Muselfösch Magazine
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MUSELFÖSCH
WO BLEIBT DER HYPE?
Trier im Gespräch.
KLEINSTADTMAGAZIN
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WIE SEHEN SIE DIE TRIERER
GESTALTUNGSBRANCHE?
HONG & FRIENDS
WCOMTC
YONG
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TERVIEW
by
Hong and Friends ist ein junges, innovatives Modelabel aus Trier, das sich in erster Linie auf die Print-Gestaltung von ökologisch einwandfreien Oberteilen speziali-siert hat. Neben T-Shirts, Longsleeves, Sweatshirts und Co, finden sich im Sortiment aber auch weitere Gadgets, wie beispielsweise bedruckte Tassen, Taschen, Buttons usw. Gegründet wurde hongandfriends im März 2011 von den Brüdern Hong (Er-zieher) und Johannes Truong (Mode-designer). Durch das komplementäre Zusammenspiel von modetechnischem Know-how und pädagogischen Konzepten entsteht so in liebevol-ler Handarbeit hochwertige Kleidung für Jung und Alt. Die Facetten der kreativen Motive reichen von der Gestaltung durch Tangrams über wertvolle Playshirts wie „Malen nach Zahlen“ bis hin zu humorvoll inszenierten politischen Statements. Alle Drucke erzählen dabei eine kleine Geschichte.
09
Von null Jahren an und der älteste Käufer war um die 60. Der Käufer hat sich zwischen einem Pulli mit Hund und noch einen anderen ent-schieden.
Wir haben damit eigentlich schon sehr früh begonnen. Ganz am An-fang haben wir erstmal verschiede-ne Textilien ausprobiert und dann Und dann kam Johannes auf die Idee sich ausschliesslich auf Bio und Fairtrade zu konzentrieren. Es ist leider nur sehr schwierig entspre-chende Bioprodukte zu finden.
Wir haben uns mehrere Firmen an-geschaut die Bio Materialien anbie-ten und die Firma „Earth Positiv“ war am authentischsten. Der Sitz der Firma ist in Berlin und das Preis-Leis-
tungs-Verhältnis hat uns überzeugt. Diese Firma produziert nämlich ers-tens Biostoffe, zweitens ist es Fair-trade und drittens suchen sie extra Gebiete aus, wo zum Beispiel das Wasser aus einem Monsunregen verwendet wird anstatt des Grund-wassers. Wir finden das ist eine gute Sache aber natürlich haben wir auch noch andere Lieferanten.Die Prints selber werden hauptsäch-lich mit Siebdruck, teilweise auch mit Flock- und Digitaldruck herge-stellt. Ja, die meisten nehmen das schon so an und sind sich auch bewusst dass es sich um Bioprodukte handelt. Je-der weiß es zwar nicht aber im Nachhinein finden sie es gut.
Ich bin da irgendwie reingerutscht. Am Anfang haben der Jens und der Johannes das Büro hier zusammen gemietet, und da ich viel Freizeit hatte, habe ich die beiden oft be-sucht. Als ich gesehen habe, welche Möglichkeiten diese Räumlichkeiten bieten, habe ich mit den Siebdru-cken angefangen.Früher war das eine Bürogemein-schaft mit Trick 17, aber das hat sich irgendwann freundschaftlich aufgelöst, weil jeder noch soviel
Auf euerer Homepage steht dass ihr T-shirts für jung & alt entwickelt.
Wie alt sinddenn die Leute, die in euren Laden kommen?
sehr wichtig. War das schon immer so?
Wie kam es zum Wechsel zum T-shirt Designer?
Ihr benutzt fast nur Bioprodukte.Wissen das eure Kunden und nehmen die das auch
so an?
Euch ist Nachhaltigkeit
Hong du warst Erzieher?
anderes zu tun hatte. Da ich die Räumlichkeiten aber so schön fand, habe ich sie behalten und dachte mir, dass man irgend-was daraus machen muss. Zuerst war nur der Jens da, aber spä-ter kam dann Hong dazu und hat hier an seinen Prints gearbeitet. Da uns sie so gut gefallen haben, kam die Idee, diese Prints auf T-shirts zu drucken und so haben wir eigent-lich angefangen.
Ich bin Diplommodesigener und habe hier an der Hochschule Trier studiert und später dort auch vier Jahre lang als Lehrbeauftragter un-terrichtet. Hier hatte ich damals mein Büro, indem ich auch an mei-nem ersten Printbuch gearbeitet habe. Außerdem habe ich hier auch andere Kundenaufträge bearbeitet. Die Aufträge sind allerdings mehr im grafischen Bereich, deshalb nähe ich nicht mehr. Ich kümmere mich also um die Konzepte und Printaus-arbeitungen. Zusätzlich bin ich freischaffend für eine Sockenfirma tätig. Es hört sich zwar sehr unspektakulär an, ist aber eigentlich nicht, da ich mich nicht nur um die Kollektion kümmere sondern auch um die dazugehöri-gem Medien- und Produktgestal-
Auf die Auswahl der Stoffe und der Farben wird größ-te Sorgfalt gelegt: Alle Textilien sind aus 100% Bio-Baumwolle und unter ethischen Gesichts-punkten hergestellt. Verwendet werden ausschließlich umweltfreundliche Materialien, die dem Textilstandard Öko-Tex entsprechen.
tungen (wie z.B einen Displayent-wurf) bis hin zum Trendresearch.
Unser vorläufiges Ziel ist es das La-bel Hong zu vergrößern und einen eigenen Digitaldrucker anzuschaf-fen.Auf längere Sicht, wollen wir das Label auf weitere Printarten aus-weiten, um dann später bei größe-ren Geschäften anzufragen, ob wir das Label von Hong dort verkaufen könnten. Aber das dauert noch.
Es muss es uns zu aller erst gefallen und bestenfalls auch eine Aussage beinhalten.Für mich ist Design etwas mit strukturelles, das verkäuflicher ist als Kunst. Die eigene Ästhetik bringt man schon mit rein, aber man sich dabei auch dem Massengeschmack anpassen.Kunst ist etwas. das man für sich selbst tut.
Johannes, mit was hast du hier angefangen?
Was sind eure nächsten Ziele? Was möchtet ihr als nächstes erreichen?
Design ist heutzutage ein vielfältig benutzter Begriff
geworden. Was ist denn euerer Meinung nach die Defintion von Design?
11
Printmuster
von Hong & Friends
Wir sind in Trier aufgewachsen und wissen dass es in Trier seit Jahrzehnten durch die FH super viele kreative Menschen gibt. Im Moment ist gerade eine Bewe-gung oder ein Hype im Gange, das natürlich sehr positiv ist (mein ak-tuelles Print Buch heißt übrigens auch „Hype ORM“). Letztendlich muss man aber schau-en was unterm Strich dabei raus-kommt. Ein Beispiel dieser Bewegung ist das „Papergirl-Projekt“: das haben wir auch von uns aus sehr ger-ne unterstützt. Der Mario, der das Projekt leitet, hat in Zusammen-arbeit mit „We Convert Our Mind To Creativity“ in die Ausstellung dazu organisiert für die wir unsere Räumlichkeiten zur Verfügung ge-stellt haben. Das sind aber Projekte die nicht finanziert werden, dass bedeutet man verdient damit kein Geld. Als Student kann man das noch ma-chen, aber wenn ich als Designer seinen Lebensunterhalt verdienen muss, es das etwas schwieriger weil dann Geld reinkommen muss. Die meisten freischaffenden Desi-
gner sind nun mal keine Vereine und werden auch nicht vom Staat gefördert.
Ich halte diese Massenflucht für to-tal blödsinnig. Einerseits ist es natürlich ganz schön für Studenten, wenn sie nach Berlin oder Köln gehen und um dort ihre Erfahrungen zu sammeln. Aber meines Erachtens ist es ganz egal wo man ist, denn die Kreati-vität findet man auch in kleineren Städten. Man merkt das ja auch in Trier.In zTrier findet man genauso au-thentische Menschen wie in Berlin, vielleicht sogar noch viel authen-tischer. Der ganze Trend, der bei-spielsweise in Berlin stattfindet ist hier nicht so stark ausgeprägt. Zum Beispiel: Einer hat die Haare Der ganze Trend, der beispielsweise in Berlin stattfindet ist hier nicht so stark ausgeprägt. Zum Beispiel: Ei-ner hat die Haare auf einer Seite ab-geschoren und plötzlich läuft jeder so rum. Hier ist das nicht.Mode, Trends und Design sind für mich sowieso ein schwieriges The-ma. Ich weiß zwar was Trend ist, aber ich finde jeder sollte sich so
Wie seht ihr denn die momentane Situation der Trierer Gestaltungsbran-che? Was haltet ihr davon dass,
viele fertig studierte de-signer in Grosse metropo-len flüchten um arbeit zu
Wieviel Hype kann Trier vertragen?
13
anziehen wie er es für richtig hält und nicht hundertprozentig mit je-dem Trend mitlaufen.
Hmm der Charm der Stadt... Also ich bin sechs Jahre fast nur gereist und war alle zwei Wochen in Istan-bul oder London etc. Der Reiz an Trier ist, wenn ich in Trier-Süd bin und ich rufe einen Freund aus Trier Nord an und wir sagen, wir treffen uns in der Mitte, dann ist man in fünf Minuten dort. In einer Groß-stadt wie London oder Berlin muss man erst mal eine Stunde fahren, bis man einen Freund besuchen kann. Das finde ich nicht so gut. Und die Mädchen sind sooo nett in Trier, wenn man sie kennt.
Das ist eine schwierige Frage. Der Bund ist dabei etwas aufzubauen, aber meiner Meinung nach fehlt das nötige Geld. Es wird eher eine Struktur aufgebaut oder ein Netzwerk anstatt wirklich Selbständigen zu helfen. Es sei denn man ist ein Verein. Das finde ich komisch. Ich würde mich sehr freuen wenn der Hype auf eine Art und Weise
erhalten bleibt.Aber die Frage ist auch: wieviel Hype kann Trier vertragen? Und eine andere Frage ist natürlich auch noch: wieviele kreative Köpfe kann man hier ernähren?Wenn jetzt fünfzig Designagentu-ren kommen, die alle Logos ma-chen wollen, dann frag ich mich woher die Auftraggeber kommen sollen. Aber, ich bin auf jeden Fall dafür, dass der Hype bleibt.
Ein erster Tipp wäre: man muss flei-ßig sein, man muss innovativ sein und man muss offen sein. Wenn man offen ist lernt man viele Leute kennen. Das ist gut und man sollte immer lächeln. Lächeln öffnet viele Türen. Das häufige Problem bei den meis-ten kreativen Leuten, auch bei den sehr begabten, ist, dass die eigene Präsentation schlecht ist. Sie zudem auch oft nicht sehr offen und haben Schwierigekeiten auf Leute zuzu-gehen. Da sollte man als Designer unbedingt daran arbeiten
Welchen Tipp würdet ihr jungen motivierten Menschen, die sich in Trier selbständig machen wollen, geben?
Wie wird die Zukunft in Trier aussehen? Wird dieser Hype noch weiter-gehen?
Was macht für euch den Charme der Stadt aus?
Sind wir dann fertig?Ja wir sind fertig.
Dann rauche ich noch ein Kippchen.
Hong&Friends
Saarstrasse 27A
hongandfriends.de
15
Monika Dorniak im Gespräch
Die Gruppe WCOMTC ist ein wachsen-des Netzwerk internationaler Künstler, Neudenker & Studenten mit unterschiedlichen Interessen wie z.B.: Wissenschaft, Kunst, Musik, etc. Sie möchten die Grenzen der Ge-sellschaft durch innovative Kultur-projekte öffnen und langfristig eine Szene der jungen Kultur in Trier aufbauen, in der Meinungsfrei-heit & internati-onale Kooperati-on gewährleistet sind.
Illustration von Lynn Harles
17
Die Stadt habe ich ausgesucht weil ich in der Gegend aufgewachsen bin und als ich nach dem Mode-design Studium von London nach Berlin umgezogen bin um da weiter zu studieren und zu arbei-ten, wollte ich nochmals etwas in Richtung Psychologie oder Wissen-schaft studieren.
Ich hab mir da ein paar Hochschu-lorte angeschaut und Trier fand ich ganz interessant weil ich dachte es wäre auch spannend in eine Stadt zu gehen zu der man sowieso schon Bezug hat.Als ich dann ankam im Oktober 2011, habe ich sofort überlegt, dass man hier etwas machen muss, weil es hier sehr wenig Kultur und Interaktion im Vergleich zu Städten wie London oder Berlin gab. In Trier gibt es nichts während es in anderen Städten ein Überfluss gibt. Mein Kopf war also voller Ideen und Wünsche wie man eine Stadt verändern könnte. So habe ich zuhause angefangen zu überlegen
ein Festival zu organisieren, da ich auch viele Freunde aus der Ge-gend, Berlin und London habe, die ich für Ausstellungen oder Konzer-te fragen könnte. Da habe ich mich entschieden das „Festival der Kunst und Wissen-schaft“ ins Leben zu rufen, das dann auch am Mai diesen Jahres in der alten Post zum stattfand.In den Konzeptplänen die ich geschrieben und auch an die Stif-tungen geschickt habe, habe ich betont dass in Trier etwas passieren muss und sich ein Netzwerk, aus Leute, die etwas verändern wollen bilden sollte.
Es war mir wichtig viele Leute für dieses Projekt zu gewinnen, und sogar noch 2 Monate vor dem Festival haben sich noch Leute angeschlossen. Es sollte auch nicht immer alles von nur einer Person organisiert werden, sondern es sollten sich immer wieder neue Leute zu dem Team dazusetzen und so auch immer neue Ideen entwi-ckelt werden können. Von Anfang war mir das sehr wich-tig, da ich wusste dass ich nicht lange in Trier bleiben werden, da
ich das Psychologiestudium als Exkurs betrachte. Das zweite Festival, das gerade in Bearbeitung ist, macht momentan auch wieder ein neues Team und findet auch in einem neuen Kon-text statt und somit klappt das auch ganz gut.
Ich werde im Februar wieder nach Berlin umziehen um wieder in Richtung in Kunst weiter zu studieren. Das Psychologiestudium hat mir mehr als Recherche ge-dient, weil ich es interessant finde diesen Bereiche mit dem Bereich der Kunst miteinander zu verbin-den, wie zum Beispiel in Richtung Neuroästhetik und Bionik.
Ich habe gemerkt dass ich durch das Studium zu wenig Zeit hatte für Kunst und das macht mich ner-vös. Das kann man nicht vereinen mit so einem theoretischen Studi-um, weil man teilweise an einem Tag ein ganzes Buch lesen muss,
Was hat dich dazu bewegtnach Trier zu kommen?
Du hast ja gesagt dass du nicht lange Trier bleiben wirst. Wohin wird es dich hinziehen und warum?
In Trier sollte sich ich ein Netzwerk aus Leuten bilden, die hier etwas verändern wollen.
und dann muss man seinen Kopf komplett freimachen und füllen mit theoretsciehn informationen, und dafür bin ich nicht gemacht. Ich arbeite zwar ganz gerne mit Wissenschaftlern zusammen und mag es auch weiter hin zu re-cherchieren, aber es werden viele Informationen in dem Studium rübergebracht, die ich so nicht benötige.
Ich denke dass es eher etwas negatives ist das Trier im Vergleich zu andern Städten hat. Trier hängt nämlich sehr an der Vergangenheit.
Das negative an diesem Aspekt ist, dass die Stadt insbesondere meine ich damit die Politiker einen Schutzmantel um die Stadt gelegt haben, so dass ein sehr grosser Teil der Kulturgelder für alte histori-sche Sachen ausgegeben werden, wie z.B Heilig Rock Pilgerungen. Also Dinge die in der Vergangen-heit liegen und hauptsächlich Touristen deswegen so anziehen. Das machen andere Städte zwar
auch, aber da bleibt es in fairem Verhältnis zu kontemporären Sachen.
Als ich letztes Wochenende in Metz war, ist es mir wieder bewusst geworden. Da wird auch viel Wert auf die Erhaltung historischer Ge-bäude gelegt, aber gleichzeitig gibt es das Centre Pompidou und ande-re Kunstmuseen in denen auch die kontemporäre Darstellung der Welt gezeigt wird. Trier hat so etwas nicht, sondern konzentriert sich zu sehr auf die Vergangenheit.
Ich glaube das ist der Punkt, den ich soeben angesprochen habe. Die Stadt muss etwas entwickeln für junge Leute, um mit den umliegenden Städten mitzuhalten und ein Netzwerk aufzubauen. Der Kontrast ist sehr extrem zu den anderen Städten wie z.B Köln. Ich glaube dieser negative Kontrast hat einen sehr grossen Einfluss auf die Leute die hier leben, da es hier wenig zum „spielen“ gibt. Deshalb ziehen Leute weg oder Studenten
bleiben am Wochenende nicht hier. Es müsste sich etwas aufbauen wo Leute mehr Möglichkeiten hätten zu interagieren, z.B ein Kulturzen-trum oder etwas Ähnliches, wo auch Ausstellungen von FH Stu-denten gemacht werden können.
Auch bei den Vorbereitungen für das Festival habe ich immer gesagt dass die FH und Uni viel mehr zusammenarbeiten müssen.Kunststudenten der FH oder Uni haben hier in der Stadt ausser den Diplompräsentationen nicht wirklich die Möglichkeiten ihre Arbeiten zu präsentieren. Es müsste viel mehr geben damit man sich auch weiterentwickeln kann.
Der Bergriff hat sich schon sehr verändert in der Geschichte. Ir-gendwann war Design etwas sehr abstraktes oder funktionales, aber mittlerweile ist Design zu etwas sehr vielfältigerem geworden.Es ist etwas geworden, das Kunst und Wissenschaft beinhalten kann und das gleichzeitig sehr nachhal-tig und weltverändernd sein kann
Was fehlt Trier am meisten?
Was denkst du was Trier hat, was anderen Städte nicht haben?
Wie würdest du Design definieren?
Das erste Festival der Kunst und Wis-senschaft fand im Mai 2012 in der alten Post statt.Dieses Jahr gab es bereits das 2. Fes-tival aus der Reihe. Mit neuem Team, neuer Location und vielen neuen Ideen.
19
oder auch etwas politisches gewis-sermassen haben kann. Deswegen ist der Begriff Design mittlerweile in unserem Zeitalter absolut vielfältig, so wie die Kunst es auch vorher war.
Für mich ist Design ein wichtiges Handwerk, um die Welt zu verbes-sern. Heutzutage muss ein Desig-ner sich überlegen wie Produkte die aktuelle Situation verbessern können. Und wie bereits existie-rende Produkte so verbessert wer-den können dass man Probleme nachhaltig lösen könnte, Beispiels-weise der Entwurf eines Autos. Deswegen finde ich, ist Design ist ein vielfältiger Beruf und Definiti-on geworden.
Das kommt darauf an. Ich denke ja, das es sehr vielfältig ist, gibt es sehr unterschiedliche Stile im Design. Zum Beispiel kann ein De-signer sehr minimalistisch arbeiten und dabei sehr wenig Materialien benutzten und manche benutzen wiederum sehr viele Elemente die sehr verwirrend sein können. Aber dadurch dass es so viele Designer gibt, ist es ganz praktisch da jeder seinen Designer wählen kann. Das ist auch in der Modewelt so, dass Designer für ein bestimm-tes Publikum arbeiten. Mittlerweile ist es auch ganz inter-essant da Designer nicht nur kom-
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Denkst du, dass Design ist Geschmacksache ist?
Denkst du der Beruf des Designers wird auch in Zu-kunft noch benötigt?
Welchen Tipp würdesz jun-gen Designer mit auf den Weg geben?
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merziell arbeiten müssen, sondern sie können auch sehr frei arbeiten und ihren eigenen Charakter mit einbringen.
Ich denke das der Designer defini-tiv immer benötigt wird. Ich bin persönlich ein Gegner von Portalen, bei denen man ganz ein-fach und schnell ein Logo entwer-fen kann. Trotzdem wird es immer noch den Designer geben müssen, besonders für bestimmte Produkte, die sehr viel mehr Arbeit benötigen als nur ein schnelles Logo zu entwerfen.
Ich glaube, es gibt einen großen Unterschied zwischen arbeitsin-tensiven Design, wie zum im Be-reich der Architektur, bei sehr viele Faktoren berücksichtigen muss und dem zeitschnellen Design.Dieser Unterschied spiegelt auch unser Zeitalter wieder, weil wie noch immer dieses präzise Hand-werk benötigen und gleichzeitig sehr schnelllebigen Zeitalter sind.
Was sehr wichtig ist, ist dass man zunächst einmal sich international orientiert. Man muss unbedingt reisen und nicht nur in einer Stadt bleiben. Ausserdem muss man unbedingt verstehen wie diese Designindust-rie funktioniert.Wenn man einmal in einer ande-ren Stadt gewesen und merkt wie unglaublich heftig diese Industrie ist, und welche Konkurrenz da herrscht, dann wird man auch mir einen stärkeren Gefühl wieder nach Hause kommen.
Zu diesem Punkt kommt aber noch ein anderer wichtiger Punkt hinzu: und zwar dass man sich in dieser Konkurrenz und in dieser Schnell-lebigkeit sehr schnell verlieren kann.Das habe ich selber sehr oft ge-merkt, wie z.B.: in London. Da gibt es Leutem die extrem hart für et-was arbeiten und auch unglaublich gut darin. Sogar wenn sie ausge-hen arbeiten sie , um die Kontakte
zu knüpfen. Aber genau auf diese Weise verlieren sich viele von den besonders jungen Leuten, weil sie einfach nicht mehr genau wissen was sie selber machen wollten.
Auf diese Weise arbeiten sie auf einmal gegen sich selber, weil sie sehr kommerziell arbeiten, obwohl sie das vorher nicht wollten. Es gibt aber natürlich auch die Leute die gezielt kommerziell arbeiten wollen, aber da muss man sehr hart im Nehmen sein.Die Designszene ist nicht immer so wie viele sich vorstellen, zum Beispiel dass man den ganzen Tag nur kreativ ist, und alles super viel Spass macht. In Wirklichkeit ist es sehr viel Nervenarbeit, man muss sehr stark sein und darf niemals aufgeben, auch wenn etwas mal nicht funk-tioniert. Ein wichtiger Tipp, den ich also geben kann, ist dass man von Fehlern lernen muss.
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GRAFIE : CALIN
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Fotografie Lynn Harles
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Fotografie Calin Kruse www.cargocollective/calin.com
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Fotografie Calin Kruse www.cargocollective/calin.com
Wir würden auch ganz gerne unseren
28Ketchup oder Mayo wäre auch ok.
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gewollt, mit viel Liebe und dem nötigen Mut
zu Meinungsverschiedenheiten. Da sie alle
Nicht-Trierer*innen sind, bleiben ihnen
genau zwei Möglichkeiten: Auf niedrigem
Niveau zu jammern und sich selbst in purem
Viez zu ertränken oder frei nach dem Motto
“Eine Stadt ist das was man draus macht”
ihre Tastaturen und in unregelmäßigen
Abständen auch Mikros zu vergewohltätigen.
Dieser Blog sammelt, was Pop-, Streit- und
Netzkultur bewegt und äussert sich zu jenen
Dingen an denen Trier und die Welt (nicht)
zugrunde geht.
DARAN G
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WELT
Z
UGRUNDE
39
Nun wollte ich meinen Post mit einem Zitat beginnen und bin auf der Suche nach etwas Geeignetem auf das hier gestoßen: „Wenn Sie heute Radieschen säen, können Sie morgen keine Ananas ernten.“ Wo der unbekannte Autor Recht hat, hat er Recht. Passen tut es trotzdem nicht zu dem, was ich eigentlich sagen wollte.
Ich möchte im Endeffekt näm-lich nur ankündigen, dass ihr hier demnächst so etwas Ähnliches wie eine Wochenrück- und Vorschau zu lesen bekommen werdet.
Hier in Trier passiert nämlich ein wenig mehr, als nur die Ausstellung eines schmutzigen Unter-hemdchens, die so manch einer aufgrund des Titels mit einem katholischen Rockfestival zu ver-
wechseln vermag und ja: Es gibt ein Leben in Trier jenseits der ver-kaufsoffenen Sonntage (an denen man sich ohnehin im Zupport-Sto-re einfinden sollte, da die Inhaber neben netten Gesprächen, meist auch Freibier anbieten an dem ach so heiligen Wochentag).
Diese Woche lud beispielsweise die künftige Ministerpräsidentin vom Rheinland-Pfalz, nämlich Malu Dreyer gemeinsam mit den Kreati-ven Trier zum Kaffee ein.
Die kleine Veranstaltung war gut besucht und da ganz unterschiedli-che Vertreter der Kreativwirtschaftanwesend waren, kam es auch zu interessanten Diskussionen. Ein bisschen schmunzeln muss ich dann trotzdem, wenn ich mir so einige Gespräche anhöre, die geführt werden vor solch einer Veranstaltung. Zum einen erinnern sie mich an meine erste Konfron-tation mit der teilweise in Erschei-nung tretenden Politikverdrossen-heit der Trierer und zum anderen geht es halt immer wieder um das Geplänkel um die Bezeichnung “Kreative”.
Ein Beitrag von Anne Schaaf
Der Initiator des Projek-tes hat gar nicht erst danach gefragt, was Kunst ist, wer sich Künstler nennen darf und noch viel weniger hat es ihn inter-essiert, ob es okay ist, Kunst zu verschenken. Er hat es einfach ge-macht. Und er wird es wieder tun.
Und für den kreativen Bereich gilt das Gleiche. Es hat was Absurdes, sich bei einem Begriff der von der Heterogenität der Definitionsansät-zen lebt, einschränken zu wollen. Ich beziehe das sowohl auf jene, die sich davor scheuen, an den einzelnen Treffen teilzunehmen, da sie Angst haben, einer nicht vorhandenen Definition nicht zu entsprechen und zum anderen gilt das auch jenen, die sich aufregen, dass es jemand wagt, sich selbst als “kreativ” zu bezeichnen.
Es handelt sich bei “Die Kreativen Trier” um ein offenes, interdiszip-linäres Netzwerk. Anders als vielerorts in Luxemburg, geht es weniger darum, wer mit
Was den politischen Part anbelangt, so bin ich recht schnell raus aus dem Spiel, da ich in Deutschland nicht wählen gehen darf. Ich bin an meine luxemburgische Wahl-pflicht gebunden. Zudem ich muss ehrlich sagen, dass ich bei Veran-staltungen dieser Art, welche einer doch sehr sehr luxemburgischen Auffassung des Begriffs “Bürger-nähe” folgen, im Großherzogtum schon weitaus öfter mit weniger Inhalt und dafür mehr mit Ehren-wein berieselt wurde.
Bezüglich der Bezeichnung “Krea-tive”, geht mir zugegebenermaßen die Diskussion darum, wer sich als solches bezeichnen darf, ein wenig auf die Nerven. Ich komme nicht umhin, ein weiteres Mal auf das Beispiel des Papergirl Trier Projek-tes zurückzugreifen.Wie ich schon in einem früheren Post berichtete, kam es im Rahmen dieser Aktion teilweise zu Defini-tionsdebatten, bei denen man sich fragte, ob der eine oder andere nicht indirekt um ein Motorsägen-massaker flehte, das ihm dazu verhelfen könnte, das Brett vor dem eigenen Kopf loszuwerden.
Wenn Sie heute
Radieschen säen,
können Sie morgen
keine Ananas ernten.
41
wem mit schlechtem Sekt anstößt und darüber sinniert, wie man gemeinsam Geld aus dem Fenster schmeißen könnte und es geht auch nicht darum, sich gegensei-tig die übersättigten Bäuche zu streicheln.
Wir haben es also mit einer Platt-form für Kreativschaffende und -verbundene zu tun. Ich lebe zwar erst zwei Jahre hier, aber ich habe feststellen dürfen, dass es deren definitiv viele hier gibt. Und ich muss ganz ehrlich sagen, dass es mich freuen würde, wenn der ein oder andere anstatt im stillen Kämmerlein auf halbwegs hohen Niveau zu jammern, den Weg zu einem Netzwerktreffen beschrei-ten würde. Denn wenn es einen Bereich gibt, in dem falsche Scheu definitiv nicht konstruktiv ist, dann ist es dieser.
Da ich selbst erst vor kurzem an-gefangen habe, nach dem Prinzip “Ne Stadt ist das, was du draus machst” zu agieren, bin ich sehr dankbar für Ratschläge, Feedback und Einblicke in die Arbeit ande-rer gewesen. Mehr als einmal hab
Eine Stadt ist das, was du draus machst.
ich hier kund getan, dass ich die “Sharing culture”-Idee für sehr an-sprechend halte, und diese bezieht sich halt keineswegs nur auf jene Phänomene, die sich in der Netz-welt abspielen, sondern auch auf eine allgemeine Haltung, bezüglich der Weitergabe und dem Teilen von Kompetenzen in der Offline-Welt. Daher spreche ich mich dafür aus, dass man in Trier davon profitieren sollte, dass es eine Möglichkeit zum Austausch gibt.
Es besteht weder ein Zwang zur Friede, Freude, Eierkuchen-Atmosphäre, noch müssen wir uns ge-genseitig alle unglaub-lich toll finden.
Aber das mit dem Plänkeln, das kann man auch machen, nachdem man vorbeigeschaut hat.
Ihr seid also herzlich willkommen.
Eine Stadt ist das, was du draus machst.
Tintenfischstadt / Illustration von Lynn Harles
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