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>>>>> SPEKTRUM Stuttgarter uni kurier Nr. 108 2/2011 4 Spannende Momente für Wissenschaftler und Öffentlichkeit: Prof. Alfred Krabbe erläutert die Technik des 17 Tonnen schweres Teleskops, dem Herz- stück von SOFIA. Kinder und Jugendliche waren im Rahmen der Ausstellung „Augen im All“ zum Mitmachen eingeladen. (Fotos: DSI, Eppler) Fast schon andächtig stehen die Fotojournalisten am Mit- tag des 19. September 2011 auf dem Rollfeld des Stuttgar- ter Flughafens im abgesperrten Bereich vor dem Flugzeug „Clipper Lindbergh“ und machen ihre Bilder. Die umgebau- te Boeing 747SP beherbergt das Stratosphären-Observato- rium für Infrarot-Astronomie (SOFIA), das wenige Stunden vorher zum ersten Mal in Stuttgart gelandet ist und dort drei Tage lang der Öffentlichkeit präsentiert wird. Von vor- ne betrachtet macht das gewaltige Flugzeug den Eindruck, als wolle es jeden Moment aus dem Stand abheben – pas- send zur Aufbruchsstimmung, die im Inneren herrscht. Dort trifft man auf ein aufgeregtes Durcheinander: Mitarbeiter des Deutschen SOFIA Instituts (DSI), des Deutschen Zen- trums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und anderer Projekt- partner erläutern den Aufbau des Flugzeugs und die Bedeu- tung der verschiedenen Gerätschaften. Man kann die Begeisterung aller Beteiligten förmlich greifen, dass sie SOFIA nach mehr als einem Vierteljahrhundert der Planung nun endlich in Stuttgart präsentieren dürfen. „Auf diesen Moment haben wir lange gewartet“, strahlt Prof. Hans-Peter Röser, Direktor des Instituts für Raum- fahrtsysteme der Universität Stuttgart. Wie bedeutsam das Projekt für die Wissenschaft ist, kann man an den freudigen Äußerungen erkennen und an vielen Zahlen – am eindrück- lichsten werden die Dimensionen aber, wenn man das Trä- gerflugzeug des SOFIA-Projektes tatsächlich besichtigt. Die Boing, bis 1995 noch als Linienmaschine der Fluggesell- schaft PanAm im Einsatz, ist eine leicht verkürzte Variante des normalen Jumbo Jets und benötigt deshalb längere Höhen- und Seitenruder. Dadurch gehört das Flugzeug zu den höchsten überhaupt, erklärt Prof. Krabbe, Leiter des Deutschen SOFIA Instituts (DSI) der Uni Stuttgart: „Man findet kaum eine Halle, die hoch genug ist, um das Flug- zeug aufzunehmen.“ Das macht den Eindruck der bulligen zweistöckigen Maschine umso gewaltiger, und wenn man durch das Innere der Boeing läuft, wo modernste Compu- ter und riesige Forschungsmaschinen eingebaut sind, dann spürt man erst, wie viel Arbeit in diesem Projekt stecken muss. Dieses Gefühl konnten neben Journalisten auch eini- ge Stuttgarter Bürger erleben, die das Glück hatten, einen der 600 Plätze bei einer öffentlichen Führung zu ergattern, die die Universität Stuttgart gemeinsam mit der Stuttgarter Zeitung vergeben hatte. Diese waren zwar in Windeseile vergeben, allerdings konnte man auch von der Besucher- terrasse des Flughafens einen guten Blick auf das Flugzeug werfen. Außergewöhnliche Sichten ins Universum Mit SOFIA sollen in den nächsten 20 Jahren mehrmals pro Woche verschiedenste kosmische Objekte wie zum Beispiel entstehende Sterne oder das Zentrum der Milchstraße beobachtet werden. Das infrarote Licht dieser Objekte, für das sich die Wissenschaftler interessieren, ist vom Boden aus nicht zu messen, da insbesondere der Wasserdampf in der Erdatmosphäre für diese Strahlung unpassierbar ist. In der Flughöhe von etwa 14 Kilometern ist der Einfluss der Erdatmosphäre vernachlässigbar und somit der Weg frei für die Beobachtung der infraroten Strahlung interessanter astronomischer Objekte. Das Herzstück für diese Beobachtungen stammt aus Deutschland: Das 17 Tonnen schwere Teleskop mit einem Durchmesser von 2,7 Metern, das bei Außentemperaturen von minus 50 Grad und Geschwindigkeiten um die 900 Stundenkilometer dennoch präzise Aufnahmen machen soll. „Das ist so, wie wenn Sie mit einem Porsche 250 Kilo- meter schnell auf der Autobahn fahren und aus dem geöff- neten Seitenfenster ein Eurostück in 16 Kilometern Entfer- nung mit einem Laserpointer treffen wollen”, erklärt Hans- Peter Röser die immense Herausforderung, aus einem vibrierenden Flugzeug heraus entfernte Sterne aufzuneh- men. Die deutschen Ingenieure haben den Forderungskata- log der Wissenschaftler sogar noch übertroffen, so Röser. Alfred Krabbe ist ebenfalls zuversichtlich, dass alle Heraus- LANDUNG DER WELTWEIT EINZIGARTIGEN „MOBILEN STERNWARTE“ IN STUTTGART >>>>>>>>>>>>>>>>>>> SOFIA – Botschafterin der Astronomie

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> > > > >S P E K T R U M Stuttgarter unikurier Nr. 108 2/2011

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Spannende Momente für Wissenschaftler und Öffentlichkeit: Prof. Alfred Krabbe erläutert die Technik des 17 Tonnen schweres Teleskops, dem Herz-stück von SOFIA. Kinder und Jugendliche waren im Rahmen der Ausstellung „Augen im All“ zum Mitmachen eingeladen. (Fotos: DSI, Eppler)

Fast schon andächtig stehen die Fotojournalisten am Mit-tag des 19. September 2011 auf dem Rollfeld des Stuttgar-ter Flughafens im abgesperrten Bereich vor dem Flugzeug„Clipper Lindbergh“ und machen ihre Bilder. Die umgebau-te Boeing 747SP beherbergt das Stratosphären-Observato-rium für Infrarot-Astronomie (SOFIA), das wenige Stundenvorher zum ersten Mal in Stuttgart gelandet ist und dortdrei Tage lang der Öffentlichkeit präsentiert wird. Von vor-ne betrachtet macht das gewaltige Flugzeug den Eindruck,als wolle es jeden Moment aus dem Stand abheben – pas-send zur Aufbruchsstimmung, die im Inneren herrscht. Dorttrifft man auf ein aufgeregtes Durcheinander: Mitarbeiterdes Deutschen SOFIA Instituts (DSI), des Deutschen Zen-trums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und anderer Projekt-partner erläutern den Aufbau des Flugzeugs und die Bedeu-tung der verschiedenen Gerätschaften. Man kann dieBegeisterung aller Beteiligten förmlich greifen, dass sieSOFIA nach mehr als einem Vierteljahrhundert der Planungnun endlich in Stuttgart präsentieren dürfen.

„Auf diesen Moment haben wir lange gewartet“, strahltProf. Hans-Peter Röser, Direktor des Instituts für Raum-fahrtsysteme der Universität Stuttgart. Wie bedeutsam dasProjekt für die Wissenschaft ist, kann man an den freudigenÄußerungen erkennen und an vielen Zahlen – am eindrück-lichsten werden die Dimensionen aber, wenn man das Trä-gerflugzeug des SOFIA-Projektes tatsächlich besichtigt. DieBoing, bis 1995 noch als Linienmaschine der Fluggesell-schaft PanAm im Einsatz, ist eine leicht verkürzte Variantedes normalen Jumbo Jets und benötigt deshalb längereHöhen- und Seitenruder. Dadurch gehört das Flugzeug zuden höchsten überhaupt, erklärt Prof. Krabbe, Leiter desDeutschen SOFIA Instituts (DSI) der Uni Stuttgart: „Manfindet kaum eine Halle, die hoch genug ist, um das Flug-zeug aufzunehmen.“ Das macht den Eindruck der bulligenzweistöckigen Maschine umso gewaltiger, und wenn mandurch das Innere der Boeing läuft, wo modernste Compu-

ter und riesige Forschungsmaschinen eingebaut sind, dannspürt man erst, wie viel Arbeit in diesem Projekt steckenmuss. Dieses Gefühl konnten neben Journalisten auch eini-ge Stuttgarter Bürger erleben, die das Glück hatten, einender 600 Plätze bei einer öffentlichen Führung zu ergattern,die die Universität Stuttgart gemeinsam mit der StuttgarterZeitung vergeben hatte. Diese waren zwar in Windeseilevergeben, allerdings konnte man auch von der Besucher-terrasse des Flughafens einen guten Blick auf das Flugzeugwerfen.

Außergewöhnliche Sichten ins UniversumMit SOFIA sollen in den nächsten 20 Jahren mehrmals proWoche verschiedenste kosmische Objekte wie zum Beispielentstehende Sterne oder das Zentrum der Milchstraßebeobachtet werden. Das infrarote Licht dieser Objekte, fürdas sich die Wissenschaftler interessieren, ist vom Bodenaus nicht zu messen, da insbesondere der Wasserdampf inder Erdatmosphäre für diese Strahlung unpassierbar ist. Inder Flughöhe von etwa 14 Kilometern ist der Einfluss derErdatmosphäre vernachlässigbar und somit der Weg frei fürdie Beobachtung der infraroten Strahlung interessanterastronomischer Objekte.

Das Herzstück für diese Beobachtungen stammt ausDeutschland: Das 17 Tonnen schwere Teleskop mit einemDurchmesser von 2,7 Metern, das bei Außentemperaturenvon minus 50 Grad und Geschwindigkeiten um die 900Stundenkilometer dennoch präzise Aufnahmen machensoll. „Das ist so, wie wenn Sie mit einem Porsche 250 Kilo-meter schnell auf der Autobahn fahren und aus dem geöff-neten Seitenfenster ein Eurostück in 16 Kilometern Entfer-nung mit einem Laserpointer treffen wollen”, erklärt Hans-Peter Röser die immense Herausforderung, aus einemvibrierenden Flugzeug heraus entfernte Sterne aufzuneh-men. Die deutschen Ingenieure haben den Forderungskata-log der Wissenschaftler sogar noch übertroffen, so Röser.Alfred Krabbe ist ebenfalls zuversichtlich, dass alle Heraus-

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SOFIA – Botschafterin der Astronomie

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forderungen gemeistert werden: „Mit SOFIA werden deut-sche und amerikanische Astronomen viele außergewöhnli-che Einsichten in das Universum gewinnen.“

„Die Anstrengungen haben sich gelohnt“SOFIAs Weg von der Idee zum einsatzbereiten Forschungs-flugzeug war lang: Seit über 25 Jahren rührt Hans-PeterRöser schon die Werbetrommel für das Projekt, und auchdie Finanzierung musste in langen, harten Verhandlungenorganisiert werden. Uni-Kanzlerin Bettina Buhlmann ist heu-te froh, das deutsche wissenschaftliche Betriebszentrumdes insgesamt 700 Millionen Euro teuren amerikanisch-deutschen Projektes nach Stuttgart geholt zu haben – gegendurchaus namhafte Mitbewerber aus Köln und Bonn. Fürdie optimale Koordination von SOFIA wurde neben derBeteiligung von bereits vorhandenen Instituten extra dasDSI gegründet, die Universität lässt sich die Beteiligung amProjekt insgesamt 2,3 Millionen Euro an Eigenmittelnkosten. „Ich darf heute sagen: Die Anstrengungen habensich gelohnt“, so die Kanzlerin: „SOFIA ist zur Keimzellegeworden für interdisziplinäre Forschungsprojekte, die weitüber die Grenzen der Luft- und Raumfahrt hinausreichen.Unsere Universität, die heute über die bundesweit größteFakultät der Luft- und Raumfahrt und Geodäsie mit rund2.000 Studierenden verfügt, ist durch SOFIA im weltweitenWettbewerb um die besten Köpfe noch attraktiver gewor-den.“

Neben den wissenschaftlichen Aspekten steht dasObservatorium SOFIA auch ganz im Zeichen der Bildungs-und Öffentlichkeitsarbeit. So soll es Lehrern und vielleichtauch Schülern möglich gemacht werden, an Forschungsflü-gen teilzunehmen. In Deutschland arbeitet das DSI außer-dem eng mit verschiedenen Schulen zusammen, so auchmit dem Gottlieb-Daimler-Gymnasium. Dessen Schülerdurften ebenfalls vor Ort sein, sie erhielten nicht nur eineSonderführung durch das Flugzeug, sondern präsentiertenan zwei Tagen mit viel Enthusiasmus ihre Projekte. Gleich-zeitig mit der Landung von SOFIA wurde außerdem die

Ausstellung „Augen im All“ im Terminal 3 des StuttgarterFlughafens eröffnet. Nach der offiziellen Begrüßung führteRobert Clausen vom Planetarium Laupheim durch die inter-aktive Ausstellung, deren Exponate von einer originalge-treuen Replik von Galileo Galileis erstem Teleskop bis hin zuModellen von hochmodernen Messinstrumenten wie denWeltraumteleskopen Herschel und Planck reichen. Blickfangauf der Galerie im Terminal 3 des Flughafens Stuttgart war

ein fast drei Meter hohes Modell einer Ariadne 5-Rakete, umdas herum zehn beidseitig beleuchtete Displays sowie überzwei Quadratmeter messende Großbilder das Thema Infra-rot-Astronomie allgemein verständlich vermittelten.

Till HafermannKONTAKT

Prof. Alfred KrabbeDeutsches SOFIA InstitutTel. 0711/685-62406e-mail: [email protected]> > > www.dsi.uni-stuttgart.de

Fachsimpeln am Rande der Pressekonferenz: Im Vordergrund Flughafen-Geschäfstführer Georg Fundel (links) und Prof. Hans-Peter Röser vom IRS.

(Foto: Eppler)

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Ideenschmiede der SuperlativeWie von einem anderen Stern präsentiert sich das Raum-fahrtzentrum Baden-Württemberg (RZBW) auf dem UniCampus am Pfaffenwaldring, das am 26. Oktober offizielleröffnet wurde. Der futuristisch anmutende dreistöckigeNeubau erstreckt sich über 60 Meter, ist schwungvoll gebo-gen wie eine Banane, komplett mit einer metallischenAußenhaut ummantelt und neue Forschungsheimat für über100 Wissenschaftler und Ingenieure der Uni Stuttgart. In sei-nem Innenleben dreht sich alles um Raumfahrtsysteme,Raumtransporttechnologie, Satelliteninstrumentenentwick-lung, Astronautik, Flugzeugastronomie und Weltraumphysik– geforscht und entwickelt wird in enger Kooperation mitden anderen Uni-Instituten im Bereich der Luft- und Raum-fahrt sowie internationalen Partnern aus Industrie, Wirt-schaft und außeruniversitären Forschungseinrichtungen.

Als landesweites Forum für Wissenschaft, Industrie undÖffentlichkeit soll das Raumfahrtzentrum den Technologie-

transfer und Gedankenaustausch zwischen den beteiligtenInstitutionen weiter ausbauen und bietet beste Vorausset-

Hinter der Aluminium-Fassade entstehen brillante Raumfahrt-Ideen. (Foto: Eppler)

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zungen für Forschung, Entwicklung und Lehre. „Mit derEröffnung des Raumfahrtzentrums wird die Uni Stuttgartzur größten und wichtigsten universitären Forschungs- undAusbildungsstätte Europas im Bereich der Raumfahrt“,freute sich Unirektor Wolfram Ressel bei der Eröffnung undsagte der Raumfahrt eine „große Zukunft“ voraus. „DasZentrum ist ein wichtiger Baustein für den gemeinsamenForschungscampus mit dem Deutschen Zentrum für Luft-und Raumfahrt (DLR), der wiederum richtungsweisend istfür ein strategisches Netzwerk zwischen Universität, außer-universitären Forschungseinrichtungen, Wirtschaft undGesellschaft.“ Seit über 40 Jahren gehört die Luft- undRaumfahrt zur Uni Stuttgart, der gleichnamige Studienganghat so gut wie nie Einbrüche erlebt. An den inzwischen 14Instituten der Fakultät für Luft- und Raumfahrttechnik undGeodäsie studieren derzeit über 2.000 junge Menschen, undstets bewerben sich weit mehr, als aufgenommen werdenkönnen. „Wir sind saumäßig stolz auf unsere Uni, sie ziehtuns die besten Köpfe in die Stadt“, sagte begeistert Mat-thias Hahn, der Baubürgermeister der Stadt Stuttgart.

Der innerhalb von zwei Jahren erstellte Neubau wartetmit knapp 1.800 Quadratmetern Hauptnutzfläche auf, mitexzellent ausgestatteten Laborräumen, Testständen, Büros,Veranstaltungs- und Gemeinschaftszonen. Die neuen Labo-

re und Reinräume erlauben die Fertigung und die Handha-bung von Instrumenten und Raumfahrtsensoren nach denQualifizierungsrichtlinien der Europäischen Weltraumbehör-de ESA und erfüllen Industriestandards.

Nutzer des Gebäudes sind im Wesentlichen das Institutfür Raumfahrtsysteme (IRS) mit seinem Kleinsatellitenpro-gramm sowie dem Deutsche SOFIA Institut der – weltweiteinzigen – fliegenden Sternwarte SOFIA (StratosphärenObservatorium für Infrarot Astronomie). Das landesweiteRaumfahrtforum dient jedoch nicht nur Forschung, Entwick-lung und Lehre, hier soll auch der interessierten Öffentlich-keit das Thema Raumfahrt nahe gebracht werden. InZukunft werden dort hochwertige Exponate und vielfältigeVeranstaltungen Einblick in die Entwicklung der Raumfahrtgeben. Deshalb gehören zum Raumkonzept großzügigeAusstellungsflächen.

„Unser Land verfügt über eine hervorragende For-schungslandschaft, die den internationalen Vergleich nichtzu scheuen braucht“, betonte Wolfgang Leidig, Ministerial-

direktor des Ministeriums für Finanzen und Wirtschaft.Baden-Württemberg nannte er „Raumfahrtland Nr. 1 inDeutschland“, denn „ rund 42 Prozent aller Raumfahrtbe-schäftigten des Bundesgebiets arbeiten an Industrie- undForschungsstandorten in Baden-Württemberg". Der Leiterdes Instituts für Raumfahrtsysteme und zugleich Hausherrdes Raumfahrtzentrums, Prof. Hans-Peter Röser, hat denNeubau seit 2004 vorangetrieben. „Nur brillante Ideen“werde man in diesem Bauwerk entwickeln, sagte Röser.Angebote für Forschungsprojekte habe er weit mehr als erannehmen kann, und „eigentlich ist das Gebäude jetztschon wieder zu klein“. Für einen ForschungsschwerpunktKosmischer Staub bräuchte man breits jetzt 500 Quadrat-meter mehr, Ziele für die Zukunft gibt es dennoch genü-gend: 2013 steht der Start eines am Institut entwickeltenKleinsatelliten an, über die Nachfolge von Ernst Messer-schmid muss nachgedacht werden, der sich „nicht ersetzenlässt“, wie Röser betonte, und für den „day after tomor-row“ ist ein Lehrstuhl für Mond-Wissenschaften ange-dacht, denn die künftige Forschung findet auf dem Mondstatt.

Bund und Uni Stuttgart haben sich die Kosten des Neu-baus in Höhe von sieben Millionen geteilt, „nur so konntedas Gebäude erstellt werden“, erklärte Annette Ipach-Öhmann, die Direktorin des Landesbetriebs Vermögen undBau Baden-Württemberg. Knapp zwei Millionen Euro flos-sen in die Ausstattung und wurden von der Universitätsowie über das durch die Uni aufgelegte Förderprogrammgetragen. Zu den Sponsoren gehören unter anderem dieAstrium GmbH Friedrichshafen sowie die Friedrich und Elis-abeth Boysen-Stiftung, nach der auch einer der neuen Hör-säle benannt ist. Und da die übrigen Hörsäle noch unbe-nannt sind, schmunzelte Röser: „Nachahmer sind sehr will-kommen.“ Julia Alber/amg

KONTAKT

Prof. Hans-Peter Röser Institut für Raumfahrtsysteme Tel. 0711/685-62375 e-mail: [email protected]

Eröffnungsveranstaltung mit über 400 hochrangigen Gästen aus Wissenschaft,Wirtschaft und Politik. (Fotos: Eppler)

Die „schwungvolle Banane“ beherbergt Forschungsausstattung mit In-dustriestandard.

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Moderne Strukturen für die UniLeistungsstärke im Einzelnen, Verbesserungspotentiale inder Gesamtstruktur – so das Fazit der Externen Struktur-kommission, die seit Mai dieses Jahres im Auftrag von Rek-torat und Universitätsrat die Fakultäten und ausgewähltezentrale Einrichtungen evaluierte, um die künftigen Ent-wicklungsmöglichkeiten auszuloten und die Neuorientie-rung von Forschung und Lehre im Rahmen des Struktur-und Entwicklungsplans (SEPUS) 2013 bis 2017 vorzuberei-ten. Nach fünf ganztägigen Plenarsitzungen und diversenEinzelgesprächen stellte der Kommissionsvorsitzende Ger-hart von Graevenitz am 6. Oktober den Abschlussbereichtmit dem Titel „Stuttgart Perspektiven“ vor.

„Wir, die Kommissionsmitglieder, sind der Überzeugung,dass die Entwicklungsperspektiven der Universität Stuttgartfür die nächsten zwanzig Jahre sehr gut sind, wenn die Uni-versität ihre historisch gewachsenen Strukturen moderni-siert, ihre Steuerungsfähigkeit deutlich verbessert undwenn sich ihre Mitglieder mit der Zukunftsstrategie derGesamtinstitution verstärkt identifizieren“, so von Graeve-nitz. Was das konkret heißt, hatte die Kommission in fünfEmpfehlungsbereichen ausgeführt.

So sollen die Potentiale, die in der Zusammenarbeit derIngenieurwissenschaften mit den Naturwissenschaftensowie den Sozial- und Geisteswissenschaften liegen, besserausgeschöpft werden. Ausdrücklich bekennt sich die Kom-mission dabei zur Bedeutung der Geistes- und Sozialwis-senschaften, „auf die eine technisch-naturwissenschaftlichausgerichtete Universität mit einem modernen Profil nichtverzichten kann“. Allerdings müsse das Selbstverständnisund das Konzept der Stuttgarter Geisteswissenschaften neudurchdacht werden, damit diese in der internationalenCommunity leistungsfähig sind und einen spezifischen„Stuttgarter Auftrag“ erfüllen. Von der verbesserten Zusam-menarbeit der Fachkulturen sollen auch die Lehramtsstudi-engänge profitieren, deren Studierbarkeit verbessert undfür die das fachdidaktische Angebot ausgeweitet werden

soll. Ausdrücklich appelliert die Kommission an die Politik,die Kapazitäten für die Lehramtsstudiengänge landesweitneu zu ordnen und gezielter auf den künftigen Bedarf anPädagogen auszurichten.

Der in Gang gesetzte Prozess der Strategieentwicklungund der Schwerpunktsetzung soll intensiviert und die Identi-fikation mit der Gesamtuniversität verbessert werden. Einerweitertes Rektorat, der Ausschuss für Forschungsfragenund der Universitätsrat sollen dabei eine zentrale Rolleübernehmen. Mit Blick auf eine bessere Steuerbarkeit derGesamtuniversität hält es die Kommission für unabdingbar,die für Stuttgart spezifische Kleinteiligkeit der Institutsstruk-tur zu verbessern und größere Einheiten zu schaffen. DieZuweisung von Mitteln soll nach einem flexiblen, wettbe-werblichen Verfahren unter Berücksichtigung der Leistun-gen und Belastungen auf der Grundlage regelmäßigerFachevaluationen erfolgen.

Die Fakultäten sollen als strukturelle Brücke für dieGesamtuniversität gestärkt werden. So sollen die Dekanekünftig dem erweiterten Rektorat angehören und mehrKompetenzen in die Fakultäten hinein erhalten. Die erfolg-reiche Zentrenstruktur soll weiterentwickelt werden. Um dieapparative Ausstattung sowie diverse Services zu bündelnund effektiver zu nutzen, empfiehlt die Kommission eingesondertes Strategieprojekt. Die Bauherrenhoheit, bisherbeim Finanzministerium angesiedelt, sollte an die Univer-sität übertragen werden.

Forum für ZukunftsdebattenBesser ausgeschöpft werden sollen – ganz im Sinne desgeplanten kooperativen Forschungscampus – auch diePotentiale, die der Universität Stuttgart aus ihrer Lage ineiner Region von außerordentlicher wirtschaftlicher undkultureller Dichte erwachsen. Dies umfasst zum einen, eineneue strategische Basis für die bereits zahlreichen Koopera-tionen mit den Unternehmen in der Region. Zum zweitensoll die Universität Stuttgart konsequent zu einem in derÖffentlichkeit wahrgenommenen Forum für Zukunftsdebat-ten ausgebaut werden, das als Plattform für den intellektu-ellen und politischen Gedankenaustausch in der Stadt undin der Region fungiert.

„Die fundierten Vorschläge der Kommission geben unsdie Möglichkeit, unsere Strukturen zu modernisieren undfür den künftigen Wettbewerb in Forschung und Lehre gutgerüstet zu sein“, so Uni-Rektor Prof. Wolfram Ressel, undder Vorsitzende des Universitätsrats, Dr. Siegfried Dais,betonte: „Die Gremien der Universität werden die wertvol-len Gedanken in weiterführende Überlegungen und Ent-scheidungen einbeziehen.“ Gesagt, getan: Schon zwei Tagenach der Vorstellung des Berichts im Universitätsrat wurdendie Vorschläge in einer Klausurtagung mit den Dekanenintensiv und in konstruktiver Atmosphäre diskutiert. Derweitere Fahrplan für die Umsetzung wird derzeit abge-stimmt. Ambitioniert sein wird er allemal: Der neue SEPUSmuss dem Wissenschaftsministerium Ende kommendenJahres vorgelegt werden. amg

Gemeinsam für die Zukunft der Universität (v.l.): Unirat-Vorsitzender Dr.Siegfried Dais, der Vorsitzende der Strukturkommission, Prof. Gerhartvon Graevenitz und Uni-Rektor Prof. Wolfram Ressel. (Foto: Hafermann)

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Drei Anträge in der EndrundeInsgesamt 143 Anträge haben die deutschen Universitätenam 1. September für die Endrunde der zweiten Phase derExzelleninitaitive eingereicht, drei davon die Uni Stuttgart:Einen Neuantrag für die Graduiertenschule „AdvancedCondensed Matter Science – Kondensierte Materie“ sowieFortsetzungsanträge für den Exzellenzcluster SimulationTechnology (SimTech) und die Graduiertenschule Advan-ced Manufacturing Engineering (GSaME). Wer das Rennenmacht, entscheidet der Bewilligungsausschuss, bestehendaus Vertretern der Deutschen Forschungsgemeinschaft, desWissenschaftsrates sowie von Bund und Ländern, im Juni2012.

„Die Themenfelder des Exzellenzclusters und der beidenGraduiertenschulen sind sowohl für die Grundlagenfor-schung als auch für spätere Anwendungen zukunftswei-send“, erklärt Uni-Rektor Prof. Wolfram Ressel. So befasstsich die Graduiertenschule „Kondensierte Materie“, (Spre-cher Prof. Harald Gießen) mit modernen Materialwissen-schaften und ist an der Schnittstelle von Physik, Chemieund Biologie angesiedelt. Sie verbindet die Universität mitden beiden Stuttgarter Max-Planck-Instituten. Ebenfalls ein-gebunden sind die neuen Forschungszentren SCoPE (Stutt-gart Center of Optics and Photonics Engineering) und IQST(Integrated Quantum Science and TechnologyStuttgart/Ulm). Die Graduiertenschule möchte sicherstellen,dass Studenten auf sehr hohem Niveau in einer weltweitführenden Forschungsumgebung zu ihrer Promotion inten-siv begleitet werden. Beispiele für die höchst aktuellen For-schungsthemen sind Metamaterialien für optische Tarnkap-pen, DNA-basierte Nanomaterialien, Nanodiamanten fürhochempfindlich Messungen und Mikroskopie, neuartigeHochtemperatur-Supraleiter, Festkörper aus kalten, atoma-ren Quantengasen, nanostrukturierte selbstorganisierendeSysteme und bioinspirierte Nanomaterialien. Diese grundla-genorientierten Themen verbinden Fragestellungen ausPhysik und Chemie und sind auch für Anwendungen in derBiologie, Elektrotechnik und dem Maschinenbau relevant.

Der Exzellenzcluster Simulation Technology (SimTech,Sprecher Prof. Wolfgang Ehlers) möchte seinen erfolgreicheingeschlagenen Weg in das Forschungsgebiet der Simula-tionstechnik fortsetzen. Ziel des in das „Stuttgart ResearchCentre for Simulation Technology“ eingegliederten For-

schungsverbundes ist es, die Simulationstechnik von iso-lierten Ansätzen zu einer ganzheitlichen Systemwissen-schaft zu verbinden. Gegenwärtige Strategien aus verschie-denen Disziplinen und Theorien können dadurch weiterent-wickelt und zu einer neuen Klasse einer integrativen Simu-lationsumgebung verschmolzen werden, die alle Aspektevom Modell bis zum interaktiven System unterstützt. Die-ser Auftrag ist nur über akademische Fachgrenzen hinwegzu erfüllen. Die Interdisziplinarität ist eine der Stärken desClusters, die weiter intensiviert werden soll. Darüber hin-aus stehen verstärkt Optimierungen im Mittelpunkt, dieLeistung und Verlässlichkeit zukünftiger Simulationssyste-me erhöhen. Auch die Zusammenarbeit mit demHöchstleistungsrechenzentrum der Uni Stuttgart (HLRS)soll weiter ausgebaut werden. Neben Forschung an neuenStrategien in der Simulationstechnik ist die Erweiterungvon Wissen durch die Förderung junger Wissenschaftlereine der effektivsten Investitionen in die Zukunft einermodernen Gesellschaft, die der Exzellenzcluster auchzukünftig leisten möchte. So soll unter anderem der erfolg-reich etablierte Elitestudiengang „Simulation Technology“genauso fortgeführt werden wie die GraduiertenschuleSimTech, in der derzeit etwa 100 Doktoranden an ihrer Pro-motion arbeiten.

Optimale Voraussetzungen für einen neuen Typ vonNachwuchswissenschaftlern und Managern für Fabriken derZukunft, hervorragende Forschungsergebnisse auf demvolkswirtschaftlich bedeutsamen Gebiet fortgeschrittenerProduktionstechnologien sowie deren Umsetzung in Pro-blemlösungen und Innovationen der Industrie, sind wichti-ge Ziele der Graduiertenschule GSaME (Sprecher Prof.Engelbert Westkämper). Das innovative Modell der Promoti-onsförderung, das Nachwuchskräfte aus den Ingenieurwis-senschaften, der Informatik und der Betriebswirtschaft qua-lifiziert und dabei eng mit der Wirtschaft kooperiert, galtzunächst als ein Experiment. Es sollten optimale Bedingun-gen etabliert und darüber hinaus die Promotionszeit ver-kürzt werden. Die GSaME hat dazu das bewährte duale Prin-zip aufgegriffen und für die Promotionsphase weiterent-wickelt und wurde dafür mit dem „Best Practice Award zurVerbesserung der Ingenieurpromotion“ der Deutschen Aka-demie der Technikwissenschaften ausgezeichnet (sieheBericht auf Seite 10). uk

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Von Höchstleistungsrechnen bis PhilosophieÜber 350 Wissenschaftler aus der ganzen Welt trafen sichvom 14. bis 17. Juni 2011 an der Universität Stuttgart, umüber die neuesten Trends aus der Simulationsforschung zudiskutieren. Sie nahmen teil an der „International Confe-rence on Simulation Technology“ (SimTech 2011), die indiesem Jahr zum ersten Mal vom Exzellenzcluster SimTechdurchgeführt wurde. 13 hochkarätige Hauptvorträge, achtMinisymposien sowie Poster Sessions mit mehr als 170

Beiträgen bildeten ein Themenspektrum ab, das vonmehrskaligen und multiphysikalischen Simulationen in derKontinuumsmechanik bis hin zur numerischen Mathematikund interaktiven Visualisierung reichte.

Aspekte des Höchstleistungsrechnens wurden ebensobehandelt wie die Rolle von Simulationen in der Philoso-phie und den Sozialwissenschaften. Zum Auftakt der Konfe-

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Kolloquium für den SimTech-SprecherAm 1. August 2011 feierte der Koordinator des Exzellenzclu-sters Simulation Technology (SimTech) und Inhaber des Lehr-stuhls für Kontinuumsmechanik am Institut für Mechanik(Bauwesen) der Universität Stuttgart, Prof. Wolfgang Ehlers,seinen 60. Geburtstag. Aus diesem Anlass fand im Septemberdas SimTech-Symposium „Mehrfeldprobleme, Plastizität undBiomechanik“ statt.

Nach Grußworten unter anderem durch Uni-Rektor Prof.Wolfram Ressel sprach der Vizepräsident der Gesellschaft fürAngewandte Mathematik und Mechanik (GAMM), Prof. PeterWriggers, die Laudatio. Das Wissenschaftliche Programmdeckte thematisch die Forschungsbereiche ab, in denen sichder gebürtige Bielefelder in den vergangenen Jahrzehntenspezialisiert und als international anerkannter Wissenschafts-

renz wurden die kleinsten Teilchen genauer unter die Lupegenommen. Mit Klaus Schulten von der University of Illi-nois und Peter Gumbsch vom Fraunhofer Institut für Werk-stoffmechanik (IWM) in Freiburg eröffneten zwei Expertenaus dem Bereich der Molekular- und Partikelsimulation dieSimTech 2011. Ein Highlight der Konferenz war der Vortragvon Michael A. Celia aus Princeton, der 2007 als Teil des„Intergovernmental Panel on Climate Change“ den Nobel-preis gewinnen konnte und in Stuttgart seine Arbeiten ausdem Bereich des „Carbon Capture and Storage“ (CCS) vor-stellte. Besondere Beachtung fand das Thema ExascaleComputing, das von Horst Simon vom renommiertenLawrence Berkeley National Laboratory sowie von UlrichRüde von der Universität Erlangen-Nürnberg näherbeleuchtet wurde.

Im Rahmender Poster Ses-sions bot dieSimTech 2011Nachwuchs-forschern dieGelegenheit,ihre Arbeitenvor Fachpu-blikum zupräsentie-ren. Zweivon ihnenkonntendas Scienti-fic Boardso über-zeugen,dass siejeweils miteinem BestPosterAwardausge-

zeichnet wurden. Einer der mit 500 Euro dotierten und vomIndustrial Consortium SimTech gestifteten Preise ging anSina Ober-Blöbaum von der Universität Paderborn für ihrengemeinsam mit Sigrid Leyendecker (Universität Erlangen-Nürnberg) eingereichten Beitrag. Award Nummer zwei gingan Judith Rommel und Johannes Kästner vom Institut fürTheoretische Chemie an der Universität Stuttgart, die beideMitglieder des Exzellenzclusters SimTech sind.

Mit Spannung erwartet wurde die Podiumsdiskussionam dritten Konferenztag: Bei dieser standen Entwicklungs-perspektiven und außerwissenschaftliche Aspekte der

Simulationstechnologie im Fokus. Dabei diskutierten nam-hafte Vertreter aus Forschung und Politik wie Uni-RektorWolfram Ressel, HLRS-Direktor Michael Resch und DFG-Vizepräsidentin Dorothea Wagner rund um das Thema„Promoting Excellence in Research and Simulation Techno-logy“. Hinzu kamen mit Klaus Dieterich von der RobertBosch GmbH und Ralph Stenger von der Adam Opel AGzwei Experten aus der Industrie.

Während Dieterich betonte, dass Simulationstechnologi-en aus der heutigen Forschung nicht mehr wegzudenkenseien, sagte Stenger, dass die verfügbare Rechenleistungaktuell immer noch einen limitierenden Faktor darstelle.Welche Evolutionsschritte Simulationstechnologien in denvergangenen 20 Jahren aber bereits vollzogen haben, illus-trierte Resch. Wurden Simulationen zunächst nur zumNachrechnen realer Phänomene eingesetzt, haben sie esheute zu einem Begleiter in der Produktentwicklunggebracht. In Zukunft, so prophezeite Resch, würden Si-mulationen dann direkt in die Produktion mit einfließen.

Nach vier interessanten Konferenztagen zogen die Ver-anstalter vom Exzellenzcluster SimTech ein durchweg posi-tives Fazit. So resümierte SimTech-Koordinator WolfgangEhlers: „Das Feedback auf die Veranstaltung war ausnahms-los gut und es ist schön zu sehen, dass unser Konzept, einegroße thematische Breite abzudecken, bei so vielen Kolle-gen auf Zustimmung gestoßen ist. Es zeigt, dass sie bereitsind, über den Tellerrand ihrer Fachdisziplinen hinauszu-schauen.“ Genau diesen Ansatz verfolgt der Forschungsver-bund seit November 2007 konsequent und erfolgreich, wieman während der Konferenz eindrucksvoll erleben konnte.

Felix Jansen

Judith Rommel (rechts) vom Exzellenzcluster SimTech erhielt zusammenmit Johannes Kästner einen der Best-Poster Awards für ihre Arbeit.

Simulationstechnik von isolierten Ansätzen zu einerneuen Klasse einer integrativen Simulationsumgebungzu verschmelzen, ist das Anliegen des ExzellenzclustersSimTech für die zweite Phase der Exzellenzinitiative.(Abbildung: SimTech)

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Page 7: LANDUNG DER WELTWEIT EINZIGARTIGEN „MOBILEN … · zeitig mit der Landung von SOFIA wurde außerdem die Ausstellung „Augen im All“ im Terminal 3 des Stuttgarter Flughafens eröffnet.

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Dr.-Ing. soll noch besser werdenDie Graduiertenschule of Excellence advanced Manufactu-ring Engineering(GSaME) der Universität Stuttgart hat inder Kategorie „Erwerb von außerfachlichen Qualifikationenund Schlüsselqualifikationen in der Ingenieurpromotion“einen „Best Practice Award zur Verbesserung der Ingenieur-promotion“ gewonnen. Der Wettbewerb wurde von derDeutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech)gemeinsam mit dem Fakultätsverband 4ING, den TU9-Uni-versitäten und der Arbeitsgemeinschaft Technischer Univer-sitäten/Technischer Hochschulen (ARGE TU/TH) ausgelobt.

Ziel des Wettbewerbs war es, den weltweit anerkanntenAbschluss „Dr.-Ing.“ in einigen bisher defizitären Bereichenweiter zu verbessern: Etwa beim immer noch zu geringenFrauenanteil, bei der Internationalisierung oder eben beimErwerb von außerfachlichen Qualifikationen. Als preiswürdigam Konzept der GSaME stellten die Gutachter dabei dasSelbstverständnis der Promotion als erste berufliche Phaseauf Basis des erstmals erfolgreich in die Promotionsphaseübertragenen dualen Systems heraus. Damit verbunden ist

ein an die individuellen Fähigkeiten der Promovierenden unddie Anforderungen ihres Forschungsthemas angepasstesQualifizierungsprogramm mit methodischen, inhaltlich-fachli-chen und außerfachlichen Angeboten. Die Qualifizierung derPromovierenden setzt konsequent auf die bewährten Erfolgs-faktoren Eigenverantwortung, Selbständigkeit und Selbstor-ganisation. Methodische Arbeitsweise und analytisches Den-ken, die Affinität zu interdisziplinärem Arbeiten, die Fähigkeitzu Kommunikation und wissenschaftlichem Austausch sowie

der Umgang mit geistigem Eigentum und Teamarbeit werdengezielt entwickelt.

Das Programm unterstützt die gesamte Persönlichkeits-entwicklung, zielbewusstes Handeln, den Austausch derzukünftigen Führungskräfte mit fachverwandten Themen undForschungsansätzen sowie den Umgang mit Komplexität. Ins-besondere sollen sich die Doktoranden anwendungsrelevan-tes Wissen aneignen und überfachliche Kompetenzen erwer-ben, die in der Industrie gebraucht werden. „Die Auszeich-nung der acatech macht uns stolz“, so Prof. Engelbert West-kämper, der Sprecher der GSaME. „Wir sehen unsere Gradu-iertenschule als einen Beitrag zur Weiterentwicklung im Rah-men strukturierter Promotionsprogramme mit dem Anspruch,die anerkannte Qualität der Ingenieurpromotion in einem BestPractice Modell zu sichern. Wir generieren aber auch wissen-schaftlich fundierte Erkenntnisse darüber, wie Produktion amStandort zukunftsfähig gestaltet werden muss.“

Die GSaME kann fast vier Jahre nach ihrer Etablierung imRahmen der Exzellenzinitiative eine erfolgreiche Zwischenbi-lanz ziehen. Sie hat Kooperationen mit mehr als 20 namhaftenFirmen des Maschinenbaus, der Elektrotechnik oder demAutomobilbau und 69 Promovierende in das Programm auf-genommen. Konkrete Ergebnisse für die Wirtschaft, eine kon-tinuierlich steigende Nachfrage bei Bewerbern und Unterneh-men, eine positive Resonanz auf internationalen Fachkongres-sen sowie Auszeichnungen für Promovierende belegen darü-ber hinaus den Erfolg der GSaME.

Die Zukunftsstrategie der GSaME ist darauf gerichtet, diePotenziale ihres Kooperationsmodells „duales wissenschaftli-ches System“ durch ein weiterentwickeltes interdisziplinäresForschungs- und Ausbildungsprogramm und durch Maßnah-men zur Erhöhung der Attraktivität für weibliche und interna-tionale Absolventen zu erschließen. uk

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Prof. Sylvia Rohr Graduiertenschule GSaMETel. 0711/685-61801 e-mail: [email protected]

(v.l.) Prof. Sabine Kunst, Wissenschaftsministerium Baden-Württemberg, Prof.Reinhard Hüttl, Acatech, Prof. Engelbert Westkämper, Uni Stuttgart, und SvenRoth, Capgemini Deutschland, bei der Überreichung des Best Practice Awardfür die Graduiertenschule GSaME. (Foto: Ausserhofer/Acatech)

für Bauingenieur- und Vermessungswesen, als Mitglied desSenats und von 2003 bis 2006 als Prorektor für Struktur in derSelbstverwaltung der Universität und war von 2002 bis 2008Wahlmitglied im Senat und im Hauptausschuss der Deut-schen Forschungsgemeinschaft (DFG). Im Jahr 2004 über-nahm er den Vorsitz des Fachausschusses Biomechanik derGAMM. Seit 2007 ist er der Geschäftsführende Direktor des„Stuttgart Research Centre for Simulation Technology“ undSprecher des Exzellenzclusters „Simulation Technology“.

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experte etabliert hat. Hierzu zählt derBereich der Mehrfeldprobleme – alsomechanische Fragestellungen, beidenen unterschiedliche physikalischePhänomene zusammentreffen. Diesemüssen gekoppelt und skalenüber-greifend betrachtet werden, um einVerständnis für die ablaufenden Vor-gänge zu erhalten. Weitere Schwer-punkte von Wolfgang Ehlers liegen inder Plastizitätstheorie und der com-puterorientierten Biomechanik.

Wolfgang Ehlers ist seit März1995 als ordentlicher Professor für Technische Mechanik ander Universität Stuttgart tätig. Neben seinen Aktivitäten inForschung und Lehre engagierte er sich als Dekan der Fakultät

Wolfgang Ehlers(Foto: SimTech)

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„Mit Gemeinschaftsgeist können wir große Projekte stemmen“Am 11. Juli wählten der Universitätsrat und der SenatKanzlerin Dr. Bettina Buhlmann mit großer Mehrheiterneut zur Leiterin der Zentralen Verwaltung der UniStuttgart. Die 47-Jährige ist seit dem 1. Dezember 2005Kanzlerin und Mitglied des Rektorats. Für den unikuriererläutert die alte und neue Verwaltungschefin imGespräch mit Andrea Mayer-Grenu ihre Pläne für die zwei-te Runde.

Was waren die wichtigsten Anliegen Ihrer ersten Amtszeitund was liegt Ihnen für die zweite besonders am Herzen?

Bevor ich mich zur erneuten Bewerbung entschlossenhabe, habe ich mir genau diese Frage gestellt! Und ichhabe mir noch einmal das Interview im unikurier zu mei-nem Amtsantritt durchgelesen. Darin hatte ich betont,dass mir die Corporate Identity aller Unimitglieder am Her-zen liegt und das Gefühl gestärkt werden muss, dass alle– egal ob in der zentralen Verwaltung, in einem Institutoder einer Zentralen Einrichtung – für die gleiche guteSache arbeiten, für die Leistungsfähigkeit unserer Univer-sität. Als ein Mittel zur Stärkung dieser Corporate Identitysehe ich damals wie heute einen guten Informationsflussinnerhalb der Verwaltung und natürlich auch zwischendem Rektorat und den Gremien.

Durch viele kleine Bausteine, seien es der jährlicheAustausch der Führungsmannschaft der Zentralen Verwal-tung mit der „Professorenschaft“, die Informationsange-bote der Verwaltung für Neuankömmlinge an der Uni oder

der zeitweiseArbeitsplatztauschvon Verwaltungs-und Institutsmitar-beitern, sind wirdem Ziel näherge-kommen. Aber esbleibt noch viel zutun. Mein Ziel istes, an einer„kooperativen“Universität Stutt-gart mitzuwirken.Getreu dem Mot-to, das wir im Rah-men unseresAntrages für dieExzellenzinitiative

definiert haben, heißt das, dass die Uni mit außeruniver-sitären Partnern unterschiedlicher Ausrichtung zusammen-arbeitet, diesen Geist der Kooperation aber auch und gera-de unter den Universitätsmitgliedern erlebbar macht.

Mit einem solchen Gemeinschaftsgeist können wirgroße Aufgaben stemmen, wie wir das mit der Einführungdes kaufmännischen Rechnungswesens und der SAP-Soft-ware geschafft haben. Dieses große Projekt meiner ersten

Amtszeit wollen wir weiterentwickeln, damit seine Vorteilefür die Institute noch deutlicher spürbar werden, zum Bei-spiel durch eine beschleunigte Rechnungsbearbeitunginnerhalb eines elektronischen Workflows.

Generell bleiben die Steigerung der Effizienz von Ver-fahren einerseits und die Bereitstellung von Daten undInformationen andererseits die Hauptaufgaben der Verwal-tung. Das Rektorat wird dann darüber entscheiden, aufwelchen Wegen welche Informationen an welche Adressa-ten fließen, um die Transparenz von Entscheidungswegenund -grundlagen herzustellen und alle Universitätsmitglie-der an der Fortentwicklung der Universität zu beteiligen.

Sinkende Landesmittel machen es für die Universitätimmer schwerer, die immensen Aufgaben in Forschungund Lehre oder auch aufgrund des Neubau- und Sanie-rungsstaus zu bewältigen. Wie kann sich die UniversitätSpielräume verschaffen?

Nach 15 Jahren Landeszuschuss ohne Inflationsausgleich,aber – Stichwort Bologna-Reform oder die Studiengangs-akkreditierung – mit neuen, oft von außen auferlegtenkostenträchtigen Aufgaben, sind die Möglichkeiten zuinternen Einsparungen vielerorts ausgeschöpft. In ersterLinie muss es daher darum gehen, die Hochschulfinanzie-rung auf realistische Grundlagen zu stellen und das Aus-laufen des Solidarpakts im Jahr 2014 für eine bessereAnschlussregelung zu nutzen. Dazu werden sowohl derRektor als auch ich alle politischen Möglichkeiten nutzen.

Daneben muss sich die Universität aber auch internklar werden, welche Schwerpunkte sie im Forschungs- undLehrbereich sowie bei den zentralen Serviceaufgaben set-zen will. An diesem schwierigen und teilweise auchschmerzlichen Prozess wird sie nicht vorbeikommen. Die-se Zieldebatte ist eine Daueraufgabe: nicht um kurzfristi-gen Fördermoden und -zyklen gerecht zu werden, sondernum das Profil der Universität Stuttgart zu schärfen.

Vorbereitet und begleitet werden muss eine solcheZieldebatte durch eine Diskussion darüber, wie die univer-sitäre Willensbildung erfolgen soll. Mag auch der allge-meine Konsens illusorisch sein, so wollen wir doch dasgrößtmögliche Maß an Zustimmung für die schwierigenEntscheidungen zu erzielen.

Mit der weitgehenden Umsetzung der Evaluation hat dieZentrale Verwaltung effektivere Strukturen bekommen.Was ist geplant, um die Serviceorientierung weiter zuerhöhen und was heißt das für die Mitarbeiter?

Ein guter Service lebt von der Einstellung der Mitarbeiterund effizienten Strukturen. Die positive Einstellung derallermeisten Verwaltungsmitarbeiter muss gefördert underweitert werden. Die neu eingeführten Instrumente derPersonalentwicklung wie die flächendeckenden Mitarbei-tergespräche in der Zentralen Verwaltung oder der

Für weitere sechs Jahre gewählt: Kanzlerin Dr.Bettina Buhlmann. (Foto: Cichowicz)

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bedarfsspezifische Ausbau des Fortbildungsprogrammsdienen diesem Ziel genauso wie das Engagement desGesundheitsmanagers, den wir mit finanzieller Unterstüt-zung des Landes einstellen konnten. Auf meiner Wunschlis-te für die nächsten Jahre steht insbesondere der weitereAusbau der Kinderbetreuung.

Solche Instrumente sind umso wichtiger, als wir dieWertschätzung für leistungsbereite Mitarbeiter leider nichtimmer angemessen finanziell ausdrücken können. Hiersehe ich übrigens große Versäumnisse des Landes, das –anders als in Bayern – keine Gelder für Leistungszulagenoder -Prämien bereitstellt. Die nicht-wissenschaftlichenMitarbeiter sind daher ebenso wie unsere Wissenschaftleroft auf ihre nicht monetären, zum Glück stark ausgebilde-ten, intrinsischen Motive angewiesen.

Was die Effizienz der Strukturen angeht, so ist auchhier ständige Prüfung und Nachbesserung notwendig. Zudiesem Zweck würde ich gerne eine Einheit für Organisati-onsentwicklung einrichten. Da dies aus eigener Kraft, alsoaus dem Personalbestand der Zentralen Verwaltung erfol-gen soll, kann es voraussichtlich erst mittelfristig umge-setzt werden.

Mit dem doppelten Abiturientenjahrgang 2012 kommt eineenorme Herausforderung auf die baden-württembergi-schen Hochschulen zu. Die Uni Stuttgart hat bereits 900zusätzliche Studienplätze geschaffen und auch bei derInfrastruktur – Stichwort Hörsaalmanagement – sehr vielgetan. Wird noch draufgesattelt?

Das Stichwort Hochschule 2012 ist ein weiteres Beispielfür eine politische Entscheidung, deren Konsequenzenunter anderem die Universitäten zu tragen haben. Glückli-cherweise gibt es zur Abmilderung der Lasten Landesgel-der. Diese haben wir den Fakultäten in vollem Umfang zurVerfügung gestellt, um in nachgefragten Studiengängenweitere Lehrkapazitäten aufzubauen. Daneben werden wirmit Landesgeldern und jeweils einem erheblichen Eigen-beitrag ein Praktikumsgebäude für die Chemie errichtensowie ein „House of Students“, das die studentischen Ser-vices sowie studentische Arbeitsplätze beheimaten wird.

Bei der Unterstützung des Landes ist allerdings dieFinanzierung der notwendigen Infrastruktur zu kurzgekommen. Zwar haben wir eine Stelle für einen Studien-berater in der Zentralen Studienberatung erhalten undkönnen den Hörsaalmanager finanzieren, der durch seine

Koordination eine reibungslose Raumorganisation derLehrveranstaltungen gewährleisten soll. Doch es gehörtnoch mehr dazu, um den Ansturm der Studierenden zubewältigen. Unter anderem werden wir im Bereich derGebäudeverwaltung draufsatteln müssen.

Wo sehen Sie die Universität in sechs Jahren?

Die aktuellen Projekte der Verwaltung – Weiterentwicklungder SAP-Anbindung, Ausbau des Berichtswesens, Aufbaueines Risikomanagementsystems, Einrichtung einer Orga-nisationsabteilung, Ausbau der Kinderbetreuung – dürftenbis dahin weitgehend implementiert sein. Vor allem abersollte die Universität Stuttgart ein klares Forschungs-,Lehr- und Weiterbildungsprofil haben, mit dem sie welt-weit konkurrenzfähig ist und die bisherigen großen Erfolgeausbauen kann. Getragen werden sollte diese Entwicklungder Universität von einem inneruniversitärem Klima, indem alle Interessierten an den Zieldebatten teilnehmenkönnen und eine breite Akzeptanz für die Entscheidungenentsteht, die die Universitätsleitung auf der Basis dieserDiskussionen trifft.

…und sich selbst?

Mit Freude bei der Arbeit - welche auch immer es dannsein wird!

Frau Dr. Buhlmann, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Weit oben auf der Wunschliste der Kanzlerin steht der Ausbau der Kin-derbetreuung. Das Bild entstand bei der Einweihung des Kinderhausesauf dem Campus Vaihingen im Sommer 2010. (Foto: Eppler)

Das KIT und die Universität Stuttgart haben gemeinsam dieHVV GmbH – Höchstleistungsrechner und Verteilte Systeme-Verbund gegründet. Die Gesellschaft bündelt die im Wis-senschaftsbereich in Baden-Württemberg vorhandenenRessourcen für das Höchstleistungsrechnen, das Grid-Com-puting und das großskalige Datenmanagement. Zu den Auf-gaben der HVV gehören die Planung und der Betrieb über-regionaler Ressourcen, das Bereitstellen einer einheitlichenNutzerplattform, die Koordinierung von Ressourcenangebo-ten an die Industrie und das Erstellen eines Sicherheitskon-zepts. Zudem fungiert die Gesellschaft als Projektträger für

die Software-Initiativen des Landes und vertritt die baden-württembergischen Aktivitäten im wissenschaftlichenHöchstleistungsrechnen und Datenmanagement nachaußen. Geschäftsführer der HVV GmbH ist Dr. AndreasWierse vom HLRS (Höchstleistungsrechenzentrum an derUniversität Stuttgart). Neben den Professoren WilfriedJuling und Hannes Hartenstein vom KIT sowie den Profes-soren Ewald Krämer und Michael Resch von der UniversitätStuttgart unterstützen im Verwaltungsrat auch Vertreter derWirtschaft die Aktivitäten der HVV. uk

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KIT und Universität Stuttgart gründen Verbund

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Page 10: LANDUNG DER WELTWEIT EINZIGARTIGEN „MOBILEN … · zeitig mit der Landung von SOFIA wurde außerdem die Ausstellung „Augen im All“ im Terminal 3 des Stuttgarter Flughafens eröffnet.

Das Höchstleistungsrechzentrum der Universität Stuttgart(HLRS) gehört zu den schnellsten Supercomputing-Einrich-tungen in Europa. Damit das auch so bleibt, wird kräftigerweitert: Seit dem Spatenstich am 26. Mai 2011 erhält dasbestehende Gebäude einen Bruder. Direkt im Anschluss anden Bestandsbau entsteht an der Nobelstraße 19 ein For-schungsneubau, der Platz für neue Rechenkapazitäten imgrößten Höchstleistungsrechenzentrum Deutschlandsbringt.

Für insgesamt 5,46 Millionen Euro entsteht ein zweige-schossiges Gebäude mit einer Nutzfläche von 1.380 Qua-dratmetern, das direkt an der Ostseite des Bestandsgebäu-des anbindet. Neben besseren Vernetzungsmöglichkeitenfür die Mitarbeiter des HLRS entsteht so eine weltweit ein-malige Visualisierungsumgebung, die es den Forschernermöglicht, direkt mit dem Höchstleistungsrechner zu inter-agieren. Die so geschaffene virtuelle Werkbank für For-schung, Entwicklung und Design wird darüber hinaus denKooperationspartnern aus der Industrie eine große Hilfesein.

„Mit der Erweiterung des Höchstleistungsrechenzen-trums, der ab dem Jahr 2013 die nächste Phase des Rech-nerausbaus folgen wird, kann die Universität Stuttgart dieenormen Rechenkapazitäten bereitstellen, die aufgrund derFortschritte bei den numerischen Methoden im Bereich derSimulationstechnologien erforderlich werden. Davon profi-tiert in der Grundlagenforschung insbesondere unser Exzel-lenzcluster Simulation Technology (SimTech). Aber auch in

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An der Aktion des „Die Maus öffnet Türen" anlässlich des 40-jährigenGeburtstags der „Sendung mit der Maus" hat sich auch das Höchstlei-stungsrechenzentrum beteiligt. Rund 120 Kinder und ihre Eltern habenan diesem Tag an verschiedene Aktivitäten im HLRS teilgenommen. Siekonnten mit dem Porsche im Fahrsimulator eine „Maus-Führerschein“erwerben, erste eigene Erfahrungen beim Programmieren einer 3D-Com-puter-Animation machen und mit der Maus und dem Elefanten Rechen-aufgaben lösen. Nicht nur die Kids, auch die HLRS-Mitarbeiter (im BildThomas Beisel) hatten an der rundherum gelungenen Aktion sichtlichVergnügen. /uk (Foto: HLRS)

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Maus-Tag am HLRS

Visualisierungs des Erweiterungsgebäudes am Höchstleistungsrechenzentrum.(Abbildung: Universitätsbauamt)

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Weltweit einmalige Visualisierungsumgebungder angewandten Forschung und im Forschungstransfereröffnen sich neue Möglichkeiten, zum Beispiel im Automo-bilbereich aufgrund der größeren Nähe zum AutomotiveSimulation Centre Stuttgart“, betonte Uni-Rektor Prof. Wolf-ram Ressel.

Cave mit fünf Projektionsflächen als Herzstück Herzstück des neuen Forschungsbaus ist die über dreiGeschosse verbundene Cave. Die Cave ist ein Raum, des-sen fünf Seiten aus Glas und Acrylglas bestehen, wobei diefünfte Seite mobil ist und zum Betreten geöffnet werdenkann. Über die simultane Projektion auf den Wänden ent-steht im Inneren ein umfassendes, sehr realistischesRaumerlebnis. Vor allem im Bereich der technischen Simu-lation ist das von besonderer Bedeutung. Benutzer erhaltenso eine bessere Darstellung ihrer Arbeiten. Sie können ihreModelle durchwandern oder von allen Seiten interaktivbetrachten.

Neues Petaflop-System „Hermit“Nach umfangreichen Baumaßnahmen und Investitionenkonnte am HLRS zudem ein Technikgebäude für eine ener-gieeffiziente Infrastruktur eingeweiht werden. Die Installati-on des neuen Rechensystems hat im Oktober begonnen.Die Komponenten des Rechners, die zusammen mehr als 60Tonnen auf die Waage bringen, werden durch Experten derFirma CRAY installiert. Das neue System mit dem Namen„Hermit“ wird mit einer Spitzenleistung von etwas mehr alseinem Petaflop, insgesamt mehr als 3.500 Rechenknotenund 110.000 cores in der Liste der schnellsten Rechner welt-weit einen vorderen Platz erreichen. Dass sich die Univer-sität Stuttgart im Höchstleistungsrechnen sehr gut positio-niert hat, zeigt sich auch daran, dass eines der vier For-schungsprojekte, die bei der europaweiten Ausschreibungdurch die Partnership for Advanced Computing (PRACE) für„Hermit“ ausgewählt wurden, unter der Leitung eines Wis-senschaftlers aus Stuttgart steht. uk

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Prof. Michael ReschHöchstleistungsrechenzentrum Universität StuttgartTel. 0711/685-87269e-mail: [email protected]

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W Ü S T E N R O T S T I F T U N G F I N A N Z I E R T P R O F E S S U R N A C H H A L T I G K E I T I N D E R A R C H I T E K T U R > > > > > > > > > > > > > > > > >

Ökologisch, ökonomisch, sozial, schönNachhaltigkeit als übergeordnetes Prinzip im Entwurfs-,Planungs- und Konstruktionsprozess verankern und denverantwortungsvollen Umgangs mit Ressourcen fördernsoll eine neue, von der Wüstenrot Stiftung finanzierte Pro-fessur am Institut für Baukonstruktion. Einen entsprechen-den Vertrag unterzeichneten die Wüstenrot Stiftung, ver-treten durch ihren Vorstandsvorsitzenden Prof. Wulf D. vonLucius und Vorstandsmitglied Dr. Ruth Leuze, und Uni-Rek-tor Prof. Wolfram Ressel am 26. Mai.

Ziel der Professur ist es, nachhaltiges Denken auf allen Sta-tionen im Lebenszyklus eines Gebäudes zu berücksichtigen

– von der Auswahl der Baustoffe und ihrer Transportwegeüber die Reduktion von Energieverbrauch und Emissionenim Betrieb bis hin zur rückstandsfreien Beseitigung bezie-hungsweise Rückführung der verwendeten Baustoffe in dennatürlichen Kreislauf oder eine geeignete Nachnutzung.Ebenso soll die Zusammenarbeit der Planenden gefördertwerden, um eingefahrene Handlungsweisen zu überdenken,Argumente anderer Disziplinen anzunehmen sowie aktuelletechnische Neuerungen und Forschungsergebnisse der tan-gierten Fachdisziplinen einzubeziehen. „Die Stiftungsprofes-sur wird wichtige Impulse für eine nachhaltige Architekturin Deutschland setzen. Damit baut die Universität Stuttgart

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Krebsforschung aus LeidenschaftDr. Monilola Olayioye vom Institut für Zellbiologie undImmunologie der Uni Stuttgart ist durch die Deutsche For-schungsgemeinschaft (DFG) mit einer Heisenberg-Professurfür herausragende Nachwuchswissenschaftler ausgezeich-net worden. Der neue Lehrstuhl mit der Widmung „Mole-kulare Tumorzellbiologie“ ist am Institut für Zellbiologieund Immunologie angesiedelt. Die nach dem Physik-Nobel-preisträger Werner von Heisenberg benannte Professurerlaubt es jungen Forschenden, sich auf eine wissenschaft-liche Leitungsposition vorzubereiten und in dieser Zeit einneues Forschungsgebiet zu etablieren. Gleichzeit soll sieden Hochschulen neue Wege der Profilbildung eröffnen.

„Wir freuen uns außerordentlich, mit Frau Dr. Olayioye eineausgezeichnete und erfahrene Wissenschaftlerin der Unilangfristig nach Stuttgart gewonnen zu haben“, sagt Uni-

Rektor Prof. Wolfram Ressel, undergänzt: „Mit ihren übergreifenden expe-rimentellen Ansätzen zum besseren Ver-ständnis der Tumorentstehung liefert sieeinen wichtigen Beitrag zur Systembiolo-gie – einem Forschungsschwerpunkt anunserer Uni“. Die DFG fördert die Profes-sorenstelle zunächst für drei und nacherfolgreicher Evaluation für weitere zweiJahre.

Monilola Olayioye ist Deutsch-Nigeri-anerin und wurde 1972 in London gebo-ren. Seither ist die Mutter eines Sohnes

sowohl privat als auch beruflich viel herumgekommen. Zuden wissenschaftlichen Stationen der Biologin zählen nebendeutschen Instituten das Scripps Research Institute in SanDiego/USA, das Friedrich Miescher Institut in Basel/Schweizund das Walter and Eliza Hall Institute of Medical Researchin Melbourne/Australien.

„An der Uni Stuttgart bin ich mit meiner Arbeitsgruppesehr gut etabliert. Ich konnte ein Netzwerk intensiver wis-senschaftlicher Kooperationen aufbauen. Dies ermöglicht esmir, an vielen Projekten zu arbeiten“, erklärt Olayioye. Seit

sechs Jahren leitet die Wissenschaftlerin eine Nachwuchs-gruppe an ihrem Institut. Das zurzeit elfköpfige Team hatBrustkrebszellen ins Visier genommen. Die Forscher wollendie Mechanismen verstehen, die dazu führen, dass Krebs-zellen unkontrolliert wachsen und sich irgendwann vomursprünglichen Zellverband lösen, um an weit entferntenKörperstellen Metastasen zu bilden. Zwei Arten von Nach-richtenübermittler spielen dabei eine Rolle: Onkogene wiebestimmte Wachstumsfaktorrezeptoren, die verändert oderübermäßig häufig auf der Oberfläche verschiedener Krebs-zellarten vorkommen, und Tumorsupressoren, die norma-lerweise das Zellwuchern bremsen und bei Krebs in gerin-gerer Menge vorkommen.

Olayioyes Arbeitsgruppe untersucht, wie die Wachstums-faktorrezeptoren und Tumorsupressoren mit anderen Protei-nen kommunizieren, beispielsweise mit Integrinen der extra-zellulären Matrix. Die Biologen haben auch entdeckt, dasssich die Zusammensetzung der Fettsäuren in der Zellmem-bran darauf auswirken, wie gut ein Wachstumsbefehl an derZelloberfläche ins Zellinnere geleitet wird. Mit Partnern ausAkademie und Industrie will die Wissenschaftlerin außerdemdie Produktions- und Verteilungsmaschinerie der Zelle, denGolgi-Apparat, näher untersuchen. Mit dem Wissen ließesich beispielsweise die Produktion therapeutischer Antikör-per aus Zellen stärker ankurbeln. „Mit unseren Experimentenliefern wir die Daten, die später in mathematische Modelleeingespeist werden“, erklärt Olayioye. „Für die Zukunft wirdes immer wichtiger, von der Analyse einzelner Komponenteneines biologischen Systems zu einem ganzheitlichen System-verständnis zu kommen“, merkt die neue Professorin weiteran. Forscher könnten mit den Erkenntnissen neue zielgerich-tete Krebsmedikamente entwickeln. hb

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Dr. Monilola Olayioye Institut für Zellbiologie und Immunologie Tel. 0711/685-69301e-mail: [email protected]

Dr. Monilola Olayioye(Foto: Privat)

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ihre Stärke in ihrem Forschungsschwerpunkt ‚Gestaltungund Technologie nachhaltiger Lebensräume‘ weiter aus undweckt bei den Studierenden frühzeitig ein Bewusstsein fürdas Thema Nachhaltigkeit“, so Uni-Rektor Prof. WolframRessel.

Aufgabe der Stiftungsprofessur ist es, ein ganzheitlichesGebäudekonzept zu entfalten, das von der Architektur überdie Bauphysik und Gebäudetechnik bis hin zur Tragwerks-planung reicht. Die Studierenden sollen erfahren, warumdie Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten nur dannsinnvoll und erfolgreich ist, wenn diese bereits die Geneseeines Entwurfs mit bestimmen und nicht erst nachträglichauf einen fertigen Entwurf appliziert werden. „Kann die Stif-tungsprofessur dies überzeugend vermitteln, dann werden“– so Dr. Ruth Leuze – „im Laufe der Zeit Projekte entstehen,

welche den heute noch vielfach anzutreffenden Wider-spruch aufheben, dass Gebäude entweder ökologisch wert-voll, wirtschaftlich sparsam, sozial ambitioniert oder gestal-terisch ansprechend sein können – aber nicht alles gleich-zeitig.“

„Dicke Bretter bohren“Mit der Vertragsunterzeichnung setzt die Wüstenrot Stiftungihr Engagement für die Entwicklung zukunftsweisender The-men an der Universität Stuttgart bereits mit der dritten Stif-tungsprofessur fort. Sie finanziert die neue Professur aufzehn Jahre mit insgesamt 1,91 Millionen Euro. Die Univer-sität stellt die Infrastruktur der Professur und wird den Lehr-stuhl nach positiver Evaluierung für mindestens weiterezehn Jahre nach Auslaufen der Förderzeit fortführen. „Öko-logische, wirtschaftliche, soziale und gestalterische Qualitätim Planungs- und Bauprozess lässt sich ohne das Bohrendicker Bretter nicht erreichen“, betonen die Unterzeichnerdes Stiftungsvertrages abschließend. „Je vertrauensvollerund intensiver die Nachhaltigkeits-Stiftungsprofessur unddie fachnahen Institute der Fakultäten für Architektur undStadtplanung, Bau- und Umweltwissenschaften, Energie-und Biotechnik an der Universität Stuttgart dabei zusam-menarbeiten, umso eher werden sich neue zukunftsweisen-de Wege für Nachhaltigkeit in Architektur und Städtebaueröffnen.“

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Prof. Peter Cheret Institut für BaukonstruktionTel. 0711/685-82183 e-mail: [email protected]

Dr. Ruth Leuze (Wüstenrot Stiftung) und Uni-Rektor Pof. Wolfram Resselbei der Vertragsunterzeichnung. (Foto: Eppler)

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Gute Noten für Internationalität und ForschungsqualitätDie Universität Stuttgart erzielt in den Fächern Politikwis-senschaft und Soziologie hervorragende Ergebnisse in derKategorie internationale Ausrichtung. Dies berichtete dasCentrum für Hochschulentwicklung (CHE) im ZEIT Studien-führer 2011/12. Der Fachbereich Soziologie/Sozialwissen-schaften belegt zudem Spitzenplätze in den BereichenMethodenausbildung und Forschungsgelder, in letzteremschneiden auch die Politikwissenschaftler sehr gut ab.

Das Fach Betriebswirtschaft wird in den Kategorien Interna-tionale Ausrichtung und Forschungsgelder im Mittelfeldgeführt. Jedes Jahr bewertet das CHE ein Drittel der Fächerneu: In diesem Jahr waren dies die Rechts-, Wirtschafts-und Sozialwissenschaften sowie Medienwissenschaften,Kommunikationswissenschaften und Soziale Arbeit.

Die Fächer Elektrotechnik und Informationstechnik stan-den im Fokus eines bundesweiten Forschungsratings desWissenschaftsrats. Beim Kriterium Forschungsqualitäterhielten die Teilbereiche Elektronik und Mikrosysteme

sowie Informations- und Kommunikationstechnik der UniStuttgart die Note sehr gut/gut. Das gleiche Votum gab esfür den Fachbereich insgesamt bei den KriterienImpact/Effektivität, Effizient und Nachwuchsförderung. Ins-gesamt hat die Gutachtergruppe des Wissenschaftsrats 31Universitäten und 16 außeruniversitäre Forschungseinrich-tungen untersucht. Das Rating leitet keine Rangfolge ab.

Eine Neuerung sind die Rankinglisten zur Teilnahmevon Hochschuleinrichtungen, Forschungszentren Unter-nehmen und Regionen beim FP7 Monitoring Report zurImplementierung des 7. Forschungsrahmenprogramms.Die Universität Stuttgart schaffte es mit einem 29. Platz alszweitbeste Universität in Deutschland in die TOP 50-Listeder Europäischen Hochschulen. Insgesamt wurden zu denBerichtszeitraum erfassten 245 Ausschreibungen 77.064Anträge eingereicht; die Erfolgsquote betrug 21,1 Prozent.Die meisten Zusagen konnten die Universität Cambridge,das Imperial College sowie die Universität Oxford verbu-chen. ve/amg

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Mit Strom, ohne LärmErstflug, Streckenrekord, doppelter Wettbewerbsgewinn –die Konstrukteure des Elektrofliegers e-Genius vom Institutfür Flugzeugbau haben viel Arbeit hinter sich und strahlendoch vor Stolz. Nach einer Bauzeit von weniger als zweiJahren erreicht das umweltfreundliche batteriebetriebeneFlugzeug eine Leistung, die sich mit konventionellen Flug-zeugen messen kann. „Unser wichtigstes Ziel war es, kom-promisslos die Leistungsfähigkeit eines modernen Elektro-flugzeuges zu demonstrieren und bei der Flugleistung kei-ne Abstriche gegenüber dem heutigen Stand der Technikzu akzeptieren“, erklärt der „Vater“ des e-Genius und Pro-jektleiter Prof. Rudolf Voit-Nitschmann.

Deshalb rüstete das Team, zu dem auch Len Schumann undSteffen Geinitz gehören, nicht einfach ein konventionellesFlugzeug um, sondern beschritt für e-Genius komplett neueWege. Dies gilt insbesondere für den kompletten Antriebs-strang. Der Antrieb befindet sich jetzt im Heck, was einenum 15 bis 20 Prozent verbesserten Wirkungsgrad, ein kom-paktes und leichtes Einziehfahrwerk sowie die ungestörteSicht nach vorne ermöglicht. Der Rumpf entstand in Kohle-faser-Sandwich-Bauweise und ist dadurch extrem leicht. DieKonzeption des Cockpits sorgt für Komfort und schafft hin-ter den Pilotensitzen Stauraum für den Energiespeicher. Daseigens für den e-Genius entwickelte Antriebssystem verfügtüber eine Leistung von 60 Kilowatt und eine Gesamtkapa-zität der Akkus von 56 Kilowattstunden. Das Gesamtgewicht

des Antriebsstranges inklusive Motor, Umrichter und kom-pletten Batteriesystem mit Überwachung und Sicherheits-einrichtung beläuft sich dabei gerade einmal auf 336 Kilo-gramm.

Beim Berblinger-Wettbewerb der Stadt Ulm – dort hatteVoit-Nitschmann bereits 1996 mit dem Solarflieger Icaréund 2006 mit dem Brennstoffzellenflugzeug Hydrogeniusdie Preise abgeräumt – musste der e-Genius allerdings noch am Boden bleiben. Doch nur vier Wochen später, am25. Mai, absolvierte er vom Werksflugplatz der Firma GrobAircraft in Mindelheim/Allgäu aus seinen Erstflug. Gleich-zeitig startete das Flugerprobungsprogramm, bei dem dieFlugeigenschaften des Elektrofliegers überprüft und daselektrische Antriebssystem ersten Tests unterzogen werden.Einen Monat später war der erste Streckenrekord markiert:Bei ruhigem Wetter legte der e-Genius in zwei StundenFlugzeit eine Strecke von 341 Kilometern zurück und ver-

brauchte nicht mehr Energie als ein Äquivalent von vierLitern Benzin. Damit drang er endgültig in die Leistungsbe-reiche konventioneller Flugzeuge vor und ist dabei sparsa-mer als alles bisher Dagewesene.

Beste Vorgaben also für den den Green Flight Challenge2011 der Comparative Aircraft Flight Efficiency Foundation(CAFE) in Santa Rosa/Kalifornien. Der Wettbewerb, bei demes um die Konstruktion von möglichst umweltfreundlichen,praktischen und leisen Flugzeugen geht, ist dank Preisgel-dern von der NASA in Höhe von insgesamt 1,65 MillionenDollar der höchstdotierte Flugwettbewerb überhaupt. Dort

musste sich der e-Genius an Flug-zeugen mit Diesel-, Bio-Diesel undWasserstoffantrieb messen. Trotztechnischer Probleme mit dem Navi-gationsgerät meisterte der Stuttgar-ter Elektroflieger auch diese Heraus-forderung mit Bravour und erreichteden mit 120.000 Dollar dotiertenzweiten Platz in der Gesamtwertung.Und da der e-Genius nicht nurschnell und effizient ist, sondernzudem beim Abheben nur 56 bis 62Dezibel Lärm freisetzt, gab es den

Lindbergh Prize für das leiseste Flugzeug (Preisgeld 10.000Dollar) noch obendrauf. Entwickelt wurde der e-Geniusunter maßgeblicher Beteiligung der Steinbeis Flugzeugund Leichtbau GmbH, die Prof. Voit-Nitschmann 1995 –damals noch unter dem Namen Steinbeis-TransferzentrumAerodynamik, Flugzeug- und Leichtbau – gegründet hat.Für dieses „langjährige und herausragende“ Engagementwurde Voit-Nitschmann in diesem Jahr mit dem Löhn Preisfür herausragende Projekte im Technologietransfer ausge-zeichnet. amg

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Prof. Rudolf Voit-NitschmannInstitut für FlugzeugbauTel. 0711/685-62770e-mail: [email protected]

Start frei zum Erfolgsflug: Der e-Genius beim CAFE Green Flight Challenge 2011 in Kalifornien. (Fotos: Institut)

Boxenstopp für den Elektroflieger.

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Stärkung für die LeistungselektronikIm Jubiläumsjahr 2011 baut die Bosch-Gruppe ihre Hoch-schulförderung aus und startet die globale Initiative „BoschInterCampus-Programm“. Mit insgesamt 50 Millionen Eurounterstützt das Unternehmen in den kommenden zehnJahren Top-Universitäten und Forschungsprojekte inDeutschland, China, Indien und den USA. Zu den dreiersten Nutznießern in Deutschland gehört die Uni Stutt-gart, die fünf Millionen Euro erhält. Das Geld fließt in dieEinrichtung eines Instituts innerhalb des Robert Bosch Zen-trums (RBZ) für Leistungselektronik, das von der Bosch-gruppe sowie der Uni Stuttgart und der Hochschule Reut-lingen gemeinsam getragen wird. Die Investition soll „grü-ne“ Technologien wie etwa die erneuerbaren Energien unddie Elektromobilität voranbringen und jungen Wissen-schaftlern eine Perspektive bieten.

Doch wie sieht er nun aus, der ideale „grüne Ingenieur“, waskann er heute und was wird er morgen können müssen? Die-sen und weiteren Fragen rund um die Auswirkungen der grü-nen Technologien auf Studium und Karriere widmete sich diePodiumsdiskussion „Zukunft GreenTech“, zu der die FirmaBosch als Auftakt des InterCampus Programms am 25. Maiden Berliner Zukunftsforscher Prof. Eckard Minx an die Uni-versität Stuttgart geladen hatte. GreenTech sei keineswegseinfach eine Mode oder der Austausch von Technologien,machte Minx in seinem Impulsreferat klar. GreenTech sei viel-mehr eine Transformation, ein radikaler, nicht linearer Pro-zess, für den es keine einfachen Ziele mehr gebe. Die Auswir-kungen auf Bildung und Ausbildung zukünftiger Generatio-nen seien aber ebenso groß wie die mit ihm einhergehendenChancen. „Gefragt sind Denken auf Vorrat und neue Denk-muster“, so Minx. In der Zukunft werde sich zum Beispiel dasAuto der Stadt anpassen, und der Zukunftsforscher kann sichauch neue Geschäftsmodelle vorstellen, wie etwa das „Car togo“.

Die Firma Bosch erziele rund 40 Prozent ihres Umsatzesmit „grüner Technologie“ und stellt dafür gut 45 Prozent derForschungs- und Entwicklungsausgaben bereit, erklärte Dr.Wolfgang Malchow, der Geschäftsführer der Bosch-Gruppe.Fachkräfte sind freilich Mangelware, und so geht man beiBosch davon aus, dass deren Mobilität nachlassen wird. Umdie besten Uni-Absolventen vom Hörsaal weg an das Unter-nehmen zu binden – kreative Leute mit einer gewissen Sensi-bilität für andere Kulturen sind besonders gefragt –, suchtdas Unternehmen mit dem InterCampus Programm die Part-nerschaft von Unis, die an der Weltspitze mitspielen.

„Wir sind froh, die Uni Stuttgart gefunden zu haben“,sagte Wolfgang Malchow und Prof. Hans-Christian Reussvom Institut für Verbrennungsmotoren und Kraftfahrwesender Uni Stuttgart freute sich, gefunden worden zu sein. „DerFachkräftemangel in den Technik- und Ingenieurwissenschaf-ten ist absehbar“, betonte Reuss. Um hoch qualifizierte Leutefür die Industrie ausbilden zu können, müsse man diesejedoch zunächst für ein Studium an der Uni Stuttgart begei-stern, wie etwa mit dem neuen Institut für Leitungselektronik:„Das Beste aus beiden Welten hat da zusammengefunden“.Statt nur an seiner Sache zu tüfteln, müsse der Ingenieur vonmorgen auch vom Großen zum Kleinen denken können und

sich Kompetenzen außerhalb der Technik erwerben. Charlot-te Menold etwa, die an der Uni Stuttgart Fahrzeug- undMotorentechnik studiert, engagiert sich im studentischenRennteam und gewinnt dort viel Erfahrung über das Fachwis-sen hinaus. Zudem ist sie sich sicher: „Wir können umwelt-freundliche Autos bauen.“

Neubau am Standort ReutlingenDamit die heiß begehrten Elektronik-Ingenieure hervorra-gende Forschungs- und Lehrbedingungen vorfinden, wurdeam Standort Reutlingen-Rommelsbach des RBZ AnfangJuni ein Neubau mit einem Investitionsvolumen von über25 Millionen Euro eingeweiht. Dort stehen auf einerGesamtfläche von rund 1.800 Quadratmetern hochwertigausgestattete Hörsäle und Labors zur Verfügung – optimaleVoraussetzungen also, um die Studierenden gezielt auf dieneuen fachlichen Herausforderungen der ZukunftsfelderElektromobilität und erneuerbare Energien vorzubereiten.Ohne Leistungselektronik wären sie beide nicht denkbar.

„Um Komponenten und Systeme der Leistungselektronikschnell in bezahlbaren und kundenorientierten Produktenumsetzen zu können, ist eine enge Verzahnung von Indu-strie und Wissenschaft erforderlich“, betonte Nils Schmid,Minister für Finanzen und Wirtschaft. „Auch angesichts desdrohenden Fachkräftemangels ist es wichtig, dass in unse-rem Land Möglichkeiten geschaffen werden, gutes Fachper-sonal vor Ort auszubilden.“

Eine Besonderheit des neuen Studien- und Forschungs-zentrums ist das gemeinsame Promotionsprogramm zwi-schen der Universität Stuttgart und der Hochschule Reutlin-gen. Es ermöglicht den besten Absolventinnen und Absol-venten beider Hochschulen die Promotion und hatModellcharakter für weitere inzwischen beschlossenekooperative Promotionsprogramme zwischen Universitätenund Hochschulen. Für die Doktoranden stehen insgesamtelf Stipendien zur Verfügung. „Für die Leistungselektronikmit ihren vielfältigen Einsatzmöglichkeiten ist es wichtig,nicht nur die Einzelkomponenten zu betrachten, sondern die

Prominente Gäste bei der Einweihungsfeier für den Neubau des RBZ in Reutlin-gen: (v.l.) Prof. Peter Nieß (HS Reutlingen), Dr. Volkmar Denner (Bosch), Finanz-und Wirtschaftsminister Dr. Nils Schmid, Prof. Wolfram Ressel, Dr. Wolfgang Mal-chow (Bosch), Prof. Ulrich Schlienz (HS Reutlingen). (Foto: HS Reutlingen)

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Gesamtsysteme zu optimieren. Die Zusammenarbeit mitdem Marktführer Bosch und der international aufgestelltenHochschule Reutlingen ermöglicht einen solchen systemi-schen Ansatz und eröffnet über ein gemeinsames Promo-

tionsprogramm zudem neue Wege in der Doktorandenaus-bildung“, so Uni-Rektor Prof. Wolfram Ressel. Der Aufbauund Betrieb des Robert Bosch Zentrums für Leistungselek-tronik wird vom Ministerium für Wissenschaft, Forschungund Kunst mit einem Zuschuss in Höhe von rund zwölf Mil-lionen Euro unterstützt.

Auf Basis der Kooperation ist an der Hochschule Reutlin-gen der neue Master-Studiengang „Leistungs- und Mikro-elektronik“ entwickelt worden. An der Universität Stuttgarthat der Master-Studiengang Elektro- und Informationstech-nik den Wahlschwerpunkt Mikro-, Opto- und Leistungselek-tronik erhalten. Zudem sind Vorlesungen der Leistungselek-tronik Pflichtbestandteile des Bachelor-Studiengangs Erneu-erbare Energien und des neuen Master-Studiengangs Nach-haltige elektrische Energieversorgung. Julia Alber/amg

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Höhere Wirkung, weniger EmissionenAm Tag der Wissenschaft an der Uni Stuttgart war es soweit und dementsprechend prominent der Teilnehmerkreis:Im Beisein von Wissenschaftsministerin Theresia Bauer,hochrangigen Vertretern der Firmen Daimler und Boschsowie der beteiligten Hochschulen wurde der Gründungs-vertrag für das neue Promotionskolleg HYBRID unterzeich-net. Von der Uni Stuttgart und der Hochschule Esslingengetragen, dient es der Erforschung von Hybridfahrzeugenmit dem Ziel, den Emissionsausstoß zu minimieren undden Wirkungsgrad zu maximieren.

Das Kolleg bietet herausragenden Absolventen der Uni wieauch der Fachhochschule die Möglichkeit zur Promotion.„Wir gehen damit neue Wege der Doktorandenausbildungauf einem Technologiefeld, das für den überregionalen Ver-kehr in Zukunft von zentraler Bedeutung sein wird“, erklärteUni-Rektor Prof. Wolfram Ressel. Prof. Bernhard Schwarz,Rektor der Hochschule Esslingen, begrüßte die „spontaneBereitschaft“ der beteiligten Unternehmen und nannte daskooperative Kolleg einen Innovationsmotor für die Ausbil-dung des wissenschaftlichen Nachwuchses.

Mit insgesamt zwei Millionen Euro bezuschussen die Fir-men Daimler und Bosch das Promotionskolleg. Davon för-dert die Daimler AG acht Promotionskandidaten oder -kan-didatinnen und bietet darüber hinaus Hospitationen undWorkshops in den beteiligten Fachbereichen sowie fachü-bergreifende Qualifikationsmöglichkeiten an. 943.000 Eurosteuert das Wissenschaftsministerium bei. Wissenschafts-ministerin Theresia Bauer, nannte es ein „Vergnügen“, beider Unterzeichnung dabei sein zu können und hob hervor,dass es die Kombination von Uni, Hochschule und Industriewie bei HYBRID bundesweit viel zu selten gibt. Daimler Vor-stand Prof. Thomas Weber sprach von einem Wissenstrans-fer ins Unternehmen, zu dem die Doktoranden beitragen

werden wie auch einem Wettbewerbsvorteil und erklärte:„Wir erfinden gerade das Auto neu.“

Dr. Matthias Küssel, Leiter der Hybrid-Entwicklung beiBosch, sieht einen riesigen Bedarf an gut ausgebildeten

Nachwuchskräften, die sich während ihres Studiums mitden Themen Elektrofahrzeuge, -motoren und Batteriebeschäftigen. „Bereits jetzt sind zu wenig Leute auf demMarkt“, betonte er. Julia Alber/amg

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Prof. Michael BargendeInstitut für Verbrennungsmotoren und KraftfahrwesenTel. 0711/685 65646e-mail: [email protected]

Ziehen im Promotionskolleg HYBRID am gleichen Strang: Uni, Hochschu-le Esslingen, das Land und die Firmen Daimler und Bosch. Das Bild zeigtWissenschaftsministerin Theresia Bauer und Daimler-Vorstand Prof. Tho-mas Weber bei der Kick-off-Veranstaltung am Tag der Wissenschaft.

(Foto: Eppler)

Zukunftsforscher Eckard Minx bei der Auftaktveranstaltung der InitiativeBosch Intercampus. Mit im Bild: Prof. Christian Reuss (Uni, links) und Dr.Wolfgang Malchow (Bosch). (Foto: Bosch)

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Zwischen Hollywood und WissenschaftDigitale Medien unterhalten, informieren, bewerben undbilden: Im kooperativen Promotionskolleg „Digital Media“der Universitäten Stuttgart und Tübingen und der Stuttgar-ter Hochschule der Medien (HdM) können begabte Studie-rende künftig an den verschiedensten technischen Aspek-ten dieses zukunftsträchtigen Gebietes forschen und pro-movieren. Dazu zählen Bildgewinnung, Bild- und Videover-arbeitung, Bildsynthese, Visualisierung oder auch Dis-playtechnik in Verbindung mit künstlerischen Aspekten.Dafür werden eine viertel Million Euro für zwölf Promoti-onsstipendien zur Verfügung gestellt, neun davon finan-ziert das Land Baden-Württemberg.

Im Beisein der Hochschulrektoren Prof. Wolfgang Ressel undProf. Alexander W. Roos aus Stuttgart und Prorektor Prof.Heinz-Dieter Assmann aus Tübingen wurde am 19. Juli 2011der Kolleg-Auftakt gefeiert. „Die HdM als Fachhochschulebesitzt kein eigenständiges Promotionsrecht. Durch das Kol-leg können wir begabten Studierenden die Chance bieten, ihrKnow-how in der Animation wissenschaftlich zu vertiefen“,freut sich HdM-Rektor Prof. Alexander W. Roos. Prof. BerndEberhardt, Sprecher des Kollegs und Ansprechpartner an derHdM, ergänzt: „Wir versuchen damit auch den Spagat zwi-schen Hollywood und Wissenschaft. Die Industrie und dieMedienbranche nutzen die gleichen Tools, ob zur Erkennungvon Tumoren in medizinischen Datensätzen oder zur Unter-haltung im Kino. Die Verfahren dienen hier wie dort derVisualisierung und dem Erkenntnisgewinn. Und: Ohne For-schung in der Animation wird Gesehenes schnell zum altenZopf.“

„Wir freuen uns, dass die bisher lose Kooperation mit derHdM im Bereich Digitale Medien nun institutionalisiert wird,mit dem Ziel, exzellenten Hochschulabsolventen eine Promo-tionsperspektive in der Informatik zu bieten“, so Uni-RektorRessel. Prof. Thomas Ertl vom Visualisierungsinstitut undAnsprechpartner für das Kolleg an der Uni Stuttgart, ergänzt:„Die spezifischen Kompetenzen dieser Kollegiaten in denBereichen Medienproduktion und Animation bringen eine

neue Qualität in unsere grundlagenorientieren Dissertations-projekte.“ Das neue Promotionskolleg „Digital Media“besteht aus den drei Komponenten Medienproduktion, Visua-lisierung und Computergraphik/Computer Vision. Darin wer-den alle wichtigen technischen Aspekte digitaler Medien wieBildgewinnung, Bild- und Videoverarbeitung, Bildsynthese,Visualisierung sowie Displaytechnik in Verbindung mit künst-lerischen Aspekten abgedeckt. Die Promotionsstudentenhaben die Möglichkeit, die Ausstattung und das Lehrangebotaller drei Hochschulen zu nutzen. An den Instituten in Stutt-gart und Tübingen steht Hard- und Software-Equipment, wie

Large Displays und GPU-Cluster, Reconstruktions- undComputer-Vision-Software zur Verfügung, das die Ausstat-tung der HdM, darunter ein Motion-Capture- und Motion-Control-System, professionelle Filmkameras und Studios,ergänzt. uk

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Prof. Thomas ErtlInstitut für Visualisierung und Interaktive Systemee-mail: [email protected] Tel. 0711/685-88331

Unterhaltung und Wissenschaft liegen manchmal nahe beieinander: Rolf,der Hauptdarsteller einer mehrfach ausgezeichneten Computeranimati-on, steuert mit der Fernbedienung seines Videorekorders die reale Weltvon seinem Fernsehsessel aus. (Foto: HdM)

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Effektive EnergiewandlungUm Forschung und Lehre auf den Gebieten ElektrischeMaschinen und berührungslose Energieübertragung weiterzu stärken, hat die Universität im Juli das Institut für Elek-trische Energiewandlung (IEW) ins Leben gerufen. Es gehtaus der gleichnamigen Abteilung hervor, die bisher amInstitut für Leistungselektronik und Elektrische Antriebeangesiedelt war, und soll dem gestiegenen Wissensbedarfin den Bereichen Elektromobilität, Erneuerbare Energien,Industrieautomation und Medizintechnik Rechnung tragen.Leiterin ist Prof. Nejila Parspour.

„Die Ausbildung von Ingenieuren auf dem Gebiet der elek-trischen Energiewandlung – Antriebstechnik und im speziel-

len Elektrische Maschinen – wurde in Deutschland in denvergangenen Jahrzehnten nahezu kontinuierlich reduziert.Gleichzeitig sind aber neue Entwicklungs- und Forschungs-aufgaben entstanden. Diese haben den Arbeitsmarkt fürFachkräfte nahezu vollständig leergefegt“, so Uni-RektorProf. Wolfram Ressel anlässlich eines Symposiums zur Ein-weihung des neuen Instituts. „Die Universität Stuttgartmöchte dazu beitragen, diesen Mangel zu beheben.“

Elektrische Maschinen sind gut regelbar und haben imVergleich zu Verbrennungsmotoren einen hohen Wirkungs-grad – sprich: Sie können überall dort eingesetzt werden, woEnergie gespart werden soll. Am IEW verbauen die Ingeni-eure solche elektrischen Maschinen in verbesserten Radna-

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ben- und Direktantriebe für Elektrofahrzeuge oder sie nutzenelektrische Maschinen, um effiziente Generatoren für Wind-

und Wasserenergieanlagen zu entwickeln. Im Zentrum derberührungslosen Energieübertragung steht das kabelloseLaden von Elektrofahrzeugen. Die Mitarbeiter des IEW for-schen derzeit an solchen induktiven Ladesystemen miteinem Wirkungsgrad von über 90 Prozent. Damit ließe sichder Akku eines Elektrofahrzeugs beispielsweise währendeines Einkaufsbummels auf innerstädtischen Parkplätzenoder beim Warten an einer roten Ampel automatisch aufla-

den. Wenn der Akku jederzeit aufgeladen werden kann, wäreauch das bisherige Problem von Elektrofahrzeugen, diegeringe Reichweite, kein ernstzunehmendes Hindernis mehr.

Zum Wintersemester 2011/12 wurde darüber hinaus DerBachelorstudiengang Elektrotechnik und Informationstech-nik um einen weiteren Schwerpunkt „Elektromobilität“erweitert. Er baut auf ein drei- bis viersemestriges Basisstu-dium der Elektro- und Informationstechnik auf und vermit-telt den Absolventen alle Kenntnisse, um die elektromecha-nische Energiewandlungskette von Elektro- und Hybridfahr-zeugen zu verstehen, zu analysieren und zu konzipieren. ImMittelpunkt stehen insbesondere die Gebiete Speichertech-nik für elektrische Energie, Leistungselektronik, ElektrischeMaschinen, Kraftfahrzeugtechnik und Fahrzeugmechatronik.Dieses Themengebiet wird aufgrund der aktuellen For-schungsaktivitäten in den Bereichen Mobilität, Reduktionvon CO2-Emission oder wegen der Interaktion mit Smart-Grids in den nächsten Jahren und Jahrzehnten stetig angesellschaftlicher Relevanz gewinnen. Besonders im mittle-ren Neckarraum mit einer einzigartig hohen Dichte vonAutomobilunternehmen bieten sich exzellente Berufsper-spektiven für Absolventen dieses Themengebiets. uk

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Prof. Nejila Parspour Institut für Elektrische Energiewandlung Tel. 0711/685-67818 e-mail: [email protected]

Das berührungslose Aufladen von Elektrofahrzeugen ist eines der Forschungs-felder des Instituts für Elektrische Energiewandlung. (Foto: Nissan)

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Uni-Programm für Deutschlandstipendium300 Euro pro Monat für mindestens zwei Semester, unddas unabhängig vom Einkommen und zusätzlich zu eventu-ellen BAföG-Leistungen – diese Förderung erhalten Studie-rende im Rahmen des Deutschlandstipendiums der Bun-desregierung. Die Mittel für die Stipendien werden zur Hälf-te vom Bund und zur anderen Hälfte von privaten Förde-rern aufgebracht. Um ab dem Wintersemester 2011/12 diebesonders begabten Studierenden an der Universität Stutt-gart im Rahmen des Deutschlandstipendiums zu unter-stützten, schnürte die Uni ein spezifisches Förderpro-gramm. Die Förderer ließen sich nicht lange bitten.

Das Programm sieht vor, dass zwei Drittel der Fördersum-me zweckgebunden für Studierende eines bestimmtenStudiengangs und ein Drittel nicht zweckgebunden einge-worben werden. Damit will der Bund gewährleisten,dass auch die besten Studierenden aus weniger technik-nahen Studienrichtungen, insbesondere auch der Geis-teswissenschaften, in den Genuss einer Förderungkommen - ein Anliegen, dass die Universität Stuttgartausdrücklich befürwortet. Um diesem Anspruchgerecht zu werden, bietet die Uni neben der Möglich-keit einer nicht zweckgebundenen Einzelförderungeine spezielle Paketlösung an: Wer drei Studierendefördert, kann zwei der Stipendien an selbst definier-te Studiengänge vergeben. Das dritte Stipendiumwird von der jeweiligen Stipendienkommission der Uni ver-

geben, wobei darauf geachtet wird, dass auch diebesten Studierenden industrieferner

Studiengänge in denGenuss einer Förde-rung kommen. Beieiner Förderzusage von mindestens dreiJahren für ein solchesDreier-Paket sowie auchbei der Förderung vonneun Stipendien pro Jahrerhält der Förderer zudemeine beratende Stimme inder Vergabekommission.

Das Interesse der Förde-rer war von Anfang an erfreu-lich. Schon im Sommer hattedie Uni zwei Drittel der Stipen-dien eingeworben. Ende Sep-tember waren es schließlich 100Prozent, so dass zum Winterse-mester 2011/12 alle 87 vorgese-henen Deutschlandstipendien anbesonders begabte Studierendeder Universität Stuttgart vergebenwerden können. „Auf sehr guteResonanz stößt das Stuttgarter Drei-

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erpaket“, berichtet die Kanzlerin der Universität Stuttgart,Dr. Bettina Buhlmann, denn es entspricht dem Wunsch derFörderer, spezifische Studiengänge zu unterstützen undbeweist darüber hinaus auch deren Bereitschaft, gesamtge-sellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Zu den För-derern zählen weltweit bekannte Unternehmen, aber auchPrivatpersonen wie die Gewinner des Zukunftspreises 2010des Bundespräsidenten, die einen Teil ihres Preisgeldesspendeten.

Einmal pro Jahr lädt die Universität zu einer Festveran-staltung, auf der sich Förderer und Geförderte persönlichkennenlernen und austauschen können. „Mit unseremEngagement haben wir die Chance, frühzeitig einen Kontaktzu den geförderten Studierenden aufzubauen, den sie aufWunsch durch Praxiseinsätze im Unternehmen gerne vertie-fen können“, sagt Klaus Achtelik von der Dürr AG. Auch

Renate Neuffer von der Robert Bosch GmbH begrüßt die„Initiative der Bundesregierung, eine Stipendienkultur inDeutschland zu schaffen“: „Bei Interesse werden die vonuns geförderten Stipendiaten in unserem Unternehmen inein Netzwerk mit vielfältigem Betreuungsangebot eingebun-den und können beispielsweise durch einen Mentor per-sönlich betreut werden, haben die Möglichkeit, an Veran-staltungen und Seminaren des Unternehmens teilzuneh-men oder sich Praktika vermitteln zu lassen.“ uk

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Bettina Neumann, Dez.I/ Abt. Hochschulkommunikation Tel. 0711/685-82192e-mail: [email protected]

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Von Hochhausbau bis UmweltschutzIm Rahmen der Jahresfeier am 18. November*) erhält derUmweltingenieur Rolf Geisel die Würde des Ehrensenatorsder Universität; die Ehrendoktorwürde der Universität wirdan drei Persönlichkeiten verliehen: an den amerikanischenBauingenieur William F. Baker, den Leiter des DeutschenLiteraturarchivs Marbach, Prof. Ulrich Raulff, sowie denmalaysischen Wasserwirtschaftler Prof. Dr. Sahol Hamid BinAbu Bakar. Alle vier Geehrten haben auf ihren Gebieten her-ausragende wissenschaftliche Leistungen erbracht und sichzudem in besonderer Weise für die Uni Stuttgart engagiert.

Mit der Verleihung der Würde einesSenators ehrenhalber an Rolf Geiselhebt der Senat die Verdienste des1956 geborenen Unternehmers umdie Förderung von Wissenschaftund Forschung auf dem Gebiet desUmweltschutzes und insbesonderein den Bereichen der Abgasreini-gung und der Schalldämpfung her-vor. Der gelernte Werkzeugmacherwurde 1985 in die Geschäftsleitungder Firma Boysen berufen, seit 2006

ist er deren alleiniger Geschäftsführer. Unter GeiselsFührung vollzog Boysen den Schritt vom Zulieferer zumSystemlieferanten für Abgastechnik, gründete Tochterunter-nehmen und 1996 die Friedrich-und-Elisabeth-Boysen-Stif-tung. Die Stiftung unterstützt Projekte auf dem Gebiet desUmweltschutzes, vergibt Stipendien und Förderpreise – ins-besondere an der Universität Stuttgart, dem KarlsruherInstitut für Technologie (KIT) und der TU Dresden. Mehr als4,2 Millionen Euro sind bis heute vergeben worden, davonrund drei Millionen Euro an die Universität Stuttgart.

Seit vielen Jahren ist Geisel mit der Boysen-StiftungMitglied des Vereins der Freunde der Universität und hatsich als ein sehr verlässlicher, belastbarer Freund und hochaktiver Förderer erwiesen. So unterstützt er auch das Rekto-rat bei der Gewinnung und dem Verbleib hoch qualifizierterProfessoren. Mit Rolf Geisel würdigt die Universität einenbrillanten Techniker, Unternehmer und Ingenieur. Kreatives

Denken, pragmatisches Handeln und kurze Entscheidungs-wege bei der Ideen-Umsetzung machen ihn zu einem Inno-vator ersten Ranges, der neue Maßstäbe in Entwicklung,Versuch, Produktion und Logistik gesetzt hat. Die Univer-sität Stuttgart verbindet mit der Ehrung Dank und Anerken-nung für die fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Stiftungund Universität und die Förderung der praxisnahen Exzel-lenz der Universität.

William F. Baker erhält die Würde eines Dr.-Ing. ehren-halber für seine außergewöhnlichen wissenschaftlichen undtechnischen Leistungen im Bereich der Tragwerksplanungim Hochhausbau. Baker, geboren 1953 in Fulton, Missouri,studierte Bauingenieurwesen an der University of Missouriund der University of Illinois at Chicago Urbana. 1981 trat erin das renommierte Büro Skidmore, Owings and Merrill(SOM), Chicago, ein, wo er seit 1996als Partner und Chefingenieur tätigist. Viele bahnbrechende Entwick-lungen im Hochhausbau sind engmit Bakers Namen verbunden.Erwähnt seien hier seine Beiträgezum Entwurf und zur Konstruktionvon Hochhäusern aus Stahlbetonund in Verbundbauweise sowie ins-besondere sein Ansatz, durch eineManipulation der Windwirkungdie tragenden Strukturen vonHochhäusern zu optimieren. Erst dadurch wurde zum Bei-spiel der Bau des 818 Meter hohen Burj Khalifa, des derzeithöchsten Gebäudes der Welt, möglich. Spätestens seit derErrichtung dieses Hochhauses gilt Baker als der weltweitführende Ingenieur im Hochhausbau. Seine „Supertall buil-dings“ bedingen nicht nur die Zusammenarbeit zwischenArchitekt und Ingenieur, sondern auch die A-priori-Einbezie-hung von Fachleuten anderer Disziplinen. Diese Zusammen-führung und die Herausarbeitung tragender Strukturen vonbisher nicht gekannter Höhe oder Effektivität werden derzeitnur von wenigen beherrscht.

Baker lehrte als außerordentlicher Professor am IllinoisInstitute of Technology (IIT). Derzeit ist er außerordentlicher

Rolf Geisel

William F. Baker

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Professor an der Northwestern University sowie Mitgliedeiner Vielzahl nationaler und internationaler wissenschaftli-cher und berufsständischer Vereinigungen. Er hält regel-mäßig Gastvorträge und Seminare an den führenden Uni-versitäten der Welt. Besonders mit der Universität Stuttgartpflegt Baker eine enge Verbindung und gibt über seineLehrtätigkeit hinaus den Studierenden die Chance, in sei-nem Büro in Chicago Auslandserfahrung zu sammeln.

Für sein öffentliches Nachdenken über Ästhetik, Politikund Geschichte erhält Ulrich Raulff die Ehrendoktorwürdeder Universität Stuttgart. Sein Metier sind die Publizisti-schen Überraschungen, sein Verfahren heißt Unkalkulier-barkeit. Man könnte es das Raulffische Wesen nennen, umder Terminologie des George-Kreises zu folgen, den UlrichRaulff eindrücklich geschildert hat.

Ulrich Raulff, geboren 1950, studierte Philosophie undGeschichte in Marburg und widmete seine Dissertation undHabilitation den französischen Gelehrten Michel Foucault

und Marc Bloch. Er leitete die Feuil-letons der Frankfurter Allgemeinensowie der Süddeutschen Zeitungund ist seit 2004 Direktor des Deut-schen Literaturarchivs Marbach,eine der ganz wenigen national undinternational höchst renommiertenForschungsinstitutionen auf demGebiet der Literatur- und Geistes-wissenschaft. Seit 2005 ist er Mit-glied im Präsidium des Goethe-Instituts. In all diesen Positionen hatUlrich Raulff die Institutionen durch

intellektuellen Wagemut gefordert und so die öffentlicheAufmerksamkeit für sie befördert.

Für seine wissenschaftliche Prosa erhielt Ulrich Raulffden Anna-Krüger-Preis des Wissenschaftskollegs und denHans-Reimer-Preis der Aby-Warburg-Stiftung. Das wir-kungsmächtigste Werk Ulrich Raulffs ist die Monographie„Kreis ohne Meister. Stefan Georges Nachleben“, für dieihm die kritische Jura der Leipziger Buchmesse 2010 denSachbuchpreis verlieh. Das Buch informiert über die reform-pädagogischen Ursprünge der Päderastie aus dem GeistGeorges und leistete damit nolens volens einen wertvollenBeitrag zur öffentlichen Debatte über sexuellen Missbrauchan der Odenwaldschule.

Der Universität Stuttgart ist Raulff in vielfacher Weiseeng verbunden. Zu nennen sind die „Sommerschule Litera-turwissenschaft Marbach“, die großzügige MarbacherBeteiligung an dem Postgraduierten-Netzwerk „Internatio-nalisierung der Wissenschaften“ sowie die Einbindung desDeutschen Literaturarchivs Marbach in den geplantenkooperativen Forschungscampus Stuttgart.

Herausragende Leistungen aufdem Gebiet der Wasserwirtschaftund neuer Technologien beim Was-sermanagement sowie Verdiensteum die Zusammenarbeit zwischender Universität Stuttgart und malay-sischen Hochschulen würdigt derSenat mit der Verleihung der Ehren-doktorwürde an Sahol Hamid BinAbu Bakar. Der studierte Bauinge-nieur lehrte von 1980 bis 1989 ander Universiti Teknologi Malaysia(UiTM), wo er sich insbesondere auf den Aufbau der Fakul-tät für Bauingenieurwesen konzentrierte. Sahol promoviertean der University of Sussex, Großbritannien. 1992 kehrte eran die UiTM - der mit rund 200.000 Studierenden größtenUniversität des Landes – zurück und ist seit 2010 deren Rek-tor. Von 2007 bis Ende 2009 verantwortete Sahol am Mini-stry of Higher Education die Umsetzung des nationalen Bil-dungsstrategieplans. Die Publikationen, Patente und PreiseSahols sind zahlreich. Beispielhaft erwähnt seien hier seineDissertation zum Thema „Rainfall Estimation for FloodForecasting“, die seinerzeit als beste Arbeit aus demBereich der Wasserwirtschaft ausgezeichnet wurde, sowieder renommierte nationale Wissenschaftspreis, den Sahol1997 erhielt.

Der Universität Stuttgart ist Sahol seit Langem verbun-den. Im englischsprachigen MasterstudiengangWAREM/Water Resources Engineering and Managementder Universität Stuttgart hält er jedes Jahr einen Kurs zumThema Hochwasserschutz ab. Auch die Übernahme desRektor-Amtes an der UiTM hat dem bislang keinen Abbruchgetan. Ferner gründete Sahol in Malaysia ein Research Cen-ter WAREM, das sich stark an den Studieninhalten desStuttgarter Studiengangs orientiert. amg

*) Ein Bericht zur Jahresfeier erscheint Anfang 2012.

Ulrich Raulff

K U R Z B E R I C H T E T > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >

Hochschulregion Stuttgart gegründetUm im Wettbewerb um begabte Studierende und junge Wis-senschaftler sowie beim Einwerben von Fördergeldern dieNase vorn zu haben, gründeten 18 Akteure im Großraum Stutt-gart im Juli den Trägerverein „Hochschulregion Stuttgart“.Zum Vorsitzenden wurde der Rektor der Uni Stuttgart, Prof.Wolfram Ressel, gewählt, die Stellvertreter sind Thomas S.Bopp, Vorsitzender des Verbands Region Stuttgart, sowie derRektor der Hochschule für Technik (HfT), Prof. Rainer Franke.

„Die Universität Stuttgart war von Anfang an von der Ideeder Gründung einer Hochschul- und Wissenschaftsregion Stutt-gart begeistert“, erklärte Ressel. „Die Region besitzt bereitsweltweites Ansehen als bedeutender Innovations- und Wirt-schaftsstandort. Wir wollen nun die Sichtbarkeit der Region

auch in den Bereichen Forschung und Lehre deutlich erhöhenund zwar über alle Hochschularten hinweg. Die koordinierteZusammenarbeit der Hochschulen mit ihren verschiedenenSchwerpunkten bietet zudem Chancen für neue Ideen.“

Als erste Aktivitäten sind die Teilnahme an internationalenLeitmessen und der Aufbau einer Geschäftsstelle bei derregionalen Wirtschaftsförderung geplant. Auch Kooperatio-nen mit internationalen Hochschulen und angesehenen For-schungseinrichtungen soll der Verein in die Wege leiten.Zudem sollen eine Ehemaligen-Netzwerk aufgebaut, neue Bil-dungs- und Weiterbildungsangebote geschaffen sowiegemeinsame Projekte wie Sommerschulen auf den Weggebracht werden. uk

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W I S S E N S C H A F T S M I N I S T E R I N T H E R E S I A B A U E R Z U G A S T A N D E R U N I > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >

Umweltforschung im BlickZum Auftakt ihrer ersten Sommertour durch die baden-würt-tembergische Hochschullandschaft machte Wissenschaftsmi-nisterin Theresia Bauer im August Station an der Uni Stutt-gart. Im Gespräch mit Rektor Prof. Wolfram Ressel, den Pro-rektoren Prof. Sabine Laschat und Prof. Frank Gießelmannsowie Kanzlerin Dr. Bettina Buhlmann informierte sich dieMinisterin über herausragende Forschungsthemen sowiedrängende hochschulpolitische Fragen. Im Anschluss besich-tigte sie das Institut für Leichtbau Entwerfen und Konstru-ieren (ILEK). Highlight des Rundgangs war das vom ILEK kon-zipierte und durch das Bundesministerium für Verkehr, Bauund Stadtentwicklung (BMVBS) preisgekrönte Plusenergie-haus.*

„Die Uni Stuttgart ist ein hoch attraktiver Forschungsstandortund leistet hervorragende Arbeit. Besonders beeindruckthaben mich die zahlreichen Forschungsaktivitäten imUmweltbereich“, so das Fazit der Ministerin gegenüber derPresse. Die Präsentation durch Rektor Ressel umfassteLeuchtturmprojekte vom Exzellenzcluster SimTech über dasneue Raumfahrtzentrum Baden-Württemberg und die fliegen-de Sternwarte Sofia bis zum Gauss Centre for Supercompu-ting (Europas leistungsstärkster Großrechnerverbund unterBeteiligung des Höchstleistungsrechenzentrums Stuttgart)oder dem internationalen Zentrum für Kultur und Technikfor-schung (IZKT). Ein besonderes Augenmerk lag auf umwelt-bezogenen Schwerpunkten wie dem Bachelor-StudiengangErneuerbare Energien sowie den geplanten Masterstudien-gängen Nachhaltige Elektrische Energieversorgung und Energietechnik, Angeboten im Bereich der Windenergie, derWasserkraft und der Elektromobilität. Breiten Raum nahmauch die Leistungselektronik als Schlüsseltechnologie für eineVielzahl an Neuerungen für einen nachhaltigen schonendenUmgang mit der Umwelt und ihren Ressourcen ein. „Wir freu-en uns sehr, dass Wissenschaftsministerin Bauer gleich alserste Station ihrer Sommertour an unsere Universität gekom-men ist. Als eine der erfolgreichsten Forschungsuniversitäten

in Deutschland konnten wir ein reiches Repertoire an Aktivitä-ten in den Bereichen Erneuerbare Energien und Umwelttech-nik präsentieren“, so Rektor Ressel. „Wir haben viele neueThemen, und die wollen wir gemeinsam mit dem Land an-gehen.“

Dass die Universität mehr Geld braucht, dürfte der Mini-sterin auch mit Blick auf etliche hochschulpolitische Themen

klar geworden sein. So sollen zur Abfederung der befürchte-ten Engpässe aufgrund des doppelten Abiturientenjahrgangsim kommenden Jahr zusätzliche Mittel im Rahmen eines Not-fallfonds bereitgestellt werden. Nicht so leicht lösbar werdender Investitionsstau bei Neubau- und Sanierungsmaßnahmensowie die generell schwierige Finanzlage aufgrund rückläufi-ger Landesmittel sein. „Hier hoffen wir auf mehr Unterstüt-zung durch die neue Landesregierung“, so der Rektor. Immer-hin stießen einige neue Projekte wie die Energieautarke Uniauf reges Interesse, und auch beim weiteren Aufbau des Cam-pus Managements Systems könnte sich die Ministerin eineengere Zusammenarbeit vorstellen. amg

*Über das Plusenergiehaus berichtete der unikurier in Ausgabe 107auf S. 56

Wissenschaftsministerin Theresia Bauer und Uni-Rektor Prof. WolframRessel begutachten am ILEK das Modell einer Brücke, die sich je nachBelastung verformt. (Foto: amg)

Das Institut für Fördertechnik und Logistik (IFT) der Universität Stuttgart istheute das weltweit einzige unabhängige Institut, das alle Anwendungsberei-che des Stahlseils abdeckt – seit 2006 auch im Bereich der Offshore-Seiltech-nik. Grund genug für Günther Oettinger, Kommissar für Energie der Europäi-schen Union, dem Institut einen Besuch abzustatten. Der ehemalige Minister-präsident von Baden-Württemberg, als EU-Kommissar auch für die Sicherheitin der Offshore-Förderung von Öl und Gas zuständig, besuchte das IFT, umsich über aktuelle technische Grenzen und Probleme zu informieren.Im Beisein der Seilspezialisten des IFT erläuterten Prof. Karl-Heinz Wehking(Mitte) und Uni-Rektor Prof. Wolfram Ressel (links) dem Kommissar die aktu-ellen Probleme und Grenzen bei der Verankerung schwimmender Offshore-Plattformen mit Stahlseilen und stellten auch neueste Forschungsergebnisseeines dreijährigen Forschungsprojektes der Deutschen Forschungsgemein-schaft (DFG) sowie die sich hieraus ergebenden neuen möglichen Lösungs-wege vor. Anschließend diskutierten die Wissenschaftler mit dem Kommissarüber mögliche Herangehensweisen zur Bearbeitung und Lösung dieser Pro-bleme. Der Kommissar zeigte sich während des Besuchs äußerst interessiertund als gut informierter Ansprechpartner. Aufgrund des Besuches sind weite-re Aktivitäten und Termine bei der Europäischen Kommission in Brüssel inPlanung/uk. (Foto: Eppler)

E U - K O M M I S S A R F Ü R E N E R G I E I N F O R M I E R T S I C H Ü B E R S E I L T E C H N I K I M O F F S H O R E - B E R E I C H > > > > > > > > > > > > > > >

Günther Oettinger zu Besuch am IFT

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V E R K E H R S M I N I S T E R W I N F R I E D H E R M A N N Z U G A S T A N D E R U N I > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >

Nachhaltige Mobilität im FokusAm 20. Oktober besuchte der baden-württembergischeMinister für Verkehr und Infrastruktur Winfried Hermanndie Universität Stuttgart, um sich einen Überblick überneue Forschungsansätze zum Thema „Nachhaltige Mobi-lität“ zu verschaffen. Bei einem Rundgang durch das For-schungsinstitut für Kraftfahrwesen und FahrzeugmotorenStuttgart (FKFS) und einem anschließenden Informations-gespräch informierten der Rektor sowie Professoren ausfünf Fakultäten den Minister darüber, wie interdisziplinärund vernetzt das Thema umweltfreundliche und nachhalti-ge Mobilität an der Universität Stuttgart in Forschung undLehre behandelt wird.

Im Rahmen der Visite sprach Hermann sich für einen Lehr-stuhl „Nachhaltige Mobilität“ in Baden-Württemberg aus.„Im Land gibt es sehr viele Firmen, die von der Mobilitätleben – mit denen zusammen müsste man so einen Lehr-stuhl einrichten können. Uni-Rektor Prof. Wolfram Resselließ keinen Zweifel daran, wo der Lehrstuhl seinen Platz fin-den könnte: „Die Forschungsbeiträge der Universität Stutt-gart auf diesem Feld reichen von der konventionellen Fahr-zeugtechnik sowie Elektro- und Hybridantrieben über dieVerkehrsplanung und Fragen des Mobilitätsverhaltens bis zuReduzierung von Emissionen und anderen Umweltfragen.“

Zum Auftakt seines Besuchs nahm der Minister zwei stu-dentische Projekte in Augenschein: das am Institut für elek-trische Energiewandlung entwickelte StudKart sowie denElektro- Rennwagen des Greenteams. Anschließend besich-tigte er einen Erdgas-Hybridprototyp und einen Tesla aus

der Elektrofahrzeugflotte des FKFS, das Motorenprüffeld,den Stuttgarter Fahrsimulator und den Fahrzeugwindkanal.Im Gespräch informierte sich der Minister über weiteremobilitätsbezogene Forschungsfelder an der UniversitätStuttgart. Zur Sprache kamen Fragen des Mobilitätsverhal-

tens, der Verkehrsplanung und Verkehrstechnik, der Elektro-& Informationstechnik, der Verkehrsökonomik sowie derLehre. Vorgestellt wurde auch der „ForschungsschwerpunktVerkehr Universität Stuttgart“ (FOVUS), der eine strukturellePlattform für die ganzheitliche und interdisziplinäre Erfor-schung mobilitätsbezogener Fragestellungen bietet. uk

Mit sichtlichem Vergnügen testete Verkehrsminister Winfrid Hermannden Elekro-Co-kart „Studkart“. (Foto: Eppler)

Z U M 1 0 0 . G E B U R T S T A G V O N R O L F G U T B R O D > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >

Bauen in den Boomjahren der 1960er„Ich stelle mir die Situation und die Bedürfnisse vor undversuche beides einzuatmen, bis mir die Idee für eine Form

kommt.“ Dieses Bekenntnis zur künstlerischenPhantasie stammt von Rolf Gutbrod (1910-1999),einem der wichtigsten deutschen Architektender Nachkriegszeit. Am 13. September 2010wäre Gutbrod einhundert Jahre alt geworden,

und aus diesem Anlass veranstaltete das Institutfür Architekturgeschichte der Universität Stuttgart

ein wissenschaftliches Kolloquium, dessen Beiträgenun in Buchform erschienen sind.

Professor Rolf Gutbrod, gebürtiger Stuttgarter und von1954 bis 1972 Direktor des Lehrstuhls für Innenraumgestal-tung und Entwerfen, wurde mit dem Bau der Liederhalle inStuttgart in den 1950er Jahren überregional berühmt. Inden 1960er Jahren folgten dann viele Bauten mit außerge-wöhnlichen Konzepten, so zum Beispiel der Hauptsitz derBaden-Württembergischen Bank in Stuttgart, sowie derDeutsche Pavillon auf der Weltausstellung 1967 in Montréal.

Das Buch stellt genau diese Zeit, die Boom-Jahre der1960er in den Fokus, und das nicht nur, weil die 1960er zu

Gutbrods produktivsten Jahren gehörten. Neben der ästhe-tischen Betrachtung der Bauten Gutbrods stellen die Refe-renten des Kolloquiums auch die Frage nach dem Umgangmit den in die Jahre gekommenen Bauten. Sie stehen untergroßem Veränderungsdruck, müssen ökologisch und tech-nisch erneuert werden. Außerdem werden Fortschritte ausdieser Zeit oft wegen des Vorurteils vom „Bauen alsUmweltzerstörung“ unterschlagen, wie Herausgeber KlausJan Philipp in seinem Vorwort feststellt: „Es bedarf großerAnstrengungen, die Qualitäten der Architektur dieser Zeitaufzudecken.“

Diverse Denkmalpfleger, Architekturhistoriker und Archi-tekten versuchen sich im Buch „Rolf Gutbrod – Bauen inden Boomjahren der 1960er“ an dieser Herausforderungund zeichnen dabei ein abgerundetes Bild von Rolf Gut-brod, der ein Star war, lange bevor man von Stararchitektensprach. Till Hafermann

Klaus Jan Philip (Hg.): Rolf Gutbrod – Bauen in den Boom-jahren der 1960er, Verlag Müry Salzmann 2011, 148 Seiten,29,00 Euro, ISBN 978-3-99014-035-2

Buch

Tipp

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Sofort am Markt aktiv seinMit einer Gruppe von sieben Studierenden fingen sie 2007an, heute zählt die inzwischen gegründete Firma „StudioLTA – studio für leichtbau und temporäre architektur“ dreiHauptverantwortliche, die mit der Unterstützung von dreiweiteren Mitarbeitern daran arbeiten, das Unternehmenerfolgreich auf dem Markt zu platzieren. Sie bieten Lösun-gen für Projekte des temporären Leichtbaus, die vor allemim Messe- und Eventbau von Bedeutung sind, gleichzeitigRessourcen schonen und einem hohen ästhetischenAnspruch genügen. Seit 2011 haben hat sich die Gruppe inForm einer Transfer- und Gründerunternehmung (TGU)selbständig gemacht. Die Geschäftsform TGU ist ein spezi-elles Angebot der Technologie-Transfer-Initiative (TTIGmbH) der Universität Stuttgart, um jungen Existenzgrün-dern der Uni den Start zu erleichtern.

Die Studierendengruppe entwarf vor vier Jahren einen Mes-sestand für die Messe Techtextil in Frankfurt. Diese Arbeitrealisierten sie in Kooperation mit dem Institut für LeichtbauEntwerfen und Konstruieren der Universität Stuttgart. DieGruppe erarbeitete sich mit viel Engagement und Durchhal-tewillen ein Projekt, das eine Konstruktionsweise mit pneu-matischen Elementen hervorbrachte. Weitere Entwürfe undRecherchearbeiten rund um pneumatische Konstruktionenund andere Leichtbaulösungen während des Studiums derGruppenmitglieder, bildeten schließlich die Basis für daspneumatische Modulbausystem „Plusminus“. Mit diesemSystem können mit geringem Zeitaufwand Wände, translu-zente Räume oder Freiformen mit hohem ästhetischemAnspruch gebildet werden. Die komplette Konstruktion lässtsich wieder- und weiterverwenden aber auch schnell undeinfach sortenrein recyceln. Das junge Unternehmen erhieltfür seine Arbeiten das „Exist-Gründerstipendium“ des Bun-desministeriums für Wirtschaft und Innovation, wurde mitdiversen Veröffentlichungen in der Fachpresse bedacht undgewann zahlreiche Design- und Architekturpreise, wie denTechtextil-Preis 2010 oder den Bauwelt-Preis 2011.

Aller Anfang ist schwerEin Unternehmen zu gründen und erfolgreich aufzubauenbirgt manchen Stolperstein. Bei der Umsetzung einer neuenGeschäftsidee müssen oft neue Wege gefunden werden.Kreativität, Improvisation und Ausdauer sind hier gefragt.Aber auch Dinge wie die Rechnungsstellung, der Abschlussvon Versicherungen und geschäftlichen Verträgen sowie dieBuchhaltung sollten beherrscht werden. Hier setzt TTIGmbH der Uni Stuttgart an. Sie unterstützt und erleichtertden Unternehmensaufbau mit der Transfer- und Gründerun-ternehmung (TGU) und nimmt mit diesem Konzept eineVorreiterrolle ein.

Für Existenzgründerinnen und -gründer besteht dieMöglichkeit, sich im Rahmen einer TGU als Projektleiterunter das Dach der TTI GmbH zu begeben und sich auf eineselbstständige Existenz vorzubereiten. Dabei können wichti-ge Dienstleistungen bezogen werden, wie Beratung und dasFinanz- und Personalmanagement. Das Renommee der TTIGmbH und das umfassende Serviceangebot von Buchhal-tung und Forderungsmanagement bis zur Übernahme der

Betriebshaftpflicht und der Bereitstellung von Konferenzräu-men und Messeständen ist ein wichtiger Vorteil für Unter-nehmensgründer. Sie zahlen dafür eine umsatzabhängigeDienstleistungspauschale. Die Abrechnung ist daher trans-parent und planbar. Es entstehen keine Fixkosten und auchsonst keine versteckten Kosten. Zudem entfällt die Einlageeines Mindeststammkapitals in Höhe von 25.000 Euro, dasansonsten bei Gründung einer Gesellschaft mit beschränk-ter Haftung notwendig wäre.

„Damit bietet die TGU eine perfekte Basis für ein jungesUnternehmen, um sich voll und ganz auf die Entwicklungdes Produkts, das Marketing und den Vertriebsstart zu kon-zentrieren. Die Rechtssicherheit durch die GmbH und dasFinanzmanagement durch die TTI GmbH waren für unsbesonders in der Anfangsphase sehr wichtig“, erklärt Julian

Lutz, einer der Geschäftsführer der Firma Studio LTA, dieHauptkriterien, weshalb er sich für das Konzept der TGUentschieden hat. Auch die Firma Scireum GmbH ist eineGründung aus der Universität Stuttgart und mittlerweile einerfolgreiches Software- und Beratungsunternehmen. Auchfür sie hat die Starthilfe durch die TGU eine bedeutendeRolle gespielt. Michael Haufler, einer der Gründer von Scire-um erklärt: „Durch die TGU konnten wir uns voll auf unsereigentliches Geschäft konzentrieren und trotzdem sofort amMarkt aktiv sein.“ ve

KONTAKT

Klaus-Dieter HockeTel. 0711/6868749-13e-mail: [email protected]> > > www.tti-stuttgart.de/cms/website.php?id=/de/transfer/tgztgu.htm.

Informationen zu den beiden jungen Firmen unter > > > www.studiolta.de und > > > www.scireum.de.

Die Firma Studio LTA, die als Transfer-und Gründerunternehmung unterdem Dach der TTI startete, hat mit ihre Wand-Konstruktionen aus wiederverwendbaren Elementen schon einige Preise eingeheimst.

(Foto: Studio LTA)

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Susanne Donath, Leiterin Infrastrukturelles Gebäudemana-gement

Ich selbst war vor Beginn der Mitarbeiterge-spräche etwas skeptisch, da ich vor allemden Zeitaufwand vor Augen hatte. Zudemwar ich mir nicht ganz sicher, wie diese Maß-nahme von den Mitarbeitern angenommenwerden würde. Während der Einführungs-veranstaltung wurden diese Zweifel zwarnicht aus dem Weg geräumt, aber wir habenmit allen Kollegen einen Fragenbogen erar-beitet, um ein Gefühl für die Gesprächs-

führung zu bekommen.Als die Gespräche dann begannen, war ich ehrlich überraschtüber die Entwicklung und meine anfängliche Skepsis schlugin Begeisterung um. Alle Mitarbeiter, mit denen ich einGespräch führen konnte, waren sehr aufgeschlossen. Das Pro-blem, den vorgegebenen Zeitrahmen zu füllen, hatten wir sel-ten; teilweise wurde die Zeit sogar knapp.Ich persönlich konnte viel aus den Gesprächen mitnehmenund werde diese auch im nächsten Jahr gerne wieder durch-führen. Leider muss ich einräumen, dass mir vor allem für dieAuswertung und Umsetzung der Vorschläge und Wünschedie Zeit fehlt. Ich hoffe, dass ich bis zum nächsten Mitarbeiter-gespräch noch dazu komme. Meine Mitarbeiter sollen dasGefühl haben, dass die Gespräche ernst genommen werdenund wir Vorgesetzten die Meinungen und Ansichten jedes ein-zelnen ernst nehmen.

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J Ä H R L I C H E M I T A R B E I T E R G E S P R Ä C H E D U R C H L I E F E N E R S T E R U N D E > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >

Wertvolles Feedback für beide SeitenOffene Gesprächskultur fördern, Motivation, Fähigkeitenund Arbeitzufriedenheit stärken – mit diesen Zielen starte-ten im ersten Quartal 2011 die Mitarbeitergespräche in derZentralen Verwaltung. Wurde das Instrument von vielenMitarbeitern zunächst kritisch gesehen, so mehren sich seitder ersten Gesprächsrunde die positiven Stimmen. ImOktober/November werden die Mitarbeitergespräche einerZwischenevaluation unterzogen. Auch der unikurier haterste Eindrücke gesammelt.

Zur Erinnerung: Im März 2010 hatte die Universität eineRahmendienstvereinbarung zur Einführung von Mitarbeiter-gesprächen abgeschlossen. Im Herbst gleichen Jahres führ-te die Zentrale Verwaltung die Gespräche als erste Einrich-tung der Universität ein und informierte im Rahmen einerAuftaktveranstaltung über Sinn und Ablauf dieses Projektsmit dem Titel „Verwaltung im Dialog“. Der Name ist Pro-gramm: „Mir ist eine offene und wertschätzendeGesprächskultur wichtig“, kommentierte Kanzlerin BettinaBuhlmann bei der Auftaktveranstaltung die Gespräche, zudenen eine Rückschau auf die vergangene Arbeitsperiode,ein Feedback zu den erbrachten Leistungen sowie ein Blickauf die künftigen Perspektiven gehören.

Wie man sich auf die Gespräche optimal vorbereitet undden bestmöglichen Nutzen daraus ziehen kann, konntenVorgesetzte wie Mitarbeiter bei eintägigen Kommunikati-onstrainings erlernen. Insgesamt 18 solcher Schulungenboten die Trainerinnen Bärbel Roller und Ursula Dachs, bei-de erfahrene Coachs, über die Wintermonate an. 160 Mitar-

beiter und alle Führungskräfte – für letztere war dies Pflicht –nahmen daran teil. Neben theoretischem Wissen über dieGrundlagen der Kommunikation und ihre Fallstricke beka-men die Teilnehmer konkrete Leitfäden an die Hand, um das Gespräch zu strukturieren, Schwerpunkte zu setzen undWichtiges festzuhalten.

Auch dank dieser Vorbereitung sind die Mitabeiterge-spräche weit mehr als ein loser Gedankenaustausch: „Wirbeobachten positive Effekte in der Zusammenarbeit undeine größere Zufriedenheit der Mitarbeiter“, resümiert dieLeiterin Personalentwicklung, Petra Pechbrenner. Zudem istdas gegenseitige Feedback ein wichtiger Faktor für einenguten Informationsfluss innerhalb der zentralen Verwaltungund damit eine bedeutende Grundlage für mehr Effizienz.Und auch wenn nicht alle Wünsche erfüllbar sind: „DieUmsetzung der Maßnahmen aus den Gesprächen ist einzentraler Aspekt“, sagt Pechbrenner.

Auf Interesse stößt das Mitarbeitergespräch inzwischenauch außerhalb der Zentralen Verwaltung. Als erstes Uni-Institut führte im Frühsommer das Institut für Grenzflächen-verfahrenstechnik das Instrument ein, weitere Institute undEinrichtungen stecken in der Vorbereitungsphase underhielten im Rahmen eines Treffens im Mai das erforderli-che Rüstzeug. In der Zentralen Verwaltung denkt man der-weil schon an die nächste Gesprächsrunde im I. Quartal2012. Um diese vorzubereiten, wird eine Projektgruppe ausMitgliedern aller Hierarchieebenen der Zentralen Verwal-tung und des Personalrats im November mit einer Zwi-

Andreas Ehlert, Leiter der Abteilung EDV-ServicesIn unserer Abteilung herrscht generell einoffener Ton, dementsprechend sind alle Kol-legen positiv an die Mitarbeitergesprächeherangegangen. Eher haben wir uns gefragt,was das bringen soll, wenn man ohnehin vielmiteinander spricht. Es sind dann aber docheinige Punkte ans Licht gekommen, die michüberrascht haben. Das waren zum Teil per-sönliche Anliegen, aber auch organisatori-

sche Wünsche, zum Beispiel im Bereich der Ablagestrukturen.Das wollen wir auch umsetzen. Die ideale Lösung habe ichzwar noch nicht gefunden, aber wir bleiben dran. In anderenBereichen sind mir allerdings selbst die Hände gebunden, dasist dann auch persönlich frustrierend.Entscheidend ist, dass die Gespräche von beiden Seiten gutvorbereitet werden. Bei uns haben alle das Kommunikati-onstraining besucht, und wir haben die Gespräche anhandder Spiegelstrichliste durchgeführt. Beim nächsten Mal brau-chen wir dann nicht mehr so weit ausholen, sondern könnenganz konkret an den Problempunkten anknüpfen. Außerdemhaben meine Mitarbeiter den Wunsch geäußert, noch mehrFeedback zu bekommen. Wir machen deshalb im Herbst einezweite Gesprächsrunde.Mir ist das strukturierte Mitarbeitergespräch sehr wichtig, unddas gilt auch für mich als Mitarbeiter gegenüber meinemeigenen Vorgesetzten.

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Peter Selig-Eder, für den PersonalratMit dem Abschluss der Dienstvereinbarung zum Mitarbeitergespräch 2010 hat die Universität Stuttgart eineinmaliges Experiment unternommen. Es ist das erste Mal, dass eine große Dienststelle Mitarbeitergesprächeohne Zielvereinbarung eingeführt hat. Darauf haben sich nach langen Verhandlungen Personalvertretung undLeitung der Universität zunächst für die Zentrale Verwaltung geeinigt. Der Personalrat konnte die Verwaltung davon überzeugen, dass die Motivation der Mitarbeiterinnen und Mit-arbeiter an unserer Hochschule sehr hoch ist, und dass finanzielle Anreize eher die Konkurrenz als die Motiva-tion befördern. Überdies steht dafür gar kein finanzieller Spielraum zur Verfügung. Alle Beteiligten erwarten,dass Mitarbeitergespräche die Kommunikation zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern verbessern, und hof-fen, dass sich dies auch positiv in Arbeitsprozessen niederschlagen wird.Mittlerweile ist an weiteren drei Einrichtungen der Universität das Mitarbeitergespräch eingeführt worden.

Dennoch ist es nach etwas mehr als einem Jahr – und maximal einem Mitarbeitergespräch – zu früh, um eine Bilanz zu ziehen.Erfreulich aus Sicht des Personalrates ist jedoch, dass bislang keine Klagen über die Mitarbeitergespräche vorgebracht wur-den. Offensichtlich haben die Schulungen einen positiven Einfluss auf die Mitarbeitergespräche gehabt. Ganz wichtig wäre imNachgang ein moderierter Austausch zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern.

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Prof. Thomas Hirth, Institut für Grenzflächenverfahrenstechnik (IGVT) Mitarbeitergespräche sind für mich ein strategisches Element der modernen Unternehmens- und Instituts-führung. Vor dem Hintergrund der großen Herausforderungen einer globalisierten und sich rasant wandelnden Welt müs-sen Arbeitgeber ihre wichtigste Ressource, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, rechtzeitig und umfassend aufdie zukünftigen Veränderungen vorbereiten. Um ihnen neue Aufgaben und Ziele transparent zu vermitteln undihre Motivation zu stärken, ist das Mitarbeitergespräch ein besonders wichtiges Instrument der Personalführungund Personalentwicklung. Auch ein Wechsel in der Institutsleitung bedeutet für alle Beteiligten eine große Her-ausforderung. Nach meinem Ruf nach Stuttgart im Jahr 2007 habe ich die Mitarbeitergespräche genutzt, ummich den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern persönlich vorzustellen, meine Visionen mit ihnen zu diskutierenund über ihre persönlichen Vorstellungen zu sprechen. Umso mehr war ich überrascht, dass dieses Instrument

an der Universität Stuttgart nicht eingeführt war.Mit strukturierten Mitarbeitergesprächen haben wir bei Fraunhofer seit vielen Jahren gute Erfahrungen gemacht. Als diese nunan der Universität eingeführt wurden, haben wir uns deshalb gefreut und gleich als Pilotinstitut gemeldet. Auf die Gesprächehaben sich Institutsleitung und Führungskräfte intensiv mit einer externen Trainerin vorbereitet. Mittlerweile haben Institutslei-tung und Führungskräfte am IGVT mehr als 60 Mitarbeitergespräche geführt und das Ergebnis kann sich sehen lassen: Insgesamthaben die Gespräche gezeigt, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich mehr wertgeschätzt fühlen und ihre Meinung gehörtwird.

Ingrid Barth, EDV-ServicesDas Mitarbeitergespräch war für mich einRahmen, in dem ich über unsere wöchentli-chen Teambesprechungen hinaus grundle-gende Fragen ansprechen konnte. Für einensolchen Gesamtblick ist im normalen Tages-geschehen oft keine Zeit. Konkrete Anliegen,die ich vorgebracht habe, wurden berück-sichtigt, soweit das innerhalb unserer Abtei-lung lösbar war. Ich hätte auch eine Zielver-

einbarung persönlich gar nicht schlecht gefunden, als Orien-tierung, was man im nächsten Jahr erreichen will. Auf das Gespräch habe ich mich anhand des Fragenkatalogsaus dem Kommunikationstraining vorbereitet. Dadurch habeich mir auch selbst intensiver Gedanken gemacht, was mirwichtig ist. Ansonsten hätte ich mir bei dem Kommunikati-onstraining aber mehr Rückmeldung bei den praktischenÜbungen gewünscht.

Joachim Stecher, BuchhaltungDass das Kommunikationstraining für die Mitarbeiter der Uniangeboten wurde, fand ich gut. Der Kursinhalt war vom The-menbereich her gut und verständlich aufgebaut, die einzel-nen Themen wurden angesprochen und diskutiert. Die Kurs-leiterin hat die Teilnehmer einbezogen; das wurde positiv auf-genommen, was sich in regen Diskussionen und Wortbeiträ-gen widerspiegelte. Als Vorbereitung für ein Mitarbeiterge-spräch zwischen Angestellten und Vorgesetzten war der Kursallerdings eher nicht geeignet, da die Themen dort speziellerund persönlicher sind.Mit dem Mitarbeitergespräch selbst war ich ganz zufrieden.Es hat mir Punkte aufgezeigt, die in einem persönlichenGespräch wichtig sind. Es kommt dabei auch auf charakterli-che Eigenschaften an, zum Beispiel dem Gesprächspartnerzuzuhören, ihn aussprechen zu lassen, die Meinung desAnderen zu akzeptieren, auf die „Probleme“ des Andereneingehen, und auch die eigene Meinung einbringen.

schenevaluation starten. Hierzu wird ein anonymer Online-Fragebogen entwickelt, der auf die beiderseitigen Erwartun-gen, den Gesprächsablauf und die -atmosphäre, dieGesprächsergebnisse sowie daraus resultierende Verände-rungen eingeht. Die Ergebnisse sollen als Anregungen indie künftigen Gespräche einfließen; zudem sind im Novem-ber/Dezember Gruppencoachings für Führungskräfte vorge-sehen. amg

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Petra PechbrennerLeiterin PersonalentwicklungTel. 0711/685-82285e-mail: [email protected]> > > www.uni-stuttgart.de/personalentwicklung/projekte/verwaltung_dialog/

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Service bekommt ein GesichtNamen und Gesichter der neuen Kollegen und Kolleginnensind präsent, der zukünftige Arbeitsplatz eingerichtet unddie täglichen Arbeitsabläufe mittlerweile geläufig. Alles pri-ma also für die neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ander Uni. Doch schon bald tauchen die nächsten Fragen amHorizont auf: Wo finde ich juristischen Rat und Hilfe bei derDrittmitteleinwerbung oder bei Forschungsanträgen?Wohin sich wenden mit Dienstreiseanträgen oder wenngrößere Beschaffungen anstehen? Fragen über Fragen,welche die Mitarbeiter der Zentralen Verwaltung und Zen-traler Serviceeinrichtungen in der Info-Veranstaltung „Neuan der Uni“ beantworten. Ende Mai fand die Veranstaltungzum 10. Mal statt und präsentierte sich mit neuem Kon-zept.

Über 700 hauptberuflich Beschäftigte arbeiten in der Zentra-len Verwaltung und den zentralen Einrichtungen . Den rich-tigen Ansprechpartner herauszupicken, fällt da als Neulingoftmals schwer. Vermeintlich simple Probleme wie ein Netz-werkdrucker, der kein einziges bedrucktes Blatt mehr aus-spuckt, oder die defekte Deckenleuchte, reichen meist schonaus, um Mann oder Frau die Schweißperlen auf die Stirn zu

treiben, wenn sie nicht wissen, an wen sie sich wenden kön-nen. „Wir wollen den Einstieg für neue Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter erleichtern“, sagt Petra Pechbrenner, dieLeiterin der Abteilung Personalentwicklung und seit Okto-ber 2010 hauptverantwortliche Organisatorin der Veranstal-tung. Bereits seit Herbst 2002 bietet das Dezernat Personaldie Veranstaltung an, um über die vielfältigen Servicelei-stungen der Zentralen Verwaltung und der Zentralen Servi-ceeinrichtungen, wie Rechenzentrum und Zentrum für Leh-re und Weiterbildung, zu informieren. Die bisher ein Malpro Jahr stattfindende Veranstaltung wird seit diesem Jahr

zwei Mal jährlich – jeweils im Mai und November – durch-geführt. Ein weiteres Novum: Erstmals stellten sich Verant-wortliche aller sechs Dezernate der Zentralen Verwaltungvor. „Wir haben damit auf den Wunsch ehemaliger Teilneh-mer reagiert, die die Serviceleistungen der Uni in ihrerGesamtheit kennenlernen wollten“, sagt Pechbrenner.

Insgesamt 34 Uni-Einsteiger sind am 26. Mai der Einla-dung in den Senatssaal des Rektoratsgebäudes am CampusStadtmitte gefolgt. Es sind wissenschaftliche Mitarbeiterund Beschäftigte aus Verwaltung und Technik, die – mitNamensschild und Infomappe ausgestattet – auf denBeginn der Veranstaltung warten. Um neun Uhr fällt derStartschuss. Nach dem Willkommensgruß durch die Kanz-lerin, Dr. Bettina Buhlmann, können sich die Teilnehmendenmit einem kurzen Film über die Uni auf die Veranstaltungeinstimmen. Der Tag ist vollgepackt mit Informationen, lässtaber auch in den Pausen ausreichend Zeit, die anderen Neu-en kennenzulernen, sich auszutauschen oder mit den Refe-rentinnen und Referenten ins Gespräch zu kommen.

Die Teilnehmenden erfahren beispielsweise, wie die Uniund Dezernate strukturiert sind, welche Aufgaben die einzel-nen Abteilungen der Zentralen Verwaltung haben oder wieein Institut funktioniert. Sie lernen die Arbeit des Personal-rats kennen und wie sich das Gleichstellungsreferat bezie-hungsweise die Beauftragte für Chancengleichheit für glei-che berufliche Entwicklungsmöglichkeiten oder die Verein-barkeit von Beruf und Familie einsetzen. Andere höreninteressiert zu, welche Weiterbildungsmöglichkeiten sowieFreizeit- und Kulturangebote es an der Uni gibt. „Ich findees gut, dass man auch ein Gesicht hinter den Institutionensieht“, sagt Ines Schröder, die einen Monat zuvor ihre Stelleals technische Mitarbeiterin am Institut für Grundlagen undPlanung in der Architektur angetreten hat.

Insgesamt wurde das Fortbildungsangebot der Zentra-len Verwaltung in diesem Jahr deutlich ausgebaut, insbe-sondere im Bereich der kommunikativen und sozialen Kom-petenzen sowie der Führungskompetenzen. Die Programm-gestaltung berücksicht, soweit dies in der Kürze der Zeitmöglich war, wesentliche Ergebnisse einer in diesem Som-mer erstmals durchgeführten Fortbildungsbedarfserhe-bung. „Es ist unser Wunsch, verstärkt auf die Bedürfnisseder Mitarbeiter einzugehen und die Qualität der Angebotekontinuierlich zu verbessern. Deshalb haben wir das Pro-gramm inhaltlich neu aufgestellt sowie neue Referentinnenund Referenten mit unterschiedlichem Fach- und Erfah-rungswissen gewonnen“, so Kanzlerin Dr. Bettina Buhl-mann. Vorschläge, Anregungen und Wünsche für weitereFortbildungsveranstaltungen werden gerne entgegenge-nommen. hb/amg

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Petra PechbrennerDezernat IV/PersonalTel. 0711/685-82285e-mail: [email protected]

Neu und orientierungslos, das muss nicht sein: Verantwortliche der ZentralenVerwaltung und Zentralen Serviceeinrichtungen stellen sich und Dienstleistun-gen der Uni vor. Im Bild Sabine Ostwald von der Abteilung Forschung.

(Foto: Eppler)

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Weitere Schritte für GenderkonzeptEin „überzeugendes Gesamtkonzept“ sei „bereits überwie-gend implementiert“ – dieses Zeugnis stellte die DeutscheForschungsgemeinschaft (DFG) der Uni Stuttgart in ihremZwischenbericht über die Umsetzung der „Forschungsori-entierten Gleichstellungsstandards“, sprich: über dieUmsetzung ihres Genderkonzepts, aus. Die DFG attestiertedas Umsetzungsstadium 3 (von 4 möglichen Stadien) undlobte insbesondere die breite Verteilung der Verantwor-tung, die umfangreichen Maßnahmen für die unterschiedli-chen Zielgruppen sowie das effiziente Controlling. SeitSommer 2011 ist die Uni Stuttgart auf diesem Feld um wei-tere, entscheidende Schritte vorangekommen.

So wurde im Gleichstellungsreferat der „Service Uni &Familie“ ins Leben gerufen, der die bereits bestehendenvielfältigen Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Studium,wissenschaftlicher Karriere und Familie an der Uni Stuttgartweiter fortführen und ausbauen soll. Hierzu gehören zumBeispiel Belegplätze für Kleinkinder in Einrichtungen priva-ter Träger, Kitaplätze für Drei- bis Sechsjährige in Einrich-tungen des Studentenwerks, eine Notfallbetreuung sowiedie Ferienbetreuung „Stuttgarter Forschungsferien“. Orien-tierung im Angebotsdschungel finden Eltern und Studieren-den seit dem 1. August bei der neuen Leiterin der Service-Stelle, Dr. Bettina Schmidt. Die in Südafrika aufgewachseneSozialwissenschaftlerin, die Erfahrung aus dem Projektma-nagement an Hochschulen und aus internationalen Koope-rationen, darunter mit der Nelson Mandela Universität inPort Elizabeth/Südafrika mitbringt, fasst den Begriff Familieweit. „Familie bezieht sich auf die Eltern, Großeltern, Kin-

der, Enkel, ‚Patchwork-Familien’ und andere langfristig ver-bindliche Lebensgemeinschaften“, erklärt Schmidt. „Darausleitet sich mein Auftrag ab, Eltern mit Kindern durch vielfäl-tige Maßnahmen zu unterstützen. Mit dem demographi-schen Wandel und der Alterung unserer Gesellschaft wirdaber auch die Unterstützung von Beschäftigten mit pflegen-den Angehörigen an Bedeutung gewinnen.“

Darüber hinaus wird Schmidt die Zertifizierung der UniStuttgart als familiengerechte Hochschule im Rahmen desvon der Hertie-Stiftung eingeführten Qualitätssiegels „auditberufundfamilie“ vorbereiten und begleiten – ein Prozess, inden alle von der Thematik betroffenen Gruppen eingebun-

den sein werden. „Mit dieser Auditierung macht sich dieUniversität mit all ihren Mitgliedern einschließlich der Stu-dierenden, auf den Weg, eine familienfreundlichere Hoch-schulkultur zu gestalten, die Vielfalt und Chancengleichheitfördert und wertschätzt“, so Schmidt.

Ein neues Gesicht hat auch das bereitsseit 2003/04 bestehende „Mentoring-Pro-gramm für Frauen in Wissenschaft undForschung“: Regina Rapp wird alsGeschäftsführerin das Programm fürNachwuchswissenschaftlerinnen mit derVielzahl seiner bedarfsorientierten Ele-mente weiterführen und verbessern. Rappstudierte Soziologie, Politikwissenschaf-ten und Kunst- und Medienwissenschaf-ten an der Universität Konstanz und leite-te dort zuletzt das Mentoringprogrammfür Studentinnen und Absolventinnender Konstanzer Hochschulen. Ihre zen-trale Aufgabe im Rahmen des Stuttgar-ter Mentoring-Programms, das mit mehr als 90 Aktiven undknapp 200 Alumnae zu einem der größten dieser Art imBereich der Hochschulen gehört, ist die Betreuung der Men-toring-Tandems sowie die Konzeption und Durchführungvon Weiterbildungs- und Networking-Veranstaltungen.

Strategische Erweiterung: Junior-MentoringDarüber hinaus wird Rapp sich um die Umsetzung des Gen-derkonzepts im Bereich Mentoring kümmern und das bishervornehmlich an Nachwuchswissenschaftlerinnen gerichteteProgramm um ein Junior-Mentoring-Programm für Bache-lor- und Masterstudierende ergänzen – eine Novum in derstrategischen Personalentwicklung der Universität. „DieIdee ist, leistungsstarke und motivierte junge Menschendirekt nach ihrer Orientierungsprüfung auf ihrem Qualifizie-rungsweg zu begleiten, um so frühzeitig Potentiale identifi-zieren und gezielt fördern zu können“, erklärt Rapp. „DasZiel ist eine kontinuierliche Orientierungshilfe vom Bache-lorstudium über das Masterstudium bis hin zur Promotionund darüber hinaus.“ Durch eine frühzeitige Bindung solldie Rekrutierung von hochqualifiziertem wissenschaftli-chem Nachwuchs gelingen und die Identifikation mit derUniversität Stuttgart erhöht werden. amg

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Dr. Bettina SchmidtService Uni & FamilieTel. 0711/685-84037e-mail: [email protected]> > > www.uni-stuttgart.de/uniundfamilie/

Regina RappMentoring-Programm für Frauen in Wissenschaft und For-schungTel. 0711/ 685-84127e-mail: [email protected]> > > www.uni-stuttgart.de/mentoring/

Uni&Familie life: Bettina Schmidt bei den Forschungsferien. (Foto: Universität)

Regina Rapp ist die neueGeschäftsführerin desUni-Mentorings.

(Foto: Privat)

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Das Wetter war mau, doch die Stimmung umso besser: Trotz wenig einla-dender äußerer Bedingungen nahmen 139 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiteraus den verschiedensten Bereichen der Uni Stuttgart am 20. Juli am DEE-Fir-menlauf in Stuttgart-Degerloch teil. Gewandet in leuchtend grüne „unige-sund-Shirts“ nahmen sie eine sechs Kilometer lange Strecke in Angriff. DieUni stellte das größte geschlossene Team unter etwa 6.000 gemeldeten Teil-nehmern.Dabei erwiesen sich die Uni-Beschäftigten nicht nur als besonders laufbegei-stert, sondern auch als wieselflink. In der Wertung für große Teams (die Zei-ten von jeweils 20 Personen wurden addiert) holte sich das gemischte„Team Uni Stuttgart 1“ überlegen den Tagessieg vor den Teams von Por-sche und Daimler. In der Frauenwertung gab es dazu noch einen starken 3.Platz zu bejubeln.Bereits sechs Wochen vor dem Firmenlauf wurden zwei Trainingsgruppenins Leben gerufen. Unter der Leitung von Dr. Tanja Hohmann und Heide Kor-bus vom Institut für Sport und Bewegungswissenschaft erhielten Anfängerund Fortgeschrittene Einblicke in die vielfältigen Möglichkeiten einesabwechslungsreichen Lauftrainings. Dr. Tanja Hohmann referierte zudem im Juni in einem Vortrag über die theo-retischen Grundlagen für ein effektives und verletzungsfreies Ausdauertrai-ning. Etwa 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren mit dabei und holtensich Tipps und Motivation für deren Training. /uk (Foto: Xenia Günther)

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Wieselflinke Akademiker

U N I V E R S I T Ä T S B I B L I O T H E K E R W I R B T K O S T E N L O S B E N U T Z B A R E A U F S I C H T S S C A N N E R > > > > > > > > > > > > > > > > > > >

Scannen statt KopierenIn der Universitätsbibliothek stehen den Studierendenseit Mai fünf hochmoderne Aufsichtsscanner zur Verfü-gung. Fehlkopien und unleserliche Scans gehören damitder Vergangenheit an – die elektronischen Kopien könnenper USB-Stick direkt gespeichert werden. Die elektroni-schen Kopien sind für die Studenten auch noch kosten-los. Dass das Angebot ankommt, zeigt der Durchsatz derneuen Geräte, von denen ein jedes dem Preis eines Klein-wagens entspricht: Pro Monat werden rund 10.000 Scanserzeugt.

Seit Mai diesen Jahres stehen in den Lesesälen der Uni-versitätsbibliothek Stuttgart (UBS) fünf sogenannte Auf-sichtscanner, mit denen es möglich ist, aus Büchern undZeitschriften Aufsätze einzuscannen und als PDF-Doku-ment auf einem USB-Stick zu speichern. Dabei wird dasBuch einfach aufgeschlagen und von oben abgescannt.Durch eine spezielle Software und die Tiefenschärfe derOptik wird die Wölbung des Buches aus dem Bild herausgerechnet und danach ein PDF-Dokument in Farbe, Grauoder Schwarz/Weiß erzeugt.

Die Buchscanner der Firma Microbox (Bad Nauheim),sind vor allem dazu gedacht, die Notwendigkeit des Foto-kopierens und die damit verbundene starke Abnutzungder Bücher und Zeitschriftenbände zu verringern. Zudemwird kein Papier und Druckermaterial benötigt. Aus derSicht der Bibliotheksbenutzer hat das elektronische Kopie-ren noch mehr Vorzüge:Die gescannten Dokumente kön-nen in den eigenen Computer eingelesen werden unddort weiter bearbeitet werden. Da die Buchscanner einesofortige Kontrolle des Scanergebnisses am Bildschirmermöglichen, gehören teure Fehlkopien der Vergangen-heit an. Die Vorlagengröße liegt bei Din A2, ermöglichtalso auch das Kopieren einer aufgeschlagenen Zeitung,ohne die Seiten bis zur Unleserlichkeit zu verkleinern –

und die elek-tronischenKopien sindkostenlos. Aufdie Einhaltungder Bestim-mungen desUrheberrechtswird derBenutzer beider Arbeit amScanner aus-drücklich hin-gewiesen.

Obwohlschon längereZeit durch dieUniversitätsbi-bliothek dieAnschaffungsolcher Gerätefür die Lese-säle geplantwar, wurde sienur durchenergische Unterstützung der Studentenvertreter aus denStudiengebühren möglich. Somit kommt ein Teil der Studi-engebühren den Studierenden direkt wieder zugute. uk

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Ottmar PertschiUniversitätsbibliothekTel. 0711/685-83509e-mail: [email protected]

Kopieren ohne Papier: In der UB stehen seit Maifünf hochmoderne Aufsichtsscanner.

(Foto: Universitätsbibliothek)

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U N I V E R S I T Ä T S B I B L I O T H E K B I E T E T B I L D D A T E N B A N K E A S Y D B . U N I V E R S I T Y F L Ä C H E N D E C K E N D A N > > > > > > > > > > > >

Bildrecherche von überallSeit einigen Jahren arbeiten mehrere Institute erfolgreichmit einer Bilddatenbank, die insbesondere vom Institut fürKunstgeschichte und vom Institut für Architekturgeschichteweiterentwickelt wurde. Seit dem 1. September bietet dieUniversitätsbibliothek Stuttgart die BilddatenbankeasyDB.university nun auch für die ganze Universität an. Siedient nicht nur der Archivierung und Verwaltung digitalisier-ter Bilddokumente; sondern ist vielmehr ein differenziertesWerkzeug für die wissenschaftliche Kooperation und Kom-munikation zwischen universitären Einrichtungen und fürdie Kooperation mit nicht-universitären Institutionen.

Da easyDB.university internetbasiert ist, können die Benutzervon jedem Ort auf die Bilddatenbank und auf automatischonline erstellte Präsentationen zugreifen und sie einander zurVerfügung stellen. Ein weiterer Pluspunkt ist das System zurOrganisation und Verwaltung von Bildbeständen. Bereits exi-stierende digitale Bildersammlungen lassen sich einschließ-lich Ordnerstruktur und Metadaten mit geringem Aufwand indie Bilddatenbank importieren. Die Bilder müssen dabei nichtneu digitalisiert, umbenannt oder neu sortiert werden. Sogardie Eingabemaske lässt sich so anpassen, dass die gewohnteVerwaltung der Bildbestände unverändert weitergeführt wer-den kann. Die Bilddatenbank bietet außerdem mehrere Auflö-sungen der Bilder und eine leistungsstarke Zoom-Funktion an.

Auch für das Problem ungeklärter Bildrechte bieteteasyDB.university eine Lösung an: Die bisherige Praxis, der-artige Bilder im Rahmen der Lehre oder Forschung Koope-rationspartnern unter bestimmten Bedingungen zur Verfü-gung zu stellen, kann mit dem differenzierten Rechte-Mana-gement nahtlos weitergeführt werden. So kann beispiels-weise bestimmten Personen ein zeitlich begrenztes Zugriffs-recht auf einzelne Bilder erteilt und jederzeit wieder entzo-gen werden. Durch die Verbindung all dieser Funktionenbietet die Bilddatenbank eine geeignete Plattform für dieErfordernisse von Lehre und Forschung.

Durch die Aufnahme von easyDB.university in dasDatenbankangebot der Universitätsbibliothek steht nunallen Instituten und Einrichtungen der Universität ein maß-geschneidertes Werkzeug für die wissenschaftliche Koope-ration, sowie zur Archivierung und Verwaltung von Bildbe-ständen zur Verfügung. Paul Spribille/Till Hafermann

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Paul SpribilleUniversitätsbibliothek StuttgartTel. 0711/685-84190e-mail: [email protected]

E X I S T - F O R S C H U N G S T R A N S F E R A N T R A G „ E O S M E T R O L O G Y “ E R F O L G R E I C H > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >

Kundennutzen aus der WissenschaftEs ist klein, leicht, preiswert und kann winzige Defekte inder Oberflächenstruktur von Werkteilen aufspüren. DieRede ist von einem konfokalen Messsystem, das am Insti-tut für Technische Optik (ITO) entwickelt wurde. Im Rah-men des EXIST-Forschungstransferantrags „eosMetrology“soll das Mikroskop nun zu einem robusten und zuverlässi-gen Serienprodukt weiterentwickelt werden. Der Antragwurde durch das im November 2010 im Zuge der Neustruk-turierung der Forschungsabteilung eingerichtete Grün-dungsbüro begleitet und ist nach drei Jahren der ersteerfolgreiche Transferantrag der Universität.

Für den Erfolg produzierender Unternehmen ist es wichtig,die Qualität der hergestellten Produkte schnell und zuverläs-sig zu überprüfen. Die weit verbreiteten taktilen Messgerätehaben jedoch den Nachteil, dass die Messobjekte Punkt fürPunkt abgetastet werden müssen. Deshalb dauern die Mes-sungen lange und liefern keine flächigen Messwerte. Mitdem konfokalen Mikroskop können relativ schnell virtuelleoptische Schnitte von einem Objekt gemacht werden, dieein Computer zu räumlichen Darstellungen zusammensetzt.Zudem kann das handliche Gerät für die Fertigungskontrolledirekt in Koordinatenmessmaschinen und Fertigungsma-schinen integriert werden.

Durch seine spezielle Konstruktion ist das neue Mikro-skop unempfindlich gegenüber Umwelteinflüssen wie

Schwingungen oder Temperaturänderungen. Mit der konfo-kalen Messtechnik können erheblich steilere Gradienten desMessobjekts erfasst werden als mit anderen mikroskopisch-optischen Messtechniken, zum Beispiel der Weißlichtinter-ferometrie. Ein weiterer Vorteil der konfokalen Mikroskopieist, dass auch schwache und unstrukturierte, ebene Flächenmit dem Konfokalmikroskop problemlos gemessen werden

können. Die Technologie kann beispielsweise eingesetztwerden, um Mikrooptiken zu kontrollieren oder die Qualitätvon Wafern zu überprüfen, den Grundplatten für elektroni-

3D-Messung von Mikrolinsen mit einem konfokalen Mikroskop. (Abbildung: ITO)

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sche Bauelemente. Auch andere Mikrostrukturen wie etwadie Oberflächen von Schneidkanten oder Druckwalzen kön-nen mit dem konfokalen Mikroskop „beäugt“ werden.

Für den Vertrieb der optischen Messsysteme gründetendie Wissenschaftler um Teamleiter Dr. Christian Kohler einUnternehmen. Kohler sieht für das Projekt sehr gute Erfolgs-chancen: „Durch die langjährige Erfahrung im Bereich der3D-Oberflächenmesstechnik am Institut für TechnischeOptik ist es uns möglich, direkt auf die Anforderungen ein-zelner Industriekunden einzugehen und so kundenspezifi-sche Lösungen anzubieten.“ Das Interesse der Industrie andem Produkt sei jedenfalls groß.

Für die erfolgreiche Umsetzung des Forschungstransfer-projekts erhält das Team zusätzlich Unterstützung durch dasInstitut für Technische Optik (ITO) sowie eine Betreuungund Förderung durch Prof. Osten als fachlichem Mentor.Zudem erfolgt bei Gründungsfragen eine umfassende Bera-tung durch Nicole Bach aus dem Gründungsbüro. Die Ein-richtung gibt es seit November 2010 als Teil der ebenfallsneuen Abteilung Forschung. Studierende, Stipendiaten undexterne Promovierende können sich dort zu den verschie-densten Gründungsfragen beraten lassen und erhaltenUnterstützung beim Schreiben von Fördermittelanträgen fürBundes- und Landesprogramme. Zudem können sie diverseSensibilisierung- und Qualifizierungsangebote wahrnehmenund sich coachen lassen.

Zum weiteren Angebot gehören Vorlesungen zu denThemen „Existenzgründung für AkademikerInnen“ und„Businessplanerstellung für AkademikerInnen“, ein monat-

licher Gründungstalk mit Impulsvorträgen zu Grün-dungsthemen mit anschließendem Austausch, die Unter-stützung bei der Erstellung und Überarbeitung von Business-plänen, bei der Öffentlichkeitsarbeit sowie bei der Pflegevon Netzwerken mit zahlreichen Kooperationspartnern rundum das Thema Unternehmensgründung. Diverse Angeboteund Veranstaltungen werden in enger Kooperation mit derTechnologietransferinitaitve TTI an der Uni durchgeführt.Mit der Universität Hohenheim wird jährlich ein gemeinsa-mer Ideenwettbewerb ausgerufen.

Derzeit betreut das Büro rund 20 Teams in verschieden-sten Phasen des Gründungsprozesses und betreut aus demVorlesungsangebot heraus jährlich zwischen fünf und achtBusinesspläne. Auch das „eosMetrology“-Team sah sich –ebenso wie das Team „safeDi“, das im vergangenen Jahrden Ideenwettbewerb „Test your Ideas“ gewonnen hat - imHörsaal in seiner Gründungsidee gestärkt. uk

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Nicole BachGründungsbüro Universität StuttgartTel. 0711/685-83177e-mail: [email protected]

Dr. Christian KohlerTeam eosMetrology/ Institut für Technische OptikTel. 0711/685-66569e-mail: [email protected]

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Wissenstransfer für ArbeitnehmerBeim Stichwort Wissenstransfer denkt man meist an dieUmsetzung von Technologien in innovativen Produkten.Wissenstransfer kann aber auch die Arbeitsbedingungenvon Arbeitnehmern verbessern. Diese Spielart ist das Zielder Kooperationsstelle Arbeitswelt und Wissenschaft ander Universität Stuttgart (KAWUS), die als erste ihrer Art inSüddeutschland im November offiziell eröffnet wurde. DieWissenschaftler leisten arbeitsorientierte Forschung zurLogistik und beraten Arbeitnehmervertretungen bei derGestaltung von Arbeits- und Innovationsprozessen. Partnerder Uni ist der Deutsche Gewerkschaftsbund Nordwürt-temberg.

Globalisierung und Wettbewerbsdruck haben in vielen Wirt-schaftsbereichen zu problematischen Arbeitsbedingungenund prekären Arbeitsverhältnissen geführt. Insbesondere inder Logistik sind die Arbeitsbedingungen trotz – oderwegen – der wachsenden Bedeutung dieser Branche proble-matisch und die Beschäftigten erheblichen physischen undpsychischen Belastungen ausgesetzt. Zielsetzung derKooperation ist es, einen Beitrag zur Humanisierung derArbeitswelt durch die Verbesserung von Arbeitsorganisati-on und Arbeitsbedingungen zu leisten. Dieses Ziel wird imRahmen der Arbeitsschwerpunkte Forschung, AkademischeLehre, Weiterbildung und Beratung angestrebt.

Im Rahmen der Forschung werden die bestehendeArbeitssituation in der Logistik differenziert untersucht und

darauf aufbauend Alternativen erarbeitet, um die Verhältnis-se menschlicher zu gestalten. Themen sind insbesondere

das Outsourcing in Fertigung und Logistik, die physischeund psychische Beanspruchung durch die Arbeit, die Analy-se und Gestaltung von Arbeitsbedingungen, Arbeitszeitmo-delle sowie organisatorische Änderungen. In der Lehre wirdseit dem Sommersemester 2011 die kooperativ erarbeitete

Monotonie, Stress und körperliche Belastungen gehören zum Arbeitsall-tag in der Logistik. Eine neue Kooperation zwischen Uni und dem Deut-schen Gewerkschaftsbund will die Bedingungen humanisieren.

(Foto: Marcus Walter/pixelio)

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Schlüsselqualifikation „Praxiskompass – Kompetenzen füreinen erfolgreichen Berufseinstieg“ für Bachelor-Studie-rende angeboten. Dabei können sich die Studierendenzum Beispiel in Assessment-Centern und fiktiven Bewer-bungsgesprächen mit Praxispartnern erproben. Für Arbeit-nehmer und deren Vertretungen entwickelt KAWUS koope-rative Weiterbildungsangebote. Deren Durchführung sollden Wissenstransfer aktueller wissenschaftlicher Erkennt-nisse zur Förderung humaner Arbeit in der Logistik unter-stützen.

„Wissenschaft sollte sich auf die Arbeitswirklichkeit derMenschen beziehen und umgekehrt müssen praktischeErfahrungen der Beschäftigten wissenschaftlich reflektiertwerden, um Arbeits- und Produktionsbedingungen im Sin-ne guter Arbeit zu gestalten“, so der Vorsitzende des Beiratsvon KAWUS, Prof. Rudolf O. Large, Leiter des Lehrstuhls fürAllgemeine Betriebswirtschaftslehre und Dienstleistungs-management der Uni. Der Lehrstuhl kooperiert in seinem

Forschungsschwerpunkt „Arbeit in der Logistik“ bereits seitdem Jahr 2009 projekthaft mit dem Deutschen Gewerk-schaftsbund Nordwürttemberg. „Ich freue mich, dass mitder Kooperationsstelle dieser Austausch institutionalisiertwurde“, so Large. Bundesweit arbeiten bereits über 20Kooperationsstellen mit unterschiedlichen Schwerpunktenan der Vernetzung zwischen Wissenschaft und Arbeitswelt.

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Rahel Katharina Hartmann KAWUS Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre undDienstleistungsmanagement Tel. 0711/685-83422,e-mail: [email protected],> > > www.bwi.uni-stuttgart.de/kawus

Wie vermeidet man es, dass sich sehbehinderteBesucher an der frei stehenden Treppe im Kollegien-gebäude KII den Kopf anschlagen? Eine ebensoschlaue wie formschöne Antwort fand Manfred Pagelvom Unibauamt gemeinsam mit Steffen Reichert,Tobias Schwinn und Oliver Krieg vom Institut fürComputerbasiertes Entwerfen (ICD). Sie interpretier-ten die aus Sicherheitsgründen geforderte Barriereals Sitzgelegenheit und entwarfen skulpturhaft wir-kende Möbelstücke, die sich harmonisch in die Archi-tektur des K II integrieren. Die aus schichtverleimter Eiche gefertigten Elementewurden mit Hilfe von Robotern im „robolab“ derFakultät Architektur und Stadtplanung gefräst unddann durch einen Tischlerbetrieb weiterbearbeitet.Aufgrund ihrer Form lassen sich die Möbelstückenicht nur zum Ausruhen und Lesen nutzen – unsereStudierenden sind da durchaus kreativ.../amg

(Foto: Boris Miklautsch / Werkstatt für Photographie)

V E R L E T Z U N G S S C H U T Z F Ü R B L I N D E B E S U C H E R > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >

Pfiffige Barriere

E U R O P A T O U R „ W A V E “ S T O P P T A N D E R U N I > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >

Frischer Saft für ElektroflitzerBegeisterung pur bei Prof. Hans-ChristianReuss (rechts) vom Institut für Verbren-nungsmotoren und Kraftfahrwesen (IVK)– er freut sich sichtlich über die Spritztourim Elektroflitzer „Zerotracer“. FahrerTobias Wülser (links) und sein Teamgehörten zu den Teilnehmern der WorldAdvanced Vehicle Expedition (WAVE)2011, die 24 Teams mit Elektrofahrzeugenin 15 Tagen quer durch Europa führte.Auf der Tour von Paris nach Prag mach-ten die Teilnehmer am 16. SeptemberHalt in Stuttgart, um an der im Juli neueingerichteten Forschungsladestation fürElektrofahrzeuge Strom zu tanken.Außerdem präsentierten sich die Teamsam Nachmittag drei Stunden lang am IVKder Öffentlichkeit.Organisiert wurde die WAVE vomSchweizer Louis Palmer, der als ersterMensch die Welt in einem Solarfahrzeugumrundet hat. Ihm ging es bei der Tourdarum, die Alltagstauglichkeit von Elek-trofahrzeugen zu beweisen./th

(Foto: Institut)

02-spektrum_25.10.11 08.11.2011 15:38 Uhr Seite 35