Junges Forum der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie e. V.; Young forum...

6
Z Herz- Thorax- Gefäßchir 2013 · 27:265–270 DOI 10.1007/s00398-013-1006-2 Online publiziert: 20. April 2013 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013 T. Noack 1  · A.L. Poetini 2  · F.A. Kari 3  · F. Emrich 1  · M. Lühr 1  · S. Schwill 4  · E. Kuhn 5  ·  O. Heyn 6  · Junges Forum der Deutschen Gesellschaft für Thorax-,  Herz- und Gefäßchirurgie 1 Klinik für Herzchirurgie, Herzzentrum Leipzig, Universität Leipzig 2 Klinik und Poliklinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Universitätsmedizin Mainz 3 Abteilung Herz- und Gefäßchirurgie, Albert-Ludwigs-Universität, Freiburg 4 Klinik für Herzchirurgie, Universitätsklinikum Heidelberg 5 Klinik und Poliklinik für Herz- und Thoraxchirurgie, Herzzentrum, Universität Köln 6 Klinik für Herzchirurgie, Klinikum Bogenhausen, Städtisches Klinikum München Junges Forum der Deutschen  Gesellschaft für Thorax-,  Herz- und Gefäßchirurgie e. V. Zwischen Idee und Realität Das Junge Forum der Deutschen Gesell- schaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchir- urgie e. V. (DGTHG) wurde im Rah- men einer konstituierenden Sitzung am 14. Februar 2012 während der 41. Jahres- tagung der DGTHG in Freiburg gegrün- det. Das Forum möchte die Interessen von Ärzten in Weiterbildung innerhalb der DGTHG vertreten und als Bindeglied zwischen Gremien der DGTHG, Assis- tenten in Weiterbildung, jungen Fachärz- ten und Studenten fungieren. Ziele des Jungen Forums sind es, Ideen zur Ver- besserung der extra- und innerklinischen Weiterbildung zu erarbeiten, den klini- schen und wissenschaftlichen Wissens- transfer zwischen Assistenten zu fördern, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf voranzutreiben sowie nationale und inter- nationale Kooperationen zwischen Assis- tenten aufzubauen (. Tab. 1). Gründung Es ist bekannt, dass sich das Fachgebiet der Herzchirurgie durch die Einführung neuer Behandlungsverfahren in der kar- diovaskulären Medizin und das älter werdende Patientengut in einem steti- gen Wandel befindet. Des Weiteren än- dern sich in vielen Zentren die ökonomi- schen Rahmenbedingungen. Zunehmen- der Kostendruck führt zu einer spürba- ren Leistungsverdichtung in der ärztli- chen Tätigkeit. Operationskapazitäten müssen optimal ausgenutzt und Patien- tenliegedauern verkürzt werden. Paral- lel dazu ist eine abnehmende Begeiste- rung unter Studenten für das Fach Chir- urgie im Allgemeinen und speziell in der Herzchirurgie zu verzeichnen. Ursäch- lich für den Attraktivitätsverlust sind v. a. die überdurchschnittlich lange Wei- terbildungszeit im Vergleich zu anderen Fachdisziplinen sowie begrenzte Karrie- remöglichkeiten nach der Facharztwei- terbildung. Diese Entwicklungen verpflichten nicht nur die DGTHG und die Abtei- lungsleiter der Kliniken zum Handeln, sondern auch die Assistenten sind aufge- fordert, sich aktiv in die Mitgestaltung der gemeinsamen beruflichen Zukunft einzu- bringen. Aus den daraus resultierenden Diskussionen entstand die Idee zur Grün- dung eines Jungen Forums innerhalb der Fachgesellschaft. Ein von den Leipziger Assistenten Dr. Thilo Noack und Dr. Fabian Emrich er- arbeitetes Konzept wurde Ende 2011 dem Präsidium und dem Vorstand der DGTHG vorgelegt. Das Konzept wurde anschließend mit der Unterstützung der Kommission für Nachwuchsförderung sowie Weiter- und Fortbildung während des Residents‘ Meeting der 41. DGTHG- Jahrestagung 2012 in Freiburg öffentlich vorgestellt. Infolge der Präsentation wur- de das Junge Forum am 14. Februar 2012 noch während der DGTHG-Jahrestagung durch 20 Assistenten aus 14 verschiedenen Kliniken in einer konstituierenden Sit- zung gegründet. Karriere und Perspektiven Tab. 1 Ziele des Jungen Forums – Assistentenvertretung innerhalb der DGTHG für Weiter- und Fortbildung, Wissenschaft und Forschung, Familie und Beruf – Sicherung des Zugangs zu assistentenrelevanten Informationen – Aufbau nationaler und internationaler Kooperationen – Unterstützung der Gremienarbeit der DGTHG – Beitrag zur Weiterentwicklung des Fachs und der Fachgesellschaft DGTHG Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie e. V. 265 Zeitschrift für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie 4 · 2013|

Transcript of Junges Forum der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie e. V.; Young forum...

Page 1: Junges Forum der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie e. V.; Young forum of the German Society for Thoracic and Cardiovascular Surgery;

Z Herz- Thorax- Gefäßchir 2013 · 27:265–270DOI 10.1007/s00398-013-1006-2Online publiziert: 20. April 2013© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013

T. Noack1 · A.L. Poetini2 · F.A. Kari3 · F. Emrich1 · M. Lühr1 · S. Schwill4 · E. Kuhn5 · O. Heyn6 · Junges Forum der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie1 Klinik für Herzchirurgie, Herzzentrum Leipzig, Universität Leipzig2 Klinik und Poliklinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Universitätsmedizin Mainz3 Abteilung Herz- und Gefäßchirurgie, Albert-Ludwigs-Universität, Freiburg4 Klinik für Herzchirurgie, Universitätsklinikum Heidelberg5 Klinik und Poliklinik für Herz- und Thoraxchirurgie, Herzzentrum, Universität Köln6 Klinik für Herzchirurgie, Klinikum Bogenhausen, Städtisches Klinikum München

Junges Forum der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie e. V.Zwischen Idee und Realität

Das Junge Forum der Deutschen Gesell-schaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchir-urgie e. V. (DGTHG) wurde im Rah-men einer konstituierenden Sitzung am 14. Feb ruar 2012 während der 41. Jahres-tagung der DGTHG in Freiburg gegrün-det. Das Forum möchte die Interessen von Ärzten in Weiterbildung innerhalb der DGTHG vertreten und als Bindeglied zwischen Gremien der DGTHG, Assis-tenten in Weiterbildung, jungen Fachärz-ten und Studenten fungieren. Ziele des Jungen Forums sind es, Ideen zur Ver-besserung der extra- und innerklinischen Weiterbildung zu erarbeiten, den klini-schen und wissenschaftlichen Wissens-transfer zwischen Assistenten zu fördern, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf voranzutreiben sowie nationale und inter-nationale Kooperationen zwischen Assis-tenten aufzubauen (. Tab. 1).

Gründung

Es ist bekannt, dass sich das Fachgebiet der Herzchirurgie durch die Einführung neuer Behandlungsverfahren in der kar-diovaskulären Medizin und das älter werdende Patientengut in einem steti-gen Wandel befindet. Des Weiteren än-dern sich in vielen Zentren die ökonomi-

schen Rahmenbedingungen. Zunehmen-der Kostendruck führt zu einer spürba-ren Leistungsverdichtung in der ärztli-chen Tätigkeit. Operationskapazitäten müssen optimal ausgenutzt und Patien-tenliegedauern verkürzt werden. Paral-lel dazu ist eine abnehmende Begeiste-rung unter Studenten für das Fach Chir-urgie im Allgemeinen und speziell in der Herzchirurgie zu verzeichnen. Ursäch-lich für den Attraktivitätsverlust sind v. a. die überdurchschnittlich lange Wei-terbildungszeit im Vergleich zu anderen Fachdisziplinen sowie begrenzte Karrie-remöglichkeiten nach der Facharztwei-terbildung.

Diese Entwicklungen verpflichten nicht nur die DGTHG und die Abtei-lungsleiter der Kliniken zum Handeln, sondern auch die Assistenten sind aufge-fordert, sich aktiv in die Mitgestaltung der

gemeinsamen beruflichen Zukunft einzu-bringen. Aus den daraus resultierenden Diskussionen entstand die Idee zur Grün-dung eines Jungen Forums innerhalb der Fachgesellschaft.

Ein von den Leipziger Assistenten Dr. Thilo Noack und Dr. Fabian Emrich er-arbeitetes Konzept wurde Ende 2011 dem Präsidium und dem Vorstand der DGTHG vorgelegt. Das Konzept wurde anschließend mit der Unterstützung der Kommission für Nachwuchsförderung sowie Weiter- und Fortbildung während des Residents‘ Meeting der 41. DGTHG-Jahrestagung 2012 in Freiburg öffentlich vorgestellt. Infolge der Präsentation wur-de das Junge Forum am 14. Februar 2012 noch während der DGTHG-Jahrestagung durch 20 Assistenten aus 14 verschiedenen Kliniken in einer konstituierenden Sit-zung gegründet.

Karriere und Perspektiven

Tab. 1 Ziele des Jungen Forums

– Assistentenvertretung innerhalb der DGTHG für Weiter- und Fortbildung, Wissenschaft und Forschung, Familie und Beruf

– Sicherung des Zugangs zu assistentenrelevanten Informationen

– Aufbau nationaler und internationaler Kooperationen

– Unterstützung der Gremienarbeit der DGTHG

– Beitrag zur Weiterentwicklung des Fachs und der FachgesellschaftDGTHG Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie e. V.

265Zeitschrift für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie 4 · 2013  | 

Page 2: Junges Forum der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie e. V.; Young forum of the German Society for Thoracic and Cardiovascular Surgery;

Organisation und Mitarbeit

Im Rahmen mehrerer Arbeitssitzungen sind seit der 41. DGTHG-Jahrestagung 2012 die Organisationsstrukturen und in-haltlichen Schwerpunkte der Arbeit des Jungen Forums bestimmt worden. Für die Struktur ist eine Ordnung entwickelt und in enger Abstimmung mit dem Vorstand der DGTHG formuliert worden. Dabei übernimmt der federführende Ausschuss mit Sprecher, stellvertretendem Sprecher, Schriftführer und einem Beirat aus 5 wei-teren Mitgliedern die Organisation des Forums. Der Sprecher, der stellvertreten-de Sprecher sowie der Schriftführer üben ihre Tätigkeit für jeweils ein Jahr lang aus und rotieren anschließend in der Reihen-folge: stellvertretender Sprecher, Spre-cher und Schriftführer. Die Wahl des je-weils neuen stellvertretenden Sprechers erfolgt jährlich im Rahmen einer Ver-sammlung des Jungen Forums während der DGTHG-Jahrestagung. Zu dieser werden auch die 5 Mitglieder des Beirats bestimmt.

Grundsätzlich kann jeder interessier-te Arzt in Weiterbildung, Student oder Wissenschaftler aktiv im Jungen Forum mitarbeiten. Die Mitarbeit kann jederzeit schriftlich beim Jungen Forum angemel-det oder widerrufen werden. Die Alters-grenze für die Mitarbeit beträgt 45 Jahre oder 2 Jahre nach abgelegter Facharztprü-fung. Das Junge Forum trifft sich mehr-

mals jährlich zu Arbeitssitzungen, zu der alle Mitglieder eingeladen werden. Die in-haltliche Arbeit erfolgt in projektbezoge-nen Gruppen.

Zusammenarbeit mit Gremien der Fachgesellschaft

Der Vorstand der DGTHG hat das Junge Forum zur aktiven Mitarbeit in den Gre-mien der Fachgesellschaft eingeladen. Da-zu zählen die Möglichkeiten zur Entsen-dung jeweils eines Vertreters in den Vor-stand (als Gast), in die Kommission für Nachwuchsförderung sowie Weiter- und Fortbildung und in die Programmkom-missionen der wissenschaftlichen Jahres-tagung, der Fokustagung sowie des Wei-terbildungsseminars. Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass die Einbindung des Jungen Forums in die DGTHG inner-halb medizinischer Fachgesellschaften in Deutschland ein Novum darstellt. In kei-ner weiteren deutschen medizinischen Fachgesellschaft ist dem Nachwuchs die Möglichkeit zur Mitarbeit in dieser the-matischen Breite gegeben worden. Damit sendet die DGTHG nicht nur ein deutli-ches Zeichen an die Assistenten in Wei-terbildung, sondern auch an die Nachbar-disziplinen und betont den wichtigen Stel-lenwert der Integration des Nachwuchses in den klinischen und wissenschaftlichen Kontext der Fachgesellschaften.

Weiterbildung

Die Mitarbeit zur Verbesserung der Wei-terbildungssituation herzchirurgischer Assistenten in Deutschland ist ein zent-raler Arbeitsschwerpunkt des Jungen Fo-rums. Diese kurzfristig ändern zu wol-len, ist gerade in Deutschland aufgrund sehr unterschiedlicher klinischer Struk-turen sowie der komplizierten Entschei-dungshoheiten auf Bundes- und Länder-ebene nicht Ziel und Aufgabe des Jungen Forums. Jedoch gibt es eine Vielzahl von inner- und extraklinischen Bereichen, in-nerhalb derer die aktuelle Situation eva-luiert und bewertet sowie Weiterbildung verbessert werden kann. Diese sollen nachfolgend umrissen werden.

In Deutschland befinden sich nach Hochrechnungen der DGTHG etwa 650 herzchirurgische Assistenten in Weiter-bildung (Stand 2007, [1]). Davon legen et-wa 10% jährlich ihre Facharztprüfung ab (im Jahr 2011: 68, [2]). Diese Zahl ist in den vergangenen Jahren weitestgehend konstant geblieben (. Abb. 1). Die Zahl der berufstätigen Fachärzte ist von 648 in 2007 auf 812 in 2011 um 25% angestie-gen. Parallel dazu ist laut DGTHG-Leis-tungsstatistik ein leichter Rückgang der herzchirurgischen Eingriffe von 91.618 in 2007 auf 84.402 in 2011 zu verzeichnen [3]. Trotz der steigenden Zahl von Fachärzten und des relativ konstanten Niveaus der Operationszahlen ist die Weiterbildungs-situation für viele Assistenten unbefriedi-gend. Gründe sind die überdurchschnitt-lich lange tatsächliche Weiterbildungs-dauer (Stand 2007: 9±3,2 Jahre), fehlen-de einheitliche theoretische und prakti-sche Weiterbildungsstandards sowie un-zureichende Operationsmöglichkeiten und außerklinische Weiterbildungsange-bote [1]. Trotz verschiedener Assistenten-befragungen, Vorschlägen und Empfeh-lungen der Kommission für Nachwuchs-förderung sowie Weiter- und Fortbildung in Form eines Weiterbildungscurricu-lums Herzchirurgie, das zur Verbesserung der Weiterbildungssituation in Deutsch-land beitragen sollte, bleibt eine Vielzahl der Probleme ungelöst [4]. Daraus lässt sich ableiten, dass ein Großteil der von den Assistenten angesprochenen Proble-me struktureller Natur ist. Vielerorts lässt sich der Klinikbetrieb ohne eine höhe-

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011Jahr

90

80

70

60

50

40

30

20

10

0

Anz

ahl (

n) n

euer

Fac

harz

tane

rken

nung

en

MW 66,662

69

56

6469 71

74

68

9

15 6

9 813

15

GesamtWeiblich

Abb. 1 9 Anzahl (n) der Facharztanerken-nungen im Fach Herz-chirurgie von 2004–2011. MW Mittelwert. (Mit freundlicher Ge-nehmigung der Bun-desärztekammer [2])

266 |  Zeitschrift für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie 4 · 2013

Karriere und Perspektiven

Page 3: Junges Forum der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie e. V.; Young forum of the German Society for Thoracic and Cardiovascular Surgery;

re Zahl herzchirurgischer Assistenten, als tatsächlich später benötigt sowie ausgebil-det werden können, nicht aufrechterhal-ten. Untersuchungen, die den tatsächli-chen Bedarf an Fachärzten für das Fach-gebiet Herzchirurgie, gemessen an dem notwendigen medizinischen (chirurgi-schen) Versorgungsbedarf, sowie den da-raus resultierenden Bedarf an herzchirur-gischen Assistenten in Deutschland abbil-den, liegen derzeit nicht vor. Es lässt sich jedoch vermuten, dass es hier eine erheb-liche Diskrepanz gibt, die sich insbeson-dere in der verlängerten Weiterbildungs-zeit und fehlenden beruflichen Perspekti-ven niederschlägt. Hier müssen zukünf-tig gemeinsame Anstrengungen in Form von Untersuchungen erfolgen, damit der Arbeitsweg vieler Assistenzärzte nicht in einer beruflichen Sackgasse endet. Hier möchte das Junge Forum v. a. die Arbeit der Fachgesellschaft als auch der Zentren unterstützen und bei der Entwicklung neuer Konzepte helfen.

Es versteht sich von selbst, dass Wei-terbildung auch in der primären eige-nen Verantwortung der Assistenten liegt. Selbststudium, Literaturrecherche oder selbst organisierte „wet labs“ zur Erlan-gung der theoretischen und praktischen Fertigkeiten gehören zu den Grundvo-raussetzungen auf dem Weg zum Fach-arzt für Herzchirurgie. Nichtsdestotrotz ist hier eine Verbesserung der Rahmen-bedingungen für die Weiterbildung der Assistenten gewünscht. Dazu zählt ein transparentes und den medizinischen Entwicklungen angepasstes Weiterbil-dungscurriculum, das sich an die jewei-ligen unterschiedlichen Rahmenbedin-gungen der Zentren adaptieren lässt. Da-rüber hi naus sollte ein Ausbau der theore-tischen und praktischen Weiterbildungs-angebote im Hinblick auf die steigenden interdisziplinären Herausforderungen in der Zusammenarbeit mit der Kardio-logie (u. a. „ heart team“), die Weiterent-wicklung der kardiovaskulären Bildge-bung und der stetig wachsenden Bereiche der kardiochirurgischen Intensivmedizin durch die Fachgesellschaft erfolgen. Hier schließt sich das Junge Forum ausdrück-lich dem Vorschlag der Kommission für Nachwuchsförderung sowie Weiter- und Fortbildung an, die bereits 2007 ein mo-

dulares Kursangebot, begleitend zur Wei-terbildung, vorgeschlagen hat.

Im Hinblick auf die in den kommen-den Jahren anstehende Neuentwicklung der Muster-Weiterbildungsordnung steht das Fach Herzchirurgie vor einer großen und die Weiterbildung in der Herzchirur-gie längerfristig prägenden Herausforde-rung. Nach den Vorstellungen der Bun-desärztekammer soll eine modulare und kompetenzbasierte Weiterbildungsord-nung etabliert werden. Dabei sind v. a. auch interdisziplinäre Weiterbildungs-module gewünscht. Dem Jungen Forum ist es dabei besonders wichtig, die in an-deren chirurgischen Disziplinen gängi-ge Skalierung von operativen Eingriffen innerhalb der Weiterbildung zum Herz-chirurgen zu etablieren. Diese kann z. B. durch die nominelle Festlegung der prak-tischen Durchführung bestimmter opera-

tiver Prozeduren erfolgen [z. B. A.-mam-maria-interna(IMA)-Präparation, dista-le Anastomosen]. Dies könnte den Druck der zwingend notwendigen Durchfüh-rung operativer Eingriffe mit der Herz-Lungen-Maschine nehmen und Ausbil-dern mehr Flexibilität in der Planung der Weiterbildung für den einzelnen Assisten-ten geben.

Zusammenfassend möchte sich das Junge Forum für folgende Punkte einset-zen:F  Bestimmung des tatsächlichen Be-

darfs herzchirurgischer Assistenten, die sowohl ausgebildet werden kön-nen als auch eine berufliche Perspek-tive haben werden,

F  Handlungsempfehlung der DGTHG zur Weiterbildung zum Facharzt für Herzchirurgie,

Zusammenfassung · Abstract

Z Herz- Thorax- Gefäßchir 2013 · 27:265–270 DOI 10.1007/s00398-013-1006-2© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013

T. Noack · A.L. Poetini · F.A. Kari · F. Emrich · M. Lühr · S. Schwill · E. Kuhn · O. Heyn ·  Junges Forum der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie

Junges Forum der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie e. V. Zwischen Idee und Realität

ZusammenfassungDas Junge Forum wurde auf der 41. Jahres-tagung der Deutschen Gesellschaft für Tho-rax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) in Freiburg durch 20 Assistenten der Herzchir-urgie aus 14 verschiedenen Kliniken gegrün-det. Das Forum will die Interessen junger Kol-legen in der Fachgesellschaft vertreten und als Bindeglied zwischen den Gremien der DGTHG, Assistenten und Studenten fungie-ren. Konkret möchten die Mitglieder mit die-sem Forum Ideen und Anregungen zur Ver-

besserung der außer- sowie innerklinischen Weiterbildung erarbeiten, den klinischen und wissenschaftlichen Austausch zwischen As-sistenten fördern, die Vereinbarkeit von Fa-milie und Beruf vorantreiben sowie nationale und internationale Kooperationen aufbauen.

SchlüsselwörterHerzchirurgie · Medizinische Fachgesellschaften · Ausbildung, medizinische · Weiterbildung · Karriere

Young forum of the German Society for Thoracic and Cardiovascular Surgery. Between ideas and reality

AbstractThe Young Forum of the German Society for Thoracic and Cardiovascular Surgery (GST-CVS) was founded during the 41st annu-al meeting of the German Society for Tho-racic and Cardiovascular Surgery in Freiburg in 2012. The idea was to establish a stronger representation of the needs and problems of young colleagues within the GSTCVS and to improve the communication between res-idents, students and representatives of the GSTCVS. The aims are to improve residency programs in Germany in general and in par-

ticular, to improve the clinical and scientif-ic exchange of residents in Germany, Europe and foreign countries. Attempts will also be made to find solutions that could lead to a better work-life balance in cardiothoracic sur-gery and therefore make this field more at-tractive for young physicians.

KeywordsSurgery, heart · Societies, medical · Education, medical · Medical residency · Career

267Zeitschrift für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie 4 · 2013  | 

Page 4: Junges Forum der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie e. V.; Young forum of the German Society for Thoracic and Cardiovascular Surgery;

F  Verkürzung der tatsächlichen Weiter-bildungsdauer auf ≤7 Jahre,

F  interdisziplinäres modulares Kursan-gebot begleitend zur Weiterbildung entsprechend dem Weiterbildungs-stand (Junior, Medium, Senior, Fach-arztreife),

F  Skalierung der operativen Eingriffe in der Muster-Weiterbildungsordnung (offizielle Anrechnung von partiell durchgeführten Eingriffen) und

F  verbesserte Integration ausländischer Assistenten in die herzchirurgische Weiterbildung.

Weiterbildungsinhalte und -zeit sowie be-rufliche Perspektiven sind unter Studen-ten ernst zu nehmende Entscheidungs-faktoren für oder gegen das Berufsbild des Herzchirurgen [5]. Der Attraktivitäts-verlust und das mangelnde Interesse am Fach Herzchirurgie unter den Studenten wird v. a. anhand des Rückgangs der Zahl qualitativ hochwertiger Bewerber deut-lich. In der Fachgesellschaft muss verstan-den werden, dass ein Wettbewerb um den medizinischen Nachwuchs in Deutsch-land besteht. In dieser Hinsicht sollte in Zukunft insbesondere die interdisziplinä-re Attraktivität des Fachs, die täglich im Klinikalltag deutlich wird, kombiniert mit einem attraktiven und realisierbaren Wei-terbildungskonzept in den Fokus der Dis-kussion gerückt werden. Dabei möchte das Junge Forum helfen.

Aufwertung der Assistentensprecher

Durch die Etablierung des Jungen Forums wird den Assistentensprechern eine Auf-wertung ihrer Tätigkeit zuteil. Diese be-steht primär darin, als Mittler zwischen den Assistenten in den Kliniken und dem Jungen Forum zu fungieren. Damit wird den Assistenten die Möglichkeit gege-ben, sich in aktuelle Diskussionen ein-zubringen. Die Assistentensprecher er-halten mehrmals jährlich einen Newslet-ter des Jungen Forums, der als Grundla-ge gemeinsamer Gespräche genutzt wer-den kann. Darüber hinaus übernimmt das Junge Forum die jährliche Aktuali-sierung der Assistentensprecherliste al-ler herzchir urgischen Abteilungen in

Deutschland und stellt diese den Gremien der DGTHG zur Verfügung.

Nationale und internationale Kooperationen

Das Junge Forum hat bereits die vergan-genen Monate dazu genutzt, disziplinä-re und interdisziplinäre sowie nationa-le und internationale Kooperationen auf Assistentenebene aufzubauen. So ist das Junge Forum Gründungsmitglied der Arbeitsgemeinschaft (AG) Junge Chirur-gen der Deutschen Gesellschaft für Chir-urgie (DGCH). Diese vereint verschiede-ne Nachwuchsforen aus 11 chirurgischen Nachbardisziplinen. In den gemeinsamen Gesprächen wurde deutlich, dass Weiter-bildung, Nachwuchsmangel sowie Ver-einbarkeit von Familie und Beruf nicht nur Themen innerhalb der Herzchirur-gie, sondern auch primäre Arbeitsschwer-punkte in benachbarten chirurgischen Disziplinen sind. Ein Schwerpunkt dieser Arbeit ist die Entwicklung neuer Konzep-te zur Vereinbarkeit von Familie und Be-ruf in der Chirurgie. Besonders vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Verände-rungen ist hier in Zukunft ein Umden-ken gefordert. Eine weitere wichtige Zu-sammenarbeit wird derzeit mit der AG 38 German Chapter of Young Cardiologists aufgebaut, dem Pendant des Jungen Fo-rums in der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK). Inhalt dieser Zusam-menarbeit ist der interdisziplinäre Aus-tausch gemeinsamer klinischer Erfahrun-gen im Hinblick auf das Heart-team-Kon-zept und deren Bedeutung für die Weiter-bildung. Dafür sind gemeinsame Sitzun-gen während der jeweiligen wissenschaft-lichen Jahrestagungen ab 2014 geplant. Eine weitere erfreuliche Entwicklung be-steht in der beginnenden transkontinen-talen Zusammenarbeit mit der Thoracic Surgery Resident Association (TSRA). Hervorzuheben ist hier, dass die initiale Anfrage einer Kooperation vonseiten der TSRA an die DGTHG erfolgte. Von dieser Zusammenarbeit kann das Junge Forum insbesondere bezüglich der langjährigen Erfahrung der TSRA als Assistentenver-tretung profitieren.

Aktuelle Projekte

Nachdem im vergangenen Jahr die Etab-lierung handlungsfähiger Strukturen so-wie erste kleinere Projekte wie die Mit-arbeit beim Students‘ und Residents‘ Day während der DGTHG-Jahrestagung und die Mitarbeit an den Weiterbildungsqua-litätskriterien im Fokus standen, soll 2013 die inhaltliche Arbeit ausgebaut werden. Dazu zählen die Durchführung einer ers-ten Assistentenbefragung seit dem Jahr 2007, eine Abteilungsleiterbefragung zum tatsächlichen Bedarf des herzchirurgi-schen Nachwuchses und eine Studenten-befragung über die Entscheidungskrite-rien für oder gegen das Fach Herzchirur-gie. Die Befragungen sollen in enger Ab-stimmung mit der Kommission für Nach-wuchsförderung sowie Weiter- und Fort-bildung der DGTHG erfolgen. Inhaltlich werden die Vorhaben durch die Beratung des Instituts für Soziologie der Universi-tät Leipzig unterstützt. Des Weiteren wird sich das Junge Forum aktiv an der Neuge-staltung der Muster-Weiterbildungsord-nung für den Fachbereich beteiligen.

Fazit

F  Motivierte Assistenten können einen essenziellen Beitrag zum Bestehen sowie zur Weiterentwicklung des Fachbereichs und aller deutschen Zentren leisten.

F  Die rasche Etablierung des Jungen Fo-rums innerhalb der DGTHG bekräf-tigt die Notwendigkeit einer Assisten-tenvertretung und ist Motivation, mit den Erwartungen verantwortungsvoll umzugehen.

F  Unter dem Motto „Zwischen Anspruch und Realität liegt das Tun“ gibt das Junge Forum Assistenten die Mög-lichkeiten, an diesem Diskurs aktiv teilzunehmen.

Das Junge Forum freut sich über Ideen, Meinungen und Anregungen:  [email protected]  Homepage:  www.dgthg.de/junges_forum

268 |  Zeitschrift für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie 4 · 2013

Karriere und Perspektiven

Page 5: Junges Forum der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie e. V.; Young forum of the German Society for Thoracic and Cardiovascular Surgery;

Korrespondenzadresse

Dr. T. NoackKlinik für Herzchirurgie, Herzzentrum Leipzig, Universität LeipzigStrümpellstr. 39, 04289 [email protected]

Dr. Thilo Noack ist derzeitiger Sprecher des Jungen Fo-rums der DGTHG. Er studierte Humanmedizin an der Freien Universität Berlin und Charité – Universitätsme-dizin Berlin. Seit 2009 ist er als Assistenzarzt für Herz-chirurgie in der Klinik für Herzchirurgie des Herzzent-rums Leipzig tätig.

Interessenkonflikt. Der korrespondierende Autor gibt für sich und seine Koautoren an, dass kein Interes-senkonflikt besteht.

Literatur

1. Görler H, Hagl C, Hoffmeier A (2008) Fazit der Nachwuchsumfrage 2007: Weiterbildung verbes-sern – Zukunftsperspektiven schaffen! Z Herz Tho-rax Gefäßchir 22:170–176

2. Bundesärztekammer (2012) Ärztestatistik 2011. http://www.bundesaerztekammer.de/page.asp?his=0.3.10275

3. Funkat AK, Beckmann A, Lewandowski J et al (2012) Cardiac surgery in Germany during 2011: a report on behalf of the German Society for Thora-cic and Cardiovascular Surgery. Thorac Cardiovasc Surg 60:371–382

4. Görler H, Hagl C, Harringer W, Hoffmeier A (2009) Weiterbildungscurriculum Herzchirurgie. Z Herz Thorax Gefäßchir 177–181

5. Sood V, Reddy RM (2012) An analysis of preclini-cal students‘ perceptions of cardiothoracic surgical procedures. Ann Thorac Surg 94:800–805

Wissenschaftspreise zum Thema Bluthochdruck ausgeschriebenDeutsche Hochdruckliga fördert wis-senschaftliche Original- und Promo-tionsarbeiten

Mit dem „Dieter-Klaus-Förderpreis“ für die

Hochdruckforschung zeichnet die Deutsche

Hochdruckliga (DHL®) Arbeiten auf dem Ge-

biet der experimentellen, der klinischen oder

der epidemiologischen Hochdruckforschung

aus. Bewerben können sich Wissenschaftler/

innen aus Europa bis zum vollendeten 40.

Lebensjahr.

Der „Forschungspreis Dr. Adalbert Buding“

richtet sich an Ärztinnen und Ärzte aus dem

deutschsprachigen Raum, die neue Erkennt-

nisse zu Bluthochdruck entwickelt haben.

Auch sie sollten nicht älter als 40 Jahre sein.

Für den „Promotionspreis“ können sich junge

Wissenschaftler/innen mit ihrer aktuellen

Promotionsarbeit bewerben. Die Arbeit sollte

bereits von der Prüfungskommission der

Heimatuniversität als Promotionsleistung

angenommen und mit „summa cum laude“

oder „magna cum laude“ ausgezeichnet sein.

Erwünscht ist eine (Teil-)Publikation in einer

wissenschaftlichen Zeitschrift.

Außerdem verleiht die DHL® einen Förder-

preis für Forschungsprojekte im Themenfeld

Sport, nicht-medikamentöse Therapie und

Hypertonie. Preiswürdig sind auch Initiativen,

Projekte und Aktivitäten von Institutionen im

Gesundheitswesen, etwa Selbsthilfegruppen,

innovative Therapiekonzepte oder Aufklä-

rungskampagnen.

Einzureichen sind die Unterlagen bis zum 15.

Oktober 2013 in der Geschäftsstelle der DHL®,

Berliner Straße 46, 69120 Heidelberg.

Quelle: Deutsche Hochdruckliga e.V.,

www.hochdruckliga.de

Fachnachrichten

Neue Erkenntnisse zum Mecha-nismus der Blutgerinnung

Wissenschaftlern der Universitätsmedizin

Mannheim ist es erstmals gelungen, die

postulierten physikalischen Mechanismen

der initialen Blutgerinnung experimentell,

mithilfe eines künstlich nachgebildeten Blut-

gefäßsystems, nachzuvollziehen.

Es geht um den ersten Schritt der Blutge-

rinnung beim Wundverschluss und darüber

hinaus um den Mechanismus, der dafür sorgt,

dass es selbst unter höchsten Flussgeschwin-

digkeiten ausschließlich zum Verschluss der

Wunde und nicht zu einem Gefäßverschluss

kommt. Die Mannheimer Wissenschaftler

konnten bestätigen, dass es sich dabei um

eine reversible Polymer-Kolloid-Interaktion

handelt, die durch hohe Scherkräfte induziert

wird.

Die erfolgreiche Aufklärung dieses Mechanis-

mus sollte dazu beitragen, die Diagnostik

und Therapie von Blutgerinnungsstörungen,

Thrombosen und Schlaganfällen zu verbes-

sern. Nur die gemeinsame interdisziplinäre,

physikalisch-biomedizinische Forschung mit

anderen Wissenschaftlern konnte dieses Pro-

jekt zum Erfolg führen.

Literatur: Chen H, Fallah MA, Huck V et al

(2013) Blood-clotting-inspired reversible po-

lymer-colloid composite assembly in flow. Nat

Commun doi: 10.1038/ncomms2326

Quelle: Universitätsmedizin Mannheim,

www.umm.de

269Zeitschrift für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie 4 · 2013  | 

Page 6: Junges Forum der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie e. V.; Young forum of the German Society for Thoracic and Cardiovascular Surgery;