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NEUE FILME 2013 Filme zum Wegwerfen Müll und Recycling als globale Herausforderung Unsere Fremde (Notre étrangère) UFO in her eyes Robert Mugabe – Macht um jeden Preis (Robert Mugabe – What Happened?) Eine Giraffe im Regen (Une girafe sous la pluie) Herz des Himmels, Herz der Erde Raising Resistance Yaayboy Vom Fischen im Trüben Kolonialmama Eine Reise in die Gegenwart der Vergangenheit Ferien in der Heimat (Vacances au pays) M it unserem neuen Jahresangebot bieten wir Ihnen sowohl Dokumentar- und Spielfilme, die bereits erfolgreich im Kino gelaufen sind, als auch einen Animationsfilm und auch wieder eine thematische Kompilations-DVD mit verschiedenen Kurzfilmen. Mehrere dieser Filme befassen sich mit Fragen der Nachhaltigkeit oder hinterfragen grund- sätzlich das herrschende Modell von Fortschritt und Entwicklung: Die neun Kurzfilme der thematischen DVD Filme zum Wegwerfen – Müll und Recycling als globale Herausforderung greifen nicht nur Probleme auf, sondern zeigen auch Alternativen, wie verantwortungsvoller mit so unterschiedlichen Gütern wie Essen, Kleidung oder Elektronik umzugehen ist. Aus China kommt der Spielfilm UFO in her Eyes, mit dem die Regisseurin das ganz auf Konsum ausgerichtete Wachstumsmodell ihres Landes ebenso ernsthaft wie komisch in Frage stellt: »Aus der Reibung zwischen den Gesetzen der freien Marktwirtschaft und den Regeln des kom- munistischen Systems schlägt der Film absurde Funken«, so die Süddeutsche Zeitung. Auch Raising Resistance und Ferien in der Heimat fragen nach den »Kosten des Fortschritts«. Einmal geht es um den Anbau von gentechnisch verändertem Soja, mit dem sich Paraguay zum viertgrößten Soja-Exporteur entwickelte und damit auch den Nachschub an Viehfutter für die deutsche Massentierhaltung sichert – wofür riesige Waldgebiete vernichtet und Kleinbauern wie Landarbeiter vertrieben wurden. In Ferien in der Heimat, einer Neuherausgabe im DVD- Format, geht Jean-Marie Teno der Frage nach, was politische Unabhängigkeit und vermeint- liche Modernität seinem Heimatland Kamerun nach Jahrzehnten gebracht haben und kritisiert diese »Modernität à la Tropicale«. Grundsätzlicher noch, weil es auch um ein nicht-westlich geprägtes Weltbild geht, stellt Herz des Himmels – Herz der Erde die hergebrachte Lebens- weise in Frage. Ausgangspunkt für diesen Film ist die missverstandene Maya-Prophezeiung vom Ende der Welt. Peter Heller geht in Yaayboy – vom Fischen im Trüben dem Zusammenhang von Überfischung und Armut am Beispiel des Senegal nach, und mit seinem Dokumentarfilmessay Kolonial- mama macht er sich auf die Suche nach seiner eigenen kolonialen Vergangenheit, und welche »Familiengeheimnisse« sich dahinter verbergen. Ebenfalls eine biographische Spurensuche ist Unsere Fremde – allerdings in der fiktiven Form eines Spielfilms. Hier sucht eine in Afrika geborene, aber in Frankreich aufgewachsene junge Frau nach ihrer Mutter – ein berührender Film, der auch das Thema Adoption aufgreift. Im ostafrikanischen Simbabwe stehen für 2013 Neuwahlen an. Mit dem autokratischen Regime des Präsidenten setzt sich Robert Mugabe – Macht um jeden Preis auseinander; ein wichtiges und über das Land hinausweisendes Fallbeispiel von Fehlentwicklung und mangelnder demo- kratischer Kontrolle. Und mit den Folgen einer solcherart fehlgeleiteten Entwicklung befasst sich der Animations- film Eine Giraffe im Regen. In Form einer Tierfabel erzählt er von der List und Solidarität der Schwachen – aber auch von Flucht, Exil und dem schwierigen Leben in der Fremde. Bei der Lektüre unseres neuen Angebotes wünschen wir Ihnen interessante Einblicke in diese breit gefächerten Fragestellungen. Bildungsmedien zu Fragen der nachhaltigen Entwicklung

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NEUE FILME 2013

Filme zum Wegwerfen Müll und Recycling

als globale Herausforderung

Unsere Fremde(Notre étrangère)

UFO in her eyes

Robert Mugabe – Macht um jeden Preis

(Robert Mugabe – What Happened?)

Eine Giraffe im Regen(Une girafe sous la pluie)

Herz des Himmels, Herz der Erde

Raising Resistance

Yaayboy Vom Fischen im Trüben

Kolonialmama Eine Reise in die Gegenwart

der Vergangenheit

Ferien in der Heimat(Vacances au pays)

M it unserem neuen Jahresangebot bieten wir Ihnen sowohl Dokumentar- und Spielfilme, die bereits erfolgreich im Kino gelaufen sind, als auch einen Animationsfilm und auch

wieder eine thematische Kompilations-DVD mit verschiedenen Kurzfilmen. Mehrere dieser Filme befassen sich mit Fragen der Nachhaltigkeit oder hinterfragen grund-sätzlich das herrschende Modell von Fortschritt und Entwicklung: Die neun Kurzfilme der thematischen DVD Filme zum Wegwerfen – Müll und Recycling als globale Herausforderung greifen nicht nur Probleme auf, sondern zeigen auch Alternativen, wie verantwortungsvoller mit so unterschiedlichen Gütern wie Essen, Kleidung oder Elektronik umzugehen ist. Aus China kommt der Spielfilm UFO in her Eyes, mit dem die Regisseurin das ganz auf Konsum ausgerichtete Wachstumsmodell ihres Landes ebenso ernsthaft wie komisch in Frage stellt: »Aus der Reibung zwischen den Gesetzen der freien Marktwirtschaft und den Regeln des kom-munistischen Systems schlägt der Film absurde Funken«, so die Süddeutsche Zeitung.Auch Raising Resistance und Ferien in der Heimat fragen nach den »Kosten des Fortschritts«. Einmal geht es um den Anbau von gentechnisch verändertem Soja, mit dem sich Paraguay zum viertgrößten Soja-Exporteur entwickelte und damit auch den Nachschub an Viehfutter für die deutsche Massentierhaltung sichert – wofür riesige Waldgebiete vernichtet und Kleinbauern wie Landarbeiter vertrieben wurden. In Ferien in der Heimat, einer Neuherausgabe im DVD-Format, geht Jean-Marie Teno der Frage nach, was politische Unabhängigkeit und vermeint-liche Modernität seinem Heimatland Kamerun nach Jahrzehnten gebracht haben und kritisiert diese »Modernität à la Tropicale«. Grundsätzlicher noch, weil es auch um ein nicht-westlich geprägtes Weltbild geht, stellt Herz des Himmels – Herz der Erde die hergebrachte Lebens-weise in Frage. Ausgangspunkt für diesen Film ist die missverstandene Maya-Prophezeiung vom Ende der Welt.

Peter Heller geht in Yaayboy – vom Fischen im Trüben dem Zusammenhang von Überfischung und Armut am Beispiel des Senegal nach, und mit seinem Dokumentarfilmessay Kolonial-mama macht er sich auf die Suche nach seiner eigenen kolonialen Vergangenheit, und welche »Familiengeheimnisse« sich dahinter verbergen. Ebenfalls eine biographische Spurensuche ist Unsere Fremde – allerdings in der fiktiven Form eines Spielfilms. Hier sucht eine in Afrika geborene, aber in Frankreich aufgewachsene junge Frau nach ihrer Mutter – ein berührender Film, der auch das Thema Adoption aufgreift. Im ostafrikanischen Simbabwe stehen für 2013 Neuwahlen an. Mit dem autokratischen Regime des Präsidenten setzt sich Robert Mugabe – Macht um jeden Preis auseinander; ein wichtiges und über das Land hinausweisendes Fallbeispiel von Fehlentwicklung und mangelnder demo-kratischer Kontrolle. Und mit den Folgen einer solcherart fehlgeleiteten Entwicklung befasst sich der Animations-film Eine Giraffe im Regen. In Form einer Tierfabel erzählt er von der List und Solidarität der Schwachen – aber auch von Flucht, Exil und dem schwierigen Leben in der Fremde.

Bei der Lektüre unseres neuen Angebotes wünschen wir Ihnen interessante Einblicke in diese breit gefächerten Fragestellungen.

Bildungsmedien zu Fragen der nachhaltigen Entwicklung

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Filme zum Wegwerfen Müll und Recycling als globale Herausforderung

Zum Thema: Nachhaltigkeit | Ökologie | Armut | Ressourcennutzung | Zukunftsfähigkeit

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achsender Konsum und immer neue Produkte, die von der Wirtschaft ersonnen werden, um sie dann verkaufen zu können, führen zuneh-

mend auch zu Problemen bei der Entsorgung dessen, was am Ende übrig bleibt. Vieles wird weggeworfen, obwohl es noch verwendbar wäre, oder weil die Reparatur teurer als eine Neuanschaffung ist. Dies betrifft funk-tionsfähige Handys oder Computer, aber dies betrifft auch Lebensmittel. Diese Verschwendung wertvoller Ressourcen führt zu Engpässen, Preis-steigerungen und riesigen Abfallbergen. Die Auswirkungen für Mensch und Umwelt sind gravierend.

ie neun Filme der DVD greifen verschiedene Aspekte dieser Thematik von Entsorgung und Wiederverwertung auf. Sie greifen aber nicht nur

Probleme auf, sondern zeigen auch Alternativen. So wird auf einen im Grunde verantwortungslosen Umgang mit verschiedenen Gütern des All-tags wie Essen, Kleidung oder Elektronik aufmerksam gemacht. Wir begeg-nen Menschen, die bewusst konsumieren, was andere wegwerfen, oder aber auch ihr Überleben mit dem Sammeln von Müll sichern müssen. Es werden verschiedene Initiativen vorgestellt, wie Abfall wieder verwertet werden kann.Die DVD-ROM-Ebene enthält Arbeitshilfen zu den einzelnen Filmen und Hintergrundmaterialien für die Bildungsarbeit.

Neun Filme zum Thema Müll,

Müllvermeidung und Ressourcenschonung:

informativ und lehrreich, aber auch

amüsant und anregend.

Wie zerstören wir die Welt – Müll (How to Destroy the World)

The Story of Bottled Water

Marlen, la cartonera

»Ein spaßiger Blick darauf, wie wir die Welt noch schneller und besser zerstören können« – so die ironi-sche Auskunft des englischen Filmemachers, der sonst als Werbefilmer und Designer arbeitet. In der Machart eines Werbeclips gestaltet, zeigt der Beitrag Müll aus der Miniserie How to destroy the world, wie die Menschheit gelernt hat, immer mehr Dinge immer effektiver wegzuwerfen und so schließlich den ganzen Planeten zu ruinieren. Witzig, frech, gut ge-zeichnet und mit einem bissigen Kommentar versehen, bietet diese »Gebrauchsanweisung zur Zerstörung der Welt« sehr gute Impulse für einen Einstieg in die Thematik insgesamt.

Die »Geschichte des Wassers in Flaschen« erzählt davon, wie es Coca-Cola, Pepsi, Nestlé und anderen Konzernen gelungen ist, die US-Amerikaner dazu zu bringen, jede Woche eine halbe Milliarde in Flaschen abgefülltes Wasser zu kaufen, obwohl es doch in gleicher – oft sogar besserer – Qualität aus dem Wasserhahn fließt. Der Film bezieht sich in ebenso amüsanter wie eindrücklicher Weise auf die Werbe-Kampagnen der Konzerne. Mit Verführungs-kunst soll bei den Konsumenten der Eindruck erweckt werden, der Konsum von Leitungswasser sei nicht nur bequem, sondern belaste auch die Umwelt nicht.

Die achtjährige Marlen lebt mit ihren beiden älteren Geschwistern Roberto und Tamara in einem armen Vorstadt-Viertel von Buenos Aires. Für ihre Arbeit als Müllsammler fahren sie gemeinsam mit Polaco, dem Freund der Schwester, jeden Morgen mit dem Zug in die Innenstadt.Der Film begleitet die Kinder während eines solchen Tages, der sehr früh beginnt und erst weit nach Mitternacht endet. Es ist ein harter Alltag. Marlen und ihre Freunde machen sich keine Illusionen – aber sie sind dennoch zuversichtlich.

Wie zerstören wir die Welt – Müll (How to Destroy the World)Regie: Pete Bishop, Animation, GB 2007, 2 Min. Sprachen: Deutsch, Englisch (Orig.)Geeignet ab 12 Jahren

The Story of Bottled WaterRegie: Louis Fox, USA 2010, Animation, 8 MinutenSprachen: Deutsch, Französisch, Englisch (Orig.)Geeignet ab 12 Jahren

Marlen, la cartoneraRegie: Maria Goinda, Deutsch-land, Argentinien 2010, Doku-mentarfilm, 28 Min. (Kurz-fassung) Sprachwahl Untertitel: Deutsch, Französisch / Spanisch (Orig.)Geeignet ab 12 Jahren

»Die Reportage zeigt, dass die westliche Lebensmittelver-

schwendung tatsäch-lich zu Hunger in

Afrika führt und noch viele weitere drama-tische Konsequenzen hat. Diese Mahnung

wird so geschickt und so anschaulich her-

geleitet, dass der Zuschauer beim

nächsten Einkauf mit anderen Augen auf das breite Angebot gucken

und sich fragen wird, warum ein Supermarkt hundert verschiedene

Joghurtsorten anbietet.«

(Berliner Zeitungüber Essen im Eimer)

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Essen im Eimer – Die große Lebensmittelverschwendung

Mitumba – Second Hand-Kleider auf Reisen

Trash is Cash

Der digitale Friedhof

Jedes fünfte Brot wird weggeworfen und jede zweite Kartoffel schon bei der Ernte aussortiert. Mehr als die Hälfte vieler Lebensmittel landen im Müll – teils schon nach der Ernte oder bei der Produktion, d.h. ehe sie die Verbraucher überhaupt erreichen. Nüchtern und prägnant sucht der Film nach Erklärungen und befragt Beschäftigte in Supermärkten, Einkaufsver-antwortliche und Bauern. Dabei ist das Ausmaß dieser Verschwendung den wenigsten Verbrauchern bewusst – auch wenn sie dieses System durch ihr Kaufverhalten unterstützen.

Die Reportage folgt einem ausgedienten Fußball-Trikot auf seinem Weg von Hamburg bis in ein Dorf in Tansania. Vier Monate dauert die Reise. Jetzt trägt es der neunjährige Lucky mit großem Stolz. Was in Europa oft mit karitativer Absicht gespendet oder aber achtlos in den Sammeltonnen ent-sorgt wird, durchläuft viele Zwischenstationen, ehe die Kleidungsstücke über teils schwer überschaubare Vertriebskanäle global operierender Händler schließlich Afrika erreichen.

In Dandora, einem der größten Slums von Nairobi, wachsen die Abfall-berge in den Himmel. Der Film stellt verschiedene kreative Recycling-Ideen vor, die im Rahmen eines Jugendprojektes in Gang gesetzt wurden. So entstehen aus den Müllbergen Biogas, Kompost, Brennstoffe, aber auch Sandalen und andere Gebrauchsgüter. Jugendliche erklären, weshalb sie die Initiative wichtig finden, und laden uns ein, unsere Vorstellungen von Afrika zu revidieren.

Alte Computer, Fernseher und Kühlschränke werden – oft illegal – aus Europa und Amerika nach Afrika verschifft. Was nicht direkt einer Wieder- oder Weiterverwendung dient, landet auf einer riesigen Mülldeponie am Rande von Accra. Hier in Agbogbloshie wird der Elektroschrott recycelt. Oft sind es Kinder und Jugendliche, die die Geräte mit einfachsten Werk-zeugen zerlegen, bzw. am offenen Feuer bearbeiten, um an das Kupfer und andere Wertstoffe zu gelangen, die sie dann verkaufen können.

Plastik über alles (Addicted to Plastic)

Insel der Blumen (Ilha das flores)

Plastik ist einer der Kunststoffe, die seit über 100 Jahren unseren Alltag bestimmen und erleichtern. Aber auch wenn dieser »Univer-sal-Stoff« kaum noch aus unserem Leben wegzudenken ist, verur-sacht dessen Entsorgung gigantische Müllberge und damit einher-gehende Umweltprobleme und Gesundheitsgefahren in einem lang-fristig unvorstellbaren Ausmaß. Im pazifischen Ozean sind Plastik-abfälle zum »sechsten Kontinent« angewachsen.Der Film lässt Wissenschaftler und Experten aus den Bereichen Produktion, Umweltschutz, Wissenschaft und Forschung zu Wort kommen und trifft dabei auf alternative Lösungen und Vorschläge, wie die mit Plastikabfällen verbundenen Umweltprobleme gelöst werden können.

Ein provokativer experimenteller Kurzfilm, der die fatalen Neben-folgen einer nur auf den Profit ausgerichteten Wirtschaftsordnung und einer auch politisch-kulturellen Globalisierung aufgreift – am Beispiel einer Müllkippe mit dem (echten) Namen »Insel der Blumen«. Der Lebenslauf einer Tomate dient dem Regisseur als Folie, um die ökonomische, ökologische, soziale und ethische Krise der brasilianischen Gesellschaft zu analysieren.

FWU-Signatur: 46 31167 Laufzeit aller Filme ca. 200 Min.Lizenzgebiet: deutschsprachig | ohne A, CH Sprachen: Deutsch (teils synchronisiert und Lizenzzeit: Printlife UT) | Sprachwahl: z.T. Englisch/Französisch

Medienzentrenlizenz (ML): D 155,- Bonusmaterial DVD-ROM-Ebene: Unterrichtslizenz (UL): D 60,- Arbeitshilfen zu den einzelnen Filmen und Lehrprogramm gemäß § 14 JuSchG Hintergrundmaterial für die Bildungsarbeit

Deutschland, Österreich, Schweiz 2012 Produktion: EZEF, Baobab, Fachstelle Filme

Essen im Eimer – Die große Lebensmittel-verschwendungRegie: Valentin Thurn, Deutschland 2010, Dokumen-tarfilm, 30 Min., Sprachwahl: Deutsch, Französisch (teil-weise untertitelt)Geeignet ab 14 Jahren

Mitumba — Second Hand Kleider auf ReisenRegie: Raffaele Brunetti, Italien/Deutschland 2005, Dokumentarfilm, 33 Min. (Kurfassung); Sprachwahl: Deutsch, Französisch (teil-weise untertitelt)Geeignet ab 14 Jahren

Trash is CashRegie: Alessandra Argenti, Kenia 2008, Dokumentarfilm, 20 Min. (Kurzfassung)Original-Sprache: Englisch und Kisuaheli; Sprachen: Deutsch, FranzösischGeeignet ab 14 Jahren

Der digitale FriedhofRegie: Sébastien Mesquida, Frankreich, Ghana 2009 , Dokumentarfilm, 16 MinutenSprachen: Deutsch, FranzösischGeeignet ab 14 Jahren

Plastik über alles (Addicted to Plastic)Regie: Ian Connacher, Kanada 2008, Dokumentarfilm, 52 Min. (Kurzfassung)Original-Sprache: Englisch Sprachwahl: Deutsch, Franzö-sisch (teilweise untertitelt)Geeignet ab 16 Jahren

Insel der Blumen (Ilha das flores)Regie: Jorge Furtado, Brasilien 1989, 12 Min., Experimenteller Dokumentarfilm, Sprachwahl: Deutsch, Französisch, EnglischGeeignet ab 16 Jahren

„Essen im Eimer zeigt schonungslos,

wie unsere Wegwerf-gesellschaft mit

Essen umgeht.Die zentrale Frage:

Warum werfen wir die Hälfte aller Lebens-

mittel auf den Müll?“(Süddeutsche Zeitung)

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E inige Zeit nach dem Tod ihres Vaters bricht Amy zu einer Reise auf. Sie verlässt Frankreich und reist nach Burkina Faso in ihre Geburtsstadt

Bobo Dioulasso. Hier sucht sie nach ihrer Mutter, von der sie im Alter von acht Jahren getrennt wurde und über die sie so gut wie nichts weiß. Es ist eine Reise zurück an den Ort ihrer Kindheit, aber auch eine Reise in eine ihr fremd erscheinende Welt. Hier in Bobo Dioulasso findet Amy nur ihre alte Tante Acita, eine vereinsamte Frau mit einem Alkoholproblem. Die Stadt, vor allem aber das Haus ihrer Kindheit, wecken widersprüchliche Erinnerungen in ihr. Die Suche nach ihrer Mutter bleibt zunächst vergeblich. Acita gibt vor, nicht zu wissen, wo ihre Mutter abgeblieben sei, nachdem sie das Land verlassen habe – vielleicht sei sie in Europa, vielleicht auch in Amerika. Erst durch wiederholtes Nachfragen erfährt Amy dann doch noch mehr über die Hintergründe, warum sie als Kind von ihrer Mutter getrennt wurde und mehr bei ihrer Tante als bei ihrer Mutter aufwuchs. Nur widerstrebend berichtet ihr die Tante, wie sehr Amy von ihrer Mut-ter Mariam geliebt wurde.

Unsere Fremde(Notre étrangère)

Zum Thema: Afrika | Frauen | Fortschritt | Kulturelle Identität | Adoption

»Sarah Bouyain verbindet in ihrem

Film harmonisch die verschiedenen Orte der Pariser Vorstadt

und Bobo Dioulasso. Ihr Film zeichnet sich

aus durch einen feinfühligen Umgang

mit den Themen von Frauen, die durch ihre

Hautfarbe miteinander verbunden sind ...

Eine ihrer Aussagen ist, dass das Herz,

wenn es Frieden ge-funden hat, der Welt

geöffnet werden kann.«

(aus einer Filmkritik von Michel Amarger)

Sarah BouyainNach dem Studium der Mathe-matik studiert Sarah Bouyain Film an der Ecole Louis Lumiè-re. 1997 übernimmt sie die Co-Regie des Making-Of Niararaye zu dem Film Kini et Adams von Idrissa Ouédraogo. Drei Jahre später dreht sie Les Enfants du Blanc, einen Dokumentarfilm zum »métis-sage colonial«. Ihre Novellen-sammlung Métisse façon er-scheint 2003. Unsere Fremde ist ihr erster langer Spielfilm.

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U

arallel zu dieser Suche er-zählt der Film die Ge-

schichte von Amys Mutter. Mariam, inzwischen Mitte 40, lebt seit Jahren in Paris. Sie arbeitet als Putzfrau, hat nur wenige Kontakte zu anderen Menschen und lebt so wie ein heimlicher Schatten am Rand

der Gesellschaft. Dass ihre Sprachschülerin Esther, die sie als Ne-benjob in ihrer Muttersprache Dioula unterrichtet, sie als Gleich-wertige behandelt, kann sie kaum annehmen. Als Esther von ihren Plänen erzählt, ein afrikanisches Kind zu adoptieren, reagiert sie geradezu schockiert ...

nsere Fremde«, so Sarah Bouyain über ihren Film, »thematisiert die Fähigkeit eines jeden

Menschen zur Integration oder Nicht-Integration. Mariam ist einsam wegen all der ungelösten Pro-bleme, die sie innerlich mit sich herumträgt. Die Beziehung mit Esther sieht Mariam als eine Art der Flucht aus diesen Problemen und als Chance, etwas anderes zu erleben. Sie gibt ihr auch die Möglichkeit der Identifikation: plötzlich hat sie eine Beziehung mit einer weißen Person in Frank-reich, jemand, der anders ist als diejenigen, die sie sonst kennt. Esther hilft ihr zu verstehen, dass sie auch schät-zenswerte Fähigkeiten besitzt: Sie kann jemandem eine fremde Sprache beibringen. Diese Wertschätzung durch Esther öffnet eine Tür für sie, von der sie nie gedacht hätte, sie jemals zu öffnen. Aber sie bringt Mariam auch zurück zu der Frage nach ihrer Tochter …«

FWU-Signatur: 46 31165 Regie: Sarah Bouyain | Buch: Sarah Bouyain Lizenzgebiet: deutschsprachig (ohne CH) und Gaëlle Macé | Kamera: Nicolas Gaurin | Lizenzzeit: Printlife Schnitt: Valérie Loiseleux, Pascale Chavance |

Ton: Marianne Roussy, Cécile Chagnaud, Medienzentrenlizenz (ML): D 155,- Thierry Delor | Musik : Sylvain Chauveau | Unterrichtslizenz (UL): D 55,- Darsteller: Dorylia Calmel (Amy), Assita Oué-(Geeignet) ab 15 Jahren | Lehrprogramm draogo (Mariam), Blandine Yaméogo, Natha-gemäß § 14 JuSchG lie Richard, Nadine Kambou Yéri, Jérôme

Sénélas u.a. | Produktion: Athénaïse, Frank-reich; Koproduzent: Abissia Productions Burkina Faso/Frankreich 2009, 82 Min., (Burkina Faso)Spielfilm

Originalsprache: Französisch und Dioula |Geeignet für die Sekundarstufe II, Fächer: Sprachwahl: Untertitel Deutsch, FranzösischPolitik, Religion, Ethik, Erwachsenenbildung

Unsere Fremde erzählt die Geschichte zweier Frauen zwischen zwei Kulturen, zwei Ländern, Frankreich und der Stadt Bobo Diou-lasso in Burkina Faso. Aber es geht auch um die Bedeutung von willkürlich zerrissenen Familienban-den: Mutter und Tochter, die in diesem Fall getrennt worden sind, versuchen, sich und die »Andere« wiederzufinden.Der Film begleitet sie dabei mit Abstand und sehr viel Feingefühl.

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UFO in her eyes

Zum Thema: China | Fortschritt | Globalisierung | Tragikomödie

»Eine grobe, böse, wilde Satire über die rasanten

Umwälzungen in einem großen Land, das der-

zeit wenig Rücksicht nimmt auf die kleinen

Probleme der gebeutel-ten und zerrissenen

Individuen, die es bevölkern.«

(Taz)

»Der armen Land-arbeiterin mit ihrer

zornigen Traurigkeit und ihrer zarten Nähe

zu einem poetisch stummen Fahrrad-

schrauber bleibt ein Traum im Rausch der

Farben, so surreal wie ein Happy-End nur im

Film sein kann...«(Frankfurter Rundschau)

»Wie ein UFO kommen ökonomischer Erfolg

und Globalisierung über ein Dorf

in der malerischensüdchinesischen

Karstlandschaft.«(epd film)

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meisterhaft, die vermeintlich großen Chancen für ihr Dorf zu nutzen: unter ihrer sozialistischen Leitung und mit Unterstützung kapitalkräftiger Geldgeber werden Karpfenteiche zugeschüttet und Reisfelder planiert. In kürzester Zeit entsteht so eine »UFO-Site«. Dafür müssen nicht nur Parkplätze für die Touristen-Busse geschaffen, sondern auch Hotels gebaut – und überhaupt das Dorf und seine Bewohner ins 21. Jahr-hundert gezerrt werden. Kwok Yun wird zur Vorzeige-Bäuerin erklärt und gerät damit immer mehr ins Zentrum eines Modernisierungsstrudels, der ihr noch weniger Spielraum lässt als sie ihn zuvor hatte. Doch auch Kwok Yun lernt schnell und ist nicht bereit, ihre Zukunft den Fortschrittsfanatikern zu überlassen.

iaolu Guo über ihren Film: »Ich wuchs in einem Dorf in der Pro-vinz Zhejiang in Südchina auf. Ich erinnere mich noch gut an die

alten Bauern mit weißem Haar, die ihre Eimer auf die Hügel schlepp-ten, die Landwirte, die an der Dürre litten und ihre Felder pflügten, verbittert und düster. Die Ältesten faszinierten mich am meisten, weil sie schon so viel erlebt hatten. Sie waren Zeugen eines radika-len Wandels in der Geschichte Chinas gewesen, insbesondere vom Chaos der Veränderungen der letzten 50 Jahre – vom Feudalismus bis hin zum Kommunismus und jetzt dem Kapitalismus. Die meisten von ihnen waren mit den Erinnerungen an die Kaiser- und Sklaven-zeit groß geworden. Nun trinken die Kinder Cola und spielen den ganzen Tag Spiele auf dem Computer. Die ältere Generation konnte sich nicht auf diese neue Gesellschaft einstellen und verbrachte den Rest ihres Lebens in Schmerz und Wut. Die junge Generation lang-weilte sich in den Dörfern und wollte bloß fortgehen. Daran erinne-re ich mich noch, weil ich es selbst so empfand – dieses unruhige Gefühl unter der trockenen Sonne auf den verlassenen Reisfeldern, wo uns keine Wahl für unser Leben blieb. Da gab es nichts außer Armut und Unterdrückung, die von einer sehr strengen Tradition ausging und einer noch viel strengeren, totalitären Gesellschaft.«

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FWU-Signatur: 46 31170 Regie/Buch: Xiaolu Guo | Kamera: Michal Lizenzgebiet: deutschsprachig Tywoniuk | Schnitt: Nikolai Hartmann | Ton: Lizenzzeit: Printlife Philippe Ciompi | Musik: Mocky | Produktion:

Corazón International | DarstellerInnen: Shi Medienzentrenlizenz (ML): D 155,- Ke, Udo Kier, Mandy Zhang, Y. Peng Liu, Z. LanUnterrichtslizenz (UL): D 55,-(Geeignet) ab 16 Jahren | FSK: ab 12 Jahren Geeignet für die Sekundarstufe II, Fächer:

Politik, Religion, Ethik, ErwachsenenbildungChina, Deutschland 2011, 110 Min., SpielfilmOriginalsprache: Mandarin/ Englisch | Sprachwahl: deutsche Synchronisation | Untertitel: Deutsch/Englisch

»Eine bissige und unterhaltsame Sozialsatire zum heutigen China«(NZZ)

Xiaolu Guo1973 in China geboren, stu-dierte Film an der Beijing Film Academy und der UK National Film School. Sie arbeitet als Filmemacherin und Schrift-stellerin. Xiaolu Guo hat bisher sieben Romane veröffentlicht und diverse Dokumentarfilme produziert. Der Film ist eine Adaption ihres Buches Ein UFO, dachte sie. Gleich ihr erster Spielfilm, She a Chinese, wurde in Locarno 2009 mit dem Gol-denen Leoparden ausgezeich-net.

Filmographie:

2004 The Concrete Revolution (Dokumentarfilm)

2006 How is your Fish Today? (Dokumentarfilm)

2008 We went to Wonderland(Dokumentarfilm)

2009 Once Upon a Time a Proletarian (Dokumentarfilm)

2009 She, a Chinese (Spielfilm)

2011 Ufo in her Eyes (Spielfilm)

Kwok Yun ist Ende Dreißig und noch immer unverheiratet, denn die Familie ist arm, und viel Auswahl an Heiratskandidaten hat das Berg-

dorf nicht zu bieten. Viele junge Männer sind weggezogen, um in den großen Städten nach Arbeit zu suchen. Mit dem verheirateten Schul-direktor hat sie eine Affäre – doch Liebe ist es nicht. So bleibt ihr die Sehn-sucht nach Veränderung. Resignation liegt ihr fern. Bei einem der Rendezvous im Reisfeld hört sie ein eigenartiges Geräusch. Als sie zum Himmel blickt, glaubt sie, einen großen silbernen Gegenstand zu sehen und spürt, wie sie von einer gewaltigen Kraft ergriffen wird. Sie verliert das Bewusstsein. Als sie wieder erwacht, liegt ein Fremder neben ihr, sonnengebräunt und am Bein verletzt. Es ist ein ameri-kanischer Geschäftsmann; und zudem der erste Mensch aus dem sagenhaften Westen, der ihr begegnet. Kwok Yun nimmt ihn mit zu sich nach Hause und versorgt seine Beinwunde. Doch ebenso plötzlich wie er auftauchte, ist er auch wieder verschwunden. Als Kwok Yun der Bürgermeisterin Chang von dem Vorfall berichtet, erkennt diese schnell, was sich aus dieser einzigartigen Geschichte machen lässt. Dementsprechend schmückt sie ihren Bericht aus, den sie ordnungsgemäß an die höheren Instanzen übermittelt. Bald darauf treffen Regierungsbeamte im Dorf ein, um die Bewohner über die an-gebliche UFO-Landung zu befragen. Bürgermeisterin Chang versteht es

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Der Film zeichnet den Werdegang des aus armen Verhältnissen stam-menden Robert Mugabe nach, der – inspiriert von seinem Ghana-

Aufenthalt und unter dem Eindruck des dortigen Präsidenten Nkruhma – zum »Helden der Unabhängigkeit« Simbabwes und zu dessen erstem gefeierten Präsidenten nach der Unabhängigkeit aufsteigt. Zunächst gilt das unabhängige Simbabwe als vorbildliches Modell einer Gesellschaft, in der Schwarz und Weiß friedlich zusammenleben. Doch schon während des Befreiungskampfes wird auch die Rücksichtslosigkeit Mugabes gegenüber echter oder vermeintlicher Opposition erkennbar – und so erscheint dann seine spätere Transformation zum Dauer-Präsidenten und rücksichtslosen Autokraten weniger überraschend, denn in gewisser Weise vorhersehbar.

Simon Brights Dokumentation verwebt die Biographie Mugabes mit dem zeit-geschichtlichen Kontext des vormaligen Rhodesien, dann Simbabwe – auch und gerade im Kontext des Kalten Krieges bzw. des Kampfes gegen das Apartheids-Regime in Südafrika. So folgt der Film der biographischen Entwicklung Robert Mugabes, erwähnt die ärmlichen Ver-hältnisse, in denen er aufwächst, und

Robert Mugabe – Macht um jeden Preis(Robert Mugabe – What Happened?)

Zum Thema: : Afrika | Entkolonialisierung | Menschenrechte

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»Ein beein-druckender Film (...)

Vielleicht hilft er Südafrikanern zu

verstehen, warum Simbabwer in unse-

rem Land sind.« (Thabo Bopape,

Cape Town TV)

»Der Film illustriert Mugabes erfolg-

reiche Befreiung und Entwicklung des

Landes, aber auch seinen skrupellosen

Machterhalt um jeden Preis.«

(The Zimbabwean)

»Der Film zeigt hervorragendes Archivmaterial

über den jungen Mugabe.«

(Weekly Mail and Guardian)

die Wut auf seinen Vater, der die Mutter verlassen hat. In der Schule wird seine außerordentliche Intelligenz erkannt und konse-quent gefördert; Robert Mugabe erfährt eine hervorragende Ausbil-dung bei den Jesuiten; er ist mit dem englischen Bildungssystem und der englischen Kultur bestens vertraut – und wird dieser dauer-haft in einer Hassliebe verbunden bleiben.

ugleich damit oder auch parallel dazu erzählt der Film die Ge-schichte des antikolonialen Befreiungskampfes in der Region. Er

thematisiert die Besonderheit des von Weißen regierten und wirt-schaftlich beherrschten Süd-Rhodesiens, das im Streit mit dem kolo-nialen Mutterland Großbritannien liegt und das die politische Kon-

stellation des Kalten Kriegs zu-nächst für seinen Machterhalt zu nutzen weiß. Im Film kom-men Freunde und politische Weggefährten Mugabes zu Wort – mit ihrer Bewunderung für den politischen Aktivisten, aber auch ihrem zunehmenden Unverständnis, das sich später in Distanz und dann teils offene Gegnerschaft verwandelt. Ein-schätzungen von Kritikern werden ergänzt durch Aus-sagen direkt betroffener Opfer. Enttäuschte Anhänger Muga-bes fragen sich selbst, warum sie sich nicht früher und ent-schiedener gegen ihn gewandt haben.

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FWU-Signatur: 46 31163 Regie: Simon Bright | Buch: Ingrid Sinclair, Lizenzgebiet: deutschsprachig (ohne CH) Lwelyn the Last | Kamera: Nicolaas Hofmeyr, Lizenzzeit: Printlife Esko Metsola | Schnitt: Ronelle Loofs, Joel

Jacovella | Ton: Barry Donnelly | Sänger: African Voices Arts on Main, Thomas Medienzentrenlizenz (ML): D 155,-Mapfuno | Produktion: Michael Auret, Spier Unterrichtslizenz (UL): D 55,-Films | Koproduktion: Uhuru Productions, (Geeignet) ab 16 Jahren | Lehrprogramm ZDF Artegemäß § 14 JuSchG

Geeignet für die Sekundarstufe II, England, Zimbabwe, Südafrika 2011, Fächer Politik, Geographie, Religion, Ethik, 85 Min., Dokumentarfilm

Originalsprache: Englisch | Sprachwahl: ErwachsenenbildungDeutsch (voice over, teilweise untertitelt); Englisch, Französisch (Untertitel)

Simon Bright stammt aus einer Familie, die gegen das Smith-Regime in Rhodesien Widerstand leistete. Er hat Kommunikationswissen-schaften studiert und arbeitete als Filmemacher für das Agrar-ministerium im unabhängigen Simbabwe. Geprägt vom fami-liären Protest gegen das alte rassistische Regime wollte Bright zum Erfolg der nach-kolonialen Mugabe-Regierung beitragen. Sein Ziel war, mit Medien Informationen zu ver-breiten und so zur ländlichen Entwicklung beizutragen. Er gründete seine eigene Film-gesellschaft (Zimmedia) und produzierte sowohl Spiel- als auch Dokumentarfilme.

Filme (Auswahl)

1992 Mbira Music – Spirit of the people

1996 Flame (Produktion); (im Programm von EZEF)

1999 Tides of Gold2002 Mama Africa (Produktion

der Kurzfilmserie afrikanischer Filme-macherinnen verschie-dener Länder; u.a. Bintou (im Programmvon EZEF)

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n dem fiktiven afrikanischen Dorf Djambali beansprucht der Löwe alles

Wasser für sich – unter anderem, um seinen Swimming Pool

damit zu füllen. Eine mu-tige Giraffe entschließt sich, etwas dagegen zu unternehmen. Doch ihre kühne Aktion hat schwer-wiegende Folgen. Sie wird des Landes verwiesen und

strandet in Mirzapolis, einer europäischen Stadt, die von

Hunden bewohnt wird – keine leichte Situation für eine Giraffe.

pielerisch und humorvoll er-zählt der schön gestaltete Ani-

mationsfilm, der ohne Sprache aus-kommt, eine Tierfabel über die List und Solidarität der Schwachen, über Exil, Asyl und das Leben in der Fremde. Anliegen des Produzenten Thierry Zamparutti und der Trickfilmerin Pascale Hecquet war es, Kindern und Jugendlichen – Erwachsene nicht ausgenommen – durch ihre einfache und zugleich komplexe Geschichte eine ganze Reihe wichtiger Themen nahezu-bringen: Machtmissbrauch und Korruption; Rebellion und An-passung; Flucht und Migration.

Seine Leichtigkeit und positive Botschaft machen Eine Giraffe im Regen zu einem idea-

len Impulsmedium, das sich für viele The-men und alle Altersgruppen eignet.

Unterstützt von der belgi-schen Liga für Menschen-rechte ist zusätzlich zum Film auch eine pädago-

gische Begleit-CD mit einem interaktiven Lernspiel entstanden, das ver-

schiedene Themen des Films spielerisch auf-greift. So lernen Kinder, sich in die Lage von Migrantinnen und Migranten zu versetzen und erfahren einiges darüber, was diese erlebt haben könnten, bevor sie in Europa gelandet sind.

Pascale HecquetPascale Hecquet wurde 1978 in Charleroi, Belgien, gebo-ren. Nach einem Studium an der Académie des Beaux-Arts de Tournai arbeitet sie sowohl als Illustratorin wie Webdesignerin und als Zeichnerin bzw. Regisseurin eigener Animationsfilme.

Filmographie:

2000 L’òbstination d’iris2005 La claque de Pierrot2007 Eine Giraffe im

Regen2009 La légende du chou2011 Duo de volailles, sauce chasseur

FWU-Signatur: 46 31166 Buch und Regie: Pascale Hecquet | Anima-Lizenzgebiet: deutschsprachig tion: Pascale Hecquet, Delphine Mandin, Lizenzzeit: Printlife Nicolas Davoust, Pascal Adant | Ton: Dominik

Guth | Schnitt: Pascale Hecquet, Olivier Medienzentrenlizenz (ML): D 75,- Lelong | Musik: Bernard Massuir | Sprecher: Unterrichtslizenz (UL): D 35,- Bernard Massuir | Produktion: Ambiances (Geeignet) ab 8 Jahren | asbl (Belgien) in Koproduktion mit Studio Lehrprogramm gemäß § 14 JuSchG Elsanime (Frankreich) | Produzent: Thierry

ZamparuttiBelgien/Frankreich 2007, 12 Min., AnimationOhne Dialoge | Sprachwahl Begleit-CD: Geeignet für Grundschule, Sekundarstufe I Deutsch/Englisch/Französisch/Nieder- und II, Fächer: Politik, Religion, Ethik, Kunstländisch Erwachsenenbildung

Eine Giraffe im Regen(Une girafe sous la pluie)

Zum Thema: Solidarität | Unterdrückung | Widerstand | Machtmissbrauch | Migration

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Herz des Himmels, Herz der Erde

»Dieses andere Verhältnis zur Natur

beschreibt man mit Bildern besser als

mit Worten. Genau das tut dieser Film.

Wolken, die von innen leuchten, Flüsse,

die uns ihre Kraft spüren lassen, Berge,

die uns eine innere Ruhe schenken.«

(Kinozeit)

14

Zum Thema: Indigene Kulturen | Spiritualität | Menschenrechte | Ökologie | Religion

Das vermeintliche »Ende des Maya-Kalenders am 21. Dezember 2012« war Thema von Weltuntergangsfilmen und vieler zumeist oberfläch-

licher Berichte in den westlichen Medien. Für den Dokumentarfilm Herz des Himmels – Herz der Erde ist diese Prophezeiung aus der Maya-Kultur der Ausgangspunkt dafür, um sich tiefgehender mit den Lebensumständen der etwa neun Millionen Maya zu beschäftigen. Diese leben im Süden Mexikos und in Guatemala und sie sehen ihr Kultur, wie ihren Lebens-raum vor allem durch eine ungehindert fortschreitende Ausplünderung der Erde bedroht.Im Mittelpunkt des Films stehen sechs junge Maya aus Chiapas und Guate-mala. Ihr Leben und ihre Einstellungen spiegeln die gesellschaftlichen Um-brüche, denen sich ihr Volk heute im südlichen Mexiko und in Guatemala gegenübersieht. Und sie erklären auch, weshalb sie sich – aus je unter-schiedlichen Motiven – intensiv mit der Spiritu-alität und dem Weltver-ständnis der Maya-Kultur befassen. Unter ihnen ist ein Schamane, der die Tradition seiner Familie fortführt; eine junge

Frau, die versucht, die in der Familie erlebte Gewalt und den Rassis-mus zu überwinden, den sie später in San Cristobal erfahren hat; oder eine junge Mutter, die als Kind mit ihrer Familie vor den Massakern in Guatemala nach Mexiko geflohen ist und jetzt eine Reise mit ihrer Tochter zurück in die alte Heimat macht.

ie »Maya-Prophezeiung« eines Weltuntergangs im Jahr 2012 wird so im guten Sinne in einen aufgeklärten Kontext gestellt

und gerade nicht mystifiziert. So geht es um das mögliche Ende eines Zeitalters, aber es geht nicht um ein apokalyptisches Ende der Welt. Die Umweltzerstörungen und der Verlust der Fruchtbarkeit des Maises, infolge der Gentechnik, werden so als Anzeichen dafür gedeutet, dass ein Zyklus, konkreter das Mais-Zeitalter zu Ende gehen könnte. Dem zyklischen Weltbild der Maya zufolge hat dies dann aber eine fundamental andere Bedeutung, als es die Apoka-lypse im christlichen Weltverständnis hat.»Der Widerstand wächst, und viele junge Maya lesen ihren Kalen-der nun ganz anders. Die Welt, sagen sie, wird nicht untergehen, sie wird einen neuen Anfang machen. Aber dafür müsse man kämp-fen, hier und heute. Wenn man dafür einen eindrucksvollen Beweis sucht – Herz des Himmels, Herz der Erde ist einer«, so Die Zeit in ihrer Rezension.

D

»Traumhaft schöne Bilder. Ein ebenso poetischer wie politischer Film.«(Nürnberger Nachrichten)

Frauke Sandig wurde in Erlangen geboren. Nach einem Studium der Theaterwissenschaft und Germanistik arbeitet sie zu-nächst als Redakteurin (RIAS-TV, Deutsche Welle) um dann eigene Dokumentarfilme zu drehen, bzw. auch zu produ-zieren. Ihr Dokumentarfilm Hyperlink (1995) wurde beim San Francisco International Film Festival mit dem Golden Gate Award ausgezeichnet.

Eric Blackwurde in Ohio geboren. Sein Studium der Fotografie, Anthropologie und Volkswirt-schaft an der University of California schloss er mit der höchsten Auszeichnung ab, dem Chancellor’s Award für Kunst; anschließend absol-vierte er ein Filmstudium an der San Francisco State University. Two Eggs, Any Style, sein erster Film als Kameramann, wurde mit dem Studenten-Oscar für Kalifornien ausgezeichnet. Seitdem hat er zahlreiche Dokumentarfilme gedreht und mehrfach als Regieassistent mit dem amerikanischen Spiel-film-Regisseur Jon Jost ge-arbeitet.

Gemeinsame Filme:

1999 Nach dem Fall2005 Frozen Angels

FWU-Signatur: 46 31168 Bonusmaterial: Ausführliches Booklet mit Lizenzgebiet: Deutschland, Österreich, Schweiz Interview der beiden Filmemacher etc.Lizenzzeit: Printlife

Buch, Regie und Produktion: Frauke Medienzentrenlizenz (ML): D 155,- Sandig u. Eric Black | Kamera: Eric Black | Unterrichtslizenz (UL): D 55,- Ton: Roque Hernandez, Dirk Jacob, Martin (Geeignet) ab 16 Jahren | Grube | Musik/Komposition: Arturo FSK: ab 12 Jahren Pantaleón | Produktion: Umbrella Films,

Koproduktion mit ZDF/3satDeutschland, Mexiko, Guatemala 2011, 88 Min., Dokumentarfilm Geeignet für die Sekundarstufe II, Fächer: Originalsprache: Spanisch, Maya-Sprachen | Politik, Geographie, Religion, Ethik, Sprachwahl Untertitel: Deutsch, Englisch, ErwachsenenbildungSpanisch, Französisch

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Wenn der paraguayische Kleinbauer Geronimo Arevelo auf seinem Stück Land steht, sieht er bis zum Horizont nur Sojaplantagen. Jahr

für Jahr werden die Monokulturen größer. Gentechnisch verändertes Soja gedeiht jedoch nur dort, wo durch Pestizideinsatz alle anderen Pflanzen

vernichtet werden. So reduziert diese Produktions-methode nicht nur die Vielfalt an Pflanzen und Kultu-ren, sondern vergiftet häufig auch das Trinkwasser und bewirkt so eine empfindliche Störung des ökolo-gischen Gleichgewichts. All dies bedroht ganz unmit-telbar die Existenz von Geronimo und der anderen Bauern, die vom Ertrag ihrer Felder leben.In den letzten 20 Jahren entwickelte sich Paraguay zum viertgrößten Soja-Exporteur. Der Anbau von gen-technisch verändertem Soja hat bereits riesige Wald-gebiete vernichtet und stellt zunehmend die Existenz der Kleinbauern, aber auch der Landarbeiter in Frage. Gerónimo Arevelo, Juana Gonzalez und andere Nachbarn wollen dies nicht länger hinnehmen. Mit Demonstrationen und Landbesetzungen kämpfen sie deshalb um die Erhaltung der Lebensgrundlage für sich und ihre Familien. Dabei ist der Konflikt mit Soja-

Großbauern, Gentechnikern, Saatgutherstellern und Aktienanlegern vor-programmiert.

Raising Resistance

Zum Thema: Sojaanbau | Gentechnik | Biodiversität | Globalisierung | Landkonflikte

»Raising Resistance verzichtet auf Thesen, der Film setzt schlicht

aufs Zuhören. In eindringlichen

Bildern, ruhigen Kamerafahrten und

erhellenden Montagen zeigt er Menschen in

einer Natur, die längst zum Schlachtfeld der

ökonomischen Zwänge geworden ist.«

(Spiegel online)

Raising Resistance zeigt die ver-schiedenen Perspektiven auf

diese Konflikte. Außer den Campe-sinos und Landarbeitern kommen auch Soja-Großbauern zu Wort, unter ihnen einige Brasilianer, die teils schon seit Jahrzehnten in Paraguay leben. So verfolgt der Film über Monate den sich langsam zuspitzenden sozialen und politi-schen Konflikt. Und er thematisiert, dass dieses Soja vor allem für die Tiermast in Europa und einigen asiatischen Ländern produziert wird und wer bei diesem globalisierten Handel alles mitverdient. In Gesprächen mit Betroffenen und Profiteuren der Soja-Expansion verdeutlicht der Film, dass der Druck zur Gewinnmaximierung in der Agrarwirtschaft so gewachsen ist, dass auf die Interessen der Kleinbauern keine Rücksicht mehr genommen wird. Sie werden zu-nehmend zu Opfern einer globalisierten Wirtschaft.Der visuell überzeugende, eindrückliche Film greift die ökologi-schen, sozialen und wirtschaftlichen Dimensionen der landwirt-schaftlichen Veränderung auf und zeigt die gegenseitigen Wechsel-wirkungen. Und er lässt erkennen, dass nicht nur Gen-Soja-Bauern zunehmend mit herbizid-resistentem Unkraut zu kämpfen haben, sondern auch der Widerstand bei den von Monokulturen verdräng-ten Menschen wächst. »Die Filmemacher«, so welt-sichten, »kombi-nieren eindrückliche Aufnahmen von Landschaft und Alltagsdetails mit O-Tönen der Betroffenen. Das funktioniert so gut, dass auf einen Off-Sprecher verzichtet wurde. Weil die Kamera den Menschen Zeit lässt, geben sie viel preis – die größte Stärke des Films.«Neben zahlreichen Preisen für den Film wurde auch einer der Pro-tagonisten des Films ausgezeichnet: Geronimo Arevalos erhielt beim Filmfestival Movies that matter Den Haag den Menschenrechtspreis von Amnesty International.

»Ich verstehe nicht viel von Recht, aber ich weiß, dass wir Recht haben.«(Geronimo Arevalo)

Bettina Borgfeld1964 in Bad Homburg geboren, arbeitete nach ihrem Studium der Amerikanistik, Film- und Theaterwissenschaft und Kunst-pädagogik zunächst als Journa-listin und Kamerafrau, ehe sie selbst Regie führte. Ihr Film Schusswechsel wurde mit dem Deutschen Fernsehpreis und dem Deutschen Menschen-rechtspreis ausgezeichnet.

Filmographie (Auswahl):

2004 Schusswechsel, Dok.film 2007 Ich bin immer noch ich,

Dok.film

David Bernetwurde im Kanton St. Gallen in der Schweiz geboren. Nach dem Studium in Allgemeiner und Vergleichender Literaturwissen-schaft an der FU Berlin arbeitete er als Journalist für Printmedien und als Hörfunk-Autor für doku-mentarische Features. 1994 wandte er sich dem Dokumentar-film zu – als Rechercheur, Stoff-entwickler, Dramaturg und Autor. Seit 2000 realisiert David Bernet eigene Filme als Autor und Re-gisseur und ist auch als Produ-zent und Dozent tätig.

Filmographie (Auswahl):

2004 Regard en arrière 2005 Die Flüsterer2007 Jew by Choice

FWU-Signatur: 46 31169 Bonusmaterial: ca. 60 Minuten (Interviews, Lizenzgebiet: deutschsprachig (ohne CH) Trailer, nicht verwendete Szenen)Lizenzzeit: Printlife

Regie: Bettina Borgfeld, David Bernet | Buch: Medienzentrenlizenz (ML): D 155,- Bettina Borgfeld, David Bernet, Christin Unterrichtslizenz (UL): D+ 55,- Stoltz | Kamera: Marcus Winterbauer, Börres (Geeignet) ab 16 Jahren | FSK: ab 0 Jahren Weiffenbach | Ton: Jörg Kidrowski, Maximi-

lian Pellnitz, Mauricio Wells | Schnitt: Inge Deutschland, Schweiz 2011, 84 Min., Schneider | Musik: Ali N. Askin | Produktion: Dokumentarfilm Dreamer Joint Venture Filmproduktion /

Maximage / Pandora FilmOriginalsprache: Englisch/Guarani/Portu-giesisch/Spanisch | Sprachwahl: Deutsch Geeignet für die Sekundarstufe II, Fächer (voice over); Untertitel: Deutsch, Franzö- Politik, Geographie, Religion, Ethik, sisch, Englisch, Spanisch Erwachsenenbildung

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Kolonialmama Eine Reise in die Gegenwart der Vergangenheit

»Die heute 99-jährige Mutter des preis-

gekrönten Münchner Dokumentarfilmers

Peter Heller wuchs auf im heutigen Namibia. Ihr Vater war Chef der Eisenbahn und wurde

von Wilhelm II. für seine Verdienste im

Kampf gegen den Herero-Aufstand,

einem brutalen Völkermord,

ausgezeichnet.Enkel Peter Heller

verschwieg bisher die Geschichte seiner eigenen Familie.

Er hat im Jahr 2009 die letzte Gelegen-heit genutzt, seine

eigenen Spuren fest-zuhalten und mit der

Mutter ins Reine zu kommen.«

(VHS Ahlen)

Zum Thema: Kolonialismus | Biographie

Dass der Großvater auch einen Orden von Kaiser Wilhelm für seine Verdienste erhal-ten hatte, wusste Heller zu Beginn seiner filmischen Karriere so wenig, wie er die genaueren Umstände kannte, unter denen die Familie nach dem Verlust der Kolo-nien als Kriegsverbrecher aus Afrika nach Deutschland ausgewiesen wird. Ruth Heller verliert damit ihre afrikanische Hei-mat und wird ihr zeitlebens nachtrauern.

eter Heller nutzt die Gespräche mit seiner betagten Mutter für die Suche

nach seiner Familiengeschichte. Er ent-deckt politische Verstrickungen und persönliche Verdrängungen. Doch der Filmemacher begreift diese Reise in die Vergangenheit auch als Chance, mit seiner Mutter ins Reine zu kommen. Ihre Ent-täuschung darüber, dass der Vater ihre Rückkehr nach Afrika verhin-derte, hat sie nie überwinden können. Und ihr Sohn bemerkt, dass er es verpasst hat, mit der Mutter an die Orte ihrer Kindheit zurück-zukehren. Entstanden ist so ein sehr per-sönlicher und subjektiver, aber keineswegs ein privater Film über eine Mutter-Sohn-Bezie-hung. Es ist eine Identitätsuche im Kontext einer verschlunge-nen Familiengeschichte, die zugleich ein neues Licht auf ein lange verdrängtes dunkles Kapitel deutscher Kolonial-geschichte in Afrika wirft.

P

FWU-Signatur: 46 31172 Albrecht Lusznat , Klaus Lautenbacher, Lizenzgebiet: deutschsprachig Otmar Schmid | Schnitt: Sabine Rodrian | Lizenzzeit: Printlife Ton: Gregor Kuschel | Musik: Doo Ruff –

Don Schoegele, Swakopmund,Edvard Grieg | Medienzentrenlizenz (ML): D 155,- Produktion: Filmkraft Filmproduktion | Unterrichtslizenz (UL): D 55,- Koproduktion mit ZDF 3sat(Geeignet) ab 14 Jahren | Lehrprogramm gemäß § 14 JuSchG Gefördert vom Evangelischen

Entwicklungsdienst (EED)Deutschland 2009, 75 Min., DokumentarfilmBonus-Material: Bildergalerie Geeignet für die Sekundarstufe II,

Fächer: Politik, Geographie, Religion, Ethik; Regie & Buch: Peter Heller | Kamera: Hans Erwachsenenbildung

W ie niemand sonst in Deutschland hat sich der Filmemacher Peter Heller seit mehr als 30 Jahren mit verschiedenen Aspekten des deut-

schen Kolonialismus in Afrika beschäftigt. In Kolonialmama fügt er seinem bisherigen Schaffen nun eine ganz neue Dimension hinzu: die biographi-sche Spurensuche nach seiner kolonialen Vergangenheit, und welche »Familiengeheimnisse« sich dahinter verbergen.In den Gesprächen über die Kindheit und Jugend seiner bei den Dreh-arbeiten fast hundertjährigen Mutter, entsteht zunächst ein privater Erinnerungsraum, der sich jedoch bald auf die politische Geschichte des 20. Jahrhunderts ausdehnt. Die 1910 geborene Ruth Heller wächst glück-lich und geborgen in Swakopmund, im damaligen »Deutsch-Südwest«, dem heutigen Namibia auf. Ihr Vater war dort seit 1901 leitender Ange-stellter der Eisenbahn – und damit zumindest indirekt eingebunden in den Genozid an den Hereros, denn der Eisenbahn kam eine entscheidende Schlüsselstellung bei der militärischen Eroberung und geplanten wirt-schaftlichen Ausbeutung des Landes zu. Und dieser nach Peter Hellers Be-kunden »geliebte Großvater« hatte mit seinen abenteuerlichen Erzählun-gen in dem kleinen Jungen ein dauerhaftes Interesse für Afrika geweckt.

Peter Heller1946 in Prag geboren, absol-vierte die Hochschule für Fern-sehen und Film in München. Nach Arbeiten beim Fernsehen in Lateinamerika und Asien be-gann er, in Deutschland als un-abhängiger Autor, Regisseur und Produzent Dokumentarfilme zu drehen. Ein wichtiger Teil seiner Arbeiten befasst sich mit Afrika. Kontrovers diskutiert wird sein letzter Kinofilm Süßes Gift, der sich mit der Wirksamkeit von Entwicklungshilfe beschäftigt.Die Auseinandersetzung mit unserer eigenen Kultur und Gesellschaft ist ihm dabei durchgängig ein wichtiges Thema: »Wir sollten über die Slums von Lagos sprechen, aber jene von Köln dabei nicht vergessen. Wir müssen über uns selbst reden mit Lust auf die Entdeckung der Wirklichkeit.«

Filmographie (Auswahl):

1978 Die Liebe zum Imperium1985 Dschungelburger

1996 Die Grille mit dem Maul-korb

2002 Saubere Ernte

2007 Platteln in Umtata2011 Süßes Gift – Hilfe als

Geschäft

--

-

(ebenfalls bei EZEF)

(ebenfalls bei EZEF)(ebenfalls

bei EZEF)

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Yaayboy Vom Fischen im Trüben

Zum Thema: Fischerei | Welternährung | Globalisierung | Migration

Y

D

aayboy, so werden in Senegal jene Fische bezeichnet, die nach dem Ab-fischen der ausländischen Trawler für die lokalen Fischer übrig bleiben.

Doch gegen den Ausverkauf ihrer Fischgründe in Form von Fangmengen, die europäischen Industriefangschiffen vom senegalesischen Staat einge-

räumt werden, wehren sich die Fischer seit vielen Jahren ebenso, wie gegen die illegale Fischerei – und das zunehmend mit Erfolg.Die Wut und wachsende Verzweiflung der Fischer und ihrer Familien zeigten schon 2006 Wirkung, als die Verlängerung eines Fischereiabkommens mit der EU verhindert werden konnte, und spielten dann bei den Protesten im Vorfeld der Wahlen von 2012 erneut eine große Rolle. Denn so wie die amtierende Regierung mit den Problemen umging, konnte es nach der Überzeugung der Fischer nicht bleiben.

Obwohl das Mittelmeer sowie die Ost- und Nordsee schon nahezu leergefischt oder stark überfischt sind, lässt das Angebot an Speisefischen für die Konsumenten nichts zu wünschen übrig – es sei denn, die Ver-braucher interessieren sich dafür, woher die Fische kommen und unter welchen Umstän-den sie gefangen und vermarktet werden. Denn über den zunehmend globalisierten Markt ist die westafrikanische Küstenfische-

rei auch verknüpft mit dem Fischkonsum in Europa. 80 % des in Deutsch-land verzehrten Fischs stammt aus Importen.

er Film gibt Einblicke in die komplexen Ursachen der Überfischung afrikanischer Gewässer und zeigt die vielfältigen Auswirkungen auf die

Bevölkerung des Senegal. Denn zum Mangel an Fisch zu bezahlbaren Preisen kommt der Rückgang an Arbeitsplätzen in der Fischverarbeitung hinzu. Dort waren und sind traditionell Frauen beschäftigt, die lange auch den Handel von Trockenfisch in die küstenfernen Regionen organisiert

FWU-Signatur: 46 31171 Regie: Peter Heller und Bernhard Rübe | Buch: Lizenzgebiet: deutschsprachig Peter Heller | Kamera: Bernhard Rübe, Papa Lizenzzeit: Printlife Malik Samb | Schnitt: Wolfgang Grimmeisen |

Ton: W. Sarr, Peter Heller | Musik: Alibeta, Medienzentrenlizenz (ML): D 80,- Guelwaar Music | Produktion: Filmkraft Film-Unterrichtslizenz (UL): D 40,- produktion(Geeignet) ab 14 Jahren | Lehrprogramm gemäß § 14 JuSchG Gefördert vom Ev. Entwicklungsdienst (EED)

Deutschland 2012, 25 Min., Dokumentarfilm Geeignet für die Sekundarstufe II, Fächer: Bonus-Material: Kurzfilm, Bildergalerie Politik, Geographie, Religion, Originalsprache: Französisch/Wolof | Ethik; Berufsschule (Ernäh-Sprachwahl: Deutsch (teilweise untertitelt), rung, Einzelhandel); Voice-over: Englisch/Französisch Erwachsenenbildung

hatten. Nun sehen auch viele junge Fischer keine Zukunft mehr in ihrem Land und suchen ihr Heil in der Flucht nach Euro-pa. Manchen gelingt dies auch, doch viele Familien trauern um einen Angehörigen, der bei der gefährlichen Überfahrt ums Le-ben kam. Und es sind verschie-dene Initiativen von Frauen, die sich gegen die Migration enga-gieren.

mmer mehr Menschen, gera-de aus dem handwerklichen

Fischerei-Sektor, beginnen da-mit, gemeinsam ihre Interessen zu organisieren – sowohl gegen die Regierung, aber auch durch eigene Initiativen, wie die Registrierung von Fangbooten, die der Regulierung von Ausfahrten dienen soll, oder auch durch die Einrichtung und Überwachung von küsten-nahen Schutzzonen für Jungfische. Gemeinsam fordern sie, den ille-

galen Fischfang zu beenden, die Fangquoten, die an die EU verkauft werden, stark einzuschränken und insge-samt das Ziel zu verfolgen, dass der Fisch aus den west-afrikanischen Küstengewäs-sern zuerst Afrikanern als Nahrung und Handelsgut zusteht.

I

Nach der Überfischung der westafrikanischen Küste durch die europä-ische Fischindustrie: Was bleibt übrig für die senegalesischen Fischer?

Peter HellerDie Bio-/Filmographie zu Peter Heller finden Sie bei dem Film Kolonialmama auf den vorhergehenden Seiten.

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Ferien in der Heimat(Vacances au pays)

»Ein soziopolitischer Reisebericht der

besonderen Art!«(Variety)

»Die Reise in die Vergangenheit des Regisseurs wird zu

einer Vision für eine mögliche Zukunft

seiner Landes; und die empfindliche Balance zwischen

Vergangenheit und Zukunft, die so viele

afrikanische Filme zum Thema haben,

findet hier einen aufregend neuen

Ausdruck.«(Film Comment)

22

Zum Thema: Entwicklungshilfe | Afrika | Kulturelle Identität

Dazu gehört aber auch ein aufgebla-sener Provinzfunktionär, der eine goldene Zukunft beschwört, sich da-bei aber durch die Überheblichkeit seiner Selbstdarstellung unfreiwillig als mitverantwortlich für die Malaise entlarvt, in der das Land heute steckt.

ean-Marie Teno hat für Ferien in der Heimat die Form eines Do-kumentarfilm-Essays gewählt, um sich – betont subjektiv – damit

auseinanderzusetzen, was politische Unabhängigkeit und (vermeint-liche) Modernität seinem Heimatland Kamerun gebracht haben. Einem Begriff von Fortschritt folgend, den er als »Modernität à la Tropicale« kritisiert, erscheine vielen Kamerunern alles Europäi-sche modern und alles Afrikani-sche vorsintflutlich. »Ich habe ab Mitte der sechziger Jahre das Gym-nasium Général Leclerc besucht, in den euphorischen Jahren nach der Unabhängigkeit«, erzählt Teno. »Unsere Eltern plagten uns damals mit den Worten: Du musst stu-dieren, dann wirst du wie die Weißen – und unsere Vorfahren in den Schulbüchern waren Gallier. Man erzog uns oder öffnete uns vielmehr einem Kult der Modernität, dem man huldigen musste, selbst auf die Gefahr hin, sich dabei zu verlieren.«Die Berliner Zeitung schreibt zu Ferien in der Heimat: »Fortschritt und Modernität sind im Kamerun der Gegenwart nur um den Preis von Verarmung und Identitätsverlust zu erkaufen; sie sind Schimä-ren, die Teno ebenso als Erblast der Kolonialzeit wie als neuerliche Heimsuchung des Kapitalismus begreift. Es ist selten, dass sich ein Film seiner Befunde und Angriffsziele derart sicher ist.«

J

Jean-Marie TenoJean-Marie Teno, 1954 in Famleng, Kamerun, geboren, emigriert 1978 nach Frank-reich. In Valenciennes stu-diert er audiovisuelle Kom-munikation. Regelmäßig reist er nach Kamerun, wo er auch alle seine Filme gedreht hat. Er arbeitet als Filme-macher und unabhängiger Produzent, aber auch als Cutter, u.a. für France 3. Jean-Marie Teno zählt – nicht erst mit Ferien in der Heimat – zu jener jungen Generation von Afrikanern, die selbst-kritisch und ohne dabei die schwere Hypothek des Kolo-nialismus aus den Augen zu verlieren auch nach dem afri-kanischen Anteil am Schei-tern der beiden großen Ver-sprechungen von Fortschritt und Entwicklung fragen.

Filmographie (Auswahl):

1984 Schubbah1985 Hommage1988 L’eau de misère1992 Die Macht der Wörter 1996 Clando1999 Chef!2000 Ferien in der Heimat2002 Le Mariage d’Alex 2004 Das koloniale

Missverständnis(ebenfalls bei EZEF)

2009 Sacred Places(ebenfalls bei EZEF)

»Aus meiner Schulzeit habe ich das frustrie-rende Gefühl zurück-behalten, dass alles Europäische modern ist, alles Afrikanische hin-gegen vorsintflutlich und infolgedessen zum Verschwinden be-stimmt.« (J.-M. Teno)

FWU-Signatur: 46 31173 Originalsprache: Französisch | Sprachwahl: Lizenzgebiet: deutschsprachig (ohne CH) Deutsch (teilweise untertitelt), Untertitel Lizenzzeit: Printlife Deutsch/Englisch

Medienzentrenlizenz (ML): D 155,- Buch & Regie: Jean-Marie Teno | Kamera: Unterrichtslizenz (UL): D 55,- Jean-Marie Teno, Moussa Diakité | Ton: (Geeignet) ab 16 Jahren | Lehrprogramm Lardia Thombiano | Schnitt: Christiane gemäß § 14 JuSchG Badgley | Musik: Ben’s Belinga, Marianne

Entat | Produktion: Les Films du Raphia, Gefördert vom Ev. Entwicklungsdienst (EED) ZDF/arte

Geeignet für die Sekundarstufe II, Fächer: Kamerun, Frankreich, Deutschland 2000, Politik, Geographie / Erwachsenenbildung75 Min., Dokumentarfilm

Ferien in der Heimat ist ein Road-Movie, das einer doppelten Bewegung folgt. Eine reale Reise folgt der Route, wie sie der Filmemacher Jean-

Marie Teno in seiner Jugend jeweils in den Sommerferien unternommen hat – von der Hauptstadt Yaoundé, wo er das Gymnasium besuchen konn-te, zurück in sein Heimatdorf Bandjoun, wo seine Familie lebt. Auf der Zeit-Ebene führt diese Reise zugleich zurück: biografisch in die eigene Vergangenheit und damit in die seiner Familie, kollektiv in die Geschichte seines Dorfes wie die seines Landes. Ziel- und ursprünglicher Ausgangs-punkt dieser Zeitreise sind jene euphorisch empfundenen Tage, als das Land seine politische Unabhängigkeit erhalten hatte.Auf den Stationen seiner Reise durch Kamerun begegnet der Filmemacher einer Vielzahl von Menschen. Einem losen Katalog von Fragen folgend, forscht er nach den erfüllten Hoffnungen, aber auch nach den Enttäu-schungen, die ihnen die Jahre seit der Unabhängigkeit gebracht haben. Zu diesen Menschen gehören sowohl kleine Leute, wie der Bauer, der seine Kakaobohnen auf dem Asphalt der Überlandstraße trock-net, oder ein ehemaliger Fähr-mann, der den Zeiten nachtrauert als die aus Europa importierte Flussfähre noch funktionierte.