem, doch dort, wo erkonstruktiv und mit Überzeugung angegan-gen wird, zeigt er auch Früchte.

Wo Christen und Muslime zusammen leben,gibt es zum Dialog, zum Miteinander und zurZusammenarbeit keine Alternative. Mit Blickauf die Zukunft werden wir alle über unserchristliches Selbstverständnis und den damitverbundenen pastoralen Auftrag neu nachden-ken müssen. Eine spannende und interessanteZeit liegt vor uns. Sie sollte gekennzeichnetsein durch eine offene und kooperative Be-gegnung zwischen Christen und Muslimen.

Ermutigt werden wir dazu durch das II.Vati-kanische Konzil, das uns Christen schon vorvierzig Jahren eingeladen hat, „… sich auf-richtig um gegenseitiges Verstehen [zwischenChristen und Muslimen] zu bemühen und ge-meinsam einzutreten für den Schutz und dieFörderung der sozialen Gerechtigkeit, der sitt-lichen Güter und nicht zuletzt des Friedensund der Freiheit für die Menschen“. ■

Wilfried Dettling SJ

Interreligiöses Gespräch

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18 Jesuiten Schwerpunkt: Jesuiten in Deutschland

Schwerpunkt

Jesuiten im PorträtFranz Keller SJ

Franz Keller lernte ichetwa 1989 kennen, ei-nen ruhigen, zurück-haltenden Menschen,der die politische Ent-wicklung währendund nach der „Wen-de“ mit Interesse undSorge verfolgte, ob dieMenschen wohl daslernen würden, wasdiese Situation ihnen

bot: Ob sie frei werden könnten von denZwängen des „alten“ Systems der DDR, oh-ne sich den Zwängen des „neuen“ der BRDzu beugen?Später lernte ich auch seine praktische Seitekennen (und schätzen,denn er lehrte mich dasFliesenlegen). Er war immer bereit, anderenseine handwerklichen Fähigkeiten zur Ver-fügung zu stellen. In vielen Wohnungen undehemals besetzten Häusern Berlins steckenseine Kenntnisse, seine Hilfe und seine Arbeit.Franz Keller ist sehr an Architektur, besondersder norddeutschen Backsteingotik interes-siert, er liebt die Natur und erlebt sie währendlanger Radtouren in die nähere und weitereUmgebung Berlins. Dabei hat er sich vieledieser Bauten wie zum Beispiel das Schiffs-hebewerk bei Niederfinow angesehen.Je länger ich Franz Keller kenne, desto mehrzeigte er sich mir auch als ein tiefgläubigerund vor allem demütiger Menschen. Er mages nicht, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeitzu stehen oder wenn man ihm seine Arbeitabnimmt, denn es ist für ihn selbstverständlichund deshalb nicht erwähnenswert, dass er denMenschen in ihrem täglichen Leben dient.Das ist seine ganz besondere Art, Gottes Liebezu leben. (Angelika Goder)

Godehard Brüntrup SJ

Wer Godehard Brün-trup seit seinen frühenStudienjahren kennt,wird kaum darübererstaunt sein, dass diePhilosophie ihn seit-dem nicht mehr losge-lassen hat.1957 in Ful-da geboren, ist er kon-sequent den Weg desintellektuellen Apos-tolats gegangen. Von

der Katholischen Studierenden Jugend (KSJ)in das Noviziat in Münster, vom Grundstu-dium bis zum Magister der Philosophie inMünchen, von der Theologie in Frankfurt biszu einem philosophischen Aufbaustudium inBerlin mit einer Promotion über „MentaleVerursachung“.Die Fragen nach dem Verhält-nis von Bewusstsein,„Geist“ und Hirn bleibendas zentrale Thema für den mittlerweile habi-litierten Professor für Metaphysik.Als Experte der „Philosophy of mind“ ist Go-dehard Brüntrup zu einem Wanderer zwi-schen Deutschland und den akademischenZentren in den USA geworden, gleicherma-ßen zu Hause in Notre Dame (Indiana), in derFordham University (New York) und in Mün-chen. Sein professorales Image ist nicht freivon exotischen Akzenten, kein Wunder, wennder bekennende „Day-Sleeper“ seine Meta-physik-Vorlesungen entlang der Frage nachder Existenz von metaphysischen Zombiesentwickelt. Dass Godehard Brüntrups Hori-zont nicht auf die Wissenschaft beschränkt ist,bewies er in jungen Jahren als Extrem-Alpinistund heute als quasi professioneller Fotografund Kameramann. Metaphysik und High-Tech finden sich bei ihm zu einer fruchtbarenSynthese vereint. (Thomas Busch)

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Michael Beschorner SJ

Wandern in den abge-legenen Gebirgen Ka-sachstans: das ist meinbleibender Eindruckvon Michael Beschor-ner. Während unsererNoviziatszeit 1992 ha-be ich viele Dias ge-sehen und unzähli-ge Geschichten seinerUnternehmungen ge-hört.

Michael Beschorner wurde 1963 in Halle ander Saale geboren. Aufgewachsen ist er in derSpannung zwischen christlicher Familie undrealsozialistischer Umwelt. Bausoldat war er,und eine Lehre als Elektriker bei der Reichs-bahn hat er absolviert, bevor er sich in Rich-tung Priesterberuf entschied. Das Ende desStudiums in Erfurt fiel genau auf den Mauer-fall, und eine ganze Reihe von Entscheidun-gen standen an.Nach einer Auszeit an der UniFreiburg entschied er sich dann, Jesuit zu wer-den.Vielleicht ist er ja erblich vorbelastet – seinOnkel Franz Beschorner ist ebenfalls Mitglieddes Ordens.Alle diese Lebensschritte drücken sich in Mi-chael Beschorner aus. Durch die Erlebnisseder DDR-Jugend und die Wirren der Wendehat er Schritt für Schritt seinen Weg gemacht.Das Leben will wie ein Gebirge gemeistertsein; hilfreich sind eine gute Bodenhaftung,ein guter Blick für die Umgebung, Staunenund Interesse an den immer neuen Gegenden,die sich dem Auge erschließen, und vor allemFreundschaft und Loyalität gegenüber denen,die mitgewandert sind. Michael Beschornerist zur Zeit Schulseelsorger und Religionsleh-rer am Sankt Benno Gymnasium in Dresden.(Bernd Hagenkord)

Hieu Bui Cong SJ

Wussten Sie, dass sichzwei Vietnamesen erstunterhalten können,wenn sie vom Gegen-über Alter, Familien-stand und sozialen Sta-tus kennen?Ich wusste es nicht, bisich Hieu im Noviziat1998 kennen lernte.Als Mensch, der inzwei Kulturen groß-

geworden ist,brachte er mir bei,dass sich Viet-namesen nur aus einer Beziehung zum Gegen-über her definieren können und es ein vomGegenüber losgelöstes „Ich“ nicht gibt.Grenzgänger:Geboren in Vietnam,als 14-Jäh-riger von Cap Anamur gerettet, als Flüchtlingalleine auf den Philippinen.Dann in Hamburgein Leben auf der Strasse, Wiederfinden desGlaubens, Ordenseintritt. Stationen eines be-wegten Lebens an und mit Grenzen. Hinein-gewachsen in die deutsche Kultur, ohne seineWurzeln zu verlieren. Hieu ist für mich Bei-spiel für eine inkulturierte Existenz.Kämpfen:Alleine flüchten, in einem Sammel-lager überleben und sich in Deutschland mitseiner fremden Kultur und Sprache zurecht-finden – das erfordert, einfallsreich und anpas-sungsfähig zu werden.Es hat ihn zu einem ge-macht, der gelernt hat zu kämpfen.Gerechtigkeit: Von diesen Erfahrungen herrührt auch seine große Sensibilität und seinRingen um Gerechtigkeit für Arme und Au-ßenseiter. Ich habe ihn immer als jemandenerlebt, der die Nähe zu Ausgegrenzten sucht,mit ihnen leicht Kontakt bekommt und ihreSprache spricht und versteht. Derzeit studierter Theologie auf den Philippinen.(Patrick Zoll)

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20 Jesuiten Schwerpunkt: Jesuiten in Deutschland

Schwerpunkt

SpirituelleSinn-Angebotein AuswahlWas bieten Jesuiten Menschen des 21. Jahr-hunderts an, um ihren Hunger nach Sinn,Identität und Spiritualität zu stillen? Dazu ei-nige Beispiele:Wer den Weg nach Dresden-Hoheneichen fin-det, trifft auf einen kleinen, ruhig gelegenenPark am Rande der Stadt.Ein ehemaliger Stallwurde in eine lichtdurchflutete,bilderlose Ka-pelle umgebaut.Hier ist es möglich,sich für ei-nige Tage zurückzuziehen und zur Ruhe zukommen.Man kann Kurse in 8-tägigen klassi-schen ignatianischen Einzelexerzitien belegen,um das eigene Leben vor Gott anzuschauen,den Weg Jesu mitzugehen,um in sich den RufGottes zu hören und zu einer Entscheidungfür das eigene Leben zu gelangen.Im nördlichen Frankenland liegt Gries, einsamin den Hügeln des Frankenwaldes gelegen. Indieser wunderschönen Waldgegend bietet Pa-ter Jalics seit 20 Jahren 10-tägige kontempla-tive Exerzitien an. Dazu gehören einfachesLeben, vegetarisches Essen,Yoga am Morgen,

5 bis 6 Stunden einfache, gegenwärtige Me-ditation mit dem Jesus-Christus-Atemgebetin dem großen Meditationsraum, Eucharistie-feier am Abend und eine Stunde Arbeit am Tagwie Holzhacken oder Kloputzen.In noch größerer Einfachheit finden dieKurse „Urlaub für die Seele“ der LeipzigerBeratungsstelle „Orientierung“ statt. In einemSelbstversorgerhaus in Mecklenburg-Vor-pommern mit Übernachtung in Gruppen-räumen wird eine Woche lang Zazen geübt. Intherapeutischen Gruppensitzungen werdenLebens- und Sinnthemen bearbeitet und ver-tieft. Christen und Nichtchristen finden hierOrientierung für ihr Leben.Die Berliner Offene Tür bietet u.a. einmal imJahr eine Woche lang therapeutisch-spirituel-les Wandern an. Suchende aller Couleur ge-hen eine Woche lang miteinander einen Weg,möglichst einen alten wie den Pilgerweg nachSantiago di Compostela. Sie erleben sich alsWeggefährten und fühlen sich mit der Zeit tiefverbunden. Der spirituelle Impuls am Mor-gen, das Gehen im Schweigen und die Grup-pensitzung am Abend helfen, mit den eigenenLebensthemen in Berührung zu kommen unddamit buchstäblich zu gehen. Manche findenneuen Sinn oder können das Bisherige andersbewerten, finden einen (neuen) Zugang zurSpiritualiät und Religion.In die soziale Welt von Berlin-Kreuzberg füh-ren die „Exerzitien auf der Straße“ ein. PaterHerwartz initiierte sie nach vielen Jahren Le-ben unter und mit Menschen am Rande derGesellschaft und Kirche.Gott wird nicht in derNatur, dem Meditationsraum, in der Kapel-le, sondern im normalen Leben gesucht. Daskonkrete Leben ist die Betrachtung. GottesNähe wird in dieser von Ungerechtigkeit undLeid geprägten Welt, in den Gesichtern vonMenschen am Rande oder anderer Kulturenund Religionen geschaut.Jesuiten sind Dialog,Offenheit und Inkulturation wichtig, um vondort her Menschen einen echten Zugang zuGlaube und Gerechtigkeit finden zu lassen. ■

Johannes Fischer SJ

Übrigens …Viele Jesuiten arbeiten in und mit den Grup-pen der GCL – „Gemeinschaft Christlichen Le-bens“, einer weltweiten geistlichen Gemein-schaft ignatianischer Spiritualität. Die Mitglie-der der GCL wollen sich bewusst auf denGlauben einlassen und ihn mitten in ihremAlltag, als Einzelne oder in Familie, verwirk-lichen. Sie treffen sich regelmäßig in einerGruppe, tauschen ihre Erfahrungen aus undunterstützen sich gegenseitig auf ihrem per-sönlichen Weg. Mehr unter: <www.gcl.de>

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Schwerpunkt

JesuitenAdressen und Literatur

Adressen

Deutsche Jesuiten K.d.ö.R.ProvinzialatSeestraße 1480802 MünchenFon 089 38185-0<[email protected]>

Kontaktstelle Berufung und BegleitungPater Lutz Müller SJElsheimerstraße 960322 Frankfurt/M.Fon 069 719114-40<[email protected]>

Noviziat der deutschsprachigen JesuitenRupert-Mayer-HausVirchowstraße 2790409 NürnbergFon 0911 51048-0<www.jesuiten.org/noviziat>

Jesuiten in ÖsterreichProvinzialatDr.-Ignaz-Seipel-Platz 11010 WienFon 0043 1 5125232-0<[email protected]>

Jesuiten in der SchweizProvinzialatHirschengraben 748001 ZürichFon 0041 1 26621-11<[email protected]>

Ausgewählte Literatur

Schriften des Hl. Ignatius von Loyola

Gründungstexte der Gesellschaft Jesu. Hg.von Peter Knauer.Würzburg 1998

Geistliche Übungen. Hg. von Peter Knauer.Würzburg 1999

Bericht des Pilgers. Hg. von Peter Knauer.Würzburg 2000

Briefe und Unterweisungen. Hg. von Peter Knauer.Würzburg 1993

Literatur zum Orden und zur Spiritualität der Jesuiten

Stefan Kiechle / Clemens Maaß:Der Jesuitenorden heute. Mainz 2000

Peter C. Hartmann: Die Jesuiten.München 2001

Stefan Kiechle: Ignatius von Loyola.Meister der Spiritualität. Freiburg 2001

Willi Lambert:Aus Liebe zur Wirklichkeit.Grundworte ignatianischer Spiritualität.Mainz 2000 ■

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22 Jesuiten Geistlicher Impuls

Geistlicher Impuls

Alle sind berufenFrüher nannte man nur die Priester undOrdensleute „berufen“, die anderen Christenwaren „normale“ Christen, bloße „Laien“.Wer sich für das Priesterseminar oder einenOrdenseintritt entschied, folgte „seiner Beru-fung“; wer wieder austrat, hatte eben „keineBerufung“. In den letzten Jahren gingen, sosagte man, „die Berufungen zurück“, d.h. dieKirche erlebte einen schmerzlichen Nach-wuchsmangel für die „geistlichen Berufe“.Die „Berufenen“ erhalten, so meinte man,von Christus einen ganz persönlichen, be-sonderen Ruf in die Nachfolge. Sie leben ihrChristentum ganzheitlicher, radikaler, hinge-bungsvoller, irgendwie auch vollkommener,„heiliger“.

Ältere Katholiken haben das in ihrer Jugend sogelernt. Noch heute denken viele so. DasZweite Vatikanische Konzil widersprach die-sem Gedanken entschieden.Bis heute ist nochnicht überall bekannt: Alle Christen sind zurVollkommenheit berufen.Jeder Christ hat vonGott eine „Berufung“ bekommen: in diesenoder in jenen „Stand“, in eine bestimmte Le-bensweise, zu einer konkreten Berufstätigkeit.Die verschiedenen Stände – Laie oder Priesteroder Orden,verheiratet oder nicht,dieser oderjener „Beruf“ – sind grundsätzlich gleichwer-tig. In seinem bzw. ihrem Stand soll jederMann und jede Frau sich heiligen, also radikalund liebevoll leben.In jeder Lebensweise kannman „vollkommen“ werden.Wenn ich meine„Berufung“ – zu was auch immer – entdeckeund sie aus ganzem Herzen und mit Hingabelebe, erfülle ich Gottes Willen und werde„meine“ Vollkommenheit erreichen. DieserGedanke findet sich im Ansatz schon bei Igna-tius von Loyola: Gott hat für jeden Christen

einen persönlichen Plan – eine wunderbareAussage unseres Glaubens! Gott hat mit jederund mit jedem von uns Großes vor.Er will mitallen sein Reich des Friedens und der Liebeaufbauen.Alle sind dazu von ihm berufen.

Im Herzen dankbar sein

Wie kann ich als Christ im Alltag meine Be-rufung leben? Zunächst verstehe ich meineSituation so, dass Gott mich in sie hineinge-stellt hat. Ich entdecke einen Sinn darin. Ichsehe, dass für mich und für andere durch meinLeben Gutes gewirkt wird – ich wirke aktiv,und in mir wirkt Gott. Ich bin im Herzendankbar dafür. Vieles wird mir nur bruch-stückhaft gelingen, und ich sehne mich nachmehr. Aber ich akzeptiere das Leben, wie esist, und versuche, mit dem, was mir möglichist, zufrieden zu sein. Ich bemühe mich, meinVerhalten am Vorbild und an der Weisung Jesuzu orientieren: Ich verzeihe anderen die Feh-ler, helfe den Bedürftigen, gehe liebevoll mitmeinen Nächsten um, respektiere die Frem-den, bin wahrhaftig im Reden und treu in derFreundschaft …

Ein tieferes Ja zum Leben

Nun, eine solche Haltung ist leicht für Men-schen, denen es gut geht und die aktiv ihr Le-ben gestalten können.Was ist aber mit jenen,die Schweres erleiden, die ständig ums Über-leben zu kämpfen haben, die Schicksalsschlä-ge akzeptieren müssen,die krank sind und nurauf den Tod warten?! Diese Menschen tunsich schwer, im Herzen zu danken. Ihr Leben

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ist mehr Klage als Freude.Können auch sie ihrLeben als „Berufung“ annehmen? Vielleichtheißt Berufung hier ganz einfach, dass ichmich bemühe, ein tieferes Ja zu meinemSchicksal zu sprechen; dass ich mein Leidentrage, auch wenn ich seinen Sinn nicht verste-he; dass ich geduldig harre und mein Leben inGottes Hand lege; dass ich vertraue: Gott wirdalles zu einem guten Ende führen. Auch einschweres Schicksal, in Stille und Zufrieden-heit angenommen, kann zum Zeugnis wer-den.Was angenommen ist,wird erlöst werden.Und wenn andere Schweres leiden: mit ihnenin Stille und Geduld mitzuleiden, hilft ihnen,sich als getragen und – zumindest ahnungs-weise – als befreit zu erfahren. Von solchenProzessen begreife ich nicht viel, und ich redenicht viel darüber. Aber mein Glaube sagt Jazum Dasein. Die stillen Beter verwandeln dieWelt.Wer so seine Berufung lebt,wirkt mit aneiner friedlicheren Welt. ■

Stefan Kiechle SJ

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24 Jesuiten Nachrichten

Nachrichten

Neues aus dem Jesuitenorden

Augsburger Wissenschaftspreis für Jesuitenpater Jörg Alt

Am 10. Mai wurde Jörg Alt SJ mit dem dies-jährigen Augsburger Wissenschaftspreis aus-gezeichnet. Der Preis wurde verliehen vomAugsburger Forum für Interkulturelles Lebenund Lernen, der Stadt Augsburg und der Uni-versität Augsburg.Er ist mit 5.000 € dotiert.Jörg Alt wird für sein Buch „Leben in derSchattenwelt – Problemkomplex illegale Mig-ration“ ausgezeichnet, welches auf einer Feld-studie zur Lebenssituation illegaler Migrantenin München aufbaut.Anlässlich der Zuerken-nung des diesjährigen Preises schrieb der Vor-sitzende der Jury, Prof. Wolfgang Frühwald:„Die Arbeit von Jörg Alt nimmt dem Phäno-men der illegalen Migration seine kriminelleExotik und ist gleichwohl spannender als einKriminalroman im gleichen Milieu zu lesen“.Bedeutsam sei das Buchs für ein besseres Ver-ständnis des Problemkomplexes Illegalität undfür die Suche nach angemesseneren Politik-ansätzen für den Umgang mit dieser struktu-rellen Begleiterscheinung der globalen Welt-gesellschaft.

München: Berufsbegleitender Studiengang Erwachsenenpädagogik

Ab dem Wintersemester 2004 bietet das IKE(Institut für Kommunikationswissenschaft undErwachsenenpädagogik) an der Hochschulefür Philosophie in München ein neu konzi-piertes Zusatzstudium Erwachsenenpädagogik

an.Studierende mit einem allgemeinen Hoch-schulabschluss können diesen berufsbegleiten-den Studiengang in nur zwei Semestern miteinem Zertifikat abschließen. Die Gebühr be-trägt 500,– € pro Semester. Schwerpunkte desStudiengangs sind Philosophie sowie Theo-rie und Praxis der Erwachsenenbildung, unteranderem Didaktik, Beratung und Qualitäts-management. Weitere Informationen im Internet:<www.hfph.mwn.de/ike.html>

Delegat für jesuitische Pädagogik

Michael Corth aus Berlin ist der neue „Dele-gat für jesuitische Pädagogik“ im deutschenSprachraum.Mit dieser Stelle soll die Aus- undWeiterbildung in ignatianischer Pädagogik inden Schulen, Internaten und Jugendeinrich-tungen des Ordens gefördert und intensiviertwerden. Darüber hinaus wird es Aufgabe desDelegaten sein, Kontakte nach Rom zu pfle-gen und die Beziehungen zwischen den Kol-legien in Bad Godesberg, Sankt Blasien undBerlin zu fördern.Michael Corth ( Jahrgang 1953) ist Lehrer amCanisius-Kolleg in Berlin mit den FächernEnglisch, Deutsch und Darstellendes Spiel.Am Canisius-Kolleg hat er in den 80er Jahrendas Sozialpraktikum der 11. Klassen imple-mentiert. Darüber hinaus hat er in vielen Be-reichen sowohl durch Veröffentlichungen alsauch durch pädagogische Initiativen am ig-natianischen Profil des Kollegs gearbeitet. AlsAltschüler weiß er sich dem Orden besondersverbunden.Michael Corth wird weiterhin Lehrer am Kol-leg bleiben und mit halber Stelle für seine Ar-beit freigestellt.

Diakonenweihe in London und Frankfurt

Die internationale Dimension des Ordenswurde greifbar anlässlich der feierlichen Dia-konenweihe für die jungen Jesuiten,die in den

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Juli 2004/2 Jesuiten 25

vergangenen Jahren Theologie studiert haben:In der Corpus Christi Kirche in London spen-dete Erzbischof Kevin McDonald am 6. MärzFredrik Heiding und Christof Wolf, die ihrStudium in Heathrop abgeschlossen hatten,dieDiakonenweihe. In der Seminarkirche vonSankt Georgen in Frankfurt wurden am 25.April Modeste Modekamba Talawase undPhilippe Nzoimbengene Fuadingani aus derDemokratischen Republik Kongo, Jarosl-awPaszynski aus Polen sowie Tobias Zimmer-mann aus Süddeutschland vom Mainzer Weih-bischof Dr. Werner Guballa zu Diakonen ge-weiht.

Iñigo Award: Internationaler Kurzfilmpreis für den Weltjugendtag2005

Mit Blick auf den Weltjugendtag 2005 inKöln hat der Jesuitenorden den internatio-nalen Kurzfilmpreis „Iñigo Award“ gestiftet.Der Wettbewerb steht unter dem Thema „Ci-ty of God“. Gesucht und prämiert werdenKurzfilmproduktionen, die sich mit der Ge-genwart und Abwesenheit Gottes in der mo-dernen säkularen Welt beschäftigen und diespirituelle Erfahrungen von jungen Menschen

Diakonenweihe von Christof Wolf und Fredrik Heiding in LondonFo

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26 Jesuiten Nachrichten · Personalien

ausdrücken. Das Thema will ausdrücklichauch die soziale Dimension unter dem Stich-wort „Glaube und Gerechtigkeit“ mit einge-schlossen wissen.Der „Iñigo Award“ wird an die drei besteneingereichten Kurzfilme verliehen und ist mit2.500 € für den 1.Preis sowie mit 1.500 € und1.000 € für den 2.und 3.Preis dotiert.Zusätz-lich wird ein Publikumspreis verliehen. DieBeiträge der Preisträger sowie weitere her-ausragende Filme des Wettbewerbs kommenim Rahmen des Weltjugendtages zur Auf-führung. Die Verleihung des „Iñigo Award“findet statt am 19.August 2005 in Köln durchden Vertreter der Generalskurie der Jesuitenin Rom, Pater Tom Rochford SJ (Sekretär für

Kommunikation undMedien).

Einsendeschluss ist der1. Mai 2005.

Weitere Informationenzur Anmeldung und Teilnahmebedingungen im Internet unter <www.inigo-award.org>.

Personalnachrichten

• Der scheidende Provinzial der norddeut-schen Jesuiten, Franz Meures SJ, ist vom Ge-neraloberen des Ordens, Peter-Hans Kolven-bach, zum neuen Rektor des Germanicum inRom ernannt worden. Er tritt in diesem Amtim Februar 2005 die Nachfolge von GerwinKomma SJ an.• Der scheidende Provinzial der süddeutschenJesuiten, Bernd Franke SJ, wird als Superiornach St.Michael in München gehen.Dort giltes, das Zueinander von Kirche, Glaubensori-entierung, Forum der Jesuiten und Bürgersaal(der Grabstätte von Pater Rupert Mayer) zukoordinieren und die begonnene Entwicklungzu einem Pastoralzentrum in der Innenstadtweiter zu führen. Pater Franke wird die Auf-gabe nach Ostern 2005 übernehmen.

• Thomas Gertler SJ wurde von Pater Generalzum neuen Rektor des Kollegs Sankt Georgenin Frankfurt/Main ernannt. Er tritt sein Amtam 01.September 2004 an.Als Rektor trägt erdie Gesamtverantwortung für das Kolleg SanktGeorgen, das die Philosophisch-TheologischeHochschule Sankt Georgen und das Priester-seminar umfasst.Zugleich ist er der Obere derdortigen Jesuitenkommunität.• Hans-Bernd Bollmann SJ wurde zum neu-en Regens des Priesterseminars Sankt Geor-gen in Frankfurt/Main ernannt. Er tritt seinAmt am 01. September 2004 an und ist dannverantwortlich für die Ausbildung der Pries-teramtskandidaten im Priesterseminar SanktGeorgen, die zugleich an der dortigen Hoch-schule studieren. Hauptsächlich sind es Kan-didaten aus den Bistümern Limburg, Hildes-heim, Osnabrück und Hamburg.• Die Residenz der Jesuiten in Hannover wur-de im Juni 2004 aufgelöst. In das Haus sind un-ter anderem Schwestern der Congregatio Jesu,früher Maria-Ward-Schwestern genannt, ein-gezogen. Damit bleibt das Haus ein seelsorg-licher Standort.• Petrus Köst SJ ist seit 01.Mai 2004 in Nach-folge von Hans-Bernd Bollmann SJ neuer Re-ferent für die GCL (Region Nord).• Jörg Dantscher SJ wurde am 02. Mai in seinAmt als neuer Pfarrer von St.Ignatius in Frank-furt eingeführt.• Ulrich Rhode SJ wurde von Pater Generalzum Professor für Kirchenrecht an der Phil.-Theol.Hochschule Sankt Georgen/Frankfurtberufen. Michael Bordt SJ wurde zum Profes-sor für Philosophische Anthropologie undGeschichte der Philosophie an der Hochschu-le für Philosophie in München berufen.• Friedhelm Mennekes SJ wurde von der Bay-erischen Akademie der Schönen Künste am04. Mai mit der Wilhelm-Hausenstein-Eh-rung ausgezeichnet. Damit wird sein Engage-gement für die Kunst-Station in der KircheSankt Peter in Köln gewürdigt.■

Zusammengestellt von Thomas Busch

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Juli 2004/2 Jesuiten 27

Personalien

Jubilare

01. JuliP. Otto Winkes75. Geburtstag

11. JuliP. Franz Beschorner80. Geburtstag

13. JuliP. Alban Müller75. Geburtstag

26. JuliP. Egbert Rothkegel50. Priesterjubiläum

28. JuliBr. Hermann Josef Jacobs70. Geburtstag

08. AugustBr. Bernward Beelte75. GeburtstagP. Otto Schärpf75. GeburtstagP. Roman Kormann90. Geburtstag

15. AugustP. Robert Stalder50. Priesterjubiläum

20. AugustP. Josef Macha75. Geburtstag

22. AugustP. Lars Rooth50. Priesterjubiläum

25. AugustP. Hans Wisgickl75. Geburtstag

01. SeptemberP. Joachim von Kerssenbrock75. Geburtstag

09. SeptemberP. Béla Weissmahr75. Geburtstag

13. SeptemberBr. Thomas KorrekP. Bruno Schlegel-berger50. Ordensjubiläum

14. SeptemberP. Erich Reithmeier50. OrdensjubiläumP. SiegfriedZahnweh50. Ordensjubiläum

19. SeptemberP. Ewald Plümer70. Ordensjubiläum

29. SeptemberP. Hans Langen-dörferP. Franz Meures25. Priesterjubiläum

In der Ausgabe01/2004 der JESUITEN wurdenwegen eines tech-nischen Problemsnicht alle Jubilareaufgelistet.Wir bitten um Ver-ständnis und gratu-lieren nachträglich:

18. FebruarP. Robert Gelberg75. Geburtstag

12. MärzP. Eberhard Kunz70. Geburtstag

19. MärzP. Josef Kirtzel80. Geburtstag

04. AprilP. Wilhelm Berg-mann70. Geburtstag

05. AprilP. Richard Wagner95. Geburtstag

15. AprilP. Bruno Schlegel-berger70. Geburtstag

18. AprilP. Bernhard Pfirschke65. Ordensjubiläum

19. AprilP. Peter Hornung65. Ordensjubiläum

25. AprilP. Eduard SyndicusP. Otto Syré70. Ordensjubiläum

26. AprilP. Johannes Beutler50. Ordensjubiläum

03. MaiP. Heinz Bretfeld70. Geburtstag

04. MaiP. Erhard Kunz50. Ordensjubiläum

07. MaiP. Ewald Plümer90. Geburtstag

14. JuniP. Rupert Lay75. Geburtstag

16. JuniP. Ludwig Bertsch75. Geburtstag

Verstorbene

P. Franz X. Mattelé SJ* 03.06.1908† 07.03.2004Pfarrseelsorge in Diasporagemeinden

Br. Karl Krammer SJ* 06.12.1925† 19.03.2004Provinzverwaltung in München

P. Johannes B. Samuelsen SJ* 17.09.1913† 26.03.2004Lehrer und Leiter der St.-Knuds-Schulein Kopenhagen

P. Georg Conrad SJ* 01.08.1912† 31.03.2004Exerzitienhausleiter,Regionalsuperior und Pfarrer in der ehemaligen DDR

P. Karl Wolfer SJ* 08.10.1914† 22.05.2004Krankenhaus-seelsorger

P. Bertold Beck SJ* 21.11.1919† 24.05.2004Lehrer in Afrika undLateinamerika

Wir gedenken im Ge-bet der Verstorbenenaus dem Kreis unsererLeserinnen und Leser.R.I.P.

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28 Jesuiten Lesezeichen

Lesezeichen

Ignatianische Impulse

Mit einer neuen Publikationsreihe im Würz-burger Echter-Verlag wollen die JesuitenpatresStefan Kiechle und Willi Lambert aktuelleThemen aus der Spiritualität des Ignatius vonLoyola aufgreifen und in moderner Spracheein breites interessiertes Publikum ansprechen:„Ignatianische Impulse. Schlüssel für ein sin-nerfülltes Leben“ lautet der Titel dieser Reihe,die in der Spiritualität des Ignatius von Loyolagründet. Diese wird heute von vielen Men-schen neu entdeckt.

„Ignatianische Impulse“ wollen aktuelle undexistentielle Fragen wie auch umstrittene The-men aufgreifen. Die Reihe soll dabei zugleichweltoffen und konkret, lebensnah und nachvorne gerichtet, gut lesbar und persönlich an-regend sein und damit suchende Menschenansprechen und ihnen helfen, das alltäglicheLeben christlich zu deuten und zu gestalten.

Die geplanten Themen der Reihe orientierensich an dem, was Jesuiten heute als ihre Leitli-nien gewählt haben:Christlicher Glaube – so-ziale Gerechtigkeit – interreligiöser Dialog –moderne Kultur.

Bereits die Titel der ersten Bände machen denAnspruch der „Ignatianischen Impulse“ deut-lich:

Willi Lambert SJ stellt mitseinem Buch „Das siebenfa-che Ja“ die Exerzitien als ei-nen Weg zum Leben vor undvermittelt damit einen ele-mentaren Einstieg in die ig-natianische Spiritualität.

Stefan Kiechle SJ greift mitseinem Buch „Sich entschei-den“ zentrale existentielleHerausforderungen auf undgibt Hinweise zu einer amignatianischen Abwägen ge-schulten Methode des Vorge-hens.

Dr. Heiner Geißler bei der Präsentation der „Ignatianischen Impulse“ in München

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Klaus Mertes SJ rückt mitdem Titel „Verantwortunglernen“ einen Kernbegriffignatianischer Pädagogik inden Mittelpunkt seiner an derPraxis geschulten Konzepti-on des Lernens und Lehrens.

Piet van Breemen SJ will dieDimension des Lebensabendsaus einem spirituell ganzheit-lichen Prozess verstehen:„Altwerden als geistlicher Weg“.

Dass die Ignatianischen Im-pulse auch auf namhafte Au-toren außerhalb des Ordenssetzen, wird mit Blick aufHeiner Geißler deutlich, derals Referent der Präsenta-tionsveranstaltung zur Frage„Die politische Dimensiondes Evangeliums“ ein Themaaus seiner Publikation „Glau-be und Gerechtigkeit“ aufge-griffen hatte.

Cordula und Ottmar Leidnerschließlich thematisieren dieHerausforderung Ehe undreflektieren dabei ihre eige-nen Erfahrungen: „Weil ichmit dir wachsen möchte“.

Weitere Informationen zur Reihe IgnatianischeImpulse: <www.jesuiten.org/medien/buch>. ■Willi Lambert SJ

Video: Karl Rahner

VHS-Videokassette. Laufzeit 44 Minuten© 2004 Bayerischer Rundfunk

Der Jesuit Karl Rahner gilt international als ei-ner der bedeutendsten Theologen des 20. Jahr-hunderts. Das Filmporträt von Norbert Gött-ler will nicht nur die wichtigsten Lebensstatio-nen Rahners nachzeichnen, sondern auch diewichtigen Themen seiner Theologie illustrie-ren.Enge Freunde und ehemalige Weggefähr-ten, Mitglieder des Jesuitenordens sowie pro-minente Schüler und Zeitgenossen Karl Rah-ners – wie Kardinal Karl Lehmann und dieProfessoren Hans Küng, Johann Baptist Metz,Herbert Vorgrimler und Eugen Biser – erin-nern sich.Bestelladresse: DiaDienst Medien GmbH, Kaul-bachstr. 22a, 80539 München, Fon 089 2386-2430<[email protected]><www.diadienst.org>■

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30 Jesuiten Vorgestellt

Vorgestellt

Forum der Jesuitenin BerlinMittwochabend gegen 19.00 Uhr: währendim Seminarraum schon das Supervisionssemi-nar begonnen hat, versammeln sich die Teil-nehmerInnen des Zen-Kurses im Medita-tionsraum gegenüber. Da kann es schon malzu Reibungen kommen, wenn die einen Ru-he brauchen und es bei den anderen mal laut-stärker zugeht. Auf mittlere Sicht muss derSchallschutz nachgebessert werden!

Unproblematischer ist’s am Donnerstag, dennder Kurs zur Vorbereitung auf die Erwachse-nenfirmung „beißt“ sich nicht mit den „Exer-zitien im Alltag“. Und richtig postmodernwird es am Sonntagabend in der neuen Cani-sius-Kirche, wenn der junge Jesuit Nic Weisermit seinem Bruder Marc die Musikanlage auf-baut: die moderne Klang-Installation unter-legt den Gottesdienst, den Pater Alt mit Men-schen aus der ganzen Stadt feiert.

Im vergangenen Herbst haben wir neben derneu erbauten St.-Canisius-Kirche das „Forumder Jesuiten“ eröffnet.Unter einem Dach sindmehrere traditionsreiche Werke der BerlinerJesuiten zusammengefasst und entwickelnnun ein gemeinsames Profil:

Jedes Jahr kommen etwa 600 Personen übereine kürzere oder längere Zeit zur Beratungoder zu Gruppenveranstaltungen in die „offe-ne tür berlin“. In der Beratung und Begleitunggeht es häufig um die Bewältigung von Kri-sen und Lebensumbrüchen, um Ängste undDepressionen, um Verlust, Einsamkeit, Bezie-hungs- und Paarprobleme oder um die Suchenach Orientierung, Sinn und Identität. Pater

Johannes Fischer ist der Leiter des Teams ausTheologInnen, PsychologInnen und Sozial-pädagogInnen.

Schon 1954 gründete der damalige Bischofdie „katholische Glaubensinformation“ (KGI),um die Arbeit der SeelsorgerInnen in denPfarreien zu entlasten.Heute nehmen pro Jahretwa 150 Personen mit der KGI Kontakt auf:Getaufte und Ungetaufte, Suchende undZweifelnde, je zur Hälfte Männer und Frauen.Und wer in die Gemeinschaft der katholischenKirche durch Taufe, Eintritt oder Wiederein-tritt aufgenommen werden möchte, ist an derrichtigen Adresse. Für viele Menschen ist Pa-ter Manfred Richter,der die KGI 10 Jahre langgeleitet hat und heute weiter mitarbeitet, eingesuchter Gesprächspartner. Ab September2004 wird Pater Bernhard Heindl die Leitungder KGI übernehmen.

Eine enge Zusammenarbeit der KGI bestehtmit der „christlichen Glaubens- und Lebens-schule St. Ignatius“, die von Pater HubertusTommek geleitet wird.Hier finden Interessier-te Einführungs- und Vertiefungskurse in Ge-bet, Meditation und Kontemplation. Regel-mässig werden ignatianische Einzelexerzitienund Exerzitien im Alltag angeboten.Ehepaare,Männer und junge Erwachsene werden zu be-sonderen Kursen eingeladen. Immer wiedermelden sich auch Menschen, die nach Geist-licher Begleitung fragen.

Der Jesuiten-Flüchtlingsdienst (Jesuit RefugeeService, JRS) ist als internationale Hilfsorgani-sation in über 50 Ländern vertreten und setztsich für Flüchtlinge und Migranten ein. Die-ter Müller ist Leiter des Deutschlandbüros desJRS in Berlin, in dem zwei weitere Mitbrüderund ein Jurist mitarbeiten. Hier verfolgt derJRS vor allem die folgenden Projekte: Seel-sorge in der Abschiebehaft sowie Betreuung

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Juli 2004/2 Jesuiten 31

Team des Forums der Jesuiten in Berlin

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Forum der Jesuiten Berlin

Witzlebenstrasse 30, 14057 BerlinMo–Do 9.00–12.00h, Mo–Fr 14.00–18.00hFon 030 32000-10, Fax 030 32000-118<www.jesuiten.org/ignatiushaus-berlin>

• offene tür berlinKrisenbegleitung, Lebens- und Paar-beratung, therapeutische und psycho-spirituelle Begleitung, Gruppen undSeminare.

• Katholische Glaubensinformation im Erzbistum BerlinInformation, Beratung und Begleitung bei der persönlichen Auseinandersetzungmit dem christlichen Glauben.

• Glaubens- und Lebensschule St. IgnatiusAngebote zur Glaubenserneuerung und Glaubensvertiefung, Exerzitien,Meditation, Kontemplation.

• Jesuiten-FlüchtlingsdienstSeelsorge in der Abschiebehaft sowie Betreuung nach der FreilassungVerfahrensberatung, Forschung zu Migration und Illegalität.

• Kirchengemeinde St. CanisiusGemeindearbeit, Kinder-, Jugend- und Seniorenarbeit, besondere Akzente in der Liturgie (neue Kirche!).

• Fort- und WeiterbildungSupervision in kirchlichen Arbeitsfeldern,diagnostische Hilfen im seelsorglichenGespräch, Fortbildung für Führungskräfte.

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32 Jesuiten Vorgestellt · Autoren dieser Ausgabe

nach der Freilassung,Verfahrensberatung, For-schung zu Migration und Illegalität. In diesemBereich ist auch Pater Jörg Alt engagiert, einanerkannter Migrations-Experte.

1995 wurde die Jesuitenkirche „St. Canisius“durch einen Brand völlig zerstört. Inzwischenhat die Gemeinde unter Leitung des PfarrersPater Albert Giesener die Kirche wieder auf-gebaut. Sie ist eine der modernen KirchenDeutschlands, die schon jetzt weit über Berlinhinaus Beachtung gefunden hat. Die Grund-idee der Durchdringung von Weg und Mit-te, von Bewegung und Ruhe und das Ne-beneinander von geschlossenem und offenemRaum, von Sammlung und Sendung ist undbleibt das „Geheimnis“ der neuen St.-Cani-sius-Kirche.

Wo können Pfarrerinnen und Pfarrer allerchristlichen Kirchen, kirchliche Mitarbeiter-innen und Mitarbeiter schwierige Situationenaus ihrem beruflichen Feld besprechen ohneSorge vor zu viel „Binnen-Dynamik“ oderdass ihr Dienstgeber davon erfährt? Seit gutvier Jahren veranstalten Pater Kügler und Pa-ter Fischer dazu Fort- und Weiterbildungen. Su-pervision in kirchlichen Arbeitsfeldern, dia-gnostische Hilfen im seelsorglichen Gesprächoder Kurse für Führungskräfte sind Beispielefür die bisherigen Angebote.

„Hier entsteht ein Ort, an dem sich Menschenfür eine Kirche engagieren, in der der Geistder Freiheit herrscht und die den Mut hat,kreativ in die postmoderne Gesellschaft aufzu-brechen“, hatte der Frankfurter Pastoraltheo-loge Pater Sievernich in seiner Eröffnungsredeim vergangenen November gesagt. Genau daspacken wir an! ■

Hermann Kügler SJ

Liebe Leserinnen und Leser,

Sie haben in diesem Beitrag das Forumder Jesuiten in Berlin kennen gelernt.

Das Profil des Forums – großzügig ohneVerschwendung, offen ohne Unverbind-lichkeit, religiös ohne Frömmelei – können Sie auch in einer Reihe weitererEinrichtungen des Ordens wiederfinden,in denen wir vergleichbare Formen desTeamworks und der Kooperation im Bereich der Seelsorge praktizieren.

So zum Beispiel in:Frankfurt/M. (St. Ignatius)Göttingen (St. Michael)Hamburg (Beratungsdienste)Mannheim-Ludwigshafen (Forum A4)Nürnberg (Caritas-Pirckheimer-Haus)oder München (St. Michael).

Die Bistümer sind uns für dieses Engage-ment dankbar, sehen sich jedoch zuneh-mend gezwungen, ihre Finanzierung zureduzieren und auf den Orden vertrauen –und das heißt: auf Sie.

Bitte tragen Sie unser pastorales Engage-ment für Menschen in den Großstädtenmit: durch Ihr Interesse an unserer Arbeit,durch Ihr Gebet, und auch durch Ihre fi-nanzielle Unterstützung. Danke.

Eugen Hillengass SJDirektor Projektförderung

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Juli 2004/2 Jesuiten 33

Jörg Alt SJBerlin. Mitarbeit im JesuitenFlüchtlingsdienst (JRS)

Johannes Fischer SJBerlin. Leiter der „Offenen Tür Berlin“

Hermann Kügler SJBerlin. Leiter der KatholischenGlaubensinformation im Forumder Jesuiten

Georg Sans SJRom. Dozent an der Gregoriana

Stefan Bauberger SJMünchen. Dozent an der Hochschule für Philosophie

Philip Geister SJUppsala. Leiter des Newman-Instituts

Willi Lambert SJMünchen. Promotor der GruppeIgnatianische Spiritualität (GIS)

Josef Singer SJMünchen. Leiter der „Jesuit Volunteers“

Thomas BuschMünchen. Öffentlichkeitsreferentder Deutschen Jesuiten

Heribert Graab SJGöttingen. Seelsorger in St. Michael

Martin Löwenstein SJFrankfurt. Studentenseelsorgerin der KHG

Tobias Zimmermann SJBerlin. Lehrer und Schulseel-sorger am Canisius-Kolleg

Winfried Dettling SJLudwigshafen. Heinrich PeschHaus. Islambeauftragter der Diözese Speyer

Stefan Kiechle SJNürnberg. Novizenmeister für die deutschsprachigen Provinzen

Richard Müller SJMünchen. Chefredakteur der „JESUITEN“

Autoren dieser Ausgabe

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34 Jesuiten Freunde der Gesellschaft Jesu

Freunde der Gesellschaft Jesu

Informationen:

Freunde der Gesellschaft Jesu e.V.Seestraße 1480802 München

Fon 089 38185-213Fax 089 38185-252

Spendenkonto: 2 121 441LIGA Bank BLZ 750 903 00

Menschen aus allen Berufen und Altersschichten unterstützendurch Gebet und Finanzmittel die Anliegen der Jesuiten. Oh-ne diese Hilfe können wir Jesuiten weder unsere Aufgaben inDeutschland noch weltweit in den Missionen durchführen.Die vierteljährlich erscheinende Publikation JESUITEN willSie am Leben und Arbeiten der deutschen Jesuiten teilnehmenlassen und Ihnen zugleich danken für Ihr Engagement und IhreUnterstützung.Darüber hinaus sind wir den Freunden der Ge-sellschaft Jesu verbunden im Gebet und in der Eucharistiefeier.

Spenden

In vielen Bereichen ist der Jesuitenorden nahezu ausschließlichauf Spenden angewiesen.Bei der Ausbildung der jungen Jesui-ten, die sich meist über mindestens zwölf Jahre erstreckt, kön-nen wir im allgemeinen ebenso wenig mit staatlicher oderkirchlicher Unterstützung aus Steuergeldern rechnen wie beider Pflege der alten oder kranken Ordensmitglieder.Auch undgerade unsere Schulen und Hochschulen,Exerzitien- und Bil-dungshäuser, Kirchen und Seelsorgezentren brauchen privateZuschüsse.Selbst für die kleinste Unterstützung sind wir dank-bar und bitten um Spenden. – Selbstverständlich haben Spen-der auch die Möglichkeit,besondere Anliegen ihrer Wahl durchden Eintrag eines entsprechenden Stichworts im eingedruck-ten Überweisungsträger zu benennen.Durch Bescheinigung des Finanzamtes München für Körper-schaften ist der Verein „Freunde der Gesellschaft Jesu“ als aus-schließlich und unmittelbar religiösen Zwecken dienend an-erkannt und berechtigt,Spendenbescheinigungen auszustellen.

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Benutzen Sie bitte diesen Vordruckfür die Überweisung des Betrages vonIhrem Konto oder zur Bareinzahlung.Den Vordruck bitte nicht beschädigen,knicken, bestempeln oder beschmutzen.

Bitte geben Sie für die Spendenbestätigung IhreSpenden-/Mitgliedsnummeroder Ihren Namen undIhre Anschrift an.

Überweisungsauftrag/Zahlschein

(Name und Sitz des beauftragten Kreditinstituts) (Bankleitzahl)

Datum Unterschrift

Konto-Nr. des EmpfängersKonto-Nr. des Empfängers

Spenden-/Mitgliedsnummer oder Name des Spenders: (max. 27 Stellen) ggf. Stichwort

PLZ und Straße des Spenders: (max. 27 Stellen)

Kontoinhaber/Einzahler: Name, Ort (max. 27 Stellen)

Empfänger (max. 27 Stellen)

Betrag

19

Bankleitzahl

SP

EN

DE

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Konto-Nr. des Kontoinhabers

Spendefür den Jesuitenorden

LIGA Bank München

FREUNDE GESELLSCHAFT JESU

2121441 75090300

E U R

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