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Leseprobe P. Karl Wallner # BetenTutGut Das neue Jugendgebetbuch von Pater Karl Wallner ca. 96 Seiten, 10,5 × 15,5 cm, durchgehend farbig gestaltet, mit zahlreichen Farbfotos, Flexcover ISBN 9783746249292 Mehr Informationen finden Sie unter st-benno.de Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung von Text und Bildern, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in elektronischen Systemen. © St. Benno Verlag GmbH, Leipzig 2017

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Leseprobe

P. Karl Wallner

# BetenTutGut

Das neue Jugendgebetbuch von Pater Karl Wallner

ca. 96 Seiten, 10,5 × 15,5 cm, durchgehend farbig gestaltet, mit zahlreichen Farbfotos, FlexcoverISBN 9783746249292

Mehr Informationen finden Sie unter st-benno.de

Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung von Text und Bildern, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in elektronischen Systemen.

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#BetenTutGutDas neue Jugendgebetbuch von Pater Karl Wallner

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INHALT

#Warum soll ich beten? – Einleitung

#Mit dem ganzen Körper beten – Gebetshaltungen

#Direkter Draht zu Gott – Grundgebete

#SMS an Gott – Stoßgebete

#Mit Gott per du – Gebete für jede Gelegenheit

#Mein persönlicher Gebetstipp – Der Rosenkranz

#Happy End – Nachwort

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Bibliografi sche Information der Deutschen Nationalbibli-othekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publi-kation in der Deutschen Nationalbibliografi e;detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet unterhttp://dnb.d-nb.de abrufbar.

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ISBN 978-3-7462-4929-2

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#Warum soll ich beten? Einleitung

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habe keine Zeit“, sagen viele Menschen, wenn es um das Gebet geht. Gebet heißt: zusammensein mit Gott, Zeit haben für Gott. Wir Christen sind gebetsfaul geworden, vielleicht auch lieblos ge-genüber Gott. Er wartet und wir lassen ihn warten … Das ist nicht fair gegenüber dem Schöpfer der Welt, der uns durch seinen Sohn erlöst hat. Wir müssen wieder beten lernen. Gebet muss man üben. Gott wartet, um uns mit Kraft, Gnade, Lie-be und Segen zu beschenken. Darum zahlt es sich aus zu beten. Es zahlt sich aus, beten zu lernen. Als Kind habe ich nie wirklich darüber nachgedacht, was die Gebete bedeuten, die ich gesprochen habe. Ich habe gebetet, ohne zu verstehen. So habe ich z. B. immer im Va-terunser gebetet: „Wie auch wir vergeben unserem Schuldi gern.“ Ich hatte als Kind die Vorstellung: Da gibt es einen gewissen Herrn Schuldi, dem wir gerne vergeben sollen. Ich bin dann erst mit 13 oder 14 darauf ge-kommen, dass ich dieses Gebet nicht verstanden und mir darunter etwas ganz Kindisches und Lä-cherliches vorgestellt habe. Und das war der An-stoß dafür, dass ich begonnen habe, das Vaterunser ganz bewusst zu beten. Das hat dann schließlich

Kontakt aufnehmen mit Gott

Der Mensch ist höchstwahrscheinlich das einzige Wesen im ganzen Universum, das mit Vernunft und Geist begabt ist. Ein Atom, ein Stein, eine Blu-

me, ein Baum, ein Berg – sie alle sind durch ihre bloße Exis-

tenz ein Lobpreis auf Gott, ihren Schöpfer. Aber wir Menschen haben darüber hinaus den Verstand, wir

haben Geist. Den hat Gott in uns hineingelegt, als er uns nach

seinem Abbild geschaffen hat (Genesis 1,26). Die-ser Geist ist etwas, das uns nicht nur Gott ähnlich macht, sondern das uns auch erlaubt, mit Gott Kontakt aufzunehmen. Wir Menschen sind je-denfalls das einzige Wesen auf Erden, das beten kann. Denn beten heißt, Kontakt aufzunehmen mit Gott, der selbst Geist und Liebe ist. Und beten ist ganz einfach: Gott ist immer da, wir sind um-geben, eingehüllt in die Wirklichkeit Gottes. Um zu beten, brauchen wir nur unser Herz zu öffnen. Gott will mit uns Kontakt aufnehmen. Und deshalb ist beten das Allerwichtigste. Es ist das Würdigste und Schönste, das du als Mensch tun kannst. „Ich

Nur der Mensch kann

beten

Wir müssen wieder beten

lernen

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Apparat, er möchte nicht als Erfüllungsgehilfe für unsere Wünsche und Bitten verwendet werden. Und deshalb sagt die Kirche und sagt uns der Glau-be: Jedes, wirklich jedes Gebet wird zwar unfehlbar erhört – aber nur so, wie Gott es will. Also wenn du um etwas betest und du bekommst nicht das, was du dir eingebildet hast, dann erhältst du auf jeden Fall etwas anderes, das besser für dich ist.

eine Revolution in meiner Seele ausgelöst, weil ich plötzlich gespürt habe: Ich plappere nicht in ein leeres, dunkles Vakuum hinein, sondern da kommt etwas von Gott zurück. Ich merkte, dass ich in ei-nem Austausch bin: Von Gott kommt Hilfe, kommt Kraft, kommt Beständigkeit zurück. Das war eine ganz tolle Erfahrung. Deshalb möchte ich allen raten, mit Gott Kontakt

aufzunehmen und zu Gott zu beten. Als ich begonnen habe zu be-ten, da ging es um Schul-arbeiten, um gute Noten oder auch darum, dass dieses oder jenes Mäd-chen in der Tanzschule mit mir tanzt. Das waren

jugendliche Bitten – aber es hat eigentlich immer funktioniert. Der liebe Gott hat mich dadurch rich-tig abgeholt, weil er mir irgendwie bewiesen hat, dass es ihn gibt. Und Jesus sagt auch: „Bittet und ihr werdet empfangen, sucht und ihr werdet fin-den, klopft an und euch wird aufgetan“ (Matthä-us 7,7). Auf der anderen Seite hat der liebe Gott genauso ein Interesse daran, dass wir ihn nicht mit einem Coca-Cola-Automaten verwechseln: Du wirfst oben ein Gebet rein und schon rumpelt un-ten die Erhörung wie eine Cola-Dose raus. So ist Gott nicht! Er ist kein berechenbarer, kalkulierbarer

Jedes Gebet wird erhört

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#Mit dem ganzen Körper beten Gebetshaltungen

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all seinen Sinnen brauchst, um gut zu beten. Au-gen, Ohren, Nase, Ge-schmack, Körperhaltung, Kleidung… Jesus, Gottes Sohn, ist Mensch gewor-den, damit wir leibhaft Gott begegnen können. Deshalb brauchst du zum guten Beten Bilder, z. B. Ikonen. Bilder, die dich berühren. Oder ein Kreuz. Du brauchst die Ohren: Musik, Singen, gemeinsamer Lobpreis öff-net dich für Gott. Auch die Nase gehört dazu, da-rum haben unsere Kirchen einen eigenen Geruch durch den Weihrauch, den Blumenschmuck. Auch wie du dich anziehst, ist nicht egal. Wenn man sich gut anzieht für den lieben Gott, baut uns das sel-ber auf, du fühlst dich einfach hübscher. Und ganz wichtig sind die Körperhaltungen. Du wirst merken, wie es deine Seele beeinfl usst, wenn du bewusst aufrecht stehst, wenn du kniest und konzentriert sitzt … und nicht bloß einfach irgend-wie herumlungerst. So wird dein Körper zu einem Instrument für deine Seele. Das Sinnliche hilft dei-nem Geist, sich besser mit Gott zu verbinden.

Körper und Seele

Gott hat uns defi nitiv nicht als Engel geschaffen. Die Engel sind nur Geist, sie haben keinen Leib. Man könnte freilich sagen: Die Engel haben es

gut: die haben keine Schmerzen, die können nicht krank wer-

den und die können auch nicht sterben. Denn nur aufgrund unseres Körpers sind wir ja räumlich und zeitlich.

Sicher, unsere Leiblichkeit hat manche Nachteile, aber

sie hat auch viele Vorteile: Ein Engel kann nie schmecken, wie gut ein Wiener Schnitzel ist; er kann die Schönheit eines Sonnen-unterganges nicht genießen und auch nicht die wohlige Wärme eines Whirlpools … Er weiß nicht, wie es sich anfühlt, wenn sich zwei Liebende küs-sen und umarmen … Tatsache ist, dass Gott uns „in unserer Leiblichkeit“ erlösen wollte. Das Faszinierende am Christentum ist, dass Gott Mensch geworden ist. Im Christen-tum kommt Gott persönlich in unsere Leiblichkeit, damit wir mit allen unseren Sinnen Gott begegnen dürfen.Für das Beten bedeutet das, dass du deinen Leib mit

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Körperhaltung ist wichtig

Mit allen Sinnen Gott begegnen

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von links nach rechts. Bitte bewusst, langsam und ehrfürchtig! Denn das Kreuz ist nicht irgendein Symbol, sondern das Symbol für die unermessliche Liebe Gottes, mit der er uns erlöst hat. Durch das Kreuz hat Gott gezeigt, wer er ist. Er hat seinen Namen geoffenbart. Sein Name ist: Hingabe und Liebe! Durch das Bezeichnen mit dem Kreuz und das Aussprechen der Dreifaltigkeit treten wir ein in das Geheimnis Gottes, in den „Namen Gottes“! „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heili-gen Geistes“ bedeutet: Nur mehr unsere Füße ste-hen auf dem Boden, nur mehr unser Leib ist in der Kirche anwesend. Unser Herz aber sollte schon „im Namen Gottes“ sein, unsere Gedanken sollen jetzt schon ganz Gott gehören und niemandem sonst!

Im Namen Gottes – Das Kreuzzeichen

Ein wichtiges Zeichen ist das Kreuzzeichen. Es ver-bindet den wichtigsten Inhalt des Glaubens (Gott ist dreifaltig) mit dem wichtigsten Symbol des Christentums (Jesus hat uns am Kreuz erlöst). Wir glauben, dass Gott sich uns geoffenbart hat, dass er uns sein innerstes Wesen gezeigt hat. Lest das Johannesevangelium! Jesus sagt dort: „Ich und der

Vater sind eins“ (Joh 10,30, vgl. 14, 9-11). Das innerste Wesen des einen Gottes nen-nen wir Dreifaltigkeit: ein Gott in drei Per-

sonen. Deshalb beginnt auch jede Liturgie im Namen des Vaters und des Sohnes und des

Heiligen Geistes. Von oben nach unten, von links nach rechts – mein ganzes Leben, mei-

ne Verbindung nach oben, meine Beziehungen nach außen gehören ganz Gott. Sie sollen ein-

getaucht sein in den dreifaltigen Gott, denn in Gott sind Vater und Sohn eins, wie Jesus

sagt. Und diese Einheit trägt einen Namen: Geist. Bei jeder Liturgie stellen wir uns mit dem Kreuzzei-chen also hinein in die Beziehungseinheit Gottes. Diesen Glaubensinhalt kombinieren wir mit dem Zeichen des Kreuzes, das wir über unseren gan-zen Körper zeichnen: von der Stirn bis zum Nabel,

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Handfl ächen Gottes Geist für alle. Und er hält mit seinen leeren Handfl ächen die Gebete, Bitten, Sor-gen und Nöte der Gläubigen vor Gott. Und durch dieselben leeren Handfl ächen erbittet er Gottes Gaben für die ganze Welt.

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Die ausgebreiteten Hände – Orante

Unsere Hände sind nicht nur zum Arbeiten da, sondern durch sie drücken wir uns auch aus. Denn nicht nur Südländer gestikulieren mit ihren Hän-den, jeder von uns macht das – mehr oder weni-ger, je nach Temperament. Wie uns zahllosen Fresken in den Katakomben bezeugen, beteten in der Anfangszeit der Kirche alle Gläu- bigen mit ausgebreiteten Händen.

Das heißt: Die Handfl ächen sind wie Satellitenschüsseln zum Himmel

hin ausgebreitet. Diese Gebetshaltung heißt „Orante“, man fi ndet sie heute (leider) nur mehr beim Priester, wenn er vorbetet. Immer häufi ger trauen sich aber auch Gläubige, diese urkirchliche Gebetshaltung zu verwenden. Psycho-logisch öffnet diese Haltung, der Brust-korb ist ungeschützt frei, die Handfl ä-

chen signalisieren Empfangsbereitschaft!Wenn der Priester bei der Messe weiterhin die alt-kirchliche Orante-Stellung verwendet, dann geht es nicht nur um seine persönliche Offenheit ge-genüber Gott, sondern er vollzieht einen Dienst für das Volk Gottes: Er erbittet durch seine leeren

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für meine innere Stimmung, ist es nicht gut, wenn ich die Hände nur irgendwie zusam-menknülle.Die zusammengefalteten Handfl ächen, die sich berührenden Fingerspitzen, das Ruhen der Hände auf der Brust, die sich dadurch automatisch vorschiebt, das verleiht eine heilsame Spannung des Körpers. Wie gesagt: Körperhaltungen sind für uns da: damit wir besser in Verbindung treten können mit Gott. Genau das drücken die gefalteten Hände aus: Sie zeigen von der Brust weg nach oben und verbinden unser Herz mit Gott.

Hand in Hand mit Gott – Gefaltete Hände

Vermutlich ist „Orante“ deshalb als allgemei-ne Gebethaltung der Gläubigen verschwun-den, weil es ganz schön anstrengend sein kann, längere Zeit mit ausgebreiteten Armen zu beten. Die Arme sanken immer weiter nach unten, sodass sich die Handfl ächen vor-

ne berührten. Es entstand die Haltung der gefalteten Hände. Auch das ist eine wunderbare Ge-

betshaltung, denn so kann man ent-spannt lange Zeit beten: Die gefalte-ten Hände ruhen auf der Brust, dort wo das Herz ist; der Oberkörper wird

gerade; die aneinandergelegten Finger-kuppen haben einen beruhigenden Ef-

fekt. Zugleich kehrt Konzentration ein. Ich fi nde es schade, dass man diese Gebets-haltung – die sich übrigens auch in östlichen Religionen fi ndet – bei uns in der letzten Zeit vernachlässigt. Es wirkt feierlich, wenn zu-mindest der Priester und die Ministranten mit gefalteten Händen am Altar stehen. Für mich persönlich, für meine Konzentration und

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Schuld bekennen – Brustklopfen

Auch im Alltag kennen wir Gesten, die eine Entschuldigung ausdrücken sollen. Etwa wenn man mit der Schulter zuckt und durch die Mi-mik ausdrückt, dass es einem leidtut. In der Heiligen Messe haben wir da einen eigenen Ritus, der aus der Bibel stammt: das Schlagen an die Brust. Im Lukasevangelium lesen wir vom reumütigen Zöllner, der sich im Tempel an die Brust schlägt und voll Reue betet: „Herr, sei mir Sünder gnädig!“ (Lk 18,9-14). Beim Schuldbekenntnis am Beginn der Messe schla-

gen wir uns mit geschlossener Faust drei Mal an die Brust. Und zwar zu den Wor-ten: „Ich habe gesündigt … durch meine

Schuld, durch meine Schuld, durch meine große Schuld“ (lateinisch:

„mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa“). In der Brust sitzt das Herz. Das Schlagen an

die Brust soll mein steinernes Herz weich klopfen, soll die raue Schale zerbrechen. So wie man vor der Er-fi ndung von Staubsaugern Teppiche

ausklopfen musste, so möchte ich Gott darum bitten, dass er den Staub der Sünde aus den hintersten Winkeln meines Inneren ausklopft.

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Sich vor Gott kleinmachen – Die Kniebeuge und das Knien

Dass Gott groß ist, ja dass er der Allergrößte ist, das glauben alle Religionen. Alle Religio-nen haben daher auch Riten und Gesten ent-wickelt, wie sich der Mensch vor Gott klein-macht. Ich fi nde es durchaus eindrucksvoll, wie Muslime sich oft ganz unbekümmert in aller Öffentlichkeit auf ihren Gebetsteppich knien und sich dann vor Allah niederwerfen, indem sie mit der Stirn den Boden berühren. Wie gesagt: Ähnliches fi ndet man in allen Reli-

gionen.Wir Katholiken kennen die Kniebeu-ge: Beim Betreten einer Kirche grü-ßen wir Jesus, der in der Eucharistie im Tabernakel gegenwärtig ist, indem

wir ein Knie beugen. Danach richten wir uns dann gleich wieder auf. Bei der Heiligen Messe wird, wenn die Nor-

men der Kirche eingehalten werden, zur Wandlung und zum Hochgebet längere Zeit gekniet. Also dann, wenn Christus in Brot und Wein gegenwärtig wird. Ebenso knien wir zur eucharistischen Anbetung.

Die Kniebeuge und das Knien vor Jesus im Sakrament haben für uns Christen eine sehr tiefe theologische Bedeutung: Wir machen uns zwar klein vor unserem Gott, aber der Oberkörper doch immer aufrecht bleibt. Un-sere Würde bleibt, wir sind „Aug in Aug“ mit Gott. Die Größe unseres Gottes besteht ja – im Unterschied zu anderen Gottesvorstellungen – gerade darin, dass er selbst sich aus Liebe zu uns kleingemacht hat. Unser Gott ist deshalb der Größte, weil er auch im Kleinsten gegen-wärtig sein kann und will: Im Sakrament hat sich der ewige Gott noch viel kleiner und de-mütiger uns gegenüber gemacht, als wir es je durch unser Hinknien ausdrücken könnten. Das Knien ist also ein Zeichen unserer Würde als Gotteskinder; zugleich Anbetung der Lie-be Gottes, die er uns erwiesen hat, indem er selbst ein kleiner Mensch geworden ist und in der kleinen Gestalt der Hostie in unserer Mitte gegenwärtig sein möchte.

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Schweigen und hören – Sitzen

Für das Beten ist es gut, seinen Körper als In-strument zu verwenden. Es ist nicht egal, ob ich mich irgendwie irgendwohin lungere oder ob ich bewusst aufrecht sitze mit geradem Rü-cken und einer heiligen Anspannung. Ich ärge-re mich manchmal, wenn in manchen Kirchen die „unbequemen“ Bänke durch wohlig-fl au-schige Stühle ersetzt worden sind. Natürlich

soll das Sitzen in der Kirche keine Folter sein, aber das Chillen im Sofa des Wohnzimmers ist etwas anderes als das Sein vor Gott im Gottesdienst.

Dazu brauchst du so etwas wie Kör-perspannung, damit du besser Seelenweite und Herzensöffnung erleben kannst. Dein Körper und deine Seele gehören zusammen, setze das Sinnenhafte als Instru-

ment für deine Seele ein.Aber nicht nur in der Kirche brauchst du die-se innere Konzentration, die sich über dein leibhaftes Verhalten vermittelt: durch Sitzen, Stehen, Schauen, Hören, Riechen usw. In der Kirche ist das ja irgendwie vorgegeben. Aber nutze die Gesten auch für dein persönliches

Gebet. Wenn du zu Hause beten willst, setz dich ordentlich hin. Oder knie dich vor einem Kreuz oder einem Bild des Herrn nieder. Oder stehe bewusst. Atme durch. Lass die Stille auf dich wirken. Schweige bewusst … Du willst ja im Gebet heraustreten aus dem Gewöhnlichen und hineingehen in den Raum der Gegenwart Gottes. Nutze die Gebetshaltungen, die dir dazu helfen. Sei ungeniert, im stillen Kämmer-chen sieht dich ohnehin niemand. Nur Gott.

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Aufrecht vor Gott – Stehen

Juden stehen grundsätzlich beim Gebet. Man kann das in Jerusalem an der Klagemauer sehr gut wahrnehmen. Daher ist Stehen eigentlich die ursprünglichste Gebetshaltung auch für uns Christen. Wir lesen etwa im Markusevangeli-

um, dass Jesus zu seinen Jüngern sagt: „Und wenn ihr euch hinstellt, um zu beten …“ (Mk 11,26). Im Buch Ge-

nesis wird Satan vielleicht gerade deshalb mit einer Schlange ver-

glichen, weil diese so „bodennah“ ist. Der Mensch ragt durch seinen aufrechten Gang von der Erde auf zum Himmel. Das Stehen ist eine schöne Gebetshaltung, wenn ich es bewusst vollziehe. Im Gottesdienst wird viel gestanden, und nicht sel-ten ärgert das die Menschen, weil

sie lieber bequem sitzen wollen. Bewusst ste-hen bedeutet: „Ich bin da. Ich bin vor Gott. Ich bin bereit.“ Sitzen bedeutet ausruhen. Die Ab-wechslung zwischen Sitzen und Stehen ist gut. Beim Sitzen komme ich in die Ruhe. Wenn ich aufstehe, gerate ich in eine Stimmung des Auf-bruchs.

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Unterwegs mit/zu Gott – Gehen

Beim Gottesdienst ist das Gehen auch nicht einfach ein „Irgendwie-Gehen“, sondern et-was Besonderes! Besonders deutlich wird das sichtbar beim Gottesdienst, wo der Priester

mit den Ministranten sich sehr feier-lich bewegt. Feierliches Gehen heißt „schreiten“. Also beim Gottesdienst

wird nicht gelatscht, nicht gewat-schelt und auch nicht gerannt. Die Fortbewegung wird langsam, abge-

hoben, feierlich. Das ist auch sinn-voll, denn sobald ich eine Kirche

betrete, da trete ich ja hin vor ihn. Da soll ich auch durch meine Bewegun-

gen merken, dass ich unterwegs bin zu Gott, dass ich ein Ziel habe, dass ich Jesus nachfolge.

Auch, wenn ich nicht in der Kirche bin, kann ich gehend beten. Zum Beispiel, wenn ich mir beim Spazierengehen oder Wandern bewusst mache, dass alles um mich herum von Gott geschaffen wurde, und ihm dafür danke. Oder hast du schon mal das ruhige Gehen in einem

Labyrinth versucht? Je näher ich der Mitte komme, desto stiller werde ich und desto bes-ser höre ich Gott.