Klausur S 175 Strafrecht SS 2011 Friedrich Toepel.
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Klausur S 175 StrafrechtSS 2011
Friedrich Toepel
• 1. Tatkomplex: Die Überführung des PKWs Marke „Golf GTI“
• A. Strafbarkeit des B• I. § 242 I StGB durch Fahren des
PKW über die Grenze• Subj. Tb.: Vorsatz -, • keine Vorstellung einer Wegnahme,• Einverständnis des Eigentümers, § 16 I
1 StGB• II. §§ 263 I, II, 22, 23 I, 25 II StGB
aufgrund desselben Verhaltens• 1. Vorprüfung: • a) Versuch strafbar
• b) keine Vollendung:
• aa) gelber Golf:
• Eigentümer hatte keine Kaskoversicherung,
• bb) roter Golf:
• keine Kausalität Täuschung/Schaden
• 2. Tatentschluss, Vorsatz bezüglich
• a) Eigennütziger Betrug:
• aa) Täuschung, Vermögensverfügung, Schaden +
• bb) Bereicherungsabsicht:
• erstrebter Vorteil +,
• aber: keine Stoffgleichheit zwischen Schaden und erstrebtem Vermögensvorteil
• Vermögensschaden = Auszahlung der Versicherung, obwohl kein Anspruch (kein Versicherungsfall),
• Vermögensvorteil = Belohnung für Überführen über die Grenze
• b) Altruistischer Betrug zugunsten Fahrzeugeigentümer:
• Bereicherungsabsicht,
• Stoffgleichheit hier +
• erstrebter Vorteil = Erhalten der Versicherungssumme ohne Anspruch darauf,
• Kehrseite des Schadens +.
• Aber Frage, ob B in Mittäterschaft mit dem Eigentümer gehandelt hat, § 25 II StGB?
• aa) Subjektive Theorie:
• Täterwille?
) Indizien:• eher für Täterwille• (keine soziale Abhängigkeit, • Interesse = Belohnung; • Gewicht des Tatbeitrags =
entscheidend) ) Gemeinsamkeit des
Tatentschlusses?• Vorstellung: Eigentümer haben A
beauftragt • A wird (nach lebensnaher Auslegung)
möglicherweise mit anderen zusammen im Sinne des Auftrags tätig, reicht
• daher +. (vgl. auch BGH NJW 1995, 142)
• bb) Tatherrschaftslehre:
• Tatherrschaft? –,
• Eigentümer nicht am Tatort anwesend,
• B gleicht nicht Minus im Ausführungsstadium durch Plus im Planungsstadium aus.
• Streitentscheidung zwischen aa und bb notwendig.
• Wenn Mittäterschaft + weiterprüfen:
• 3. Unm. Ansetzen, § 22 StGB: • erst mit (vorgestellter)
Schadensmeldung,• über dies Stadium ist der Fall bereits
hinausgelangt,• tatsächliche Schadensmeldung vom
Eigentümer des roten Golfs • [untauglicher Versuch:• es reicht Ansetzen zur
Tatbestandsverwirklichung nach Bs subjektiver Vorstellung,
• Es sei denn: man wollte hier die Grundsätze von BGHSt 39, 236, 238 analog heranziehen! Zw., ob hier passt]
• 4. Rw, Schuld +, Strafbarkeit gemäß §§ 263 I, II, 22, 23 I, 25 II StGB aufgrund der subjektiven Theorie +
• Falls Strafbarkeit insoweit abgelehnt:
• III. § 265 StGB aufgrund desselben Verhaltens bezüglich des roten Golfs +
• IV. §§ 265 I, II, 22, 23 I StGB aufgrund desselben Verhaltens bezüglich des gelben Golfs +
• B. Strafbarkeit des A
• I. §§ 242 I, 243 I 2 Nr. 1 und 3, 25 I 2. Alt. StGB hinsichtlich des roten Golfs aufgrund des Überredens des B sowie Fahren des B zum Tatort
• 1. obj. Tb.: Wegnahme durch B dem A gemäß § 25 I 2. Alt. StGB zurechenbar? +,
• B = vorsatzloses Werkzeug, § 16 I 1 StGB, A beherrscht B kraft Irrtumsherrschaft
• 2. subj. Tb.: Vorsatz und Zueignungsabsicht + (Aneignungskomponente: sich selbst wollte A die Sache zueignen,
• vorübergehendes Sich Zuschreiben der Eigentümerposition genügt.
• 3. Rw, Schuld +
• 4. Regelbeispiele:• Nr. 1: +,• Eindringenlassen des B in das
Fahrzeug mit nicht dafür vom Eigentümer bestimmtem Schlüssel
• Nr. 3: gewerbsmäßig +, • A verdient seinen Lebensunterhalt mit
Autoverschieben• II. §§ 242 I, 243 I 2 Nr. 1 und 3, 25 I 2.
Alt. StGB hinsichtlich des gelben Golfs aufgrund des Überredens des B sowie Fahren des B zum Tatort +
• Sofern oben bei B §§ 263, 22, 23 I StGB abgelehnt:
• III. §§ 265 (iVm §§ 22, 23 I bezüglich des gelben Golfs), 26 StGB aufgrund desselben Verhaltens bezüglich des roten und des gelben Golfs
• auch doppelter Anstiftervorsatz?
• 1. bezüglich rechtswidriger Haupttat:
• B = vorsatzloses Werkzeug bezüglich Diebstahl,
• aber dass B zumindest einen Versuch macht, die Versícherung zu betrügen, wollte A, also +,
• 2. bezüglich der Vollendung der Haupttat +
• Konkurrenzen: 2 x §§ 242 I, 243 I 2 Nr. 1 und 3, 25 I 2. Alt.; 52 StGB (natürliche Handlungseinheit)
• 2. Tatkomplex: Die Vorfälle auf dem Firmengelände (gemeinsame Strafbarkeit von A und B)
• I. §§ 249, 250, 22, 23 I, 25 II StGB durch Niederschlagen des Nachtwächters, um zwei Mercedes zu entwenden
• 1. Vorprüfung: +, Versuch Strafbar, Raub nicht vollendet
• 2. Tatentschluss:
• a) Qual. Nötigung +
• b) Wegnahme +
• c) Finalzusammenhang +• d) Zueignungsabsicht +• e) Mittäterschaft: sowohl nach
subjektiver Theorie als auch nach der Tatherrschaftslehre +
• f) Vorsatz bezüglich Qualifizierungsmerkmalen:
• aa) § 250 I Nr. 1 StGB: • +, B führte Messer bei sich, wollte es
auch benutzen • bb) § 250 I Nr. 2 StGB? • -, BGH verlangt mindestens 3 Personen
für Bande,
• insbesondere ergibt sich das daraus,
• dass sich nicht beherrschbare Gruppendynamik/Gruppenzwang aus Dreierbeziehungen entwickeln kann
• cc) § 250 II Nr. 3 a und b StGB? Schwere körperliche Misshandlung? Misshandlung mit erheblichen Folgen für die Gesundheit oder die in Zufügung massiver Schmerzen besteht (z. B. Schläge)
• = Niederschlagen durch B und Aufschlagen mit Kopf auf dem Boden
• (nach lebensnaher Auslegung von erheblichen Schmerzen auszugehen +) +,
• Vorsatz: +, A und B gehen vom Sterben des D aus
• dd) Qualifizierungen dem A zuzurechnen gemäß § 25 II StGB?
• +, BGH: sachgedankliches Mitbewusstsein im Sinne von Platzgummer für die Zurechnung reicht,
• Exzess erst, wenn nicht mehr im Rahmen der üblichen Spielbreite einschlägiger Taten,
• sonst unwesentliche Abweichung im Kausalverlauf:
• A musste aufgrund Tatplans, den N zu töten, damit rechnen, dass B den N vorzeitig ausschaltet = unwesentliche Abweichung im Kausalverlauf
• 3. Unmittelbares Ansetzen, § 22 StGB:
• a) Kriterien zum unmittelbaren Ansetzen überhaupt von einem der Mittäter (zumindest von B) erfüllt?
• +, B konnte ohne wesentliche Zwischenschritte zur Tatbestandsverwirklichung übergehen
• b) Unmittelbares Ansetzen bei Mittätern?
• aa) Gesamtlösung der Rspr.:
• Wenn ein Mittäter im Rahmen des gemeinsamen Tatplanes zur Tatbestandsverwirklichung ansetzt, allen Mittätern zuzurechnen.
• Danach hier +
• bb) Einzellösung in der Literatur:
• Jeder Mittäter muss angesetzt haben.
• Danach hier § 22 StGB – für A,
• da A seinen Beitrag noch nicht erbracht hat.
• Wer Ansicht aa) folgt, muss weiterprüfen:
• 4. Rw, Schuld +
• 5. Rücktritt?
• § 24 II StGB?
• -, fehlgeschlagener Versuch,
• Erfolgseintritt physisch unmöglich, erwartete Tatobjekte, Mercedes-PKWs,. nicht vorhanden,
• Strafbarkeit gemäß §§ 249, 250, 22, 23 I, 25 II StGB +
• II. §§ 211, 212, 22, 23 I, 25 II StGB durch Niederschlagen des Nachtwächters und sich Anschicken, diesen zu erstechen (in der Klausur zu empfehlen: A und B unbedingt trennen)
• 1. Vorprüfung: unproblematisch
• 2. Tatentschluss, Vorsatz bezüglich
• a) Grundtb.: A und B hatten beschlossen, den N mit dem Messer zu töten
• b) Mordmerkmale:
• aa) Habgier +
• Tötung zur Erlangung der Mercedes PKWs,
• besondere Niederträchtigkeit, einem niedrigen Beweggrund vergleichbar, ist gegeben
• bb) Ermöglichungsabsicht +
• Tötung, um die Vollendung des Raubes zu ermöglichen
• 3. unmittelbares Ansetzen, § 22 StGB:
• Wie beim versuchten Raub für B
• a) Gesamtlösung: § 22 StGB +
• b) Einzellösung: § 22 StGB – für A
• Je nachdem Prüfung hier abzubrechen oder fortzufahren:
• 4. Rw, Schuld: +,
• 5. Rücktritt:
• a) Aufgrund bloßen Nichtzustechens des B bzw. Abbringens des B vom Zustechen durch A : -,
• aa) § 24 II 1 StGB -,
• keine Verhinderung der Vollendung im Sinne des § 24 II 1 StGB,
• da N verstorben wäre, wenn nichts weiter geschehen wäre
• (a. A. vertretbar:
• durch das Zustechen und sofortige Töten hätte sich N die Möglichkeit der späteren Rettung genommen)
• bb) Freiwilligkeit: -
• für A eventuell im Rahmen des § 24 II 2 StGB zu prüfen:
• A und B gehen davon aus:
• N wird ohnehin versterben, d. h. ) psychologischer Bestimmung der
Freiwilligkeit:
• es wird überhaupt keine autonome Entscheidung getroffen, die auf Verhinderung der Vollendung abzielt;
) normative Bestimmung der Freiwilligkeit:
• A und B = durchaus noch vernünftig nach den Maßstäben der Verbrechervernunft (Roxin),
• wenn sie ohnehin vom Versterben ausgehen
• (a. A. vertretbar zumindest für die psychologische Bestimmung der Freiwilligkeit:
• A und B waren beim Ablassen vom Zustechen nicht von unwiderstehlichem Zwang beeinflusst)
• b) Aufgrund des Benachrichtigens des Rettungsdienstes durch B,
• Streitfrage: • im Rahmen des § 24 II 1 StGB
„ernsthafte“ Rücktrittsbemühungen erforderlich wie bei untauglichem Versuch gemäß § 24 I 2 StGB?
• aa) h. M.: • Telefonat = Ingangsetzen einer
Kausalkette für das Ausbleiben des Erfolgs reicht;
• B hat insoweit auch psychologisch und normativ autonome Motive gehabt, also Freiwilligkeit +,
• daher vertretbares Ergebnis:
• B, aber nicht A ist strafbefreiend von §§ 211, 212, 22, 23 I, 25 II StGB zurückgetreten.
• bb) Literaturansicht:
• optimale Rücktrittsbemühungen erforderlich,
• auch dann, wenn nur das Verhindern der Vollendung gefordert ist.
• Rücktritt eines untauglichen Versuchs (§ 24 I 2 StGB = ernsthaftes Bemühen) ergibt Mindeststandard für tauglichen Versuch;
• hier:
• Bs Anruf keine optimale Rettungshandlung, weil S nur schwer verstehen konnte, wo N sich befand,
• daher vertretbar: Rücktritt -
• Ansicht aa unterscheidet sich nicht scharf von Ansicht bb, es kommt insgesamt nur darauf an, an dieser Stelle zu argumentieren.)
• III. §§ 249, 250, 251, 22, 23 I, 25 II StGB aufgrund desselben Verhaltens
• (auch hier zu empfehlen, B zuerst, dann A getrennt prüfen)
• Bezüglich des Rücktritts:
• gilt das zum Mordversuch Gesagte,
• jedoch nur für § 251 StGB (Raub mit Todesfolge),
• nicht für Versuch der §§ 249, 250 StGB, da der Tod dafür keine Rolle spielt!!
• IV. §§ 223, 224 I Nr. 2, 5 25 II StGB aufgrund desselben Verhaltens (A und B können gemeinsam geprüft werden)
• 1. § 223 StGB unproblematisch + durch B, dem A zuzurechnen gemäß § 25 II StGB;
• 2. § 224 I Nr. 5 StGB: gemeinschaftlich mit einem anderen +
• [§ 224 I Nr. 2 StGB: kann angesprochen werden, Boden gefährliches Werkzeug]
C. Konkurrenzen
Strafbarkeit des A Strafbarkeit des B
§§ 242, 243 I 2 Nr. 1, 3, 25 I 2. Alt. StGB
(in Bezug auf 2 Fahrzeuge); (265; 52)
§§ 263, 22, 23 I (bzw. 265);
211, 212, 22, 23 I 25 II;
249, 250, 251, 22, 23 I;
223, 224 I Nr. 5, 25 II;
52
249, 250 II Nr. 1, 3a und
b, 22, 23 I;
223, 224 I Nr. 5, 25 II;
52
123 123
C. Konkurrenzen
Strafbarkeit des A Strafbarkeit des B
§§ 242, 243 I 2 Nr. 1, 3, 25 I 2. Alt. StGB
(in Bezug auf 2 Fahrzeuge); (265; 52)
§§ 263, 22, 23 I (bzw. 265);
211, 212, 22, 23 I 25 II;
249, 250, 251, 22, 23 I;
223, 224 I Nr. 5, 25 II;
52
249, 250 II Nr. 1, 3a und
b, 22, 23 I;
223, 224 I Nr. 5, 25 II;
52
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