Münchner Str.41 Weiß-Blaue Rundschau · Rundschau für Altbayern,Franken und Schwaben Kultur...

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Weiß-Blaue Rundschau für Altbayern, Franken und Schwaben Kultur - Politik - Wirtschaft - Wissenschaft Nr. 6 - 55. Jahrgang Dezember 2012 / Januar 2013 B 13053 Münchner Str. 41 83022 Rosenheim Bairisch - bedrohte Sprache Prinzregent Luitpold Hl. Barbara Heimatbund Niedersachsen Veranstaltungen

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  • Weiß-BlaueRundschau

    für Altbayern, Franken und Schwaben

    Kultur - Politik - Wirtschaft - WissenschaftNr. 6 - 55. Jahrgang Dezember 2012 / Januar 2013

    B 13053Münchner Str. 41

    83022 Rosenheim

    Bairisch- bedrohte Sprache

    Prinzregent Luitpold

    Hl. Barbara

    HeimatbundNiedersachsen

    Veranstaltungen

  • 2 WBR

    Maximilian von Montgelas, derSchöpfer des modernen bayrischenStaates, hat vor 200 Jahren, durch dasReligionsedikt von 1809, in Bayernneben anderen kirchlichen Bräuchenauch die öffentliche Aufstellung vonKrippen verbieten lassen. Montgelaswar aufgeklärter, liberaler Geist. DieReligionstoleranz des Reformmini-sters, der die Protestanten nach Bayernholte, ist ein Meilenstein christlicherKlarheit. Aber die Ausklammerungvon kirchlichen Bräuchen und Festenaus dem öffentlichen Bewusstseinkann auch heute nicht im allgemeinenInteresse sein.

    Im Gegenteil: Unsere moderne Ge-sellschaft lebt von geistig-geistlichenVoraussetzungen, von althergebrach-ten christlichen Festen und Symbo-len, die sie übernimmt und pflegt, umöffentliches Leben zu gestalten – umdarauf zu verweisen, wem wir unserLeben verdanken und zu wem wir der-einst zurückkehren. Solche Einsichtmacht hellsichtig für das, was hienie-den zu tun ist. Bethlehem versinnbild-licht himmlischen Widerspruch gegenUnmenschlichkeit: Im Angesicht derKrippe wird sinnenfällig, dass GottesWirklichkeit unsere Realität durch-

    kreuzt, erhellt, erleuchtet und untereinen guten Stern stellt.

    Der Stall, das kleine Kind, die als Wun-der empfundene Geburt, die angesichtsder Umstände erstaunliche Harmonieder Eltern… Könige, besser: Weiseaus fernen Ländern, die es verstehen,einen machtgierigen Potentaten zuüberlisten und ihm den Ort der gött-lichen Geburt zu verschweigen, Hir-ten, rauhe Burschen, die überraschendfestlich und fein gestimmt sind – allesAusdruck für eine Mitmenschlichkeit,die sich nicht irritieren lässt von Ge-meinheit, Großmannssucht, von elen-der Mühe und Plage. Gott kommt alsMensch zur Welt. Er hat Gesicht undNamen. Er kommt uns hautnah.Weil er einer wie wir wird, leuchtet inder Finsternis wahre Humanität auf,eine ansteckende, überzeugende Men-schenfreundlichkeit – eine, die selbstin der größten Krise darauf verzichtet,sich maßlos wichtig zu nehmen, an-dere zu verdrängen, sie gar nicht erstbei sich haben zu wollen. „Frieden aufErden“ heißt es im Gesang der Engel.Solche Botschaft meint eine Idee vomLeben, eine Mitmenschlichkeit, dieuns täglich neu aufgetragen ist. Weih-nachten ist die Botschaft der Konkur-renzlosigkeit, - darin hat der SoziologeGeorg Simmel bereits vor über 100Jahren die heilsame Bedeutung vonWeihnachten für die moderne Gesell-schaft zugespitzt.

    Der Gott, an den wir Christenmenschengemeinsam glauben, ist konkurrenzlosin seinem Verzicht auf Allmacht. Kon-kurrenzlos in der Nähe noch zum er-barmungswürdigsten Menschen. Dasist himmlischer Maßstab, an dem wirselber gemessen werden. Zur Weih-nacht, zur Menschwerdung gehörendie Erinnerung und das Bewusstsein,dass wir selbst wahrer Mensch wer-den sollen. „Mach´s wie Gott, werdeMensch“ ist ein beliebter, durchausbiblisch fundierter Sprayerspruch. Wirwissen um Menschen, die sich ange-sichts beinharter Konkurrenz nichtoder nicht mehr entfalten, die nichtmithalten können.

    Es ist unsere Aufgabe, wohltätig zusein, ihnen wohl zu tun und an einerKultur mitzuwirken, in der, wie an derKrippe, jeder und jede einen Platz hat.

    Die Weihnachtskrippe, gleich in wel-chem Format, ist die Abbildung zarter,verletzlicher und zugleich bezaubern-der, anrührender Mitmenschlichkeit.

    Alle Krippen bergen die große Idee fürdie Realität; sie ziehen den Blick derBetrachtenden auf sich, auf das Kleine,und lenken ihn zurück auf die großeWelt, in der das Detail jedes menschli-chen Lebens unsere schwebende Auf-merksamkeit verdient. Weihnachtendient dem Leben und der Menschen-freundlichkeit.

    Heilsames Weihnachten

    Wir wünschen allen Mitgliedern und Freunden, allen Leserinnen und Lesern

    Frohe und gesegnete Weihnachten sowie alles Guteund Gottes Segen im Jahr 2013

    Landesverband, Kreisverbände des Bayernbund e.V. und die Redaktion der Weiß-Blauen Rundschau

    von Susanne Breit-KeßlerRegionalbischöfinOberkirchenrätin im KirchenkreisMünchen-Oberbayern und StändigeVertreterin des Landesbischofs

    WEIHNACHTEN

  • WBR 3

    EDITORIAL

    Wohlstand oder Wohlergehen- was zählt mehr

    Die Weiß-Blaue Rundschau ist dasoffizielle Organ des Bayernbund e.V.

    Aus dem Inhalt

    Editorial 3Gefahr aus Brüssel fürkommunale Wasserversorgung 4BR-Studie Bayern 4Bayern ist solidarisch,... 5Studie zur NS-Vergangenheit 6Bairisch - bedrohte Sprache 7Ludwig II. in Schneeweiß 8Prinzregent Luitpold 9Prinzregententorte 11Heilige Barbara 12Heimatbund Niedersachsen 13

    AusstellungenKrippensammlungim Bayer. Nationalmuseum 14Die besten Münchner Zithermacher 15

    Bayerischer Verfassungstag 16Neuer Bezirksheimatpfleger 18Helmut Zöpfl "Weihnachtn..." 19Holz Gerhard 40 Jahre 20

    Bücher 21Aschaffenburg...Industriekultur in BayernOberbaierischer Kalender

    VerbändeKV RosenheimEuropa der Regionen 22

    KV Weilheim-Schongau/Garmisch-PartenkirchenEhrenring-Verleihung 23Strafvollzug im Mittelalter 26

    KV OberlandKulturfahrt Alz-Salzach 24

    KV DachauHinterlandsgeschichten 25

    Veranstaltung 26

    Impressum 27______________________________

    Titelbild:

    Heilige FamilieItalien, um 1730/40Terrakotta, farbig gefaßt

    Bayer. Nationalmuseum München(siehe auch Seite 14)

    Die Weltist heu-te vollerW i d e r -s p r ü -che, sagtder Zu-k u n f t s -forscherO p a -s c h o w -ski. Wir

    haben größere Häuser, aber kleinereFamilien. Wir haben den Besitz ver-mehrt, aber die Werte reduziert. Wirhaben mehr Bequemlichkeit, aberweniger Zeit sie zu genießen und wirspeichern eine Fülle von Informatio-nen, aber wir reden weniger miteinan-der. Wir messen den Wohlstand unse-res Landes am Brutto-Sozialprodukt.Darin wird das Wohlleben der Gesell-schaft, nicht aber das Wohlergehen derMenschen erfasst. Reicht uns das?

    Es reicht nicht, wie Opaschowski inseiner jüngsten Umfrage ermittelt hat.Vier „F“ werden aus der Sicht einergroßen Mehrheit der Befragten in un-serem Land das Wohlleben in der Zu-kunft bestimmen:Familie, Freunde, Freiheit, Frieden.

    Die Menschen wollen offensichtlich inZukunft nicht immer mehr Wohlstand,sondern mehr persönliches Wohlerge-hen. Die Politik ist gefordert, Voraus-setzungen dafür zu schaffen, dass dieMenschen diese Werte leben können.Doch da ist nicht nur die Politik inder Pflicht. Unsere ganze Gesellschaftmuss sich wieder stärker bewusst ma-chen, dass diese Werte nur dann für dieZukunft gesichert werden, wenn derEinzelne bereit ist mehr Verantwortungfür sich und andere zu übernehmen.

    Wir haben in den vergangenen Jahr-zehnten vielfach Nächstenliebe undNachbarschaftshilfe durch den Staatersetzt. Aber außer höheren Sozialauf-wendungen durch die öffentliche Handist vieles nicht wirklich besser gewor-den. Der Staat kann mit Geld ebennicht alles richten.

    Es ist deshalb an der Zeit zu erkennen,dass mehr Gemeinsinn und ein daraufaufbauendes bürgerschaftlich organi-siertes Gemeinwesen tragfähiger ist,als wir glauben. Wirkliches und dau-erhaftes Wohlergehen ist nur in eineraktiven, von vielen mitverantwortetenBürgergesellschaft möglich. Sie kanneinen Mehrwert schaffen für Familieund Nachbarschaft. In ihr kann sich imMiteinander Freiheit für etwas entwik-keln und auch die Chance in Friedendie Zukunft zu gestalten.Lohnt es sich nicht, gerade in der Ad-vents- und Weihnachtszeit über dieseFragen nachzudenken?

    Der Advent ist die Zeit der Besinnungund der Vorbereitung auf Weihnach-ten, dem Fest das Liebe und des Frie-dens. Denken wir in dieser Zeit – auchmit Blick auf ein neues Jahr – darübernach, was das Leben und das Zusam-menleben lebenswerter macht. Wiewir trotz aller Hektik mehr Zeit findenfür die Familie und die Freunde undwie wir uns noch stärker auf die Wertebesinnen die uns tragen und auch aufden Glauben der uns hält.

    In diesem Sinne wünsche ich allen Le-sern ein gesegnetes und gnadenreichesWeihnachtsfest, sowie Glück, Gesund-heit und Gottes Segen für das NeueJahr.

    Adolf Dinglreiter, MdL a. D.Landesvorsitzender

    Adolf Dinglreiter MdL a.D.

  • 4 WBR

    POLITIK

    BR-Bayernstudie 2012:

    In Bayern geht's und gut

    Gefahr aus Brüsselfür kommunale Wasserversorgung

    Innenminister Joachim Herr-mann und Umweltminister Dr.Marcel Huber: "Qualität, Sicher-heit und Preis bei Trinkwasservon besonderer Bedeutung - Kla-re Absage an Liberalisierung undKonkurrenzkampf"

    DerkommunalenWasserversorgungdroht erneut Gefahr aus Brüssel.

    Innenminister Joachim Herrmannund Umweltminister Dr. Marcel Hu-ber haben sich jetzt in einem Briefan EU-BinnenmarktkommissarMichel Barnier klar gegen eine Li-beralisierung und Privatisierung indiesem Bereich ausgesprochen.

    Herrmann: „Unsere Wasserver-sorgung eignet sich nicht für ei-nen wirtschaftlichen Konkurrenz-kampf. Denn sie muss sicher, vonhoher Qualität und für jedermannerschwinglich sein. Diese Aufgabeleisten unsere kommunalen Was-serversorger seit Jahrzehnten in be-währter Weise.“

    Sorge bereitet den Ministern der ak-tuelle Entwurf der EU-Kommissionfür eine Konzessionsvergabericht-linie. Er sieht keine Ausnahme fürden Wassersektor vor und will ihnsomit dem Wettbewerb mit Privatenöffnen.

    Marcel Huber: „Das ist der falscheWeg. Unser hochwertiges bayeri-sches Wasser darf nicht zu einerHandelsware werden. Die bishergeltenden Maßstäbe zum Schutz un-serer Bevölkerung dürfen nicht auf-geweicht werden.“

    Huber betonte: „Bei der Versorgungder Bevölkerung mit Wasser gelten ausGründen des Gesundheitsschutzes be-sonders hoheAnforderungen an Sicher-heit und Qualität“. Trinkwasser könnewegen seiner örtlich unterschiedlichenchemischen Zusammensetzung auchnicht beliebig gemischt werden. Damitist es für Durchleitungsrechte – andersals Gas oder Strom – nicht ohne weite-res geeignet.

    Auch bestehe bei einer bloßen Aus-richtung der Wasserversorgung an denwirtschaftlichen Erfolg die Gefahr,dass der Ressourcenschutz, die Be-achtung von Nachhaltigkeitsaspektensowie die Instandhaltung und Erneue-rung der Versorgungsanlagen in denHintergrund treten.

    Herrmann und Huber bezweifeln auchdie Kompetenz der EU für eine Libe-ralisierung des Wassersektors.

    Herrmann: „Die Wasserversorgung istdurch Ortsnähe gekennzeichnet. Sie isteine klassische kommunale Aufgabe,bei der auch die Kommunen am bestenwissen, was zu tun ist. Hier brauchenwir keine Einmischung aus Brüssel.“Schließlich stünde eine Liberalisie-rung der Wasserversorgung auch imWiderspruch zu zahlreichen bisheri-gen Äußerungen der EU-Kommission.Denn diese habe in der Vergangenheitmehrfach versichert, dass die Kommu-nen über die Organisation der Wasser-versorgung frei entscheiden könnten.

    Eine neue Studie des BayerischenRundfunks bestätigt die hohe Le-benszufriedenheit der Menschen inBayern:- 98 Prozent der Bayern leben gerne

    im Freistaat, 79 Prozent sogar "sehrgern".

    - 96 Prozent aller Befragten fühlensich in Bayern wohl und 98 Prozentfühlen sich hier zu Hause.

    - 85 Prozent sind überzeugt: Die Le-bensqualität in Bayern ist höher alsanderswo!

    Tradition und Brauchtum spielt fürimmer mehr Menschen im Freistaateine große Rolle. Gerade auch fürjunge Menschen!- 72 Prozent der Jüngeren finden es

    wichtig, Traditionen zu pflegen.- Die Anzahl derjenigen, die gerneTracht tragen, ist bei den unter30-jährigen höher als beim Gesamt-durchschnitt.

    Bayern - heimatverbunden undweltoffen- 81 Prozent der Bayern ausländischer

    Herkunft leben sehr gerne hier.- 78 Prozent fühlen sich in Bayern

    absolut zu Hause.

    Starkes Zusammengehörigkeitsge-fühl- 82 Prozent empfinden ein starkes

    Zusammengehörigkeitsgefühl inBayern.

    - 78 Prozent sind stolz, Bayern zusein.

    In dieser Studie wird das besondereLebensgefühl in Bayern deutlich -insbesondere bei jungen Menschen.Bayern steht bundesweit am bestenda. Zu dieser Zufriedenheit trägt auchdie wirtschaftliche und soziale StärkeBayerns bei.

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  • WBR 5

    POLITIK

    Bayern ist solidarisch, der Länderfinanzausgleich ist es nicht

    Nach Monaten ergebnisloser Gesprä-che mit den Nehmerländern zum Län-derfinanzausgleich hat die BayerischeStaatsregierung im Juli 2012 beschlos-sen, dieVerfassungsmäßigkeit des bun-desstaatlichen Finanzausgleichs vomBundesverfassungsgericht in Karlsru-he überprüfen zu lassen. Die politischVerantwortlichen eben jener Länder,die unsere Vorschläge zur Neugestal-tung abgelehnt haben, empören sichjetzt lautstark, dass Bayern die Solida-rität im Bund aufkündige, obwohl dasLand über Jahrzehnte selbst vom Län-derfinanzausgleich profitiert habe. DerStaatsregierung geht es bei ihrer Klageaber gewiss nicht um eine Aufkündi-gung, sondern um eine tragfähige undzukunftsfeste Ausgestaltung eben je-ner Solidarität.

    Die Haltlosigkeit und Absurdität desAufkündigungsvorwurfs verdeutlichtbereits ein kurzer Blick auf ein paarwenige Eckdaten des bundesstaatli-chen Finanzausgleichs. Bayerns Ge-samtbilanz im Länderfinanzausgleichist Spiegelbild seiner wirtschaftlichenEntwicklung und belegt zugleich, dassder Freistaat seine Verpflichtungenim Rahmen der länderübergreifendenSolidarität in hohem Maße erfüllt:Aus dem Länderfinanzausgleich hatBayern seit Einführung im Jahr 1950insgesamt rund 3,4 Milliarden Euro er-halten, zuletzt 27,8 Millionen Euro imJahr 1992. Zwischenzeitlich hat Bay-ern ein Vielfaches eingezahlt, insge-samt 38,3 Milliarden Euro, beginnendmit dem Jahr 1989 und durchgehendab dem Jahr 1993 mit seither starksteigender Tendenz.

    Heute zahlen Bayerns Steuerzahler

    von Staatsminister Thomas KreuzerLeiter der Staatskanzlei

    in jedem Jahr mehr in den Länderfi-nanzausgleich als der Freistaat ins-gesamt aus dem System erhalten hat.Die bayerische Zahllast hat sich alleinvon 2003 bis 2011 fast verdoppelt. DerLänderfinanzausgleich im Jahr 2011hat ein Volumen von rund 7,31 Milli-arden Euro. Den Löwenanteil hiervonträgt der Freistaat Bayern mit 3,66 Mil-liarden Euro, gefolgt von Hessen (1,8Milliarden Euro), Baden-Württemberg(1,78 Milliarden Euro) und Hamburg(62 Millionen Euro). Wenn vier Ländergeben und die 12 anderen unabhängigvom Ausmaß ihrer Anstrengungennehmen, dann stimmt etwas mit demSystem nicht mehr.Wenn der Freistaat im nächsten Dop-pelhaushalt 2013 und 2014 für denbundesstaatlichen Finanzausgleich8,2 Milliarden Euro einstellen muss,also knapp zehn Prozent des gesamtenHaushalts, dann hat das nichts mehrmit Solidarität gegenüber den Neh-merländern zu tun, sondern dann gehtes um politische Verantwortung undGerechtigkeit gegenüber der eigenenbayerischen Bevölkerung.

    Bayern steht zu einem solidarischenFöderalismus. Wir stehen zur Unter-stützung schwacher Länder. Als Bay-ern noch Nehmerland war, hat uns dieSolidarität der finanzstarken Ländergut getan; sie war uns Ansporn undUnterstützung für manches, woraufwir heute stolz sind. Niemand kannes deshalb besser nachvollziehen alsBayern, dass finanzschwache LänderHilfe brauchen. Zwischen Solidaritätund Eigenverantwortung muss aller-dings eine Balance bestehen. Und dieist mittlerweile abhanden gekommen:Der Länderfinanzausgleich in seinerjetzigen Form bestraft gute Politik undbelohnt politisches Nichtstun. Er setzt

    viel zu wenig Anreize für Nehmerlän-der, Schulden abzubauen und sparsammit Steuergeldern umzugehen. Richtigwäre es vielmehr, zusätzliche Einnah-men für den Schuldenabbau einzu-setzen, wie dies in Bayern geschieht.Mit einer geringeren Zinsbelastungerweitert sich unmittelbar der Spiel-raum für Investitionen in Forschungund Bildung, die mittelbar zu höherenLändereinnahmen führen.

    Das gegenwärtige Ausgleichssy-stem hemmt die Eigeninitiative, weiles Mehreinnahmen übermäßig ab-schöpft. Der aktuelle Finanzausgleichwirkt wie eine Strafsteuer für gutesWirtschaften. Im derzeitigen Systembleibt, auch wenn ein Land sich an-strengt und seine Steuerbasis erhöht,zu wenig im eigenen Haushalt hängen.Der bundesstaatliche Finanzausgleichverfehlt damit seine zentrale Aufgabe,den schwachen Ländern wirklich aufdie Beine zu helfen. Wie sollen wirals Staatsregierung erklären, dass unsjeder zehnte Euro im Haushalt fehlt,weil wir das Geld für andere Länderreservieren müssen, während andereRegierungen horrende Summen kas-sieren, um Schulden zu machen undWohltaten im Land zu verteilen?

    Das geltende System ist ungerecht undstellt den Solidaritätsgedanken aufden Kopf. Ein auf Dauer ungerechtesAusgleichssystem verliert seine Le-gitimation und den Rückhalt in derBevölkerung. Eine echte Solidarge-meinschaft kann keine Einbahnstraßesein. Wir müssen zu einer gerechtenReform des Länderfinanzausgleichs inDeutschland kommen. Deshalb wirdBayern Anfang 2013 die Verfassungs-mäßigkeit des Länderfinanzausgleichsin Karlsruhe überprüfen lassen.

  • 6 WBR

    GESCHICHTE

    Studie zur NS-Vergangenheit des Bundes der Vertriebenenschafft Klarheit für eine ernste Debatte

    Zu der vom Institut für Zeitgeschich-te herausgegebenen Studie von Mi-chael Schwartz „Funktionäre mitVergangenheit“ zum Gründungs-präsidium des BdV und dessen poli-tischen und militärischen Verhaltenim „Dritten Reich“ erklärt BdV-Präsidentin Erika Steinbach MdB:

    Ich begrüße, dass nunmehr infolgedes durch den BdV im Oktober 2007in Auftrag gegebenen Gutachtens eineumfassende Studie über die NS-Bela-stung der früheren Präsidiumsmitglie-der unseres Verbandes vorliegt.Darin wird für mich wenig überra-schend deutlich, dass eine überwie-gende Anzahl der damaligen Präsidi-almitglieder in sehr unterschiedlicherWeise in das NS-Regime eingebundenoder durch eigene NS-Aktivitäten be-lastet war. Wir haben durch diese Stu-die mehr über sie erfahren.

    Wie ist dieser hohe Anteil zu erklä-ren?Ein Millionenheer an Entwurzeltenversuchte verzweifelt wieder Grundunter die Füße zu kriegen. Organisati-onsstrukturen dafür gab es nicht. So isterklärlich, dass es Männer mit zuvorgesammelter organisatorischer Erfah-rung waren, die das Heft in die Handnahmen.Ganz offenkundig hat sich aber auchdiese erste Verbandsspitze des BdVengagiert in unsere Demokratie ein-gebracht. An der Eingliederungs- undLastenausgleichsgesetzgebung hat derBdV maßgeblich mitgewirkt.

    Alle BdV-Präsidenten waren Mitglie-der des Deutschen Bundestages. Siegehörten entweder CDU, SPD oderCSU an.

    Die Präsidenten, die unseren Verbandbesonders geprägt haben, waren dervom Nationalsozialismus verfolgtesudetendeutsche Sozialdemokrat Wen-zel Jaksch und der ChristdemokratHerbert Czaja, der erwiesenermaßenin Opposition zum nationalsozialisti-schen Regime stand. Er weigerte sich,der NSDAP beizutreten. Von ihm wur-de der Verband 24 Jahre geführt.

    Viele Säulenheilige des deutschenNachkriegsgeisteslebens wie GünterGrass oder Walter Jens müssen inzwi-schen mit ihrer nicht ganz so lupenrei-nen Vita leben, die sie uns vorgespielthaben. Trotzdem trugen sie nach 1945Wesentliches zu unserer demokrati-schen Kultur bei.

    Es gab 8,5 Millionen Mitglieder derNSDAP.

    Wir wissen heute, dass quer durch alleGesellschaftsschichten, in allen Ebe-nen der Wirtschaft, Verwaltung, Justiz,Medien und Politik ehemalige Mitglie-der der NSDAP Einfluss hatten.Das traf auch auf die DDR zu, dieanderen stets deren ehemalige Natio-nalsozialisten vorwarf, selbst Stalini-stische Mordpolitik betrieb aber dieeigenen Protagonisten unterschlug.Noch 1958 war ein Drittel der Mitar-beiter in der DDR-Verwaltung ehe-

    mals Mitglied der NSDAP und selbstdie SED hatte 1949 noch 25 Prozentehemalige NSDAP-Mitglieder in ihrenReihen.

    Ich danke dem Institut für Zeitge-schichte für die sehr umfangreicheund akribische Recherche und demBundesministerium des Innern für dieFörderung.

    Eines ist aus heutiger Sicht besondersbemerkenswert:Trotz des erheblichen Anteils dem Na-tionalsozialismus mehr oder wenigerverbundener Führungskräfte im er-sten BdV-Präsidium und einer bereitsvon Herbert Czaja für die Frühzeit derVertriebenenverbände festgestelltendeutschnationalen und zum Teil na-tionalsozialistischen Grundbeeinflus-sung, fanden vom Nationalsozialismusgeprägtes Gedankengut oder extremi-stische Strömungen keinen Eingang indie Verbandspolitik des BdV.

    Die Arbeit des BdV war von Anbeginnvon dem Willen geprägt,… jedes Be-ginnen mit allen Kräften [zu] unter-stützen, das auf die Schaffung einesgeeinten Europas gerichtet ist, in demdie Völker ohne Furcht und Zwang le-ben können. Wir werden durch harte,unermüdliche Arbeit teilnehmen amWiederaufbau Deutschlands und Eu-ropas“.

    Dieses Postulat der Charta der Heimat-vertriebenen hat die Arbeit des BdVbis heute geprägt und bestimmt.

    Sudetendeutscher Pressedienst (SdP)Redaktion, Herausgeber, Medieninhaber:

    Sudetendeutsche Landsmannschaft in Österreich (SLÖ)Bundespressereferat: A-1030 Wien, Steingasse 25, Telefon: 01/7185919, Email [email protected]

  • WBR 7

    MUNDART

    Bairisch - eine bedrohte Sprache

    Herrn MinisterpäsidentenHorst SeehoferBayerische StaatskanzleiFranz-Josef-Strauß-Ring 180539 München 14. November 2012

    Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,lieber Horst,

    die baierische Sprache wurde 2009 in die Liste der bedrohten Sprachen der UNESCO aufgenom-men. Wissenschaftliche Untersuchungen hatten erwiesen, dass das Baierische von den Großstädtenausgehend im Aussterben begriffen ist.

    Dazu wurde zur Landesversammlung des Bayernbundes am 21.10.2012 der beigefügte Antrag desKreisverbandes Weilheim-Schongau/Garmisch-Partenkirchen eingereicht.

    Die Landesversammlung hat zunächst von einem konkreten Beschluss abgesehen, aber gefordert,eine Stellungnahme der Staatsregierung zum Inhalt dieses Ansuchens einzuholen.

    Sehr geehrter Herr Ministerpäsident, lieber Horst, darf ich deshalb darum bitten, diesen Antragan die zuständigen Ministerien mit der Bitte um eine Stellungnahme weiterzuleiten.

    Für Deine Bemühungen herzlichen Dank.

    Mit herzlichen GrüßenAdolf Dinglreiter, MdL a.D:Landesvorsitzender

    Die bairische Sprache ist in ihrerExistenz bedroht. Der Sprachwissen-schaftler Bernhard Stör wies in seineneinschlägigen Untersuchungen daspraktisch vollständige Verschwindendes Bairischen bei der Generation derunter Dreißigjährigen in Münchennach und stellt fest, dass der StatusMünchens im Sterbeprozess dieser

    Antrag zum Schutz des Bairischen

    im Rahmen der Charta der Europäischen Regional- oder Minderheitensprachen

    Sprache vor etwa zwanzig Jahren heu-te bei den mittelgroßen Städten desaltbayerischen Raumes festzustellensei.1 In rasanter Geschwindigkeit pas-sen sich die stark von der binnendeut-schen Nord-Süd-Wanderung betroffe-nen Gebiete des südlichen Oberbayern

    den sprachlichen Verhältnissen in derLandeshauptstadt an. Kinder selbstaus alteingesessenen Familien spre-chen weder heimischen Dialekt nochdialektbasierte Hochsprache süddeut-scher Prägung, sondern norddeutschenUmgangsslang.Aus diesem Grund wurde das Bairi-sche 2009 in die Liste der bedrohten

    1Stör, Bernard: Die mundartlichen Verhältnisse derRegion München. 2 Bde. Frankfurt a.M. 1999.

    __________

  • 8 WBR

    MUNDART

    Sprachen der UNESCO aufgenom-men.

    Dieser Prozess ist nicht Teil der im-mer stattfindenden Veränderung jederSprache, wie sie die bairische in ihrer1500-jährigen Geschichte immer er-fahren hat, jedoch immer, ohne in ihrerSubstanz beschädigt zu werden. Dassdie bairischen Dialekte großräumigerwerden und sich die regional stark dif-ferenzierten Basisdialekte abschleifen,ist strukturell bedingt und unaufhalt-sam. Der totale Verlust der Eigenhei-ten des bairischen Sprachraums, der inAltbayern droht, ist ein davon zu un-terscheidender Vorgang, dem es etwasWirksames entgegenzusetzen gilt.

    Die bisher üblichen Formen der Mund-artpflege, etwa zeitlich befristete undräumlich begrenzt stattfindende Pro-jekte an Kindergärten und Schulen,sind ehrenwert, werden aber aufgrundihrer höchst eingeschränkten Wirkungder Tragweite des Problems nicht ge-recht. Es bedarf institutionell abgesi-cherte Räume, in denen der alltäglicheGebrauch des Bairischen garantiertwird, denn nur eine Sprache, die ge-sprochen wird, kann überleben.

    Sehr gut geeignet wäre hierfür diePflege des Bairischen im Rahmender Charta der Europäischen Regio-nal- oder Minderheitensprachen, wiedies nördliche Bundesländer mit demNiederdeutschen, dem Nord- und Sa-terfriesischen, dem Sorbischen undDänischen bereits praktizieren. DieTatsache, dass die Charta erklärterma-ßen keinen Dialekt der Amtsspracheschützt, stünde eine Aufnahme desBairischen in die Reihe der in der Bun-desrepublik Deutschland im Rahmender Charta geschützten Sprachen nichtentgegen, da die bairische Spracheeine Varietät des Deutschen, nicht aberein Dialekt der deutschen Standard-sprache ist. Tatsächlich erfüllt das Bai-rische alle formalen Voraussetzungen,

    um in Rahmen der Charta geschützt zuwerden. 2

    Der Freistaat Bayern wäre in diesemFall insbesondere verpflichtet, denGebrauch des Bairischen im vorschu-lischen, schulischen, universitärenund medialen Bereich zu garantieren.Zumindest auf entsprechenden Antragwären Kindergärten und Schulen jeg-lichen Typs zu errichten, in denen diegesamte Unterweisung in bairischerSprache vorzunehmen wäre. Entspre-chende Institute und Lehrstühle, imidealen Fall in Gestalt einer von derGermanistik unabhängigen Bavaristik,wären zumindest an ausgewähltenHochschulen einzurichten. Auch min-destens ein Hörfunksender, ein Fern-sehsender und ein Printmedium, diesich jeweils auf den Gebrauch der zuschützenden Sprache spezialisieren,wären zu Verfügung zu stellen.

    Für die Klärung der in diesem Fall zulösenden Fragen, etwa nach dem Um-gang mit den dialektalen Varianten desBairischen und einer verbindlichenAbgrenzung zur deutschen Standard-sprache, wären die zunächst zu errich-tenden universitären Einrichtungen zuständig.

    Alle sich ergebenden Schwierigkeitenwären lösbar und angesichts der ge-genwärtigen bedrohlichen Entwick-lung auf lange Sicht Luxusprobleme.

    Aus diesem Grunde stelle ich den An-trag, der Bayernbund möge den Schutzder bairischen Sprache und ihrer Dia-lekte im Rahmen der Charta der Eu-ropäischen Regional- oder Minderhei-tensprachen formal zu seinem Ziel zuerklären und sich für die Durchsetzungdesselben langfristig einzusetzen.

    Niklas HilberMarienplatz 10, 82392 Weilheim

    Ludwig II. in Schneeweißund wieder mit Schwert

    Ludwig II. strahltwieder in Schnee-weiß. Die überzwei Meter großeMarmorstatue desKönigs ist mehrereTage lang von zweiSteinrestaurato-ren vor den Augender Besucher desNeuen SchlossesHer renchiemseegereinigt worden.Die tonnenschwere

    Figur von hoher bildhauerischer Qua-lität zeigt den jugendlichen Wittelsba-cher im Ornat als Großmeister des St.Georgs-Ritterordens.Ersetzt wurde ebenso das fehlendeSchwert. Nach Jahrzehnten hält derüberlebensgroße Ludwig – der Königmaß 1,91 Meter, sein steinernes Abbildist 2,05 Meter groß – nun wieder dasMarmorschwert in der Hand. Die Re-staurierung kostete rund 3.500 Euro.Die Bildhauerin Elisabeth Ney schufdas Gipsmodell der Statue 1870 undverbrachte zu diesem Zweck mehrereWochen als Gast des Königs in der Re-sidenz München. Aber erst viele Jahrespäter fertigte ein Berliner Bildhauerdie Statue aus Südtiroler Marmor an.Dieser feine, reinweiße Marmor weistsehr wenige Maserungen auf.Ursprünglich war das Werk für dieAula des Polytechnikums in Münchenvorgesehen, wurde um 1886 dann aberim Maximilianeum aufgestellt. Spä-ter kam die Statue zeitweise im Parkvon Schloss Linderhof und im Roh-bautreppenhaus des Neuen SchlossesHerrenchiemsee zu stehen. Als einesder Hauptwerke des 1926 gegründetenKönig Ludwig II.-Museums erhielt sieschließlich ihren heutigen Platz mitder Inventarnummer 1 des Museums.

    2http://www.coe.int/t/dg4/education/min/lang/textcharter/Charter/Charter_de/pdf

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  • WBR 9

    GESCHICHTE

    messene Titel eines bayerischen Gene-ralfeldmarschalls blieb ihm unter MaxII. wie auch unter seinem NachfolgerLudwig II. verwehrt. Das Verhältnis zuseinem Neffen Ludwig darf ohnediesnicht als besonders harmonisch ange-nommen werden: Hier der rationale,disziplinierte, von Zeitgenossen auchals etwas introvertiert geschilderteLuitpold, dort der schwärmerische undzunehmend unrealistische Märchen-könig. Und doch – je mehr Ludwigin seiner Traumwelt lebt, umso mehrmuss Luitpold die Repräsentations-pflichten für den König übernehmen:1870/71 als Vertreter Bayerns im Gro-ßen Hauptquartier und bei der Reichs-gründung im Schloss zu Versailles, inden Folgejahren immer öfter bei denFesten des Georgi- und Hubertusrit-terordens, bei Staatsempfängen undLandtagseröffnungen.

    In den 80er Jahren spitzte sich die Si-tuation zu. Ludwigs Schlösserbautenhatten die Schulden des Königs aufdas Vierfache der königlichen Apa-nage ansteigen lassen, die öffentliche

    und politischePräsenz des Kö-nigs war auf denNullpunkt gesun-ken, sein BruderOtto lebte in gei-stiger Umnach-tung in SchlossFürstenried. Beieiner möglichenAbdankung desKönigs wäre Luit-pold der nächsteAnwärter auf denThron. Als die Si-tuation 1886 es-kaliert, stellt sichder Prinz viel-

    zessin von Toskana, kennen, die er am15. April 1844 in der Renaissancestadtheiratete. Es war eine glückliche Ehe,der vier Kinder entstammten: Ludwig(1845-1921), der spätere König Lud-

    wig III., Leopold (1846-1930)im 1. Weltkrieg preußischerund bayerischer Generalfeld-marschall, Prinzessin Therese(1850-1925), die sich langeJahre um den geisteskrankenKönig Otto, den Bruder Lud-wigs II. kümmerte, und schließ-lich Arnulf (1852-1907), derebenfalls die Militärlaufbahneinschlug. Luitpolds Ehe warfür die damalige Zeit etwas un-gewöhnlich, es war eine echteLiebesheirat. Ein umso schwe-

    rerer Schlag war es für den Prinzen, alsAuguste Ferdinande 1861, nur 39 Jah-re alt, in München verstarb. Luitpoldhat nie wieder geheiratet.

    Die enge Beziehung zu seiner Frauhatte den Prinzen aber auch politischgeprägt. Er galt zeit seines Lebensals Habsburg-freundlich und betontkatholisch, undals in den Re-volutionswirren1848 Ludwig I.abdankte und dermit einer Preu-ßenpr inzess inverheiratete MaxII. die Herrschaftübernahm, ver-langsamte sichLuitpolds Kar-riere sichtbar:Erst 1856 wirder Kommandeurder Münchner 1.Division und derihm an sich ange-

    Die Prinzregententorte erinnert nochheute an ihn und sein Todestag, der 12.Dezember 1912, galt für alte Münch-ner noch lange als das Ende der „gutenalten Zeit“. Luit-pold, von 1886bis 1912 Prinz-regent in Bayern,gilt zu Recht alseiner der wich-tigsten Repräsen-tanten des bayeri-schen Königtums.Er kannte nochden ersten bay-erischen Königpersönlich wieauch den letztenund obwohl er nie die Krone trug, ister so gleichsam eine Klammer für dieWittelsbacher Monarchie des 19. undbeginnenden 20. Jahrhunderts.

    Geboren wurde Luitpold am 12. März1821 in Würzburg als fünftes Kind desdamaligen Kronprinzen Ludwig, desspäteren Königs Ludwig I. und sei-ner Gattin Theres von Sachsen-Hild-burghausen. Als nachgeborener Prinz– seine älteren Brüder Max und Ottowurden 1848 König von Bayern re-spektive 1832 König von Griechenland– schlug Luitpold die Militärlaufbahnein. 1839 begann er seine Ausbildungbeim Münchner 1. Artillerieregiment,dessen Kommandeur er bereits 2 Jahrespäter wurde. Begleitet war diese Aus-bildung von den damals in Fürsten-häusern üblichen Reisen an die euro-päischen Höfe, die dem notwendigenAufbau gesellschaftlicher und politi-scher Beziehungen zu den Großmäch-ten Europas dienten. Auf einer dieserReisen lernte Luitpold in Florenz Au-guste Ferdinande von Österreich, Prin-

    Prinzregent Luitpold

    von Hubert Dorn

    Luitpold, Prinz von Bayern, als Oberst-inhaber des 1. Artillerie Regiments, um1801 (Künstler unbekannt)

    Familie Prinzregent Luitpold

  • 10 WBR

    GESCHICHTE

    Regenten, eines wirklichen „pater pa-triae“ entwickelt: Luitpold bereistealle Landesteile, zeigte sich häufig inTracht, war auch auf kleineren dörfli-chen Festen anzutreffen. Postkartense-rien, Briefmarken und nicht zuletzt dasneue Medium Photographie vermittel-ten ein Bild des Prinz-regenten, das sich inseiner Leutseligkeit undBescheidenheit deutlichvon dem absolutisti-schen Auftreten KaiserWilhelms II. in Berlinabhob und verglichendamit beinahe demokra-tische Züge trug.

    Die politische Entwick-lung erschien von derPerson des Regenten abgekoppelt. Na-türlich, in diesen Jahren der Jahrhun-dertwende greift auch in Bayern dieIndustrialisierung, wachsen München,Nürnberg und Augsburg zu großstäd-tischen Wirtschaftszentren heran, bre-chen die sozialen Konflikte auch inBayern auf, sitzen ab 1893 Sozialistenund Bauernbündler im Landtag.

    Die zentralistische und militärischeEntwicklung des Kaiserreiches wirdin Bayern zwar gesehen, aber nicht be-kämpft. Schon 1881 hatte sich die bay-erische Patriotenpartei dem Zentrumangeschlossen, ab 1886 trugen auchbayerische Soldaten die Pickelhau-be und, obwohl Prinzregent Luitpoldin Berlin als katholisch, österreich-freundlich und bayernstaatlich gesinntgilt, wächst das Land unter den libe-ralen Ministerpräsidenten Crailsheimund Podewils immer mehr ins Reichhinein. Als Kaiser Wilhelm II. 1906in München feierlich die Grundstein-legung für das Deutsche Museum vor-nimmt, ist das durchaus auch als Zei-chen einer vollzogenen Reichseinheitzu verstehen.

    Dennoch wäre es falsch, Luitpold für

    leicht widerstrebend der Verantwor-tung. In der Tat stürzt die Tragödie umden Tod Ludwigs II. am 13. Juni 1886Bayern in eine tiefe Krise und Luitpolderscheint nicht unbeteiligt an den Ma-chenschaften, die zu Absetzung undTod des Königs geführt hatten. „Manwird sagen, ich sei der Mörder!“ sollder Prinz verzweifelt gerufen haben,und an vielen Fürstenhöfen Europaswurde Luitpolds Rolle in diesen Tagensehr kritisch gesehen. Mit bitteremSarkasmus verlieh etwas Kaiserin Eli-sabeth von Österreich, eine gebürtigeHerzogin in Bayern, ihren Gefühlenin einem bis heute weitgehend unbe-kannten Gedicht Ausdruck, in dem sieihn als Heuchler denunzierte.

    Vordringlichste Aufgabe des nunmeh-rigen Prinzregenten – der Königstitelwar bei Ludwigs Bruder Otto verblie-ben – musste es sein, das beschädigteAnsehen des Hauses Bayern und desMonarchischen Prinzips im König-reich wieder herzustellen.

    In einer breit angelegten Image-kampagne wurde nun das Bild einesvolksnahen, im Grunde unpolitischen

    völlig unpolitisch zu halten. Er erklärt1906 ein neues Landtagswahlgesetz,das im Vergleich zum preußischenDreiklassenwahlrecht als durchaus de-mokratisch angesehen werden kann.Er ernennt noch 1912 mit Georg vonHertling einen aktiven Zentrumspo-

    litiker zum Minister-präsidenten, er vertrittBayern auch im Aus-land, etwa 1908 beim60jährigen Regierungs-jubiläum Kaiser FranzJosephs in Wien.

    In Bayern wird 1911der 90. Geburtstag desPrinzregenten untergroßer Anteilnahme derBevölkerung gefeiert.

    Ein Jahr später, am 12. Dezember 1912verstirbt Luitpold in der Münchner Re-sidenz. Wenn man alte Zeitungen derdamaligen Tage liest, wird man dasGefühl nicht los, dass die Menschen esspüren – für Bayern war eine goldeneZeit zu Ende gegangen.

    45 Schlösser und Burgen

    auf einen Blick

    Wie lange hat Neuschwanstein imWinter geöffnet? Was kostet der Ein-tritt in die Residenz Würzburg? Dieseund viele weitere Fragen rund um Bay-erns Schlösser und Gärten beantwor-tet die neue rund 90-seitige Broschüre„Staatliche Schlösser und Gärten inBayern: Besucherinformation 2013“bietet Fotos und Kurzbeschreibungenzu 45 Schlössern, Burgen, Residenzenund Künstlerhäusern sowie 27 histori-schen Gartenanlagen in ganz Bayern.Sie ist in den Museumsläden derSchlösser gegen eine Schutzgebührvon 1,- Euro erhältlich. Sie kann auchim Online-Shop der BayerischenSchlösserverwaltung erworben werdenwww.sg1.bayern.de/shop-schloesser-verwaltung/schloesser.

    Luitpold, Prinzregent von Bayern, im Ko-stüm des St. Hubertus-Ritterordens(Franz von Stuck, 1903)

    Luitpold, Prinzregent von Bayern, als Oberbefehlshaberder Bayerischen Armee zu Pferd (Jacobus Leisten, 1911)

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    KULINARISCHES

    Geschichte in Buttercreme - die Prinzregententorte

    Buttercreme, Schokoguss, siebenTeigschichten, jede Menge Zucker,Aprikosenmarmelade, 600 Kalorienpro Kuchenstück – eine Prinzregen-tentorte ist nicht gerade ideal für denErnährungsplan einer modernen jun-gen Frau. Und doch hat sie das Lebenvon Yumiko Sasaki grundlegend ver-ändert. „Ich wollte einfach wissen, wiesie geht. Wie macht man so etwas?“ er-zählt die 33-jährige. Yumiko Sasaki istin Japan geboren, wohnt seit Langemin München und begegnete hier ihrergroßen Liebe: der Prinzregententorte,ein Kunstwerk klassischer Konditorei,schwer, üppig, geheimnisvoll.Um dieses Geheimnis zu lüften, be-schloss Sasaki, eine Konditorenlehrezu machen. Aber nicht irgendwo, siewollte zu den historischen Ursprün-gen von Rührteig und Buttercremevorstoßen und fand das kleine CaféErbshäuser in der Kardinal-Döpfner-Straße, hinter Finanzministerium undSiemens-Hauptverwaltung. Es dürftewohl die beste Adresse gewesen sein,um der Geschichte der Torte nachzu-spüren. Denn Konditormeister Hein-rich Georg Erbshäuser (1848-1905),Gründer des kleinen Kaffeehauses,gilt als einer der möglichen Erfinder,ein Titel, den ihm aber im bayerischenKonditorenhimmel mindestens zweiweitere München Zuckerbäcker strei-tig machen könnten.Die Historikerin Marita Krauss hatsich anlässlich der großen Prinzregen-ten-Schau 1988 damit auseinanderge-setzt. Demnach gilt vielen Johann Rot-tenhöfer als Erfinder. Er war Leibkoch

    Um die Prinzregententorte ran-ken sich viele Legenden – dasLeben einer Japanerin hat siegrundlegend verändert.

    Maximilians II., sein Familiennamehat bis heute einen guten Klang unterMünchner Tortenliebhabern. Dummbloß, dass Rottenhhöfer schon 1872starb und mit dem Prinzregenten nichtszu tun hatte.Bäcker Anton Seidl, königlicher Hof-lieferant, ist der zweite Kandidat. Ersoll die Torte 1888 nach Wiener Vor-bild gebacken und Luitpold vorgesetzthaben, woraufhin seine königliche Ho-heit dem Seidl das Privileg zum Füh-ren des Namens „Prinzregententorte“erteilt haben soll. Mögliche Beweisedafür sind wohl im Zweiten Weltkriegverbrannt. Auch fehlen Belege für dasGerücht, ein Konditor aus dem Hause

    Seidl sei 1906 mitsamt Originalrezeptins Café Erbshäuser übergelaufen.Vieles spricht dafür, dass doch dort dieUrsprünge der Torte zu suchen sind.Erbshäusers Konditorei lag hinter demLeuchtenberg-Palais, das der späterePrinzregent 1852 gekauft hatte. Luit-polds Familie und ihre Angestelltendürften die Torten aus der Nachbar-schaft gut gekannt haben. 1901 könnteErbshäuser dem Prinzregenten zu des-sen 80. Geburtstag eine ganz besonde-re Variation von dessen Lieblingsku-chen kredenzt haben.Fest steht, dass es sich nicht nur umeine Torte handelte, sondern um einestaatspolitisches Symbol: Die Origi-

    naltorte hatte acht Böden – für jedenbayerischen Regierungsbezirk einen.Als nach dem ersten Weltkrieg denBayern mit dem Königreich auch diePfalz verloren ging, wurde die Prinz-regententorte eine Etage niedriger undum viele Kalorien leichter. Auch dasweiß Yumiko Sasaki. „Heute müssenes immer sieben Böden sein“, sagt sie– für die sieben Regierungsbezirke. BeiKonditormeister Michael Dordjevichat die Japanerin inzwischen gelernt,wie die perfekte Prinzregententortezubereitet wird. Verraten werden aberallenfalls ein paar Details. Die Zube-reitung etwa dauert drei Tage: Sie mussdie Tortenböden backen, ruhen lassen,schneiden und mit Creme bestreichen,wieder ruhen lassen, am Ende mit Gla-sur überziehen. Es handelt sich – an-ders als die Prinzregententorte, die oftvon Konditorenketten angeboten wird– um keinen klassischen Biskuitteig,sondern um eine spezielle ErbshäuserTeigvariante. Bevor ein eigens kreier-ter Fondant-Schokoladenguss überzo-gen wird, aprikotiert Yumiko Sasakidie Torte: Sie trägt eine ganz dünneSchicht heißer Aprikosenmarmeladeauf.Sasaki liebt ihre Torte, auch nach Ab-schluss der Lehrzeit arbeitet sie imCafé Erbshäuser. Dessen Pächter Alex-ander Reichenberger will die Prinzre-genten-Tradition weiter hochhalten,auch weil die Nachfrage aus demAusland enorm ist: „Wir haben Be-stellungen aus den USA, Frankreich,England, Belgien. Die meisten sindehemalige Münchner, die ein bisschenHeimat schmecken wollen“, erzählt er.Von diesem Geschmack wissen geradejunge Münchner wenig, sagt YumikoSasaki: „Wenn ich in der Berufsschulevon der Torte erzählt habe, kannten dieviele gar nicht“.

    von Christian Krügel

    Prinzregententorte

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    HEILIGE

    Heilige Barbara

    Einer der größten Festtage in Ober-schlesien und im Waldenburger Landwar der Barbara-Tag am4. Dezember: Alle Berg-leute, ob einfache Kumpeloder Bergdirektoren, fei-erten und feiern auch heu-te noch diesen Tag ihrerSchutzheiligen. In ihrenschmucken Uniformenmit den farbigen Federbü-scheln, die anzeigten, vonwelchem Bergwerk siekamen, marschierten siefrüher mit Musik durchdie Straßen zur Kirche,um ihre Heilige zu ehren.Auf die offiziellen undkirchlichen Feierlichkei-ten folgten die ziemlich feucht-fröhli-chen Feste. Denn Untertagearbeit läßtdie Kehlen austrocknen!„Der Wurm mußte getötet werden“,nannten es die Bergleute, und alle fei-erten mit. Die Frauen schnitten Zwei-ge, die „Barbara-Zweige“, stellten siein große Vasen, zu Weihnachten soll-ten sie blühen.

    Dieses Brauchtum gelangte durch dieschlesischen Bergleute auch ins Ruhr-gebiet und in andere KohleregionenDeutschlands. Doch die heilige Bar-bara, eine der Vierzehn Nothelfer, istauch die Schutzheilige der Geologen,Glöckner, Architekten, Artilleristen,Feuerwerker, Dachdecker und derGefangenen: Nach einer alten latei-nischen Schrift belagerte lange nachdem Tode von Barbara ein christlichesHeer einen Platz an der afrikanischenKüste, in dem der Halbmond herrsch-te und viele Christen in schrecklicherSklaverei litten. Die Muselmännerspotteten der Christen und besonders

    der Anstrengungen der Artilleristen.Weit entfernt, sich über die Beschimp-fung und Verhöhnung zu ärgern, riefen

    die Artilleristen die hei-lige Barbara an, daß sieihnen beistehe. Das Feuerwurde eröffnet, nach denersten Schüssen stürztendie Mauern der Stadt.Die muslimischen Arabermußten sich auf Gnadeund Ungnade ergeben.Aus Dankbarkeit brachtendie frommen Artilleristenauf allen Schiffen, wo siedas Pulver aufbewahrten,das Bildnis der heiligenBarbara an und verrichte-ten dort ihre Gebete.

    Als dieses Wunder bei den anderenchristlichen Völkern bekannt wurden,erklärten die Büchsenmacher sowiedie Büchsenmeister die heilige Barba-ra ebenfalls zu ihrer Patronin und hin-gen ihr Bild in den Artillerieschulen,Zeughäusern und Artilleriewerkstät-ten, den Pulvermagazinen und Pulver-kammern der Schiffe auf. Die Vereh-rung der heiligen Barbara wurde sogardurch eine Verordnung Karls V. für dieArtillerieschulen gesetzlich bestimmtund wird, am Namenstag, dem 4. De-zember, als hoher Festtag von den Ar-tilleristen gefeiert.

    Die heilige Barbara von Nikomedienwurde und wird von vielen Künstlernmeist mit einem Turm dargestellt. Ei-nes der schönsten Barbara-Gemälde istdas von Jan Van Eyck in Antwerpen.

    Doch wer war nun diese so verehrteBarbara? Am Ende des 3. Jahrhun-dert, lebte sie als Tochter eines reichenmuslimischen Mannes mit Namen

    Dioscuros in Nikomedia (heute Izmit,liegt am Marmarameer, Türkei) undsoll ein schönes und kluges Mädchengewesen sein. Die junge Frau besuchteeine Gruppe junger Christen, die sichtrotz der Christenverfolgung heimlichtraf, lernte dort das Evangelium ken-nen und wollte christlich leben.

    Als ihr muslimischer Vater dieses er-fuhr, sperrte er sie in einen eigensdafür gebauten Turm (daher die Bar-bara-Darstellung stets mit dem Turm)und wollte sie gegen ihren Willen ver-heiraten. Sie ließ sich jedoch taufenund lehnte diese erzwungene Heiratab. Der Vater versuchte, sie mit Mar-tern und Peinigungen zu bekehren.Schließlich beschloß er, seine Tochterzu töten, schlug sie und ließ sie vomStatthalter Marcianus zum Tode verur-teilen. Der grausame Vater selbst tötetenun letztendlich seine Tochter mit demSchwert, worauf er von einem Blitzgetroffen sein sollte und verbrannte.

    Seither gilt die Heilige Barbara alsSymbol der Wehr- und Standhaftigkeit.Als eine der 14 Nothelfer wird Barba-ra besonders zum Schutz vor jähemTod und als Beistand der Sterbendenangerufen, ihr Gebet um Sündenver-gebung für alle Christen sei ihr durcheine Stimme vom Himmel bestätigtworden.

    Sie ist eine der ersten bekannt ge-wordenen Märtyrerinnen, die gegenihre muslimische Familie sich zumChristentum bekannte und somit dem„Ehrenmord“, der heute noch im Islamungestraft an jungen Frauen, die sichnicht in ihren muslimischen Glaubeneinfügen und Zwangsverheiratungenablehnen, begangen wird, zum Opfergefallen ist.

    von Barbara Berger

  • WBR 13

    KUNSTVERBÄNDE

    "Dem Lokalen und dem Regionalengehört die Zukunft"

    Fe s t r e d n e rder Jubilä-u m s v e r a n -staltung zum111-jährigenBestehen desHBN war derhannoverscheH i s t o r i k e r

    Prof. Dr.Carl-Hans

    Hauptmeyer. Er widmete sich demThema „Heimatbewegung gestern,heute, morgen“.Die Gründergeneration der um dieWende des 19. zum 20. Jahrhundertentstandenen Heimatbewegung ent-stammte vor allem dem höheren städti-schen Bürgertum, weniger der Landbe-völkerung, so Hauptmeyer. Ein Haupt-beweggrund für ihr Engagement seidas “Gefühl des Traditionsverlustes“angesichts rascher Veränderungen, diedem Ende des alten deutschen Reiches,der Säkularisierung, Agrarreformenund Entstehen neuer sozialer Gruppengewesen. Diese spezifische, zivilisati-onskritische Mentalität der „Gründer-generation“ habe mehr oder wenigerbis in die Nachkriegszeit überdauert.Neue Haltungen und Themen kamendann aufgrund der gesellschaftlichenUmbrüche in den 60er Jahren sowiemit der Anfang der 70er Jahre einset-zenden Diskussion um die Grenzendes Wachstums, der Überbevölkerungund des Umweltschutzes.Letztere Themen werden auch zen-trale Fragen der Zukunft sein, erklär-te Hauptmeyer unter Verweis auf dasseiner Ansicht nach aktuell wichtigsteBuch von Jeremy Rifkin, „Die Dritte

    bundes seit seiner Gründung lautet:„Schutz und Pflege der Natur, beson-ders der heimischen Tier- und Pflan-zenwelt!“ Für viele Mitglieder desHBN, allen voran Hermann Löns, wardie Bewahrung der natürlichen Lebens-grundlagen eine zentrale Frage allerHeimatarbeit. Bereits 1905 hatte sichder HBN an die preußische Regierunggewandt und die „Einsetzung von Pro-vinzialkonservatoren für Naturschutz“angeregt. In den ersten Jahrzehntenseines Bestehens engagierte sich derHBN besonders im Kampf gegen dieVerschandelung des Landschaftsbildes

    durch „das Reklame-Unwesen“ sowie gegendie „Verkoppelung“,durch welche Gewässerbegradigt, Feldgehölzebeseitigt und Wiesenumgebrochen wurden.Er wandte sich aberauch im Zusammenhangmit dem Talsperrenbaugegen die Flutung ein-zigartiger Naturdenk-mäler. Ein erster großerErfolg gelang der Hei-matschutzbewegung mit

    dem Erwerb des Totengrundes bei Wil-sede durch Pastor Wilhelm Bode.

    Ein kontinuierliches Anliegen desHBN war und ist zudem der Wider-stand gegen die Zersiedlung Versie-gelung der Landschaft aufgrund derüberzogenen Ansprüche von Wirt-schaft und Verkehr. Überdies leistenauch die Ortsgruppen z.T. praktischeSchutz- und Pflegearbeit vor Ort. Alstraditionsreicher Verband ist der HBNaufgeschlossen für alle aktuellen Pro-bleme der Heimatpflege. Denn Heimatist Vergangenheit, Gegenwart und Zu-kunft!

    Dem HBN gehörte der Zeichner Wil-helm Busch ebenso an wie Herzo-gin Victoria Luise, dieSchriftstellerin Luluvon Strauß und Troneyund die WorpswederMaler Heinrich Vogelerund Freitz Mackensen.Auch die ersten beidenMinisterpräsidenten desLandes Niedersachsen ,Hinrich Wilhelm Kopfund Heinrich Hellwege,waren Mitglieder desHBN.Zu den zentralen The-men des HeimatbundesNiedersachsen zählten auch schon inder Gründerezit der Natur- und Land-schaftsschutz, die Denkmalpflege, derErhalte der niederdeutschen Spracheund die Pflege der regionalen und lo-kalen Geschichte und Traditionen. DerHeimatbund Niedersachsen war es,der Pate stand beim Aufbau des „Hi-storischen Museums Hannover“ wieauch der „Niedersachsentage“. In den1920er Jahren setzte er sich gemein-sam mit Prof. Kurt Brüning für dieBildung eines eigenen Landes Nieder-sachsen im deutschen Reich ein.

    Eines der Hautpanliegen des Heimat-

    Der Heimatbund Niedersach-sen ist die älteste Organisationdes Heimatschutzes im gesamtendeutschen Sprachraum. Zu den„Gründervätern“, die am 9. Mai1901 den Heimatbund Nieders-achsen (HBN) ins Leben riefen,zählen so bekannte Namen wieHermann Löns und Julian Ket-teler, Börries von Münchhausenund Friedrich Freudenthal.

    Der Heimatbund Niedersachsenwer wir sind, was wir wollen

    Prof. Dr. Carl-Hans Hauptmeyer

  • 14 WBR

    AUSSTELLUNG

    dem 17. Jahrhundert einsetzte. Zuvorwurde die Weihnachtsgeschichte aufGemälden und Altarreliefs dargestellt.Aus dem bayerischen und dem Tiroler

    Alpenraum haben sichzahleiche Kirchen- undKlosterkrippen aus derBarockzeit erhalten.Die hölzernen, fein ge-schnitzten Gliederpup-pen tragen meist dieTracht ihrer Herkunfts-gegen: Die Krippenab-teilung des BayerischenNationalmuseums zeigtprächtige Beispiele

    dieser frühen alpenländischen Weih-nachtsszenen.In der Zeit um 1750 war Neapel fürItalien das wichtigste Zentrum eineskünstlerisch hoch bedeutenden Krip-penbaus. Gefördert vom Neapolitani-schen Königshof Karls III. fertigtenhervorragende Modelleure der Porzel-lanmanufaktur Capodimonte großarti-ge Köpfe für Krippenfiguren. Andereebenso begabte Künstler gestaltetenihre Körper mit den sorgfältig ausge-arbeiteten Gliedmaßen und bekleide-ten die Figuren mit kostbaren Stoffen.Die kleinteiligen „finimenti“, natur-getreu gestaltete Ausstattungsstück,vollenden die geradezu frappierendeLebensnähe der Krippen aus Neapel,

    die seltener in Kirchen als vielmehr inden Palästen des Adels standen.In Sizilien sind schon in der Zeit um1700 Krippen von besonderer Aus-drucksstärke entstanden. Das Museumbesitzt bedeutende Beispiele diesersehr ernsten und in ihrer Darstellungmeist überaus bewegten Krippen-szenen, die auffallend häufig als Ab-schluss des Weihnachtsfestkreises ne-ben der Flucht nach Ägypten auch denKindermord zu Bethlehem zeigen.Ein Rundgang durch die Krippenab-teilung des Bayerischen Nationalmu-seums vermittelt nicht nur anschauli-che Einblicke in die Entwicklungsge-schichte der Krippe in Süddeutschlandund Italien – er vermag den Besucherin eine aus mittelalterlicher Frömmig-keit und barocker Inszenierung schöp-fende, weihnachtliche Bilderwelt zuversetzen.

    Das Bayerische Nationalmuseumin München besitzt die künstlerischwertvollste und umfangreichste Krip-pensammlung der Welt. Gezeigt wer-den figurenreiche Weih-nachtsszenen, die imAlpenraum und in denKrippenzentren Italiensin der Zeit zwischen1700 und 1900 geschaf-fen wurden. Das Muse-um verdankt den größtenTeil seiner unvergleich-lichen Sammlung demMünchner Kommerzi-enrat Max Schmederer(1854-1917). Er hatte um 1880/90 inBayern und Tirol, später auch in Nea-pel Krippenfiguren gesammelt und dieden Münchnern jedes Jahr in seinemPrivathaus (zunächst in der Neuhauser,später in der Brienner Straße) zugäng-lich gemacht. Um die Jahrhundertwen-de vermachte er seine Sammlung inmehreren großzügigen Schenkungendem Bayerischen Nationalmuseumund bestimmte dort weitgehen selbstihre Aufstellung. Nach Krieg und Zer-störung wurde die Abteilung im Laufeder Fünfziger Jahre wieder aufgebaut.Der Rundgang beginnt mit einigen Be-spielen für die Vorläufer und Wurzelnder eigentlichen Weihnachtskrippe, de-ren eigenständige Entwicklung erst mit

    Die Krippenabteilung des Bayerischen Nationalmuseums

    Industrielle Revolution. Die Zukunftder Wirtschaft nach dem Atomzeital-ter“. „Internet und zukünftige dezen-trale Energieversorgung ordnen welt-weit die zwischenmenschlichen Bezie-hungen neu, und zwar von vertikal zulateral. Staaten, Konzerne, Lobbys undHierarchien samt ihren Befehlskettenverlieren an Bedeutung“ so Hauptmey-er. Das Regionale und Lokale hingegenerlebe heute eine Renaissance: „Nach-

    haltige Entwicklung, Subsidiarität undEigenverantwortung stehen vor staat-lichem Handeln. Von unten her sollendie anstehenden Probleme gelöst wer-den, also lokal und regional.Der Staat bleibt auf diejenigen Auf-gaben beschränkt, die zwingend imgrößeren Zusammenhang organisiertwerden müssen, quasi als Hilfe zurSelbsthilfe. Dies gibt dem Individuumeine zusätzliche Verantwortung“.

    Dem Alten Prinzip Heimat kommedabei eine ganz neue Bedeutung zu,unterstrich der Redner: „Die hiesigeregionale Zukunft beginnt nicht ir-gendwo in einer Weltmetropole wieShanghai und nicht in der Zentrale derDeutschen Bank, nicht in Brüssel undnicht in Berlin. Sie beginnt in unseremHaus, mit unseren Nachbarn in unsermOrt:Jümmer Vorwarts!“

    Bayerisches NationalmuseumPrinzregentensstraße 380538 München

    Öffnungszeiten:Die - So 10-17 UhrDo 10-20 UhrMontag geschlossen

    Eintritt € 5.-- (Ermäßigungen)

    Museumsladen(auch Montags geöffnet)

    Heilige Familie. Italien um 1730/40Terrakotta, farbig gefaßt

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    AUSSTELLUNG

    Ausstellung 6.-27. Januar 2013

    Haidhausen-MuseumKirchenstraße 24, 81675 München

    Öffnungszeiten:So 14-18 UhrMo, Die, Mi 16-18 Uhr

    Zither-Konzert am 27.01.2013im KiM im EinsteinEinsteinstr. 42, MünchenTelefon: 089/47077766

    Die besten Münchner Zithermacher

    und ihre Werkstatt am Wiener Platz von 1825 - 1865

    In der Ausstellung wird die Münch-ner Erfolgsgeschichte der Zither vomeinfachen Zupfbrett zum bayerischenNationalinstrument aufgezeigt.Ignaz Simon,seinerzeit bay-ernweit einerder gefragtestenHersteller vonZithern stammtaus dem Gei-genbauer-Or tM i t t e n w a l dund ist somitmit dem In-strumentenbauaufgewachsen.Er meldet sichmit 17 Jahren zum Militärdienst nachMünchen und verdient sich danachseinen Lebensunterhalt als Arbeiterin den Ziegeleien der Vorstadt. Balderöffnet er eine kleine Geigenmacher-Werkstatt am Wiener Platz.Nikolaus Weigel aus Hainau in derNähe von Landau kommt mit seinenEltern als 11-jähriger nach München.Nach einem Unfall ist er ans Bett ge-fesselt und lernt durch seine Schwesterdas Zupfspiel kennen. Er entwickeltfür das damals von vielen noch abwer-tend als "Bauern- und Lumpeninstru-ment" verachtete Instrument mit dernoch heute üblichen Quart-Stimmungein völlig neuartiges Spiel- und Sai-tensystem. Zusätzlich verfasst er einLehrbuch, das 1838 erscheint. Weigellässt das erste Modell einer Zither mitdem neuartigen Besaitungssystem vonIgnaz Simon herstellen.Aufgrund der hervorragenden Qualitätseiner Instrumente wird der populäreHerzog Maximilian in Bayern, auch"Zither-Maxl" genannt, auf Ignaz Si-mon aufmerksam und sorgt dafür, dassdieser trotz fehlender Fachausbildung

    eine "Gesetzmäßige Konzession" alsprofessioneller Zitherhersteller erhal-ten kann.Die Werkstatt von Ignaz Simon entwik-

    kelt sich immer mehr zu einemeinschlägigen Künster-Treff-punkt. Zithermusiker, Kompo-nisten, interessierte Laien undZitherfans aus Bürgertum undAdel, Hofmusiker und der euro-paweit berühmte ZithervirtuoseJohann Petzmayer gehen dortein und aus.Nach dem Tod Simonswird dessen "an Sohnesstatt"angenommener Neffe, Jo-hann Haslwanter, sein Nachfol-ger. Er zieht um in die noble

    Münchner Theatinerstraße. Aus demkleinen Haidhauser Handwerksbetriebist inzwischen eine Königlich bayeri-sche Hof-Zithern- und Saiten-Instru-menten-Fabrik nebst Musikalienhand-lung geworden.

  • 16 WBR

    VERFASSUNG

    Bayerischer Verfassungstag 2012

    Dr. Florian Besold, Präsident derBayerischen Vereinigung, BayerischeVolksstiftung, erinnerte eingangs dar-an, dass vor 45 Jahren erstmals dieIdee einer Verfassungsfeier im Münch-ner Künstlerhaus unter Beteiligung desdamaligen Ministerpräsidenten AlfonsGoppel verwirklicht wurde.

    Die Bayerische Vereinigung ist sichmit den Mitträgern der Verfassungs-feier, dem Landesverein für Heimat-pflege e.V., dem Bayernbund e.V. unddem Verband bayerischer Geschichts-vereine e.V. einig, wie wichtig es ist,den Bayerischen Verfassungstag in derVerantwortung bürgerschaftlichen En-gagements zu gestalten, wie dies auchdie Grundidee der ersten Verfassungs-feier des Jahres 1967 war. Es gibtdabei Anlass, immer wieder daraufhinzuweisen, dass diese BayerischeVerfassung des Jahres 1946 nicht etwaeine Bayerische Staatsregierung oderder Bayerische Landtag beschlossenhat, sondern eben das Volk in eigenerVerantwortung.

    „Zwischen Brüssel und Berlin, dieEigenständigkeit Bayerns“, das Themader diesjährigen Verfassungsfeier wur-de gewählt, weil es mittlerweile zumWut getragenen Überdruss gereicht,wenn in vielen öffentlichen Darstel-lungen all diejenigen, die oftmals be-geisterte Europabefürworter der erstenStunde sind und waren, aber die Ein-haltung der Prinzipien von Subsidia-rität, Föderalismus des europäischenRegional- und Minderheitengedanken,der Einhaltung von kultureller Vielfalteinfordern, als „Europa-Gegner“ dar-gestellt werden.

    Florian Besold stellt fest, dass Toten-gräber und Feind Europas doch derje-

    nige ist, der unsinnige Kompetenzenfür Europa – oder auch den Bund – for-dert und dies mit angeblichen „Verei-nigungsnotwendigkeiten“ begründet.

    Alle, die an ein an Geschichte undKultur und nicht an ausschließlicherwirtschaftlicher und politischer Machtorientiertes Europa glauben, verste-hen den anfänglichen Versuch, nachdem zweiten Weltkrieg aufgrund derpolitischen Gegebenheiten durch zu-nehmend wirtschaftliche Verschmel-zung den Einigungsdruck zu erhöhen.Sie verstehen aber nicht, dass nachnunmehr über 50 Jahren zwar einegemeinsame Außenpolitik, eine ge-meinsame Verteidigungs- und Sicher-heitspolitik nicht annähernd vor derVerwirklichung stehen, aber. ununter-brochen auf den Feldern von Kulturund Wirtschaft manchmal bis ins Gro-teske hin auf Druck von globalen Wirt-schafts- und Finanzkonzernen verein-heitlichende Verordnungen in die Weltgesetzt werden.

    Trotz des Wissens, wie schwierig undkomplex der Versuch politischer undwirtschaftlicher Machtaustarierungenzwischen völlig unterschiedlich struk-turierten Ländern und Nationen ist,kann ein europäisch-bürokratischerSelbstrechtfertigungs- und Verschlin-gungsmechanismus – mittlerweilenauch in wichtigen Bereichen der Bil-dungspolitk, dem Kernstück etwas desdeutschen Föderalismus – nicht hinge-nommen werden.

    Sein Appell an die politisch verant-wortlichen Kräfte ist:Es tut nicht gut, europäische Richtli-nien, die jeweils ins eigene politischeKonzept passen, als besonders positivdarzustellen, wenn sie nicht passen,

    als besonders negativ. Die Richtschnurder eigenen Entscheidungen muss undsoll in erster Linie der grundsätzlichenÜberprüfung gelten, ob eine jeweiligeRichtlinie im Sinne des Subsidiaritäts-gedankens sinnvoll, notwendig, oderden Gedanken eines Europas der Viel-falt abträglich und schädlich ist!

    Dies muss der Maßstab der eige-nen Beurteilungen und politischenHandlungen sein, außer es gibt einBekenntnis zu einer deutlich zentra-lisierteren Struktur Europas und auchDeutschlands. Dies ist eine hohe Ver-antwortung und in der Praxis oft eineschwierig zu beurteilende Entschei-dungslage. Trotzdem die Bitte an alle,die in politischer Verantwortung inLand, Bund und Europa stehen, sichdieser grundsätzlichen Überprüfungnach den Maßstäben der Subsidiaritätzu unterziehen.

    Auch „Bildung“ vor allem Bildungs-politik ist ein Kernstück lebendigenFöderalismus sowohl in Deutschlandals auch in Europa. Spürbar ist, wiedurch medial begleitete politischeSchachzüge aus Berlin und auch ausBrüssel ein bildungspolitischer Ver-einheitlichungsdruck entsteht, der dieGrundgedanken des Föderalismusletztendlich völlig aus den Angelnhebt. Vorgegaukelte Vereinfachungenund angebliche „Synergieeffekte“ be-deuten in vielen Fällen im Bereich derBildungspolitik nichts anderes, als dieAufgabe eigenständiger Kulturpolitik,die sich im Wettbewerb nicht nur mitanderen Bundesländern, sondern auchanderen europäischen Völkern undNationen sieht. Wettbewerb aber istbei Gleichmachung ausgeschlossen.

    Die bayerische Verfassung formuliert

  • WBR 17

    VERFASSUNG

    in ihrem einzigartigen Artikel 131Bildungsziele, die andere Länder undStaaten gar nicht kennen:

    "Artikel § 131(1) Die Schulen sollen nicht nur

    Wissen und Können vermitteln,sondern auch Herz und Charakterbilden

    (2) Oberste Bildungsziele sind Ehr-furcht vor Gott, Achtung vor reli-giöser Überzeugung und vor derWürde des Menschen. Selbstbe-herrschung, Verantwortungsgefühlund Verantwortungsfreudigkeit,Hilfsbereitschaft, Aufgeschlossen-heit für allse Wahre, Gute undSchöne und Verantwortungsbe-wusstesein für Natur und Umwelt

    (3) Die Schüler sind im Geiste derDemokratie, in der Liee zur bay-erischen Heimat und zum deut-schen Volk im Sinne der Völker-verständigung zu erziehen"

    Verfassungsgeschichte, die Geschich-te der Demokratie in Bayern beginntnicht erst mit der jetzigen Verfassungvon 1946, sie hat vielmehr ihre An-fänge bereits am Anfang des 19. Jahr-hunderts durch eine erste, noch etwasschüchterndemokratischeGrundrechtegewährleistende Verfassung, die nochKönig Max I. Joseph in königlicherHuld gegeben hat, gefolgt von einer– was demokratische Rechte anbelangt– erweiterten und durchaus bedeuten-den Verfassung des Jahres 1818, zuderen Ehren dann im Jahre 1828 dasnoch heute stehende bedeutendste Ver-fassungsmonument Bayerns errichtetwurde, die Konstitutionssäule in Gai-bach bei Volkach.

    Verfassung, Demokratie und die Ver-wirklichung von Menschen- undGrundrechten sind kein Wiegenge-schenk der Geschichte! Die Entwick-lung hin zu Grund- und Menschen-rechten beruht auf geistigen Strö-mungen und Auseinandersetzungen

    der vergangenen Jahrhunderte, demGedankengut christlicher Soziallehre,der Aufklärung, den Ausflüssen ausder französischen Revolution und denauch intensiven Auseinandersetzungendes 19. Jahrhunderts, eben gerade auchin Bayern.

    Diese Er-k e n n t n i sund vorallem auchdie Wei-tervermitt-lung dieserErkenntnisan Genera-tionen, diemit Krieg,D ik t a tu r,also mitK a m p fum Frei-heitsrechtenichts mehr zu tun haben, ist wesent-liche Grundaufgabe der BayerischenEinigung, auch die Vermittlung derErkenntnis, dass dies eben nicht alles„normale Selbstverständlichkeit“ ist,sondern dass es die verantwortungs-volle Aufgabe nachfolgender Genera-tionen ist, das was weit vor ihrer Zeiterrungen wurde zu hegen, zu pflegenund sinnvoll weiter zu entwickeln. Wiedie Geschichte erweist, ist es oftmalsschwieriger, das zu erhalten, was sinn-voll ist, als es zu erkämpfen.

    In Anerkennung besonderer Verdienstum das Heimat- und Staatsbewusst-sein in Bayern verleiht die Bayeri-sche Volksstiftung und die BayerischeStaatsregierung den VERFASSUNGS-PREIS 2012 „Jugend für Bayern“ andie Bayerische Trachtenjugend, diesich als Jugendorganisation des Bayeri-schenTrachtenverbandes bayernweit inVereinsgruppen, jeweilige Gaujugendund Bayerische Trachtenjugend glie-dert. Mit über 100.000 Mitgliedern ge-hört sie zu den 7 größten anerkannten

    Freien Trägern der Jugendhilfe in Bay-ern. Sie pflegt bayerisches Brauchtumund bayerische Kultur in ihrer ganzenVielfalt. Die jungen Trachtler prägendas Gesicht unserer Heimat und dieZukunft unsrer Demokratie. Ihre Lei-stungsfreude ist Anregung und Vorbild

    für Freiheitin Verant-wo r t u n g ,demokrati-sche Betei-ligung undp e r s ö n l i -chen Ein-satz für dasAllgemein-wohl.

    Anlässlichder 150.W i e d e r -kehr der öf-fentlichen

    Erstaufführung der Bayernhymne 1862lobte die Bayerische Volksstiftung unddie Bayerische Staatsregierung einenPreis aus für eine neue, weitere Stro-phe der Bayernhymne, deren Inhaltdas Verhältnis „Bayern-Europa“ the-matisieren soll.

    Der Wettbewerb für Schüler in Bayernab der 10. Jahrgangsstufe sollte gera-de vor dem Hintergrund der aktuellenDiskussionen über „Europa“ Bewusst-sein der bayerischen Jugend für Bay-erns Stellung in Europa und die ge-schichtlichen Hintergründe bilden.

    Die Ausschreibung stieß auf ein ge-radezu sensationelles Echo unter denSchülern im gesamtbayerischen Raumund darüber hinaus. Die Wettbewerbs-beiträge erwiesen zu einem großen Teileine bemerkenswerte Auseinanderset-zung zur vorgesehenen Thematik undstellten darüber hinaus ein in dieserForm nicht von Jugendlichen erwarte-tes Bekenntnis zur Bedeutung Bayernsals Heimat im europäischen Kontext.

    Die Sieger: v.l.: Fachlehrer Peter Kaspar, Benedikt Kreisl, Tatjana Sommerfeld,Muhammad Agca

  • 18 WBR

    HEIMATPFLEGE

    Neuer Bezirksheimatpfleger im Amt

    Seit Januar hat Oberbayern einen neu-en Bezirksheimatpfleger. Dr. NorbertGöttler löste Stefan Hirsch ab, der 22Jahre lang die Fachberatung Heimat-pflege geleitet und geprägt hat undim Dezember 2011 in den Ruhestandgegangen ist. Gött-ler (Jahrgang 1959)studierte in Mün-chen Philosophie,Theologie und Ge-schichte und promo-vierte 1988 im FachWirtschafts- undSozialgeschichte. Erwar bis zu seinemAmtsantritt beimBezirk Kreisheimat-pfleger beim Land-kreis Dachau tätig und verfügt darüberhinaus über langjährige freiberuflicheErfahrungen als Autor, Publizist undFernsehregisseur. Seit 2002 ist er Lehr-beauftragter fürWissenschaftsjournali-stik an der Hochschule für PhilosophieMünchen. Bekannt ist Göttler auch alseiner der Präsidenten der „MünchnerTurmschreiber“.

    Dr. Göttler hat uns einige Fragen be-antwortet:

    Bevor Sie zum Bezirk Oberbayerngekommen sind, waren Sie bereits alsKreisheimatpfleger des Landkreises

    Dachau zehn Jahr lang mit der Hei-matpflege beschäftigt. Was fasziniertSie an dem Thema Heimatpflege?Heinrich Böll sagte einmal ein gu-ter Schriftsteller sei jemand, der sichmit dem Schreiben besonders schwer

    tue. Ich möchte dieses Wortabwandeln und sagen: Einguter Heimatpfleger ist je-mand, der sich mit dem Be-griff „Heimat“ besondersschwer tut. Dieses schein-bare Paradoxon will sagen:Die Frage nach innerer undäußerer Heimat betrifft unsalle, aber wir können mitdieser Frage nicht mehrnaiv umgehen. Wir müssenmit ihr ringen. Die Frage,

    was Heimat für den Menschen des 21.Jahrhunderts bedeuten könnte, ist einepraktische und eine philosophische.Das macht das Berufsfeld für mich sospannend. Die ehrliche Freude an denSchätzen unserer Tradition muss dabeiebenso möglich sein, wie die – manch-mal schmerzhafte – Auseinanderset-zung mit den Brüchen und Widersprü-chen unsrer Geschichte.

    Wo gab es für Sie als Kreisheimatpfle-ger oder in einem anderen Zusammen-hang Berührungspunkte mit dem Be-zirk Oberbayern?Als Kreisheimatpfleger ist man ein-

    gebunden in ein Netz – vor allemoberbayerischer – Kolleginnen undKollegen. Der Bezirksheimatpflegerhat dabei eine wichtige inspirierende,beratende und integrierende Funktion.Der Bezirk Oberbayern förderte dar-über hinaus auch finanziell eine Reihevon denkmalschützerischen und kultu-rellen Projekten im Landkreis Dachau,worüber wir sehr dankbar waren.

    An welche Projekte in Ihrer Zeit alsKreisheimatpfleger erinnern Sie sichbesonders gern?Im Gegensatz zu früheren Jahrzehntenist Heimatpflege zunehmend Teamar-beit geworden. Mit Hilfe dieser Teamsist es uns gelungen, eine Reihe neuerInitiativen zu starten: Den „PoetischenHerbst“, eine jährliche Präsentationkultureller und personeller Schätzeunserer Region, die landkreisweite„Geschichtswerkstatt“, die Initiati-ve „Gegen das Vergessen“, sowie dieGründung eines archäologischen undeines volkskulturellen Fördervereins.Festliche Höhepunkte waren die „Re-douten“, im Dachauer Schloss, die re-gelmäßig vom Bayerischen Rundfunkaufgezeichnet wurden.

    Das Dachauer Land hat landschaftlichund kulturgeschichtlich viel zu bieten,leider ist Dachau auch für immer mitden Abgründen der deutschen Ge-

    Insgesamt gingen Text-Vorschläge vonüber 500 Schülern aus über 70 Schulenaller Schultypen ein.

    4 Teilnehmergruppen wurden ausge-zeichnet:- Ein Sonderpreis zu einer in lateini-scher Sprache abgefassten Strophe

    - ein Hauptpreis und- zwei Anerkennungspreise.

    Den Hauptpreis gewonnen haben:Muhammad Agca, Benedikt Kreisl,Tatjan Sommerfeld, Fachlehrer: PeterKaspar, Berufl. Oberschule Bad Tölz,mit der Strophe:

    Gott mit uns und allen VölkernGanz in Einheit tun wir kund:In der Vielfalt liegt die Zukunft,in Europas Staaten Bund.

    |: Freie Menschen, freies LebenGleiches Recht für Mann und Frau.Goldne Sterne, blaue FahneUnd der Himmel, weiß und blau:|

    Musikalisch gestaltet wurde der Bay-erische Verfassungstag von den Blin-den-Musikern-München, vom Chordes Amtsgerichts München und von„Berghoamat“.

    Dr. Norbert Göttler

  • WBR 19

    HEIMATPFLEGE

    schichte verbunden. Wie sind Sie alsKreisheimatpfleger damit umgegan-gen?Dass Zeitgeschichte ein Thema derHeimatpflege ist, ist heute weitgehendeine Selbstverständlichkeit. Das giltfür jede Region, eine Stadt wie Dach-au muss sich ihrer Verantwortung alsLernort aber in besonderer Weise stel-len. Als Heimatpfleger habe ich eng mitder Leitung der KZ-Gedenkstätte unddem zeitgeschichlichen Verein „ZumBeispiel Dachau“ zusammengearbei-tet. Innerhalb unserer „Geschichts-werkstatt“ habe ich einen Arbeits-kreis gegründet, der sich mit der sogenannten „Stunde Null“ beschäftigtund über die genauen Umstände vonZusammenbruch und Neubeginn 1945bis 1949 in Ausstellungen und Publi-kationen informiert. Die gemeinsameBekanntmachung vom BayerischenKultusministerium und Innenministe-rium aus dem Jahr 1998 bittet die Hei-matpfleger, nicht nur „die Heimat vorVerlusten zu bewahren“, sondern „denvorhandenen Werten auch neue hinzu-zufügen“. Unter diesem Gesichtspunkthabe ich in Dachau eine Projektgrup-pe „Zukunft Heimat“ – bestehend ausWissenschaftlern, Wirtschaftsfachleu-ten und Politikern – ins Leben gerufen.Ich denke, dass eine zeitgemäße Hei-matpflege auch die Zukunftsfähigkeitunseres Lebensraumes im Auge behal-ten muss.

    Sie sind in Dachau geboren, leben inHebertshausen am Rande des DachuerMooses und haben bis Ende 2011 inDachau gearbeitet. Bleiben Sie als Be-zirksheimatpfleger mit einem Dienst-sitz in Benediktbeuren Ihrer Heimattreu?Das „Operationsgebiet“ des Bezirks-heimatpflegers ist ohnehin ganz Ober-bayern, also kann ich meinen Wohnsitzgut im Landkreis Dachau behalten.Benediktbeuren bleibt aber sicherlicheine wichtige Zentrale der Bezirkshei-matpflege. Hier arbeiten drei Mitar-

    beiterinnen, von hier aus werden Zu-schussanträge bearbeitet, hier werdensicher auch weiterhin Ausstellungenund Lesungen stattfinden. Trotzdemdenke ich an Projektreihen, die ganzOberbayern repräsentieren und daskulturelle Engagement des Bezirksauch dezentral widerspiegeln sollen.

    Sie haben zahlreiche BR-Hörfunksen-dungen sowie Dokumentarfilme fürBR, ARD, 3sat und arte erstellt. Diethematische Bandbreite reicht vonGeschichte und Kunstgeschichte bishin zu Religion und Glaubensfragen.Heimat spielt u.a. in Ihren Beiträgenzur ARD-Sendereihe „BilderbuchDeutschland“ eine Rolle. Wann wirdein Thema zu „Ihrem“ Thema?Schon von meiner Ausbildung her ver-stehe ich mich eher als „Universalist“,denn als „Spezialist“. Das hat denVorteil, dass einen viele Themen an-sprechen, dass man in allen möglichenLebensbereichen Neues, Spannendesund Inspirierendes entdeckt. Aufpassenmuss der Universalist, dass er sich indieser Vielfalt nicht verstrickt und imEinzelnen dann zum Dilettanten wird.Alles in allem, um ein Thema – filme-risch, literarisch oder heimatpflege-risch – überzeugend präsentieren zukönnen, gehören intellektueller Sach-verstand und emotionelle Begeisterunguntrennbar zusammen.

    Die landschaftliche Schönheit und eineFülle an Kulturschätzen gepaart mit derweiß-blauen Biergarten-Gemütlichkeitverschaffen Oberbayern ein durchwegpositives Image. Eigentlich gute Vor-aussetzungen für die Arbeit eines Hei-matpflegers – oder werden die Mythenund Klischées zum Hindernis?Erst einmal können wir natürlich dank-bar sein, in einer derart gesegnetenRegion leben zu dürfen, In der Tat kön-nen die von Ihnen genannten Faktoren,um die uns viele beneiden, aber auchzur Gefahr werden. Wenn wir uns aufwenigen und einfachen Klischées aus-

    ruhen, werden wir der vielgestaltigenund reichhaltigen Kultur Oberbayernsnicht gerecht. Heimatpflege hat diePflicht zur Differenzierung, zur Neu-entdeckung, zur Entlarvung von Klis-chées, die letztlich nicht zukunftsfähigsind. Das macht, wie eingangs gesagt,die Sache spannend....

    von Helmut Zöpfl

    Auf Weihnachten wiederan Weihnachtn denka

    Wia waars, wenn ma heuer beim Feiernund Schenkaauf Weihnachtn wieder an Weihnachtndenka?In Gedankn a wengerl nach Bethlehemgenga,eihaltn a bisserl im Hetzn und Renna,a bisserl mehr weihnachtlich aa da drin-nadankbar auf d'selbige Heilsnacht unsbsinna?Neit oiwei bloß d'Händ' graad aufhaltn,von Empfänger öfter auf Absenderschaltn,a bisserl mehr gebn und a bisserl mehrteiln,de andern beim Tragn helfa bisweiln.Net bloß vom Guatn und Schöna redn,sondern aa danach handln und aa danachlebn.Wach san und auf de Gelegenheit paßnund net alle viere bloß grad sei laßn.Genau wie de Hirtn vom Schlafa auf-wachaund bal oaner oklopft, de Tür eahm auf-macha.Wos not duad, a Liacht im Dunkelnozündn,as erste guate Wort wieder findn,a bisserl mehr mitanander aa rednund net bloß stur sei Meinung vertretn.Des Redn vom Friedn net so auffaßn,daß mia bloß selber wolln in Friedn wernglaßn,um an Friedn se in der nächstn Nähplagn,a bös' Wort verschlucka und liaber netsagn.De Zeit net bloß mitm Jammern verliern,net wehleidig bloß in uns selber neistiern.Net in allem a Haar in der Suppn drinfindn,de Frohbotschaft fröhlich weiter verkün-den.A bisserl mehra von ihra betroffn,wieder mehr glaubn und wieder mehrhoffn.Net voller Angst in de Zukunft schaun:"Fürchtet euch nicht!" Mia solln mehrvertraun!An Blick auf des Zuagsagte Heil wiederlenkaund auf Weihnachtn drum wiederan Weihnachtn denka.

  • 20 WBR

    BÜCHER

    Da Holz Gerhard 40 Jahre"Boarisch gredt & gsunga"

    Mitglied im Bayernbund ist er bishernicht, aber dem Kreisverband Münchenund Umgebung e.V. ist er seit vielenJahren ein treuer Freund, Berater undWegbegleiter.

    Im Herbst 1972 gründete GerhardHolz den „Feldmochinger Dreigsang“und im Frühjahr 1989 den „Feldmoch-inger Zwoagsang“. Seit dieser Zeit warer unermüdlich als Sänger und Spre-cher bayerischer Texte unterwegs. Seit1995 ist er Mitglied im FördervereinBairische Sprache und Dialekte e.V.(FBSD), zuletzt viele Jahre als Sprech-er des Landschaftsverbands München.

    So konnte Gerhard Holz vor wenigenWochen auf 40 Jahre umfangreicherTätigkeit zurückblicken. Auch aus die-sem Anlass wurde ihm kürzlich vonBezirkstagspräsident Josef Medererdie Oberbayerische Verdienstmedailleverliehen (s. Bericht in der AusgabeNr. 5). Zur Feier seines Jubiläums luder Sänger und Musikanten, Dialek-tförderer und sonstige Wegbegleiterzu einer„ k l e i n e ni n t e r n e nFeier“ inden tra-d i t i o n s -r e i c h e n„Feldmo-c h i n g e rHof“ ein.Dort istseit vielenJ a h r e nauch der Mittelpunkt seiner vier-teljährlichen Veranstaltung „Boarischgredt & gsunga“.Der große Saal konnte die Zahl dererschienenen geladenen Gäste kaumfüllen.

    Weise vorausschauend schrieb er inder Einladung „wenn alle Sänger,Musikanten und Freunde an diesemAbend ihre Beiträge bringen, bleibt fürdas gemütlicheMi te inanderund Ratschenwenig Zeit“.Ganz soschlimm kames dann dochnicht, dennin der ihmeigenen Artging der „HolzGerhard“ vonTisch zu Tischund stellte diejeweiligen dortsitzenden Gästevor und stellte die Verbindung zu sei-nem Leben dar. So verging die Zeit wieim Flug. Zwischendurch spielten dieGeschwister Reitberger und die Gspu-si-Musi in herzerfrischender Weise aufund rückten den Jubilar musikalisch inden Mittelpunkt.

    D i eVerbindungvon Ger-hard Holzund demBayernbund- Kreis-v e r b a n dM ü n c h e nund Umge-bung e.V.

    geht auf dasJahr 2003 zurück. Damals bestritt ermit Begleitung den musikalischen Teilbei Dr. Peter Gauweilers Lesung „DieHeilige Nacht“ von Ludwig Thoma inder Asamkirche, dem Rokokojuwel inder Münchner Innenstadt.

    In den folgenden Jahren vertiefte sichder Kontakt mehr und mehr. Gemein-sames Singen, Besuch beim PfälzerWeinfest in Schloss Blutenburg und

    bei Verans-taltungenzurbayerischenLebensar t ,der HolzGerhard warstets eingern geseh-ener Gastund Freund.

    Mit denVorstands-mitgliedernG e r h a r dTräxler und

    Hubert Dorn nahm der Kreisvorsit-zende Josef Kirchmeier bei der Feierdie Gelegenheit wahr, Gerhard Holz fürseine Freundschaft und Unterstützungdes Kreisverbandes München herzlichzu danken. Als äußeres Zeichen desDankes des Bayernbundes überreichteKirchmeier ein Foto der Veranstaltungvon 2003 aus der Asamkirche. Darüberhinaus verlieh der Kreisvorsitzende alserstem Nichtmitglied Gerhard Holzdas „Goldene Ehrenzeichen“ des Kre-isverbandes München.

    Der Kreisverband München des Bay-ernbundes äußert die Hoffnung, dassGerhard Holz seiner Berufung nochlange treu bleibt und auch weiterhinbairische Singstunden in MünchnerKindergärten und Schulen gibt sowiedie Fahne der bairischen Sprache ho-chhält, und das hoffentlich bald auchwieder beim Bayernbund.

    Josef KirchmeierKreisvorsitzender

    In der Asamkirche 2003

    v.li.: Hubert Dorn, Gerhard Träxler, Gerhard Holz, Josef Kirchmeier

  • WBR 21

    BÜCHER

    Der beliebte Kalender ist in Oberbay-ern weit verbreitet. Er ist der erste, derseit nun 26 Jahren Brauchtumsterminesammelt und veröffentlicht. Deshalbist er auch in jedem tradititonsbewuß-ten Haus daheimDiesmal wird von den 1000 Oberbay-ern berichtet, die den Hl. Vater in Rombesucht haben, stimmungsvolle Fotoszeigen die Peter-Pauls-Prozession aufdem Samerberg, farbenfrohe Repor-tagen von Trachtenfesten und Jubi-läumsfeiern erfreuen das bayerischeHerz. Die Geschichte des "geduligen"Wendelstein und der 100-jährigenZahnradbahn wird erzählt, die aktu-ellen oberbayerischen Schützenkönigewerden vorgestellt. Unterhaltsam sindauch die Gebirgsschützenfeste.Neben dem einmalig ausführlichenKalendarium geben die Sä- undPflanzzeiten, der hundertjährige Wet-ter-Kalender und die Holzer-Regelndem Kalenderfreund wichtige Tipps.

    Wie immer ist der Kalender ein Spie-gel der oberbayerischen Seele - far-benfroh, originell und lebendig.

    Der Oberbaierische Fest-Täg-und Alte-Bräuch-Kalender 2013ISBN 978-3-9814583-1-2EURO 15.--raab-verlag Iffeldorf

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    "Bayern ist entweder ein Agrarstaatoder es ist überhaupt nicht", behaup-tete das Bayer. Landwirtschaftsmini-sterium 1921. Eine Aussage, die aller-dings eher Agrarpatriotismus als derWirklichkeit entsprach, denn 1921 warder Turnaround - mehr Beschäftigte inder Industrie als in Land- und Forst-wirtschaft - schon in Sicht. Trotzdemhielt sich die Doktrin vom AgrarlandBayern noch Jahrzehnte. Die Land-wirtschaft gehört zum Bayernklischee,während sich die Industrie nur schwerin dieses Bild fügt und bis heute mit"Laptop und Lederhose" besondersbetont werden muss.Die frühe Phase der Industrialisierunggestaltete sich sehr schwierig: Dienapoleonischen Kriege mit Pländerun-gen und Hungersnöten warfen einenlangen Schatten, der Rohstoff, undinsbesondere der Kohlemangel Bay-erns tat ein Übriges. Die Unternehmersetzten deshalb auf Veredelung beihochem handwerklichen und techni-schen Knowhow. Ein großer Standort-vorteil war damals schon die nachhal-tige Energiegewinnung aus Wasser.

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    Die Region um Aschaffenburg undMiltenberg zeichnet sich nicht nurdurch landschaftliche Vielfältigkeitaus, sondern auch durch ihre reich-haltige Geschichte. JungsteinzeitlicheBefestigungen im Spessart beweisendie frühe Besiedlung vor etwa 8000Jahren. Erst die Grenze des römischenReiches, der Mainlimes, sorgte füreine weitere Erschließung der Regi-on. Die Römer bauten militärischeAnlagen aber auch künstlerische Ar-tefakte. Aus den römischen Kastellenenstanden nach dem Limesfall Dörferund Städte, die teilweise immer nochexistieren. Auch die Spuren des Mit-telalters sind noch vorhanden: Im 11.und 12. Jahrhundert wurden zahlrei-che Burgen errichtet. Besonders be-merkenswert ist die Henneburg, die zuden mächtigsten Höhenburgen entlangdes Mains zählte. Sie wurde im Jahr1270 zum ersten Mal erwähnt.Die Stadt Aschaffenburg gehörte vomspäten 10. Jahrhundert an über 800Jahre zum Erzstift Mainz und fiel erst1814 an das Königreich Bayern.

  • 22 WBR

    VERBÄNDE

    Kreisverband Rosenheim

    Europa der Regionen Bayern - Tirol - Südtirol

    Delegation von Unternehmens-fachleuten des Bayernbund Ro-senheim in Bozen/Südtirol

    Auf Einladung des Landeshauptmannsvon Südtirol, Dr. Luis Durnwalder,reiste eine 50-köpfige Delegation desBayernbund Rosenheim nach Bozen.Die zweitägige Reise von Unterneh-merinnen und Unternehmer aus demLandkreis stand imZeichen des Austau-sches und der Vertie-fung der gegenseitigenBeziehungen. Erst-mals fand hierzu einGespräch im Südtiro-ler Landtag mit Abge-ordneten und Vertre-tern der Wirtschaft ausSüdtirol unter der Lei-tung von Dr. WalterBaumgartner und demLandesvorsitzendendes Bayernbund, MdLa. D. Adolf Dinglreiterstatt. Zum Abschlussdes Informationsaustausches war amAbend ein Empfang durch Landes-hauptmann Dr. Luis Durnwalder imFelsenkeller der Laimburg.Christian Glas, 1. Vorsitzender desBayernbund Rosenheim, war es ge-lungen neben MdL Annemarie Biechl(Ehrenlandesbäuerin), MdL KlausStöttner (Ausschuss für Wirtschaft,Infrastruktur, Verkehr und Technolo-gie), weitere namhafte Vertreter ausdem Kreis und der Stadt für die Be-reiche Kommunalpolitik, Wirtschaft,Tourismus und Verkehr zu diesem län-derübergreifenden Austausch zu ge-winnen.Im Südtiroler Landtag begrüßte derAbgeordnete Dr. Baumgartner (Vor-

    sitzender der 3. Gesetzgebungskom-mission und zuständig für Finanzen,Vermögen, öffentliche Arbeiten, In-dustrie, Handel, Handwerk, Fremden-verkehr, Wirtschaftsprogrammier-ung,Forschung sowie Koordinierung deröffentlichen Finanzen und des Steuer-systems) die Delegation recht herz-lich und betonte die von Freundschaftsowie gegenseitiger Wertschätzunggeprägte Beziehung zu Bayern. Im

    Anschluss daran stellte er die Vertretervon Südtiroler Institutionen vor.Der Landesvorsitzende des Bayernbun-des, MdL a. D. Adolf Dinglreiter, nut-ze die Gelegenheit zur Darstellung derAufgaben und Ziele des Bayernbundbevor Christian Glas dem Plenum dieTeilnehmer der bayerischen Delegati-on vorstellte. Es folgte ein reger Infor-mationsaustausch über die Kernthe-men „Beurteilung der aktuellen wirt-schaftlichen Lage auf europäischerEbene mit Auswirkungen auf die bei-den Länder Bayern und Südtirol“ und„Möglichkeiten der ZusammenarbeitBayerns und Südtirol in einer Zeit deswirtschaftlichen Wandels mit Schwer-punkt Tourismus“. Zusammenfassend

    stellte MdL. a.D. Adolf Dinglreiterfest: „Es gibt viele Gemeinsamkeitenim Denken und Wirken und darausresultierend interessante Ansätze fürein weiteres Zusammenwachsen derRegion Rosenheim mit der AutonomieSüdtirol.Nach demTreffen im Landtag stand einBesuch des land- und forstwirtschaft-lichen Versuchszentrums Laimburgmit Empfang durch den Landeshaupt-

    mann Dr. Luis Durn-walder im Felsenkellerauf dem Programm.Der Regierungschef desLandes hob in einer be-eindruckenden Rede dasZusammenwachsen Eu-ropas hervor und nahmBezug auf das Thema„Europa der Regionen“.Abschließend dankte erallen Gästen für die guteZusammenarbeit.Mit einem Besuch vonSchloss Tirol bei Meranmit sehr interessantenEinblicken in die Kul-

    tur- und Landesgeschichte endete diezweitägige Reise.Die Fahrt nach Südtirol kann als wei-terer Fortschritt in den Bemühungenfür ein Europa der Regionen gewertetwerden. Viele wertvolle neue Kontakteund Ansätze entstanden, bestehendeNetzwerke wurden gepflegt und in-tensiviert.

    Der Gegenbesuch im nächsten Jahrnach Rosenheim wurde von Dr.Baumgartner und dem 1. Vorsitzendendes Bayernbund Rosenheim per Hand-schlag „besiegelt“ und vom Landes-hauptmann offiziell „abgesegnet“.

    Dieter Bezold

    Gemeinsam für ein Europa der Regionen – Gruppenbild im Südtiroler Landtag mit Bezirksrat SebastianFriesinger, MdL Klaus Stöttner und MdL Annemarie Biechl (1. 2. u. 4. v.links)1. Vors. BayernbundRosenheim Christian Glas (vordere Reihe Mitte), MdL a.D. Adolf Dinglreiter, Dr. Walter Baumgartner,Landeshauptmannstellvertreter und Landesrat Hans Berger ( vordere Reihe 1.,2.und 3. von rechts).

  • WBR 23

    VERBÄNDE

    KV Weilheim-Schongau/Garmisch-Partenkirchen

    "Bayerischer Verfassungstag - Ehrenring für Wolfgang Zimmerer"

    Der Bayernbund als ein überparteili-cher Zusammenschluss landesverbun-dener und staatsbewusster Bürgerin-nen und Bürger führt Veranstaltungendurch, die Geschichte, Kultur und diegesellschaftliche Entwicklung desLandes zum Inhalt haben.

    In diesem Zusammenhang verleiht derBayernbund-Kreisverband Weilheim-Schongau/Garmisch-Partenkirchen je-weils am Bayerischen Verfassungstagan Persönlichkeiten, diesich um Bayern verdientgemacht hat, einen Eh-renring.

    Einstimmig und ohnelange Diskussion, hatsich die Vorstandschaftdes Bayernbund-Kreis-verbandes dafür ausge-sprochen, in diesem Jahreinen Sportler mit demEhrenring auszuzeichnen,der eng mit seiner Heimatverbunden ist, seine Hei-matliebe immer, zu jederZeit und an jedem Ort de-monstriert hat.Die Ehrung 2012 wurde der OhlstädterBoblegende Wolfgang Zimmerer zuer-kannt, der durch seine sportlichen Er-folge und besonders seine Einstellungzu Bayern und seiner engeren Heimat,das sportliche Gesicht Bayerns we-sentlich mitgeprägt und zu noch mehrIdentität und Selbstbewusstsein ver-holfen hat.

    Die Verleihung des Ehrenringes anWolfgang Zimmerer fand in derKaulbach-Villa in Ohlstadt statt undder Kreisvorsitzende Bertl konntezu dieser Veranstaltung neben demStellvertretenden Landrat Speer, FrauAltbürgermeisterin Bässler, Herrn 1.Bürgermeister Fischer auch zahlreicheMitglieder seines Bayerbund-Kreis-verbandes begrüßen.

    Nach einer Führung durch die Villa mit

    Altbürgermeisterin Bässler begrüßte1. Bürgermeister Toni Fischer die Ver-anstaltungsteilnehmer und schildertedabei die Geschichte und Entwicklungder Gemeinde Ohlstadt .

    Die Laudatio zur Ehrenringverleihungwurde vom stellvertretenden Kreis-vorsitzenden MdL a.D. Johann Neu-

    meier gehalten. Er ging in seiner Redenicht nur auf die sportlichen Leistun-gen Zimmerers sondern auch auf dieBedeutung des Verfassungstages, alsbesonderen Ausdruck der demokrati-schen Bürgergesellschaft, der Zusam-menhalt und ein Symbol bürgerlichenSelbstbewusstsein ist, ein.

    Nach Überreichung des Ehrenringsdurch die drei Vorstände des Bay-ernbundes Bertl, Altlandrat Luitpold

    Braun und Mdl a.D.Neumeier bedankte sichWolfgang Zimmerer fürdiese Ehrung.

    Er versicherte dabei, dassseine Liebe zur Heimatund seine Verbundenheitmit Freunden aus derRegion der Grundpfei-ler seiner sportlichenHöchstleistungen warenund er aus dieser Einstel-lung auch in schwierigenZeiten Kraft schöpfenkonnte.

    Einen schönen Abschlussfand die diesjährige Ehrenverleihungdes Bayernbundes bei einem gemein-samen Abendessen mit musikalischerUmrahmung im traditionsreichenGasthaus „Sonne“ und bei diesemAnlass konnten die Gäste noch vieleschöne und interessante Geschichtenaus dem Munde des diesjährigen Eh-renringträgers Zimmerer hören.