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Musizieren für den Käferberg Musikerinnen und Musiker bringen mit ihrer Kunst Freude und Besinnlichkeit ins Haus. Jörg Büchli hat jahrelang die Gottes- dienste an der Orgel begleitet und dem Käferberg zum Abschied das selbst gebaute Instrument als Geschenk vermacht. Seite 8 Nummer 31 Dezember 2013 Käferberg aktuell Die Hauszeitschrift des Pflegezentrums Käferberg

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Musizieren für den KäferbergMusikerinnen und Musiker bringen mit ihrer Kunst Freude

und Besinnlichkeit ins Haus. Jörg Büchli hat jahrelang die Gottes-

dienste an der Orgel begleitet und dem Käferberg zum Abschied

das selbst gebaute Instrument als Geschenk vermacht. Seite 8

Nummer 31 Dezember 2013

Käferberg aktuell

D i e H a u s z e i t s c h r i f t d e s P f l e g e z e n t r u m s K ä f e r b e r g

Editorial

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Liebe Leserinnen und Leser

In der Weihnachtszeit begegnet mir je-

weils ein Phänomen, das mich in seiner Ein-

zigartigkeit jedes Jahr beeindruckt. Weltweit

werden Melodien gespielt, die Menschen

verschiedenster Nationen auf eine wunder-

bare Weise verbinden. Weihnachtsmelodien

verzaubern immer aufs Neue, wahrscheinlich

deshalb, weil sie ähnlich verstanden werden.

Sie sprechen eine Sprache, die Frieden, Ruhe

und Gemeinsamkeit bedeutet.

Heutzutage ist es möglich, jederzeit einer

von Tonband, CD oder anderen Tonträgern ab-

gespielten Melodie zu horchen. Radio und

Fernsehen sind auch nicht mehr wegzuden-

ken und ermöglichen sehr schöne Musik-

erlebnisse. Trotzdem, es ist viel bereichernder,

mitzuerleben, wie jemand auf seinem Instru-

ment musiziert.

Die Botschaft der Musik wird dadurch

direkter, natürlicher und besser erlebbar.

Manchmal erzählen mir Bewohnerinnen und

Bewohner, dass das gemeinsame Musikerleb-

nis verwandte Erinnerungen weckt. Vor allem

musikalische Reisen in die Jugendzeit lösen

besonders schöne Gefühle aus.

Nicht nur an Weihnachten, sondern übers

ganze Jahr, sorgen Menschen dafür, dass

Melodien weitergetragen werden und im

Alltag Freude bereiten. Im Käferberg dürfen

wir glücklicherweise auf Musikerinnen und

Musiker zählen, die uns regelmässig in die

Welt der Klänge entführen. All jenen, welche

uns mit ihrer Musik bereichern, möchte ich

einen grossen Dank aussprechen. Drei die-

ser Musiker/-innen stellen wir Ihnen in die-

ser Ausgabe vor. Ganz besonders danke ich

Jörg Büchli, der dem Pflegezentrum Käferberg

seine selbst gebaute Orgel geschenkt hat.

Andreas Senn, Betriebsleiter

Editorial Inhaltsverzeichnis

4 Porträt Meilensteine der Musik

Rainer Schlatter erzählt aus seinem Leben

6 Aktuell Wipkinger Dreiklang

Maria Oertlis Liebe zu Wipkingen,

zum Käferberg und zur Musik

7 Menschen

8 Im Fokus Musizieren für den Käferberg

Gespräch mit Jörg Büchli, ehe-

maliger Organist im Käferberg

10 Hintergrund Aktivierungstherapeutische Angebote:

mehr als Beschäftigung

13 PZZ Forschung in den Pflegezentren

14 Wissenswertes Rat und Hilfe für ältere Menschen

15 Vermischtes

16 Agenda, Impressum

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Weihnachten im Oerisbach

Weihnachten beginnt im Oerisbach bereits im Advent. Mit einem

stimmungsvollen Ambiente, selbst gebackenen Guetsli und gemütli-

chem Beisammensein. Die kleinen, intimen Feierlichkeiten werden

von den Bewohnerinnen und Bewohnern sehr geschätzt. Einmal im

Advent bin ich im Haus auch mit meiner Drehorgel unterwegs, was

viel Freude macht.

Die traditionelle Weihnachtsfeier in der Aula, ein schönes Fest, wozu

auch Angehörige eingeladen sind, konnte vergangenes Jahr wegen

Infektionserkrankungen leider nicht durchgeführt werden. So feierten

wir Weihnachten im Oerisbach ausnahmsweise im Sommer, mit

einem grossen Fest mit feinen Grilladen und im Kreis von Angehörigen.

Sonja Neininger

Anlässe

Das Grillfest im Oerisbach

Weihnachtliche Klänge

4

Porträt

Meilensteine der Musik

Ein öffentlicher Auftritt als Pianist sei seine

Sache nicht, wehrt Rainer Schlatter ab, als

er danach gefragt wird, und ergänzt: «Da-

gegen spiele ich gern für einige Liebhabe-

rinnen und Liebhaber der Musik, so wie sie

sich jeweils am Montagmorgen im Käfer-

berg zusammenfinden. Ihnen musikalische

Leckerbissen aus aller Welt vorzutragen,

das macht mir Spass.» Unter den Fingern

dieses Pianisten kann eine längst vertraute

Schlagermelodie unvermutet ausschweifen,

lustvoll in die Höhe wirbeln, um schliesslich

in einen sanften Schwung überzugehen und

wohltuend auszuklingen.

Ein Virtuose, der ohne Noten spieltWie aber hat dieser Pianist, der ohne Noten

spielt, seine virtuose Spielart erreicht? Dazu

meint Rainer Schlatter: «Durch den Umgang

mit unterschiedlichen Instrumenten, der

mich schliesslich zu meinem Lieblingsins-

trument, der Orgel, führte. Daher freue ich

mich über jeden Gottesdienst mit Antoine

Plüss, den ich auf der Hausorgel musika-

lisch begleiten darf.» Beim wöchentlichen

Üben an der Orgel der Kirche St. Konrad

in Albisrieden habe er gar zu einer Art Me-

ditation gefunden, führt Rainer Schlatter

weiter aus.

Ein Luftgewehr als TüröffnerNach einer Pause fährt er fort: «Ja, wie kam

ich überhaupt zur Musik oder anders ge-

fragt: Wie kam es, dass mich die Musik zu

sich her holte? Während meiner Kindheit

und Pubertät war sie für mich noch über-

haupt kein Thema. Der Auslöser, der mich

zur Musik brachte, war ein simples Luftge-

wehr, welches ich einem Freund in Bülach

vorführen wollte. In dessen Stube entdeckte

ich ein Banjo. Beiläufig zupfte mein Freund

auf den Saiten. Zunächst mochte es wohl

nichts als Neid gewesen sein, der mich dazu

antrieb, es ihm gleichzutun und mir auch

ein Instrument zu beschaffen, nämlich eine

akustische Gitarre nebst Grifftabelle. Von da

an übte ich und übte und schlief gar nachts

mit dem inzwischen geliebten Instrument in

den Armen ein.

Tiere und MusikSpäter dann, während meiner Arbeit als Tier-

wärter im Zürcher Zoo, wurde ich durch

Freunde dazu angeregt, auf eine elektrische

Gitarre umzusteigen. Dieses Instrument ver-

schaffte mir bald den Zugang zur Unterhal-

tungsmusik. Zusammen mit einem Schlag-

zeuger und einem Bassisten gründeten wir

1967 das Trio ‹Mac Fadden›. Tagsüber Arbeit

Wie ist Rainer Schlatter zur Musik gekommen?

Oder: Wie kam die Musik zu ihm?

Rainer Schlatter erzählt aus seinem Leben.

Annabeth Schallenberg

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Porträt

mit Tieren, nachts musizieren mit der Band,

dies schaffte ich nur kurze Zeit. Weil jedoch

bald genügend Aufträge kamen und der Lohn

stimmte, wandte ich mich während Jahren

ganz der Unterhaltungsmusik zu. Erst viel spä-

ter sollte ich meine Liebe zur elektronischen

Orgel entdecken, nämlich während meiner

Mitgliedschaft im ‹Duo Galaxy›.»

Später, während langer Jahre in Brasilien,

wurde Rainer Schlatter mit neuen schnellen

Rhythmen vertraut, etwa dem Bossa Nova.

Farbigkeit und AusdruckskraftIm Klavierspiel jeweils am Montagmorgen

verwandelt sich Rainer Schlatter bald vom

verschwenderischen Barpianisten zum ernst-

haften Kirchenmusiker, der auch eigene Kom-

positionen vorträgt, dem Barockkomponisten

Johann Sebastian Bach nachempfunden. Me-

lodien, angefüllt mit Erinnerungen, gleichen

einem Bilderbuch, dessen Farbigkeit und Aus-

druckskraft bei unseren Zuhörerinnen und

Zuhörern sehr gut ankommen.

Rainer Schlatter in seinem Element

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Seit fast 10 Jahren geht Maria Oertli in unse-

rem Pflegezentrum ein und aus. Unserem Haus

bekannt geworden ist sie vor allem durch ihre

Begleitung von Liedern mit dem Akkordeon,

sei es in der offenen Singgruppe vom Mittwoch

oder beim monatlichen Geburtstagskaffee.

Hier fällt jeweils auf, wie gut sie die

Wünsche von Bewohnerinnen kennt: «Frau

Schwab, im letzten Jahr war Ihr Geburtstags-

lied der Schlager ‹Ganz in Weiss› von Roy

Black. Sind Sie bei diesem Wunsch geblie-

ben?» So auch in der Singgruppe. Von Ma-

ria Oertli nach einem Liederwunsch gefragt,

strahlt ihr die Bewohnerin Margrit Zollinger

entgegen: «O Thurgau, du Heimat, wie bist

du so schön». Sie kann darauf zählen, dass

Maria gleich kundig in die Tasten greifen und

die choralartige Begleitmusik anstimmen wird.

Beider Heimatkanton ist der Thurgau, und

Heimatliebe verbindet.

Ein respektables RepertoireGenauso wie sich Margrit Zollinger und Rosa

Schwab darüber freuen, wenn ihre Lieblings-

melodie gespielt wird, ergeht es vielen Sän-

gerinnen und Sängern, die davon profitieren,

dass Maria Oertli danach bestrebt ist, ihr res-

pektables Repertoire laufend zu ergänzen, um

gar den Wünschen der Lieder- und Schlager-

fans zu entsprechen.

Aktuell

Wipkinger Dreiklang

Nach und nach folgten Anfragen aus

Wohngruppen unseres Hauses, ob Maria

Oertli die musikalische Unterhaltung an ei-

nem Grill- oder Racletteabend übernehmen

möchte. Auf diese Weise ergaben sich erste

Erfahrungen mit demenzkranken Bewohne-

rinnen und Bewohnern. Dazu Maria Oertli:

«Es ist für mich jedes Mal ein ungemein be-

glückendes Erlebnis, wenn beim Spielen der

Lieblingslieder dieser Menschen die meist

vorherrschende Stille gebrochen wird, Ge-

sichter aufleuchten und manche Bewohnerin

gar Strophe für Strophe mitsingt.»

Aus Liebe zu WipkingenEin weiteres Engagement eröffnete sich Maria

Oertli vor ungefähr einem Jahr: Sie wurde an-

gefragt, ob sie beim Gottesdienst den Frauen-

chor Wipkingen auf dem Klavier begleiten

möchte. Seit dieser Zeit ist sie in diesem

Frauenchor, der den Namen ihres geliebten

Wohnorts trägt, auch bei anderen Anlässen

engagiert. Dies in ihrer Eigenschaft als ange-

sehene, vorwiegend klassisch ausgebildete

Pianistin.

Von Maria Oertlis Liebe zu Wipkingen, zum

Käferberg und zu ihrer Arbeit als Musikerin.

Annabeth Schallenberg

Maria Oertli kennt die Musikwünsche der Bewohnerinnen.

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Im Fokus

Von Beruf Altphilologe, baute Jörg Büchli 1986

eine kleine Orgel dem Modell nach, das ein

japanischer Orgelbauer als Gesellenstück bei

der Orgelbaufirma Bosch in Kassel entworfen

hatte. Als im Zug der Käferberg-Sanierung

die alte Orgel abgebaut wurde, bat ihn der

damalige Pfarrer Matthias Stauffer, sein Or-

gelpositiv auszuleihen. Jörg Büchli erweiterte

das Instrument um zwei Holzregister, um dem

grösseren Raum gerecht zu werden, machte

es fahrbar und baute es in ein Gehäuse ein.

Ein gefährliches HobbyWas fasziniert Jörg Büchli am Orgelbau? «Ein

gefährliches Hobby», meint er, «es lässt einen

nicht mehr los. Interessant ist das Technische,

der Bau der Windlade, der Pfeifen nach be-

stimmten Mensuren usw. Aber das Schönste

ist, wenn man aus den Holzpfeifen erstmals

einen Ton herauskriegt. Wichtig ist dann die

Intonation, das Abgleichen der Töne, damit

sich ein einheitlicher Klang einstellt. Bei Flöte,

Oboe und Klarinette ist dieser in den tiefen

Lagen eher eng, in den Höhen weit, weil die

Mensur immer gleich bleibt. Nicht so bei der

Orgel, wo die Grösse der Pfeifen den Tonla-

gen angepasst werden kann. Es ist eine hohe

Kunst, den Klang über alle Lagen und Register

gut abzustimmen.»

Musizieren für den Käferberg

Harmonie aller Teile«Das Wesen der Orgel liegt in der Harmonie

aller Teile.» Weil sie den Klang anders erzeugt

als z. B. ein Klavier, wo die Töne abschwellen,

toleriert sie Abweichungen und Dissonanzen

wenig und muss mit dem Raum gut harmo-

nieren. Je nach Form und Material klingen

die Pfeifen härter oder weicher, flötig oder

streichend, und der Klang verändert sich mit

offenen oder gedeckten Pfeifen.

Jörg Büchli schenkte dem Käferberg die

selbst gebaute Orgel.

Seit Mitte der 90er Jahre begleitete Jörg Büchli als

Laienorganist die Gottesdienste im Haus musikalisch.

Zu seinem Abschied Ende 2012 schenkte er dem

Käferberg die selbst gebaute Orgel. Werner Neck

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Im Fokus

Bei Vollbesetzung des Festsaals klang

die Orgel nach dem Ausbau immer noch zu

schwach, weshalb Jörg Büchli 2005 die zu-

sätzlichen Holzregister durch Metallpfeifen er-

setzen liess. Die Intonation der Pfeifen erfolgte

durch Orgelbaumeister Michael Bosch. 2008

fügte Jörg Büchli zwei Spezialregister aus Holz

hinzu: ein Gemshorn und eine Schwebung für

besonders expressive Musikstücke.

Die Leute singen wenigerJörg Büchli bedauert, dass die Hausmusik

am Aussterben ist. «Die Leute singen heute

weniger. Das ist im Gottesdienst spürbar, wo

sie nicht mehr so hohe Tonlagen erreichen

wie geübte Stimmen.» Choräle, die beispiels-

weise in A-Dur komponiert wurden, muss er

tiefer, in G- oder sogar F-Dur spielen. Was in

den tiefen Lagen schwierig wird, sodass er

den Tonumfang reduzieren und Musikstücke

umschreiben muss.

EwigkeitssonntagEindrücklich waren für Jörg Büchli die Got-

tesdienste am Ewigkeitssonntag mit Susanne

Hirsch und Antoine Plüss. Mit Solisten oder

seiner Frau zusammen gelang es gut, pas-

sende Musik zu spielen, obwohl das Zusam-

menspiel eine stetige Herausforderung ist, weil

dann die Angst, Fehler zu machen, besonders

gross ist. «Das Musizieren ist heute aber häu-

fig zu schnell und zu perfektionistisch. Das

Lebendige leidet darunter», meint Jörg Büchli.

Und er erinnert an den berühmten Pianisten

Wilhelm Backhaus, der nach einer Aufnahme,

welche die Tontechniker bearbeiten wollten,

sagte: «Die Fehler, die lassen wir stehen!»

Mit der Orgel hat Jörg Büchli ein gross-

zügiges Geschenk an den Käferberg überge-

ben. Und er hofft, dass das Instrument noch

möglichst lange seinen Dienst tut und Freude

macht.

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Hintergrund

Selber Hand anlegen in der Kochgruppe, miteinander Zeitung lesen,

den Tanznachmittag im Haus besuchen: Die aktivierungstherapeutischen

Angebote in den Pflegezentren sind vielfältig. Sie zielen darauf hin,

die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner zu erhalten.

Sie unterstützen deren Beziehungen, fördern und erhalten ihre

körperlichen, seelischen und geistigen Fähigkeiten. Ein Augenschein

im Pflegezentrum Käferberg: Annabeth Schallenberg

Mehr als Beschäftigung

Ein tätiges Leben zu führen, komme für sie im

hohen Alter nicht mehr in Frage, begründete

Elisabeth Cattaneo, frühere Bewohnerin, ihre

neu entdeckte Lebensqualität: Musse und

Beschaulichkeit im Alltag. Vielen Bewohne-

rinnen und Bewohnern ergeht es ähnlich. Sie

verstehen heute unter Tätigsein nicht mehr,

sich möglichst nützlich zu machen. Wenn sie

sich betätigen wollen, dann tun sie es um

ihrer selbst willen, weil es ihnen Spass macht

oder sie persönlich weiterbringt.

Anregungen und AustauschAuf den Abteilungen der Pflegezentren finden

jeweils Aktivitäten statt, die auf vorhandenen

Fähigkeiten von Bewohnerinnen und Be-

wohnern aufbauen und diese fördern. Auch

bietet die aktivierungstherapeutische Arbeit

fachlich erprobte Möglichkeiten an, neue

Fähigkeiten zu erlernen und verlorene zu

kompensieren.

Abteilungsübergreifende Angebote wie

Malen, Musik, Sitztanz, Singen, Abend- und

Grossveranstaltungen finden ihren Ausdruck

im gemeinsamen Erleben, oft im Zusam-

Tanznachmittag mit Angehörigen und Gästen aus dem Quartier

mensein und Austausch mit Angehörigen,

freiwilligen Mitarbeitenden und Interessierten

aus den Quartieren.

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Hintergrund

Im Einklang mit Musik

Wiedererlernen und gestalten in der Malgruppe

gels nachbildet, welcher mit Jakob kämpft,

einem Stammhalter Israels? Solche Stätten

wie das Fraumünster aufzusuchen, welche

die Bindung an unsere Traditionen festigen,

vermitteln seelische Weite.

Erlebte AugenblickeDora Abadessa schwärmt heute noch von

Ausflügen, wie Cornelia Glättli sie unter an-

derem organisiert, und besonders von einer

Schifffahrt auf dem sommerlichen Zürichsee.

«Erinnerungen erwachen nicht erst dann,

wenn wir nach ihnen suchen und sie aufgrei-

fen, sondern mit jedem erlebten Augenblick,

mit jeder erlebten Erfahrung», sagte Berthy

Schmid, die einst als freiwillige Mitarbeiterin

zusammen mit der erblindeten Bewohnerin

Lina Frei Schifffahrten unternahm: «Ein er-

lebter Augenblick kann in uns Eindrücke des

Eintauchen ins Reich der Farben«Während wir Jüngeren den Blick eher auf

die Aussenwelt gerichtet halten, gelangen

ältere Menschen oft zu einer Innenschau»,

begründet die Maltherapeutin Erika Franzi

die Freude vieler Bewohnerinnen am Malen.

Dora Abadessa deutet auf ihr Werk, das

Herbstbäume in einem wahren Feuerwerk

von Farben wiedergibt. Wegen einer Behin-

derung habe sie gelernt, linkshändig und

neuerdings sogar mit den Fingern zu ma-

len. Eintauchen in die Erinnerungswelt der

Toskana, wo sie ihre Kindheit verbrachte,

möchte die Bewohnerin Elisa Walliser: In

eine Heimatlandschaft eben, für die es keine

Erklärung braucht. Ob Xaveria Kinzelmann

noch immer die Leuchtkraft der Chagall-

Fenster im Zürcher Fraumünster vor Augen

hat, wenn sie farblich das Azurblau des En-

Hintergrund

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Wer in ein Pflegezentrum der Stadt Zürich

eintritt, erfährt von den Aktivierungsfach-

personen, welche Aktivitäten im Haus statt-

finden. Regelmässig veröffentlichte Ver-

anstaltungskalender erinnern ebenfalls an

Anlässe und Angebote. Die Fachpersonen

der aktivierenden Angebote und der Pflege

unterstützen die Bewohnerinnen und Be-

wohner bei der Wahl ihrer Beschäftigungen

oder Veranstaltungen und begleiten sie bei

Bedarf.

Sehens, des Riechens und des Schmeckens

wecken», führte sie weiter aus.

Auch in einer therapeutisch geführten

Koch- und Backgruppe sind Sinneswahr-

nehmungen oft mit Erinnerungen verbunden.

Hier regt das Eintauchen in Gefühle, die man

früher etwa während des Rührens von Kar-

toffelstock oder des Bratens von Würsten

hatte, gerne zu Gesprächen an.

Elisa Walliser freut sich über ein sei-

denweiches Nackenkissen, das sie in der

Werkgruppe in Zusammenarbeit mit der dor-

tigen Aktivierungsfachfrau angefertigt hat. Im

Gedächtnistraining, das sie niemals missen

möchte, wird vergangenes Wissen aus der

Versenkung geholt und oft in Zusammenhang

mit der eigenen Lebensgeschichte gebracht.

Im Einklang mit MusikNeben der Freude am Malen gibt es für

Xaveria Kinzelmann auch die Lust an der

Musik, weil Melodien, begleitet von der Gi-

tarre, bekanntlich direkt ins Leben führen.

Laut Musiktherapeut Hans-Jürgen Lipsius

erreichen Melodien Seelentiefen, die mit der

Sprache kaum einzufangen seien. «In der

Einzelbetreuung oder Begleitung während

der letzten Phase im Leben eines Menschen

können Melodien gar eine Wandlung herbei-

führen», ergänzt er.

Erinnert sich die Bewohnerin Dora Aba-

dessa noch an die Schauspielerin Stephanie

Glaser, die sich vor Beginn ihrer Vorstellung

vor zwei Jahren unvermutet neben sie ins

Publikum setzte? Stephanie Glaser hatte es

verstanden, im Wechsel von Fragen und Ant-

worten längst Vergangenes zu aktualisieren,

Beziehungen, etwa zum Goldfisch «Traugottli»

aus den 70er Jahren, aus ihrem Publikum he-

rauszuheben. Vergangenes mit Leben füllen,

das ist der Auftrag an Schauspieler, Komiker,

Journalisten von Radio und Fernsehen, Musi-

kerinnen und Musiker, die in den Pflegezent-

ren gern gesehene Gäste sind.

Prominente Gäste lassen Erinnerungen aufleben: Stephanie Glaser zu Besuch

Spielrunde auf der Abteilung

13

PZZ

In den letzten Jahren hat das Forschungsinteresse an Themen

im Bereich des (hohen) Alters deutlich zugenommen. So werden

vermehrt Studien auch bei Menschen mit Demenz oder bei

Menschen in der letzten Lebensphase durchgeführt, um mehr

Wissen über die Situation der betroffenen Personen und über

den Krankheitsverlauf zu erlangen. Die Pflegezentren der Stadt

Zürich beteiligen sich an verschiedenen Forschungsprojekten.

Heike Geschwindner

Forschung in den Pflegezentren

Unter Forschung im Gesundheitswesen stellt man

sich landläufig Pharmaforschung vor, die dazu

dient, die Wirksamkeit neu entwickelter Medika-

mente zu testen, bevor sie auf den Markt kommen.

Doch das Spektrum ist viel breiter. Forschung trägt

auch dazu bei, die Erlebenswelt von gesunden und

kranken Personen zu beleuchten oder Erkenntnisse

über spezielle Massnahmen zu ermitteln. Die Pfle-

gezentren der Stadt Zürich stellen für verschiedene

Studien das Forschungsfeld zur Verfügung und profi-

tieren dadurch direkt von den gewonnenen Erkennt-

nissen.

Untersuchungen zur Versorgung

am Lebensende

Der Schweizer Nationalfond hat ein nationales For-

schungsprogramm zum Lebensende (NFP 67) lan-

ciert, das untersucht, wie und unter welchen Umstän-

den junge und alte Menschen sterben. Ziel ist es, die

Versorgung am Lebensende besser gewährleisten

und die notwendige Unterstützung bieten zu können.

Die Pflegezentren nehmen an einer NFP 67-Studie

teil, der Langzeitstudie zum Leben und Sterben mit

fortgeschrittener Demenz (ZULIDAD) der Psychia-

trischen Universitätsklinik Zürich und des Zentrums

für Gerontologie. Die Studie startete im Spätherbst

2013. Dazu sollen Angehörige und Pflegende 3-mo-

natlich die Lebensqualität, den Gesundheitszustand,

die Symptome und die Versorgung der an Demenz

erkrankten Person beurteilen.

Studie zum Umgang mit Inkontinenz

Das Institut für Angewandte Pflegewissenschaft der

Fachhochschule St. Gallen untersucht mit einer Stu-

die, ob sich gezielte Schulungen der Pflegenden und

Fallbesprechungen auf den Umgang mit Inkontinenz

bei Personen mit Demenz auswirkt. Die Pflegenden

füllen zu mehreren Zeitpunkten verschiedene Fra-

gebögen aus und machen Angaben zu Häufigkeit

und Ausmass der Inkontinenz der teilnehmenden

Bewohner/-innen. Dazu werden die Einlagen vor und

nach Gebrauch gewogen und das Gewicht doku-

mentiert.

Für jede Studie gilt, dass vor Studienbeginn bei

der Kantonalen Ethikkommission die Unbedenklich-

keitserklärung eingeholt werden muss. Auch müssen

alle Studienteilnehmenden oder ihre Vertreter über

den Studienverlauf aufgeklärt werden und eine Ein-

willigungserklärung unterschreiben. Die Teilnahme ist

immer freiwillig.

Messgenauigkeit ist das A und O: Vor Beginn der Inkontinenzstudie

werden die Waagen kalibriert.

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Wissenswertes

Die Unabhängige Beschwerdestelle für das Alter steht

älteren Menschen und deren Angehörigen zur Verfü-

gung. Sie berät aber auch Leitungs-, Betreuungs- und

Pflegepersonal in der Altersarbeit, Ärztinnen/Ärzte,

Beratungs- und Ombudsstelle, Sozialdienste und Be-

hörden. Sie bietet ihre Dienste für die spezifischen

Probleme älterer Menschen an, wenn die Schwierig-

keiten nicht mehr im gegenseitigen Gespräch gelöst

werden können.

Unabhängig, politisch und konfessionell neutral

Die UBA wurde 1997 in Zürich gegründet, 2001

schloss sich ihr der Kanton Schaffhausen an. Seit

einigen Jahren gibt es auch in der Ost- und Zent-

ralschweiz eine UBA. Die UBA ist ein Verein und wird

getragen von nicht staatlichen sozialen Institutionen,

unter anderem von Curaviva, dem Schweizerischen

Roten Kreuz, von Pro Senectute und Spitex. Sie ist

unabhängig, politisch und konfessionell neutral. Die

UBA arbeitet eng mit staatlichen Ombudsstellen und

anderen Instanzen zusammen und behandelt aus-

schliesslich Beschwerden, für die keine andere Stelle

zuständig ist.

Fachkompetent und ehrenamtlich

Für die Unabhängige Beschwerdestelle für das Alter

arbeiten bestqualifizierte Seniorinnen und Senioren

wie Ärztinnen/Ärzte, Sozialarbeiter/-innen, Juristinnen/

Juristen, Pflegefachpersonen u. a. Mit Ausnahme von

wenigen Teilzeitstellen in Geschäftsleitung und Buch-

haltung arbeiten alle Fachkräfte und Mitarbeitenden

der UBA ehrenamtlich. Die Beratung ist für Rat-

suchende unentgeltlich, die UBA bittet jedoch nach

Abschluss der Beschwerde um einen Beitrag im Rah-

men der eigenen Möglichkeiten.

Die Zahl der Rat suchenden Betagten ist in den

letzten Jahren laufend gestiegen. Meistens wurde eine

befriedigende Lösung für alle Beteiligten gefunden.

Nur selten musste eine Beschwerde an die vorge-

setzte Behörde weitergeleitet oder der Rechtsweg

eingeschlagen werden.

Konflikte können gerade im Alter unüberwindbar erscheinen. Das

kann die Wohnsituation betreffen, die Finanzen, Betreuung und

Pflege in der Familie oder in einem Pflege- oder Altersheim oder

schwierige familiäre Verhältnisse. In solchen Fällen bietet die

Unabhängige Beschwerdestelle für das Alter (UBA) Rat und Hilfe an.

Nathalie Gallagher-Hintermann

Rat und Hilfe für ältere Menschen

Unabhängige Beschwerdestelle für das Alter

Zürich/Schaffhausen

Malzstrasse 10, 8045 Zürich

Sie erreichen die UBA telefonisch von

Montag bis Freitag, 14.00 bis 17.00 Uhr,

unter Telefon 058 450 60 60 oder

über E-Mail [email protected]

Weitere Informationen finden Sie

unter www.uba.ch

Vermischtes

Familienbande

Welche der acht Puzzleteile passen in die vier Lücken?

A

C

B

D

1 2 3 4

5 6 7 8

Lösung

A7, B2, C4, D3

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Was ist los im Käferberg?

Agenda

ImpressumImpressumHerausgeberStadt Zürich

Pflegezentren

Walchestrasse 31, Postfach 3251

CH-8021 Zürich

www.stadt-zuerich.ch/pflegezentren

Tel. 044 412 11 11

Gesundheits- und Umweltdepartement

Redaktionelle VerantwortungNicole Bittel, Fachstelle PR

Tel. 044 412 44 30, [email protected]

Redaktionsleitung «Käferberg aktuell»Werner Neck

Tel. 044 414 65 67

E-Mail [email protected]

Adresse: Emil-Klöti-Strasse 25, 8037 Zürich

RedaktionsteamAndrea Bertschinger, Cornelia Glättli,

Ulrike Homm, Annabeth Schallenberg,

Andreas Senn

Konzeptbüro :z GmbH, Bern/Basel

FotosJörg Büchli, Sonja Neininger,

Antoine Plüss, Werner Neck

Layout und Druck :FO-Fotorotar AG, Egg (ZH)

Papier : «Cyclus Print»,

100% Recycling-Papier

Der nächste «Käferberg aktuell» erscheint am 28. März 2014.

Die aktuelle Ausgabe der Hauszeitschrift finden Sie auch unter www.stadt-zuerich.ch/pflegezentren.

Januar 2014

09.01. Jörg Schneider im Käferberg zu Gast Bistretto 14.30 Uhr

11.01. Tanz und Unterhaltung mit Mario Ammann Bistretto 14.30 Uhr

16.01. Tanznachmittag mit Stefan Proll Bistretto 14.30 Uhr

23.01. Radiomoderatorin Regina Kempf erinnert sich Bistretto 14.30 Uhr

25.01. Unterhaltung mit dem Duo Heinz und Heinz Bistretto 14.30 Uhr

Februar 2014

06.02. Elisabeth Schnell befragt Sportredaktor Sepp Renggli Bistretto 14.30 Uhr

08.02. Tanz und Unterhaltung mit Dölf Peter Bistretto 14.30 Uhr

13.02. Unterhaltung mit Claudio de Bartolo Bistretto 14.30 Uhr

20.02. M. Bürlimann & K. Gammeter: Wipkingen gestern und heute Bistretto 14.30 Uhr

22.02. Spass, Tanz und Unterhaltung mit Franco Palattella Bistretto 14.30 Uhr

März 2014

06.03. Fasnacht im Käferberg mit Musiker Stefan Proll Bistretto 14.30 Uhr

13.03. Tanznachmittag mit Hansruedi Schär Bistretto 14.30 Uhr

15.03. Tanz und Unterhaltung mit Mario Ammann Bistretto 14.30 Uhr

27.03. Kurt Aeschbacher zu Gast im Käferberg Bistretto 14.30 Uhr

Vernissage :

01.03. Vernissage mit drei Künstlerinnen des Kollegiums 78 Bistretto 14.30 Uhr

Geburtstagskaffee : 30. Januar, 27. Februar, 20. März 2014

Reformierte Gottesdienste : 19. Januar, 16. Februar, 23. März 2014

Katholische Gottesdienste : 5. Januar, 2. Februar 2014

Ökumenischer Gottesdienst: 2. März 2014

Die Gottesdienste finden jeweils um 10.30 Uhr statt.

Den Veranstaltungsort entnehmen Sie bitte den Infotafeln.