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Fachzeitschrift der Offenen Kinder- und Jugendarbeit in NRW

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Bildung ist mehr als Schule! Projektabschluss von "Wir hier"

Wie kann ganzheitliche Bildung funktionieren? Welche (politischen) Rah-menbedingungen sind dafür notwendig? Diese Fragen standen im Mit-telpunkt der Abschlussveranstaltung zum Projekt "Wir hier" im Landtag NRW. Der Landesjugendring NRW - LJR und die Stadt- und Kreisju-gendringe Bochum, Dortmund, Düsseldorf, Essen, Siegen und Siegen-Wittgenstein diskutierten als Projektverantwortliche mit schul- und ju-gendpolitischen Sprecher/innen der Fraktionen, Vertreter/innen aus den Ministerien für Schule und Weiterbildung sowie für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen und Reprä-sentant/innen der Landschaftsverbände Rheinland und Westfalen-Lippe.

Bereits vor zwei Jahren hatte die AGOT-NRW ihr Forschungs- und Im-puls-Projekt "BILDUNG(S)GESTALTEN - Offene Kinder- und Jugendar-beit und Familienbildung gestalten Bildungslandschaften" abgeschlos-sen und ausführlich dokumentiert. Jetzt schloss der LJR sein Projekt "Wir hier", bei dem er sich exemplarisch mit fünf Stadt- und Kreisjugendringen von Juli 2013 bis Mai 2016 dafür einsetzte:

Kindern und Jugendlichen das Erleben non-formaler Bildung durch die Initiierung eigener Projekte zu ermöglichen;

Kommunale Bildungslandschaften zu einem dauerhaften Zusammenspiel von Jugendver-bänden und anderen Akteuren vor Ort strukturell weiterzuentwickeln;

Kommunale Bildungslandschaften dahingehend zu verändern, dass sie sich stärker an den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen ori-entieren und Mitbestimmung zulassen.

"Jugendringe und Jugendverbände sind relevante Akteure in den Kom-munalen Bildungslandschaften. Sie können dazu beitragen, non-formale Bildung für Kinder und Jugendliche erlebbar zu machen und junge Men-schen an der Gestaltung von Bildungslandschaften umfassend zu betei-ligen", sagte Roland Mecklenburg, Vorsitzender des Landesjugen-drings NRW.

Basierend auf den Erfahrungen des Projektes sehen die Stadt- und Kreisjugendringe und der Landesjugendring NRW nach wie vor konkre-ten Handlungsbedarf. So fehle es an der Beteiligung von jungen Men-schen und verbindlichen Strukturen zur Mitwirkung der öffentlichen und freien Träger der Jugendarbeit in den Regionalen Bildungsnetzwerken. Wünschenswert sei eine bessere Koordination der Jugendhilfeplanung sowie der Schulentwicklungs- und Bildungsplanung. Des Weiteren be-darf es einer Fortschreibung der Fi-nanzierungsposition "Kommunale Bildungslandschaften" im Kinder- und Jugendförderplan des Landes NRW, um eine bessere Koordinie-rung und Vernetzung schulischer und außerschulischer Bildungsak-teure zu gewährleisten.

LJR, 19.5.2016

Alles rechtens?! Öffentliche Filmvorführung

Dass man zur öffentlichen - auch nichtgewerblichen - Vorführung von Filmen das entsprechende Vorführrecht benötigt, sollte mittlerweile bekannt sein. (Bei Nachholbedarf siehe unsere Arbeitshilfe unter www.lag-kath-okja-nrw.de/filmvorfuehrungen.).

In letzter Zeit gab es wieder Anfragen von Einrichtungen, die Filme ein-gesetzt hatten und nach der Veranstaltung schriftlich aufgefordert wur-den, ihre Vorführlizenz zu belegen. Hinter diesen Anfragen stehen in der Regel die Interessenvertreter*innen der Rechteinhaber*innen.

Die Hauptabteilung Medien und Kommunikation des Erzbistums Köln bietet nun allen Rat und Hilfe an, die nicht wissen, wie sie auf eine solche Anfrage zu reagieren haben.

Grundsätzlich raten wir allen dringend davon ab, Filme öffentlich zu zei-gen, bei denen man/frau nicht sicher ist, ob die Vorführung rechtmäßig ist. Im Zweifelsfall hilft auch hier die EBK-Abteilung gerne weiter.

Ebenso gilt es bei der Bewerbung einige Punkte zu beachten, allen voran das Außenwerbeverbot. Näheres hierzu findet sich hier als pdf-Datei (148 KB): www.erzbistum-koeln.de.

EBK/Hauptabteilung Medien und Kommunikation, 13.6.2016

Impulse und praktische Anregungen Neue Schriftenreihe der Jugendseelsorge im EB Köln

Mit einem 'Impuls' und einer 'Praxishilfe' startet die neue Reihe Schriften der Jugendpastoral im Erzbistum Köln. Den Anfang machen ein geist-lich-theologischer Impuls zur Begründung der Jugendarbeit im Seelsor-gebereich sowie eine Praxishilfe zum Thema Beten in der Offenen Ganz-tagsschule.

Die Praxishilfe ‚Gott zu Tisch‘ bietet ausgewählte Gebete, Lieder und Anregungen für das Beten am Mittagstisch im schulischen und päda-gogischen Alltag. Ein theoretischer Impuls führt in das Thema ein. Zu-sammengestellt und erläutert haben die Materialien Elisabeth Wes-sel und Christoph Köster von der Abteilung Jugendseelsorge im Erzbistum Köln. Für die Anleitung zum Thema 'Beten mit Händen und

Füßen' hat ihr Kollege Jonas Dickopf völlig neue Figuren gezeich-net.

Die Ausführungen von Christoph Köster im Impuls ‚Jugendar-beit muss dort stattfinden, wo Jugendliche sind‘ stellen in erster Linie eine geistliche Vergewisserung dar, warum christliche Ju-gendarbeit vor Ort, im Lebensraum der Jugendlichen, stattfin-den muss. Der Impuls will aus der Perspektive des Glaubens an einen liebenden Gott verdeutlichen, warum und mit wel-chem Selbstverständnis sich Kirche für und mit jungen Men-schen engagieren soll.

Mit der neuen Schriftenreihe erhalten die Veröffentlichungen der Abteilung Jugendseelsorge im Erzbistum Köln ein neues, einheit-liches Design. Die einzelnen Hefte werden in einer begrenzten Auflage gedruckt und stehen auf www.kja.de als E-Book zum On-line-Lesen oder als PDF zum Download bereit.

Dieter Boristowski, 1.6.2016

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OKJA besser sichtbar machen! Hochschulen und öffentliche Träger kooperieren

Der "Kooperationsverbund Offene Kinder- und Jugendarbeit" hat sich am 4. März 2016 an der Frankfurt University of Applied Sciences (Frank-furt UAS) gegründet. Ziel des Kooperationsverbundes ist die bessere Sichtbarkeit, Darstellung und Vertretung der "Offenen Kinder- und Ju-gendarbeit", insbesondere auf Bundesebene. Zudem wollen die Gründungsmit-glieder, bestehend aus Hochschulen und Trägern, eine bundesweite Platt-form für die Auseinander-setzung, Diskussion und Weiterentwicklung der "Of-fenen Kinder- und Jugend-arbeit" in Deutschland schaffen.

Aus Sicht der Gründungs-mitglieder steht die "Offene Kinder- und Jugendarbeit", die v.a. die Arbeit in Ju-gendzentren, -häusern so-wie -bildungseinrichtungen betrifft, vor großen fachli-chen und politischen Her-ausforderungen, die eine bundesweite Debatte und einen fachlichen Austausch zwischen Wissenschaft, Ausbildung, Praxis und Politik erfordern. Zudem ist sie sowohl bei bundesweiten Veranstal-tungen als auch in den zentralen Bundesgremien bislang nicht entspre-chend ihrer Bedeutung und Größe oder nur indirekt vertreten.

Der Kooperationsverbund ist offen für alle, die sich der "Offenen Kinder- und Jugendarbeit" verbunden fühlen. Beim zweiten bundesweiten Fach-kongress Kinder- und Jugendarbeit, der vom 26. bis 28.9.2016 an der Technischen Universität in Dortmund stattfindet, wird sich der Koope-rationsverbund vorstellen.

Die "Offene Kinder- und Jugendarbeit" ist ein Bereich der professionellen Sozialen Arbeit/Sozialpädagogik. Die offene Arbeit begleitet und fördert die Bildung von Kindern und Jugendlichen in der Gesellschaft und eröff-net ihnen die Mitgestaltung und Mitbestimmung gesellschaftlicher Pro-zesse. Sie bietet offene, gestaltbare Räume an, in die Kinder und Ju-gendliche ihre Themen und Anliegen einbringen. Die Offene Kinder-und Jugendarbeit eröffnet vielfältige Möglichkeiten, Aufgaben und Verant-wortung für sich und andere zu übernehmen. Kinder und Jugendliche erfahren hier Anerkennung und demokratische Gemeinschaft und wer-den zu sozialem und politischem Engagement ermutigt. Die Offene Kin-der- und Jugendarbeit richtet sich an alle Kinder und Jugendlichen. Sie leistet einen Beitrag zur Begegnung, zur gleichberechtigten Teilnahme und Teilhabe und Vermeidung von Ausgrenzung.

Am Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit der Frankfurt UAS ist der Schwerpunkt "Bildung und Erziehung" im Studiengang Soziale Arbeit B.A. fest verankert. Er befasst sich mit dem Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen in Familien und Institutionen. Grundlegende Orientierung zur Ausrichtung des Studienangebotes ist die Verwirklichung des Rech-tes eines jeden jungen Menschen auf Förderung seiner Entwicklung und auf Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit.

Frankfurt University of Applied Sciences, 16.3.2016

Eine halbe Mio. € für Flüchtlingsprojekte Weitere Bedarfsdeckung

Ende April konnte die Arbeitsgemein-schaft Offene Türen in NRW e.V. - AGOT-NRW mit ihrem Projekt "Unter-stützung und Weiterentwicklung von An-geboten der Offenen Kinder- und Jugendarbeit in Nordrhein-Westfalen für Neuzuwander*innen und Geflüchtete - Feuerwehrtopf" von den ins-gesamt 150 eingegangenen Anträgen 62 mit einem Gesamtvolumen von über 300.000 € bewilligen (siehe Bericht in Offen 3-4/2016). Die Freude der AGOT-Mitglieder war groß, als Anfang Mai das Land NRW weitere Mittel zur Verfügung stellen konnte, nachdem es von dem enormen Mehrbedarf erfahren hatte.

Somit konnten weitere 35 Einrichtungen in die Lage versetzt werden, ihre Projekt/e-Planungen Wirklichkeit werden zu lassen: nahezu 200.000 € machten dies möglich. Die insge-samt 97 bewilligten Projekte verteilen sich auf 48 Kom-munen/Kreise in ganz NRW wie in der Karte er-sichtlich.

" * " (Sternchen) statt " I " (I wie Ida) Last not least

Liebe LeserInnen: Mit dieser Ausgabe bricht die Redaktion von Offen mit einer über 25-jährigen Tradition: Die Überschrift verrät das Ansinnen. Es ist begründet in dem Zeitgeist, der das Binnen-I als ein (manchmal pro-vokatives und/oder marktschreierisches) Auf-Sich-Aufmerksam-Machen versteht.

Von den Möglichkeiten

Pärchennennung lange Texte werden noch länger …

(innen) das Weibliche wird eingeklammert,

/innen oder /-innen das Weibliche ist ein Anhängsel,

_innen Unterstriche stammen aus der Dateibennung …

*innen neben der weiblichen und männlichen Form wer-den auch Menschen, die sich nicht klar einem Geschlecht zuordnen, angesprochen

spricht die letztere Variante wohl die meisten Menschen an. Und au-ßerdem: das Rechtschreibprogramm spielt mit und trennt sogar an den richtigen Stellen.

Liebe Leser*innen,

wir hoffen damit auch Ihren Lese-Nerv richtig zu treffen und wün-schen weiterhin lesefreundliche Momente mit Offen!

Gründungsmitglieder des Kooperationsver-bundes sind:

Martin Bachhofer, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Jugendfrei-zeitstätten Baden-Württemberg e.V.

Prof. Dr. Ulrich Deinet, Hochschule Düsseldorf, Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften

Ulrich Kötter, Abteilungsleitung Ju-gendförderung der Stadt Hamm

Prof. Dr. Holger Schmidt, Fachhoch-schule Dortmund, Fachbereich Ange-wandte Sozialwissenschaften

Prof. Dr. Larissa von Schwanenflü-gel, Frankfurt University of Applied Sci-ences, Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit

Moritz Schwerthelm, Universität Ham-burg, Fakultät für Erziehungswissen-

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Multimedial Jugendstudie 1: Generation What?

"Generation What?" ist ein Multimedia-Projekt. Zentrales Element ist die interaktive Webseite unter www.generation-what.de mit einem 149 Fra-gen umfassenden Fragebogen. Als besonderes Feature kann man dort laufend die Antworten der bisherigen Teilnehmenden sehen und sich so mit anderen jungen Menschen vergleichen.

"Generation What?" ist ein multimediales Projekt von 16 Sendeanstalten aus 12 Ländern Europas mit dem Ziel, die größte Jugendstudie Europas zu erstellen. Sie wurde entwickelt, um Nutzer*innen mit Hilfe eines spie-lerischen und interaktiven Fragebogens dazu anzuhalten, über sich selbst zu sprechen und ihre Meinung zu äußern. Wie leben die 18-34-Jährigen von heute - was denken sie, welche Ziele, Wünsche, Hoffnun-gen und Ängste haben sie?

Sender und Produzenten haben bei der Erstellung des Fragebogens eng mit einem Team von Soziologen zusammengearbeitet. In Deutschland wird das Projekt vom renommierten Sinus Institut begleitet. Die Studie soll insbesondere Antworten bezüglich der Werte und Ansichten der Nut-zer zu unterschiedlichsten Themenbereichen wie Europa oder Familie liefern. Als Teil einer auf sechs Monate ausgelegten Kampagne soll diese Website einen Einblick in die facettenreiche junge europäische Ge-neration von heute ermöglichen. Die Ergebnisse dieser Studie werden ab dem Frühjahr 2016 drei Jahre lang auf der Website veröffentlicht und bis Frühjahr 2017 in Echtzeit aktualisiert.

Generation What? besteht aus drei Bereichen:

Einem Online-Fragebogen, der mit Hilfe renommierter Soziologen er-stellt wurde. Um die Ergebnisse vergleichen zu können, werden in allen teilnehmenden Ländern dieselben Fragen gestellt.

Einem Porträt der jungen Menschen in Deutschland. Dieses besteht zum einen aus Video-Interviews, die im Vorfeld der Befragung aufge-nommen wurden, zum anderen aus den statistischen Ergebnissen des Online-Fragebogens, die laufend in Echtzeit aktualisiert und am Ende der Befragung in Deutschland von den Soziologen des Sinus Instituts ausgewertet werden.

Einem Porträt der jungen Menschen in Europa – bestehend auch hier aus Video-Interviews mit jungen Leuten aus den teilnehmenden Län-dern sowie Echtzeit-Daten aus der Online-Befragung. Falls Dich ein Land besonders interessiert, kannst Du die Ergebnisse bequem via

Klick auf unsere Europakarte aufrufen. Eine Infografik ermöglicht darüber hinaus einen Vergleich der Antworten auf europäischer

Ebene.

Um ein Porträt der Generation der 18-34-Jährigen zu zeichnen, wird bei der Studie ein dreistufiger Ansatz verfolgt:

quantitativ, mit den Ergebnissen des Fragebogens: Alle Antworten auf die 149 Fragen werden in Echtzeit gespeichert und ausgewertet. Der Vergleich der Antworten kann jederzeit aktuell abgerufen werden. Das heißt, dass die Antworten und Ergebnisse stetig variieren kön-nen.

qualitativ, mit dokumentarischen Video-Interviews: Der Fragenbogen lässt sich in 21 Themenbereiche unterteilen, die von der Meinung zur Wirtschaftskrise, über Liebe, die Beziehung zu den Eltern bis hin zum Sozialverhalten reichen. Zu jedem Thema wurde ein Video im Stil ei-ner Dokumentation gedreht. Die Videos zeigen 18-34-Jährige bei der Beantwortung von Fragen zum jeweiligen Thema - ihre Reaktionen, ihre Zweifel, ihre Überzeugungen. Gleichzeitig werden die Aussagen in den Videos mit Daten aus dem Fragebogen ergänzt.

komparativ, durch die Vergleichbarkeit innerhalb Deutschlands und der teilnehmenden Länder Europas.

Zur Vervollständigung des Porträts werden die Teilnehmer*innen nach den ersten 30 Fragen der Umfrage dazu aufgerufen, ihre persönliche Definition der jungen Generation zu geben und sie in einem Wort zu be-schreiben - sozusagen als Alternative zu den bisher gebräuchlichen Be-griffen "Generation Y", "Generation Facebook" oder "Generation End-game". Einzige Vorgabe ist, dass die Definition aus maximal 25 Zeichen bestehen darf.

Erreichbarkeit der "lebendigen" Studie unter www.generation-what.de www.generation-what.de.

Geschlechtergerechtigkeit? Studie 2

Die Gleichberechtigung von Männern und Frauen gehört zu den Grund-normen moderner Gesellschaften. Die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung ist dabei traditionell ein zentrales Projekt progressi-ver politischer Kräfte. Angesichts des demografischen Wandels, der in vielen Industrieländern zu beobachten ist, hat Familien- und Geschlech-terpolitik auch an wirtschafts- und bevölkerungspolitischer Bedeutung gewonnen. Vor diesem Hintergrund sind in den vergangenen Jahren – mitunter durch Bündnisse über politische Lager hinweg – erhebliche Fortschritte erzielt worden.

Allerdings formieren sich sowohl in Deutschland als auch in vielen ande-ren Ländern (neue) konservative und rechtspopulistische Kräfte gegen eine fortschrittliche Geschlechter- und Familienpolitik. Das sogar in Län-dern, in denen die Errungenschaften im Feld der Geschlechtergerechtig-keit längst gesellschaftlicher Konsens zu sein schienen.

Die Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung trägt Erfahrungen und aktuelle familien- und geschlechterpolitische Diskurse aus neun Ländern zusam-men. Damit liegt ein breiter Überblick vor, der Ansätze und Debatten der jeweiligen Länder in Berichten aufbereitet und vergleichbar macht.

Die Studie ist unter www.library.fes.de als pdf-Datei (ca. 600 KB) down-loadbar.

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Wie ticken Jugendliche? Jugendstudie 3: SINUS

Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und die Ar-beitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz (afj) gehören zu den Auftraggebern der SINUS-Jugendstudie. Daneben beteiligten sich auch die Bundeszentrale für politische Bildung, die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung und der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen - Akademie an der Durchführung der Studie. Wie in beiden Vorgängerstudien 2008 und 2012 zeigt sich auch 2016, dass es die Jugend nicht gibt. Die qualitative Untersuchung des SINUS-Instituts identifiziert sieben unterschiedliche Lebenswelten von Jugendli-chen und geht auf die großen soziokulturellen Unterschiede zwischen ihnen ein.

Sie ging in diesem Jahr empirisch den Fragen nach: Wie leben und erle-ben Jugendliche ihren Alltag? Wie nehmen sie die historischen und heu-tigen Verhältnisse in Deutschland und in der Welt wahr? Was stiftet für sie Sinn? Welche Lebensentwürfe verfolgen sie? Welche Rolle spielen Mobilität, Nachhaltigkeit und digitale Medien in ihrem Leben?

Die Ergebnisse bilden die Vielfalt der Perspektiven jugendlicher Lebens-welten ab und kommen dabei zu dem Fazit: Religiöse Toleranz ist als soziale Norm gefestigt, die Frage nach der ökologischen Zukunft des Planeten hochrelevant und dauerhafte Liebesbeziehung stellen ein wei-terhin wichtiges Lebensziel dar. In den Themenbereichen Religion, Nachhaltigkeit sowie Liebe und Partnerschaft bestätigt sich das in der aktuellen SINUS-Studie gezeichnete Bild einer auf Gemeinsamkeit be-dachten und werteorientierten Generation."

Hier einige wichtige Ergebnisse im Detail:

Mit religiöser Vielfalt leben:

"Das Interesse für Sinnfragen ist bei Jugendlichen weiterhin groß. Die Bindung an eine Glaubensgemeinschaft steht für sie allerdings im Hin-tergrund, vielmehr ist es wichtig, dass Religion Menschen verbindet und Sinn stiftet", so Bianka Mohr, Leiterin der Arbeitsstelle für Jugendseel-sorge der Deutschen Bischofskonferenz. Die Studie arbeitet weiterhin heraus: Jugendliche, die keiner Glaubensgemeinschaft angehören, neh-men diese als interessant wahr. Für jugendliche Angehörige einer Glau-bensgemeinschaft ist es kein Thema, diese zu verlassen. Vor allem christliche Jugendliche unterscheiden zwischen persönlichem Glauben und der religiösen Institution, während die Religion für die muslimischen Befragten auch für ihr Selbstverständnis eine tragende Rolle spielt.

Religiöse Toleranz ist ein Wert, der in allen Lebenswelten hochgehalten wird. Jugendliche sind zunehmend mit religiöser Vielfalt im Freundes-kreis und im weiteren Umfeld konfrontiert, die Akzeptanz dieser Vielfalt gehört für sie zum Alltag. Ein gemeinsamer Wertekanon ist ihnen wichtig, religiöse Begründungen für Einstellungen, die sie als intolerant wahrneh-men, werden von den Jugendlichen nicht akzeptiert. Auch religiöse Be-gründungen für Gewalt und Terror werden von allen Jugendlichen verur-teilt. "Wir haben uns an der Studie beteiligt, weil es uns wichtig ist, zu wissen, woran wir anknüpfen können", fasst Mohr zusammen. "Kirchli-che Jugendarbeit will jungen Menschen dienen und helfen zu erkennen, wie Leben gelingen kann. Dieses Angebot richtet sich an alle Jugendli-chen und nicht nur an die, die ohnehin eine Anbindung an die Kirche haben.

Zusammenhänge kennen, nachhaltig handeln

Die Frage nach der ökologischen Zukunft des Planeten ist für Jugendli-che hochrelevant. Es ist ein allgemein geteilter Wert, dass die Umwelt zu schützen ist. Beim Klimawandel sind gerade die Jugendlichen aus Le-benswelten mit geringerer formaler Bildung eher skeptisch, auch weil die eigene Erfahrung etwa von kühlen Sommern dem prognostizierten glo-balen Trend widerspricht.

Aus der Studie geht das hohe Interesse von Jugendlichen an Fragen nach Umweltschutz und Klimawandel ebenso hervor wie das Fehlen von konkreten Handlungsmöglichkeiten, das die Jugendlichen auch selbst als Mangel wahrnehmen. "Viele würden sich gern engagieren, wissen aber nicht, wo und wie sie wirksam handeln können", so BDKJ-Bundes-vorsitzender Wolfgang Ehrenlechner. "Mit diesem Ergebnis sehen wir uns in unserem Engagement für Nachhaltigkeit und der Bewahrung der Schöpfung bekräftigt. Angebote können wir jetzt noch besser auf die Be-dürfnisse der Jugendlichen zuschneiden." Der BDKJ wolle Jugendliche mit Aktionen und Engagementmöglichkeiten für aktiven Umweltschutz gewinnen.

Auch in Bezug auf den Kritischen Konsum, also das Hinterfragen der eigenen Konsumentscheidungen, liefert die Studie wichtige Ergebnisse: Jugendliche verbinden mit der Frage nach fairer Produktion vor allem die Frage nach Kinderarbeit. Diese wollen sie eigentlich auf keinen Fall un-terstützen. Allerdings sehen sie auch hier wenig konkrete Handlungs-möglichkeiten für sich, denn Siegeln begegnen sie eher skeptisch und die Konsumwünsche und finanziellen Möglichkeiten stehen dem Ziel, fair zu konsumieren, oft entgegen. Jugendliche sind dann für fairen Konsum zu gewinnen, wenn sie das Gefühl haben, mit ihrer Kaufentscheidung etwas bewirken zu können.

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"Es freut uns sehr, dass die Themen Umweltschutz, Kli-mawandel und faire Arbeitsbedingungen bei den Jugendli-chen schon so weit angekommen sind", stellt Ehrenlechner fest. "Der Bedarf nach mehr Informati-onen über globale Zusammenhänge sowohl beim Thema Klimawandel als auch beim Thema Kritischer Konsum ist für uns ein wert-volles Ergebnis, das wir für unsere politi-sche Arbeit und für weitere Bildungsan-gebote nutzen wer-den."

Bindung statt Beliebigkeit

Beziehung ist ein wichtiges Thema für Jugendliche, dem sie sich vorsich-tig annähern. Sie betrachten eine Liebesbeziehung als etwas Großes und Exklusives, dem sie auch gewachsen sein wollen. Wechselnde Part-nerschaften und unverbindliche Beziehungen sind bei den meisten Ju-gendlichen über alle Lebenswelten hinweg schlecht angesehen. "Wir se-hen uns damit in unserer Forderung nach Wertschätzung der Beziehun-gen von Jugendlichen bestätigt, denn die Studie zeigt uns, dass auch Jugendliche das Thema ernst nehmen, auch lange bevor sie an eine Eheschließung denken", kommentiert BDKJ-Bun-desvorsitzender Wolfgang Ehrenlechner die Studien-ergebnisse.

Unterschiede gibt es aber sehr wohl bei den Vorstel-lungen der Jugendlichen, wann eine Familiengrün-dung angestrebt wird: Ju-gendliche aus Lebenswel-ten mit traditioneller Wer-torientierung streben eine frühe Familiengründung an. Adaptiv-Pragmatische Jugendliche wollen zuerst wirtschaftlich auf eigenen Beinen stehen, während in den postmodernen Milieus eine Familiengründung in eine noch nicht geplante Zukunft verschoben wird.

"Leistung" findet

Anerkennung

Ebenso gibt es Unterschiede bei der Frage nach den Rollen in einer Be-ziehung: Je höher der Grad an formaler Bildung ist, desto eher wird eine Beziehung angestrebt, bei der beide auf gleicher Augenhöhe agieren. Je traditioneller die Wertorientierung ist, desto eher werden in einer Bezie-hung auch Kompromisse eingegangen, das Paar über das Individuum gestellt und (Lebens-)Pläne aufeinander abgestimmt.

"Dauerhafte Beziehung bis zu Ehe und Familie sind ein wichtiges Le-bensziel für Jugendliche. Kirche muss sie auf dem Weg dahin unterstüt-zen", erklärt Bianka Mohr, Leiterin der afj. "Die Wertorientierung der Ju-gendlichen aus den verschiedenen Lebenswelten prägt auch ihre Bezie-hungen", fasst Ehrenlechner die Ergebnisse zusammen. "Wir werden uns darum weiterhin dafür einsetzen, dass die Kirche nicht nur die Men-schen aus traditionell orientierten Lebenswelten anspricht. Beziehungen müssen als wertvolle Verwirklichung von gegenseitiger Liebe geschätzt werden."

Weiteren Themenschwerpunkte:

Flucht und Asyl, Nation und Nationalität sowie Geschichtsbilder als auch digitale Medien und digitales Lernen, Geschichtsbilder, Nation und Na-tionalität, Flucht und Asyl sowie Mobilität.

Weiterführende Materialien und Links zur SINUS-Studie 2016 stehen auf www.bdkj.de zur Verfügung. Dort kann auch die BDKJ-Broschüre "SI-NUS-Studie 2016 - Wie ticken Jugendliche" (pdf, 666 KB) bestellt oder direkt eingesehen werden.

Die vollständige Studie steht unter dem Titel "Wie ticken Jugendliche 2016? - Lebenswelten von Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren in Deutschland" auf der Webseite www.springer.com als Open Access (pdf 7,2 MB) zur Verfügung.

Bund der Deutschen Katholischen Jugend, 26.4.2016

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Bedburg wird sauber Unsere Titel(erfolgs)story

An der Aktion "Unsere saubere Stadt", zu der die Werbegemeinschaft Kaster/Königshoven e.V. und der Ortsbürgermeister Michale Lam-bertz aufgerufen hatten, beteiligten sich am 12. März 2016 insgesamt über 100 ehrenamtliche Helfer*innen aus verschiedenen Vereinen, Ver-bänden, Kindergärten und Parteien sowie Flüchtlinge und engagierte Bürger*innen aus Bedburg.

Unter ihnen zogen auch einige motivierte Kinder und Jugendliche aus dem Kinder- und Jugendzentrum POINT mit großen blauen Müllsä-cken und Handschuhen "bewaffnet" durch die Straßen des Ortsteils Bedburg-Kaster und sammelten den achtlos weggeworfenen Müll an Straßenrändern, in Gebüschen, auf Parkplätzen und auf Gehwegen ein.

"Ganz schön krass, was die Leute einfach so wegwerfen. Auch wenn direkt daneben ein Mülleimer steht" erklärte eine 15 jährige Teilnehme-rin. "Ich werde das auf jeden Fall nicht mehr machen!"

Säckeweise wurden an einem sonnigen Nachmittag über sieben Kubik-meter Müll in den bereitgestellten Containern entsorgt.

Im Anschluss an die erfolgreiche Aktion wurden die jugendlichen Hel-fer*innen für ihr soziales Engagement mit einem großen Pizza-Essen im Jugendzentrum POINT belohnt.

Ein toller Nachmittag, bei dem die Ehrenamtler*innen sich einig waren: nächstes Jahr sind wir wieder dabei!

Beide Artikel:

Julia Kintscher, Leiterin der Caritas Offenen Jugendarbeit in Bedburg; in: Caritaszeitung 1/ 2016

"Gras- Parcours" – Cannabisprävention Bedburg zum Zweiten

Vom 15. bis 19. Februar fand erstmals der interaktive "Gras-Parcours" zum Thema "Cannabis" am Silverberg-Gymnasium in Bedburg statt.

Die Caritas Offene Kinder- und Jugendarbeit in Bedburg hat gemein-sam mit der Stadt Bedburg, der Drogenhilfe Köln GmbH, der Rhein-flanke und den weiterführenden Schulen den bisher bundesweit einma-ligen Parcours entwickelt und in Kooperation sehr erfolgreich umgesetzt.

Die Schüler*innen der achten Klassen wurden im Laufe einer Woche über die oft unterschätzte Einstiegsdroge Cannabis informiert und konn-ten sich an fünf Stationen mit den möglichen Folgen, Gefahren und Aus-wirkungen dieser Droge auseinandersetzen.

Gerade weil die Droge in anderen Ländern "geduldet" wird und dies auch in Deutschland oft öffentlich zur Diskussion steht, wird das Rauschmittel verharmlost. Die einzelnen Stationen des Parcours zeigten den Schü-ler*innen jedoch, dass Cannabiskonsum schwerwiegende Folgen mit sich bringen kann. Im "Gras-Kino" erzählten Cannabis-Abhängige in Kurzfilmen über ihre Sucht und die Auswirkungen auf ihren Alltag. Bei einer weiteren Station, dem "Bilderrätsel", sollten die Schüler*innen in-formative Texte den passenden Bildern zuordnen. Dieses Wissen konnte anschließend beim "Gras-Quiz" von Nutzen sein. In einer interaktiven Talkshow übernahmen die Jugendlichen festgelegte Rollen und vertra-ten unterschiedliche Meinungen zum Thema Kiffen. An der fünften Sta-tion erhielten die Schüler*innen durch das Tragen einer Drogenbrille die Möglichkeit, die Einschränkungen der Motorik und Wahrnehmung beim Cannabiskonsum nachzuempfinden. Das Fangen eines Balls oder das Halten des Gleichgewichts auf einem Balancebrett wurde mit Tragen der Drogenbrille zur Herausforderung.

Der "Cannabis- Parcours" wird zukünftig jedes Schuljahr für die ach-ten Klassen in Bedburg durchgeführt.

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"Einander auf Augenhöhe begegnen" Flüchtlingsarbeit im Begegnungscafé

Den Anspruch, einander auf Augenhöhe zu begegnen, löst die ehren-amtliche Initiative des Flüchtlingsnetzwerks Pulheim u.a. mit ihrem wö-chentlichen Begegnungscafé voll ein.

Als ich das Caritas-Jugendzentrum POGO in Pulheim in unmittelbarer Nachbarschaft einer mit 80 Personen belegten Flüchtlingsunterkunft am Mittwochmorgen betrete, werde ich sofort herzlich von einer multinatio-nalen Schar begrüßt. Als erstes serviert mir ein aserbaidschanischer Be-sucher einen Kaffee, "Möchten Sie Milch und Zucker"? ertönt gut gelaunt seine Frage in gutem Deutsch mit sympathischem Akzent. Die Café-Be-sucher*innen aus einer Vielzahl an Ländern helfen hier mit, erzählen von sich und widersprechen vollständig dem Bild von Menschen mit Migrati-onshintergrund, die unter sich bleiben wollen.

Natürlich gibt es auch diejenigen, die einfach nur genießen, die Unter-kunft einmal verlassen und hier Billard oder Kicker spielen zu können. Der Treff bietet etwas Abwechslung von der Tristesse und Langeweile, die entsteht, weil etwa noch kein Integrationskurs besucht werden kann und ohne Asylstatus keine Arbeit angenommen werden darf. Außer eini-gen Männern verschiedensten Alters kommen auch ein paar Frauen mit ihren Kindern vorbei, die das angebotene Eltern-Kind-Spielangebot nut-zen möchten. Von Seiten des Flüchtlingsnetzwerks und der Nachbar-schaft sind regelmäßig rund zehn oder mehr Personen da, die ein offe-nes Ohr haben, übersetzen, bei Problemen schnelle Hilfe anbieten oder vermitteln uvm.. Sozialarbeiter Hans, der sich seit 40 Jahren bei der Kirche engagiert, berichtet von seinem just genehmigten Garten-Pro-

jekt, das die Geflüchteten demnächst bei sinnvoller Tätigkeit einbin-den wird. Viele freuen sich schon, dass sie ein städtisches Grund-

stück mit Nutzpflanzen bewirtschaften dürfen.

In allen Sitzecken und an der Theke der Offenen Tür gibt es gemischte Gruppen, die sich lebhaft unterhalten. Ich nehme Platz in einer Sesselecke, alle stellen sich kurz vor, Herkunft, Alter, wie lange sie hier sind. So bekomme ich einen ersten Eindruck, was diese Menschen vor und auf ihrer Flucht mitgemacht ha-ben, und was sie derzeit beschäftigt. Kaum dass ich mich versehe, über-setze ich gemeinsam mit der Ehrenamtlichen Karin Grewe das Anliegen eines Syrers an die Deutsche Botschaft in Aleppo, die seine arabische Mailnachricht nicht lesen konnte, ins Englische. Karin Grewe ist schon eine Weile mit Freude dabei, und man merkt, wie gut es den regelmäßi-gen Besucher*innen tut, hier verlässlich auf Verständnis und Freundlich-keit zu stoßen. Für mich ist es ein gutes Gefühl und im Grunde ziemlich einfach, ein wenig zu helfen. Manche Probleme sind da schon komple-xer: Ein sehr begabter Fliesenleger, bisher noch ohne Deutschkennt-nisse, zeigt mir einen Prospekt mit seinen außergewöhnlich schönen Mo-saiken - er erhofft sich Aufträge über meine Zeitung zu bekommen.

Auch die Rettung der kleinen Familie des Syrers aus der zerbombten Stadt ist schwierig, obwohl sie schon genehmigt scheint, denn der Kon-takt ist abgerissen, da der Frau das Handy gestohlen wurde. Aber er ist zäh und schaltet eine Bekannte ein; täglich ist er nach Düren gefahren, um endlich das Interview mit der Ausländerbehörde führen zu dürfen. So hat er verhältnismäßig schnell einen Pass bekommen. Jetzt besucht er viermal die Woche einen Deutschkurs, schließlich will er schnell wieder als Konditor eine Anstellung finden, um seine Familie ernähren zu kön-nen.

Sehr dankbar ist der aserbaidschanische Asylbewerber einer Ehrenamt-lichen mit türkischen Wurzeln für ihr Einspringen. Für den kommenden Tag hatten sie für seine Ehefrau bereits in der Vorwoche eine Begleitung zum Frauenarzt vereinbart, da sie über ständige Schmerzen klagte. Ohne die Hilfe bei der Verständigung hätte sie den wichtigen Termin schon aus Unsicherheit und Scham nicht wahrgenommen. Beeindruckt bin ich von dem großen Engagement der Ehrenamtlichen, die sich oft neben eigenen Jobs und Kindererziehung hier und allgemein im Flücht-lingsnetzwerk einsetzen und wirklich Integration leben!

Angefangen hatte alles mit einem Aufruf beim Flüchtlingsfest auf dem Gelände des Jugendzentrums im Sommer 2015, wie die Ansprechpart-nerin beim Begegnungscafé, Verena Szebel, Mutter eines anderthalb-jährigen Sohnes, berichtet. Die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mit-arbeiter der Offenen Jugendarbeit der Caritas hätten ihnen am Anfang sehr geholfen und der Initiative einen sicheren Rahmen geboten. Die So-zialarbeiter konnten anfängliche - z.B. rechtliche und institutionelle - Fra-gen klären. Schließlich konnte das Netzwerkteam die Treffs alleine durchführen, die Fachkräfte sind aber immer greifbar. Natürlich durfte den eigentlichen Besuchern der POGO, den Kindern und Jugendlichen, nichts weggenommen werden, erklärt Saskia Fries-Neunzig als Leiterin der Jugendarbeit, aber hier läuft die Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamt vortrefflich. Hinzu gekommen ist noch die Montags-POGO, als Treff für erwachsene und heranwachsende Männer und Frauen am Abend, auch eine für Kinder unkritische Zeit.

Verena Szebel betont, das Thekenteam des Begegnungscafés freue sich jederzeit über weitere Helferinnen und Helfer, die Freude an der Mit-arbeit haben. "Einfacher geht es nicht, in Kontakt mit den neuen Nach-barn zu kommen", lacht sie.

Barbara Albers in: Caritaszeitung 1/ 2016

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Traumhaft: Universität und OKJA? Was wird denn hier gespielt?

"Heutzutage braucht jeder eine Berufsausbildung - auch unsere Träume. Ob nun auf dem Weg zum schönsten Tagtraum oder schlimmsten Alb-traum - neun hoffnungsvolle Träume machen sich auf zur R(apid)- E(ye)-M(ovement)-Universität, der besten und entspanntesten Ausbildungs-stätte für Träume. Begleitet werden sie von zwei ganz besonderen Pro-fessoren und einem Medium. Reservieren Sie heute noch ihr Ticket für den Traumexpress, schnappen Sie sich Ihr bequemstes Kissen und tau-chen Sie in unsere verrückte Traumwelt ein."

So wirbt das inklusive Ensemble „All Inklusive!“ des Cafe Leichtsinn in Bergisch Gladbach für ihr aktuelles Theaterstück.

Cafe Leichtsinn, 13.6.2016

Der (interne) Link des Monats www.donboscoclub.de/dbc/

O-Ton "Differenzen und Konflikte möglich!"

"Niemand wird zum Besuch der Einrichtung oder der Teilnahme an einer Aktion gezwungen. (…) Die Herausforderung in der Offenen Arbeit mit Jugendlichen besteht darin, einen sozialen Raum zu gestalten, in dem ein gewaltfreier und produktiver Umgang mit Differenzen und Konflikten möglich ist."

Aus dem Konzept des Jugendtreff St. Josef, Grevenbroich

Was soll das?

Hier steht alles!

Page 10: Offen 7-9 - 2016

Impressum

Herausgeberin:

Landesarbeitsgemeinschaft Katholische Offene Kinder- und Jugendarbeit Nordrhein-Westfalen (LAG Kath. OKJA NRW)

Am Kielshof 2 51105 Köln

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0221 - 899 933-20

E-Mail: [email protected]

Aktuelle Infos, Arbeitshilfen, (geldwerte) Impulse, wichtige Links, Hin-weise auf aktuelle Buchveröffentlichungen usw. finden Sie auf unserer Homepage: www.lag-kath-okja-nrw.de

Redaktion:

Norbert Hubweber (verantw. i.S.d.P.), Andrea Heinz, Anke Oskamp, Doris Reiß

Fotonachweis:

(soweit nicht aus dem Artikel ersichtlich)

Titel: Point, Bedburg Seite 6 St. Donatus, Aachen

Redaktionsschluss:

14. Juni 2016

nächste Ausgabe: September 2016

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Die Herausgabe dieser Zeitschrift ist gefördert aus dem Kinder- und Jugendförderplan des Landes NRW.