Klimawandel: Grabenkämpfe beenden - landesbuehne-nord.de · Knapp 18 000 Malaria-fälle wurden...

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SEITE 8 FREITAG, DEN 23. APRIL 2010 Wilhelmshaven WILHELMSHAVENER ZEITUNG Die größte Bedrohung für den Naturraum Wat- tenmeer sei der Klima- wandel, glaubt WWF-Experte Hans-Ul- rich Rösner. Er leitet das Wattenmeerbüro der Umweltorganisation. VON MARTIN WEIN WZ: Sie fordern, man müsse das Wattenmeer klimawan- deltauglich machen. Was muss man sich darunter vor- stellen? RÖSNER: Wir kennen die größte Bedrohung für das Wattenmeer, nämlich den beschleunigten Anstieg des Meeresspiegels, wenn auch noch nicht sein genaues Aus- maß. Und wir wissen, dass viel darauf ankommen wird, dem Watt, aber auch den Salzwiesen und Stränden ein Mitwachsen zu ermöglichen. Aber wir wissen noch lange nicht, wie man das am Bes- ten erreichen kann. Klar ist jedoch, dass der Umgang mit diesem Problem leichter werden wird, wenn wir früh- zeitig wissenschaftlich nach Lösungen suchen. Und ge- nau das fordert der WWF. WZ: Was passiert denn kon- kret, wenn der Meeresspiegel steigt? RÖSNER: Zunächst wächst das Watt mit. Im letzten Jahr- hundert stieg der Meeres- spiegel um 20 Zentimeter – da haben sich entsprechend mehr Sedimente abgelagert. Dieser natürliche Mechanis- mus wird aber aus zwei Gründen wohl nicht mithal- ten können: Erstens steigt der Meeresspiegel men- schengemacht einfach zu schnell. Und zweitens ist die Küstenlinie durch Deiche künstlich fixiert und kann sich nicht mehr durch Verla- gerung an den Meeresspiegel anpassen. Es besteht die Ge- fahr, dass immer mehr Watt- flächen und Salzwiesen ab- brechen und dauerhaft über- flutet werden. WZ: Und werden die Wattver- luste überall gleich deutlich ausfallen? RÖSNER: Nein, da gibt es zwischen den etwa 30 Tide- becken zwischen den Nie- derlanden und Dänemark er- hebliche Unterschiede. Die einen, etwa zwischen Sylt und Romø, sind heute schon am Umkipppunkt. Dort wird Sediment eher ausgeräumt statt abgelagert. Die Salzwie- sen werden kleiner, Watt wird dauerhaft überflutet und an den Stränden wird der Sand knapp. Andere Tidebecken halten noch mit und mögen erst in 10, 20 oder 100 Jahren am Umkipppunkt sein. WZ: Was kann man dagegen tun? Auf den Ostfriesischen Inseln wird ja schon ständig aufgespült. Geht das auch im Watt? RÖSNER: Aufgespült im strengen Sinne wird dort noch nicht. Dort holt man nur Sand von einer Stelle und bringt ihn an die andere, et- wa die Badestrände. Damit wächst die Insel ja nicht auf. Auf Sylt ist die Sache anders. Dort erodiert der Weststrand auf 40 Kilometern. Jedes Jahr wird dort rund eine Million Kubikmeter Sand aus der Nordsee aufgespült. Sonst wäre die Insel akut gefährdet. WZ: Wird die Gesellschaft sich das auf Dauer leisten können? Bei Sylt wird es ja nicht bleiben, wenn Ihre Prognose zutrifft. RÖSNER: Es kann durchaus sein, dass wir das Watt nur halten können, wenn wir Sand zuführen. Das werden kommende Generationen entscheiden müssen. Aber dazu brauchen wir noch viel Forschung, bevor wir uns auch als WWF positionieren und sagen: Aus übergeordne- tem Interesse ist eine Auf- spülung von Sand der kleine- re Eingriff in die Natur als der Untergang des Watts. WZ: Bei schweren Sturmflu- ten könnte den Küstenbewoh- nern ihr Anliegen ohnehin als ein Luxusproblem erschei- nen. RÖSNER: Nein, das steht ja in einem engen Zusammen- hang. Das Wattenmeer ist doch zugleich der beste Schutz für die Deiche, und wirkt für diese als Wellenbre- cher. Doch besteht schon auf mittlere Sicht auch ein Prob- lem für jene Marschgebiete, die schon vor Jahrhunderten eingedeicht wurden und heute schon unter dem Mee- resspiegel liegen. Das Land sinkt dort weiter ab, während draußen das Meer steigt. Es wird auf Dauer immer schwieriger werden, dort et- wa Niederschlagswasser ab- zupumpen. Und für die Be- wohner wird es womöglich immer riskanter. Wichtig ist angesichts der riesigen He- rausforderung, alte Graben- kämpfe zu beenden. Natür- lich erkennen Naturschützer die Sturmflutsicherheit als zentrales Anliegen an. Und der Küstenschutz muss auch den Erhalt der Naturland- schaft Wattenmeer in seine Planungen einbeziehen. Sonst gehen wir bei der An- passung an den Klimawandel alle baden. Klimawandel: Grabenkämpfe beenden WATTENMEER WWF-Experte: Sandaufspülung könnte letzte Rettung für Naturraum sein Hans-Ulrich Rösner FOTO: PRIVAT Strieb nähert sich „Käthchen“ respektvoll THEATER Sonnabend hat Kleists Ritterschauspiel „Käthchen von Heilbronn“ Premiere Olaf Strieb, Oberspiellei- ter der Landesbühne, ist nach eigenen Worten auf „vielen Pfade des Unter- haltungstheaters“ gewan- delt. Kleists „Käthchen“ will er psychologisch deuten. WILHELMSHAVEN/ZY Kaiserli- scher Seitensprung, Intrigen, Ritterkämpfe, Happy End Heinrich von Kleists „Das Käthchen von Heilbronn“, das als Ritterschauspiel in die Li- teraturgeschichte eingegan- gen ist, hat allerlei theatrali- sche Höhepunkte zu bieten. Am morgigen Sonnabend hat das Werk in der Inszenierung von Olaf Strieb im Wilhelms- havener Stadttheater Premie- re. Die Vorstellung beginnt um 20 Uhr. Mit Kleists „Käthchen“ verlässt der Oberspielleiter der Landesbühne erstmals die „Pfade des Unterhaltungs- theaters“. Das Käthchen ist in der Tat seine erste Klassi- kerinszenierung. Im Vorge- spräch sagte Strieb, dass das „Käthchen“ etwas „sehr, sehr anderes sein wird“ gemessen an dem, was man von ihm ge- wohnt sei. Er habe sich Kleists Käthchen „respektvoll, aber nicht devot“ genähert und in der Absicht, seinen „mär- chenhaften Charakter für uns psychologisch zu deuten“. Der Ausgangspunkt für sei- ne Inszenierung sei der As- pekt der „Zeitlosigkeit“ des Kleist’schen Textes gewesen, den er zusammen mit dem Dramaturgen Peter Hilton Fliegel um etwa ein Drittel ge- kürzt habe. Das Publikum werde bei der Premiere fest- stellen, dass sich „die geniale Sprache von Kleist naturalis- tisch sprechen lässt“. Gespielt wird das Stück in einem „abstrakten Raum“, den Diana Pähler geschaffen hat. Erich Radke habe für die Inszenierung eine eigene Mu- sik komponiert, die „filmisch eingesetzt“ werde, also zur Kennzeichnung der jeweiligen Stimmung die Szenen unter- malend. Verkörpern wird das Käth- chen, die vermeintliche Toch- ter des Waffenschmieds Theobald (Stefan Ostertag), Sara Spennemann. Holger Teßmann gibt in der Rolle des Kaisers seinen Abschied von der Wilhelmshavener Bühne. Als Graf vom Strahl, späterer Gemahl des Käthchens, ist Fabian Döring zu sehen. Die Intrigantin Kunigunde wird von Verena Karg gespielt. In weiteren Rollen sind Fabian Monasterios, Thomas Hary, Sibylle Hellmann, Vera Ducci, Mathias Reiter, Georg Lippert und (auch er verlässt die Lan- desbühne) Friedrich Scheler zu sehen. Käthchen-Szene mit (vorne, v.l.) Mathias Reiter (Freiburg) und Fabian Döring (Strahl). FOTO: LB DIE EROBERUNG DER NATUR K napp 18 000 Malaria- fälle wurden Ende des 19. Jahrhunderts während des Hafenbaus am Jade- busen ver- zeichnet. Über die vie- len Widrig- keiten, denen die Menschen hier ausge- setzt waren, berichtet an- schaulich David Black- bourn in einem Kapitel seines 2006 erschienen Buches „Die Eroberung der Natur“. In „Der Jadebusen“ er- zählt der britische Histori- ker auf äußerst unterhalt- same Weise die Anfänge Wilhelmshavens von den beiden preußischen Unterhändlern über die Entstehung der Küstenli- nie bis zu den Mühen des Hafenbaus. Die ersten schweren Jahre bezeich- net Blackbourn als „Quel- le des Lokalstolzes“. An ausgewählten Bei- spielen schildert der Autor in seinem Geschichts- buch die Entstehung der deutschen Landschaft, er- zählt, wie „die Deutschen sich aufmachten zu einem Feldzug gegen ihre Um- welt“. Auch das Wirt- schaftswunder und der spätere „Aufstieg der Öko- logie“ finden bei ihm Be- achtung. Vorgestellt von Michael Halama Gemeinschaft für Seezeichen WILHELMSHAVEN/LR Der nächste Vortrag beim Nauti- schen Verein Wilhelmsha- ven-Jade beginnt am Diens- tag, 27. April, um 20 Uhr im Hotel Kaiser. Dr. Frank Tous- saint, 1. Vorsitzender der Hamburger Interessenge- meinschaft Seezeichen, spricht über die Zielsetzung des Vereins. Gäste sind will- kommen. Meine Meinung zur Landesbühne Zukunftssicherheit! VON PETER F. RADDATZ D ie Landesbühne Nie- dersachsen Nord ist eine der erfolgreichsten Landesbühnen im deutsch- sprachigen Raum. Sie ge- hört gleichzeitig zu den ef- fektivsten und wirtschaft- lichsten Theaterbetrieben in dieser Republik. Dass die niedersäch- sische Lan- desregie- rung gerade diesem er- folgreichen Theater die finanzielle Grundlage nicht ge- währen will, ist nicht nachzuvoll- ziehen. Die Mit- arbeiterinnen und Mitarbei- ter arbeiten unter schwie- rigsten Bedingungen bis zur Selbstausbeutung. Die Landesbühne ver- sorgt eine ganze Region mit anspruchsvollen Theater- aufführungen Man darf nicht zulassen, dass diese Region vom allgemeinen kulturellen Leben abgekop- pelt wird. Diese Landes- bühne braucht Zukunfts- sicherheit – hier lohnt sich die Leistung wirklich! ¤ Peter F. Raddatz ist Generaldirektor der Stiftung Oper in Berlin. Der Hamburger begann sei- ne Karriere im künstleri- schen Be- reich als Ge- schäftsfüh- rer der Lan- desbühne Niedersach- sen-Nord in Wilhelms- haven von 1985 bis 1989. Da- nach war er Geschäfts- führer am Schauspiel- haus Ham- burg und bis 2009 an den Bühnen der Stadt Köln. In loser Folge kommen Personen aus der Region und Vertreter der überre- gionalen Theaterszene zu Wort, die sich zur Bedeu- tung der Landesbühne für die Region äußern. Die Bühne leidet unter der De- ckelung der Landeszu- schüsse bis 2011 und hat Existenzängste. Polizei warnt vor dem „Lederjackentrick“ BETRUG Zwei Unbekannte wollten älteren Mann um sein Geld bringen WILHELMSHAVEN/LR Die Poli- zei warnt vor zwei unbekann- ten Tätern, die vor zwei Tagen einen älteren Wilhelmshave- ner mit dem sogenannten Le- derjackentrick um Geld brin- gen wollte. Die Unbekannten hatten ihr Opfer auf der Bis- marckstraße aus einem Auto heraus angesprochen. Der Beifahrer im Fahrzeug behauptete, man würde sich über den Vater kennen, der früher mit dem älteren Mann zusammen gearbeitet hätte. Die beiden Betrüger brachten das Opfer im Auto nach Hau- se. In der Wohnung bat der eine Unbekannte den Mann um Geld. Er wolle damit die Heimreise nach Italien antre- ten, erklärte er. Da das Opfer kein Geld zu Hause hatte, wollte man gemeinsam zum nächsten Geldautomaten fah- ren. Der ältere Mann lehnte dieses Ansinnen ab. Darauf- hin fragte der Täter vor Verlas- sen der Wohnung noch nach einem Glas Wasser. „Vermutlich nur aufgrund der Tatsache, dass der ältere Herr den Täter in seiner Woh- nung nicht aus den Augen ge- lassen und ständig begleitet hat, ist nichts aus der Woh- nung entwendet worden“, sagt die Polizei und warnt vor allem ältere Menschen vor dieser Masche. Nach Polizeiangaben ist der Täter vermutlich Südlän- der. Er soll schlank und etwa 1,65 Meter groß sein. Er hat dunkles kurzes Haar und sprach ein gebrochenes, aber flüssiges Deutsch. Bei dem Fahrer des schwar- zen Pkw mit ausländischem Kennzeichen handelt es sich nach Angaben des älteren Herren möglicherweise um einen Deutschen mit kräftiger Statur und kurzen schwarzen Haaren. Tagesfahrt zu Kirchenorgeln WILHELMSHAVEN/LR Eine Fahrt zu Kirchenorgeln der Umgebung bietet die VHS am Sonnabend, 24. April, an. In der Reepsholter Pfarrkirche St. Mauritius erklingt die von Johann Friedrich Wenthin er- baute Orgel. In Detern, in der Stephani- und Bartholo- mäi-Kirche steht eine Orgel von Wilhelm Eilert Schmid. Ein Spaziergang durch die Uplengener Moorgebiete run- det den Tag ab. Los geht es um 9 Uhr. Infos und Anmeldung unter Tel. 16 14 79.

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SEITE 8 FREITAG, DEN 23. APRIL 2010WilhelmshavenWILHELMSHAVENER ZEITUNG

Die größte Bedrohungfür den Naturraum Wat-tenmeer sei der Klima-wandel, glaubtWWF-Experte Hans-Ul-rich Rösner. Er leitet dasWattenmeerbüro derUmweltorganisation.

VON MARTIN WEIN

WZ: Sie fordern, man müssedas Wattenmeer klimawan-deltauglich machen. Wasmuss man sich darunter vor-stellen?RÖSNER: Wir kennen diegrößte Bedrohung für dasWattenmeer, nämlich denbeschleunigten Anstieg desMeeresspiegels, wenn auchnoch nicht sein genaues Aus-maß. Und wir wissen, dassviel darauf ankommen wird,dem Watt, aber auch denSalzwiesen und Stränden einMitwachsen zu ermöglichen.Aber wir wissen noch langenicht, wie man das am Bes-ten erreichen kann. Klar istjedoch, dass der Umgang mitdiesem Problem leichterwerden wird, wenn wir früh-zeitig wissenschaftlich nachLösungen suchen. Und ge-nau das fordert der WWF.

WZ: Was passiert denn kon-kret, wenn der Meeresspiegelsteigt?RÖSNER: Zunächst wächstdas Watt mit. Im letzten Jahr-hundert stieg der Meeres-spiegel um 20 Zentimeter –da haben sich entsprechendmehr Sedimente abgelagert.Dieser natürliche Mechanis-mus wird aber aus zweiGründen wohl nicht mithal-ten können: Erstens steigt

der Meeresspiegel men-schengemacht einfach zuschnell. Und zweitens ist dieKüstenlinie durch Deichekünstlich fixiert und kannsich nicht mehr durch Verla-gerung an den Meeresspiegelanpassen. Es besteht die Ge-fahr, dass immer mehr Watt-flächen und Salzwiesen ab-brechen und dauerhaft über-flutet werden.

WZ: Und werden die Wattver-luste überall gleich deutlichausfallen?RÖSNER: Nein, da gibt eszwischen den etwa 30 Tide-

becken zwischen den Nie-derlanden und Dänemark er-hebliche Unterschiede. Dieeinen, etwa zwischen Syltund Romø, sind heute schonam Umkipppunkt. Dort wirdSediment eher ausgeräumtstatt abgelagert. Die Salzwie-sen werden kleiner, Watt wirddauerhaft überflutet und anden Stränden wird der Sandknapp. Andere Tidebeckenhalten noch mit und mögenerst in 10, 20 oder 100 Jahrenam Umkipppunkt sein.

WZ: Was kann man dagegentun? Auf den OstfriesischenInseln wird ja schon ständigaufgespült. Geht das auch imWatt?RÖSNER: Aufgespült imstrengen Sinne wird dortnoch nicht. Dort holt mannur Sand von einer Stelle undbringt ihn an die andere, et-wa die Badestrände. Damitwächst die Insel ja nicht auf.Auf Sylt ist die Sache anders.Dort erodiert der Weststrandauf 40 Kilometern. Jedes Jahrwird dort rund eine MillionKubikmeter Sand aus derNordsee aufgespült. Sonstwäre die Insel akut gefährdet.

WZ: Wird die Gesellschaftsich das auf Dauer leistenkönnen? Bei Sylt wird es ja

nicht bleiben, wenn IhrePrognose zutrifft.RÖSNER: Es kann durchaussein, dass wir das Watt nurhalten können, wenn wirSand zuführen. Das werdenkommende Generationenentscheiden müssen. Aberdazu brauchen wir noch vielForschung, bevor wir unsauch als WWF positionierenund sagen: Aus übergeordne-tem Interesse ist eine Auf-spülung von Sand der kleine-re Eingriff in die Natur als derUntergang des Watts.

WZ: Bei schweren Sturmflu-ten könnte den Küstenbewoh-nern ihr Anliegen ohnehin alsein Luxusproblem erschei-nen.RÖSNER: Nein, das steht ja ineinem engen Zusammen-hang. Das Wattenmeer istdoch zugleich der besteSchutz für die Deiche, undwirkt für diese als Wellenbre-cher. Doch besteht schon aufmittlere Sicht auch ein Prob-lem für jene Marschgebiete,die schon vor Jahrhunderteneingedeicht wurden undheute schon unter dem Mee-resspiegel liegen. Das Landsinkt dort weiter ab, währenddraußen das Meer steigt. Eswird auf Dauer immerschwieriger werden, dort et-wa Niederschlagswasser ab-zupumpen. Und für die Be-wohner wird es womöglichimmer riskanter. Wichtig istangesichts der riesigen He-rausforderung, alte Graben-kämpfe zu beenden. Natür-lich erkennen Naturschützerdie Sturmflutsicherheit alszentrales Anliegen an. Undder Küstenschutz muss auchden Erhalt der Naturland-schaft Wattenmeer in seinePlanungen einbeziehen.Sonst gehen wir bei der An-passung an den Klimawandelalle baden.

Klimawandel: Grabenkämpfe beendenWATTENMEER WWF-Experte: Sandaufspülung könnte letzte Rettung für Naturraum sein

Hans-Ulrich Rösner FOTO: PRIVAT

Strieb nähert sich „Käthchen“ respektvollTHEATER Sonnabend hat Kleists Ritterschauspiel „Käthchen von Heilbronn“ Premiere

Olaf Strieb, Oberspiellei-ter der Landesbühne, istnach eigenen Worten auf„vielen Pfade des Unter-haltungstheaters“ gewan-delt. Kleists „Käthchen“will er psychologischdeuten.

WILHELMSHAVEN/ZY – Kaiserli-scher Seitensprung, Intrigen,Ritterkämpfe, Happy End –Heinrich von Kleists „DasKäthchen von Heilbronn“, dasals Ritterschauspiel in die Li-teraturgeschichte eingegan-gen ist, hat allerlei theatrali-sche Höhepunkte zu bieten.Am morgigen Sonnabend hatdas Werk in der Inszenierungvon Olaf Strieb im Wilhelms-havener Stadttheater Premie-re. Die Vorstellung beginntum 20 Uhr.

Mit Kleists „Käthchen“verlässt der Oberspielleiterder Landesbühne erstmals die„Pfade des Unterhaltungs-theaters“. Das Käthchen istin der Tat seine erste Klassi-kerinszenierung. Im Vorge-spräch sagte Strieb, dass das„Käthchen“ etwas „sehr, sehranderes sein wird“ gemessenan dem, was man von ihm ge-wohnt sei. Er habe sich KleistsKäthchen „respektvoll, abernicht devot“ genähert und in

der Absicht, seinen „mär-chenhaften Charakter für unspsychologisch zu deuten“.

Der Ausgangspunkt für sei-ne Inszenierung sei der As-pekt der „Zeitlosigkeit“ desKleist’schen Textes gewesen,den er zusammen mit demDramaturgen Peter HiltonFliegel um etwa ein Drittel ge-kürzt habe. Das Publikumwerde bei der Premiere fest-stellen, dass sich „die genialeSprache von Kleist naturalis-tisch sprechen lässt“.

Gespielt wird das Stück ineinem „abstrakten Raum“,den Diana Pähler geschaffenhat. Erich Radke habe für dieInszenierung eine eigene Mu-sik komponiert, die „filmischeingesetzt“ werde, also zurKennzeichnung der jeweiligenStimmung die Szenen unter-malend.

Verkörpern wird das Käth-chen, die vermeintliche Toch-ter des WaffenschmiedsTheobald (Stefan Ostertag),Sara Spennemann. Holger

Teßmann gibt in der Rolle desKaisers seinen Abschied vonder Wilhelmshavener Bühne.Als Graf vom Strahl, spätererGemahl des Käthchens, istFabian Döring zu sehen. DieIntrigantin Kunigunde wirdvon Verena Karg gespielt. Inweiteren Rollen sind FabianMonasterios, Thomas Hary,Sibylle Hellmann, Vera Ducci,Mathias Reiter, Georg Lippertund (auch er verlässt die Lan-desbühne) Friedrich Schelerzu sehen.

Käthchen-Szene mit (vorne, v.l.) Mathias Reiter (Freiburg) und Fabian Döring (Strahl). FOTO: LB

DIE EROBERUNG

DER NATUR

Knapp 18 000 Malaria-fälle wurden Ende des

19. Jahrhunderts währenddes Hafenbaus am Jade-busen ver-zeichnet.Über die vie-len Widrig-keiten,denen dieMenschenhier ausge-setzt waren, berichtet an-schaulich David Black-bourn in einem Kapitelseines 2006 erschienenBuches „Die Eroberungder Natur“.

In „Der Jadebusen“ er-zählt der britische Histori-ker auf äußerst unterhalt-same Weise die AnfängeWilhelmshavens – vonden beiden preußischenUnterhändlern über dieEntstehung der Küstenli-nie bis zu den Mühen desHafenbaus. Die erstenschweren Jahre bezeich-net Blackbourn als „Quel-le des Lokalstolzes“.

An ausgewählten Bei-spielen schildert der Autorin seinem Geschichts-buch die Entstehung derdeutschen Landschaft, er-zählt, wie „die Deutschensich aufmachten zu einemFeldzug gegen ihre Um-welt“. Auch das Wirt-schaftswunder und derspätere „Aufstieg der Öko-logie“ finden bei ihm Be-achtung.

Vorgestellt vonMichael Halama

Gemeinschaftfür SeezeichenWILHELMSHAVEN/LR – Dernächste Vortrag beim Nauti-schen Verein Wilhelmsha-ven-Jade beginnt am Diens-tag, 27. April, um 20 Uhr imHotel Kaiser. Dr. Frank Tous-saint, 1. Vorsitzender derHamburger Interessenge-meinschaft Seezeichen,spricht über die Zielsetzungdes Vereins. Gäste sind will-kommen.

Meine Meinung zur Landesbühne

Zukunftssicherheit!VON PETER F. RADDATZ

Die Landesbühne Nie-dersachsen Nord ist

eine der erfolgreichstenLandesbühnen im deutsch-sprachigen Raum. Sie ge-hört gleichzeitig zu den ef-fektivsten und wirtschaft-lichsten Theaterbetriebenin dieser Republik.

Dass dieniedersäch-sische Lan-desregie-rung geradediesem er-folgreichenTheater diefinanzielleGrundlagenicht ge-währen will,ist nichtnachzuvoll-ziehen.

Die Mit-arbeiterinnen und Mitarbei-ter arbeiten unter schwie-rigsten Bedingungen bis zurSelbstausbeutung.

Die Landesbühne ver-sorgt eine ganze Region mitanspruchsvollen Theater-aufführungen – Man darfnicht zulassen, dass dieseRegion vom allgemeinenkulturellen Leben abgekop-pelt wird. Diese Landes-bühne braucht Zukunfts-

sicherheit –hier lohntsich dieLeistungwirklich!

¤Peter F.

Raddatz ist Generaldirektorder Stiftung Oper in Berlin.Der Hamburger begann sei-ne Karriere im künstleri-

schen Be-reich als Ge-schäftsfüh-rer der Lan-desbühneNiedersach-sen-Nord inWilhelms-haven von1985 bis1989. Da-nach war erGeschäfts-führer amSchauspiel-haus Ham-

burg und bis 2009 an denBühnen der Stadt Köln.In loser Folge kommenPersonen aus der Regionund Vertreter der überre-gionalen Theaterszene zuWort, die sich zur Bedeu-tung der Landesbühne fürdie Region äußern. DieBühne leidet unter der De-ckelung der Landeszu-schüsse bis 2011 und hatExistenzängste.

Polizei warnt vor dem „Lederjackentrick“BETRUG Zwei Unbekannte wollten älteren Mann um sein Geld bringen

WILHELMSHAVEN/LR – Die Poli-zei warnt vor zwei unbekann-ten Tätern, die vor zwei Tageneinen älteren Wilhelmshave-ner mit dem sogenannten Le-derjackentrick um Geld brin-gen wollte. Die Unbekanntenhatten ihr Opfer auf der Bis-marckstraße aus einem Autoheraus angesprochen.

Der Beifahrer im Fahrzeugbehauptete, man würde sichüber den Vater kennen, derfrüher mit dem älteren Mann

zusammen gearbeitet hätte.Die beiden Betrüger brachtendas Opfer im Auto nach Hau-se.

In der Wohnung bat dereine Unbekannte den Mannum Geld. Er wolle damit dieHeimreise nach Italien antre-ten, erklärte er. Da das Opferkein Geld zu Hause hatte,wollte man gemeinsam zumnächsten Geldautomaten fah-ren. Der ältere Mann lehntedieses Ansinnen ab. Darauf-

hin fragte der Täter vor Verlas-sen der Wohnung noch nacheinem Glas Wasser.

„Vermutlich nur aufgrundder Tatsache, dass der ältereHerr den Täter in seiner Woh-nung nicht aus den Augen ge-lassen und ständig begleitethat, ist nichts aus der Woh-nung entwendet worden“,sagt die Polizei und warnt vorallem ältere Menschen vordieser Masche.

Nach Polizeiangaben ist

der Täter vermutlich Südlän-der. Er soll schlank und etwa1,65 Meter groß sein. Er hatdunkles kurzes Haar undsprach ein gebrochenes, aberflüssiges Deutsch.

Bei dem Fahrer des schwar-zen Pkw mit ausländischemKennzeichen handelt es sichnach Angaben des älterenHerren möglicherweise umeinen Deutschen mit kräftigerStatur und kurzen schwarzenHaaren.

Tagesfahrt zuKirchenorgelnWILHELMSHAVEN/LR – EineFahrt zu Kirchenorgeln derUmgebung bietet die VHS amSonnabend, 24. April, an. Inder Reepsholter PfarrkircheSt. Mauritius erklingt die vonJohann Friedrich Wenthin er-baute Orgel. In Detern, in derStephani- und Bartholo-mäi-Kirche steht eine Orgelvon Wilhelm Eilert Schmid.Ein Spaziergang durch dieUplengener Moorgebiete run-det den Tag ab. Los geht es um9 Uhr. Infos und Anmeldungunter Tel. 16 14 79.