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KONZERTHAUS DORTMUND MUSIK FÜR FREAKS – SUITEN & ECHOS Samstag, 08.04.2017 · 20.00 Uhr

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KONZERTHAUS DORTMUND

MUSIK FÜR FREAKS – SUITEN & ECHOSSamstag, 08.04.2017 · 20.00 Uhr

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JEAN-GUIHEN QUEYRAS VIOLONCELLO

Abo: »Musik für Freaks«

In unserem Haus hören Sie auf allen Plätzen gleich gut – leider auch Husten, Niesen und Handy-klingeln. Ebenfalls aus Rücksicht auf die Künstler bitten wir Sie, von Bild- und Tonaufnahmen

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PROGRAMM

GYÖRGY KURTÁG (GEB. 1926)Aus: »Jelek, játékok és üzenetek« (»Zeichen, Spiele und Botschaften«)

›Az hit...‹ (›Der Glaube...‹) (1998)›Pilinszky Janos: Gérard de Nerval‹ (1986)›Árnyak‹ (›Schatten‹) – Perényi Miklósnak (1999)

JOHANN SEBASTIAN BACHSuite für Violoncello solo Nr. 6 D-Dur BWV 1012 (um 1720)

PréludeAllemandeCouranteSarabandeGavotte I – Gavotte IIGigue

– Ende ca. 21.55 Uhr –

IVAN FEDELE (GEB. 1953)»Arc-en-ciel« für Violoncello solo (2004)

JOHANN SEBASTIAN BACH (1685 – 1750)Suite für Violoncello solo Nr. 1 G-Dur BWV 1007 (um 1720)

PréludeAllemandeCouranteSarabandeMenuet I – Menuet IIGigue

JONATHAN HARVEY (1939 – 2012)»pre-echo« für Violoncello solo (2003)

JOHANN SEBASTIAN BACH Suite für Violoncello solo Nr. 2 d-moll BWV 1008 (um 1720)

PréludeAllemandeCouranteSarabandeMenuet I – Menuet IIGigue

– Pause ca. 20.50 Uhr –

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BACH IST WIE LEGOEIN FRISCHER BLICK AUF DEN CELLISTEN-PRÜFSTEIN

Schon früh wusste Jean-Guihen Queyras, dass eine Musikerlaufbahn rasch ihren Reiz verliert, wenn sie sich in ewig gleichen Repertoire-Bahnen bewegt. Seitdem streckt der in Kanada geborene Franzose auf seinem Cello unaufhörlich die Fühler aus, um abseits der Klassiker von Haydn, Schumann oder Debussy sich und sein Publikum zu überraschen. Als begeisterter Kammermusiker beschäftigt sich Queyras mit Streichquartetten von Schubert und Bartók. Als Solist etwa beim Freiburger Barockorchester hat er Konzertantes vom vergessenen Bach-Zeit-genossen Matthias Georg Monn ausgegraben. Und zwischendurch gibt er bei zeitgenössischen Komponisten wie Bruno Mantovani und Jörg Widmann Werke in Auftrag. Queyras und Still-stand? Das passt nicht zusammen. An der musikalischen Vielfalt hält der geborene Teamplayer jedoch selbst dann fest, wenn er sich erneut jenem Solo-Manifest widmet, mit dem sich jeder Cellist mindestens einmal beschäftigt haben muss. Es sind die sechs Suiten für Violoncello solo von Johann Sebastian Bach, die einem geistig und manuell alles abverlangen.

Das Konvolut mit seinen 36 Einzelsätzen kennt Queyras wie seine Westentasche. Und selbst-verständlich hat der 50-Jährige sie auch bereits auf CD eingespielt – die 2007 veröffentlichte Aufnahme zählt seitdem zu den Referenzaufnahmen dieses Bach-Werks. »Die Suiten für Violon- cello habe ich mir zwischen dem zehnten und fünfzehnten Lebensjahr komplett erarbeitet. Es ist verrückt, aber diese Musik spricht Ebenen an, die auch ein Elfjähriger durchaus verstehen und verinnerlichen kann. Das Tänzerische, das Melodische, auch das logisch Konstruierte in diesen Werken kann Jugendliche faszinieren. In diesem Alter spielt man ja gerne mit Lego und es steckt ganz viel Lego in Bachs Musik.« Um einen ganzen neuen Blick auf diese musika-lischen Lebensbegleiter zu bekommen, hat er bei namhaften Komponisten Cellostücke in Auftrag gegeben, die er als eine Art zeitgenössisches »Vor-Echo« jeweils vor einer Suite spielt. Bachs Modernität, wie sie eben auch in seinen sechs großen Cello-Monologen allgegenwärtig ist, wird aber nicht einfach durch die zeitgenössischen Werke beglaubigt. Vielmehr entsteht so ein Klang-Dialog zwischen den Jahrhunderten, zwischen dem frühen 18. und dem 21. Jahrhundert.

VOR-ECHOSIVAN FEDELE »ARC-EN-CIEL« FÜR VIOLONCELLO SOLO

In seinem Cellostück »Arc-en-ciel« reflektiert der italienische Komponist Ivan Fedele jene Ar- peggien, die das Eröffnungs-Prélude von Bachs Cello-Suite G-Dur prägen. Zugleich erinnert Fedele aber auch an die markanten Akkordzerlegungen etwa im C-Dur-Präludium aus Bachs »Wohltemperiertem Klavier« sowie an den ersten Satz von Beethovens »Mondscheinsonate«.

WERKE

Dieses 2006 von Queyras in Paris uraufgeführte, rund dreiminütige »Vor-Echo« basiert auf dem gleichnamigen Teilstück des Kammermusikzyklus »Arcipelago Möbius« aus dem Jahr 2004. Ivan Fedele wurde 1953 in Lecce geboren und studierte am Konservatorium Giuseppe Verdi und an der Philosophischen Fakultät der Universität Mailand. Zu seinen Lehrern gehörten Azio Corghi und Franco Donatoni. 1981 erhielt er in Amsterdam den »Gaudeamus Award« für sein erstes Streichquartett, 1989 gewann er mit dem Orchesterwerk »Epos« den Ersten Preis des »Goffredo-Petrassi-Wettbewerbs« von Parma. Fedeles Werke wurden u. a. von Pierre Boulez, Riccardo Muti und Jonathan Nott aufgeführt.

JONATHAN HARVEY »PRE-ECHO« FÜR VIOLONCELLO SOLOWie Ivan Fedele wählte auch der Engländer Jonathan Harvey das Eingangs-Präludium zum Aus-gangspunkt seines »pre-echos«, hier das der Cellosuite d-moll. Doch im Gegensatz zu seinem Kol-legen machte Harvey 2003 sein Stück zu einem eigenständigen Pre-Präludium, das lediglich über den eröffnenden und finalen (Leit-)Ton cis eine Brücke zu der Tonart d-moll der Cellosuite baut.

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Besonders der Buddhismus und die Anthroposophie Rudolf Steiners zählten für den 2012 im Alter von 73 Jahren verstorbenen Harvey zu den wegweisenden Einflüssen und Leitfäden für eine Musik, die neue Bewusstseinszustände auslöst bzw. höhere Bewusstseinsebenen schafft. Bei aller Faszination aber auch für mystische Schriften, die er bereits als Teenager verschlun-gen haben soll, bewahrte er sich eine künstlerische Offenheit, die in ihren klingenden Resulta-ten keinesfalls meditativ oder gar esoterisch daherkommt. In seinem Musikdenken wurde Har-vey von Karlheinz Stockhausen geprägt, den er 1966 in Darmstadt kennengelernt und über den er 1975 ein Buch geschrieben hatte. Zudem wurde er von Benjamin Britten gefördert, nahm Unterricht bei zwei Schönberg-Schülern und wurde durch den Amerikaner Milton Babbitt mit dem Serialismus und der elektronischen Musik vertraut gemacht.

GYÖRGY KURTÁG »JELEK, JÁTÉKOK ÉS ÜZENETEK« (»ZEICHEN, SPIELE UND BOTSCHAFTEN«)Wer den Werkkatalog des 91-jährigen Ungarn György Kurtág durchblättert, der stößt auf zahl-lose musikalische Gedenktafeln an Freunde und Geistesverwandte. Viele solcher Aphorismen

finden sich auch in dem Work in progress »Zeichen, Spiele und Botschaften«. Ausschließlich Werke für Streicher komponiert Kurtág seit 1989 dafür, angefangen von Solostücken für Vio-line, Viola und Cello bis hin zu Duos und Trios. Die daraus jetzt zu hörenden drei Cellowerke sind die einzigen nicht exklusiv für dieses Bach-Projekt geschriebenen Piècen. Da Kurtág nicht rechtzeitig mit dem von Guihen angefragten »Vor-Echo« fertig geworden war, fand der Cellist in dem Zyklus »Zeichen, Spiele und Botschaften« mehr als nur adäquaten Ersatz. ›Az hit...‹ (›Der Glaube...‹) ist die Transkription für Violoncello des gleichnamiges Sopranstücks aus dem Mitte der 1960er-Jahre entstandenen Liedzyklus »Die Sprüche des Péter Bornemisza«. Für die Cellofassung hat Kurtág den Originaltext immerhin in die Noten hineingeschrieben – mit dem Hinweis aber, dass der unterlegte Text nur dem Verständnis dienen und nicht gesungen werden solle. »Parlando, rubato, con slancio (mit Schwung), molto passionato« lautet die Charakter-bezeichnung dieses einstimmigen Stücks, das ganz die Melos-Qualitäten des Cellos betont.

Die zweite Kurtág-Miniatur lautet ›Pilinszky Janos: Gérard de Nerval‹ und geht auf eine litera-rische Würdigung des französischen Romantikers Gérard de Nerval aus der Feder des Ungarn Janos Pilinszky zurück. Und mit ›Árnyak‹ (›Schatten‹) – Perényi Miklósnak entschwindet Kur-tágs extrem reduzierte Klangsprache bis an den Rand des kaum mehr Wahrnehmbaren. Gewid-met ist es dem großen Kollegen von Jean-Guihen Queyras, Miklós Perényi.

ALTES UND NEUES CELLO-TESTAMENTJOHANN SEBASTIAN BACH SUITEN FÜR VIOLONCELLO SOLO BWV 1007, 1008 UND 1012

Gerade einmal 13 Jahre alt war Pablo Casals, als er 1890 den Heiligen Cello-Gral in einem Mu-sikantiquariat entdeckte. »Es waren die Solo-Suiten von Johann Sebastian Bach – Stücke für Cello allein!«, so Casals später in seiner Autobiografie »Licht und Schatten«. »Ich schaute ziem-lich fassungslos drein: Sechs Suiten für Violoncello solo? Welcher Zauber, welches Geheimnis verbarg sich hinter diesen Worten! Nie hatte ich von der Existenz dieser Suiten etwas gehört. Niemand – auch mein Lehrer nicht – hatte sie vor mir auch nur erwähnt.« Ganz unbekannt waren die Cello-Suiten da natürlich nicht. Immerhin existierten von ihnen im 19. Jahrhundert zwölf verschiedene Ausgaben. Doch wie Casals betonte, schien man bis dahin dem geistigen Gehalt der Noten nicht recht getraut zu haben: »Man hatte diese Suiten für akademisches Zeug gehalten, für mechanischen Etüdenkram ohne musikalische Wärme. Man muss sich das einmal vorstellen. Wie konnte ein Mensch sie kalt finden – sie, die Poesie, Wärme und Raumgefühl förmlich ausstrahlen!« Tatsächlich hatte selbst der Bach-Bewunderer Robert Schumann sie aufzuwerten versucht, indem er den Suiten eine Klavierstimme hinzufügte. Und die stock- fleckige Edition von Friedrich Grützmacher, die dem jungen Katalanen in die Hände gefallen war, erwies sich mit ihren Eingriffen lediglich als ein Arrangement der Originale. Spätestens mit

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seiner legendären Aufnahme in den 1930er-Jahren hat Casals die Suiten aber nicht nur einem überfälligen Reinigungsbad unterzogen. Seitdem gilt diese Werkreihe für jeden Cellisten, aber auch für Hörer als das Alpha und Omega des Cello-Repertoires.

So unumstritten ihr Rang ist, so rätselhaft ist bis heute die Entstehungsgeschichte geblieben. Nur ungefähr kann man den Zeitraum einkreisen, in dem Bach die Suiten höchstwahrscheinlich komponiert hat. Wenige Jahre vor seiner Berufung zum Leipziger Thomaskantor schrieb Bach sie wohl um 1720 für einen der Instrumentalisten der von ihm geleiteten Köthener Hofkapelle. Und da er auf das Titelblatt seiner nahezu zeitgleich entstandenen sechs Sonaten und Partiten für Violine solo den Vermerk »Libro primo« gemacht hatte, vermutet man, dass Bach nun mit den Cello-Suiten ein »Libro secondo« folgen lassen wollte. Wie nebulös die Quellenlage sich für die Bach-Forschung weiterhin darstellt, lässt sich aber besonders an einer These ablesen: Da kein Auto- graf überliefert ist, wurde erst kürzlich diskutiert, ob die von Bachs zweiter Ehefrau überlieferten Noten nicht vielleicht mehr als nur eine Abschrift darstellen. Anna Magdalena Bach als eigentliche Komponistin der Suiten? Manchmal schießt die musikwissenschaftliche Zunft mit ihrer Fantasie eben ein wenig übers Ziel hinaus. Schließlich reichen schon die ersten Töne aus, um zu erkennen, dass niemand anderes als Johann Sebastian Bach der wahre Urheber gewesen sein kann.

Sämtliche Suiten folgen in der Satzabfolge einem festen Schema – mit einem eröffnenden Präludium, auf das die französischen Modetänze Allemande, Courante, Sarabande und Gigue folgen. Und vor den Schlusssatz hat Bach stets eine Art Galanterien-Paar gesetzt, mit zwei Menuets, zwei Gavotten oder zwei Bourrées. So weit die formale Konvention. Bach wäre jedoch auch hier nicht Bach, wenn er nicht bei seiner ersten Beschäftigung mit den Möglichkeiten des sich gerade etablierten Violoncellos experimentieren würde. So hat er etwa in der Suite Nr. 5 die Stimmung in Scordatur notiert: Die obere A-Saite ist um einen Ganzton nach unten geschrieben. Und bei der Suite Nr. 6 dachte er wahrscheinlich an ein fünfsaitiges Violoncello piccolo, das er schon in frühen Kantaten eingesetzt hatte. Bachs wahres schöpferisches Genie zeigte sich aber vor allem im Umgang mit dem Cello als einem Instrument, das von Hause aus ein reines Melodieinstrument ist. Nun schwingt es sich nicht nur vom Ausdruck her in alle erdenklichen Sphären auf – von beschwingt virtuos über dramatisch innig bis kapriziös unterhaltend. Bach erzeugt mit seinem kompositionstechnischen Raffinement tatsächlich auch die Illusion beim Zuhörer, Ohrenzeuge einer komplexen Mehrstimmigkeit zu sein.

GEHÖRT IM KONZERTHAUSDer Cellist Yo-Yo Ma hat im Januar 2008 drei der sechs Suiten für Violoncello solo von Bach im Konzerthaus zur Aufführung gebracht. Im Februar 2012 standen dann sogar alle Suiten auf dem Programm: Pieter Wispelwey widmete sich der Mammutaufgabe, die Werke an einem Abend zu spielen.

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JEAN-GUIHEN QUEYRAS

Neugier und Vielfalt prägen das künstlerische Wirken von Jean-Guihen Queyras. Auf der Bühne und bei Aufnahmen erlebt man einen Künstler, der sich mit ganzer Leidenschaft der Musik widmet, sich dabei aber vollkommen unprätentiös und demütig den Werken gegenüber verhält, um das Wesen der Musik unverfälscht und klar wiederzugeben.

Wenn die drei Komponenten – die innere Motivation von Komponisten, Interpret und Pub-likum – auf derselben Wellenlänge liegen, entsteht ein gelungenes Konzert. Diese Ethik der Interpretation lernte Jean-Guihen Queyras bei Pierre Boulez, mit dem ihn eine lange Zu-sammenarbeit verband. Mit diesem Ansatz geht Jean-Guihen Queyras in jede Aufführung, stets mit makelloser Technik und klarem, verbindlichen Ton, um sich ganz der Musik hinzugeben.

So nimmt er sich mit gleicher Intensität sowohl Alter Musik wie mit dem Freiburger Barock-orchester, der Akademie für Alte Musik Berlin und dem Concerto Köln als auch zeitgenössischer Werke an. Er hat u. a. Kompositionen von Ivan Fedele, Gilbert Amy, Bruno Mantovani, Michael Jarrell, Johannes-Maria Staud und Thomas Larcher zur Uraufführung gebracht.

Im November 2014 spielte Queyras das Cellokonzert von Péter Eötvös anlässich dessen 70. Geburtstags unter der Leitung des Komponisten ein.

Jean-Guihen Queyras ist bis heute aktives Gründungsmitglied des Arcanto Quartetts und bil-det mit Isabelle Faust und Alexander Melnikov ein festes Trio. Überdies sind Alexander Melnikov und Alexandre Tharaud seine Klavierpartner. Zusammen mit den Zarb-Spezialisten Bijan und Keyvan Chemirani erarbeitete er ein mediterranes Programm.

Diese Vielfältigkeit hat viele Konzerthäuser, Festivals und Orchester dazu bewegt, Jean-Guihen Queyras als Artist in Residence einzuladen, darunter das Concertgebouw Amsterdam, »Festival d’Aix-en-Provence«, Tivoli Vredenburg Utrecht, De Bijloke Gent und die Wigmore Hall London.

Jean-Guihen Queyras ist regelmäßig zu Gast bei renommierten Orchestern wie dem Phila-delphia Orchestra, Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Philharmonia Orchestra, Orchestre de Paris und NHK Symphony Orchestra sowie am Leipziger Gewandhaus und an der Tonhalle Zürich. Er arbeitet mit Dirigenten wie Iván Fischer, Philippe Herreweghe, Yannick Nézet-Séguin, Jiri Belohlávek, Oliver Knussen und Sir Roger Norrington.

Die Diskografie von Jean-Guihen Queyras ist beeindruckend: Seine Aufnahmen der Cellokon-zerte von Edward Elgar, Antonín Dvorák, Philippe Schoeller und Gilbert Amy wurden von der Fachkritik begeistert aufgenommen. Im Rahmen eines Schumann-Projektes sind drei CDs ent-standen, die u. a. das Cellokonzert mit dem Freiburger Barrockorchester unter der Leitung von Pablo Heras-Casado sowie sämtliche Klaviertrios mit Isabelle Faust und Alexander Melnikov beinhalten.

Im August 2016 erschien Queyras’ neueste CD mit dem Titel »Thrace – Sunday Morning Sessions«. Unter Mitwirkung der Chemirani-Brüder und Sokratis Sinopoulos (Lyra) kreuzen sich zeitgenössische Werke, Improvisationen und traditionelle Musik des Mittelmeerraums. Jean-Guihen Queyras nimmt exklusiv für Harmonia mundi auf.

Zu den Höhepunkten in der Saison 2016/17 gehören u. a. eine Japan-Tour mit dem Czech Philharmonic Orchestra unter Jiri Belohlávek, Konzerte mit dem Chamber Orchestra of Europe unter Yannick Nézet-Séguin, dem Gewandhausorchester Leipzig unter Herbert Blomstedt und dem City of Birmingham Symphony Orchestra unter Edward Gardner.

Jean-Guihen Queyras ist Professor an der Musikhochschule Freiburg und Künstlerischer Lei-ter des Festivals »Rencontres Musicales de Haute-Provence« in Forcalquier. Er spielt ein Cello von Gioffredo Cappa aus dem Jahr 1696, das ihm das Mécénat Musical Société Générale zur Verfügung stellt.

JEAN-GUIHEN QUEYRAS IM KONZERTHAUS DORTMUNDJean-Guihen Queyras’ erster Auftritt im Konzerthaus fand 2015 im Rahmen des Konzerts »Yan-nick & Friends« statt. Mit dem damaligen Exklusivkünstler Yannick Nézet-Séguin am Klavier und weiteren Kammermusikpartnern spielte er Mozarts »Kegelstatt-Trio« und das Klavierquin-tett von Johannes Brahms.

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TEXTE Guido Fischer

FOTONACHWEISE S. 04 © François SéchetS. 08 © François SéchetS. 16 © Marco Borggreve

HERAUSGEBER KONZERTHAUS DORTMUNDBrückstraße 21 · 44135 Dortmund T 0231-22 696 200 · www.konzerthaus-dortmund.de

GESCHÄFTSFÜHRER UND INTENDANT Benedikt Stampa

REDAKTION Dr. Jan Boecker · Marion Daldrup

KONZEPTION Kristina Erdmann

ANZEIGEN Marion Daldrup · T 0231- 22 696 213

DRUCK Hitzegrad Print Medien & Service GmbH

Wir danken den beteiligten Künstleragenturen und Fotografen für die freundliche Unterstützung.

Druckfehler und Änderungen von Programm und Mitwirkenden vorbehalten.

IMPRESSUM

MO 29.05.2017NDR Elbphilharmonie Orchester, Thomas Hengelbrock, Solistenensemble | Richard Wagner »Das Rheingold« (konzertante Aufführung)

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KONZERTHAUS DORTMUND

FESTLICHE SAISONERÖFFNUNGSamstag, 10.09.2016 · 20.00 Uhr