KMU-Studie: Unternehmenssanierung mittels Insolvenzplan...

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Wellensiek | RA Sebastian Rudow | Dr. Thomas Paul, SCC Consult Köln / Hannover / Heidelberg | Seite 1 KMU-Studie: Unternehmenssanierung mittels Insolvenzplan - Ist das wirklich eine Chance auch für kleinere und mittlere Unternehmen? Erste Ergebnisauswertung 18. September 2015 RA Sebastian Rudow Dr. Thomas Paul, SCC Consult ESUG in KMUs

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KMU-Studie: Unternehmenssanierung mittels Insolvenzplan - Ist das wirklich eine Chance auch für kleinere und mittlere Unternehmen? Erste Ergebnisauswertung 18. September 2015 RA Sebastian Rudow Dr. Thomas Paul, SCC Consult

ESUG  in  KMUs  

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Team und Träger der Forschungsstudie Rechtsanwalt Sebastian Rudow, Partner Wellensiek ✳  Seit 2004 bei Wellensiek, seit 2009 Rechtsanwalt; 2013 und 2014 Rechtsanwalt bei anchor

Rechtsanwälte; seit Dezember 2014 Partner bei Wellensiek Rechtsanwälte Part mbB. ✳  Bundesweit in der (insolvenznahen) Krisenberatung mit strategisch-wirtschaftlichem Fokus und

als Insolvenzverwalter mit dem Schwerpunkt der Stabilisierung und Fortführung von Unternehmen tätig.

✳  Umfangreiche Erfahrungen in der Führung, Sanierung und Restrukturierung krisenbehafteter und insolventer Geschäftsbetriebe, insbesondere in der Automotive-Industrie, dem Autohandel, dem Bau- und Projektgeschäft, Stahl- und Maschinenbau sowie der verarbeitenden Industrie und in der Dienstleistungsbranche. Übernahme von Geschäftsführerämter, insbesondere in Krisensituationen mit dem Ziel der Sanierung und Restrukturierung.

✳  Beratung und Begleitung bei der Einrichtung und Führung von operativen Risikomanagement- und Compliance-Systemen, insbesondere bei KMU's.

✳  Mitglied bei der Risiko Management Association e.V. und Dozent an der SRH Hochschule Heidelberg mit dem Schwerpunkt „Betriebsfortführung und Sanierungin der Krise und in der Insolvenz“.

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Team und Träger der Forschungsstudie Dr. Thomas Paul, Partner SSC Management Consult ✳  Erfahrung aus mehr als zehn Jahren Beratung von mittelständischen

Unternehmen in existenziellen Krisensituationen. ✳  Schwerpunkt bildet die Fortführung und Stabilisierung der Unternehmen

über ein Insolvenzplanverfahren, häufiger auch als Organ in Eigenverwaltung.

✳  Mehr als zwei Duzend erfolgreich abgeschlossene Projekte als Referenz für die profunde und authentische Erfahrung in diesem komplexen Themengebiet.

✳  Lehrbeauftragter für das Fach Sanierung und Restrukturierung im Fachbereich Wirtschaft der SRH Hochschule Heidelberg, dazu Leiter Fachkurs ‚Sanierung unter Insolvenzschutz‘ am If US Institut für Unternehmenssanierung und –entwicklung.

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Ausgangssituation – Bietet das ESUG auch für KMUs eine attraktive Sanierungslösung?

Grundgedanke Reform des Insolvenzrechts zum 1. März 2012 als Trigger einer neuen Insolvenzkultur

Ziele Stärkung des Gläubigereinflusses, Erleichterung der Eigenverwaltung, Abbau von Hemmnissen und Verzögerungen im Planverfahren

Neuerungen Einführung vorläufiges Eigenverwaltungsverfahren (§ 270a InsO), Einführung Schutzschirmverfahren (§ 270b InsO), Einrichtung vorläufiger Gläubigerausschuss, Erleichterungen beim Debt-to-Equity-Swap

Leitidee Unternehmen/er dazu zu bewegen, sich früher als bisher mit dem Thema der Insolvenz – als mögliche Sanierungsalternative – zu befassen

Zielgruppe Keine implizite Unterscheidung zwischen Größenordnungen von Unternehmen

Ausgewählte Zitate zum ESUG » Die Insolvenz in Eigenverwaltung wird jetzt immer mehr die Regel « » Das ESUG leitet einen Bewusstseinswandel ein: Insolvenz ist Sanierungsoption und nicht Zerschlagungseinbahnstraße. « » Ein wertvolles Instrument für Experten – nichts für Amateure .« » Der Gläubigereinfluss – vor allem bei Großverfahren – wird bestimmt steigen, aber für die Insolvenzverfahren bei KMUs hat das ESUG vermutliche keine Auswirkungen. «

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Exkurs: Definition KMU

Unternehmensgröße Zahl der Beschäftigten   Umsatz €/Jahr

klein bis 9 bis unter 1 Million

mittel bis 499 bis unter 50 Millionen

(KMU) zusammen unter 500 unter 50 Millionen

KMU-Definition des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn im Überblick

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Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen und ESUG-Verfahren

Insolvenzen nach Umsatzgrößenklassen 2014 in Mio. Euro

Befunde Ø  2014 historisches Tief der

Unternehmensinsolvenzen der vergangenen 15 Jahre ( 23.800 = - 8,9% zu Vorjahr)

Ø  Im ersten Halbjahr 2015 weiterer Rückgang um 3,9% zu Vorjahr

Ø  Betrachtung nach Umsatz-größenklassen zeigt die meisten Insolvenzen im Bereich 0,5 – 5 Mio. € (= 7.000 KMUs)

Ø  Größere KMUs mit Umsatz zwischen 5 und 25 Mio. € mit 980 Fällen extrem rückläufig zu Vorjahr (1.310)

Ø  Anteil der Anträge nach § 270 a/b InsO im Zeitraum 2012 bis 2014 unter 3% der Unternehmensinsolvenzen

Ø  Eigenverwaltungsverfahren tendenziell zunehmend bei KMUs: Typologie 6 Mio. € Umsatz / 40-50 Mitarbeiter (Quelle: BCG Studie Mai 2015, S.4)

Jahr Gesamt Veränderung 2005 36.850 -­‐6,20% 2006 34.040 -­‐7,60% 2007 29.150 -­‐14,40% 2008 29.580 1,50% 2009 32.930 11,30% 2010 32.060 -­‐2,60% 2011 30.120 -­‐6,10% 2012 28.720 -­‐4,60% 2013 26.120 -­‐9,10% 2014 23.800 -­‐8,90%

1-­‐6.2015 11.558 -­‐3,90%

Umsatzgröße Absolut %-­‐Anteil bis  0,1  Mio.  € 6.430 27

>  0,1  -­‐  0,25  Mio.  € 5.280 22,2 >  0,25  -­‐  0,5  Mio.  € 3.900 16,4 >  0,5  -­‐  5,0  Mio.  € 7.000 29,4 >  5,0  -­‐  25,0  Mio.  € 980 4,1 >  25,0  -­‐  50,0  Mio.  € 120 0,5

>  50,0  Mio.  € 90 0,4

Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen im Zehn-Jahres-Zeitraum

97,60%   97,20%   96,90%  

0,90%  0,50%   0,60%  

1,50%  2,30%   2,50%  

95%  

96%  

97%  

98%  

99%  

100%  

2012   2013   2014  

Regelinsolvenz  Schutzschirmverfahren  vorläufige  Eigenverwaltung  

Quelle: Roland Berger Strategy Consultants, ESUG-Studie, Februar 2014, S. 13

Quelle: Creditreform, Insolvenzen in Deutschland, Jahr 2014; S. 13

Quelle: Creditreform, Insolvenzen in Deutschland, Jahr 2014; S. 1

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Drei Jahre ESUG – Status-Quo? In der Praxis nachhaltig angekommen?

Wirkungen und Wahrnehmungen ✳  Zahlreiche prominente Verfahren seit Einführung des ESUG im

März 2012 eingeleitet und bereits abgeschlossen. ✳  Großunternehmen und sehr große mittelständische

Unternehmen als Schuldner. ✳  Theoretisch sehr sinnvolles Instrument zum Erhalt von kleinen

und mittleren Unternehmen, besonders in inhabergeführten. Familienunternehmen zwecks ‚zweiter Chance‘ und Lösung für ‚Mithaftung Privatvermögen‘.

✳  Keine Informationen, ob ESUG/Insolvenzplan in der Sanierungspraxis bei kleinen und mittleren Unternehmen tatsächlich aufgegriffen und genutzt wird.

✳  Fehlende Transparenz hat zur Folge, das Wirkungen (Pro und Contra) nicht bewertbar sind, um zu verifizieren ob es sich um ein sinnvolles Instrumentarium für KMUs handelt.

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ESUG als Sanierungschance für KMUs – Empirische Bestandsaufnahme erforderlich

Transparenz   Trends  

Best-­‐PracXce   Erfolgsfaktoren  

Ziele der Studie ✳  Insolvenzplan und Eigenverwaltung als Sanierungsinstrument in KMUs - Relevanz, Erfahrungen, Wirkungen

✳  Befragung in Sparkassen, Volksbanken und Genossenschaftsbanken als klassische ‚Finanzierer‘ des Mittelstandes

Ausgangsthesen 1. Sanierungs- und Abwicklungsabteilungen werden bei der Sanierung insbesondere von kleineren und mittleren Unternehmen bislang noch (sehr) selten mit dem Instrument des Insolvenzplans konfrontiert. 2. Hieran hat auch das im März 2012 in Kraft getretene „Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen“ (ESUG) wenig geändert. 3. Theoretisch stellt der Insolvenzplan aus der Sicht aller an einer Sanierung interessierten Beteiligten ein flexibles Instrument zur Sanierung auch von kleineren und mittleren Unternehmen dar.

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Struktur der Untersuchung

43  6  

37  

58  

32  

26  

12   10  2  

0%  

20%  

40%  

60%  

80%  

100%  

Alle   Sparkassen   Volksbanken  

Stichprobe nach Bilanzsummen

Bilanzsumme  <  1  Mrd.  Euro   Bilanzsumme  1  -­‐  5  Mrd.  Euro  

Bilanzsumme  >  5  Mrd.  Euro  

49  9  

40  

54  30  

24  10   9  

1  

0%  

50%  

100%  

Alle   Sparkassen   Volksbanken  

Stichprobe nach Firmenkunden-Kreditvolumen

Kreditbuch  <  0,5  Mrd.  Euro   Kreditbuch  0,5  -­‐  3  Mrd.  Euro  

Kreditbuch  >  3  Mrd.  Euro  

Untersuchungsdesign Zweistufiges Erhebungsinstrument Ø  vorgeschaltete

Experteninterviews in ausgewählten Instituten

Ø  Online-Fragebogen

Versendung an Vorstände von Ø  416 Sparkassen Ø  587 Volks- und

Genossenschaftsbanken mit Bilanzsumme > 250 Mio. €

Erhebungszeitraum März bis Juli

2015

Sparkassen 48 = 42,5 % Rücklauf 11,5 %

Volksbanken 65 = 57,5 % Rücklauf 11,1 %

Gesamtstichprobe 11,25%

416  

587  

1003  

48  

65  

113  

0   200   400   600   800   1000   1200  

Sparkassen  

Volksbanken  

Gesamt  

Antworten   Anfrage  

113

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Ergebnisteil I: Fallzahlen, Erfahrungen und Trends

ESUG  in  KMUs  

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Insolvenzverfahren von Firmenkunden seit der ESUG-Reform

Ergebnisse Ø  Statistik: 28K, 26K, 24K IN-

Verfahren von KMUs im Zeitraum 2012 bis 2014

Ø  11,5% der Institute ohne IN-Verfahren seit 2012

Ø  50% der Institute ohne oder mit max. 1-5 IN-Verfahren p.a.in 2012 bis 2014

Ø  75% der Institute mit <= 25 IN-Verfahren p.a. in 2012 bis 2014

Ø  Trend gilt auch bei analytischer Trennung zwischen Spar-kassen und Volksbanken

Ø  Abhängigkeit von Größen-klassen der Institute wie Bilanzsumme und Firmen-kunden-Kreditvolumen ohne signifikante Wirkung

 13          13          15        

 41          43          42        

 19        

 25          28        

 23        

 15          12          12          11          13        

 5          6          3        

 -­‐              5          10          15          20          25          30          35          40          45          50        

2012     2013     2014    

Alle  InsXtute  =  113  

keine   1-­‐5   6-­‐10   11-­‐25   26-­‐50   >50  

9  

6  

9  

14  

18  

15  

7   7  

11  10   10  

6  6   5   6  

2   2   1  

0  

5  

10  

15  

20  

2012   2013   2014  

Sparkassen  =  48  

keine   1-­‐5   6-­‐10   11-­‐25   26-­‐50   >50  

4  7   6  

27  25  

27  

12  

18   18  

13  

5   5  6   6   7  3   4  

2  

0  

5  

10  

15  

20  

25  

30  

2012   2013   2014  

Volksbanken  =  65  

keine   1-­‐5   6-­‐10   11-­‐25   26-­‐50   >50  

50 % 50 % 50 %

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Ergebnisse 71 Institute (= 62,8 %) mit Erfahrungen Insolvenzplan •  35 Sparkassen (= 72,9 %) •  36 Volksbanken (= 55,4 %) Alle Institute (71 = 100%) •  2012: 38 = 53,5 % •  2013: 46 = 64,8 % •  2014: 51 = 71,8 % Sparkassen (35 = 100%) •  2012: 17 = 48,6 % •  2013: 23 = 65,7 % •  2014: 22 = 62,9 % Volksbanken (36 = 100%) •  2012: 21 = 58,3 % •  2013: 24 = 66,6 % •  2014: 29 = 80,5 % Deutlich geringere Zahl der Institute mit durchgängigen Erfahrungen in den Jahren 2012 bis 2014

75  67  

62  

35  43   46  

3   3   5  0   0   0  

0  

10  

20  

30  

40  

50  

60  

70  

80  

2012   2013   2014  

Alle  InsXtute  

keine   1-­‐5   6-­‐10   >  10  

31  

25   26  

14  

20   18  

3   3   4  0   0   0  

0  

10  

20  

30  

40  

2012   2013   2014  

Sparkassen  

keine   1-­‐5   6-­‐10   >  10  

44  41  

36  

21   23  28  

0   1   1  0   0   0  0  

10  

20  

30  

40  

50  

2012   2013   2014  

Volksbanken  

keine   1-­‐5   6-­‐10   >  10  

36 = 55,4 %

71 = 62,8 %

35 = 72,9 %

Insolvenzplanverfahren von Firmenkunden seit der ESUG-Reform

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Insolvenzplanverfahren von Firmenkunden durchgängig seit der ESUG-Reform

Ergebnisse Ø  Geringes Mengengerüst bei

Betrachtung über die gesamten letzten drei Jahre seit ESUG-Reform, besonders auffällig in Sparkassen

Ø  Insolvenzplan wird von KMUs nicht systematisch als Sanierungsinstrument genutzt

Ø  Leichter Trend hin zu einer sukzessiven Steigerung, Wirkungsverzögerung als mögliche Erklärungsursache, da Insolvenz bei Entscheidern nach wie vor negativ belegt

Ø Wenig pro-aktive Lenkung und Einflussname seitens der Institute, in Sparkassen gleichermaßen wie in Volksbanken

19   18   17  

3   4   5  

0  

5  

10  

15  

20  

2012   2013   2014  

Alle  InsXtute  

1-­‐5   6-­‐10  

4   4  

3  3   3  

4  

0  

1  

2  

3  

4  

5  

2012   2013   2014  

Sparkassen  

1-­‐5   6-­‐10  

15   14   14  

0   1   1  

0  

5  

10  

15  

20  

2012   2013   2014  

Volksbanken  

1-­‐5   6-­‐10  

15  =  44,4  %  

22  =  30,9  %  

7  =  20,0  %  

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Insolvenzplanverfahren von Firmenkunden spezifiziert nach Bilanzsumme der Institute

Ergebnisse Ø  Größere Kreditinstitute haben

weniger Insolvenzplanverfahren als Mittelgroße

Ø  Somit ist der Insolvenzplan kein ausschließliches Instrument für große Kreditinstitute

Ø Mittelgroße Institute womöglich flexibler in der Anwendung / sich darauf einzulassen

Ø  Bei Volksbanken auch bei kleineren Instituten verhältnismäßig hohe Anzahl Insolvenzpläne

keine   1-­‐5   6-­‐10   keine   1-­‐5   6-­‐10   keine   1-­‐5   6-­‐10  2012   2013   2014  

Bilanzsumme  >  5  Mrd.  €   4   3   2   0   7   2   1   5   3  

Bilanzsumme  1  -­‐  5  Mrd.  €   12   10   0   10   12   0   11   11   0  

Bilanzsumme  <  1  Mrd.  €   2   1   1   2   1   1   1   2   1  

0  

5  

10  

15  

20  

25  

Sparkassen  

keine   1-­‐5   6-­‐10   keine   1-­‐5   6-­‐10   keine   1-­‐5   6-­‐10  2012   2013   2014  

Bilanzsumme  >  5  Mrd.  €   1   1   0   1   1   0   1   1   0  

Bilanzsumme  1  -­‐  5  Mrd.  €   6   8   0   4   9   1   1   12   1  

Bilanzsumme  <  1  Mrd.  €   8   12   0   5   15   0   5   15   0  

0  5  

10  15  20  25  30  

Volksbanken  

Bilanzsumme  <  1  Mrd.  €   Bilanzsumme  1  -­‐  5  Mrd.  €   Bilanzsumme  >  5  Mrd.  €  

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Insolvenzplanverfahren von Firmenkunden spezifiziert nach Firmenkunden-Kreditvolumen der Institute

keine   1-­‐5   6-­‐10   keine   1-­‐5   6-­‐10   keine   1-­‐5   6-­‐10  2012   2013   2014  

Kreditbuch  >  3  Mrd.  €   0   1   0   0   1   0   1   0   0  

Kreditbuch  0,5  -­‐  3  Mrd.  €   8   9   0   7   9   1   1   15   1  

Kreditbuch  <  0,5  Mrd.  €   7   11   0   5   13   0   6   12   0  

0  5  

10  15  20  25  30  

Volksbanken  

keine   1-­‐5   6-­‐10   keine   1-­‐5   6-­‐10   keine   1-­‐5   6-­‐10  2012   2013   2014  

Kreditbuch  >  3  Mrd.  €   4   3   1   1   6   1   1   5   2  

Kreditbuch  0,5  -­‐  3  Mrd.  €   11   8   1   7   13   1   9   11   1  

Kreditbuch  <  0,5  Mrd.  €   2   3   2   4   1   1   3   2   1  

0  

5  

10  

15  

20  

25  

Sparkassen  

Ergebnisse Ø  Wie auch bei der Auswertung

nach Bilanzsummen der Institute:

•  Größere Kreditinstitute haben

weniger Insolvenzplanverfahren als Mittelgroße

•  Somit ist der Insolvenzplan

kein ausschließliches Instrument für große Kreditinstitute

•  Mittelgroße Institute womöglich flexibler in der Anwendung / sich darauf einzulassen

•  Bei Volksbanken auch bei kleineren Instituten verhältnismäßig hohe Anzahl Insolvenzpläne

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Eigenverwaltungen bei Firmenkunden seit der ESUG-Reform

Ergebnisse 57 Institute (= 50,4 %) mit Erfahrungen Insolvenzplan

•  28 Sparkassen (= 58,3 %) •  29 Volksbanken (= 44,6 %)

Alle Institute (57 = 100%)

•  2012: 25 = 43,9 % •  2013: 36 = 63,2 % •  2014: 43 = 75,4 %

Sparkassen (28 = 100%)

•  2012: 10 = 35,7 % •  2013: 16 = 57,1 % •  2014: 20 = 71,4 %

Volksbanken (29 = 100%)

•  2012: 14 = 48,3 % •  2013: 20 = 69,0 % •  2014: 23 = 79,3 %

Deutlich geringere Zahl der Institute mit durchgängigen Erfahrungen in den Jahren 2012 bis 2014

88  77   70  

24  35   42  

1   1   1  0   0   0  0  

20  40  60  80  100  

2012   2013   2014  

Alle  InsXtute  

keine   1-­‐5   6-­‐10   >  10  

38  

32  28  

9  

15  19  

1   1   1  0   0   0  0  

10  

20  

30  

40  

2012   2013   2014  

Sparkassen  

keine   1-­‐5   6-­‐10   >  10  

51  45   42  

14  20   23  

0   0   0  0   0   0  0  

10  

20  

30  

40  

50  

60  

2012   2013   2014  

Volksbanken  

keine   1-­‐5   6-­‐10   >  10  

28 = 58,3 %

29 = 44,6 %

57 = 50,4 %

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Eigenverwaltungen bei Firmenkunden durchgängig seit ESUG-Reform

Ergebnisse Ø  Extrem geringere Fallzahlen

bei Betrachtung über die gesamten letzten 3 Jahre, besonders auffällig bei Sparkassen

Ø  Tendenz über die Jahre seit ESUG-Reform konstant, keine Steigerung erkennbar

Ø  Trend in Richtung pro-aktive Lenkung und Einflussnahme durch die Institute nicht erkennbar

Ø  Zufällige Einzelfallsymptome, gleichermaßen in Sparkassen wie Volksbanken

3   3   3  

1   1   1  

0  

0,5  

1  

1,5  

2  

2,5  

3  

3,5  

2012   2013   2014  

Sparkassen  

1-­‐5   6-­‐10  

13   13   13  

1   1   1  

0  

2  

4  

6  

8  

10  

12  

14  

2012   2013   2014  

Alle  InsXtute  

1-­‐5   6-­‐10  

10   10   10  

0   0   0  0  

2  

4  

6  

8  

10  

12  

2012   2013   2014  

Volksbanken  

1-­‐5   6-­‐10  

4 = 14,3 %

10 = 38,5 %

14 = 24,6 %

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Ergebnisse Ø  Bei in Summe geringem

Mengengerüst ist Trend seit ESUG-Reform erkennbar •  Stagnierende IN-Zahlen •  Leicht ansteigende

Insolvenzplanverfahren •  Stärker ansteigende

Eigenverwaltungsverfahren

Ø  Bei KMUs Tendenz in Richtung Verfahren nach § 270a InsO

Ø  Schutzschirmverfahren nach § 270b InsO eher für Großunternehmen

Ø  Trend der hohen Korrelation von Insolvenzplan zu Eigen-verwaltung in Sparkassen etwas stärker als in Volksbanken ausgeprägt

59%  

67%  

70%  

87%  

95%  

79%  

0%   10%   20%   30%   40%   50%   60%   70%   80%   90%   100%  

Sparkassen  

Volksbanken  

KorrelaXon  Eigenverwaltung  zu  Insolvenzplanverfahren  

2014   2013   2012  

39   42   39  17   23   21  

10   16   20  

61   58   59  

21  23   29  

14  20  

23  

0  

20  

40  

60  

80  

100  

120  

2012   2013   2014   2012   2013   2014   2012   2013   2014  

IN-­‐Verfahren   IP-­‐Verfahren   IP-­‐Verfahren  unter  EV  Sparkassen   Volksbanken  

Trendbarometer

Gesamtübersicht Insolvenzen, Insolvenzplan-verfahren und Eigenverwaltungen im ESUG Zeitalter

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Zusammenfassung Ergebnisteil I

ü  Geringes Mengengerüst in den untersuchten Instituten unserer Stichprobe

ü  Insolvenzplan wird bei KMUs immer noch eher selten / zufällig als Sanierungsinstrument genutzt

ü  Keine auffällige Differenzierung der Befunde in Abhängigkeit von Bilanzsumme und Firmenkunden-Kreditvolumen der untersuchten Institute

ü  Geringe pro-aktive Lenkung und Steuerung durch die Institute

ü  Trend in Richtung ‚Wenn ein Insolvenzplan dann unter (vorläufiger) Eigenverwaltung‘ erkennbar

ü  Folglich Tendenz in Richtung Verfahren nach § 270a InsO

ü  Über alle Befunde ohne signifikante Unterschiede zwischen Sparkassen und Volksbanken

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Ergebnisteil II: Bewertungen

ESUG  in  KMUs  

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ohne  Erfahrung  

25%  

sehr  nega8v  2%  

eher  nega8v  8%  

neutral  25%  

grundsätzlich  posi8v  34%  

sehr  posi8v  6%  

SPARKASSEN  

ohne  Erfahrung  

45%  

sehr  nega8v  2%  

eher  nega8v  6%  

neutral  12%  

Grundsätz-­‐lich  posi8v  

32%  

sehr  posi8v  3%  

VOLKSBANKEN  

ohne  Erfahrung  36%  

sehr  nega8v  2%  

eher  nega8v  7%  

neutral  18%  

grundsätzlich  posi8v  33%  

sehr  posi8v  4%  

ALLE  INSTITUTE  

Bewertung: Insolvenzplan als Sanierungs-instrument für KMUs

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Ergebnisse Ø Sanierungsaussichten beim

Insolvenzplan höher eingeschätzt

Ø Höhere Anforderungen an Handelnde (Qualität, Know-how, Abstimmungsaufwand)

Ø Quotenerwartung höher

Ø Kein Vorteil bei Verfahrenskosten

Ø Kürzere Verfahrensdauer 3,34  

2,88  

3,30  

3,59  

4,08  

3,89  

3,37  

deutlich  reduzierte  Verfahrensdauer  

erheblich  geringere  Verfahrenskosten  

höhere  Quotenerwartung/schnellere  Quotenzahlung  

verstärkter  Arbeits-­‐/AbsXmmungsaufwand  

höhere  Qualitätsanforderungen  an  die  Handelnden  

Erfordernis  von  Spezialistenwissen  bei  begleitenden  Banken  

weitaus  nachhalXgere  Sanierungsaussichten  

Wirkung  Insolvenzplan  im  Vergleich  zum  Regelverfahren  

hohe Wirkung geringe Wirkung

Bewertung Insolvenzplan: Inhaltliche Kriterien und Merkmale

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ohne  Erfahrung  49%  

sehr  nega8v  1%  

eher  nega8v  20%  

neutral  17%  

grundsätzlich  posi8v  12%  

sehr  posi8v  1%  

ALLE  INSTITUTE  

ohne  Erfahrung  

44%  

sehr  nega8v  2%  

eher  nega8v  25%  

neutral  12%  

Grundsätz-­‐lich  posi8v  

17%  sehr  posi8v  

0%  

SPARKASSEN  

ohne  Erfahrung  

52%  

eher  nega8v  17%  

neutral  20%  

Grundsätz-­‐lich  posi8v  

9%   sehr  posi8v  2%  

VOLKSBANKEN  

Bewertung: Eigenverwaltung als Verfahrensvariante zur Sanierung von KMUs

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Ergebnisse Ø Sanierungsaussichten bei

Eigenverwaltung im Gegensatz zum Insolvenzplan nicht höher eingeschätzt

Ø Auch höhere Anforderungen an Handelnde (Qualität, Know-how, Abstimmungs-aufwand)

Ø Quotenerwartung niedriger

Ø (Auch) Kein Vorteil bei Verfahrenskosten

Ø Kein Effekt bei der

Verfahrensdauer

2,16  

2,45  

2,38  

3,16  

3,33  

3,19  

2,60  

deutlich  reduzierte  Verfahrensdauer  

erheblich  geringere  Verfahrenskosten  

höhere  Quotenerwartung/schnellere  Quotenzahlung  

verstärkter  Arbeits-­‐/AbsXmmungsaufwand  

höhere  Qualitätsanforderungen  an  die  Handelnden  

Erfordernis  von  Spezialistenwissen  bei  begleitenden  Banken  

weitaus  nachhalXgere  Sanierungsaussichten  

Wirkung  Eigenverwaltung  im  Vergleich  zu  klassischer  Insolvenzverwaltung  

hohe Wirkung geringe Wirkung

Bewertung Eigenverwaltung: Inhaltliche Kriterien und Merkmale

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FAZIT – Stimmen der Teilnehmer

ESUG  in  KMUs  

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„Wenn genau abgrenzbare einzelne Ursachen vorliegen und im Unternehmen eine klare Zielvorstellung nebst definierten Sanierungsmaßnahmen vorhanden ist, kann die Eigenverwaltung eine auch für die Gläubiger bessere Alternative zur Regelinsolvenz sein.“

„Die Möglichkeiten des ESUG werden von den Schuldnern zu spät wahrgenommen, es besteht noch Unsicherheit im Umgang bei allen Beteiligten, die Formalien werden oftmals vom Eigenantragsteller nicht eingehalten und führen dadurch zur Abweisung des Verfahrens. Mit entsprechender Kompetenz können alle Beteiligten schneller mit einer Beendigung des Verfahrens und besseren Ergebnissen rechnen.“

Stimmen der Teilnehmer I

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„Leider ein Instrument, welches derzeit noch nicht in dem Umfang eingesetzt wird, wie wir es uns wünschen werden, wohl auf Grund der mangelnden Erfahrung der "alteingesessenen" Berater und Insolvenzverwalter.“

„Für unser Kundenklientel (kleine bis sehr kleine FK) sind diese Mittel meist nicht zielführend. Vielfach wird "Hilfe" viel zu spät nachgefragt. Zudem sind die Inhaber/Geschäftsführer der Kleinfirmen oft kaufmännisch und betriebswirtschaftlich nicht in der Lage Veränderungen einzuleiten. Sie wollen über längere Zeit nicht wahrhaben, dass Maßnahmen und Veränderungen dringend notwendig sind.“

Stimmen der Teilnehmer II

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Letztlich zeigt sich aber, dass es zwar den rechtlichen Instrumentenkasten des ESUG gibt, aber nur sehr wenige Berater / Verwalterkanzleien diesen auch so beherrschen, dass es zu Vorteilen in der Sanierung kommt.“

„Das ESUG hat zumindest was die beabsichtigte Stärkung der Eigenverwaltung und auch die frühere Antragstellung in der Praxis betrifft nicht die erwarteten Auswirkungen gehabt. Die Anzahl der (vorl.) Eigenverwaltungen war bislang überschaubar und hat sich auch bei jedem zweiten Fall später in eine Regelverwaltung gewandelt. Ganz offenbar waren diese Verfahren aber auch schlecht bzw. nur sehr kurzfristig vorbereitet worden.“

„Selbst wenn die richtigen Personen eingeschaltet werden, dann bleibt oftmals nicht genug Zeit, um eine tragfähige (Insolvenzplan-) Lösung mit den wesentlichen Gläubigern abzustimmen.“

„Der Insolvenzplan hat nach wie vor nicht die Bedeutung erlangt, die vor Inkrafttreten des ESUG von uns erwartet worden war. Die wenigen Fälle es Insolvenzplanes wären wohl auch nach alter Rechtlage durchgeführt worden.“

„Problem der Finanzierung der Beraterkosten; schlanke Kostenstrukturen erforderlich.“

Stimmen der Teilnehmer III