LENTOS Kunstmuseum Linz · Verbessertes Partisanendenkmal (Kragujevac), 2001 Verbessertes...

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LENTOS Kunstmuseum Linz LENTOS Kunstmuseum Linz, A-4021 Linz, Ernst-Koref-Promenade 1 Tel: +43 (0)732.7070-3600 Fax: +43 (0)732.7070-3604 www.lentos.at DVR-Nummer 0002852 Presseunterlage MARKO LULIĆ Futurology 30. Juni bis 10. September 2017

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LENTOS Kunstmuseum Linz

LENTOS Kunstmuseum Linz, A-4021 Linz, Ernst-Koref-Promenade 1

Tel: +43 (0)732.7070-3600 Fax: +43 (0)732.7070-3604 www.lentos.at

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Presseunterlage

MARKO LULIĆ

Futurology

30. Juni bis 10. September 2017

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Inhalt

Allgemeine Daten 3

Kurzbeschreibung der Ausstellung 4

Biografie 5

Kunstvermittlungsprogramm und Veranstaltungen 6

Saalheft zur Ausstellung 9

Pressebilder 21

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Allgemeine Daten

Ausstellungstitel MARKO LULIĆ. Futurology

Ausstellungsdauer 30. Juni bis 10. September 2017

Eröffnung Donnerstag, 29. Juni 2017, 19.00 Uhr

Pressekonferenz Donnerstag, 29. Juni 2017, 10.00 Uhr

Ausstellungsort LENTOS Kunstmuseum Linz, Obergeschoss

Konzept/Kurator Wilfried Kuehn

Ausstellungsarchitektur KUEHN MALVEZZI

Exponate ca. 90 Arbeiten des Künstlers Marko Lulić, darunter

Skulpturen, raumgreifende Installationen, Videos, Poster,

Fotodokumentationen und Arbeiten auf Papier

Publikation Zur Ausstellung erscheint der Katalog Marko Lulić. Futurology mit

einem Vorwort von Hemma Schmutz und Texten von Wilfried

Kuehn, Branka Benčić und Jörg Heiser im Verlag für moderne

Kunst (300 Seiten mit zahlreichen Farbabbildungen,

deutsch/englisch), € 29

Kontakt Ernst-Koref-Promenade 1, 4020 Linz, Tel. +43(0)732/7070-3600;

[email protected], www.lentos.at

Öffnungszeiten Di–So 10–18 Uhr, Do 10–21 Uhr, Mo geschlossen

Eintritt € 8, ermäßigt € 6 / € 4,50

Pressekontakt Clarissa Ujvari, Tel. +43(0)732/7070-3603, [email protected]

GesprächspartnerInnen bei der Pressekonferenz:

Doris Lang-Mayerhofer, Stadträtin für Kultur, Tourismus und Kreativwirtschaft der Stadt Linz

Hemma Schmutz, Künstlerische Direktorin der Museen der Stadt Linz

Wilfried Kuehn, Kurator

Marko Lulić, Künstler

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Kurzbeschreibung der Ausstellung

Für seine erste museale Mid-Career-Survey Ausstellung in Österreich konzipiert Marko Lulić,

kuratorisch begleitet von Wilfried Kuehn, einen Überblick über sein Werk. Skulptur, raumgreifende

Installationen, Video, Poster, Schrift und Arbeiten im öffentlichen Raum sind die bevorzugten

Medien des Künstlers, die er im Ausstellungsraum erstmals in einen vollkommen neuen

Zusammenhang bringt.

Dabei werden utopistische Aspekte des 20. Jahrhunderts analysiert, übersetzt und hinterfragt.

Architektur und Display, zentrale Themen in seinem Werk, werden zu Mitteln einer

Wiederaufführung im Museum.

Lulić untersucht seit dem Jahr 2000 die jugoslawische und internationale Moderne. Er thematisiert

die Beziehungen von Form und Ideologie sowie das Verhältnis von Körper und Repräsentation in

unterschiedlichen politischen Kontexten.

Seit Ende der 1990er-Jahre stellt Marko Lulić in Österreich und weltweit aus, zuletzt bei der

Chicago Architecture Biennial und im MAK Center for Art and Architecture in Los Angeles. Sein

Werk wurde mit einer Reihe von Preisen ausgezeichnet. Der Künstler, 1972 in Wien geboren, lebt

und arbeitet in Wien.

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Biografie

Marko Lulić (geb.1972) ist ein in Wien lebender Künstler, der sich mit den Schnittpunkten von

architektonischer Moderne, Ideologie und Ästhetik beschäftigt und das Verhältnis von Körper und

Repräsentation in unterschiedlichen politischen Kontexten untersucht. Eine Reihe modernistischer

Denkmäler wurden von ihm nachgebaut sowie reaktiviert, indem er die öffentlichen Skulpturen als

Bezugspunkte oder Orte für seine Performances nutzt.

Seine Arbeiten wurden seit den späten 1990er-Jahren in zahlreichen nationalen und

internationalen Ausstellungen gezeigt, unter anderem in: Storefront for Art and Architecture, New

York; Douglas F. Cooley Gallery, Reed College, Portland, Oregon; MAK, Wien; MAK Center for Art

and Architecture, Los Angeles; Witte de With Center for Contemporary Art, Rotterdam; Kunsthalle

Wien; Triangle Project Space, San Antonio, Texas; Office for Contemporary Art (OCA), Oslo;

Migros Museum für Gegenwartskunst, Zürich; 21er Haus/Belvedere, Wien; Museum für

Gegenwartskunst, Zagreb; Museum für Gegenwartskunst, Belgrad; Kunstverein Heilbronn;

Oldenburger Kunstverein; Kunstverein Arnsberg; Salzburger Kunstverein; Grazer Kunstverein;

Bawag Foundation, Wien; MACRO Testaccio, Rom; Fondazione Morra Greco, Neapel; Erich

Hauser Stiftung, Rottweil; Kunsthalle St. Gallen und Frankfurter Kunstverein. Er nahm an der

Biennale von Sydney, der Schweizerischen Plastikausstellung, Biel/Bienne; dem October Salon,

Belgrad und der Chicago Architecture Biennial teil.

Im August 2017 wird seine Arbeit bei der Frestas Triennale in Sorocaba, Brasilien präsentiert. In

den letzten Jahren kuratierte Lulić Ausstellungen in der Secession, Wien, im Österreichischen

Kulturforum, New York; für das Siemens Arts Program und das Museum für Gegenwartskunst,

Belgrad. Er erhielt mehrere Auszeichnungen wie den Kardinal König Kunstpreis, den Professor-

Hilde-Goldschmidt-Preis, den Preis der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung und den

Erich-Hauser-Preis. Fünf Jahre lang lehrte er an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Lulić

wird von der Gabriele Senn Galerie vertreten.

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Kunstvermittlungsprogramm und Veranstaltungen

VERANSTALTUNGEN

NEUE NACHBARN

SA 5. AUGUST, 14 BIS 16 UHR

Das LENTOS ist ein Ort der Begegnung und lädt alte und neue NachbarInnen ins Donauatelier

ein. Eintritt, Atelier und Führung frei, Anmeldung erbeten: [email protected]

In Kooperation mit der RegionalCaritas, der Caritas Flüchtlingshilfe und dem Linzer

Integrationsbüro

„Neue Nachbarn” wurde mit dem „Preis für Interkulturalität” im Rahmen von „Stadt der Vielfalt,

Preis der Stadt Linz für Integration und Interkulturalität” ausgezeichnet.

ÖFFENTLICHE FÜHRUNGEN

Dauer 1 Stunde, Führungskarte € 3 zzgl. Eintritt

Keine Anmeldung erforderlich. Die TeilnehmerInnenzahl ist begrenzt.

MIT KUNSTVERMITTLER/IN

JEDEN DIENSTAG, 16 UHR

JEDEN SONNTAG, 16 UHR

SeniorInnen empfehlen wir die Führungen am vergünstigten

SeniorInnentag (jeden Dienstag).

KÜNSTLERFÜHRUNG

SO 2. JULI, 16 UHR

mit Marko Lulić

Anmeldung unter Teleservice Center der Stadt Linz unter T 0732 7070 oder [email protected]

erbeten

FÜR GEHÖRLOSE

SA 1. JULI, 16 UHR

SA 5. AUGUST, 16 UHR

mit Gebärdensprachdolmetscherin. Eintritt und Führung für Gehörlose frei

BLITZLICHTFÜHRUNGEN AUF ENGLISCH

SA 1. JULI, 16 UHR

SA 5. AUGUST, 16 UHR

SA 2. SEPTEMBER, 16 UHR

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mit einem Native Speaker, Dauer 30 Minuten, Führungskarte € 2, Eintritt frei

Keine Anmeldung erforderlich. Die TeilnehmerInnenzahl ist begrenzt.

GRUPPENFÜHRUNGEN

gegen Voranmeldung, max. 25 TeilnehmerInnen, Dauer 1 Stunde

Erwachsene | € 65 zzgl. Eintritt

Studierende | € 45 zzgl. ermäßigter Eintritt

Migrantische Einrichtungen | € 45, Eintritt frei

KINDER UND FAMILIE

RABENBABY-TOUR

DI 11. JULI, 10.30 UHR

Mama, Daddy, Baby. Cool! Ein entspannter Rundgang durch die Ausstellung.

Kinderwagenmitnahme möglich, Babytrage/Tragetuch bevorzugt, Fläschchen

ausdrücklich erlaubt.

Dauer ca. 1 Stunde, Kosten: nur Museumseintritt, Anmeldung erforderlich

LENTOS ATELIER

Für Kinder zwischen 6 und 13 Jahren

Dauer 2 Stunden, € 5 pro Kind, Anmeldung erforderlich

BLICK AUF LINZ

SA 1. JULI, 10–12 UHR

Aus den Fenstern des LENTOS hat man immer wieder einen anderen

Blick auf Linz. Wir fertigen erst Skizzen nach der Natur und malen

dann recht eigenwillige Architekturbilder.

SUPERFRAGILI-GEOMETRISCH

MI 12. JULI, 15–17 UHR

In seinen Kunstwerken experimentiert Marko Lulić mit geometrischen

Formen. Davon lassen wir uns inspirieren und bauen mit viel Karton

und Fantasie eigene geometrische Skulpturen!

KINDERDEMO

MI 26. JULI, 15–17 UHR

Was ist Politik? Wir beschäftigen uns heute mit politischer Kunst

und geben den Kindern das Kommando.

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SCHULE & MUSEUM

SCHÜLER/INNENFÜHRUNG

alle Schulstufen | max. 15 TeilnehmerInnen, Dauer 1 Stunde, € 3 pro SchülerIn

Eintritt frei im Klassenverband

www.lentos.at/schule-und-museum

SENIOR/INNEN

SENOR/INNENTAG

Jeden Dienstag ab 15 Uhr, Eintritt frei

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Saalheft zur Ausstellung

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RAUMINSZENIERUNGEN / PLAKATE / BEWEGUNG

Sitespecifić, 2009

Courtesy Gabriele Senn Galerie, Wien und der Künstler

Site-specific (eng.) bedeutet ortspezifisch. Mit diesem Kunstbegriff sind zumeist skulpturale

Arbeiten gemeint, die einen Bezug zwischen Kunstwerken und dem Ort ihrer Anbringung bzw.

Aufstellung herstellen. Solche skulpturale Arbeiten entstehen oft als Auftrag, ein Kunstwerk für

einen bestimmten Ort zu schaffen. Sitespecifić entsteht 2009 für ein Kunstprojekt an der Fassade

der backerstrasse4 in Wien. Lulić lenkt das Augenmerk auf die Schreibweise des Schriftzugs. Auf

dem hinteren c findet sich der gleiche Akzent, den wir auch im Namen des Künstlers finden – fur

Lulić ein Spiel mit der eigenen Identität. Darüber hinaus ist es ähnlich wie bei der Arbeit Fragment

of a Modernist Monument Made to Fit the Witte de With eine ironische Befragung des

Kunstbegriffs site-specific. Mit der Anbringung im LENTOS Stiegenhaus wird das Werk aktualisiert

und der Weg zur Ausstellung mit Bedeutung aufgeladen.

Plakate, 1994–2017

Courtesy Gabriele Senn Galerie, Wien und der Künstler

Mit der Plakatwand, die aus Plakaten und anderen Drucksorten wie Einladungen und

Umschlagsgestaltungen besteht, wird ein Überblick uber die Ausstellungen und Projekte des

Künstlers geschaffen. Für Lulić waren Plakate seit den ersten Studententagen ein wichtiger Teil

seiner künstlerischen Produktion. Die Poster sind keine ungewollte Zusatzaufgabe oder nur

mühsames Bewerben der eigenen Arbeit, sondern ein grundsätzlicher Aspekt des eigenen

künstlerischen Schaffens. Der Überblick von Plakaten und anderen Drucksorten führt hier im

wörtlichen Sinne in die Arbeit (hin)ein. Themen, die im Werk des Künstlers relevant werden, lassen

sich hier ablesen und ebenso lässt sich nachvollziehen, ab wann dies der Fall ist. Die zentrale

Bedeutung von Sprache und Inszenierung in der Arbeit Lulićs wird hier unmittelbar sichtbar.

Monument to Movement, 2013–2016

Courtesy Gabriele Senn Galerie, Wien und der Künstler

Sprache und Text sind entscheidende Elemente der künstlerischen Arbeit Lulićs. Im Fall von

Monument to Movement sind mehrere verschiedene Lesarten möglich:

das Denkmal für Bewegung an sich

eine Bewegung im politischen Sinn oder

ein unbewegliches, stabiles Denkmal verwandelt sich in etwas Bewegtes.

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Was davon gemeint ist, bleibt offen, denn alle drei und auch weitere Lesarten haben ihre

Berechtigung. Hier zeigt sich ein Spiel mit Bedeutungen, das sich durch das OEuvre des Künstlers

zieht. Zusammenhange verschieben sich und ein Gegenstand, ein Bild oder ein Begriff wird

plötzlich anders lesbar. Hier zeigt sich eine künstlerische Technik, die zentral fur die Arbeit Lulićs

ist: Er übersetzt Objekte von einer Umgebung in eine andere oder ändert ihren gewohnten

Gebrauch, um die vermeintlich bekannte Wirklichkeit mit neuen Bedeutungen aufzuladen.

PENTHOUSE / HALUDOVO HOTEL

Hart und weich Nr.1, 2002

Hart und weich Nr.2, 2002

A Shelter from a Sunny Day, 2003

MAK – Osterreichisches Museum für angewandte Kunst/Gegenwartskunst, Wien

Courtesy Gabriele Senn Galerie, Wien und der Künstler

Courtesy Gabriele Senn Galerie, Wien und der Künstler

Dejan Karaklajić und Jovan Aćin

Mi neprodajemo holivud [Wir verkaufen nicht Hollywood], 1972

16mm-Film, übertragen auf Video

Jugoslovenska kinoteka, Belgrad

Im LENTOS werden drei Installationen gezeigt, die alle mit dem Hotelkomplex Haludovo zu tun

haben. Diese Hotelanlage stand in Malinska auf der kroatischen Insel Krk und wurde 1972

eröffnet. Damals war Kroatien noch Teil des kommunistischen und blockfreien Jugoslawien. Die

Anlage war ein gemeinsames Projekt eines örtlichen selbstverwalteten Unternehmens mit dem

Amerikaner Bob Guccione, Gründer und Herausgeber des Softporno-Magazins Penthouse. Die

Möglichkeit einer solchen Kooperation zeigt die besondere Position des blockfreien Jugoslawien,

das als kommunistisches Land nicht Teil des Ostblocks war. Lulić schuf mehrere Installationen, die

sich auf Fragmente der Architektur des Hotelkomplexes beziehen, welcher von Boris Magaš

entworfen wurde: Die Holzdecke in der Hotelbar, der Beton-Pool im Freien sowie das dortige

Sonnendach werden von Lulić in skulpturale Installationen überführt. Seinen Installationen stellte

er den Kurzfilm Wir verkaufen nicht Hollywood zur Seite. Dieser dokumentiert die Eröffnung des

Hotelkomplexes: Darin treffen die ländliche Inselbevölkerung auf den internationalen Jetset

inklusive Penthouse Girls und kommunistische Lokalpolitiker und Unternehmensangehörige auf

den kapitalistischen Penthouse-Herausgeber, der als Genosse Guccione begrüßt wird. Bei dieser

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Werkgruppe geht es dem Künstler nicht nur um die Form. Lulić thematisiert über ästhetische und

räumliche Aspekte hinaus die ideologischen Hintergrunde, die auf die Form Einfluss haben. Dafür

recherchierte er zu diesem Hotel, lange bevor im internationalen Kunstdiskurs die jugoslawische

Moderne ins Bewusstsein ruckte. Lulić behandelt hier Moderne, Ideologie, Kalter Krieg,

Körperpolitik und Ökonomie in einem Projekt, das sich in mehreren raumgreifenden Arbeiten

artikuliert, die im LENTOS installativ zu erfahren sind:

Hart und weich Nr.1, Hart und weich Nr.2 und A Shelter from a Sunny Day.

MODERNE / MODERNITY IN YU

Verbesserte Partisanendenkmäler

Verbessertes Partisanendenkmal (Kozara), 2001/2017

Verbessertes Partisanendenkmal (Kragujevac), 2001

Verbessertes Partisanendenkmal (Kosmaj, polychrom), 2005/2010

Verbessertes Partisanendenkmal (Kosmaj), 2005/2016

Metallisé, 2002

Verbessertes Partisanendenkmal (Jasenovac), 2002

Courtesy Gabriele Senn Galerie, Wien und der Kunstler

Privatsammlung, Berlin

Courtesy Gabriele Senn Galerie, Wien und der Kunstler

Courtesy Gabriele Senn Galerie, Wien und der Kunstler

Sammlung Neff, Frankfurt

evn Sammlung, Maria Enzersdorf, Osterreich

Abstrakte Skulpturen aus Ex-Jugoslawien dienten Lulić als Ausgangspunkt der Verbesserten

Partisanendenkmäler. Es handelt sich um kommunistische Denkmaler des Antifaschistischen

Widerstandskampfes. Diese werden verändert, indem ihnen ihre Monumentalität und ursprüngliche

Materialität genommen wird. So z. B. auch im Fall der orangefarbenen Skulptur Verbessertes

Partisanendenkmal (Jasenovac), die sich auf das Denkmal an der Gedenkstatte Jasenovac

bezieht. Dieses ist grau, von immenser Größe und steht an der Stelle des größten kroatischen

Konzentrationslagers des 2. Weltkriegs. Das Denkmal ist ein Werk des Architekten Bogdan

Bogdanović, wurde aus Beton gegossen und 1966 zur Erinnerung an die dort vom faschistischen

Ustascha-Regime gefangenen und getoteten Menschen errichtet. Mit seiner ungegenständlichen

Formensprache kehrte sich Bogdanović von der figurativen Skulpturenauffassung des

sozialistischen

Realismus ab und knüpfte stattdessen an die modernistische Avantgarde der Vorkriegszeit an.

Lulić untersucht die Besonderheiten dieser Denkmaler und zeigt damit, dass es nicht nur eine

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Moderne gibt, sondern viele unterschiedliche. Dies hangt mit der besonderen geopolitischen Lage

zusammen:

Die Nähe zu künstlerischen Entwicklungen außerhalb des Ostblocks entsprach der anti-

stalinistischen Politik des kommunistischen Staatsgründers Josip Broz Tito (1945 bis 1980). Tito

war nicht nur Staatspräsident Jugoslawiens, sondern ab 1961 auch Generalsekretar der

weltumspannenden Blockfreien Bewegung. Weder dem amerikanischen noch dem sowjetischen

Militär- und Wirtschaftsblock anzugehören, schien nur durch den dritten Weg der Blockfreiheit

möglich. Diese erlaubte es jugoslawischen Künstlerinnen, direkte Kontakte zu west- wie

osteuropäischen Kollegen und deren Arbeit zu unterhalten und eine eigene Formensprache zu

entwickeln, die in vielen Partisanendenkmalern sichtbar wird.

Bife Tito, 2001

Belvedere, Wien

Bife heißt auf Kroatisch Buffet und wird auch synonym fur Kneipe verwendet. Bife Tito bedeutet in

diesem Sinn übersetzt „Titos Kneipe“. Auch ohne diesen Kontext erinnert das Objekt aufgrund

seiner Hohe an eine Theke. Diese Theke hat die Form der Hälfte der 1450 Meter langen

Betonbrücke, die seit 1980 das kroatische Festland mit der Insel Krk verbindet. Sie wurde bei ihrer

Erbauung aufgrund ihrer Lange und wegen des freistehenden Betonbogens als architektonische

Errungenschaft gefeiert. Bei Lulić wird aus der technisch fortschrittlichen Betonbrücke Titos, die

aktuell saniert wird, eine Schank aus MDF-Platten. Man kann Titel und Objekt auch als Hinweis auf

ein untergegangenes System lesen, dessen Bruchstucke noch vorhanden sind und auf eine

Auseinandersetzung warten. Bife Tito war 2001 erstmals im Atelier Augarten ausgestellt. Dort

gestaltete Lulić in der Ausstellung Objekte. Skulptur in Österreich nach 45 den Themenraum

„Kunst und Kalter Krieg“.

Entertainment Center Mies (orange), 2003

Walter, 2003/2017

Privatsammlung, Berlin

Wie bei den Verbesserten Partisanendenkmälern beschäftigt sich Lulić hier mit Denkmalern des

antifaschistischen Widerstands. Doch der Kontext der Denkmäler ist ein anderer als das

Nachkriegs-Jugoslawien und betrifft die Anfangsjahre der Weimarer Republik. Der Bauhaus-

Direktor Walter Gropius entwarf 1921 das Denkmal für die Märzgefallenen in Weimar, das dem

Gedenken der Opfer des nationalistischen Kapp-Putsches 1920 gewidmet war. Darauf bezieht sich

Lulićs Arbeit Walter. Nach dem Mord an Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg durch deutsche

Nationalisten am 15. Januar 1919 entwarf der Architekt Ludwig Mies van der Rohe 1926 zur

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Erinnerung an diese ein Denkmal in Berlin. Beide Denkmaler verwenden eine radikal

modernistische, gegenstandslose Formensprache. Als Modelle sind sie jenseits ihres politischen

Inhalts auch Demonstrationen der konstruktivistischen Architektur. Kann eine architektonische

Form Ausdruck eines politischen Inhalts sein? Mies van der Rohe war 1934 bereit, Auftrage von

Nationalsozialisten anzunehmen, die sein Berliner Denkmal aus ideologischen Gründen zerstört

hatten. Indem Lulić die beiden Denkmaler in Material, Farbe und Maßstab verändert sowie mit

Titeln versieht, die ihrer politischen Bedeutung zuwiderlaufen, de monumentalisiert er sie. Die

Denkmaler werden zum möbelartigen Modell Walter und zum Entertainment Center Mies.

Hommage Otti Berger, 2004

Belvedere, Wien

Die Textildesignerin Otti Berger (Otilija Ester Berger) wurde 1898 in Zmajevac geboren, das

damals zu Osterreich-Ungarn gehörte, und war ab 1919 jugoslawische Staatsangehörige. Sie

besuchte die höhere Mädchenschule in Wien, die Königliche Kunstakademie und

Kunstgewerbeschule in Zagreb und anschließend am Bauhaus Dessau den Vorkurs bei Laszlo

Moholy-Nagy sowie den Unterricht von Paul Klee. 1930 schloss sie in der dortigen Weberei ihre

Ausbildung ab, die sie nach dem Weggang der vorherigen Leiterin (Gunta Stolzl) auch

interimistisch leitete. Anschließend wurde sie Stellvertreterin der neuen Leiterin der

Webereiwerkstatt (Lilly Reich). 1932 verließ Berger das Bauhaus und eröffnete ein Textil-Atelier in

Berlin. Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft wurde sie 1936 mit einem Berufsverbot belegt. Sie

emigrierte nach London und wollte von dort weiter in die USA. 1938 fuhr die Künstlerin zu ihrer

schwer kranken Mutter nach Jugoslawien. Sie bekam kein Einreisevisum in die USA mehr. 2005

werden in Yad Vashem in Israel Daten aus Russland bekannt, aus denen hervorgeht, dass Berger

am 27. April 1944 im Konzentrationslager Auschwitz getötet wurde. Lulić widmet Hommage Otti

Berger der Bauhauskünstlerin. Verkleinert er sonst monumentale Denkmaler, geht er hier den

umgekehrten Weg: Hommage Otti Berger ist ein großformatiger Vorhang, der im weitesten Sinne

an Bergers kleinformatige Textilarbeiten angelehnt ist. Etwas Leichtes, Faltbares,

Transportierbares wird somit zum Denkmal erklart.

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PERFORMATIVE SKULPTUREN

Reactivation (Circulation in Space), 2002/2004

Sammlung Teiser, Arnsberg

Was passiert, wenn ein Künstler den Titel einer Skulptur wörtlich nimmt? Er wird zum Performer.

Es begegnen sich der menschliche Körper und eine statische Skulptur aus Metallringen. Diese

Arbeit des Bildhauers Vojin Bakić, 1915 in Kroatien geboren, tragt den Titel Cirkulacija u prostoru I

(Zirkulation im Raum I). Die Skulptur steht vor dem Museum fur Gegenwartskunst in Belgrad. Man

kann anhand der Fotoserie erkennen, dass die körperliche Aktion eine gewisse Anstrengung

erforderte. Lulić fuhrt eine große Bandbreite an Bewegungen vor. Manches erinnert an Posen der

Performance-Kunst der 1970er-Jahre, anderes an Denkmaler fur Gefallene. Gebrochen wird die

Performance durch Posen, die an Turnübungen oder schlechtes Yoga erinnern. Die Idee, sich am

Skulpturenbegriff der Moderne abzuarbeiten, findet hier eine wortwörtliche, akrobatische und

humorvolle Entsprechung.

Die Arbeit Reactivation (Circulation in Space) kann als Vorläufer von Lulićs Performances und

performativen Videos gelten.

Kosmaj Monument, 2015 (Blackbox)

Video, 9‘48‘‘ Min.

Proposal for a Workers’ Monument, 2014 (Blackbox)

Video, 10‘25‘‘ Min.

Jasenovac, 2010 (Blackbox)

Video, 9‘ Min.

Space-Girl Dance 2009, 2009

Video, 3‘ Min.

Courtesy Gabriele Senn Galerie, Wien und der Künstler

Courtesy Gabriele Senn Galerie, Wien und der Künstler

Sammlung der Aksenov Family Foundation

Courtesy Gabriele Senn Galerie, Wien und der Künstler

Die drei in der Blackbox projizierten Videos haben einen ähnlichen Ansatz. Lulić arbeitet mit

TänzerInnen zusammen, die in einer Choreographie, welche sie mit ihm entwickeln, einen Dialog

mit einem Denkmal oder einer Skulptur im öffentlichen Raum herstellen.

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Der Künstler hat seit 2009 eine Reihe verwandter Arbeiten geschaffen, wie Jasenovac oder

Space-Girl Dance 2009. Wie bei den Verbesserten Partisanendenkmälern und anderen

modernistischen Nachbauten geht es ihm hier auch um Raumpraxis, d. h. um das Ausloten des

Verhältnisses Körper und Raum, Körper und Skulptur. Es ist ein ähnlicher Prozess des Begreifens,

der Demonumentalisierung und des Aufladens wie bei den erwähnten skulpturalen Arbeiten, nur ist

die Methode eine andere. Nicht die Schrumpfung und Veränderung eines Objekts steht im

Vordergrund, sondern das Erfahren einer Skulptur (eines Raums) durch das tänzerische Besetzen

eines Ortes (Proposal for a Workers’ Monument, Space-Girl Dance 2009) oder durch einen Dialog

mit und uber ein Denkmal, das die TänzerInnen während der Performance nur im Kopf haben

(Kosmaj Monument, Jasenovac).

Kosmaj Monument bezieht sich auf ein Partisanendenkmal in der Nähe von Belgrad auf dem Berg

Kosmaj, es wurde in einem modernistischen Kulturzentrum in Belgrad gedreht. Kosmaj Monument

wurde in der Ausstellung Spomenici Revolucije (Denkmäler der Revolution) 2015/16 gezeigt, die

Lulić als Doppelpersonale mit dem kalifornischen Künstler Sam Durant im MAK Center in Los

Angeles hatte.

Lulić schuf seine Arbeit Proposal for a Workers’ Monument auf Einladung der Schweizer

Plastikausstellung in Biel, einer Arbeiterstadt in der Schweiz. Dieses alle fünf Jahre stattfindende

Skulpturenprojekt war 2014 mit Le Mouvement (Bewegung) betitelt. Diese Ausgabe befasste sich

mit den Skulpturen in der Stadt, der Nutzung des öffentlichen Raums und der temporaren

Begegnung zwischen menschlichen Körpern und dauerhaften Skulpturen. Ausgangspunkt und Ort

für die Choreografie von Proposal for a Workers’ Monument war die Skulptur Farbige Baumruine

des Schweizer Künstlers Franz Eggenschwiler aus dem Jahr 1975. Die TänzerInnen in farbiger

Kleidung besetzen mit ihren

Bewegungen, die vor und auf dem Objekt stattfanden, die Skulptur im wahrsten Sinne des Wortes.

Wie bei vielen seiner Projekte geht es Lulić bei den gezeigten Videos nicht nur um den physischen

Raum, sondern auch den sozialen, den ideologischen und den Erinnerungsraum.

Objekt für zwei PerformerInnen, 2015/2017

Courtesy Gabriele Senn Galerie, Wien und der Künstler

Die Installation soll dazu einladen, sie zu durchqueren und darin zu posieren. Die BetrachterInnen

werden in dem Moment Teil der Arbeit, in dem sie die vorgegebene „Buhne“ betreten. Die Farben

der Objekte erinnern an die Farbgebung von Franz Eggenschwilers Baumruine, die Lulić in

Proposal for a Workers’ Monument als Performanceort wählte. Die einzelnen Objekte der

Installation konnten aber in Lulićs Vorstellung auch Fragmente einer anderen, zerlegten

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modernistischen Skulptur sein. Ein Modell aus Bruchstucken bietet sich den Besuchern als eine

Art von Parcours an. (Nachgebaute) Moderne, die bespielt werden darf.

Ohne Titel (Körperstudie 1–5), 2004–2010

Videos, 0‘57‘‘, 1‘34‘‘, 1‘12‘‘, 0‘40‘‘, 0‘58‘‘ Min.

Courtesy Gabriele Senn Galerie, Wien und der Künstler

Als Tableaux vivants (lebende Bilder) konnte man diese fünf Videos bezeichnen. Schon seit dem

18. Jahrhundert existiert der Brauch, Denkmaler oder Gemälde mit Menschen nachzustellen.

Welches Kunstwerk konnte für diese Dreiergruppe der Ausgangspunkt gewesen sein? Tragen hier

Hypnos und Thanatos den toten Sarpedon oder ist gar der tote Christus nach der Kreuzabnahme

gemeint? Bildtraditionen wie den hier genannten (aus der Antike und dem Christentum) folgen

auch einige Partisanendenkmaler in der Formensprache des sozialistischen Realismus. Ein

solches Denkmal aus Istrien stand hier Pate für einen slapstickhaften Auftritt des Künstlers, von

Künstlerkollegen und Mitarbeitern des Aufbauteams. Die Dauer der jeweiligen Videos ergab sich

dadurch, wie lange es gelang, einen „verwundeten Partisanen“ zu tragen.

ARCHITEKTUR

Corner (Lulic House No.1), 2006

Lulic House No.1 (Weekend Utopia) – Modell silber, 2005

MAK – Osterreichisches Museum fur angewandte Kunst/Gegenwartskunst, Wien

Lulic House No.1 (Weekend Utopia) war ein bildhauerisches Projekt im erweiterten Sinn – in Form

eines echten Hauses. Es war ein Fertigteilhaus, das vom Kunsthaus Bregenz und der Firma

Oa.sys nach dem Entwurf des Künstlers angefertigt wurde. Wie in vielen seiner Arbeiten sind

Verweise auf die Moderne im Spiel – das Haus ist ein abgewandelter Nachbau des Frey House

No.1 in Palm Springs. Lulić thematisierte das Haus in mehreren Ausstellungen, in denen das

Modell, Entwurfe für die Einrichtung des Hauses oder abstrakte Objekte, die sich auf die

Architektur des Gebäudes bezogen, wie Corner (Lulic House No.1), gezeigt wurden. Mit dem

gesamten Projekt wirft der Künstler die Frage auf, wo die Architektur beginnt und die Kunst aufhört

− und umgekehrt.

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KUNST IM ÖFFENTLICHEN RAUM / POPKULTUR / IDENTITÄT

Modell für ein Denkmal für Migration in Perušić, 2004

Privatbesitz, Wien

Bei Modell für ein Denkmal für Migration in Perušić liest man “LULIĆ survived the TITANIC”. Darin

geht es um ein konkretes historisches Ereignis und um jemanden namens Lulić. Allerdings handelt

es sich nicht um Marko, sondern um Nikola Lulić, der als Passagier der dritten Klasse die Titanic

überlebt hat. Man kann die Arbeit als Entwurf für eine Skulptur im öffentlichen Raum, im kleinen

kroatischen Ort Perušić, fur die es nie einen Auftrag gab, sehen oder als Kunstwerk, das auch

allgemein über Migration erzählt.

Architekturmodell postrevolutionärer Spielplatz, 2006/2007

Courtesy Gabriele Senn Galerie, Wien und der Künstler

Das Architekturmodell postrevolutionärer Spielplatz erinnert an die umgestoßenen Denkmaler seit

1989, sowie an abgeschnittene, bronzene Diktatorenkopfe. Indem Lulić seinen eigenen Kopf an

diese Stelle setzt, zeigt er auf, dass politische Geschichte sich nicht aus gesicherter Distanz

beobachten lasst, sondern immer auch die eigene Identität involviert. Lulić arbeitet zwar immer mit

geschichtlichen Verweisen, widmet sich dabei aber der Gegenwart und der Zukunft. Geschichte

interessiert ihn vor allem als Überprüfungsmechanismus für die Jetztzeit.

Ohne Titel (Lichtung) [Untitled (Clearance)], 2010

Stadt Schüttorf

Lichtung war ein Kunstprojekt im öffentlichen Raum und entstand im Dialog mit den lokalen

AnrainerInnen. Dabei wurden die sozialen und städtischen Bedingungen vor Ort einbezogen. Die

Rademacher Kugellampen, die im kleinen Ort Schüttorf, im Sudwesten Niedersachsens gelegen,

als Straßenlampen dienten, mussten vor einigen Jahren weichen, offiziell wegen der EU

Lampenverordnung. Lulić sah aber, dass auch die 70er-Jahre-Formensprache der Lampen vielen

BewohnerInnen und Beamten der Stadtverwaltung ein Dorn im Auge war.

Der Künstler, der zum Skulpturenprojekt raumsichten geladen war und dafür Lichtung entwickelte,

provozierte bewusst: Er schlug der Stadt vor, ihr 34 Lampen, die sie ohnehin entsorgen wurde,

wieder zu verkaufen, indem er im Stadtraum daraus eine Installation in Form eines „Lampenwalds“

schuf. Was als Einzelobjekt für viele unerträglich war, wurde nun als Installation geballten Lichts

von den AnrainerInnen positiv aufgenommen.

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Der Stoff, aus dem Träume sind, 2010

Kunst im öffentlichen Raum Steiermark

In Graz arbeitete Lulić mit BewohnerInnen der Terrassensiedlung, die in den 1970er-Jahren als

progressives Gebäude errichtet wurde. Der Künstler entwickelte die Arbeit in mehreren Sitzungen

über ein halbes Jahr mit einer wechselnden Gruppe von ungefähr dreißig Leuten. Die größte

Schwierigkeit bestand darin, zwischen zwei Gruppen der BewohnerInnen einen gemeinsamen

Nenner zu finden. Es gab BetonliebhaberInnen (oft ArchitektInnen, die damals das Gebäude

mitentworfen und dann eingezogen sind) und BetonhasserInnen (Leute, die den Baustoff in ihrem

Bewusstsein komplett verdrängten und sich auf begrünte Terrassen und Hofe konzentrierten).In

einem komplexen Prozess gelang es, die Gemeinsamkeit zu finden: Der Stoff, aus dem Träume

sind.

Psychogeography, 2013

Wien Museum

Bei Psychogeography verbindet sich das Ortsbezogene mit dem Biografischen. Hinzu kommt noch

die Bewegung in der Stadt. Der Künstler hat sich vom Situationisten Guy Debord den Titel

Psychogeography geborgt. Hierbei erwandert Lulić seine eigene Biografie. Er suchte in diversen

Stadtteilen Wiens die Hauser auf, in denen er in seinem bisherigen Leben gewohnt hatte. In einem

performativen Akt wurden vom Künstler die Häuserwände auf Papier abfrottiert. Die Wahl der ein

wenig verstaubten Frottiertechnik war bewusst. Der Künstler bezieht sich auf bestimmte Epochen

der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts, wie Surrealismus und Abstrakten Expressionismus,

welche das Unbewusste sehr betonten und automatistisch zeichneten oder malten. Lulićs

Bezugnahme ist eine gebrochene und ironische, da er den psychischen Prozessen in der Kunst

nicht die gleiche „heilige“ Rolle beimisst wie die Künstlerinnen der genannten Epochen.

Abbazia, 1999

Video, 13‘53‘‘ Min.

Sunset und Umgebung, 1997/1999

Video, 6‘ Min.

Courtesy Gabriele Senn Galerie, Wien und der Künstler

Privatbesitz, Los Angeles

Beide Videos haben das Erforschen und Erfassen durch Bewegung zum Thema. Somit handelt es

sich um die gleiche konzeptuelle Arbeitsweise wie bei den Videos, die in der Blackbox im großen

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Saal gezeigt werden. Mit dem Unterschied, dass dieses buchstäblich gemeinte Begreifen hier nicht

wie beim Tanz mit dem Körper geschieht, sondern mit der Kamera und ihrer Bewegung. Auch hier

geht es wie in anderen Arbeiten sowohl um das Schaffen neuer Lesarten, in diesen zwei Fallen in

Bezug auf Orte, als auch deren (pop)kulturelle Bedeutung.

Für Abbazia unternimmt Lulić in Wien eine Fahrt mit der U6 zum Urban-Loritz- Platz. Er nimmt ein

Haus am Gürtel auf, an dem in den 1970er- und 1980er-Jahren das Abbazia Kino stand. Das war

ein Programmkino, in dem ausschließlich Eastern (umgangssprachlich für Kung-Fu-Filme) liefen.

In seinen Kindertagen verbrachte der Künstler ganze Samstage im Abbazia Kino. Kung Fu-Filme

boten in den 1970er-Jahren quer durch die Kulturen eine Identifikationsfläche für diverse

Minderheiten. Klasse und Popkultur kommen ins Spiel, zwei Begriffe, die in Lulićs Werk eine

zentrale Rolle spielen.

In Los Angeles drehte er Sunset und Umgebung, ein Video, das auf Ed Ruschas Künstlerbuch

Every Building on the Sunset Strip verweist. Anders als in Ruschas Buch werden die Gebaude, die

sich am Sunset Boulevard aneinander reihen, hier nicht fotografiert, sondern mit der Videokamera

vom Auto aus aufgenommen. Die Gebäude ziehen am Betrachter vorbei. Da wegen Gegenverkehr

keine Kehrtwende möglich ist, muss irgendwann in eine Nebenstraße eingebogen werden, um so

umzudrehen und den Sunset Boulevard auch in entgegengesetzter Richtung aufnehmen zu

können. So erfahrt der Sunset durch Lulićs Intervention den ebenso sachlichen wie trivialen

Sunset und Umgebung.

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Pressebilder

Pressebilder stehen für die Dauer der Ausstellung auch auf www.lentos.at zum Download bereit.

Lizenzfreie Nutzung unter Angabe der Bildcredits nur im Rahmen der aktuellen Berichterstattung

zur Ausstellung.

Marko Lulic, Entertainment Center Mies (orange), 2003 Privatsammlung, Berlin Courtesy: Gabriele Senn Galerie, Wien und der Künstler Foto: Stephan Lugbauer

Marko Lulic, Museum of Revolution, 2010 Installationsansicht 21er Haus Belvedere, 2010 Sammlung Belvedere, Wien Foto: Marko Lulic

Marko Lulic, Hart und weich Nr. 1, 2002 Ausstellungsansicht Durch weichen Beton, Grazer Kunstverein, Graz, 2002 Sammlung MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst Foto: Susanne Stadler

Marko Lulic, Hart und weich Nr. 2, 2002 Ausstellungsansicht Durch weichen Beton, Grazer Kunstverein, Graz, 2002 Sammlung MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst Foto: Susanne Stadler

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Marko Lulic, Proposal for a Workers’ Monument, 2014 Produziert für Le Mouvement, Schweizer Plastikausstellung, Biel Courtesy: Gabriele Senn Galerie, Wien und der Künstler

Marko Lulic, Objekt für zwei PerformerInnen, 2015 Courtesy: Gabriele Senn Galerie, Wien und der Kunstler

Marko Lulic, Reactivation (Circulation in Space), 2002/04

Sammlung Teiser, Arnsberg Courtesy: Gabriele Senn Galerie, Wien und der Kunstler

Marko Lulic, Proposal for a Workers’ Monument, 2014 Produziert für Le Mouvement, Schweizer Plastikausstellung, Biel Courtesy: Gabriele Senn Galerie, Wien und der Künstler

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Marko Lulic, o.T. (Lichtung), 2010 Kunst im öffentlichen Raum, produziert für raumsichten Permanente Installation Stadt Schüttorf Foto: Stephan Konjer

Marko Lulic, Proposal for a Workers’ Monument, 2014 Produziert für Le Mouvement, Schweizer Plastikausstellung, Biel Courtesy: Gabriele Senn Galerie, Wien und der Künstler

Marko Lulic, Verbessertes Partisanendenkmal (Kosmaj, polychrom), 2005/2010 Courtesy: Gabriele Senn Galerie, Wien und der Künstler Foto: Marko Lulic

Marko Lulic, o.T. (Lichtung), 2010 Kunst im öffentlichen Raum, produziert für raumsichten Permanente Installation Stadt Schüttorf Foto: Helmut Claus

Page 24: LENTOS Kunstmuseum Linz · Verbessertes Partisanendenkmal (Kragujevac), 2001 Verbessertes Partisanendenkmal (Kosmaj, polychrom), 2005/2010 Verbessertes Partisanendenkmal (Kosmaj),

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Marko Lulic, Death of The Monument, 2009 Installationsansicht Erich Hauser Stiftung, Rottweil Courtesy: Gabriele Senn Galerie, Wien und der Künstler

Marko Lulic, Hommage Otti Berger, 2004 Sammlung Teiser, Arnsberg Foto: Alistair Overbruck

Ausstellungsansicht Marko Lulic. Futurology, LENTOS Kunstmuseum Linz, 2017 Foto: maschekS.

Ausstellungsansicht Marko Lulic. Futurology, LENTOS Kunstmuseum Linz, 2017 Foto: maschekS.

Ausstellungsansicht Marko Lulic. Futurology, LENTOS Kunstmuseum Linz, 2017 Foto: maschekS.

Ausstellungsansicht Marko Lulic. Futurology, LENTOS Kunstmuseum Linz, 2017 Foto: maschekS.

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Ausstellungsansicht Marko Lulic. Futurology, LENTOS Kunstmuseum Linz, 2017 Foto: maschekS.

Ausstellungsansicht Marko Lulic. Futurology, LENTOS Kunstmuseum Linz, 2017 Foto: maschekS.

Ausstellungsansicht Marko Lulic. Futurology, LENTOS Kunstmuseum Linz, 2017 Foto: maschekS.

Ausstellungsansicht Marko Lulic. Futurology, LENTOS Kunstmuseum Linz, 2017 Foto: maschekS.