Magazin Werte stiften Ausgabe 01/2012

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Werte stiften Magazin für Stifter, Stiftungen und engagierte Menschen www.werte-stiften.de 03.2012 . 4. Jahrgang 5,80 Euro Bundesweite Schulkampagne mit Aktionsmaterial der Stiftung Lesen Welttag des Buches Welttag des Buches Wegweisendes Engagement Erlanger Forschungsstiftung soll Zukunft sichern Auch Helfer brauchen manchmal Hilfe Bayerische Polizei-Stiftung unterstützt geschädigte Polizeibeamte Wenn die Beine nicht mehr gehorchen wollen Tom-Wahlig-Stiftung unterstützt die Erforschung der Hereditären Spastischen Spinalparese

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Werte stiftenMagazin für Stifter, Stiftungenund engagierte Menschen

www.werte-stiften.de03.2012 . 4. Jahrgang

5,80 Euro

Bundesweite Schulkampagne mit Aktionsmaterial der Stiftung Lesen

Welttag des BuchesWelttag des Buches

WegweisendesEngagementErlanger Forschungsstiftungsoll Zukunft sichern

Auch Helfer brauchenmanchmal HilfeBayerische Polizei-Stiftungunterstützt geschädigtePolizeibeamte

Wenn die Beine nichtmehr gehorchen wollenTom-Wahlig-Stiftung unterstütztdie Erforschung der HereditärenSpastischen Spinalparese

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Werte stiften � 3

Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

das alles beherrschendes Thema war und ist Griechen-

land. Zwar zeigt sich die deutsche Wirtschaft bisher

noch wenig beeindruckt von den Turbulenzen, auch die

Stimmung der Verbraucher hat sich in letzter Zeit kaum

eingetrübt und das Verhalten der Sparer hat sich eben-

falls nicht verändert.

Ganz im Gegenteil. Zu Jahresbeginn hat der Optimis-

mus unter den deutschen Verbrauchern noch zugenom-

men. Die Konjunkturerwartungen sowie die Anschaf-

fungsneigung konnten spürbar zulegen, während sich

die Einkommenserwartungen auf hohem Niveau stabil

zeigen. Wie die Nürnberger Gesellschaft für Konsumfor-

schung GfK feststellt, stemmen sich die Konsumenten

weiter gegen zunehmende Konjunkturrisiken sowie die

anhaltende Schuldenkrise in Europa. Die Konjunkturer-

wartung legte weiter zu. Die Verbraucher wehren sich

gegen die in Europa stärker gewordenen Rezessionsten-

denzen, von denen auch die deutsche Wirtschaft nicht

unbeeinflusst bleiben dürfte. Denn schwächelnde euro-

päische Staaten erschweren es den deutschen Unterneh-

men zunehmend ihre gute Exportbilanz gegenüber ihren

Nachbarn aufrecht zu erhalten. Bisher läuft der Konjunk-

turmotor in Deutschland noch recht rund.

Nachdem die Anschaffungsneigung im letzten Monat des

vergangenen Jahres spürbare Einbußen hinnehmen

musste, konnte sie zum Jahresbeginn deutlich zulegen.

Die ausgesprochen starke Kauflust der Deutschen hat

mehrere Gründe. Zum einen sorgt die gute Beschäfti-

gungsentwicklung unter den Arbeitnehmern für eine

sinkende Angst vor einer Arbeitslosigkeit und stärkt

damit die Planungssicherheit. Wer einen sicheren Arbeits-

platz hat, tätigt auch eher größere Anschaffungen, resü-

miert die GfK. Zum Zweiten stützt die rückläufige Infla-

tion die Konsumneigung. Schließlich wirkt sich auch die

aktuelle Banken- und Schuldenkrise indirekt auf den

Handel aus. Vor dem Hintergrund des fehlenden Vertrau-

ens in den Finanzmarkt sowie die historisch niedrigen

Zinsen tendieren die Verbraucher eher dazu, ihre finan-

ziellen Mittel in werthaltige Anschaffungen zu stecken,

anstatt sie auf die hohe Kante zu legen oder andere Anla-

geformen zu suchen.

Im Gegensatz dazu stand das letzte Jahr beim Sparver-

halten, bei der Spendenfreudigkeit und bei der Grün-

dung von Stiftungen. Dabei zeigte sich gerade der Stif-

tungssektor stabil auf Wachstumskurs. So sind im letzten

Jahr 817 rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts neu

errichtet worden. Damit erreicht der Bestand an Stiftun-

gen mit 18.946 Stiftungen ein historisches Hoch. Der

Bundesverband Deutscher Stiftungen hofft, bis zum Jahr

2050 die Zahl der Stiftungen zu verdreifachen. Ob sich

aber der Trend des letzten Jahres angesichts der wirt-

schaftlichen Entwicklung fortsetzt, wird sich zeigen.

Aber – die Hoffnung stirbt zuletzt.

In diesem Sinne

Dr.Wolf-R. Scharff

Chefredakteur

[email protected]

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4 � Werte stiften

Welttag des Buches

Lesefreude wecken, um Lese-

kompetenz zu vermitteln ist

das Ziel der Stiftung Lesen.

Seite 28

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Werte stiften � 5

Portraits8 Auch Helfer brauchen manchmal Hilfe

Die Bayerische Polizei-Stiftung unterstützt geschä-

digte Polizeibeamte mit finanziellen Zuwendungen

12 Wenn die Beine nicht mehr gehorchen wollen

Tom-Wahlig-Stiftung bringt Bewegung in die

Erforschung des Krankheitsbildes der Hereditären

Spastischen Spinalparese (HSP)

15 Horizonte erweitern, Neugier wecken

Kulturelle Bildung, die ankommt

18 Die Siemens Stiftung auf einen Blick

Projektarbeit für eine nachhaltige Entwicklung

Meldungen20 HIV und TBC in Myanmar auf dem Vormarsch

20 Verliebte Vögel auf Wohnungssuche

20 Erweiterung von Kinderprojekten in Namibia

21 30.000 Euro für neue Bürgerstiftung

21 Hilfe für kranke Kinder

22 Wissen rettet Leben

22 Innovatives Schulförderprogramm

23 Rechtsform der Europäischen Stiftung in Sicht

Aktuelles24 Initiative für mehr Tierschutz an Schulen

24 Willkommen in Entenhausen – in Schwarzenbach

an der Saale

Erika Fuchs Museum soll die langjährige Übersetzerin

der Micky Maus ehren

26 Weihnachtliche Freude für begünstigte Einrichtungen

Die Stiftergemeinschaft der Sparkasse Bamberg

schüttet zum fünften Mal ihre Erträge aus.

28 Welttag des Buches

Bundesweite Schulkampagne mit Aktionsmaterial

der Stiftung Lesen

29 Familienentlastung wird groß geschrieben

Die Bärenherz Stiftung fördert zwei Kinderhospize

und ein Kinderhaus

30 Sparkasse Erding-Dorfen errichtet Stiftergemeinschaft

32 Stiftungssektor stabil auf Wachstumskurs

Zahl der Stiftungsgründungen bleibt auf hohem Niveau

Inhalt

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6 � Werte stiften

Herausgeber (V. i. S. d. P.):Dieter Weisner ([email protected])Stephan Bühring ([email protected])

Verlag:Bühring und Weisner Verlagsgesellschaft GbRBayreuther Straße 1, 91054 ErlangenTelefon 0 91 31.5 30 20-83, Fax 0 91 31.5 30 20-89www.werte-stiften.de, [email protected]

Chefredakteur:Dr. Wolf-R. Scharff ([email protected])

Redaktion:Dieter Weisner, Stephan Bühring, Michael Kniess,Sabine Weißenborn, Andrea Löb, Holger Carstens,Johannes Eichhammer, Karola Weisner, Silke Bobbert,Sonja Slowek

Autoren:Andrea Rupprecht, Anette Rehm, Alfred Herrmann

Anzeigen: Telefon 0 91 31.5 30 20-83Petra Lutter ([email protected])Ellenor Kuhnke ([email protected])

Produktion:bühring design und werbeagentur, Erlangenwww.buehring-media.de

Abonnement:Jahresabonnement Deutschland 22 Euro frei Haus

Auflage 10.000 Stück. Werte stiften erscheint vier Malim Jahr. Es gelten die AGB der Bühring und WeisnerVerlagsgesellschaft GbR und die Anzeigenpreislistevom 01.01.2011

Impressum

34 Bürger gehen stiften

Stiftergemeinschaft der Sparkasse Fürth ist Heimat

des Miteinanders – und Heimat von sieben Bürger-

stiftungen im Landkreis Fürth

36 Die Europäische Lärche

Dr. Silvius Wodarz Stiftung ruft Baum des Jahres aus

37 Bürgerstiftung Großbottwar gegründet

Weitere Bürgerstiftung in der Stiftergemeinschaft

der Kreissparkasse Ludwigsburg

38 Förderstiftung der Sparkasse Amberg-Sulzbach

ermöglicht Archiv-Ankauf

Stiftergemeinschaft der Sparkasse hilft,

bürgerschaftliches Engagement zu fördern

Berichte und Kampagnen40 Hilfe, Schutz und Geborgenheit

Kinderrechte Afrika e.V. unterstützt Kinderschutz-

zentren und Waisenhäuser in Westafrika

41 Langfristig und nachhaltig helfen

Bonifatiuswerk gründet Stiftungszentrum,

um Glaubensweitergabe nachhaltig zu fördern

42 Wegweisendes Engagement

Erlanger Forschungsstiftung soll Zukunft sichern

45 Engagement über den Tod hinaus

Erbschaftsbroschüre von „Aktion Deutschland Hilft“

gibt Tipps und Anregungen

46 Ein außergewöhnlicher Lebensweg,

ein herausragendes Lebenswerk

Dauerausstellung macht Leben und Werk

Albert Schweitzers greifbar

Vermögen und Finanzen48 Verhaftet in der Schuldenkrise

Ein Blick zurück in die Zukunft

49 Erneuerbare Energien schaffen bleibende Werte

Gutes und Nachhaltiges für die Umwelt und

zukünftige Generationen zu tun

Recht und Steuern50 Testamentsregister erfolgreich gestartet

Registrierung gewährleistet sicheren und schnellen

Informationsfluss im Sterbefall

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Werte stiften � 7

Die Europäische Lärche

Dr. Silvius Wodarz Stiftung

ruft Baum des Jahres aus

Seite 36

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8 � Werte stiften

Portraits

Seit 35 Jahren kümmert sich die Bayerische Polizei-Stiftung

um die Belange der Polizeibeamten im Freistaat. Gegründet

wurde die rechtsfähige öffentliche Stiftung des bürgerlichen

Rechts in Nürnberg. Hintergrund der Stiftungsgründung

war das glückliche Ende der Entführung eines renommier-

ten Nürnberger Autohausbesitzers im Jahr 1977. Paul Greis-

singer konnte von den Vorläufern des heutigen Sonderein-

satzkommandos unverletzt aus einem Nürnberger Hotel be-

freit werden.

Um seine Dankbarkeit auszudrücken, wollte der Diplom-

Ingenieur 15.000 DM an die Polizei spenden. Ein Vorhaben,

das aufgrund beamtenrechtlicher Vorschriften nicht so ein-

fach möglich war. Nach einigem Hin und Her hatten die Ju-

risten im Bayerischen Innenministerium schließlich doch

eine Lösung gefunden: Die Bayerische Polizei-Stiftung

wurde ins Leben gerufen, deren Stiftungsgeber Greissinger

wurde.

Seit ihrer Gründung hat die Stiftung in mehr als 660 Fäl-

len rund 1,7 Millionen Euro ausgeschüttet. Deren primäre

Aufgabe ist es, finanzielle Unterstützung an Hinterbliebene

von im Dienst ums Leben gekommenen Polizeibeamten zu

leisten. Darüber hinaus erfolgen auch Zuwendungen an Poli-

zisten, die in der Ausübung des Dienstes erheblich verletzt

oder aufgrund eines Diensteinsatzes gar dauerhaft arbeits-

unfähig wurden.

1,7 Mio. Euro Ausschüttungenin 35 Jahren

Die Verteilung des Geldes sei immer ein wenig Ausle-

gungssache, die entsprechende Sensibilität und Fingersprit-

zengefühl verlange, wie der Vorsitzende der Bayerischen Po-

lizei-Stiftung, Erster Polizeihauptkommissar Udo Wittmann,

sagt. „Wir versuchen die Messlatte immer relativ hoch zu

hängen, da Gewalt gegenüber Polizisten leider ein ständig

wachsendes Phänomen ist. Von dieser Entwicklung ist die

Polizei-Stiftung natürlich auch betroffen.“

Im Vordergrund der Stiftungsarbeit steht daher immer

eine maß- und sinnvolle Zuwendung. Anlässe gibt es viele,

alleine im vergangenen Jahr waren es 67 Fälle, in denen die

Stiftung aktiv wurde. Darunter sind solche, die durch die

Weltpresse gegangen sind, wie die Ermordung des Polizei-

beamten Mathias Vieth im Oktober 2011 in Augsburg.

Auch Helfer brauchenmanchmal Hilfe

Die Bayerische Polizei-Stiftung unterstützt geschädigte Polizeibeamtemit finanziellen Zuwendungen

von Michael Kniess

Im vergangenen Jahr hat die Bayerische Polizei-Stiftung in mehr als 660Fällen finanzielle Zuwendung gewährt. Hier deren Vorsitzender, ErsterPolizeihauptkommissar Udo Wittmann.

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Auf dem seitens der Stiftung initiierten Spendenkonto

sei inzwischen ein sechsstelliger Betrag eingegangen. „Geld,

mit dem die Angehörigen des Opfers, dessen Frau und des-

sen Kinder, vorerst wenigstens eine einigermaßen gesi-

cherte Existenzgrundlage haben, wenn ihnen schon ihr Ehe-

mann und Vater genommen wurde“, sagt Udo Wittmann.

Man vergesse darüberhinaus oft, dass die Ermordung nur

einer von zwei Fällen im gleichen Zusammenhang gewesen

sei, so der Polizeihauptkommissar vom Polizeipräsidium Mit-

telfranken in Nürnberg. „Wer denkt an die Kollegin, die

dabei war?“ Auch mit dieser Frage setzt sich die Stiftung aus-

einander.

„Dieser schwerst traumatisierten Polizistin kann man

nur die Daumen drücken, dass sie wieder ins normale

Leben, vielleicht sogar ins Berufsleben und in den Polizei-

dienst zurückfindet“, sagt Wittmann. Auch sie ist ein Unter-

stützungsfall für die Stiftung. „Ein Mosaikstein auf dem Weg

zurück ins normale Leben“, soll die Zuwendung sein.

Neben den bekannten Fällen gibt es aber auch solche,

die nur als kleine Randnotiz einer Polizeimeldung in der Lo-

kalzeitung Platz finden. „Kleine“ Fälle, die letztlich Alltagsge-

schäft, aber deswegen nicht minder gefährlich und folgen-

reich für die Polizisten sind. Die Einweisung einer psychisch

kranken Person in Neustadt an der Waldnaab, die bei jenem

Einsatz einem Polizeibeamten ein Fingerglied abgebissen

hat, ist nur ein Beispiel. „Im ganz normalen Dienstalltag er-

eignen sich die häufigsten Fälle, die zu einer Zuwendung

führen“, sagt Wittmann.

Tinitus durch Knallkörper

Ein Alltagsgeschäft, das selten in den Medien auftaucht,

aber für die betroffenen Polizeibeamten ebenso weitrei-

chende Konsequenzen haben kann. „Wenn bei großen De-

monstrationen Knallkörper fliegen, dann liest man ‚es flie-

gen eben Knallkörper‘, was es aber heißt, einen Tinnitus zu

haben und daraufhin dienstunfähig zu werden, das ist un-

vorstellbar“, sagt der Polizeibeamte Udo Wittmann.

Eine Erweiterung zur Bayerischen Polizei-Stiftung ist die im

Jahr 2000 gegründete Schneider-Stiftung, eine eigenständige

Werte stiften � 9

Portraits

Der Dienstalltag kann für Polizeibeamte weitreichende Konsequenzen haben. Gewalt gegenüber Polizisten ist ein ständig wachsendes Phänomen.

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Stiftung, die unter dem Dach der Bayerischen Polizei-Stif-

tung agiert und auch von dieser verwaltet wird. Zuwendung

durch diese erfahren auch alle Tarifbeschäftigten und unver-

schuldet in finanzielle Not geratenen Mitarbeiter der Polizei

sowie Beamte. „Es geht dabei nicht darum, die Gefahren die

das Leben mit sich bringt abzudecken. Vielmehr schauen

wir auch hier auf besondere Fälle, die Polizeibeschäftigten

widerfahren“, sagt der Vorsitzende der Bayerischen Polizei-

Stiftung.

Die großen finanziellen Zuwendungen sind in der Arbeit

beider Stiftungen die Ausnahme. Das Stiftungsvermögen

macht nicht mehr möglich. „Uns geht es darum“, so Witt-

mann, „mit den oftmals leider auch nur geringen finanziel-

len Mitteln unseren Respekt dafür auszudrücken, was die

Kollegen im Dienst für die Polizei erleiden müssen.“

Zuwendungen begrenzt

Im Moment liegt die Höchstgrenze pro Fall bei 30.000

Euro. Eine Grenze, die in der Geschichte der Stiftung auch

schon mehrmals ausgereizt werden musste. Auf die Zuwen-

dungen verzichtet hätten am liebsten alle, Betroffene und

Stifter gleichermaßen, denn hinter jeder steht eine traurige

Geschichte. Notwendig sind sie aber dennoch. Ein Blick in

die Polizeimeldungen genügt für diese Erkenntnis. Spenden-

konto der Bayerischen Polizei-Stiftung bei der BBBank eG,

Konto-Nr. 13333337, Bankleitzahl 660 90 800. �

� www.polizeistiftung.de

Portraits

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12 � Werte stiften

Henry Wahlig ist einer von rund 3.000 Betroffenen in

Deutschland, die an der Hereditären Spastischen Spinalpa-

rese leiden. Beim Fußballtraining fiel dem damals Vierzehn-

jährigen zum ersten Mal auf, dass mit seinen Beinen irgend-

etwas nicht stimmte. Der Besuch beim Orthopäden brachte

keine Erkenntnis darüber, was eigentlich mit ihm los war.

Dieser schickte ihn zur Physiotherapie. Dort sollten seine

schmerzenden steifen Beine behandelt werden. Hier bekam

die Familie den entscheidenden Hinweis darauf, dass es sich

um eine neurologische Erkrankung handeln könnte. Der Be-

such beim ansässigen Universitätsklinikum lieferte die Dia-

gnose: Hereditäre Spastische Spinalparese, eine neurologi-

sche Erkrankung, die mit einer fortschreitenden Degenera-

tion der Nervenbahnen im Rückenmark einhergeht. Auch

wenn es fast ironisch klingt: Henry hatte Glück im Unglück.

Ihm blieb eine lange Odyssee von Arztbesuchen erspart. Er

gehört zu den wenigen, der in relativ kurzem Zeitraum eine

Diagnose bekam. Viele Patienten mit dieser seltenen Krank-

heit durchlaufen einen Weg gepflastert mit Fehldiagnosen.

Sie besuchen einen Arzt nach dem anderen, ohne wirklich

zu erfahren, was sie haben. Grund dafür ist, dass es nur we-

nige Spezialisten gibt, die sich mit dem Krankheitsbild aus-

kennen und nur wenige Menschen daran erkranken. Wäh-

rend Krankheiten wie Morbus Parkinson oder Multiple Skle-

rose einer breiten Öffentlichkeit bekannt sind, fristet diese

seltene Erbkrankheit ein Schattendasein. Da das Krankheits-

bild vielen neurologischen Erkrankungen ähnelt, ist es

schwer zu diagnostizieren. Rund 200.000 Menschen welt-

weit leiden an HSP. Für Pharmafirmen ist die Erforschung

dieser Krankheit wenig lukrativ. Die Entwicklungskosten

sind zu hoch, der Absatzmarkt und Gewinn zu klein. So

sieht die bittere Wirklichkeit aus. Mit dem Satz:„Man kann

nichts machen“, wollte sich Henrys Vater, Dr.Tom Wahlig,

damals nicht zufrieden geben. Indem er 1998 die weltweit

erste Stiftung für HSP gründete, wollte er selbst einen Bei-

trag zur Erforschung dieser unheilbaren Krankheit leisten.

Alles mit dem Ziel, die wissenschaftliche Forschung auf die-

sem Gebiet anzustoßen und die Krankheit vielleicht irgend-

wann einmal heilen zu können.

Geschichte der HSP

Der Neurologe Adolf von Struempell beschrieb im Jahr

1880 als Erster das Krankheitsbild. Er hatte bei zwei Brü-

dern eine spastische Gangstörung beobachtet. Eine Autop-

sie nach deren Tod brachte Erkenntnis über die Ursache der

Lähmung. Diese lag in einer Degeneration der Nervenbah-

nen im Rückenmark begründet. Da der Vater der beiden Jun-

gen gleiche Symptome aufwies, vermutete er, dass es sich

um eine Erbkrankheit handeln müsse. Heute weiß man, dass

HSP durch einen Gendefekt verursacht wird. Die Krankheit

gibt jedoch Wissenschaftlern noch viele Rätsel auf. Lange

beschäftigten sie sich recht wenig damit. Mit der Gründung

der Tom-Wahlig-Stiftung kam Bewegung in puncto Ursa-

chenforschung.

HSP, eine schleichendfortschreitende Erkrankung

Die meisten an HSP-Erkrankten zeigen zunächst keine

Symptome. Nur in 10 % aller Fälle beginnt die Krankheit im

Kindesalter. 70 % von ihnen erkranken zwischen dem 30.

und 40. Lebensjahr. Das Risiko, dass der Genfehler weiter

vererbt wird, ist hoch. Bei der Krankheit kommt es zu einer

Degeneration bestimmter Nervenzellen im Rückenmark. Im

Normalfall sind diese für die Bewegungssteuerung der

Wenn die Beine nicht mehrgehorchen wollen

Die Tom-Wahlig-Stiftung bringt Bewegung in die Erforschung desKrankheitsbildes der Hereditären Spastischen Spinalparese (HSP)

von Andrea Löb

Portraits

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Werte stiften � 13

Beine zuständig. Durch den Gendefekt können Befehle vom

Gehirn an die Beinmuskulatur nicht oder nur unvollständig

weitergeleitet werden. Folge ist eine Spastik in den Beinen,

welche das Gehen erschwert oder im schlimmsten Fall un-

möglich macht und im Rollstuhl endet. Die Betroffenen ver-

lieren fortschreitend die Kontrolle über ihre Beine. Die Sym-

ptome der Krankheit verschlimmern sich in einem Zeit-

raum von zwei bis drei Jahrzehnten. Man unterscheidet

zwei Formen der HSP: die reine und die komplizierte Form.

Bei der reinen Form ist die Symptomatik im Wesentlichen

auf die Beine beschränkt. Zusätzlich kann es zu Gefühlsstö-

rungen in den Beinen und zu Blasenstörungen kom-

men. Bei der seltenen komplizierten Form kön-

nen weitere Symptome wie beispielsweise

Hautveränderungen, Sehstörungen, Ge-

dächtnisstörungen und Krampfanfälle

auftreten. Verschlimmern sich die Sym-

ptome der Krankheit, wird es für den

Betroffenen immer schwieriger sei-

nen Alltag zu meistern. Er ist auf Hilfs-

mittel angewiesen. Für die Bewälti-

gung des Alltags müssen dann der pri-

vate Wohnbereich und das Auto behin-

dertengerecht umgebaut werden. Zur-

zeit ist die Krankheit noch nicht heilbar.

Es wird eine symptomale Therapie in

Form von Medikamenten und Physiotherapie

Portraits

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14 � Werte stiften

ken in Deutschland und Österreich HSP-Sprechstunden ein-

gerichtet worden. Speziell dafür ausgebildete Mediziner hel-

fen hier bei der Diagnosestellung und einer optimalen The-

rapiezusammenstellung. Die Aufklärung über die Krankheit

hilft dem Patienten, die Krankheit zu verstehen und Ängste

zu nehmen. Selbst kann der Patient aktiv einen Beitrag für

die Forschung leisten, indem er sich bei GeNeMove regi-

strieren lässt. GeNeMove ist ein vom Bundesforschungsmi-

nisterium gefördertes Netzwerk zur Erforschung seltener

erblicher Bewegungsstörungen. Der HSP-Erkrankte kann

seine Blutprobe an dieser zentralen Sammelstelle der For-

schung zur Verfügung stellen. Ein weiteres großes Anliegen

der Stiftung ist es, die Öffentlichkeit über diese seltene Er-

krankung zu informieren. Dafür werden Veranstaltungen

wie z. B. Fußballspiele organisiert. Der Einsatz von soge-

nannten SchrittMachern verfolgt dasselbe Ziel: das Bekannt-

machen der Krankheit und der Stiftung. Als sogenannte

SchrittMacher setzen sich bekannte Persönlichkeiten für die

Stiftung ein. Dafür konnte die Stiftung in den letzten Jahren

zahlreiche Prominente gewinnen. Sie zeigen ihre Verbun-

denheit mit den Erkrankten und den Zielen der Stiftung.

Jeder gespendete Cent kommt voll und ganz der For-

schung und Information der Betroffenen zugute. Für die Ver-

waltungskosten kommt die Gründerfamilie auf. Um weiter

Ursachenforschung betreiben und die Erkrankten unterstüt-

zen zu können, braucht die Stiftung Geld und freut sich

über Spenden: Sparkasse Jena, Spendenkonto 31 666,

BLZ 830 530 30 �

� www.hsp-info.de

durchgeführt. Die Therapieansätze sollen helfen, das Fort-

schreiten der Krankheit hinauszuzögern und die Bewegung

zu erhalten.

Der Ursache auf der Spur

Die Tom-Wahlig-Stiftung sieht ihre Hauptaufgaben in der

Unterstützung der Betroffenen und der Förderung der HSP-

Forschung. Sie hält die Fäden für viele Projekte in der Hand.

Ihr ist es zu verdanken, dass sich mittlerweile weltweit For-

scher damit beschäftigen, die Krankheit zu entschlüsseln. In

den letzten Jahren ist ein internationales Netzwerk enga-

gierter Wissenschaftler entstanden. Einmal im Jahr organi-

siert die Stiftung im Rahmen der Jahrestagung der Deut-

schen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie ein For-

schungssymposium. Hier haben alle Fachdisziplinen, die

sich mit dem Krankheitsbild auseinandersetzen, die Mög-

lichkeit ihre Forschungsergebnisse zusammenzutragen und

sich fachlich auszutauschen. War vor Stiftungsgründung

noch keines der Gene bekannt, welches durch eine Verän-

derung HSP verursacht, sind es mittlerweile zwölf. Kleine

Erfolgsschritte, die vielleicht irgendwann Chancen auf Hei-

lung bringen. Um die Forschung weiter voranzutreiben, ver-

gibt die Stiftung alle drei Jahre ein Forschungsstipendium

und unterstützt weitere Forschungsprojekte finanziell. Sie

arbeitet eng mit einer Selbsthilfegruppe und Neurologen

zusammen. Wenn erwünscht, erhalten Neurologen und Er-

krankte regelmäßig Informationen über die Forschungser-

gebnisse der Projekte. Mithilfe der Stiftung sind an 22 Klini-

Der Stifter Dr. Tom Wahlig mit seinem an HSP erkrankten Sohn Henry, der das Glück hatte, sehr früh eine richtige Diagnose zu bekommen.

Portraits

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Werte stiften � 15

Portraits

Horizonte erweitern,Neugier wecken

Kulturelle Bildung, die ankommt

Prof. Dr. Norbert Winkeljohann, Vorsitzender des Stiftungsrats der PwC-Stiftung und Sprecherdes Vorstands von PwC Deutschland im Interview mit Michael Kniess (Werte stiften)

Werte stiften: Die PwC-Stiftung wurde Ende des Jahres 2002

von PwC-Führungskräften ins Leben gerufen. Was gab für

PwC, als eine Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesell-

schaft den Ausschlag, eine Stiftung zu gründen?

Prof. Dr. Norbert Winkeljohann: Als führende Wirtschaftsprü-

fungs- und Beratungsgesellschaft in Deutschland und welt-

weit wissen wir, es kommt auf die Menschen an. So wie un-

sere Mitarbeiter das Potential von PwC sind, sind es die

Menschen, die das Potential von Deutschland ausmachen.

Vor allem denke ich dabei an Kinder und Jugendliche.

Selbstverständlich sehen wir, dass auch in Deutschland Kin-

der und Jugendliche nicht immer so gefördert werden, wie

es notwendig wäre. Uns geht auf diese Weise viel Potential

verloren. Natürlich können auch wir nicht alle bestehenden

Probleme lösen. Aber wir wollen als erfolgreiches Unterneh-

men unseren Beitrag dazu leisten, dass Kinder und Jugendli-

che ihren Horizont erweitern können. Dabei betreiben wir

ganz bewusst keine Eliten-Förderung, sondern möchten in

erster Linie den Kindern und Jugendlichen Zugang zu Bil-

dung und Kultur ermöglichen, die nicht schon durch ihr El-

ternhaus bestens versorgt und herangeführt werden. Die fa-

talen Folgen des leider immer weiter zunehmenden Bil-

dungsgefälles in Deutschland betrachten wir mit großer

Sorge. Deshalb haben wir 2002 unsere PwC-Stiftung Jugend

– Bildung – Kultur gegründet. Mittlerweile ist unsere Stif-

tung ein ganz wesentlicher Teil unseres vielfältigen gesell-

schaftlichen Engagements.

Was sind Ihre Aufgaben in der Stiftung?

Als Vorsitzender des Stiftungsrats verfolge ich die Stiftungs-

aktivitäten nicht nur mit großem Interesse, ich verstehe mich

auch als Botschafter für die Stiftung bei PwC und in der Öf-

fentlichkeit. Und selbstverständlich habe ich auch bei der

Auswahl unserer Förderprojekte ein Wörtchen mitzureden.

Wieso engagieren Sie sich mit Ihrer Stiftung gerade im Be-

reich der kulturellen Bildung?

Weil kulturelle Bildung in unserer sehr auf ökonomischen

Output orientierten Gesellschaft oft zu kurz kommt. Wir

sind davon überzeugt, dass Kultur ein wichtiger Teil unserer

Gesellschaft und der Zugang zu ihr ein entscheidender Bau-

stein in der Persönlichkeitsentwicklung ist. Deshalb konzen-

trieren wir unsere Förderung auf kulturelle Bildung als eine

Art „Breitensport“. Wir fördern innovative Projekte immer

dann, wenn sie Kinder und Jugendliche erreichen, die über

ihr Elternhaus oder im Rahmen ihrer Schulausbildung nur

wenig Kontakt mit

Theater, Literatur, Tanz,

Musik und Kultur

haben. Zum Glück

steht heute nicht mehr

in Frage, dass kultu-

relle Bildung Kindern

und Jugendlichen den

Sprung ins Leben er-

leichtert. Gerne helfen

wir hier nach Kräften.

Und ganz uneigennüt-

zig ist das ja nicht,

muss ich zugeben: Als

international tätiges, in

Deutschland ansässi-

ges Unternehmen ist

PwC auf kreative

Prof. Dr. Norbert Winkeljohann, Vorsit-zender des Stiftungsrats der PwC-Stif-tung und Sprecher des Vorstands vonPwC Deutschland. Foto: PwC

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16 � Werte stiften

Köpfe angewiesen, die auch über den Tellerrand von Wirt-

schaftprüfung und Steuerberatung hinausschauen.

Wie kann Ihrer Meinung nach Stiften in diesem Bereich

grundsätzlich wirken?

Als Vorsitzender des Stiftungsrats frage ich oft: Was bleibt?

Welchen nachhaltigen Wert stiften unsere Förderprojekte?

Für unsere Arbeit ist es ein Erfolg, dass die Kinder und Ju-

gendlichen in den Projekten Spaß haben und als im positiv-

sten Sinne „andere Menschen“ aus den Projekten heraus

kommen. Ein Erfolg ist es auch, wenn eine mit unseren För-

dermitteln angeschobene Idee im „Alltag“ ankommt und

neue Förderer in die Fußstapfen der PwC-Stiftung treten.

Nicht vergessen möchte ich aber, dass auch die Anerken-

nung unserer Arbeit in der Fachwelt uns stolz macht. Viele

unserer Projekte gelten als Vorbild und Modell und immer

wieder erreichen uns Kooperationsanfragen anderer Stiftun-

gen. Die öffentlichen Aufgaben im Bereich Bildung und Kul-

tur können und wollen wir nicht ersetzen. Als Stifter kön-

nen wir aber Anstöße geben und helfen, guten Ideen

Schwung zu verleihen.

Was waren Ihre Förderschwerpunkte im vergangenen Jahr?

Schwerpunkte unserer Arbeit im letzten Jahr waren das Pro-

gramm crossover@school, der Kongress Kinder zum Olymp!

sowie die Kultur.Forscher!. crossover@school haben wir ge-

meinsam mit Crossover e.V., dem Verein des bekannten

deutschen Rappers Samy de Luxe und dem ehemaligen Bas-

ketball-Nationalspieler Marvin Willoughby, an Schulen in

Dortmund, Frankfurt, Berlin und Stuttgart durchgeführt.

Schüler aus allen Schularten erarbeiten dabei über mehrere

Tage hinweg gemeinsam eine abendfüllende Show aus un-

terschiedlichen Elementen der Jugendkultur, wie etwa Hip-

Hop, Rap, Breakdance, Beatboxing und Basketball. Unser ge-

meinsames Ziel ist es dabei, Toleranz und Miteinander an

Schulen durch kreative Arbeit zu fördern. Die Erfolge waren

so hervorragend, dass wir 2012 weitere Workshops in Köln

und Nürnberg veranstalten.

Portraits

Dresdner Gymnasiasten begeisterten mit Radioballett – ein interaktives Theaterstück, ausgezeichnet von der PwC-Stiftung als Kultur.Forscher!-Projekt.Foto: DKJS, S. Dittrich

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Werte stiften � 17

Portraits

Vor rund drei Jahren startete Kultur.Forscher!, das erste

große Eigenprogramm der PwC-Stiftung unter dem Motto

„mit Kultur.Forscher! die Welt neu entdecken“. Was ist der

Inhalt des Programms?

Um etwas Neues zu entdecken, muss man seine Perspektive

verändern. Wir haben uns vor dem Start unserer Kultur.For-

scher! die existierenden Förderprogramme für kulturelle

Bildung sehr genau angesehen und dann konsequent die

Kinder und Jugendlichen und ihre Fragen in den Mittel-

punkt unseres Programms gestellt. Schließlich geht es ja um

sie. Heraus gekommen sind dabei so spannende wie überra-

schende Projekte wie ein Theater ohne Bühne, an Orten, an

denen niemand es vermuten würde, ein klingender Schul-

hof, Chemie- und Physikunterricht im Museum, ein neues

Unterrichtsfach „Baukultur“ und viele weitere Erfolge.

Was macht dann das Besondere an Kultur.Forscher! aus?

Zwei Aspekte halte ich für besonders wichtig:

Erstens den methodischen Ansatz des forschenden Lernens.

Bis zu unserem Projekt kannte man das vor allem in den Na-

turwissenschaften. Wir haben es erreicht, dass forschendes

Lernen jetzt über Fächergrenzen hinweg erprobt wird und

den Unterricht und das Lernen beflügelt.

Zweitens die unmittelbare Beteiligung der Kinder und Ju-

gendlichen. Deren Fragen stehen im Mittelpunkt des Pro-

gramms. „Wir lernen ohne es zu merken“ haben es einige

Schüler genannt. Besser kann es doch gar nicht laufen! Die

Schüler erschließen sich neue Welten, entwickeln eigenstän-

dig innovative Lernformen, stärken ihr Selbstwertgefühl und

geben Anstoß für die Schulentwicklung. Gemeinsam mit

Kulturinstitutionen verankern wir so das forschende Lernen

auch in Kunst und Kultur fest im Unterricht und neben wis-

senschaftlichen werden auch künstlerische Erkenntnisme-

thoden konsequent angewendet.

Wie wirkt Kultur.Forscher!, welche Rückmeldungen bekom-

men Sie?

Was wir von den Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen

und Lehrern und den Partnern aus den Kulturinstitutionen

an Rückmeldungen bekommen, ist überwältigend positiv.

Eine Lehrerin sagte mir, „Dass ich den tollsten Beruf der

Welt habe, das habe ich bei Kultur.Forscher! erst wieder ge-

merkt“. Und wenn Sie die leuchtenden Augen der Kinder

und Jugendlichen sehen, ihre Begeisterung erleben, mit der

sie bei der Sache sind, dann spricht das für sich.

Aber wir haben unser Programm auch wissenschaftlich un-

tersuchen lassen. Wir wollen wissen wie es wirkt. Die Ergeb-

nisse der begleitenden Evaluation durch das Institut EDU-

CULT aus Wien sind eindeutig: Kultur.Forscher! gelingt es,

die Schülerinnen und Schüler zu einer aktiven Auseinander-

setzung mit Kunst und Kultur zu motivieren. Sie entwickeln

breit gefächerte Methoden- und Sozialkompetenz. Sie ler-

nen, ihren Lernprozess selbst zu organisieren und werden

zu Experten in ihrem Thema.

Was können Sie und Ihre Mitarbeiter im Unternehmen und

wir alle uns am Programm Kultur.Forscher! abschauen?

Das Engagement und die Neugierde, mit der die Schüler,

Lehrer und Kulturinstitutionen neue Wege gehen, haben

mich beeindruckt. Wir bei PwC sind ständig dabei, aus unse-

rer täglichen Arbeit in den Bereichen Beratung, Steuerbera-

tung und Wirtschaftsprüfung heraus neue Serviceangebote

zu entwickeln. Dafür müssen wir beobachten, was um uns

herum passiert und unbekanntes Terrain betreten. Das kön-

nen wir vom forschenden Lernen abschauen, denn bei

neuen Fragestellungen kann man die Antworten natürlich

nicht einfach irgendwo nachlesen.

Zum Abschluss ein kurzer Blick in die Zukunft: Was ist sei-

tens Ihrer Stiftung an weiteren Programmen oder im Rah-

men des Programms Kultur.Forscher! geplant?

Wir werden unser erfolgreiches Programm Kultur.Forscher!

bis 2014 in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Hes-

sen, Sachsen und Baden-Württemberg fortführen. Gerade

haben wir 13 neue Schulen in die Förderung aufgenommen.

Anfang 2012 erscheint außerdem unsere Publikation:

„Selbst entdecken ist die Kunst“, die das Programm doku-

mentiert. Und dann arbeiten wir bereits daran, den Aus-

tausch mit anderen bundesweiten Initiativen der kulturellen

Bildung zu intensivieren. Und natürlich freuen wir uns

immer über spannende, innovative Projektvorschläge.

Werte stiften bedankt sich ganz herzlich für das Interview!

Ein Höhepunkt des Programms Kultur.Forscher!: Rund 100 Jugendlichestürmten den Stuttgarter Schlossplatz und veranstalteten Kultur.Mob.

Foto: PwC

Page 18: Magazin Werte stiften Ausgabe 01/2012

Portraits

Die Siemens Stiftung auf einen BlickWirksame Projektarbeit für eine nachhaltige Entwicklung

Menschen in die Lage zu versetzen, sich aktiv gesellschaftli-

chen Herausforderungen zu stellen – dieses Ziel verfolgt die

Siemens Stiftung. Ideell bezieht sich die gemeinnützige Stif-

tung dabei auf die Werte von Werner von Siemens. Gemein-

sam mit Kooperationspartnern konzipiert und realisiert sie

lokale sowie internationale Projekte mit der Zielsetzung, Ei-

genverantwortung und Selbständigkeit zu fördern.

Die Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, wirksame Beiträge

zur Minderung der Armut in unterentwickelten Regionen zu

leisten. Dazu ist sie auf drei Gebieten aktiv: Sie unterstützt

den Ausbau der Grundversorgung sowie die Verbesserung

von Sozialstrukturen, initiiert Bildungsprojekte und trägt zur

Reflexion über kulturelle Identitäten und Kunst bei.

„Maßgeblich ist für die Stiftungsarbeit, Hilfe zur Selbst-

hilfe zu fördern. Sozialunternehmerische Ansätze sind in

diesem Zusammenhang von entscheidender Bedeutung, da

sie innovative Modelle aufzeigen, die den sozialen Wirkungs-

grad als wesentliches Element sehen und so eine wichtige

Komplementierung im Sinne der nachhaltigen wirtschaftli-

chen und sozialen Integration in Schwellen- und Entwick-

lungsländern bedeuten können“, sagt Ulrike Wahl, Ge-

schäftsführender Vorstand der Siemens Stiftung.

18 � Werte stiften

Page 19: Magazin Werte stiften Ausgabe 01/2012

Die Stiftung identifiziert und initiiert Projekte mit der Ziel-

setzung, diese gemeinsam mit Kooperationspartnern aus

Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft weiterzuentwickeln

und zu verbreiten. Das Bestreben: Gesellschaftliche Pro-

bleme der Grundversorgung mit unternehmerischem An-

satz nachhaltig zu lösen. Gefördert werden lokale Eigenin-

itiativen mit dem Ziel der finanziellen Selbstständigkeit, vor

allem durch Trainings. Mithilfe technischer Lösungen sollen

existenzielle Versorgungsdefizite in den Bereichen Wasser,

Energie und Abwassermanagement abgebaut werden, um

somit ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. Haupt-

anliegen ist dabei die Maximierung des ‚Community Im-

pacts’, das heißt die Verbesserung der Lebensqualität und

der sozialen Strukturen insgesamt. In diesem Zusammen-

hang spielen Sozialunternehmer eine wichtige Rolle, da sie

mit nachhaltigen Geschäftsmodellen die Grundversorgung

in Entwicklungs- und Schwellenländern verbessern und

Menschen in die Lage versetzen, am wirtschaftlichen und

sozialen Leben aktiver teilzunehmen.

Mit ihren Bildungsprojekten trägt die Siemens Stiftung dazu

bei, Bildung für ein chancenreiches Leben und gesellschaft-

lichen Fortschritt zu stärken. Unter der Maxime „Die Zu-

kunftsfähigkeit unserer Gesellschaft hängt von jungen Men-

schen ab, die sich mutig, verantwortungsvoll und ideenreich

mit den globalen Herausforderungen auseinandersetzen“,

bietet die Stiftung Erziehern und Lehrkräften zeitgemäße

und lebensnahe Unterrichtsmethoden und –materialien.

Kinder und Jugendliche sollen so dazu befähigt werden,

ihre Kompetenzen zu erweitern und zu festigen.

Stiftung arbeitet auf drei Gebieten

Menschliches Zusammenleben ist eine kulturelle Lei-

stung. Die Stärkung engagierter, selbstbewusster Kultursze-

nen ist für die Siemens Stiftung daher eine wesentliche Er-

gänzung zur entwicklungsorientierten Arbeit in den Berei-

chen von Grundversorgung und Bildung. Den Sichtweisen

von Kulturschaffenden, als Mitgestalter gesellschaftlicher

Entwicklung, Raum zu geben und Experimentierfelder für

die Auseinandersetzung mit der Gegenwart zu eröffnen, ist

das Ziel der Kulturprojekte der Siemens Stiftung. Die Wirk-

samkeit von Kunst in der Gesellschaft steht dabei ebenso

im Zentrum wie die Reflexion kultureller Identitäten oder

die Förderung von Dialogformen und ästhetischer Bildung.

Die Stiftung initiiert gemeinsam mit Kooperationspartnern

Themenprojekte und Plattformen zum internationalen Aus-

tausch und kulturellen Wissenstransfer insbesondere in Län-

dern Afrikas und Lateinamerikas.

Gegründet wurde die Stiftung 2008 und kooperiert mit

den ebenfalls vom Unternehmen gegründeten Siemens Stif-

tungen in Argentinien, Brasilien, Frankreich, Kolumbien und

den USA. Die Projektarbeit der Stiftung konzentriert sich auf

die Zielregionen Afrika, Lateinamerika und

Deutschland/Europa. �

� www.siemens-stiftung.org

Werte stiften � 19

Portraits

Wasserkiosk in Kilimamambogo (Kenia):Gesellschaftliche Probleme der Grundversor-gung werden mit unternehmerischem Ansatznachhaltig gelöst.Foto: Frank Schultze

Experimentier Box: Bildung für ein chancenreiches Leben und gesell-schaftlichen Fortschritt stärken.Foto: Johannes List

Page 20: Magazin Werte stiften Ausgabe 01/2012

20 � Werte stiften

Meldungen

HIV und TBC in Myanmarauf dem Vormarsch

Zehntausende benötigenantiretrovirale Medikamente

Ärzte ohne Grenzen weist in dem Bericht „Lives in the Ba-

lance“ darauf hin, dass in Myanmar derzeit 85.000 HIV-In-

fizierte, die dringend lebensverlängernde antiretrovirale

Medikamente benötigen, dazu keinen Zugang haben. Von

den geschätzten 9.300 neuinfizierten Tuberkulosepatien-

ten jährlich haben bisher etwas mehr als 300 Menschen

eine Therapie gegen multiresistente Tuberkulose (TB) er-

halten. Ärzte ohne Grenzen ist der größte Anbieter von

HIV/Aids-Therapien in Myanmar.

Die Streichung einer Finanzierungsrunde des Globalen

Fonds bedeutet, dass keine Finanzierung für die Auswei-

tung von HIV- und TB-Therapien sowie ihrer medikamen-

tenresistenten Formen bis 2014 vorgesehen ist. Myanmar

ist das am wenigsten entwickelte Land Südostasiens und

zählt zu den Ländern, die weltweit am wenigsten offizielle

Entwicklungshilfe erhalten. Da es aufgrund des Engage-

ments der internationalen Gemeinschaft zu politischen

Reformen kommt, ist jetzt die Gelegenheit, den Zugang zu

HIV- und TB-Therapien auf die Prioritätenliste der Geber-

länder zu setzen. Myanmar leidet unter einem unterfinan-

zierten staatlichen Gesundheitssystem. Trotz vielverspre-

chender Bemühungen, das Gesundheitsbudget zu erhö-

hen, werden Jahre vergehen, bis das Land über ein umfas-

sendes Gesundheitssystem verfügt.

Spendenkonto 97097 bei der Bank für Sozialwirtschaft,

BLZ 370 205 00. �

� www.aerzte-ohne-grenzen.de

Verliebte Vögel auf Wohnungssuche

Deutsche Wildtierstiftung rät:Jetzt Nisthilfen aufhängen

Kohl-, Blau-, Sumpf- und Tannenmeise brauchen unsere Hilfe.

Sogar der Spatz ist immer häufiger obdachlos. In den letzten

25 Jahren ist der Bestand des frechen Vogels in vielen Teilen

Deutschlands deutlich zurückgegangen, an den glatten Wän-

den moderner Bauten findet er keine Nistmöglichkeiten.

Künstliche Nisthöhlen oder Häuschen helfen gerade jetzt

rechtzeitig zur Nistzeit. Artgerechte Nisthilfen ersetzen

Baumhöhlen, bieten Sicherheit vor Fressfeinden sowie

Schutz vor Nässe, Wind und Wetter. Man kann Vögel damit

beim Brüten wirkungsvoll unterstützen. Vogelschutz ist

praktizierter Artenschutz. �

� www.wildtierland.de

Im Jahre 2012 hat die Petra Lustenberger Stiftung – Hilfe für

Kinder in Not, außer den Kinderprojekten im Inland auch

ein Projekt in Namibia auf der Agenda. Seit Gründung der

Stiftung ist Namibia im Focus, so konnten schon einige Pro-

jekte verwirklicht und die Kinderarmut gelindert werden.

Aktuell steht die dringend notwendige Vergrößerung der

Grundfläche, die für die Projekte zur Verfügung stehen, an.

Gemüsegarten, Spielplatz, Kindergarten-Container und Of-

fice-Container stehen momentan dicht gedrängt. Der Platz

ist nur für 25 Kinder ausreichend, es liegen jedoch 60 wei-

tere Anmeldungen vor. Mit einem zusätzlichen, angrenzen-

den Grundstück könnte somit ein weiterer Kindergarten-

Container platziert werden. Nachmittags soll dieser als kul-

turelles Zentrum zum Erlernen traditioneller Tänze und

Kennenlernen von Musik unterschiedlicher Kulturen die-

nen. Weitere geplante Vorhaben sind kleine Bildungs- und

Frauenprojekte, ein Sportplatz für Kinder und Jugendliche

sowie die Erweiterung des Gemüsegartens. Bank für Sozial-

wirtschaft, Spendenkonto 3 750 820 082, BLZ 700 20 500. �

� www.petra-lustenberger-stiftung.de

Erweiterung vonKinderprojekten in Namibia

Petra Lustenberger Stiftungengagiert sich in Afrika

Page 21: Magazin Werte stiften Ausgabe 01/2012

Im Rahmen einer Feierstunde unterzeichneten Konrad Gott-

schall, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Bamberg, Horst

Ohlmann, Vorsitzender der DT Deutsche Stiftungstreuhand

AG und Georg Hollet, Bürgermeister der Gemeinde Schön-

brunn i. Steigerwald die Stiftungsvereinbarung zur Bürger-

stiftung Schönbrunn i. Steigerwald. Die Gemeinde Schön-

brunn brachte als Anschubfinanzierung 25.000 Euro und

die Sparkasse Bamberg 5.000 Euro ein. In die Bürgerstiftung

kann jedermann finanzielle Mittel einbringen. Aus den Erlö-

sen des Stiftungskapitals sind derzeit Förderungen des bür-

gerschaftlichen Engagements zugunsten gemeinnütziger

Zwecke, der musischen und sportlichen Jugendarbeit, für

mildtätige Zwecke und Hilfe für Bürger in Not, religiöse und

kirchliche Zwecke sowie Kunst, Heimat- und Denkmal-

pflege angedacht. Zustiftungen für andere Zwecke sind je-

derzeit möglich. Auch Spenden sind jederzeit herzlich will-

kommen. Über die jährliche Verwendung der Erträge aus

dem Stiftungskapital entscheidet ein siebenköpfiger Stif-

tungsrat. Mitglieder des Stiftungsrates sind der amtierende

1. und 2. Bürgermeister der Gemeinde Schönbrunn i. Stei-

gerwald, der 1. Vorsitzende des Ortskulturrings sowie vier

weitere Bürger aus der Gemeinde. �

� www.stiftergemeinschaft-bamberg.de

30.000 Euro fürneue Bürgerstiftung

Bürgerstiftung Schönbrunn imSteigerwald gegründet

Werte stiften � 21

Meldungen

Elterninitiativen, Selbsthilfegruppen oder Vereine aus

Deutschland, die sich ehrenamtlich für die Gesundheit von

Kindern einsetzen, können sich bis zum 15. Mai um diese

Auszeichnung bewerben. Sie sollten neue Wege beschreiten,

um die Lebensqualität von chronisch kranken und behin-

derten Kindern zu verbessern oder sich engagiert für Ge-

sundheitsvorsorge einsetzen. Die Kroschke Stiftung wünscht

sich Bewerbungen von Initiativen, die nachahmenswerte

Möglichkeiten entwickelt haben, kranke Kinder auf ihrem

Weg zu begleiten oder eine Integration zu ermöglichen.

Diese Initiativen können beispielsweise das Ziel haben, die

Genesung zu fördern oder durch gezielte Maßnahmen eine

Erkrankung zu verhindern. Es zählt auch ein engagierter

Einsatz, der den Umgang mit einer Krankheit oder Behinde-

rung erleichtert und hilft, trotz Krankheit oder Behinderung

eine fröhliche Kindheit zu erleben. �

� www.kinderstiftung.de

Hilfe für kranke Kinder

Kroschke Stiftung lobt zum 9. Mal den mit15.000 Euro dotierten Förderpreis aus

Konrad Gottschall, Georg Hollet und Horst Ohlmann (v. l.) beim Unter-zeichnen der Stiftungsvereinbarung zur Bürgerstiftung Schönbrunn.

Page 22: Magazin Werte stiften Ausgabe 01/2012

22 � Werte stiften

Wissen rettet Leben

Schlaganfall-Hilfe für europaweiten Notruf

Meldungen

In 27 Mitgliedsstaaten der EU gilt der Notruf 112. Doch

das wissen gerade einmal 19 Prozent der Deutschen. Le-

bensgefährlich wenig, meint die Stiftung Deutsche Schlag-

anfall-Hilfe. Anlässlich des europaweiten Notruftages rief

sie zu mehr Aufklärung und Verbreitung von Notfallwis-

sen auf.

„Der Schlaganfall macht an keiner Grenze Halt, des-

halb ist die europaweite Notrufnummer 112 eine wich-

tige Errungenschaft,“ sagt Stiftungspräsidentin Liz Mohn.

Allein in Deutschland sind mehr als 250.000 Menschen

jährlich von einem Schlaganfall betroffen. Der Schlaganfall

ist einer der häufigsten Gründe für eine erworbene Behin-

derung im Erwachsenenalter. Doch manch schwerer

Schicksalsschlag wäre vermeidbar. Liz Mohn appelliert:

„Schnelles Handeln kann Leben retten und die Lebens-

qualität der Betroffenen langfristig sichern!“

Bei einem Schlaganfall wird ein Teil des Gehirns nicht

ausreichend mit Blut versorgt. Je länger diese Unterversor-

gung dauert, desto schwerer sind die Folgen. Für eine er-

folgreiche Akutbehandlung bleibt Ärzten nur ein schmales

Zeitfenster.

Häufige Symptome eines Schlaganfalls sind Sehstörun-

gen, Sprach- und Sprachverständnisstörungen, Lähmun-

gen und Taubheitsgefühle, Schwindel mit Gangunsicher-

heit sowie sehr starker Kopfschmerz. „Viele Patienten

nehmen diese Symptome nicht ernst oder scheuen sich,

den Notruf zu wählen“, sagt Nabavi. Eine Scham, die le-

bensgefährliche Auswirkungen haben kann. Deshalb plä-

diert der Mediziner an Angehörige, im Ernstfall auch

gegen den Willen der Betroffenen die 112 zu wählen. �

� www.schlaganfall-hilfe.de

Foto: Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe

InnovativesSchulförderprogramm

Bayer-Stiftung unterstützt GymnasiumBrunsbüttel mit 19.050 Euro

Die Gen- und Biotechnologie stehen im Fokus des naturwis-

senschaftlichen Unterrichts am Gymnasium Brunsbüttel. Ein

langfristig angelegter Projektkurs vermittelt grundlegende

Einblicke in das bedeutende Wissenschaftsfeld: Neben theo-

retischen Grundlagen der Gentechnik erwerben die Schüle-

rinnen und Schüler der Oberstufe praktische Kenntnisse in

biotechnologischen Methoden und Anwendungen. Dabei

gibt es finanzielle Unterstützung von der Bayer Science &

Education Foundation, die der Schule ermöglicht das Labor-

inventar aufzustocken: Es wurden spezielle Kits zur DNA-

Analyse, Messgeräte, Mikrofilterpipetten und andere Arbeits-

utensilien angeschafft. „Mit dem Bayer-Schulförderpro-

gramm unterstützen wir Projekte, die mit innovativen Un-

terrichtsmethoden jungen Menschen die Faszination der

Naturwissenschaften praxisnah vermitteln“, so Thimo V.

Schmitt-Lord, Vorstand der Bayer-Stiftung. „Zudem wollen

wir das besondere Engagement von Lehrerinnen und Leh-

rern honorieren, die diese Projekte konzipieren und umset-

zen.“ Neben dem Schulförderprogramm bietet Bayer in den

sogenannten „BayLabs“ Schülern an, unter professioneller

Anleitung spannende Experimente zu verschiedenen The-

men auszuführen und so die praktische Wissenschaft haut-

nah kennenzulernen. Bundesweit förderte die Bayer-Stiftung

bislang 205 Initiativen zur Verbesserung des naturwissen-

schaftlichen Schulunterrichts mit 2,1 Millionen Euro. �

� www.bayer-stiftungen.de

Die Verantwortlichen der Bayer AG freuen sich bei der Spendenübergabemit den Leitern des Projektes und des Gymnasiums Brunsbüttel.

Page 23: Magazin Werte stiften Ausgabe 01/2012

Der Bundesverband Deutscher Stiftungen begrüßt den von

der Europäischen Kommission vorgelegten Vorschlag für das

Statut einer Europäischen Stiftung. Im Mittelpunkt des Vor-

schlages steht die einheitliche Rechtsform der Europäischen

Stiftung. „Sie erleichtert das Wirken und Zusammenwirken

über nationale Grenzen hinaus“, so Prof. Dr. Hans Fleisch, Ge-

neralsekretär des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen.

Das Statut ist auf gemeinnützige Stiftungen ausgerichtet. Vor-

aussetzung für die Erlangung der freiwilligen Rechtsform ist

der Nachweis der Gemeinnützigkeit, der grenzüberschrei-

tenden Tätigkeit und ein Stiftungskapital von mindestens

25.000 Euro. Die europäische Stiftung kann gegründet wer-

den durch Umwandlung einer nationalen Stiftung oder

durch die Verschmelzung nationaler Stiftungen.

Bisher hatten Stiftungen, die grenzüberschreitend tätig

sind, dadurch mehr Kosten und erhöhten Aufwand in Kauf

zu nehmen. Eine Anfang 2009 veröffentlichte Machbarkeits-

studie der Europäischen Kommission hat die Kosten durch

diverse gesetzliche Barrieren auf 90 bis 102 Millionen Euro

pro Jahr beziffert. Der Vorschlag zum Statut einer Europäi-

schen Stiftung geht nun ins Europäische Parlament. Das Eu-

ropean Foundation Centre (EFC) schätzt die Zahl der ge-

meinnützigen Stiftungen in Europa auf über 110.000. Das eu-

ropäische Stiftungswesen ist insgesamt stark im Wachstum

begriffen. In Deutschland gibt es aktuell knapp 19.000

rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts, 817 davon wur-

den im vergangenen Jahr gegründet. Elf Prozent der deut-

schen Förderstiftungen sind auch im Ausland tätig. Die deut-

schen Stiftungen verfolgen mehrheitlich soziale Zwecke (31

Prozent), gefolgt von den Zwecken Bildung und Erziehung

sowie Kunst und Kultur (je 15 Prozent), Wissenschaft und

Forschung (13 Prozent) und Umweltschutz (4 Prozent).

Als unabhängiger Dachverband vertritt der Bundesver-

band Deutscher Stiftungen die Interessen der Stiftungen in

Deutschland. Der größte Stiftungsverband in Europa hat

über 3.700 Mitglieder; über Stiftungsverwaltungen sind ihm

mehr als 7.000 Stiftungen mitgliedschaftlich verbunden. �

� www.stiftungen.org

Rechtsform der Europäischen Stiftung in Sicht

Europäische Stiftungsform kann die aktive europäische Bürgergesellschaft beflügeln

Meldungen

Page 24: Magazin Werte stiften Ausgabe 01/2012

Ziel der Initiative ist es, Tierschutzaktive didaktisch und

fachlich zu qualifizieren, um Unterrichtsbesuche von der

Grundschule bis zur sechsten Klasse gestalten zu können.

Das Angebot richtet sich an Lehrer, die das Thema Tier-

schutz im Unterricht nutzen möchten und ehrenamtlich

Engagierte, die in den Tierschutzvereinen aktiv sind. An-

meldungen sind ab sofort möglich.

Trotz Verknüpfungsmöglichkeiten in den Lehrplänen

ist es für viele Schulen schwierig, tierschutzrelevante The-

men zu behandeln. Sowohl ausgebildete Tierschutzlehrer

als auch jugendgemäße Methoden fehlen. Der Deutsche

Tierschutzbund hat sich nun dieser wichtigen Aufgabe an-

genommen. Denn Jugendliche haben grundsätzlich ein

starkes Interesse an Tieren und daher spielt auch das

Thema „Tierschutz“ für viele eine große Rolle. Es ist wich-

tig, dieses Interesse durch den Schulunterricht zu fördern.

Die Ausbildung vermittelt tierschutzfachliches Grund-

wissen und überträgt die Kernelemente auf eine altersge-

rechte Kinder- und Jugendansprache. Interessenten wird

in verschiedenen Seminarblöcken das nötige tierschutz-

fachliche Wissen vermittelt. Lehrer und pädagogisch vor-

gebildete Teilnehmer absolvieren die Module „Heimtiere“,

„Tier & Mensch“, „Tiere in der Landwirtschaft“ sowie

„Wildtiere“. Personen, die keine pädagogische Berufsaus-

bildung haben, vermittelt ein Zusatz-Modul das nötige

Wissen über verschiedene Lehr- und Lernmethoden. Nach

Abschluss der notwendigen Module erhalten die ausgebil-

deten Tierschutzlehrer ein Zertifikat.

Finanzielle Unterstützung erhält das Projekt von der

Karmetta-Stiftung aus Köln. Entwickelt und begleitet

wurde diese umfangreiche Ausbildung vom Jugendländer-

rat des Deutschen Tierschutzbundes. �

� www.jugendtierschutz.de

Initiative für mehrTierschutz an Schulen

Deutscher Tierschutzbund bietetSchulungen zum Tierschutzlehrer

Aktuelles

24 � Werte stiften

Willkommen inEntenhausen –

in Schwarzenbachan der SaaleErika Fuchs Museum soll die

langjährige Übersetzerin der Micky Mausehren – Besucher tauchen in den

Kosmos Entenhausen ein

Weit mehr als 100 Schwarzenbacherinnen und Schwarzen-

bacher nutzten am 16.02.2012 die Gelegenheit, sich aus er-

ster Hand über das geplante Erika-Fuchs-Haus – zu Ehren

der langjährigen Übersetzerin der Micky Maus – zu infor-

mieren. Bürgermeister Alexander Eberl ist mit dem Ergebnis

außerordentlich zufrieden: „Die Bürger haben das Konzept

begeistert aufgenommen und gemerkt, welches enorme Po-

tenzial im Thema steckt. Viele haben spontan ihre Bereit-

schaft zur Mithilfe angekündigt.“ Ursächlich dafür war wohl

das sehr durchdachte Ausstellungskonzept der „m.o.l.i.t.o.r.

GmbH“ aus Berlin, das die Besucher in die Welt der Comics

und speziell in den Kosmos Entenhausen eintauchen ließ.

An der Gebäudeplanung des Architekten Dominik Burkard

aus Rottweil gab es Verbesserungsvorschläge im Detail, die

in der weiteren Planung zum Teil Berücksichtigung finden

werden.

Bürgermeister Alexander Eberl machte zu Beginn der

Veranstaltung deutlich, dass die Gesamtinvestition mit rund

4,3 Mio. Euro wohl zu 90 % über diverse Fördergeber unter-

stützt werde. Für den laufenden Betrieb gehe man davon

Blick auf Geldspeicher, Erwin Erpel, und den interaktive Stadtplan vonEntenhausen. Foto: molitor GmbH

Page 25: Magazin Werte stiften Ausgabe 01/2012

Comic Elemente, Typografie und interaktive Installationen zum ThemaÜbersetzen. Foto: molitor GmbH

aus, dass man aus dem städtischen Haushalt Mittel zuschie-

ßen müsse, auch weil das Haus von einer hauptamtlichen

Kraft professionell geführt werden soll. Die Zuschuss-Mittel

seien dabei als aktives Stadtmarketing zu sehen, weil man

sich positive Auswirkungen auf Einzelhandel, Gastronomie

und Tourismus erwarte.

Sein Wunsch nach finanzieller Unterstützung wurde von

vielen Bürgern aufgegriffen. Den Tenor fasste Mitinitiator

und Sammler Gerhard Severin so zusammen: „Wir müssen

das Haus zu unserem Projekt machen und jeden davon

überzeugen, einen Beitrag zu leisten: ob finanziell oder

durch aktives Werben.“ Die Chancen stehen dabei nicht

schlecht: über 160 Mitglieder zählt der Förderverein des

Museums, der sogenannte „Klub der Milliardäre“, bereits

und im Lauf des Abends kamen weitere dazu. Auf positive

Resonanz stieß auch der Hinweis des Bürgermeisters, dass

der Ehapa-Verlag als ehemaliger Arbeitgeber von Dr. Erika

Fuchs das Projekt unterstützt. Und über einen Namen hat

man sich an dem Abend auch schon Gedanken gemacht:

„Erika-Fuchs-Museum: Willkommen in Entenhausen“ war

dabei der klare Favorit der Anwesenden.

Die Anzahl der Mitglieder im„Klub der Milliardäre“ steigt stetig

Das Museum muss nun noch zwei Hürden nehmen: der

Schwarzenbacher Stadtrat fasst noch den Durchführungsbe-

schluss, befindet über den Bauantrag und soll die Verwal-

tung ermächtigen, die Stelle der Museumsleitung auszu-

schreiben. Bis Mitte/Ende März werden dann die letzten

beiden Förderzusagen erwartet, die aber bereits in Aussicht

gestellt wurden. Der Bau könnte dann laut Eberl im Sommer

2012 beginnen, für Ende 2013 bzw. Anfang 2014 wird die

Eröffnung anvisiert. Eberl: „Das Projekt hat vor Ort die von

uns erhoffte Eigendynamik entwickelt, die wir nutzen wol-

len, um jetzt in die Umsetzung zu gehen.“ �

� www.erika-fuchs.de

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Werte stiftenMagazin für Stifter, Stiftungenund engagierte Menschen

www.werte-stiften.de03.2011 . 3. Jahrgang

5,80 Euro

MädchenLeben – andersFotoausstellung des Kinder-hilfswerks Plan Deutschland

Ehrenpreis für KinderrechteUNICEF ehrt Harry Belafonte

Authentisch bleibenÜber das soziale Engagementvon Prominenten

Begleitung für Frühgeborene und ihre Eltern

Kleine Babys,große Wunder

22,-Euro

Page 26: Magazin Werte stiften Ausgabe 01/2012

26 � Werte stiften

Aktuelles

Kurz vor Weihnachten war es bei der Sparkasse Bamberg

wieder so weit: Anlässlich der fünften Ausschüttung der Stif-

tergemeinschaft der Sparkasse lud sie alle Stifter und Begün-

stigten zu einem Festakt ein. Die Zuwendungen wurden

symbolisch in Form von Christbaumkugeln überreicht. An

drei Weihnachtsbäumen hingen über 40 Papierkugeln, auf

denen der jeweilige Ausschüttungsbetrag für die Zweck-

empfänger stand.

„Heute umfasst unsere Stiftergemeinschaft 43 Stiftungen

mit einem Vermögen von rund fünf Millionen Euro. In die-

sem Jahr können wir insgesamt ca. 72.500 Euro an die von

den Stiftern auserkorenen Begünstigten übergeben“, sagte

Sparkassendirektor Konrad Gottschall mit Freude. Seit der

Errichtung der Stiftergemeinschaft wurden insgesamt schon

rund 180.000 Euro für die unterschiedlichsten Stiftungs-

zwecke ausgeschüttet.

Weihnachtliche Freude fürbegünstigte Einrichtungen

Die Stiftergemeinschaft der Sparkasse Bamberg schüttet zum fünften Mal ihre Erträge aus.

von Andrea Rupprecht

Weihnachtliche Dekoration bei der Ausschüttung der Stiftergemeinschaft. Die Christbaumkugeln symbolisieren die jeweiligen Ausschüttungsbeträge.

Page 27: Magazin Werte stiften Ausgabe 01/2012

„Die meisten begünstigten Organisationen kommen aus

der Region Bamberg“, betont Jochen Hack, Stiftungsberater

der Sparkasse Bamberg. Bedacht wurden 2011 beispiels-

weise die Bamberger Tafel, das Levi-Strauss-Museum Butten-

heim, die ökumenische Wohnungsloseneinrichtung „Men-

schen in Not“, der Freundes- und Förderkreis der Kinderkli-

nik Bamberg e.V., das Seniorenzentrum Albrecht-Dürer in

Bamberg, die Bamberger Selbsthilfegruppe der Schlaganfall-

betroffenen, die Lebenshilfe für Menschen mit Behinde-

rung, die katholische Pfarrei Oberhaid und die Gemeinden

Gundelsheim und Pommersfelden.

Mehrere Stifter waren selbst zum Festakt gekommen

und ließen es sich nicht nehmen, die symbolischen Spen-

den-Kugeln an ihre Begünstigten zu überreichen und die

Freude über die Mittel zu teilen.

Eine Stiftung, so betonte Gottschall, könne zwar nicht

die Welt verändern, aber sie trage dazu bei, dass Institutio-

nen, soziale Einrichtungen, Schulen und Bildungsstätten,

Vereine oder andere Auserkorene etwas bekommen und

damit Dinge, die vielleicht nicht erreichbar schienen, reali-

siert werden können. „Jede einzelne Stiftung ist etwas Groß-

artiges und trägt dazu bei, auf lange Sicht viel Gutes zu tun“,

so der Sparkassendirektor.

Die Nachhaltigkeit von Stiftungen unterstrich auch

Horst Ohlmann, Vorstandsvorsitzender der Treuhänderin DT

Deutsche Stiftungstreuhand AG, die die Stiftergemeinschaft

verwaltet. „In unserer schnelllebigen und veränderungsrei-

chen Zeit sind Stiftungen eine beständige Größe, da ihre

Zielsetzungen dauerhaft angelegt sind“, so Horst Ohlmann.

Die Stiftergemeinschaft der Sparkasse Bamberg wurde

im Dezember 2005 errichtet und umfasst mittlerweile 43

Stiftungen. Bereits ab 25.000 Euro können Stifter ihre ei-

gene Namensstiftung errichten und sich so einen Stifter-

traum erfüllen. Alleine der Stifter bestimmt die zu fördernde

Organisation im Rahmen der in der Stiftungssatzung festge-

legten Stiftungszwecke. Der Clou dabei: Der Stifter legt sich

damit nicht auf ewig fest, sondern kann den Stiftungszweck

auf Wunsch jederzeit abändern. �

� www.stiftergemeinschaft-bamberg.de

Werte stiften � 27

Aktuelles

Sparkassendirektor Konrad Gottschall (re.) bei der Übergabe des Aus-schüttungsbetrags aus der Stiftung „Helfen tut gut“ zur Förderung desEhrenamtes im Landkreis Bamberg an Landrat Dr. Günther Denzler.

Glückliche Gesichter beider Ausschüttungsfeier:

Begünstigte Helmut Rödig und

Pia Reinfelder für die katholische

Pfarrei Oberhaid, Horst Ohlmann,

Vorstandsvorsitzender der DT

Deutsche Stiftungstreuhand AG,

Stifter Rainer Dippold mit den Be-

günstigten der Gemeinde Pom-

mersfelden Pfarrerin Angelika

Steinbauer und Bürgermeister

Hans Beck, Sparkassendirektor

Konrad Gottschall und Stiftungs-

berater Jochen Hack (v. l.)

Page 28: Magazin Werte stiften Ausgabe 01/2012

28 � Werte stiften

Aktuelles

Lesefreude wecken, um Lesekompetenz zu vermitteln. Das

ist das Ziel der 1988 gegründeten Stiftung Lesen. Dafür hat

die gemeinnützige Organisation viele Medienpartner und

Kultursponsoren gewonnen. Traditionell steht die Stiftung

Lesen unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten.

Zweck der Stiftung Lesen ist die Förderung von Buch,

Zeitschrift und Zeitung in allen Bevölkerungskreisen sowie

die Pflege und Erhaltung einer zeitgemäßen Lese- und

Sprachkultur, nicht zuletzt in den neuen Medien. Neben un-

terschiedlichen Forschungs- und Modellprojekten liegt der

Schwerpunkt der Arbeit in breitenwirksamen Projekten, wie

Kindergarten, Schule, Bibliothek und Buchhandlung.

Die Stiftung Lesen unterstützt seit Beginn zahlreiche Pro-

jekte und versteht sich als eine Ideenwerkstatt für alle, die

Spaß am Lesen vermitteln wollen.

Die Stiftung Lesen finanziert sich im Wesentlichen aus

Projektmitteln sowie über Zuwendungen der Stiftungsrats-

mitglieder und Spender. Zum Stiftungsrat gehören unter an-

derem Vertreter der Kirchen, Gewerkschaften, der Olympi-

sche Sportbund, aber auch die Arbeitsgemeinschaft von Ju-

gendbuchverlagen e. V., die Deutsche Akademie für Kinder-

und Jugendliteratur e. V. und das Goethe-Institut.

Die Stiftung vergibt auch verschiedene Auszeichnungen.

Alle zwei Jahre wird der Leseförderungspreis „AusLese“ in

mehreren Kategorien an Leseförderungsinitiativen, aber auch

an Einzelpersonen vergeben. Ebenfalls alle zwei Jahre wird

der mit 3.000 Euro dotierte Wissenschaftspreis für akademi-

scheAbschlussarbeiten vergeben, die sich mit dem Thema

Lesen im Kontext der Mediengesellschaft beschäftigen. Verge-

ben wird dieser Preis seit 2009. Kriterien für die Vergabe sind

die wissenschaftliche Qualität und Originalität der Arbeit. Be-

werbungen für den kommenden Wissenschaftspreis der Stif-

tung Lesen 2013 müssen bis zum 31. Dezember 2012 einge-

reicht werden.

„Ich schenk dir eine Geschichte“

Zum Welttag des Buches, der jedes Jahr im April stattfin-

det, bringt die Siftung Lesen ein eigenes Buch heraus. „Ich

schenk dir eine Geschichte“ – das Welttags-Buch für Kinder.

Es begeistert jedes Jahr hunderttausende und erscheint

2012 bereits zum 16. Mal! Herausgegeben wird der Band

von der Stiftung Lesen, vom cbj-Verlag, der Deutschen Post

AG und vom ZDF. Eingebunden ist das Welttags-Buch in eine

bundesweite Schulkampagne mit Aktionsmaterialien der

Stiftung Lesen für Lehrer und Schüler. �

� www.stiftunglesen.de

Welttag des BuchesBundesweite Schulkampagne mit Aktionsmaterial der Stiftung Lesen

von Sabine Weißenborn

Bei der großen Menge an jährlichen Neuerscheinungen fällt die Auswahl nicht leicht. Fotos: Andrea Steinbrecher, Stiftung Lesen

� Rund um den Welttag des Buches am 23. April in vielen

Buchhandlungen in ganz Deutschland� Auf Bestellung eines Klassensatzes bei der Stiftung Lesen

– zusammen mit Aktionsmaterial für den Unterricht

Wo ist das Welttags-Buch erhältlich?

Page 29: Magazin Werte stiften Ausgabe 01/2012

Werte stiften � 29

Aktuelles

Familienentlastungwird groß geschrieben

Die Bärenherz Stiftung fördert zwei Kinderhospize und ein Kinderhaus

Philipp* war anderthalb Jahre alt, als er im Herbst 2011 im

Kinderhospiz Bärenherz in Wiesbaden verstarb. Schwerste

Hirnschäden nach einem Herzstillstand rissen ihn aus dem

Leben. Ein ähnlich schweres Schicksal teilten auch die Kin-

der der 185 Familien, die seit dem Jahr 2002 im Kinderhos-

piz Aufnahme gefunden haben. Für diese schwerstkranken

und mehrfach-behinderten Kinder, die der dauerhaften me-

dizinischen Pflege und interdisziplinärer Betreuung bedür-

fen, setzt sich die Bärenherz Stiftung ein. Sie unterstützt Ein-

richtungen für Familien mit Kindern, die unheilbar erkrankt

sind und nur noch eine geringe Lebenserwartung haben.

Förderung für drei Einrichtungen

Die Bärenherz Stiftung fördert, größtenteils mit Spenden-

geldern sowie aus den Erlösen des Stiftungskapitals, derzeit

die Kinderhospize in Wiesbaden, Markkleeberg bei Leipzig

und ein Kinderhaus in Heidenrod-Laufenselden im Rheingau-

Taunus-Kreis, eine Dauerpflegeeinrichtung für schwerstbehin-

derte und -kranke Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene.

Familienentlastung spielt in den Einrichtungen eine beson-

ders wichtige Rolle. Von der Betreuung der Geschwisterkin-

der bis hin zu Trauerwo-

chenenden reicht das Ange-

bot für die Familien. Für die

drei Häuser, die nur zum

Teil pflegesatzfinanziert

sind, werden derzeit von

der Stiftung pro Jahr rund

zwei Millionen Euro ausge-

schüttet, Tendenz steigend.

Öffentliche Gelder gibt es

keine. „Bärenherz hat uns

ein Stück Lebensqualität zu-

rückgebracht...“ – ein schö-

nes Fazit einer betroffenen

Mutter, die auf den Punkt

bringt, was ein Kinderhos-

piz bieten möchte: unheil-

bar kranken Kindern einen

menschenwürdigen Abschied aus dem Leben zu ermögli-

chen und den leidgeprüften Eltern Beratung, Entlastung, Bei-

stand und Trost zu geben, von der Diagnose bis hin zum Tod

des Kindes und darüber hinaus.

Großzügige Spenden helfen, diese schwierige Aufgabe

zu bewältigen: Spendenkonto 70 700 bei der Wiesbadener

Volksbank, BLZ 510 900 00. �

� www.baerenherz.de *Name geändert

Page 30: Magazin Werte stiften Ausgabe 01/2012

30 � Werte stiften

Aktuelles

Sparkasse Erding-Dorfenerrichtet Stiftergemeinschaft

Dauerhaft Gutes tun in einer starken Gemeinschaft

„Eine der wenigen Möglichkeiten, Vermögen über Genera-

tionen zu sichern und zu erhalten, sind Stiftungen. Immer

mehr Menschen machen von diesem Instrument Gebrauch:

Zu Lebzeiten werden immer mehr Stiftungen gegründet, die

das Vermögen des Stifters für einen gemeinnützigen oder

mildtätigen Zweck, meist in der Region, einsetzen“, berich-

tet Joachim Sommer, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse

Erding – Dorfen.

Die Sparkasse bietet sowohl Privatpersonen als auch Un-

ternehmen, gemeinnützigen Organisationen und Kommu-

nen ab sofort die Möglichkeit, auch mit relativ kleinen Be-

trägen eine eigene Stiftung ins Leben zu rufen.

So wird aus der Not eine Tugend gemacht: Der Staat

wird aufgrund eines zunehmend enger werdenden Spielrau-

mes ggf. immer mehr gezwungen, sich aus der sozialen Ver-

antwortung zurück zu ziehen. Die Sparkasse möchte dieser

Entwicklung gegensteuern und hat mit der Errichtung der

Stiftergemeinschaft eine Basis dafür geschaffen. Die Spar-

kasse will mit diesem neuen Betätigungsfeld auch ihrer re-

gionalen Verantwortung nachkommen. Die Errichtungsur-

kunde wurde nun offiziell von den Vorständen der Spar-

kasse, Herrn Joachim Sommer und Herrn Ulrich Sengle,

sowie dem Vorsitzenden der DT Deutsche Stiftungstreu-

hand AG, Horst Ohlmann, unterzeichnet.

Das Kuratorium besteht aus sieben erfahrenen Personen

aus der Region, wie z. B. die Dorfener Notarin Birgit Stahl,

der Erdinger Steuerberater Peter Ratajak und Rechtsanwalt

Bernd Grimm aus Erding. Sie überwachen und kontrollieren

Gute Stimmung herrschte beim Pressegespräch rund um die Errichtung der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Erding – Dorfen. v. l.: Roland Schreiber(Marketingleiter), Iris Schmale (Mitarbeiterin Marketing), Willy Neupärtl (Sparkassendirektor i. R. und Vorsitzender des Stiftungskuratoriums), UlrichSengle (Vorstandsmitglied der Sparkasse), Horst Ohlmann (Vorsitzender der DT Deutsche Stiftungstreuhand AG), Joachim Sommer (Vorstandsvorsit-zender der Sparkasse), Veronika Angermaier (Stiftungsberaterin der Sparkasse), Johannes Maier (Stiftungsberater der Sparkasse).

Page 31: Magazin Werte stiften Ausgabe 01/2012

die ordnungsgemäße Mittelverwendung – in ehrenamtli-

cher Tätigkeit. Den Vorsitz des Kuratoriums übernimmt

Willy Neupärtl, Sparkassendirektor i. R. aus Dorfen.

Stifter: Wertvoll für die ganze Region

Der Stifterkreis, der angesprochen werden soll, sind kei-

nesfalls nur Millionäre, sondern Menschen, die mit einem

Teil ihres Vermögens gemeinnützige, mildtätige oder kirchli-

che Zwecke nachhaltig fördern wollen. Innerhalb der Stif-

tergemeinschaft ist es bereits ab 25.000 Euro möglich, eine

eigene Namensstiftung zu gründen. Die Stiftungszuwen-

dung kann innerhalb bestimmter Höchstgrenzen steuerlich

geltend macht werden. Stiftungszuwendungen sind von der

Schenkungs- und Erbschaftsteuer befreit. Stifter können ihre

Stiftungserrichtung zu Lebzeiten mit kleinen Beträgen

durchführen und größere Vermögenswerte erst posthum

zuwenden.

Einfacher und schneller Wegzur eigenen Stiftung

Die Stifter errichten ihre Stiftung – rechtlich gesehen

eine Zustiftung – mit einer Unterschrift in der Stifterge-

meinschaft der Sparkasse. Der Name der Stiftung und das

Dotationskapital werden hierbei individuell durch den Stif-

ter festgelegt. Jedem Stifter wird eine Stiftungsurkunde

durch die Sparkasse überreicht. Der Stifter wählt den

Zweck, den seine Stiftung verfolgen soll, aus den vielfältigen

Zwecken der Stiftergemeinschaft aus und bestimmt die be-

günstigte Einrichtung.

Alles Weitere übernehmen die Sparkasse und der Treu-

händer, die Deutsche Stiftungstreuhand AG. Die Aufgaben

sind hierbei klar verteilt: Der Sparkasse obliegt die Vermö-

gens- und Stifterbetreuung, sowie das regionale Stiftungs-

marketing. Der Treuhänder sorgt für die gesamte gemein-

nützigkeitsrechtliche Abwicklung und erstellt einen umfas-

senden Geschäftsbericht für alle Stifter der Stiftergemein-

schaft.

Bei der Festlegung des Stiftungszweckes muss sich der

Stifter nicht auf alle Zeiten binden, sondern kann bei geän-

derten Bedürfnissen auch andere Zwecke innerhalb der Sat-

zungszwecke der Stiftergemeinschaft auswählen. Es kann

zum Beispiel die Sportförderung, der Tierschutz, Kultur, Er-

ziehung, Bildung oder die Altenhilfe unterstützt werden.

Der Wechsel des Stiftungszweckes ist somit im Gegensatz

zu anderen Stiftungsformen jederzeit möglich.

Die Stiftergemeinschaft der Sparkasse –Helfer in akuten Notlagen

Auch die Reaktion auf kurzfristige Ereignisse ist möglich.

So kann z. B. eine regionale Umweltkatastrophe Anlass sein,

um innerhalb weniger Stunden neben Spendenaktionen

auch die Erträge aller Stiftungen in der Stiftergemeinschaft

nach Zustimmung der Stifter kurzfristig zur Hilfe für die Be-

troffenen einzusetzen.

Die Stiftergemeinschaft ist nicht nur die Antwort auf die

Fragen von mittelständischen Kunden nach einer sinnvollen

Vermögensverwendung, sondern ein wirksames Instrument

zur Förderung des bürgerschaftlichen Engagements in der

Region.

„Als Stifter kann jeder auf diesem Wege einen nachhalti-

gen Wert zu Wohle unseres Wirtschafts- und Kulturraumes

schaffen. Die Sparkasse fördert seit jeher gemeinnützige Ein-

richtung und Organisationen im Landkreis. Die Stifterge-

meinschaft bietet nun jedem Einzelnen eine schöne Mög-

lichkeit, sich wohltätig zu engagieren“, so Direktor Joachim

Sommer. �

� www.spked.de

Werte stiften � 31

Aktuelles

Am 28. November 2011 fand in einem feierlichen Rahmen die offizielleGründung der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Erding – Dorfen statt.

Informationen zur Stifter-gemeinschaft gibt eine an-schauliche und umfas-sende Broschüre, die inden Sparkassen-Geschäfts-stellen erhältlich ist. Inter-essierte können sich vonden Spezialisten bei derSparkasse ausführlichzum Thema Stiftung bera-ten lassen.

Page 32: Magazin Werte stiften Ausgabe 01/2012

32 � Werte stiften

Aktuelles

Laut dem Bundesverband Deutscher Stiftungen sind im

Jahr 2011 817 rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts

neu errichtet worden. Der Bestand der Stiftungen erreicht

mit 18.946 Stiftungen ein historisches Hoch. Bleibt diese

Dynamik weiter bestehen, wird sich die Zahl der Stiftungen

in Deutschland noch vor 2050 verdreifachen. „Die erneut

hohe Zahl an Neugründungen hat mich überrascht. Unge-

achtet der Sorgen um den Euro und die Auswirkungen der

Wirtschafts- und Finanzmarktkrise, zeigen sich Stifter in

Gründerlaune. Die Rechtsform Stiftung bleibt weiter attrak-

tiv für nachhaltiges, bürgerschaftliches Engagement. Aber

letztlich kommt es nicht auf die bloße Zahl der eigenständi-

gen Stiftungen an. Zuweilen ist eine Zustiftung in eine be-

reits bestehende Stiftung oder ein Stiftungsfonds die bes-

sere Alternative, auch wenn diese nicht in die Neugrün-

dungsstatistik einfließen. Kleinststiftungen sind auf lange Sicht meist kaum lebensfähig“, so Dr. Wilhelm Krull,

Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Deutscher

Stiftungen und Generalsekretär der VolkswagenStiftung.

Die Mehrzahl der Stiftungen leidet unter dem aktuell

niedrigen Zinsniveau. Dazu Prof. Dr. Hans Fleisch, General-

sekretär des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen:

„Wohin mit dem wieder anzulegenden Geld: Diese Frage ist

für Stiftungen zunehmend schwieriger zu beantworten. Mit

ihren bislang bewährten auf Sicherheit ausgerichteten Anla-

gestrategien schaffen viele Stiftungen es nicht mehr, die

Ziele Sicherheit, Vermögenserhalt und ausreichende Erträge

für den gemeinnützigen Zweck unter einen Hut zu bringen.

Wir empfehlen diesen Stiftungen auch stärker in nachhal-

tige Wirtschaft zu investieren.“

NRW hat die meisten Stiftungen

Die meisten Stiftungsneugründungen in absoluten Zah-

len entfallen auf die Flächenländer Nordrhein-Westfalen

(167), Baden-Württemberg (146) und Bayern (141); die we-

nigsten Errichtungen gab es in Thüringen und Mecklenburg-

Vorpommern (jeweils 6) und in Bremen (5). Die Zahl der

Gründungen im Verhältnis zur Einwohnerzahl ergibt ein ab-

weichendes Bild: Danach rangiert Hamburg mit einer Er-

Stiftungssektor stabil aufWachstumskurs

Zahl der Stiftungsgründungen bleibt auf hohem Niveau: Wachstum liegt bei 4,3 Prozentbei 92,5 Prozent aller Neugründungen in den alten Bundesländern

Dr.Wilhelm Krull, Vorstandsvorsitzender (links), und Prof. Dr. HansFleisch, Generalsekretär des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen.Foto: Bundesverband Deutscher Stiftungen

2011 wurden 817 rechtsfähige Stiftungen des bürgerli-

chen Rechts errichtet. Insgesamt gibt es nun 18.946

rechtsfähige Stiftungen des bürgerlichen Rechts.

Grafik: BundesverbandDeutscher Stiftungen(2012)

Stiftungsbestand 2011 in Deutschland

Page 33: Magazin Werte stiften Ausgabe 01/2012

Werte stiften � 33

Aktuelles

richtungsdichte von 1,68 Stiftungen pro 100.000 deutlich

über dem Bundesdurchschnitt auf Platz 1. Den letzten Platz

belegt Thüringen mit einer Errichtungsdichte von 0,27. In

der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt veranstaltet der

Bundesverband Deutscher Stiftungen vom 20. bis 22. Juni

2012 den Deutschen StiftungsTag, um den Stiftungsgedan-

ken im Osten weiter zu popularisieren. Denn auf die fünf

ostdeutschen Flächenländer entfallen nur 7,5 Prozent aller

Neugründungen des vergangenen Jahres. Sachsen führt das

ostdeutsche Ranking mit 23 vergebenen Anerkennungsur-

kunden an. Das stiftungskritische DDR-Regime hat auch im

Bestand der ostdeutschen Stiftungen weitreichende Spuren

hinterlassen: Lediglich 6,5 Prozent aller bundesdeutschen

Stiftungen sind zwischen Stralsund und Plauen angesiedelt.

Das Bundesland mit den meisten Stiftungen bleibt Nord-

rhein-Westfalen mit 3.661 Stiftungen. Doch bezogen auf die

Einwohnerzahl zeigt sich das bevölkerungsreichste Flächen-

land nur unterdurchschnittlich: Pro 100.000 Einwohner

haben dort 20,5 Stiftungen ihren Sitz. Im Mittel aller Bun-

desländer sind es 23,2.

Die Trias der stiftungsreichsten Großstädte in Deutsch-

land bleibt unverändert und wird wie in den Vorjahren von

Würzburg (80 Stiftungen pro 100.000 Einwohner) ange-

führt, gefolgt von Frankfurt am Main (73 Stiftungen pro

100.000 Einwohner) und Hamburg (68,7 Stiftungen pro

100.000 Einwohner). Potsdam landet als erste ostdeutsche

Stadt mit 31,2 Stiftungen pro 100.000 Einwohner auf Platz

35. Die Bundeshauptstadt Berlin belegt mit 21,9 Stiftungen

Platz 49. In absoluten Zahlen bleibt Hamburg die Stadt mit

den meisten Stiftungen (1.227).

Nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Stiftun-

gen hat die wahrscheinlich größte Stiftungsgründung des

vergangenen Jahres, die mit 230 Millionen dotierte Brost-

Stiftung, ihren Sitz in Essen, Nordrhein-Westfalen. �

Quelle: Bundesverband Deutscher Stiftungen

Als unabhängiger Dachverband vertritt der Bundesver-

band Deutscher Stiftungen die Interessen der Stiftun-

gen in Deutschland. Der größte Stiftungsverband in

Europa hat über 3.700 Mitglieder; über Stiftungsverwal-

tungen sind ihm mehr als 7.000 Stiftungen mitglied-

schaftlich verbunden. Damit repräsentiert der Dachver-

band rund drei Viertel des deutschen Stiftungsvermö-

gens in Höhe von mehr als 100 Milliarden Euro.

� www.stiftungen.org

Page 34: Magazin Werte stiften Ausgabe 01/2012

34 � Werte stiften

Aktuelles

Bürger gehen stiftenStiftergemeinschaft der Sparkasse Fürth ist Heimat des Miteinanders –

und Heimat von sieben Bürgerstiftungen im Landkreis Fürth

Gemeinsam stark für die eigene Region, dafür stehen insge-

samt sieben Bürgerstiftungen im Landkreis Fürth. Eine Zahl,

die sich sehen lassen kann: In wohl keinem anderen Land-

kreis engagieren sich so viele Menschen nach dem Motto

„Bürger helfen Bürgern“.

Anders als bei Themenstiftungen setzen sich die Stifter

der Bürgerstiftungen direkt für ihre eigene Gemeinde, ihren

eigenen Ort oder ihre eigene Stadt ein. Die Bürgerstiftung

ist somit eine Stiftung von Bürgern für Bürger. Sie fördert

auf lokaler Ebene unterschiedliche gemeinnützige Zwecke.

Diese orientieren sich an den Bedürfnissen der jeweiligen

Kommune oder Stadt. Über die Verwendung der Stiftungser-

träge entscheidet der Stiftungsrat. Vorschläge hierzu können

von allen Bürgern eingereicht werden. Jede Bürgerstiftung

ist eine individuelle Institution, die aus den spezifischen Ge-

gebenheiten ihres lokalen Umfeldes hervorgeht.

Die Bürgerstiftungen unter dem Dach der Stiftergemein-

schaft der Sparkasse Fürth haben dabei einen weit gefassten

Stiftungszweck. Er beinhaltet u. a. die Förderung von Jugend-

und Altenhilfe, Erziehung und Bildung, Wissenschaft und

Forschung, Kunst und Kultur, Umwelt- und Naturschutz. Ei-

nige Bürgerstiftungen fördern aktuell in erster Linie Kinder-

und Jugendprojekte in sozial benachteiligtem Umfeld.

Einen großen Anteil am bürgerschaftlichen Engagement

im Landkreis Fürth hat die dortige Sparkasse, welche die Er-

richtung weiterer Bürgerstiftungen in ihrem Geschäftsge-

biet maßgeblich fördert und unterstützt, denn ob die Arbeit

einer Bürgerstiftung von Erfolg gekrönt ist, hängt nicht nur

vom Engagement der Bürger und der Gemeinde ab, sondern

vor allem auch vom jeweiligen Management und der Öffent-

lichkeitsarbeit der Stiftung. Hinsichtlich dieses Manage-

ments zeichnet sich die Sparkasse Fürth aus, die dabei von

der DT Deutsche Stiftungstreuhand AG unterstützt wird.

„Am Anfang einer jeden Bürgerstiftung steht die Begeiste-

rung für die Idee dieser Stiftungsform und der Wille einzel-

ner Bürger, die Idee in die Tat umzusetzen, dann wird oft die

Page 35: Magazin Werte stiften Ausgabe 01/2012

Frage danach gestellt, wie dies am besten gelingen kann.

Hier kommen dann wir ins Spiel“, sagt Klaus Brunner, Stif-

tungsberater der Sparkasse Fürth.

Die professionelle Unterstützung der Sparkasse macht

die Errichtung und Verwaltung einer solchen Stiftung denk-

bar einfach. Im Modell der Stiftergemeinschaft genügt im

Prinzip eine Unterschrift. Alles andere wird vom Stiftungs-

verwalter, der Sparkasse und dem jeweiligen Kundenbe-

treuer erledigt. Wer es wünscht, kann sich selbst aktiv in die

Arbeit seiner Stiftung einbringen, beispielsweise bei der

Scheckübergabe an die geförderte Einrichtung.

„Eine Gemeinde, die eine Bürgerstiftung in der Stifterge-

meinschaft errichtet, denkt voraus und nachhaltig und för-

dert den Zusammenhalt der Bürger, daher ist es für uns als

Sparkasse selbstverständlich dieses Engagement bestmög-

lich zu unterstützen“, erklärt Sparkassendirektor Hans Wöl-

fel die Vorreiterrolle der Sparkasse auf diesem Gebiet.

Auch dank dieses Engagements wächst die Zahl der Bür-

gerstiftungen unter dem Dach der Stiftergemeinschaft Fürth

kontinuierlich weiter. Allein im vergangenen Jahr gab es im

Landkreis zwei Neugründungen. Neuster Spross unter den

Bürgerstiftungen in der Stiftergemeinschaft ist die Bürger-

stiftung Langenzenn, die im Januar gegründet wurde.

Ein Ende ist nicht in Sicht, weitere Gemeinden stehen mit

ihren zu errichtenden Bürgerstiftungen bereits in den Start-

löchern. Die Heimat des Miteinanders wächst im Landkreis

Fürth damit weiter stetig an. �

� www.die-stifter.de

MedizinrechtStiftungsrecht

Die Kanzlei Preißler Ohlmann & Partner ist als hochspezia-lisierte Kanzlei mit insgesamt elf Rechtsanwälten schwer-punktmäßig auf zwei Rechtsgebieten tätig: dem Medizin-recht und dem Stiftungsrecht.

Im Bereich Medizin- und Gesundheitsrecht zählenÄrzte, Krankenhäuser, Unternehmen, Verbände, Behördenund Privatpersonen zu unseren Mandanten. Neben unsererberatenden und forensischen Tätigkeit entwickeln wir fürunsere Mandanten auch unternehmerische Konzepte, mitdenen sie sich dem zunehmenden Wettbewerb im Gesund-heitswesen stellen können.

Unser Beratungsangebot im Stiftungsrecht richtet sichan Stiftungen, Privatpersonen und Firmen, Kommunen undandere Gebietskörperschaften, Krankenhäuser, Pflegeheime,Bildungseinrichtungen, Kirchen und sonstige gemeinnüt-zige Einrichtungen sowie an Banken und Sparkassen.

Preißler Ohlmann & Partner RechtsanwälteAlexanderstraße 26, 90762 Fürth / Bay.

Telefon: 09 11 / 7 40 76-0Telefax: 09 11 / 7 40 76-76E-Mail: [email protected]

www.medizinrecht-kanzlei.de

Page 36: Magazin Werte stiften Ausgabe 01/2012

36 � Werte stiften

Aktuelles

Ein Nadelbaum, der seine Nadeln

abwirft? Das ist ungewöhnlich, gibt

es aber tatsächlich. Und die Lärche

bietet neben dem jährlichen Verlust

ihres Nadelkleides noch weitere Be-

sonderheiten. Dr. Silvius Wodarz,

Präsident der Baum des Jahres Stif-

tung, hat im Oktober letzten Jahres

in Berlin, die vom Kuratorium Baum

des Jahres gewählte Europäische

Lärche, lateinisch larix decidua, zum

Baum des Jahres 2012 ausgerufen.

Die Frage warum die Lärche im

Herbst ihre Nadeln fallen lässt, kann

selbst der Forstbotaniker Prof. Dr. Roloff aus Tharandt nicht

eindeutig beantworten: „Eine vollkommen schlüssige Erklä-

rung dafür kann ich Ihnen nicht anbieten, aber sicher ist

dies von Vorteil, wenn es im Verbreitungsgebiet einer Baum-

art entweder extrem kalt oder extrem trocken werden

kann. Und genau das ist – grob gesagt – bei der Europäi-

schen Lärche der Fall. Denn sie kommt vor allem in Arealen

mit kontinentalem Klima vor, bei dem die Sommer relativ

heiß und trocken und die Winter sehr kalt werden können.

Und der beste Verdunstungs- und Frostschutz für einen

Baum ist nun einmal, wenn die Blätter kurzfristig abgewor-

fen werden können. Das setzt aber voraus, dass der Baum

vor Abwurf der Nadeln wichtige Nährstoffe aus den Nadeln

abzieht – der Grund für die wunderschöne goldene Herbst-

färbung der Lärche.“ Einfach ausgedrückt, schützt sich die

Lärche so vor Frost und Kälte.

Haltbares Baumaterial

Abgesehen von ihrem farbenprächtigen Aussehen war

die Lärche aber auch schon immer ein sehr nützlicher

Baum. Durch den hohen Harzgehalt ist ihr Holz extrem

haltbar. Lärchenholz kommt ganz ohne Imprägnierung aus.

Sie eignet sich für Kübel und Bottiche, aber auch Möbel,

Brücken, Boote, Hütten und Zäune werden aus Lärchenholz

gefertigt.

Aus dem Harz der Lärche wird wert-

volles Terpentinöl gewonnen, das

die Grundlage für Heilsalben bildet.

Grüne Lärchenadeln als Badezusatz

gelten als belebend und waren

schon bei den Römern beliebt. Die

Lärche ist ein idealer Garten- und

Stadtbaum. Sie treibt im Frühjahr

sehr früh aus, lässt viel Licht durch

und verfärbt sich erst im Spätherbst

prägnant und farbenfroh leuchtend.

In den Bergen ist sie zusammen mit

dem Bergahorn die beliebteste

Hausbaumart, sie übernimmt dann

die Funktion des Schutzpatrons für Haus und Hof.

In der alten Sagen und Märchen hat die Europäische Lär-

che seit jeher einen guten Ruf. In zahlreichen Geschichten

und Sagen wird sie als Wohnsitz gut gestimmter Elfen und

Waldgeister genannt, die verirrte Wanderer auf den rechten

Weg zurückführten, gaben den Armen Geldbeutel, die nie-

mals leer werden, Brotkästen die ewig gefüllt bleiben und

Käselaibe die stets nachwachsen. Als Schutzbaum vor bösen

Geistern, Blitzeinschlägen und anderem Unheil stand und

steht die Lärche im Gebirge oft in der Nähe des Wohnhau-

ses bzw. Hofes.

Wohnsitz von Elfen und Waldgeistern

2008 hat Dr. Silvius Wodarz die Stiftung gegründet. Ge-

meinsam mit dem „Verein Baum des Jahres e.V.“ will sie die

Arbeit für den Baum des Jahres sowie für Bäume in Parks, in

der Landschaft und im Wald fortsetzen und intensivieren.

Die Stiftung möchte „Menschen an Bäume heranführen und

Sensibilität für dieses lebendige Kulturgut schaffen. In die

Herzen großer und kleiner Menschen pflanzen wir Bäume,

um gedankliche Veränderungen anzustoßen. Dazu vermit-

teln wir Kenntnisse, Erlebnisse und Einblicke. Wenn aus

dem neu gewonnenen Wissen aktives Handeln entsteht, ist

das wichtigste Stiftungsziel erreicht.“ �

� www.baum-des-jahres.de

Die Europäische LärcheDr. Silvius Wodarz Stiftung ruft Baum des Jahres aus

von Sabine Weißenborn

Europäische Lärchennadeln in Steyr/Damberg, Ober-österreich. Foto: Hans Gasperl (Gaha)

Page 37: Magazin Werte stiften Ausgabe 01/2012

Werte stiften � 37

Aktuelles

Zur Gründung der Bürgerstiftung Großbottwar hielt Bürger-

meister Ralf Zimmermann es ausnahmsweise für angemes-

sen vor den offiziellen Grußworten mit einem Glas Sekt an-

zustoßen. Schließlich stehe mit dieser Gründung ein Ereig-

nis ins Haus, das für die Stadt von großer Bedeutung sei, er-

klärte der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse, Heinz-

Werner Schulte.

110.000 Euro als Grundstock

Diese Wertschätzung wurde auch durch die starke Prä-

senz des Gemeinderats unterstrichen. Darüber hinaus

hatte die Kreissparkasse (KSK) Ludwigsburg, unter deren

Dach die Bürgerstiftung florieren soll, hochrangige Vertre-

ter wie den Vorstandsvorsitzenden Heinz-Werner Schulte,

PR-Chef Thomas Baum und den Marbacher Regionaldirek-

tor Thomas Nytz ins Rathaus entsandt. Weiterhin war der

Stiftungsrat, neben Ralf Zimmermann bestehend aus Tho-

mas Schwarz, Hans Baur, Beate Baltzer und Ulrich Stauden-

maier anwesend.

Zunächst kann die Bürgerstiftung mit einem Kapital von

110.000 Euro wirtschaften. 100.000 Euro davon steuerte

die Stadt selbst bei. Die restlichen 10.000 Euro spendierte

die Kreissparkasse. Einen überdimensionierten Scheck

über diese Summe überreichte Heinz-Werner Schulte dem

Bürgermeister. Großbottwar sei ein wichtiger Standort und

die Bank möchte dieses Fundament weiter ausbauen, so

der KSK-Chef. Es entspreche der Philosophie der Kreis-

sparkasse, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben.

Um jetzt die Stiftung weiter wachsen und gedeihen zu

lassen, so der Bürgermeister Ralf Zimmermann, brauche es

vor allem weiter Zuwendungen, weshalb man im nächsten

Schritt für das Projekt die Werbetrommel rühren wolle. Ge-

plant sei, einen Flyer zu entwickeln, in dem über die Ziele

der Bürgerstiftung informiert werde. Infos zu Möglichkeiten

die Stiftung in Form von Spenden oder Zuwendungen zu

unterstützen findet man darin ebenfalls.

Ausgeschüttet werden die Erträge des Kapitals an Pro-

jekte aus Bereichen wie Bildung, Soziales, Völkerverständi-

gung, Umweltschutz und Sport. Zuwendungen von mehr als

500 Euro dienen der Aufstockung der Grundsumme. Mit

kleineren Beträgen sollen „zeitnah steuerbegünstigte Ein-

richtungen“ bedacht werden, wie es in der Satzung heißt.

Mit der Gründung der Bürgerstiftung folgte Großbott-

war dem Beispiel von Kommunen wie Marbach und Affal-

terbach. Insgesamt elf Städte und Gemeinden im Land-

kreis Ludwigsburg hätten sich bereits für das Modell mit

der Kreissparkasse als Partner entschieden, informierte

Schulte. �

� www.ksklb.de

Bürgerstiftung Großbottwar gegründetWeitere Bürgerstiftung in der Stiftergemeinschaft der Kreissparkasse Ludwigsburg

Foto: Werner Kuhnle

Page 38: Magazin Werte stiften Ausgabe 01/2012

Aktuelles

Förderstiftung der Sparkasse Amberg-Sulzbach ermöglicht Archiv-AnkaufStiftergemeinschaft der Sparkasse hilft, bürgerschaftliches Engagement zu fördern

Für die Literaturszene in Bayern ist es

fantastisch, für zukünftige Generatio-

nen essentiell. Das Literaturarchiv

Sulzbach-Rosenberg hat das Archiv

des niederbayerischen Verlages „lich-

tung“ angekauft und damit einen klei-

nen kulturellen Schatz konserviert.

Möglich wurde der Ankauf durch die

Förderstiftung der Sparkasse Amberg-

Sulzbach, die das Geld dafür zur Ver-

fügung gestellt hat.

Mitte der 80er Jahre kam der

Hauptschullehrer Hubert Ettl auf die

Idee, einen Verlag zu gründen. Über

ein paar Umwege, wie er bei einem

Gespräch zur Ausstellungseröffnung

im Literaturarchiv erzählte. 1988 star-

tete schließlich das „lichtung maga-

zin“, ein Jahr später wurde die „edi-

tion lichtung“ ins Leben gerufen. An-

fangs sehr kontrovers diskutiert,

machte sich der kleine Verlag nach

und nach einen Namen. Sigi Zimmer-

schieds Kabarettprogramm „Ausch-

witz’n“ war das erste Buch, dass die Aufmerksamkeit auf

den kleinen Verlag lenkte. Mit Ottfried Fischers „Schwer ist

leicht was“ gelang schließlich endgültig der Durchbruch.

Reisebücher, Fotobände, aber auch Lyrik von Harald Grill bis

Bernhard Setzwein publiziert der Verlag aus Viechtach.

In den vielen Jahren sammelte sich auch ein riesiges Archiv

an: Manuskripte, Briefe, und verschiedenste Unterlagen. Sie

alle sind nun im Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg ange-

Eine Spende der Förderstiftung der Sparkasse Amberg-Sulzbach machte es für das Literaturarchivmöglich, das Archiv des Verlags „lichtung“ anzukaufen. Unser Bild zeigt: Markus Hofmann, Schatz-meister des Literaturarchivs, Sparkassen-Vorstand Werner Dürgner, Prof. Achim Geisenhanslüke,den Chef des Verlags „lichtung“, Hubert Ettl und Sulzbach-Rosenbergs Bürgermeister Gerd Geis-mann. Bild: Astashenko

Page 39: Magazin Werte stiften Ausgabe 01/2012

Werte stiften � 39

kommen. 5.000 Euro kostete der Kauf, das Geld stellte die

Sparkasse Amberg-Sulzbach zur Verfügung. Vorstand Werner

Dürgner freute sich, dass die Förderstiftung der Bank helfen

konnte, eine so einmalige Gelegenheit zu ergreifen. 2011

spendete die Sparkasse Amberg-Sulzbach rund 330.000

Euro für kulturelle, sportliche und gemeinnützige Zwecke.

Das Geld fließt in Form von Sponsoring, Spenden oder wie

hier als Gelder der Stiftung.

Die Ausstellung ist noch bis 6.5.2012, Dienstag bis Frei-

tag von 9 bis 17 Uhr geöffnet, Sonntag von 14 bis 17 Uhr. An

Feiertagen ist das Archiv geschlossen. Das Archiv befindet

sich in der Rosenberger Straße 9 in Sulzbach-Rosenberg.

Anzahl der Stiftungenwächst beständig

Im Geschäftsgebiet der Sparkasse herrscht insgesamt ein

gutes Stiftungsklima. Neben den aktuell registrierten 62

rechtsfähigen Stiftungen bietet die Sparkasse Amberg-Sulz-

bach seit Oktober 2010 den Bürgern, Unternehmen, Kom-

munen oder Institutionen im Rahmen der Stiftergemein-

schaft der Sparkasse die Möglichkeit, sich dauerhaft über

eine Namens- oder Themenstiftung für unterschiedlichste

gemeinnützige Zwecke in der Region zu engagieren, so der

Stiftungsbeauftragte der Sparkasse, Edgar Rauch.

Ab einem Kapital von 25.000 Euro kann schon eine Na-

mensstiftung eingerichtet werden. Der Stifter legt dabei fest,

welchen Namen die Stiftung trägt und an wen die Erträge

ausgeschüttet werden sollen. Die Einrichtung der Stiftung

kann zu Lebzeiten oder mittels letztwilliger Verfügung erfol-

gen. „Bei einer Stiftung, die zu Lebzeiten eingerichtet wird,

muss sich der Stifter bei der Festlegung seines Stiftungs-

zweckes nicht auf alle Zeit binden, sondern kann bei geän-

derten Bedürfnissen auch andere Zwecke innerhalb der Sat-

zungszwecke der Stiftergemeinschaft auswählen“, sagt

Dürgner.

Die Stiftergemeinschaft der Sparkasse Amberg-Sulzbach

ist eine Stiftungsplattform, die von der Sparkasse jedem Stif-

tungswilligen innerhalb des Geschäftsgebietes zur Verfü-

gung steht. Die Stiftergemeinschaft ist für den Stifter ein ein-

facher und schneller Weg zur eigenen Stiftung. Mit wenigen

Unterschriften auf einer zweiseitigen Stiftungsvereinbarung

ist eine Stiftung in der Stiftergemeinschaft eingerichtet –

alles Weitere übernimmt die Sparkasse, so Rauch.

Wie Vorstand Werner Dürgner bestätigt, werde das Ange-

bot gut angenommen. So seien bereits einige private Stiftun-

gen in der Stiftergemeinschaft entstanden. Aus den Erträgen

profitieren gemeinnützige Organisationen vor Ort, wie das

Bayerische Rote Kreuz oder das Diakonische Werk ebenso,

wie international tätige Hilfsorganisationen. �

� www.literaturarchiv.de, www.sparkasse-amberg-sulzbach.de

Sinnvolle Produkte, hilfreiche Dienstleistungen, jede

Menge hochkarätiger Experteninformationen, ein bunter

Mix aus Aktionen und Workshops zum Mitmachen und

jede Menge prominenter Gäste und unterhaltsamer

Shows. Das ist die Erfolgsmischung, mit der Deutsch-

lands größte 50plus Messe, die „Die 66“, zum achten Mal

an den Start geht.

Konkret heißt das für 2012: Rund 450 Aussteller, die

aus unterschiedlichen Themenbereichen wie Sport,

Mode, Beauty, Gesundheit, Recht, Finanzen, Wohnen und

Technologie ausgewählte Produkte und Dienstleistun-

gen präsentieren, die auf die Wünsche und Bedürfnisse

der Best Ager angepasst sind.

Dazu wird es über 300 Informationsveranstaltungen,

Vorträge, Workshops und Podiumsdiskussionen geben,

die Themenbereiche wie Gesundheit, Wohnen, Recht

und vieles mehr abdecken. Außerdem werden täglich

jede Menge Workshops und Aktionen zum Mitmachen

und Ausprobieren geboten. In diesem Jahr erwarten die

Besucher unter anderem Uschi Glas, Patrick Lindner und

Grünen-Chefin Claudia Roth.

Die „Die 66“ findet vom 20. bis 22. April im M,O,C,

München statt und ist täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

Alle Vorträge, Workshops und Bühnenprogramme sind

im Eintrittspreis von 7 Euro enthalten. �

� www.die-66.de

Aktuelles

Für alle die mehr vomLeben wollen

Deutschlands größte 50plus Messe öffnetvom 20. bis 22. April ihre Tore in München

Page 40: Magazin Werte stiften Ausgabe 01/2012

40 � Werte stiften

Berichte und Kampagnen

Hilfe, Schutz und Geborgenheit Kinderrechte Afrika e.V. unterstützt Kinderschutzzentren und Waisenhäuser in Westafrika

„Ich bin dreizehn Jahre alt. Mein Vater hat mich zu seiner

jüngeren Schwester gegeben. Bei ihr sollte ich etwas lernen.

Eines Tages nahm mich meine Tante mit zu einem Mann. Sie

unterhielten sich, dabei schlief ich ein. Als ich aufwachte,

war meine Tante fort. Der Mann sagte mir: „Du bist jetzt

meine Frau. Ich nehme dich mit zu mir. Deine Tante habe

ich bezahlt.“

Diejenige die dies sagt

ist Zélie, ein Mädchen

aus Benin. Sie wurde

auf diese Weise die

Frau eines Mannes, der

schon drei andere

hatte, für umgerechnet

91 Euro. Zwei Wochen

hielt Zélie dieses

Leben aus. Eines Mor-

gens, als sie alleine

war, ist sie geflohen.

Das Mädchen konnte

all das nicht mehr er-

tragen.

Gewalt an Kindern, sexueller Missbrauch, wirtschaftliche

Ausbeutung, Kinderhandel, Vernachlässigung und Diskrimi-

nierung, vor allem von Mädchen, werden unter anderem

seit der Pinhero-Studie im Auftrag der Vereinten Nationen

zunehmend thematisiert. Auch in den betroffenen afrikani-

schen Ländern selbst wird inzwischen offener über das Aus-

maß der Gewalt gesprochen.

Durch ihre sechzehnjährige Arbeit in Afrika kennt die

Organisation Kinderrechte Afrika e.V. aus eigener Erfahrung

die vielfältigen Formen der Gewalt an Kindern, die oft mit

dem Argument der Tradition und lokaler Sitte verteidigt

werden. Mit den afrikanischen Partnern engagiert sich der

gemeinnützige Verein an den Brennpunkten der Gewalt.

Gemeinsam werden Aufklärungskampagnen durchgeführt,

man setzt sich in Politik und Zivilgesellschaft für einen bes-

seren Schutz der Kinder – vor allem der Mädchen – der

jüngsten und schwächsten ein. Kinderrechte Afrika e.V.

kämpft dafür, dass die bestehenden Gesetze zum Kinder-

schutz auch tatsächlich angewandt werden. Dass die Peini-

ger der Kinder durch wirksamen Rechtsbeistand vor Ge-

richt zur Rechenschaft gezogen und der verdienten Strafe

zugeführt werden.

Maßnahmen der Gewaltverhütung und -vorbeugung gehen

immer einher mit konkreter Hilfe für Kinder, die Opfer ge-

worden sind. Dabei spielen die geförderten Kinderschutz-

zentren in Afrika eine wichtige Rolle. Im Zentrum „Bamunam“

(Hoffnung und Leben) in Bamako/Mali werden mehr als

siebzig schwangere Mädchen oder minderjährige Mütter

aufgefangen. Sie kommen aus unterentwickelten ländlichen

Regionen, entfliehen dem traditionellen Joch der erzwunge-

nen Frühehe und suchen in der Hauptstadt – meist als unge-

lernte Haushaltshilfen – ihr Glück. Viele werden schwanger

und versuchen in ihrer Not abzutreiben, landen im Gefängnis.

In Kamerun, einem neuen Ziel des Sextourismus, gera-

ten viele junge Mädchen in die Fallstricke von Lotsen, in kri-

minelle Machenschaften im Gastgewerbe oder werden von

skrupellosen Ar-

beitgebern

schamlos ausge-

nutzt. Laut Stu-

dien der Partner

von Kinder-

rechte Afrika

e.V., CIPCRE und

ALDEPA, prosti-

tuieren sich

Schülerinnen zu-

nehmend, um in

der Schule wei-

terzukommen.

Gleichzeitig

wurde dem Verein bei einem Projektbesuch in Togo, seitens

einer Koalition von Entwicklungs- und Menschenrechtsor-

ganisationen, von den Machenschaften des Kinderhandels

in der Zentralregion, bei denen Kinder bis nach Nigeria und

Gabun verschleppt werden, um als billigste Tagelöhner auf

den Feldern oder als Haushaltshilfen wirtschaftlich ausge-

beutet und in vielen Fällen auch zu Sexsklavinnen degra-

diert werden, berichtet.

Alle diese Kinder brauchen Hilfe. Gemeinsam mit den

afrikanischen Partnern gibt Kinderrechte Afrika e.V. den

Kindern Schutz und Geborgenheit – ein Stück Kindheit. Wie

alle Kinder haben sie ein Recht darauf und auch ein Recht

auf Zukunft. Spendenkonto 4044 bei der Sparkasse Offen-

burg, BLZ 664 500 50 �

� www.kinderrechte-afrika.org

Zélie aus Benin wurde für 91 Euro anihren „Ehemann“ verkauft.

In Kinderschutzzentren finden schwangereMädchen oder minderjährige Mütter ein neuesZuhause.

Page 41: Magazin Werte stiften Ausgabe 01/2012

Werte stiften � 41

Berichte und Kampagnen

Langfristig und nachhaltig helfenBonifatiuswerk gründet Stiftungszentrum, um Glaubensweitergabe nachhaltig zu fördern

von Alfred Herrmann

Seit über 20 Jahren engagieren sich Marlene (63) und Ul-

rich Heinze (68) als aktive Spender für die Kinderhilfe des

Bonifatiuswerkes. Nun stehen sie vor der Frage, wie sie sich

auch über ihren Tod hinaus weitreichender einbringen kön-

nen. Wie die Heinzes wünschen sich immer mehr Men-

schen in Deutschland nachhaltig und langfristig helfen zu

können, zu Lebzeiten und über den Tod hinaus und das be-

reits vom ersten Euro an. Eine einmalige Spende greift vie-

len deshalb zu kurz.

Passende Antworten auf diese Frage eröffnet das 2011 in

Paderborn gegründete „Bonifatius Stiftungszentrum“. Unter

dem Dach des Bonifatiuswerkes der deutschen Katholiken

bietet es umfangreiche Serviceleistungen rund um das

Thema Stiften. Das Bonifatiuswerk steht als katholisches

Diaspora-Hilfswerk seit über 160 Jahren für die Glaubens-

weitergabe in Deutschland, Nordeuropa und dem Baltikum.

Das Spendenhilfswerk unterstützt Kirchengemeinden und

katholische Einrichtungen in Regionen, in denen Katholi-

ken in einer Minderheitensituation ihren Glauben leben.

Im katholisch-kirchlichen Raum ist das „Bonifatius Stif-

tungszentrum“ nach eigenen Angaben durch das umfangrei-

che Angebotsspektrum ein Vorreiter in Sachen Stiftung:

„Jeder kann sich bei uns ab dem ersten Euro in Stiftungen

einbringen“, sagt Stifterbetreuer Volker Jung, „selbst Stiftun-

gen gründen oder eigene Stiftungsfonds betreuen lassen“.

In Form von Zustiftungen besteht die Möglichkeit, schon

mit kleinen Beträgen langfristig zu helfen. Ab einer Einlage

von 5.000 Euro kann mit einem eigenen Stiftungsfonds der

Grundstock für ein langfristiges Engagement gelegt werden.

Darüber hinaus bietet das Stiftungszentrum höher dotierte

Treuhandstiftungen und die Errichtung von rechtsfähigen

Stiftungen an. Ganz gleich, welcher Weg gewählt wird, das

eingebrachte oder über die Jahre zugestiftete Kapital wird

nicht angetastet. Die jährlichen Erträge kommen dem vom

Stifter persönlich festgelegten Stiftungszweck zu Gute. „Der

Stifter kann selbst bestimmen, welchem der Projekte des

Bonifatiuswerkes er mit seiner Stiftung hilft“, so Jung. Der

Stiftungszweck wird ganz individuell mit dem Stifter abge-

stimmt. So kann sich zum Beispiel das Ehepaar Heinze über-

legen, ob sie den Kinderhospizdienst in Berlin, die Seelsor-

gearbeit in Norwegen, die Religiösen Kinderwochen in Ost-

deutschland langfristig unterstützen oder einen eigenen in-

dividuellen Impuls setzen möchten. Zudem können die

Heinzes ihrem Engagement mit einem eigenen Stiftungsna-

men ein nachhaltiges und unverwechselbares Profil geben.

Interessant ist auch das sogenannte Stifterdarlehen, wel-

ches das Bonifatius Stiftungszentrum gerne entgegennimmt.

Dabei stellt der Wohltäter Kapital zur Verfügung. Mit den er-

wirtschafteten Zinsen werden ausgewählte Projekte unter-

stützt. Das eingesetzte Kapital wird nicht angetastet und

kann jederzeit problemlos zurückgefordert werden. �

� www.bonifatius-stiftungszentrum.de

Volker Jung (l.) und Ulrich Franke betreuen die Stifter im BonifatiusStiftungszentrum. Foto: Bonifatiuswerk

Page 42: Magazin Werte stiften Ausgabe 01/2012

42 � Werte stiften

Berichte und Kampagnen

WegweisendesEngagement

Erlanger Forschungsstiftung soll Zukunft sichern

Werte stiften: Herr Prof. Dr. Daniel, die Forschungsstiftung

Medizin am Universitätsklinikum Erlangen wurde im De-

zember 2007 auf Ihr Betreiben hin ins Leben gerufen. Was

gab den Ausschlag zur Stiftungsgründung?

Prof. Dr. Werner G. Daniel: Die Initiative zur Stiftungs-

gründung ging von den Professorinnen und Professoren des

Universitätsklinikums Erlangen aus. Wir wollten ganz ein-

fach mit gutem Beispiel vorangehen. 36 Gründungsstifter, in

erster Linie Klinikdirektoren, Abteilungs- und Institutsleiter,

aber auch der Erlanger Oberbürgermeister Dr. Siegfried Bal-

leis und andere Persönlichkeiten haben mit Zustiftungen

aus ihrem Privatvermögen den Kapitalgrundstock der For-

schungsstiftung aufgebaut. Horst Ohlmann von der DT

Deutsche Stiftungstreuhand AG, die unsere Stiftung verwal-

tet, und ich hatten uns vorher mehrfach zusammengesetzt

und das Konzept der Stiftung im Detail erarbeitet.

Als Vorbild dienten unter anderem die amerikanischen

Universitätsstiftungen. In den USA können praktisch alle

namhaften großen Universitäten und Medical Schools bei

Investitionen für Forschung und Lehre auf die Hilfe eigener

Stiftungen zurückgreifen. Harvard beispielsweise hatte hier

bisweilen über 20 Milliarden Dollar an Stiftungsgeldern zur

Verfügung. Das wirkt sich natürlich auch positiv aus, wenn es

im internationalen Wettbewerb darum geht, die besten Lehrer

und Wissenschaftler für die eigene Hochschule zu berufen.

Sie bieten hierfür eine ganze Reihe an Anreizen, um Spenden

und Zustiftungen sehr attraktiv zu machen. Welche sind dies?

Das ist richtig. Zum einen ist es bei Zustiftungen von

100.000 Euro oder mehr möglich, innerhalb der For-

schungsstiftung eine eigene Namensstiftung, in der Regel

Werte stiften im Gespräch mit Prof. Dr. Werner G. Daniel, Initiator und Vorsitzender des Stiftungsvorstandes der For-

schungsstiftung Medizin am Universitätsklinikum Erlangen, über die Besonderheiten und Ziele der Stiftung.

auf den Namen des Spenders, einzurichten. Bei allen Förde-

rungen, die ganz oder teilweise aus den Erträgen dieser Na-

mensstiftung unterstützt werden, wird dann jeweils auf die

Namensstiftung als Geldgeber hingewiesen. Großspender

erfahren dadurch kontinuierliche Anerkennung, die mit

ihrem Namen verbunden ist. Darüber hinaus besteht auch

die Möglichkeit, Hörsäle und Seminarräume nach Zustiftern

und Spendern zu benennen. Im Mai 2009 wurde beispiels-

weise der Hörsaal der Medizinischen Kliniken und Frauen-

klinik in „Rudolf-Wöhrl-Hörsaal“ umbenannt. Der vor kur-

zem verstorbene Nürnberger Unternehmer und Gründer

der Wöhrl-Modehäuser hatte vorher für die Forschungsstif-

tung eine sehr großzügige Zustiftung für unterschiedliche

Forschungsprojekte geleistet.

Page 43: Magazin Werte stiften Ausgabe 01/2012

Werte stiften � 43

Berichte und Kampagnen

Daneben gibt es das Konzept der „Matching Funds“, ein

Programm, welches für ein deutsches Uni-Klinikum nach un-

serer Kenntnis bislang einzigartig ist.

In der Tat haben wir mit dem Matching Funds-Programm

in Erlangen ein Konzept initiiert, das seit einem Jahr großar-

tige Früchte trägt und in dieser Form nach unserer Kenntnis

bislang an keiner anderen Universitätsklinik praktiziert

wird. Die Idee ist einfach und attraktiv: Jede Geldausschüt-

tung der Forschungsstiftung für einen der Stiftungszwecke

wird seitens des Klinikums, aus seinen Erträgen der Be-

triebe gewerblicher Art, um den gleichen Betrag aufge-

stockt. Damit ist jede Einzelspende tatsächlich doppelt so-

viel wert. Wir erhoffen uns natürlich durch das Matching

Funds-Programm eine zusätzliche Motivation für Spender

und Zustifter. Ich bin im Übrigen auch davon überzeugt,

dass unser Konzept zum Modell für andere Stiftungen an

Universitäten werden kann. Auch für die Bayerische Staats-

regierung könnte es attraktiv sein, Stiftungen an bayeri-

schen Universitäten und Hochschulen durch ein Matching

Funds-Konzept zu unterstützen und Spender damit zusätz-

lich zu motivieren.

Ich muss sagen, die bisherige Entwicklung unserer Stif-

tung macht uns schon etwas stolz: Die Stiftung existiert

jetzt seit vier Jahren, während im Jahr 2010 noch etwa

35.000 Euro an Fördermitteln ausgeschüttet wurden, lag

dieser Betrag im Jahr 2011 – nicht zuletzt aufgrund der Auf-

stockung durch das Matching Funds-Programm – bereits bei

über 430.000 Euro. Die Ausschüttung von Fördermitteln hat

sich also letztlich im Vergleich zum Vorjahr mehr als ver-

zwölffacht.

Wir haben bisher viel über das Stiftungskonzept gespro-

chen. Was sind denn nun die Zwecke, für die das Geld der

Stiftung dann wieder ausgegeben wird?

Unsere Stiftung hat vier große Ziele. Das ist zum einen

die Förderung von Wissenschaft und Forschung in allen Be-

reichen der grundlagenorientierten und klinischen Medizin.

Ein weiteres Ziel liegt in der Förderung von Aus- und Weiter-

bildung, sowohl von Studenten als auch von Ärzten und

Wissenschaftlern sowie von nichtärztlichem Personal. Der

dritte Punkt ist die Förderung von Belangen des öffentli-

chen Gesundheitswesens. Dabei liegt der Schwerpunkt ins-

besondere im Bereich der Prävention und Früherkennung

von Krankheiten. Deswegen unterstützen wir beispiels-

weise die vom Universitätsklinikum veranstaltete Bürger-

Vortragsreihe. Jedes Semester besuchen rund 3.000 interes-

sierte Bürger diese kostenlose, öffentliche Vorlesung, die

etwa 14 mal im Semester stattfindet und sich mit allen The-

men der modernen Medizin aus allen Fachgebieten befasst.

Unser vierter Stiftungszweck liegt in Projekten der Mildtä-

tigkeit, das heißt im Rahmen der medizinischen Versorgung

bedürftiger Patienten. Wenn beispielsweise ein Kind aus

Afrika oder Osteuropa dringend eine Herzoperation benö-

tigt, das Geld hierfür aber nicht zur Verfügung steht, leistet

die Stiftung Hilfe.

Ferner verleiht die Stiftung seit 2009 zusammen mit der

Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität

Erlangen-Nürnberg im Zweijahresrhythmus den Jakob-Herz-

Preis für bahnbrechende wissenschaftliche Leistungen in

der Medizin an herausragende internationale Forscher.

Mit der Stiftung wollen wir dauerhaft ein von öffentlichen

Kreativ und engagiert: Prof. Dr.Werner G. Daniel, Initiator und Vorsitzender des Stiftungsvorstandesder Forschungsstiftung Medizin am Universitätsklinikum Erlangen

Page 44: Magazin Werte stiften Ausgabe 01/2012

44 � Werte stiften

Geldern unabhängiges Förderinstrument für die einzelnen

Stiftungszwecke schaffen. Gleichzeitig ist die Stiftung eine

Plattform für unsere Patienten und Förderer, über die sie die

Forschung am Universitätsklinikum Erlangen sowie die an-

deren Stiftungszwecke insgesamt, aber auch direkt einzelne

Kliniken und konkrete Projekte unterstützen können.

Welche konkreten Projekte stehen aktuell an?

Die Stiftung unterstützt derzeit zahlreiche Projekte,

unter anderem in der Krebs- und Schlaganfallforschung. Ak-

tuell bitten wir beispielsweise um Spenden für zwei For-

schungsprojekte, die die Stiftung unterstützen wird:

In der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Kli-

nik des Universitätsklinikums soll untersucht werden, ob

die gezielte Förderung des Sinnerlebens, also von Aktivitä-

ten und Beschäftigungen, die Spaß machen und Befriedi-

gung verschaffen, den Ausbruch einer Demenz verzögern

kann. Wir nehmen an, dass diejenigen Menschen, die ihr

Leben als sinnvoll empfinden, widerstandsfähiger gegen De-

menzerkrankungen sind.

Ferner wollen wir hier an meiner Klinik mit Unterstüt-

zung der Forschungsstiftung ein Projekt auf den Weg brin-

gen, welches untersucht, ob und inwieweit durch den regel-

mäßigen Genuss von grünem Tee die Cholesterinwerte ge-

senkt werden können. Die traditionelle chinesische Medizin

sagt dies schon lange, gut belegt wurde es jedoch nie. Im

Falle eines positiven Studienergebnisses könnte die medika-

mentöse Cholesterinsenkung hierdurch ergänzt oder teil-

weise reduziert werden.

Sie planen für das kommende Frühjahr eine ungewöhnliche

Initiative zur Förderung Ihrer Stiftung. Verraten Sie uns, was

Sie vorhaben.

In Deutschland wurden alte DM-Scheine und –Münzen

in Milliardenhöhe bislang nicht umgetauscht. Für viele ist

der Aufwand, den Umtausch über eine Landesbank vorzu-

nehmen, zu beschwerlich oder das „alte“ Geld wurde ganz

einfach vergessen. Wir bitten darum, die alten Scheine und

Münzen für die Forschungsstiftung zu spenden. Der Spen-

der erhält eine Spendenquittung über den umgerechneten

Euro-Betrag und kann diesen beim Finanzamt absetzen. An-

nahmestellen für die DM-Spenden werden alle Zahlstellen

des Universitätsklinikums Erlangen sein.

Wie werden die Erträge der Stiftung verteilt?

Spenden und Zustiftungen, die für Projekte einer be-

stimmten Klinik eingehen, werden im Einklang mit den Stif-

tungszwecken von dem jeweiligen Klinikdirektor abgeru-

fen. Wird die Forschungsstiftung insgesamt bedacht, ent-

scheidet der Stiftungsrat, dem übrigens auch unser Bayeri-

scher Innenminister Joachim Herrmann und der Erlanger

Oberbürgermeister Dr. Balleis angehören, welches Projekt

mit welcher Priorität gefördert werden soll.

Zum Abschluss noch eine persönliche Frage. Was hat Sie

dazu bewogen, sich als Stifter und Stiftungsinitiator zu

engagieren?

Dazu muss ich kurz ausholen. Wenn Sie in Deutschland

in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens etwas ändern

und auf die Beine stellen wollen, ist die Tendenz zunächst

groß zu rufen ‚das muss doch der Staat richten, das ist doch

staatliche Zuständigkeit.‘ Die Amerikaner denken hier in

der Regel ganz anders und sagen ‚wenn wir etwas nicht

selbst in die Hand nehmen, wird es nicht erfolgreich umge-

setzt.‘ Diese letztere Einstellung liegt mir sehr nahe, und da

einer ja beginnen muss, habe ich die Initiative 2007 ergrif-

fen. Ich hatte dann das Glück, auf Herrn Rechtsanwalt Ohl-

mann von der DT Deutsche Stiftungstreuhand AG zu treffen,

der im Stiftungsbereich über große Kenntnisse verfügt. Bis-

lang bin ich zufrieden, wie sich die Stiftung in den letzten

vier Jahren entwickelt hat und ich bin absolut sicher, dass

die Stiftung nicht erst in 10 oder 20 Jahren einen wichtigen

und verlässlichen Beitrag zum Ausbau der bereits heute be-

stehenden wissenschaftlichen und klinischen Exzellenz un-

seres Universitätsklinikums leisten wird.

Werte stiften bedankt sich bei Ihnen für das interessante

Gespräch und wünscht Ihnen für Ihr Engagement weiterhin

viel Erfolg. Das Interview führte Michael Kniess

Rechtsanwalt Horst Ohlmann im Gesprächmit Prof. Dr. Werner G. Daniel

Berichte und Kampagnen

Page 45: Magazin Werte stiften Ausgabe 01/2012

Naturkatastrophen wie Erdbeben, Wirbelstürme oder Über-

flutungen können wir nicht abwenden. Doch wir können

mit dafür sorgen, das Leid der betroffenen Menschen zu lin-

dern und dafür zu sorgen, dass sie nicht ihre Hoffnung, ihre

Gesundheit oder gar ihr Leben verlieren. Deshalb hilft das

Bündnis Aktion Deutschland Hilft den Menschen in Krisen-

gebieten dieser Welt nach einer (Natur-)Katastrophe sowie

in Ländern, die

häufig von Kata-

strophen betrof-

fen sind, vorzu-

sorgen. Gemein-

sam helfen die

21 angeschlosse-

nen Hilfsorgani-

sationen den

Menschen, ge-

wappnet zu

sein für ein

neues Erdbe-

ben, einen

neuen Wirbel-

sturm, einen

Tsunami.

Vorsorge ist jedoch nicht nur für andere wichtig, son-

dern auch für uns selbst. Aus diesem Grund überlegen

immer mehr Menschen, ein Testament zu machen. Sie wol-

len rechtzeitig und mit klaren Gedanken Vorkehrungen tref-

fen, Vorkehrungen, die ihren Nachlass in gute und zuverläs-

sige Hände geben. Der Gesetzgeber hat in Bezug auf Verer-

ben und Erben vieles geregelt – und dennoch hat jeder ein-

zelne von uns genügend Spielraum, alles so anzuordnen, wie

er es möchte. Wer soll was bekommen und wie viel? Und:

Wie können Engagement für Menschen in Katastrophenge-

bieten mit den Bedürfnissen von Angehörigen und Freun-

den vereinbart werden? Aktion Deutschland Hilft hat aus

diesem Grunde eine Broschüre herausgegeben, die einen er-

sten Überblick über die wichtigsten Regelungen im Erb-

recht gibt (erhältlich über Deutschland Hilft, Kaiser-Fried-

rich-Straße 13, 53113 Bonn).

Wer ein Testament verfasst, möchte dadurch vor allem

eines: mit Sicherheit wissen, dass sein Nachlass an genau die

Menschen geht, die man dafür bestimmt hat. Man fragt sich

zunächst, was eine gerechte Aufteilung wäre. Manchmal geht

es aber auch darum, bedürftigeren Angehörigen etwas mehr

Unterstützung zukommen zu lassen. Mehr vielleicht, als

ihnen per Gesetz zustünde. Oder es gibt Menschen außer-

halb des Familienkreises, die einem am Herzen liegen und

die ganz einfach mehr Hilfe und Zuwendung brauchen. Auch

ein über den Tod hinaus andauerndes Engagement für Men-

schen in Not kann in ein Testament einbezogen werden. �

� www.aktion-deutschland-hilft.de

Berichte und Kampagnen

Engagement über den Tod hinausErbschaftsbroschüre von „Aktion Deutschland Hilft“ gibt Tipps und Anregungen

Page 46: Magazin Werte stiften Ausgabe 01/2012

46 � Werte stiften

Berichte und Kampagnen

Ein außergewöhnlicher Lebensweg,ein herausragendes Lebenswerk

Dauerausstellung macht Leben und Werk Albert Schweitzers greifbar

Albert Schweitzer war zeitlebens zwischen den Kontinen-

ten unterwegs. Grenzen zu überschreiten, charakterisierte

nicht nur sein außergewöhnlicher Schritt, eine Doppelkar-

riere als Professor und Musiker aufzugeben, um Medizin zu

studieren und in Äquatorialafrika ein Spital aufzubauen.

Grenzen zu überschreiten entsprach auch dem Wesenskern

seines Denkens.

In der Theologie hat er mit seiner Deutung des ge-

schichtlichen Jesu als ethische Persönlichkeit ebenso neue

Wege beschritten wie in der Bachinterpretation oder ganz

grundsätzlich in seinem philosophischen Denken. Letzteres

begründete eine universell gültige Ehrfurchtsethik, die

jedem von uns eine grenzenlose Verantwortung für alles

was lebt, vor Augen führt.

Mit der Dauerausstellung „Grenzenlose Menschlichkeit

im Denken und Handeln“ zeichnet das Deutsche Albert-

Schweitzer-Zentrum in Frankfurt jenen Lebensweg

Schweitzers nach. Die im Herbst 2009 aufgebaute Ausstel-

lung führt repräsentativ einen Querschnitt dessen vor

Augen, was Albert Schweitzers Leben und Werk in ihrer

Vielfalt, in ihrem Facettenreichtum und in seiner Universa-

lität bedeuten. Der Wesenszug seines grenzüberschreiten-

den Unterwegsseins findet sich symbolisch verdichtet in

seinem Reisekoffer, der als originales Objekt im Zentrum

der Ausstellung steht. So wird auch der Besucher eingela-

den, sich auf den Weg zu machen, um an einer biographi-

schen Eingangsstation und acht Begegnungs- und Erfah-

rungsstationen Leben und Werk des Musikers, Theologen,

Kulturphilosophen, Ethikers, Friedensmahners, Spitalgrün-

ders und Arztes zu erkunden.

„Wir wollen als Deutsches Albert-Schweitzer-Zentrum

sowohl Leben als auch Werk Schweitzers dokumentieren,

um auch der breiten Öffentlichkeit die Möglichkeit zu bie-

ten, sich über ihn zu informieren und Einblick in sein geisti-

ges Erbe zu bekommen“, sagt Dr. Gottfried Schüz, der die

Ausstellung als Vorsitzender der Stiftung Deutsches Albert-

Schweitzer-Zentrum (über die Stiftungsarbeit berichtete

Werte stiften in Ausgabe 09/2011), konzipiert und in seinen

tragenden Teilen auch installiert hat.

Zukunftsweisende Perspektivenfür die junge Generation

Für den Leiter des Staatlichen Studienseminars für das

Lehramt an Grund- und Hauptschulen in Mainz ist sein En-

gagement für Albert Schweitzers Werk eine Selbstverständ-

lichkeit. „Da unsere Stiftung die zentrale Aufgabe hat, das

Werk Schweitzers zu verbreiten, in den Bildungseinrichtun-

gen zu verankern und vor allem auch die junge Generation

für Schweitzer zu begeistern und ihr mit seiner Ethik zu-

kunftsweisende Perspektiven zu vermitteln, war klar, dass

ich mich in der Ausstellung engagiere“, sagt Schüz. In die-

ser sieht er die Möglichkeit, gerade jungen Menschen,

denen Schweitzer immer weniger ein Begriff ist, diesen

wieder näher zu bringen. Für den inzwischen 62-jährigen,

in der Lehrerausbildung tätigen Schüz war es eine beson-

dere Herausforderung, auf knapp 90 Quadratmetern eine

repräsentative Dauerausstellung zu installieren. Dass er

seine umfangreichen pädagogischen Erfahrungen zu nut-

zen wusste, wird augenscheinlich, wenn man sich die di-

daktischen Elemente der Ausstellung betrachtet, die er ge-Dr. Gottfried Schüz, Vorsitzender der Stiftung Deutsches Albert-Schweit-zer-Zentrum. Foto: Norbert Muguletz

Page 47: Magazin Werte stiften Ausgabe 01/2012

Berichte und Kampagnen

meinsam mit Graphiker Harald Kubiczak in Eigenregie um-

gesetzt hat. Neben anschaulicher musealer Präsentation

und Information werden dem Besucher an den einzelnen

thematischen Stationen persönliche Begegnungsmöglich-

keiten eröffnet: Bild, Wort, Ton und Interaktion regen zu

einer persönlichen Auseinandersetzung mit Schweitzers

Lebenswerk an.

Hierzu dienen unter anderem Hörstationen mit Original-

aufzeichnungen von Orgelkonzerten und Vorträgen

Schweitzers ebenso wie Auszüge aus seinem Leben und

Denken in Film und Ton. An Interaktionstafeln mit Magnet-

elementen erhält der Besucher Gelegenheit, sich mit grund-

legenden Denkansätzen seiner Ethik und deren Aktualität

auseinanderzusetzen.

„Eine Aktualität, die gerade für junge Leute hoch interes-

sant ist“, betont Schüz. Konflikte, die Schweitzer hatte, kehr-

ten auch in diesen Tagen wieder. „Es ging Schweitzer darum,

seinem eigenen Gewissen zu folgen und sich nicht dem,

was von außen an Erwartungen an ihn herangetragen

wurde, anheim zu geben.“

Man müsse Schweitzer als eine der bedeutendsten Per-

sönlichkeiten der Gegenwart ins Zentrum rücken, dessen

geistiges Werk wesentliche Schlüssel für die Lösung unserer

Zukunftsfragen enthalte, so Schüz. Die universelle Ethik, die

Schweitzer begründet habe und die Ehrfurcht gegenüber

allem Leben fordert, sei als der alternativlose Weg zur Lö-

sung unserer Weltprobleme anzusehen. „Die Ehrfurchts-

ethik eröffnet angesichts der gesellschaftlichen, ökologi-

schen und politisch-weltanschaulichen Spannungen und

Gegensätze Wege zur Humanisierung aller Lebensbereiche

in eigener freier Verantwortung.“

„Schweitzers geistiges Werk ist derSchlüssel für viele Zukunftsfragen“

Zahlreiche Vitrinen zeigen erstmals Originalbriefe sowie

Bild- und Textdokumente, die Stationen in Schweitzers Den-

ken und Wirken veranschaulichen. Brettspiele, Kreuzwort-

rätsel und ein PC-Quiz nach dem Muster von „Wer wird Mil-

lionär“ regen schließlich dazu an, das Erfahrene zu überprü-

fen und zu vertiefen.

Begleitend zur Ausstellung wurde im Dezember ein Aus-

stellungskatalog aufgelegt, der neben den Haupttexten der

Ausstellung auch Faksimiles der verschiedenen Werke

Schweitzers enthält und so als Kompendium eine ebenso

bündige wie anschauliche Einführung in Leben und Werk

des Friedensmahners geben kann. �

� www.albert-schweitzer-zentrum.de

Page 48: Magazin Werte stiften Ausgabe 01/2012

48 � Werte stiften

Vermögen und Finanzen

Seit der letzten großen Finanzkrise 2008 befand sich die

Weltwirtschaft in einem sehr fragilen Zustand. Schien es

noch 2009 und 2010 so, dass eine schnelle Erholung, insbe-

sondere getragen von einer starken Nachfrage aus den

Schwellenländern, möglich ist, so wurden diese Hoffnungen

alsbald durch das Aufkommen der Schuldenkrise mehrerer

Euro-Staaten begraben. Diese Staatsschuldenkrise verbun-

den mit einer schwachen Erholung der US-Wirtschaft bilde-

ten 2011 eine gefährliche Gemengelage, der insbesondere

die Politik hilflos gegenüber stand.

Auch das gerade begonnene Jahr steht weiter im Zei-

chen der Staatsschuldenkrise. Während die USA langsam

erste Anzeichen einer Erholung der Konjunktur aufweisen,

konnte die Eurozone ihre Probleme bislang nicht lösen und

musste zuletzt sogar ein Schrumpfen der Wirtschaftslei-

stung verkraften. Insbesondere die Probleme in Griechen-

land konnten bis heute nicht gelöst werden und auch Portu-

gal mit seiner international nicht wettbewerbsfähigen Wirt-

schaft sowie Spanien mit einer Arbeitslosenquote von über

20 Prozent und einer Jugendarbeitslosigkeit von rund 50

Prozent stellen noch große Herausforderungen dar. Hierzu

zählt es in den kommenden Jahren in erster Linie die Staats-

haushalte zu sanieren und das Wirtschaftswachstum zu för-

dern. Insgesamt dürften jedoch die Unsicherheiten rund

um die Schuldenkrise das Wachstum vor allem in Europa

weiterhin belasten.

Steigendes Zinsniveau kurzfristignicht absehbar

Konnten sich Anleger in der Vergangenheit in unsiche-

ren Zeiten in den sicheren Hafen Staatsanleihen flüchten, so

stellt sich die Situation spätestens seit dem Jahr 2011 deut-

lich schwieriger dar. Die von den Finanzmärkten noch als si-

cher gehandelten Länder, wie beispielsweise Deutschland,

bieten teilweise Renditen unterhalb des Leitzinses von 1,0

Prozent. Neben dem Sicherheitswunsch vieler Investoren ist

dies auch den Zielvorgaben der großen Notenbanken ge-

schuldet. Sowohl die Bank of Japan, als auch die amerikani-

sche Fed und die europäische EZB halten ihren Leitzins zwi-

schen 0 und 1 Prozent und signalisieren kurzfristig keine

Veränderung. Denn solange die jeweilige Wirtschaft

schwach bleibt, bleibt die Inflation tief. Und dies sogar im

Umfeld einer global stark steigenden Geldmenge, die die

Notenbanken zur Stützung der internationalen Finanz-

märkte eingeleitet haben. Bei einem schwachen strukturel-

len Wachstum wäre sogar die Gefahr einer Deflation vor-

handen. Nachdem in 2011 die Inflationsrate noch über dem

Zielkorridor der EZB gelegen hat, dürfte diese im laufenden

Jahr in Folge eines schwächeren Wachstums und damit

nachlassender Rohstoffpreise zurückgehen. Auch in den

USA und in China war die Inflation jüngst rückläufig.

Damit dürften sich jedoch auch die Hoffnungen vieler An-

leger auf ein steigendes Zinsniveau in absehbarer Zeit zer-

schlagen. Zwar dürfte der Renditerückgang in den Kernmärk-

ten (USA, Deutschland, Schweiz etc.) abgeschlossen sein, ein

Anstieg der Renditen wird jedoch aufgrund der verhaltenen

Wachstumsaussichten allerhöchstens moderat ausfallen. In

diesem Umfeld sind für den langfristigen und auch sicher-

heitsorientierten Anleger, insbesondere auch im Hinblick auf

die hohe Unsicherheit über die zukünftige Politik in der Euro-

zone, Staatsanleihen außerhalb der Eurozone zu bevorzugen.

Diese dürften gemeinsam mit Unternehmensanleihen mittel-

fristig besser abschneiden. Eine damit verbundene Diversifi-

zierung auf Währungsebene ist ein weiterer positiver Aspekt.

Trotz jüngster Gewinne des US-Dollar bleibt dieser wenig at-

traktiv. Aber auch der Euro ist weiterhin großen Gefahren auf-

grund der noch offenen Lösung der Schuldenkrise ausgesetzt.

Als Alternativen bieten sich hier beispielsweise weiterhin

Norwegen und Schweden an (etwas risikoreicher stellt sich

Polen oder die Türkei dar), während Australien bereits eine

überbewertete Währung aufweist.

Das Jahr 2012 deutet bislang keine Erleichterung für Inve-

storen an. Die ungelösten Probleme der Eurozone, die noch

immer schwächelnde US-Wirtschaft sowie Unsicherheiten

über die weitere Entwicklung in den Schwellenländern er-

schweren Anlageentscheidungen weiterhin erheblich. Der

sich immer stärker verschiebende ökonomische Schwer-

punkt in Richtung Schwellenländer macht auch ein langfristi-

ges Umdenken bei Investitionsentscheidungen erforderlich. �

Verhaftet in der SchuldenkriseEin Blick zurück in die Zukunft

von Holger Carstens

Page 49: Magazin Werte stiften Ausgabe 01/2012

Werte stiften � 49

Vermögen und Finanzen

Vielen Stiftern ist nicht bewusst, dass sie über die Stiftung hin-

aus Werte stiften können. Auch die Art, wie die Gelder der Stif-

tung angelegt sind, kann sinnvolle Werte schaffen.

Geschlossene Fonds im Bereich erneuerbarer Energien

werden aufgelegt, um konkrete Projekte wie Windparks, Bio-

gas- oder Solaranlagen zu finanzieren. Der Anleger kann sich

innerhalb eines begrenzten Zeitraums beteiligen. Ist das für

die Projektrealisierung benötigte Eigenkapitalvolumen er-

reicht, wird der Fonds geschlossen. Alle Details zum Investiti-

onsvorhaben sind in einem geprüften und genehmigten Ver-

kaufsprospekt dargestellt. Dabei werden die Chancen und et-

waige Risiken dieser Geldanlage aufgelistet.

Erneuerbare Energien-Fondsals Alternative

Solarfonds mit sieben Prozent Ertrag pro Jahr, Investitionen

in Windparks mit acht Prozent jährlicher Ausschüttung, Biogas-

fonds können sogar bis zu zehn Prozent Ertrag pro Jahr brin-

gen. Damit haben sich Geldanlagen in erneuerbare Energien

als interessante Alternativen

für Anleger entwickelt.

Die Anlagedauer von Er-

neuerbare-Energien-Fonds ist

in der Regel auf 20 Jahre aus-

gelegt. Denn so lange kann der

Fonds mit den festgelegten

Preisen aus dem Erneuerbare-

Energien-Gesetz rechnen. Der

Profit für die Anleger kommt

aus den Erträgen, die das Pro-

jekt aus den Einspeiseerlösen

der „sauberen“ Energie erwirt-

schaftet. Anleger investieren

direkt in Sachwerte, also in So-

larparks, Wind- und Biogasanla-

gen. Außerdem: Energie wird

immer gebraucht und die Si-

cherstellung der Energiever-

sorgung ist eine vordringliche

Aufgabe. Neben dem klassischen Beteiligungsmodell des ge-

schlossenen Fonds gibt es auch Zinspapiere, über die in er-

neuerbare Energien investiert wird. Der Anleger gibt an das

Unternehmen ein nachrangiges Darlehen und erhält dafür

jährlich eine Zinszahlung aus den Jahresüberschüssen.Laufzei-

ten bis zu 10 Jahren machen solche Papiere als Alternative in-

teressant. Auch hier gilt: Es handelt sich um Unternehmensbe-

teiligungen mit allen Chancen (hohe Rendite), aber auch Risi-

ken (Ausbleiben oder Ausfall der Zinszahlungen oder Kapital-

rückzahlung). Der Unterschied zum „klassischen“ geschlosse-

nen Fonds: Das Anlegergeld fließt nicht direkt in einen Anteil

an z.B. einem Solarpark, sondern in ein Unternehmen, das in

diese Sachwerte investiert. Die Mindestbeteiligung an solchen

„grünen Geldanlagen“ beträgt in der Regel 5.000 Euro. Statt

einer Beteiligung an einem Fonds oder einem Zinspapier kön-

nen Anleger ab einer Größenordnung von 100.000 Euro auf-

wärts auch in individuelle Erneuerbare-Energie-Projekte inve-

stieren. Hier lohnt die konkrete Nachfrage bei Anbietern sol-

cher „grünen Geldanlagen“. �

� www.geldmitsinn.de, www.greenvalue.de

Erneuerbare Energien schaffenbleibende Werte

Gutes und Nachhaltiges für die Umwelt und zukünftige Generationen zu tun

von Anette Rehm

Page 50: Magazin Werte stiften Ausgabe 01/2012

50 � Werte stiften

Recht und Steuern

Seit 1. Januar dieses Jahres hat das Zentrale Testamentsregi-

ster seinen Betrieb erfolgreich aufgenommen. In den ersten

Tagen wurden bereits mehrere hundert erbfolgerelevante

Urkunden registriert und gleichzeitig tausende Sterbefall-

mitteilungen bearbeitet. „Nach den intensiven Vorbereitun-

gen in den letzten Monaten freuen wir uns, dass es jetzt

richtig losgeht. Alle Registervorgänge laufen wie geplant

ab“, sagt Dr. Thomas Diehn von der Bundesnotarkammer

und Leiter des Registers.

Das Testamentsregister ermittelt im Todesfall, ob für den

Verstorbenen ein Testament, ein Erbvertrag oder eine son-

stige erbfolgerelevante Urkunde in amtlicher Verwahrung

existiert. Das Ergebnis wird dem zuständigen Nachlassge-

richt mitgeteilt. Liegt eine Urkunde vor, so wird auch die

verwahrende Stelle (also der Notar oder das Gericht) infor-

miert, damit diese die Urkunde an das Nachlassgericht ab-

liefern kann.

Alle Benachrichtigungen im Sterbefall erfolgen in beson-

ders gesicherter elektronischer Form. Damit wissen die Be-

teiligten innerhalb eines Tages Bescheid: „Bisher wurden die

Informationen zwischen Verwahrstelle, Geburts- und Sterbe-

fallstandesamt sowie Nachlassgericht postalisch übermittelt.

Es war dringend erforderlich, dass dieser zeit- und fehleran-

fällige Informationsaustausch durch ein modernes System

abgelöst wird. Das Register ist schnell, effizient und sicher“,

so Diehn.

Zu den Vorteilen des Registers zählt, dass die Erben über die

Verteilung des Nachlasses schneller Bescheid wissen und so

Planungssicherheit erlangen. Gleichzeitig hat auch derje-

nige, der beispielsweise durch ein notarielles Testament

seine Nachfolge geregelt hat, die Gewissheit, dass sein Testa-

ment tatsächlich gefunden und sein letzter Wille auch ver-

wirklicht wird. „Notarielle Testamente werden immer in

amtliche Verwahrung genommen. So sind sie vor Verlust

und Verfälschung gesichert.

Ein häufiges Missverständnis ist laut Diehn die Annahme,

dass im Register auch der Inhalt der jeweiligen Urkunde

vermerkt sei. „Niemand muss befürchten, dass sein letzter

Wille an zentraler Stelle vermerkt würde. Das Register kennt

nur die Verwahrangaben einer Urkunde, das heißt insbeson-

dere den Namen des Erblassers und den Ort, wo seine Ur-

kunde verwahrt wird. Wie das Erbe verteilt werden soll,

steht hier nicht. Das Register kann im Übrigen auch nur von

Notaren und Gerichten in ihrer amtlichen Funktion abge-

fragt werden – zu Lebzeiten des Erblassers setzt dies zudem

sein Einverständnis voraus.“

Geführt wird das Register von der Bundesnotarkammer,

die bereits seit 2003 auch das Zentrale Vorsorgeregister be-

treibt und so über die nötige Erfahrung verfügt. Informatio-

nen sind telefonisch gebührenfrei unter 0800 3550700 er-

hältlich. �

� www.testamentsregister.de

Testamentsregister erfolgreich gestartetRegistrierung gewährleistet sicheren und schnellen Informationsfluss im Sterbefall

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