Nr. 82 · Juli 2015 Gastfreundschaft am...

4
D ie Palliativstation des Kran- kenhauses der Barmherzigen Brüder pflegt seit vielen Jahren ei- ne Zusammenarbeit mit Schwes- tern des indischen Ordens Sisters of the Destitute – Schwestern der Ärmsten und Notleidenden. Seit mehr als 20 Jahren arbeiten die indischen Schwestern im Pflege- dienst der Palliativstation. Sie kümmern sich gemeinsam mit den anderen Pflegekräften 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr mit gro- ßer Hingabe um unsere Patienten. Die Pflegenden müssen, mehr als wir Ärzte, die Nöte der Patienten und der Angehörigen aushalten. Ihnen vertrauen schwer Kran- ke ihre persönlichen Sorgen und Ängste an – nicht selten ihre spi- rituellen Sorgen. Für mich sind die Pflegenden die wichtigste Gruppe in dem multiprofessionellen Team der Palliativmedizin. Jetzt kehrt Schwester Cicy, die lang- jährige Oberin der Sisters of the De- stitute in München, nach 30 Jahren in ihre Heimat Indien zurück (siehe Seite 2). Wir sind traurig, da sie uns fehlen wird, aber wir freuen uns mit denen, die dort auf sie warten. Gott segne Sie, Schwester Cicy! Privatdozent Dr. Marcus Schlemmer Chefarzt der Palliativstation St. Johannes von Gott Nr. 82 · Juli 2015 Gastfreundschaft am Lebensende 24. ordentliche Mitgliederversammlung am 18. Mai Zehn neue Mitglieder hat ein Mit- glied für den Verein zur Förderung des Johannes-Hospizes geworben. Dafür bedankte sich der 1. Vorsitzende, Pro- vinzial Frater Benedikt Hau, ganz aus- drücklich bei der Mitgliederversamm- lung am 18. Mai im Pfarrsaal der Pfarrei Christkönig. Diese Werbe-Aktion ist auch deswegen bemerkenswert, weil die Zahl der Mitglieder leicht zurückgeht. Am 30. April 2015 betrug sie 2031. Im Jahr 2014 endeten 77 Mitgliedschaften (meist wegen Todes), 76 Personen traten in den Verein ein. Frater Benedikt stellte vor den etwa 70 Teilnehmern die Hos- pizarbeit der Barmherzigen Brüder in den Kontext der Hospitalität. Das bedeu- te „christliche Gastfreundschaft“, und gerade heuer begeht der Orden das „Jahr der Berufung zur Hospitalität“. Im In- ternet (www.barmherzige.de) findet sich täglich ein neues „Zeugnis der gelebten Gastfreundschaft“ aus der weltweiten Ordensfamilie. Finanzen stabil Die finanzielle Situation des Vereins ist stabil. Für das Jahr 2014 stan- den Einnahmen in Höhe von knapp 275 000 Euro Ausgaben von knapp 287 000 Euro gegenüber. Das Minus, das den Rücklagen entnommen wurde, fiel damit aber geringer aus als eigent- lich geplant, berichtete Ernst Appelt. Die wichtigsten Einnahmen waren die Mitgliedsbeiträge mit gut 83 000 Euro und Spenden mit knapp 177 000 Euro. Bei den Ausgaben waren die größten Po- sten: Zuschuss für den laufenden Betrieb des Johannes-Hospizes (80 000 Euro), Patientenpflege/Atem- und Musikthe- rapie (rund 76 000 Euro), Zuschuss für den Sozialdienst der Caritas im Hospiz Der 1. Vorsitzende, Provinzial Frater Benedikt Hau, begrüßte die Mitglieder – hinter ihm (von links) der ehemalige Chefarzt Dr. Thomas Binsack, der die Versammlung moderierte, der jetzige Chefarzt PD Dr. Marcus Schlemmer und Hospizleiter Gregor Linnemann

Transcript of Nr. 82 · Juli 2015 Gastfreundschaft am...

Page 1: Nr. 82 · Juli 2015 Gastfreundschaft am Lebensendewebserver.barmherzige.de/fileadmin/user_upload/orden/...HVB München (BLZ 700 202 70) Kontonummer 3960091670 IBAN: DE60700202703960091670

Die Palliativstation des Kran-kenhauses der Barmherzigen

Brüder pflegt seit vielen Jahren ei-ne Zusammenarbeit mit Schwes-tern des indischen Ordens Sisters of the Destitute – Schwestern der Ärmsten und Notleidenden. Seit mehr als 20 Jahren arbeiten die indischen Schwestern im Pflege-dienst der Palliativstation. Sie kümmern sich gemeinsam mit den anderen Pflegekräften 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr mit gro-ßer Hingabe um unsere Patienten. Die Pflegenden müssen, mehr als wir Ärzte, die Nöte der Patienten und der Angehörigen aushalten. Ihnen vertrauen schwer Kran-ke ihre persönlichen Sorgen und Ängste an – nicht selten ihre spi-rituellen Sorgen. Für mich sind die Pflegenden die wichtigste Gruppe in dem multiprofessionellen Team der Palliativmedizin.

Jetzt kehrt Schwester Cicy, die lang-jährige Oberin der Sisters of the De-stitute in München, nach 30 Jahren in ihre Heimat Indien zurück (siehe Seite 2). Wir sind traurig, da sie uns fehlen wird, aber wir freuen uns mit denen, die dort auf sie warten. Gott segne Sie, Schwester Cicy!

Privatdozent Dr. Marcus SchlemmerChefarzt der Palliativstation St. Johannes von Gott

Nr. 82 · Juli 2015

Gastfreundschaft am Lebensende24. ordentliche Mitgliederversammlung am 18. Mai

Zehn neue Mitglieder hat ein Mit-glied für den Verein zur Förderung des Johannes-Hospizes geworben. Dafür bedankte sich der 1. Vorsitzende, Pro-vinzial Frater Benedikt Hau, ganz aus-drücklich bei der Mitgliederversamm-lung am 18. Mai im Pfarrsaal der Pfarrei Christkönig. Diese Werbe-Aktion ist auch deswegen bemerkenswert, weil die Zahl der Mitglieder leicht zurückgeht. Am 30. April 2015 betrug sie 2031. Im Jahr 2014 endeten 77 Mitgliedschaften (meist wegen Todes), 76 Personen traten in den Verein ein. Frater Benedikt stellte vor den etwa 70 Teilnehmern die Hos-pizarbeit der Barmherzigen Brüder in den Kontext der Hospitalität. Das bedeu-te „christliche Gastfreundschaft“, und gerade heuer begeht der Orden das „Jahr der Berufung zur Hospitalität“. Im In-ternet (www.barmherzige.de) findet sich täglich ein neues „Zeugnis der gelebten

Gastfreundschaft“ aus der weltweiten Ordensfamilie.

Finanzen stabil

Die finanzielle Situation des Vereins ist stabil. Für das Jahr 2014 stan-den Einnahmen in Höhe von knapp 275 000 Euro Ausgaben von knapp 287 000 Euro gegenüber. Das Minus, das den Rücklagen entnommen wurde, fiel damit aber geringer aus als eigent-lich geplant, berichtete Ernst Appelt. Die wichtigsten Einnahmen waren die Mitgliedsbeiträge mit gut 83 000 Euro und Spenden mit knapp 177 000 Euro. Bei den Ausgaben waren die größten Po-sten: Zuschuss für den laufenden Betrieb des Johannes-Hospizes (80 000 Euro), Patientenpflege/Atem- und Musikthe-rapie (rund 76 000 Euro), Zuschuss für den Sozialdienst der Caritas im Hospiz

Der 1. Vorsitzende, Provinzial Frater Benedikt Hau, begrüßte die Mitglieder – hinter ihm (von links) der ehemalige Chefarzt Dr. Thomas Binsack, der die Versammlung moderierte, der jetzige Chefarzt PD Dr. Marcus Schlemmer und Hospizleiter Gregor Linnemann

Page 2: Nr. 82 · Juli 2015 Gastfreundschaft am Lebensendewebserver.barmherzige.de/fileadmin/user_upload/orden/...HVB München (BLZ 700 202 70) Kontonummer 3960091670 IBAN: DE60700202703960091670

2 2 Johannes-Hospiz Juli 2015

(40 000 Euro) und Zuschuss für den Sozialdienst der Malteser auf der Pal-liativstation (20 000 Euro).

Der Vorstand wurde für das Geschäfts-jahr 2014 entlastet, als Kassenprüfer für 2015 wurden noch einmal Ernst Appelt und Thilde Leibiger bestellt.

11 Tage durchschnittliche Verweildauer auf der Pallia-tivstation, 29 Tage im Hospiz

2014 sei „kein einfaches Jahr“ für die Palliativstation St. Johannes von Gott gewesen, berichtete Chefarzt Privatdo-zent Dr. Marcus Schlemmer. Vier Pfle-gekräfte seien ausgefallen und deswe-gen konnten die Betten teilweise nicht vollständig belegt werden. Außerdem kämen viele Patienten „zu spät“ auf die Station, also sehr schwer krank. 423 Frauen und 322 Männer mit einem Durchschnittsalter von 72 Jahren wur-den auf der Palliativstation betreut, die Verweildauer betrug durchschnittlich rund 11 Tage, 463 sind auf der Station verstorben

Hospizleiter Gregor Linnemann freute sich über die positive Resonanz auf die Feier des zehnjährigen Bestehens des Johannes-Hospizes im vergangenen Jahr. Wie Dr. Schlemmer vertrat er die Auffassung, dass 28 stationäre Hospiz-Plätze, die es in München derzeit gibt, zu wenig sind. 140 Patienten fanden 2014 Aufnahme im Johannes-Hospiz, die durchschnittliche Verweildauer hat sich um mehrere Tage auf 29 Tage er-

höht. Was die Finanzierung anbelangt, zeigte sich Linnemann zuversichtlich: Es sei gelungen, den Tagessatz für das Hospiz von 250 Euro im Jahr 2004 auf mittlerweile 329 Euro zu erhöhen; positiv bewertete er auch die von po-litischer Seite geplante Anhebung der Krankenkassen-Finanzierung von 90 auf 95 Prozent

In einer lebhaften Aussprache wurden verschiedene Themen angesprochen, zum Beispiel die Idee, den Prospekt des Hospiz-Vereins in Apotheken aus-zulegen, und der Vorschlag, das Spen-densiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) zu erwerben. Da aber offenbar für das Spendensiegel mehrere tausend Euro pro Jahr aufzu-wenden sind, bestand schnell Einigkeit darüber, dass dies für einen Verein dieser Größe nicht sinnvoll sei.

Chefarzt PD Dr. Schlemmer jetzt im Beirat

Für die Wahl des Beirats wurde der im letzten Informationsblatt veröffentlichte Vorschlag angenommen. Das heißt: Neu im Beirat ist Privatdozent Dr. Marcus Schlemmer, Chefarzt der Palliativsta-tion; wiedergewählt wurden Herzog Franz von Bayern, Diözesanoberin Christiane Gräfin von Ballestrem von den Maltesern, Caritasdirektor Prälat Hans Lindenberger und Hospizleiter Gregor Linnemann.

In einem Vortrag über „Ethische Pro-bleme des ärztlichen Berufs“ argumen-tierte Dr. Marcus Schlemmer sehr en-gagiert gegen den derzeit diskutierten „ärztlich assistierten Suizid“. Oft ver-schwimme, wie man in den Niederlan-den sehen könne, die Grenze zwischen assistiertem Suizid und Tötung auf Ver-langen. Schlemmer: „Das wird es mit uns niemals geben … Unsere Aufgabe ist es Menschen zu begleiten, Türen zu öffnen …“ Er höre oft von Patienten: „Ich möchte sterben“, aber das sei noch lange kein „Verlangen nach einer Tö-tung“. Keine andere Antwort für ver-zweifelte Menschen am Lebensende zu haben wäre ein Armutszeugnis für den Rechtsstaat und eine humanistisch und christlich geprägte Gesellschaft.

jsRund 70 Mitglieder waren bei der Ver-sammlung anwesend.

Schwester Cicy geht zurück nach Indien

Schwester Cicy (links) und Schwester Jais-my vor dem Haus in unmittelbarer Nähe der Palliativstation, in dem die „Sisters of the Destitute“ wohnen

Ihr ansteckendes Lachen werden viele vermissen: Schwester Cicy Thon-diamthadathil, seit 2007 Oberin des Münchner Konvents der „Sisters of the Destitute“, die in der Palliativstation St. Johannes von Gott mitarbeiten, kehrt En-de Juli in ihre indische Heimat zurück. Nach 26 Jahren in Deutschland, davon 14 Jahre in München. Wird sie etwas vermissen in Bayern? „Die netten Kol-leginnen und Kollegen, den Nymphen-burger Schlosspark und den Botanischen Garten, die schönen Kirchen …“ Natür-lich freut sie sich auf die Rückkehr ins südindische Kerala – „auf die Heimat, auf die Angehörigen, die Mitschwestern, auch auf viel Sonne und die ganz andere Luft“. Nach ein paar Monaten Urlaub möchte sie gerne in einem Heim ihres Ordens in Kerala arbeiten, in dem rund 40 ehemalige Straßenkinder leben.

Schwester Jaismy Thomas hat Schwes-ter Cicy im Januar als Oberin des Münchner Konvents abgelöst. Sie kam 1995 nach Deutschland und war vor allem in einem Altenheim in Düsseldorf eingesetzt, aber auch drei Jahre in der Abteilung für geriatrische Rehabilita-tion des Krankenhauses Barmherzige Brüder Regensburg. In München ist sie dabei sich einzuleben und als Kranken-schwester auf der Palliativstation einzu-arbeiten. Sie steht einem Konvent von sieben Schwestern vor, die – mit einer Ausnahme – auf der Palliativstation tä-tig sind. Von den insgesamt rund 1600 Schwestern des Ordens leben derzeit 35 in Deutschland.

js

Page 3: Nr. 82 · Juli 2015 Gastfreundschaft am Lebensendewebserver.barmherzige.de/fileadmin/user_upload/orden/...HVB München (BLZ 700 202 70) Kontonummer 3960091670 IBAN: DE60700202703960091670

3 Johannes-Hospiz Juli 2015

Johannes-HospizInformationsblatt des Vereins zur Förderung des Johannes-Hospizes in München e.V. (Herausgeber)- erscheint vierteljährlich, Bezug im Mitgliedsbeitrag enthalten -

Anschrift des Vereins:Südliches Schloßrondell 580638 MünchenTelefon 089/17 93-100E-Mail: [email protected] München (BLZ 700 202 70)Kontonummer 3960091670IBAN: DE60700202703960091670BIC: HYVEDEMMXXX

Redaktion: Johann Singhartinger (js)

Fotos: Christine Klein (4 untenrechts), Claudia Rehm (1 links), Johann Singhartinger (1 rechts, 2-4).

Druck: Marquardt, Prinzenweg 11a93047 Regensburg

Impressum

Bewusster leben durch Beschäftigung mit dem SterbenChristine Klingl, Krankenschwester, Palliative-Care-Fachkraft und seit 2007 stellvertretende Pflegedienstleitung im Johannes-Hospiz, stellt sich vor

Christine Klingl ist verheiratet und hat einen 23-jährigen Sohn.

Ich arbeite sehr gerne im Johannes-Hos-piz. Hier finde ich die ideale Mischung aus kompetenter, engagierter Pflege in einem warmherzigen solidarischen Team. Wir haben die notwendige Zeit, uns um Patientinnen und Patienten so-wie Angehörige zu kümmern und sie zu begleiten. Es gibt auch eine sehr gute Zusammenarbeit mit Ärzten und ande-ren Berufsgruppen.

Das Johannes-Hospiz ist ein heller le-bendiger Ort, an dem wir viel Freude erleben und der deshalb auch Platz bietet für manchen Schmerz. Wir teilen mit Pa-tienten und Angehörigen Lebensräume. Wir versuchen, achtsam und respektvoll miteinander umzugehen. Oft mache ich die Erfahrung, konkret helfen zu kön-nen. Dass das Wohl der uns anvertrauten Menschen im Mittelpunkt steht, tut auch

mir gut. Es gibt viel Lachen und Humor, das gibt der manchmal schweren Arbeit immer wieder Leichtigkeit.

Schmerzhaft sind menschliches Leid, Not und Verzweiflung. Viele Menschen haben sich nicht mit dem Tod auseinan-dergesetzt und haben große Angst davor. Bedrückend finde ich, wenn Menschen einsam und beziehungslos leben und nicht in Frieden gehen können. Der Tod kann durchaus eine positive, beeindru-ckende Erfahrung sein – manchmal ist sie sichtbar: die Erlösung in eine lichtere Welt.

Meine Einstellung zu Krankheit, Tod und Sterben hat sich verändert, allein schon durch die Beschäftigung mit die-sen Themen. Das Leben wird bewusster, aber auch intensiver. Vieles macht mir weit weniger Angst als anderen Men-schen. Ich fürchte mich manchmal eher vor der Kälte und Gedankenlosigkeit in unserem medizinischen System, die un-sere Patienten häufig schildern.

In meiner freien Zeit gehe ich gerne in die Natur und bewege mich – besonders jetzt im Sommer mit dem Fahrrad oder beim Schwimmen. Außerdem genieße ich Kunst und Kultur – Kino, Ausstel-lungen, Buchläden. Und ich gehe gerne essen.

Christliche Kliniken für bessere Begleitung SterbenderDie von den beiden Kirchen getragenen Krankenhäuser in Deutschland spre-chen sich für eine bessere Begleitung Sterbender in den Kliniken aus. „Es ist nicht nötig, dass jede Klinik über eine spezielle Palliativstation verfügt. Aber in jeder Klinik muss ausreichend pallia-tivmedizinische und -pflegerische Kom-petenz vorhanden sein“, sagte der Vor-sitzende des Deutschen Evangelischen Krankenhausverbandes (DEKV). Inter-national bewährt hätten sich multipro-fessionelle Palliative Care Teams.

Der stellvertretende Vorsitzende des Katholischen Krankenhausverbandes

Deutschlands (KKVD), Ingo Morell, sprach sich für eine bessere Vernetzung palliativer Versorgungsstrukturen in Kli-niken und im ambulanten Bereich aus. „Einen wichtigen Beitrag dazu könnten multiprofessionell besetzte palliativme-dizinische Institutsambulanzen leisten.“ Diese könnten in Regionen ohne ausrei-chende ambulante palliativmedizinische Versorgung die Nahtstelle zwischen sta-tionär und ambulant überbrücken.

Der Verbände begrüßten den von Bun-desgesundheitsminister Gröhe vorge-legten Gesetzentwurf zur Verbesserung der Hospiz- und Palliativversorgung.

Page 4: Nr. 82 · Juli 2015 Gastfreundschaft am Lebensendewebserver.barmherzige.de/fileadmin/user_upload/orden/...HVB München (BLZ 700 202 70) Kontonummer 3960091670 IBAN: DE60700202703960091670

4 4 Johannes-Hospiz Juli 2015

„Ich denke durch das Auge und die Hand“Finissage der Habdank-Ausstellung auf der Palliativstation

Ein Holzschnitt erfordert „klare, formal harte Entscheidungen“, sagt Jo-hannes Habdank, evangelischer Pfarrer und Diplom-Volkswirt. Sein

Vater Walter Habdank (1930 – 2001) ist für seine meditativen Holzschnitte deutschlandweit bekannt geworden. Die Ausstellung auf der Palliativstation zeigte vor allem Schöpfungsbilder (siehe auch Rückseite des letzten Infor-mationsblatts) im typischen „biblischen Expressionismus“ des Künstlers. Bei der Finissage zur Ausstellung am 23. April, an der auch die Witwe des Künstlers, Friedgard Habdank, teilnahm, erklärte Johannes Habdank diesen Darstellungsstil so: „Er übertreibt bewusst in Form und Farbe … Was wesentlich ist, vor allem Augen und Hände, wird groß dargestellt, was unwesentlich ist, klein.“ Die formal und inhaltlich komprimierten Bilder „sollen den Bildbetrachter herausfordern zu einer eigenen Stellungnahme zum Leben, zu sich selbst und seiner Welt“. Walter Habdank habe seine zentralen Bilder mit biblischem Inhalt auch als „Sterbebilder“ gesehen: Wenn der Betrachter eines oder mehrere Bilder „in sich so aufgenommen hat, dass er sie auswendig kann, wie eine Melodie oder einen Liedvers“, dann könnten diese Bilder vor dem geistigen Auge dieses Menschen auf-steigen und ihn in „jene andere Dimension hinüber begleiten“, die Christen Auferstehung nennen.

js

Johannes Habdank betrachtet ein Werk seines Vaters – „Blumenmädchen“ – auf der Palliativstation.

Kardinal Marx im Hospiz und auf der Palliativstation

Palliativstation aufzusuchen, mit Mit-arbeiterinnen und Mitarbeitern zu spre-chen und sie zu segnen. Auch persön-liche Erfahrungen sparte er nicht aus und

berichtete zum Beispiel darüber, wie er den Tod seiner Mutter erlebt hat.

js

„Wir werden mit euch kämpfen“, versi-cherte Kardinal Reinhard Marx den Ver-tretern der Arbeitsgemeinschaft der sta-tionären Hospize in Bayern, mit denen er sich am 21. April im Johannes-Hospiz der Barmherzigen Brüder in München traf. Er sei gerne „Mitstreiter“ in Sachen Palliativmedizin und Hospizarbeit, denn das sei „ein wesentlicher Punkt für eine humane Gesellschaft“.

Gregor Linnemann, Leiter des Jo-hannes-Hospizes und einer der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der stationären Hospize in Bayern, betonte, die Ein-richtungen könnten noch sehr viel für Menschen in der letzten Lebensphase tun. Diese Zuwendung stelle für die Be-troffenen „die Alternative zum derzeit in der Öffentlichkeit diskutierten ärztlich assistierten Suizid dar“. Die Arbeitsge-meinschaft fordere deshalb von der Poli-tik, die Voraussetzungen für eine ausrei-chende Hospiz- und Palliativversorgung zu schaffen, beispielsweise auch in Pfle-geheimen und im ambulanten Bereich.

Anlass für den Besuch von Kardinal Marx war die ökumenische Woche für das Leben, die unter dem Motto „Ster-ben in Würde“ stand. Der Erzbischof nahm sich drei Stunden Zeit für diesen Pastoralbesuch, nicht zuletzt um meh-rere Patienten im Hospiz und auf der

Foto links: Kardinal Reinhard Marx im Gespräch mit (von links) den Hospiz-Pflegekräften Andreas Lichey und Schwester Mirjam Prillwitz sowie Hausarzt Dr. Wolfgang Spann; Foto rechts: mit Team-Mitgliedern der Pallia tivstation und Provinzial Frater Benedikt Hau