kompakt Februar 2011

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Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie kompakt VOR ORT Flachglas in Wesel ist insolvent – wie geht es für die Beschäftigten weiter? TENDENZEN Was ungarische Gewerkschafter zum umstrittenen neuen Mediengesetz sagen TIPPS Wie viel Geld Frauen mit Risikoschwangerschaft im Berufsverbot zusteht Nr. 02 I FEBRUAR 2011 www.igbce.de Was uns nicht schmeckt Die Arbeitsmarktzahlen sind glänzend. Aber Befristung und Zeitarbeit nagen am schönen Bild vom Jobwunder.

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kompakt - das Mitgliedermagazin der IG BCE. Diesmal mit einer Reportage aus dem Salzbergwerk, mit Statements von Menschen, die befristet oder als Leiharbeiter tätig sind und mit einem kritischen Blick auf die neuen Mediengesetze in Ungarn und was sie für Gewerkschafter bedeuten. Und natürlich mit noch viel mehr...

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Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

kompakt

VOR ORT Flachglas in Wesel ist insolvent – wie geht es für die Beschäftigten weiter?

TENDENZEN Was ungarische Gewerkschafter zum umstrittenen neuen Mediengesetz sagen

TIPPS Wie viel Geld Frauen mit Risikoschwangerschaft im Berufsverbot zusteht

Nr. 02 I FEBRUAR 2011 www.igbce.de

Was uns nicht schmeckt

Die Arbeitsmarktzahlen sind glänzend. Aber Befristung und Zeitarbeit nagen am schönen Bild vom Jobwunder.

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3kompakt | Februar 2011 |

>UNTER UNS

ade in Germany ist auf den Weltmärkten gefragt wie selten zuvor,

endlich gibt es wieder mehr Arbeit und Ausbildung, der Auf-

schwung prägt nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die

Stimmung in unserem Land. Das macht Mut, oder? Schließlich haben wir

lange genug mit der Krise gelebt, da darf und soll man sich freuen über

gute Nachrichten. Aber genauso ist der Hinweis erlaubt und notwendig,

dass vieles gründlich schiefläuft in der jetzigen Boom-Zeit.

WER TIEFER BLICKT, weiß um die Sorgen, die diesen Aufschwung begleiten.

Das Wachstum der Leiharbeit steht dafür. Wenn immer mehr Menschen

ihren Lebensunterhalt zu den Bedingungen dieser Branche verdienen, dann

bedeutet das: wenig Einkommen und Sicherheit nur für ein paar Wochen.

Auch wer immer ohne Arbeit ist, bleibt vom Aufschwung ausgeschlossen –

und das sind nach wie vor viel zu viele Menschen. Ihnen wollen wir mit der

Titelgeschichte dieser Ausgabe von kompakt ein Forum geben.

Von der Ungewissheit einer befristeten Beschäftigung

erzählt zum Beispiel Sissy Schulze (Foto rechts).

Dreimal bereits wurde das Arbeitsverhältnis der

21-Jährigen nur auf Zeit verlängert, und das macht es

natürlich schwer, die eigene Zukunft zu planen. Kein

Einzelfall, im Gegenteil, solche Erfahrungen prägen

zunehmend den Lebensweg junger Menschen. Wie

das zusammenpasst mit der Diskussion über den

akuten und künftigen Mangel an gut ausgebildeten

Fachkräften, das verstehe wer will.

WACHSTUM ALLEIN REICHT NICHT, damit es

Deutschland gut geht. Deshalb gibt es jetzt eine

Kommission des Bundestages, die untersucht, wie wir

insgesamt zu mehr Wohlstand und Lebensqualität

kommen (ab Seite 31). Ein erster Schritt dahin wäre

sicherlich, wieder für mehr Ordnung auf dem Arbeits-

markt zu sorgen.

Aufwärts mitneuen Zumutungen

[email protected]

M

CHRISTIAN HÜLSMEIER

Chefredakteur

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4 | kompakt | Februar 2011

Glänzend raus aus der KriseDer Evonik-Standort Wesseling übersteht den Absatz-

einbruch und liefert 2010 ein Rekordergebnis ab.

Tradition und StrukturwandelVom »Büchsenpfennig« zur fünftgrößten Krankenkasse:

Die Knappschaft-Bahn-See feiert ihr 750-jähriges Bestehen.

Der weiße SchatzWo kommt das Salz fürs Frühstücksei und für vereiste

Straßen her? Unsere Betriebsreportage zeichnet den Weg

aus dem Berg auf die Bundesstraße nach.

VOR ORT 21–29

IMMER IM HEFT03 Unter uns06 Aktuelles08 Heims Homepage20 Leserforum/Impressum30 Einer von uns*40 Rätsel41 Glück & Glosse42 Mein Arbeitsplatz* Die Landesbezirke Nordrhein und

Westfalen berichten auf dieser Seite über Jubilarehrungen.

Titelbild: James Steidl/Fotolia

12 Auf dem falschen WegDie Arbeitslosigkeit sinkt, die Zahl der Beschäftigten

erreicht Rekordwerte. kompakt schaut hinter die

Kulissen des Jobwunders – und entdeckt vielerorts

Leiharbeit und befristete Stellen.

16 Damit ist es aus Ungarn hat ein neues Mediengesetz. Kritiker sprechen

von der Abschaffung der Pressefreiheit.

18 Das SuperwahljahrSieben Landtagswahlen stehen in diesem Jahr an.

kompakt stellt die Kontrahenten vor.

31 Viel Glück?Wie sind Wachstum und Glück miteinander vereinbar?

Das klärt seit Jahresbeginn eine Enquête-Kommission des

Bundestages.

35 Schwanger und arbeitslosArbeitslose Schwangere sind künftig ebenso abgesichert

wie berufstätige werdende Mütter.

36 Neu ab 2011Durch neue Gesetze und Verordnungen hat sich für

Arbeitnehmer und Eltern seit Jahreswechsel vieles

geändert. kompakt erläutert die wichtigsten Verände-

rungen beim Eltern- und Wohngeld, den Steuern und der

Rentenversicherung.

TITEL

THEMEN

TENDENZEN

TIPPS

11 StandpunktMichael Vassiliadis über mehr Chancen für junge Leute.

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5kompakt | Februar 2011 |

>INHALT FEBRUAR 2011

31 Die Vermessung des Glücks Ungarns neues Mediengesetz 16

12 Quo vadis, Arbeitsmarkt? Nur aus Glas 42

Was sich 2011 alles ändert 36

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6 | kompakt | Februar 2011

Kaum besser als nichtsLANGE HAT DIE FDP für Steuererleichte-rungen gekämpft – nun ist sie am Ziel: Maximal drei Euro weniger an Steuern zahlen Arbeitnehmer künftig im Monat. Darauf einigte sich die schwarz-gelbe Koalition nach wochenlangem Streit. Finanzminister Wolfgang Schäuble hatte zwar sein Veto gegen eine schnelle Umsetzung der geplanten Steuerver-einfachungen eingelegt, war dann aber eingeknickt. Nun soll die sparsame Erhöhung des Arbeitnehmerpauschbe-trags von 920 auf 1000 Euro bereits in diesem Jahr umgesetzt werden. Für viele Beschäftigte bringt das aber noch nicht einmal 36 Euro im Jahr.

BILD DES MONATS

DIE TUNESIER haben sich aus dem Käfi g befreit, in dem Präsident Ben Ali Tunisian sie 23 Jahre gefangen hielt. Nach gewaltsamen Protesten, bei denen rund 100 Menschen starben, ist er gefl ohen. Die Bürger sind endlich frei und jubeln, doch die politische Lage ist unsicher. Die Übergangs-

regierung steckt in der Krise. Zu viele Minister aus dem alten Ben-Ali-Regime haben einen Posten übernommen. Die drei Mitglieder der UGTT, der einzigen großen Gewerkschaft im Land, erklärten deshalb ihren Rücktritt aus dem Kabinett. Und auch die Proteste der Bevölkerung gehen weiter.

ptAUFREGER DES MONATS

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7kompakt | Februar 2011 |

>AKTUELLES

»Brot und Butter, Fleisch und Fisch

sind Massenprodukte geworden.

Essen soll billig sein, ohne Rück-

sicht auf die Natur, ohne Rücksicht

auf die Tiere und letztlich ohne

Rücksicht auf die Menschen.«

DER DIOXIN-SKANDAL wirft wieder einmal die Frage auf, wie viel uns Lebensmittel von guter Qualität wert sind. Heribert Prantl, Journalist und Ressortleiter für Innenpolitik der Süddeutschen Zeitung, erinnert in seinem Kommentar vom 11. Januar daran, dass kein anderes Land in Europa im Vergleich so wenig Geld für Essen ausgibt wie Deutschland. Und dass billig eben manchmal einen viel zu hohen Preis fordert.

Friedrichs FestspieleDAS LEBEN UND WERK Friedrich Schillers steht im Mittel-

punkt der diesjährigen Ruhrfestspiele Recklinghausen. Unter

dem Motto »In die Zeit gefallen: Schiller« starten am 1. Mai die

sechswöchigen Spiele mit mehr als 200 Aufführungen.

Zu sehen sind unter anderem preisgekrönte Inszenierungen

von Schillers bekanntesten Werken wie »Die Räuber«, »Maria

Stuart«, »Don Carlos« sowie »Kabale und Liebe«. Auch jenseits

von Schiller ist der Festspielkalender der 65. Ruhrfestspiele

prall gefüllt mit bekannten Namen: Nachdem Hollywood-Star

John Malkovich bereits im vergangenen Jahr große Erfolge in

Recklinghausen gefeiert hatte, spielt er in diesem Jahr den

Casanova im Musiktheaterprojekt »The Giacomo Variations«.

Auch prominente deutsche Schauspieler sind zu Gast in Reck-

linghausen, darunter Ben Becker, Andrea Sawatzki und Heike

Makatsch. Mehr auf www.ruhrfestspiele.de

3,2 %IN DEUTSCHEN KONZERNEN sind weiterhin kaum Frauen in

den Führungsetagen vertreten. Laut einer Untersuchung des

Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) lag im

vergangenen Jahr der Frauenanteil in den Vorständen der

größten 200 Unternehmen bei 3,2 Prozent. 877 der insgesamt

906 Vorstandsposten werden von Männern besetzt. Besser

sieht es in den Aufsichtsräten aus, wo in den größten 200 Be-

trieben 10,6 Prozent der Mitglieder weiblich sind. Für diese

Zahl sind allerdings die Mitbestimmungsregeln verantwort-

lich: Mehr als 70 Prozent der Frauen in Aufsichtsräten sind

Vertreterinnen der Arbeitnehmerseite.

ZAHL DES MONATS

An die große Glocke gehängt: Schiller spielt 2011 die Hauptrolle.

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ZITAT DES MONATS

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8 | kompakt | Februar 2011

> HEIMS HOMEPAGE

SYSTEMFRAGE Flüssige Demokratie

TRANSPARENZ Abgeordnete im Blick

AKTIONDie Dagegen-Partei

KOMMUNALWAHL Kandidatur ist Kunst

Demokratie ist fl üssig, nicht überfl üssig. Das fi ndet die Piratenpartei und zeigt, wie Demokratie 2030 aussehen könnte: Die Bundeskanzlerin der Piraten-partei(!) muss mit gegensätzlichen Abstimmungsergebnissen klarkommen, die per Twitter durchgeführt werden. Wie realistisch diese Web-2.0-Verbindung von direkter und repräsentativer Demokratie ist, will das Projekt »Flüssige Demokra-tie« klären. http://bit.ly/fo8BJO

Welcher Abgeordnete ist für mich zuständig? Wie hat er oder sie abge-stimmt? Wer solche Fragen an seinen Abgeordneten hat, dem bietet www.abgeordnetenwatch.de den »direkten Draht von Bürgerinnen und Bürgern zu Abgeordneten und Kandidierenden«. Dazu gibt‘s ein Blog mit interessanten Themen, wie zum Beispiel die größten Parteispender 2010. Mitdiskutieren ist ausdrücklich erwünscht!

Auch ich bin gegen Dauer-Nein-Sager. Aber die Union will witzig sein und macht es sich zu einfach: Eine Land-karte mit aus dem Zusammenhang gerissenen Grünen-Positionen, die unter www.die-dagegen-partei.de als Neinsager abgestempelt werden sollen. Die Guten, die wissen, wie der Hase läuft – das ist natürlich die CDU. Solche Polemik mag die Kundschaft erfreuen, aber Politik ist nun mal nicht so simpel.

Ich bin sprachlos. Das Video zur Kandidatur des Uwe Kampmann zum Bürgermeister von Offenbach am Main. Ein Mann am Rande des Nervenzusam-menbruchs? Laut YouTube-Info ist der Kandidat Aktions- und Politkünstler, Technoskulpteur und Dadaist. Dem ist nichts hinzuzufügen. Vorsicht: Uwe leidet unter Geschmacksverwirrung!http://bit.ly/ifGrrU

RUDOLF HEIMIG-BCE-Online-Redakteur | www.igbce.de

präsentiert interessante, manchmal auch ärgerliche Seiten aus dem Web

E-Mail: [email protected]

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W ir waren sehr ge-

spannt, welches

der elf Titelbilder

aus den vergangenen zwölf

Monaten sich durchsetzen

würde. Auch in der Redak-

tion hatte jeder seine Lieb-

lingsseite. Doch bei die-

sem Wettbewerb zählten

nur Ihre Stimmen. Und

Sie haben entschieden: Ge-

wonnen hat mit deutli-

chem Abstand der (Finanz-)

Hai der Juni-Ausgabe, auf

den Plätzen landeten das et-

was andere Tortendiagramm

zur Herbstkampagne »Jetzt

gehts um uns« und der Aus-

bildungstitel vom September.

Wir bedanken uns ganz herz-

lich bei allen Lesern, die uns

per Post oder über das Inter-

net geschrieben haben. Auch

dieses Jahr werden wir wieder

viele aktuelle und wichtige

Themen für Sie recherchie-

ren und aufbereiten. Verspro-

chen! Jeweils eine Canon

IXUS 105 haben gewonnen:

Wolfgang Schröder aus Kar-

witz, Helmut Hans Jagla aus

Essen, Fred Neese aus Dat-

teln, Angelika Hieke aus Er-

furt, Kurt Mentzel aus Nort-

heim, Karl Huf aus München,

Martin Poleska aus Marl,

Klaus Heimann aus Wiesba-

den, Marion Alt aus Franken-

hain, Lutz Hallbauer aus

Zwickau und Stefan Schemel

aus Schifferstadt. Wir wün-

schen viel Spaß!

kompakt | Februar 2011 |

>AKTUELLES

Und der Haifi sch . . .

Mailen Sie uns Ihre Meinung: [email protected]

> Leserkommentare

Stück vom Kuchen

@ Das Titelblatt vom Ok-

tober erinnert mich

daran, wie unsere Enkeltoch-

ter (fast drei Jahre alt) ganz

selbstverständlich ihren höl-

zernen Spiel-Schokoladen-

kuchen an jeden verteilt und

nicht daran denkt, das meiste

für sich zu behalten. Als Ar-

beitnehmer muss man sehen,

wo man bleibt, und nur

durch starke Gewerkschaften

bekommt man ein Stück vom

»Kuchen«. Danke für Ihre Ar-

beit. Bruno Kock, per E-Mail

Ungerecht

@Mir hat die Juni-Ausga-

be besonders gefallen.

Da spekulieren Menschen

mit Geld, das ihnen nicht ge-

hört, stecken enorme Gewin-

ne ein, und wenn was schief

geht, muss immer der kleine

Mann aufkommen. Die Spe-

kulanten kommen meist un-

bescholten davon. Wann hört

die Ungerechtigkeit auf?

Volker Jähnig, per E-Mail

Schöne Grafi k

@ Ich wähle den Monat

Oktober als besten Ti-

tel des Jahres. Das Thema

stimmt, und die Grafik ist

auch schön. Jetzt gehts um

uns. Gerri Kannenberg, per E-Mail

Kein Ende in Sicht

@Mein Titel des Jahres

2010 ist eindeutig der

Juni. Denn die Spekulatio-

nen der Bankenmanager sind

nicht beendet worden.

Hannelore Hotopp, per E-Mail

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

kompakt

VOR ORT IG BCE kämpft um die Ballonfabrik Everts in Datteln

TENDENZEN Wie Betriebsräte und Gewerkschafter den Aufbau Ost erlebt haben

TIPPS Warum man häufi ger im Büro schlafen sollte

Nr. 10 I OKTOBER 2010 www.igbce.de

Jetzt gehts um uns Es geht aufwärts in Deutschland. Banken und Währung sind gerettet, die Wirtschaft wächst wieder. Nun müssen auch alle vom Aufschwung profi tieren.

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Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

kompakt

VOR ORT Immer das Mitglied im Blick: Der »Kümmerer« ist in Westfalen unterwegs

TENDENZEN Immer voller Ideen: Gewerkschaftsjugend diskutiert die Krise

TIPPS Immer wieder spannend: Argumente für das gemeinsame WM-Erlebnis im Betrieb

Cup der Hoffnung

Ein IG-BCE-Mitglied erzählt vom Leben in Südafrika. Seite 31/33

Nr. 06 I JUNI 2010 www.igbce.de

Unglaublich: Finanzhaie haben schon wieder Oberwasser. Ihr schamloses Treiben muss beendet werden — dringender als je zuvor.

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

Spekulation auf unsere Kosten

SIE HABEN ENTSCHIEDEN, welcher Titel aus 2010 Ihnen am besten gefallen hat. Wir beugen uns gern Ihrem Votum und präsentieren die drei beliebtesten Umschlagseiten des vergangenen Jahres.

Unnnnggggggllaaaublich: haben schon wieder Finanzhaie hOOOOOOObbbberwasser. lIhr scham oses Treiben muss bbbbbbeeeeeeeendet werden gender als je zuvor.— dring

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

kompakt

VOR ORT Was ein spuckender Knetevulkan jungen Menschen in Sachsen-Anhalt nützt

TENDENZEN Wieso Ölscheichs und andere Mächtige gern mit großen Klötzen bauen

TIPPS Wie man eine Gruppenreise plant, ohne in Schwierigkeiten zu kommen

Nr. 09 SEPTEMBER 2010I www.igbce.de

Gut gerüstet für die ZukunftHunderttausende Jugendliche beginnen gerade ihre Ausbildung. Und die IG BCE sorgt dafür, dass sie einen guten Start und gute Perspektiven haben.

Ofen aus?

Warum eine Aluhütte wegen hoher Strompreise ums Überleben kämpft. Seiten 31 —33

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3.

1.

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> AKTUELLES>

Mehr als Pappe und Karton

Wahljahr für Versicherungen

WIE JAPANISCHE KUNST als Innova-

tionsspender dient, welches Potenzial in

Pappe und Karton steckt, wie oft Alt-

papier wiederverwertbar ist, welche

wirtschaftlichen Vorteile ein geschärftes

Umweltbewusstsein mit sich bringt und

ob elektronische Lesegeräte tatsächlich

Bücher und Zeitungen gefährden – die-

sen und weiteren Fragen geht der aktuel-

le Technologiereport der IG BCE zur Pa-

pier- und Zellstoffindustrie nach. Dabei

wird klar: Umweltbewusstsein, neue

Technologien, aber auch Nachwuchs-

sorgen spielen in der Branche eine wich-

tige Rolle. Die vorliegende Ausgabe von

»Technologietrends und Innovationen« ist die dritte von acht Veröffentlichungen zur

Industriepolitik. Die ersten beiden Texte befassten sich mit der Chemieindustrie so-

wie mit der Glas- und Keramikindustrie.

www.igbce.de/portal/site/igbce/technologietrends/

RUND 48 MILLIONEN Bürgerinnen und

Bürger sind 2011 in Deutschland zur

Wahl aufgerufen: nicht nur bei Land-

tagswahlen in sieben Bundesländern –

sondern auch bei den Sozialwahlen.

Alle sechs Jahre werden in Deutsch-

land per Briefwahl die Ver-

sicher-

tenparla-

mente

gewählt: Bei

den Trägern

der gesetz-

lichen Kran-

ken- und Pfle-

geversiche-

rung, der ge-

setzlichen Un-

fallversiche-

rung (Berufs-

genossenschaften,

Unfallkassen) und der gesetzlichen Ren-

tenversicherung bestimmen Versicherte

und Arbeitgeber ihre Vertreter für die

Gremien der Selbstverwaltung. Die Ge-

wählten gestalten die Geschäftspolitik

der Sozialversicherungsträger mit, sie

wählen und kontrollieren die Vorstände

und entscheiden mit über die Verwen-

dung der Beiträge. Außerdem besetzen

sie Gremien wie die Widerspruchsaus-

schüsse der Versicherungsträger.

Auch in diesem Jahr kandidieren

Hunderte Ehrenamtliche aus den DGB-

Gewerkschaften für

die Versicherten-

parlamente. Die

Wahlunterlagen

werden im Zeit-

raum vom 11. bis

zum 21. April

2011 zugeschickt.

Am 1. Juni 2011

ist Stichtag – bis

dahin muss der

Brief eingegan-

gen sein. Wich-

tig: Es gilt der

Tag des Post-

eingangs, nicht

der Tag des

Poststempels.

Der DGB begleitet die gesamten So-

zialwahlen mit einer Kampagne.

www.sozialwahl.dgb.de

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Bis zu einer Tonnen wiegt eine fertige Papierrollen, wie hier bei M-real in Husum.

Bei der Sozialwahl nehmen Versicherte ihre Belange in die Hand.

> Unsozialer Verleih»In der Bundesrepublik blüht der

Menschenhandel«, schreibt die

Gewerkschaftspost 1980. Doch

gemeint sind damit nicht etwa

kriminelle Schlepperbanden,

sondern Leiharbeit. Die Missstände

in diesem Bereich waren so gravie-

rend, dass der damalige Arbeitsmi-

nister Herbert Ehrenberg ein Verbot

der Leiharbeit in der Baubrache

empfahl. Doch auch in der Metall-

und Chemieindustrie wurden

Leiharbeiter beschäftigt. Sie waren

dabei so gut wie rechtlos. Bei

Krankheit erhielten Leiharbeiter

keine Lohnfortzahlung, Krankheit

galt bei einigen Firmen sogar als

Arbeitsverweigerung und hatte die

Kündigung zur Folge. Gekündigt

wurde auch, damit Weihnachts- und

Urlaubsgeld nicht bezahlt werden

musste. »Praktiken, die schlicht als

kriminell zu bezeichenen sind«,

bewertete die Zeitung der IG Che-

mie-Papier-Keramik. Doch die Schuld

lag nicht nur bei den Verleihfirmen,

vor allem die Unternehmen profi-

tierten: Sie hielten die Stammbeleg-

schaften niedrig und mussten für die

Leiharbeiter keine Tariflöhne zahlen.

Mit dem Beschäftigungsverbot

von Leiharbeit im Bausektor 1982

verbesserte sich die Lage der Leiharbei-

ter. Doch heute – 30 Jahre später – geht

der Trend wieder in die andere Rich-

tung: Leiharbeit boomt wie nie zuvor.

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11kompakt | Februar 2011 |

Mehr Chancen für junge Leute

Wirtschaftsminister Brüderle malt die

Zukunft des Arbeitsmarkts in rosigen

Farben und spricht von Vollbeschäf-

tigung. Nach Zeitungsberichten scheint es um

die Perspektiven der jungen Leute besonders

gut bestellt. »Für Lehrlinge liegt der rote

Teppich aus« schlagzeilte die Welt schon

vor Monaten.

Aufschwung und demografische

Entwicklung machens möglich,

paradiesische Zustände zeichnen

sich ab.

DOCH SO SCHÖN ist die

Welt denn doch nicht. Wir

müssen leider festhalten,

dass die jungen Leute zu

den Krisenverlierern gehören.

Zwar ist die Lücke zwischen

Ausbildungsplatzbewerbern

und freien Stellen kleiner gewor-

den, doch noch im September

2010 fehlten über 126 000 Stellen. Dazu

kommt: Die Chancen für junge Leute auf dem

Arbeitsmarkt sinken, immer weniger finden ei-

nen regulären Job, Berufseinsteiger bekommen

kaum feste Stellen.

Nach einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung

werden 40 Prozent als Leiharbeiter, Teilzeit-

kräfte oder befristet eingestellt.

DER FACHKRÄFTEMANGEL kommt, das ist

unbestritten. Statt aber nur darüber endlos zu

debattieren, muss gegengesteuert werden. Und

da passt es einfach nicht, junge Leute in prekä-

ren Verhältnissen zu beschäftigen. Das ist keine

Antwort auf die demografische Herausforde-

rung.

Unter dem Motto »Unser Einsatz für Deine

Übernahme« startet die IG-BCE-Jugend jetzt

eine Kampagne. Es geht um stabile und gute

Perspektiven, es geht darum, die eigene Zukunft

ein Stück planbarer zu machen.

Wer sich anstrengt, wird teilhaben am wirt-

schaftlichen Erfolg – so lautet das Leistungsver-

sprechen in unserem Land. Wird dieses Verspre-

chen gebrochen, hat das fatale Wirkungen. Das

Vertrauen der jungen Leute in Politik und Wirt-

schaft würde nachhaltig beschädigt. Das kann es

nicht sein. Die jungen Leute haben das nicht ver-

dient, sie brauchen mehr und bessere Chancen.

>STANDPUNKT

»Prekäre Beschäftigung

ist keine Antwort auf die

demografische Herausforderung.«

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MICHAEL VASSILIADIS Vorsitzender der IG BCE

[email protected]

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12 | kompakt | Februar 2011

> TITEL ARBEITSMARKT

Auf demfalschenWeg

W ir befinden uns auf der Schnell-

straße zur Vollbeschäftigung«,

verkündet Rainer Brüderle in

diesen Tagen gerne. Der deutsche Ar-

beitsmarkt entwickle sich »vom Sorgen-

kind zum Musterschüler«, so der Wirt-

schaftsminister.

Tatsächlich: Die Zahl der Erwerbstäti-

gen erreichte zum Jahreswechsel mit fast

40,4 Millionen Personen einen Rekord-

wert. In Deutschland gab es 2010 im

Jahresdurchschnitt so wenige Arbeitslose

wie zuletzt vor 18 Jahren – die Zahl lag

knapp unter drei Millionen. Und es sieht

so aus, als ob sich diese Entwicklung

fortsetzt. Ausländische Medien und

auch immer mehr deutsche Zeitungen

sprechen bereits vom deutschen Arbeits-

marktwunder. Doch Egbert Biermann,

Arbeitsmarktexperte im IG-BCE-Vor-

stand, warnt: »Trotz aller berechtigten

Freude darüber, wie wir aus der Krise

herausgekommen sind, dürfen wir

die ungelösten, gravierenden Probleme

nicht verdrängen.«

Schaut man genauer hin, wo Jobs

entstanden sind, trübt sich das Bild.

Zwar heißt es im Jahreswirtschafts-

bericht 2011, dass die neu geschaffenen

Arbeitsplätze überwiegend sozialver-

sicherungspflichtig sind, zum größten

Teil im Vollzeitbereich. Doch Vollzeit

bedeutet nicht automatisch, dass die

Beschäftigten davon leben können und

die Jobs sicher sind.

Ein Zeichen für die Schieflage am

Arbeitsmarkt ist die verbreitete Praxis

von Unternehmen, Stammbelegschaften

DIE ARBEITSLOSIGKEIT SINKT, die Zahl der Beschäftigten in Deutschland erreicht Rekordwerte. Doch schaut man die Zahlen genauer an, trübt sich das Bild vom deutschen Jobwunder: Leiharbeit und Befristung ersetzen vielerorts sichere Arbeitsplätze.

Foto: Caro/Oberhäuser

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Alles prima: Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) bei der Präsentation des Jahreswirtschaftsbe-richtes. Zur Leiharbeit äußert sich der Minister nicht.

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13kompakt | Februar 2011 |

durch billigere Leiharbeitnehmer zu er-

setzen. Die Branche boomt wie nie – und

leistet damit einen höchst fragwürdigen

Beitrag zum sogenannten Jobwunder:

Die Zahl der Zeitarbeiter nähert sich der

Millionengrenze, fast jede dritte bei den

Arbeitsagenturen als offen gemeldete

Stelle wird von Leiharbeitsfirmen offe-

riert.

Ebenso bedenklich ist die Entwicklung

bei befristeten Arbeitsverträgen. »Wenn

dem Befristungsgesetz nicht endlich die

Giftzähne gezogen werden, wird es wie-

der einen Boom befristeter Arbeitsver-

hältnisse geben«, sagt Biermann voraus.

Manche Großbetriebe befristen bis zu

90 Prozent ihrer Neueinstellungen, wo-

runter vor allem junge Menschen leiden.

Eine aktuelle Umfrage der IG-BCE-Ju-

gend zur Übernahmesituation in den

Branchen der IG BCE ergab, dass zwi-

schen 2008 und 2010 nur ein Viertel der

Auslerner unbefristet weiterbeschäftigt

wurden. »Es ist ein Skandal, wie ihnen

der Start ins Arbeitsleben und die Grün-

dung einer Familie erschwert werden«,

kritisiert Biermann.»So darf man sein

kostbarstes Gut, die Fachkräfte, nicht

behandeln.«

DAS JOBWUNDER ist nur deshalb kein

Anlass für eine arbeitsmarktpolitische

Verschnaufpause, weil es viel zu häufig

»auf das Konto flexibler und prekärer Ar-

beitsverhältnisse geht«, sagt Klaus Dörre,

Professor für Arbeits-, Industrie- und

Wirtschaftssoziologie. Der gefeierte Be-

schäftigungzuwachs lässt zudem ver-

Immer mehr Menschen gehen täglich zur Arbeit. Aber wie viele von ihnen haben einen sicheren Job?

IG-BCE-KAMPAGNE GUTE ARBEIT

Unter dem Motto »Wir machen Gute Arbeit« startet die IG BCE im Januar eine arbeitspolitische Offensive. Die Kampagne thematisiert aktuelle Herausforderungen der Arbeitswelt wie steigenden Arbeits- und Leistungsdruck, Entgrenzung von Arbeit und Leben sowie wachsende Unsicherheit bei den Beschäftigten durch befristete Jobs und Leiharbeit.www.gute-arbeit.igbce.deZusätzlich zur Kampagne ruft die IG BCE zusammen mit den anderen DGB-Gewerk-schaften am 24. Februar unter dem Motto »Gegen Lohndumping – für sichere und faire Arbeit« zu einem bundesweiten Aktionstag auf.

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> TITEL ARBEITSMARKT

gessen, dass viel mehr Arbeitsplätze fehlen als jene

offiziell genannten drei Millionen. Zählt man die

etwa fünf Millionen 400-Euro-Jobber hinzu, von

denen viele keine Vollzeitstelle finden, außerdem

die Beschäftigungslosen in diversen Maßnahmen –

dann erst zeigt sich die schwierige Situation. Nahe-

zu unverändert ist auch die hohe Langzeitarbeits-

losigkeit. Die Erwerbslosigkeit der Älteren steigt

– gegen den großen Trend – sogar leicht auf

38 Prozent an, bei den 60- bis 64-Jährigen hat sich

die Quote seit Oktober 2007 vervierfacht. IG-BCE-

Vorstand Biermann: »Am harten Kern der Arbeits-

losigkeit geht der Aufschwung weitgehend vorbei.«

BRUMMT DIE WIRTSCHAFT, kommt die Vollbe-

schäftigung quasi von allein – diese einfältige Sicht

hat gerade in Aufschwungzeiten wie jetzt viele Für-

sprecher. Doch von selbst kommt gar nichts. »Es

gibt einen Wandel von langen Berufskarrieren bei

einer Firma, von gut bezahlten Arbeitsplätzen in

Vollzeit, hin zu niedriger bezahlten Jobs«, sagt der

Chef der Bundesagentur für Arbeit Frank-Jürgen

Weise. Dieser Trend werde sich in den kommen-

den Jahren festigen. Ausgerechnet im Boomland

Deutschland soll die Qulität der Arbeit langfristig

abnehmen? Das darf nicht sein. »Der erste Schritt

besteht darin, auf die prekäre Situation vieler Ar-

beitnehmer auch in Aufschwungzeiten wie diesen

hinzuweisen und sie nicht einfach so hinnehmen«,

sagt IG-BCE-Chef Michael Vassiliadis. »In einem

zweiten Schritt müssen wir jetzt wieder ernsthaft

nach den Perspektiven unseres Landes und seiner

Menschen fragen: Wie wollen wir morgen arbeiten

und leben?«

Stefan Scheytt

Seit meiner Ausbildung vor 38 Jahren war ich kei-

nen Tag arbeitslos. Ich wurde zwar zweimal ent-

lassen, weil die Firmen dichtgemacht wurden,

aber ich fand immer nahtlos eine neue Stelle. In

all den Jahren hatte ich immer einen unbefristeten Arbeits-

vertrag, auch seit ich vor sieben Jahren zu Nycomed kam,

das damals noch Altana Pharma hieß. Am Anfang war ich

mir sicher, dass ich hier in Rente gehen würde, aber seit wir

Finanzinvestoren gehören, ist es anders. Noch haben wir

gute Sozialleistungen, aber die Geschäftsleitung fängt an,

davon etwas abzuknapsen. Ende Februar wird unsere Abtei-

lung um 15 Mitarbeiter reduziert, weil ein großer Kunde ab-

gesprungen ist; das trifft letztlich nur die Leiharbeitnehmer.

Natürlich tun sie mir

leid, auch weil das

meistens gute Leute

sind. Es klingt bitter,

aber ich kann auch

nicht abstreiten: Ich

bin froh, dass es mich

nicht trifft. Leiharbei-

ter haben das höhere Risiko und verdienen auch noch

weniger – gerecht ist das nicht.

Wenn mein Chef vor 20, 30 Jahren gesagt hätte ›Du musst

gehen‹, dann hätte ich geantwortet ›Kein Problem, dann

geh’ ich halt woanders hin‹. Heute, in meinem Alter, wäre

der Zug vielleicht für immer abgefahren. Deswegen ist auch

bei uns Festangestellten die Angst da, wie es weitergeht.

Wenn jetzt noch ein Kunde abspringt, könnte es passieren,

dass sie die gesamte Abteilung schließen. Vor allem die Jün-

geren mit Kindern, die auf das Geld angewiesen sind, ma-

chen sich große Sorgen. Ich konnte in den fast 40 Arbeits-

jahren immerhin etwas zur Seite legen, Aber Geld gebe

ich heute behutsamer aus. Ich überlege mir viel

gründlicher, ob ich zum Beispiel ein neues Auto

kaufe. Und wer weiß, ob ich heute noch ein Haus

bauen würde?

»

»

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FESTANGESTELLT

Bodo Scherer, 53, arbeitet als Anlagenbetreuer beim Medikamen-tenhersteller Nycomed in Singen am Bodensee.

Befristungboomt

»Ich war noch

keinen Tag

arbeitslos.«

Mehr zum Arbeitsmarkt aufwww.igbce.de

Page 15: kompakt Februar 2011

15

Nach meiner Ausbildung zur Kauffrau für Büro-

kommunikation bei E.ON edis wurde ich von der

Vertriebstochter zunächst für ein halbes Jahr

übernommen. Dann bekam ich einen befristeten

Vertrag für neun Monate und dann noch einmal. Seit No-

vember arbeite ich im Backoffice-Bereich und unterstütze

meine Kollegen, die die Individualkunden in Mecklenburg-

Vorpommern betreuen.

Ich lerne mich gut in die neue Aufgabe ein, die Arbeit

macht Spaß. Aber es sieht so aus, als wäre der 16. Juli mein

letzter Arbeitstag bei E.ON. Warum die Situation so ist, kann

ich nicht nachvollziehen, ich würde mein erworbenes Wis-

sen dem Ausbildungsunternehmen gern weiter zur Verfü-

gung stellen. Ich den-

ke, E.ON edis spart an

der verkehrten Stelle.

Und dann wundert

man sich, warum so

viele junge Menschen

in den Westen gehen.

Ich kann junge Paare

verstehen, die sich in so einer unsicheren Situation nicht

trauen, Kinder zu kriegen und eine Familie zu gründen.

Das Klima im Unternehmen ist in Ordnung, ich würde

gerne länger hier arbeiten. Ich engagiere mich auch gerne,

seit meinem dritten Ausbildungsjahr bin ich in der Jugend-

und Auszubildendenvertretung, seit November sogar als

Vorsitzende. Was nach dem 16. Juli sein wird, weiß ich noch

nicht. Natürlich schau’ ich mich schon nach anderen Stellen

um und habe mich auch über ein Betriebswirt-

schaftsstudium informiert. Ich kann mich ja

nicht darauf verlassen, dass es doch noch irgend-

wie weitergeht bei E.ON.

»

Meine berufliche Biografie ist ein bisschen wie

ein Flickenteppich. Ich habe bestimmt schon

zehn, fünfzehn Tätigkeiten ausgeübt: Instandhal-

tung im Steinbruch, Montage bei der Telekom,

Mechatroniker bei Siemens, Fernfahrer. Seit knapp zwei Jah-

ren bin ich arbeitslos und bekomme Hartz IV.

Immer wieder habe ich in den letzten Jahren für Subunter-

nehmer gearbeitet, die Mitarbeiter schnell einstellten und

auch schnell wieder feuerten. Ich habe auch immer wieder

als Leiharbeiter gearbeitet. Zuletzt wollte ich für ein Kurier-

unternehmen Medikamente zu Apotheken fahren. Aber es

gab nur knapp vier Euro Stundenlohn, obwohl man das

volle Risiko für die Lieferung trägt. Das wollte ich nicht.

Von 2006 bis 2008

hab’ ich als Leiharbeiter

in der Schweiz Schalt-

schränke aufgebaut, das

war eine gute Sache. Für

den Job bin ich jede

Woche 750 Kilometer

gependelt. Was mir dort

gut gefallen hat: Die haben jeden gleich bezahlt, egal ob regu-

lär Beschäftigter oder Leiharbeiter.

In Deutschland gibt es viele Nachteile für Leiharbeiter. Oft

gibt es keinen Arbeitsvertrag oder erst auf Nachfrage. »Den

schicke ich Ihnen dann bei Gelegenheit per E-Mail zu«, sagte

mir einmal ein Chef. Man wird ständig überwacht, muss oft

sein eigenes Werkzeug mitbringen. Ganz zu schweigen von

der geringen Bezahlung. Ich habe noch Ziele, ganz klar. Ich

will eine Arbeit finden, die fair ist. Wo man fair behandelt

wird. Ich lese jede Woche die Anzeigen in der Zeitung und im

Internet. Im Jobcenter hat man mir leider nicht geholfen. Im

Gegenteil: Ich wollte eine Weiterbildung machen,

aber das wurde aus Budgetgründen abgeblockt.

Als die Beraterin mir dann trotzdem ›Viel Erfolg

noch!‹ wünschte, fand ich das nur noch zynisch.

»

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BEFRISTET

Sissy Schulze, 21, arbeitet befristet bei der E.ON edis Vertrieb GmbH in Demmin bei Rostock.

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ARBEITSLOS

Gerd-Uwe Kempe (45) ist gelernter Instandhaltungsmechaniker und Elektroniker. Seit 2009 ist er arbeitslos.

»Wie es weiter-

geht, weiß ich

noch nicht.«

»Ich will eine

Arbeit finden,

die fair ist.«

» »

kompakt | Februar 2011 |

Page 16: kompakt Februar 2011

16 | kompakt | Februar 2011

> THEMEN PRESSEFREIHEIT>

»Damit ist es aus«IN UNGARN GILT seit 1. Januar ein Mediengesetz, das im Land selbst und im europäischen Ausland als Abschaffung der Pressefreiheit gewertet wird. Wie ernst muss man die jüngsten Entwicklungen nehmen? kompakt hat bei ungarischen Gewerkschaftern nachgefragt.

D ieser Artikel könnte seit Jahres-

beginn so in Ungarn nicht mehr

erscheinen. Denn das Medien-

recht des EU-Mitgliedslandes ist seit

dem 1. Januar geändert. Kritische Be-

richterstattung über kontroverse The-

men ist seitdem unerwünscht. Unga-

rische Tageszeitungen druckten aus

Protest leere Titelseiten, ganz Europa

diskutiert seit Wochen.

GENAU GENOMMEN geht es um zwei

Gesetze. Das im November verabschie-

dete »Gesetz CIV von 2010 über die Frei-

heit der Presse und die Grundregeln

über Medieninhalte« beschreibt auf etwa

zehn Seiten Regeln zu Inhalten und

zur Berichterstattung sowie Rechte und

Pflichten von Journalisten. Dieses kurze

und eher allgemein gehaltene Gesetz

wird als »Medienverfassung« bezeichnet.

Das zweite Mediengesetz, das »Gesetz

CLXXXV von 2010 über Mediendienst-

leistungen und Massenmedien«, ist in

der englischen Übersetzung rund 194

Seiten stark und regelt bis ins kleinste

Detail, was Redaktionen von Fernseh-

und Radiostationen sowie Zeitungen

und Magazinen dürfen, aber vor allen

Dingen nicht dürfen und was ihnen

blüht, wenn sie gegen diese Regeln ver-

stoßen. Zwar »anerkennt und respek-

tiert« die Medienverfassung die Presse-

freiheit und deren »Vielfalt«; dabei

dürfte es sich allerdings um ein Lippen-

bekenntnis handeln.

Denn die Berichterstattung, die durch

die Nationale Behörde für Medien und

Telekommunikation (NMHH) regle-

mentiert wird, darf nicht »Minderheiten

oder Mehrheiten (. . .) offen oder geheim

beleidigen oder ausgrenzen«. Dieser Zu-

satz, der der Behörde einen Freibrief für

jeglichen Eingriff in die redaktionelle Ar-

beit ausstellt, fehlt laut der Tageszeitung

taz in der englischen Übersetzung, die

Ungarn der Europäischen Union über-

mittelte. Nicht erlaubt sei darüber hin-

aus eine »selbstgefällige« Berichterstat-

tung. Was auch immer die NMHH

darunter versteht.

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ters

Page 17: kompakt Februar 2011

meint Székely. Doch was wird im Som-

mer sein, wenn Polen den Vorsitz im Rat

der EU übernommen hat, und die euro-

päischen Medien ihren Fokus von Buda-

pest nach Warschau verlegen? Was dann

zum Beispiel mit dem Internetforum der

Chemiegewerkschaft passiere, sei un-

klar, sagt der Gewerkschaftschef. Dort

unterhielten sich viele Mitglieder über

politische und wirtschaftliche Themen.

Wenn die Diskussion

der NMHH nicht gefal-

le, könne die VDSZ mit

einer Geldstrafe belegt

und die Internetseite

sowie das gewerkschaftseigene Magazin

gesperrt werden. »Das ist autokratisch

und diktatorisch«, sagt Székely.

Károly Stanitz, Sekretär bei der Berg-

baugewerkschaft BDSZ, malt ebenfalls

ein düsteres Zukunftsbild. Auf die Frage,

wie seine gewerkschaftliche Arbeit vom

neuen Gesetz beeinflusst werde, antwor-

tet er: »Schluss, damit ist es aus.« Dass

mit dem Gesetz etwas nicht stimme, da-

rauf deute doch schon die immense

Länge des Textes hin. »Das Gesetz passt

in eine Reihe von Regelungen, die die

Machtposition der Regierungsparteien

wohl auf lange Sicht festigen sollen«,

sagt Stanitz. Die Verhaltensregeln wür-

den sich ja nicht nur auf Fernseh- und

Radiosender sowie Printpublikationen

erstrecken. Die NMHH würde darüber

hinaus auch das Internet kontrollieren

BESONDERS DRASTISCH greift das Ge-

setz beim Quellenschutz ein, also dem

Schutz von Informanten. Dieser ist

zwar in Artikel 6 verankert, wird aber

im Nachsatz gleich wieder ausgehebelt.

Denn Daten über die Identität der Quel-

le dürfen laut der Frankfurter Allgemeinen

nicht vertraulich gehalten werden, wenn

diese »widerrechtlich qualifizierte Da-

ten« offenlege. Investigative journalis-

tische Arbeit wird durch diese Formulie-

rung unmöglich. In Absatz 2 legen die

Autoren des Gesetzes fest, dass »sogar«

in juristischen und anderen offiziellen

Verfahren der Informantenschutz gelte –

allerdings nur unter der Voraussetzung,

dass die Informationen »im Interesse der

Öffentlichkeit« offengelegt worden sei-

en. Und was im Interesse der Öffent-

lichkeit liegt, das entscheidet nun die

NMHH. Die Präsidentin der NMHH, die

49-jährige Annamária Szalai, ist in Un-

garn »die letzte Instanz über Gedeih und

Verderb aller in Ungarn ansässigen Me-

dien«, schreibt die österreichische Tages-

zeitung Der Standard. Szalai, die für neun

Jahre zur Chefin der NMHH ernannt

wurde, kann drastische Geldstrafen ver-

hängen und Sender sowie Zeitungen so-

gar schließen lassen. Ab sofort wacht

Szalai, die einst als Chefredakteurin

das Soft-Sexmagazin Miami Press verant-

wortete, nun darüber, dass die Landes-

medien mit ihrer Berichterstattung nicht

die »guten Sitten« verletzen.

Tamás Székely, Chef der ungarischen

Chemiegewerkschaft VDSZ, ist ent-

täuscht, dass ausgerechnet der unga-

rische Ministerpräsident Viktor Orbán

so rigoros gegen Freiheitsrechte vorgeht.

»Diese Mannschaft, die heute regiert,

hat vor 20 Jahren für freie Medien ge-

kämpft«, sagt Székely, »heute machen sie

genau das Gegenteil.« Solange Ungarn

die EU-Ratspräsidentschaft innehabe,

werde das Gesetz wohl nicht vollstreckt,

Mundtot: Ein Demonstrant vor dem Budapester Parlament zeigt, was er von den neuen Mediengesetzen hält.

Müssen demnächst zentral genehmigt werden: Ungarische Gewerkschaftszeitungen.

17kompakt | Februar 2011 |

wollen. »Das funktioniert vielleicht in

China«, sagt Stanitz, »aber doch nicht

in Europa.« Er befürchtet, dass Gewerk-

schaften mit ihren Themen in den Medi-

en nicht mehr stattfinden werden: »Die

Regierung will doch nur Nachrichten,

die sie in einem guten Licht erscheinen

lassen.« Das sei aber keine freie Presse

mehr, sondern Propaganda.

15 000 MENSCHEN waren Mitte Januar

der gleichen Meinung und demonstrier-

ten für die Pressefreiheit vor dem Parla-

ment. Die Mehrzahl der Teilnehmer hat-

te sich über das weltweit größte soziale

Netzwerk »Facebook« organisiert. »Das

wird für die ungarische Facebook-Gene-

ration der erste wirkliche Test sein, sich

gegen Autokratie zu organisieren«, sagte

Andras Bozoki, Politikwissenschaftler der

Central European University in Buda-

pest der in der Schweiz erscheinenden

Neue Zürcher Zeitung. Die Mitglieder die-

ser jungen Generation seien in Friedens-

zeiten aufgewachsen und müssten den

Wert der Demokratie erlernen. Diese sei

nämlich nicht gegeben, sondern müsse

täglich verteidigt werden, sagt Bozoki.

Dieser Tatsache scheint sich das junge

Ungarn bewusst zu sein. »Wir müssen

die Pressefreiheit schützen – und zwar

nicht vor den Rechten oder vor den Lin-

ken«, schrieb ein Nutzer auf Facebook,

»sondern vor der Macht.«

Dirk Kirchberg

»Das ist keine freie Presse,

das ist Propaganda.«

Page 18: kompakt Februar 2011

18 | kompakt | Februar 2011

> THEMEN SUPERWAHLJAHR

Auf dünnem EisDIE BUNDESRATSMEHRHEIT hat die Koalition schon verloren. Nun geht es 2011 im Monatstakt um sieben Landtage – und damit um das politische Überleben von Schwarz-Gelb. Zieht die Schwäche der FDP die Kanzlerin in den Abgrund? Ist der Höhenfl ug der Grünen von Dauer?

Was bringt das neue Jahr? Wah-

len, Wahlen, quer durch die

Republik. Vergessen wir den

»Wutbürger«, der sich gerade noch über-

gangen fühlte, am Bauzaun um seine

Rechte stritt und am Ende sogar als

»Wort des Jahres« zu Ehren kam. Schnee

von gestern. In diesem Jahr muss die

Politik wieder um Stimmen werben, sie

muss zuhören und muss sich erklären.

Der Wutbürger kann Regierungen ab-

wählen und er kann sie bestätigen. Sie-

ben Landtagswahlen und zwei Kommu-

nalwahlen stehen bevor. 2011 ist ein

Superwahljahr – und es wird spannend,

denn Abgesänge könnten sich als falsch

erweisen und Aufstiege als vergänglich.

Nach der Bundestagswahl im Herbst

2009 schien der Siegeszug von Schwarz-

Gelb unaufhaltsam. Kanzlerin Angela

Merkel konnte auf eine stabile Mehrheit

im Bundesrat vertrauen. Und heute? In

der Länderkammer herrscht ein Patt

der politischen Lager – und es könnte

für Merkel noch schlimmer kommen.

27 der 69 Stimmen im Bundesrat wer-

den neu vergeben. Rot-Grün hofft auf

ein Comeback, während die FDP um

ihre Zukunft bangt. Es wird ungemütlich

für die Koalition. Noch ungemütlicher

als es ohnehin schon ist.

DAS AUFTAKTSPIEL am 20. Februar

dürfte die Stimmung in der SPD heben.

In Hamburg segeln die Sozialdemokra-

ten mit mehr als 40 Prozent in den Um-

fragen den anderen Parteien weit voraus.

Es wäre schon eine große Überraschung,

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Page 19: kompakt Februar 2011

19kompakt | Februar 2011|

Sowohl der Urnengang in Bremen am

22. Mai als auch die Wahl am 4. Sep-

tember in Mecklenburg-Vorpommern

werden ohne Überraschungen über die

Bühne gehen. Dagegen wird Berlin am

18. September zum Schauplatz eines

spannenden rot-grünen Spitzenduells,

das CDU und Linke zu Zaungästen

macht. Die Grünen, von der Bundes-

Union längst zum Hauptgegner erklärt,

müssen zeigen, ob ihr aktueller Höhen-

flug von Dauer ist. Im Herbst sah es an

der Spree noch nach Durchmarsch aus.

Seit Fraktionschefin Renate Künast offi-

zielle Kandidatin ist, hat SPD-Amtsinha-

ber Klaus Wowereit, der seit 2001 regiert,

wieder die Nase vorn. Einen Partner-

wenn der nächste Erste Bürgermeister

und Nachfolger von Christoph Ahlaus

(CDU) nicht Olaf Scholz heißt. Sein

Wunschpartner sind die Grünen, die

sich vorzeitig von der CDU verabschie-

det haben.

Vier Wochen später muss sich die SPD

wohl mit dem dritten Platz begnügen.

In Sachsen-Anhalt kämpfen Linke und

CDU um den Sieg. Sollte die Linkspartei

die meisten Stimmen bekommen, müss-

te die SPD entscheiden, ob sie erstmals

als Juniorpartner ein rot-rotes Bündnis

schließt – oder die Große Koalition unter

Regie der CDU fortsetzt.

Die weitaus spannendste Wahl steht

eine Woche später, am 27. März in

Baden-Württemberg an. Schwarz-Gelb

oder Grün-Rot? Seit 57 Jahren regiert die

CDU in Stuttgart; eine Abwahl wäre ein

Beben, das auch die Bundespartei er-

schüttert. Doch Merkel darf hoffen. Seit

sich der Protest gegen Stuttgart 21 gelegt

hat, holt Regierungschef Stefan Mappus

auf und hat mit Umfragewerten von

40 Prozent die Grünen wieder deutlich

abgehängt. Ein unsicherer Kandidat

bleibt der Koalitionspartner FDP. Fliegen

die Liberalen aus dem Landtag, ist in der

Partei Land unter. Parteichef Guido Wes-

terwelle müsste abtreten – die Boygroup

Rösler, Lindner & Co. wäre am Zug. Und

die SPD? Sie könnte wie in Magdeburg

vor der unbequemen Frage stehen, ob sie

als Juniorpartner regieren will – dies-

mal unter einem grünen Chef namens

Winfried Kretschmann. SPD-Landeschef

Nils Schmid sagt, er hätte damit kein

Problem.

Am selben Tag wird auch an der

Mosel gewählt. SPD-Regierungschef Kurt

Beck wird seine absolute Mehrheit ver-

lieren. Affären um Renommierprojekte

haben seinem Image geschadet. Glück

im Unglück: Auch seine junge Heraus-

forderin von der CDU, die Berliner

Staatssekretärin Julia Klöckner, muss

sich mit einem Finanzskandal ihrer Par-

tei herumschlagen. Die Grünen haben

gute Karten, denn sie sind bislang nicht

im Landtag vertreten: Wer klein startet,

kann am Ende des Tages vielleicht als

Aufsteiger groß feiern.

wechsel von den Linken zu den Grünen

schließt Wowereit nicht aus – eine Ju-

niorpartnerschaft allerdings schon.

WAS BRINGT ALSO das Jahr? Merkel

wird am Ende des Jahres weiterhin Kanz-

lerin sein. Aber die FDP wird sich neu

erfinden müssen, was die Koalition wei-

ter schwächen könnte. Rot-Grün dürfte

ein Comeback feiern, aber erstmals stellt

sich die Frage, wer Koch und wer Kellner

ist. Die Bilanz: Politik ist immer dann

besonders spannend, wenn der Wähler

das Wort hat. Gabi Stief

Die Autorin ist Politikredakteurin der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung.

27. März Rheinland-Pfalz 27. März 27. März Rheinland-Pfalz

27. MärzBaden-Württemberg

13724

Klaus Wowereit (SPD)Regierender Bürgermeister

R e PfRheinland Pf

Kurt Beck (SPD)

Ministerpräsident

alzalzalz

PD)dent

Julia Klöckner (CDU)Staatssekretärin im Bundesagrarminis-terium

ereit

r ter

Renate Künast (Bündnis 90/Grüne) Fraktionschefin der Grünen im Bundestag

Wulf Gallert(Linke) Opposi-tionsführer imLandtag

Jens Bullerjahn (SPD)Landes-Finanzminister

tposi-

im

Reiner Haseloff (CDU)Landesminister für Wirtschaft und Arbeit

derzeitige Regierungenderzeitige Regierungen

Regierungsbündnis gescheitertbündnis Regierungsbündnis gescheitert

ParteienParteienParteienSPDSPDSPD

CDUCDUCDU

FDPFDPFDP

GrüneGrüneGrüne

LINKELINKELINKE

22. MaiBremen

18. September Berlin

20. März Sachsen-Anhalt20. März Sachsen-Anhalt

rzärzergerg Nils Schmid

(SPD)

SPD-Landesvor-

sitzender

or-

Stefan Mappus (CDU)

Ministerpräsident(CDU

ent Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Grüne)Fraktionsvorsitzender der Grünen im Landtag

4. September4. SeptemberMecklenburg-Vorpommern

Jens Böhrnsen (SPD)

BürgermeisterJenBür

Rita Mohr-Lüllmann

(CDU)

stellv. CDU-Landes-

vorsitzende

voraussichtlich20. Februar Hamburg

Olaf Scholz (SPD)

SPD-Landes-

vorsitzender

mburg

)Christoph Ahlhaus (CDU)Erster Bürgermeister

enen

ss

tt Helmut Holter (Linke)

Fraktionsvorsitzender

der Linken

ke)der

Lorenz Caffier (CDU)Landes-Innenminister

CDU)

Erwin Sellering (SPD)Ministerpräsident

Grafi k: dpa 13724

Page 20: kompakt Februar 2011

>

20 | kompakt | Februar 2011

LESERFORUM

> Das ist unser Aufschwungvon Michael Denecke (1/2011)

Thema ernst nehmen

@Manchmal muss ich

mich doch recht über

meine Gewerkschaft ärgern.

Während die IG Metall bei-

spielsweise schon bei den Ver-

handlungen für die saarlän-

dische Stahlbranche 2010 die

umfangreiche Gleichstellung

für Leiharbeiterinnen und den

Schutz der Stammbelegschaf-

ten durchsetzte, schweigt sich

die Forderungsempfehlung

der IG BCE hier ziemlich aus.

Und während der aktuelle

Standpunkt von Michael Vas-

siliadis zumindest online un-

ter dem Titel »Konzentration

auf das Wesentliche« er-

scheint, frage ich mich, ob

Equal Pay nicht auch ziemlich

wesentlich sein könnte?

Gerri Kannenberg, per E-Mail

Aufschwung für wen?

@ Für wen ist dieser Auf-

schwung? Die Azubis

werden zum Ende ihrer Aus-

bildung auf die Straße gesetzt.

Die Arbeit ist vorhanden, die

Bücher voll. Nur eben ma-

chen diese Arbeit die Men-

schen der Zeitarbeit.

Sonja Mutter, per E-Mail

Das Mitgliedermagazin der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie

kompakt

VOR ORT 16 000 Beschäftigte demonstrieren bei RWE für mehr Geld

TENDENZEN Was ein Arbeitsmarktforscher für das Jahr 2011 erwartet

TIPPS Welche Änderungen uns 2011 bei Gesundheit und Arbeitslosigkeit bevorstehen

Nr. 01 I JANUAR 2011 www.igbce.de

Ein Blick in die ZukunftNeue Werkstoffe und Technologien verändern die Welt. Viele sind heute

bereits Teil unseres Alltags. Und sichern Wachstum und Arbeitsplätze.

Schreiben Sie uns! Wir freuen uns über Lob, Kritik und Anregungen.

Leserbriefe stellen die Meinung des Einsenders dar. Anonyme Zuschriften werden nicht berücksichtigt. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor.

IMPRESSUM

Das Mitgliedermagazin der IG Bergbau, Chemie, Energie

HerausgeberMichael Vassiliadis

ChefredakteurChristian Hülsmeier

Stellvertretender ChefredakteurMichael Denecke

Chef vom DienstAlexander Nortrup

RedaktionSarah Heidel, Rudolf Heim,

Dirk Kirchberg, Dr. Ulrike Börger

FotoredaktionUlrike Neufeld

RedaktionsassistenzSimone Michels, Tanja Rössner

GestaltungHans Borgaes

RedaktionsanschriftKönigsworther Platz 6

30167 HannoverTelefon: 0511 7631-329/-698

Telefax: 0511 7000891E-Mail: [email protected]

Internet: www.igbce.de

Satz: BWH GmbHBeckstraße 10, 30457 Hannover

Gesamtherstellung und -vertrieb:Westend Druckereibetriebe GmbH

Westendstraße 1, 45143 Essen

AnzeigenverwaltungBWH GmbH – Die Publishing CompanyPostfach 92 01 55, 30440 Hannover

Telefon 0511 94670-0Telefax 0511 94670-38Gültige Anzeigenliste Nr. 9 vom 01. 05. 2010

Verantwortlich für den Anzeigenteil:

Jürgen Oberschilp

Zusendungen: Für unverlangte Einsendungen wird keine

Gewähr übernommen.

Bezugspreis0,90 €, jährlich 10,00 €.

Für Mitglieder der IG BCE ist der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag

enthalten.

Erscheinungsweise: kompakt erscheint monatlich mit acht Regionalausgaben für Bayern, Baden-Württemberg,

Hessen-Thüringen, Nord, Nordost, Nordrhein, Rheinland-Pfalz/Saarland,

Westfalen.

Redaktionsschluss dieser Ausgabe:21. 01. 2011

Druckaufl age: 677 515 (III/2010) Gedruckt auf chlorfreiem Papier

kompakt

> Schreiben, organisieren, steuern

von Susanne Kettelför (1/2011)

Zu wenig honoriertDer Artikel hat mich

sehr angesprochen,

da ich selber dieser Berufs-

gruppe angehöre.

Ich bin bei einer Tochter-

firma der Evonik Degussa

GmbH beschäftigt. Nach

meiner Ausbildung machte

ich auf eigene Initiative und

Rechnung die IHK-Prüfungen

Fremdsprachenkorrespon-

dentin und Industriefachwir-

tin, habe meine Fremdspra-

chenkenntnisse in Englisch

und Spanisch jahrzehntelang

stetig erweitert und erhalten

und befinde mich derzeit

am Ende eines Studiums der

Wirtschaftswissenschaften.

Ich habe also nach meiner

Ausbildung vor nunmehr fast

25 Jahren viele weitergehende

Qualifikationen erworben,

die ich am Arbeitsplatz brau-

chen kann, meine aber auch,

dass vieles gar nicht so hono-

riert wird. Sylvia Streck, Marl

Aussterbende Spezies

@ Ich finde mich in dem

Artikel wirklich wieder.

Das klassische Sekretariat

gibt es nicht mehr, honoriert

oder anerkannt werden die

neuen, anspruchsvollen Leis-

tungen aber auch nicht. Auch

wenn der Büroalltag von de-

nen der anderen Kollegen ab-

weicht, sind wir Bürokräfte

eigentlich eine aussterbende

Spezies. Elke Ohlmeyer, per E-Mail

> Zitat des Monats(1/2011)

Panik geschürt

@ Die öffentliche Dis-

kussion um die Asse

ist leider völlig aus dem

Ruder gelaufen, wodurch

Panik geschürt wird. Mit Ver-

nunft und Sachverstand hat

das nichts mehr zu tun,

die Bürger werden manipu-

liert statt aufgeklärt. Dabei

sollte man sich lieber um

einen gesicherten Energie-

mix kümmern, anstatt eine

Entweder-oder-Lösung zu for-

cieren.

Stefan Merx, per E-Mai

> Jetzt noch nocher!von Imre Grimm (1/2011)

Nervige Floskeln

@Mich nerven diese

aufgesetzten, schreck-

lichen Werbefloskeln, die

mir überall begegnen. Ich

habe mir auch schon über-

legt, auf der Straße Scheu-

klappen zu tragen und eben-

falls welche zu verkaufen,

damit nicht jeder von diesen

Slogans erschlagen wird.

Scheuklappen für die Men-

schen (Innovation?). Die Un-

ternehmen sind sich wohl

auch nicht im Klaren dar-

über, dass mancher Spruch

in Wirklichkeit Anti-Werbung

ist, sofern es jemanden gibt,

der sich darüber wirklich

Gedanken macht.

Daniel Sartor, auf dem kompakt-Blog

Page 21: kompakt Februar 2011

kompakt | Monat 20XX | 21

VOR ORT

Wo das Salz herkommt

Startpunkt BüchsenpfennigKnappschaft-Bahn-See feiert ihr 750-jähriges

Bestehen.

Glänzend aus der KriseEvonik-Standort Wesseling übersteht die Krise

und liefert 2010 ein Rekordergebnis ab.

Ein starker PartnerSeit den Betriebsratswahlen 2010 sind

1000 Betriebsräte in die IG BCE eingetreten.

Foto: Dirk Kirchberg

STREUSALZ kennen die meisten Menschen nur, weil es die Straße vom Eis befreit. kompakt hat esco-Mitarbeiter begleitet, die dem Berg das Salz mit Sprengstoff abringen.

Page 22: kompakt Februar 2011

> VOR ORT ESCO BERGWERK BRAUNSCHWEIG-LÜNEBURG

Rechts, links, rauf, run-

ter geht die Fahrt

durch kilometerlange,

dunkle Tunnel. Nur die

Scheinwerfer des Gruben-

fahrzeugs beleuchten den

Weg durch das Labyrinth aus

250 Kilometern Strecke. Es ist

staubtrocken hier, 490 Meter

unter der Erde. Der Geruch

von Salz liegt in der Luft.

Plötzlich öffnet sich die enge

Strecke zu einer riesigen, wei-

ßen Halle. Neben einer gro-

ßen, gelben Maschine steht

Frank Navrath und bohrt sie-

ben Meter tiefe Sprenglöcher

in die Wand. »Ich bereite ein

neues Abbaugebiet vor«, er-

zählt der 47-Jährige.

Frank Navrath ist Berg-

mann auf dem Salzbergwerk

Braunschweig-Lüneburg der

european salt company

(esco) im niedersächsischen

Grasleben. Jetzt im Winter

dreht sich alles im Werk um

Streusalz, bis zu 300 Tonnen

Auftausalz werden stündlich

gefördert. Die Produktion

läuft rund um die Uhr. Die

Nachfrage nach Streusalz ist

durch den frühen, kalten

Winter beinahe unersättlich.

Doch das Werk liefert auch

gewöhnliches Speisesalz,

Lecksteine und Gewerbesalz

für Wasserenthärtung oder

die chemische Industrie.

Zurück unter Tage geht die

Fahrt weiter in die nächste

Halle – vorbei an zwei Tank-

stellen und einer Werkstatt.

Auf einer Hebebühne steht

Klaus Kökow und füllt mit

einem Schlauch in gut fünf

Metern Höhe Sprengstoff in

die vorbereiteten Bohrlöcher.

Das Salz wird in großen Blö-

cken abgebaut. Dabei werden

nach einem ausgeklügelten

System Kammern in den

steinharten Salzstock ge-

sprengt – 100 Meter lang,

20 Meter breit und 42 Meter

hoch. Die Hallen, die da-

Der weiße SchatzSTREUSALZ ist ein begehrtes Gut diesen Winter – schon nach wenigen Wochen waren die Vorräte vieler Kommunen aufgebraucht. Doch wo kommt eigentlich das Salz her?

1

22 | kompakt | Februar 2011

Page 23: kompakt Februar 2011

durch entstehen, sind so

groß, dass man eine Kirche

samt Glockenturm in ihnen

errichten könnte.

GESPRENGT wird dreimal

am Tag zum Schichtwechsel,

wenn die eine Schicht ausge-

fahren ist und die nächste auf

die Fahrt mit dem Förderkorb

wartet. »Als Sprengmeister

muss ich dafür sorgen, dass

wirklich keiner mehr im Ge-

fahrenbereich ist – erst dann

wird gezündet«, erzählt Klaus

Kökow, der auch Mitglied im

Betriebsrat ist. Sprengmeister

Kökow ist zugleich einer der

Sicherheitsbeauftragten unter

Tage – das passt.

Die Bergleute im Salzberg-

werk haben im Gegensatz

zum Steinkohlenbergbau

überwiegend Einzelarbeits-

plätze. Die Steiger müssen die

Arbeit koordinieren und auf

die Sicherheit achten. So wie

Hagen Beiler. Mit gerade ein-

mal 25 Jahren ist er der jüngs-

te Schichtsteiger auf dem

Bergwerk. Mehrmals wäh-

rend einer Schicht besucht

er seine Mitarbeiter und legt

dabei oft weite Wege zurück.

»Bis zu 70 Kilometer fahre

ich an einem Tag«, sagt

Beiler. »Da kann man sich

schnell verfahren, wenn man

sich nicht gut auskennt«, sagt

er.

Ist das Salz aus der Wand

gesprengt, kommt Kai Froh-

bart zum Einsatz. Der Berg-

mechaniker im vierten Lehr-

jahr steuert einen Radlader,

der 60 Tonnen wiegt. Die

Schaufel kann bis zu 12 Ton-

nen Salz auf einmal aufneh-

men. »Die Arbeit hier unten

macht wirklich Spaß«, be-

richtet er. »Welcher Auszu-

bildende darf schon völlig

selbstständig ein so schweres

Gerät bedienen?«, sagt er

stolz und fährt davon. Kai

bringt das Salz zur Kippstelle,

wo die Salzbrocken in kurzer

Zeit zerkleinert und auf

Förderbändern zum Schacht

oder in einen Bunker trans-

portiert werden.

ÜBER TAGE wird das Salz

aufbereitet, nach Kristall-

größe sortiert und anschlie-

ßend in Säcken von 3, 10, 25

und 50 Kilogramm verpackt.

Rund 200 Lkw verlassen täg-

lich das Firmengelände des

Bergwerks – voll beladen mit

Salz. »Eine Situation, wie wir

sie seit 2009 haben, hatten

wir vorher nie«, sagt Reinhard

Dust, der Geschäftsführer

von esco. Über sechs Mil-

lionen Tonnen Salz produ-

ziert das Unternehmen im

Jahr – im vergangenen Jahr

sogar noch deutlich mehr.

»Nach dem harten Winter

2009/2010 mussten wir die

Lager auffüllen und die ersten

Lieferungen an die Kommu-

nen waren im Spätsommer

bereits fällig«, berichtet Dust.

Seit Dezember 2009 arbeiten

die Beschäftigten deshalb im

Drei-Schicht-System, 2010

wurden 120 neue Mitarbeiter

eingestellt. Auch die Lager-

kapazität hat esco auf

900 000 Tonnen aufgestockt.

Und dennoch rissen die

Meldungen über Streusalz-

mangel in den vergangenen

Wochen nicht ab. »Im Mo-

ment haben wir eine Nach-

frage zu bewältigen, die das

Dreifache des vergangenen

Winters noch deutlich über-

steigt«, sagt Dust. »Und dabei

hatten wir schon nach weni-

gen Wochen vielerorts die be-

stellten Mengen für den ge-

samten Winter ausgeliefert.«

Sarah Heidel

1 | BOHREN:Frank Navrath bohrt sieben Meter lange Löcher in die Salzwand.

2 | LAGERN:Wegen des kalten Winters sind die Lager von esco wie leer gefegt.

3 | VERLADEN:Kai Frohbart fährt mit seinem Radlader nicht nur Salz zur Kippstelle, sondern schafft auch Abraum weg.

3

2

Die European Salt Company (esco) wurde 2002 als Gemeinschaftsunternehmen von den Firmen K+S und Solvay gegründet. Seit 2004 ist esco eine 100-prozentige Tochter der K+S. Das Unternehmen hat zehn europaweite Produktions-standorte, davon drei in Deutschland (Bernburg, Borth, Braunschweig-Lüne-burg). Rund 1000 Menschen beschäftigt esco in Deutsch-land, davon 180 auf dem Bergwerk Braunschweig-Lüneburg. Sie produzieren im Drei-Schicht-System rund sechs Millionen Tonnen Salz. Neben Auftausalz stellt das Unternehmen Speisesalz, Salz für die chemische Industrie, Geschirrspülersalz und Salz für die chemische Industrie und Lecksteine her. esco gilt als der größte Salzproduzent Europas.

www.esco-salt.com

DAS UNTERNEHMEN

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23kompakt | Februar 2011 |

»Ich fahre bis zu 70 Kilometer am Tag, um die Arbeit meiner Kollegen zu koordinieren.«

Hagen BeilerSchichtsteiger

Eindrücke vom Salzabbau fi nden Sie in einem Video auf kompakt.igbce.de

Page 24: kompakt Februar 2011

| kompakt | Februar 201124

> VOR ORT AKTUELLES

Dicht gedrängt: Teilnehmer beim IG-BCE-Neujahrsempfang.

Dieser Aufschwung ist auch

unser Aufschwung. Wir

müssen jetzt dafür sorgen,

dass er bei den Arbeitneh-

mern auch ankommt. Es geht

nicht um Krümel, es geht

um ein großes Stück vom

Kuchen.« Mit starkem Beifall

quittierten mehr als 750 Teil-

nehmer beim Neujahrsemp-

fang des Landesbezirks Nord

in Hamburg diese selbstbe-

wusste Aussage von Peter

Hausmann, Tarifexperte im

geschäftsführenden Haupt-

vorstand der IG BCE.

Im Rückblick auf die Fi-

nanz- und Wirtschaftskrise

»Dieser Aufschwung ist unser Aufschwung!«HAMBURG-WILHELMSBURG | Selbstbewusste Töne beim Neujahrsempfang des Landesbezirks Nord

betonte Hausmann: »Wir ha-

ben den wirtschaftlichen Su-

per-Gau knapp vermieden.«

Dazu beigetragen hätten vor

allem die Belegschaften in

den Betrieben, eine »Sozial-

partnerschaft auf Augenhö-

he« und gemeinsame An-

strengungen von Betriebsrä-

ten und IG BCE.

Von der Politik erwarte er

eine Neuorientierung und

»Entschei-

dungen mit

strategischer

Ausrichtung«

auch bei der

Sanierung

des Bundes-

haushaltes.

Hier fordere die IG BCE

unter anderem eine stärkere

Besteuerung von Kapitaler-

trägen sowie eine Umsatz-

steuer für Transaktionen auf

den Finanzmärkten.

»Wir wollen Fortschritt,

Teilhabe am Wohlstand und

persönliche Entwicklungs-

chancen mit Fortschritt und

Nachhaltigkeit verknüpfen«,

betonte Hausmann. Dazu ge-

höre auch das Ziel, eine So-

zialpartner-Vereinbarung zur

Eindämmung von Leiharbeit

abzuschließen. Ebenfalls im

Visier der IG BCE sind der

Boom sogenannter prekärer

Beschäftigung und die Rente

Zuerst als Betriebsrat neu

gewählt, dann Mitglied

der IG BCE geworden. Marco

Sandhöfer, 37 Jahre alt, Fach-

arbeiter für Photovoltaik, ist

exakt der Tausendste, der

diesen Weg gegangen ist.

Im April 2010 wurde er

bei Scheuten Solar in Gelsen-

kirchen in den Betriebsrat

gewählt; seit Januar gehört er

der IG BCE an. Groß über-

zeugt werden musste Marco

Sandhöfer nicht mehr: »Als

Betriebsrat brauche ich einen

starken Partner. Das gibt mir

die nötige Sicherheit.«

Für den stellvertretenden

IG-BCE-Vorsitzenden Ulrich

»Ich brauche einen starken Partner«GELSENKIRCHEN | Logischer Schritt: Als frisch gewählter Betriebsrat Mitglied der IG BCE

Freese ein Grund zu Freude:

»Wir sind überzeugt, dass zu

dem 1000. jetzt noch viele

weitere Betriebsräte hinzu-

Arbeitssicherheit. »Die Kolle-

gen müssen wissen, wir ma-

chen was für sie«, sagt er. Für

das notwendige Wissen ver-

»Real mehr« für die SteinkohleBOCHUM | Eine prozentuale Erhöhung der Löhne, Gehäl-ter und Ausbildungsvergü-tungen – mit dieser zentralen Forderung geht die IG BCE am 28. Januar in die erste Verhandlung der diesjährigen Tarifrunde im deutschen Steinkohlenbergbau. Ziel ist, für die rund 29 000 Beschäf-tigten in allen Steinkohlen-revieren die Preissteigerungs-rate auszugleichen und einen realen Einkommenszuwachs zu schaffen. Diese Forderung hat die Tarifkommission der IG BCE in Bochum einstimmig beschlossen.

mit 67. »Mehr als 30 Prozent

der Beschäftigten arbeiten in

Vollkonti-Schicht. Wie sollen

sie bis 67 arbeiten? Das Ge-

setz muss geändert werden«,

verlangte Hausmann.

Sein Appell: »Machen wir

2011 zu einem Jahr für die Ar-

beitnehmer. Die sieben Land-

tagswahlen des Jahres sind

hervorragende Gelegenhei-

ten, unsere Vorstellungen zu

thematisieren.« Werner Staffen

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»Machen wir 2011 zu einem Jahr für Arbeitnehmer.«

Peter Hausmann

»Die Kollegen müssen wissen, wir machen was für sie.«

Marco Sandhöfer Betriebsrat Scheuten Solar

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kommen. Insbesondere in

zukunftsweisenden Branchen

wie eben der Solarenergie.«

Sandhöfer engagiert sich

vornehmlich im Betriebsaus-

schuss, im Mitarbeiteraus-

schuss und im Ausschuss für

traut Sandhöfer auf kompeten-

te Unterstützung durch die IG

BCE: »Ich habe schon im Sep-

tember 2010 meine erste ein-

wöchige Betriebsratsschulung

gehabt.« Die nächste steht im

April an. Axel Schappei

Page 25: kompakt Februar 2011

Kleren. Das bedeutete un-

ter anderem: Wechselschicht-

ler im Gemeinschaftsbetrieb

Wesseling hatten am Monats-

ende ihrer Kurzarbeitszeit

rund 680 Euro mehr, als es

die gesetzlichen Regeln vorse-

hen. Sie erhielten damit noch

rund 90 Prozent ihres Netto-

entgeltes.

In Abteilungs- und Betriebs-

versammlungen informierten

Vertrauensleute und Betriebs-

räte über die Regelungen. Sie

verteilten außerdem ein Flug-

blatt, das alle Fragen rund um

die Kurzarbeit beantwortete.

»Wir sind noch mit einem

blauen Auge davongekom-

men«, so Kleren. Im Gemein-

schaftsbetrieb mussten 2009

nur etwa 100 Beschäftigte

kurzarbeiten. Zeitkontenab-

bau, frühzeitiger Urlaub und

die Verschiebung sogenannter

»Bringschichten« sorgten für

kompakt | Februar 2011 | 25

Glänzend raus aus der KriseWESSELING | Evonik-Standort überstand erfolgreich Auftragseinbruch

Im vergangenen Jahr hat

Evonik sein historisch bes-

tes Chemie-Ergebnis er-

wirtschaftet. Die Rückschau

von Dieter Kleren allerdings

hat beinahe etwas Beängsti-

gendes: »So einen Auftrags-

einbruch wie im letzten Quar-

tal 2008 bei der Evonik-

Degussa in Wesseling hatte

ich vorher noch nie erlebt.«

Kleren ist schon seit 1982 bei

Degussa und seit 1990 als Be-

triebsrat engagiert. »Wir sind

auf Sicht gefahren und wuss-

ten absolut nicht, wie es wei-

tergeht«, sagt der Betriebsrats-

vorsitzende des Spezialche-

mie-Standorts mit 1050 Be-

schäftigten. Das Rekordergeb-

nis 2010 zeigt: Es ging sehr

gut weiter.

Im Oktober 2008 aber sack-

ten in Wesseling die Bestellun-

Evonik-Standort Wesseling: Während der Krise 2008 brachen die Aufträge dramatisch ein, jetzt legt der Konzern ein Rekordergebnis hin.

gen aus der Reifen- und Bau-

industrie für Silica um ein

Drittel und für Mattierungs-

mittel sogar um über die Hälf-

te weg. »Ich bin von einer Kri-

sensitzung in die nächste ge-

gangen«, erinnert sich Kleren,

der auch Mitglied des Kon-

zernbetriebsrats ist. Sozial-

partnerschaftliches Krisenma-

nagement und zeitnah-zügige

Information der Beschäftig-

ten waren angesagt.

KEINER WUSSTE, wie lange

die Krise andauern würde.

Existenzängste gab es auch

in der Belegschaft. Konzern-

übergreifend wurde über die

Einführung von Kurzarbeit

verhandelt. »Wie gut, dass wir

im Manteltarifvertrag der

Chemie-Industrie und in Be-

triebsvereinbarungen hervor-

ragende Kurzarbeitsregelun-

gen vereinbart hatten«, sagt

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UM

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hael

Kle

in

einen ausreichenden Perso-

nalkostenabbau.

Zeitgleich setzten konzern-

übergreifend Evonik-Arbeit-

nehmervertreter und -Mana-

gement ein Effizienzsteige-

rungsprogramm um. Das

führte ohne jegliche betriebs-

bedingte Kündigung zu 100

Millionen Euro weniger Per-

sonalkosten. Das Programm

war 2010 eine Ursache für das

Evonik-Rekordergebnis.

Für Kleren ist es deswegen

klar, dass sich die gute wirt-

schaftliche Entwicklung auch

in einem guten Tarifergebnis

widerspiegeln muss. Die IG

BCE fordert in der anstehen-

den Tarifrunde sechs bis sie-

ben Prozent mehr Entgelt.

UNTERSTÜTZUNG dafür

gibts aus der Belegschaft. »Je

stärker eine Gewerkschaft ist,

umso mehr kann sie errei-

chen«, hatte Matthias Jacobs

vom zuständigen Bezirk Köln-

Bonn im Wesselinger Evonik-

Kurzarbeits-Krisen-Flugblatt

betont. Seitdem haben mehr

als 110 neue IG-BCE-Mit-

glieder im Evonik-Gemein-

schaftsbetrieb Wesseling den

Organisationsgrad dort deut-

lich erhöht. Andreas Uphues

»Die gute wirtschaft-liche Entwicklung muss sich jetzt in einem guten Tarifergebnis widerspiegeln.«

Dieter Kleren Betriebsratsvorsitzender

DER »TARIFFAHRPLAN«

Auftakt der Chemie-Tarifrunde ist in den Regionen. Die Ter-mine der ersten Verhandlungen: 16. 02. Nordrhein, 17. 02 Hes-sen, 18. 02. Rheinland-Pfalz, 21. 02. Baden-Württemberg, 22. 02. Bayern, 23. 02. Nord, 25. 02. Westfalen, 01. 03. Nord-ost, 02. 03. Saarland.

Page 26: kompakt Februar 2011

| kompakt | Februar 201126

> VOR ORT AKTUELLES

Es gibt einen Plan und es

gibt eine gute Perspek-

tive«, so beurteilt Uwe Ver-

wohlt, stellvertretender IG-

BCE-Bezirksleiter in Duis-

burg, die gegenwärtige Situa-

tion der insolventen Flachglas

Wesel GmbH. Das Unterneh-

Der Rückhalt für das Unternehmen ist großWESEL | Betriebsrat und IG BCE sehen trotz Insolvenz gute Perspektiven für den Fortbestand der Flachglas GmbH

men mit rund 170 Beschäftig-

ten produziert und veredelt

Glas für die Bauindustrie.

Im Oktober 2010 hatte es

Insolvenz angemeldet.

Die Gründe sind

vielfältig: Manage-

mentfehler in der

Vergangenheit,

mangelnde Inves-

titionen. Die Fi-

nanz- und Wirt-

schaftskrise und

der daraus resultierende Auf-

tragseinbruch aus der Bauwirt-

schaft taten ein Übriges.

Gemeinsam mit Uwe Ver-

wohlt und dem Betriebsrats-

vorsitzenden Michael Wesen-

donk blickt der Duisburger

Rechtsanwalt Dirk Hammes

als Insolvenzverwalter opti-

mistisch nach vorn: »Den

Gläubigern wird am 10. März

ein Insolvenzplan mit dem

Ziel der Fortführung des Un-

ternehmens vorgelegt.«

Betriebsratsvorsitzender Mi-

chael Wesendonk unter-

streicht: »Die Bereitschaft der

Kolleginnen und Kollegen

zum Erhalt des Unterneh-

Raffi nerie soll zerstückelt werden

HANNOVER | Frisch über-arbeitet und mit besserem Zugriff auf Seminar- und Serviceangebote präsentiert sich die BWS GmbH der IG BCE im Internet.www.igbce-bws.de

BWS neu im Netz

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mens ist sehr groß. Die meis-

ten arbeiten hier seit vielen

Jahren, teils seit Jahrzehnten.

Und sie alle haben in den

letzten Jahren große Opfer

für das Werk gebracht: durch

Entgeltverzicht, Verzicht auf

Weihnachtsgeld und Tarif-

erhöhungen und eine höhere

Wochenarbeitszeit.« Den-

noch, so Wesendonk, sei der

Rückhalt und die Unterstüt-

zung für Flachglas groß, das

Unternehmen habe nicht nur

in Wesel einen guten Namen.

Axel Schappei

COTTBUS | Mit Warnstreiks

haben rund 250 Beschäftigte

am Tagebau Welzow-Süd

(Foto) und etwa 70 Mitarbei-

terinnen und Mitarbeiter vor

dem Vattenfall-Kraftwerk Lip-

pendorf die jüngsten Tarifver-

handlungen bei Vattenfall Eu-

rope unterstützt. Die Gewerk-

schaften fordern eine lineare

Erhöhung der Entgelte und der

Ausbildungsvergütungen um

Anzeige erstattet

OLDENBURG | Nachdem sich gewerkschaftliche Tarifkom-mission (TK) und Betriebsrat bei der Oldenburger Fleisch-mehlfabrik Kampe (OFK) mit der Geschäftsleitung erstmals über die Installation eines Wirtschaftsausschusses (WA) geeinigt hatten, wurde den verdutzten TK-Mitgliedern erklärt, man müsse Leute entlassen, um unter 100 Mit-arbeiter zu kommen. Dann sei kein Wirtschaftsausschuss mehr nötig. Diese Anweisung käme vom Aufsichtsrat der OFK. Der IG-BCE-Bezirk Oldenburg stellte daraufhin Strafantrag gegen Unbekannt. Jetzt wird wegen einer Straftat gegen Betriebs-verfassungsorgane (Para-graf 119 Betriebsverfassungs-gesetz) ermittelt. Pikant: Die OFK gehört einem Bezirks-verband von 13 Landkreisen und kreisfreien Städten. Aufsichtsratsmitglieder sind Bürgermeister und Landräte.

»Wir kämpfen für den Erhalt von Flachglas Wesel.«

Michael WesendonkBetriebsratsvorsitzender

Vattenfall: Warnstreiks vor nächster Verhandlung

6,5 Prozent mit einer Laufzeit

von zwei Monaten. Bislang hat

Vattenfall nur ein ungenügen-

des Angebot vorgelegt. hak

HAMBURG | Nachdem bis-

lang offenbar kein Käufer für

die Raffinerie im Hamburger

Hafen gefunden wurde, will

Shell den Betrieb jetzt stück-

chenweise verkaufen. Angeb-

lich sei nur für den Schmier-

stoffbereich ein Käufer in

Sicht. Produktion und Ter-

minal sollen dagegen in ein

Tanklager und Umschlagplatz

für Mineralölprodukte umge-

wandelt werden. Das würde

das Aus für mindestens 460

der 570 Beschäftigten sowie

weitere 280 Arbeitsplätzen in

Werkvertragsunternehmen

von Shell bedeuten. Betriebs-

rat und IG BCE machen seit

Längerem gegen die Konzern-

pläne mobil. Rund 70 Mitar-

beiter protestierten jetzt, dass

weder Hamburgs Erster Bür-

germeister noch sein ins Gere-

de gekommener Wirtschafts-

senator Karan sich bislang für

den Erhalt der Arbeitsplätze

eingesetzt haben. west

Page 27: kompakt Februar 2011

kompakt | Februar 2011 | 27

Tradition und StrukturwandelESSEN | Geburtstagsfeier zum 750-jährigen Bestehen der Knappschaft

Ihr Büchsenpfennig war

eine weise Entscheidung.

Die Knappschaft hat deut-

sche Sozialgeschichte ge-

schrieben«, mit diesen Wor-

ten würdigte Bundeskanzle-

rin Angela Merkel die »Erfin-

derin der Sozialversiche-

rungspflicht« beim Festakt zu

ihrem 750-jährigen Bestehen.

Zur offiziellen Geburtstags-

feier kamen fast 600 geladene

Gäste aus Politik und Wirt-

schaft, Kirchen und Sozialver-

sicherungsträgern im Januar

nach Essen. Zuvor hatte am

28. Dezember 2010, dem ex-

akten Jahrestag der 750 Jahre

alten Gründungsurkunde, der

stellvertretende IG-BCE-Vor-

sitzende Ulrich Freese einen

Gedenkstein im Gründungs-

ort Goslar enthüllt.

Den Festgästen brauchte

der sogenannte »Büch-

senpfennig« der Berg-

leute nicht erklärt zu

werden. Jeder Knappe

zahlte in den Anfangs-

jahren der Knapp-

schaften am Lohntag

einen festen Beitrag in

die »Büchsenkasse«. Er

diente anfangs der Be-

zahlung des Priesters.

Später wurden damit die im

Bergbau Verunglückten und

Kranken finanziell unterstützt.

DIE KNAPPSCHAFTLICHE IDEE der Solidarität ist der Ur-

sprung der Sozialversiche-

rung überhaupt«, sagte Freese,

der auch Knappschafts-Vor-

standsvorsitzender ist, »und

das lange bevor Bismarck und

die Kaiserliche Sozialgesetzge-

bung im Jahr 1881 die histori-

sche Bühne betreten haben.«

Ulrich Freese mahnte aller-

dings auch angesichts aktuel-

ler Politik: »Sozialpolitik kann

nicht allein nach Kassenlage

erfolgen« und verwies auf die

jüngste Gesundheitsreform,

die »die 13. Reform innerhalb

von 34 Jahren ist.«

Bundeskanzlerin Merkel

ging auf diese Mahnung

In der Goslarer Altstadt enthüllte der stellvertretende IG-BCE-Vorsitzende Ulrich Freese gemeinsam mit Oberbürgermeister Henning Binnewies und Andrea Riedel, Museumsdirektorin des Weltkulturerbes Erzbergwerk Rammelsberg, (rechtes Foto, vorne von links) am 750. Knappschafts-Geburtstag einen Gedenkstein. Drei Wochen später begrüßte Freese in Essen Bundeskanzlerin Angela Merkel und 600 Gäste zur Knappschafts-Geburtstagsfeier.

zwar nicht direkt ein. In

ihrer Festrede betonte die

Kanzlerin aber, dass nicht

zuletzt die vergangene Wirt-

schafts- und Finanzkrise den

Sinn und die Sicherheit des

Umlagesystems in den

deutschen Sozialver-

sicherungen bewiesen

hätten.

Vor allem aber in

der Rentenversiche-

rung, forderte die

Bundeskanzlerin,

müsse dies angesichts

des demografischen

Wandels der jüngeren

Generation immer wieder neu

erklärt werden. Es werde wei-

tere Veränderungen geben, so

Merkel, betonte aber dazu

als Leitmotiv: »Strukturwan-

del vorantreiben und Tradi-

tion achten.« Die Knappschaft

könne dafür Vorbild sein.

Die Bundeskanzlerin ver-

teidigte die Rente mit 67. Vor-

sorge könne man nur tref-

fen, wenn »wir Gerechtigkeit

für die Generationen schaf-

fen und nicht einer Gene-

ration allein alle Last auf-

bürden«.

Andreas Uphues

Foto: Knappschaft

»Die Knappschaft hat deutsche Sozialgeschichte geschrieben.«

Angela MerkelBundeskanzlerin

DAS IST DIE KNAPPSCHAFT–BAHN–SEE

Die »Deutsche Rentenver-sicherung Knappschaft-Bahn-See« (DRV-KBS), so der voll-ständige Name seit der Orga-nisationsreform 2005 in der gesetzlichen Rentenversiche-rung, ist mit rund 1,7 Millionen Versicherten die fünftgröß-te bundesweit agierende Krankenkasse. Als einziger deutscher Sozialversiche-rungsträger deckt sie auch die

Renten- und Pfl egeversiche-rung sowie die regionale Gesundheitsversorgung durch ein eigenes medizinisches Netz ab. Darüber hinaus werden alle geringfügigen Beschäftigungsverhältnisse durch die Minijob-Zentrale unter dem Dach der Knapp-schaft betreut.

Weitere Infos im Internet:www.kbs.de

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Page 28: kompakt Februar 2011

> VOR ORT BADEN-WÜRTTEMBERG

28 | kompakt | Februar 2011

Veränderungen im LandesbezirkSTUTTGART | Fabian Goenen (34) un-

terstützt seit Januar als Sekretär zur

Ausbildung das Team des IG-BCE-Lan-

desbezirks. Der gelernte Industrie- und

Betriebssoziologe ist für Jugend und

Jugendbildung, berufliche Aus- und

Weiterbildung, Medien-Kommunikation

und Zielgruppen mit Migrationshintergrund verantwort-

lich. Fabian Goenen ist erreichbar unter 0711 22916-20.

KORNWESTHEIM | Rai-

ner Holland-Moritz (Fo-

to rechts) ist neuer stell-

vertretender Bezirksleiter

von Kornwestheim. Er

übernahm zum 1. Januar

das Amt von Frank

Hessler (Foto links). Frank Hessler ist zum Bezirk Mannheim

gewechselt.

Sylvia Nosko (45) absolvierte nach ihrem Abitur eine

Ausbildung zur Chemielaborantin beim damaligen Glas-

werk Schuller. Später studierte sie Industrie- und Organisa-

tionssoziologie, Politik und Arbeitsrecht.

Nach drei Jahren Tätigkeit als Bildungs-

referentin bei der damaligen IG Chemie-

Papier-Keramik wechselte Sylvia Nosko in

das Bundesbildungsministerium und ar-

beitete dort als wissenschaftliche Mitar-

beiterin. Von 2002 bis 2010 war sie als

Gewerkschaftssekretärin bei der Gewerkschaft ver.di in

Stuttgart beschäftigt. Jetzt verstärkt sie das Team des Bezirks

Kornwestheim.

Verdienstmedaille verliehenKARLSRUHE | Betriebsräte, Vertrauensleute und Vertreter

aus den Unternehmen

kamen nach Karlsruhe

zur Verleihung der IG-

BCE-Verdienstmedaille

an Leona Bast (L’Oreal

Produktion) und Her-

bert Häns (Michelin).

Gabriele Katzmarek

(auf dem Foto rechts),

Bezirksleiterin in Karls-

ruhe, würdigte ihr Engagement: »Durch ihre über viele Jahre

aktive gewerkschaftliche Tätigkeit ist es den beiden gelun-

gen, die IG BCE auf betrieblicher und internationaler Ebene

als zuverlässigen Partner und Interessenvertreter der Arbeit-

nehmer zu etablieren.«

Erkennen und anpackenMANNHEIM | Jugend stellt sich drängenden Fragen

Die Überalterung der Gesell-

schaft und die Auswirkungen

auf die Arbeitswelt – das ist

ein Thema, mit dem sich auch

der Gewerkschaftsnachwuchs

auseinandersetzt. Der Mann-

heimer Bezirksjugendaus-

schuss (BJA) hatte dazu in das

Naturfreundehaus Rahnenhof

im Pfälzerwald geladen.

Zusammen mit dem Refe-

renten Fabian Goenen be-

schäftigten sich die jungen

Gewerkschafter auch mit

der geringen Erwerbsquote

von Frauen und der sozialen

Ungleichheit im Bildungs-

wesen. Ludwig Schwarz, der

BJA-Vorsitzende, sprach von

einer konstruktiv lebhaften

Debatte.

Im Anschluss berichtete

der Bezirksvorsitzende Frank

Gottselig über die Aktivitäten

im Bezirksvorstand und die

Arbeit als Betriebsrat. Enga-

giert diskutiert wurden Ideen

zur Verbesserung des Organi-

sationsgrades. Die Teilnehmer

waren einer Meinung: Wenn

Beschäftigte in den Ruhestand

gehen, muss der Arbeitsplatz

wieder mit einem Berufsein-

steiger besetzt werden.

Weit entfernter BesuchFREIBURG | Russische Betriebsratskollegen in Freiburg

Einen Besuch

der besonde-

ren Art ver-

zeichnete der

Betriebsrat des

Chemiefaser-

herstellers

Rhodia Acetow

in Freiburg. Betriebsratskolle-

gen aus dem russischen Ser-

tow waren zum Informations-

und Erfahrungsaustausch an-

gereist. Der Betriebsrat in dem

Tochterwerk der Rhodia Ace-

tow war 2005 unter Mithilfe

des deutschen Betriebsrates

gegründet worden. Cornelia

Kainz, die Freiburger Betriebs-

ratsvorsitzende: »Die Zusam-

menarbeit beider Gremien

klappt ganz gut, was sich auch

bei dem Besuch gezeigt hat.«

N A M E N & N A C H R I C H T E N

RAKer mischen sich einOTTENBACH | Intensiv dis-

kutiert haben beim letzten

Forum der Göppinger-Gmün-

der RAKer (RAK ist die Ab-

kürzung für Rentner- und

Seniorenarbeitskreis) 42 IG-

BCE-Mitglieder die Sozial-

wahlen 2011. Ihr Fazit: »In

dieser Sache müssen wir

alle mehr Engagement zei-

gen.« Mit Unterstützung der

Hauptverwaltung werden die

RAKer-Foren des Bezirks Ulm

bis zu den Wahlen bei allen

denkbaren Möglichkeiten in-

formieren und werben.

Page 29: kompakt Februar 2011

29kompakt | Februar 2011 |

Gemeinsam sind wir stark!STUTTGART | Noch bis

zum 28. Februar 2011

können Kollegen und Kol-

leginnen für neu gewor-

bene Mitglieder Zusatz-

prämien bekommen.

Für eine Mitgliedschaft

in der IG BCE gibt es

gute und überzeugende

Argumente:

Für den wirtschaftlichen

Erfolg Deutschlands sind

die Menschen in den Be-

trieben verantwortlich. Mit

hervorragender Arbeit, in

Qualität und Kompetenz

haben wir gemeinsam den Industriestandort Deutschland

wieder zur weltweiten Nummer eins gemacht. Wir werden

jetzt zur kommenden Chemietarifrunde 2011 eine deut-

liche tabellenwirksame Erhöhung einfordern, damit sich

diese gute Arbeit auch im Geldbeutel bemerkbar macht.

Die Tarifrunde soll nicht nur zur Mobilisierung, sondern

auch zur Mitgliederwerbung genutzt werden. Auch dort, wo

wir durch Haustarife dafür kämpfen, dass gute Jobs und

anständige Löhne bezahlt werden, ist eine mitgliederstarke

IG BCE von großer Bedeutung.

Und wenn wir gegenüber der Bundesregierung und

der baden-württembergischen Landesregierung vernünftige,

mitgliederorientierte Positionen vertreten, gelingt dies umso

besser, je höher der Vertretungsgrad, sprich der Organisa-

tionsgrad unserer Gewerkschaft, ist.

Wir setzen uns dafür ein, dass unsere Kolleginnen keine

Benachteiligung beispielsweise in ihrer beruflichen Karriere

oder der Entlohnung erfahren und dass Arbeitnehmerinnen

und Arbeitnehmer mit Migrationshintergrund ebenfalls auf

uns zählen können, weil wir unsere »Kumpel« nicht von an-

deren anmachen lassen. Lasst uns auch die Leiharbeiterin-

nen und Leiharbeiter sowie die befristet Beschäftigten aktiv

ansprechen, denn auch sie werden in der IG BCE gebraucht.

LIEBE MITGLIEDER, es geht um uns! Überzeugt die Kolle-

ginnen und Kollegen, die noch nicht bei uns eingetreten

sind. Eine gemeinsame gute Zukunft ist nur mit einem fairen

Finanz-, Wirtschafts-, Sozial- und Bildungssystem möglich!

Alle Werber erhalten bis zum 28. Februar 2011 zusätzlich

zum üblichen Werbeprämienpunkt einen Media-Markt-

Gutschein in Höhe von 20 Euro.

Die IG BCE braucht dein Engagement, deine Ideen und

deine Unterstützung.

Liebe Grüße und Glück auf!

Wir in Baden-Württemberg.

Bildung für die JustizKARLSRUHE | Sozialpartner informieren Arbeitsrichter

Es war keine La-

dung im Sinne der

Gerichtsbarkeit,

als Hinnerk Wolff,

Geschäftsführer

des Arbeitgeber-

verbandes der che-

mischen Industrie

in Baden-Württem-

berg, und Andreas

Klose als Vertreter

der IG BCE Baden-

Württemberg in Karlsruhe vor

gut 80 Richter traten. Sie folg-

ten einer Einladung des da-

maligen Landesarbeitsgerichts-

präsidenten Prof. Dr. Johannes

Peter Francken und seines

Vizepräsidenten und Nachfol-

gers im Amt, Prof. Dr. Eber-

hard Natter.

Die Richter interessierten

sich insbesondere für den

Tarifvertrag »Lebensarbeitszeit

und Demografie in der chemi-

schen Industrie« und den Wit-

tenberg-Prozess der Chemie-

Sozialpartner als weiteres Bei-

spiel guter Zusammenarbeit.

Der »Wittenberg-Prozess« ist

ein breit angelegter Dialog

der Chemie-Sozialpartner mit

dem Ziel, verantwortliches

Handeln in der sozialen Markt-

wirtschaft zu fördern.

Andreas Klose machte auf

die gesellschaftspolitische Be-

deutung der demografischen

Entwicklung und deren Aus-

wirkungen auf den Industrie-

standort Deutschland aufmerk-

sam. Hinnerk Wolff ging auf

die Verwendungsmöglichkei-

ten rund um den Demografie-

betrag ein. Als Beispiel tarif-

politischer Verantwortung stell-

ten Klose und Wolff den Tarif-

vertrag »Zukunft durch Ausbil-

dung« vor.

Im Anschluss diskutierten

die Teilnehmer die Themen

und zeigten besonderes Inte-

resse an dem Modell der

Sozialpartnerschaft. Der Vize-

präsident betonte in seiner

Dankesrede an die beiden

Sozialpartner die Wichtigkeit

des permanenten Austausches.

M I T G L I E D E R W E R B E A K T I O N

Dr. Eberhard Natter (Mitte) mit Hinnerk Wolff (links) und Andreas Klose.

STUTTGART | Nach einem

Urteil des Bundessozialge-

richts gelten Studierende wäh-

rend ihres dreijährigen praxis-

integrierten dualen Studiums

weder als gegen Arbeitsentgelt

Beschäftigte noch als zur Be-

rufsausbildung Beschäftigte.

Die Gewerkschaften ma-

chen sich dafür stark, dass

alle Erwerbsverhältnisse bei

der Sozialversicherung gleich

behandelt werden. Es müsse

verhindert werden, dass Ar-

beitnehmer in ungeschützte,

häufig billigere Erwerbsfor-

men gedrängt werden. Die IG

BCE in Baden-Württemberg

setzt sich dafür ein, dass Stu-

dierende und Hochschulab-

solventen in ihrer Erwerbs-

biografie nicht ausgegrenzt

werden dürfen und ein Recht

auf Mitbestimmung haben.

Urteil benachteiligt dual Studierende

Page 30: kompakt Februar 2011

Engagement und BildungMÜNCHEN | Im

Herbst 2010 fan-

den die Wahlen

der Jugend- und

Auszubildenden-

vertreter statt. Über

400 junge Leute

werden sich in den nächsten zwei Jahren in den von der

IG BCE betreuten Betrieben engagieren. Fit machen können

sie sich auf Seminaren. Zu den Ersten zählten die 21 Teil-

nehmer des JAV-I-Seminars in Neumarkt (Foto). Kaum als

Jugend- und Auszubildendenvertreter gewählt, qualifizier-

ten sie sich mit grundlegendem Wissen.

Engagement ausgezeichnetMÜNCHEN | Landesweit set-

zen sich über 300 Schwer-

behindertenvertreter für ihre

Kollegen ein. Für besonderes

Engagement wurde Flabeg

Deutschland von der bayeri-

schen Staatsregierung ausge-

zeichnet. Unter vielen Bewer-

bungen aus Bayern war das

Unternehmen in die engere

Wahl zum Preis »Joberfolg

2010« gekommen. Von den

275 Mitarbeitern bei Flabeg

sind 24 Schwerbehinderte –

ein Anteil von fast neun

Prozent, gesetzlich gefordert

werden fünf Prozent. Zudem

wurde einem schwerbehin-

derten Azubi die Ausbildung

ermöglicht. Vorbildlich ist auch, dass die Flabeg viele Auf-

träge an Behindertenwerkstätten vergibt.

Werberhitparade20 Aufnahmen: Elisabeth Williams (Rebhan, Stockheim).

35 Aufnahmen: Sibylle Blum (Rema Tip Top, Fürstenzell).

9 Aufnahmen: Gert Pilz (Alfmeier, Treuchtlingen), Sebas-

tiano Vinci (Südleder, Rehau).

8 Aufnahmen: Hans Häusler (IAC, Straubing), Michael

Schlesinger (Kurz Stiftung, Fürth).

7 Aufnahmen: Erwin Neidiger (Bolta, Leinburg).

6 Aufnahmen: Edeltraud Sander (Flabeg, Furth im Wald),

Reiner Schneiderbanger (Knauf Gips, Vöhringen), Lothar

Trauner (Nachtmann, Weiden).

5 Aufnahmen: Erich Puschnik (Wellpappe, Forchheim).

Mehr GerechtigkeitAUGSBURG/BAMBERG | »Bunt« gegen soziale Einschnitte

Im Herbst haben

sich viele Gewerk-

schafter im Be-

trieb und auf der

Straße dafür ein-

gesetzt, dass bei

politischen Ent-

scheidungen die

Interessen der Ar-

beitnehmer fair

berücksichtigt

werden. Der Pro-

test ist nicht been-

det.

Auf dem Augs-

burger Christkindlesmarkt

wurde ein Paket mit mehr als

1100 Unterschriften gegen

das Sparpaket der Bundes-

regierung auf den Weg ge-

bracht. Adressiert waren die

Protestschreiben an die Augs-

burger Bundestagsabgeordne-

ten, weil sie noch im Dezem-

ber 2010 im Bundestag über

den Bundeshaushalt 2011 ent-

scheiden sollten und mit ihrer

Zustimmung zum Bundeshalt

auch zwangsläufig erhebliche

Einschnitte in das Sozialsys-

tem der Republik legitimieren

würden. Der Brief enthielt die

Aufforderung, im Parlament

gegen den Bundeshaushalt

und somit gegen die darin

enthaltenen Einsparmaßnah-

men zu stimmen. Wörtlich:

»Von Ihnen fordern wir des-

halb den Mut, eine falsche

Politik zu beenden, die die

Gesellschaft spaltet.«

»Ja mei, is denn heut scho

Ostern?», solche oder ähn-

liche Gedanken dürften sich

die Leute auf dem Bamberger

Weihnachtsmarkt gemacht

haben, als ihnen rosa Oster-

hasen entgegenkamen. Zur

Erklärung verteilten die »Ha-

sen« Flyer, die größtenteils

mit einem Lächeln entgegen-

genommen wurden.

In den Kostümen steckten

Mitglieder des Bezirksjugend-

ausschusses Mainfranken,

die auf die verkehrte Welt

in Deutschland aufmerksam

machen wollten. Mit dem Fly-

er forderten sie mehr Gerech-

tigkeit in der Arbeitswelt

und Sozialpolitik sowie

eine Perspektive für jun-

ge Menschen. Frei nach

dem Motto »Mit dem

Sparpaket sparen wir

uns auch den Weih-

nachtsmann« pranger-

ten sie vor allem die Art

des Sparkurses an. So

kamen sie mit einigen

der Weihnachtsmarkt-

besucher ins Gespräch –

mit durchweg positiver

Resonanz.

> VOR ORT BAYERN

| kompakt | Februar 201128

N A M E N & N A C H R I C H T E N

1100 Unterschriften für die Abgeordneten – überreicht durch Philipp Zirzow und Bezirks-leiter Torsten Falke vom Bezirk Augsburg, Diö-zesanpräses Erwin Helmer (KAB) und Ulrike Bahr, die Vorsitzende der SPD Augsburg.

Osterhasen auf dem Weihnachtsmarkt: provokativ, aber positiv aufgenommen.

Die Behindertenbeauftragte der Staatsregierung, Irmgard Badura (links), übergab die Ur-kunden. Neben zwei Vertretern der ausgezeichneten Schneider Electric Sachsenwerk der Ge-schäftsführer Flabeg Deutsch-land, Joska Kulzsar, Behinder-tenvertreter Wolfgang Traurig (Zweiter von rechts) und Be-triebsratvorsitzende Edeltraud Sander (rechts).

Page 31: kompakt Februar 2011

Frauenarbeit – einmal andersMÜNCHEN | »Lasst

Euch keinen Bären auf-

binden« – unter diesem

Motto hat der Landes-

bezirksfrauenaus-

schuss Bayern Frauen-

politisches zum Thema

gemacht – diesmal nicht nur auf einer Sitzung, sondern auf

der Straße. Am Rande des Münchner Tollwood-Festivals un-

terstrichen die Kostü-

me den »bärenstarken«

Auftritt und erzeugten

Aufmerksamkeit.

Als großes frauenpo-

litisches Ereignis 2011

steht das Jubiläum

»100 Jahre Internatio-

naler Frauentag« bevor.

Neben der zentralen Veranstaltung am 19. März in Berlin

findet auch eine große bayerische Veranstaltung mit Demons-

trationszug, Reden, Aktionen, Kabarett und Musik im Mün-

chen statt. Die IG-BCE-Frauen machen mit und laden herz-

lich ein!

IG-BCE-Jugend Augsburg in BerlinAUGSBURG | Gewerk-

schaftsarbeit ist Inte-

ressenvertretung, es ist

aber auch Lebensfreu-

de. Das hat der Bezirk

Augsburg mit einer

viertägigen Reise für

Jugendliche nach Ber-

lin unter Beweis gestellt, auch wenn der Wintereinbruch

dem Vorhaben fast ein vorzeitiges Ende bereitet hätte. Doch

die 25 Jugendlichen erreichten die Bundeshauptstadt ge-

rade noch rechtzeitig, um ein voll bepacktes Programm

»abzuarbeiten«. Einem Besuch bei der IG-BCE-Verbin-

dungsstelle zum Bundestag, von der aus die Politik mit

Gewerkschaftsstandpunkten konfrontiert wird, folgte eine

Visite beim Augsburger Bundestagsabgeordneten Heinz

Paula. Hier erfuhren sie viel über Abstimmungsverfahren,

Rederecht und die Arbeit eines Abgeordneten. Und dann

gab es noch eine Besichtigungstour. Sie führte vom Bran-

denburger Tor zum Holocaust-Mahnmal, »Unter den Lin-

den« entlang bis zum Alexanderplatz und dem Roten

Rathaus. Das Finale bildete ein Abstecher zu einem Weih-

nachtsmarkt.

»Unser Aufschwung!«MÜNCHEN | Startschuss für Tarifrunde Chemie gefallen

Mitte Dezember

beschloss die bay-

erische Tarifkom-

mission die Kün-

digung des Ent-

gelttarifvertrages.

Nun wird die an-

stehende Forde-

rung unter den

Vertrauensleuten

und auf Tarif-

konferenzen dis-

kutiert.

Die 26-köpfige

Tarifkommission

sprach sich bereits

für die Empfeh-

lung des Haupt-

vorstandes aus: sechs bis sie-

ben Prozent bei einer Laufzeit

von zwölf Monaten.

Der Schwerpunkt der Che-

mie-Tarifrunde 2011 liegt

auf einer kräftigen Entgelter-

höhung. Die bayrische Tarif-

29kompakt | Februar 2011 |

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Weitere Infos im Internet:www.bayern.igbce.de

Uns stehen mehr € zu!!!

Zuverlässiger als Lotto spielen . . .

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Die Tarifrunde Chemie hat begonnen: Zuver-lässiger als Lotto spielen – aber kein Glücks-spiel, sondern harte Arbeit und auf die Unter-stützung der Beschäftigten angewiesen.

kommission wird die Forde-

rungen aus den Betrieben am

2. Februar zusammenfassen.

Daneben sollen 2011 auch

wichtige Zukunftsthemen

behandelt werden wie die

Weiterentwicklung der De-

mografie-Tarifverträge und die

Nachwuchssicherung.

TARIFFAHRPLAN CHEMIE

11. Februar: Bundestarifkommission beschließt Forderung, 22. Februar: 1. Tarifverhandlung in Bayern, 15./16. März: 2. Tarifver-handlung auf Bundesebene.

Meinungen zur Tarifforderung Chemie

Karl Held,Betriebsratsvor-sitzender Alzchem Trostberg

Herbert Huber,Betriebsratsvor-sitzender CABB Gersthofen

»Unser Stück vom Kuchen muss in dieser Tarifrunde deutlich größer ausfallen.«

»Die Unternehmen sind gut durchgestartet. Jetzt müssen die Beschäftigten beteiligt werden!«

Die Chemie eröffnet 2011 die großen Tarifrunden. Im Frühling folgt die bayerische Kunststoff verarbeitende Industrie, im Herbst die bayerische Hohl- und Kristallindustrie, die Papier-industrie, die Fein- und technische Keramik.

TARIFRUNDEN 2011

Page 32: kompakt Februar 2011

> VOR ORT HESSEN-THÜRINGEN

| kompakt | Februar 201128

Keine ZweiklassengesellschaftGROSS GERAU | Leiharbeitskräfte werden zur Dauereinrich-

tung – aber mit weniger Geld und weniger Rechten. Vertrau-

ensleute von Procter & Gamble demonstrierten jetzt mit

Fantasie dagegen: Bei Schichtwechsel am frühen Morgen

begrüßten sie Leihbeschäftigte mit belegten Brötchen, Obst

und Getränken und kritisierten die unhaltbare Situation.

Bezirk begeht JubiläumspartysDARMSTADT | Bei vier

Veranstaltungen inner-

halb des Bezirks Darm-

stadt kamen Ende letzten

Jahres langjährige Ge-

werkschaftsmitglieder zu-

sammen, um runde Mit-

gliedschaftsjubiläen zu

feiern. Bezirksleiter Os-

man Ulusoy sprach ihnen

Dank und Anerkennung

aus. Auch die Gewerk-

schaftssekretäre Anne

Weinschenk und Manuel

Hänig beteiligten sich an

den Gratulationen und

Ehrungen.

Feier und GlückwünscheECHZELL | Auch die zum

Bezirk Mittelhessen ge-

hörige Ortsgruppe Echzell

hat zum Jahresende mit

ihren langjährigen Mit-

gliedern gefeiert. Sekretär

Frank Moravec freute sich über das Kommen vieler Jubilare

und würdigte unter anderem die 75 Mitgliedsjahre des Ge-

werkschafters Heinz Medler (sitzend, Dritter von rechts).

Fortbildung für BetriebsräteFRANKFURT | Die IG BCE bietet aufeinander aufbauende

Kurse für Betriebsrats- und JAV-Mitglieder an. Für Betriebs-

räte finden Kurse der Stufe 4 Ende März und Ende August

statt, Kurse der Stufe 5 Ende Mai und Ende September. Es

gibt spezielle Kurse, so zum Sozialrecht, zur elektronischen

Kommunikation und zum Mobbing. Für JAV-Mitglieder

bietet der Landesbezirk 2011 insgesamt elf Seminare an

(Stufen: 1A, 1B und 2).

»Jetzt gehts um uns«KASSEL | Kundgebung für mehr soziale Gerechtigkeit

Einen Kurswechsel

und soziale Gerech-

tigkeit in Betrieb und

Gesellschaft forderte

der DGB-Landesvor-

sitzende Stefan Kör-

zell bei einer Kund-

gebung der nordhes-

sischen Gewerkschaf-

ten. Die IG BCE stellte 400

der etwa 2000 Teilnehmer

und damit erkennbar die

größte Gruppe.

Überzeugende MitgliederwerbungKASSEL | Wer der Gewerk-

schaft beitritt, tut das meist

aufgrund von Gesprächen

am Arbeitsplatz. Die Mitglie-

derwerbung verlangt Einsatz

und persönliche Glaubwür-

digkeit. Im Bezirk Kassel stieg

die Zahl der Werberinnen

und Werber letztes Jahr um

79 auf 303. Mit ihrer Hilfe ge-

wann der Bezirk 1112 neue

Mitglieder hinzu. Zum Dank

lud der Bezirk die Werber

am Jahresende zum Brunch

in den Bürgersaal Guxhagen.

Dort traten das Kabarett »Bis-

kuits« und der Entertainer

»Manni« Schmelz auf – und

für die kleinen Gäste der

Zauberer Laurin.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Weitere Infos im Internet:www.hessen-thüringen.igbce.de

Demo gegen KahlschlagFRANKFURT | Forschung soll verlagert werden

Beschäftigte zweier

kerngesunder Unter-

nehmen im oder

nahe dem Industrie-

park Höchst sollen

ihre Arbeitsplätze ver-

lieren. In beiden Fäl-

len sind Forschung

und Entwicklung be-

troffen.

Das Pharmaunternehmen

Sanofi-Aventis will seine Tier-

forschungsanlage im nahen

Hattersheim schließen. Und

der Pflanzenschutz-Hersteller

Bayer CropScience (BCS) will

in Frankfurt Einsparungen

umsetzen, die einem Drittel

der Arbeitsplätze entsprechen.

Insgesamt geht es um 300 Ar-

beitsplätze.

Auf einer gemeinsamen

Demonstration und Protest-

kundgebung mit mehr als

Tausend Beschäftigten warnte

IG-BCE-Bezirksleiterin Catha-

rina Clay die Geschäftsleitun-

gen beider Unternehmen: Sie

sägten den Ast ab, »auf dem

sie warm und trocken« säßen.

Page 33: kompakt Februar 2011

29kompakt | Februar 2011 |

MitgliederseminareBAD HOMBURG | Es gibt in Deutschland zwei große

»Routen der Industriekultur«. Die eine, ältere, führt durch

das Ruhrgebiet, die andere, neuere, verbindet industrielle

Denkmäler im Raum Rhein-Main. Diese Wander- oder Aus-

flugsstrecken üben eine große Faszination auf die Besucher

aus. Denn sie bieten Einblicke in vergangene Arbeitsprozes-

se, Technologien, Architekturen und Lebensbedingungen.

Zur Route der Industriekultur führt die IG BCE im Herbst

(6. bis 11. November) auch ein einwöchiges Seminar für

junge Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter durch.

Standort ist die Jugendherberge in Bad Homburg. Eine

völlig andere Perspektive, nämlich die auf die Zukunft, bie-

tet das Jugendseminar »Du und ich im Jahr 2020«. Es findet

im Frühling (22. bis 27. Mai) in Grömitz an der Ostsee statt.

Beide Seminare sind auch für den Bildungsurlaub geeignet.

Jugendtreffen am BodenseeFRANKFURT | Der Landesbezirk Hessen-Thüringen führt

sein diesjähriges Jugendtreffen gemeinsam mit den Landesbe-

zirken Bayern und Baden-Württemberg durch, und zwar in

Markelfingen am Bodensee, einem Ortsteil von Radolfzell.

Als Termin wählten die drei Landesbezirke den 17. bis 19 Juni

aus – das Wochenende nach Pfingsten. Der Landesbezirk bit-

tet Interessierte, sich den Termin jetzt schon frei zu halten.

Ablaufplan, Preise, Anmeldeformalitäten und alle weiteren

Informationen veröffentlicht der Landesbezirk rechtzeitig im

Internet. Sie sind auch über die Bezirk zu erfahren.

Jugendvertretung plant ArbeitKASSEL | »Wir

haben uns ei-

niges vorge-

nommen für die

nächsten zwei

Jahre«, sagt Me-

lanie Höse, die

neue Vorsitzen-

de der Jugend-

und Auszubil-

dendenvertre-

tung (JAV) von B. Braun Melsungen, im Anschluss an eine

Klausur. Die JAV will sich vor allem mit Ausbildungsfragen

befassen, aber beispielsweise auch mit Energiepolitik. An

der Klausur hatten auch drei Betriebsratsmitglieder teilge-

nommen sowie Jeannette Härtling und Jennifer Mansey

von der IG BCE.

ZulieferindustrieHANAU | Nach der Krise ist vor der Krise

Viele Betriebe mit

Standorten in Mit-

telhessen sind Zu-

lieferer der Auto-

mobilindustrie.

Sie beschäftigen

ungefähr 6000 Ar-

beitnehmerinnen

und Arbeitneh-

mer. Ende des Jah-

res kamen deshalb auf Einla-

dung des Bezirks Mittelhessen

Betriebsräte dieser Unterneh-

men zusammen (Foto).

Nach einem ausführlichen

Vortrag über die Entwick-

lungstrends in der Zuliefer-

branche berichteten sie über

ihre Erfahrungen während

der zurückliegenden Krise

und über die Perspektiven

der jeweiligen Betriebe. Es

wurde deutlich, dass die Krise

zu Änderungen in den Unter-

nehmensstrukturen, den Kos-

tenstrukturen, den Finanzie-

rungen, im Personaleinsatz

und bei den Aufträgen geführt

hat oder führen wird.

Da diese Veränderungen

auch eine Herausforderung

für die Arbeitnehmervertre-

tungen darstellen, einigten

sich die Betriebsräte und

der Bezirk auf ein ständiges

Branchengespräch.

Altersvorsorge im BlickFRANKFURT | Bedenken gegen EU-Pläne

Es gibt in den deutschen

Betrieben ganz unterschied-

liche Regelungen zur betrieb-

lichen Altersversorgung. Gut

150 Unternehmen, darunter

auch viele in den von der

IG BCE betreuten Bereichen,

haben für ihre Beschäftigten

Pensionskassen eingerichtet.

Die EU-Kommission hat

nun in einem Grünbuch die

Absicht erkennen lassen, für

diese Kassen ein höheres Ei-

genkapital zu verlangen, so

wie es jetzt schon für Ver-

sicherungen gilt. Das jedoch

würde für viele dieser Rege-

lungen das Aus bedeuten.

Landesbezirksleiter Volker

Weber hat deshalb alle Euro-

pa-Abgeordneten der Länder

Hessen und Thüringen ange-

schrieben und vor diesen

Absichten der EU gewarnt.

Sollten die Vorstellungen der

Kommission Wirklichkeit

werden, könnte das im

schlimmsten Fall zur Insol-

venz der betroffenen Unter-

nehmen führen. Zudem, so

Volker Weber weiter, drohten

dramatische Beitragserhö-

hungen für Beschäftigte in

Unternehmen mit Pensions-

kassen.

Weber forderte die Abge-

ordneten auf, »das bewährte

deutsche Prinzip der betrieb-

lichen Pensionskassen zu si-

chern«, und zwar »gerade

angesichts der durch die Er-

höhung des Eintrittsalters

faktischen Kürzungen öffent-

licher Renten«.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Weitere Infos und Anmeldeformulare im Internet:www.hessen-thüringen.igbce.de

Page 34: kompakt Februar 2011

> VOR ORT NORD

28 | kompakt | Februar 2011

Hohe Heide on TourWALSRODE | Auf ein abwechslungsrei-

ches Angebot für 2011 können sich die

rund 2200 Mitglieder der Ortsgruppe

Hohe Heide freuen. Am 25. Februar,

17:00 Uhr, beginnt die Mitgliederver-

sammlung in der Waldgaststätte Eckern-

worth in Walsrode mit dem traditio-

nellen Grünkohlessen. Im April geht es

zum Bundestag nach Berlin und am 1. Mai wird die Orts-

gruppe in Bomlitz ein Familienfest für jedermann mit den

ortsansässigen Vereinen und Maibaum feiern. Weitere Hö-

hepunkte: eine Bildungsreise nach Heidelberg, eine Wande-

rung um den »Grundlosen See« mit »Spargel satt«, das

Sommerfest an der Cordinger Mühle (13. August) und ein

Computerseminar. Weitere Infos beim Ortsgruppenvor-

sitzenden Reinhard Wendt (Foto) unter 05161 5253.

»Ergraute Wölffe« mischen mitBENEFELD | »Sich einmischen und mitentscheiden« ist das

Motto der Seniorengruppe »Ergraute Wölffe«, gegründet

von früheren Mitarbeitern der Wolff Walsrode AG (dem

heutigen Industriepark Walsrode). Wer dabei sein möchte:

Die Seniorentruppe, die immer wieder mit interessanten

Aktionen auf sich aufmerksam macht, trifft sich an jedem

dritten Mittwoch im Monat in der Bürgerbegegnungsstätte

in Benefeld. Info bei Karl Lüpke unter Telefon 05161 8301.

Gekonnt BoßelnPEINE | Für echte Fans gibt es keinen lustigeren und nerven-

aufregenderen Sport: Boßeln. Dass nicht nur echte Ostfriesen

das Spiel mit den großen Hartgummikugeln beherr-

schen, beweist die Ortsgruppe Peine am Samstag, 19. Februar.

Treffpunkt: 10:00 Uhr beim Kleingartenverein »Zur Erho-

lung«, Vöhrum. Info und Anmeldung im Servicebüro unter

Telefon 05171 5495151 und www.igbce-peine.de

Sparen mit der IG BCEWOLFENBÜTTEL | Exklusiv für Mitglieder der Ortsgruppe

Wolfenbüttel gibt es folgende Service-Leistungen: eine

zehnprozentige Kostenrückerstattung auf das Bildungsan-

gebot der Kreisvolkshochschule Wolfenbüttel (Ausnahme:

Studienreisen) sowie einen kostenlosen Neun-Städte-Pass,

der einen reduzierten Eintritt in kulturelle Einrichtungen

der Städte Braunschweig, Celle, Göttingen, Goslar, Hameln,

Hannover, Hildesheim, Lüneburg und Wolfenbüttel ermög-

licht.

»Zeichen setzen« HAMBURG | Vor der Wahl klare Forderungen an die Parteien

Ein zwar abseh-

bares, dann aber

doch unverhofft

schnelles Ende

von »Schwarz-

Grün« führt am

20. Februar zu

Neuwahlen in

Hamburg. »Indus-

triepolitik muss

wieder spürbar

werden – als Basis

einer auf die Metropolregion

Hamburg zielenden Wirt-

schaftspolitik. In den vergan-

genen Jahren hatte sie an Stel-

lenwert verloren. Der groß

angekündigte Masterplan In-

dustrie verstaubt in den

Hängeregistern der Behörden,

neue Chancen werden nicht

genutzt. Kurzum: Es herrscht

Stillstand«, bedauert Ham-

burgs IG-BCE-Bezirksleiter

Jan Eulen.

Stillstand gebe es auch beim

Thema Elbvertiefung. Der

Grund: der mangelhafte Ein-

fluss des Senats auf Berliner

Regierungsebene und eine

vernachlässigte Infrastruktur-

politik. Klare Entscheidungen

brauche Hamburg auch für

die zuverlässige Versorgung

mit preisgünstiger Energie.

Eulen: »Sichere und von spe-

kulativen Kapitalinteressen

möglichst unabhängige Netze

gehören ebenso dazu wie ein

zukunftweisender Energiemix

und mehr regenerative Ener-

giequellen.«

Politik, die der Partizipation

das Wort rede, so Eulen, müs-

se die Interessen der Arbeit-

nehmer ernst nehmen: »Wir

fordern von jedem künftigen

Senat, die Arbeitnehmerinte-

ressen in ihre Entscheidungs-

wege einzubeziehen.«

Das gelte auch für die Teil-

habe aller Bürger am gesell-

schaftlichen Fortschritt. »Wir

erwarten eine bessere Förde-

rung sozial Benachteiligter

von der Kita bis zum Abitur,

eine höhere Durchlässigkeit

der Bildungssysteme und ei-

ne bessere Stellung der dua-

len Ausbildung.«

Besonders kritisch sei, dass

die aktive Arbeitsmarktpoli-

tik in Hamburg »auf ein fei-

genblattmäßiges Minimum

heruntergefahren« wurde,

ohne die Zahl der Lang-

zeitarbeitslosen deutlich zu

senken. Dadurch habe Ham-

burg ein brachliegendes Re-

servoir an Fachkräften. Eu-

len: »Jeder neue Senat muss

sich dieser Verantwortung of-

fensiv stellen – wir verlangen

dies im Interesse der Bevölke-

rung.«

Eine inhaltliche Wende

aber setze eine hohe Wahl-

beteiligung voraus. Jan Eulen:

»Deswegen appellieren wir an

alle Mitglieder und Beschäf-

tigten im Unternehmen, bei

Freunden, in der Familie, im

Verein dafür zu werben, dass

vom Wahlrecht auch Ge-

brauch gemacht wird.«

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Weitere Infos im Internet:www.ortsgruppe-wolfenbuettel-igbce.de

2010 gab es Proteste gegen die unsoziale Poli-tik des Hamburger Senats.

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»Politik muss Arbeitnehmer stärker im Blick haben.«Jan Eulen

Page 35: kompakt Februar 2011

29kompakt | Februar 2011 |

EnergiekonferenzKIEL | Längere

Laufzeiten der

deutschen

Atomkraftwer-

ke, Neubau von

Kohlekraftwer-

ken in Bruns-

büttel, Ausbau

erneuerbarer

Energien – all

das sind Themen, die für manche Menschen zu Reizthemen

geworden sind.

Die IG BCE in Schleswig-Holstein versteht die Energie-

politik als eines ihrer zentralen Handlungsfelder und wird

die Ziele der IG BCE zu Energiefragen öffentlich diskutieren –

beim »Kieler Dialog Energie« am 19. Februar in Kooperation

mit dem DGB-Bezirk Nord. Als Experten sind eingeladen:

Dr. Ralf Bartels (IG BCE), die energiepolitischen Sprecher

der Landtagsfraktionen von SPD und CDU, Prof. Fritz

Vahrenholt (RWE Innogy) und Jörg Behrens (Betriebsrats-

vorsitzender Steinbeis Papier). Anmeldungen und weitere

Informationen unter 04321 40410.

Missklänge bei der GrammophonHAMBURG | Die »Deutsche

Grammo-

phon« ist das

älteste Klassik-

musik-Label

der Welt. Ge-

gen den ge-

planten Um-

zug des Unter-

nehmens von

Hamburg

nach Berlin

machen nun

Betriebsrat und IG BCE mobil.

Die Betriebsratsvorsitzende Claudia Möller über die Verle-

gung: »Der überwiegende Teil der Belegschaft ist in Ham-

burg fest verwurzelt. Bisher hat die Geschäftsführung kein

Konzept für eine langfristige Planung in Berlin vorgelegt, das

einen Umzug der hoch spezialisierten Belegschaft recht-

fertigt.«

Unterstützung für den Betriebsrat gibt es von der IG BCE

in Hamburg. Ralf Rademacher: »Wir sind vom Hamburger

Senat bitter enttäuscht, der sich offenbar nicht in der Lage

sieht, die Geschäftsleitung der Deutschen Grammophon in

Hamburg zu halten.«

Lust auf ArbeitsplätzeHAMBURG | Neujahrsempfang des Landesbezirks

Weit mehr als

700 Gäste konnte

Landesbezirksleiter

Ralf Becker beim

traditionellen Neu-

jahrsempfang im

Bürgerhaus Ham-

burg-Wilhelms-

burg willkommen

heißen, darun-

ter zahlreiche Be-

triebsräte und pro-

minente Vertreter aus Wirt-

schaft und Politik. Etwa den

schleswig-holsteinischen

SPD-Fraktionsvorsitzenden

Ralf Stegner und die Spitzen

der Arbeitgeberverbände Che-

mie und Papier im Norden,

Dr. Jochen Wilkens und Joa-

chim Heuke.

Der Tarifexperte im IG-

BCE-Hauptvorstand, Peter

Hausmann, war zum ersten

Mal dabei. Er skizzierte den

gewerkschaftspolitischen »ro-

ten Faden« der IG BCE für

2011: Deutschland nach der

Krise – Neue Chancen für

Fortschritt.

Ebenfalls dabei: eine Grup-

pe von Shell-Angehörigen aus

der Raffinerie Harburg – dort

sind 300 Arbeitsplätze akut

bedroht – sowie der Bezirks-

jugendausschuss (BJA) Ham-

burg. BJA-Mitglied Lisa (21)

war begeistert: »Ich bin zum

ersten Mal hier. Die Positio-

nen der IG BCE zu aktuellen

Themen sind toll.«

Ralf Becker unterstrich in

seiner Begrüßung: »In der In-

dustriepolitik sind Lösungen

gefragt und kein Nebel. Wir

haben Lust auf wettbewerbs-

fähige Arbeitsplätze. Dazu

müssen auch die Firmen

ihren Beitrag leisten. Wir kön-

nen und werden nicht taten-

los zusehen, wie strategische

Entscheidungen profitable Be-

triebe und Arbeitsplätze in-

frage stellen.«

Mit Blick auf die Chemie-

Tarifrunde unterstrich Haus-

mann: »Sechs bis sieben Pro-

zent mehr Entgelt sind eine

realistische Forderung, aber

es glaube niemand, dass ein

ordentlicher Abschluss vom

Himmel fällt. Wir werden

kämpfen müssen.« Und in

Richtung der Arbeitgeberver-

treter gab Hausmann die Emp-

fehlung: »Ölen Sie schon mal

die Verschlüsse ihrer Porte-

monnaies.«

Hart ins Gericht ging Haus-

mann mit der Bundesregie-

rung, vor allem beim Thema

Leiharbeit: »Viele junge Men-

schen müssen erst um einen

Ausbildungsplatz kämpfen,

landen dann in Leiharbeit,

dann in Befristung. Wie

sollen da Vertrauen in die

Gesellschaft und Lebenspers-

pektiven entstehen?«

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Machen gegen den Grammophon-Umzug mobil: Ralf Rademacher (IG BCE Hamburg), Grammo-phon-Betriebsratsvorsitzende Claudia Möller und ihr Stellvertreter Matthias Spindler (von links).

Dicht gefüllt waren die Reihen beim traditio-nellen Neujahrsempfang.

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Melanie (sieben Monate) war der jüngste Gast.

Page 36: kompakt Februar 2011

> VOR ORT NORDOST

| kompakt | Februar 201128

Termine – kurz notiert 8. März: Internationaler Frauentag.

20. März: Landtagswahlen Sachsen-Anhalt – Wählen gehen!

BERLIN | 1. März: Regionale Tarifverhandlung Entgeltrunde

Chemie.

PEISSEN | 5. März: Bezirksdelegiertenkonferenz Halle-

Magdeburg.

100. GeburtstagSENFTENBERG | Am

16. Dezember feierte

Anna Ludwig im

Wohnpark Seenland

Senftenberg ihren

100. Geburtstag. Ute

Liebsch von der IG

BCE Cottbus und

Hans-Dieter Kretschmann, Ortsgruppenvorsitzender Senf-

tenberg-Süd, gratulierten der Jubilarin sehr herzlich.

Wechsel im VorsitzBERLIN | Robert Rei-

mann von der Berlin-

Chemie (Foto) ist

neuer Vorsitzender

des Landesbezirksju-

gendausschusses

(LBJA). Der bisherige

Vorsitzende Sebastian

Westphal ging aus beruflichen Gründen nach Niedersach-

sen. Der Landesbezirk dankt Sebastian Westphal für

viele tolle Ideen zur gewerkschaftlichen Jugendarbeit und

wünscht Robert Reimann viel Erfolg im neuen Amt. Höhe-

punkt im LBJA-Programm 2011 wird das Landesbezirksju-

gendtreffen vom 27. bis 29. Mai im Jugenddorf Neuruppin

sein. Dazu sind Jugendliche aus dem gesamten Landes-

bezirk eingeladen.

Ausbildungspreis an escoBERNBURG | Die european salt company (esco) in Bernburg

ist bester Ausbildungsbetrieb 2010/2011 im Bezirk Halle-

Magdeburg. Die hervorragende computerunterstützte und

ergonomische Ausstattung der Ausbildungsplätze gab den

Ausschlag für den Preis, der 2003 auf Initiative der IG-BCE-

Jugend ins Leben gerufen worden war. Er wurde nun bereits

zum achten Mal verliehen. Bezirksleiter Erhard Koppitz: »Be-

triebe, die der Qualität der Ausbildung junger Fachkräfte

einen hohen Stellenwert einräumen und Wert auf gute Aus-

bildungsausstattung legen, sollen honoriert werden.«

Kampf um TarifeARNEBURG/STENDAL/TREBSEN | »Papier« in Bewegung

Delipapier in Ar-

neburg ist einer

der führenden

Hersteller von

Hygienepapieren

in Deutschland.

280 Menschen ar-

beiten hier, das

Entgeltniveau liegt

bei etwa 70 Pro-

zent des Flächen-

tarifvertrages Pa-

pier. Der Betriebs-

rat hat nun die seit

Langem laufenden Gespräche

mit der Geschäftsführung ab-

gebrochen und die IG BCE zu

Tarifverhandlungen aufgefor-

dert. Als ersten Schritt orga-

nisierte der Bezirk Halle-

Magdeburg Mitte Januar ein

Tarifforum.

Dass Druck von Mitarbeite-

rinnen und Mitarbeitern Bewe-

gung in die Tarifforderungen

bringt, zeigte sich beim Zell-

stoffwerk Stendal (kompakt

1/2011). Hier hat Anfang Ja-

nuar die erste Tarifverhand-

lungsrunde stattgefunden.

Einen Abschluss gab es bei

Julius Schulte Trebsen im

Bezirk Leipzig. Der dortige

Haustarifvertrag lehnt sich

an den Flächentarifvertrag

an, den die IG BCE Ende

2010 mit einer Entgelterhö-

hung von 2,5 Prozent und

der Angleichung von Ost und

West in 2011 verhandelt hat.

Von den 40 Papierbetrieben

im Landesbezirk sind aller-

dings nur 13 über den Ar-

beitgeberverband an den

Flächentarifvertrag Papier

angebunden.

Branchenforum PapierANNABERG-BUCHHOLZ | Reger Austausch

Beim 10. Bran-

chenforum Papier

im Bezirk Dres-

den-Chemnitz be-

sichtigten die 26

Teilnehmerinnen

und Teilnehmer

(Foto) aus 14 Betrieben zu-

nächst die Schönfelder Pa-

pierfabrik, um sich dann zur

Situation in ihren Betrieben

auszutauschen. Peter Schuld,

Industriegruppenvorsitzen-

der Papier der IG BCE, infor-

mierte über die Wirtschaftsla-

ge der Branche. Tarifkommis-

sionsmitglied Matthias Grö-

ßig, Gesamtbetriebsratsvorsit-

zender bei Felix Schoeller jr.,

berichtete über die aktuelle

Tarifrunde. Gast war Thomas

Handel von der Berufsgenos-

senschaft RCI.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Bei eisigen Minusgraden waren Delipapier-Be-triebsräte kurz vor dem Jahreswechsel auf der Straße, um mit einer Flugblattaktion zum Tarifforum aufzurufen.

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Page 37: kompakt Februar 2011

29kompakt | Februar 2011 |

Einheitliche TarifbedingungenSENFTENBERG | Landesbezirksleiterin

Petra Reinbold-Knape

und Geschäftsführer

Dr. Dieter Meyer un-

terzeichneten den Ende

2010 ausgehandelten

Tarifvertrag für die

LMBV international (Foto) und beendeten damit den tarif-

losen Zustand bei der jüngsten Tochtergesellschaft der

Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesell-

schaft mbH. Der Tarifvertrag tritt an die Stelle bisheriger

einzelvertraglicher Regelungen bei gleichzeitiger Absiche-

rung des materiellen Niveaus. Petra Reinbold-Knape: »Die

IG BCE stellt erneut unter Beweis, dass sie in der Lage ist, die

Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu

wahren und zugleich den spezifischen Bedingungen eines

Unternehmens Rechnung zu tragen.«

Deutsch-polnisches Treffen

TURAWA | Fünf junge IG-BCEler aus dem Bezirk Berlin-Mark

Brandenburg erlebten Anfang Oktober eine ereignisreiche

Woche in Turawa, einem kleinen Ort westlich von Opole in

Südpolen. Sie wohnten zusammen mit zehn Teilnehmerin-

nen und Teilnehmern der polnischen Gewerkschaft NSZZ

Solidarnosc, besichtigten gemeinsam das Kohlekraftwerk

von Opole, erfuhren mehr über die Arbeitsbedingungen am

Standort, über Bildung und Berufsausbildung in Polen und

diskutierten mit dem Warschauer Parlamentsabgeordneten

Jan Religia. Englischunterricht und ein Ausflug an die tsche-

chische Grenze standen ebenfalls auf dem Programm. Die

internationale Begegnung, von deutscher Seite aus organi-

siert von der IG BCE in Kooperation mit dem DGB, Region

Mark Brandenburg, hinterließ bei allen starke, bleibende

Eindrücke.

Für FrauenrechteBERLIN | 100 Jahre Internationaler Frauentag

Der Internationale Frauen-

tag steht für die Einforde-

rung von Frauenrech-

ten und Gleichberech-

tigung der Geschlechter.

Die 20 Frauen des Landes-

bezirksfrauenausschusses

Nordost setzen sich seit

vielen Jahren dafür ein

und wollen das Jubiläum nut-

zen, um die wichtigen Themen

wie Entgeltgleichheit, Balance

von Lebens- und Arbeitszeit,

Frauen (auf dem Weg) in Füh-

rung und eine Interessenver-

tretung von und für Frauen

weiter voranzubringen. Am

25. März soll der Equal Pay

Day die öffentliche Wahrneh-

mung schärfen und der Girls’

und Boys’ Day am 14. April

wird genutzt, um das Berufs-

wahlspektrum junger Frauen

zu erweitern.

Der Landesbezirk Nordost

vertritt 28 456 Frauen. In den

2010 gewählten Betriebsrats-

gremien sind 32,9 Prozent

Betriebsrätinnen. 23,9 Pro-

zent der Betriebsratsgremien

werden von einer Frau als Be-

triebsratsvorsitzende geführt.

Mahnwache für AWDRADEBEUL | Beschäftigte kämpfen für den Standort

Gewerkschaftlich

organisierte Mit-

arbeiterinnen und

Mitarbeiter von

AWD.pharma

und IG BCE kämp-

fen gemeinsam für

den Erhalt von

300 Arbeitsplätzen

in Radebeul. Am

18. Dezember ver-

anstalteten sie ei-

ne Mahnwache auf

dem Schlossplatz

in Dresden und zeigten da-

mit, wie ernst ihnen die

Suche nach einem Investor

und ein damit verbundener

wirtschaftlicher Neustart ist.

Denn der israelische Kon-

zern Teva, der die traditions-

reiche Marke AWD.pharma

Ende 2008 gekauft und den

Standort Radebeul zunächst

zur Deutschlandzentrale ge-

macht hatte, verkündete

Ende September ohne wirt-

schaftliche Not, den profi-

tablen Standort Ende 2011

zu schließen. Der Großteil

der Belegschaft sollte im

Januar die Kündigung er-

halten.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Weitere Infos im Internet:www.awd-wirbleibenhier.de

Mahnwache mit Weihnachtsmann: für 300 Ar-beitsplätze und einen wirtschaftlichen Neu-start bei AWD.pharma in Radebeul.

Kraftwerkbesichtigung in Opole, mit Dolmetscherin Ewa Niedbala (Fünfte von rechts) und dem stellvertretendem Vorsitzenden der NSZZ Solidarnosc in Opole Grzegorz Adamczyk (hintere Reihe, Dritter von links).

Page 38: kompakt Februar 2011

VOR ORT NORDRHEIN>

| kompakt | Februar 201128

Personalwechsel im LandesbezirkDÜSSELDORF/MOERS | Oliver Heinrich, bisher Gewerk-

schaftssekretär in Düsseldorf, wechselt als IG-BCE-Bezirks-

leiter nach Berlin-Mark Brandenburg. Andreas Bier, bisher

Rechtsschutzsekretär im Rechtsschutzbüro Moers, wechselt

als Gewerkschaftssekretär nach Düsseldorf. Inese Klein ist

neu als Rechtsschutzsekretärin im Rechtsschutzbüro Moers.

Ortsgruppen feiern gemeinsamBRÜHL | Die Orts-

gruppen Brühl-Wes-

seling und Brühl-

Badorf feierten mit

rund 200 Teilneh-

mern gemeinsam

Weihnachten.

Ausfl ug nach OberhausenBAESWEILER | Mit-

glieder der Ortsgrup-

pen Baesweiler-Mitte

und -West besichtig-

ten das rheinische

Industriemuseum in

Oberhausen. Nach

einer Zwischenstation im Einkaufszentrum »Centro« ließen

sie den Tag bei einem gemütlichen Abendessen ausklingen.

Weintour an die AhrBRÜHL | Mitglieder

der Ortsgruppe Brühl-

Wesseling besuchten

eine Winzergenossen-

schaft an der Ahr.

Werberhitparade im DezemberMichele Agusta (16, Evonik Degussa Lülsdorf, Köln-Bonn);

Edwin Hundgeburth (16, Ineos, Köln-Bonn); Josef Lang-

ohr (11, Continental Aachen, Alsdorf); Patrick Odenthal

(10, Rheinpapier, Köln-Bonn); Leo Berg (8, Evonik Carbon

Black, Köln-Bonn); Peter Leuckel (8, Reuss-Seifert-Spritz-

guss, Düsseldorf); Felix Schultz (6, Currenta Leverkusen,

Leverkusen); Kerstin Ziegler (6, Dupont, Düsseldorf); An-

gelika Enderichs (6, Grünenthal, Alsdorf); Ismail Tekin

(6, RWE Power PCG Garzweiler, Alsdorf).

Chemietarif startetDÜSSELDORF | Verhandlungen beginnen am 16. Februar

Am 16. Februar starten die

Tarifverhandlungen für die

rund 36 000 IG-BCE-Mitglie-

der in den 250 Chemiebetrie-

ben des Tarifbezirks Nord-

rhein. Die Tarifkommission

Nordrhein beschließt in

ihrer Sitzung am 1. Februar

ihre Forderungen für die

erste Verhandlung in der

deutschen Chemietarifrunde

2011.

Die Forderungen werden

sich an den vom IG-BCE-

Hauptvorstand verabschie-

deten »Leitplanken« orien-

tieren. Demnach sollen die

Entgelte bei einer Laufzeit

von zwölf Monaten um

sechs bis sieben Prozent

steigen (siehe kompakt, Ausgabe Januar 2011).

IG-BCE-Tarifpolitiker Peter

Hausmann hat das Motto der

Tarifrunde 2011 vorgegeben:

»Jetzt gehts um uns – Das ist

unser Aufschwung.« Die For-

derungsempfehlung des IG-

BCE-Hauptvorstands wurde

bereits in den Chemiebetrie-

ben in Nordrhein diskutiert.

Die deutschen Chemieta-

rifverträge gelten für insge-

samt 550 000 Beschäftigte in

1900 Chemiebetrieben. Die

Laufzeiten enden regional

unterschiedlich. Im Tarifbe-

zirk Nordrhein läuft der

aktuelle Vertrag bis zum

28. Februar.

Diskussion über »Rente mit 67«KLEVE | Die SPD-Bundes-

tagsabgeordnete Barbara Hen-

dricks diskutierte mit Mit-

gliedern der IG-BCE-Orts-

gruppe Kleve das Thema

»Rente mit 67«. Die Teilneh-

mer stritten engagiert mit der

Politikerin über die Gesetzes-

änderung, die aus Sicht der

Gewerkschafter vor allem als

Rentenkürzung zu bewerten

ist.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Die Chemietarifkommission Nordrhein beschließt am 1. Februar ihre Forderung für den Verhandlungsauftakt am 16. Februar.

CHEMIETARIFTICKER

Zum Start der Chemietarif-runde bietet der Landesbezirk exklusiv für IG-BCE-Mitglieder einen News-Ticker an. Wer per SMS oder E-Mail zu besonde-ren Ereignissen während der Tarifrunde informiert werden möchte, kann sich dafür im IG-BCE-Tarifblog registrieren:

www.nordrhein2020.de

Weitere Infos im Internet:www.nordrhein.igbce.de

Page 39: kompakt Februar 2011

29kompakt | Februar 2011 |

Fusion: Gemeinsam stärkerALSDORF | Die beiden IG-BCE-Regionalforen Alsdorf-Baes-

weiler und Euregio fusionierten nach einem entsprechen-

den Beschluss des Alsdorfer IG-BCE-Bezirksvorstandes.

Damit werden die Interessen der IG-BCE-Mitglieder aus

Alsdorf, Baesweiler, Herzogenrath und Würselen vereint.

»Gewerkschaftliche Kampagnen machen keinen Halt vor

den einzelnen Gemeindegrenzen, sondern sind meist über-

regional wahrzunehmen«, so der Sprecher des Regionalfo-

rums Euregio Franz-Josef Küppers. Sein Amtskollege vom

Regionalforum Alsdorf-Baesweiler, Detlef Loosz, hatte zur

konstituierenden Sitzung des neuen Regionalforums Als-

dorf-Baesweiler-Herzogenrath nach Alsdorf eingeladen.

Küppers wurde dort zum Sprecher des neuen Regional-

forums gewählt, Loosz ist stellvertretender Sprecher.

Warnstreiks und neue VerhandlungESCHWEILER | Die RWE-

Tarifauseinandersetzung war

bei Redaktionsschluss dieser

Ausgabe noch nicht beendet.

Auf einer Vertrauensleute-

konferenz am 13. Januar in

Eschweiler unterstrichen IG-

BCE-Verhandlungsführer Mi-

chael Winkler (Mitte) und Manfred Maresch (links) vom

Bezirk Alsdorf, dass die Verhandlung am 25. Januar in

Dortmund für RWE letzte friedliche Einigungschance sei.

Am Vortag sollten weitere Warnstreiks der Tarifforderung

von 6,5 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten noch

einmal Nachdruck verleihen. »Wir fordern vor allem eine

gerechte und faire Beteiligung der Arbeitnehmerinnen und

Arbeitnehmer am wirtschaftlichen Erfolg der Unterneh-

men«, so IG-BCE-Hauptvorstandsmitglied Peter Hausmann

(rechts), der eigens für die Konferenz angereist war.

Empfang für neue Jugendvertreter

ALSDORF | Die neu gewählten Jugendvertreter im IG-BCE-

Bezirk Alsdorf trafen sich bei einem vom Bezirksjugendaus-

schuss organisierten Empfang. Das Thema des JAV-Treffens

zum Jahreswechsel: »Osterfeier – Wir sind nicht zu früh,

aber ein Stück voraus.«

Abschluss bei KinonAACHEN/KÖLN | Einigung nach schweren Verhandlungen

Tarifeinigung nach schweren

Verhandlungen an den Ki-

non-Standorten in Aachen

und Köln-Porz: Die Entgelte

der zum Saint-Gobain-Kon-

zern gehörenden Glasunter-

nehmen wurden am 1. Januar

in den jeweiligen Endstufen

um 45 Euro brutto erhöht, die

Ausbildungsvergütungen um

20 Euro.

Für den Zeitraum März bis

Dezember 2010 gab es rück-

wirkend eine Einmalzahlung

in Höhe von 200 Euro, Aus-

zubildende erhielten 80 Euro.

Der neue Entgelttarifvertrag

ist erstmals zum 29. Februar

2012 kündbar.

Nachdem sich das Kinon-

Management zunächst gewei-

gert hatte, vor Abschluss von

Strukturvereinbarungen über-

haupt über eine Ausgestal-

tung des Lohntarifes zu ver-

handeln, schien die Situation

verfahren. Die IG-BCE-Ver-

handlungskommission konn-

te jedoch nach zähen und

harten Verhandlungen mit

der Arbeitgeberseite eine ent-

sprechende Strukturverein-

barung abschließen.

Sie sieht unter anderem

eine auf zwei Jahre befristete

Arbeitszeitverlängerung um

jährlich 69 Stunden, aber

auch eine am Betriebsergeb-

nis orientierte Jahreszahlung

vor, die zwischen 50 und

140 Prozent eines Monatsein-

kommens betragen kann.

Wünsche am BallonKALKAR | Jugendaktion für sichere Übernahme

Für sichere berufliche Pers-

pektiven nach der Ausbil-

dung setzt sich die IG-BCE-

Jugend im Landesbezirk

Nordrhein ein. Im Rahmen

ihrer Kampagne »Unser Ein-

satz für deine Übernahme«

berieten sich die Bezirksju-

gendausschüsse (BJA) von

Alsdorf und Düsseldorf in

Kalkar. Zum Abschluss orga-

nisierten die BJA dort gleich

eine Aktion. Die Mitglieder

hatten dazu Postkarten vor-

bereitet, auf denen sie ihre

Wünsche für die Zukunft

schrieben. Sie wurden dann

an Heliumballons mit der

Aufschrift »Ich bin ein Stand-

ortvorteil« befestigt. Während

der Aktion ließen die Jugend-

lichen die Zukunftswünsche

symbolisch in die Luft stei-

gen.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Aktion zum Abschluss der BJA-Tagung: Rote Heliumballons tragen die berufl iche Zukunftswünsche in den Himmel.

Page 40: kompakt Februar 2011

VOR ORT RHEINLAND-PFALZ/SAARLAND>

| kompakt | Februar 201128

Konfl ikte und LösungenKIRKEL | Im Best-

seller »Fräulein

Smillas Gespür für

Schnee« führen die

wachen Sinne und

die Hartnäckigkeit

einer jungen Frau

zur Aufklärung ei-

nes Mordes. Um Aufmerksamkeit ging es auch beim Wo-

chenendseminar »Fräulein Smillas Gespür für den Konflikt«

des Bezirks Mainz in Kooperation mit Arbeit & Leben.

Zahlreiche Teilnehmer waren dazu in das Bildungszentrum

Kirkel gekommen (Foto) und ließen sich vom Bildungsbe-

rater Uli Bormuth vorführen, wie sich Konflikte erkennen,

steuern und entschärfen lassen. Das Bildungsprogramm

des Bezirks umfasst weitere Seminare, zum Beispiel über

Kommunikation, Mobbing oder Burn-out.

Da lag noch was »unterm Baum«MAINZ | Das Einkommen der Beschäftigten beim Messge-

rätehersteller SI Analytics (zuvor Schott Instruments) stieg

zum Jahresbeginn um 4 Prozent. Das hatten die IG BCE

und die Geschäftsleitung in einem neuen Entgelttarifvertrag

unmittelbar vor Weihnachten vereinbart. Im Januar 2012

gehen die Entgelte noch einmal um 2,5 Prozent nach oben.

Bereits seit dem 1. Januar gilt zudem eine erweiterte Ent-

gelttabelle: Beschäftigte, die die letzte Stufe ihrer Entgelt-

tabelle bereits vor fünf Jahren erreicht hatten, erhalten nun

weitere 2 Prozent.

Für Gewerkschaftsmitglieder steigt die bestehende zusätz-

liche Altersvorsorge von jährlich 50 Euro um 10 Euro, 2012

um weitere 10 Euro. Die Gewerkschaftsmitglieder nahmen

das Tarifpaket begeistert auf.

Bergbau zum AnfassenWIRGES | Die Orts-

gruppe Wester-

wald veranstaltete

Ende letzten Jahres

eine Reise bis fast

zur französischen

Grenze. Dort fuh-

ren die Teilnehmer in das Erlebnisbergwerk Velsen ein

(Foto). Tief beeindruckt von der einzigartigen Technik

unter Tage kehrten sie zurück. Mit einem herzlichen

»Glück auf« dankten sie der IG BCE Saarbrücken und der

Geschäftsleitung der RAG für das Erlebnis.

Mehr vermittelnLUDWIGSHAFEN | BASF-Vertrauensleutevorstand gewählt

Die gewerkschaft-

liche Vertrauens-

leuteleitung der

BASF SE hat 2010

einen neunköpfi-

gen Vorstand ge-

wählt. Vorsitzender

für die nächsten

vier Jahre ist der

52-jährige Werk-

technik-Handwer-

ker René Dillmann.

Stellvertreterin

wurde Stefanie Reisinger.

Damit fand nach Monaten

ein sorgfältig durchgeführter

Findungs- und Wahlmara-

thon seinen Abschluss, be-

richtet Frank Löllgen, Leiter

des IG-BCE-Bezirks Ludwigs-

hafen. Die 21 000 Gewerk-

schaftsmitglieder hatten zu-

nächst 1250 Vertrauensleute

und die jeweiligen Spitzen

für die 23 Sparten des Lud-

wigshafener Standorts ge-

wählt.

Abbott: Hohe WahlbeteiligungLUDWIGSHAFEN | Die Betei-

ligung an der Wahl der neuen

Vertrauensleute beim Phar-

maunternehmen Abbott in

Ludwigshafen stieg im Ver-

gleich zu 2006 deutlich auf

64 Prozent. Damit stärkten

die Beschäftigten der gewerk-

schaftlichen Arbeitnehmer-

vertretung im Betrieb massiv

den Rücken. Die Vertrauens-

leuteleitung wählte jetzt auf

ihrer konstituierenden Sit-

zung Nadine Weirauch zur

Vorsitzenden und Torsten

Albert zum Stellvertreter.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Der Vertrauensleutevorstand mit René Dill-mann (rechts), Bezirksleiter Frank Löllgen (hinten rechts) und Stefanie Reisinger (stell-vertretende Vorsitzende, Vierte von links).

Weitere Infos im Internet:www.mainz.igbce.de

Ausgezeichnete AzubisFRANKENTHAL | IHK würdigt erfolgreiche Ausbildung

Gute Ausbildungsplätze, en-

gagierte Ausbilder und erfolg-

reiche Azubis gibt es nicht

nur in Großunternehmen.

Als einen der besten Papier-

technologen zeichnete die In-

dustrie- und Handelskammer

Pfalz jetzt das junge IG-BCE-

Mitglied Johannes Groll aus

(Foto, links, mit Betriebsrats-

vorsitzendem Wilhelm See-

bach). Den Arbeitgeber, die

Kartonfabrik Buchmann aus

Annweiler, ehrte die Kammer

als »ausgezeichneten Ausbil-

dungsbetrieb«.

Page 41: kompakt Februar 2011

29kompakt | Februar 2011 |

Weihnachtsfahrt einer Ortsgruppe WALDFISCHBACH-BURGALBEN | Mit 81 Mitgliedern fuhr

die Ortsgruppe Waldfischbach-Burgalben am dritten Ad-

ventssamstag in das mittelalterliche Michelstadt im Oden-

wald. Nach einer Stadtführung gab es in einer Brasserie ein

ausgezeichnetes Essen. So gestärkt bummelten die Teilneh-

mer vor der Heimreise noch über den Weihnachtsmarkt.

Jubilarehrung in PirmasensPIRMASENS | Zwei

Jahre lang haben die

Gewerkschaften und

ihre Mitglieder große

Belastungen der Fi-

nanz- und Banken-

krise getragen. »Doch

die Verursacher der Krise sind so davongekommen.« Diese

Kritik war Teil einer politischen Festansprache von Edel-

traud Glänzer, Mitglied des geschäftsführenden Hauptvor-

stands der IG BCE, anlässlich der Jubilarehrung der Orts-

gruppe Pirmasens (Foto). Insgesamt wurden 100 Mitglieder

geehrt. Ihnen sprachen der Ortsgruppenvorsitzende Klaus

Lehmann und sein Vorstandskollege Wolf-Peter Lieb Res-

pekt und Dank aus.

Moment der BesinnungSAARBRÜCKEN | Eine nachdenkliche Rede von Peter

Valentin bestimmte die Jubilarehrung der Ortsgruppe Han-

gard/Münchwies (Foto unten rechts). Ein Konzert der Berg-

musikanten der RAG-Saar bildete den musikalischen Rah-

men. Wolfgang Beinert vom Bezirk Saarbrücken ehrte kurz

vor Jahresende Jubilare verschiedener Ortsgruppen. Im

»Schwan« in Burgalben (unten links) würdigte er die

Gewerkschaftstreue langjähriger Mitglieder der Gruppe

Waldfischbach-Burgalben und im Waldhotel in Eisenberg

Mitglieder der dortigen Ortsgruppe.

Hohe AuszeichnungenSAARBRÜCKEN | Bundesverdienstkreuze verliehen

Aus der Hand der saarlän-

dischen Arbeits- und Sozial-

ministerin Annegret Kramp-

Karrenbauer erhielten zwei

langjährige IG-BCE-Aktive

– Hans-Peter Kleber und

Heinz Erwin Becker – die

vom Bundespräsidenten ver-

liehene Verdienstmedaille des

Verdienstordens der Bundes-

republik Deutschland (Foto).

Zuvor hatte die Ministerin das

breite ehrenamtliche Engage-

ment gewürdigt.

Bittere Enttäuschung über TrelleborgHÖHR-GRENZHAUSEN | Stur

hat der schwedische Konzern

Trelleborg Mitte Dezember

die Verlagerung eines Kfz-

Zulieferbetriebs aus seinem

Standort nördlich von Kob-

lenz in das fast 170 Kilometer

entfernte südhessische Breu-

berg durchgezogen. Dies ge-

schah ohne Sozialplan, ohne

Sozialtarifvertrag und ohne

Bereitschaft zum Dialog.

Für die meisten der 160 Be-

troffenen ist Breuberg zu weit

entfernt. Viele wissen bis jetzt

nicht, wie es weitergehen soll.

Holger Zimmermann, Leiter

des Bezirks Neuwied-Wirges:

»Jedes vernünftige Unterneh-

men sucht im Dialog nach

einer anständigen Lösung für

seine Mitarbeiter – bei Trelle-

borg war da totale Fehlanzei-

ge.« Selbst als die Beschäftig-

ten im Herbst die Arbeit nie-

derlegten, um konstruktive

Gespräche zu fordern, zeigte

der Konzern keine Regung.

Ermutigend für die Höhr-

Grenzhauser war nur die ge-

lebte Solidarität – aus der

ganzen Region, aus Nachbar-

betrieben, sogar vom Minis-

terpräsidenten Kurt Beck.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Gut vorbereitetNEUWIED | Lernen für einen guten Abschluss

Azubis aus acht ver-

schiedenen Unter-

nehmen des Bezirks

bereiteten sich mit-

hilfe der IG BCE auf

die Abschlussprüfung

im Fach Wirtschafts-

und Sozialkunde vor

(Foto). »Wir erleichtern das

Lernen, indem wir die The-

men mit den Erfahrungen der

Prüflinge in ihren Betrieben

verzahnen«, so Teamer Chris-

toph Gemenig.

Page 42: kompakt Februar 2011

VOR ORT WESTFALEN>

| kompakt | Februar 201128

IG-BCE-SeminareHALTERN AM SEE | 4. bis 8. April 2011: Ist Deutschland

noch ein Industriestandort? (LBZ300.05.02.01.11)

Anmeldungen beim zuständigen IG-BCE-Bezirk oder direkt

beim Landesbezirk.

Barbara-Stollen im KellerBERGKAMEN | Nicht

nur die Mitglieder der

Ortsgruppe Oberaden

freuen sich über

den Barbara-Stollen

im Keller des Bergka-

mener Stadtmuseums.

Damit gibt es dort

eine eigene Bergbauabteilung, die von 14 IG-BCE-Mitglie-

dern der Ortsgruppe ehrenamtlich ausgestattet wurde.

IG-BCE-JugendkellerBOTTROP | Auch Gel-

senkirchens Bezirks-

leiter Peter Obramski

kam zur Eröffnung

des neuen IG-BCE-

Jugendkellers in Bott-

rop. An der Schützen-

straße 11 (Hinterhof!) steht der Raum jeden Freitag ab

20:00 Uhr allen jungen IG-BCE-Mitgliedern zu Verfügung.

Energiekampagne im MuseumOER-ERKENSCHWICK | Beim Weihnachtsmarkt im Berg-

werksmuseum in Oer-Erken-

schwick sammelte die dor-

tige Ortsgruppe Unterschrif-

ten für die Energiekampagne

des Bezirks Recklinghausen.

Bis Redaktionsschluss hatten

bereits knapp 13 000 Men-

schen unterschrieben.

Themenabend AusbildungMARL | Im RAG-Bergwerk Auguste Victoria lud der IG-BCE-

Bezirk Recklinghausen zu einem Themenabend Ausbildung

ein. Rund 20 Ausbilderinnen und Ausbilder sowie interes-

sierte Betriebsräte und Jugend- und Auszubildendenver-

treter kamen.

Ungerechter SparkursWALTROP | Pharbil zahlt kein Weihnachtsgeld

Das Waltroper Pharmaunter-

nehmen Pharbil will offen-

sichtlich vor allem auf Kosten

der Tarifangestellten sparen.

Aufgrund der schwierigen

Situation arbeitet die Beleg-

schaft bereits eine Stunde pro

Woche unentgeltlich mehr

und verzichtet auf 5,1 Pro-

zent des Einkommens. Die

außertariflichen Angestellten

bekamen aber 2010 eine Ge-

haltserhöhung von 2,5 Pro-

zent. Nun setzte das Manage-

ment noch eins obendrauf:

Obwohl mit Betriebsrat und

IG BCE keine Vereinbarung

über die Streichung der Jah-

ressonderzahlung zustande

kam, wurde einfach kein

Weihnachtsgeld ausgezahlt.

»Wir kennen das Verhal-

tensmuster der Geschäftsfüh-

rung von Pharbil mittlerwei-

le«, so Sören Tuleweit vom

IG-BCE-Bezirk Recklinghau-

sen: »Obwohl ein Rechtsan-

spruch besteht, wird in der

Hoffnung, dass kein Mitar-

beiter sich dagegen wehrt,

einfach nicht gezahlt.«

»Wir sind selbst schon mit

dem Vorschlag einer Absen-

kung um 20 Prozent in die

Verhandlungen gegangen«,

erläutert Tuleweit weiter. »Auf

diesen Vorschlag ist die Ge-

schäftsführung nicht mal an-

satzweise eingegangen.«

Arbeitsgerichtlich wird nun

gegen den ungerechten Spar-

kurs gekämpft.

Ortsgruppen stehen im Mittelpunkt

HERTEN | Werner Zeis, Spre-

cher des IG-BCE-Regional-

forums Herten, konnte im

Rahmen einer Funktionärs-

konferenz eine insgesamt er-

folgreiche Arbeit bilanzieren.

Für dieses Jahr wird vor allem

das Thema »Gewerkschaft im

Jahr 2020 – Struktur der Orts-

gruppen« im Mittelpunkt ste-

hen. »Um auch zukünftig ge-

sellschaftsrelevante Aufgaben

erfüllen zu können, müssen

wir unsere Jugend noch mehr

aktivieren«, sagte Klaus Brüs-

ke, stellvertretender IG-BCE-

Bezirksleiter in Recklinghau-

sen, bei der Konferenz.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Mehr Jugendbildung ist das Ziel

RECKLINGHAUSEN | Der

IG-BCE-Bezirksjugend-

ausschuss (BJA) Reck-

linghausen setzte sich

auf seiner Klausurtagung

neue Ziele für dieses

Jahr. Berkant Ekeryilmaz,

Sprecher des IG-BCE-

Jugendforums Datteln,

und die Recklinghäuser IG-

BCE-Jugendreferentin Julia

Schmidt diskutierten dabei

mit, wie zum Beispiel die

Jugendbildung weiter ver-

bessert werden kann.

Weitere Informationen im Internet unter:www.westfalen.igbce.de

Page 43: kompakt Februar 2011

29kompakt | Februar 2011 |

Geschenkaktion für HeimbewohnerGELSENKIRCHEN | Auch in diesem Jahr

konnten sich die klei-

neren und größeren

Bewohner des Kinder-

und Jugendhauses St.

Elisabeth in Gelsenkir-

chen-Erle wieder über

einen Berg von Geschenken und zusätzliche Spenden in

Höhe von insgesamt über 9000 Euro freuen. Die IG-BCE-

Ortsgruppe beim Wohnungsunternehmen THS hatte die

Spenden- und Geschenkaktion bereits zum dritten Mal or-

ganisiert. Mit dem gespendeten Geld finanziert die Heimlei-

tung einen gemeinsamen Tagesausflug, einen Partizipations-

Workshop sowie einen Kreativtag.

Weihnachtliche FeierHERTEN | Glänzende

Kinderaugen gab es

bei einer weihnacht-

lichen Feier in Herten.

Das IG-BCE-Regional-

forum hatte das Fest

organisiert.

Abschlussfahrt nach Thüringen

MARL | Mitglieder der IG-BCE-Ortsgruppe Drewer II be-

suchten bei ihrer dreitägigen Jahresabschlussfahrt die

historischen Weihnachtsmärkte in Eisenach, Erfurt und

Weimar.

16 Mannschaften beim Turnier GLADBECK | Das ers-

te St.-Barbara-Fußball-

turnier wurde von der

IG-BCE-Ortsgruppe

Gladbeck Mitte und

der REVAG mit 16 Ju-

gendmannschaften

mit Erfolg durchgeführt. Es war ein ereignisreicher Tag für

500 Zuschauer und Teilnehmer.

Jugend fördernMARL | Seminarreihe stärkt soziale Kompetenz

Mit dem Bildungsabend

»Konflikte als Chance« endete

im Dezember ein Förderpro-

gramm, mit dem der Marler

Tagschichtarbeitskreis im ver-

gangenen Jahr Jugendlichen

Wissen für Beruf und privates

Leben vermittelte. In zwei

vorherigen Schulungen ging

es zuvor um Karriereplanung

und Rhetorik.

Evonik-Betriebsrat Chris-

tian Bahn hatte die Seminar-

reihe als Sprecher des Tag-

schichtarbeitskreises zusam-

men mit Britta Sorge und

dem Evonik-Betriebsratsvor-

sitzenden Dieter Peters ins Le-

ben gerufen. »Da die demo-

grafische Entwicklung die

gesamte Personalplanung in

unseren Betrieben auf den

Kopf stellen wird, fördern wir

unsere Jugendlichen, indem

wir ihre sozialen Kompeten-

zen stärken«, so Bahn. Die

Reihe wird fortgesetzt: In die-

sem Jahr geht es mit den

Themen Körpersprache und

Schlagfertigkeit weiter.

Digital organisiertGELSENKIRCHEN | Zielgruppenarbeit im Internet

Thomas Gunkel,

Frank Lelke und Tho-

mas Steinberg (von

links) freuen sich als

Vorstandsmitglieder

des Zielgruppen-Aus-

schusses im IG-BCE-

Bezirk Gelsenkirchen

über die verbesserte

Internetpräsenz. Der stellver-

tretende IG-BCE-Bezirksleiter

Thomas Steinberg bringt die

Vorteile der digitalisierten

Zielgruppenorganisation auf

den Punkt: »Die Arbeit und

Organisation unserer be-

zirklichen Zielgruppenarbeit

wird damit erheblich verbes-

sert. Zugleich können Pro-

jekterfahrungen und Wissen

landesweit kommuniziert

und ausgetauscht werden.«

Britta Sorge (Zweite von links) und Christian Bahn (Dritter von links) vom Marler Tagschichtarbeitskreis entwickelten das Förderprogramm.

N A M E N & N A C H R I C H T E N

Weitere Infos im Internet:http://tiny.cc/gajo5

Page 44: kompakt Februar 2011

Die IG-BCE-Mitglieder bei den Unternehmen im Chemie-

park Dormagen feierten ihre langjährigen Mitgliedschaften

gemeinsam.

Die Ortsgruppe Setterich-Linnich feierte insgesamt 40 Jubi-

lare. Für 60 Jahre Treue zur Gewerkschaft wurden Herbert

Aulich, Peter Hermanns, Hans Pelzer, Josef Schlösser, Ger-

hard Taube besonders ausgezeichnet.

Ihre langjährigen Mit-

glieder feierte die Orts-

gruppe Rheinhausen/

Bergheim. Seit 75 Jah-

ren ist dort schon Fritz

Agterberg Mitglied.

C h e m i e p a r k D o r m a g e n S e t t e r i c h - L i n n i c h

R h e i n h a u s e n / B e r g h e i m

Die Vertrauensleute

der Metsä Tissue in

Euskirchen-Stotzheim

feierten und ehrten

langjährige Mitglieder

der Gewerkschaft.

M e t s ä T i s s u e

VOR ORT NORDRHEIN>

30 | kompakt | Februar 2011

Einen gut gefüllten

Saal gab es bei der

alljährlichen Jubilar-

feier der Ortsgruppe

Übach-Palenberg.

Erich Barteczko, Willi

Johnen und Erich Mit-

telbach wurden dort

für 60 Jahre Mitgliedschaft in der Gewerkschaft besonders

ausgezeichnet.

Ü b a c h - P a l e n b e r g

Im Rahmen einer musikalischen Zeitreise ehrte der Bezirk

Düsseldorf insgesamt 760 Jubilare. Rudolf Maschke konnte

bei der Feier für seine 75-jährige Mitgliedschaft ausge-

zeichnet werden.

B e z i r k D ü s s e l d o r f

Die Ortsgruppe Tackenberg ehrte Johannes Stuers für

70 Jahre Mitgliedschaft. Seine berufliche Laufbahn begann

er 1940 als Schlosserlehrling auf der Zeche Sterkrade in

Oberhausen.

Ta c k e n b e r g

Die Ortsgruppe Hoen-

gen-Warden ehrte ihre

Jubilare. Josef Krieger

feierte seine 60-jährige

Mitgliedschaft in der

Gewerkschaft.

H o e n g e n - W a r d e n

Die IG BCE ehrte

Jubilare bei der Basell

in Wesseling, darun-

ter Dieter Schaum-

burg für 60-jährige

Mitgliedschaft. Auch

Landesbezirksleiter Reiner Hoffmann gratulierte.

B a s e l l W e s s e l i n g

Die Ortsgruppe Ober-

außem ehrte ihre Jubi-

lare mit einem Fest. Es

bot Anlass, Erinnerun-

gen an alte Zeiten aus-

zutauschen.

O b e r a u ß e m

Page 45: kompakt Februar 2011

Die Ortsgruppe Minden ehrte für 60 Jahre Mitgliedschaft

Hans Link, Erich Möller und Wernfried Pahmeyer. Seit

50 Jahren sind dort Alfred Bruns, Horst Cichosz, Werner Hupe

und Karl Heinz Rommelmann organisiert. Ihr 40-jähriges Ju-

biläum feierten Annelore Beyer, Friedhelm Bleeke, Rainer

Gottschalk, Günter Michler, Siegrid Schäfer, Angelika Schakal,

Francessco Vallelonga, Manfred Walter und Peter White.

In der Gladbecker Ortsgruppe Schultendorf/Ellinghorst/

Zweckel feierte Alfred Woelk 70-jähriges Gewerkschaftsju-

biläum. Felix Hutsch, Franz Möllek und Karl Wilke traten

vor 60 Jahren ein. »Goldenes« Jubiläum feierte Manfred

Neumann. Seit 40 Jahren sind Osman Aydeniz, Thomas

Bogdahn, Muhammet Durmus, Peter Eigenwillig, Heinrich

Golik, Gerd Houben, Reinhold Jaginiak, Karlheinz Karkow-

ski, Gerd Krüger, Klaus Lüderitz, Horst Markmann, Norbert

Rohleder, Klaus Schumacher, Heinz Weidenfelder und

Mehmet-Ali Zorlu dabei.

Die Ortsgruppe Recklinghausen-Süd IV feierte Anton

Wiedermerth für 75 Jahre Mitgliedschaft und Bruno Wasser-

berg für 70 Jahre Treue zur Gewerkschaft. Kurt Löscher

beging sein 60-jähriges, Herbert Jastrzembski und Bringfried

Oberfeld sind seit einem halben Jahrhundert organisiert. Vor

40 Jahren traten Ramazan Bayram, Ahmet Isik, Bernhard

Jakubowski, Peter Schöster und Paul Schubert ein.

In der Ortsgruppe Hattingen konnten Werner Dezelski,

Heinrich Honke, Bronislaw Krzesak, Hubert Setnik und

Paul Troll 60-jähriges Jubiläum feiern. Theofil Cebula, An-

ton Kaesbauer, Christel Sach und Fritz Wodrich begingen

ihr 50-Jahre-Jubiläum, Egbert Lindemann sein 40-jähriges.

M i n d e n S c h u l t e n d o r f / E l l i n g h o r s t / Z w e c k e l

R e c k l i n g h a u s e n - S ü d I V

H a t t i n g e n

VOR ORT WESTFALEN>

30 | kompakt | Februar 2011

Auch die Ortsgruppe Marl-Hamm feierte ihre Jubilare des

Jahres 2010. Heinz Wentzkowski steht dort schon seit

60 Jahren treu zur Gewerkschaft. Günther Czlapa und Horst

Schulte sind ein halbes Jahrhundert dabei. Ihr »40-jähriges«

feierten Werner Terliesner, Siegfried Zachan und Edmund

Witzke.

Walter Heidenreich, Johann Hiltenkamp, Hans-Wilhelm

Jansen und Herbert Ploenzig wurden von ihrer Ortsgruppe

Essen-Borbeck für 60-jährige Mitgliedschaft ausgezeichnet.

Ihr »goldenes« Jubiläum begingen dort Lothar Albrecht,

Manfred Biermann, Kurt Jülich, Friedrich Kaiser, Helmut

Mischnik, Wilhelm Seibert und Reinhold Stevens.

M a r l - H a m m E s s e n - B o r b e c k

Page 46: kompakt Februar 2011

30 | kompakt | Februar 2011

> EINER VON UNS

Dickkopf aus Überzeugung

THOMAS RETTIG engagiert sich als Arbeitsrichter, früher als ehrenamtlicher Vormund. Er kann richtig stur sein – wenn er sich für etwas einsetzt.

Man muss sich wehren«, ist einer

dieser Sätze, die Thomas Rettig

oft sagt. Das hat der Produk-

tionsmitarbeiter der Salutas Pharma

GmbH und gelernte Kfz-Schlosser

schon zu DDR-Zeiten gemacht und hat-

te deswegen öfter Kontakt mit der Stasi.

Dagegen muss er heute keine Angst

haben, für seine Überzeugungen ein-

zustehen. Deshalb verstehe er auch

nicht, wenn manchmal ein Mitarbeiter

Bedenken äußere, in die Gewerkschaft

einzutreten, sagt er. Er tritt im Betrieb

selbstbewusst für die IG BCE ein.

Rettig hat mehrere Jahre ehrenamtlich

die Gewerkschaftsgruppe geleitet und

sich vor einem Jahr erstmals in den

Betriebsrat wählen lassen. Ein Funktio-

närsamt zu übernehmen, das ist neu für

Thomas Rettig.

BISLANG war er immer als Ehrenamt-

licher unterwegs, hat sich jahrelang als

Vormund eingesetzt für Menschen, die ihr

Leben nicht selbst bestimmen können.

Erschreckende Dinge gab es da, gerade im

Altersheim. Oft musste er als Erstes in die

finanziellen Verhältnisse Ordnung brin-

gen, unsinnige Versicherungen kündigen,

bei den Ämtern stur auf Recht bestehen.

Er hat auch Taschengeld ausgezahlt und

sich immer als Partner gesehen. Das ist

noch so ein Satz, der bei Thomas Rettig

oft fällt: Partner sein. Kommandieren und

bevormunden wollte er auch als ehren-

amtlicher Vormund nicht. In Spitzenzei-

ten hat er 15 Leute betreut. Anfang letzten

Jahres hat er sich dann gemeldet, als die

IG BCE in Magdeburg ehrenamtliche

Richter für das Arbeitsgericht suchte. »Es

ist wichtig, dass da auch Leute sitzen,

die aus Gewerkschaftersicht den Job ma-

chen«, sagt er.

Bei seinem ersten Gerichtstag ging es

sachlich zu, aber er hat die Spannung

zwischen den Kontrahenten gespürt und

gemerkt, wie ausgeliefert sich manche

Mandanten fühlen. Der hauptberufliche

Richter hat Wert gelegt auf das Urteil

seiner beiden ehrenamtlichen Kollegen.

Von denen war vor allem der gesunde

Menschenverstand für die Beurteilung

der Fälle gefragt. Davon besitzt Thomas

Rettig eine gehörige Portion.

Susanne Kettelför

»Ich verstehe nicht die Bedenken mancher

Kollegen, in die Gewerkschaft einzutreten.«

Sie kennen ein IG-BCE-Mitglied mit außer-gewöhnlichem Hobby? Dann schreiben Sie uns: [email protected]

Foto

s (2

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alf

Bin

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Page 47: kompakt Februar 2011

Bhutanhat gutlachen

<TENDENZEN LEBENSQUALITÄT

Wie ZUFRIEDEN seine Bürger sind, rechnet der kleine Exotenstaat in Südasien seit 1972 in seine Wirtschaftsdaten mit ein. So wird aus dem Bruttosozialprodukt ein Brutto-glücksprodukt.

Wie Wohlstand und Lebensqualität zu-sammenhängen, soll nun auch hierzulande ermittelt werden: Eine Enquête-Kommission des Deutschen Bundestages beschäftigt sich seit Januar damit.

31kompakt | Februar 2011 |

Foto: ●●●

Page 48: kompakt Februar 2011

32 | kompakt | Februar 2011

> TENDENZEN LEBENSQUALITÄT

Viel Glück?OB WOHLSTAND ZUFRIEDEN MACHT – diese Frage klärt der Bundestag seit Jahresbeginn in einer Enquête-Kommission. Lebensqualität und Geld gehören ins richtige Verhältnis gesetzt.

G lücklich zu sein«, hat Heinrich

von Kleist in einem seiner Briefe

geschrieben, »ist ja der erste aller

unserer Wünsche, der laut und lebendig

aus jeder Ader und jedem Nerv unseres

Wesens spricht, der uns durch den gan-

zen Lauf unseres Lebens begleitet.«

Glück ist nicht weniger als ein Mensch-

heitstraum. Das Problem ist nur, dass je-

der sein persönliches Glück individuell

definiert. Manch einer empfindet Glück,

wenn er ein schnelles Auto fährt, ein gut

gepolstertes Bankkonto hat, ein eigenes

Haus. Für den anderen ist es der Traum-

Foto

: Art

ur C

upak

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riti

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ages

job. Für den Nächsten der Traumpartner.

Ganz viele empfinden ihre Kinder als das

größte Glück der Erde. Wieder andere

sind glücklich, wenn sie allein durch die

Stille des Waldes streifen können.

Tatsache ist: Glück findet statt, wenn

das Gehirn bestimmte Botenstoffe aus-

schüttet, Endorphine und Neurotrans-

mitter, die uns ein Lächeln ins Gesicht

zaubern. Tatsache ist: Körperliche Be-

rührungen beglücken fast jeden, ebenso

Sport oder Arbeit oder auch nur Be-

wegung an der frischen Luft. Keine Tat-

sache, sondern eine These ist, dass Geld

nicht glücklich macht. Aber, sagt der

Volksmund: Es beruhigt.

Interessanterweise steckt hinter et-

lichen Glückssymbolen, die wir vor gut

einem Monat auf Karten mit guten Wün-

schen zum neuen Jahr verschickt haben,

ein Verweis auf materiellen Wohlstand:

Glückspfennig, Hufeisen und Schwein

stehen für Reichtum. Amerikanische For-

scher haben herausgefunden, dass die

Lebenszufriedenheit ihrer Landsleute

in statistischer Beziehung zum wach-

senden Gehalt steigt – bis sie umgerech-

net 60 000 Euro im Jahr verdienen. Wird

Page 49: kompakt Februar 2011

33kompakt | Februar 2011 |

es noch mehr, ist nur noch mehr Geld

da, nicht mehr Glück.

SEIT EWIGEN ZEITEN wird die Frage,

wie es einem Staat und seinen Einwoh-

nern geht, fast ausschließlich nach wirt-

schaftlichen Kriterien beantwortet: Man

berechnet das Bruttoinlandsprodukt,

also die Summe aller Waren und Dienst-

leistungen. Dort, wo das Bruttoinlands-

produkt hoch ist, lautet die Schlussfolge-

rung, müssen die Menschen zumindest

in relativem Wohlstand leben, ergo zu-

frieden sein. Oder sogar glücklich.

Diesen Automatismus haben schon

mehrere in Zweifel gezogen, beispiels-

weise 1972 der König von Bhutan. Da-

mals erschien in der Financial Times

ein Artikel, der die wirtschaftliche Ent-

wicklung des buddhistisch geprägten

Landes als zu schleppend kritisierte. Der

König antwortete, die alleinige Betrach-

tung des Wirtschaftswachstums greife zu

kurz. Man müsse auch Kultur und Re-

ligion einbeziehen, Humanismus und

soziale Ausgewogenheit. Bhutan setzte

eine Staatskommission für das »Brutto-

nationalglück« ein. Seitdem ist dieser

Begriff oder das »Bruttoglücksprodukt«

in der Diskussion – anstelle des Brutto-

sozial- oder Bruttoinlandsprodukts.

Mittlerweile ist dieser Ansatz, Wohl-

stand und Lebenszufriedenheit einer

Gesellschaft ganzheitlich zu betrachten,

auch in Deutschland angekommen, be-

fördert von Ökonomen, Psychologen,

Sozialwissenschaftlern und nicht zuletzt

Gewerkschaftern. Bereits 2009 hatte die

IG BCE gefordert, einen »Rat für verant-

wortliches Handeln in der sozialen

Marktwirtschaft« einzurichten. Ende

2010 wurde in Berlin eine Enquête-

Kommission des Bundestags zu den

Themen »Wachstum, Wohlstand, Le-

bensqualität« eingesetzt. Das Wort Glück

war den fraktionsübergreifenden An-

tragstellern wohl eine Nummer zu groß.

Aber Lebensqualität ist ja auch schon

mal eine Größe.

Die Enquête-Kommission wird sich

mit zahlreichen Fragen auseinanderset-

zen: Welches Wachstum wollen wir?

Was bringt mehr Lebensqualität? Wie

organisieren wir eine breitere Teil-

habe am Fortschritt? Was macht Wohl-

stand und Lebensqualität eigentlich

aus und wie ermitteln und messen wir

dies?

Die Leipziger SPD-Abgeordnete Da-

niela Kolbe ist Vorsitzende der Kommis-

sion, die aus 17 Parlamentariern und

17 externen Sachverständigen besteht.

Die CDU/CSU-Fraktion stellt sechs poli-

tische Vertreter sowie sechs Experten, die

SPD je vier, die FDP je drei, Grüne und

Linke je zwei. Ein Experte ist etwa Diet-

mar Hexel vom DGB-Bundesvorstand.

Auch wenn Ergebnisse wohl auf sich

warten lassen werden, kann bereits die

Debatte – sofern ernsthaft und sachori-

entiert geführt – Einfluss nehmen auf

die Kultur unseres Landes. Anderswo, in

England oder Frankreich beispielsweise,

laufen solche Debatten längst. Die USA

etwa haben das »Streben nach Glück«

schon in ihrer Unabhängigkeitserklä-

rung von 1776 verankert.

LEBENSQUALITÄT und Glück – wo

liegt der Unterschied dazwischen? Das

Deutsche Institut für Wirtschaftsfor-

schung hat eine Studie zur Lebenszufrie-

denheit von Zehntausenden Bundesbür-

gern erstellt: Eine stabile Partnerschaft

macht glücklich. Anderen Menschen zu

helfen macht glücklich. Freunde zu ha-

ben, Freund zu sein macht glücklich. Al-

les Dinge, die man nicht kaufen kann.

Der ehemalige Porsche-Chef Wende-

lin Wiedeking hat mal gesagt, die Höhe

seines Gehalts würde die Nation nicht

verkraften. Müssen wir uns Wiedeking

als glücklichen Menschen vorstellen?

Nein. Wir müssen ihn uns als reichen

Menschen vorstellen. Probleme hat er

trotzdem, wie jeder andere auch.

Bert Strebe

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Viel zu tun: die Enquête-Kommission des Bundestages bei ihrer konstituierenden Sitzung.

Lässt sich ein »Bruttonationalglück«

berechnen – und wenn ja, wie?

Page 50: kompakt Februar 2011

34 | kompakt | Februar 2011

> TENDENZEN ARBEITSSCHUTZ

»Entscheidend ist die Schutzausrüstung«

DIOXIN IM TIERFUTTER hat viele Menschen verunsichert. kompakt hat einen Arbeitsschutzfachmann gefragt, wie mit dem Stoff in der Industrie umgegangen wird.

Hat der Dioxin-Skandal um verseuchtes Tierfutter Sie überrascht?Nein! Ich habe mich aber zum wieder-

holten Male selber ermahnt, mir den

Widerspruch zu verdeutlichen, dass

sogenannte Qualitätslebensmittel nicht

ohne Einbußen bei Tierhaltung und

Tierfutter zu Dauertiefstpreisen ange-

boten werden können.

Was genau macht Dioxin denn überhaupt gefährlich?Genau genommen gibt es das Dioxin

gar nicht. Es handelt sich vielmehr um

ein Gruppe chemisch mehr oder weni-

ger verwandter Stoffe. Der bekanntes-

tete Vertreter, das 2,3,7,8-TCDD oder

»Seveso-Dioxin«, wirkt beim besonders

empfindlichen Meerschweinchen be-

reits tödlich, wenn es ein Millionstel

Gramm verschluckt. Viele Dioxine sind

schwer abbaubar. Daher können sie

über die Nahrungskette angereichert

und lange im Körperfett gespeichert

werden.

Auch bei chemischen Produktions-verfahren mit Chlor kann Dioxin ent-stehen. Wo genau ist das der Fall?In der Vergangenheit wurde Dioxin bei

der Synthese bestimmter technischer

Produkte freigesetzt, wie zum Beispiel

bei PCB-haltigen Kühlölen, Holzschutz-

mitteln auf PCP-Basis oder dem Pflan-

zenschutzmittel 2,4,5-T. Heute sind viele

dieser Stoffe nicht mehr zugelassen und

die Chlorchemie ist durch Änderung

von Produktionsverfahren und Synthese-

wegen kaum noch betroffen.

Was müssen Mitarbeiter in Verbrennungsanlagen beim Umgang mit Dioxin beachten?Im Normalbetrieb ist nicht mit erhöhten

Belastungen zu rechnen. Anders sieht es

aus, wenn die Anlagen für Wartungs-,

Kontroll-, Reinigungs- oder Reparaturar-

beiten geöffnet werden und das Stamm-

personal oder Mitarbeiter von Fremd-

firmen in sonst geschlossene Anlagen

vordringen. Dabei können in Sonder-

müllverbrennungsanlagen deutlich hö-

here Dioxin-Konzentrationen auftreten

als in Verwertungsanlagen für den kom-

munalen Hausmüll.

Was wird für den Schutz der Arbeitnehmer in solchen Bereichen getan?In der Technischen Regel für Gefahr-

stoffe TRGS 557 und der Berufsgenos-

senschaftlichen Information BGI 722

sind maßgeschneiderte Schutzmaßnah-

men in Abhängigkeit von der Tätigkeit

und der erwarteten Konzentration be-

schrieben. Ich kann nur dringend emp-

fehlen, diese auch einzuhalten.

Und ist das ausreichend?Entscheidend sind Bereitstellung und

richtige Benutzung der persönlichen

Schutzausrüstung, auf die bei den ge-

nannten Reparatur- und Wartungsarbei-

ten nicht verzichtet werden kann. Nur

wenn die erforderlichen technischen

und persönlichen Maßnahmen optimal

aufeinander abgestimmt werden, sind

die Beschäftigten wirksam geschützt.

Angemessene Schulung und Ausstat-

tung, gerade auch für Fremdfirmen-

Mitarbeiter, ist unerlässlich.

Interview: Alexander Nortrup

ZUR PERSON

Helmut Blome (62) leitet das Institut für Arbeits-schutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallver-sicherung. Der promo-vierte Chemiker ist seit 2004 Honorarprofessor für Gefahrstoffrecht und Sicherheitstechnik an der Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg.

Auch bei Kokereien – hier Prosper in Bottrop – muss auf Dioxin geachtet werden.

Foto

: RA

G

Page 51: kompakt Februar 2011

35kompakt | Februar 2011 |

Abgesichert beiArbeitslosigkeit

WENN FRAUEN mit Zwillingen schwanger sind oder spät Kinder bekommen, dürfen sie häufi g nicht mehr arbeiten. Was gilt aber, wenn sie ohnehin arbeitslos sind?

Kein Lohn, kein Krankengeld, kein

Arbeitslosengeld. So kann es ar-

beitslosen schwangeren Frauen

ergehen, die aus gesundheitlichen

Gründen schon weit vor Beginn der re-

gulären Mutterschutzfrist (sechs Wo-

chen vor der Entbindung) einem

Beschäftigungsverbot unterliegen. Meh-

rere Landessozialgerichte sehen darin

eine verfassungswidrige Lücke im Ge-

setz und sprachen den betroffenen

jungen Frauen deshalb Arbeitslosenun-

terstützung zu – obwohl sie dem Ar-

beitsmarkt gar nicht zur Verfügung

stehen.

DER FALL, den zuletzt das Landes-

sozialgericht Baden-Württemberg ent-

schieden hat, verdeutlicht das Problem:

Seit 2004 war eine 1976 geborene

Frau immer wieder neu befristet be-

schäftigt. Die letzte Befristung endete am

31. Mai 2008. Im Januar 2008 wurde bei

ihr eine Zwillingsschwangerschaft fest-

gestellt. Ihr Frauenarzt sprach darauf im

März ein absolutes Beschäftigungsver-

bot aus, weil Anzeichen (»Ziehen im

Bauch«) auf die Gefahr einer Frühgeburt

hindeuteten. Bis ihr befristetes Arbeits-

verhältnis Ende Mai endete, zahlte ihr

Arbeitgeber den Lohn zwar fort; doch

danach gab es für die angehende Mutter

weder Lohn noch Krankengeld.

Geld von der Krankenkasse stand ihr

nicht zu, da ihre Arbeitsunfähigkeit nicht

auf einer Krankheit beruhte, sondern

allein auf einem zu ihrem gesundheit-

lichen Schutz angeordnetem Beschäf-

tigungsverbot nach dem Mutterschutz-

gesetz. Also beantragte sie zum 1. Juni

2008 Arbeitslosengeld. Das lehnte die

Bundesagentur für Arbeit ab, weil die

Schwangere – wegen des Beschäftigungs-

verbots – der Arbeitsvermittlung nicht

zur Verfügung stehe.

DAGEGEN KLAGTE SIE. Wie zuvor

schon das Sozial-, hat auch das Landes-

sozialgericht ihr Recht gegeben. Zwar

sei sie wegen des Arbeitsverbotes

nicht »verfügbar« gewesen; die Richter

sahen aber eine planwidrige Lücke im

Gesetz. Es sei mit dem Grundgesetz

nicht vereinbar, wenn Schwangere, die

arbeitslos werden und einem generel-

len Beschäftigungsverbot unterliegen,

schlechter behandelt werden als wer-

dende Mütter, die in Lohn und Brot

stehen und deshalb Anspruch auf

Lohnfortzahlung haben (Az.: L 13 AL

4524/09). Ähnlich haben in vergleich-

baren Fällen auch die Landessozialge-

richte in Hessen (Az.: L 9 AL 35/04) und

Niedersachsen-Bremen (Az.: L 11 AL

149/07) geurteilt. Wegen der grundsätz-

lichen Bedeutung wird aber noch das

Bundessozialgericht im Revisionsver-

fahren entscheiden müssen.

Bis dahin hat das Bundesarbeitsminis-

terium die Bundesagentur für Arbeit

»gebeten«, in Fällen eines absoluten

Beschäftigungsverbotes »vorläufig« Ar-

beitslosengeld an die betroffenen Frauen

zu zahlen. Allerdings hätte die Bundes-

regierung die Lücke mittlerweile längst

durch eine Gesetzesänderung schließen

können. Hans Nakielski

Genauso schutzbedürftig: Schwangere Arbeitslose sind künftig ebenso abgesichert wie berufstätige werdende Mütter.

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>RATGEBER SCHWANGERSCHAFT

Page 52: kompakt Februar 2011

36 | kompakt | Februar 2011

> TIPPS GESETZESÄNDERUNGEN

Neu ab2011 LOHNSTEUERKARTE: Die Finanzämter

stellen die Steuererhebung schrittweise

auf das elektronische Lohnsteuer-Ab-

zugsmerkmale-Verfahren (Elstram) um.

Arbeitnehmer erhalten deshalb für 2011

erstmals seit fast 90 Jahren keine Papp-

Lohnsteuerkarte mehr. Übergangsweise

bleibt die gelbe Karte des Jahres 2010

gültig. Jetzt sind allein die Finanzämter

– und nicht mehr die Gemeinden – An-

sprechpartner für Auskünfte und Ände-

rungen zu gespeicherten Steuerdaten,

wie etwa Steuerklassen oder Freibeträge.

An die Finanzämter müssen sich auch

diejenigen wenden, die 2011 erstmals

eine Lohnsteuerkarte benötigen. Ledige,

die 2011 erstmals ein Ausbildungsver-

hältnis beginnen, brauchen allerdings

keine Lohnsteuerkarte. Sie müssen ih-

rem Arbeitgeber lediglich die Steuer-

Identifikationsnummer, das Geburts-

datum und die Konfessionszugehörigkeit

mitteilen und schriftlich bestätigen, dass

es sich um ihr erstes Dienstverhältnis

handelt.

ARBEITSZIMMER: Für ein häus-

liches Arbeitszimmer können wieder

1250 Euro bei der Steuererklärung gel-

tend gemacht werden – allerdings nur,

»wenn für die betriebliche oder beruf-

liche Tätigkeit kein anderer Arbeitsplatz

zur Verfügung steht«. Dies gilt auch,

wenn das häusliche Arbeitszimmer

»nicht der Mittelpunkt der beruflichen

oder betrieblichen Betätigung ist«. Das

kann zum Beispiel für Handelsvertreter,

Außendienstmitarbeiter oder Lehrer

zutreffen, denen in der Firma oder in

der Schule kein Arbeitsplatz zur Verfü-

gung steht. Diese Regelung gilt rückwir-

kend ab 2007, sofern der Steuerbe-

scheid für die vergangenen Jahre noch

offen ist. Damals wurde die steuerliche

Absetzbarkeit eines häuslichen Arbeits-

zimmers erheblich eingeschränkt. Das

Bundesverfassungsgericht hatte dies

gerügt.

Durch neue Gesetze und Verordnungen änderte sich für Arbeitnehmer zum Jahreswechsel vieles.

kompakt erläutert in der Januar- und Februar-Ausgabe die wichtigsten Neue-rungen. Hier geht es um Änderungen, die seit Anfang 2011 bei Steuern, Rente, Wohn- und Elterngeld und Hartz IV gelten.

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Page 53: kompakt Februar 2011

37kompakt | Februar 2011 |

TIPP: Wer keinen eigenen Arbeitsplatz im

Betrieb hat und betriebliche Tätigkeiten zu

Hause erledigen muss, sollte sich vom Chef

eine Bescheinigung darüber ausstellen lassen

und diese beim Finanzamt vorlegen.

GLEICHGESCHLECHTLICHE LEBENS-PARTNER: Wer mit einem gleichge-

schlechtlichen Partner in einer eingetra-

genen Lebenspartnerschaft lebt, ist nun

auch beim Erbschafts- und Schenkungs-

steuerrecht einem Ehepartner vollstän-

dig gleichgestellt. Ihm stehen somit bei

Erbschaften und Schenkungen die glei-

chen Freibeträge und Steuersätze zu.

Auch bei der Grunderwerbssteuer erfolgt

eine Gleichstellung.

HAUSHALTSNAHE DIENSTLEISTUN-GEN: Wenn eine haushaltsnahe Dienst-

oder Handwerkerleistung (zum Beispiel

der altersgerechte Umbau der Wohnung)

bereits öffentlich – etwa über ein Pro-

gramm der Kreditanstalt für Wiederauf-

bau (KfW) – gefördert wird, kann diese

Leistung nicht mehr bei der Steuer gel-

tend gemacht werden. Dies gilt erstmals

für Leistungen, die im Jahr 2011 erbracht

werden. So soll eine Doppelförderung

ausgeschlossen werden.

DOPPELTE HAUSHALTSFÜHRUNG: Diese wird nun auch dann anerkannt,

wenn der Steuerpflichtige seinen Le-

bensmittelpunkt – etwa weil er heiratet –

vom Beschäftigungsort wegverlegt, aber

dort, wo er arbeitet, einen Zweitwohnsitz

behält. Die Voraussetzung dafür ist aller-

dings, dass zu diesem Zeitpunkt weder

ein Rückumzug an den Beschäftigungs-

ort geplant ist noch feststeht.

EHRENAMTLICHE BETREUER: Ehren-

amtliche rechtliche Betreuer und Vor-

münder können jetzt Aufwandspau-

schalen bis zu 2100 Euro pro Jahr

steuerfrei in Anspruch nehmen. Bisher

waren es maximal 500 Euro.

SACHBEZUGSWERTE: Wenn Arbeit-

nehmern im Betrieb unentgeltliche oder

verbilligte Mahlzeiten angeboten wer-

den, sind diese lohnsteuerpflichtig und

es müssen dafür auch Sozialabgaben ge-

zahlt werden. Der geldwerte Vorteil er-

mittelt sich aus dem sogenannten Sach-

bezugswert.

Dieser liegt 2011 bei

> 1,57 Euro für ein Frühstück

(wie 2010),

> 2,83 Euro für ein Mittag- oder

Abendessen (2010: 2,80 Euro),

> 217 Euro/Monat für kostenlose

Verpflegung (2010: 215 Euro).

> Der Sachbezugswert für eine kosten-

lose Unterkunft liegt in diesem Jahr

bei 206 Euro pro Monat.

ALTERSVORSORGE: Aufwendungen für

die gesetzliche Rente, berufsständische

Versorgungswerke und sogenannte Ba-

sis- oder Rürup-Renten können 2011 zu

72 Prozent (2010: 70 Prozent) von der

Steuer abgesetzt werden, maximal je-

doch bis zu einem Betrag von 14 400

Euro für Alleinstehende und 28 800 Euro

für Verheiratete. Bis 2025 steigt der ab-

setzbare Vorsorgeanteil schrittweise auf

100 Prozent (maximal 20 000 bezie-

hungsweise 40 000 Euro).

NEURENTNER: Im Gegenzug müssen

Neurentner einen zunehmenden Anteil

ihrer gesetzlichen, berufsständischen

und Rürup-Renten versteuern. 2011

sind es 62 Prozent (2010: 60 Prozent).

Alleinstehende Neurentner, die gesetz-

lich krankenversichert sind, mit einer

gesetzlichen Rente unter 1425 Euro im

Monat werden aber keine Steuern zahlen

müssen – sofern sie keine zusätzlichen

Einkünfte haben.

WERBEKOSTENPAUSCHALE: Diese

Pauschale für Arbeitnehmer wird von

920 auf 1000 Euro pro Jahr erhöht. Dies

soll allerdings erst mit der Gehaltsab-

rechnung vom Dezember 2011 wirksam

werden – und damit zur Erhöhung des

Dezember-Nettoeinkommens um maxi-

mal 36 Euro führen.

i den Steuern

Foto

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Page 54: kompakt Februar 2011

>

38 | kompakt | Februar 2011

Der erst im Herbst 2008 eingeführte Heizkostenzuschuss für

Wohngeldempfänger wird wieder gestrichen. Damit verrin-

gert sich der Leistungsanspruch für die über 800 000 Wohn-

geldempfänger. Bisher wurden bei der Berechnung des

Wohngelds zwischen 24 Euro (Ein-Personen-Haushalt) und

49 Euro (Fünf-Personen-Haushalt) auf die teilweise erstattete

Kaltmiete aufgeschlagen. Wohngeldansprüche, die schon

2010 bestanden, bleiben allerdings noch für den Zeitraum

gültig, für den sie bewilligt wurden.

Als Konsequenz des Bundesverfassungsgerichtsurteils vom

Februar 2010 will die Bundesregierung Hartz IV um ganze

fünf Euro erhöhen. Doch darüber wurde bei Redaktions-

schluss noch gestritten. Bereits in Kraft sind dagegen die fol-

genden Änderungen, die vielen bedürftigen Haushalte ab Ja-

nuar erhebliche Einbußen bringen werden. Übergangsregeln

gibt es dabei nicht.

TIPPS GESETZESÄNDERUNGEN

Die meisten Rentner bekommen ab 2011 weniger ausgezahlt. Ausschlaggebend dafür ist der gestiegene Beitrag zur gesetzlichen Krankenversicherung. Die Ruheständler selbst müssen dafür jetzt 8,2 (statt vorher 7,9) Prozent ihrer Rente aufbringen.

2010 (monatlich) 2011 (monatlich) 2010 (jährlich) 2011 (jährlich)

Allgemeine Rentenversicherung

– Beitragsbemessungsgrenze (West) 5500 € 5500 € 66 000 € 66 000 €

– Beitragsbemessungsgrenze (Ost) 4650 € 4800 € 55 800 € 57 600 €

Knappschaftliche Rentenversicherung

– Beitragsbemessungsgrenze (West) 6800 € 6750 € 81 600 € 81 000 €

– Beitragsbemessungsgrenze (Ost) 5700 € 5900 € 68 400 € 70 800 €

Änderungen bei der Rentenversicherung

Änderungen beim ElterngeldÄnderungen beim Wohngeld

Hier ändern sich lediglich die Verdienst-

grenzen, bis zu denen Beiträge in die

Rentenkasse gezahlt werden müssen. In

der allgemeinen Rentenversicherung

steigt diese Beitragsbemessungsgrenze

in Ostdeutschland um 150 Euro im

Monat, während sie im Westen unver-

ändert bleibt. In der knappschaftlichen

Rentenversicherung erhöht sich die

Grenze im Osten auf 5900 Euro, im

Westen sinkt sie auf 6750 Euro (siehe

Tabelle).

REDUZIERTER SATZ: Mütter und Väter mit einem vorherigen

monatlichen Nettoeinkommen von mehr als 1240 Euro be-

kommen ab 2011 statt 67 nur noch 65 Prozent als Elterngeld

ausgezahlt. Die Höchstsumme beträgt weiterhin 1800 Euro.

WEGFALL FÜR SPITZENVERDIENER: Elternpaare, die vor

der Geburt ihres Kin-

des mehr als 500 000

Euro im Jahr ver-

dient haben, bekom-

men nun kein El-

terngeld mehr. Bei

Alleinerziehenden

liegt die Grenze bei

250 000 Euro. Foto

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Weitere wichtige Werte der Rentenversicherung in 2011

Beitrag allgemeine Rentenversicherung 19,9 % (davon Arbeitnehmeranteil: 9,95 %)

Beitrag knappschaftliche Rentenversicherung 26,4 % (davon Arbeitnehmeranteil: 9,95 %)

Durchschnittsentgelt aller Versicherten (vorläufi g) 2522 €

Aktueller Rentenwert* West (vorläufi g) 27,20 €

Aktueller Rentenwert* Ost (vorläufi g) 24,13 €

*entspricht der monatlichen Rente eines Durchschnittsverdieners nach einem Jahr Beitragszahlung

Page 55: kompakt Februar 2011

39kompakt | Februar 2011 |

STREICHUNG DES ELTERNGELDES: Wie gewonnen, so zerronnen, das gilt

künftig für Familien mit Hartz IV, Kin-

derzuschlag oder Sozialhilfe, die Eltern-

geld erhalten. Die Elterngeldstellen

überweisen ihnen zwar 300 Euro Eltern-

geld – dafür wird ihnen jedoch die

Grundsicherungsleistung um (fast) 300

Euro gekürzt. Bislang durften sie das El-

terngeld voll behalten. Jetzt bleibt ihnen

davon meist lediglich eine Pauschale für

Versicherungen von 30 Euro. Diese wird

generell Empfängern von Hartz IV oder

Kinderzuschlag mit zusätzlichen Ein-

kommen gewährt. Etwa 130 000 bedürf-

tige Familien werden dadurch kaum

noch etwas vom Elterngeld haben.

STREICHUNG DES BEFRISTETEN ZU-SCHLAGS: 165 000 Hartz-IV-Haushalte

erhielten Ende 2010 noch den sogenann-

ten befristeten Zuschlag. Dieser wird an

viele gezahlt, die aus der Versicherungs-

leistung Arbeitslosengeld I in Hartz IV

»abgerutscht« sind. Der auf maximal

zwei Jahre befristete Zuschlag sollte bis-

lang dafür sorgen, dass der Absturz vom

ALG I ins ALG II abgefedert wurde. Er lag

bislang für Alleinstehende maximal bei

160 Euro pro Monat. Für Paare betrug er

höchstens 320 Euro, pro Kind kamen

nochmals bis zu 60 Euro hinzu. Bei einer

alleinstehenden Mutter mit zwei Kindern,

die bis zum ALG-II-Bezug das reguläre Ar-

beitslosengeld I erhalten hatte, waren es

also bis zu 280 Euro im Monat. Dieser

Zuschlag fällt ab Januar 2011 ersatzlos

weg – auch für »Altfälle«, die ihn bereits

Ende 2010 erhalten haben.

STREICHUNG DER RENTENVER-SICHERUNGSBEITRÄGE: Für Bezieher

von ALG II führten die Hartz-IV-Träger

bislang Rentenversicherungsbeiträge ab.

Auf Basis eines fiktiven Verdienstes von

205 Euro pro Monat waren sie in der ge-

setzlichen Rentenkasse pflichtversichert.

Das brachte ihnen zwar bei einem Jahr

ALG-II-Bezug nur ein Rentenplus von

2,09 Euro pro Monat; doch immerhin

konnten sie so auch Ansprüche auf Er-

werbsminderungsrenten und Reha-Leis-

tungen erwerben.

Änderungen bei Hartz IV und beim Kinderzuschlag

ELTERNGELD RETTENIn manchen Fällen können Familien, die Hartz IV, Kinderzuschlag oder Sozialhilfe erhalten, die Kürzung der Grundsicherungsleistung verhindern. Diese Möglichkeit besteht, wenn das Elterngeld ganz oder teilweise ein vorher bezogenes Erwerbsein-kommen ersetzt.

BEISPIEL: Hatten die Eltern vor dem Bezug von Elterngeld einen Minijob, in dem sie monatlich im Schnitt 240 Euro verdienten, erhalten sie den Mindestbetrag von 300 Euro pro Monat. In diesem Fall bleibt zwar nicht der volle Betrag von 300 Euro beim Arbeitslosengeld (ALG) II oder Kinderzuschlag anrechnungsfrei, wohl aber 240 Euro.

Wenn aus Ihrem Elterngeldbescheid bislang nicht hervorgeht, dass bei der Berech-nung Ihres Elterngelds ein Monatseinkommen von 240 Euro berücksichtigt wurde, sollten Sie nun umgehend bei der Elterngeldstelle vorsprechen und dabei die Unter-lagen über Ihr Erwerbseinkommen vor der Geburt Ihres Kindes mitnehmen. Die Stelle wird dann Ihren »Elterngeldfreibetrag« feststellen. Den Bescheid hierüber müssen Sie beim Hartz-IV-Träger oder der Familienkasse der Arbeitsagentur vorlegen. Die genannten 240 Euro dürfen Sie dann zusätzlich zum ALG II oder Kinderzuschlag behalten.

Grundlage hierfür ist der neue Paragraf 10 Absatz 5 des Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetzes, nach dem bei der Berechnung des ALG II und des Kinderzuschlags vom »durchschnittlich erzielten Einkommen aus Erwerbstätigkeit vor der Geburt bis zu 300 Euro im Monat als Einkommen unberücksichtigt« bleiben.

Nichts zu unternehmen brauchen diejenigen, die bislang schon mehr als 300 Euro Elterngeld im Monat erhalten haben. Denn in diesen Fällen ist klar: Das Elterngeld ist Ersatz für einen vorher bezogenen Lohn. Wer 700 Euro Elterngeld erhält, dessen ALG II wird also – wie bisher schon – »nur« um 400 Euro gekürzt.

Ab Anfang 2011 wurde die Rentenzah-

lung für Empfänger von ALG II ersatzlos

gestrichen. Zeiten des ALG-II-Bezugs gel-

ten dann für die gesetzliche Altersrente

nur noch als Anrechnungszeiten ohne

Wert. Wenigstens bleiben so Ansprüche

auf mögliche Erwerbsminderungsrenten

und Reha-Leistungen, die bislang erwor-

ben wurden, erhalten. Neu erworben

werden können solche Ansprüche durch

den Bezug von Hartz IV aber nicht mehr.

Auch künftig haben ALG-II-Bezieher

aber einen Anspruch auf die Riester-För-

derung, obwohl sie nicht mehr zu den

Pflichtversicherten in der gesetzlichen

Rentenversicherung gehören. Dafür

sorgt eine Änderung im Jahressteuerge-

setz. Hans Nakielski

Foto

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Page 56: kompakt Februar 2011

> RÄTSEL>

| kompakt | Februar 201140

5 15126 112 104 14131 8 93 167

versöhn-licherwerden,nachgeben

besterWegverlaufim Motor-sport

Schiffs-verband

in diesemMoment

StrominPakistan

englischeBejahungRomanvon Kipling

Frosch-lurch mitgefleckterUnterseite

Blas-instrument

Materie-teilchen

deutscherFernseh-star(Manfred)

Erbfaktor

Kosten-aufteilung

Abkür-zung für:betreffendnicht sauer

Fischfang-gerät

frz. FlussKünstler-paar

Mittel-punkt

Zins-vergütungugs.: sehrschnell

Verdros-senheitTeil desStuhls

positivesErgebnis

Vorhaben

Autokenn-zeichenvon Leer

Prahler

jegliches,sämt-liches

Fluss inSibirien

hoher Ballb. Tennis

Reife-prüfung(Kurzwort)

BenennungkleinesDach-fenster

Kadaver

unbest.Artikel

rhyth-mischeBewegungzu Musik

Neben-fluss derWeser

männlichesPferdin Vertre-tung (Abk.)

Vermin-derung

nordafr.Hauptstadt

nichtalle,manche

CD mitMusik-stücken

Autoz. fürSlowenien

Kontonum-merart (Abk.)

Fremdwortfür: ein-schließlich(Abk.)

Blut-ader

Autokz. v.Ansbach

Wein-geist

rechterRhein-zufluss

laut(Abk.)

Künstler-gruppe

Vogelpaa-rungszeit

helleFarbe

AnwohnereinerStraße

Tag derWoche

Staatin Ost-afrika

indones.Münze

Gelbwurzel

UnterweltderrömischenSage

Groß-mutter

planlos su-chen (ugs.)

Mannsbild

Grogzutat

Übertrei-bung alsKritik

japan.Zahlen-rätsel

Landes-kranken-haus (Abk.)

Pferd

Hülsen-frucht

gescheit,begabt

kalteGemüse-speise mitDressing

chem. Z.für Tantal

Gesamtheitder Erde

ich (latein.)morali-sche Ge-sinnung

Nebel(englisch)

Zensur

Brannt-wein ausRosinen

Anrede-fürwort

Pastoren-gewand

für immer

gleich-gültig

erschöpft,schlaf-bedürftig

US-Staat

oft ungiftigeSchlange

Bewohnerder grie-chischenHauptstadt

verordne-tes Medi-kament

Staat inWestafrikaStadt amRegen

spärlich,dürftig,ärmlichNachlass

1. FrauJakobs

Molkerei-erzeugnis

Streit,Aus-einander-setzung

ebenfalls,genausoNordost-europäer

Fabrik-schorn-stein

Stück vomGanzenStadt amN’rhein

TeildesDramasFaultier

munter,lebhaft

Teil desTelefonsEmp-fehlung

Festsaal

schmal

Autokenn-zeichen v.Ratzeburg

GibbonHonigwein

Verkehrs-weg

schweiz.Hauptstadtvom Tau-send (Abk.)

nordischeHirschartAutokz.von Bonn

MannschaftGeltung,Bedeu-tung

eng-lisch:sieben

negativeMit-teilung

nichtflüssigoder gas-förmig

betrüge-rischesHandeln

5 15

12

6

11

2

10

4

14

13

1 8

9

3

16 7

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Aus Grau wird BlauEntfl iehen Sie dem trüben Winterwetter und lassen Sie sich von der Show der Blue Man Group verzaubern. kompakt lädt zehn Rätselfreunde zu einem Wochenende nach Berlin ein. Das Paket beinhaltet zwei Eintrittskarten, eine Übernachtung im Maritim

Hotel, einen Imbiss sowie den Transfer zum Musical-Theater. Wer es sich gern mit einem Krimi auf dem Sofa gemütlich macht, kommt in diesem Monat ebenfalls auf seine Kosten.

Vierzig Mal verlosen wir das Buch »Leichenblässe« von Simon Beckett.

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min ein Das Paket beinhaltet

Page 57: kompakt Februar 2011

41kompakt | Februar 2011 |

GLÜCK & GLOSSE

>

Im Preisrätsel wird in diesem Monat ein Be-griff gesucht, der ein Streitgespräch zwischen mehreren Personen umschreibt. Bitte die Lösung auf eine Postkarte schreiben und einsenden an: kompakt-Redaktion, Postfach 39 45 30039 Hannover oder per Mail an: [email protected] — bitte die Adresse mit angeben. Einsendeschluss ist der 16. Februar 2011 (Datum des Poststempels ist maßgebend). Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Die Gewinner

Preisrätsel

BEI DER VERLOSUNG DER PREISE unter den Ein-sendern richtiger Lösungen fi elen die zehn Haupt-gewinne – je ein Blu-ray-Disc-Player – an: Erwin Schott, Heidesheim; Norbert Hess, Ludwigshafen; Matthias Grothe, Celle; Dieter Böhm, Dresden; Rainer Jürgens, Hamburg; Jürgen Zimmermann, Duis-burg; Helga Graef, Kirchenlamitz; Jörg Konetzky, Premnitz; Roland Plischke, Frankfurt; Bodo Fischer, Marburg.

JE EIN BÜGELEISEN VON ROWENTA erhalten: Gerhard Bostel, Walsrode; Reiner Lange, Küps; Hans-Peter Musielak, Dortmund; Udo Hoffmann, Leverkusen; Ulrich Selle, Stockstadt; Gerhard Kaul, Berlin; Wilfried Händel, Altenburg; Karin Stark, Selb; Walter Kockott, Bad Harzburg; Holger Schmidt, Crailsheim; Reinhard Müller, Düsseldorf; Dietmar Werner, Recklinghausen; Michael Erhardt, Ludwigs-hafen; Isabelle Kutschbach, Weimar; Herbert Tomat, Potsdam; Monika Enders, München; Günter Napp, Bremen; Dieter Brauers, Aachen; Doris Becker, Essen; Christa Urban, Mannheim; Joachim Martens, Uetersen; Klaus Schürer, Leipzig; Kurt Alpaslan, Karlsruhe; Thomas Thielker, Nienburg; Andreas Hinz, Penzberg; Herbert Rutkowski, Augsburg; Tobias Marx, Darmstadt; Holger Hochbein, Herne; Peter Honisch, Tostedt; Detlef Klimek, Wesel; Josef Hausmann, Altendorf; Pia Schüler, Karlsruhe; Christian Knoop, Schnakenbek; Norbert Ernst, Weinheim; Wolfgang Wenzel, Bonn; Gregor Jansen, Münster; Marco Schmidt, Melsungen; Almut Schüle, Erbach; Roland Amm, Neustadt; Brigitte Diedrich, Kühlungsborn.

Cartoon

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-Ver

lag,

Ger

hard

Glü

ck

F leischessen ist nicht schön. Je-

denfalls von außen. Der öffent-

liche Verzehr einer Bratwurst im-

pliziert immer den Verlust menschlicher

Würde. Viele Frauen denken an Schei-

dung, wenn ihr Gatte unter Ausstoß

genitalreferenzieller Fluchwörter ver-

sucht, den vom Deutschen Wurstinge-

nieurswesen entwickelten Wursttrans-

fer-Pappstreifen vom Papp-Mutterschiff

zu trennen. Die Theorie sieht Folgen-

des vor: Fixieren Sie mit der ersten

Hand die Wurst und mit der zweiten

Hand die Wurstunterlage und reißen

Sie dann mit der dritten Hand den

Streifen ab. Sie haben keine dritte

Hand zur Hand? Ja, da weist das

Konzept noch Schwächen auf.

Fleischesser sind die neuen Raucher:

Ausgestoßene einer Gesellschaft, die

sich plötzlich daran erinnert, dass

Tiere nicht zerteilt und frittiert auf die

Welt kommen. Und dass eine Pizza

mit Speckstreifen und Fleischklopsen

obendrauf keine »leichte mediterrane

Küche« ist. Die Deutschen geben im

Schnitt 0,000000096 Prozent ihres Net-

togehalts für gesunde Ernährung aus.

Das heißt umgerechnet: Sie kaufen

sich alle 36 Jahre einen Apfel. Für

das restliche Geld kaufen sie sich Grill-

gut-Brenneisen mit auswechselbaren

Metallbuchstaben, mit denen sie »Die

Kuh macht Muh – jetzt gibt sie Ruh«

auf ihr Fleisch schreiben oder »Ohne

Fleisch kein Preisch« oder »Dieses

Steak und alles links von hier gehört

I. Grimm«.

Diego Maradona ist neulich ins

Krankenhaus eingeliefert worden. Of-

fizielle Diagnose: »Überdosis Steak.«

»Diego, Sie müssen mehr Gemüse es-

sen«, sagte der Arzt. »Tu ich doch!«,

sagte Maradona. »Nein«, sagte der

Arzt. »Hühnchen gilt nicht.«

Imre Grimm

GRIMMS MÄRCHEN

R A U W E T S G LE R G E B N I S O E L K A N N E

V I Z E A I R P O R T A S I E NS T R A H L E R H A L T E T A

T U N O F E T A A S TB R I E F P R O F I M E T E O RI O C B L O C K T U P F E N I

G E R A P A A R L E H M F AG A U L A O S

V E R S Z O L LG N U N E S T I N

H R O G E IR E E T O S O G

P E G E L A L G EA V E U P U D E R

U L M E G S IL E D I G A U H P E F T A

L E H R E N I M K E R E IT A R A E D I T O R I A L L K W

G E N A U F E R N E S T D AW A P D E Z E N T N O A H D N

S T O E R E R E B E R E L O KS I E L H E I N E A S K E S E

B I L D N E R A G E N U E G E N

Lösung Januar 2011: FORTSCHRITTSWILLE

Die Metzgersgattin bürgt auch im neuen Jahr für Qualität.

Page 58: kompakt Februar 2011

42 | kompakt | Februar 2011

> MEIN ARBEITSPLATZ

Kristallklare Angelegenheit»Dass ich Glasmacher werden woll-

te, daran ist eigentlich mein Opa

schuld. Der hat nämlich als Frem-

denführer in einer Glashütte gearbeitet.

Mit acht Jahren war ich mal mit dabei,

durfte zuschauen und auch einiges selbst

probieren. Das hat mich so fasziniert,

dass ich den Beruf dann auch erlernen

wollte. Am schönsten finde ich Kelchglä-

ser. Wenn ich in einem Restaurant bin,

dann schaue ich mir oft die Gläser an,

ob Fehler drin sind. Schlechte Gläser

erkenne ich sofort. Aber wir stellen

nicht nur Trinkgläser her, sondern auch

Gartendekorationen oder kleine Figuren.

Glas ist ein vielseitiger Werkstoff, das

gefällt mir. Nur das frühe Aufstehen um

fünf Uhr, das gefällt mir nicht so gut.

Wenn wir morgens mit der Arbeit begin-

nen, hat der Schmelzer über Nacht be-

reits Quarzsand, Kalk und Soda im Ofen

gemischt und eingeschmolzen.

Dann sticht man mit der langen Glas-

macherpfeife in den Ofen rein und holt

die Glasmasse heraus. Man formt sie

grob, dann kommt sie in

eine hölzerne Form. Nun

muss man mit viel Ge-

fühl in die Pfeife blasen.

Dieser Arbeitsschritt ge-

fällt mir am besten. Gleich-

zeitig ist der aber auch der schwierigste,

denn man muss genau im Gefühl haben,

wie stark man bläst und wie lang das Glas

in der Form bleibt. Aber wenn sich die

Form dann öffnet und du siehst, das Glas

ist schön geworden, dann ist das einfach

ein gutes Gefühl. Danach wird die Kappe

abgeschlagen und der obere Rand noch-

mal angewärmt, damit man ihn gerade

abschneiden und glätten kann. Danach

kühlt das Glas auf einer speziellen Kühl-

bahn langsam ab. Der ganze Ablauf wird

von den Glasmachern im Team erledigt.

Das gefällt mir an meinem Beruf: Ich hab

nie Tätigkeiten, bei denen ich alleine bin.

Für die Zukunft habe ich mir noch

nicht so viele Gedanken gemacht. Super

wäre es natürlich, wenn ich nach der Aus-

bildung übernommen würde. Einen eige-

nen Betrieb will ich nicht, das ist

mir zu viel Buchhaltung. Ich bin

eher ein Handwerker.

Aufgezeichnet von Matthias Eberl

Die Formbarkeit des Werkstoffsfasziniert Christian Wittke.

Foto

: Mat

thia

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In einer Ton-Bild-Schau unter www.igbce-jugend.de sehen Sie mehr Bilder von Christian Wittkes Arbeitsplatz, hören, wie Glasproduktion klingt, und lesen mehr zum Beruf des Glasmachers.

»Im Restaurant erkenne ich

schlechte Gläser sofort.« «

CHRISTIAN WITTKE (17) ist Glasmacherazubi bei der Glashütte Eisch in Frauenau

Page 59: kompakt Februar 2011

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Page 60: kompakt Februar 2011

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