Johanna Kinkel Melisande Stand 11. Juli - Sibylle...

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!Melisande Romantisches Singspiel der Bonner Komponistin Johanna Kinkel nach einem Libretto von Gottfried Kinkel !Premiere am Freitag, den 13.November 2015 um 20 Uhr Vorstellung am Sonntag, den 15. November um 18 Uhr ! !

Rheinisches Landesmuseum !Colmantstraße 14-16, 53115 Bonn Das Bonner Künstlerehepaar Gottfried und Johanna Kinkel schufen ein Werk, das 1843 im Poppelsdorfer Schloss uraufgeführt wurde.Das Singspiel erzählt von der Liebe zweier entführter Christenkinder, in einer Welt, in der sich die mittelalterlichen Glaubensgemeinschaften Assassinen und Tempelritter gegenüberstehen.Die Musik greift die Dramatik des Textes auf und verdichtet die Handlung zu einem abendfüllenden ergreifenden Werk.  !!

Der Abend wird unter Mitwirkung von Bonner Kammermusikern mit einer Internationalen Sängerbesetzung inszeniert. Dramaturgie: Monica KlausMusikalische Leitung: Sibylle Wagner !!!Förderpartner: !NRW-Stiftung!Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz !200 Jahre Preußen am Rhein!!!!Karten an der Abendkasse: 20 € / 14 € , Vorverkauf: 18 € / 12 €

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Johanna Kinkel Melisande

Libretto von Gottfried Kinkel nach „Die Assassinen. Romantisches Schauspiel mit Gesang“

Uraufführung: Bonn, Poppelsdorfer Schloss, 26.07.1843

Personen: Der Alte vom Berg, Assassinenfürst Hans-Arthur Falkenrath

Musa / Geoffroy de Courcy Julian Kokott Nadir } zwei junge Assassinen Dominik Am Zehnhoff-Söns

Melisande Magdalena Kalinowska Zorayde Swetlana Zlobina 1. Paradiesjungfrau Annalena Schmid 2. Paradiesjungfrau Katharina Fuchs

Graf Enguerrand de Courcy, Großmeister der Templer Michael Vaccaro

Graf Joscelja von Edessa, Christ Sebastian Kunz

Hauptmann Fulko Nayeb Behbahani Kreuzritter Philip de Roulet

Musikalische Leitung Sibylle Wagner Klavier Susanne Kessel / Sibylle Wagner Querflöte Wolfgang Mader Trompete Sebastian Naß Dramaturgie u. Textbearbeitung Monica Klaus Bühnenbild Christian Wagner Beleuchtung Andreas Unkelbach Kostüme Opera Classica Europa Kostümassistenz Ines Engelke

Grundlage dieser Aufführung sind die Original-Handschriften, die sich, jeweils im Nachlass Kinkel, im Stadtarchiv Bonn und in der Universitäts- und Landesbibliothek Bonn, befinden. Orchesterpartitur (StAB, SN 98/95, S. 113-217); Ouvertüre zu vier Händen, Soli und Chöre (ULB, S 2408) von Johanna Kinkels Hand. Die gekürzten, wenig veränderten Texte sind Gottfried Kinkels Manuskript entnommen (ULB, S 2686 <1>).

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Kommentar zu Melisande (aus dem Programmheft Melisande, Bonn, 13. u. 15.11.2015)

„Was die Worte nennen, ist in der Musik in einer Vollendung dargestellt, von der keine andre Kunst etwas Seelenvoll[er]es auf[zu]weisen [ver]mag.“ Johanna Kinkel an ihren späteren Ehemann Gottfried Kinkel. (Brief v. [14.12.] 1840, (Nr. 68, Abschr.) in: Liebe treue Johanna! Liebster Gottit! Der Briefwechsel zwischen Gottfried und Johanna Kinkel, bearb. von Monica Klaus, Bd. 1, S.104)

Zur Bearbeitung des Stückes Gottfried Kinkel hatte „Die Assassinen, romantisches Schauspiel mit Gesang“ für großes Theater geschrieben und somit für eine große Anzahl an Sängern und Schauspielern. Johanna komponierte das Stück für großes Orchester, große Chöre und viele Solopartien ihrer ausgezeichneten Sängerinnen und Sänger. Aber für eine solche Aufführung gab es in Bonn weder die Räumlichkeit noch ein festes Orchester. Bei Konzerten sprangen ab und zu Militärmusiker mit ihrer wenig einfühlsamen Spielweise ein. So musste Johanna für die Aufführung im Poppelsdorfer Schloss eine kleinere Variante wählen. Sie komponierte zusätzlich eine Ouvertüre zu vier Händen, und ließ die Texte sprechen oder durch einen Sprecher, vielleicht Gottfried selbst, zusammenfassen. Sie dirigierte und begleitete die Sängerinnen und Sänger mit dem Piano, vermutlich unterstützt durch Querflöte für die romantischen und Trompete für die dramatischen Auftritte. Sie schuf eine Musik, die sich durch große Ausdruckskraft und Einfühlsamkeit in die verschiedenen, von Gottfried entworfenen Charaktere auszeichnet.

Seine Figuren entnahm Gottfried Kinkel dem romantischen Rittertum und dem geheimnisvollen Orient. Was immer er aus Sage und Mythos, zeitgenössischer Literatur und Dichtung verweben konnte, fügte er in die Geschichte ein, auch wenn die Personen, die als Muster oder Vorbild dienten, zu unterschiedlichen Zeiten lebten, und die geografischen Orte für eine straffe Handlung viel zu weit auseinanderliegen. Dennoch gelang ihm eine spannende Handlung, bei der die Liedertexte mehr Gehalt und Aussagekraft haben als die Dialoge, die wegen ihrer ausschweifenden Länge und zu viel Pathos für eine zeitgemäße Aufführung gekürzt werden mussten. Daher wählten wir den Titel Melisande, um einer vielleicht nachfolgenden vollständigen Originalaufführung, die allerdings einer intensiven Bearbeitung bedarf, nicht den Titel zu nehmen.

Auch wenn die Komposition nach Johanna Kinkels eigener Aussage unvollendet geblieben ist (Brief 469 v. 19./20.02.1850, a.a.O., Bd. 2, S. 872), daher sprach ihre Tochter Adelheid von „Entwurf“, wurde die Aufführung am 26. Juli 1843 im Poppelsdorfer Schloss ein großer Erfolg. Sie wurde seitdem jedoch nie wiederholt.

Monica Klaus

Eine etwas ausführliche Einweisung in das Stück wird vor der Aufführung gegeben.

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Melisande. Romantisches Singspiel von Johanna und Gottfried Kinkel.

Uraufführung: Bonn, Poppelsdorfer Schloss, 1843.

Die Handlung (aus dem Programmheft Melisande, Bonn, 13. u. 15.11.2015)

Zeit der Handlung: Die Kreuzzüge. Es stehen sich zwei Glaubensgemeinschaften gegenüber: Tempelritter und Assassinen. Anführer der Tempelritter ist Großmeister Enguerrand de Courcy, Anführer der Assassinen Der Alte vom Berg.

Erster Aufzug Ort: Paradiesgarten in der Burg Tigado. Zwei Jünglinge, Nadir und Musa, werden schlafend im Paradiesgarten niedergelegt. Während der Alte vom Berg sein Rachelied singt (Sklaven meiner Rache), die Jünglinge aus ihrem Rausch erweckt werden und der Alte wieder verschwindet, nähern sich die Paradiesjungfrauen mit Tanz und Gesang (Seid uns willkommen) und bewirten die verwirrten Jünglinge mit kulinarischen Köstlichkeiten und dem verbotenen Wein. Während sich Nadir mit Zorayde allen Sinnenfreuden hingibt, verliebt sich Musa in die zurückhaltende Melisande, die nach der Melodie eines provençalischen Liedes (Am Ufer der Durançe) ihr Schicksal beklagt. Das Lied Melisandes erinnert Musa an seine frühe Kindheit; dies und die aufkeimende Liebe zu Melisande verwirren ihn. Die anderen kehren zurück, Zorayde und der Chor der Paradiesjungfrauen verlangen von Musa und Nadir Kampfgeist (Schwingt den Stahl) und den Schwur des absoluten Gehorsams gegenüber dem Alten vom Berg (Schwört Gehorsam). Nach vollendetem Mord und heldenhaftem Tod stünden ihnen das Paradies und die genossenen Freuden wieder offen, wird ihnen versprochen. Schweren Herzens nehmen die Jünglinge Abschied. Aus Liebe zu Melisande nimmt Musa den vermeintlichen Schlaftrunk nur aus ihrer Hand, und ahnt somit den Betrug des Paradieses. Die Jünglinge werden wieder zurück in die Burg gebracht, nachdem der Alte vom Berg sich ihrer versichert weiß.

Zweiter Aufzug Orte: Rittersaal der Kreuzritterburg in Edessa / Maurische Halle der Burg Tigado. Im großen Rittersaal stehen Krieger des christlichen Söldnerheeres, teilweise auch Kreuzritter, und meutern. Sie fordern vom Grafen von Edessa das schon lange versprochene Geld, sonst würden sie nicht mehr kämpfen (Mutig, mutig stehen wir ... aber ohne Geld). Aber Graf Joscelja versichert, nichts mehr zu haben, verspricht aber, es von seinem Schwiegervater, dem Fürsten von Armenien, zu fordern, der noch immer nicht die Mitgift für seine Tochter gezahlt habe, sich aber aus Angst vor den Assassinen unter seinen Schutz gestellt hat. Zu Gast ist der Großmeister der Templer, der sich über das Auftreten der Krieger und Kreuzritter wundert; Graf Joscelja lebt schließlich in einem prächtigen, eroberten Schloss. Während die Krieger mürrisch abziehen, erzählt der Großmeister dem Grafen, dass er eigentlich seit Jahren seinen als Kind geraubten Sohn sucht (Durch Carthagos Trümmerhallen), und wegen seiner Unerbittlichkeit zum Großmeister aufgestiegen sei. Graf

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Joscelja erhält das Geld von seinem Schwiegervater, und Kreuzritter und Krieger stimmen nun das Kreuzlied „Setzt ein ihr Ritter, euer Leben ...“ des Dichters Hartmann von Aue an und sind wieder bereit, in den Kampf zu ziehen.

Die Szene wandelt sich in eine maurische Halle, in der Der Alte vom Berg Musa und Nadir nochmals auf unbedingten Gehorsam einschwört (Weihegesang; Sammael, Geist der ewigen Nacht) und ihnen die Mordaufträge erteilt: Musa soll den Großmeister der Templer ermorden, Nadir den Grafen von Edessa. Während Nadir ungeduldig auf diesen Mordauftrag gewartet hatte, um Zorayde endlich wiederzusehen (Ha, daß ich sie nie vergesse), versteht Musa nun Melisandes Warnung und singt beängstigt das Beduinenlied; Vorwärts mit des Vogels Fluge. Musa trifft sich heimlich mit Melisande, die ihn über seine Herkunft als Christ aufklärt und ihn bei ihrer gegenseitigen Liebe beschwört, sie beide zu retten und den Christen den Weg in die versteckte Burg zu verraten. Melisande enteilt, als sich der Alte mit Nadir und Assassinen nähert. Auch sie stimmen ihr Kampflied an (Auf in den Kampf) und rüsten sich zur Schlacht gegen das christlichen Heer.

PAUSE

Dritter Aufzug Orte: Freies Feld mit Zelten / Paradiesgarten in der Burg Tigado. Nach der blutigen Schlacht mit den Assassinen singt der Großmeister der Templer sein wehmütiges Todeslied für Freund und Feind (Auf weitem blut’gen Feld). Wegen des gewonnenen Kampfes mahnt Graf Joscelja zu besonderer Vorsicht vor Mordanschlägen der Assassinen. Kaum hat er ausgesprochen, stürmt Nadir mit gezücktem Dolch auf ihn los und sticht zu. Doch das doppelte Panzerhemd schützt ihn, Nadir kann entfliehen, aber Soldaten schleppen Musa heran, der sich nicht wehrt, sondern den Fürsten zu sprechen verlangt. Aber die Krieger entkleiden ihn und finden einen wertvollen Rubinring, um den sie sich streiten. Der Großmeister wird aufmerksam, erkennt den Ring und fragt Musa nach seiner Herkunft. Dieser weiß nur, dass er auf einem Schiff fuhr, und diesen Ring immer wie ein Löwe verteidigte. Er erinnere ihn an seine Kindheit und einen Mann, der ihm das Lied von seinen Ahnen sang (Es ritt ein Graf zu Walde) – er beginnt nach der Melodie des provençalischen Liedes zu singen, und der Großmeister fällt in den Gesang ein. Vater und Sohn erkennen sich, Musa ist der lang gesuchte Sohn Geoffroy de Courcy.

Nach Wandlung der Szene in das Felsental des Paradiesgartens, steht Melisande auf dem Scheiterhaufen und wartet verzweifelt auf ihre Rettung (Ich kann es nicht verstehen). Die Paradiesjungfrauen nähern sich mit noch nicht entzündeten Fackeln unter Führung von Zorayde. Sie berichten dem Alten vom Berg den Verrat Melisandes und fordern ihre Bestrafung (Gericht sei dir gesprochen). Der Alte hat Nadir inzwischen über seine Lügen aufgeklärt und bittet ihn dennoch um Schutz vor den nahenden Christen. Nadir ist maßlos enttäuscht und sieht sich auch von Zorayde betrogen, die der Alte als Sklavin zu erkennen gibt. Dennoch will Nadir am Glauben festhalten und gegen die Christen kämpfen. Melisande wird in letzter Minute von Geoffroy, ehemals Musa, vor dem Scheiterhaufen gerettet. Der Kampf ist beendet, die Liebenden sind vereint und kehren mit dem Vater in die Heimat zurück, während das Christenheer nach Jerusalem zieht, um Friedenspalmen aufzupflanzen:

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Bald auf deinen hohen Mauern pflanzen wir die Palmen auf.

MK

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Zur Musik der Melisande (aus dem Programmheft Melisande, Bonn, 13. u. 15.11.2015)

Johanna Kinkel vertont einen Text ihres Mannes, der historische Inhalte des Mittelalters mit sprachlichem Duktus der Romantik vereint. Die Form des Singspiels bietet ihr dafür alle Möglichkeiten einer reichen Formensprache. Den Rahmen bildet, wie auch in dem berühmten Vorbild der Zauberflöte des von ihr hochverehrtem W. A. Mozart, eine brillante Ouvertüre. Hier, und auch in den weiteren instrumentalen Vor- und Zwischenspielen, ist deutlich ihre Verehrung von Ludwig van Beethoven hörbar. Die rhythmisch fulminante Anfangsmusik bearbeitete sie für die kammermusikalische Uraufführung für Klavier vierhändig. Johanna Kinkel hatte den Wunsch nach einer Uraufführung mit großem Orchester. Sie legt die Partitur mit einem reichen Bläserklang an, mit Vorliebe für eine große Besetzung bei Trompeten und Hörnern, die den kriegerischen Marschklängen Farbe geben sollten. Eine Uraufführung steht uns noch bevor. In dem uns handschriftlich erhaltenen Manuskript ist zwar nur in den ersten Nummern eine vollständige Ausführung aus der Hand der Komponistin vorhanden, aber dadurch alles für eine Vervollständigung angelegt. Johanna Kinkels Musiksprache lebt von der emotionalen Farbigkeit schneller Harmoniewechsel. Ganz in der Tradition ihrer großen Vorbilder, der Großmeister der Barockmusik und der Wiener Klassik, wählt sie ihre Formensprache aus einer Vielfalt an verschiedenen Satztechniken. Homophone Choräle wechseln mit Fugatotechnik in den vokalen Sätzen. In den Liedern, Duetten und Chorsätzen ist eine hervorragende Kenntnis der menschlichen Stimme erkennbar. Sowohl der Umfang, die Lage, als auch der Wechsel zwischen linear geführten Kantilenen und sehr bewegten Phrasen zeigen ihre hervorragenden Kenntnisse der menschlichen Stimme. Die meisten Partien schrieb sie für junge Sänger und Sängerinnen. Johanna Kinkel hat in ihrer Poppelsdorfer Gesangsakademie junge talentierte Musiker um sich versammelt, die solistisch in melodiereichen Liedern als auch im Ensemblesingen gefordert wurden. Die Partien in unserem Singspiel scheinen diesen jungen Talenten wie auf den Leib geschneidert. Die Ausnahme bilden die beiden Partien des Alten vom Berg und des Großmeisters der Templer, Enguerrand. Hier ist in den Arien und Liedern ein kraftvoller dramatischer Stimmklang gefordert. Der Assassinenfürst führt die Ensembles mit seinem solistischen Vorgesang und seinem stimmlichen Mitwirken. Dieses Dialogprinzip zwischen solistischem Gesang und dem reagierenden Ensemble ist typisch für Johanna Kinkels Werk. In den großen Chornummern wechseln rhythmisch akzentuierte homophone Teile mit virtuosen polyphonen Sätzen, in den christliche, weltliche, fremdartige orientalische Klänge sich abwechseln. Selbst Anklänge an den mittelalterlichen Minnegesang sind in die Partitur eingearbeitet. Den großen Bogen spannt sie über Lieder, Arien, Duette, starke Sprechdialoge, große Ensembles bis hin zum opulenten Schlussgesang aller Sänger. Die Dramaturgie wird dem historisch wie hoch aktuellem Stoff der Auseinandersetzung zwischen westlicher und östlicher Spiritualität gerecht. Zwischen den Zeilen klingt musikalisch immer eine Lösung des Konfliktes an. Das Lied der Melisande ist der rote Faden der Komposition. Es wirkt liebesverkündend, heimatverbunden, als Retter in der Not. Hier zeigt sich Musik als universelle Sprache, die Frieden stiftend ist.

Sibylle Wagner

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