ISSN 1619-0629 Preis: 12 Euro AUSGABE conhIT 2013 · 2013. 4. 5. · 2013“ vom 9. bis 11. April...

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Unsere Partner Gold ___________________ Silber ___________________ Bronze ___________________ AUSGABE conhIT 2013 www.medizin-edv.de ISSN 1619-0629 Preis: 12 Euro

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  • Unsere Partner

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    www.medizin-edv.de ISSN 1619-0629Preis: 12 Euro

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  • Seit mehr als 20 Jahren bietet das in-ternational tätige Unternehmen profes-sionelle medizinische Informationssys-

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  • EditorialAusgabe 2013

    Der Blick richtet sich weiterhin auf Konzeptionenzur Prozessunterstützung der Systeme zusammenmit spezifischen Problemen bei der Umsetzung oderauch auf Near Field Communication NFC als intuitiveMöglichkeit zur Patientenselbstbewertung.

    Praxiserfahrungen können belegen, wie mobile Da-tenverarbeitung und die Einführung einer digitalenPflegedokumentation zusammenpassen, welche Aus-wirkungen eine holistische Prozessorientierung im Kran-kenhaus auf die gesamte Einrichtung hat oder auchwie Mobility für Service und Computer Aided FacilityManagement zusammenspielen können.

    Auf dem Messegelände unter dem Berliner Funk-turm präsentieren in diesem Jahr über 300 Ausstellerihre Produkte und Services aus dem Bereich der Ge-sundheits-IT. Die conhIT adressiert Entscheider in denIT-Abteilungen, im Management, der Medizin und Pfle-ge sowie Ärzte, Ärztenetze und MVZs. An sie alle richtetsich das conhIT Premium Messejournal. Das Magazinmöchte sie dabei als Messe-Navigator unterstützen,sich zielgenau über die aktuellen Entwicklungen vonIT im Gesundheitswesen zu informieren, Kontakte inder Branche zu knüpfen und auf hohem Niveau Erfah-rungen auszutauschen.

    Einen erfolgreichen und informativen Messebesuch!Ihr Krankenhaus IT Journal-Team

    Wolf-Dietrich LorenzChefredakteur Krankenhaus-IT Journal

    conhIT Premium Messejournal: der Messe-NavigatorDie erfolgreiche Teilnahme an einem vielseitigen undhochwertigen Branchenevent will gut organisiert undgeplant sein. Dazu gehört die richtige Information: einumfassender und kompakter Überblick über Themen,Trends und Highlights des Events. Diesem Anspruchwird das neue Magazin conhIT Premium Messejournalgerecht. Initiatoren und Protagonisten sowie renommierteExperten kommen zu Wort. Das neue Magazin informiertAussteller und Besucher des Branchenevents „conhIT2013“ vom 9. bis 11. April 2013 in Berlin.

    Sie erfahren in diesem conhIT 2013-Magazin, wiesich die conhIT künftig mit Blick auf andere Groß-Ver-anstaltungen zu „IT im Gesundheitswesen“ positionierenwird, welches die besonderen Kongress-Schwerpunkt-themen und Optimierungspotenziale 2013 sind undebenso, welche Lösungswege und innovative Strate-gieansätze zu aktuellen Fragen der Healthcare-IT dieconhIT Akademie auf ihrem Programm aufweist. Auchdie neuen „Networking“-Angebote für Fachbesuchersowie Aussteller mit Fachdiskussionen, Erfahrungsaus-tausch und Geschäftskontakten werden akzentuiert.

    Das neue conhIT Premium Messejournal ist diePlattform für Wissensaustausch zum Thema ConnectingHealthcare-IT für Experten und Praktiker – auch nach-haltig über die reine Messedauer hinaus.

    Big Data und personalisierte Medizin, die Impulsevon Mobile Health für den Gesundheitsmarkt oder auchstrategische Investitionen in IT-Systeme zur Gesundheits-kostenreduzierung sind Perspektiven in dieser Ausgabe.

    Impressum

    Wolf-Dietrich Lorenz

    Hartmuth Wehrs

    Kim Wehrs

    Verlag Antares Computer Verlag GmbH, Gießener Str. 4, D-63128 Dietzenbach . E-Mail: [email protected], www.medizin-edv.deSupplement des Krankenhaus-IT Journals ISSN 1619-0629 Verlagsleitung und Herausgeber Hartmuth Wehrs (hw), stellvertr. Kim Wehrs . Tel.: 0 60 74 / 2 53 58, Fax: 0 60 74 / 2 47 86Redaktion Chefredakteur: Wolf-Dietrich Lorenz (verantwortlich) (wdl) 030 / 28886496Fachjournalistin / Ressortleiterin „Aus dem Markt“ Dagmar Finlayson M.A. (df)Redaktionelle Mitarbeit Kai Wehrs (Fotos und Onlineredaktion), (kaw)Anzeigen + Verkauf Kim Wehrs, D-63128 Dietzenbach, Tel.: 0 60 74 / 2 53 58 (kw)Layout, Grafik, & Satz Dipl.-Des. Stefan Witzel, sw-mediadesign, D-63128 Dietzenbach, Tel.: 0 60 74 / 72 81600, Mobil: 0172 / 61 4 2 7 20Lektorat Frank Penner, Frankfurt am MainDruck und Versand Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH, Mörfelden-WalldorfErscheinungsweise jährlich zur conhIT in BerlinFotonachweis Titel: sw-mediadesign.com/Messe Berlin, Fotolia S. 9, 10 , 16, 19, 22, 43, 52; S. 6 Messe Berlin; S. 24 HINT AG; S. 26, 27 df; S. 29, 29 df; S. 34, 36 Messe Berlin; S. 36 unten hw; S. 38 Agfa HealthCare; S. 41 customed; S. 42 GE; S. 44 Grundig; S. 45 Healthcomm; S. 47 HL7; S. 50 itz-medicom; S. 53 RZV; S. 57 synedra; S.58 Tieto; S. 59 xtention.

    Alle Rechte liegen beim Verlag. Insbesondere Vervielfältigung, Mikrokopie und Einspeicherung in elektronische Datenbank, sowie Übersetzung bedürfen der Genehmigung des Verlages. Die Autoren-Beiträge geben die Meinung des Autors, nicht in jedem Fall auch die Meinung des Verlages wieder. Eine Haftung für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Beiträge und zitierten Quellen wird nicht übernommen. ISSN 1619-0629 (KH-IT Journal)

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    InhaltAusgabe 2013

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    BPMN als Werkzeug in der klinischenProzessdokumentationProf. Dr. Walter Swoboda,Hochschule Neu-UlmProf. Dr. Harald Mehlich, DekanFakultät Gesundheitsmanagementan der Hochschule Neu-UlmDr. Harald Kruber, CIO MITMedizintechnik und IT amKlinikum der Universität München

    Elektronische Datenerfassungim Gesundheitswesen – NearField Communication NFC alsintuitive Möglichkeit zurPatientenselbstbewertungProf. Dr. Jan Marco Leimeister,Lehrstuhlinhaber des FachgebietsWirtschaftsinformatik der Univer-sität Kassel

    Big Data: Mehrwert für die Health-ITAlexander Miller, KPMG AGWirtschaftsprüfungsgesellschaft,BerlinStefan Friedrich, KPMG AGWirtschaftsprüfungsgesellschaft,Berlin

    Mobile Datenverarbeitung:Einführung einer digitalenPflegedokumentationDetlef Lübben, Prokurist undSenior-Berater in der PRO-KLINIKKrankenhausberatung

    Wenn der ServicetechnikerSmS funktNicole Ruprecht, Geschäftsführerin des emtec e.V.

    Holistische Prozessorien -tierung im KrankenhausJörg Redmann, Geschäftsführen-der Gesellschafter, Sanovis GmbHMartin Heinz Mueller, Senior-Berater, Sanovis GmbH

    Teleradiologie – wie die IT der Medizin helfen kannLiliane Soukup; HINT AGAlfred Zimmermann, RS LeuggernSamuel Wullschläger, HINT AG

    Die Entscheiderfabrik auf der conhITPlattform zwischen Krankenhaus-Unternehmensführung und IT

    Kann mobil heute wirklich jeder?Interview mit Michael Strüter,Geschäftsführer und Vertriebs -leiter bei Agfa HealthCare

    Voll integrierte Spracherken-nung und -steuerung machendas Leben leichter

    Überleitungsmanagement mit universeller Telematik-plattform unterstützen

    Auf Wachstumskurs: conhIT2013 mit mehr Ausstellern undinternationalem Marktüberblick

    Austellerverzeichnis conhIT 2013Agfa HealtCareAMCAtacamaCompuGroupcusto medGE HealthcareGEMEDGrundigHealth-CommHL7ID BerlinInterSystemsiSOFT (CSC)itzMarabuMedVisionMEIERHOFERRZVSaatmannSiemensSynedraTieto x-tention

    Aussteller-Adressen

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    Geleitworte Experten

    Experten

    Messeguide

    Industrie

    Adressverzeichnis

    Aussteller

    Entscheiderfabrik

    conhIT 2013 – Trends des Healthcare IT-EventsStatements von Ursula Baumann (Senior Project Manager, MesseBerlin GmbHDr. Carl Dujat (BVMI e.V./stellv.Kongresspräsident)Prof. Dr. Peter Haas (GMDS e.V./conhIT-Kongress-Präsident)Professor Christian Johner(Präsident der conhIT-Akademie)Professor Dr. Paul Schmücker(GMDS e.V./stellv. Präsident desconhIT-Networkingbeirats)Andreas Kassner (Geschäftsfüh-rer der VHitG Service GmbH,bvitg e.VEkkehard Mittelstaedt(Geschäftsführer des Bundes -verbands Gesundheits-IT – bvitg e.V.)

    Effizienz für Healthcare durch ITThomas Lünendonk, Lünendonk GmbH und Autor des Branchendossiers

    Irren ist menschlich – Big Dataund personalisierte MedizinDr. Pablo Mentzinis, BereichsleiterPublic Sector und Großkunden,BITKOM – BundesverbandInformationswirtschaft,Telekommunikation und neueMedien e.V.

    Multitalent Mobile Health:Kann mHealth denGesundheitsmarkt verändern?Dr. Volker Fitzner, Partner undPharma-/Healthcare-Experte PwCDr. Robert Paffen, Manager undPharma-/Healthcare-Experte PwC

    Strategische Investitionen inIT-Systeme im Gesundheits -wesen helfen Gesundheits -kosten zu senkenDivyaa Ravishankar ist SeniorResearch Analystin Drug Discoveryand Clinical Diagnostics,Healthcare Practice, bei Frost &Sullivan

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    GeleitworteAusgabe 2013

    Ursula Baumann, Senior Project Manager, Messe Berlin GmbH

    Auf der conhIT 2013 zeigen Fach-Ausstelleretablierte Lösungen sowie Innovationen undTrends für IT im Gesundheitswesen. Wie stehtes um Messebeteiligung und Ausstellerzu-spruch, aber auch Ausstellungs-Inhalte sowieneue Angebote für Fachbesucher?

    Ursula Baumann: Die conhIT bricht in die-sem Jahr erneut ihre eigenen Rekorde. So-wohl bei der Ausstellerbeteiligung als auchin puncto Internationalität wächst sie imVergleich zur Vorjahresveranstaltung imzweistelligen Bereich. Konkret heißt das,die Zahl der ausstellenden Unternehmenund Institutionen ist von 270 auf über 300

    gestiegen. Dabei hat sich die Internationa-lität der Veranstaltung sogar verdoppelt:Mehr als 20 Prozent der Aussteller kommendiesmal aus dem Ausland, wobei Belgien,Österreich und Dänemark die Länder mitden größten Beteiligungen sind. In diesemZusammenhang möchte ich das diesjährigePartnerland Belgien hervorheben, das mitseinen Innovationen, fachlichem Know-how und verschiedenen Veranstaltungendie conhIT gewinnbringend bereichert. Zu-dem haben wir gemeinsam mit unserenKooperationspartnern das Brancheneventauch inhaltlich weiterentwickelt. Das giltinsbesondere für die Networking-Möglich-keiten. Ob exklusive Krankenhausexkur-sionen, spezielle Themenführungen oderneu entwickelte Match-Making-Events –die conhIT 2013 bietet den Brancheninsi-dern noch mehr Möglichkeiten, ihren Wis-sensdurst zu stillen und Geschäftskontaktezu knüpfen oder zu pflegen.

    Wie positioniert sich die conhIT künftig ge-genüber anderen Groß-Veranstaltungen mitdem Informationsanspruch zu „IT im Gesund-heitswesen“? Welches ist das Alleinstellungs-merkmal?

    Ursula Baumann: Einzigartig macht die conhIT ihre Kombination aus Industrie-Messe,Kongress, Akademie und Networking-Plattform.Nirgendwo steht das Thema Healthcare-IT sokonzentriert, facetten- und umfangreich imFokus wie auf der conhIT in Berlin. Nebenden großen KIS-Anbietern sowie den Her-stellern von Arztsoftware und den Netzwerk-spezialisten präsentieren sich auf der conhITauch diejenigen Firmen, die Nischenbereicheder Healthcare-IT abdecken. Der kompletteMarktüberblick über die Produkte und Ser-vices der Gesundheits-IT ist somit ein weiteresMarkenzeichen des Branchenevents. Selbst-redend sind auch zahlreiche renommierteBranchenverbände, Institutionen und Exper-ten auf der conhIT zugegen. Man kann sagen,die gesamte Branche ist versammelt, tauschtsich aus und informiert sich in den zahlrei-chen Fachveranstaltungen, Workshops oderForen. Drei Tage komplett im Zeichen der ITim Gesundheitswesen gibt es in dieser Formnur auf der conhIT auf dem Messegeländeunter dem Funkturm.

    Prof. Dr. Peter Haas (GMDS e.V./conhIT-Kongress-Präsident) und Dr. Carl Dujat (BVMI e.V./stellv.Kongresspräsident)

    Welches sind die Kon-gress-Schwerpunkt -themen 2013? WelcheBedeutung habenBranchen-Schnittstel-len für das Kranken-haus?

    Prof. Dr. Peter Haas:Die Schwerpunkte lie-gen in diesem Jahr –vielleicht noch poin-tierter als in den Vor-jahren – auf dem Be-reich der „echten“Prozessunterstützungund Verbesserung desRessourcen- und Leis-tungsmanagements

    durch IT. Es ist evident, dass die IT-Lös -un gen sowohl das Krankenhaus mana -gement als auch die IT-Abteilung und vorallem die klinisch tätigen Personengruppeneffizient und ressourcenschonend in der täg-lichen Arbeit unterstützen müssen. Darüber hinaus gewinnen Vernetzungsaspekte zuneh-mend an Bedeutung für eine wirtschaftliche undganzheitliche und sichere Patientenversorgung.Hierzu sind 2 Sessions platziert – eine mehr in-haltliche und eine mehr technisch orientierte.

    Welche Optimie rungs -potenziale vermitteltder Kongress haupt -sächlich?

    Dr. Carl Dujat: DerKongress besteht zueinem Großteil ausVorträgen von „Prak -tikern für Praktiker“.Das Kongresspräsi-dium und der Kon-gressbeirat habendafür Sorge getra-gen, dass die Vorträ-ge wirkliche Anre-gungen und positiveUmsetzungsbeispielezu innovativen undauch bewährten IT-Konzepten beinhal-ten. Der qualitativ hochwertige Wissens-austausch zwischen den ReferentInnen undden Zuhörern zu den „brennenden Themen“der Branche hat für uns höchste Priorität.Ebenso wollen wir mit dem Konzept dedi-zierter „Dauerbrennerthemen“ – also vierausgewählten Themen, die über mehrereJahre im Programm bleiben und beobachtetwerden – Nachhaltigkeit erreichen.

    Professor Christian Johner (Präsi-dent der conhIT-Akademie)

    In den Seminaren der conhIT-Akademie ent-wickeln Anwender und Anbieter gemeinsammit Experten Lösungen. Welche Lösungswegeund innovativen Strategieansätze zu aktuellenFragen der Healthcare-IT wird das Akademie-Programm bieten?

    Christian Johner: Die Akademie hat sichselbst das Ziel gesetzt, Themen zu identi-

    conhIT 2013 – Trends des Healthcare IT-Events

    Ursula Baumann (Senior Project Manager, Messe Ber-lin GmbH): Drei Tage komplett im Zeichen der IT imGesundheitswesen – nur auf der conhIT.

    Dr. Carl Dujat (BVMIe.V./ stellv. Kongress-präsident): Qualitativhochwertiger Wissens-austausch zu den „bren-nenden Themen“ derBranche.

    Prof. Dr. Peter Haas(GMDS e.V./conhIT-Kongress-Präsident): Ei-ne wirtschaftliche undganzheitliche und siche-re Patientenversorgung.

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    GeleitworteAusgabe 2013

    fizieren, die entweder aktuell für die täg-liche Praxis relevant sind oder als momen-taner Hype auf künftige Praxisrelevanz ge-prüft werden sollten. Beispielsweise – umüber Hypes zu sprechen – ist noch nichtumfassend geklärt, wie der Trend zur Ana-lyse von „Big Data“ und die damit verbun-denen Technologien die klinischen Infor-mationssysteme und deren Betriebbeeinflussen werden.

    Für den aktuellen Arbeitsalltag hingegensind Antworten auf Fragen zum IEC 80001-konformen Betrieb von PDMS oder zu elek-tronischen Akten in der intersektoralen Ver-sorgung entscheidend.

    Wie ist der Informationstransfer für Akade-mie-Teilnehmer auf den Weiterbildungsbedarfder Branche abgestimmt?

    Christian Johner: Die Akademie richtet sichvor allem an die Mitarbeitenden bei Her-stellern klinischer Informationssysteme undin der Krankenhaus-IT. Beide Gruppen ha-ben überlappende Aufgabenstellungen.

    ● Beispielsweise kann ein Krankenhaus seineIT-Systeme nur dann gesetzeskonform be-treiben, wenn der Hersteller die Voraus-setzungen dafür schafft und notwendigeInformationen liefert.

    ● Die Krankenhaus-IT kann ihren Anwendernnur die Systeme und Funktionalitäten be-reitstellen, welche die Hersteller anbieten.

    ● Wenn Hersteller keine Schnittstellen an-bieten, können die Betreiber keine inter-sektoralen Versorgungskonzepte etablieren.

    ● Auch das Wissen über Interoperabilität,Normen und Gesetze, über Methoden derDatenanalyse betrifft die Krankenhaus-ITebenso wie die Hersteller.

    Daher haben wir diese Querschnittsthemenin den Mittelpunkt des diesjährigen Akade-

    Professor Christian Johner (Präsident der conhIT-Aka-demie): Nicht nur Wissen, sondern auch erste Kom-petenzen vermitteln.

    Programm, also für Studierende und Ab-solventen. Industrie, Krankenhäuser undWissenschaft berichten während des con-hIT-Karriere-Workshops am „conhIT-Re-cruiting Day“ am 10. April über Tätig-keitsprofile und Anforderungen anBewerber. Gleichzeitig schafft die conhITfür die Teilnehmer zahlreiche Möglich-keiten zur Kontaktaufnahme mit poten-tiellen Arbeitgebern, etwa durch zusätz-liche Informationen im Karriere-Guideoder mit der Möglichkeit, auf dem Kar-riere-Get Together unkompliziert mitei-nander ins Gespräch zu kommen. Ein wei-teres wichtiges Element der conhIT ist derErfahrungsaustausch in bzw. zwischenden einzelnen anwesenden Gruppen (z.B.Industrie, Krankenhaus-IT).

    Die informations- und ereignisreichenconhIT-Tage klingen am Donnerstag von15.00 bis 17.30 Uhr mit der offiziellen Ab-schlussveranstaltung aus. Bei Musik, Essenund Getränken kann man letzte Informatio-nen austauschen und eine erste Bewertungder vergangenen Tage vornehmen.

    Ekkehard Mittelstaedt (Geschäfts-führer des Bundesverbands Gesund-heits-IT – bvitg e.V.) und

    Andreas Kassner (Geschäftsführerder VHitG Service GmbH, einemhundertprozentigen Tochterunter-nehmen des bvitg e.V.)

    Wie gestaltet sich der Zuspruch aus den an-visierten Zielgruppen Wissenschafts-, Indu-strie-, Anwender- und Politik-Sicht? WelcheTendenzen zeigen sich?

    Andreas Kassner, VSG: Die IT wird viel-fältiger und auch die Besucher kommenzunehmend aus unterschiedlichen Rich-tungen. So hat die Politik viele Projekteaufgesetzt, in denen IT eine entschei-dende Rolle spielt. Sie sucht auf der conhIT den direkten Kontakt zu Anwen-dern und der Industrie. Aus dem freienMarkt werden mit Unterstützung derWissenschaft wichtige Projekte aufge-setzt, die erstmals auf der conhIT derÖffentlichkeit vorgestellt werden, wiezum Beispiel das IHE-Cookbook und dieEFA 2.0. Auch die Clinical Documenta-tion Challenge ist in Zusammenarbeitmit der GMDS und seinen wissenschaft-lichen Vertretern auf der conhIT zur fes-ten Größe geworden.

    mieprogramms gestellt. Auch das Format,nämlich zwei bzw. vierstündige Workshops,halten wir für ideal, um ein Thema nichtnur anzureißen, sondern einen fundiertenÜberblick zu verschaffen und nicht nur Wis-sen, sondern auch erste Kompetenzen zuvermitteln. Ein viertelstündiger Vortrag wärehierzu zu kurz. Sich hingegen ein oder meh-rere Tage mit einem Thema zu beschäftigen,ist den meisten Teilnehmern nicht möglich.

    Professor Dr. Paul Schmücker(GMDS e.V./ stellv. Präsident desconhIT-Networkingbeirats)

    Wie soll das „Networking“ Erfahrungsaus-tausch und Diskussion auf der conhIT unter-stützen und vertiefen?

    Paul Schmücker: Die conhIT 2013 bietet eineVielzahl an unterschiedlichen Präsentati-ons-, Informations- und Diskussionsforen.Diese decken die Breite an aktuellen The-men der Healthcare-IT ab und ergänzenden Kongress und die Industrie-Messe inoptimaler Weise. Oberstes Ziel ist es, denBesuchern direkten Zugang zu den teilssehr spezifischen Informationen zu ver-schaffen und einen Überblick über die ein-zelnen Themengebiete zu ermöglichen. Er-gänzt werden die Foren und Workshopsdurch Messeführungen und Krankenhaus-exkursionen. Möglichkeiten zur persönli-chen Software-Bewertung wird die ClinicalDocumentation Challenge (CDC) zum The-ma Infektionsmanagement liefern. Tradi-

    Professor Dr. PaulSchmücker (GMDSe.V./ stellv. Präsidentdes conhIT-Networ-kingbeirats): Zahlrei-che Möglichkeitenzur Kontaktaufnah-me mit potentiellenArbeitgebern.

    tionell findet auch indiesem Jahr am Vor-tag der conhIT die Sa-tellitenveranstaltungvon GMDS und BVMIstatt. Diese beschäftigtsich mit den sechshochaktuellen The-men IT-Sicherheit,Gesundheitstelematik,Entscheidungsfin-dung, IT-Wertschöp-fung, IT-Migrationenund Interoperabilität.

    Welche neuen Ange-bote bietet die conhITfür Young Professio-nals und Karriere?

    Paul Schmücker: Fürsie bietet die conhITein umfangreiches

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    GeleitworteAusgabe 2013

    Produktinformation, die sie auf der Messefinden, durch den Besuch des inhaltlichenProgramms einen echten Mehrwert auf derconhIT erleben. Ein Programm zu gestalten,das diesen Ansprüchen gerecht wird, istohne die Einbeziehung der maßgeblichenBrancheninstitutionen nicht möglich.

    Dazu tritt der Aspekt des Austauschs allerBeteiligten auf der conhIT, um Themen zu iden-tifizieren und sie weiterzudenken. Das Konzeptder conhIT mit ihren vier Säulen ist so ausge-richtet, dass diese Mischung aus Messe, Fort-bzw. Weiterbildung und Networking op timalmiteinander in Einklang gebracht werden kann.

    Betrachtet man die Größe der Industrie-Messe mit mittlerweile rund 300 Ausstellern(so viele hat keine andere themenspezifischeVeranstaltung inEuropa), dann wird ei-ne Steigerung zukünf-tig vor allem in derAkquise der Anbietervon Sekundärlösun-gen zu realisieren sein.

    Ekkehard Mittelstaedt(Geschäftsführer desBundesverbands Ge-sundheits-IT – bvitge.V.): Dass das Konzeptaufgeht, zeigen die Besucherzahlen, dieJahr für Jahr steigen.

    Mit Blick auf die Aussteller erwarten wireine weitere Steigerung der Ausstellerzah-len. Im gleichen Zuge vervielfacht sich auchdas Produktangebot für den Besucher. Be-sonders kleine, innovative Anbieter nutzendie conhIT als Jahresevent, um sich zu prä-sentieren. Mindestens genauso wichtig wiedie Industrie-Messe ist die Möglichkeit fürBesucher und Aussteller, sich mit den re-levanten Fachleuten über ihre Projekte aus-tauschen zu können. Auf der conhIT trifftsich das Who-is-Who der Branche, hier er-reicht man jeden.

    Ekkehard Mittelstaedt, bvitg e.V.: Einen gu-ten Eindruck über die Partizipation unsererZielgruppen bietet ein Blick in das Programmdes conhIT-Kongresses. Wer sich die Sessi-ontitel und die Herkunft der Redner bzw.Sessionpaten ansieht, der erkennt sofort, dassder Kongress zielgerichtet auf die Bedürfnisseder conhIT-Zielgruppen eingeht. Das lässtsich vor allem darauf zurückführen, dass diewichtigsten Institutionen der Branche aktivim Kongressbeirat mitarbeiten und sicher-stellen, dass die für sie relevanten Themenund ihre Anliegen auf der conhIT im Fokusstehen.

    Auch die Veranstaltungen am Nachmit-tag, die im Rahmen des Networking mittler-weile immer mehr inhaltliche Highlights bie-ten, reflektieren diese Entwicklung. DieVeranstaltungsdichte am Nachmittag zeugtauch davon, dass die genannten Institutionendie conhIT als Branchentreff nutzen, um ihreMitglieder zu versammeln und Veranstaltun-gen für sie zu gestalten. Genau diese The-menvielfalt hat sich der bvitg bei der Ent-wicklung der conhIT vor sechs Jahrengewünscht. Dass das Konzept aufgeht, zeigendie Besucherzahlen, die Jahr für Jahr steigen.

    Andreas Kassner (Geschäftsführer der VHitG ServiceGmbH, bvitg e.V.): Auf der conhIT trifft sich dasWho-is-Who der Branche.

    Wie will die conhIT gegenüber anderen Groß-Veranstaltungen mit dem Informationsan-spruch zu „IT im Gesundheitswesen“ weiteran Boden gewinnen?

    Andreas Kassner, VSG: Ich denke die conhIThat mittlerweile für die IT im Gesundheits-wesen einen einzigartigen Stellenwert er-reicht. Es gibt kein vergleichbares Konzeptund es wäre für die Besucher und Ausstellersicher auch dysfunktional, mehrere Ver-anstaltungen in dieser Größenordnung be-suchen zu müssen. Wie wir die conhIT wei-ter optimieren wollen? Kurze Wege sindunsere Prämisse, und zwar wörtlich wie imübertragenen Sinne. Wir tun alles, um dieBesucher noch näher an die Referenten undAussteller heranzubekommen. Dieses Jahrwerden wir ein neuartiges Voting-Systemeinführen, mit dem der Besucher im Kon-gress seine Meinung abgeben kann, undbei dem sich das Ergebnis unmittelbar aufden Gesprächsablauf auswirkt. Im VirtualMarketplace können die Besucher im Vor-feld der conhIT Termine mit den Ausstellernplanen, eine neue conhIT-App führt denBesucher über die conhIT, ein Matchmakingermöglicht Kooperationen untereinanderund vieles mehr. Es lohnt sich!

    Ekkehard Mittelstaedt, bvitg e.V.: Unser An-spruch ist es, auch in Zukunft ein Programmauf die Beine zu stellen, das alle conhIT-Beteiligten anspricht. Sowohl die Anwenderals auch die Hersteller von IT-Lösungen fürdas Gesundheitswesen wollen neben der

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    Experten

    Effizienz für Healthcare durch IT

    Ausgabe 2013

    Wie die medizinische Versorgung der Zu-kunft aussieht und welchen Beitrag moderneICT-Technologien leisten, um das Gesund-heitssystem effizienter, transparenter undbenutzerfreundlicher zu gestalten, hat dieLünendonk GmbH zum Thema ihres Bran-chendossiers „Healthcare 2020 – Status quound Herausforderungen für B2B-Dienstleisterin Deutschland“ gemacht.

    Deutschland lässt sich sein Gesundheits-system einiges kosten. Etwa 287 MilliardenEuro werden hierfür pro Jahr ausgegeben(2010). Dennoch ist die BundesrepublikDeutschland in diesem Jahr beim Euro He-alth Consumer Index (EHCI) vom sechstenauf den vierzehnten Rang abgerutscht; sieliegt damit auf dem gleichen Niveau wieIrland und Tschechien. Zwar erweist sichvieles als gut, wie beispielsweise die me-dizinisch-technische Ausstattung. Aber so-wohl in der organisatorischen Gestaltungdes Systems als auch bei der administra-tiv-medizinischen Ausstattung sind Opti-mierungen notwendig. ZukunftsorientierteNeuerungen in der Informations- und Kom-munikationstechnologie (ICT) können dieEffizienz des Gesundheitssektors wesentlicherhöhen. Thomas Lünendonk, Senior Ad-visor der Lünendonk GmbH und Autor desBranchendossiers, stellt fest: „Eine bessereLeistungssteuerung und mehr Effizienz beiden einzusetzenden Ressourcen sind erfor-derlich. Die Informations- und Kommuni-kationstechnologie ist hier ein wirksamesMittel – wie das Beispiel anderer Wirt-schaftsbereiche eindeutig zeigt.“

    Mehr Versorgung mit wenigerMitteleinsatz durch ICT

    Das deutsche Gesundheitssystem weist et-liche immanente Schwächen auf und diein den nächsten Jahren zu schulterndenLasten sind hoch. Schätzungen des RWIRheinisch-Westfälisches Institut für Wirt-schaftsforschung sehen bis 2030 eine Fi-nanzlücke von über 90 Milliarden Euro.Neue und zusätzliche Strategien zur Effi-zienzverbesserung des Gesundheitssystemssind daher erforderlich.

    Institutions- und sektorenüber-greifende Informationen

    Der höchste Stellenwert im Gesundheits-system der Zukunft wird den adminis -trativen Daten und Gesundheitsdaten zu kommen, die institutions- und sektoren-übergreifend zur genaueren Informationder Mediziner, der besseren Versorgungder Patienten und der effizienteren Steue-rung der Ressourcen des gesamten Systemsausgetauscht werden. Die medizintechni-sche Ausstattung sowie moderne Informa-tions- und Kommunikationstechnik (ICT)werden dabei die Rolle des neuen Rückgratsder Branche einnehmen und so die Effizienzder integrierten Versorgung steigern. Dasheißt: zum einen ermöglicht die Nutzungvon Informations- und Kommunikations-technologie die Vernetzung des Gesamt-systems. Zum anderen unterstützt der Ein-satz von Medizin-Technologien ärztlicheund pflegerische Leistungen.

    Themenkomplexe für grundlegende Umgestaltung

    Insgesamt vier Themenkomplexe hat dasKaufbeurer MarktforschungsunternehmenLünendonk identifiziert, an denen für einegrundlegende Umgestaltung und erfolgrei-che Weiterentwicklung des deutschen Ge-sundheitssystems gearbeitet werden muss.Dazu gehört das integrierte ICT-gestützteGesamtsystem für das Gesundheitsmana-gement, das elektronische Patientenaktenmit neuen Methoden der Arzt-Patienten-Kommunikation, mit verbessertem Versor-gungsmanagement bei gleitenden Über-gängen zwischen ambulantem undstationärem Bereich sowie häuslicher, fern-betreuter Pflege verbindet. TechnischeKomponenten bei der Entwicklung dieserintegrierten Systeme werden insbesondereneue Benutzerschnittstellen für Ärzte undPatienten bilden, die den Zugriff auf Ge-sundheitsdaten und Analysewerkzeuge ver-einfachen. Aber auch Stimmerkennung undSprachverarbeitung zur unmittelbaren Di-gitalisierung sowie die Speicherung vonGesundheitsdaten spielen eine Rolle.

    Weitere Themen für die bezahlbare Zu-kunft des Gesundheitssystems sind die Ver-lagerung medizinisch notwendiger Behand-lungen aus dem stationären Klinikbereich zuambulanten und häuslichen Behandlungen.Dies geschieht mit Hilfe von Telemedizin,Fernbetreuungskonzepten und mobiler Ge-sundheitstechnik sowie einer Stärkung derRolle des Patienten als Verantwortlicher fürseine eigene Gesundheit durch Einsatz elek-tronischer Informationssysteme. Darüber hinaus könnte die bessere Nutzung des Po-tenzials von prädiktiver Analytik für Früh-erkennung und Vorsorge eine Verbesserungvon Behandlungsstrategien sowie einen we-sentlich effektiveren Einsatz von Ressourcennach sich ziehen.

    Thomas Lünendonk, Lünendonk GmbH und Autor desBranchendossiers: „Eine bessere Leistungssteuerungund mehr Effizienz bei den einzusetzenden Ressourcensind erforderlich.“

    Zukunftsvision der intersektoralen Vernetzung im Gesundheitswesen Quelle: Bain & Company

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    ExpertenAusgabe 2013

    Zu den wichtigen Trends für die Entwick-lungen im Gesundheitswesen gehört eine„Big-Data-Kultur“. Dr. Pablo Mentzinis, Be-reichsleiter Public Sector und Großkundenbei dem BITKOM skizziert die Perpsektivenfür die Sektoren Gesundheit, Pharma undLifesciences.

    Wissen Sie, wer einer der Pioniere von He-althcare Analytics und evidenzbasierterMedizin war? Der Wiener Arzt Ignaz Sem-melweis. Er fand 1848 mithilfe der syste-matischen Untersuchung von Patienten-daten die Ursache für das Kindbettfieber.Verglichen mit den bescheidenen Möglich-keiten von Dr. Semmelweis erlaubt moder-ne IT etwa durch die sogenannte In-Me-mory-Technologie wahre Zauberei. Unddie wird auch immer notwendiger, denndie Ansprüche sind deutlich gestiegen.

    Im August 2012 hat sich die Bundesre-gierung auf das Krebsfrüherkennungs-und -registergesetz verständigt. Der Gesetz-entwurf sieht unter anderem vor, dass dieLänder flächendeckend klinische Krebsregistereinrichten. Diese Register sollen Daten überdas Auftreten, die Behandlung und den Ver-lauf von Krebserkrankungen in der ambu-lanten und stationären Versorgung erfassenund auswerten. Diese Analyse ist kein Selbst-zweck, sondern soll die Qualität der onkolo-gischen Versorgung in allen Behandlungs-phasen sektorenübergreifend darstellen,bewerten und verbessern helfen. Ein neuerAnwendungsfall für Big Data im Gesund-heitswesen. Aber nicht der einzige.

    Einige Kliniken sind auch in Deutschlandschon weit. So etwa die Berliner Charité, woHightech-Lösungen die Erkenntnisse über

    Tumor-Physiognomie und Medikamenten-wirkstoffe verbessern und Krebsbehandlungengezielter auf Patienten und Krebsarten ab-zustimmen und so die Heilungschancen ver-bessern. Wenn künftig Tumorzellgenomesämtlicher Krebspatienten entschlüsselt unduntersucht werden, um individuelle Therapienzu ermöglichen, entstehen pro Patient Da-tenmengen im Terabyte-Bereich, die mög-lichst in Echtzeit nach den relevanten Mu-tationsinformationen durchsucht undanalysiert werden müssen. Der Rechner kannund soll den Arzt nicht ersetzen, aber derRechner kann dem Arzt helfen, Fehler zu ver-meiden und optimale maßgeschneiderte The-rapien zu entwerfen.

    Neben Kliniken setzen auch Krankenver-sicherungen auf Healthcare Analytics undBig Data-Anwendungen. Mit dem GKV-Wett-bewerbsstärkungsgesetz werden zum erstenJanuar 2009 der Gesundheitsfonds der Ge-setzlichen Krankenkassen eingeführt und derRisikostrukturausgleich zwischen den Kran-kenkassen berücksichtigt stärker als bisherden Krankheitszustand der Versicherten (sogenannte Morbiditätsorientierung, daher auchkurz Morbi-RSA). Krankheitsrisiken werdenanhand von 80 ausgewählten Krankheits-gruppen direkt über pseudonymisierte sta-tionäre und ambulante Diagnosen berück-sichtigt und Arzneimitteldaten werden zurzuverlässigen Absicherung ambulanter Di-agnosen verwendet. Auch hierbei entstehenenorme Datenmengen, die transparent undgleichzeitig konform zu den Vorgaben desDatenschutzes erfasst und analysiert wer-den müssen.

    Dies sind wichtige Trends, die die künf-tigen Entwicklungen im Gesundheitswesen

    prägen werden. Dennoch hat der EconomistMitte 2012 festgestellt, dass über 70% derbefragten Verantwortlichen aus den SektorenGesundheit, Pharma und Lifesciences eine„Big-Data-Kultur“ im Gesundheitswesen ver-missen. Hier möchte BITKOM als Sprachrohrder IT- und Telekommunikationsindustriezwischen den Branchen vermitteln. Auch2013 wird der Verband im Herbst namhafteReferenten und Experten aus Krankenkassen,Kliniken, Wissenschaft und Wirtschaft in derBerlin-Brandenburgischen Akademie der Wis-senschaften die Potentiale und Herausforde-rungen von Big Data für den Gesundheits-sektor näher beleuchten.

    Irren ist menschlich – Big Data und personalisierte Medizin

    Dr. Pablo Mentzinis, Bereichsleiter Public Sector undGroßkunden, BITKOM – Bundesverband Informati-onswirtschaft, Telekommunikation und neue Mediene.V.: „Enorme Datenmengen, die transparent undgleichzeitig konform zu den Vorgaben des Daten-schutzes erfasst und analysiert werden müssen.“

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    Experten

    Multitalent Mobile Health: Kann mHealth den Gesundheitsmarkt verändern?

    Ausgabe 2013

    Ärzte, Krankenkassen und Pharmaindustrieund weitere Stakeholder wie Telekommu-nikations- und IT-Unternehmen evaluierendas Potenzial der mobilen Gesundheits-dienstleistungen. Sie sind auf der Suche nachdem erfolgversprechendsten Geschäftsmo-dell. Worauf es ankommt, um Innovations-führer zu werden, zeigen Dr. Volker Fitznerund Dr. Robert Paffen, PwC, auf.

    Mobile Gesundheitsdienstleistungen und -netzwerke sind mehr als eine technischeSpielerei. Bereits die Hälfte aller deutschenPatienten ist laut der PwC-Studie „Emer-ging mHealth: Path for growth“ davonüberzeugt, dass Mobile Health das Gesund-heitssystem hinsichtlich Kosten und Qua-lität verbessern wird. Auch die Vorteile vonmHealth-Lösungen für Krankenhäuser lie-gen auf der Hand. Die Systeme können Be-handlungs- und Gesundheitskosten senken.Zudem zur Verbesserung des Betriebser-gebnisses, beispielsweise durch Vermeidungteurer Fehl- und Nachbehandlungen, füh-ren. Zudem lassen sich Administrations-prozesse effizienter gestalten. Auch können

    Kliniken damit individueller auf Patien-tenbedürfnisse eingehen, damit ihre Qua-lität der medizinischen und pflegerischen

    Behandlung steigern, Differenzierungspo-tenziale im Wettbewerb realisieren sowieneue Patientengruppen erreichen. So wer-

    Erfolgsfaktoren für mHealth-Projekte

    Abb. 2: Erfolgreiche mHealth Anwendungen zeichnen sich durch 6 Grundprinzipien aus

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    ExpertenAusgabe 2013

    den derzeit in denNiederlanden Regio-nal Health Informa-tion Organisationendiskutiert, die für eine Region im Rah-men einer Service-gesellschaft Kran-kenhäuser und denniedergelassenen Be-reich vernetzen so-wie Patientendaten,Krankenhausres-sourcen, DRG-Struk-turen, Krankheitsbil-

    der etc. bereitstellen. Außerdem können solche Projekte einen

    enormen Beitrag zur Steigerung der Patien-tenmobilität und zur Versorgung von Men-schen in Gebieten mit schwächerer medizi-nischer Versorgung leisten. Insbesonderechronisch kranken Patienten, deren Zahl sichin den kommenden 20 Jahren voraussichtlichverdoppeln wird, kann geholfen werden. Dia-betes-Patienten können z.B. durch interaktiveDiabetes-Tagebuch-Apps motiviert werden,gesünder zu essen und sich regelmäßig zubewegen. Folgeerkrankungen, wie z.B. Nie-renschäden, Erblindung oder Herzinfarkte,können so zu einem späteren Zeitpunkt auf-treten oder bestenfalls ganz vermieden wer-den. Kommen neben diesen Apps auch nochVernetzungen, z.B. zum Hausarzt oder Fach-arzt, hinzu und werden ggf. auch noch Vi-talwerte übermittelt, so kann eine Anomalieim Verlauf der Herz-Sinuskurve frühzeitigauf einen Herzinfarkt hinweisen und die Ein-leitung entsprechender Gegenmaßnahmenermöglichen.

    Auch sind die mobilen Services ein Reflexauf den gesellschaftlichen Zeitgeist hinsicht-lich Individualisierung, Flexibilität, Selbst-bestimmtheit, Wellness und Interaktion. Aufdiese Herausforderungen muss der traditio-

    nelle Gesundheits-markt reagieren, dennbereits jetzt deutetsich an, dass sichdurch neue Stakehol-der und Geschäftsmo-delle das Wettbe-werbsgefüge neuordnen wird.

    Schließlich kön-nen mobile Gesund-heitsdienstleistungenauch Antworten aufden Fachkräfteman-gel geben. Ein drän-

    gendes Thema für alle Krankenhäuser. Kon-kret lässt sich damit die Zahl der Arztbesuchereduzieren, und pflegeintensive stationäreAufenthalte können vermieden werden. Einüber ein mobiles Endgerät übermitteltes EKG,der Sauerstoffgehalt im Blut oder auch andereVitalfunktionen geben dem behandelndenArzt bereits Hinweise auf mögliche Erkran-kungen. Bei leichten Beschwerden könnenso kostenintensivere Arztbesuche vermiedenund die Behandlungszeit des Arztes reduziertund effizient eingesetzt werden.

    Grundsätzlich lassen sich für mHealth-Projekte 6 Erfolgsfaktoren ableiten (Abb. 1).

    Allerdings wird es nach Erkenntnissender PwC-Experten Zeit brauchen, bis die mo-bilen Anwendungen, sicherlich differenziertnach regionalen Gegebenheiten, stärker Raumgreifen. Für Deutschland sind im Wesentli-chen vier große Herausforderungen identifi-ziert worden:

    1. Die Veränderungsresistenz im Gesund-heitswesen bremst die Verbreitung: In-novatoren müssen Hindernisse überwin-den, bedingt durch eine konservativeKultur, einen hohen Grad an Regulie-rung und teils entgegengesetzt wirken-der Anreizsysteme im Gesundheitssys-tem, die zu Interessenskonflikten führen.Eine neue Technologie allein reicht nichtaus. Die Branche muss sich insgesamtverändern und die neue Art der Zusam-menarbeit zwischen Arzt und Patientund den anderen Akteuren des Gesund-heitswesens gestalten.

    2. Die Interessen von Ärzten und Patientenunterscheiden sich: Patienten wollen

    zwar bequemere Gesundheitsdienstleis-tungen, aber gleichzeitig größere Eigen-verantwortlichkeit. Für Ärzte würdenadministrative Prozesse erleichtert unddie Qualität der Gesundheitsfürsorgegleichzeitig verbessert, sofern sie durchdie erhöhte Eigenverantwortung des Pa-tienten auf Einflussnahme verzichten.

    3. Weniger die Technologie als vielmehrProblemlösungen verhelfen zum Durch-bruch: Eine durchgängige und nachhal-tige Verbreitung von mHealth erfordertDienstleistungen und Services, die vorallem den Bedürfnissen der Kostenträgerentsprechen. Die relevante Technologiestellt dabei eine notwendige, aber kei-nesfalls hinreichende Voraussetzung dar.

    4. Wenig Wissen über die Möglichkeitenund Sicherheitsbedenken: Patienten wis-sen gegenwärtig wenig über die Chancenvon mHealth. Zudem herrschen vor al-lem Bedenken, was die Sicherheit undden Datenschutz betrifft. Hier ist der Re-gulierer gefragt, Standards zu entwickelnund klare Leitplanken für mHealth-Lö-sungen vorzugeben.

    Fazit

    Diesen Herausforderungen gilt es konstruk-tiv zu begegnen, damit sich die Vorteilevon mHealth-Projekten für die beteiligtenStakeholder und gesamtwirtschaftlich rea-lisieren lassen. Ob es letztlich sogar zu einerumfassenden Veränderung des Gesund-heitsmarktes durch mHealth-Lösungenkommt, wird die Zukunft zeigen.

    Dr. Volker Fitzner, Partner und Pharma- & Healthcare-Experte

    bei PwC

    Dr. Robert Paffen,Manager und Pharma-& Healthcare-Experte

    bei PwC

    Abb. 2: Der mHealth-Markt zeichnet sich durch eine Vielzahl an Stakeholdern aus

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    Experten

    Strategische Investitionen in IT-Systeme im Gesund-heitswesen helfen Gesundheitskosten zu senken

    Ausgabe 2013

    Neue Technologie-Kombinationen könnenden sicheren Austausch von Informationenermöglichen. Divyaa Ravishankar, SeniorResearch Analystin Drug Discovery and Cli-nical Diagnostics, Healthcare Practice, beiFrost & Sullivan, beschreibt den Nutzen.

    Der Informationsaustausch von Gesund-heitsdaten (HIE – Health Information Ex-change) bezieht sich auf die sichere Über-tragung bzw. den sicheren Austausch einerVielzahl von Gesundheitsdaten, wie etwaLaborergebnisse, Laborbefunde, Arzneimit-telakten, Übersicht über die Gesundheits-probleme des Patienten etc. In Europa wer-den Projekte im Bereich Informations-austausch von Gesundheitsdaten mit unter-schiedlichen Bezeichnungen geführt, wie et-wa a) gemeinsam genutzte elektronischePatientenakte (SEHR – Shared ElectronicHealth Record); oder b) persönliche elek-tronische Patientenakte (PHR – PersonalElectronic Health Record); oder c) inter-operable elektronische Patientenakte (EHR –Interoperable Electronic Health Record).

    Diese EHR- und PHR-Aktivitäten könnenim öffentlichen (national, regional oder lokal)oder privatwirtschaftlichen (Krankenhäuser,Ärzte) Rahmen stattfinden. Es ist anzuneh-men, dass regionale oder lokale EHR-Projekteletztlich in größere nationale EHR-Projekteeinfließen werden.

    HIE ist keine eigenständige Software, son-dern besteht aus einer Reihe zusammenge-schalteter und gestapelter Technologien, diedie gemeinsame Nutzung und den Austauschvon Informationen ermöglichen. Unterschied-liche HIE-Anbieter arbeiten sowohl für öf-fentliche als auch privatwirtschaftlicheEHR/HIE-Projekte. HIE ermöglicht eine ge-meinsame Entscheidungsfindung durch Ver-braucher und Arzt und hält den Arzt stetsgut informiert. Der Markt für HIE-Technolo-gieplattformen ist vielfältig und fragmentiert.Verschiedene IT-Anbieter liefern Plattformenfür das Informationsmanagement, Netzwerk-dienste, klinische Datenaustauschsysteme,Integrationsplattformen, klinische Portaleund Verbundanwendungen. Es gibt eine brei-te Palette von Anwendungen, Diensten undtechnologischen Plattformen, auf denen dieseDienstleistungen übermittelt werden, und dieden „Informationsaustausch von Gesund-heitsdaten“ ermöglichen.

    Es ist bekannt, dass der Einsatz von IT-Systemen im Gesundheitswesen dazu beiträgt,die Gesundheitskosten zu senken. Der Aufbaueiner Infrastruktur, die den elektronischenAustausch von Patientendaten unterstützt,ist kostensparend und effizienzsteigernd. IT-Systeme im Gesundheitswesen sind wahr-scheinlich eine vielversprechende Strategie,da die Frage der Ausgaben im Gesundheits-wesen ein wichtiges Thema darstellt.

    Zwischen den verschiedenen Interessen-gruppen wir ein solider Informationsaus-tausch eingerichtet. Wichtige Akteure, dievom Austausch profitieren, sind diejenigen,die Daten empfangen und senden. Hierzu ge-hören auch föderale, regionale oder lokaleBehörden, IT-Anbieter sowie Qualitäts- undSicherheitsorganisationen.

    Das Ökosystem zum Informationsaus-tausch von Gesundheitsdaten besteht ausSchlüsselkomponenten, die in der Grafik utengebündelt dargestellt sind. Um HIE zu betrei-ben sind zentrale Elemente im Diagramm be-schrieben, die in unterschiedlichen Koordi-nationspunkten der Pflege integriert sind. Eserfordert eine Infrastruktur, die sehr sicherund zuverlässig ist.

    Mehrere IT-Unternehmen konkurrierenin diesem Bereich und bieten sichere Daten-dienste auf Hochgeschwindigkeitsniveau an,wie etwa Logica und Symantec. Es handeltsich um Software, die verschiedene Anwen-dungen (z.B. die Übertragung von Informa-tionen, Austausch von Gesundheitsdaten) un-terstützt und Middleware-Schnittstellen (z.B.Integrationsplattformen, Aktensuchdienstund organisationsübergreifendes Patienten-management (engl. Master Patient Index))beinhaltet. Neben diesen Komponenten istdie Festlegung und Gestaltung der für eineHIE erforderlichen Technologiearchitekturein sehr wichtiger Aspekt. Dies könnte auf

    Kernprodukte, Mehrwertdienste und Wettbewerbstypen

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    ExpertenAusgabe 2013

    Grundlage eines zentralen, dezentralen odereines Hybridmodells stattfinden.

    Der Europäischen Kommission zufolgespeichern 80 Prozent der Allgemeinmedizinerin Europa ihre Daten in elektronischer Form.Etwa 66 Prozent aller europäischen Allge-meinärzte verwenden diese im direkten Pa-tientenkontakt. Länder wie Großbritannien,Estland, die Niederlande und Finnland erfas-sen mit ihrer Gesundheitsversorgung fast 95bis 99 Prozent ihrer Einwohner. Alle dieseUmstände bieten eine einfache Möglichkeit,um die Interoperabilität zwischen der Pri-mär- und Sekundärversorgung und Apothe-ken aufzubauen.

    Die Anbieter auf dem HIE-Markt bietennun das Software as a Service (SaaS)-Modellan, das den anfänglich erforderlichen Kapi-talaufwand reduzieren kann. Deshalb könnenOrganisationen HIE-Programme aufnehmenund Interessengruppen wie Anbieter schnellereinschalten. Das SaaS-Modell hat die Bedeu-tung von Investitionsertrag und finanziellerNachhaltigkeit erfasst und integriert. Darüberhinaus ermöglicht es die schnellere Vernet-zung von Personen und automatisiert gleich-zeitig den nahtlosen Datenaustausch. Unter-nehmen, wie etwa Intersystems und OrionHealth, haben sich auf Software as a Service(SaaS) spezialisiert, weshalb sie sich als starkeMarktteilnehmer in dieser Sparte positionierenkonnten.

    Bei Ärzten und Patienten regt sich aller-dings Widerstand wegen fehlender Interope-rabilitätsstandards und Bedenken hinsichtlichDatenschutz und Informationssicherheit. Ob-wohl Ärzte in einigen Teilen der europäischen

    auf lange Sicht erfolgreich gegriffen:1. In einem sich entwickelnden Markt-

    platz wie HIE hat sich für solche Initiativeneine langfristige Zielsetzung, die an schritt-weise Umsetzungsverfahren gekoppelt ist, alsbeste Herangehensweise erwiesen. Eine Frist-setzung oder ein Fertigstellungstermin könntesich in einigen Fällen als fatal herausstellen.

    2. Es ist von entscheidender Wichtigkeit,Ärzte und qualifizierte Kliniker in den Prozesseinzubeziehen, um diesen anzuleiten und aufeinen positiven Verlaufsweg zu bringen.

    3. Das Einbeziehen der verschiedenen In-teressensgruppen ist in jeder Projektphaseausschlaggebend, um die Akzeptanz der An-wender zu gewährleisten.

    4. Die Wertschätzung von Sicherheits-und Datenschutzbestimmungen und das Ein-halten der Mitteilungsstandards können beimZusammenführen strukturierter Daten, dieletztendlich die Entscheidungshilfe ermögli-chen, hilfreich sein.

    5. Die Finanzplanung ist wichtig, und dieAuswahl des richtigen Umsatzmodells ent-scheidet langfristig über die Nachhaltigkeitdes Projekts, da öffentliche Zuschüsse auflange Sicht nicht ausreichen. Der gleichzeitigeStart von zu vielen EHR-Initiativen kann sichals kontraproduktiv erweisen. Die Auswahleines geeigneten Geschäftsmodells, welchesmit der Technologiearchitektur kombiniertist, ist wichtig. Die Auswahl der Anbieter istzudem ein Schlüsselfaktor in der Kostenver-waltung.

    Länder die elektronische Patientenakte (EMR)akzeptiert haben, stehen sie dem Konzept dergemeinsam genutzten Informationen zurück-haltend gegenüber. In einigen Fällen fühlensich auch Patienten nicht wohl bei dem Ge-danken, dass ihre Daten in einer nationalenoder zentralen Datenbank gehostet werden,die ggf. zugänglich/ anfällig für Hacker ist.

    Im Markt für HIE-Kernprodukte undMehrwertdienste gibt es vier Wettbewerbs-typen und über 150 Anbieter:

    Typ 1: erfasst Unternehmen, die eine End-to-End-Lösung für öffentliche oder privat-wirtschaftliche HIE- bzw. gemeinsam genutz-te EHR-Programme bieten und solcheHersteller, die Interoperabilität ermöglichenund Integrationsplattformen bereitstellen(z.B.: InterSystems, Orion Health, dbMotion,Forcare B.V. u.a.).

    Typ 2: erfasst IT-Hersteller, die oft in Ge-schäftspartnerschaften mit Typ1- und Typ 3-Unternehmen zu finden sind. Diese Anbieterbieten/ entwerfen die Architektur/ Plattform,über die der HIE stattfinden kann (z. B.: Ora-cle, Tieto, CSC u.a.).

    Typ 3: Diese Hersteller bieten verschie-dene HIE-relevante Technologiekomponenten,wie etwa EMR/ EPA und weitere Content-Ma-nagement-Software (z. B.: Agfa, Cerner, All-scripts, Epic, Mckesson). Diese Unternehmenbilden oft Geschäftspartnerschaften mit Typ4-Unternehmen.

    Typ 4: Diese Hersteller bieten sichere Ver-fahren für die gemeinsame Nutzung von me-dizinischen Bilddaten und integrierte Lösun-gen für die Radiologie (z. B.: ETIAM, Visus,Rogan Delft und Philips).

    Ausgehend von einer Akzeptanz der ver-schiedenen Tools, die den Austausch von Ge-sundheitsdaten ermöglichen, wurden bei derUmsetzung des HIE diverse Dynamiken inGroßbritannien, Italien, Frankreich, den Nie-derlanden, Belgien, Skandinavien und Bene-lux festgestellt. Die Messung beruht auf vielenLiteraturrecherchen, nationalen/regionalenInitiativen und eHealth-Umsetzungsplänen.

    Dänemark weist derzeit eine hervorra-gende Quote auf, was die Durchdringung un-terschiedlicher HIE-Attribute betrifft. Im Hin-blick auf die Interoperabilität ist Dänemarkdicht gefolgt von Schweden, den Niederlan-den und Großbritannien.

    Europa ist derzeit im globalen Vergleichführend im Bereich eHealth und hat dieseSparte mit einigen der bewährtesten Praktikenausgestattet, denen die Industrien folgen kön-nen, um ihre HIE-Projekte erfolgreich durch-zuführen. Diese Praktiken können folgender-maßen zusammengefasst werden und haben

    Divyaa Ravishankar ist Senior Research AnalystinDrug Discovery and Clinical Diagnostics, HealthcarePractice, bei Frost & Sullivan

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    Experten

    BPMN als Werkzeug in der klinischen Prozessdokumentation

    Ausgabe 2013

    Einen Blick auf die Prozessunterstützung derSysteme zusammen mit spezifischen Proble-me bei der Umsetzung in der Notaufnahmeskizzieren Prof. Dr. Walter Swoboda, Hoch-schule Neu-Ulm, Dr. Kurt Kruber, Leiter derAbteilung für Medizintechnik und IT am Kli-nikum der Universität München, Claus Mei-sel, stellvertretender Leiter der Abteilungfür Medizintechnik und IT am Klinikum derUniversität München, und Prof. Dr. HaraldMehlich, Dekan Fakultät Gesundheitsmana-gement an der Hochschule Neu-Ulm.

    Unzufriedene Anwender

    Klinische IT-Systeme erfreuen sich bei denAnwendern keiner großen Beliebtheit. EinHauptgrund dafür liegt darin, dass die Pro-zesse des Gesundheitswesens nicht hinrei-chend unterstützt werden. Wie kann mandies ändern?

    Die Prozesse des Gesundheitssystems sindvielfältig. Kein System kann alle Prozesse sounterstützen, wie es Anwender benötigen. Na-türlich wäre ein System schön, das die gesetz-lich oder abrechnungstechnisch notwendigenProzesse von sich aus mit hohem Standard be-herrscht, aber auch eine Individualisierung derProzesse zulässt, die weit über das übliche ‚Cus-tomizing‘ hinausgeht. So ein System ist abernicht in Sicht. Wenn die Systeme nicht an-passbar sind, sollte man zumindest Systemebeschaffen, die bestmöglich die vorhandenenProzesse unterstützen. Hierzu ist es notwendig,die eigenen Prozesse vor Beschaffung einer IT-Lösung genau zu beschreiben. Diese Doku-mentation sollte wichtigster Bestandteil desPflichtenheftes sein.

    Zwei Möglichkeiten, wie Prozessedokumentiert werden können

    Das am weitesten verbreitete Werkzeug zurProzessdokumentation ist der Programm-ablaufplan, der meist als Flussdiagrammbezeichnet wird. Flussdiagramme wurdengeschaffen zur Unterstützung bei der Pro-grammierung. Die anwenderbezogene Pro-zessmodellierung stand dabei nie im Vor-dergrund. Trotzdem können heute vieleKliniker erstaunlich gut mit diesem Werk-zeug umgehen, was daran liegt, dass häufigklinische Pfade damit dokumentiert werden.Dies ist neben einigen Nachteilen der

    Hauptvorteil von Programmablaufplänen. Die Business Process Modeling Notifica-

    tion (BPMN) wurde 2001 von der BPMI vor-gestellt, einem von der Industrie gegründetennicht gewinnorientierten Konsortium [1].BPMN wurde von vorneherein dafür geschaf-fen, Prozesse gemeinsam mit den Anwendernzu entwerfen. Allerdings besitzt BPMN mitt-lerweile eine gewisse Komplexität.

    Flussdiagramme: Einfach, aber mit Nachteilen behaftet

    In Punkto Einfachheit ist das Flussdia-gramm nicht zu schlagen, es kommt mitnicht mehr als vier Normsymbolen aus. Esist daher das Mittel der Wahl, wenn relativkurze Prozesse modelliert werden sollen.Bei komplexeren Abläufen stehen dem ei-nige Einschränkungen gegenüber:

    Verzweigungen und Parallelprozesse kön-nen nur mühsam definiert werden. Es gibtkeine einfachen Möglichkeiten, Verzweigun-gen oder Zusammenführungen mittels logi-scher Verknüpfungen zu beschreiben. Schwie-rig ist die zeitliche Koordination vonParallelprozessen. Man kann sich damit be-helfen, gleichzeitig ablaufende Funktionenauf gleicher Höhe anzuordnen.

    Aufgabenzuordnungen sind nicht vorge-sehen. Sind an einem Prozess mehrere Be-rufsgruppen beteiligt, so fällt die Kennzeich-nung schwer, in welchen Arbeitsbereich eineFunktion gehört. Man kann dies umgehen,indem man die Zugehörigkeit in der Funktionin Klammern angibt, was aber schnell un-übersichtlich wirkt.

    Es gibt keine einfache Notation für un-geplante Abbrüche. Gerade in der Medizinkommt es häufig vor, dass ein einmal ein-geschlagener Weg verlassen werden muss,weil beispielsweise neue Erkenntnisse auf-treten. Der einzige Weg, solche Zwischener-eignisse im Flussdiagramm abzufangen, istder nicht gerade elegante Einbau zyklischerAbfragen.

    Ein Beispiel aus der Praxis:Notaufnahme mit medizinischer Triage

    Beschrieben werden soll der Behandlungs-prozess einer Notaufnahme in einer grö-

    ßeren Klinik. Hier kommt, wie es dem me-dizinischen Standard entspricht, die medi-zinische Triage zum Einsatz. Es handeltsich dabei um ein Stratifizierungsverfahren,das die Behandlungsreihenfolge nach derPatienten-individuellen Dringlichkeit aus-richtet [2]. Nach der Triage wird entwedersofort behandelt oder der Patient muss war-ten. Sein Triage-Ergebnis steuert dabei diemaximale Zeitdauer. Droht diese Zeit über-schritten zu werden, wird der Wartezyklusunterbrochen und der Patient unmittelbarder Behandlung zugeführt. Zur Effizienz-erhöhung des Ablaufs sind im Beispiel Lo-kalisationsbestimmung und Aufruf der Pa-tienten durch WLAN-Tracking-Systemevorgesehen. Der ausgehändigte Trackerwird aktiv, sobald der Patient an der Reiheist, außerdem kann sich der behandelndeArzt über den Aufenthaltsort des Patienteninformieren. Parallel zum Behand -lungsprozess erfolgen durch administrativeAufnahme und Verlegung/ Entlassung.

    Wegen der genannten Schwierigkeit mitParallelvorgängen wird dieser Notaufnah-me-Prozess mit zwei Flussdiagrammen do-kumentiert (Abbildung 2). Die beiden Pro-grammablaufpläne sind relativ einfach zuverstehen. Allerdings erscheinen sie zu ein-fach, um den Sachverhalt genau genug zubeschreiben. Insbesondere fehlen:

    ● Eingangs- und Ausgangsbedingungen:Gibt es unterscheidbare Patientenströme?

    ● Prozess-Parallelisierung: Beginnen dieProzesse gleichzeitig? Enden Sie gleich-zeitig?

    ● Ausnahmerege lung: Was passiert genau,wenn ein Patient während der eigentlichenWartephase behandlungspflichtig wird?

    ● Ablauflogik: Wann genau wird der Trackeraktiv? Wird er auch aktiv, wenn die Tria-ge-Zeit abzulaufen droht oder nur wenndie Behandlung ansteht?

    ● Datenaustausch: Welche Daten werden ge-

    Abbildung 1: Grundbausteine Programmablaufplanund BPMN

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    ExpertenAusgabe 2013

    speichert, welche sinderforderlich? WelcheDaten werden im Sys-tem gespeichert?Für einen erstenÜberblick ist dasProgrammablaufdia-gramm also gut ge-eignet, für eine ge-nauere Betrachtungist es nicht ausrei-chend.

    Notaufnahme-Prozess mittelsBPMNdokumentiert

    Abbildung 3 zeigtden oben beschrie-benen Prozess alsBPMN-Grafik. Essoll an dieser Stellenicht die gesamteBPMN-Notifikationbeschrieben werden,dafür gibt es geeig-nete Lehrbücher [3].Die wichtigstenMerkmale vonBPMN können abergut am Beispielpro-zess erläutert wer-den. BPMN hat rela-tive wenigeGrundelemente (Ab-bildung 1). Nebenden zwei üblichenEreignissen „Start“und „Stopp“ verfügtBPMN über eineganze Reihe weitererEreignisse. Danebenexistieren „Gate-ways“, die Prozess-flüsse nach den Re-geln der booleschenLogik aufteilen undvereinigen. Funktio-nen werden ähnlichwie im Flussdia-

    gramm durch Rechtecke gekennzeichnet,allerdings abgerundet.

    BPMN ermöglicht die Erstellung eineseinzigen realitätsnahen Prozesses, der durchzwei horizontale ‚swim-lanes‘ in die Zustän-digkeiten der Verwaltung und der Medizinaufgeteilt wird. Der Prozess hat drei Einstiegs-punkte, je nach Ankunftsart des Patienten.

    heft die eigenen Anforderungen eingefordertwerden können, gibt es leider keinen einfachenWeg. Zwar reichen einfache Flussdiagrammefür einen ersten Überblick aus, eine genauereBetrachtung verlangt aber mächtigere Werk-zeuge wie zum Beispiel BPMN. Diese erfordernjedoch eine genaue Prozessaufnahme undeine eingehende Beschäftigung aller Betei-ligten mit der Materie.

    Dafür entschädigen Sie mit einer realitäts-nahen Beschreibung der Vorgänge. BPMN istmittlerweile so nah an der Realität, dass esmöglich ist, direkt aus den Prozessbeschrei-bungen geeignete IT-Systeme zu erzeugen [4].

    Quellen

    [1] http://www.bpmi.org/[2] http://www.ersteinschaetzung.de/[3] J Freund, B Rücker: Praxishandbuch

    BPMN 2.0 (2011) Hanser-VerlagMünchen Wien

    [4] http://www.bizagi.com/

    Das folgende „Oder“-Gateway regelt, dassgenau ein Einstiegspunkt zutrifft. Die fol-gende Triage wird von einen Unterprozessübernommen (gekennzeichnet mittels um-rahmten „+“ am unteren Ende). Ergebnis die-ses Unterprozesses ist der ausgefüllte Tria-ge-Bogen. Der Triage-Unterprozess hat einAusnahme-Ereignis: Wenn sofortiges Ein-greifen erforderlich ist, wird die folgendeWarteschleife übersprungen. Diese funkti-onsbezogenen Ereignisse sind ein Hauptvor-teil von BPMN. Die gerade ausgeführte Hand-lung kann jederzeit unterbrochen werden.

    Mittels „Und“-Gateway teilt sich der Pro-zess danach in zwei parallele Teile, die gleich-zeitig durchlaufen werden. Im oberen Teil über-nimmt die Administration die Aufnahme desPatienten und die Dateneingabe, händigt dieTracking-Geräte aus und entlässt oder verlegtden Patienten. Im unteren Teil kommt der Pa-tient in eine Warteschleife. Abhängig vom Tria-ge-Ergebnis wird eine Höchstwartedauer fest-gelegt, nach der die Wartezeit Ereignis-gesteuertunterbrochen wird. Wird der Patient vorherangefordert, so wird sein Tracker aktiv.

    Beim Behandlungs-Unterprozess werdenDaten ins KIS eingespeist. Danach laufen dermedizinische und der administrative Prozesswieder zusammen. Das „Oder“-Gateway be-deutet hier, dass beide Eingänge aktiv seinmüssen. Es muss also die Behandlung unddie Aufnahme stattgefunden haben, bevorder Patient entlassen werden kann. Danachendet der BPMN-Prozess.

    Bewertung

    Viel zu selten werden die eigenen Prozessevom Kunden genau dokumentiert und op-timiert, bevor ein neues IT-Tool beschafftwird. Der Normalfall ist leider der, dassman darauf vertraut, dass das neue Produktdie Prozesse ‚gerade rücken‘ wird. Das kannerhebliche Nachteile mit sich bringen.Wenn die Prozesse stattdessen genau festge-legt werden sollen, damit über ein Pflichten-

    Prof. Dr. Walter Swobo-da, Hochschule Neu-Ulm

    Prof. Dr. Harald Mehlich,Dekan Fakultät Gesund-heitsmanagement ander Hochschule Neu-Ulm

    Claus Meisel, stellvertre-tender Leiter der Abtei-lung für Medizintechnikund IT am Klinikum derUniversität München

    Dr. Harald Kruber, Leiterder Abteilung Medizin-technik und IT am Klini-kum der UniversitätMünchen

    Abbildung 3: Notaufnahme (BPMN)

    Abbildung 2: Notaufnahme (Flussdiagramm)

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    Experten

    Elektronische Datenerfassung im Gesundheitswesen –Near Field Communication NFC als intuitiveMöglichkeit zur Patientenselbstbewertung

    Ausgabe 2013

    Für eine intensive Integration von Patientenist ein besseres Verständnis des aktuellenmedizinischen Zustands nötig. Prof. Dr. JanMarco Leimeister und Dipl.-Des. (FH) AndreasPrinz M.A. von der Universität Kassel, Wirt-schaftsinformatik/Information Systems skizzieren mobile Applikationen zur elek-tronischen Patientenselbstbewertung ausdem Forschungsprojekt Mobile HybriCare.

    Um die bestmögliche Behandlung zu ga-rantieren, benötigen Ärzte aktuellste In-formationen über den tatsächlichen Zu-stand ihrer Patienten und derenWohlbefinden. Die Erfassung, Archivierungund Analyse von Informationen über denGesundheitszustand bringt logistische He-rausforderungen mit sich. Bei Patienten,die zuhause leben, bedeutet die Erhebungeine noch größere Herausforderung, danicht davon ausgegangen werden kann,dass geschultes Personal vor Ort ist. Füreine optimale therapeutische Entschei-dungsfindung und Anpassung bedarf esjedoch genauster Informationen über denZustand des Patienten. Einen möglichen

    Ansatz zur Verbesserung der Datenqualitätüber den Gesundheitszustand eines Patien-ten können mobile elektronische Systemezur Datenerfassung bieten. Diese erlaubeneine schnelle, einfache und kostengünstigeErfassung von Patientendaten in Echtzeit.Mobile Geräte genießen einen hohen Gradan Akzeptanz und werden zunehmend imGesundheitswesen eingesetzt (Leimeisteret al. 2005). Eine aktive Teilnahme und In-tegration von Patienten kann zu einer bes-seren Dokumentation und Datengrundlagefür die medizinische Behandlung und Pfle-ge führen. Im Rahmen des vom BMBF ge-förderten Forschungsprojektes Mobile Hy-briCare sind mehrere Anwendungen zurelektronischen Patientenselbstbewertungfür Patienten mit eingeschränkter Feinmo-torik entwickelt worden. (Das Verbundpro-jekt Mobile HybriCare ist vom Bundesmi-nisterium für Bildung und Forschung unterden FKZ 01FG08002, 01FG08001,01FG08003, 01FG08004 gefördert worden.Für weitere Informationen siehe www.mo-bilehybricare.de).

    Das System besteht aus einem Mobilte-

    lefon mit eingebautenNear Field Communi-cation (NFC) Lesege-rät und einem Smart-Poster, das auf derRückseite mit NFC-Tags ausgestattet ist.Für den Patienten istdie NFC-Technologieunsichtbar. Auf derVorderseite des Pos-ters befinden sich nurdie gedruckten Frage-und Antwortbereiche.Auf der Rückseite be-finden sich die ver-bauten Tags. Um dieApplikation zu star-ten, reicht eine Be-rührung des „Start“-Icons auf dem Smart-poster mit dem Mobiltelefon. Nachdem dieApplikation geladen ist, muss der Patient mitdem Mobiltelefon die jeweiligen Icons be-rühren und übermittelt die ausgewählten Ant-worten. Die einfach zu erlernende Interaktionzwischen Mobiletelefon und Smartposter

    Dipl. Des. (Fh) AndreasPrinz M.A., Wissen-schaftlicher Mitarbeiteram Fachgebiet Wirt-schaftsinformatik derUniversität Kassel([email protected])

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    ExpertenAusgabe 2013

    In Feldtests konn-te gezeigt werden,dass die pilotiertenPrototypen zumeinen das Problemder Informations-logistik zwischenÄrzten, Pflegeper-sonal und Patien-ten verbessern(Prinz et al. 2012)und zum anderendurch die poten-tielle Nutzergrup-pe adaptiert undgenutzt werden.Durch die aktiveBeteiligung undIntegration derPatienten könneneine verbesserteDokumentation sowie Entscheidungsba-sis für medizinische Behandlungen er-reicht werden.

    Eine intensivere Integration der Patientenresultiert in einem besseren Verständnis desaktuellen medizinischen Zustands und führtferner zu einer aktiveren Teilnahme der Pa-tienten in den Behandlungs- und Beratungs-prozess. Beobachtungen während der Pilo-tierungsphasen der Prototypen bestätigen

    diese Ergebnisse.Wenn Patienteninte-gration erfolgreichrealisiert wird, kanndies zu einer verbes-serten Patienten-Ärz-te-Beziehung, basie-rend auf verbesserterInformation und Au-tonomie der Patien-ten, führen. Eine wei-tere Annahme istzudem, dass verbes-serte Standards in dermedizinischen Ver-sorgung zu einer hö-heren Produktivitätder medizinischenProzesse führen, wasnicht nur die Lebensqualität der Patientenerhöhen, sondern auch langfristige Kosten-vorteile mit sich bringen kann.

    ● Leimeister, J. M., Krcmar, H., Horsch, A.,and Kuhn, K. 2005. „Mobile IT-Systeme imGesundheitswesen, mobile Systeme für Pa-tienten“, HMD Praxis der Wirtschaftsinfor-matik (41:244), pp 74-85.● Prinz, A., Menschner, P., and Leimeister, J.M. 2012. „NFC-based Electronic Data CaptureSystems – The Case of a Quality of Life Que-stionnaire“, in 20th European Conference onInformation Systems (ECIS): Barcelona, Spain.

    Literatur

    Die pilotierten Prototypen können das Problem der Informationslogistik zwischen Ärzten, Pflegepersonal und Patienten verbessern

    Eine intensivere Integration der Patienten

    Prof. Dr. Jan MarcoLeimeister, Lehrstuhl-inhaber des Fachge-biets Wirtschaftsinfor-matik der UniversitätKassel (leimeister@uni- kassel.de)

    macht die Technologie besonders für ältereMenschen und Patienten mit eingeschränkterFeinmotorik handhabbar, die nicht mit demGebrauch von Mobiltelefonen oder Compu-tern vertraut sind.

    ● ALS-FRS – Eine mobile Applikation, dieeinen standardisierten „Quality of Life“-Fragebogen zur Selbstbewertung und Er-fassung des aktuellen Krankheitszustandesder Betroffenen in der häuslichen Umge-bung abbildet. Patienten bewerten sichmit Hilfe der Applikation einmal wöchent-lich. Mit den erhobenen Daten könnenÄrzte die Behandlung frühzeitig optimie-ren sowie Prognosen über den weiterenKrankheitsverlauf und die künftige Le-benszeit erstellen.

    ● NuTrack – Mit Hilfe der Applikationenwird eine Selbstbewertung des Ernäh-rungszustandes durch den Betroffenenin der häuslichen Umgebung ermöglicht.Patienten bewerten ihr Ernährungsver-halten mehrmals pro Woche. Mit Hilfeeiner weiteren Applikation für Ärztekönnen die gewonnen Daten analysiertund frühzeitige Veränderungen bei derErnährung erkannt werden. Somit ist ei-ne rechtzeitige Anpassung der Behand-lung möglich.

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    Experten

    Big Data: Mehrwert für die Health-IT

    Ausgabe 2013

    Die Kombination von modernen IT-Verfahrenund Technologien ermöglicht eine effizienteVerarbeitung und Analyse von großen Da-tenmengen (Big Data). Dadurch lassen sichdie umfangreichen Datenbestände aus denunterschiedlichsten kaufmännischen und kli-nischen IT-Systemen zum Nutzen der Patien-ten und Leistungserbringer beherrschen undauswerten. Von Stefan Friedrich, AlexanderMiller, beide KPMG AG Wirtschaftsprüfungs-gesellschaft, Berlin

    Die Gesundheitswirtschaft ist als eineBranche bekannt, die durch umfangreicheDokumentationspflichten und Datenspei-cherungen geprägt ist. Die Tätigkeit derÄrzte und Pflegenden führt zu einer Viel-zahl von Daten, die in zahlreichen Sub-systemen gespeichert, jedoch derzeit kaumzu Auswertungszwecken genutzt oderkombiniert werden.

    Datenbestände kombinieren und analysieren

    Da die Messbarkeit der Qualität und Effi-zienz von Prozessen Voraussetzung dafürist, die Qualität und Wirtschaftlichkeit derKrankenversorgung zu steigern, kommt derKombination und Analyse von Massen-Daten in Zukunft eine verstärkte Rolle zu.Während Big Data, also die Analyse vongroßen Datenmengen, in anderen Branchenwie im Bereich des E-Commerce aus Grün-den des stetigen Wachstums der Daten-menge bereits nicht mehr wegzudenken ist,steht der Einzug solcher Technologien inder Gesundheitswirtschaft erst am Anfang.

    Daten können natürlich nur analysiertwerden, sofern eine konsolidierte Datenbasisbereitgestellt ist und alle datenschutzrecht-lichen Aspekte berücksichtigt sind. Ein ef-fektiver Lösungsansatz kann beispielsweisebeim Aufbau eines Krebsregisters eingesetztwerden und zur Heilung vieler Patienten bei-tragen. Darüber hinaus kann die Analyse gro-ßer Datenmengen die Verbesserung der Pro-zessqualität, Effizienz und Steigerung derWirtschaftlichkeit vieler Krankenhäuser be-wirken. Als ein wirksames Instrument derDatenanalyse hat sich dabei das Benchmar-king erwiesen. Dabei werden Finanz-, Qua-litäts-, Prozess- und Strukturdaten systema-tisch gegenübergestellt und miteinanderverglichen, um vorhandene Qualitäts-,

    Leistungs- und Wirtschaftlichkeitspotenzialezu identifizieren.

    Technische Realisierung

    Aufgrund der fortschreitenden und sichbeschleunigenden Durchdringung der Ge-sundheitswirtschaft durch die IT wird ver-stärkt auch in dieser Branche an neuartigenInformationssystemen gearbeitet. Der Da-tenimport basiert bei diesen modernen Sys-temen auf mehreren intelligenten ExtractTransform Load (ETL)- Prozessen, die auf-grund der verwendeten In-Memory-Tech-nologie beinah Echtzeit-Datenanalysen an-bieten.

    Wie in der Abbildung dargestellt, werdenhierbei vielfältige Daten aus unterschiedlichenInformationsquellen, zum Beispiel mehrererKrankenhäuser, im internen Arbeitsbereich(Staging Area) untergebracht. Die Datentrans-formation umfasst ein komplexes Regelwerkzur Gewährleistung der Anonymität. Im Ge-gensatz zu den relationalen oder objektori-entierten Datenbanken erfolgen während derTransformation keine Bereinigungs- oder Nor-malisierungsmaßnahmen. Die Nutzdaten wer-den durch die Ausführung komplexer BusinessIntelligence (BI)- Algorithmen in der Cloudselektiert und mittels einer speziellen Ge-schäftslogik zu Kennzahlen verarbeitet.

    Über eine Internetplattform können dieBenchmarks in anonymisierter und aggre-gierter Form von den Führungskräften ab-

    gerufen werden. Darüber hinaus können dieKennzahlen in das Krankenhausinformati-onssystem (KIS) integriert und bei der Erstel-lung von Zeitreihenanalysen und Wirksam-keitskontrollen verwendet werden. Somitbesteht auch für kleine und mittlere Gesund-heitsunternehmen, wie kleine Akutkranken-häuser, die Möglichkeit, ohne kostenintensiveIT-Infrastruktur komplexe Analysen von Mas-sendaten durchzuführen und diese effektivbei der Unternehmensentwicklung zu ver-wenden.

    Mit solchen Cloud-Dienstleistungen wirdes möglich, für alle Leistungserbringer einesystematische Auswertung beliebiger Dimen-sionen zu erreichen. Neben gewöhnlichenVergleichsgruppen stehen für das Benchmar-

    king initiierende Unter-nehmen auch die Ver-gleichszahlen struktur-und leistungsähnlicherEinrichtungen zur Ver-fügung. Diese Innovati-on bietet eine Chancezur Prozessoptimierungund Qualitätsverbesse-rung einzelner medizi-nischer Bereiche.

    Stefan Friedrich, KPMGAG Wirtschaftsprüfungs-gesellschaft, Berlin:„Jetzt gilt es, diese Tech-nologien und Innovatio-nen zu fördern und da-durch die Gesund heits-wirtschaft nachhaltig zuverändern – insbeson-dere zum Nutzen derPatienten.“

    Alexander Mi l l e r ,KPMG AG Wirtschafts-prüfungsgesellschaft,Berlin: „Die Gesund-heitswirtschaft ist eineBranche, bei der derMehrwert neuer IT-Technologien erheb-lich ist.“

    Vielfältige Daten aus unter-schiedlichen Informationsquel-len im internen Arbeitsbereich(Staging Area).

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    ExpertenAusgabe 2013

    Mit der Einführung einer digitalen Pflege-dokumentation hat das Städtische KlinikumDessau (SKD) ein wichtiges Vorhaben für ei-ne effektive Unterstützung der Mitarbeiterim klinischen Umfeld erfolgreich umgesetzt.Die Pflegedokumentation wird heute im ge-samten Klinikum eingesetzt. Von Detlef Lüb-ben, PRO-KLINIK Krankenhausberatung.

    Die Informationstechnologie hat sich inden vergangenen Jahren in den Krankenhäu-sern weiterentwickelt, doch nicht alle Bereicheim Krankenhaus haben in gleichem Maße da-von profitiert. Ist eine Diagnostik ohne dieUnterstützung der Medizintechnik nicht mehrvorstellbar, sind die administrativen Behand-lungsprozesse in den meisten Krankenhäusernnoch durch häufige Medienbrüche geprägt,da vorhandene/ erhobene Informationen zu-erst formularbasiert dokumentiert und nach-folgend in den Applikationen des Kranken-haus-Informations-Systems erfasst werdenmüssen. Davon betroffen sind im Wesentli-chen die Pflegekräfte.

    Mit der Einführung einer digitalen Pfle-gedokumentation hat das Städtische KlinikumDessau (SKD) ein wichtiges Vorhaben für eineeffektive Unterstützung der Mitarbeiter imklinischen Umfeld erfolgreich umgesetzt. „Fürmich war es sehr wichtig, diesen Mehrauf-wand zu reduzieren und meine Kolleginnenund Kollegen als zahlenmäßig größte Berufs-

    gruppe im Krankenhaus von der Vielzahl derredundanten Tätigkeiten zu entlasten“, be-schreibt Daniel Behrendt, Pflegedienstleiterund Projektleiter die Motivation für das Pro-jekt. „Dafür war es notwendig, die pflegeri-sche Dokumentation in unser Krankenhaus-Informationssystem (KIS) zu integrieren, umso eine einmalige Datenerfassung am Infor-mationsursprung zu erreichen“, so DanielBehrendt weiter. „Darüber hinaus haben wirvon Beginn an unsere Ärzte aktiv in die Pro-jektarbeit einbezogen, um pflegerische undärztliche Belange gleichermaßen bei der Um-setzung zu berücksichtigen“, so Dirk Haja,Leiter Allgemeine Verwaltung und Organi-sation, über die Bedeutung des Projektes fürdas Klinikum.

    Zu Beginn des Projektes wurden folgendeZiele für die Implementierung einer digitalenPflegedokumentation vereinbart:

    ● Vollständige Digitalisierung des Pflege-prozesses

    ● Vereinheitlichung der pflegerischen Do-kumentation und Anamnese

    ● Einbeziehung von formularbasiert vorlie-genden Pflegestandards

    ● Vermeidung/ Reduzierung von redundantenTätigkeiten

    ● Enge Verzahnung/ Synchronisation von ärzt-licher und pflegerischer Dokumentation

    ● Sofortige Verfügbarkeit erfasster Daten imweiteren Behandlungsverlauf

    ● Mobile Dokumentation und Verfügbarkeitaller Daten in der Elektronischen Kran-kengeschichte am Patientenbett

    ● Qualifizierte Bewertung der pflegerischenLeistungen.

    Mit Unterstützung der PRO-KLINIK Kran-kenhausberatung wurde ein Projektplanentwickelt und mit dem KIS-Anbieter ab-gestimmt. Die Einführung der Applikatio-nen wurde in zwei Realisierungsstufen ge-plant: 1) die Pflegedokumentation und 2) dieFieberkurve. Die stufenweise Einführung hatsich auch in einer Nachbetrachtung bewährt,da mit der Implementierung der Fieberkurveeine Reorganisation des Visitenprozesses ver-bunden ist, mit weitgehenden Auswirkungenauf die Zusammenarbeit von ärztlichem undpflegerischem Dienst.

    Voraussetzung für die Nutzung der Ap-plikationen am Patientenbett ist eine funk-tionierende IT-Infrastruktur, die eine Anbin-dung der Endgeräte per Funk (Wireless-LAN,nachfolgend WLAN) ermöglicht. „Die erfor-derliche Ausleuchtung und Installation derAccess-Points haben wir sukzessive in Ab-stimmung mit dem Projektplan im gesamtenKlinikum ausgebracht und dabei mit ausge-wählten Pilotstationen begonnen“, so FrankSchöbel, IT-Leiter im SKD. Den Anwendern

    Mobile Datenverarbeitung: Einführung einer digitalen Pflegedokumentation

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    ExpertenAusgabe 2013

    wird über eine benutzerbezogene Smartkarteein zusätzlicher Mehrwert im Anmelde- undLoginprozess geboten. Diese Karten dienenzur Autorisierung des Anwenders bei der An-meldung an den KIS-Applikationen über eineindividuelle PIN. Darüber ist sichergestellt,dass jeder Mitarbeiter sein vorgegebenes Ar-beitsumfeld im KIS erhält und ein unberech-tigter Zugriff auf nicht autorisierte Daten undInformationen ausgeschlossen ist.

    Bei der Auswahl der Endgeräte und mo-bilen Pflegewagen hat das SKD auf profes-sionelle Lösungen gesetzt, die leichtgängigund höhenverstellbar und mit ausreichenderAkku-Laufzeit sowie in Verbindung mit derbestehenden IT-Infrastruktur einsetzbar sind.„Wir haben freundlicherweise eine Teststel-lung von drei Unternehmen erhalten, so dasswir intensiv im praktischen Arbeitsumfeldtesten konnten“, erläutert Daniel Behrendt.Nach intensiver Begutachtung ist dann dieEntscheidung für ein Modell gefallen, dasmit einem NC und einem 21´´-Monitor be-stückt wird. „Darüber bieten wir unseren An-wendern eine hochpraktikable Lösung, dieneuesten ergonomischen Anforderungen ge-recht wird“, meint Dirk Haja über die inno-vative Lösung. Die KIS Applikationen werdenin dem vorgenannten Umfeld über das ein-gerichtete WLAN stabil betrieben und stellendie Verfügbarkeit der Informationen am Pa-tientenbett sicher.

    Daniel Behrendt zeigt sich zufrieden mitdem Projektergebnis. Neben dem Standardder KIS-Applikationen konnten individuelleAnpassungen und Inhalte in das System ein-

    gebunden werden. Die Implementierung aufzwei Pilotstationen wurde eng vom KIS-An-bieter begleitet. Der weitere Ausbau im Kli-nikum Dessau erfolgte dann in eigener Ver-antwortung durch die Mitglieder derProjektgruppe. Die Pflegedokumentation wirdheute im gesamten Klinikum eingesetzt.

    Autor Detlef Lübben, Prokurist und Senior-Berater inder PRO-KLINIK Krankenhausberatung

    Dirk Haja, Leiter Allgemeine Verwaltung und Organisation: „Wir haben wir von Beginn an unsere Ärzte aktiv indie Projektarbeit einbezogen, um pflegerische und ärztliche Belange gleichermaßen bei der Umsetzung zur be-rücksichtigen.“

    Daniel Behrendt, Pflegedienstleiter im StädtischenKlinikum Dessau und Projektleiter: „Für mich war essehr wichtig, diesen Mehraufwand zu reduzieren undmeine Kolleginnen und Kollegen als zahlenmäßiggrößte Berufsgruppe im Krankenhaus von der Vielzahlder redundanten Tätigkeiten zu entlasten.“

    Frank Schöbel, IT-Leiter im Städtische Klinikum Des-sau: „Die erforderliche Ausleuchtung und Installationder Access-Points haben wir sukzessive in Abstim-mung mit dem Projektplan im gesamten Klinikumausgebracht und dabei mit ausgewählten Pilotsta-tionen begonnen.“

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    ExpertenAusgabe 2013

    Eine innovative WebApp ermöglicht mehrEffizienz und Qualität beim technischen Be-trieb von Krankenhäusern. Dabei sind dieUnabhängigkeit von Betriebssystemen undhohe Flexibilität bei der Auswahl der End-geräte Hauptkriterien für das mobile Systemim technischen Service.

    Wenn die Medizin- und Betriebstechnikeram Universitätsklinikum Hamburg-Eppen-dorf (UKE) zu ihren Einsätzen unterwegssind, haben sie nicht nur ihren Werkzeug-koffer dabei. Seit einem halben Jahr gehörtauch ein Smartphone der neuesten Gene-ration zu ihrer Arbeitsausstattung. Überdieses bekommen sie nicht nur ihre Auf-träge inklusive aller erforderlichen Infor-mationen; mit ihm dokumentieren sie auchihre gesamte Arbeit bis hin zur Unterschrift.Dank eines eingängigen Farb- und Sym-bolkonzepts mit entsprechender Filterfunk-tion erhalten die Techniker einen schnellenÜberblick über ihre Aufgaben sowie derenStatus und Priorität. Die Telefonfunktionermöglicht es ihnen zudem, bei Rückfragendirekten Kontakt zum Auftraggeber auf-zunehmen. Stellt sich die Aufgabe als kom-plexer heraus, können die Techniker überdas System sogar Kollegen aus anderenGewerken hinzuziehen.

    Möglich macht all dies die neue browser-basierte WebApp Service mobile System(SmS), die vom emtec-Institut für Beratung,Fortbildung und Technologien im Gesund-heitswesen entwickelt wurde und bei den ge-meinsamen Servicegesellschaften des UKEund des Krankenhausdienstleisters VAMED– KME Medizintechnik Eppendorf und KFE

    Klinik Facility Management Eppendorf – er-folgreich eingesetzt wird. Vor dem Start vonSmS wurden die Aufträge im technischenService am UKE noch teilweise mittels Papierabgewickelt. Mobile Lösungen der ersten Ge-neration wie Handhelds und PDAs boten we-gen der hohen Kosten für die Endgeräte, derstarren Softwarelösung sowie der Abhängig-keit von Betriebssystem und Hersteller hierzubislang keine sinnvolle Alternative. Daranänderten auch die aufkommenden Smartpho-nes zunächst nichts, da deren Apps speziellfür die jeweiligen Betriebssysteme wie iOSund Android entwickelt und über den jewei-ligen Marktplatz des Anbieters vertriebenwurden. Damit unterliegt der Vertrieb derApps den Restriktionen des Betreibers.

    Für emtec und VAMED waren jedoch gerade die Unabhängigkeit von Betriebs -systemen und eine hohe Flexibilität bei derAuswahl der Endgeräte Hauptkriterien fürein mobiles System im technischen Service.Den Durchbruch brachte erst die Entwicklungeiner browserbasierten WebApp. SmS läuftauf allen gängigen Betriebssystemen, ohnedass hierfür verschiedene Programmversionenerforderlich sind, und auf nahezu jedem mo-bilen Gerät. Eine weitere zentrale Anforde-rung war, dass das etablierte CAFM-System(Computer Aided Facility Management) wei-terhin die Basis bildet und mit dem mobilenSystem über eine bidirektionale Schnittstellekommuniziert. Durch die Nutzung von XMLals Standardtransportformat beim SmS kön-nen Auftragsformulare individuell an die je-weiligen Anforderungen angepasst und auchErgebnisdokumentationen transportiert wer-den. Dies ist im Krankenhaus besonders wich-

    tig, da es dort entsprechend den gesetzlichenVorgaben für jedes Gerät ein individuellesPrüfprotokoll gibt. Bei der KME sind mittelsXML mehrere hundert Prüfprotokolle voll-ständig elektronisch im SmS abgebildet. DerEinsatz neuester Technologien bei SmS er-möglicht zudem den direkten Zugriff auf dieKamerafunktion des Endgerätes über denBrowser und damit das Scannen von Barco-des sowie das Quittieren von abgeschlossenenAufträgen per Unterschrift.

    In der Praxis hat das SmS die Qualitätund Effizienz der Prozesse im technischenService deutlich verbessert: Die Reaktions-zeiten konnten spürbar verkürzt werden, dieAuftraggeber erhalten zudem schneller eineRückmeldung, die Techniker können optimaleingesetzt werden, Medienbrüche wurden be-seitigt und außerdem Fehlerquellen sowieNachfragen reduziert. Das System wurde vonden Technikern wegen seiner intuitiven Be-nutzerführung schnell angenommen. Dadurchhielten sich der Schulungsaufwand und diedamit verbundenen Kosten in Grenzen.

    Wenn der Servicetechniker SmS funkt

    Basis bleibt das Computer Aided Facility Management

    Nicole Ruprecht, Geschäftsführerin des emtec e.V.:„Den Durchbruch brachte erst die Entwicklung einerbrowserbasierten WebApp.“

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    Experten

    Holistische Prozessorientierung im Krankenhaus

    Ausgabe 2013

    Wie der flächendeckende Einsatz von Doku-mentenmanagementsystemen und digitalenArchiven die Organisation verändern kann,stellen Jörg Redmann und Martin HeinzMueller, Sanovis GmbH, vor.

    Mit zunehmender Bedeutung eines schnel-len und möglichst barrierefreien Datenzu-griffs sowie von Workflows wird sich inabsehbarer Zeit für alle Einrichtungen desGesundheitswesens die Frage nach der Ein-führung bzw. dem Ausbau von Dokumen-tenmanagementsystemen und digitalen Ar-chiv (DMSA)-Lösungen stellen. Dieseermöglichen oft erst eine zeitgemäße Kom-munikation und arbeitsteilige Nutzung vonInformationen und sie sind zugleich Aus-fallsicherung für bestehende IT-Systemeoder bieten eine Zwischenstufe bei derenMigration. Dabei muss jedes Unternehmenselbst entscheiden, ob und in welcher Umsetzungsgeschwindigkeit die einzelnenBereiche integriert werden und ob man zursystemeinheitlichen Lösung greift oder aberSpezialapplikationen bevorzugt.

    Der punktuelle Einsatz von Dokumen-tenmanagementsystemen und digitalen Ar-chiven – insbesondere im Krankenhaus – istnicht eben neu. Wo jedoch in der Vergan-genheit noch häufig die aus allen Nähtenplatzenden Krankenblattarchive oder liegen-

    gebliebene Rechnungen bei Unternehmen mitmehreren Standorten meist der Auslöser fürein Umdenken und die Einführung eines sol-chen Systems waren, reift zunehmend die Erkenntnis, dass sich auch die Organisationeines Krankenhauses insgesamt damit ver-bessern lässt.

    Dies gilt umso mehr, wenn statt der

    „Insel-Lösungen“ – streng getrennt nach me-dizinischem und administrativem Bereich –eine übergreifende Lösung etabliert wird. Sokommen Workflow-Funktionalitäten und einerevisionssichere Ablage von Dokumentennicht nur Teilen eines Hauses zu gute, son-dern eine prozessorientierte Unternehmens-kultur wird generell unterstützt und damit

    Auswirkungen auf die gesamte Einrichtung

    Abbildung 1: Digitalisierungszeitpunkte Patientenakte

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    ExpertenAusgabe 2013

    zum Standard erhoben.Haupt-Anwendungsbereiche für ein

    DMSA und somit wichtige Investitionsfeldersind:

    • Patientenakte• Allgemeine Dokumentation• Personalakte• Posteingang• Rechnungseingang• Vertragsmanagement• Verwaltungsakten

    Nicht zu unterschätzen sind hier die Auswir-kungen bzw. Interdependenzen bei der Um-gestaltung von Prozessen einzelner Unter-nehmensbereiche auf die gesamte Einrichtung,wie die folgenden Beispiele zeigen:

    Im Bereich der medizinischen Patienten-akte steigt der Nutzen, auch wirtschaftlich,mit dem Zeitpunkt der Digitalisierung (sieheAbb. 1) und der entsprechenden Verfügbarkeitder Akte. Je weiter das Krankenhaus in denDigitalisierungsstufen fortschreitet, desto stär-ker lassen sich Prozesse, die auch direktenEinfluss auf die Liquidität des Hauses haben,wie Arztbriefschreibung, Privatliquidationund MDK, durch die allseitige Verfügbarkeitder Patientendaten optimieren. Weitere Vor-teile sind die rasche und selektive Bereitstel-lungsmöglichkeit für andere Versorgungs-stufen und die Verwendung des digitalenPatientenaktenarchives als Ausfallkonzeptfür das Krankenhausinformationssystem. Im administrativen Bereich ist die Digita-lisierung des Posteingangs und damit auch

    die Erfassung der Eingangsrechnungen stetserster Ausgangspunkt für einen späterenRechnungsworkflow, der wiederum alle ander Rechnungsprüfung beteiligten Bereicheund Personen tangiert. So lassen sich inbeteiligten Bereichen deutliche Reduzie-rungen der Prozess-Schritte, einschließlichder damit einhergehenden Arbeitszeit, er-reichen.

    Damit stellt sich auch für Häuser, die be-reits ein DMSA im Einsatz haben, bald dieFrage nach einer weiteren Ausprägung bzw.Einbeziehung sonstiger Bereiche in das be-stehende System. Denn ist erst einmal eineentsprechende Lösung verfügbar, wachsenauch rasch die Begehrlichkeiten und die zu-meist sinnvollen Ansprüche an weitere Funk-tionalitäten.

    Exemplarisch wird in der Abb. 2 derRechnungsworkflow bis hin zur Möglichkeiteiner automatisierten „Dunkelbuchung“, so-wie der parallele Belegfluss der Lieferscheinedargestellt.

    Dabei bleibt – wie bei allen Systemkon-figurationen – auch hier die Glaubens-frage offen, ob eine monolithische Lösung(aus einer Hand und sogar mit einerdurchgängigen und einheitlichen Soft-ware) oder mehrere der am Markt verfüg-baren Spezial lösungen favorisiert werden.Der smarte Ansatz einer übergreifendenLösung mit möglichst einheitlicher Client-Oberfläche und Usability sowie zentraler

    Administration bietet hier offen-kundig Vorteile.

    Für den Anwender steht hingegeneine möglichst tiefe Integration in diejeweilige Arbeitsumgebung des ver-wendeten Primärsystems (KIS bzw.ERP-System) im Vordergrund, umauch hier die Einheitlichkeit der Zu-griffe im täglichen Betrieb nicht odernur unwesentlich (z.B. durch Aufrufvon externen Viewern) zu stören. Da-bei kommt es insbesondere auf dieSchnittstellenoffenheit der Primärsys-teme im Bezug auf die entsprechendeDMSA-Lösung an.

    Um für die geplanten Investitionenmöglichst gute Ausgangsbedingungenzu schaffen, ist fü