Moskauer strategische Überlegungen

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  • Seite 20 RotFuchs / Juni 2013

    Rulands Seestreitkrfte weiten ihren Operationsradius aus

    Moskauer strategische berlegungen

    Bis 2015 will die russische Marine ihre frhere Prsenz im mediterra-nen Raum wiederherstellen. Eine neu zu formierende Einheit, zu der nach Angaben des Moskauer Generalstabs Schiffe aus dem Schwarzen Meer, von der Baltischen Flotte und aus dem Nordmeerbereich abkommandiert werden sollen, ist offensichtlich beschlossene Sache. Der neue Verband tritt damit die Nachfolge des einsti-gen 5. Operativen Geschwaders der Sowjetmarine an, das wh-rend des Kalten Krieges takti-sche Aufgaben im Mittelmeer zu erfllen hatte. Sein Gegenspieler war in jener Zeit die im gleichen Revier operierende 6. Flotte der U.S. Navy. Ein Jahr nach Aufl-sung der UdSSR am 31. Dezember 1992 wurde das 5. Geschwader der Roten Marine liquidiert.Als Rulands Verteidigungs-minister Sergej Shojgu am 20. Februar der Schwarzmeer-flotte einen Besuch abstattete, unterstrich er, die mediterrane Region sei unterdessen zu einem Zentrum seinem Lande drohender Gefahr geworden.Was steckt hinter all dem? Sieht man von russischen Gromachtinteressen ab, dann gibt es fr die Moskauer Besorgnis durch-aus handfeste Grnde. Offensichtlich hatte Shojgu die Tatsache im Auge, da der syri-sche Hafen Tartus derzeit die einzige im Ausland gelegene Marinebasis Rulands ist. Wie Andrej Frolow, Chefredakteur der in Moskau erscheinenden Zeitschrift Waffenexport wissen lie, seien die russi-schen Mglichkeiten, auf beliebige Schiffs-bewegungen anderer Staaten schnell zu reagieren, derzeit uerst begrenzt. In der Vergangenheit htten im zur Ukraine gehrenden und von Ruland vertraglich genutzten Krimhafen Sewastopol statio-nierte Schiffseinheiten vier bis fnf Tage bentigt, um ihre anvisierten Zielorte zu erreichen. Einen sofortigen Einsatz erfor-derlich machende Ereignisse entwickelten sich indes oftmals in krzerer Zeit.

    The Guardian, das Wochenblatt der KP Australiens, verwies darauf, da offen-sichtlich ein Zusammenhang zwischen dem Geschehen in Syrien und den russischen Manvern, die am 28. Mrz im Raum des Schwarzen Meeres begannen, bestanden habe. Von Prsident Putin sei grnes Licht fr die nichtangekndigte bung erteilt worden eine Entscheidung, die bei den auf Einmischung in russische Angelegen-heiten spezialisierten Brsseler NATO-Oberen fr Emprung sorgte. Sie forderten von Moskau daraufhin mehr Informatio-nen im voraus. Alexander Vershbow, stell-vertretender NATO-Generalsekretr aus den USA, verlangte sogar ein Maximum an Transparenz.

    Wohl nicht ganz zufllig war die er-whnte Schwarzmeerbung, an der 7000 Angehrige russischer Spezialein-heiten, vor allem Marine-Infanteristen und Fallschirmjger, teilnahmen, unmit-telbar nach der Ankndigung einer noch

    direkteren NATO-Einmischung in die vom Westen koordinierten Bestrebungen, Syri-ens rechtmige Regierung zu Fall zu bringen, befohlen worden. Parallel zur systematischen Auswei-tung der irrefhrenderweise als Br-gerkrieg bezeichneten Daueraggression gegen Damaskus, die offensichtlich wie im Falle Libyens zur vlkerrechtswidri-gen Liquidierung eines weiteren unab-hngigen Staates durch NATO-Mchte fhren soll, lieferten die proimperiali-stischen Mitglieder der Arabischen Liga den der Assad-Regierung zustehenden Sitz in dieser Organisation dessen Geg-nern aus. Die von den USA, Frankreich, Grobritannien, Saudi-Arabien, Katar und der Trkei konstruierte Syrische Nationale Koalition wurde vlkerrechts-widrig in diese Rechte eingesetzt. Ihr Fhrer Moaz Al-Khatib forderte unver-zglich das direkte militrische Eingrei-fen seiner imperialistischen Erfinder. Der Strohmann intervenierender Mchte ver-langte von den Staaten der antisyrischen Koalition, nach libyschem Muster eine Flugverbotszone ber dem Norden Syri-ens einzurichten, die durch bereits in der Trkei stationierte Patriot-Raketen des NATO-Partners BRD gesichert werden solle. Das kme einer Balkanisierung Syriens gleich. Schon im Februar hatten Grobritannien und Frankreich von den brigen EU-Staaten verlangt, das Waf-fenembargo aufzuheben, um die Freie Syrische Armee noch ungenierter aus-rsten zu knnen.Das Geschehen in dieser Region wird von Moskau, wo man nach wie vor auf seiten der Assad-Regierung steht, mit groer

    Sorge verfolgt. So war es wohl ein Warn-schu vor den Bug, da die russische Flot-tenfhrung zu Jahresbeginn grere bungen auch im stlichen Mittelmeer anordnete. Ein Geschwader der See-streitkrfte wurde in die Nhe der syri-

    schen Kste verlegt. Die Medien der USA und ihrer NATO-Ver-bndeten streuten daraufhin sofort das Gercht aus, der Kreml beabsichtige die Evaku-ierung aller russischen Brger aus Syrien, da dessen Regierung vor dem Zusammenbruch stehe und die Lage auer Kontrolle zu geraten drohe. Parallel zu den erwhnten Manver n der russischen Schwarzmeerflotte entschied man in Moskau, Langstrecken-Flge strategischer Bomber ber dem gesamten Territorium des Landes durchzufhren. Obwohl es sich dabei um einen geographisch weit entfern-ten Raum handelt, ist in die-sem Gesamtzusammenhang die Tatsache aufschlureich, da

    sich die russische Flotte nach zehnjh-riger Abwesenheit nun auch in Vietnam zurckgemeldet hat. Bei einem Besuch des sdostasiatischen Landes begab sich Verteidigungsminister Shojgu auch in die etwa 290 km nrdlich von Ho-Chi-Minh-Stadt gelegene Cam-Ranh-Bucht, deren Marinebasis seit 1979 der grte auer-halb der UdSSR gelegene Sttzpunkt der sowjetischen Pazifikflotte gewesen ist. 1987 wurde die Anlage modernisiert und auf das Vierfache ihrer ursprnglichen Kapazitt erweitert. 2002 durch Rulands Seestreitkrfte aufgegeben, spielt Cam Ranh inzwischen in deren strategischen Erwgungen wieder eine Rolle. In Mos-kau und Hanoi denkt man ber die aber-malige Nutzung dieses Objekts nach. Wie Vietnams Verteidigungsminister Phung Quang Thanh erklrte, habe seine Regie-rung deshalb russische Experten zur Modernisierung des zeitweilig vernach-lssigten Objekts eingeladen. Auch dieser Akt militrischer Kooperation ist wohl als eine Antwort auf imperialistisches Sbelrasseln zu verstehen.

    RF, gesttzt auf The Guardian, Sydney, Prawda und Stimme Rulands,

    beide Moskau

    Rulands Verteidigungsminister Shojgu bei der Begegnung mit seinem vietnamesischen Amtskollegen Phung Quang Tanh in Hanoi

    Am 15. Juni um 10 UhrZWYPJO[Dr. Klaus Hesse 3LPWaPNH\MLPULY=LYHUZ[HS[\UNder RF-Regionalgruppe Dresden in KLY+YVNLUTOSL/LPKLUH\+YLZKULY:[YHLILYKHZ;OLTH

    Erfahrungen mit dem sowjetischen Modell des Sozialismus