Kompetenzorientiertes Lernen und Prüfen im Fach...
Transcript of Kompetenzorientiertes Lernen und Prüfen im Fach...
Traditioneller Unterricht
Inputsteuerung über detaillierte inhaltliche Vorgaben in sämtlichen Fächern und Schulformen;
Kontinuierliche Abfolge von Inhalten wird durch Lehrende bestimmt
Additive Hierarchie: Inhalte müssen nicht unbedingt auf bereits erworbenes Wissen aufbauen
Form der alten Wissensvermittlung: überwiegend
fragend - entwickelnde Unterrichtsgespräche; Inhalt wird gelehrt
Traditioneller Unterricht
„Eine Form des Lernens, die wir
‚Kulissenlernen‘ nennen, scheint für
die Schulsituation typisch zu sein.
Schüler/innen und Studenten/innen haben
effektive Strategien erworben, die es
ihnen ermöglichen, die äußeren
Anforderungssituationen der Schule zu
bewältigen, ohne ein gründliches
Verständnis der zu lernenden Inhalte
erreicht zu haben.“
Lehtinen, Erno: Institutionelle und motivationale Rahmenbedingungen
und Prozesse des Verstehens im Unterricht. In: Reusser, K./Reusser-
Weyeneth, M.: Verstehen. Psychologischer Prozess und didaktische
Aufgabe. Hans Huber. Bern. 1997
Dobler, Karin (2011): PPT zur Veranstaltung „Fachdidaktik innovativ“ am 23.11.2011.Institut für Geographie und
Regionalforschung der Universität Wien
Traditionelle Leistungsbeurteilung
Betonung des kognitiven Wissens
Fachspezifische bzw. überfachliche Fähigkeiten und Fertigkeiten sind erwünscht, aber nicht unbedingt erforderlich
Reproduktion ist wichtiger als Transfer und Anwendung
Komplexität ist quantitativ und nicht qualitativ definiert
Altes versus neues Unterrichten
(vgl. Lersch, 2010, S.33)
Kompetenzorientierter Unterricht
Übernahme von Verantwortung für das eigene Lernen Schüler/innen stehen im Zentrum des Lernprozesses
Konkrete Ziele/Zielvorgaben
Gliederung des Lernpro-zesses in verschiedene Leistungsstufen
Ermöglicht Bestands-aufnahme: „Wo stehe ich?“
Hohe Transparenz
Dobler, Karin (2011): PPT zur Veranstaltung „Fachdidaktik innovativ“ am 23.11.2011.Institut für Geographie und
Regionalforschung der Universität Wien
Kompetenzorientiertes Unterrichten Ia
Grundlage ist ein fachliches (domänenbezogenes) Problem
Auf dieser Grundlage müssen problemlösende, entdeckende und produzierende Verfahren angeboten werden.
Ergebnis:
- ein weitgehend eigenständiger Erwerb von Wissen und Können
- Schaffung und Wahrnehmung von Handlungs- und Gestaltungs-
möglichkeiten
Bewältigung darf sich nicht in einer angemessenen Analyse erschöpfen;
Handlungsmöglichkeiten müssen erprobt und reflektiert werden !
Kompetenzorientiertes Unterrichten Ib
Beispiele für fachspezifische Probleme in GWK:
Ursachen und Folgen der globalen, europäischen bzw. nationalen demographischen Dynamik
Nutzungskonflikte bei Ressourcen
Strukturwandel von Regionen, Entstehung von regionalen Disparitäten
Interessensgegensätze bei der Wirtschafts- und Sozialpolitik
Prozesse der Verstädterung und Folgen….
Kompetenzorientiertes Unterrichten II Erwerb fachlicher Kompetenzen
(vgl. Lersch, 2010, S.46)
Kompetenzorientiertes Unterrichten II Systematischer (=vertikaler) Lerntransfer
ZIEL
LERNFORM
UNTERRICHTSFORM
Erwerb intelligenten und
vernetzten fachlichen
Wissens
Sachlogisches,
inhaltsbezogenes Lernen
Wiederholen
Herstellen von Zusammen-
hängen zum Vorwissen
(=Anschlussfähigkeit „nach
hinten und nach vorne“)
NEU: Hinweis/Erkenntnis, was man mit dem Wissen „anfangen“ kann
Vgl. Lersch 2010, S.39
Kompetenzorientiertes Unterrichten II Welches Wissen soll gefördert werden?
Wissensdimensionen
Faktenwissen
Prozedurales Wissen
Konzeptionelles Wissen
Metakognitives Wissen
nach: Kühberger, Chr. (2011): Aufgabenarchitektur für den kompetenzorientierten
Geschichtsunterricht, S.8, Abb.4
Kompetenzorientiertes Unterrichten II Faktenwissen – höheres Anspruchsniveau gefragt
Beurteilen : Das zu bewertende Ereignis oder den Sachverhalt sichten, nach Beurteilungskriterien suchen und diese mit dem Ereignis oder Sachverhalt in Beziehung setzen
Synthesen bilden : Ereignisse oder Sachverhalte miteinander verknüpfen
Analysieren : Strukturen durchschauen, die Elemente identifizieren und die Beziehungen zwischen den Elementen erkennen
Anwenden : Kenntnisse oder Einsichten auf andere Sachverhalte übertragen
Verstehen : Ereignisse oder Sachverhalte durchschauen, Erklärungen nachvollziehen (ohne Verbindungen zu anderen Materialien herzustellen)
Wissen : Sich an Ereignisse/ Sachverhalte erinnern, diese erkennen
Kühberger,Chr.:2011,Abb.6
Reflexionsvieleck zur Aufgabenerstellung
Kompetenzorientiertes Unterrichten II Systematischer Wissensaufbau
Kompetenzvermittlung (=instruktivistisch) erfolgt in bestimmten Abläufen und Stufen:
I Wahrnehmen, Verstehen, Wissen
II Erklären/Bewerten/Beurteilen
III Sachgerecht Entscheiden/planvoll Handeln
IV Analysieren/Synthetisieren
V Situationen gestalten
VI Reflektieren
Struktur ist aber nicht additiv und statisch, sondern entwickelt sich dynamisch und bedingt sich gegenseitig !
Vgl. Jung, 2010, S.100ff
Kompetenzorientiertes Unterrichten II Welches „neue“ Wissen benötigt ein kompetenzorientierter
GW-Unterricht?
konzeptionelles Wissen
- Konzepte
- Modelle
- Theorien
Beispiele: Zentrum – Peripherie – Modell, Demographischer
Übergang, Raumkonzepte, Stadtmodelle,
Syndromkonzept des Globalen Wandels,
Entwicklungstheorien…
Konzept des „Homo oeconomicus“, Neoliberalismus,
Keynesianismus….
prozedurales Wissen
- Fachspezifische Fähigkeiten
und Techniken
- Methoden
Beispiele: Interpretation von Diagrammen und
Statistiken, Anwendung von GIS, Analyse
und kritische Beurteilung von Karten, Luftbildern und
Satellitenaufnahmen …
Rollenspiel, Pro- und Contra-Debatte, Gruppen-
Puzzle, Thesengespräch….
Mind Map, Mystery, Netzwerkanalyse,
Szenariotechnik…..
Kompetenzorientiertes Unterrichten III Erwerb überfachlicher Kompetenzen
Ihr Erwerb erfolgt im Kontext des Fachunterrichts und ist auf allen
Stufen im Zusammenwirken mit dem kognitiven, handelnden und
reflektiven Bereich in das Lernangebot einzubeziehen
Dazu gehören:
Selbständigkeit
Kooperationsfähigkeit
Empathie
Eigenverantwortlichkeit erfordert Abstimmung im Team!
Kooperationsfähigkeit
Lernkompetenz
Kritikfähigkeit
Outputorientierung in GWK I
GW - Lehrplan der AHS schreibt sechs Kompetenzen
vor, die anhand von Themen und Lernzielen erworben
werden können.
Die Konkretisierung (Fallbeispiele, Fragestellungen)
muss immer einer Legitimation unterzogen werden.
Lässt sich daran eine angestrebte Kompetenz erwerben?
Outputorientierung in GWK II
Leitende Kompetenzen für alle vier Jahre:
a) Fachliche Kompetenzen:
Umwelt-, Gesellschafts- und Wirtschafts-
kompetenz
b) Methodische Kompetenzen:
Methoden-, Orientierungs- und Synthese-
kompetenz
Die neue Aufgabenkultur I
Aufgaben steuern die Unterrichtsprozesse und nicht der Vortrag der Lehrenden oder das L-S-Gespräch
Aufgaben ermöglichen Selbstverantwortung für das eigene Lernen zu übernehmen
Aufgaben individualisieren den Prozess der Informations-verarbeitung
Aufgaben ermöglichen den Transfer und die Beurteilung von fachlichen, methodischen und überfachlichen Kompetenzen
Aufgaben fördern eine problemorientierte Lösekompetenz
Aufgaben machen Kompetenzen erfahrbar
Verändert nach: Hieber u.a., 2011, S.2
Die neue Aufgabenkultur II Lernpsychologische Kriterien
Aufgabenstellungen sollten
klare, konkrete Erwartungen für die Bewältigung (Umfang, Art der Bearbeitung, Zeit usw.) vorgeben, mit ausreichender Arbeitszeit verknüpft und lösbar sein;
Sorgfältig ausgewählte Verben (Operatoren) aufweisen, die die Aufgaben spezifizieren (benennen, begründen etc.); die Bedeutung der Operatoren muss den Lernenden klar sein (!);
an Bekanntes anknüpfen und nur solche methodischen Fähigkeiten abfordern, die zuvor (im Sinn des Methodenlernens) eingeübt worden sind und damit dem Denken und Handeln der Lernenden eine Brücke bauen (gleichzeitig aber auch den Transfer berücksichtigen);
bei komplexeren Aufgaben überschaubar in Teilaufgaben gegliedert sein;
durch Variation des Schwierigkeitsgrades eine Leistungsdifferenzierung und Individualisierung ermöglichen;
auch bei Prüfungen das Interesse und die Neugierde der Lernenden wecken;
verändert nach Kühberger, Chr. 2011
Aufgaben ermöglichen Kompetenzerwerb auf verschiedenen Anforderungsbereichen I
Reproduktionsleistung
Transferleistung
Reflexion und Problemlösung
Operatoren zeigen den Anforderungsbereich an
Der Komplexitätsgrad sollte von der 5. zur 8.Klasse ansteigen
Kompetenzen auf verschiedenen Anforderungsbereichen II
Reproduktionsleistung:
Fachspezifische Sachverhalte wiedergeben und darstellen
Art des Materials bestimmen
Informationen aus Material entnehmen
Fachtermini verwenden
Geübte Arbeitstechniken anwenden
Praxis Politik 3/2007, S.35-39
Kompetenzen auf verschiedenen Anforderungsbereichen III
Transferleistung:
Zusammenhänge erklären
Sachverhalte verknüpfen und einordnen
Materialien analysieren
Sach- und Werturteile unterscheiden.
Praxis Politik 3/2007, S.35-39
Kompetenzen auf verschiedenen Anforderungsbereichen IV
Reflexion und Problemlösung:
Sachverhalte und Probleme selbstständig und mit geeigneten Methoden und Medien erörtern
Hypothesen entwickeln
Eigene Urteilsbildung reflektieren
Handlungsoptionen entwickeln
verändert nach: Praxis Politik 3/2007, S.35-39
Leistungsbeurteilung im kompetenzorientierten Unterricht I
Trennung von Lern- und Leistungsphasen (beim Lernen: man darf Fehler machen –keine Bewertung!!)
Passend zum Unterrichtsgeschehen „breite“ Aufgabenkultur: Aufgaben für alle Kompetenzebenen
Ausschöpfen vieler Möglichkeiten der Leistungsbewertung – muss lernförderlich sein!
Verändert nach: Dobler, Karin (2011): PPT zur Veranstaltung „Fachdidaktik innovativ“ am 23.11.2011.Institut für Geographie und
Regionalforschung der Universität Wien
Leistungsbeurteilung im kompetenzorientierten Unterricht II
Quelle: LEITFADEN ZUR LEISTUNGSBEURTEILUNG UND RÜCKMELDEKULTUR in der Vorarlberger Mittelschule.
Zitiert nach Dobler, K. PPT vom 23.11.2011
Leistungsbeurteilung im kompetenzorientierten Unterricht III
Alternative Leistungsbeurteilung erforderlich
Protokolle
Dossiers
Lernplakate
Concept Maps
Präsentationen
Portfolioarbeit ……
Dobler, Karin (2011): PPT zur Veranstaltung „Fachdidaktik innovativ“ am 23.11.2011.Institut für Geographie und Regionalforschung der
Universität Wien
Aufgabenformate für die mündliche GWK - Reifeprüfung I
Haben die sechs Kompetenzen des
Lehrplans und die im Team festgelegten
lernzielorientierten Themen zur Grundlage
Berücksichtigen alle drei Anforderungs-
bereiche
Ermöglichen durch Teilaufgaben eine
materialgebundene Auseinandersetzung mit
der Fragestellung
Aufgabenformate für die mündliche GWK - Reifeprüfung II
Formale Kriterien:
Die Formulierung auf verschiedenen AFN erfolgt mit Hilfe von Operatoren; der Schwerpunkt soll auf dem AFN 2 und 3 liegen
Die Teilaufgaben sind klar gegeneinander abgegrenzt
Die Verwendung des Materials muss unumgänglich sein
Das Material muss innerhalb der vorgesehenen Vorbereitungszeit bearbeitbar sein; einwandfreie technische Qualität, Quellenangabe und Aktualität wird vorausgesetzt
Das Material kann unterschiedliche Textsorten, Karten, Statistik, Diagramme, Bilder, Plakate, kurze Filmausschnitte, Hörtexte umfassen; es kann auch online verfügbar sein
strittige gesellschaftspolitische, ökonomische und ökologische Fragestellungen müssen sich auch in den Materialien widerspiegeln
Literatur
Fahse,C.(2004):Wie unterrichtet man Kompetenzen? Anregungen für die Unterrichtspraxis. MNU 57/8
Faulstich-Christ,K./Lersch,R./Moegling,Kl.(2010): Kompetenzorientierung in Theorie, Forschung und Praxis. Prolog Verlag, Immenhausen bei Kassel
Heymann, H.W.(2004):Besserer Unterricht durch Sicherung von „Standards“? In: Pädagogik, Heft 6, Juni, Beltz Verlag, Weinheim
Hieber, U.u.a. (2011): (Sich) geographische Aufgaben stellen. In: Aufgaben stellen – Kompetenzen fördern. Themenheft „geographie heute“ 291/292, Friedrich Verlag, S.2-9
Jung, E.(2010).Kompetenzerwerb.Oldenbourg Verlag, München
Klieme, E. (2004): Was sind Kompetenzen und wie lassen sie sich „messen“? In: Pädagogik, Heft 6, Juni, Beltz Verlag, Weinheim
Kühberger, Chr.(2011): Aufgabenarchitektur für den kompetenzorientierten Geschichtsunterricht. In: Historische Sozialkunde 1, S.3-13, hrsg. vom Verein für Geschichte und Sozialkunde, Wien
Checkliste zur Abiturprüfung Sozialkunde/Politik. In: Praxis Politik 3/2007. S.35-39, Westermann Verlag, Braunschweig
Prüfungskultur (2008). Leistung und Bewertung (in der) Schule. Klagenfurt, Institut für Unterrichts- und Schulentwicklung.
Rhode - Jüchtern, T.(2009): Eckpunkte einer modernen Geographiedidaktik. Klett/Kallmeyer , Seelze
Stern, Th. (2010): Förderliche Leistungsbewertung. Özeps.
Weinert, F.E.(2001): Leistungsmessung in Schulen, Beltz Verlag, Weinheim