Jahresbericht 2010
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Deutsche Umwelthilfe e.V. | Jahresbericht 2010
Jahresbericht 2010
www.duh.de
Deutsche Umwelthilfe e.V. | Jahresbericht 2010
2 Impressum
Impressum
nHerausgeberin: DeutscheUmwelthilfee.V.(DUH) Fritz-Reichle-Ring4 78315Radolfzell
E-Mail:[email protected],Internet:www.duh.de
n Autoren:MariaElander,ThomasFischer,UlrikeFokken,MichaelHadamczik, GerdRosenkranz,AgnesSauter,RobertSpreter,UlrichStöcker,NinaWolff,AlbertWotke
n KonzeptundRedaktion:UlrikeFokken
n DesignundLayout:ClaudiaKunitzsch
n Druck:DruckereiKrammer,Inh.ClaudiaBaingo,Radolfzell
n Bildnachweis:Titelseite:M.Büdenbender/Pixelio(o),O.Hahn/hahn-film(Wald),J.Meier/ Naturfoto-Online(Schwarzstorch,m),DUH/C.Kisorsy(r);S.3:A.Busch;S.4:(vonoben) A.Hermsdorf/Pixelio,J.Gensheimer,H.Baesemann/Naturfoto-Online(Sterntaucher), C.Schneider,CityofTata;S.5:(vonoben)StadtLudwigsburg(l),StadtHeidelberg(r), R.Unkel,DUH-Nord,R.Kirchmann;S.6:R.Sturm/Pixelio;S.7:R.Sturm/Pixelio(l), J.Kuhlemann/Pixelio(r);S.8:DUH-Archiv;S.10:C.Stuhlmann/Waldkonzepte(l), K.Hartz/Pixelio(r);S.11:R.Eckhoff;S.12:S.Jehle;S.13:S.Jehle(l),DUH-Archiv(r); S.14:J.Gensheimer(l),BVGDonath(r);S.15:B.Dietl;S.16:F.Neuschulz;S.17: G.Schulz/Naturfoto-Online(Fischotter,o.l.),M.Bjerg/wikimediacommons(Hochmoor- gelblingo.r.),I.Wittig(u);S.18:GrüneLiga(l.o.),Nöhren/Pixelio(r.o.),I.Wittig(u); S.19:S.Büchner(Haselmauso.),B.Ziegler(Alpenbocku.);S.20:J.Stafford-Deitsch; S.21:J.Rotman(l),Koschinski/Fjord&Baelt,www.fjord-baelt.dk(r);S.22:CityofTata; S.23:O.Hahn/hahn-film(l),A.Toth(r);S.24:P.Madeo/Pixelio;S.25:©FWTM/Schoenen(l), StadtPrenzlau(r);S.26:DUH-Archiv;S.27:DUH-Archiv(o),P.Kirchhoff/Pixelio(u); S.28:J.Will/Fotolia;S.29:R.Unkel(l),GDB(r);S.30:Lightcycle;S.32:HandinHand- Fonds(Mango-FrauenprojektBurkinaFasoo.),DUH-Nord(u);S.33:T.Knoll;S.34: R.Eckhoff(l),B.Dietl(m),B.Dietl(o.r.),privat(m.r.),B.Dietl(u.r.);S.35:B.Kleemann(o.l.), privat(m.l.,u.l.),privat(m.o.),B.Kleemann(m,m.u.),privat(o.r.),B.Dietl(m.r.,u.r.); S.40:R.Dirscherl/Naturfoto-Online(Kabeljau,l.o.),DUH/C.Kisorsy(m.o.),R.Handke/ Pixelio(r.o.),M.Wittstock/Pixelio(u)
n Redaktionsschluss:01.12.2010
n Papier:gedrucktauf100%Recycling-Papier
Deutsche Umwelthilfe e.V. | Jahresbericht 2010
Vorwort 3
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
dieWälderundMeere,SeenundMoore,FlüsseundAuenmüsseneineMengeaushalten,mitdemderMenschdieUmweltbelastet.DieÖkotopeversorgendenMenschenzwarunteranderemmitdenexistentiellenGrundlagendesLe-bens,abersaubereLuftundgenießbaresWasserwerdenfastimmeralsselbst-verständlichangesehenunddementsprechendoftnichtwertgeschätzt.InteressantistdaherdieTEEB-Studie,diederfrühereDeutscheBankManagerPavanSukhdev2010abgeschlossenhat.FürdasUmweltprogrammderVerein-tenNationen,mitUnterstützungderEUunddesdeutschenUmweltministeriumshatSukhdevdiewirtschaftlicheBedeutungderÖkosystemeunddamitihrenWertberechnet.UmdieNaturzuschützen,wirbterdafür,diebislangkosten-losenDienstleistungenderNaturmiteinerArtPreisschildzuversehenunddenMenschendamitdeutlichzumachen,welchennatürlichenSchatzsietäglichverbrauchen.Oderauchvernichten,wieSukhdevamBeispielderKorallenriffeausgerechnethat.DieÖkosystemdienstleistungenderKorallenriffevomKüsten-schutzbiszurFischzuchthabeneinenWertvon170MilliardenDollar.DabeiistderWertfürdieNaturnochwesentlichhöherundlässtsichgarnichtinZahlenausdrücken.Allein25ProzentallerFischartensindimLaufeihresLebensaufKorallenriffeangewiesen.WenndieKorallenriffeaufgrundderMeeresver-schmutzungunddesKlimawandelssterben,sterbenauchdieFische–undeinehalbeMilliardeMenschenverliertihreLebensgrundlage.DerwahreWertderKorallenriffeistalsounermesslich.
AuchWälder,Flüsse,SeenundalldieanderenBiotopesindvonunschätzbaremWertfürdasLebenderMenschheit.DieNaturzuschützenliegtdaherinunse-remureigenstenInteresse.WirsindvonderNaturabhängig,unseregesamteWirtschaftundunsereZivilisationhängenvondenLeistungenderNaturab.DeswegenbrauchteinLandwieDeutschlandeinestarkeUmwelt-undNatur-schutzpolitikmitnachhaltigenVorgabenfürdenSchutzvonKlima,UmweltundbiologischerVielfalt.DieDeutscheUmwelthilfee.V.hatdaher2010weiter-hinbeständigfürschadstoffarmeAutosundeineklimafreundlicheMobilitätge-stritten,hatdieBundesregierungaufdenunvereinbarenWiderspruchderAKW-LaufzeitverlängerungmitdemAusbaudererneuerbarenEnergiehingewiesen,hatfüreineumweltverträglicheKreislaufwirtschaftgeworbenundfürstrikteQuotenbeimFischfanggekämpft.
ÜberunsereErfolgeundRückschläge,unsereIdeenundZieleberichtenwiraufdenfolgendenSeiten.IchladeSiesehrherzlichein,sicheinenÜberblicküberdievielfältigenLeistungenunddasausgewählteThemenspektrumderDeutschenUmwelthilfee.V.zuverschaffen.
Prof.Dr.HaraldKächele,VorsitzenderderDeutschenUmwelthilfee.V.
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4 Inhalt
2 Impressum
3 Vorwort
4 Inhalt
Energie und Klimaschutz
6 Fortschrittsichern, Energiewendebeschleunigen DieDUHentwickeltKonzepte zurEnergieversorgung,klärt überdieFolgenvonneuen Kohlekraftwerkenaufundenga- giertsichfürdieIntegrationder erneuerbarenEnergienindas Stromnetz
10NeuerWindimNetz: DasForumNetzintegration ErneuerbareEnergien
11„Nichtsistendgültig entschieden!“ InterviewmitDUH-Bundes- geschäftsführerRainerBaake überdieLaufzeitverlängerung vonAtomkraftwerken,die KostenderEnergiewendeund eineGenerationenfrage
Verkehr und Luftreinhaltung
12Klimafreundlichmobil DieDUHsetztsichfürdasEU- UrteilzumRechtaufsaubere Lufteinundfordertkonsequent
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eineeffizienteundschadstoff- armeTechnikfürVerkehrs- mittellallerArt
14DieEUfördertdenDUH- EinsatzfürnatürlicheKälte- mittelinAutoklimaanlagen
15„Wirbraucheneineneue EhrlichkeitbeidenAuto- herstellern“ InterviewmitDUH-Bundes- geschäftsführerJürgenResch überdieTricksder Autokonzerne,falsche Verbrauchsangabenund getäuschteVerbraucher
Naturschutz
16DiebiologischeVielfalt bewahren DieDUH-Naturschützer streitenfürdenSchutzder Wälder,FlüsseundMeere
19DerNaturschutzfonds LebendigeWälder
20EngagiertfürdasLeben imMeer DieDUH-Meeresschutz- kampagnefürgesundeFisch- beständeundArtenreichtum imMeer
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Inhalt 5
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30ImGraubereich derUmweltgesetze MolkegetränkeohneMolke, DruckchemikalieninderSaft- tüteundzuvielQuecksilberin Energiesparlampen: DieDUHwundertsichüberdie TricksmancherIndustrie-und Handelsunternehmen
Umwelt und Entwicklung
32HandinHand fürbesseresEssen DerHandinHand-Fondsfür ökologisch-sozialeProjekteund dasErnährungsprogrammbeim RegionalverbandNord
Preise
33DerUmweltMedienpreis2010
DUH intern
34DasLeitungsteam
Bilanz
36SolideFinanzen fürengagierteUmweltarbeit EinebreiteBasisvonprivaten Spendernundöffentlichen GeldgebernträgtzurUmwelt- undNaturschutzarbeitder DUHbei
39Adressen
Kommunaler Umweltschutz
22DerMenschbrauchtNatur inStadtundLand DieDUHunterstütztStädteund GemeindenbeimSchutzder biologischenVielfalt
24GutesKlimainderStadt Kommunenengagierensichfür denKlimaschutzundmessen ihreErfolgeimDUH-Wett- bewerbzur„Bundeshauptstadt imKlimaschutz“
Ökologischer Verbraucherschutz
26DieDUHistAnwalt derVerbraucher DieDUH-Verbraucherschützer klagendieRechtederVerbrau- cheraufumweltrelevante InfomationenvonAutosund Hausgerätenein
Kreislaufwirtschaft
28MehrwegschontUmwelt undKlima DieRecyclingexpertender DUHdeckendieVerschleie- rungenderDosen-und Plastikflaschenlobbyauf, findenPfandbetrügerund Greenwashinginder Getränkeindustrie
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6 Energie und Klimaschutz
Fortschritt sichern, Energiewende beschleu nigenDie DUH setzt weiter konsequent auf die Energiewende:Mit eigenen Zukunftskonzepten zur Energieversorgung, mit Aufklärung über die Gefahren einer Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken und der Verhinderung neuer Kohlekraftwerke
n AufeineGeisterfahrtindieenergie-undklimapolitischeVergangenheithatsichdieschwarz-gelbeKoalitionmitihrerAtompolitikundderFörderungneuerKohlekraftwerkebegeben.DieVoraussetzungenfürFortschritteaufdemWegzueinemklimaschonendenundrisikoarmenEnergiesystemhabensich2010erschwert.DieDUHfindetsichdamitselbstverständlichnichtab.WirhabendeshalbunserEngagementfürdieFortsetzungundBeschleuni-gungderEnergiewendeverstärkt.ZielbleibteineKlima,UmweltundGe-sundheitschonendeEnergieversor-gung,inderStromzuhundertProzentauserneuerbarenEnergieträgerner-zeugtwird.
UmdendafürnotwendigenStruktur-wandelinnerhalbeinerGenerationvollziehenzukönnen,müssendieWeichenheuterichtiggestelltwerden.KonkretkannderAuf-undAusbaudererneuerbarenEnergienmitderbisheri-genDynamiknichtweitergehen,wenngleichzeitigneueKohlekraftwerkeer-richtetwerden,diedieAtmosphärefüreinweitereshalbesJahrhundertmitMillionenTonnenTreibhausgasenbelasten.GenausowenigkönnendieerneuerbarenEnergien,wievonderBundesregierungangekündigt,„denHauptanteilanderEnergieversorgungübernehmen“,wennAtomkraftwerkenochbiszu30Jahreweiterlaufensollen.
DieDUHhatjenseitsderDebatteüberSicherheitsrisikenunddieungeklärteEndlagerfrageden„Systemkonflikt“thematisiert,dersichausdemverbisse-nenFesthaltenanaltenAKWundneuenKohlekraftwerkenergibt.ZurEr-gänzungdernaturbedingtunstetanfal-lendenStrommengeausWind-und
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Fortschritt sichern, Energiewende beschleu nigenEnergie und Klimaschutz 7
SonnenenergiewerdenKraftwerkebe-nötigt,diedenSchwankungenflexibelfolgenkönnen.AKWundgroßeKohle-kraftwerkesinddazutechnischnureingeschränktinderLage.Deshalbbe-nötigenwirwenigerKraftwerke,die24StundenamTagundwährenddesgan-zenJahresStromproduzieren.Kraft-werkemüssenheutzutagevorallemschnellaufStromschwankungenimNetzreagieren,alsoinnerhalbvonMi-nutenherunter-undheraufgefahrenwerdenkönnen.TypischerweisesinddashocheffizienteGaskraftwerke,de-renAbwärmeinsogenannterKraft-Wärme-Kopplungeffizientgenutztwird.ImLaufedesJahreshatdieFragedesSystemkonfliktsnichtzuletztauf-grundderDUH-Aktivitäteninderöf-fentlichenDebattemehrundmehranGewichtgewonnen.DerSachverstän-digenratfürUmweltfragen(SRU)derBundesregierungundauchdasUm-weltbundesamt(UBA)vertretenindie-semZusammenhangsehrähnlichePo-sitionenwiedieDUH.
Neue Kohlekraftwerke verhindern
ImRahmenderDUH-Klimaschutz-kampagnehabenwirBürgerinitiativenundUmweltgruppengegendenBauneuerKohlekraftwerkeunterstütztundberaten.NebenderpolitischenUnter-stützunghilftdieDUHlokalenBürger-initiativengegen„Klimakiller-Kraft-werke“beirechtlichenFragenwäh-rendderGenehmigungsverfahren.Die
DUHlässteigeneRechtsgutachtener-stellenundhilftimEinzelfallbeiderAuswahlgeeigneterAnwälteundSach-verständiger.HäufigmitmessbaremEr-folg:InnerhalbvonzwölfMonatenwurdenneungroßeKraftwerksprojekteverschobenoderaufgegeben.
HervorzuhebenistinsbesonderedieEnde2010nochandauerndeAusein-andersetzungumdasimBaubefindli-cheE.on-Kohlekraftwerkimwestfäli-schenDatteln.Dermitmehrals1.000MegawattleistungsstärksteEinzelblockeinesKohlekraftwerksinEuropawürdeüberseineLebenszeitgerechnetmehrals200MillionenTonnenCO2indieAtmosphäreblasen.DerBebauungs-planwarimSeptember2009vomOberverwaltungsgerichtMünsterwe-genVerstößengegenzentraleKlima-schutzzieledesLandesNordrhein-WestfalenundgegendasUmweltrechtaufgehobenworden.WesentlicheTeilederBaumaßnahmensindseitherge-stoppt.
DasBundesverwaltungsgerichtbestä-tigtedasUrteilimMärz2010.Versu-chederschwarz-gelbenLandesregie-runginDüsseldorf,denhöchstrichter-lichfestgestelltenRechtsbruchdurchgrundlegendeÄnderungenderZielederLandesplanung(„LexE.on“)nach-träglichzuheilen,scheitertenanderenAbwahlimMai2010.ImBündnismitanderenUmwelt-undKlimaschutzor-ganisationenfordertedieDUHdiePar-teieninNRWdaraufhinvorderLand-tagswahlauf,einLandesklimaschutz-
gesetzmitverbindlichenZielenfürdenKlimaschutzunddenAusbauderer-neuerbarenEnergienzuschaffen.DieForderungwurdeimSommer2010fasteinszueinsindieKoalitionsvereinba-rungderrot-grünenMinderheitsregie-runginDüsseldorfaufgenommen.
Angriffe auf die Energiewende abwehren
DieBundesregierungsetztsichinih-remEnergiekonzeptzumTeilehrgei-zigelangfristigeZielefürdenKlima-schutzunddenAusbaudererneuerba-renEnergien.Umgesetztundverab-schiedethatdieschwarz-gelbeKoalitionabernurvierGesetze,dieal-lesamtdieAtomenergieunddieVer-längerungderReaktorlaufzeitenbetref-fen.DerVorrangdererneuerbarenEnergienwirdimEnergiekonzeptei-nerseitsbeschworenundandererseits„imKleingedruckten“mitBegriffenwie„Mengensteuerung“inZweifelgezo-gen.VordiesemHintergrund–unddemsichzuspitzenden„Systemkon-flikt“–häuftensich2010StimmenausdemRegierungslager,diedieBedin-gungenzumUmbauderEnergiewirt-schaftundzumAusbaudererneuerba-renEnergienerschwerenwollen.
DieDUHhatdieseEntwicklungkonti-nuierlichbeobachtet,öffentlichkritischkommentiertundregelmäßigimDUH-NetzwerkEnergiewendethematisiert.IndemNetzwerktauschensichseit2008führendeVertreterderErneuer-
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8 Energie und Klimaschutz
bare-Energien-Branche,derUmwelt-verbändeundderWissenschaftaus.ZudenTreffenwerdenregelmäßigundanlassbezogenauchaußenstehendeExpertenundEntscheidereingeladen.ImJahr2010stelltensichdieimBun-desumwelt-,Bundeswirtschafts-sowiedemBundesbau-und-verkehrsministe-riumfürdieEnergiepolitikzuständigenStaatssekretäremehrfachdenFragenderNetzwerkteilnehmerinnenund-teilnehmer.TeilnehmerdesNetzwerksEnergiewendewarenauchdabeialsdieDUHEndeMai2010vordemBrandenburgerTorinBerlineine„öf-fentlichePressekonferenz“mitSpitzen-
vertreternaus18Verbänden,ParteienundUnternehmeninitiierte.MottoderProtestaktion:„ErneuerbarestattAtom–dieEnergiewendesichern“.
Renaissance der Anti-Atom-Bewegung
StattmitallerKraftdiegroßenHeraus-forderungenanzugehen,diedieUm-stellungdesEnergiesystemsmitsichbringt,hatdieBundesregierungbe-schlossen,dieSchlachtenvonvorges-ternnocheinmalauszufechtenundsoungewolltfüreinekraftvolleRenais-sancederAnti-AKW-Bewegungin
Deutschlandgesorgt.DieDUHge-hörtezudenOrganisatorenderMen-schenkettezwischendenAtomkraft-werkenBrunsbüttelundKrümmelimApril2010undbeteiligtesichauchandenDemonstrationenimSeptemberundNovember2010inBerlinundimWendland.DieerfolgreicheInternet-plattformwww.wir-sind-aussteiger.de,aufderProminenteundNicht-Promi-nentegegendieAtompolitikderRegie-rungprotestieren,wurdevonderDUHinsLebengerufen.
Einen„Generalangriffaufdieenergie-politischenFortschrittedesvergange-
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Energie und Klimaschutz 9
nenJahrzehnts“nanntedieDUHimSeptember2010dieEntscheidungderBundesregierung,dieAtomkraftwerkeimDurchschnittzwölfJahrelängerinBetriebzuhaltenalsgeplant.WenndiePlänederRegierungaufgehen,werdenMillionenMenschennochbismindestens2040denKatastrophenrisi-kenalterReaktorenausgesetzt,diezu-sätzlichenAtommüllproduzieren,vondemniemandweiß,woerüberhun-derttausendeJahresichergelagertwer-denkann.DarüberhinauserschwertdieBundesregierungdenversproche-nen„EintrittindasregenerativeZeital-ter“odermachtihnsogarunmöglich.DievonallenParteienbeklagteMarkt-dominanzderAtomkonzerneE.on,RWE,VattenfallEuropeundEnBWwirdfürweitereJahrzehntezementiertundderheutesoerfolgreicheExportvonWindrädernundandererTechnologienindiesemBereichgerätinGefahr.
DieDUHhatdieenergiepolitischeDe-batteimJahr2010mitdemZielge-führt,fürdieKoalitionunddiesietra-gendenParteiendenpolitischenund
fürdieprofitierendenKonzernedenökonomischenPreisindieHöhezutreiben.NichtalsSelbstzweck,son-derninderHoffnungaufeineverän-derteKosten-Nutzen-AbwägungbeiRegierungundKonzernen.Dasistbis-hernichtgelungen.AllerdingsbleibtEnde2010dieHoffnungaufdasBun-desverfassungsgericht–undaufdieWählerinnenundWähler.
DieDUHweistunermüdlichdaraufhin,dassAtomkraftwerkedasEnergie-systemaufBasiserneuerbarerEnergieninFragestellen,dassAtomkraftwerkemitzunehmendemAlterstöranfälligerundsomitgefährlicherwerden.Ge-meinsammitWissenschaftlernhabenwirnachgewiesen,dasseswegendesdynamischenZubausErneuerbarerEnergieneinevonderStromwirtschaftbehauptete„Stromlücke“nichtgebenwird.DieDUHhatdetaillierterläutert,warumsiediebeschlosseneLaufzeit-verlängerungnichtnurwegenderUm-gehungdesBundesratsfürverfassungs-widrighält,sondernauchwegenderungeklärtenEntsorgungvonAtommüll.
AußerdemverwässertnachunsererÜberzeugungeinimRahmenderNo-vellierungdesAtomgesetzesgeschaffe-nerneuerParagrafdieSicherheitsan-forderungenvonAtomkraftwerkenundschränktdieKlagemöglichkeitenvonBetroffenenein.SchließlichhatdieDUHdaraufhingewiesen,dassderVerlängerungsbeschlussauchdeshalbrechtswidrigzustandegekommenist,weilBundesumweltministerNorbertRöttgeneinenfrüherenE.on-ManagerzumAbteilungsleiterReaktorsicherheitimMinisteriummachte–undderfortaninzentralerRolleandenVorbe-reitungenderAtombeschlüssederRe-gierungbeteiligtwar.„EineNovellevonderAtomlobbyfürdieAtom-lobby“,nanntedieDUHdeshalbdieGesetzesänderungenzurLaufzeitver-längerung.
DieDebatteüberAtomkraftinDeutsch-landwirdweitergehen.DieDUHwirdgemeinsammitanderenweiteralleMöglichkeitennutzen,umdenkom-merziellenEinsatzderAtomkraftsoschnellwiemöglichzubeenden.
Dafür halten wir den Kopf hin: wir-sind-aussteiger.de
n Zahlreiche Schriftsteller/-innen und Politiker/-innen, Schauspieler/-innen und Regisseure unterstützen die Kam-
pagne „Wir sind Aussteiger“ für eine Energieversorgung ohne Atomkraft. Auf der Internetplattform www.wir-sind-
aussteiger.de protestieren prominente und nichtprominente Bürger gegen die Atompolitik der Bundesregierung.
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10 Energie und Klimaschutz
Einesderaufwändigstenundan-spruchsvollstenProjektederDUHträgtdenNamen„ForumNetzintegrationErneuerbareEnergien“.DorthabenwirMenschenaneinenTischgebracht,diegemeinsamtragfähigeLösungenzurIntegrationdererneuerbarenEnergieninsStromnetzfindenmüssen:Strom-netzbetreiber,Verbandsvertreter,Ener-gieexperten,Naturschützer,Wissen-schaftlerundVertreterregionalerBür-gerinitiativen.DennnichtderAufbauvonStromkapazitätenaufBasisvonWindundSonnebildetdenEngpassbeimUmbaudesEnergiesystems.Pro-blemebereitenderUm-undAusbauderStromnetze,derderzeitmitdemZubauvonWindrädernundSolarmo-dulennichtSchritthält.
UnterderModerationdesLeitersEr-neuerbareEnergienderDUH,PeterAhmels,undfinanziellunterstütztvomBundesministeriumfürUmwelt,Natur-schutzundReaktorsicherheit(BMU)hatdasForumNetzintegrationErneu-erbareEnergienMöglichkeitendisku-tiert,denUmbauzubeschleunigenundgleichzeitigdieAkzeptanzderneuenStrominfrastrukturentlangderStromtrassenzuerhöhen.EndeNo-vember2010habenVertreterdesFo-rumsdasErgebnisderzweijährigenAr-beitunterdemTitel„PlanN–Hand-
lungsempfehlungenandiePolitikzurkünftigenIntegrationErneuerbarerEnergienindieStromnetze“demBMUübergeben.MitdemPlanNgelangeserstmals,diewiderstreitendenInteres-seninderAuseinandersetzungüberdennotwendigenUmbauderStrom-netzeingemeinsamenVorschlägenaufgehenzulassen.ZwarkonntensichdieTeilnehmeramForumnichtinje-demDetaileinigen,dochenthältderPlanNzahlreicheVorschläge,diediePolitikmitAussichtaufmehrAkzep-tanzinderBevölkerungumsetzenkann.
DurchgängigesPrinzipvonPlanNist,neueStromtrassennurdortzuplanen,wokeineAlternativenzurVerfügungstehen.AnallenanderenStellensollentechnischeVerbesserungenundintelli-genteNetzedazubeitragen,dieAn-wohnerzuschonenundintakteNatur-räumezuschützen.BeidenNeubau-trassensollnachkonfliktarmenLösun-gengesuchtwerden.DieErdverka-belungvonHöchstspannungstrassen(380kV)sollweitergetestetwerden,neueTrassenderHochspannungs-ebene(110kV)sollenunterWahrungderWirtschaftlichkeitsinteressenderNetzbetreiberunterderErdeverlegtwerden.VorallemsollenBetroffenefrüheralsbisherindenGenehmi-
Neuer Wind im Netz: Das Forum Netzintegration Erneuerbare Energien
gungsprozesseingebundenunddieTransparenzallerPlanungenverbessertwerden.
BisAnfangDezember2010habenrund70Verbände,Unternehmen,Bür-gerinitiativen,Wissenschaftsorganisati-onenundEinzelpersonendenPlanNunterzeichnet.DasForumNetzintegra-tionwirdseineArbeitimJahr2011unddarüberhinausfortsetzen.
WeitereInformationenunter:www.forum-netzintegration.de
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Energie und Klimaschutz 11
„Nichts ist endgültig entschieden!“
n DieBundesregierunghatdieLaufzeitenderAtomkraftwerkeumdurchschnittlichzwölfJahreverlängert.IstdieEnergiewendezuEndebevorsierichtiginGanggekommenist?
RainerBaake:Das ist nicht ent-schieden. Kurzfristig hat die schwarz-gelbe Koalition ihr Ziel erreicht und den Atomkonzernen gegeben, was sie ihnen verspro-chen hat. Aber zu was für einem Preis! Die Anti-AKW-Bewegung ist wieder da, Union und FDP drohen herbe Wahlniederlagen im Jahr nach der Entscheidung. Und ob es bei der Laufzeitverlängerung bleibt, ist vollkommen offen. Das entscheiden die Richter am Bun-desverfassungsgericht oder die Bürgerinnen und Bürger bei der nächsten Bundestagswahl...
BrichtderBoombeidenErneuer-barenzwischenzeitlichzusam-men?
Sicher nicht sofort. Zunächst ein-mal gilt das Erneuerbare-Energien-Gesetz mit der Vorfahrt für den
DUH-Bundesgeschäftsführer Rainer Baake über die
Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken, die Kosten
der Energiewende und eine Generationenfrage
Ökostrom in den Netzen weiter. Wir werden sehen, ob die Bundes-regierung es bei der 2011 anstehen-den Gesetzesnovelle wagt, ihr Ver-sprechen vom „Eintritt ins regenera-tive Zeitalter“ offen zu brechen und den Netzvorrang von Sonne und Wind in Frage zu stellen.
AproposStromnetz–scheitertdieEnergiewendenichtschondaran,dassderUmbauderNetzemitdemAusbauvonWindrädernundSolaranlagennichtSchritthält?
Diese Gefahr ist real. Deshalb ha-ben wir die Bundesregierung aufge-fordert, sich mit ganzer Kraft die-sem Infrastrukturproblem zuzuwen-den, statt die Schlachten von vor-gestern noch einmal zu schlagen und mit ihrer Atompolitik die Ge-sellschaft zu spalten.
Wasmussstattdessengeschehen?
Die Regierung muss die Rahmenbe-dingungen für den Netzum- und -ausbau so gestalten, dass er von der Bevölkerung akzeptiert wird.
Dafür brauchen wir vor allem Trans-parenz und die frühe Beteiligung betroffener Anwohner. Wie das ge-hen kann, hat das „Forum Netzinte-gration“ unter Moderation der DUH en Detail aufgezeigt. Den Plan N zum Aus- und Umbau der Netze haben schon über 70 Organisatio-nen, Unternehmen, Verbände und Wissenschaftler unterzeichnet. Er unterbreitet konkrete Handlungsvor-schläge für die Politik.
DieEnergiewendewirdzuteuer…
… zu teuer? Es stimmt, eine Ener-giezukunft ohne atomare Katastro-phenrisiken und ohne weltweites Klimachaos ist nicht zum Nulltarif zu haben. Aber sie bleibt bezahl-bar. Letztlich geht es um die Frage, ob die Generation, die die Atomri-siken und den Klimawandel zu verantworten hat, auch für die Kosten der Energiewende gerade steht oder ob sie die Begleichung der Rechnung ihren Kindern über-lässt. Je länger wir zögern, umso teurer wird es.
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12 Verkehr & Luftreinhaltung
Klimafreundlich mobil Saubere Luft ist ein Menschenrecht! An dieses Urteil des Europäischen Gerichtshof erinnern die DUH-Verkehrsexperten regelmäßig Städte, Autokonzerne und die Regierung. Damit effiziente, abgasarme und klimafreundliche Fahrzeuge endlich durchstarten können
n NachdemesaufGrundderAb-wrackprämiesoschien,dassinDeutschlandvermehrtAutosmitgerin-geremSpritverbrauchgekauftwerden,habendieDeutschen2010wiederleistungsstärkereunddamitauchdurs-tigereFahrzeugegekauft.Eswarnureinkurzer„grüner“Autofrühling,dieRealitäthatunswiedereingeholt.ImeuropäischenVergleichstehenCO2-AusstoßundSpritverbrauchdeutscherNeufahrzeugeweiterhinbesondersschlechtda.DasistnichtnurFolgedesFahrzeugangebotsdeutscherAutokon-zerne,dieimeuropäischenVergleichdieSchlusslichterbeimKlimaschutzmarkieren.DiesistaucheinErgebniseinerfalschenKfz-Steuerpolitik,diedaraufverzichtet,Anreizefürbeson-dersspritsparendeFahrzeugezugebenundSpritschluckermithohenStrafsteu-ernzubelegen.Deutschlandstemmtsichnochimmergegendeneuropäi-schenTrendhinzuwenigerPS-starken,kleinerenundeffizienterenAutos.
DieDeutscheUmwelthilfesetztsichaufStraßeundSchienefürKlima-schutz,EffizienzundLuftreinhaltungein:WirsehenunsalsVorkämpferinfüreinenachhaltigereMobilität.ImRahmendervonderDUHkoordinier-tenVerbändekampagne„KeinDieselohneFilter“habenwir2010dieDeut-scheBahnAGdavonüberzeugt,dassneuedieselbetriebeneRangierloksundzukünftigalleweiterenDiesellokomo-tivenundTriebwagennurnochmitRußpartikelfiltergekauftwerden.UndwirsindmitderBahnimGespräch,dassmöglichstkurzfristigdieBestands-fahrzeugemitPartikelfilternnachgerüs-tetwerden.
DieDUHhatsicherfolgreichfürdieweitereNachrüstförderungvonDiesel-
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Verkehr & Luftreinhaltung 13
Klimafreundlich mobil
rußpartikelfilternfürPkwunderstmalsleichtenNutzfahrzeugeneingesetzt.WirhabendieBundesregierungöffent-lichkeitswirksamdaranerinnert,dasssiemehrerehundertMillionenEuroSteuereinnahmenausderKfz-SteueraufkommensneutralfürdieFilterförde-rungandieSteuerzahlerzurückgebenmussundnichtklammheimlichfüran-dereAufgabenverwendendarf.
MitSteuernsteuernisteintraditionel-lerGrundsatzderFinanzpolitikunderfunktioniertbedauerlicherweiseimGutenwieimSchlechten.DieDienst-wagenbesteuerungbegünstigtinsbe-sondereAutosmithohemSpritver-brauchundCO2-Ausstoß–zurgroßenFreudederdeutschenAutokonzerne.DieDUHfordertdaher,das„Dienst-wagenprivileg“aufklimaverträglicheFahrzeugezubeschränkenbezie-hungsweise–wieinGroßbritannien,FrankreichundanderenEU-Mitglieds-staaten–mithohenStrafsteuernfürübermotorisierteLimousinendieKli-makillersteuerlichunattraktivzuma-chen.DieDienstwagenbesteuerungmussdringenddemeuropäischenStandardangepasstundökologischre-formiertwerden.InsgesamthatsichdieKfz-SteuerstärkeranSchadstoffklassen,SpritverbrauchundKlimagasemissio-nenzuorientieren.NachdenVor-schlägenderDUHfüreineökologi-scheKfz-SteuerkönnenUnternehmendieDienstwagennurdannsteuerlichabsetzen,wenndieAutosdenvonderEUangestrebtenCO2-Zielwertfür2008inHöhevon140GrammCO2
proKilometererreichen.MiteinerandenKlimazielenderEUorientiertenKfz-SteuerwürdedieBundesregierungtatsächlichsteuernundeineumwelt-freundlichereAutomobilitätfördern.
„Grüne Karte“ für umwelt-freundliche Dienstwagenfahrer in Unternehmen
FührungskräfteinPolitikundWirtschafthabenaucheineVorbildrolle.DieDUHmotiviertSpitzenpolitikerundUnternehmenslenkerdaher,einenkli-mafreundlichenDienstwagenzufahrenundsichvongroßenLimousinenmithohemSpritverbrauchzuverabschie-den.Konkretbedeutetdies,dassdieDienstwagendenEU-GrenzwertabdemJahr2008vonhöchstens140GrammCO2/kmbzw.120GrammCO2
/kmab2012einhaltensollten.UmdenStandderDingeindenFuhrparksdergrößtenUnternehmeninDeutschlandzuerfahren,habenwirdaher115bör-sennotierteUnternehmenallerBran-chenzurMotorleistung,derHöchstge-schwindigkeitundzumCO2-AusstoßderVorstandswagenunddergesamtenWagenflottebefragt.
Interessantwarzunächst,werüber-hauptgeantwortethat:NureinViertelderbefragtenUnternehmenhatsichunterdieMotorhaubeguckenlassen.Nur17von115befragtenUnterneh-menhabenklimarelevanteDatenüberdieDienstwagenvonVorstandundFirmaoffengelegt.Dafürerhaltensie
die„GrüneKarte“derDUH.ZehnweitereUnternehmenveröffentlichtendenCO2-AusstoßderDienstwagen-flotteundbekommendie„GelbeKarte“.ErschreckendwardiehoheZahlanVerweigerern:88Unterneh-menwarennichtbereit,AuskunftüberdenSpritverbrauchunddenCO2-Aus-stoßvonVorstandslimousinenoderFir-menautoszugeben.Sieerhaltendie„RoteKarte“fürnachhaltigeIntranspa-renzundundurchsichtigeKlimaschutz-ziele.
Diesel nur mit Filter – der Gesundheit und dem Klima zuliebe
DieselrußträgtzumKlimawandelbei,dadieultrafeinenRußpartikelausun-vollständigverbranntemDieselalsFein-staubaufdenGletschernimHochge-birgeundinderArktisniedergehen.DerschwarzeRußverhindertdortdieAbstrahlungvonSonnenstrahlen,sodassdieGletscherschnellerschmelzen.
Dieselrußistabernichtnurklimarele-vant,Dieselrußistauchextremge-sundheitsgefährlich.DennDieselrußistkrebserregend–dasgiltfürRußpar-tikeljederGrößeundnichtnurfürFeinstaub.DieultrafeinenPartikelimDieselrußkönnenjedochdurchdieHautundüberdieLungeindieBlut-bahngelangenundsichaufdieseWeiseimganzenKörperverteilen.FeinstpartikelausDieselrußwurdenschonimGehirngefunden.
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14 Verkehr & Luftreinhaltung
DieDUHstreitetmitihrerKampagne„KeinDieselohneFilter“seitvielenJahrenfüreinedeutlicheVerringerungvonDieselrußemissionen.AlseinesderwirksamstenMittelgegenFein-staubinderAtemlufthabensichindenvergangenendreiJahrendieUm-weltzoneninmittlerweilerund45StädteninDeutschlanderwiesen.NachweislichsinktseitEinführungvonwirklichstriktenUmweltzonenwieinBerlindieBelastungderAtemluftmitFeinstaub.MitdemNaturschutzbundDeutschland(NABU),demBundfürUmweltundNaturschutz(BUND)unddemVerkehrsclubDeutschland(VCD)hatdieDUHdasBündnis„Rußfreifür´sKlima“gegründet.DieKampagnewillerreichen,dassdieKonzentrationvonDieselrußpartikelninderLuftver-ringertwirdundkämpftdahereuropa-weitfürRußpartikelfilterfürAutos,Las-ter,Transporter,BaumaschinenundSchiffe–mitanderenWorten:FilterfüralleFahrzeugemitDieselmotor!DaDieselrußnichtanStaatsgrenzenHaltmacht,hatdieKampagne„Rußfreifür´sKlima“ihreAktivitäten2010nachÖsterreich,Polen,Tschechien,UngarnundindieSlowakeiausgeweitet.DasBündniswirddortvonlokalenUm-weltschutzgruppenunterstützt.
FürdieVerbesserungderLuftimStutt-garterKesselhabenwirunsauchwäh-rendderBauarbeitenfürStuttgart21eingesetzt.VordemVerwaltungsge-richtStuttgarthatdieDUHimDezem-ber2010erstritten,dassaufderGroß-baustellemitteninderInnenstadtaus-
schließlichBaumaschinenundBau-fahrzeugemitDieselrußpartikelfilterzumEinsatzkommendürfen.Mitdie-semGrundsatzbeschlussgilterstmalsaufeinerdeutschenGroßbaustelleeinLuftreinhaltestandard,derbeispiels-weiseinderSchweizseitvielenJahreneineSelbstverständlichkeitist.Esgiltnun,dieseEntscheidungaufalleStädteundBaustellenDeutschlandsauszu-weiten.
Die EU fördert den DUH- Einsatz für natürliche Kälte-mittel in Autoklimaanlagen
FürdieNutzungdesnatürlichenKäl-temittelsCO2inAutoklimaanlagenmachtsichdieDUHseitvielenJahrenstark.Besondersgefreuthatunsdaher,dassdieBerlinerVerkehrsbetriebealsweltweiterstesVerkehrsunternehmendieLinienbussemitCO2-Klimaanla-genausstatten.DieDeutscheBahnAGhatnachintensivenGesprächenmitderDUHangekündigt,Klimaanla-genmitCO2-KühlunginPrototypenzutesten.
UnserunermüdlicherEinsatzfürdieumweltfreundlicheKühlunginAutos,LasternundBahnenhat2010dieEU-Kommissionhonoriert.SieunterstütztunsdahermitdemEU-Life+Projekt„PROKLIMA:EffizienteAutoklimaan-lagenmitnatürlichenKältemitteln“.MitdemVerkehrsclubDeutschland(VCD)führenwirindenkommendendreiJahreneineInformationskampa-
gnezurEinführungeffizienterKlima-anlagentechnikdurch.WirwerdenBürgerinnenundBürgerfürdieUm-weltauswirkungenvonAutoklimaan-lagensensibilisierenunddasThemainderpolitischenundgesellschaftli-chenDiskussionweiterverankern.Wirsetzenunsdafürein,dassdieder-zeiteingesetztenSystemeverbessertwerden,damitderEnergieverbrauchunddiedarausentstehendenEmissio-nensinken.Außerdemarbeitenwirdaraufhin,dassdieHerstellermitver-bessertenKomponentenundWerk-stoffendieGeschlossenheitderAnla-generhöhen.SchonalleintechnischeVerbesserungenderKlimaanlagensys-temekönnendenKraftstoffmehrver-brauch,dendieKlimaanlageverur-sacht,um30bis40Prozentverrin-gern.
ParallelengagierensichDUHundVCDfürdieEinführungnatürlicherKältemittelwieCO2.DerDUHistesweiterhineinegroßesAnliegen,einederschlimmstenUmwelt-undKlima-chemikalienzuverhindern:Dasche-mischeKältemittelinAutoklimaanla-gen.Ab2011darfdasbislangeinge-setzteKältemittelR134ainneuenFahrzeugtypennichtmehrzumEin-satzkommen.EshateinTreibhauspo-tenzialvon1.430undistausKlima-schutzgründenverboten.ZumVer-gleich:CO2hateinTreibhauspoten-zialvoneins.DieAuto-unddieChemieindustrieersetzendieChemi-kalieR134ajedochnichtetwamitdemnatürlichenKältemittel,sondernwollenmitderChemikalie1234yfar-beiten.DasneuechemischeKältemit-telhatzwarnureinenTreibhauswertvon4–entwickeltaberimBrandfalldiegefährlicheFlusssäure.1234yfistalsoeineerheblicheGefahrfürUm-weltundGesundheit.UnddiewirddieDeutscheUmwelthilfenichthin-nehmen.
FürdiefinanzielleUnterstützungunddieguteZusammenarbeitimBereichVerkehrundLuftreinhaltungdankenwirdemBundesministeriumfürUm-welt,NaturschutzundReaktorsicher-heit,demUmweltbundesamtundderEU-Kommission/Life+.
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Verkehr & Luftreinhaltung 15
„Wir brauchen eine neue Ehrlichkeit bei den Autoherstellern“
DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch
über die Tricks der Autokonzerne, falsche Verbrauchsangaben
von Neuwagen und getäuschte Verbraucher
n DiedeutschenAutokonzernemachenjetztaufgrün.KeinUnter-nehmenmehr,dasnichtmitklang-vollenNamendieklimafreundli-chenEigenschaftenseinerAutosherausstellenwürde.HabendieAu-toherstellerdieLektionengelernt?
JürgenResch:Leider nein. Klima-schutz findet nur in der Werbung statt. Alle reden von Elektromobilität aber kein einziger deutscher Her-steller hat auch nur ein serientaugli-ches Vorserienmodell. Stattdessen beobachten wir eine Flut neuer Mo-delle im Segment der Stadt-Gelän-dewagen. Die PR-Abteilungen ge-ben sich alle Mühe, die Sprit fres-senden und überdimensionierten Autos als effizient-dynamisch oder mit blue emotion als besonders um-weltfreundlich zu verkaufen. Ein deutscher Hersteller hat seinen Ge-ländewagen kürzlich damit bewor-ben, dass SUV „sportlich und ver-antwortungsbewusst“ bedeuten würde.
WennmandenAngabenderHerstel-lerfolgt,sindabersowohlSpritver-brauchalsauchderCO2-AusstoßderNeuwagengesunken?
Als Verbraucherschutzverband errei-chen uns tausende von Zuschriften, dass sich diese Angaben immer wei-ter von der Realität entfernen. Beim Smart beträgt der tatsächliche Mehr-verbrauch 40 Prozent. Und BMW stellt beim Testzyklus die Lichtma-schine aus. Die DUH hat herausge-funden, dass die meisten Autobauer mit Tricks ihre Modelle bei der Prü-fung des Spritverbrauchs tunen. Da diese Angaben auch nicht vom Staat überprüft werden, sind die Verbrau-cher und die Umwelt die Dummen.
AberHybrid-FahrzeugeverbrauchendocherstaunlichwenigSpritundha-bendementsprechendeinenniedri-genCO2-Ausstoß?
Diese Tricksereien gibt es leider auch bei Hybridfahrzeugen. Während aber immerhin die Modelle von Toyota und Honda im realen Fahrbetrieb ausgesprochen wenig Sprit benötigen, verhält es sich bei den ersten deut-schen Hybridmodellen gerade umge-kehrt: Der VW Touareg benötigt sogar mehr Sprit als die Standardmotorisie-rung mit einem reinen Verbrennungs-
motor. Hier wird wie auch bei Por-sche und BMW die Hybridtechno-logie vor allem für noch mehr Durchzugskraft genutzt – nicht um Sprit zu sparen.
WiekanndieseVerbrauchertäu-schunggestopptwerden?
Wir brauchen eine neue Ehrlichkeit bei den Autoherstellern. Und die erreichen wir nicht mit neuen Selbstverpflichtungen der Industrie, sondern mit verbesserten Prüfvor-schriften und strengen Kontrollen der Behörden. Ein aktuelles Bei-spiel für die Nichteinhaltung von Umweltvorschriften ist der Wort-bruch des Präsidenten der deut-schen Autoindustrie Matthias Wiss-mann. Er hatte 2007 zugesagt, ab 2011 in neuen Modellen aus-schließlich natürliche Kältemittel in Klimaanlagen einzusetzen. Diese beachtliche Aussage wurde dann fast drei Jahre aufrecht erhalten, doch da hatten sich die deutschen Autokonzerne schon längst ent-schieden, die alte verbotene Che-mikalie durch einen neuen Che-miecocktail zu ersetzen. Dabei ver-schweigt die Industrie, dass das neue chemische Kältemittel im Brandfall die hochgiftige Flusssäure freisetzt.
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16 Naturschutz
Die biologische Vielfalt bewahren
n DerdramatischeVerlustvonArtenundLebensräumenschreitetvoran.DieLagederNaturistauchinDeutschlandBesorgniserregend.72ProzentallernatürlichenLebensräumesindhierzulandegefährdetoderakutinihrerExistenzbedroht.26ProzentderPflanzenartenund35Prozentderein-heimischenTierartensindbedroht.UndobwohlBundeskanzlerinAngelaMerkelundUmweltministerNorbertRöttgengernvonderBewahrungderSchöpfungredenunddieBedeutungderbiologischenVielfaltmitderdesKlimaschutzesvergleichen,istdieBi-lanzderBundesregierungimInternati-onalenJahrderBiodiversitätdocher-nüchternd.
DeutschlandverfehltdasZielder„Na-tionalenStrategiefürbiologischeViel-falt“,denRückgangderBiodiversitätbiszumJahr2010zustoppen.DieBundesregierungsetztauchdieselbst-gestecktenZielenichtum,denAnteilvonGrünlandzusteigern,unddieRe-generationvonMoorenzufördernStattdessenbedrohenintensiveLand-undForstwirtschaftvielerortswertvolleLebensräumewieFeuchtwiesenundBuchenwälder.DieRegierungplantweiterhindenAusbauderwenigenna-turnahenFlüsseundkümmertsichkaumumdenSchutzvonNord-undOstsee.Landwirtschafts-undVerkehrs-ministeriumignorierendieBiodiversi-tätsstrategiefastvöllig,KanzlerinMer-kelmachtnurinFestredendeutlich,dassdasgesamteKabinettdieNationa-lenStrategiefürbiologischeVielfaltbe-schlossenhat.
DieDUHhatdaherauch2010jedeGelegenheitgenutzt,dieBundesregie-rungunddieBundesländeranihreVerpflichtungzuerinnern,die„Natio-
Die Erhaltung der Biodiversität verträgt keinen weiteren Aufschub. Die DUH-Naturschützer unterstützen Projekte in den Netzwerken Lebendige Wälder und Lebendige Flüsse, streiten für den Schutz der Meere und machen Druck in der Politik
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Naturschutz 17
naleStrategiezurbiologischenViel-falt“umzusetzen.UnabdingbardafüristnachAnsichtderDUHeinBiodi-versitätsgesetz.UmdenVerlustvonArtenundLebensräumenaufzuhalten,musssichstaatlichesHandelnkünftigamErhaltderbiologischenVielfaltausrichten.DieLeistungenderÖko-systemefürWirtschaftundGesell-schaftmüssenindievolkswirtschaftli-cheGesamtrechnungaufgenommenwerden.DieDUHfordertdahereinenationaleTEEB-StudiefürDeutschlandentsprechendderUN-Initiative„TheEconomyofEcosystemsandBiodi-versity“.
Artenvielfalt braucht vernetzte Lebensräume
WildtiereundWildpflanzenbrauchenumsodringendersichereWanderkorri-dore,jestärkerihreKernlebensräumeschrumpfen.DennnurübersichereWegegelangensieinbenachbarteGebieteundfindenausreichendLe-bensraum.Straßen,diewichtigeBio-topezerschneiden,müssendahermitGrünbrückenfürTierepassierbarge-machtwerden.FlüssemüssenwiederdurchgängigwerdenundvereinzelteWäldermitGehölzkorridorenundan-deren„Trittsteinbiotopen“miteinanderverbundenwerden.
DieBundesländersindseitachtJahrenverpflichtet,einensogenanntenBio-topverbundaufmindestenszehnPro-zentihrerLandesflächeeinzurichten.EineUmfragederDUHbeidenBun-desländernhatjedochergeben:DiemeistenLänderhabendiegesetzlicheVorgabeentwedergarnichtodernursehrunzureichendumgesetzt.Verant-wortlichdafüristunteranderemdermassiveStellenabbauinderNatur-schutzverwaltung.Nurwenigequalifi-zierteMitarbeiterhabendenKahl-schlagindenNaturschutzverwaltun-genüberstanden,diewenigenverblie-benenMitarbeitersindjedochmitdenzahlreichenAufgabenüberfordert.DieDUHfordertdaherdieMinisterpräsi-dentenauf,denPersonalabbauunver-züglichzustoppen.DieBundesregie-rungmussaußerdemdringendver-
bindlicheVorgabenfüreinbundeswei-tesBiotop-Netzgeben,zumBeispielindemsiedieAusweisungvonVer-bundflächenineinerAnlagezumBun-desnaturschutzgesetzregeltoderaufbereitsjetztschonbestehenderGeset-zesgrundlageeinenBundes-Raumord-nungsplanerlässt.
Lebendige Flüsse erhalten und wieder herstellen
DiemeistenFlüsseinDeutschlandsindbegradigt,fürSchiffevertieft,fürWasserkraftwerkegestaut,mitWehrenabgeriegelt.FischeundandereWasser-lebewesenkönnendieFlüssenicht
Das Netzwerk Lebendige Flüssen Die DUH begleitet seit vielen Jahren die Zusammenarbeit von Flussschützern,
Schulen, Behörden und Kommunen im „Netzwerk Lebendige Flüsse“. Engagierte
Aktive von der Küste bis zum Bodensee an mittlerweile 13 Flüssen beteiligen
sich – von Rhein, Donau und Elbe über Nahe und Havel bis zur Ilmenau. Wir
unterstützen Gruppen bei Fluss-Renaturierungen, machen politischen Druck
gegen den Ausbau der Flüsse, mobilisieren Jugendliche für Naturschutzprojekte
am Fluss vor ihrer Haustür, organisieren Badetage und bringen Naturschützer
zusammen, damit sie Wissen austauschen können und Erfahrungen im Fluss
bleiben.
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18 Naturschutz
mehrdurchwandern.ZumLandschneidenDeichedieFlüssevondennatürlichenÜberflutungsflächenderAuenab.NurnocheinProzentderAuenistnaturnahundvomMenschenrelativunbeeinflusst.AndengroßenreguliertenFlüssenRhein,Elbe,DonauundOderkönnengeradenochzehn
bis20ProzentderehemaligenÜber-schwemmungsflächenbeiHochwasserüberflutetwerden.DochauchdiesefruchtbarenAuenbestehenüberwie-gendausÄckern,FeldernundintensivgenutztenForstenundnichtmehrausnatürlichenAuwäldern:Mitmehrals12.000Tier-undPflanzenarten–ei-
nemFünftelallerhiervorkommendenArten–zählenAuenzudenarten-reichstenLebensräumeninMitteleu-ropa.AberAuensindauchdieamstärkstengefährdeten.InDeutschlandsind83ProzentallerBiotoptypenderFlüsseundAuenbedroht.
DieNeuschaffungvonAuenkommtnurschleppendvoran.AllerdingsgibtesinDeutschlandunddenNachbar-ländernvorbildlicheProjekte.DieDUHhatmitPartnernimAuftragdesBundesamtsfürNaturschutzdieEr-folgsfaktorendieserProjekteanalysiert.DieErgebnissewerdenalsBuchveröf-fentlichtundinWorkshopsverbreitet,damitmehrAuengeschaffenwerdenundökologischerHochwasserschutzumgesetztwird.
An der Havel gewinnt der Naturschutz
EinenErfolggegendieBetonlobbyimBundesverkehrsministeriumhateinBündnisvonUmweltverbändenmitUnterstützungderDUHerkämpft.Ge-meinsamhabensieeinVerfahrenvordemBundesverwaltungsgerichtange-strengtundgegendenAusbaudesSac-row-Paretzer-KanalsbeiPotsdamge-klagt.Dortsollten900Bäumeabge-holztwerden,dadasBundesverkehrs-ministeriumplant,dieFlüsseHavelundSpreezwischenMagdeburgundBerlinzueinergigantischen„Wasser-autobahn“auszubauen–185MeterlangeSchiffesollensichaufderge-samtenStreckebegegnenkönnen,ob-wohlesdafürgarkeinenBedarfgibt.KurvensollenüberweiteStreckenbe-gradigt,UferböschungenabgegrabenundGehölzebeseitigtwerden–wieamSacrow-Paretzer-Kanal.
IneinemVergleichhabenwireinenentscheidendenErfolgerzielt:DerganzgroßeAusbauunterbleibt.Wert-volleBiotopeunddieLebensräumevonBiber,FischotterundZaunei-dechsesindgerettet.DerVergleichwirdauchdiejuristischenAuseinan-dersetzungengegenweitereAusbau-vorhabenvonBundeswasserstraßenbeeinflussen.
Jugendliche entdecken die Elben Schülerinnen und Schüler aus Deutschland und Tschechien haben sich zum
2. Camp an der Elbequelle im tschechischen Riesengebirge getroffen. Unter
dem Motto Youth-4-Elbe hat die DUH mit Unterstützung der Alcoa Foundation
Jugendliche und Lehrer eingeladen. Auf Exkursionen in den Nationalpark und
entlang der jungen Elbe vertiefen die Jugendlichen ihre Erkenntnisse über
den Fluss, der sie miteinander verbindet. Denn sie alle leben in Städten, die
an der Elbe oder ihren Nebenflüssen wie der Moldau liegen.
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Naturschutz 19
Der Naturschutzfonds Lebendige Wälder
ZumSchutzundErhaltderbiologi-schenVielfaltinhiesigenWäldernha-bendieDUHundTelekomDeutsch-landden„NaturschutzfondsLebendigeWälder“eingerichtet.Erfördertvor-bildlicheNaturschutzprojekteinDeutschland,diefürdenErhaltvonWäldernunddendarinlebendenTie-renundPflanzensorgen.2010unter-stützenDUHundTelekomDeutsch-landinsgesamtfünfNaturschutzinitiati-ven:ZweivonihnenkümmernsichamBodenseeundanderWeserumdieWiederentstehungvonAuwäldern,dreiderProjekteunterstützendenLebens-raumderbedrohtenWaldbewohnerHaselmaus,HaselhuhnsowieAlpen-bockundHirschkäfer.
ImBiosphärengebietSchwäbischeAlbinBaden-WürttemberggibtesnochletzteVorkommendesseltenenAlpen-bocks,einesprächtigenblaugefärbtenKäfersmitlangenAntennen.Erlebtinlichten,vonderSonnebeschienenenBuchenwäldernundnutztabgestor-beneBuchenstämmefürdieEiablageundBrut.AuchderHirschkäferbrauchtdieSonneaufaltenEichenundistfürdieEiablageaufTotholzan-gewiesen.MitdemProjektkonntendieLebensbedingungenfürdiebeidenArtenverbessertwerden,indemmehrabgestorbeneBäumeimWaldliegen
bleibenunddietraditionelleMittel-waldwirtschaftausgebautwird.
ImthüringischenFrankenwaldhabendieDUH-Projektpartnerdashieräu-ßerstseltengewordeneHaselhuhnaus-gewildertundwiederangesiedelt.Da-mitdieHaselhühnerinihremneuenLebensraumlangfristigüberlebenkön-nen,werdenWaldumbaumaßnahmendurchgeführt,dieaufdiespeziellenBedürfnissederArtRücksichtnehmen.SoentstehenUnterschlupfmöglichkei-tenmitfreienStellenimWald,diedasHaselhuhnfürdieAufzuchtderJungenbenötigt.
DieHaselmaus,VerwandtedesSie-benschläfers,istaufartenreicheWald-rändermitausgeprägterStrauchschichtangewiesenundinfolgezunehmenderVerarmungderWäldersehrseltenge-worden.AmRotsteinindersächsi-schenOberlausitzwurdenfürdiestrenggeschützteArtmitWaldumbau-
maßnahmenNist-undUnterschlupf-plätzesowieeingrößeresNahrungsan-gebotgeschaffen.AuchandereselteneBewohnervonWaldrändernundWaldlichtungenprofitierendavon.
AmgesamtenBodenseeundseinenZuflüssensindinsgesamtnoch60Hek-tarWeichholzauenwaldrestestehengeblieben.DieAuensindnurfürdenAcker-undObstbau,fürWohnsiedlun-genundGewerbegebieteabgeholztworden.DieBodensee-StiftungwilldeshalbmitUnterstützungdesNatur-schutzfondsLebendigeWäldereinenAuenwaldverbundrundumdenSeeschaffen.SechsGebietemitvielver-sprechendemRenaturierungspotenzialhatdieBodensee-Stiftungausgewählt,dieindendreiSeeanrainerstaatenDeutschland,SchweizundOsterreichliegen.GemeinsammitdenBehördenundGemeindenisteinAuenentwick-lungskonzeptentstanden.
AuchanderWeserentstehtneuerAu-enwald.ZentralerBestandteilderAkti-vitätenistdasSchulprojekt„Wirpflan-zeneinenAuenwald“.KinderundJu-gendlicheinHöxterpflanzenBäumeundhelfendenstarkgeschrumpftenAuenwaldbeständenanderWeser.IndemUmweltbildungsprojektlernensieverschiedeneGehölzartenwieEiche,UlmeoderPfaffenhütchenkennen,er-lernendenUmgangmitGPS-GerätenunderlebenNachhaltigkeitimeigenenHandeln.
Lebendige Wälder
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Engagiert für das Leben im Meer
MeerehabenfürdieStabilitätvonKlimaundÖkosystemeneineheraus-ragendeBedeutung,zumalsie71Pro-zentdergesamtenOberflächederErdeeinnehmen.DieExistenzvoneinerMillionhöhererLebensformenindenMeerenhabenWissenschaftlerlautder2010abgeschlossenenErfassungdermaritimenLebensvielfalt(GlobalMarineCensus)festgestellt.Siegehendavonaus,dassdemMenschendergrößteTeildieserbiologischenVielfaltnochimmerunbekanntist.
DieDUHwilldasLebenindenMee-renschützenundlenktdaherverstärktdieöffentlicheWahrnehmungaufdieGefährdungmaritimerLebensweltendurchdenMenschen.SeitvielenJah-renistdieDUHbereitsimMeeres-
schutztätig,hataber2010ihreAktivi-tätenaufgrundderbrisantenLagekräf-tigausgeweitet.DeutschlandistAnrai-neranNord-undOstseeunddamitgleichfürzweieuropäischeMeerezu-ständig,diedurchintensiveundviel-fältigeNutzungerheblichenRisikenausgesetztsind.AberauchfürandereMeereinEuropaundweltweitträgtdieBundesregierungalspolitischesSchwergewichtineuropäischenundinternationalenVerhandlungeneinho-hesMaßanVerantwortung.DieDeut-scheUmwelthilfeistdaher2010zweiinternationalenAllianzenbeigetreten,dieaufunterschiedlicheWeisePolitikundÖffentlichkeitvonderDringlich-keiteinesengagiertenMeeresschutzesüberzeugenwollen:OCEAN2012undderSharkAlliance.
Das Ziel: Gesunde Fisch-bestände und Artenreichtum in den Meeren
SeitJuli2010istdieDUHfürdieKoor-dinierungderKampagneOCEAN2012inDeutschlandverantwortlich.OCEAN2012isteinZusammenschlussvonmehrals90Organisationeninver-schiedeneneuropäischenLändern,diesichfürdieUmgestaltungderEU-Fi-schereipolitikengagieren.Zielist,ÜberfischungundzerstörerischeFang-methodenzubeendenundeinefaireundgerechteNutzungvongesundenFischbeständeninderanstehendenEU-ReformdereuropäischenFischerei-politikzuverankern.DieEUwillbisJanuar2013dieReformabschließen–ZeitfürdieDeutscheUmwelthilfe
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Naturschutz 21
undihreeuropäischenPartnerdieReformimSinneeinerökologischenNachhaltigkeitzubeeinflussen.
ImpolitischenProzesskommtderBundesregierungaufgrundihrespoliti-schenGewichtsinderEUeineSchlüs-selrollezu.MitunserendeutschenPartnerorganisationenwerdenwirda-herkeineGelegenheitauslassen,un-serePositionenfüreinenaturverträgli-cheFischereipolitikgegenüberderRe-gierungzuvertreten.
Mehr Schutz für Haie
Haiehaben400MillionenJahre,di-verseEiszeitenundmehrereKlima-wandelüberlebt.AlssogenannteTop-PrädatorenstehenHaieinderNah-rungskettederWeltmeereganzoben.DieWissenschaftgehtdeshalbdavonaus,dassgrößereHaiartendieBe-ständeihrerBeutefischeunddamitdieArtenzusammensetzungunddasGleichgewichtganzerMeeresökosys-temeerheblichbeeinflussen.FehlendieHaie,könntenmancheÖkosys-temederMeerezusammenbrechen.
HaiesindjedochernsthaftinGefahr,daderMenschmassivindenLebens-raumderHaieweltweiteingreift.DieÜberfischunggiltalsHauptursachedafür,dassHaieheutezudenamstärkstenbedrohtenFischartengehö-ren.DennHaiewachsenlangsam,werdenerstspätgeschlechtsreifundvermehrensichsehrlangsam.SoträgtderinNord-undOstseelebende
DornhaiknappzweiJahre.Herings-haiebringenproWurfnuretwavierJungtierezurWelt.
VorwiegendinasiatischenLänderngeltenvorallemdieRückenflossenalsDelikatesseder„Haifischflossen-suppe“.AlsMitgliedderinternationa-lenSharkAlliancehatdieDeutscheUmwelthilfe2010dieEuropeanSharkWeekinDeutschlandkoordiniert.DieeuropaweiteAktionswocheimOkto-ber2010hatdasAugenmerkganzaufdiePraxisdessogenanntenFinningvonHaiengelegt:DenHaienwerdenunmittelbarnachdemFangnochaufSeedieFlossenbeilebendigemLeibabgeschnitten.DieverstümmeltenTierewerdendannwiederinsMeergeworfen,wosieschwimmunfähigverenden.
DieArtderEntsorgungderTierkörpermachtdieHaifischereivölligun-durchsichtig.Niemandweiß,wievieleHaietatsächlichgefangenwer-den.DieDUHunddieSharkAllianceforderndaher,dassdieganzenKörperderHaieanLandgebrachtwerden.NurdannlässtsichdieAnzahlderge-tötetenTiereverlässlichermitteln.DieGanzkörperanlandungvonHaienistbeimanchenFischbetriebenaußer-halbEuropasbereitsüblich.
EinDrittelderbekanntenHaiartenistvomAussterbenbedroht.DieDUHnimmtdaherEinflussaufdiepoliti-schenWeichenstellungeninderEUzurErhaltungderHaieundmachtaufdasSchicksalderHaieaufmerksam.
DUH unterstützt Partnerorganisationen im Meeressäugerschutz
Chemikalien,LärmvonMotoren,SchiffenundBauarbeitenunterWasserundvorallemdieFischereierschwerenauchdenMeeresäugerndasÜberleben.EinegroßeZahlWaleundDelfinekommtweiterhinalsBeifanginderindustriellenFischereizuTode.DiewenigenverbleibendenSchweinswaleinderOstseesinddurchMeeresverschmutzung,Ramm-arbeitenbeimBauvonWindenergie-anlagen,Sonar,seismischeArbeitenundvorallemdieStellnetzfischereigefährdet.AuchdieZahlderZusam-menstößezwischenSchiffenundWa-lensteigtjährlichundbedrohtganzeWalpopulationenvorallemimAtlan-tik.ZusammenmitPartnernwiederGesellschaftzumSchutzderMeeres-säugetiere,derGesellschaftzurRet-tungderDelphineundM.E.E.R.e.V.fördertdieDUHverschiedenePro-jektezumSchutzvonMeeressäugern.
WirdankenunserenPartnernimNa-turschutzfürdieguteZusammenar-beit:AlcoaFoundation,BundesamtfürNaturschutz,BundesministeriumfürUmwelt,NaturschutzundReaktor-sicherheit,C&A,DeutscheBundes-stiftungUmwelt,Ecologic,Garpa,Gruner+Jahr,Hanns-R.-Neumann-Stiftung,KyoceraMita,PewCharita-bleTrusts,TelekomDeutschlandundUnilever.
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22 Kommunaler Umweltschutz
Der Mensch braucht Natur in Stadt und LandStädte und Gemeinden sind umso lebens- und liebenswerter für den Menschen, je mehr Tiere und Pflanzen dort leben. Kluge Kommunen haben das erkannt und schützen daher die biologische Vielfalt im Ort
n Amsel,Drossel,FinkundStarer-freuenmitihremGesangjedesJahrimFrühjahraufsNeue.DamitdieganzeVogelscharauchweiterhininGärten,ParksundaufSchulhöfensingenundpfeifenkann,engagiertsichdieDUHinmehrerenProjektenfürdenSchutzderBiodiversitätauflokalerEbene.DennStädteundGemeindenspieleneinewichtigeDoppelrollefürdenEr-haltderbiologischenVielfalt:Siebie-tenganzunterschiedlicheLebens-räumefüreineVielzahlvonPflanzenundTieren.UnddieKommunenhabeneinendirektenDrahtzuihrenBürgern,undhabendahereineguteMöglich-keit,dasBewusstseinderMenschenfürdiebiologischeVielfaltunddiedamitverbundeneLebensqualitätvorOrtzustärken.DieDUHunterstütztdieStädteundGemeinden,indemsiedie
Kommunenvernetzt,IdeenundPro-jektesammeltundsieallenKommunenineinemIdeenpoolzurVerfügungstellt.
Die Bundeshauptstadt der Biodiversität
ImInternationalenJahrderBiodiversi-tät2010hatdieDUHdenWettbewerb„BundeshauptstadtderBiodiversität“ausgeschrieben.BewerbenkönnensichStädteundGemeindenindenvierGrößenkategorienbis10.000,bis30.000,bis100.000undmehrals100.000Einwohner.DieDUHbewer-tetdaskommunaleEngagementfürwohnortnahesStadtgrün,fürdenAr-ten-undBiotopschutz,dieUmweltbil-dungunddieÖffentlichkeitsarbeit.DiebesteStadtoderGemeindegewinntdenTitel„BundeshauptstadtderBiodi-
versität“.AußerdemwerdendiebestendreiKommunenausdenjeweiligenvierGrößenkategorienundherausra-gendeProjekteausgezeichnet.DankderStiftung„LebendigeStadt“vergibtdieDUHbeiderAuszeichnungsfeierimApril2011erstmalsineinemWett-bewerbdesKommunalenUmwelt-schutzesauchPreisgeldervoninsge-samt50.000EuroandieGewinner-kommunen.
Förderer:DaseuropäischeUmweltförder-programmLIFE+;StiftungLebendigeStadt
Die Europäischen Wettbewerbe für die European Capitals of Biodiversity
DankdemeuropäischenUmweltför-derprogrammLIFE+istderWettbewerb
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Kommunaler Umweltschutz 23
Der Mensch braucht Natur in Stadt und LandfürdieBundeshauptstadtderBiodiver-sitätauchTeileineseuropäischenPro-jektes.DieDUHhatdaherinFrank-reich,Spanien,UngarnundderSlo-wakeiebenfallsAusschreibungenzurHauptstadtderBiodiversitätkoordi-niert.Undeshatsichgezeigt:Dasbe-währteKonzeptderDUH,dieKom-munenmitWettbewerbeninihrenBe-mühungenzufördernundzubestär-ken,funktioniertauchindiesenLändernsehrgut.
InderSlowakeihabensich20StädteumdenTitelbeworben.Dieslowaki-scheHauptstadtderBiodiversität2010istŽeliezovce(7.500Einwoh-ner)imSüdendesLandes.DieStadtundörtlicheNaturschützerengagierensichbesondersfürVögelundFleder-mäusehabeneingroßangelegtesPro-grammgegeninvasivePflanzenent-wickelt.GemeinsamveranstaltensiezudemjährlicheineVielzahlvonAk-tionstagenfürKinder.
InFrankreichstießderWettbewerbaufbesondersgroßesInteresse.80Kommunenhabensichbeteiligt,vondenenGrande-Synthe(22.000Ein-wohner)beiCalaisdenTitelgewon-nenhat.DieStadtüberzeugtmitei-nemambitioniertenKonzeptzurWie-derherstellungeinerhohenBiodiversi-tätimStadtgebiet.DieStadtlegtschonseitJahreneinenbesonderenWertaufnaturnaheGrünflächenpflegeundsorgtfüreinehoheLebensqualitätineinerstarkindustrialisiertenRegion.
ZurHauptstadtderBiodiversitätinSpanienwurdeRealSitiodeSanIlde-fonso(5.700Einwohner)inderNähevonSegoviagekürt.Seit15JahrensetztdieStadteinModellum,dashis-torische,umweltpolitischeundkultu-relleAspektezusammenbringt.MitnachhaltigerEntwicklungundNatur-schutzwilldieStadtdieLebensquali-tätfürdieBewohnersteigern.DieStadtschütztdaherOtter-undForel-lenundfördertaltelandwirtschaftlichgenutzteArtenwiedieregionaleLaGranjaBohne.
InUngarnwurdeTata(24.000Ein-wohner)zurHauptstadtderBiodiver-sität2010.DieStadtimNordendes
Landesliegtdirektaneinemeuropa-weitbedeutendenunddurchdieRamsar-KonventiongeschütztenFeucht-undVogelrastgebiet.TatahatindenvergangenenJahrendieWas-serqualitätverbessert,dieGrünflächenausgedehnt,12.000BäumegepflanztundindieVerbesserungderUmwelt-bedingungeninvestiert.
Förderer:DaseuropäischeUmweltförder-programmLIFE+
Vom Dialog zum Bündnis der „Kommunen für Biologische Vielfalt“
ZurUmsetzungderNationalenStrate-giezurbiologischenVielfaltführtdasBundesamtfürNaturschutz(BfN)zahlreicheDialogforenmitAkteurenausunterschiedlichengesellschaftli-chenGruppendurch.DadieDUHjahrelangeErfahrungeninderZusam-menarbeitmitStädtenundGemein-denhat,habenBfNundDUHdasFo-rummitdenKommunengemeinsamveranstaltet.ErstesErgebnisisteineDeklaration,mitdersichdieKommu-nenzumverstärktenSchutzderBiodi-versitätbekennen.Mehrals170StädteundGemeindenhabendieDe-klarationinzwischenunterzeichnet,womitsichdieKommunenverpflich-tenöffentlicheGrünflächennaturnahzupflegen,beimAusbauvonBiotop-verbundsystemenundSchutzgebiets-netzenmitzuarbeiten,Wäldernatur-nahzubewirtschaftenundnaturnahe
Tourismuskonzeptezufördern.ImnächstenSchrittwollendieKommu-neneinBündnisfürbiologischeViel-faltbilden,indemsiesichzusam-menschließen,austauschenundKon-zeptefürdenSchutzderBiodiversitäterarbeiten.
Förderer:BundesamtfürNaturschutz
Umweltgerechtigkeit in allen Stadtteilen DasThemaUmweltgerechtigkeithatdieDUH2010weitervorangetrieben.UnterdemTitel„Natur-Stadt-Mensch“diskutierenunterLeitungderDUHExpertenausKommunen,VerbändenundderWissenschaft,wieeinehoheurbaneBiodiversitätallenBevölke-rungsgruppenzugutekommenkann.DennNaturerfahrungisteineessenti-elleVoraussetzungfürGesundheitundWohlbefindenderMenscheninderStadt.EineintakteNaturfördertnachweislichdiekörperlicheundgeistigeGesundheitvonKindernundträgtentscheidendzumUmweltbe-wusstseinimErwachsenenalterbei.DochinallenStädtengibtesStadt-teilemiteinkommensschwacherBevölkerung,dienichtausreichendüberGrünflächenundNaturerfah-rungsräumeverfügen.NaturschutzundsozialeGerechtigkeitkönnenalsonichtisoliertvoneinanderbetrachtetwerden.
Förderer:BundesministeriumfürUmwelt,NaturschutzundReaktorsicherheit,Umweltbundesamt
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24 Kommunaler Umweltschutz
Gutes Klima in der StadtStädte und Gemeinden fördern nachhaltige Energieerzeugung, planen umweltfreundliche Neubauten und finanzieren klimafreundlichen öffentlichen Nahverkehr. Die besten von ihnen hat die DUH im Wettbewerb Bundeshauptstadt im Klimaschutz ausgezeichnet
n StädteundGemeindenkönnendenKlimaschutzentscheidendvoranbrin-gen:DasSpektrumihrerMöglichkeitenreichtdabeivomEinsatzenergiespa-renderRechnerinderVerwaltungüberdiefinanzielleUnterstützungzumenergetischenBauenbishinzumRückkaufdeskommunalenStromnet-zesunddemAusbauregenerativerEnergien.VieleKommunensindimKlimaschutzaktivundkurbelndamitauchdiekommunaleWirtschaftan.MehrdennjegiltderKlimaschutzalsMotorfürdieregionaleWertschöpfungundBeschäftigung.
DieChancendeskommunalenKlima-schutzeswerdenzunehmenddeutli-chererkannt.DamitwachsenjedochauchdieErwartungenandieStädteundGemeinden.DieDeutscheUm-welthilfehatessichdaherzumZielgesetzt,dieKommuneninihremBe-strebennacheinerklimaschonendenKommunalplanungzuunterstützen.SeitvielenJahrenimkommunalenKli-maschutzaktiv,verfügtdieDUHübereinereichhaltigeErfahrung,diesiegernandieKommunenweitergibt.
Bundeshauptstadt im Klimaschutz 2010
MitdemWettbewerbBundeshaupt-stadtimKlimaschutzgibtdieDUHStädtenundGemeindeninganzDeutschlanddieMöglichkeit,ihreKli-maschutzbemühungenmiteinanderzuvergleichenundvoneinanderzuler-nen.Insgesamt73Kommunenhaben2010amWettbewerbteilgenommenundsichinsechsBereichendeskom-munalenKlimaschutzesmiteinandergemessen.ErstmalshabenwirProjekteimBereichGreenITbewertetundmit
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Kommunaler Umweltschutz 25
denFördererndesProjektsDeutscheBundesstiftungUmwelt,CO2NTRAunddemUnternehmenFirstSolar.
Europäische Meister der erneuerbaren Energien
MitderZeitschriftSolarthemenzeich-netdieDeutscheUmwelthilfeseitzehnJahrendenMeisterderSolarbun-desligaaus.2010habenwirdieBun-desligaeuropäisiertundzurRenewa-bleEnergySourcesChampionsLeagueerweitert.MitPartnerninFrankreich,Tschechien,Ungarn,BulgarienundPolenhabenwirdieeuropäischenMeisterdererneuerbarenEnergienge-kürt.InderGesamtwertunggewannPratoalloStevioausSüdtirolinIta-lien.ZweiterwurdedasbayerischeSchalkham,HosttinausTschechienwurdeDritter.AusDeutschlandhabenaußerdemdieStädteNeckarsumundUlminihrenGrößenklassengewon-nen.Insgesamthabenmehrals2.600KommunenandemeuropäischenWettbewerbteilgenommen.FinanziertwirddieRenewableEnergySourcesChampionsLeagueausdemIntelli-gentEnergyFörderprogrammderEu-ropäischenUnion.
Die Solarstromkommunen
DieKampagneSolarLokalwirdimmerbeliebter.Fast400StädteundGe-meindenwerbenbeiihrenBürgerin-nenundBürgernfürdieklimafreundli-cheNutzungdesSolarstroms.EtlicheBürgermeisterrufenpersönlichdazu
Gutes Klima in der Stadt
einemSonderpreisbelohnt.Dieaus-gezeichnetenProjekteausHannover,LeipzigundNordhausenzeigendasenormePotenzialfürdenKlimaschutzinundmitderumweltfreundlichenIn-formationstechnik.DerWettbewerbzeigtaberauch,dassvieleKommunendieEnergiesparmöglichkeiteninderITnochnichterkannthaben.
AlsGesamtsiegerdarfsichFreiburgfortanBundeshauptstadtimKlima-schutznennen.DieStadtistseitJah-renfüreinefahrradfreundlicheInnen-stadtunddieextensiveNutzungderSolarenergiebekanntundhatinallenbewertetenBereichendeskommuna-lenKlimaschutzesüberzeugt.FürdieSteigerungderEnergieeffizienzundderregenerativenEnergieerzeugunghatFreiburgebensoBestnotenerhal-tenwiefürdieÖffentlichkeitsarbeitunddieklimaschonendeSiedlungsent-wicklung.BesondersbeeindruckthatdieJuryauch,dassFreiburgsichver-pflichtethat,jährlich1,2MillionenEuroausderKonzessionsabgabederEnergieversorgerfürdieLeitungsnut-zungindenKlimaschutzzuinvestie-ren.
DerWettbewerbBundeshauptstadtimKlimaschutzhatauch2010füreineMengepositiverKlimaschutzschlag-zeilengesorgt.UmdiegutenNach-richtenweiterbekanntzumachen,wirddieDUHimFrühjahr2011eineBroschüremitdenbestenProjektendesWettbewerbsherausgebenundeineWorkshop-reihefürKommunal-vertreteranbieten.DieDUHdankt
auf,inSonnenkraftwerkezuinvestie-ren.AusgutemGrund:SolarstromistgutfürdasKlima,stärktdieregionaleWirtschaftundsichertörtlicheAr-beits-undAusbildungsplätze.DieKampagneSolarLokalwirdgemein-samvonderSolarWorldAGundderDeutschenUmwelthilfedurchgeführt
Regionale Wirtschaftskraft mit erneuerbaren Energien
DiewirtschaftlichenAuswirkungendererneuerbarenEnergienaufeineRegionuntersuchenDeutscheUm-welthilfeundIfas-Institutindemge-meinsamenProjekt„InvestitioneninerneuerbareEnergien“.Schwerpunkt-mäßigwirdermittelt,wiesehrdiere-gionaleWirtschaftvondenInvestitio-nenderKommuneninerneuerbareEnergienprofitiert.DasBundesum-weltministeriumfördertdasProjekt.
Coaching für Klimaschutz-Kommunen
NichtjedermussdasRadneuerfin-den.DasKlima-Bündnis,dasIfeu-InstitutunddieDUHunterstützendaherindenkommendenzweiJahrenStädteundGemeinden,dieihreKommuneklimafreundlichumbauen.ZumCoachinggehörenspezifischeInternetangeboteundBeratungsange-botevonKommunezuKommune.GefördertwirddasProjektvomBundesumweltministeriumunddemUmweltbundesamt.
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26 Ökologischer Verbraucherschutz
Die DUH ist Anwalt der VerbraucherLaut Gesetz müssen Unternehmen die Verbraucher über den Energie- verbrauch von Autos und von großen Haushaltgeräten aufklären. Das machen sie aber häufig nicht – oder verwirren mit fantastischen Angaben. Ein klarer Fall für die DUH-Verbraucherschützer, die die Rechte der Verbraucher einklagen
n Gutgemeint,istnochlangenichtgutgemacht.DieBundesregierunger-lässtzwarGesetzezumSchutzderVerbraucher,richtetaberkaumjeeinebehördlicheInfrastrukturzuihrerDurchsetzungoderÜberwachungein.DerMangelanstaatlichemVollzugzeigtsichbesondersdeutlichbeiderVerbrauchskennzeichnungsverord-nungfürAutos.NachdemWillenderEUalsursprünglicherGesetzgeberinsollendieAutoherstellerundVerkäu-ferdieAutokundenausreichendinfor-mieren,sodassdieKundenvordemKaufeinesAutosdenKlimaschutzinihreKaufentscheidungeinbeziehenkönnen.DiePkw-Energieverbrauchs-kennzeichnungsverordnung(Pkw-En-VKV)schreibtdaherfest,dassAuto-konzerneundAutohändlerinderWerbungdenSpritverbrauchunddieCO2-EmissionenderAutosangebenmüssen.
Dasmachensieaberlängstnichtim-mer,wiestichprobenartigeKontrollenderDUH-VerbraucherschützeringanzDeutschlandergeben.EtlicheGerichtsverfahrenbestätigendiefort-gesetztenRechtsverstößevonAuto-herstellernundHändlern–docheinEndescheintnichtinSicht.ErstimOktober2010hatdasOberlandesge-richtStuttgartdiePorscheAGzueinerKonventionalstrafeverurteilt,daderSportwagenherstellerimfirmeneige-nen„Christophorus-Magazin“diege-setzlichvorgeschriebenenDatenver-schwiegenhat.DenStaatstörtderfortgesetzteRechtsbruchvonVerbrau-cherschutzgesetzenoffenbarnicht.MehralssechsJahrenachInkrafttre-tenderPkw-EnVKVhabennochim-
Überwachungjadeshalbfunktioniere,weildieDUHdieUmsetzungüber-prüfe.DieseeigenwilligeInterpreta-tionvonGesetzesvollzugnimmtdieDUHselbstverständlichnichthinundwirdsichdaherweiterfürdieRechtevonVerbrauchernstarkmachen.
Verbraucher haben ein Recht auf richtige Werbung
DerBundesgerichtshofhatbereitsvorJahrenentschieden,dassUnterneh-mennurdanneineumweltfreundliche
mernichtalleBundesländerVollzugs-behördenbenannt.DieLänderbzw.dieBundesregierungverstoßennachAuffassungderDUH-Verbraucher-schützerdamitgegenEU-Recht.DieDUHhatdaherbereitszweiBe-schwerdenbeiderEU-Kommissioneingereicht.
UnddieEUhatinBerlinnachgefragt,weshalbDeutschlandsichnichtumdieUmsetzungkümmert.Interessan-terweiseredetsichdieBundesregie-runggeradedamitheraus,dassdie
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Ökologischer Verbraucherschutz 27
Die DUH ist Anwalt der Verbraucher
Werbeaussagemachendürfen,wennausderWerbunghervorgeht,welchenumweltbezogenenVorzugdasbewor-beneProdukthat.InbundesweitenKontrollenvonAnzeigenundWer-bungenstelltdieDUHjedochver-mehrtfest,dassUnternehmendieein-deutigeRechtsprechungsystematischignorieren.UnternehmenbewerbenKühlschränkezumBeispielmitderSelbstverständlichkeit„FCKW-frei“.Odersiepreisendiescheinbarenum-weltbezogenenVorzügeanundbe-werbeneineWaschmaschinemitderFantasieangabe„20%wenigerStrom-verbrauch“ohneanzugebenimVer-gleichzuwasdasGerätangeblichwenigerStromverbraucht.Dieunlau-tereWerbungwuchertnichtnurindenAnzeigenfürHaushaltsgeräte,auchAutoswerdenmitallerleiwildenBehauptungenangepriesen.EinHer-stellerhochmotorisierterPkwhatteseineModelledamitbeworben,dasssie„wenigEmissionen“hätten.EinekühneThese,diesichnacheinemBlickunterdieMotorhaubenichtaufrechthaltenließ,wieeinGerichtbefand.
DieDUHhattegegendieunlautereWerbungdesAutoherstellersgeklagtundindiesemFallerreicht,dassdasGreenwashingeinEndehat.Dawö-chentlichjedoch–alleinfürdieBe-werbungvonPkw–tausendeAnzei-genundWerbungenerscheinen,kanndieDUHnurstichprobenartigdieWahrungderVerbraucherrechteüber-prüfen.DieeklatantestenVerstöße
bringtdieDUHvorGericht.IndenMusterverfahrengegenUnternehmenderAutomobilindustrie,ElektromärkteundKücheneinrichtungshäuserhabendieGerichteinfastallenFällenfürdieDUHundfürdenSchutzderVer-braucherinnenundVerbraucherent-schieden.
Sinnvolle Kennzeichnung schützt das Klima und schont den Geldbeutel – die Kampa-gne „energieeffizienz – jetzt!“
DieDUHsetztsichseitJahrennach-drücklichfüreinesinnvolleKenn-zeichnungvonProduktenein,dieimBetriebvielEnergieverbrauchen.DasgiltnebenAutosinsbesonderefür
großeHaushaltsgerätewieKühl-schränke,Geschirrspüler,Waschma-schinenundKlimaanlagen.
DenndereffizienteEinsatzvonEner-gieistderSchlüsselfürdenSchutzvonKlimaundRohstoffen.WenigerEnergieverbrauchistabernichtnurmehrKlimaschutz,eingeringererVer-brauchvonStromundWärmeentlas-tetauchentscheidenddieAusgabeninUnternehmenundprivatenHaus-halten.
DieDUHhatdaherauch2010dieKampagne„energieeffizienz–jetzt!“vorangebracht.GemeinsammitdemDeutschenNaturschutzring(DNR),demBundfürUmwelt-undNatur-schutzDeutschland(BUND),demÖko-InstitutunddemBundesdeut-schenArbeitskreisfürUmweltbewuss-tesManagement(B.A.U.M)hatdieDUHdasZielvon„energieeffizienz–jetzt!“verfolgt,dieEnergieeffizienzinHaushaltenundUnternehmenzusteigern.
WirdankenderDeutschenBundes-stiftungUmweltfürdiefinanzielleUnterstützungderKampagne„energieeffizienz–jetzt!“.
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28 Kreislaufwirtschaft
Mehrweg schont Umwelt und KlimaMehrweg ist Klimaschutz, wissen umweltbewusste Unternehmen schon lange und nutzen die Vorteile von Mehrwegflaschen. Doch die Getränke-dosen- und Plastikflaschenlobby scheut keinen Aufwand, um ihre Einwegverpackungen als ökologisch zu verkaufen. Mit welchen Tricks dabei gearbeitet wird, haben die DUH-Recycling- und Mehrwegexperten enthüllt.
n DasdeutscheMehrwegsystemistweltweiteinzigartig.DieüberwiegendmittelständischenGetränkeabfüllerundeinaufMehrwegspezialisierterGroß-undEinzelhandelbieteneinegroßeAuswahlanSaft,Limonade,BierundWasserinMehrwegflaschenan.AlleseriösenÖkobilanzenhabenbestätigt,dassMehrwegflaschendieumwelt-freundlichsteVerpackungsformsind.MitMehrwegflaschenwerdenRessour-ceneffizientgenutzt,EnergiegespartundregionaleWirtschaftskreisläufenachhaltiggeschlossen.
AbfallvermeidungdurchWiederbefül-lungisteincleveresKonzept,sodassjederVerbrauchermitdemtäglichenEinkaufdenUmwelt-undKlimaschutzunterstützenkann.Dennz.B.Mineral-wasserinMehrwegflaschenverursachtnurdieHälftederklimaschädlichenCO2-EmissionenimVergleichzuWas-serinEinwegflaschenausPlastik.
DieumweltfreundlichenMehrwegver-packungenunterstützennachhaltigeWirtschaftsstrukturen.DerGroßteilderMehrwegproduktewirddortverkauft,wosievorherabgefülltwurden.Mehr-wegsystemesichernsolangfristigAr-beitsplätzeinderRegion.DasdeutscheMehrwegsystemistLebensgrundlagefürmehrals1.800Brauereien,BrunnenundSaftkeltereien.Mehrals10.000FachbetriebedesGetränkehandelsbie-ten170.000MenscheneinenArbeits-platz.
Mehrwegsysteme unter Druck
UmdieVorteiledesMehrwegsystemsauchweiterhinzunutzen,mussdiePo-litikhandeln.DieMehrwegquotensind
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Kreislaufwirtschaft 29
Mehrweg schont Umwelt und KlimaimfreienFall.NurnocheinDrittelderMineralwässerundeingutesViertelderLimonadenwerdeninMehrwegfla-schenabgefüllt.BeiFruchtsäftensindessogarwenigeralsachtProzent.Gleich-zeitighatderMarktanteilderjenigenmarktbeherrschendenDiscounterzuge-nommen,dieausschließlichGetränkeinEinwegflaschenverkaufen.DieDUHfordertdaher,dassAusnahmeregelun-genderPfandpflichtgestrichenwerdenunddieBundesregierungendlicheineLenkungsabgabeaufunökologischeEinwegverpackungeneinführt.
VieleVerbraucherkönnenMehrwegfla-schennichtvonEinwegflaschenunter-scheiden,dabeideFlaschenbepfandetsind.SiebenJahrenachEinführungdesEinwegpfandesglaubtjederzweiteVer-braucher,erkaufeumweltfreundlicheMehrwegflaschen,nurweilerPfandbe-zahlthat.DieDUHfordertdeshalbeineeindeutigeKennzeichnungfürGeträn-keverpackungen:VerbrauchermüssenaufeinenBlicksehen,obsieeineMehrwegflascheodereineEinwegfla-schevorsichhaben.Wasser-,Bier-undLimonadenherstellernutzenzudemgerndasguteImagevonMehrwegfla-schen,füllenjedochinEinwegflaschenabundverbrämendasmitdemAuf-druck„Pfandflasche“.DieUnterneh-menerzeugensobeimVerbraucherdenEindruck,eshandlesichumeineMehr-wegflasche.Dieschwarz-gelbeBundes-regierungweißumdiesenMissstandundhatdaherimKoalitionsvertragdasZielfestgeschrieben,eineklareBe-zeichnungalsMehrweg-oderEinweg-flaschezurdeutlichenUnterscheidbar-keitundaussagefähigenProduktkenn-zeichnungeinzuführen.BeidenWortenistesgeblieben.
Interessengesteuerte Ökobilan-zen der Einweglobby
DieKunststoffindustrieunddieGeträn-kedosenherstellerhaben2010versucht,mitselbstinAuftraggegebenenÖkobi-lanzenfürPET-EinwegflaschenundGe-tränkedosenihrenProdukteneinen„grünenAnstrich“zuverleihen.DemmitderDurchführungderÖkobilanzenbeauftragtenIFEU-Institutwurdenvon
denAuftraggeberneinseitigeundunrea-listischeAnnahmenvorgegeben.Soisteskaumverwunderlich,dassdieAuf-traggeberdieErgebnisseihrerStudienzuGunstenvonEinwegplastikflaschenundGetränkedosenbewerteten.Zual-lendreiStudienhatdieDUHdetailliertnachgewiesen,mitwelchunrealisti-schenVorgabenderAuftraggeberdieErgebnisseindiegewünschteRichtungverfälschtwurden.
BesondersfrechistdabeidieGetränke-dosenlobbyvorgegangen.Dieorgani-siertenDosenherstellerhabeninihrerÖffentlichkeitsarbeitbehauptet,dassdieDoseökologisch„aufAugenhöhe“mitMehrwegverpackungensei.NachAn-drohungeinerKlagehatdieDosen-lobbyeineUnterlassungserklärungun-terschrieben,lautdersienichtmehrbe-hauptendarf,Dosenseiengenausoum-weltfreundlichwieMehrwegflaschen.DieEinwegindustriehatdamitdenVer-suchzugegeben,dieVerbraucherüberdiewahrenUmweltauswirkungenvonEinwegverpackungenzutäuschen.
Die Mehrwegkampagne und der Mehrweg-Innovationspreis
DieDUHunterstütztseitvielenJahrendieWeiterentwicklungvonregionalenundumweltfreundlichenMehrwegsys-temen.Gemeinsammitmehrwegorien-tiertenVerbändenderGetränkewirt-schafthatdieDUHdaher2010dieVer-braucherinformationskampagne„Mehr-wegistKlimaschutz“fortgesetzt.MiteinemneuenMotivundattraktivenPla-
katenstelltdieDUHdenGetränkehänd-lernkostenfreiMaterialienzurVerfü-gung,mitdenendiekleinenundmittel-ständischenUnternehmenihreKundenüberdieVorteilevonMehrwegflascheninformierenkönnen.Mehrals5.000Ge-tränkefachmärktebeteiligensichanderKampagne„MehrwegistKlimaschutz“.
ZumdrittenMalhatdieDUH2010auchdenMehrweg-InnovationspreisfürbesondereLeistungenzurStärkungundWeiterentwicklungvonMehrweg-getränkesystemenverliehen.DiePreis-trägerwurdenausgezeichnetfürdieEinführungeinesinnovativenMehrweg-kastens,fürEntwürfegewichtsoptimier-terMehrweg-SaftflaschenundfürdasDesignderklassischenGlasperlenfla-schefürMineralwasservormehrals40Jahren.
Mehrweg verursacht weniger MüllJede Wiederbefüllung einer Mehrwegflasche ersetzt die energie- und ressourcenintensive Herstellung einer neuen Flasche, denn weniger Flaschen be-deutet weniger Verpackungsmüll.
Kontakt: Deutsche Umwelthilfe e.V.
Bereich Kreislaufwirtschaft
Hackescher Markt 4/ Neue Promenade 3
10178 Berlin Tel: 030 / 24 00 867-0 E-Mail: [email protected] www.duh.de
Eine Initiative von:
BUNDESVERBAND DES DEUTSCHENGETRÄNKEFACH- GROSSHANDELS E.V.
S t i f tungIn i t i a t i ve Mehrweg
Pro Mehrweg
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Eine Initiative von:
BUNDESVERBAND DES DEUTSCHENGETRÄNKEFACH GROSS HANDELS E.V.
Mehrweg ist Klimaschutz
Kaufen Sie Getränke in Mehrwegflaschen!Einwegverpackungen belasten das Klima
Mehrweg schont die Umwelt:Weniger Klimakiller CO2, weniger Abfall und kürzere Transporte
GlaS-MehrweG Steht für QUalItätGlas-Mehrwegflaschen schützen in bestmög-licher art Geschmack, frische und reinheit von Getränken.
1 Mineralwasser Glas-Mehrwegflasche (0,7 Liter), die über 50 Mal wiederbefüllt wird, ersetzt ganze 25 einwegflaschen aus Plastik mit
dem doppelten Füllvolumen (1,5 Liter).
Mehrweg ist Klimaschutz
Flyer_Mehrweg_ist_Klimaschutz_2010.indd 2
04.05.2010 16:02:02
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30 Kreislaufwirtschaft
Im Graubereich der UmweltgesetzeMolkegetränke ohne Molke, Druckchemikalien in der Safttüte und Energiesparlampen mit zu viel Quecksilber : Die DUH wundert sich jedes Jahr aufs Neue über die Tricks mancher Industrie- und Handelsunternehmen
n DieGetränkeindustrieentwickelteineenormeFantasie,umdiegesetzli-chePfandpflichtzuumgehen.DieDUHistdaherauch2010wiederzahl-reichenVerstößengegendiePfand-pflichtnachgegangen:ImbissbudenverkaufenpfandfreieGetränkedosen,derGetränkegroßhandelvertreibtpfandfreiGetränkeinEinwegverpa-ckungen,FirmentarnenEinwegpro-duktealsMehrweg.DerartigeVerstößegegendiePfandregelungenhatdieDUHerfolgreichmitUnterlassungser-klärungenundMeldungenandieBe-hördengeahndet.AlsbesondersdreisthatsichderpfandfreieVerkaufangeb-lichmolkehaltigerErfrischungsgetränkederFirmaRhodiuserwiesen.
LautVerpackungsverordnungsindMolkegetränkevonderPfandpflichtausgenommen.DasangeblichaufMolkebasishergestellteEnergy-Getränk
kamdenDUH-Mehrwegexpertenje-dochmerkwürdigwässrigvor.Sieha-bendahereineAnalysederInhalts-stoffeinAuftraggegeben:DieLebens-mittelchemikerkonntenkeinemolkety-pischenInhaltsstoffenachweisen.DasichdieuntersuchtenMolkegetränkeinkeinerWeisevonherkömmlichenBrausenunterscheiden,unterliegensie–genauwienormaleLimosauch–derPfandpflicht.UmdenpfandfreienVer-kaufderangeblichenMolkegetränkebundesweitzustoppen,hatdieDeut-scheUmwelthilfeerfolgreichvorGe-richtgeklagt.
Druckchemikalien in Lebensmitteln
VerbrauchersindaufdieAngabenderLebensmittelherstellerüberdenInhaltderVerpackungangewiesen.Dochso-
wohlInhaltalsauchVerpackungkön-neneinProblemsein.ZahlreicheLe-bensmittelsindmitDruckchemikalienderVerpackungbelastet,habenRecher-chenderDUHergeben.Diezuständi-genBundes-undLänderministerienha-beninsgesamtzwölfDruckchemikalieninLebensmittelnfestgestellt,vondenenzweikrebserregendsind.Dieentdeck-tenChemikalienlegeneinenGraube-reichoffen,indemdieVerpackungsin-dustrieStoffeeinsetzenkann,überderengesundheitlicheAuswirkungenkeineAussagenmöglichsind.
DieDUHsetztsichdeshalbweiterhinfüreinegesetzlicheFestlegunganwend-barerDruckchemikalienein.Nachun-sererÜberzeugungmüssenfürjedeDruckchemikalieGutachtenzurgesund-heitlichenUnbedenklichkeitvorgelegtwerden,bevordieStoffefürLebensmit-telverpackungeneingesetztwerden.
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Kreislaufwirtschaft 31
Wiewirweiterhinfeststellenmussten,habendieBehördendieVerbraucherüberdieVerunreinigungennichtinformiert.DieDUHgehtinzwischengerichtlichgegeneinesächsischeBehördevor,dieDruckchemikalien-belastungenvonLebensmittelnalsBetriebsgeheimnisbetrachtetunddiebetroffenenProduktenichtpreisgebenwill.DasAmtsgeheimnisstehtdorthöher,alsderGesundheitsschutzderBürgerinnenundBürger.
Trotz Glühlampenausstieg: Discounter, Elektromärkte und Drogerieketten verkaufen weiter Glühbirnen
BeiTestbesuchenhatdieDUHfestge-stellt,dasseinigeDrogerie,Bau-undElektromärktesowieDiscounterwei-terhinmatteGlühlampenundklareGlühlampenmitmehrals60Wattverkaufen.DieseineffizientenGlüh-lampenfallenunterdensogenanntenGlühlampenausstiegunddürfenschrittweiseseit1.September2009bzw.2010nichtmehrinVerkehrge-brachtwerden.MitanderenWorten:IndenVerkaufsregalenhabensienichtsverloren.DieHandelskettenbehauptenallerdings,dasssiedieLampenschonvordemStichtagaufLagerhatten,somitalsoRestbeständeverkaufenwürden.DieangeblichenAltbeständesindjedocherstaunlichgroßundsoerscheintesvölligun-glaubwürdig,wennmehralseinJahrnachdemGlühlampenausstiegeinBaumarktnochsovielematteGlüh-lampenübrighat,dassereineWerbe-kampagnedamitmachenkann.DieDUH-Expertenhabenauchfestge-stellt,dassdieGlühlampenherstellernochimSommer2010dieunterdie2.StufedesGlühlampenausstiegfal-lendenGlühlampenproduzierthaben:ZumBeispielhabenwireine75WattGlühlampegefunden,dieam4.Mai2010produziertwurdeunddannineinemBaumarktnachdem1.Septem-ber2010angebotenwurde.
DieDUHkannselbstverständlichnichtbeweisen,dassdieimHandelnocherhältlichenmattenGlühlampen
unddieklarenGlühlampenmit75und100WattnachdenjeweiligenStichtageninVerkehrgebrachtwur-den.Dasistaberauchvölligunerheb-lich,dennderWeiterverkaufdieserLampenisteineUmgehungdesGlüh-lampenausstiegs.EntwederhabendieHändlerkünstlicheLagerbeständeauf-gebautodersiebekommenNach-schub–beidesistnichtvomeuropäi-schenGesetzgebergewollt.
Rücknahme von Energiespar-lampen bleibt Baustelle
EnergiesparlampenundLeuchtstoff-röhrenenthaltengeringeMengenQuecksilberundgehörendeshalbnichtindenHausmüll.LautElektro-altgerätegesetzmüssensieumweltge-rechtentsorgtwerden.JährlichgeheninDeutschlandrund120MillionenquecksilberhaltigeGasentladungslam-penkaputt,dochnur36Prozentda-vonwerdenordnungsgemäßentsorgt.DieSammelquotevonaltenEnergie-sparlampenausPrivathaushaltenbe-trägtsogarnur10Prozent.
HandelsverbändeundvondenLam-penherstellernbeauftragteRück-
nahme-undRecyclingsystemefürAltlampendiskutierendaherseitge-raumerZeit,wiedieSammelquoteerhöhtwerdenkann.EineIdeeist,dieRückgabemöglichkeitenindenGeschäftenzuverbessern.ImFrühjahr2010habendieBeteiligtensichfrei-willigineinerErklärungdazuver-pflichtet.DochinderPraxishatdieInitiativewenigbewirkt,wiebundes-weiteTestbesuchederDUHinElek-tro-,Bau-,Drogerie-undSupermärk-tenergebenhaben.NurneunProzentderGeschäfte,dieEnergiesparlampenverkaufen,nehmenauchAltlampenzurück.ZweiDrittelderGeschäfteverweigerndieRücknahmekomplett.DeshalbfordertdieDUHnuneinegesetzlicheVerpflichtungderHan-delsunternehmenzurkostenlosenRücknahmevonAltlampenundElek-trokleingeräten.
AuchdieStädteundGemeindenun-ternehmenzuwenig,umdieordentli-cheEntsorgungvonEnergiesparlam-pensicherzustellen.DieDUHfor-dertdaherdieKommunenauf,dieSammlungvonEnergiesparlampendeutlichzuverbessernundzuverein-fachen.
Miserable Verbraucherinformation zur Entsorgung von Bauschaumdosen
n Montageschaum (PUR-Schaum) wird von Profis und Heimwerkern zum Däm-
men und Abdichten verwendet. Gebrauchte PUR-Schaumdosen enthalten noch
problematische Reststoffe und müssen als schadstoffhaltige Abfälle getrennt
gesammelt werden. Die Handelsunternehmen sind verpflichtet, die Verbrau-
cher über Entsorgung und Rückgabe zu informieren, was die DUH regelmäßig
bei Testbesuchen überprüft. Leider sind die Ergebnisse konstant schlecht:
Verbraucher werden entweder gar nicht oder sehr schlecht informiert, bundes-
weit gibt es in Baumärkten Probleme bei der Dosenrückgabe. Die getesteten
kommunalen Sammelstellen schneiden ebenfalls schlecht ab: In jeder zwei-
ten Sammelstelle haben die Mitarbeiter falsche Entsorgungshinweise gege-
ben. Außerdem gibt es viel zu wenige öffentliche Abgabestellen für Montage-
schaumdosen. Für ein hochwertiges Recycling und den Gesundheitsschutz der
Verbraucher wird die DUH den Handel und die Kommunen weiter antreiben.
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32 Umwelt und Entwicklung
Hand in Hand für besseres Essen
n Urwaldschulen,Frauenprojekte,dieHerstellungvongentechnikfreiemSaatgut,HilfezurBereitstellungvonsauberemTrinkwasser–derHandinHand-Fondshilftweltweitökologi-schenundsozialenProjekten.Seit1998habenRapunzelNaturkostunddieDUHin34Ländern122ProjektemiteinerGesamtsummevon500.000Eurounterstützt.DerFondsistdasErgebniseinervertrauensvollenPart-nerschaftzwischenderDUHunddemNaturkosthersteller,gemeinsamhabenwirdahereinFörderkonzeptentwickeltundumgesetzt:WirlegengroßenWertaufdasZusam-menspielvonBildungundökologischesowiesozialeVerbesserungendurchdievomHandinHand-FondsunterstütztenProjekte.ZudemwollenwirProjekteunterstützen,dieüberdasunmittelbareZielhinausdieSelbstverantwortungzivilerGesellschaftenstärken.GefördertwerdenunabhängigeVerbändeundNichtregierungsorganisationen,dieinEntwicklungsländernaktivsind.
Von Kontinent zu Kontinent: Rapunzel Naturkost und die DUH unterstützen mit dem Hand in Hand-Fonds ökologisch-soziale Projekte in mittlerweile 34 Ländern. Ganz bodenständig geht es auch in Niedersachsen zu, wo die DUH-Ernährungsberaterinnen Schülern zeigen, wie sie sich gut und ökologisch ernähren
Nachhaltige Ernährung an Niedersachsens Schulenn UmweltbildungundumweltgerechteunddamitgesundeErnährungsinddieSchwerpunktedesDUH-Regionalver-bandsNordinHannover.DieDUH-MitarbeiterinnenschulenLehrerinnenundLehrer,ElternundKinderundzei-genihnenökologischeVarianteneinergesundenPausenverpflegung.Inregel-mäßigenArbeitskreisenwerdendieSchulenbeiEinrichtungundBetriebdergesundenSchulverpflegunginei-nerNaturKostBarbegleitetunddurchFachvorträgeweiterqualifiziert.
DasSchulprogramm„McMöhre–DieNaturKostBaranSchulen“istlängsteinExportschlagerausHannoverinandereBundesländer.DieDUH-NordhatdasProgrammweiterentwickeltundunterdemMotto„Weris(s)tfair?“dieNach-haltigkeitstärkerindenFokusgenom-men.EineVortragsreihe,eininteressan-tesQuizàla„WerwirdMillionär“so-wieMultiplikatoren-SchulungenundSchlemmerkursebringendieanspruchs-volleThematikderSchüler-undLehrer-schaftnäher.
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Preise 33
Der UmweltMedienpreis 2010
n DiehintergründigeundkritischeBerichterstattungüberUmweltthemenhatindenvergangenenJahrenzumBewusstseinswandelinPolitikundGesellschaftentscheidendbeigetra-gen.NurderLeidenschaftvonJournalistinnenundJournalistenfürUmweltundNaturhabenwireszuverdanken,dassUmweltthemenihrenfestenPlatzindermedialenBericht-erstattunggefundenhaben.Ihrerhart-näckigenRecherche,manchmalauchDetailversessenheitundjournalisti-schenKunstderVermittlungkomple-xerZusammenhängeausNaturundUmweltistderUmweltMedienpreisgewidmet.
DieDeutscheUmwelthilfevergibtdenPreisanAutoren,Redaktionen,RegisseureundandereMedienschaf-fendefür„herausragendeLeistungenbeiderjournalistischenundschrift-stellerischenAuseinandersetzungmitderErhaltungdernatürlichenLebens-grundlagen“,wieesinderAusschrei-bungheißt.2010hatzumachtenMaldieDeutscheTelekomdieVerleihungdesUmweltMedienpreisesunterstützt.
Preisträgerinnen und Preisträger des 15. UmweltMedienpreis 2010
DagmarDehmer,JournalistinundRedakteurindes„Tagesspiegel“,Berlin(KategoriePrint)
KatjaHuber,RedaktionsleiterinundFlorianFricke,MatthiasLeitner,AutorenderSendereihe„ZündfunkGe-nerator“beimBayerischenRundfunk(KategorieHörfunk)
WernerBoote,AutorundRegisseurdesFilms„PlasticPlanet“ (KategorieFilm)
ChristophBautz,Dr.FelixKolbundDr.GünterMetzges,InitiatorendesInternetportalswww.campact.de(KategorieNeueMedien)
AdrienneGoehler,KuratorinundJaanaPrüss,ProjektleiterinderAusstel-lung„ZurNachahmungempfohlen–ExpeditioneninÄsthetikundNachhaltigkeit“(KategorieSonderpreis)
Bündnis90/DieGrünenFraktionsvorsitzendeRenateKünast(oben)stimmtemitihremGrußwortaufdiePreisverleihungein.SPD-ParteivorsitzenderSigmarGabriel(unten)hieltdieLaudatioaufDagmarDehmer.
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34 DUH intern
Das Leitungsteam
nJürgenReschführtdieDUHalsBun-desgeschäftsführerbereitsseit1986.JürgenReschhatdieEinführungschwe-felfreierKraftstoffeundDieselrußparti-kelfilterdurchgesetzt,erhatvordemEuropäischenGerichtshofdas„RechtaufsaubereLuft“inunserenBallungs-zentrenerstrittenundmaßgeblichzumErhaltdesklimafreundlichenMehrweg-systemsinDeutschlandbeigetragen.ZurDurchsetzungvonEnergieeffizienz,LuftreinhaltungundKlimaschutzschmiedetReschungewöhnlicheAllian-zenmitUnternehmen,VertreternausPolitikundVerbänden.EhrenamtlichtätigistJürgenReschimStifterratdesGlobalNatureFundundalsVorstands-mitgliedderTropenwaldstiftungOroVerde.
n Dr.PeterAhmelsleitetdenBereichErneuerbareEnergienunddasForumNetzintegrationinBerlin.Eristpromo-vierterAgrarwissenschaftlermiteigenemHofinOstfrieslandundwarvon1997und2007PräsidentdesBundesverbandsWindenergie(BWE).
n MariaElanderleitetdenBereichKreis-laufwirtschaftinBerlin.ZuvorwarsieimUmweltbundesamtinderAbteilungtech-nischerUmweltschutzundalsReferentinfürUmweltpolitikundNachhaltigkeitbeimNabutätig.MariaElanderhatinSchwedentechnischePhysik,Umweltpo-litikundUmweltmanagementstudiertundlebtseit2002inDeutschland.
n RainerBaakeistseit2006Bundesge-schäftsführerderDUH.SeineArbeits-schwerpunktesindKlimaschutz,Energie-wendeundBiodiversität.RainerBaakewarzuvorbeamteterStaatssekretärimBundesumweltministerium.DorthatteerdieVerantwortungfürdie„umweltpoliti-schenGroßbaustellen“derrot-grünenRegierungszeit–vomAtomausstiegüberdieKlimapolitikunddasKyoto-ProtokollbiszumErneuerbare-Energien-Gesetz,derEinführungdesEmissionshandelsundderNovellierungdesBundesnaturschutz-gesetzes.RainerBaakehatVolkswirt-schaftinMarburgstudiert,warvon1985bis1991stellvertretenderLandratvonMarburg-Biedenkopfundvon1991bis1998StaatssekretärimhessischenUm-weltministerium.
n DorotheeSaarleitetdenBereichVer-kehrundLuftreinhaltung.SiehatLand-schaftsplanunginBerlinstudiert,hatmehrereJahrefreiberuflichalsDiplom-IngenieurininderLandschaftsplanungmitdemSchwerpunktVerkehrsinfrastruk-turplanunggearbeitetundwarProjektlei-terinfürenergieeffizienteVerkehrssys-temebeiderdena.BeiderDUHistsieseit2006.
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DUH intern 35
n MichaelHadamczikleitetdenBereichMarketingundFinanzenunddieBun-desgeschäftsstelleinRadolfzell.Eriststu-dierterDiplom-Volkswirt,warGeschäfts-führerdesÖko-Test-VerlagesunddannvieleJahrewissenschaftlicherMitarbeiterderBundestagsfraktionBündnis90/DieGrünen.
n AgnesSauterleitetseitApril2009denBereichVerbraucherschutzinRadolfzell.SiekenntalleFacettenderDUH-Ver-bandsarbeit,dasieseit1998inleitenderFunktioninderBundesgeschäftsstelletätigist.AgnesSauteristDiplom-Verwal-tungswissenschaftlerinundwarvorihremEinstiegbeiderDUHGeschäftsführerindesMalteserHilfsdienstsinEsslingen.
n Dr.CorneliaNicklasleitetdenBereichRechtinderGeschäftsstelleBerlin.SiehatinFrankfurt/MainJurastudiertundalsUmweltjuristinfürEcologicimBundesumweltministerium,alsRechtsan-wältinundalsReferentinimÖffentlichenDienstgearbeitet.
n DagmarIsraelleitetseitOktober1990dieGeschäftsstelleinHannoverunddenRegionalverbandNord.SieistGymnasi-allehrerinfürBiologieundGeographie,hatbeieinerUnterenNaturschutzbe-hördealsBiologingearbeitetundUm-weltschutztechnikerausgebildet.Ehren-amtlichengagiertsichDagmarIsraelals1.VorsitzendederArbeitsgemeinschaftNatur-undUmweltbildungNiedersach-sen/BremenundimVorstanddesVereins„UmweltschulenfürEuropa“.
n RobertSpreterleitetdenBereichKom-munalerUmweltschutzinRadolfzell.Erkam2002zurDUHundhatmaßgeblichdieWettbewerbeZukunftsfähigeKom-muneundBundeshauptstadtimKlima-schutzentwickelt.NacheinerAusbil-dungzumVermessungstechnikerhatRobertSpreterLandschaftsplanungundStädtebaustudiertundengagiertesichinderBUNDjugendfürdenNaturschutz.
n Dr.GerdRosenkranzistseit2004LeiterPolitikundPresseimBüroBerlin.ZuvorhaterfürdasMagazinDerSpiegel,dieTa-geszeitungtazundalsfreierJournalistmitdenSchwerpunktenUmweltundEnergiegearbeitet.StudierthatGerdRosenkranzWerkstoffwissenschaften(Dipl.Ing.)undKommunikationswissenschaftinStuttgart.
nAlbertWotkeleitetdasBerlinerBüroderDUHseitdessenGründung2001undführtdieGeschäftedesRegionalverbandsOst.NachdemBiologiestudiuminFreiburglehrteundforschteerzuVegetations-undNatur-schutzthemenamLeibniz-ZentrumfürAgrar-landschaftsforschung.SeitseinerfrühenJu-gendengagiertsichAlbertWotkeehrenamt-lichimNaturschutz,u.a.beimBUND.
n UlrichStöckerleitetseitJuli2009denBereichNaturschutzinBerlin.DavorwarerLeiterdesReferats„Grundsatz-undRechtsfragendesNaturschutzes“imUmwelt-ministeriumBrandenburg.UlrichStöckerhatJurau.a.inSaarbrückenundLausannestudiert,fürdasUmweltbundesamtunddasUN-Umweltprogrammgearbeitet.
n Dr.CorneliaZiehmleitetseitMärz2009denBereichKlimaschutzundEnergiewendeinBerlin.SiewarStaatsrätinfürUmwelt,EuropaundEntwicklungszusammenarbeitinBremenundhatvon2005bis2007denBereichRechtundVerbraucherschutzbeiderDUHgeleitet.CorneliaZiehmhatJurau.a.inHamburgstudiert,waralsRechtsan-wältinmitdemSchwerpunktUmwelt-,Bau-undPlanungsrechttätig.
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36 Bilanz
Solide Finanzen für engagierte Umweltarbeit
Erträge der DUH 2009 (in Tausend Euro, gerundet)*
2009 2008
Spenden 2.117 2.444
Zuschüsse 1.797 0.888
Verbraucherschutz 0.676 0.480
Verwendung von Projektrücklagen 0.700 0.425
Beiträge von Förderern und Paten 0.150 0.150
Zuweisungen von Justizbehörden 00.74 00.74
Sonstige 0.246 0.281
5.760 4.742
*Anmerkungen: Der geprüfte Jahresabschluss für das Jahr 2010 lag zum Redaktionsschluss dieses Jahres- berichts (01.12.2010) noch nicht vor. Da wir nur testierte Zahlen veröffentlichen, finden Sie hier die Zahlen des Jahresabschlusses 2009.
Geringfügige Summenabweichungen sind durch Rundungsdifferenzen verursacht.
Eine breite Basis von privaten Spendern und öffentlichen Geldgebern trägt zur Umwelt- und Naturschutzarbeit der DUH bei
n DieDeutscheUmwelthilfee.V.(DUH)brauchteinetragfähigefinanzi-elleGrundlage,umihreständigwach-sendenAufgabenwahrnehmenundihrestrategischenZieleumsetzenzukönnen.DasistJahrfürJahreinegroßeHerausforderung.DadieDUHwederübereinenKapitalstocknochüberins-titutionelleFörderungverfügt,mussje-desProjektvollständigüberSpenden,ZuschüsseoderandereexterneMittelfinanziertwerden.AuchimJahr2009istdaswiederweitgehendgelungen.
DasHaushaltsvolumenderDUHistwieschonindenvergangenenJahrenweitergestiegenundhatimJahr2009einenWertvon5,8MillionenEuroer-reicht.ErfreulicherweisekonntenwirdengestiegenenUmfangderProjektar-beitleisten,ohneimgleichenMaßdieVerwaltungsausgabenzuerhöhen.
Einnahmen: Die Mischung macht‘s
EineguteMischungverschiedenerEin-nahmensichertdieUnabhängigkeitundbegrenztdasRisikofinanziellerRückschläge.
DiegrößteEinnahmequellenderDUHsindSpendenundSponsoringmit37Prozent.EineganzbesonderswichtigeRollespielenauchdieBeiträgeunsererFördererundPaten.
Starkzugenommenhabenmit31Pro-zentdieProjektzuschüsse.EbenfallsgewachsensinddieEinnahmendesökologischenVerbraucherschutzes:Siehaben2009mit12ProzentzurFinan-zierungderDUHbeigetragen.
ProjektzuschüssehatdieDUHsowohlvonöffentlichenalsauchvonprivatenInstitutionenerhalten.IndiesemZu-sammenhangsindinsbesonderedas
Spenden37%
Zuschüsse31%
Verbraucherschutz12%
Zuweisungen von Justizbehörden
1%
Sonstige4%
Beiträge von Förderern und Paten
3%
Verwendung von Projektrücklagen
12%
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Bilanz 37
Solide Finanzen für engagierte Umweltarbeit
Ausgaben der DUH 2009 (in Tausend Euro, gerundet)
2009 2008
Projektzuschüsse 0.793 0.484
Umweltinformation 0.458 0 608
Naturschutz 0.431 0.315
Kreislaufwirtschaft/Mehrweg . 305 0.285
Verkehr 0.725 0.682
Energie 0.850 0.194
Kommunaler Umweltschutz 0.382 0.288
Verbraucherschutz und Recht 0.410 0.327
Projekte der Regionalverbände 0.049 0 103
Einstellung in Projektrücklagen 0.633 0.700
Verwaltung 0.774 0.740
5.810 4.726
BundesministeriumfürUmwelt,Natur-schutzundReaktorsicherheit,dasUm-weltbundesamtsowiedasBundesamtfürNaturschutzzunennen.AuchdieDeutscheBundesstiftungUmwelt,dieEU-KommissionundprivateStiftungenwiedieEuropeanClimateFoundationunterstützenProjektederDeutschenUmwelthilfe.
BeiderVerwendungvonProjektrückla-genhandeltessichumGeld,dasimVorjahreingenommenwurde,abererstimJahr2009eingesetztwerdenkonnte.
UnterSonstigesindEinnahmenvonge-ringererGrößenordnungwieErbschaf-tenundZinserträgezusammengefasst.
Ausgaben: 86 Prozent gehen in die Projekte
DieHauptarbeitderDUHfindetindenProjektenfürdenUmwelt-undKlima-schutz,fürdenNaturschutzundfürdieDurchsetzungderVerbraucherrechtestatt.HierfürsetzenwirdaherauchdenüberwiegendenTeildesverfügba-renGeldesein:DasGeldfließtinPro-jektefürdenSchutzbedrohterArten,dieReinhaltungderLuftoderdeneffi-zientenUmgangmitEnergie.ZurPro-jektarbeitgehörenKongresse,Tagun-gen,Veranstaltungenundeineinten-sivePresse-undÖffentlichkeitsarbeit.ImJahr2009standenfürdieseAufga-ben86ProzentunsererfinanziellenMittelzurVerfügung.
4,3MillionenEurokonntenwir2009inUmwelt-undNaturschutzprojekte,inKampagnenundInformationsmate-rialinvestieren.Weitere633.000EurohabenwirfürProjektaufwendungendesFolgejahreszurückgestellt.DerAn-teilderVerwaltungskostenistmit14ProzentnocheinmalgeringeralsimVorjahr.
Projekte der Regionalverbände
1%
Einstellung in Projektrücklagen
11%
Verwaltung13%
Projektzuschüsse14%
Naturschutz7%
Kreislaufwirtschaft/Mehrweg
5%
Verkehr12%Energie
15%
Kommunaler Umweltschutz
7%
Verbraucherschutz und Recht
7%
Umweltinformation8%
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38 Bilanz
Bilanz Deutsche Umwelthilfe e.V.
Aktiva 2009 in E 2008 in Tsd. E Passiva 2009 in E 2008 in Tsd. E
Anlagevermögen 0.502.844 0.552 Freie Rücklagen 0.713.811 0.762
Sachanlagen 0.066.067 0.044
Finanzanlagen 0.436.777 0. 508 Zweckgebundene Rücklagen 1.356.099 1.495
Rückstellungen für betriebliche Alterskapitalanlage 0. 336.266 0. 408
Umlaufvermögen 2.427.679 2.823 Projektrückstellungen 0.834.877 0. 912
Forderungen 0.029.467 0.044 Sonstige Rückstellungen 0.184.956 0. 175
Kasse, Banken 2.178.408 2.281
Sonstige Vermögens- gegenstände 0.219.804 0. 498 Verbindlichkeiten 0.646.695 0.646
Aktive Rechnungs- Passive Rechnungs- abgrenzung 0.069.714 0.007 abgrenzung 0.283.632 479
Bilanzsumme 3.000.237 3.382 Bilanzsumme 3.000.237 3.382
FüreigeneNaturschutzprojektehabenwir431.000Euroausgegeben.Dasge-samteEngagementderDUHfürdenNaturschutzistjedochdeutlichgrößer.EinerheblicherTeilderProjektzu-schüsseanandereUmweltorganisatio-nendientebenfallsderFinanzierungvonNaturschutzprojektenundauchbeidenProjektenderRegionalver-bändehatderNaturschutzeinegroßeBedeutung.
Bilanz: gut finanziert
DieBilanzsummeistmit3MillionenEuroetwasniedrigeralsimVorjahr–2008warenes3,4MillionenEuro.InetwademgleichenUmfanghatdieDUHihreVerbindlichkeitenabgebaut,mitderVerringerungderBilanzsummeistalsoeineVerbesserungderFinan-zierungsstrukturverbunden.Leiderge-langesnichtvollständig,denHaushaltzurDeckungzubringen.EinDefizit
von49.000EuroschlägtsichinderleichtenVerringerungderfreienRück-lagennieder.
Geprüfte Finanzen
DieDUHerstelltihrenJahresabschlussnachdenVorschriftendesHGBfürKa-pitalgesellschaften.DieJahresrechnungentsprichtdengesetzlichenVorschrif-tenundlieferteinzutreffendesBildderVermögens-undErtragslagederDeut-schenUmwelthilfe.DiesbestätigtdieWirtschaftsprüfungsgesellschaftDr.HerbergerGmbH.SiehatdenJahres-abschlusszum31.12.2009geprüftundmitdemuneingeschränktenBestä-tigungsvermerkversehen.
Mitarbeiter
DieDeutscheUmwelthilfebeschäftigtezum31.12.2010insgesamt73Mitar-beiterinnenundMitarbeiter,davon33inderGeschäftsstelleRadolfzell,34inderGeschäftsstelleBerlin,weiterefünfinderGeschäftsstelleHannoversowieeineMitarbeiterinimProjektbüroElbeinKöthen.
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Adressen 39
Bilanz Deutsche Umwelthilfe e.V.
Aktiva 2009 in E 2008 in Tsd. E Passiva 2009 in E 2008 in Tsd. E
Anlagevermögen 0.502.844 0.552 Freie Rücklagen 0.713.811 0.762
Sachanlagen 0.066.067 0.044
Finanzanlagen 0.436.777 0. 508 Zweckgebundene Rücklagen 1.356.099 1.495
Rückstellungen für betriebliche Alterskapitalanlage 0. 336.266 0. 408
Umlaufvermögen 2.427.679 2.823 Projektrückstellungen 0.834.877 0. 912
Forderungen 0.029.467 0.044 Sonstige Rückstellungen 0.184.956 0. 175
Kasse, Banken 2.178.408 2.281
Sonstige Vermögens- gegenstände 0.219.804 0. 498 Verbindlichkeiten 0.646.695 0.646
Aktive Rechnungs- Passive Rechnungs- abgrenzung 0.069.714 0.007 abgrenzung 0.283.632 479
Bilanzsumme 3.000.237 3.382 Bilanzsumme 3.000.237 3.382
Bundesvorstand
ProfessorDr.HaraldKächele,BerlinVorsitzender
BurkhardJäkel,BetzendorfstellvertretenderVorsitzender
MichaelSpielmann,DuderstadtstellvertretenderVorsitzender
Carl-WilhelmBodenstein-Dresler,Hannover
CorinnaCwielag,Schwerin
ProfessorDr.MargitMönnecke,Malans(CH)
MichaelRothkegel,Frankfurt
Dr.ThomasSchaefer,Konstanz
SabineWeisschedel-Brass,Ausserberg(CH)
Bundesgeschäftsführer
JürgenResch
RainerBaake
Projektbüro
ProjektbüroElbe:Ansprechpartnerin:InesWittigPoststr.706366KöthenTelefon03496210009Telefax03496210008E-Mail:[email protected]
Bundesgeschäftsstellen
LeiterderGeschäftsstelleRadolfzell:MichaelHadamczikFritz-Reichle-Ring478315RadolfzellTelefon077329995-0Telefax077329995-77E-Mail:[email protected]
LeiterderGeschäftsstelleBerlin:AlbertWotkeHackescherMarkt410178BerlinTelefon0302400867-0Telefax0302400867-19E-Mail:[email protected]
LeiterinderGeschäftsstelleHannover:DagmarIsraelGoebenstr.3a30161HannoverTelefon0511390805-0Telefax0511390805-19E-Mail:[email protected]
Regionalverbände
RegionalverbandSüd:Ansprechpartnerin:TinaHellwigFritz-Reichle-Ring478315RadolfzellTelefon077329995-23Telefax077329995-77E-Mail:[email protected]
RegionalverbandOst:Ansprechpartner:AlbertWotkeHackescherMarkt410178BerlinTelefon0302400867-0Telefax0302400867-19E-Mail:[email protected]
RegionalverbandNord:GeschäftsführerindesRegionalverbandes:DagmarIsraelGoebenstr.3a30161HannoverTelefon0511390805-0Telefax0511390805-19E-Mail:[email protected]
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