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Kaum wird das volK ein bisschen aufmupfig, ist Krieg ...

hohe auflÖsung Ein aktuelles Stück aus der Ukraine von Dmytro TernvoyiDeutsch von Lydia NagelSiegerstück des internationalen Dramenwettbewerbs „Über Grenzen sprechen“ 2012

premiere 9.6.14 studioAufführungsdauer ca. 1 ½ Stunden, keine PauseDie Aufführungsrechte liegen beim Autor

Der erste Stein / Jelena / Weinglas / Der wichtige Stempel florentine KrafftDer vierte Stein / Andrej / Teekanne / Zweite Mappe ralf wegnerDer dritte Stein / Nachbarin / Olga Iwanowna / Karaffe / Erste Mappe ute baggerÖhrDer zweite Stein / Offizier / Tasse / Der allerwichtigste Stempel michel brandtDer fünfte Stein / Wali / Lew Borisowitsch / Projektil franK wiegard

Regie mina salehpour Bühne Jorge enrique caroKostüme maria andersKiDramaturgie michael gmaJ

Kaum wird das volK ein bisschen aufmupfig, ist Krieg ...

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Regieassistenz mathias hannus Bühnenbildassistenz sandra denningmann Kostümassistenz stefanie hofmann Soufflage angela pfützenreuter Regiehos-pitanz marcel bohn Dramaturgiehospitanz anniKa gralKe

Technische Direktion harald fasslrinner, ralf haslinger Technische Leitung maiK frÖhlich Bühne / Licht / Ton tobias becKer, ernst hollemeyer, sebas-tian huber, miKe Krause-bergmann, stephan mauritz, max mÖrmann, peter peregovits, urban schmelzle Leiter der Beleuchtung stefan woinKe Lei-ter der Tonabteilung stefan raebel Leiter der Requisite wolfgang feger Werkstät-tenleiter guido schneitz Malsaalvorstand dieter moser Leiter der Theaterplastiker ladislaus zaban Schreinerei rouven bitsch Schlosserei mario weimar Polster- und Dekoabteilung ute wienberg Kostümdirektorin doris hersmann Gewandmeister/in Herren petra annette schreiber, robert harter Gewandmeisterinnen Damen tatJana graf, Karin wÖrner, annette gropp Waffenmeister michael pao-lone, harald heusinger Schuhmacherei thomas mahler, barbara Kistner Modisterei diana ferrara, Jeanette hardy Chefmaskenbildner raimund oster-tag Maske Kathleen hehne

Wir machen darauf aufmerksam, dass Ton- und/oder Bildaufnahmen unserer Aufführungen durch jede Art elektronischer Geräte strikt untersagt sind.

In Kooperation mit dem internationalen Dramenwettbewerb „Über Grenzen sprechen“

wir danKenEventfloristik für die Blumen zur Premiere

Florentine Krafft, Frank Wiegard Folgeseiten Ute Baggeröhr, Florentine Krafft, Michel Brandt, Ralf Wegner, Frank Wiegard

was für ein wunderbares leben! was fur ein schrecKlicher tod!

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prolog

Auf dem Majdan in Kiew. Pflastersteine. Sie debattieren darüber, dass gerade viele Menschen auf ihnen rumtrampeln. Ein klei-ner Stein will und kann nicht mehr durch-halten, da am Tag zuvor ein Stückchen von ihm weggebrochen ist. Die anderen reden auf ihn ein, dass er durchhalten muss. Die einzige Aufgabe die die Steine haben, ist es ruhig dazuliegen. Er wird gewarnt, dass jeder, der nicht ruhig bleibt ein Abtrünniger ist und aus der Familie verstoßen werden kann. Damit der kleine Stein lernt sich ab-zuschotten, erzählt der Älteste allen eine Legende aus den Tagen, als alle Steine Teil des Berges waren. Einer der Steine lag da und schaute in die Sonne, bis ihm die Idee kam, zu ihr hochzufliegen, um herauszufin-den, warum sie so heiß ist. Er baute Flügel aus Vogelfedern und Baumharz. Als sie fertig waren, flog er los und näherte sich zu sehr der Sonne. Das Harz schmolz, er stürzte ab. Diese Geschichte soll alle Stei-

ne an ihr oberstes Gesetz erinnern: Es gibt nichts Interessanteres als ruhig dazulie-gen. Der kleine Stein kommt auf die Idee, fliegen zu wollen. Er hält die Schmerzen nicht mehr aus, die die auf ihm trampeln-den Menschen zufügen. Grund genug für die Anderen, ein Gericht einzuberufen und ihn prompt für seine ketzerischen Ideen und Wünsche zu verbannen. Der Stein wird hochgenommen und fliegt los…

erste szene. ungebetene gäste

Jelena, eine junge Frau, wartet in ihrer Wohnung, die direkt am Majdan liegt, auf ihren Mann, den jungen Violinisten Andrej. Auf den Straßen und vor allem auf dem Platz ist der Höhepunkt der Proteste erreicht. Niemand weiß, wie sich die Lage weiter entwickeln wird. Jelena bangt um ihren Mann, befürchtet, dass ihm auf der Straße etwas zugestoßen ist, ruft seine Eltern und Freunde an. Plötzlich klingelt es

zum inhalt

ungebetene

gäste

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an der Tür. Herein stürmt ein dunkelhäuti-ger Mann, ein illegaler Flüchtling, der nur gebrochen Russisch spricht. Erschrocken entdeckt Jelena, dass er eine Waffe bei sich hat. Als es erneut klingelt, versteckt er sich unterm Bett. Diesmal ist es die Nachbarin Margarita Tichonowna. Sie drängelt sich rein, berichtet von den neu-esten Geschehnissen auf dem Platz und davon, dass die Miliz illegale Migranten sucht, statt sich um die eigentlichen Prob-leme der Protestierenden zu kümmern. Die beiden beklagen die unfähigen Politiker. Die Nachbarin hat Angst vor Andrej; als es erneut an der Tür klingelt, versteckt sie sich vor ihm im Schrank.

Es ist jedoch ein Offizier, der die Bewohner des Hauses nach verdächtigen Vorkomm-nissen befragt. Die Miliz hat den Illegalen aus den Augen verloren, als er in das Haus geflüchtet ist. Jelena versucht, den Offizier aus der Wohnung zu vertreiben, doch als sie bei einem Telefonat durchblicken läßt, dass sie mehr weiß als sie sollte, nimmt er sie ins Kreuzverhör. Er gesteht ihr, dass die Miliz nicht wirklich nach Illegalen sucht, sondern die Wohnungen auf ihren strategi-schen Nutzen hin prüft. Es klingelt wieder, diesmal ist es Andrej, der gerade aus dem Konsulat kommt, wo er sich schon seit Monaten um ein Schengen-Visum bemüht. Andrej hat eine Einladung aus dem euro-päischen Raum, um 15 Konzerte zu spielen, die aber nur zustande kommen, wenn er dieses Visum erhält. Wegen der ange-spannten Lage im Land will das Paar die Möglichkeit nutzen, sich in Sicherheit zu bringen. Der Offizier verlässt die Wohnung, nicht ohne auszudrücken, dass er sich auf ein Wiedersehen freut.

Jelena versucht nun Andrej abzulenken, damit die Nachbarin und der Illegale

aus der Wohnung flüchten können. Der Nachbarin gelingt die Flucht, als aber der Migrant versucht zur Tür zu kommen, geht ein Schuss los. Andrej, ganz eifersüchtiger Ehemann, erschrickt nicht nur, sondern macht Jelena Vorwürfe, wie sie diesen Mann nur in der gemeinsamen Wohnung hat verstecken können. Der Illegale Flüchtling, der nun seinen Namen verrät, er heißt Wali, wird behelfsmäßig verarztet und bleibt erst mal in der Wohnung. Andrej macht sich wieder auf den Weg um das Visum zu bekommen, vergisst dabei aber nicht, Walis Waffe mitzunehmen.

zweite szene. im esszimmer.

Ort ist die Wohnung der Mutter von An-drej, Anna Sergejewna. Auf dem Esstisch steht Geschirr: ein Weinglas, eine Karaffe, eine Tasse, eine Untertasse und eine Tee-kanne. Die einzelnen Gegenstände debat-tieren über ihr schönes Leben bei Andrejs Mutter, flüchten sich in ihre begrenzte kleine Welt in der Provinz und in die Seri-en, die sie zusammen mit ihr im Fernsehen mitverfolgen. Nach und nach kommt raus, dass bereits Geschirr zertrümmert worden ist, nach einem Streit zwischen Anna und ihrem Mann Lew Borisowitsch. Die Tee-kanne ist die einzige, die sich der Gefahr des heutigen Tages bewusst ist, da es ge-rade kürzlich wieder einen Streit zwischen den beiden gab. Lew, Journalist von Beruf, ist unterwegs zu einem Interview mit einer wichtigen Leiterin einer Softdrink-Firma. Er besäuft sich regelmäßig aus der Frust-ration heraus, nicht mehr frei für die Pres-se schreiben zu können. Kurz vorgestellt wird auch der Rest der Familie, von der ein Teil in Kanada lebt, von wo aus es leichter zu reisen ist, sogar Europa erreiche man von dort aus einfacher. Das Telefon klin-

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gelt; als keiner es abnimmt, wird sich auch der Rest des Geschirrs bewusst, dass es sich in höchster Gefahr befindet. Anna Sergejewna packt es zusammen mit dem Tischtuch – es stürzt zu Boden.

dritte szene. ein interview, das nicht stattgefunden hat

Im Büro von Olga Iwanowna, der Direkto-rin einer Softdrink-Firma. Der Journalist Lew Borisowitsch ist gerade angekommen und will ein Interview beginnen. Olga wei-gert sich jedoch und schenkt ihm unent-wegt Tee ein, dem Wodka untergemischt ist. Lew gibt klein bei und bietet an, seinen Notizblock wegzulegen und das Aufnah-megerät auszuschalten. Doch erst als er nicht mehr zurechnungsfähig ist, beginnt Olga zu erzählen.

Es sei noch nie so schlimm wie jetzt gewesen. Die Firma würde regelrecht von der Regierung ausgeraubt werden. Der Staat erstattet die Umsatzsteuer für den Export nicht mehr, obwohl es Gesetz ist. Olga Iwanowna ist vor Gericht gegangen, hat mehrere Prozesse gegen den Staat ge-wonnen, und trotzdem wird der Betrag von fünf Millionen nicht zurückerstattet. Da die Staatskasse keine Mittel hat, werden zu-dem Vorsteuern eingetrieben. Der Betrieb zahlt jetzt schon die Gewinnsteuern für ein Quartal im Voraus. Wenn man sich weigert zu zahlen, hat man die Steuerprüfer im Haus. Wer an die Öffentlichkeit geht, wird gebrandmarkt, und kriegt die ganze Macht des korrupten Staates zu spüren. Stattdes-sen ist bei Olga ein vermeintlicher Mitar-beiter der Steuerbehörde aufgetaucht und hat ihr angeboten bei der Rückerstattung behilflich zu sein, für 30% des Betrages. Ab hundert Millionen und wenn sie es mit

„denen da ganz oben“ regelt, wären auch 10% denkbar. Als einzige Hoffnung bleiben beiden nur noch die Demonstranten auf der Straße und trotzdem befürchten sie, dass die Proteste auch diesmal im Sande verlaufen werden und sich nichts verän-dert.

vierte szene. ein schengen-visum

Im Konsulat eines europäischen Staates. Zwei Mappen, in der einen ist eine Waffe versteckt, warten darauf, an die Reihe zu kommen. Die erste Mappe gehört der Chorleiterin des Jungenchors „Nachti-gall“. Der wichtige Stempel empfängt die Mappen. Sehr genau und mit vorbildlichem Beamtentum werden die Anträge aller Chormitglieder geprüft. Doch plötzlich taucht ein Fehler auf. Eines der Chor-mitglieder hat einen Antrag nicht unter-schrieben und muss selbst nochmal beim Konsulat vorsprechen, was die Reisepla-nung verzögert. Zudem wird deutlich, dass der Chor nur ein Gruppenvisum erhält, was die Mitglieder dazu zwingt ständig gemein-sam als Gruppe unterwegs zu sein. So kann sich niemand einzeln etwas anschau-en oder Familienmitglieder in anderen Städten besuchen. Nachdem die Chorlei-terin sich erneut für eine Lösung einsetzt und sich der allerwichtigste Stempel der Sache annimmt, werden allen Mitgliedern Einzelvisa ausgestellt.

Als nächstes kommt die zweite Mappe an die Reihe, Andrejs Mappe, deren Un-terlagen diesmal überraschenderweise ohne Probleme angenommen werden. Die Waffe, die in der Mappe versteckt ist, hält es aber nicht aus, sich ruhig zu verhalten und beginnt plötzlich im Konsulat, wild um sich zu schießen.

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fünfte szene. ein unschöner tod

Jelena und Andrej sind wieder in ih-rer Wohnung. Eigentlich froh, die Visa erhalten zu haben, zweifelt Andrej, ob er wirklich ausreisen will. Die Demonstranten auf dem Platz haben ihn beeindruckt und berührt. Er überlegt, ob er für sie spielen soll. Der Illegale Wali liegt weiter versteckt in der Wohnung.

Es klingelt erneut, wieder steht der Offizier vor der Tür. Andrej soll für eine Aussage machen, in einer Wohnung ein paar Stockwerke weiter unten im Haus. Er vermutet nichts Schlimmes und koope-riert. Der Offizier verriegelt jedoch die Tür zur Wohnung, nachdem Andrej abgeführt wurde. Jelena wird unsicher, da präsen-tiert ihr der Offizier ein Dokument über die Requirierung ihrer Wohnung. Der Staat hat sie sich angeeignet für die Operation, die diese Nacht stattfinden wird. Überall rund um den Majdan werden Scharfschützen platziert. Die Koordination des Einsatzes findet in der Wohnung von Jelena und

Andrej statt, deren Fenster als einziges im Haus auf den Majdan ausgerichtet ist. Doch nicht nur das, der Offizier will seine kurze Allmacht nutzen und Jelena zu Sex zwingen. Als er sich ihr nähert und sie zu vergewaltigen versucht, wacht Wali auf und schlägt den Offizier nieder. Jelena wird sich bewusst, über welche wichtigen Informationen sie verfügt, und ruft Lew Borisowitsch, Andrejs Vater, an. Er soll so schnell wie möglich alle Botschaften darüber informieren, dass auf dem Majdan in Kürze scharf geschossen wird. Auch ihre Freunde auf der Straße ruft sie an um sie zu warnen. Als sie ans Fenster geht und zu den Demonstranten brüllt, sie sollen verschwinden, bemerkt sie keiner. Aus Verzweiflung greift sie zur Waffe des bewusstlosen Offiziers und gibt Warn-schüsse in die Luft ab.

Kurz darauf fliegt wieder der kleine Stein und trifft Jelena am Kopf, die tot zu Boden stürzt. Die Steine schließen das Stück mit den Worten: „Was für ein wunderbares Leben. Was für ein schrecklicher Tod.“

darf ich Jetzt endlich schiessen?

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Hohe Auflösung oder im Original „Deta-lizacja“ wurde von Dmytro Ternovyi 2012 verfasst, ein Jahr vor dem Ausbruch neu-er Demonstrationen auf dem Majdan in Kiew. Es sah die Entwicklungen auf dem Platz, mit der Requirierung von umliegen-den Wohnungen und dem Platzieren von Scharfschützen um den Majdan, geradezu prophetisch voraus.

Ternovyi schrieb das Stück unter dem Eindruck der orangenen Revolution und als Kommentar auf die korrupte Regierung unter dem Präsidenten Janukowytsch. Während der Vorbereitungsphase der Uraufführung brachen im November 2013 erneute Demonstrationen aus, nachdem das geplante Assoziierungsabkomen mit der EU nicht unterzeichnet worden war. Ihren traurigen Höhepunkt fanden die Pro-teste in Kämpfen inmitten des Zentrums von Kiew, Ende Februar. Hohe Auflösung beleuchtet das Lebensgefühl der Ukrainer inmitten der Krise, fragt nach den Mög-

lichkeiten des Einzelnen, wenn rund um ihn seine gewohnte Lebenswelt zusammen-bricht. Ist Flucht die Lösung – oder politi-scher Aktivismus, Rückzug in Privatismus oder der Kampf mit erhobener Faust?

Das Stück ist ein Künstlerdrama, das vor dem Hintergrund ukrainischer Zeitge-schichte ganz unterschiedliche Themen wie Politik, Familie und illegale Einwande-rung miteinander verschränkt und dabei eine ästhetisch einzigartige szenische Phantasie entwickelt. Die Themen werden mit viel schwarzem Humor abgehandelt. Ort der Handlung ist dabei vor allem die Wohnung des Musikers Andrej, deren Fenster direkt auf den Majdan, den Platz der Unabhängigkeit in Kiew, ausgerichtet sind. Während der Dauer des gesamten Stücks finden im Hintergrund politische Demonstrationen statt, deren Entwick-lungen auch durch Nachrichtensprecher in das Bühnengeschehen hineingetragen werden. Während die Figuren versuchen

zum stücK

Ute Baggeröhr

von dergeschichte

eingeholt

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den Umsturz zu verneinen oder ihm zu entkommen, dringt er schon längst durch die Ritzen der Wohnung. Ein Leben im dau-ernden Ausnahmezustand wird porträtiert. Besonders skurril sind dabei unerwartete Einschübe mit zum Leben erweckten Ob-jekten. Es sind u. a. Tasse, Teekanne und Karaffe, die mit Eskapismus versuchen, der Revolution auf der Straße beizukommen. Eine geradezu kafkaeske Note nimmt das Stück an, wenn in einer späteren Szene „die erste Mappe“ und „der wichtige Stempel“ miteinander um Ausreisege-nehmigungen debattieren. Hier wird aus der Kritik an einer korrupten Regierung, die Kritik an der Festung Europa, die allen Außenstehenden massive Steine in den Weg legt und aufwändige Beamtengänge verlangt, um eine Einreisegenehmigung in den Schengen-Raum zu erhalten.

Formal verwebt der Stücktext drei un-terschiedliche Stückformen ineinander: Boulevardkomödie in bester Volksthea-tertradition, politisches sowie surreales Theater. Die Verbindung dieser Formen erzeugt nicht nur ungewöhnliche Bilder, sondern schafft die Möglichkeit, die politi-sche Problematik der Ukraine auf zugleich humorvolle und ernsthafte Weise auf der Bühne zu erleben.

Hohe Auflösung gewann den Dramenwett-bewerb „Über Grenzen sprechen“ 2012. 55 Autoren aus der ganzen Ukraine nahmen daran teil. Der Wettbewerb wurde in al-len Landesteilen und allen literarischen Zentren präsentiert, das Interesse der Autoren an einer Mitwirkung war groß. Es war das 8. Mal, dass der Wettbewerb in einem osteuropäischen Land veranstaltet wurde. Das Siegerstück aus Rumänien, am falschen ort, wurde im Juni 2013 im STUDIO am STAATSTHEATER KARLSRUHE

uraufgeführt. Die bisherigen Austragun-gen in Mazedonien, Serbien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Albanien und Bul-garien regten eine große Zahl sprachlich kraftvoller Schriftsteller an: Einige Hun-dert Autorinnen und Autoren unterstützen gemeinsam mit 35 Partnerinstitutionen die von Dr. Christian Papke initiierte und vom österreichischen Außenministerium maßgeblich getragene Idee „Über Grenzen sprechen“, um die Situation der östlich von Österreich und Deutschland beheimateten Menschen besser kennenzulernen, und zwar über ihre zeitgenössischen Dramati-ker. Die wechselnde fünfköpfige internati-onale Jury unter dem Vorsitz von Dr. Papke bürgt jeweils mit ihrem Namen, dass das zeitgemäßeste Stück zum Thema „Über Grenzen sprechen“ und dem Lebensgefühl in Zeiten politischen Wandels unter den Einreichungen als Siegerstück ausgewählt wird. Die Jury für die Ukraine setzte sich aus folgenden Mitgliedern zusammen: Nel-ly Kornienko, Gründerin des weltweit an-erkannten „Les Kurbas Zentrum“ in Kiew; Klaus Kusenberg, Schauspieldirektor des Staatstheaters Nürnberg; Charles Ritter-band, Österreichischer Kulturkorrespon-dent bei der Neuen Zürcher Zeitung; Serhij Zhadan, einem der drei meist übersetzten ukrainischen Schriftsteller ins Deutsche, und Peter Spuhler, Generalintendant des STAATSTHEATERS KARLSRUHE.

Der Wettbewerb ist eine Einladung zu Gedankenaustausch, Dialog und Begeg-nung. Als solche hat er den Stellenwert als wichtigster Wettstreit seiner Art in Osteuropa erlangt. Er gibt Dramatikern die Möglichkeit, ihre kreative Ausdruckskraft im internationalen Raum zu präsentieren. Der Gewinn des Wettbewerbs garantiert die Uraufführung des Siegerstücks an ei-nem deutschsprachigen Theater.

Ralf Wegner, Ute Baggeröhr

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12. Januar 2013, wir sitzen in der Lobby des Hotel Ukraina auf einer Anhöhe direkt neben dem Maidan Nezalezhnosti, dem Platz der Unabhängigkeit in Kiew, und war-ten auf den Autor Dmytro Ternovyi. Wir, das sind die Regisseurin Mina Salehpour und Michael Gmaj, der Dramaturg. Nur ein paar Wochen später werden wir die Bilder dieser Lobby im Fernsehen und im Internet sehen, ein altsowjetisches Hotelfoyer um-funktioniert zu einer Sanitätsstation. Hier werden die angeschossenen Demonstran-ten verarztet, direkt an der Bar, an der wir jetzt unsere Tees und Colas bestellen, hier werden auch die Leichen der Toten vom Majdan gestapelt werden – von all dem ahnen wir noch nichts. Wir machen aus dieser Lobby einen Raum des freien Spre-chens, einen Raum der Kritik, einen Raum, in dem nicht nur Ternovyi, sondern auch weitere zeitgenössische ukrainische Auto-ren uns von ihrer Situation und der Unzu-friedenheit mit der derzeitigen Regierung erzählen; Janukowytsch ist noch an der

Macht. Die Krim gehört noch zur Ukraine.

Zwei Tage zuvor sind wir angekommen in Kiew, fahren vom Flughafen ins Herz der Stadt, die Nacht erhellt von hohen Stra-ßenlampen. Wir fahren an anonymen Plat-tenbauten und alten verfallenen Wohnhäu-sern vorbei. Wir passieren Absperrungen, die das Stadtzentrum abriegeln und das Parlament schützen sollen. Neben diesen Absperrungen stehen alte Busse, gefüllt mit jungen Milizionären, ausgestattet mit Schilden, Knüppeln und Schussaffen – das martialische Erscheinungsbild einer künfti-gen Krisenregion.

Direkt nach unserer Ankunft sind wir auf den Majdan, der nur fünf Gehminuten von unserem Hotel entfernt liegt. Mina Sa-lehpour hat von ihrem Hotelzimmer einen Blick auf den Platz, genauso wie die Prot-agonisten des Stücks, Jelena und Andrej, aus ihrer Wohnung. Die ganze Nacht hört sie das 24-Stunden-Programm, das von

zur inszenierung

freiheit, ein unglücK?

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freiheit, der Bühne auf dem Platz dargeboten wird; mit politischen Reden, viel Musik, manch-mal auch Tanz. Die Nacht ist erhellt von La-serstrahlen, digitalen Schriftzügen, Durch-halteparolen und den Lagerfeuern der Demonstranten. Auf Plakaten oder Fahnen stehen die Worte „Europa“ oder „Euroma-jdan“, sie stehen hier für Hoffnung. Als wir zum Platz heruntergehen, fallen uns zuerst die Barrikaden auf: aufgetürmte Sandsä-cke auf denen alte Möbel, Paletten und Holzreste gestapelt wurden, auf der Rück-seite abgesichert mit Holzverschlägen. Der Schnee, der auf die Barrikaden getürmt wurde, ist mittlerweile fast geschmolzen. Könnte das unsere Bühne werden? Sollte das Stück nicht auf dem Majdan spielen? Wir fragen uns, ob wir nicht ein Gastspiel direkt hier auf dem Majdan machen sollen. Hier trauen sich alle, das auszusprechen, was sonst im ganzen Land unter den Teppich gekehrt wird. Der Platz ist eine Festung, geschützt vor dem Zugriff der Miliz. Hier haben sie eine eigene Verteidi-gungstruppe aufgestellt. Eine, die selbst entscheidet, sich selbst organisiert, eine Miliz der Opposition, durch Spenden aus dem In- und Ausland finanziert, eine, die die erhoffte Freiheit bringen wird?

Über dem ganzen Platz liegt der Geruch von verbranntem Holz und Kohleöfen. Überall stehen Zelte und stinkende Klohäuschen. Vor Ort wird geheizt und gekocht. Das Wasser besorgen sich die Demonstranten von naheliegenden Brun-nen. Teilweise kann man fast nicht atmen, hat Ruß in der Nase – und die Leute harren hier schon seit fast zwei Monaten aus, wissen weiterhin nicht, wie lange noch. Die Zeitungen berichten, dass die Proteste sich auflösen werden, dass die Opposition ihre Anhänger verliert.

Zurück in der Lobby. Ich diskutiere mit Mina, wie man politisches Theater insze-nieren kann. Theater ist eigentlich immer viel zu spät dran, wenn es um aktuelle Themen geht. Hier haben wir plötzlich das „Glück“, eine Uraufführung vorzube-reiten, deren Inhalt sich jetzt grade hier vor Ort vor uns ausbreitet, eins zu eins, das Thema der Stunde. Mina sagt, dass man für politisches Theater über eine größere künstlerische Freiheit verfügt, da man dafür nicht auf einer politischen Bühne stehen muss, sondern die Aussage auf einer Theaterbühne verhandelt. Man gewinnt dadurch Distanz zum Thema, bedient sich der formalen Mittel des The-aterhandwerks, der Verfremdung, um mit der politischen Problematik umzugehen. Der Hofnarr darf alles, man muss nicht aufpassen, dass man jemandem auf den Schlips tritt. Auch hier? Auch im ukraini-schen Theater? Interessanterweise haben nicht wir die Form des Stückes gewählt. Der Autor hat bereits Vieles im Text vor-gegeben. Wir wissen jetzt schon, dass wir Einiges in dem Stück bedienen müssen.

Es sind Versatzstücke verschiedener Genres, die Dmytro Ternovyi miteinander verwoben hat. Uns fällt aber auf, dass keines der Genres dem eigentlich zu ver-handelnden Inhalt Herr wird, keines kann das Problem der Ukraine vollumfänglich beschreiben. Wer kann das überhaupt? Da treffen unzählige politische Richtungen aufeinander, da trifft die freiheitsliebende, aber nationalistische Westukraine auf die nach Russland hin orientierte Ostukraine. Dmytro Ternovyi stammt selbst aus dem Osten, leitet ein russischsprachiges Thea-ter, aber kritisiert die jetzige Situation und die russlandfreundliche Regierung von Janukowytsch aufs Schärfste. Das Land ist vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht

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gespalten; der Westen ist die Kornkammer und lebt zum größten Teil von der Land-wirtschaft, während der Osten über reiche Bodenschätze und eine starke Industrie verfügt. Ist die Ukraine auch politisch so gespalten, wie man uns das im Westen Glauben machen will?

Mit Janukowytsch hat das ukrainische Volk einen gemeinsamen Feind. Der Maj-dan ist Mitte Januar noch gewaltfrei, wir sehen aber, wie verschieden die einzelnen Gruppierungen sind und dass der Majdan einem Pulverfass gleicht, sollte demnächst eine neue Regierung etabliert werden. Doch als wir am Sonntag mittags auf den Majdan rausgehen, auf dem das ukraini-sche Volk zu einer Großdemo aufgerufen ist, ist gefühlt die ganze Stadt da: Rentner, Großmütterchen, Familien mit Kindern. Wir begegnen einer Gruppe Studenten, die sich als Disney-Figuren verkleidet haben und fragen sie, was sie auf den Platz treibt. Eine Ausnahme, denn auf dem Majdan spricht fast keiner Englisch. Sie wollen sich für Geld ablichten lassen, ein wenig was dazuverdienen, als Attraktion für die Familien. Wir fragen weiter, ob sie das als Protest begreifen, welche Politik sie un-terstützen. Das sei ihnen nicht so wichtig, erwidern sie uns, wichtig sei nur, dass Janukowytsch verschwindet. Es ist ein Volksfest auf dem Majdan, das mit einer gemeinsamen Messe aller in der Ukraine vertretenen Glaubensrichtungen beginnt. Hier zeigte sich das politische Potenzial dieser Versammlung. Der Majdan wirkt, als würde er als Übungsfeld für Demo-kratie genutzt. Als würde hier verhandelt und ausdiskutiert, was im Parlament nicht möglich ist. Die Autorin Kateryna Mishchenko schrieb in einem Artikel am 25. März 2013, erschienen im Buch „Euro-maidan“, dazu: „Der Majdan ist zugleich

Agora und Grabstätte. Der Ort, an dem ein neues politisches Bewusstsein entsteht und der Ort der größten Tragödie seit der Unabhängigkeit der Ukraine. Und dann ist der Majdan der einzige Ort, von dem aus man sprechen kann, wenn man sich selbst gegenüber ehrlich bleiben will.“

Der Geruch der Freiheit wich schnell dem modrigen Gestank von Opfern. Mina ist skeptisch, was Revolutionen angeht. Aus dem Iran stammend, hat sie die Folgen der gescheiterten islamischen Revolution am eigenen Leib erlebt. In Teheran ist das Volk auch gemeinsam gegen den persischen Schah gezogen, die Linken, die Rechten, die Fanatiker und die Gemäßigten. Alle hatten einen gemeinsamen Feind, einen gemeinsamen Kampf, doch letzendlich hat sich nur ein neues autoritäres Regime durchgesetzt. Wird es hier anders kom-men? Warum sind Revolutionen in der westlichen Welt so positiv konnotiert? Es wird Blut fließen, das weiß man doch. Warum wird ein Umbruch so romantisiert? Weil wir alle satt sind, sagt Mina zu mir. Für uns bedeutet Revolution, dass die ar-men Kleinen sich zusammenrotten, einem Märchen gleich, und gegen die böse Über-macht ziehen. Die Revolutionsführer, ide-alistisch aufgeladen, gleichen politischen Helden, Vorbildern, die es bei uns nicht mehr gibt. Die westliche Hemisphäre hat schon lange keine Schüsse mehr gehört, ist schon lange nicht mehr auf der Straße gestanden und hat ihr Leben für eine Idee oder eine Handvoll mehr Freiheit riskiert.

Auch Mina, erzählt sie mir, war der grünen Revolution im Iran positiv eingestellt. Das war 2009, da war sie 24. Sie war damals in Barcelona, schlürfte Cocktails, hat ihren Urlaub genossen und mit Verwand-ten im Iran telefoniert. Sie war wütend

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auf ihre Familie. Wie kann man sich so verstecken? Wie kann man jetzt nicht aufbegehren? Ihre Cousine meinte zu ihr, es wäre einfach, dazu aufzurufen. Wenn sie da hinginge, da werde auf der Straße scharf geschossen, da werde verhaftet, gefoltert, hingerichtet. Ihre Cousine wollte studieren. Sie hatte jetzt die Zeit dafür, sie konnte keine sechs Jahre im Gefängnis verbringen. Sie wollte, sie konnte ihre Ju-gend, ihr Leben nicht für eine Idee opfern – die Freiheit hat einen hohen Preis. Na-türlich traf es Mina hart, als die Revolution scheiterte. Man kann immer sagen, hätten die Menschen länger durchgehalten, wäre sie womöglich ein Erfolg gewesen. Wäre man selbst auf der Straße gestanden, hätte es vielleicht klappen können. Doch das eigene Leben will man dann doch nicht hergeben – nur für eine Möglichkeit der Freiheit, einen Funken Hoffnung, der sich doch nicht einlöst.

Dmytro ist angekommen im Hotel Ukraina, wir begrüßen uns herzlich, umarmen uns, er hat von Charkiw aus einen weiten Weg hinter sich. Ganze acht Stunden saß er in der Nacht im Zug, um uns nun direkt am Majdan zu treffen und über sein Stück zu sprechen. Wir schlürfen in der Hotelhalle unsere Tees und Colas, uns geht es gut, wir müssen hier nichts riskieren. Es ist nicht unser Kampf, aber die Erinnerungen an die Umbrüche in unseren Herkunftslän-dern verfolgen uns. Die Idee von Freiheit ist bei niemandem die Gleiche, aber wenn jeder unter Freiheit etwas anderes ver-steht, fangen kurz nach der Revolution, nach dem Sturz der Regierung, die ernst-haften Probleme an. Oder wie es Tsche-chow schreibt in seinem Kirschgarten: „Vor dem Unglück war es genauso. / Vor welchem Unglück? / Vor der Freiheit.“

Als wir Dmytro zurück zum Bahnhof brin-gen wollen, will er mit uns einmal über den Majdan gehen. Wieso, fragen wir? Es sei sein Traum, sagt er. Dmytro versteht den Majdan als die Freiheit, Demokratie zu leben, doch diese Freiheit währt nur solan-ge, wie sie das Regime als ihren Gegenpol hat. Der Majdan der Unabhängigkeit ist ein Traum von kurzer Dauer, ein Traum mit einem bitteren, nach Kohleöfen riechen-den Beigeschmack – und doch so wichtig für die Ukraine.

Und es ist die Antwort darauf, wieso man dieses Stück machen sollte. Weil es derzeit viel mehr Sinn macht, Ternovyis Text auf der Bühne zu zeigen, als histori-sche Klassiker. Es ist ein Stück unserer Zeit. Durch die geopolitische Verwebung Deutschlands und Europas steht jeder von uns ein klein wenig selbst mit auf dem Majdan. Wir haben vergessen, was es bedeutet, frei zu sein, frei agieren zu kön-nen. Wir haben vergessen, wie wichtig es ist, eine Zukunft zu haben. Ternovyi erzählt mit Hohe Auflösung nicht eine Geschichte über politische Aktivisten oder historische Ereignisse. Er erzählt eine Geschichte über ein einfaches Paar, dass sich ein Leben mit einer Zukunft aufbauen möchte – ein unpo-litisches Paar. Es geht nicht um heldenhaf-te Taten oder um einer Erklärung, was in der Ukraine schief gelaufen ist. Es ist eine persönliche Geschichte darüber, was der Einzelne tut, vor welchen Entscheidungen er oder sie steht, wenn die Revolution schon durch die Ritzen des vermeintlich sicheren Zuhauses dringt. Darum wird es in der Inszenierung gehen; eine politische Krise, erzählt aus der persönlichen Sicht dieses jungen Paares. So wie sie sie uns die Familien, die auf dem Majdan standen und demonstrierten, mit ihren Blicken er-zählt haben.

Folgeseiten Florentine Krafft, Frank Wiegard, Michel Brandt, Ute Baggeröhr, Ralf Wegner

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Der Autor Dmytro Ternovyi im Gespräch mit dem Dramaturgen Michael Gmaj am 29. Mai 2014. Aus dem Russischen von Lydia Nagel.

m. gmaj: Am 25. Mai waren in der Ukraine Präsidentschaftswahlen, die der Schoko-ladenkönig und Milliardär Poroschenko gewann. Am nächsten Tag flammten die Kämpfe in der Ostukraine wieder auf. Du lebst mit deiner Familie in Charkiw, unweit der Krisenregion. Was sind deine Erwar-tungen und Hoffnungen nach den Wahlen?

d. ternovyi: Vor allem hoffen wir auf Frie-den, die Hauptsache ist im Moment, dass keine Menschen mehr umgebracht und verstümmelt werden. Natürlich hoffen wir auch auf schnelle und effektive Reformen in den verschiedensten Bereichen, die eine völlig andere Atmosphäre im Land schaffen werden. Wir hoffen auf eine An-näherung an Europa, auf Neuwahlen des Parlaments und darauf, dass Menschen

an die Macht kommen, die nicht mit den korrupten Clans in Verbindung stehen.

mg: Wird sich deiner Meinung nach die Lage in der Ostukraine lösen lassen?

dt: Wenn Putin seine Kämpfer zurückruft – nach einigen Angaben sind es schon mehr als viertausend – und wenn die Waffenlieferungen aus Russland gestoppt werden, dann sind die Kriegshandlungen sehr schnell zu Ende. Wenn nicht, dann kann sich das alles in einen langwierigen, blutigen Krieg mit Terroristen, dem Einsatz schwerer Kriegsmaschinerie und der Luft-waffe entwickeln. Wenn der ukrainische Anti-Terror-Einsatz noch lange dauert, könnte die halbe Welt in diesen Konflikt hi-neingezogen werden. Sehr viel hängt jetzt auch vom Westen und seinen Verbündeten ab, davon, ob die demokratische Welt Putin dazu bewegen kann, echte Schritte in Richtung Frieden zu unternehmen. Man muss verstehen, dass die Ukraine für Putin

zum autor

diewaffensollen endlich

schweigen

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nur ein erstes Experiment ist. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse werden sicher in anderen Ländern Anwendung finden.

mg: Ist ein Bürgerkrieg in der Ukraine denkbar?

dt: Nein. Zumal es für einen Bürgerkrieg ja nicht einmal Gründe gibt. Keine große Idee, die von einem beachtlichen Bevölke-rungsteil und den Eliten getragen würde. Unsere Separatisten haben keinerlei Programm, keine Idee, die die Menschen mitreißen könnte. Alle ihre Ideen sind künstlich von außen aufgesetzt, sind „Nie-ten“. Genau deshalb verhindern sie ja auch auf jede erdenkliche Weise Gespräche mit der Regierung. Unter den Separatisten gibt es keine führenden Intellektuellen, mit de-nen man überhaupt ernsthaft verhandeln könnte. Ihr Ziel ist nicht die territoriale Unabhängigkeit, sondern ein permanentes Chaos, in dem nur das Recht des Stärkeren gilt. Es wird tatsächlich versucht, einen Bürgerkrieg zu schüren, indem ständig Öl ins Feuer gegossen wird, aber momentan ist das eine andere Art von Krieg, in dem sich die Ukraine gegen die russische Ag-gression verteidigt.

mg: Sind die Rechten in der Ukraine wirklich so stark, wie im Westen und von Russland oft behauptet wird?

dt: Natürlich nicht. Die Rechten vertreten eine starke Ideologie, aber wie populär ihre Ideen wirklich sind, haben die Präsi-dentschaftswahlen ganz deutlich gezeigt. Der Führer des Rechten Sektors, Jarosch und der Swoboda-Führer Tjahnybok, mit deren Namen in Russland bestimmt bald kleine Kinder erschreckt werden, haben zusammen weniger als 2% der Stimmen erreicht. Das spricht sicher für sich.

MG: Hohe Auflösung hast Du 2012 ge-schrieben, ein Jahr vor Beginn des Euromajdan in Kiew. Woher kam die Idee für das Stück? Ironischerweise hast du die Ereignisse auf dem Majdan im Februar 2014 vorausgesehen; Proteste auf den Straßen, Scharfschützen und mit Pflaster-steinen bewaffnete Protestierende.

dt: Hier gibt es eine logische und eine intuitive Komponente. Was die Logik angeht, so hatte ich erwartet, dass etwas Ähnliches während der geplanten Präsi-dentschaftswahlen 2015 passieren könnte. Es war zu spüren, dass die allgemeine Spannung wuchs aufgrund der maßlosen Korruption, der Untätigkeit der Gerichte, der Willkür der Behörden, des Drucks auf die Medien, der immer weiteren Ein-schränkung grundlegender Rechte und Freiheiten. Es war klar, dass sich Januk-owytsch nur durch massive Wahlfälschun-gen und mit Unterstützung der Streitkräfte hätte im Amt halten können. Es war aber auch klar, dass bereits eine neue Genera-tion herangewachsen war, die nicht mehr nach den alten Regeln leben wollte und an der Unfreiheit zu ersticken drohte. Aus diesen Vorahnungen –„Irgendwas muss passieren.“, „So kann das nicht weiterge-hen.“ – ist auch das Stück entstanden. Es blieb also nur noch zu schlussfolgern, wie sich die Ereignisse entwickeln könnten. So kamen die Barrikaden ins Spiel, die herausgebrochenen Pflastersteine, die Militärfahrzeuge, die Scharfschützen und alles Andere. Nun ist das alles ein Jahr früher passiert, als ich angenommen hatte.

mg: Die Menschen auf der Krim haben für einen Anschluss an Russland gestimmt, nachdem sich die russische Armee ein-gemischt hatte. Wie stehst du zu diesem Konflikt? Was kann die Bevölkerung auf

schweigen

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der Krim von der russischen Staatsbürger-schaft erwarten? Werden ihre Erwartun-gen erfüllt werden?

dt: Die Entscheidung wurde natürlich nicht von der Bevölkerung getroffen, weil das Referendum gesetzlos war, unter vorgehaltenen Gewehren und ohne Beob-achter durchgeführt wurde. Unter solchen Bedingungen kann man jedes beliebige Resultat erzielen. Vor kurzem sind realis-tische Einschätzungen zur Stimmabgabe bekannt geworden, die davon ausgehen, dass nicht einmal die Hälfte der Krimer Be-völkerung abgestimmt hat. Was die nähere Zukunft der Krim angeht, so sieht es leider nicht sehr rosig aus. Die Krim hatte sich in den letzten Jahrzehnten als Urlaubsgebiet entwickelt. Momentan möchte dort natür-lich kaum jemand seinen Urlaub verbrin-gen. Die Ukrainer, die den größten Teil der Touristen ausgemacht haben, fahren nicht, weil die Krim jetzt von einem anderen Staat besetzt ist. Die Russen fahren nicht, weil es keine preiswerten und beque-men Reiseverbindungen gibt (und in den nächsten Jahren auch nicht geben wird). Die Entwicklung der Krim als Tourismusziel kann man also vergessen. Die Landwirt-schaft wird demnächst ebenfalls einge-hen, weil das für die Bewässerung der Felder und Weingärten benötigte Wasser ausschließlich aus der Ukraine kommt, die dafür in Zukunft sehr hohe Preise ver-langen wird. Die Bevölkerung wird unter diesen Bedingungen schnell verarmen. Außerdem wird die Krim zum Militärge-biet. Bereits jetzt, nur wenige Monate nach der russischen Machtübernahme, wächst der Unmut: Die Strände sind leer, das Bankensystem zerstört, Kreditkarten werden nicht akzeptiert, die Lebensmit-telpreise haben sich teilweise verdoppelt, viele Waren sind gar nicht zu bekommen

und die Machthabenden planen die Einführung eines Markensystems für die Abgabe bestimmter Produkte, fließendes Wasser gibt es nur zu bestimmten Zeiten, Wehrpflichtige müssen ihren Dienst weit weg in Russland ableisten, aufgrund der unterschiedlichen Gesetzgebung werden ernsthafte Probleme im Eigentumsrecht an Immobilien erwartet. In den Internetforen und sozialen Netzwerken werden bereits enttäuschte Stimmen derer laut, die für einen Anschluss an Russland gestimmt hatten. Es ist gar nicht ausgeschlos-sen, dass die Krim schneller zur Ukraine zurückkommt, als wir uns das vorstellen können.

mg: In deinem Stück verbindest du ver-schiedene Genres. Es gibt Elemente der Komödie, der Tragödie und des Absurden, wenn Gegenstände anfangen, miteinan-der zu sprechen. Warum hast du all diese Elemente in einem Text verwoben?

dt: Erstens prüfe ich den Text beim Schrei-ben immer an mir selbst: Da ich selbst im Theater spiele, mache ich das, was ich selbst als Schauspieler interessant fände. In dem Stück hat der Schauspieler einiges an Stoff, er spielt mehrere Rollen und in verschiedenen Genres. Zweitens möchte ich, dass die Situation für die Zuschauer immer ein Element des Unerwarteten be-reithält, dass das Geschehen eine andere als die erwartete Entwicklung nimmt. Drittens fand ich es interessant, einmal etwas ganz Neues auszuprobieren. Ich bin in der Dramatik bisher nichts Ähnlichem begegnet und habe diese Form als eine Herausforderung gesehen.

mg: Ist dein Stück politisch?dt: Ja und nein. Ja, weil bestimmte politi-sche Ereignisse darin die Verhältnisse de-

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finieren. Nein, weil es keine erkennbaren historischen Figuren gibt, weil die politi-schen Ereignisse nur als Hintergrund die-nen und sich etwas Vergleichbares überall auf der Welt abspielen könnte, nicht nur in der Ukraine. Im Zentrum der Aufmerksam-keit steht der Mensch mit seinem inneren Drama, seinen Ängsten, seinem Freiheits-drang, seiner Menschlichkeit und Fähigkeit zu aufopferndem Handeln.

mg: Du hast in der Ukraine als Journalist gearbeitet. Wie schwierig war die Arbeit unter der Janukowytsch-Regierung in Hinblick auf die Zensur?

dt: Kurz nachdem Janukowytsch Präsi-dent geworden war, habe ich dem Jour-nalismus den Rücken gekehrt. Ich hatte als Korrespondent für eine Nachrichten-agentur gearbeitet und musste eigentlich nur die Fakten wiedergeben, ohne jede persönliche Wertung. Auf diesem Gebiet kann man im Prinzip arbeiten, ohne Prob-leme mit der Zensur zu bekommen. Aber dann ist mir klargeworden, dass ich in den kommenden Jahren Worte von Politikern werde wiedergeben müssen, in denen kein Fünkchen Wahrheit ist. Und dass sich dagegen nichts machen ließe. Das war mir zuwider und ich dachte, dass ich diese Zeit sinnvoller verleben könnte. Also habe ich gekündigt. Der Druck auf die Pressefrei-heit war all die Jahre sehr groß.

mg: Gemeinsam mit deiner Frau Olga leitest du in Charkiw ein kleines Theater. Was für ein Programm zeigt ihr dort? Was möchtet ihr mit eurem Theater erreichen?

dt: In der Ukraine gibt es sehr viele Thea-ter, in denen sich sowohl die Schauspieler als auch die Zuschauer langweilen. Als wir unser Theater am Stadtrand von Charkiw

gegründet haben, wollten wir auch zeigen, wie ein lebendiges Theater aussehen kann. Und wir sind stolz darauf, dass unsere Vorstellungen seit sechs Jahren immer ausverkauft sind und dass unsere Zuschauer nicht nur aus ganz Charkiw kommen, sondern auch aus anderen Städ-ten und sogar Ländern. Wir inszenieren sowohl Klassiker als auch Gegenwartsau-toren und probieren immer wieder Neues aus. In den nächsten Jahren hoffen wir, auf europäischen Festivals zu spielen. Wir denken, dass wir das ukrainische Thea-ter würdig vertreten können. Außerdem haben wir das Projekt ein theaterfens-ter nach europa ins Leben gerufen. Im Rahmen dieses Projekts kommen kleinere Theatergruppen aus anderen europäi-schen Ländern in die Ukraine. Sie zeigen nicht nur ihre Inszenierungen, sondern veranstalten auch Workshops für die Stu-dierenden der Theaterhochschulen. Diese Begegnungen sind für die Studierenden häufig eine Offenbarung, da sie in direkten Kontakt mit Theaterschulen treten können, von denen sie zuvor nichts wussten.

mg: Als Mina und ich dich in Kiew getrof-fen hatten, sagtest du, dass der Majdan dein Traum war. Was ist jetzt dein Traum?

dt: Ja, es war mein Traum, dass wir genü-gend Kraft und Mut aufbringen würden, uns für unsere Freiheit und Würde zu erheben. Jetzt … jetzt hat der seit unserer Kindheit präsente Wunsch nach Frieden einen neuen Sinn bekommen. Wir haben begriffen, wie zerbrechlich der Frieden sein kann und schätzen ihn jetzt besonders stark. Ich träume von Frieden. Die Waffen sollen endlich schweigen, ich glaube, dass es bald so weit sein wird.

Folgeseiten Michel Brandt, Florentine Krafft, Ralf Wegner

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21. november – 26. dezember 2004, orangene revolution: Die Präsident-schaftswahlen in der Ukraine wurden als manipuliert betrachtet. Oppositions-kandidat Viktor Justschenko forderte zu Massenprotesten auf. Er gewann die Neu-wahlen, hat aber die Wahlen sechs Jahre darauf verloren.

1. februar 2008, Kern des assoziierungs-abkommens: Beginn der Verhandlungen über eine uneingeschränkte und umfassen-de Freihandelszone, der Kern des Assozi-ierungsabkommens zwischen der Ukraine und der EU.

dezember 2010: Die ehemalige Premi-erministerin Julia Timoschenko und der Innenminister Juri Luzenko wurden für die Veruntreuung von Staatsgeldern verur-teilt. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte erachtete beide Inhaftie-rungen als unrechtmäßig (2012 und 2013). Timoschenko wurde bis zum Sturz des

Präsidenten Janukowytsch festgehalten, Luzenko im April 2013 freigelassen.

21. november 2013, ukraine stoppt asso-ziierungsabkommen: Die ukrainische Re-gierung verschob die Unterzeichnung des Abkommens. Grund war auch das erhöhte Interesse an der Eurasischen Handelsuni-on, die die Russische Föderation aufbaut. Rund 2000 Demonstranten versammelten sich zu ersten Protesten auf dem Majdan in Kiew.

21. november – 29. november 2013, euro-majdan: Ein größerer Protest mit schät-zungsweise 100.000 bis 200.000 Teilneh-mern fand am 24. November statt, wobei die Mehrzahl der Teilnehmer junge Men-schen unter 25 Jahren waren. Es waren die größten Proteste seit der orangenen Revolution. Nachdem eine kleine Gruppe versucht hatte Amtsgebäude der Regie-rung zu stürmen, setzte die Polizei Schlag-stöcke und Tränengas ein, um die Krawalle

chronologie einer Krise

zerbrechliches

landein

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zu unterbinden. Als Reaktion wurden an einigen Universitäten Anwesenheitskont-rollen eingeführt. Denjenigen, die während der Vorlesungszeit an Demonstrationen teilnahmen, drohte Exmatrikulation. Die abschreckende Wirkung blieb jedoch aus. Die Anzahl der teilnehmenden Studenten an den Protesten siteg von 2000 auf mehr als 10.000 an. Viele Oppositionelle riefen auf dem Majdan zu einer friedlichen Revo-lution auf und forderten den Rücktritt des amtierenden Präsidenten Janukowytsch, darunter Arsenij Jazenjuk (Allukrainische Vereinigung „Vaterland“), Vitali Klitschko (UDAR) sowie Oleh Tjahnybok („Swobo-da“).

30. november – 1. dezember 2013: Unter dem Vorwand, einen Weihnachtsbaum auf dem Majdan aufstellen zu wollen, griff die Spezialeinheit Berkut in der Nacht auf den 30. November das Protestierendenlager an, in dem sich überwiegend Studenten aufhielten. 80 Zivilisten wurden verletzt. Gejagt von der Polizei, flohen etwa 50 Protestierende zum St. Michaelskloster, wo sie Zuflucht fanden. Daraufhin bela-gerte die Einheit das Kloster. Gegen Abend wuchs die Zahl der Demonstranten vor dem Kloster auf ca. 10.000 an. Um den Ablauf der Proteste zu koordinieren, wurde von den Oppositionsparteien eine „Zentrale des Nationalen Widerstands“ eingerichtet. Von der Regierung wurde ein Versamm-lungsverbot ausgerufen. Trotzdem ver-sammelten sich weiter Demonstrierende auf dem Majdan. Die Opposition rief zu einem landesweiten Generalstreik und zum Ausbau der Zeltstadt auf dem Majdan auf. Den Demonstranten gelang es, das Kiewer Rathaus, sowie das Haus der Gewerk-schaften zu besetzen. Am frühen Abend des 1. Dezembers kam es vor dem Admi-nistrationsgebäude des Präsidenten zu ge-

walttätigen Auseinandersetzungen; einige Oppositionelle, vor allem der Abgeordnete Petro Poroschenko, versuchten den Angriff zu stoppen, jedoch ohne Erfolg. Auffällig war das Verhalten der Ordnungs-kräfte. Deren vorderste Reihen bestan-den ausschließlich aus jungen Kadetten, welche in den ersten Stunden des Angriffs nur mit einer leichten Schutzrüstung, jedoch nicht mit Metallschilden, ausgestat-tet worden waren. Die gut ausgerüsteten Berkut-Einheiten hielten sich erst zurück. Es waren letztendlich diese Einheiten, die den Gegenangriff ausführten. Dabei gingen sie außerordentlich hart vor. Mehrere Hundert Demonstranten und zufällige Passanten sowie über 40 Journalisten und Ärzte wurden auch dann geschlagen, wenn sie ihre Ausweise zeigten und deutlich zum Ausdruck brachten, dass sie nicht an den Protesteten teilnahmen. Dutzende Perso-nen wurden festgenommen.

2. dezember – 7. dezember 2013: Die Proteste verliefen trotz angespannter Lage friedlich. Obwohl das Rathaus von den Demonstranten besetzt war, durften die Angestellten das Gebäude betre-ten und ihren Aufgaben nachgehen. Die Zeltstadt auf dem Majdan wurde weiter befestigt und ausgebaut, Küchen, große Bildschirme und Lautsprecheranlagen wurden installiert. Am Mittag initiierte die Opposition ein Misstrauensvotum gegen Ministerpräsident Asarows Regierung, das jedoch erwartungsgemäß scheiterte, da die regierungsfreundliche „Partei der Regionen“ zusammen mit der kommunis-tischen Partei die Mehrheit besaß. Am 6. Dezember legte Präsident Janukowytsch nach einem offiziellen Besuch in China ei-nen ungeplanten Zwischenstopp in Sotschi ein, um die aktuelle Lage mit Präsident Putin zu besprechen. Es wurde das Gerücht

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laut, Janukowytsch hätte ein „wichtiges Abkommen“ insgeheim unterzeichnet, nachdem die Ukraine ein Darlehen in Höhe von fünf Milliarden Euro sowie hohe Rabatte beim Gaspreis erhalten und sich im Gegenzug verpflichtet habe, zu einem spä-teren Zeitpunkt der Eurasischen Zollunion beizutreten. Die Opposition forderte, alle unterzeichneten Dokumente sofort offen-zulegen. Die Regierung bestritt, solche Dokumente unterzeichnet zu haben.

8. dezember – 15 Januar 2014: Am 8. Dezember ereignete sich mit 500.000 Teil-nehmern die größte Protestwelle auf dem Majdan; sie wurde als „Marsch der Mil-lionen“ bezeichnet. Trotz Zusicherungen von Janukowytsch gab es am 9. Dezember Meldungen über eine gesteigerte Aktivität der Exekutivorgane. Am frühen Morgen gab es erneut Versuche, die Barrikaden der Demonstranten zu brechen und den Majdan zu räumen.

16. Januar – mitte februar 2014: Ange-sichts der anhaltenden Proteste ver-schärfte das ukrainische Parlament am 16. Januar 2014 das Demonstrationsrecht massiv. Am 19. Januar 2014 kam es in Kiew erstmals zu schweren Ausschreitungen. Ein Polizeibus ging dabei in Flammen auf, maskierte Demonstranten versuchten das Parlament zu stürmen. Als Reaktion auf die Kämpfe verabredete Vitali Klitschko mit Janukowytsch ein Zusammentreffen mit Oppositionsvertretern. Die Unruhen forderten bis zum 22. Januar mindestens fünf Todesopfer. Am 28. Januar erklärten Ministerpräsident Asarow und die gesam-te ukrainische Regierung ihren Rücktritt. Klitschko kommentierte: „Dies ist nicht ein Sieg, sondern ein Schritt zum Sieg.“ Kurz darauf beschloss das Parlament mit großer Mehrheit die Abschaffung der gerade erst

erlassenen umstrittenen Gesetze, die die Meinungs- und Versammlungsfreiheit eingeschränkt hatten.

18. februar 2014, eskalation: Es kam in Kiew zu schweren Zusammenstößen zwischen Polizei und Regierungsgegnern. Nach offiziellen Angaben kamen mindes-tens 28 Menschen ums Leben. Beide Kon-fliktparteien wiesen sich gegenseitig die Verantwortung für die Eskalation zu. Die Demonstranten besetzten das zwei Tage zuvor geräumte Rathaus erneut, um es als Lazarett zu nutzen. Das Haus der Gewerk-schaften brannte nach einem Angriff der Miliz fast vollständig aus.

20. februar 2014, scharfschützen: Trotz ei-nes von der Opposition und Janukowytsch ausgehandelten Waffenstillstandes, kam es erneut zu Gewalt. Verschiedene radikale Gruppierungen hatten die Abmachung zum Gewaltverzicht nicht anerkannt und warfen erneut Brandsätze auf die Regierungskräf-te. Die Auseinandersetzungen gerieten zunehmend außer Kontrolle. Beide Seiten setzten nun Schusswaffen ein, wobei es offenbar zu gezielten Tötungen durch Scharfschützen kam. Sanitäter sprachen von 60 bis 70 Toten allein an diesem Tag. Am Abend verkündete Janukowytsch nach Gesprächen mit den Außenministern Deutschlands, Polens und Frankreichs ein Einlenken auf die wichtigsten Forderungen der Opposition. So sollten vorgezogene Präsidentschaftswahlen noch 2014 statt-finden. Die Verfassung der Ukraine sollte abgeändert und binnen zehn Tagen eine Übergangsregierung gebildet werden.

21. februar 2014: Trotz Ankündigung einer Einigung wurde die Gewalt fortgesetzt. Von Seiten vieler Regierungsgegner wurde betont, die von Janukowytsch angekündig-

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ten Schritte seien nicht ausreichend, der Präsident müsse sofort zurücktreten und unverzüglich vor ein Gericht gestellt wer-den. Das Abkommen zwischen Regierung und der Opposition wurde unterzeichnet. Auch der Sondergesandte der Russischen Föderation bezeugte das Abkommen zur Lösung der Krise in der Ukraine. Zur selben Zeit beschloss das Parlament, die refor-mierte Verfassung von 2004 wieder in Kraft zu setzen. Die Vollmachten des Präsiden-ten wurden durch diesen Schritt einge-schränkt. Noch am Tag der Unterzeichnung des Abkommens erklärten Vertreter oppositioneller Gruppen, die getroffenen Vereinbarungen nicht akzeptieren zu wol-len. Die Stimmung auf dem Majdan brachte der 26-jährige Wolodimir Parasiuk in einer improvisierten Rede zum Ausdruck, indem er einen Handschlag von Klitschko mit Janukowytsch, sowie Neuwahlen erst im Dezember 2014 als inakzeptabel bezeich-nete und den Präsidenten zum Verlassen der Stadt bis zum nächsten Morgen, 10 Uhr, aufforderte. Selbstverteidigungs-kräfte übernahmen die Kontrolle über das Parlament und den Regierungssitz. Gleichzeitig verbreitete sich die Meldung, Janukowytsch habe Kiew verlassen und halte sich in Charkiw im Osten auf.

22. februar 2014: Das Parlament wähl-te einen neuen Parlamentspräsidenten und stimmte ohne Gegenstimmen für die Absetzung des unauffindbaren Präsidenten Janukowytsch. Dieser erklärte in einer aufgezeichneten Fernsehansprache das Votum des Parlamentes sei rechtswidrig. Er sprach von einem Staatsstreich und verglich die politische Situation mit der Entwicklung in Deutschland in den 1930er Jahren. Einen Rücktritt schloss er aus. Julia Timoschenko kam im Laufe des Tages aus der Haft frei und flog nach Kiew, um

vor den Demonstranten auf dem Majdan zu sprechen. Sie erklärte, dass eine Diktatur gestürzt worden sei. Es müsse nun sicher-gestellt werden, dass kein Demonstrant vergeblich gestorben sei. Auf dem Majdan gab es darauf verschiedenste Reaktionen, von Jubelrufen bis zu Pfiffen.

23. februar 2014: Das Parlament stimmte auf Initiative der nationalistischen Partei Swoboda einem Gesetzesentwurf zu, wo-mit ein Gesetz von 2012 für ungültig erklärt würde, das bisher eine offizielle Mehrspra-chigkeit für Regionen zulässt, in denen sprachliche Minderheiten einen Anteil über zehn Prozent haben.

24. februar 2014: Ein Sprecher der Eu-ropäischen Kommission erklärte, die EU habe die Entscheidung des ukrainischen Parlaments, Janukowytsch des Amtes zu entheben, anerkannt. Auch erkenne die EU die Übergangsregierung des Landes als legitim an und sei grundsätzlich weiterhin bereit, das Abkommen über Assoziierung und freien Handel zu unterzeichnen.

26. februar 2014: Der „Majdan-Rat“, ein Zusammenschluss der führenden Gruppen der Protestbewegung, einigte sich auf Arsenij Jazenjuk als Kandidat für das Amt des Ministerpräsidenten einer Über-gangsregierung. Das Parlament nahm den Vorschlag an, Präsidentschaftswahlen wurden für den 25. Mai angesetzt. Auf der Krim gerieten Anhänger und Gegner einer Annäherung an Russland aneinander. Tau-sende Krimtataren demonstrierten gegen eine Abspaltung der autonomen Republik. Prorussische Demonstranten forderten die engere Anbindung an Moskau.

27. februar 2014: Bewaffnete besetzten Regionalparlament und Regierungsgebäu-

Folgeseiten Frank Wiegard, Ute Baggeröhr

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de in der Hauptstadt der Krim, Simferopol, um die russische Bevölkerung zu verteidi-gen. Gerüchte besagten, dass es sich um russische Truppen oder Söldner handelte, was Putin später zugab. Das prorussische Krim-Parlament sprach sich für eine Volks-befragung über die Autonomie der Region im Mai aus und setzte die Regierung ab.

28. februar 2014: Eine bewaffnete pro-russische Gruppe besetzte kurzzeitig den Flughafen der Hauptstadt der Krim. Das ukrainische Parlament appellierte an Moskau, alles zu unterlassen, was die territoriale Einheit des Landes gefährde. Nach ukrainischen Berichten waren auf der Krim russische Militärmaschinen mit rund 2000 Soldaten gelandet. Interimsprä-sident Alexander Turtschinow sprach von einer „militärischen Invasion“ unter dem Deckmantel einer Übung.

1. märz 2014: Prorussische Aktivisten stürmten das Gebäude der Regionalver-waltung in Donezk. Sie hissten die russi-sche Fahne und drängten die Deputierten, ein Referendum über die Zukunft des Oblast (der Region) Donezk anzusetzen und ernannten einen neuen „Volksgou-verneur“. Der moskautreue neue Krim-Regierungschef Sergej Aksjonow über-nahm vorübergehend die Befehlsgewalt und bat Kremlchef Putin um Beistand. Er zog das Referendum über die Zukunft der Krim auf den 30. März vor. Die prorussische Krim-Regierung und die auf der Halbinsel stationierte russische Schwarzmeerflotte vereinbarten eine Zusammenarbeit bei der Sicherung der öffentlichen Ordnung. Putin erklärte, Russland könne bei weite-rer Gewalt gegen die russischsprachige Bevölkerung „nicht tatenlos zusehen“. In Kiew ordnete Interimspräsident Alexander Turtschynow die volle Kampfbereitschaft

der ukrainischen Armee an und drohte, eine Intervention Moskaus werde „der Beginn eines Krieges und das Ende aller Beziehungen sein“. Die USA setzten als Konsequenz aus dem Moskauer Vorgehen ihre Teilnahme an Konferenzen zur Vor-bereitung des G-8-Treffens im russischen Sotschi aus. Der Ukrainische Übergangs-präsident Turtschynow beschuldigte Russland, den Separatismus im Osten des Landes mit reisenden Aufwieglern entlang der Grenze anzustacheln.

16. märz 2014, referendum auf der Krim: Mehr als 5000 Demonstranten forderten in Odessa ein Referendum nach dem Vorbild der Krim. Die scharfen Proteste des Wes-tens verhallten, die prorussische Führung der Krim hatte das Referendum am Sonn-tag wie geplant durchgeführt. Dabei hatten nach Angaben der Wahlkommission 96,6 Prozent der Wähler für einen Anschluss an Russland gestimmt. Weder die Ex-Sowjetrepublik Ukraine noch der Westen erkennen das Ergebnis der Volksabstim-mung an. Die EU und die USA verurteilten den Volksentscheid als eklatanten Bruch des Völkerrechts. Die Abstimmung verletze die Verfassung der Ukraine und habe unter Druck einer russischen Militärintervention stattgefunden.

18. märz 2014: Ministerpräsident Arsenij Jazeniuk stellte in einer an die Bevölke-rung der Ostukraine gerichteten Rede eine Dezentralisierung und mehr Kompetenzen in Aussicht, dies werde Teil der neuen Ver-fassung sein. Berücksichtigt werden sollen auch lokale Eigenheiten in Bereichen wie Erziehung, Kultur, Geschichte und Helden.

24. märz 2014: Die aus den sieben füh-renden Industriestaaten und Russland bestehende Gruppe der G8 gibt es vorerst

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nicht mehr. Russland wird wegen der Annexion der Krim ausgeschlossen, der für Juni geplante G8-Gipfel in Sotschi offiziell abgesagt.

1. april 2014: Die Nato setzte ihre Zusam-menarbeit mit Russland wegen der Krim-Krise weitgehend aus und will ihre militäri-sche Präsenz im Osten des Bündnisgebiets weiter verstärken.

7. april 2014: Russlandtreue Aktivisten besetzten die Gebietsverwaltungen der Millionenstädte Charkiw und Donezk. Auf den Dächern hissten sie die russische Flagge. Sie forderten Referenden über eine Abspaltung von Kiew.

10. april 2014: Die Regierung in Kiew stellte den prorussischen Separatisten in der Ostukraine Straffreiheit in Aussicht, wenn sie die besetzten staatlichen Gebäude in Lugansk und Donezk freiwillig räumen und ihre Waffen niederlegen.

13. april 2014: Die Ukraine begann einen „Anti-Terror-Einsatz“ gegen prorussische Separatisten in Slawjansk im Osten des Landes.

3. mai 2014: Im ukrainischen Odessa kamen nach einem Brand in einem Gewerk-schaftshaus dem Innenministerium zufolge mindestens 37 Menschen ums Leben. Einige starben demnach, als sie aus dem brennenden Gebäude sprangen. Andere seien Rauchvergiftungen erlegen, teilten die Polizei mit. Sie spricht von Brandstif-tung. In der Hafenstadt am Schwarzen Meer waren im Verlauf des Tages bei Ausschreitungen zwischen prorussischen Separatisten und Anhängern der Regierung in Kiew mindestens vier Menschen getötet worden.

12. mai 2014: Die Separatisten ziehen das Referendum in der Ostukraine trotz inter-nationaler Kritik durch. 90 Prozent Zustim-mung in Donezk, 96 Prozent in Lugansk. Doch es gibt viele Berichte über Unregel-mäßigkeiten. Der Westen erkannte die Abstimmung über die Abspaltung von Kiew nicht an, der Kreml hielt sich bedeckt.

25. mai 2014: Der prowestliche Unterneh-mer und Milliardär Petro Poroschenko hat die Präsidentschaftswahl in der Ukraine in der ersten Runde für sich entschieden. Auf dem zweiten Platz landete demnach abgeschlagen die frühere Regierungsche-fin Julia Timoschenko mit 13,12 Prozent, auf Platz drei der nationalistische Abgeordne-ten Oleg Ljaschko mit 8,49 Prozent.

Poroschenko kündigte an, den „Krieg“ mit den Separatisten zu beenden und die Ukra-ine in Richtung Europa zu führen. Als erstes wollte er zudem in den Osten des Landes reisen. „Heute hat die Verwirklichung des europäischen Weges, des europäischen Strebens der Ukraine höchste Priorität“, sagte Poroschenko. Der Kampf gegen die „Terroristen“ müsse verstärkt werden.Die Separatisten in der Ostukraine reagier-ten negativ auf Poroschenkos Wahl. Sie erwarten keine Gespräche mit dem neuen Staatschef. Der Oligarch finanziere und unterstütze den Militäreinsatz der Regie-rungstruppen gegen die moskautreuen Kämpfer. In den Regionen Lugansk und Donezk kämpfen weiter proukrainische Armee-Einheiten bei einer staatlichen „Anti-Terror-Operation“ gegen die Separa-tisten.

Folgeseiten Florentine Krafft, Michel Brandt

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mina salehpour Regie

Mina Salehpour wurde 1985 in Teheran/Iran geboren, kam 1996 nach Deutschland und arbeitet seit 2011 als freie Regisseurin. Nach der Zeit als Regieassistentin am Schauspiel Hannover brachte sie invasion! von Jonas Hassen Khemiri auf die Bühne, das zum Kalt-start Festival Hamburg eingeladen wurde, und inszenierte fatima von Atiha Sen Gupta, das in dieser Inszenierung den JugendStü-ckePreis des Heidelberger Stückemarktes 2012 gewann. Für ihre Inszenierung von über Jungs am Grips Theater in Berlin erhielt sie 2013 den deutschen Theaterpreis DER FAUST. An der Schaubühne in Berlin zeigte sie im Rahmen des F.I.N.D.-Festivals 2014 die Werkaufführung von dieses grab ist mir zu klein von Biljana Srbljanović. Am JUNGEN STAATSTHEATER KARLSRUHE inszenierte sie bereits Jonas Khemiris Roman Kamel ohne höcker. In der Spielzeit 2014/15 wird sie für Karlsruhe die räuber erarbeiten.

dmytro ternovyi Text

Dmyto Ternovyi wurde 1969 in Charkiw, im Osten der Ukraine, geboren. 1993 machte er seinen Abschluss an der staatlichen Universität in Charkiw in Philologie. Sein erstes Stück schrieb er im Alter von 22 Jah-ren. Von 1992 bis 2010 war er als Journalist tätig. Danach arbeitete er als Berater in der PR- und Medienbranche. 2006 folgte die Gründung, gemeinsam mit seiner Frau Olga Ternova, des „Teatr na Zukah“, „Mistkä-fertheater“, angelehnt an den Namen des Hügels, auf dem das Gebäude steht. In seinem Haus ist er sowohl als Schauspieler wie auch als Produzent tätig. Insgesamt verfasste er vor dem Stück Hohe Auflösung drei weitere Dramen, ein Hörspiel und zwei Dramatisierungen von Werken Pavel Vezhi-novs und Eugeniy Klyvevs. Derzeit arbeitet er an der Dramatisierung eines Romans von Cortázar und an internationalen Kooperati-onen seines Theaters mit Partnern in Polen und Frankreich.

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maria andersKi Kostüme

Maria Anderski, geboren 1981, aufge-wachsen in Düsseldorf, absolvierte eine Ausbildung zur Maßschneiderin und ein Kostümbildstudium an der Akademie voor Beeldende Kunsten in Maastricht und am Institut del Teatre in Barcelona. Es folg-ten Kostümassistenzen am Düsseldorfer Schauspielhaus, wo sie mit Regisseuren wie Jürgen Gosch, Burkhard C. Kosminski und Lars-Ole Walburg zusammenarbeitete. Von 2008 bis 2011 war sie feste Kostümas-sistentin am Schauspiel Hannover, wo sie u. a. die Kostüme für der bau, clavigo, das blaue blaue meer und fatima gestaltete. Für die letztgenannte Arbeit erhielt Maria Anderski den Nachwuchspreis der Freunde des Schauspielhauses Hannover. Sie ar-beitet regelmäßig mit der Regisseurin Mina Salehpour zusammen, u. a. auch für das Kamel ohne höcker.

Jorge enrique caro Bühne

Jorge Caro wurde 1978 in Kolumbien geboren. Nach seinem Diplom 1998 war er in verschiedenen Architektur- und Stadtpla-nungsbüros in seiner Heimat tätig. Von 2005 bis 2007 studierte er an der Technischen Universität Berlin Bühnen- und Kostümbild. Es folgten Assistenzen u. a. an der Oper Köln und dem Theater Kiel, wo er das Bühnenbild und die Kostüme für das Tanzstück piros-ka entwarf. Von 2009 bis 2012 war er am Schauspiel Hannover engagiert. Seit der dortigen Arbeit invasion! verbindet ihn eine enge Zusammenarbeit mit Mina Salehpour, die sich mit der gefeierten Uraufführung über Jungs am Grips Theater fortsetzte. 2012 erhielt er für sein Bühnenbild für fatima den Nachwuchspreis der Gesellschaft der Freunde des Schauspielhauses Hannover. Mit das Kamel ohne höcker stellte sich das Team zum ersten Mal in Karlsruhe vor.

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ralf wegner Andrej, Teekanne, Zweite Mappe, PflastersteinRalf Wegner wurde in Kiel geboren. Seine Schauspielausbildung erhielt er in Hamburg. Erste Engagements führten ihn u. a. nach Kiel, Hamburg, Wien und Graz. Seit 2011 ist er am JUNGEN STAATSTHEATER engagiert Ab der Spielzeit 2014/15 wechselt er in das Schauspiel-Ensemble. Zu sehen ist er weiterhin u. a. in tschick, und verrücktes blut.

franK wiegard Wali, Untertasse, Lew, Projektil, PflastersteinNach seinem Studium an der HfS „Ernst Busch“ Berlin debütierte er am Staatstheater Kassel, war am Schauspiel Frankfurt, dem Maxim Gorki Theater und der Volksbühne Berlin engagiert und arbeitete u. a. mit Armin Petras. Zur Zeit spielt er den Danton in dantons tod sowie in endstation sehnsucht, Benefiz, Kabale und liebe und maienschlager.

michel brandt Offizier, Tasse, allerwichtigster Stempel, PflastersteinGeboren 1990, studierte er Schauspiel in Stuttgart und spielte am Schauspiel Stuttgart u. a. bei Sebstian Baumgarten. Seit 2012/13 fest in Karlsruhe engagiert, spielt er u. a. die Hauptrolle des Mark Warweser in maienschlager und die Titelrolle in werther. Zudem ist er in ein som-mernachtstraum, dem KSC-Stück aus und tschick zu erleben.

ute baggerÖhr Nachbarin, Karaffe, Olga, Erste Mappe, PflastersteinNach dem Schauspielstudium in Leipzig spielte Ute Baggeröhr u. a. am Schauspiel Frankfurt, Thalia Theater Hamburg und Maxim Gorki Theater Berlin. Seit 2011/12 in Karlsruhe engagiert, spielt sie derzeit in der vorname, mia schläft woanders, maienschlager und die Haupt-rolle der Blanche in endstation sehnsucht.

florentine Krafft Jelena, Weinglas, wichtiger Stempel, PflastersteinGeboren in Hamburg, studierte Florentine Krafft Schauspiel an der Zürcher Hochschule der Künste. Für besondere Leistungen in ihrem Ab-schlussvorsprechen erhielt sie 2012 den Oprecht-Preis. In ihrem ersten Engagment in Karlsruhe spielt sie zur Zeit in rio reiser, dem KSC-Projekt aus, in ein sommernachtstraum, richtfest und maienschlager.

Ralf Wegner, Florentine Krafft

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bildnachweise

Umschlag felix grünschlossSzenenfotos felix grünschlossPorträtfotos diverse

impressum

herausgeber BADISCHES STAATSTHEATERKARLSRUHE

generalintendant Peter Spuhler

verwaltungsdireKtor Michael Obermeier

schauspieldireKtor Jan Linders

redaKtionMichael Gmaj

Konzept DOUBLE STANDARDS BERLIN www.doublestandards.net

gestaltung Kristina Pernesch

drucK medialogik GmbH

textnachweise

Der Text, chronologie einer Krise, wurde aus Informationen von Spiegel online, FAZ, Sueddeutsche.de und der Webseite des Eu-ropäischen Parlaments zusammengetragen.

Nicht gekennzeichnete Texte sind Beiträge für dieses Heft von Michael Gmaj

Alle grafisch gestalteten Zitate in diesem Heft sind dem Stück Hohe Auflösung ent-nommen.

Sollten wir Rechteinhaber übersehen haben, bitten wir um Nachricht.

Weitere Informationen zum Dramenwettbe-werb, „Über Grenzen sprechen“:http://talkingaboutborders.eu/de/

Der Stücktext ist bestellbar per Mail über:[email protected]

hier auf dem dach sind sniper stationiert. um mitternacht geht‘s los!

BADISCHES STAATSTHEATER KARLSRUHE 13/14Programmheft Nr. 191www.staatstheater.karlsruhe.de

Florentine Krafft, Frank Wiegard

ziemlich spät für freunde, und fur feinde erst recht.