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PrimaryTeaching&Learning PrimaryCare PrimaryCare 2014;14: Nr. 13 208 Christoph Hatz Japanische Enzephalitis Ein Beitrag aus der Reihe «Impf-Fragen» Frage aus der PrimaryCare-Redaktion Ein junges Pärchen (27- und 28-jährig) reist während vier Monaten mit dem Rucksack durch verschiedene Länder Asiens: Kambod- scha, Vietnam, Thailand, Indonesien. Die beiden sind bereits voll- ständig geimpft und möchten sich auch gegen die «japanische Hirnhautentzündung» impfen lassen (sie meinen die japanische Enzephalitis). Der Hausarzt rät davon ab, mit der Begründung, er mache das fast nie. Kommentar des Experten Die Japanische Enzephalitis ist eine sehr seltene, aber sehr gefähr- liche Krankheit bei Reisenden in (meist ländliche) Übertragungs- gebiete: Pro Jahr treten weltweit 1–2 Fälle bei Touristen auf. Mit einer guten Mückenstichprophylaxe (vor allem am Abend) kann das Risiko reduziert werden. Dieser Schutz ist selbstverständlich auch gegen andere durch Mücken übertragene Krankheiten wie Malaria, Dengue- und Chikungunya-Fieber nützlich. Die Impfung gegen die Japanische Enzephalitis wird als sicher und nebenwir- kungsarm beurteilt, sie kostet ca. 250 CHF für zwei Injektionen. Abbildung 1 Armigeres subalbatus, ein bekannter Überträger des Parasiten Wuchereria bancrofti und des Japanische-Enzephalitis-Virus. Diese Mückenspezies kommt in ganz Asien vor. Bild: CDC / Frank Collins. Wer soll geimpft werden? – Personen, die Verwandte in landwirtschaftlich stark genutzten Regionen (meist Dörfern) von Indien bis Südkorea besuchen; Langzeit- und Viel-Reisende in endemische Gebiete (nicht aus- schliesslich ländliche Gebiete, da theoretisches Risiko auch in Vorstädten); Reisende «off the beaten track», wobei diese Empfehlung eher vage ist. Bei Letzteren handelt es sich meist um Reisende, wel- che länger als einen Monat in den entsprechenden Ländern herumreisen und deren Route noch nicht feststeht. – Ferner können schwangere Frauen, Kinder unter 10 Jahren, Reisende, welche maximalen Schutz wünschen, Personen über 50 Jahren oder Patienten mit chronischen Krankheiten geimpft werden. Das oben beschriebene Pärchen entspricht also der Langzeit- Reisenden-Gruppe, welche je nach Reiseroute von dieser Impfung profitieren könnte. Tabelle 1 Impfung gegen Japanische Enzephalitis: Abwägung des Pro und Contra. Pro Contra Schwere Krankheit, keine Therapie Sichere Impfung verfügbar Wirksame Impfung verfügbar Wenige Fälle bereits während kurzem Aufenthalt beschrieben Fälle ausserhalb der Übertragungszeit Unbekannte Exposition während Reise Unterschätzte Fallzahl (?) Undiagnostizierte Fälle Wiederholte Aufenthalte Impfung notwendig? Sehr wenige Fälle bei Touristen Echte Risikogebiete selten besucht Saisonnales Risiko in vielen Gebieten Nebenwirkungen der Impfung Kosten (250 CHF für 2 Dosen) Korrespondenz: Prof. Dr. Christoph Hatz Schweizerisches Tropen- und Public Health-Institut Socinstrasse 57 4051 Basel Christoph.Hatz[at]unibas.ch Viele Hausärztinnen und Hausärzte sind täglich mit dem Thema Impfungen konfrontiert. Neben viel Routine gibt es immer wieder knifflige Fragen. Es gibt sicher KollegInnen, die ausgewiesene ImpfspezialistInnen sind. Diese Serie rich- tet sich bewusst an die noch nicht so Erfahrenen und soll in- haltlich dort ansetzen, wo die Empfehlungen der Impfkom- mission nicht immer einfache Antworten geben können. Gerne erwarten wir Ihre eigenen Fragen zum Impfen: bitte per e-Mail an office[at]primary-care.ch.

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PrimaryCare 2014;14: Nr. 13 208

Christoph Hatz

Japanische EnzephalitisEin Beitrag aus der Reihe «Impf-Fragen»

Frage aus der PrimaryCare-RedaktionEin junges Pärchen (27- und 28-jährig) reist während vier Monaten mit dem Rucksack durch verschiedene Länder Asiens: Kambod-scha, Vietnam, Thailand, Indonesien. Die beiden sind bereits voll-ständig geimpft und möchten sich auch gegen die «japanische Hirnhautentzündung» impfen lassen (sie meinen die japanische Enzephalitis). Der Hausarzt rät davon ab, mit der Begründung, er mache das fast nie.

Kommentar des ExpertenDie Japanische Enzephalitis ist eine sehr seltene, aber sehr gefähr­liche Krankheit bei Reisenden in (meist ländliche) Übertragungs­gebiete: Pro Jahr treten weltweit 1–2 Fälle bei Touristen auf. Mit einer guten Mückenstichprophylaxe (vor allem am Abend) kann das Risiko reduziert werden. Dieser Schutz ist selbstverständlich auch gegen andere durch Mücken übertragene Krankheiten wie Malaria, Dengue­ und Chikungunya­Fieber nützlich. Die Impfung gegen die Japanische Enzephalitis wird als sicher und nebenwir­kungsarm beurteilt, sie kostet ca. 250 CHF für zwei Injektionen.

Abbildung 1Armigeres subalbatus, ein bekannter Überträger des Parasiten Wuchereria bancrofti und des Japanische­Enzephalitis­Virus. Diese Mückenspezies kommt in ganz Asien vor. Bild: CDC / Frank Collins.

Wer soll geimpft werden?– Personen, die Verwandte in landwirtschaftlich stark genutzten

Regionen (meist Dörfern) von Indien bis Südkorea besuchen; – Langzeit­ und Viel­Reisende in endemische Gebiete (nicht aus­

schliesslich ländliche Gebiete, da theoretisches Risiko auch in Vorstädten);

– Reisende «off the beaten track», wobei diese Empfehlung eher vage ist. Bei Letzteren handelt es sich meist um Reisende, wel­che länger als einen Monat in den entsprechenden Ländern herumreisen und deren Route noch nicht feststeht.

– Ferner können schwangere Frauen, Kinder unter 10 Jahren, Reisende, welche maximalen Schutz wünschen, Personen über 50 Jahren oder Patienten mit chronischen Krankheiten geimpft werden.

Das oben beschriebene Pärchen entspricht also der Langzeit­ Reisenden­Gruppe, welche je nach Reiseroute von dieser Impfung profitieren könnte.

Tabelle 1Impfung gegen Japanische Enzephalitis: Abwägung des Pro und Contra.

Pro Contra

Schwere Krankheit, keine TherapieSichere Impfung verfügbarWirksame Impfung verfügbarWenige Fälle bereits während kurzem Aufenthalt beschriebenFälle ausserhalb der ÜbertragungszeitUnbekannte Exposition während ReiseUnterschätzte Fallzahl (?)Undiagnostizierte FälleWiederholte Aufenthalte

Impfung notwendig? Sehr wenige Fälle bei TouristenEchte Risikogebiete selten besuchtSaisonnales Risiko in vielen GebietenNebenwirkungen der ImpfungKosten (250 CHF für 2 Dosen)

Korrespondenz: Prof. Dr. Christoph Hatz Schweizerisches Tropen- und Public Health-Institut Socinstrasse 57 4051 Basel Christoph.Hatz[at]unibas.ch

Viele Hausärztinnen und Hausärzte sind täglich mit dem Thema Impfungen konfrontiert. Neben viel Routine gibt es immer wieder knifflige Fragen. Es gibt sicher KollegInnen, die ausgewiesene ImpfspezialistInnen sind. Diese Serie rich­tet sich bewusst an die noch nicht so Erfahrenen und soll in­haltlich dort ansetzen, wo die Empfehlungen der Impfkom­mission nicht immer einfache Antworten geben können. Gerne erwarten wir Ihre eigenen Fragen zum Impfen: bitte per e­Mail an office[at]primary­care.ch.